Nach einem blutigen Massaker an einer Schule in Stamford reisen Peter und Tony Stark zum Präsidenten, der für die gesamte Welt der Superhelden eine bedrohliche Nachricht bereithält: Jeder maskierte Held soll per Gesetz dazu gezwungen werden, seine Geheimidentität aufzugeben. Tony lüftet bereits bei seiner Audienz im weißen Haus sein zweites Ich, Peter alias Spider-Man hingegen ist davon gar nicht überzeugt. Mit großen Ängsten reist er zurück nach Hause, doch auch dort wird er darin bestärkt, der Welt zu zeigen, wer sich hinter dem Spinnenkostüm verbirgt. Und schneller als erhofft folgt auch schon eine Pressekonferenz, auf der die Wahrheit in die Öffentlichkeit kommen soll.
Die Geschichte des „Ghost Rider“ geht zurück bis ins Jahr 1972, als der Horror-Bereich auch vor der Comicwelt keinen Halt mehr machte. In der fünften Ausgabe des „Marvel Spotlight“ feierte die mittlerweile schon zur Legende gewordene Kreatur ihr Debüt und hielt sich über einige Mini-Serien schließlich beachtliche 81 Hefte lang. Jedoch schwand das Interesse am Höllenreiter mit dem brennenden Kopf fortan, und obwohl gleich mehrere Versuche gestartet wurden, ihm neues Leben einzuhauchen, schaffte es keines der Kreativteams aus dem Hause |Marvel|, ihn wieder neu auf dem Markt zu etablieren.
Nach dem letzten Rehabilitationsversuch 2002 entstand schließlich die Mini-Serie „Die Straße zur Verdammnis“, die parallel zum Kinostreifen mit Nicolas Cage im 26. Band von „100 % Marvel“ in den Handel gelangte. Die endgültig letzte Chance für den „Ghost Rider“?
_Story_
Die beiden Erzengel Daniel und Malachi sehen voller Furcht der Ankunft des mächtigen Dämons Kazann entgegen. Das personifizierte Grauen kündigt sich bereits seit längerer Zeit durch ein eigens hierfür erschaffenes Höllentor an und droht, das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle zu Ungunsten der kompromisslosen Engelsschar zu zerstören. Malachi entschließt sich daher, selber in die Hölle zu reisen, um den gefürchteten Ghost Rider für seine Zwecke zu gewinnen. Er verspricht ihm die Befreiung aus dem Höllenfeuer, wenn es ihm gelingt, Kazann aufzuhalten und ihn wieder an den Ort zurückzuschicken, aus dem er gekommen war.
Ohne Zögern willigt der Ghost Rider ein und begibt sich alsbald auf die Suche nach dem Dämon. Dabei stößt er auf einen weiteren Dämon, den schwergewichtigen Hoss, der ebenfalls Kazann jagt, gleichzeitig aber auch vor der Ausgesandten des Himmels, Ruth, flieht. Gemeinsam schlagen sich die Ausgeburten der Hölle zum Firmensitz von Gustav Industries durch, von wo aus Kazann in die Welt zurückkehren soll. Vom fanatischen Besitzer des Ölkonzerns in der Hoffnung unterstützt, nach seinem schweren Unfall endlich wieder laufen zu können, wenn er Kazann zur Machtergreifung verhilft, taucht der Dämon als grausame Bestie auf und setzt seine Pläne sofort um. Nun ist es an Hoss und dem Ghost Rider, schnellstmöglich einzugreifen und das Monster zu vernichten. Aber je näher der Ghost Rider der Kreatur kommt, desto stärker sind seine Zweifel an der Rechtschaffenheit seines Auftrags …
_Meine Meinung_
Ich für meinen Teil kann nur schwer begreifen, dass sich eine so faszinierende Gestalt wie der „Ghost Rider“ in all den Jahren nie hat durchsetzen können, schließlich besitzt er alle Eigenschaften, die ein einprägsamer, charismatischer Superheld erfordert – auch ganz ohne Superkräfte. Nun, wie auch immer, die letzte Chance ist ja noch nicht vertan, im Gegenteil, sie wird vom nordirischen Autoren Garth Ennis konsequent genutzt und präsentiert einen Ghost Rider in einem Rahmen, der wahrhaftig hollywoodreif ist. Die Geschichte mag zwar inhaltlich nicht so tiefgreifend sein, beinhaltet aber schlichtweg alles, was man von ihr erwartet, und das ist in erster Linie natürlich satte Action.
Von Beginn an geht es, im wahrsten Sinne des Wortes, heiß her: Der Ghost Rider fristet ein unglückliches Dasein in der Hölle und wünscht sich nichts sehnlicher als seiner neuen Heimat endgültig zu entkommen. Für den unter Druck gesetzten Erzengel Malachi ein gefundenes Fressen, denn schließlich geht er kein Risiko ein, wenn er den schier hilflosen Gefangenen erpresst; als Opfer ist der Flammenkopf nämlich für ihn wertlos. So startet das grausame Spiel, das die Erzengel mit dem „Ghost Rider“ treiben, wobei Letzterer sich naiv auf die Bedingungen der Himmelsboten einlässt, ohne zu wissen, welche konkreten Ziele sie verfolgen. Für ihn zählt nur die Freiheit, und hierfür ist er bereit, jeden Preis zu zahlen, ganz gleich, wie hoch er auch sein mag. Wie hoch er jedoch tatsächlich ist, das hätte er in seinen schlimmsten Träumen nicht erdacht – und diese Träume sind mitnichten süß.
Der Kampf zwischen Himmel und Hölle wird in „Die Straße zur Verdammnis“ kompromisslos und brutal ausgetragen. Ständig ist die Hauptfigur samt ihrem Bike in irgendwelche heftigen Gefechte verwickelt, wobei die Schergen der Ober- und der Unterwelt sich nicht darum scheren, welche Auswirkungen ihr Erscheinen auf Erden hat. Menschliche Opfer sind Mittel zum Zweck, besonders für die aus dem Himmel gesandte Ruth, was letztendlich natürlich ein Stück bittere Ironie mit sich bringt, wie im Übrigen auch die gesamte Handlung. Allgemein ist die Rollenverteilung nämlich recht eigenwillig; eine stets zu Gewalt bereite Engelsfrau, ein fettleibiger Dämon als Farmer verkleidet, ein machtbesessener Krüppel als Dämonenbeschwörer und zwei Erzengel, deren Philosophien beinahe ausschließlich von unterschwelliger Aggression und Misanthropie gezeichnet sind.
Doch ausgerechnet diese Charaktere sind es, die den 26. Band von „100 % Marvel“ zu einem ganz besonderen Ereignis machen und auch leichtfertig die (besonders zum Schluss) etwas zu flott erzählte Geschichte überbrücken. Außergewöhnlich und speziell ist „Ghost Rider“ nämlich beinahe ausschließlich wegen der Figuren, die sich in diesem finsteren Endzeitszenario bewegen, wohingegen der Inhalt zwar gerade im Bereich der Action fabelhaft ist, jedoch nun auf der Handlungsebene keine Überraschungen oder spezifisch neuen Ideen hervorbringt. Aber das muss auch nicht dringend sein, denn dieser Sammelband weiß auch mit anderen, insgesamt absolut vorzüglichen Qualitäten zu glänzen, auf denen aufbauend eventuell ja doch noch ein Relaunch der Serie zustande kommt. Ausgehend von dem, was Garth Ennis und Clayton Crain, der die Geschichte übrigens mit fantastischen Zeichnungen versorgt hat, in „Die Straße zur Verdammnis“ kreiert haben, wäre dies jedenfalls nur wünschenswert.
Gemeinsam mit der Klonspezialistin Dr. Mann und der Regierungsagentin 355 reist Yorick Brown durch die Staaten, um nach Möglichkeiten zu suchen, das endgültige Aussterben des männlichen Lebens zu verhindern. Nach der verheerenden Katastrophe an jenem Sommertag, an dem mit einem Mal alle Männer dieser Erde bis auf Yorick einer Seuche zum Opfer fielen und anschließend starben, liegt das Schicksal der Welt in seinen Händen und in denen seines kleinen Äffchens Ampersand, dem zweiten verbliebenen männlichen Wesen auf dieser Erde.
Über Bestechungen, Trickserei und einen Überfall landet das Trio in einem merkwürdigen Städtchen in Ohio, das auch vor der Seuche ausnahmslos von Frauen bewohnt war. Wie sich später herausstellt, handelt es sich hierbei um ein ehemaliges Frauengefängnis, das nach den jüngsten Ereignissen aufgelöst wurde und dessen ehemalige Insassinnen nun stillschweigend und in der Hoffnung, nicht aufzufliegen, in Marrisville leben.
Unter ihnen ist auch die hübsche Sonia, auf die Yorick sofort ein Auge geworfen hat, zumal sie ihn auch nach dem Überfall und dem Sturz aus der Eisenbahn entdeckt hat. Schnell kommen sich die beiden näher, doch bevor der Kontakt sich intensivieren kann, tauchen die gefürchteten, männerfeindlichen Amazonen in Marrisville auf und versuchen, nun auch den letzten Mann auszulöschen. Unter ihnen befindet sich auch Yoricks Schwester Hero, die selber erstaunt ist, dass ausgerechnet ihr Zwillingsbruder der letzte Mann auf Erden sein soll …
_Meine Meinung_
Nach den überaus erfrischenden Eindrücken und der anhaltenden Begeisterung, die bereits die Auftaktgeschichte zu dieser Serie ausgelöst hatte, durfte man auf die Fortsetzung um den einzig verbliebenen Mann auf der Erde sehr gespannt sein. Brian K. Vaughan hatte hier eine Storyline erschaffen, die sich aufgrund ihres merkwürdigen Settings mit nichts Ähnlichem vergleichen lässt und trotz aller Mysterien sofort zu packen weiß. Nun geht die Reise von Yorick weiter und führt den sympathischen Titelhelden zum ersten Mal seit den schrecklichen Geschehnissen in echte Gefahr. Seine Identität wird in immer größeren Kreisen gelüftet und die Gruppen derer, die noch ein Stück vom letzten Mann abhaben wollen bzw. diejenigen, die auch ihn tot sehen wollen, begeben sich in allen Teilen Amerikas auf die Suche nach dem Phänomen.
Yorick hingegen scheint sich seiner Situation immer noch nicht so recht bewusst und sieht die Zukunft relativ locker. Für ihn gilt nur, schnellstmöglich nach Australien zu gelangen und dort seine Freundin aufzusuchen. Doch die Liebe zu ihr wird auf seinem weiteren Weg erheblich gefährdet, als Yorick der schönen Sonia zu verfallen droht. Die ausgebüchste Verbrecherin entdeckt den bewusstlosen Einzelkämpfer, nachdem dieser von einer Gruppe Banditen im Zugabteil eines Güterwagens überfallen und hinausbefördert wurde, und pflegt ihn in ihrem Haus. Bezirzt von dem Gedanken, den einzigen Mann auf Erden an sich zu binden, verliebt sie sich sofort in ihn, erhält aber zunächst eine Abfuhr. Dennoch kommen sich die beiden näher, was in Yorick enorme Gewissensbisse auslöst. Doch schließlich bestimmt das Schicksal ganz von alleine ihre Zukunft.
