Elizabeth A. Lynn – Die Zwingfeste (Die Chroniken von Tornor 1)

Glaubhafter Utopie-Entwurf in Action-Fantasy

Die Kriegsherren aus dem Süden haben den geschwächten Norden überfallen. In der Tornor-Burg ist der Lord Athor gefallen, doch seinen Sohn Errel lässt der Eroberer Col am Leben: als Hofnarren. Soll er nicht sterben, muss Ryke, der frühere Leutnant Athors, dem Eroberer Gefolgschaft leisten. Als Jahre später zwei geheimnisvolle Frauen in der Burg erscheinen, verhelfen sie Ryke und Prinz Errel zur Flucht in den Süden. Werden sie dort Verbündete finden, um Tornor zurückzuerobern?

Dieses Buch wurde 1980 mit dem World Fantasy Award als bester Fantasy-Roman des Jahres ausgezeichnet.

Die Autorin

Die US-Autorin Elizabeth Anne Lynn (*1946) erregte mit ihrer überdurchschnittlich guten Fantasy-Trilogie „Die Chronik von Tornor“ weltweit Aufsehen. Für „Die Zwingfeste“ (weitere Bände waren „Die Tänzer von Arun“ und „Die Frau aus dem Norden“) wurde sie 1980 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Lynn brachte in ihren Fantasy-Romanen neue Blickwinkel in das alte Thema der Gleichberechtigung und Selbstbehauptung von Mann und Frau in der Gesellschaft ein. Viel später erschien ihr Fantasy-Roman „Dragon’s Winter“, der mit „Dragon’s Treasure“ eine Fortsetzung fand.

Mit „Sardonyx Netz“ bewies sie, dass sie auch packende Science Fiction schreiben kann. Darin kritisiert sie diverse Formen der Sklaverei. Mit größtem Bedauern wurde Mitte der achtziger Jahre ihr Rückzug aus diesen beiden Genres zur Kenntnis genommen, denn sie litt unter einer schweren Schreibblockade. Stattdessen unterrichtete sie Kampfsport.

Fans finden einen Querschnitt ihres Könnens in der Storysammlung „Die Frau, die den Mond liebte“ (1981/84, Heyne 06/4119). Wie schon in ihrem Erstlingsroman „A Different Light“ (1978; dt. Titel: „Das Wort heißt Vollkommenheit“) versieht Lynn eine Geschichte, deren moralische Seiten offenbar entschieden sind, stets mit einer ironischen Wendung.

„Ihre Geschichten zeichnen sich durch eine einfühlsame psychologische Zeichnung ihrer Figuren aus. Oft wird sie als Vertreterin einer „feministischen Science-Fiction“ bezeichnet. Häufig wiederkehrende Themen in ihren Geschichten sind Geschlechtsidentität und Homosexualität.“ (Wikipedia)

Lynn arbeitet als Rezensentin für die „San Francisco Review of Books“ und lehrt innerhalb des Woman Studies Program an der San Francisco State University.

Die Chronik von Tornor

1) Die Zwingfeste (1979, dt. 1983)
2) Die Tänzer von Arun (1980)
3) Die Frau aus dem Norden (1981)

Ab 2000 brachte Knaur die Trilogie als Neuauflage unter dem Titel „Die Türme von Tornor“ heraus:

Die Winterfestung. 2000 ISBN 3-426-70210-X (Watchtower. 1979)
Der Rat der Hexer. 2001 ISBN 3-426-70211-8 (The Dancers of Arun. 1980)
Die Träumer von Kendra. 2001 ISBN 3-426-70212-6 (The Northern Girl. 1981)

Handlung

Das Land Arun wird von Norden nach Süden von einem großen Strom durchflossen, dem Rurian. Im Westen und Norden schützen hohe Gebirge das Land ab, im Südwesten eine Hügelkette, in der Mitte liegt die fruchtbare Ebene des Galbareth. Entlang des Flusses und im Delta liegen reiche Handelsstädte. Diese gilt es seit der Besiedelung, durch eine Reihe von Trutzburgen gegen die wilden Horden aus dem nördlichen Anhard zu schützen. Die Stämme kamen alljährlich zur Schneeschmelze über die Grauen Berge, um zu morden und zu plündern.

Diese Zeiten sind vorüber, doch die Burgen stehen immer noch. Nun sind es die Abenteurer aus den Städten des Südens, selbsternannte Kriegsherren, die die Burgen eine nach der anderen erobern, um den Norden des Landes zu unterjochen. Col Istor ist solch ein Kriegsherr, und ihm ist es gelungen, mit nur wenigen hundert Kriegern die Burg Tornor zu erobern und den Fürsten Athor zu töten. Tornor ist die erste in der Perlenkette aus Burgen, die Col erobert, und die wichtigste: der Schlüssel zum Norden.