Währenddessen macht sich an anderer Stelle der Hass auf das ‚Überbleibsel‘ breit. Die Amazonen machen den gesamten Staat unsicher und schwören eine letzte Rache an der Männlichkeit. Besonders die schlagkräftige Bogenschützin Hero ist hochmotiviert – bis sie schließlich eine Ahnung davon bekommt, wer Gegner tatsächlich ist. Doch bei ihrem ersten Aufeinandertreffen nach Ausbruch der Seuche lässt sie sich ihre Sentimentalität nicht anmerken. Es kommt zu einem unausweichlichen Duell und einem packenden Finale mit einigen weiteren Überraschungen …
„Tage wie diese“ ist eine absolut würdige Fortsetzung von „Y – The Last Man“. Von Beginn an ist der Plot sehr spannend und vor allem auch abwechslungsreich aufgebaut und steigert sich über mehrere kleine Höhepunkte bis zu besagtem Schlussspurt, in dem Yorick zum ersten Mal einer echten Bedrohung ausgesetzt ist. Ausgerechnet seine eigene Schwester verlangt nach seinem Tod und verschärft die eh schon brisante Situation für den Protagonisten noch einmal um ein Vielfaches.
Der Weg dorthin ist gesäumt von vielen geistreichen Ideen seitens des Autors, begonnen natürlich mit den Manipulationen, die das Dreigestirn Brown/Mann/355 für die Weiterreise einsetzt, bis hin zum Aufenthalt im seltsamen Marrisville mitsamt den tollen Backgroundgeschichten zu den dort lebenden Charakteren. Wie auch schon beim Auftakt beweist sich der Autor bei der Fortgestaltung seiner einzigartigen Handlung als erfinderischer und ideenreicher Vertreter seines Faches und hält die Spannungskurve der gesamten Story auf einem konstant hohen Level. Dazu gehört natürlich auch, dass „Y – The Last Man“ recht außergewöhnlich und phasenweise auch unkonventionell aufgebaut ist – doch dies macht erst den speziellen Reiz an dieser tollen Comic-Serie aus. Ich bin mir bereits jetzt ziemlich sicher, dass Vaughan einen mehrteiligen Klassiker erschaffen hat, dessen erneute Fortsetzung ich kaum mehr abwarten kann. Definitiv eines der Highlights der diesjährigen Comic-Saison!
Hundert Jahre nach der Schlacht von Endor erhebt sich auf Seiten der Sith eine neue Macht: Der finstere Darth Krayt stürzt den Imperator Roan Fel und unterwirft das gesamte Imperium seiner Macht. Während widerspenstige imperiale Offiziere und Ritter sich gegen die neue Bedrohung stellen, wächst das Machtgefüge der Sith unter der Regie des neuen Herrschers von Stunde zu Stunde und schlägt auch auf die Gebiete über, die einst von den Rebellen beherrscht wurden.
In einem erbitterten Gefecht stellt sich auch Cade Skywalker dem monströsen Jedi-Kämpfer der Sith-Lords, unterliegt dabei jedoch der massiven Kraft des uralten Volkes. Nach seiner Niederlage taucht Cade als Kopfgeldjäger für ganze sieben Jahre unter und erkämpft sich im Untergrund einen Namen als skrupelloser Nachfahre des legenden Luke Skywalker. Als solcher schwört er Rache an denjenigen, die seinen Vater umgebracht haben, und somit an Krayt und seinem neuen Schützling Darth Talon. Allerdings wählt Cade nicht die üblichen Waffen, die seine Familie auszeichneten …
_Meine Meinung_
„Skywalkers Erbe“, der erste Band der „Star Wars Legacy“, ist eine recht schwierige Angelegenheit, die man abhängig von der jeweiligen Perspektive sowohl kritisch als auch lobreich betrachten kann.
Beginnen wir also zunächst einmal mit der etwas skeptischen Ansicht zur Rückkehr der Sith-Lords. Nun, ein wesentliches Problem der Reihe ist einfach, dass die einzelnen Familien- und Politikgeflechte immer und immer wieder von neuem bemüht werden. Es gibt einen Skywalker, der wiederum als aufständisch und außergewöhnlich in seinem Auftreten gilt, weiterhin den Versuchungen der dunklen Seite der Macht zu widerstehen sucht und letztendlich über manche Passagen sehr stark damit beschäftigt ist, das Erbe seiner Familie anzutreten – ganz gleich, ob dies in der jeweiligen Situation erforderlich ist oder auch nicht. Auf der anderen Seite steht natürlich das Böse, verkörpert von den Sith, aber auch weiterhin vom Imperium, das jedoch mittlerweile eine fast schon neutrale Rolle einnimmt, seit Imperator Fel von Dearth Krayt auf grausame Art und Weise gestürzt wurde.
Und genau hier beginnt dann die Lobrede auf diesen Comic, denn in „Star Wars Legacy“ hat man es tatsächlich geschafft, übliche „Star Wars“-Standards in eine weitaus komplexere Story einzubinden, als man dies bisher von den Filmen oder eben den Romanen gewöhnt ist. Stellte man sich zwar bislang schon relativ häufig die Frage, wer nun welche Position bekleidet bzw. auf welcher Seite steht, herrscht hier auch über die Einleitung hinaus Unklarheit, da sich abgesehen von den Sith jedes Individuum von gleich mehreren Seiten zeigt. Dies fängt natürlich schon beim eigentlichen (Anti-)Helden Cade Skywalker an, der einem als Nachfahre der Serienhelden schlechthin, Luke und Anakin Skywalker, bei weitem nicht so sympathisch ist wie die altbekannten Figuren seiner Sippe. Cade ist skrupellos und gemein, handelt direkt und unüberlegt und weiß bis zuletzt nicht, welchen Part er im Spiel der Mächte einnehmen soll. Sein Status ist in etwa mit dem von Han Solo vergleichbar; frech, dreist und immerzu mit einem flotten Spruch auf den Lippen – aber dennoch fehlt ihm die nötige Coolness und Abgebrühtheit, die den ehemaligen Piloten des berüchtigten Falken auszeichnete.
Weiter in der Reihe geht es mit den recht seltsamen Figuren des Imperiums. Einerseits bereiten sie gerade einen Krieg gegen die Sith vor, andererseits können sie sich auch nicht mit den Rebellen zusammenraufen, weil dies gegen die Prinzipien beider Seiten wäre – auch wenn der galaktische Frieden ein erklärtes Ziel ist. Um Letzteres zu erreichen, müssen jedoch Krayt und seine finsteren, erbarmungslosen Geschöpfe ausgelöscht werden, und infolge dessen auch einige ehemalige Verbündete, die sich lieber den Sith als dem gestürzten Imperator angeschlossen haben. Doch sind sie tatsächlich nur das Zünglein an der Waage in Cades Racheplan? Oder doch eher die entscheidende Kraft, die aus dem Hintergrund agiert und sich eventuell sogar mit den Rebellen verbündet?
Hieraus ergibt sich eine gänzlich neue Situation im riesigen „Star Wars“-Kosmos. Es gibt nicht mehr bloß Gut und Böse, sondern auf jeder Seite von allen Gesinnungen einen unterschiedlich verteilten Anteil. Daraus resultierend, bleibt der Leser in der hier begonnenen Story über weite Strecken, eigentlich sogar bis über den ersten Band hinaus, in einer unbeschreiblichen, irgendwie aber auch faszinierenden Ungewissheit verhaftet, die unter anderem Nährboden für den Plot ist, viele bekannte Strukturen aber auch beinahe revolutionär andersartig auflöst.
Hierin besteht letztendlich auch die große Chance für „Star Wars Legacy“. Die Zukunft der Skywalker-Familie und all ihrer Freunde und Gegner basiert in gewisser Weise auf alten Schemen, bricht sie aber im nächsten Zuge auch schon wieder, um sich nicht zum x-ten Male selbst zu kopieren. Dies geschieht zwar zu Beginn noch recht deutlich, fällt aber nach dem plötzlichen Umschwung (bewirkt durch das erste erschütternde Auftreten von Darth Krayt) kaum noch ins Gewicht und verschafft der Geschichte Freiräume für unerwartete, innovative Inhalte. Auf die ernsten Bedenken folgt schließlich also die Begeisterung über die tolle Entwicklung, die dieses gerade begonnene Sammelwerk im Laufe der Erzählung durchmacht, die nur noch selten von wirklichen Zweifeln durchsetzt wird. Es ist Zeit für neue Ansätze im Bereich der „Star Wars“-Literatur. Und wenn es dafür nötig ist, einige bekannte inhaltliche Zitate und Eigenheiten zu übernehmen, dann soll dies bei einem entsprechenden Ergebnis wie diesem allemal recht sein.
Das Land ist immer stärker von der Verwesung gezeichnet, die von der bloßen Gegenwart der Drachen ausgelöst wird. Ihre unheilvolle Seuche breitet sich schlagartig aus, und die wenigen Personen, die nicht infiziert und betroffen sind, finden kaum einen Ausweg, um die Verödung ganzer Landstriche aufzuhalten. Arkanah, eine weitere Jungfrau vom Orden der Drachenritter, reist nach Pierrano, um sich selber ein Bild von den Ereignissen zu machen und dort auch in ritterlicher Mission eine Audienz beim Dogen zu erwirken.
Vor Ort stellt sie dann erschrocken fest, wie ernst die Situation ist. Und dennoch keimt in ihr Hoffnung auf, denn sie hat sich in den mutigen Priester Jan verliebt, dessen Talisman ihn auf der gemeinsamen Reise mit den jungfräulichen Ordensritterinnen schützen soll. Aber eine gemeinsame Zukunft kann nur dann existieren, wenn für Jan die derzeit wichtigste Grundlage, der Schutz vor der Seuche geschaffen wird. Als schließlich die Nachricht eintrifft, dass die letzte Mission der Ordensmitglieder im Kampf gegen den Drachen gescheitert ist, treten Akanah und ihre Gefährten der Bestie selber gegenüber und liefern sich auf ihrem Luftschiff eine erbitterte Schlacht auf Leben und Tod – für eine nach wie vor ungewisse Zukunft.
_Meine Meinung_
Nachdem sich im ersten Band noch die tapfere Jaina im Kampf gegen die modernde Seuche versuchen durfte, macht sich nun eine weitere Heldin auf den Weg ins entscheidende Gefecht. Akanah ist nun die Titelheldin der Fortsetzung der vor kurzem sehr überzeugend gestarteten Comic-Reihe „Die Legende der Drachenritter“ und sieht sich als solche nicht nur brisanten Entscheidungen, sondern auch schweren Verlusten gegenüber. Während um sie herum die Welt stirbt und sie mit ansehen muss, wie ihr Umfeld der verhängnisvollen Seuche zum Opfer fällt, hat sie den größten Teil ihres Lebensmuts bereits aufgegeben.
Dies hindert sie jedoch nicht daran, an allen Orten, zu denen sie ihre Füße tragen, merklich Eindruck zu schinden; sei es nun durch ihre raubeinige Art oder eben ihr elegantes Auftreten als Drachenritterin. Dennoch scheint ihre Aufgabe von Anfang an vergebens, denn es ist noch immer ungewiss, ob ihre Vorgängerin Jaina und ihre Verbündeten die Drachen besiegen konnten und ob sie vom Dogen der Stadt Pierrano Hilfe erwarten kann. Lediglich der unscheinbare Priester Jan, der erst ins Gerede kommt, als er das Luftschiff der Drachenritter mit einem merkwürdigen Talisman begleitet, vermag ihre Hoffnung zu nähren und gewinnt schließlich auch die Liebe der burschikosen Dame.
Doch die letzte Schlacht ist noch lange nicht geschlagen, und das Land kann nur dann gerettet werden, wenn die Drachen vertrieben und besiegt sind. Nachdem sich schon viele ihrer Gefährtinnen erfolglos an dieser Mission versucht haben, ist es nun an Akanah, ihrer besten Freundin Eleanor und Jan dem Grauen ein Ende zu bereiten. Auf direkter Fahrt begeben sie sich in die Höhle des Löwen – und treffen dort auf ein Monstrum, dem nicht einmal die gewieftesten Schwertkämpfer gewachsen zu sein scheinen. Doch auf Akanah ruht nach all den Pleiten die letzte Hoffnung …
Rein inhaltlich ist die zweite Geschichte dieser Serie nicht ganz so spektakulär, was meines Erachtens damit zusammenhängt, dass „Arkanah“ ein echter Spätzünder ist und erst zu dem Zeitpunkt richtig Fahrt aufnimmt, an dem sich die Beziehung zwischen Jan und Akanah festigt und sich ein Motiv herausbildet, warum ausgerechnet Akanah dem Drachen gegenübertreten soll. Bis dahin hat Autor Ange zwar wieder einige nette Ideen verwirklicht, wie etwa die Geschichte mit dem Talisman Jans oder eben die Hintergründe der Titelfigur, die sie erst zu dieser verbitterten Person gemacht haben, die sie nun ist. Aber insgesamt handelt es sich hierbei noch nicht um irgendetwas Zwingendes – auch wenn die Geschichte recht dramatisch beginnt.
Erst knapp nach dem Abschluss des ersten Drittels, sprich mit der Temposteigerung, wird wieder das gewohnt hohe Niveau bemüht, die Action ebenso gesteigert wie die Emotionen, die in diesem Comic sicherlich auch eine bedeutende Rolle spielen, und schließlich ein bewegender wie dramatischer Plot entworfen, der alle guten Eindrücke des Serien-Debüts zu bestätigen weiß. Dazu gehören selbstverständlich auch die Zeichnungen von Philipp Briones, die von der ersten bis zur letzten Seite und ganz besonders im schlagkräftigen Finale ein echter Augenschmaus sind und einmal mehr offen legen, dass man die Comics vom |Splitter|-Verlag alleine schon wegen der grafischen Leckerbissen blind abgreifen kann. Da hier aber auch bezogen auf die Handlung, trotz leichter Anlaufschwierigkeiten, eine vollkommen gelungene, komplett überzeugende Story entworfen wurde, braucht man sowieso nicht lange nach Gründen suchen, die für die Klasse dieser Serie und dieses Bandes im Speziellen sprechen: die liefert „Die Legende der Drachenritter – Akanah“ nämlich ganz von alleine.
Schwere Zeiten für Krynn: Finstere Goblins und grausame Echsenmenschen durchstreifen das Land und drohen, es zu unterwerfen. Religiöse Fanatiker steigen auf und mit ihnen eine Dunkelheit, die auch von den längst verschwundenen alten Göttern nicht mehr erleuchtet werden kann. In diesen schweren Tagen reist der Halbelf Tanis mit seinem alten Gefährten, dem Zwergen Flint, und einigen weiteren Gestalten durch das Land, um für sich selber Sicherheit zu finden und gleichzeitig das Dunkel abzuwenden. Fünf lange Jahre waren sie getrennt, und keiner von ihnen hat erfahren, dass Raistlin, der Zwillingsbruder von Caramon, zwischenzeitlich grausam gefoltert und als Einziger die schweren Leiden, die dem Land drohen, bereits am eigenen Leib erfahren musste.
Doch auf der Seite der Gefährten befindet sich ein Gegenstand, der in ganz Krynn heiß begehrt ist und daher auch Ziel mehrerer Angriffe auf die Heldentruppe war: der blaue Kristallstab, dem man magische Heilkräfte nachsagt. Immer wieder gelingt der Bande dank des Stabs die Flucht vor den finsteren Gestalten, die sie auslöschen möchten, doch als sie schließlich die Ruinen von Xak Tsaroth erreichen, scheint auch die Geheimwaffe nichts mehr ausrichten zu können. Inmitten der zerstörten Stadt leben nämlich die Gossenzwerge – und mit ihnen ein furchtbarer Riesendrache, gegen den selbst tapfere Kämpfer wie Tanis und Goldmond chancenlos scheinen.
_Meine Meinung_
Nachdem man sich bei |Panini Comics| bereits an mehrere Adaptionen aus der Welt von „Dungeons & Dragons“ gemacht hat und dabei auch kontinuierlich hervorragende Resultate erzielte, folgt nun mit dem neuen Werk aus dem Themenbereich „Die Chroniken der Drachenlanze“ der erste kleine Durchhänger.
Nicht etwa, dass die Story nicht interessant aufgebaut und ordentlich erzählt wäre. Das Problem besteht lediglich darin, dass die gesamte Handlung viel zu sprunghaft dargestellt ist und man sich nie so richtig auf den verschiedenen Stationen der Gefährten zurechtfinden kann. Dort, wo die Romanvorlage wirklich viele Spielräume hat und diese auch entschieden nutzt, fehlt „Drachenzwielicht“ der Platz, um näher auf die einzelnen Charaktere und die Beziehungen untereinander einzugehen – und gerade das ist im ersten Teil dieser Reihe ein elementarer Faktor. Hier und dort gibt es zwar einige Wortgefechte zwischen dem Kender Tolpan und dem mürrischen Zwergen Flint, und auch das Verhätnis der Zwillingsbrüder untereinander scheint nach den jüngsten Vorfällen nicht mehr das beste zu sein, aber irgendwie wird diese Seite der Geschichte nur sehr oberflächlich behandelt und der Schwerpunkt vorrangig auf den Action-Anteil von „Drachenzwielicht“ gesetzt.
Was dies betrifft, hat man bei der illustrierten Adaption auch sicher ganze Arbeit geleistet; „Drachenzwielicht“ steht im Zeichen der vielen Schlachten und Gefechte, bedient dabei aber nur in wenigen Abschnitten die einzelnen Geflechte, die sich in Krynn ranken und das Land zu vernichten drohen.
Insgesamt betrachtet, gehen somit recht viele entscheidende Details unter, weil aus Platzgründen nur ein grober Querschnitt der eigentlichen Erzählung wiedergegeben werden konnte. Genau hier liegt meiner Meinung nach der Knackpunkt des Problems. Entweder hätte man sich einfach noch einige Seiten mehr Raum nehmen oder aber die gesamte Story auf mehrere Bände verteilen sollen. „Drachenzwielicht“ ist zwar zweifelsohne ein actionreiches Fantasy-Album, aber eben leider kein tiefgreifendes oder gar spannungsgeladenes Epos wie „Die Legende von Huma“ oder „Die Saga vom Dunkelelf“.
Diese Kritik schlägt sich übrigens auch in den Zeichnungen nieder. Die weitestgehend düsteren Illustrationen unterstützen die Atmosphäre des Comics nur geringfügig und erreichen nicht das bis dato gewohnte Niveau der bisherigen „Dungeons & Dragons“-Comics, was letzten Endes wohl auch ein nicht zu vernachlässigender Faktor für die Enttäuschung ob dieses neuen Bandes ist.
_Fazit_
Man war ja in den letzten Monaten wirklich sehr verwöhnt, was die Fantasy-Seite der |Panini Comics| betrifft. Besonders „Die Saga vom Dunkelelf“ war ein echter Knüller und vielleicht sogar das absolute Highlight der vorangegangenen Saison. Natürlich kann man nicht voraussetzen, dass dieser hohe Maßstab auch von den nächsten D&D-Comics gehalten wird, aber ein gewisses Niveau durfte man schon erwarten – und dieses wurde im Falle von „Drachenzwielicht“ leider unterschritten. Bleibt wenigstens noch zu hoffen, dass man im abschließenden zweiten Band irgendwie die Kurve bekommt. Was aber definitiv schwierig wird …
http://www.paninicomics.de
|Siehe auch unsere Rezensionen zu:
[„Die Legende von Huma“ 2417 (DragonLance 1)
[„Heimatland“ 2498 (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 1)|
Wenn man sagt, dass Warren Ellis gut darin ist, eine Menge abgefahrener, kranker Ideen auf engstem Raum zu versammeln, dann ist das in etwa so, als würde man die Bemerkung fallen lassen, dass es im Sommer in der Sahara ganz schön heiß werden kann. Warren „Transmetropolitan“ Ellis ist als Schöpfer abgefahrener, kranker Ideen hinlänglich bekannt. Sie sind gewissermaßen sein Aushängeschild.
Gemeinsam mit dem Zeichner J. H. Williams III holt er jetzt eine neue Serie aus der Kiste. „Desolation Jones“, so der Titel, erscheint seit März 2007 auf Deutsch bei |Panini|. Band 1 heißt „Made in England“ und enthält die ersten sechs Hefte der Serie, die seit Juli 2005 bei |DC Wildstorm| erschienen sind.
Hauptfigur und Namensgeber der Serie ist Michael Jones, ein ehemaliger MI6-Agent, der aus dem regulären Dienst entlassen wurde und nun ein Schattendasein in Los Angeles führt. In der Stadt der Engel existiert eine verborgene Enklave ehemaliger Geheimagenten, die weder ihren Dienst tun noch ins normale Leben zurückkehren können. Die Behörden haben sie auf das Abstellgleis geschoben. Nun hängen die Ex-Agenten fest in einem Zwischenraum und sammeln die verbliebenen Stücke ihres menschlichen Wesens ein. Jeder schleppt seine eigene, sehr spezielle und verhängnisvolle Vergangenheit mit sich herum.
Die Community der Ex-Agenten ist zugleich eine Community der Freaks. Jones selbst ist der einzige Überlebende eines biochemischen Versuchs mit dem Namen „Desolation-Test“. Durch den Test ist sein Körper ausgezehrt und bleich. Er verträgt kein Sonnenlicht mehr und schläft höchstens noch eine Stunde am Tag. Emotional ist Jones ausgebrannt und total am Ende. Hinzu gesellen sich eine Handvoll ausgeflippter Nebenfiguren. Da ist beispielsweise Jeronimus, Jones‘ Auftraggeber, der nur einmal im Jahr essen muss, dann aber jede Menge und am besten rohes Fleisch. Mit einem Gebiss aus Stahl jagt er Kühe. Oder Colonel Nigh, Jones‘ anderer Auftraggeber, ein sexabhängiger Militär, mit siebzig Krankheiten gestraft, der seinen Penis in Bombay sicher weiß.
So abgefahren die Protagonisten, so krank ist auch der Plot. Jeronimus bittet Jones, unter den Mitgliedern der Enklave zu ermitteln. Colonel Nigh hat die Vermutung, dass drei junge Ex-Soldaten der US-Army aus seiner Privatsammlung einen Porno-Film mit Adolf Hitler gestohlen haben. Er möchte ihn um jeden Preis wieder zurückbekommen. So zieht Jones los und klopft an die Türen des örtlichen Porno-Business. Während seiner Ermittlungen handelt er sich nicht nur einen Haufen Ärger ein, sondern entdeckt zugleich, dass der Hitler-Porno nicht mehr als eine Finte ist. Um den Fall zu lösen, muss er in anderen Gefilden herumschnüffeln. Zum Beispiel in den Familienverhältnissen von Colonel Nigh. Oder in dem Projekt |Temple Farm|, das der Colonel zu seinen aktiven Zeiten geleitet hat.