Col ist zwar skrupellos, aber alles andere als ein Dummkopf. Er hat Athors Sohn, den Prinzen Errel, am Leben gelassen, damit nicht gleich ein Aufstand losbricht. Mit dieser Geisel in der Hand ist es ihm auch gelungen, Athors Burgkommandanten Ryke zur Gefolgschaft zu zwingen. Öffentlich gehorcht Ryke dem Thronräuber, doch innerlich folgt er immer noch Errel, um ihn zu schützen. Er sieht, wie der Eroberer sein eigenes Volk ausquetscht. Sogar seine eigene Schwester Becke muss sich nun, nach dem Tod ihres Mannes, als Hure in der Burg durchschlagen.

Die Boten

Von der Burg Cloud Keep kommen zwei Boten mit einem Angebot für Col, der auf einen Waffenstillstand hinarbeitet. Ryke weiß nicht, was er von ihnen halten soll. Zunächst scheinen es knallharte männliche Krieger zu sein, dann hört er, sie hätten überhaupt kein Geschlecht. Aber als er sich im Auftrag seines Prinzen zu ihnen schleicht, um sie um Fluchthilfe zu bitten, stellt sich heraus, dass es sich um Frauen handelt. Aber solchen Frauen ist er in seinem Leben noch nie begegnet. Sie nennen sich Sorren und Norres, sind unantastbar und geheimnisvoll – und ausgezeichnete Krieger. Die Bezeichnung für ihresgleichen ist „ghyas“.

Die Flucht

Am frühen Morgen gelingt Errel und Ryke die Flucht aus der Zwingfeste Tornor, und rasch verschwinden sie mit Sorren und Norres im Nebelland. Nach mehreren Tagen Kletterns durchs Nebelland erreichen sie den Cloud Keep. Doch der Burgherr hat Angst vor der Rache des Eroberers und gewährt ihnen lediglich drei Tage Obdach, das Minimum für Gäste. Da machen ihnen die beiden Kriegerinnen ein sonderbares Angebot: Sie können mit nach Vanima, ihre Heimatstadt kommen und dort Erholung finden und eine Kampfausbildung erhalten.

Sonderbar ist das Angebot insofern, als jeder weiß, dass Vanima ein Ammenmärchen ist und nur als Wolkenkuckucksheim oder Utopia existiert. Doch die beiden Kriegerinnen bestehen darauf, dass Vanima wirklich existiert. Na, wenn schon, wenigstens liegt dieser Ort im Süden, wo es wesentlich wärmer ist als hier oben in den Nebelbergen! Sie brechen mit dem Segen der Söhne des Burgherrn auf, die, von Ryke gewarnt, auf der Hut vor den Angreifern des Eroberers sind.

Vanima

Der Weg nach Vanima ist verborgen, aber die beiden Boten führen sie sicher hin. Es ist ein kleines Dorf, in dem eine besondere Gemeinschaft lebt: die Cheari. Sie pflegen das Gleichgewicht in der Welt, so etwa indem sie einerseits Landwirtschaft betreiben, andererseits aber auch kämpfen lernen. Sie kämpfen nur mit Messern, meist aber waffenlos, und der Kampf ist eine andere Form des Tanzes. Ihre Anführer sind Van, ein mächtiger Krieger mit einem bezwingenden Blick, und Maranth, eine Heilerin.

Ryke muss sich komplett umstellen, und auch Errel bittet erst nach vier Wochen darum, diese Kampfweise zu erlernen. Sie fügen sich in die Gemeinschaft ein, ohne indes Wurzeln zu schlagen. Täglich legt Errel seine Karten, und sie verheißen nichts Gutes, wie Ryke sieht. Dass sich Sorren als Errels uneheliche Schwester offenbart, beruhigt Ryke nicht gerade. Als eines Tages weitere Cheari aus dem Delta eintreffen, bringen sie Nachricht aus dem Norden: Col hat Cloud Keep überfallen und erobert. Sein letzter verbliebener Gegner ist Lord Sironen in pel Keep. Errel entscheidet sich, das Vermächtnis seines Vaters anzunehmen und gegen Col in den Kampf zu ziehen.

Während sich Ryke der Besatzung von Burg Pel anschließt, reitet Errel mit Van und anderen Tänzern voraus, um Col Istor zu verzaubern und schließlich die Töre von Tornor Keep zu öffnen. Doch wird der Thronräuber nicht den abgesetzten Erben sofort erkennen und töten? Doch dagegen hat Errel doppelte Vorsorge getroffen…

Mein Eindruck

Eingebettet in eine halbwegs spannende Actionhandlung bietet das Buch vor allem einen für die späten siebziger Jahre ungewöhnlichen, ja, kühnen Gesellschaftsentwurf. Die pazifistische, auf einem kleinen Gemeinwesen aufgebaute Gesellschaft Vanimas erinnert an manche Entwürfe von Ursula K. Le Guin, insbesondere an Anarres, den Planeten der Anarchisten in „Planet der Habenichtse“/“Die Enteigneten“. Ex-Burgkommandant Ryke liefert uns Einblicke eines davon sehr Befremdeten.

Alles, was die Bewohner von Vanima anbauen und ernten, gehört allen. Es gibt keinen Überschuss und folglich keinen Handel, es handelt sich also um Subsistenzwirtschaft. Aber Vanima hat ein Netzwerk von kleinen Unterstützern in den Bergen, ist also nicht ausschließlich auf sich selbst angewiesen. Die Heilerin Maranth, Vans Lebensgefährtin, sorgt für das Wohlergehen des kleinen Dorfs.