Im Vergleich mit Warren Ellis‘ bekannter Serie „Transmetropolitan“ fällt „Desolation Jones“ ruhiger und gesetzter aus. Die Welt ist nicht so bunt und quietschig wie zu Spider Jerusalems Zeiten, sondern eher dunkel und melancholisch. Wer die abgefahrenen, kranken Ideen einmal beiseite lässt, bemerkt, dass es bei „Desolation Jones“ im Kern um die Themen Manipulation und Abhängigkeit geht. Als hätte der Autor zu oft |Eurythmics|‘ „Sweet Dreams“ gehört: „Some of them want to use you, some of them wanna get used by you …“ Wer nutzt letzten Endes wen aus? Wer wird wie benutzt? Das ist die Triebfeder, die hinter „Made in England“ steckt. Das Porno-Business als Metapher bietet sich dafür ganz gut an.
Kranke, abgefahrene Ideen sind natürlich nicht jedermanns Geschmack. Was gibt es sonst noch? Leider kommt der Humor in „Desolation Jones“ etwas zu kurz. Gerade die völlig maßlosen Übertreibungen von Spider Jerusalem haben mir bei „Transmetropolitan“ immer am meisten Spaß gemacht. Die Zeichnungen sind toll, realistischer Stil, dynamisch und abwechslungsreich. Insgesamt ist „Made in England“ ein gutes Stück Comic, eine dunkle Mischung aus Thriller-, Agenten- und Action-Comic, bei der die Satire leider ein bisschen zu kurz geraten ist. Wenn man abgefahrene, dreckige Szenarios gern hat, dürfte man auf dem deutschen Comic-Markt derzeit kaum etwas Vergleichbares finden.
In einem New Yorker Park wird mitten in der Nacht eine grausam entstellte Leiche gefunden. Das Team von der CSI ist sofort zur Stelle und vernimmt die direkten Augenzeugen, die jedoch auch nicht mehr zu berichten haben als die Umstände des Funds. Bei der Obduktion werden dann einige merkwürdige Beobachtungen gemacht; die Wunden, die das Opfer davongetragen hat, sind denen eines Wolfsbisses ähnlich. Und weil gerade in diesem Stadtteil die Legende von einem Werwolf umgeht, glauben die Ermittler sogar kurzzeitig an Übersinnliches.
Als schließlich die Identität des Opfers enthüllt und ihr Arbeitsplatz, ein renommiertes Theater, aufgesucht wird, scheint sich das Mysteriöse zu lichten. Der Täterkreis beschränkt sich immer stärker auf die Mitwirkenden der aktuellen Produktion, einem Remake des Klassikers „Die Werwölfe von Soho“. Doch die Lösung des Problems erweist sich letztendlich als schwieriger als befürchtet, denn jeder hätte ein Motiv gehabt, aber niemand hat echte Spuren hinterlassen.
_Meine Meinung_
Im mittlerweile bereits vierten Comicband zur erfolgreichen Krimiserie darf nun endlich auch das Team aus New York mal ran. Infolgedessen vergeht beim Einstieg in das Buch auch ein wenig Zeit damit, die Charaktere auf der Seite der Ermittler vorzustellen, bevor die Action dann starten kann. Dennoch geht’s zu Beginn schon ziemlich rasant zu, denn schon nach wenigen Bildern steht die Leiche im Blickpunkt und legt die Basis für ein merkwürdiges Ratespiel um Herkunft und Schicksal des ermordeten Mädchens. Merkwürdig vor allem deshalb, weil die Bissspuren an der Leiche darauf schließen lassen, dass sie von einem bestialischen Tier angegriffen wurde, was jedoch gerade in diesem Stadtviertel unwahrscheinlich, wenn nicht sogar unmöglich ist. Kurze Zeit später entdeckt das Team der CSI dann jedoch Fell- und Blutspuren an einem nahe gelegenen Einstieg in die Kanalisation – und prompt werden wieder Parallelen zu einer uralten Legende gezogen.
Dank einer glücklichen Fügung – das Opfer war einst schon einmal mit dem Gesetzt in Konflikt geraten – entdecken Mac Taylor und Co. das Mädchen in der internen Datenbank und verfolgen ihre Spur bis in ein Theater, in dem es gerade die Hauptrolle in einem bekannten Stück übernommen hatte. Entsprechend bestürzt über den wichtigen Verlust in der Besetzung, offenbaren die weiteren Schauspieler ihre Fassungslosigkeit, doch das junge Mädchen namens Dani hatte im Grunde genommen auch zahlreiche Konkurrenten und potenzielle Feinde.
Da wäre ihr Gegenpart, der auch neben der Bühne mit ihr angebandelt hatte, oder aber die Zweitbesetzung, die sich jedoch in den Gesprächen mit der Polizei gekonnt diplomatisch zeigt. Doch auch im Keller des Theaters und selbst in der Kanalisation treiben sich seltsame Gestalten herum, die kein schlüssiges Alibi haben. Ein seltsam verkleideter Jüngling, aber auch ein alkholkranker, verwahrloster Ex-Darsteller kommen dort in Frage, zumal Ersterer sogar noch am Tatort war und auch die Leiche gesehen hatte. Ist er oder ein Kumpane seiner Untergrund-Gruppe der Täter?
Die Suche nach dem Mörder der kurz vor dem Durchbruch stehenden Schauspielerin ist für das Team der CSI New York eine ziemlich harte Nuss, vor allem weil der Täterkreis so groß ist und grundsätzlich jeder in Frage kommt. Das macht die Geschichte nebst den kurzen Seitentrips ins Horror-Genre (war hier wirklich ein Werwolf aktiv?) auch bis zum Schluss spannend. Leider ist dann aber die Überraschung bei der Entdeckung des Mörders eher gering; denn da man vorab jede Person als Täter in Betracht ziehen musste, bleibt der große Aha-Effekt zum Schluss aus.
Dennoch ist die Geschichte mal wieder blendend aufgebaut; der Leser wird sofort mit einem packenden Fall konfrontiert und befindet sich nach kurzer Einleitung inmitten eines schaurigen Geschehens. Erst später schlägt die finstere Story in einen Krimiplot um, übernimmt aber dieses Gänsehaut-artige Prickeln, welches auch schon die vorherigen „CSI“-Comics auszeichnete. Wenngleich das Ende meines Erachtens ein wenig zu nüchtern ausgefallen ist, ist der Gesamteindruck erneut sehr gut. „Blutiger Mord“, der erste Fall aus New York, überzeugt mit einem tollen, sphärischen Rahmen, einer spannenden Aufklärungsstory und perfekt inszenierten Charakteren. Da die Zeichnungen, dieses Mal von J. K. Woodward entworfen und wie immer von einzelnen Rückblicken aus der Feder von Steven Perkins erweitert, ebenfalls zur Genre-Referenz zählen, kann man hier wieder bedenkenlos zuschlagen.
Carrie alias Nyx steht vor einer kaum lösbaren Aufgabe; sie will ihre Freundin Thea befreien, die seit einiger Zeit in der Unterwelt gefangen ist. Tatsächlich dringt sie zu ihr vor, entdeckt aber eine lebensentmutigte Person, deren einziger Wille es ist, zu sterben. Mit der Aussicht auf freies Geleit durch die Hölle ringt sie sich dazu durch, ihre alte Kumpanin mit dem Schwert zu töten.
Zurück an der Oberfläche, trifft sie auf Spawn und muss ihm eingestehen, ihn verraten zu haben. Bereitwillig nimmt sie die wohlverdiente Strafe hin, als mit einem Mal Redeemer auftaucht und den auferstandenen Höllenkrieger herausfordert. Der jedoch kennt keine Gnade mit seinem Kontrahenten – was schließlich auch die diebische Hexe Nyx am eigenen Leibe zu spüren bekommt.
_Meine Meinung_
Endlich wieder „Spawn“. Nachdem die Comic-Serie noch im letzten Jahr einer ungewissen Zukunft entgegensah, hat man nun für den deutschen Vertrieb die bestmögliche Lösung gefunden. Von nun an werden nämlich |Panini| die legendäre Serie von Star-Zeichner Todd McFarlane deutschlandweit veröffentlichen, und was noch viel besser ist: Ab jetzt erscheint „Spawn“ als Mini-Sammelband mit jeweils drei Episoden des amerikanischen Originals. So will man möglichst schnell zur US-Ausgabe aufschließen. Wenn das mal keine gute Nachricht ist …
Eine ganze Weile nachdem der |Infinity|-Verlag das letzte Heft auf den Markt gebracht hat, geht man nahtlos zum bis dahin 73. Magazin über und schließt darin auch die „Eine letzte Rettung“-Trilogie ab. Außerdem startet man sofort mit der nächsten Mini-Serie „Abrechnung“ durch, in der Spawn und der wortgewandte und heimtückische Redeemer aufeinandertreffen. Allerdings geht dem Ganzen ein recht langatmiges Vorspiel voran, welches gerade deswegen nicht so recht zünden will, weil die Vorgeschichte nur dürftig abgearbeitet wird und die Schlusssequenz von „Eine höllische Rettung“ jetzt nicht ganz so prickelnd ist.
Dafür ist der Beginn des zweiten Drittels umso überzeugender. McFarlane begibt sich auf philosophisches Terrain und leitet mit langsamen Schritten ein erstes Intermezzo zwischen Nyx, Redeemer und Simmons vor. Bereits hier kommt es zu einer erbitterten Schlacht, die der Rächer aus der Hölle letztendlich fast spielerisch für sich entscheiden kann. Redeemer scheint geschlagen, zumindest vorerst, doch schon wird wieder die hinterlistige Hexe aktiv, bis alle dann eine sehr unangenehme Überraschung über sich ergehen lassen müssen.
Nun, bezogen auf die Story entwickelt sich die deutsche Nr. 73 nur sehr behäbig. Dies liegt aber vor allem daran, dass in der Mitte des Heftes ein Strich gemacht und erst später wieder der Bezug zur Gesamtstory hergestellt wird. Erst zum Ende hin wird’s wieder richtig rasant und auch verdammt actionreich, also genau so, wie es „Spawn“-Fans lieben. In Sachen Zeichnungen sind die 76 Seiten hingegen eine echte Offenbarung. Der finale Showdown, aber auch der Dialog zwischen Carrie und dem Redeemer in der ersten Story sind mit herrlich sphärischen Illustrationen untermalt, für die dieses Mal Nat Jones verantwortlich zeichnet. In der zweiten Geschichte kommt dann wieder die bewährte „Spawn“-Grafikerin Angel Medina zum Zuge, die besonders zu Beginn auf krasse Kontraste setzt und damit den Krieg zwischen Himmel und Hölle so liebevoll wie schon lange nicht mehr beleuchtet. Zumindest auf diesem Gebiet ist der neue „Spawn“ ein echter Knüller.
Sicher darf man gespannt sein, wie Nyx, Redeemer und natürlich der Hellspawn ihre Fehde beenden werden, aber dennoch könnte der Spannungslevel der Handlung noch ein wenig aufgestockt werden. Warten wir einfach mal ab, was die nächste Ausgabe bringt. Viel gespannter darf man indes auf die bereits angekündigten Crossover „Spawn/Batman“, die Fantasy-Geschichte „Spawn Godslayer“ und das endlich auch in Deutschland erscheinende „Armageddon“ sein. Für Fans der legendären Comic-Figur scheint nach einigen tristen Monaten nun wieder die Sonne aufzugehen. „Spawn 73“ ist trotz einzelner Längen ein willkommener und letztendlich auch gelungener Auftakt für die neue |Panini|-Reihe.
Als die Simpsons im Fernsehen von der mittlerweile achten Hochzeit von Montgomery Burns‘ Nichte Victoria erfahren, bekommt Marge plötzlich schlechte Laune und besinnt sich der Erfahrungen, die sie bzw. ihr Gatte in der Vergangenheit mit dem reichen Frauenzimmer hatten. Noch damals zu High-School-Zeiten, als Marge und Homer gerade ein Paar waren, funkte Victoria kurzzeitig dazwischen. Homie hatte gerade erst zwei Tickets für ein Konzert in der Aula der Schule gewonnen, und weil Marge bereits einen Termin bei ihrer Selbstfindungsgruppe hat, schwenkt Homer gerne auf die sich freiwillig anbietende Schönheit Victoria Burns um. Weil er Marge jedoch nicht enttäuschen und ihr seine Liebe demonstrieren will, sagt er auch ihr zu, am Konzertabend ihre Begleitung zu sein. Als es dann hart auf hart kommt, ist Homer in einer gehörigen Zwickmühle; er will beiden Frauen gerecht werden und eilt so von Rendezvous zu Rendezvous – bis seine Partnerinnen sein merkwürdiges Verhalten hinterfragen und die Ursache durchschauen …
_Meine Meinung_
Geschichten aus der College-Zeit des Alt-Hippies Homer sind eigentlich immer für ordentliche Unterhaltung gut. Und daran soll sich auch mit der Hauptgeschichte der 125. „Simpsons Comics“ nichts ändern, denn wieder einmal werden hier alle Klischees aufgefahren, die damals, zu Zeiten, als Woodstock für die jugendliche Generation das Maß aller Dinge war, angesagt waren.
Während die Damen der Schöpfung sich mit politisch motivierten Gruppierungen auseinandersetzten und aus meditativen Übungen Kraft gewannen, spielten die Jungs liebend gerne den Schürzenjäger. Ein solcher ist Homie eigentlich nicht, schließlich ist er hin und weg von seiner neuen Liebe Marge Bouvier, die den tollpatschigen Tunichtgut so nimmt, wie er nun mal ist. Und dennoch lässt es sich der schüchterne Dummkopf nicht nehmen, dem Angebot der gerade angereisten Snob-Lady Victoria Burns zuzustimmen und die gerade gewonnen Tickets für das Konzert der „Larry Davis Experience“ für ein unerwartetes Rendezvous mit der unbekannten Schönheit einzusetzen. Naiv, wie er nun einmal ist, lässt Homer sich auf zwei parallel stattfindende Termine mit seinen beiden Herzdamen ein und fliegt – wie sollte es anders sein – am Höhepunkt auf. Wer hätte das gedacht …
Nun, die Story ist sicherlich vorhersehbar, aber dennoch typisch für die vereinzelt auch in der TV-Serie zu sehenden Rückblenden in Homers und Marges Jugendzeit. Es geht mal wieder darum, Homers Qualitäten als Taugenichts offen darzustellen, wenngleich er dieses Mal nicht ganz so deftig sein Fett wegbekommt wie in vielen vergleichbaren Episoden. Daher halten sich der zynische Wortwitz und die stets spontane Situationskomik dieses Mal auch etwas im Rahmen, wenngleich die Lachmuskeln auch hier phasenweise sehr gut trainiert werden. Dafür glänzt die Story einmal mehr mit einigen versteckten Anspielungen auf die damalige Zeit, deren Generation hier ein wenig selbstironisch auf die Schippe genommen wird – aber eben auch in einem für „Simpsons“-Verhältnisse nicht sonderlich außergewöhnlichen Rahmen.
Schlussendlich ist Nr. 125 ein recht gewöhnlicher Part dieser Serie, allerdings mit einigen Highlights in den Rubriken (zum Beispiel U2 und die SMASHING PUMPKINS in ‚Musikalische Gäste bei den Simpsons‘). Kurzum: Es gibt sicherlich bessere Storys als „Eins plus eine ergibt null“ – aber innerhalb dieser Reihe auch bedeutend schlechtere. Einwände, das Teil zu verhaften, gibt es von meiner Seite jedenfalls nicht …
Springfield steht im Buchhandel Schlange, nachdem Krusty der Clown öffentlich den Jugendwälzer „Larry Schlotter und die Monsterschule“ empfohlen hat. Auch der sonst so lesefaule Bart ist hin und weg und besorgt sich noch vor seiner erzürnten Schwester das letzte Exemplar des Romans. Doch aufgrund akuter Mängel beim Verständnis des Inhalts schmeißt der junge Simpson schon bald das Handtuch und versucht seine ganze Umwelt davon zu überzeugen, dass „Larry Schlotter“ verboten gehört. Doch selbst die gröten Chaoten schwören auf das Buch …
|“Bart kommt zum Zug“|
Barts Lehrerin und Rektor Skinner machen einen Klassenausflug zum Springfielder Güterbahnhof, wo unter anderem auch Milhouses Vater arbeitet. Schon bald kehrt Langeweile bei Simpson junior ein; gemeinsam mit dem interessierten Martin macht er sich eigenständig auf den Weg in die Lok und zieht auch den unschlüssigen Milhouse mit hinein. Tatsächlich gelingt es dem Trio, den Zug zu starten. Doch als man nach einigen Minuten Spaß wieder den Bremshebel ziehen möchte, löst dieser sich aus der Halterung und die Jungs rasen samt dem herbeigeeilten Seymour Skinner ins Verderben.
_Meine Meinung_
Na, das ist doch mal wieder ein Comic nach dem Geschmack des TV-verwöhnten Simpsons-Publikums. Bart glänzt zweimal in einer Paraderolle und erweist sich auch sofort doppelt als Miesmacher und Taugenichts. Zunächst ist da die Geschichte um „Larry Schlotter“ (bei der es sich natürlich um eine herbe Spitze auf einen gewissen Kinderbuch-Zauberlehrling handelt), die auf Krustys Empfehlung hin selbst von den ungebildetesten Schülern verschlungen wird. Auch Bart ist ganz heiß auf das Buch und provoziert seine Schwester regelrecht damit, dass er ihr das letzte Exemplar vor der Nase weggeschnappt hat. Doch der kleine Fiesling ist restlos mit dem Lesen überfordert und sucht schließlich die Schuld am Buch, das in seinem Ansehen spürbar an Bedeutung verliert. Doch außer Krusty, der nur des Geldes wegen seine Empfehlung ausgesprochen hat, ist niemand seiner Meinung. Doch der Clown lässt seine Macht spielen und inszeniert gemeinsam mit seinem Kumpel Kent Brockman eine moderne Bücherverbrennung. Nur ein Exemplar bleibt übrig – und zwar für denjenigen, der das Ganze überhaupt erst angeleiert hat.
Die zweite Geschichte ist ein typischer Simpsons-Lausbuben-Plot mit unheimlich vielen witzigen Szenen. So garantieren unter anderem die Eingeständnisse, die sich Skinner und Bart während ihrer unaufhaltsamen Zugfahrt liefern, intensives Lachmuskeltraining, wohingegen die kurze Einblende des ‚zuverlässigen‘ Polizeikollegiums, welches sich gerade mit dem „Twister“-Spiel vergnügt, einem sogar Tränen in die Augen treibt. Das rasche Ende nimmt zwar ein wenig vom herrlich humorigen Flair, doch mit dem letzten Spotlight, in dem die Zukunft der beteiligten Charaktere geschildert wird, entschädigt man wiederum absolut für diesen kleinen Hänger.
Zwei Storys, zweimal Bart vom Feinsten und zweimal Simpsons-Humor der Extraklasse. Nachdem die „Bart Simpson Comics“ im Vergleich zu den „Simpsons Comics“ bislang immer wieder das Nachsehen hatten, schließt man nun mit der 30. Ausgabe locker zum großen Bruder auf. Selbst die Tatsache, dass Homer – der eigentliche Held der späteren Simpsons-Generation – nur eine Nebenrolle übernimmt, kann den Eindruck nicht trüben, hier eines der besten Hefte dieser Serie gelesen zu haben, weshalb eine Empfehlung nur selbstverständlich ist. Echte Fans dürfen sich als Kaufanreiz noch über ein originelles Poster von ihrem Titelhelden freuen, wobei dies nur das i-Tüpfelchen eines unterhaltsamen Magazins ist. Fazit: selten so gelacht beim Pendant zur erfolgreichen TV-Serie.
Homer prahlt bei der Arbeit damit, wie er es in letzter Sekunde geschafft hat, dem Verkehrschaos zu trotzen und trotz der Umstellung auf die Sommerzeit halbwegs pünktlich am Arbeitsplatz angelangt zu sein. Und dennoch fühlt sich das Familienoberhaupt der Simpsons gehörig von der Zeitumstellung genervt und plädiert öffentlich für die Abschaffung jeglicher Zeitregelungen. Bürgermeister Quimby gibt dem Druck der Bürger ohne großes Aufsehen nach und ordnet an, dass jeder sich seine Zeit nun so einteilen kann, wie er möchte.
Bart und Homer nutzen dies als Erste aus und verbringen die Zeit, die sie normalerweise in der Schule bzw. im Kernkraftwerk ableisten müssten, lieber im Bett. Und auch überall sonst in Springfield bricht das pure Chaos aus, weil man vollkommen zeitlos ist. Doch nach einer Weile werden den Bürgern die Nachteile des Zeitverlusts deutlich; selbst Homer kann sich mittlerweile Spannenderes vorstellen als sich im Bett den Rücken wund zu liegen …
_Meine Meinung_
Was wäre, wenn wir wirklich zeitlos wären? Diese Idee hat der erfahrene „Simpsons Comics“-Autor Ian Boothby für die 124. Ausgabe der Serie aufgegriffen und die gelbe Welt mal wieder völlig ins Chaos gestürzt. In ganz Springfield herrscht wegen der neuen Anordnung des Bürgermeisters Anarchie; die Leute gehen nicht mehr zur Arbeit und stellen ihre Uhren permanent auf Feierabend, Knastbrüder beenden ihre Haft, indem sie die Zeit auf ihren Uhren einfach um ein par Jahre nach vorne stellen, und Jugendliche manipulieren ihr Alter, um vorschnell in den Genuss von Alkohol zu kommen. Mittendrin: der eigentliche Initiator der Revolution, Homer Simpson, der allerdings nicht viel vom Resultat seines kurzzeitigen Aufstands mitbekommt, weil er seine Zeit lieber in den Federn verbringt.
Der Schwerpunkt der Geschichte liegt indes auf den vielen Auswirkungen, die das verheerende Ereignis auf alle bekannten gelben Figuren hat. Ned Flanders nutzt die gesamte Zeit, um mit seinen Kindern in der Kirche eine Predigt nach der anderen zu hören; selbst Dan Brown’s „Sakrileg“ wurde schon gepredigt … Rektor Skinners Mutter hingegen dreht an der Uhr, um die Geburt ihres Sohnes ungeschehen zu machen, Skinner wiederum löscht sein klagendes Gespräch mit Oberschulrat Chalmers kurzfristig aus, und der verwegene Busfahrer Otto gerät ständig in eine Zeitschleife, weil die Batterien seiner Uhr den Geist aufgegeben haben – was gerade deswegen schwierig ist, weil der langhaarige Revoluzzer dringend mal die Örtlichkeiten aufsuchen müsste.
Ideenreichtum, der keine Grenzen kennt – so viel zur leider einzigen Geschichte in der 124. Ausgabe der „Simpsons Comics“. Der Plot ist schlichtweg genial und wäre auch bestes Futter für eine TV-Adaption, zumal hier unheimlich viele Spitzen verteilt und mal wieder sämtliche Figuren aus der Welt der Simpsons auf die Schippe genommen werden. Rein auf de Inhalt bezogen, kann man daher auch nur applaudieren. Schade ist jedoch, dass gut ein Drittel des Magazins für Werbung und die üblichen Rubriken verwendet wird. Nicht etwa, dass die Hintergrundinformationen oder die Vorausschau des Simpsons-TV-Programms entbehrlich wären, aber den meines Erachtens etwas zu groß geratenen Umfang für diese Sparte hätte man gut und gerne auch noch für einen weiteren kurzen Plot nutzen können. Nichtsdestotrotz ist die Nr. 124 ein weiterer Knüller im Jubiläumsjahr der „Simpsons Comics“ und „Eine zeitlose Stadt“ überhaupt eine der besten Storys in der Historie der Groening-Familie.
Nach der Zerstörung des zweiten Todessterns und der endgültigen Vernichtung des Imperators wird in großen Teilen des Universums die Neue Republik ausgerufen. Doch nur wenige Jahre nach der brutalen Schlacht auf Endor macht sich bereits wieder eine Splittergruppe des Imperiums auf den Weg nach Coruscant, um den Planeten zurückzuerobern. Auch Luke Skywalker, der einstige Held der Rebellion, ist in dieses erneute Gefecht verwickelt und wird schließlich von den siegreichen imperialen Truppen in Gefangenschaft genommen. An Bord eines Weltenverwüsters wird er dabei Zeuge einer grausamen Vermutung: Der Imperator ist nach seinem vermeintlichen Tod zurückgekehrt und auf dem besten Wege, die Galaxis endgültig zu unterwerfen. Skywalker, der einzig verbliebene Jedi neben seiner Schwester Leia, ordnet sich in seiner Ohnmacht dem Imperator unter und verfällt immer mehr der Dunklen Seite. Gleichzeitig versucht er, den Herrscher der imperialen Streitkräfte zu hintergehen und die Befehle seiner Truppen durch Manipulation in die Irre zu leiten.
Leia und Han sind jedoch mit Lukes neuestem Weg nicht einverstanden; sie begeben sich auf den Schmugglerplaneten Byss, wo Solo neben einigen wenigen Freunden auch auf viele alte Gegner trifft, die noch eine Rechnung mit dem Besitzer des |Millenium Falcon| offen haben. Während Luke mit dem Imperator und der eigenen Standhaftigkeit ringt, rasen Han, Leia, Chewbacca und die beiden Droiden von einer Gefahr in die nächste und sehen sich im Kampf gegen das auferstandene Imperium ihrer vielleicht schwierigsten Mission gegenüber.
_Meine Meinung_
Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der berühmten Sternensaga veröffentlichen |Panini Comics| dieser Tage eine der wohl einflussreichsten und erfolgreichsten Comic-Serien, die der „Star Wars“-Kosmos in all dieser Zeit gesehen hat. Allerdings handelt es sich bei „Dark Empire“ gleichzeitig auch um eine sehr umstrittene Mini-Serie, die vor allem von fanatischen Verfechtern der ersten Trilogie sehr kritisch beäugt wird.
In „Das dunkle Imperium“ kehrt nämlich der in „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ eigentlich endgültig vernichtete Imperator zurück und führt so manche Handlung der Kino-Saga ad absurdum. Die Geschichte verliert in der Tat zu Teilen ein wenig von ihrer Glaubwürdigkeit, weil der Verlauf irgendwie erzwungen wirkt und man durch die Umkehrung wichtiger Fakten auf künstliche Weise nach einem Leben nach dem sechsten und letzten Teil der Lukas-Produktionen strebt.
Andererseits ist sicherlich auch nicht von der Hand zu weisen, dass gerade diese Serie überhaupt erst die Basis für die vielen Hintergrundgeschichten aus dem „Star Wars“-Universum ist. Viele Buchtitel wären ohne die Wiederauferstehung des Imperators ebenso wenig möglich wie ein erheblicher Teil der später veröffentlichten Comic-Releases, so dass man über den Inhalt sicherlich geteilter Meinung sein darf, für die Auswirkung all dessen aber letztendlich dankbar sein muss. Es sei denn, man sperrt sich diesbezüglich allen Handlungen außerhalb der cineastischen Variante.
Meiner Meinung nach ist „Das dunkle Imperium“, zumindest dieser erste Teil, auch noch nicht so recht auf dem Standard der moderneren „Star Wars“-Comics. Auch das mag daran liegen, dass ich mich zu Beginn unheimlich schwer damit tat, die fragwürdigen Ereignisse um Luke und den Imperator zu akzeptieren. Dies betrifft sowohl die Wiederkehr als auch den Weg, den der junge Skywalker eingeschlagen hat. Es entsteht nämlich bisweilen der Gedanke, dass man die Serie phasenweise einfach nur rezitiert und Luke in die Fußstapfen von Anakin treten lässt, was aber – so zeigt die manchmal bewusst unschlüssige (und deshalb auch ganz spannende) Handlung – später wieder in die richtigen Bahnen gelenkt wird.
Die Begeisterung, die den Comic einst vor allem in den Staaten zu einem der erfolgreichsten der gesamten Serie hat avancieren lassen, möchte ich daher auch noch nicht teilen, wenngleich ich zugestehen muss, dass mich sowohl Cam Kennedys Zeichenstil als auch der komplexe Aufbau gut unterhalten und schließlich auch überzeugt haben. Aber ob es, wie vielerorts angekündigt, wirklich der elementare Comic aus der Welt von „Star Wars“ geworden ist, wage ich trotz des positiven Gesamteindrucks zu bezweifeln.
David Lloyd ist Brite und ein alter Hase im Comic Business. Seit den späten Siebzigern zeichnet er. Am bekanntesten ist sicherlich sein Artwork für [„V wie Vendetta“. 2428 Nun erscheint bei |Ehapa| der Titel „Kickback“, eine düstere Kriminalgeschichte über einen korrupten Polizisten. Es ist Lloyds erste Arbeit als Zeichner und Szenarist.
Die Hauptfigur in „Kickback“ ist Joe Canelli. Er ist das Zentrum der Handlung, Lloyds Fixpunkt, um den er Ereignisse und Nebencharaktere anordnet. Die Geschichte spielt in Franklin City, einer fiktiven Stadt, die jede beliebige Großstadt sein könnte. Korruption hat an diesem Ort Fuß gefasst. Die örtlichen Ordnungshüter haben sich mit den Verbrechern arrangiert und kassieren dabei nebenher selber. Durch eine Kette von Ereignissen jedoch kommt das empfindliche Gleichgewicht zwischen Cops und Gangstern ins Schwanken. Plötzlich liegen jede Menge Leichen auf den Straßen; zuerst sind es Verbrecher, dann auch Polizisten.
Detective Canelli sollte eigentlich besser über die Hintergründe schweigen. Sein Chief rät ihm, den Mund zu halten und wichtige Fragen nicht weiter verfolgen. Die Öffentlichkeit muss nichts davon erfahren. Wie immer. So einfach ist die Sache für Canelli jedoch nicht. Sein Gewissen hat einen Stoß bekommen, er entscheidet sich zu handeln und etwas zu ändern. Er hat über die Jahre vergessen, woran er glaubt und was ihm wichtig ist. Sein Kampf gegen die korrupten Kollegen wird schließlich auch zu einem Kampf um seine Identität.
Die Geschichte um und über Joe Canelli ist ein Crime noir, eine düstere Kriminalhandlung ohne viel Hoffnung und Humor. Wer jetzt sofort an „Sin City“ denkt, liegt falsch. Die Erzählweise wird so manchen Leser an „V wie Vendetta“ erinnern. In Kickback wird noch zurückhaltender mit Sprache umgegangen. Textboxen, die die Handlung erläutern oder zusammenfassen, kommen nicht vor. So fühlt sich Kickback stellenweise an wie ein Film, und die Bilder sprechen für sich selbst.
Bemerkenswert ist Lloyds außerordentlich dichte Erzählweise. Obwohl die ablaufende Handlung simpel ist, gelingt es ihm, Tiefe zu erzeugen und mehrere unterschiedliche Erzählstränge gleichzeitig voranzutreiben. Ein toller Comic, handwerklich außerordentlich anspruchsvoll, intelligent und vielschichtig.
„Kickback“ erschien bereits 2003 als französisches Album bei |Edition Carabas|. Im August 2006 veröffentlichte |Dark Horse| die Geschichte. Auf Deutsch gibt es Kickback seit Februar 2007 bei |Egmont Ehapa| zu lesen.
Wir schreiben das Jahr 1108 in der offiziellen Zeitrechnung des Kaiserreichs Pajan: Die Asagiri-Ära, in der die verschiedenen Clans in erbarmungslosen Gefechten um die Macht über das Kaiserreich streiten. In diese Epoche ist auch Kleiner Karpfen hineingeboren worden, ein junges Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen, das sich aufgrund des vorschnellen Todes ihrer Eltern als Geisha den Lebensunterhalt verdient. Bei ihrem aktuellen Freier Noburo erlebt sie dann aber eine weitere Tragödie; die ins Wasser gepflanzte Behausung des maskierten Hünen wird von einem großen Piratentrupp vollkommen zerstört und der Riese selber in einem Pfeilhagel unter Wasser befördert. Wehrlos fällt auch das schwangere Mädchen den Attentätern zum Opfer und wird kurzerhand entführt.
Wenige Stunden nach dem Attentat kehrt der furchtlose Ronin Okko an den Schauplatz des Desasters zurück und verspricht Tikku, dem Bruder von Kleiner Karpfen, dass sie das Mädchen wieder befreien werden. Mit ebenso hinterlistigen Mitteln machen sich Okko, Noburo, Tikku und der stets betrunkene Mönch Noshin auf die Suche nach dem verschleppten Mädchen. Ihr Weg führt sie nach Tagakka Uchi, zum Hafen der Hundert Moränen, wo Kleiner Karpfen mitsamt einiger anderer Damen versteckt gehalten werden soll. Auf diplomatischen Wegen gelingt es Okko, mehr über das Versteck und die Grausamkeiten, die sich dort abspielen, herauszufinden, traut seinen Augen aber dennoch nicht, als er Zeuge dessen wird, was mit einigen der Geiseln geschehen ist. Von diesem Zeitpunkt an schwören Okko und Noburo, den brutalen Mördern nicht nur den Garaus zu machen, sondern sie mit einer ebenso blutigen Rache zu belegen. Aber schneller als erhofft stoßen die beiden an ihre Grenzen …
_Meine Meinung_
Der Trend europäischer Comic-Autoren, sich inhaltlich dem asiatischen Markt zu nähern, die Charakteristika des hiesigen Zeichen- und Handlungsstils dabei aber beizubehalten, setzt sich mit dem neuesten Werk des französischen Autors Hub weiter fort. Das bereits allerorts (zu Recht) gefeierte Werk, welches auf insgesamt fünf Zyklen ausgelegt ist, feiert mit „Das Buch des Wassers“ einen wahrhaft furiosen Einstieg, der in nahezu alle Genres der asiatischen Comic-Dynastie hineinschnuppert. Da gibt es Dämonen, verruchte Kaiser, Piraten, Samuraikämpfer und mysteriöse Clans, also im Grunde genommen alles, was das Herz des spezialisierten Comic-Liebhabers erfreut.
Allerdings hat Hub auch die Brutalität des dort beheimateten Genres übernommen und es diesbezüglich manchmal bis aufs Äußerste getrieben, so zum Beispiel in der Szene, als die Gefährtinnen von Kleiner Karpfen auf allzu blutige Weise hingerichtet werden. Alleine deshalb halte ich eine Altersbegrenzung schon einmal für sinnvoll. Davon abgesehen sind die Inhalte der Story zum Ende hin eh ein wenig vertrackter, so dass bezogen auf das Alter ohnehin eine gewisse Auffassungsgabe erforderlich ist, um dem actionreichen Treiben folgen zu können.
Die Story selbst ist indes enorm temporeich und nimmt kaum Rücksicht auf eventuelle Ungereimtheiten, wobei diese zu einem jeweils späteren Zeitpunkt wieder geklärt werden. Straight forward mit einer klaren Betonung auf der zahlreich vertretenen Kampfaktionen, die zusammen mit den finsteren Machenschaften von Okkos und Noburos neuen Feinden die extreme Seite dieses Comics repräsentieren. Dass dabei manchmal auch etwas Hektik aufkommt, liegt in der Natur der Sache, deckt sich aber auch sehr schön mit der Atmosphäre der Geschichte, die ja ebenfalls von Jagden und Fluchten durchsetzt ist. Dennoch würde man sich im Hinblick auf das mehrfach angedeutete, vorzeitige Finale eine kleine Tempodrosselung wünschen, denn es ist teilweise nicht ganz leicht, den vielen Situations- und Gedankensprüngen auf Anhieb zu folgen.
Dafür entschädigen aber die letzten Seiten mit einem sehr schön vorbereiteten Cliffhanger und wohligen Aussichten für den Nachfolgeband dieses unheimlich faszinierenden, so überaus vielschichtigen Comic-Albums. Sympathische und trotzdem unnahbare Personen wie Noburo und Okko, aber auch fantastisch illustrierte Schauplätze sind in der Comic-Szene ein echtes Unikum und ein hinreichender Grund, sich mit |Carlsen|s neuem Prachtstück einzudecken. Doch auch sonst gibt es noch zahlreiche Gründe, „Das Buch des Wassers“ anzutesten, wobei der wichtigste wohl die knisternde, unvergleichlich dichte Spannung ist. Doch jetzt genug der Worte und hinein ins Abenteuer mit Hubs neuen Helden!
Neil Gaiman ist wieder da. Genauer gesagt: Der Sandman ist es, alias Morpheus, Lord Dream oder der Herr der Träume. So genau trennen kann man das nicht. Obwohl der Sandman seinen Ursprung im Superhelden-Kosmos des Golden Age hat und obwohl Gaiman noch diverse andere Veröffentlichungen vorweisen kann, sind er und seine Figur nahezu untrennbar miteinander verbunden. Verwunderlich ist das nicht. Die |Sandman|-Serie sticht aus Gaimans Gesamtwerk allein wegen ihres bloßen Umfangs heraus. Hinzu kommt, dass Gaiman mit seiner eigenwilligen Neuinterpretation des Sandman mal eben einen Meilenstein der Comic-Literatur hingeworfen hat. Titel wie „Die Bücher der Magie“ und „Fables“ profitieren noch heute davon.
Nun bereitet |Panini| hierzulande den Neustart der Serie vor. In insgesamt vierzehn Bänden soll sie in den nächsten Jahren veröffentlicht werden. Der erste Band „Ewige Nächte“ ist im Januar 2007 erschienen. Er enthält sieben Kurzgeschichten, die paradoxerweise Gaimans letzte Arbeiten am |Sandman|-Universum darstellen. In den USA sind sie 2003 erschienen, lange nachdem die Serie bereits abgeschlossen war. So ergibt es Sinn, wenn Gaiman im Vorwort wissen lässt: „Diese Geschichten zu schreiben, war wie nach Hause zu kommen.“
Taktisch ist es kein dummer Schachzug, mit „Ewige Nächte“ die Reihe der Veröffentlichungen zu beginnen. Das hat mehrere Gründe. Zunächst sind da die alten Leser, die die Serie bereits kennen. Sie freuen sich über brandneues Material, das bisher noch nicht auf Deutsch veröffentlicht wurde. Dann sind da die neuen Leser, denen ein guter Einstieg in die Serie geboten wird. Die sieben Kurzgeschichten präsentieren die sieben Ewigen, von denen der Namensgeber der Serie einer und eben der wichtigste ist. So lernen neue Leser auf unkomplizierte Weise das |Sandman|-Universum kennen, ohne Fragmente sammeln zu müssen, wie es stellenweise bei den älteren Geschichten der Fall war.
Hinzu kommt aber noch ein anderer Punkt. Als Neil Gaiman mit dem |Sandman| Anfang der Neunziger loslegte, war er zwar schon ein begnadeter Geschichtenerzähler, aber er wollte noch viel Neues ausprobieren. Manchmal ging das schief. Mittlerweile dürfte er routinierter sein, sicher im Umgang mit Werkzeugen und Techniken. Das bekommt auch „Ewige Nächte“ zu spüren. Neil Gaiman ist voll da. Unterstützt wird er von sieben Zeichnern, die auf eindrucksvolle Weise die Persönlichkeiten der sieben Ewigen in Bildern umsetzen.
Wie bei einer Sammlung von Kurzgeschichten nicht anders zu erwarten, gefallen einige mehr und andere weniger. Zu den Höhepunkten von „Ewige Nächte“ gehört sicherlich die erste Geschichte, „Tod in Venedig“, umgesetzt von P. Craig Russell. Auch die anderen Episoden sind großartig erzählt, wenngleich vielleicht mit etwas weniger Eleganz und Eindringlichkeit. Bewundernswert ist das ausgeglichene Verhältnis zwischen künstlerischem Anspruch und Mainstream-Comic, was ebenso die grafische wie die inhaltliche Arbeit betrifft. Davon könnten sich zahlreiche neuere Fantasy-Publikationen eine Scheibe abschneiden.
Wenn die Arbeit an „Ewige Nächte“ für Neil Gaiman war, wie nach Hause zu kommen, so bleibt zu hoffen, dass er sich mal wieder öfter beim alten |Sandman| blicken lässt. Gaiman werden Ambitionen nach Hollywood unterstellt, weil sich als Drehbuchautor mehr Geld verdienen lässt. Wünschen wir ihm dabei viel Glück. Den |Sandman| wird er eh nicht mehr los.
http://www.paninicomics.de
_Neil Gaiman bei |Buchwurm.info|:_
[„Sternwanderer“ 3495
[„American Gods“ 1396
[„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“ 1581
[„Die Wölfe in den Wänden“ 1756
[„Die Messerkönigin“ 1146
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363
[Verlassene Stätten 2522 (Die Bücher der Magie, Band 5)
[Abrechnungen 2607 (Die Bücher der Magie, Band 6)
Nachdem Bill Willingham mit [„Legenden im Exil“, 3175 dem ersten Teil seiner Graphic-Novel-Serie „Fables“ ein lesenswerter Auftakt geglückt ist, hat |Vertigo/Panini| nun den zweiten Teil am Start. In „Fables“ erzählt Willingham die Geschichte der aus ihrer Heimat vertriebenen Märchenfiguren. Sie flüchteten in die Welt der Menschen und leben unerkannt in New York in einer Gemeinschaft namens „Fabeltown“, der feste Regeln und Statuten zugrunde liegen. Das Leben im Exil begann für die Fables mit einer Generalamnestie. So kommt es, dass König Blaubart (bekanntermaßen in der Märchenwelt ein überführter Frauenmörder) oder auch der Böse Wolf akzeptierte Mitglieder der Fablegesellschaft sind.
Im zweiten Teil der Reihe, „Farm der Tiere“, geht es um das andere Gesicht der Fable-Gemeinde. Haben viele Märchenfiguren das Glück, dank ihrer menschlichen Gestalt unerkannt unter den Normalos wandeln zu können, so trifft es die nichtmenschlich erscheinenden Fables wesentlich härter. Sie leben auf einer abgeschotteten Farm mitten im Nirgendwo, wohin sich nie eine Menschenseele verirrt.
Nach den Ereignissen in „Legenden im Exil“ macht sich Bürgermeisterin Snow White auf, der Farm einen Besuch abzustatten, wie sie es alljährlich tut. Ihre Schwester Rose Red soll sie begleiten, damit die beiden in der Abgeschiedenheit des Farmlebens in Ruhe Zeit und Muße haben, sich auszusprechen und wieder zueinander zu finden – zumindest hofft Snow White darauf.
Doch schon bei ihrer Ankunft merken die beiden, dass auf der Farm irgendwas nicht stimmt. Weyland Smith, der Verwalter der Farm, ist spurlos verschwunden, und Snow White und Rose Red überraschen die Farmbewohner bei einer sonderbaren Versammlung. Als dann plötzlich auch noch die Telefonleitung tot ist, dämmert Snow White, was hier gespielt wird. Die Fables sind in Aufruhr. Revoluzzer versuchen, die Macht an sich zu reißen und einen Umsturz anzuzetteln. Snow White befindet sich in größter Gefahr. Hilflos steht sie einer Übermacht revolutionärer Fables gegenüber und kann nicht einmal Hilfe aus der Stadt herbeibeordern …
Wieder einmal bedient Willingham sich einer Vielzahl an Märchenfiguren. Teilweise kennt der Leser sie bereits aus Band 1, teilweise schickt er aber auch neue, unbekannte Gesichter ins Rennen. Goldilocks ist diesmal mit von der Partie, die bei den Bären wohnt und einer Kindergeschichte von Robert Southey entsprungen ist. Weyland Smith, ein nordisch-germanischer Schmiedegott, bekommt eine Rolle, ebenso diverse Figuren aus dem „Dschungelbuch“, und auch der Löwe aus den „Chroniken von Narnia“ taucht in einer Nebenrolle auf.
Die Art und Weise, wie Willingham die Originale dabei für seine Zwecke ummünzt, hat wieder mal einen tollen Charme. Gewitzt spielt er mit den Klischees, die den Figuren anhaften, und kreiert dabei durchaus ambivalente Charaktere. Während sich die Fables in Band 1 mit den Tücken des menschlichen Alltags herumgeschlagen haben, tritt diese Komponente auf der Farm mitten im Nirgendwo in den Hintergrund. Thema sind eher die Spannungen und die unterschiedlichen Interessen innerhalb der Gemeinschaft der Fables.
Die Zeichnungen von Mark Buckingham sind schnörkellos und klar, wie man es von Band 1 gewohnt ist, und wirken eher unspektakulär. Dennoch staunt man über die Lebendigkeit der Figuren. Rein künstlerisch gibt es zwar eine gewisse Kluft zwischen der anspruchsvollen, aufwändigen Covergestaltung und dem schnörkellosen Inhalt, dennoch genügt die Art der Zeichnungen der Geschichte in jedem Fall. Allein die Handlung trägt den Leser schon flott und locker durch den Plot. Sticheleien unter den Fables unterstreichen die humorvolle Note der Geschichte. Aufwändiger zeichnerischer Schnick-Schnack ist da gar nicht nötig.
Wie schon in Band 1, erzählt Willingham auch im zweiten Teil wieder mal eine Geschichte, die viel Spannung birgt. Er spart nicht mit Thrillerelementen, um den Plot zu würzen, und so entwickelt die Geschichte gewisse Page-Turner-Qualitäten. Snow White steht fernab der Zivilisation einem Haufen Revoluzzer gegenüber – das sieht nach einer wirklich ausweglosen Situation aus. Die Auflösung des Ganzen mag da ein wenig zu einfach aussehen, dennoch baut Willingham eine schöne Wendung in die Story ein, die gewitzt mit der Erwartungshaltung des Lesers spielt und den besonderen Humor der Fables-Reihe unterstreicht.
Die Ausgangslage, die dieser Band für den weiteren Verlauf der Geschichte entwirft, ist durchaus vielversprechend. Es deutet sich an, dass in „Fables“ noch einiges Potenzial steckt, das spannenden Stoff für die Zukunft verspricht. Man darf also gespannt sein und tut gut daran, die Serie im Auge zu behalten.
Bleibt am Ende also von „Fables: Farm der Tiere“ ein positiver Gesamteindruck zurück. Gewitzt und spannend erzählt Willingham seine Geschichte, die in ihren Bildern gradlinig und schnörkellos daherkommt, aber ihre Wirkung nicht verfehlt. Band 2 der „Fables“-Serie knüpft durchaus an die Vorzüge des Vorgängerbandes an und schafft gleichzeitig eine interessante Ausgangslage für die Zukunft.
Krynn geht es gerade nicht so gut. Die wahren Götter sind fort, Dunkelheit hat sich über das Land gesenkt. Doch zum Glück gibt es da diese tapfere Heldengruppe, die auszieht, um das Böse zu bekämpfen. Alle sind da: der Krieger, der Magier, der Elf, der Zwerg, undsoweiterundsoweiter … Die Finsterlinge bekommen mächtig auf die Mütze: Echsenmenschen, Drachen und was sonst noch so durch die Gegend kreucht. Sicher, in Comics wird seit jeher gerne mit Stereotypen gespielt. Aber muss es so offensichtlich sein?
Nach einer kurzen Vorstellung der Charaktere geht die Reise los. Die folgenden Ereignisse reihen sich aneinander wie Perlen auf einer Kette. Übergreifend und sinnstiftend ist die Aufgabe, die alten Götter wiederzufinden. Ein blauer Stab mit magischen Heilkräften soll dabei helfen. Das Ganze liest sich wie die illustrierte Version eines alten D&D-Abenteuers. Obwohl die Heldengruppe von einer Gefahr in die nächste stolpert, ist man als Leser nie wirklich besorgt um ihr Wohlergehen. Und die Spannung kommt dabei natürlich zu kurz.
Wenn schon nicht Spannung, so könnte ein Fantasy-Comic doch wenigstens Atmosphäre bieten. Aber auch das wird bei „Drachenzwielicht 1“ nichts. Der Text und die Dialoge sind leer und weisen selten über sich hinaus. Die Zeichnungen sind ganz okay, die Kolorierung gut, und die Handlung bekommt ein dickes Minus. Ein Comic, den man schneller wieder vergisst, als man ihn gelesen hat.
http://www.paninicomics.de
|Siehe auch unsere Rezensionen zu:
[„Die Legende von Huma“ 2417 (DragonLance 1)
[„Heimatland“ 2498 (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 1)|
Auf den ersten Blick sieht »The Fountain« ein bisschen aus wie Dave McKeans »Cages«. Offene Formen, unruhige Panels, eine unübersichtliche Erzählstruktur. Wie bei »Cages« weiß man als Leser zunächst nicht, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Aber das ist noch kein Minuspunkt, im Gegenteil. Erst auf den letzten Seiten von »The Fountain« begreift man die Komplexität des Werks. Plötzlich fügen sich die Teile zusammen.
»The Fountain« gliedert sich in drei Erzählstränge, die man aufgrund der drei männlichen Hauptprotagonisten als Tomas, Tom und Tommy überschreiben könnte. Im ersten Erzählstrang ist Tomas ein spanischer Conquistador in der Neuen Welt, der einen Maya-Tempel sucht. Im zweiten Erzählstrang ist er ein nackter Mann, der mit einem Baum und einer Frau durch das Weltall treibt. Im letzten Erzählstrang ist Tommy ein Arzt, der nach einem Mittel gegen Krebs forscht. Die drei Erzählstränge sind zeitlich festzumachen: Tomas spielt 1535, Tom spielt 2463 und Tommy spielt 2005. So teilen sie sich auf in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Alle Erzählstränge hängen irgendwie zusammen. Wenn man den Schwerpunkt auf Tommy 2005 setzt, kann man ungefähr folgende Geschichte erkennen:
Der Arzt Dr. Tommy Creo und seine Frau Isabel sind ein Traumpaar, verliebt und wie füreinander geschaffen. Doch plötzlich erschüttert ein furchtbares Unglück ihr Leben. Izzi hat Krebs. Trotz etlicher Therapien will die Krankheit nicht von ihr lassen. Inzwischen hat sie keine Haare mehr. Temperaturunterschiede fühlt sie kaum noch. Das Ende ist absehbar. Ihr Ehemann Tommy stürzt sich wie ein Besessener in seine Arbeit, um nach einem Heilmittel zu suchen. Er will sie nicht einfach dem Tod überlassen. Izzi ist Schriftstellerin und schreibt währenddessen an ihrem letzten Buch. Sie würde gerne mehr Zeit mit Tommy verbringen, kann ihn aber nicht halten. Jede freie Minute verbringt er im Labor. Also schreibt sie. Von einem Conquistador und seiner glücklosen Liebe zu Isabella von Spanien. Von seiner Suche nach dem ewigen Leben. Sie möchte ihrem Ehemann auf diese Weise helfen, Abschied zu nehmen. An die Ewigkeit zu glauben.
»The Fountain« handelt von einer tödlichen Krankheit und von einer unglücklichen Liebe. Diese kleine, außerordentlich gefühlvolle Geschichte steht jedoch außerdem in einem größeren Zusammenhang. Darren Aronofsky verwendet sowohl die Mythologie des Christentums und der Mayas als auch seine eigene Phantasie, um all das zu einem interessanten Amalgam zu verschmelzen: Sternennebel, Maya-Priester, der Baum des Lebens … Dem Ganzen gewinnt er eine kraftvolle Geschichte über die Ewigkeit, den Tod und die Liebe ab. Was am Anfang nach einem Wirrwarr aussah, entpuppt sich am Ende als reine Poesie. Eine sensible Geschichte, bemerkenswert klar und vielfältig.
Wie man weiß, ist der Kalte Krieg vorbei. Mit dem Ende der UdSSR zerfiel ein Großreich, das über ein halbes Jahrhundert lang die Geschicke der Welt mitbestimmte. Solch ein Zusammenbruch kann nicht ohne Folgen bleiben. Auf künstlerischer Ebene darf man »The Red Star« als eine dieser Folgen betrachten, als ästhetische Auseinandersetzung mit der UdSSR und ihrem Untergang. Ein historischer Comic ist »The Red Star« jedoch nicht. Vielmehr spielen die Autoren mit Historie und Phantasie. Es bleibt dem Leser überlassen, wie er die Einzelteile deutet und zusammensetzt.
Statt der UdSSR begegnet man in »The Red Star« den VRRS, den Vereinigten Republiken des Roten Sterns. Das Großreich liegt in seinen letzten Zügen. Die Provinz Al’Istaan hat die Gunst der Stunde genutzt und sich für unabhängig erklärt. Doch noch hat die VRRS genug Kraft, um zurückzuschlagen. Der Ausreißer soll zurück ins Glied geprügelt werden. So macht sich eine gigantische Armada von futuristischen Luftschiffen (so genannten Wolkenbrütern) auf, um dem aufsässigen Bergvolk klarzumachen, wer in der Republik das Sagen hat. In einem engen Tal kommt es schließlich zur entscheidenden Schlacht.
Beschrieben wird das Kriegsspektakel von der Magierin Maya Antares. Sie sitzt in einer Schwebebahn und unterhält sich mit dem Veteranen Vanya über die Schlacht vor Kar Dathras Tor, die inzwischen neun Jahre zurückliegt. In einem Rückblick erfährt der Leser von dem Angriff des Flagschiffs RSS Konstantinov, zu dessen Besatzung Maya damals gehörte. Die Isolatoren-Kammern feuerten Energiestrahlen, danach schoss aus den Kielbrütern ein Inferno auf den Feind. Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als wären die Separatisten besiegt und als hätten die Vereinigten Republiken noch einmal ihren Herrschaftsanspruch durchgesetzt. Doch es sollte anders kommen. Der Hohepriester Kar Dathra der Ewige erhob sich und holte zu einem vernichtenden Gegenschlag aus.
Während Maya in einem Wolkenbrüter das Spektakel erlebte, kämpfte ihr Ehemann Markus als Kapitän einer Infanterie-Einheit am Boden. Er gilt seitdem als tot, gefallen in der Schlacht. Seine Leiche wurde jedoch niemals gefunden. Möglich, dass ihm etwas anderes widerfahren ist, etwas Übernatürliches. Mit der Schwebebahn fährt Maya am Jahrestag der Schlacht zu einem Soldatenfriedhof, um ihrem Ehemann zu gedenken.
Die Geschichte, die Christian Gossett und sein Team dem Leser erzählen, präsentiert sich in einer fabelhaften Mischung aus 2D-Zeichnungen und 3D-Computerkunst. Nicht nur die bildgewaltigen Wolkenbrüter, auch Panzer, Flammen und das Innere der Schwebebahn fügen sich wunderbar mit den Zeichnungen zusammen, ohne dass ein Bruch entsteht. Mit ein Grund dafür sind sicherlich die Ausgewogenheit der beiden Techniken und die gelungene Gesamtkolorierung. |Cross Cult| veröffentlicht den ersten Teil von »The Red Star« in einem dicken Band, im Format irgendwo zwischen amerikanischem Heft und franko-belgischem Album angesiedelt. Zu den ersten vier Kapiteln der Geschichte gesellen sich der One-Shot |A Worker’s Tale| sowie eine Menge Zusatzmaterial (Lexikon, Skizzengalerie, Interviews).
Pompös in der Form, pompös im Inhalt. »The Red Star« ist als Saga geplant, als opulente Geschichte, die Größe will und Größe sucht. In den Bildern, in der Sprache und in der Thematik schlägt sich dieses Vorhaben nieder. Im Prinzip lässt sich der Inhalt von »The Red Star« reduzieren auf das schwierige Verhältnis zwischen Mensch und System. Maya Antares steht als einzelne Person einem Staats- und Gesellschaftssystem gegenüber, dem sie nur noch bedingt loyal gesonnen ist. Sie ist tief im Inneren zerrissen. Auf der einen Seite ist sie von Herzen Patriotin, auf der anderen Seite hat das System ihrem Mann den Tod gebracht. Hätte man Al’Istaan nicht auch einfach friedlich aus dem Staatenbund entlassen können? Ihr Ehemann würde dann sicherlich noch leben.
Noch ist »The Red Star« nicht abgeschlossen. Mayas Entscheidung steht noch aus, ebenso das Schicksal der Vereinigten Republiken. Im August 2007 kommt der zweite Band »Nokgorka« heraus. Dann erst lässt sich wirklich sagen, worauf die Geschichte mit ihren großen Gesten abhebt. So viel ist jedoch jetzt schon klar: Die Autoren haben neben künstlerischen Ambitionen ein politisches Sendebewusstsein, mit dem sie westliches Lesepublikum erreichen wollen. Insofern ist »The Red Star« nicht nur eine Auseinandersetzung mit der untergegangenen UdSSR, sondern auch mit der danach allein zurückgebliebenen USA. Und ein Kommentar zur Weltordnung nach dem Kalten Krieg. Christian Gossett formuliert seine These so: „Die größte Ironie des 20. Jahrhunderts ist, dass sich die USA durch das Überdauern der Sowjetunion nicht etwa von irgendeinem Kampf befreit hätten, sondern nur ihre eigene tyrannische Natur offenbart haben.“ Es scheint fast so, als hätte da ein amerikanischer Comic-Zeichner starke Gefühle für die untergegangene Sowjetunion entwickelt, was ihn dazu bringt, Kritik am eigenen Land zu üben. Diese politische Intention ist momentan natürlich in bestimmten Kreisen schwer angesagt. Aber nicht vergessen: Abseits dieser großen, ausufernden Themen kann »The Red Star« auch einfach nur als Action-Comic gelesen werden.
http://www.crosscult.de/
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