Die Berge ringsum schützen nicht nur vor unerwünschten Besuchern, sondern bringen auch frühen Schnee und manchmal einen hungrigen Berglöwen. Vanima erinnert mich in dieser Hinsicht an das Königreich Gondolin, der Tolkien erfand. Es fiel erst durch Verrat aus den eigenen Reihen und wurde von Melkors Drachen zerstört. Soweit ist es mit Vanima längst nicht: Es ist eine Utopie, die keine Hierarchie kennt.

Kampf ist Tanz

Das zweite Bemerkenswerte ist der waffenlose Kampf. Nur Messer sind erlaubt. In der Tat ist der Übergang zwischen Tanz und Kampfkunst fließend. Man denke an Jiu-jitsu, Aikido und Taek-won-do, allerdings in fließender Bewegungsform. Das Ironische daran ist der Umstand, dass der Tanz den Thronräuber erfreut und unterhält, während gleichzeitig damit der Kampf gegen ihn und seine Mannen eingeläutet wird. Es kommt also auf den Blick an, mit dem man den Tanz betrachtet.

Ryke muss auf die schmerzhafte Tour erfahren, dass auch Frauen wie Sorren diese Kampfkunst aus dem Effeff beherrschen und ihn im Handumdrehen aufs Kreuz legen können. Und dabei ist Sorren noch die sanftere Hälfte des gleichgeschlechtlichen Paares. Norres droht ihm offen, ihn umzubringen, sollte er ihrer Geliebten Schmerz zufügen. Schwierig in einem waffenlosen Kampf. Fortan ist Ryke äußerst vorsichtig, denn so manchem Augenpaar ist nicht entgangen, dass seine eigenen Blicke nicht nur wohlwollend, sondern auch begehrlich auf der Erbin von Tornor ruhen…

Gleichgeschlechtliche Liebe

Schon in ihrem ersten Debütroman „A Different Light“ erstaunte die Autorin ihre leser und Kritiker durch die Schilderung eines homosexuellen Protagonisten. In „Watchtower“ (1979) lässt sie nun vor unseren Augen eine ganze Kultur entstehen, in der Homosexualität als völlig normal geduldet wird. Viele westliche Gesellschaften sind bis heute noch nicht soweit, wie man an ihrer jeweiligen Gesetzgebung ablesen kann. In Arun sind die Lesben als „ghyas“ hochgeachtet und in einer gesonderten Gilde zusammengeschlossen. Ryke ist nicht der einzige Kerl, der die taffen „ghyas“ erst für Männer hält, dann für Hetero-Pärchen, nur um schließlich erstaunt die Wahrheit herauszufinden.

Orakel

Eine weitere Besonderheit ist die Einführung des Karten-Orakels durch Prinz Errel. Zugegeben, diese Tarotkarten waren in den siebziger Jahren ein esoterischer Fimmel, der bei Autoren wie Phlip José Farmer immerhin zu einer ganzen TAROT-Trilogie reichte. Hier dienen die Karten-Orakel erstens zu einer Art Vorausverweis auf eine mögliche Gefahr. Zum anderen sind die Karten selbst wichtig: Sie sind ein Erbstück von Errels Familie, ein Vermächtnis, eine Verbindung zur Vergangenheit, das jenseits seines toten Vaters reicht und seinem Leben Kontinuität und Sinn verleiht.

Die Sprache

Es ist banal zu sagen, dass die Sprache das wichtigste Werkzeug eines Schriftstellers ist. Aber kaum jemand erwartete in den sanften, bekifften Siebzigern von einem weiblichen Autor eine derart „männliche“ Ausdrucksweise – dabei hätte man schon durch notorischen Fall des „James Tiptree jr.“ vorgewarnt sein sollen, der sich dann als Alice B. Sheldon entpuppte, eine ehemalige Mitarbeiterin der CIA.

Elizabeth Lynn ist Kampfsportlerin und offenbar ein Fan für kreativen Anachronismus. Den entsprechenden Verein gibt es in Kalifornien wirklich, und er hat große Talente wie Katherine Kurtz hervorgebracht (die heute leider nur noch Eingeweihten ein begriff ist). Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Hinblick auf realistische Live-Action-Rollenspiele (LARPs) alte Techniken in Kampf, Waffenherstellung, Landwirtschaft und Heilkunst am Leben zu erhalten bzw. wiederzubeleben. Das klingt einfacher als es ist, denn die Quellen, die heute im Internet allenthalben sprudeln, gab es anno 1979 noch nicht. (Das ARPAnet war eine rein akademische Angelegenheit.)

Was soll nun also derart maskulin an ihrem Stil sein? Lynn schreibt kurze Sätze, die fast immer auf das passiv verzichten. Das erfordert die eindeutige Benennung von Subjekt, Objekt und einem ausdrucksstarken Verb, das eine eindeutige Handlung bezeichnet. Da kann der Mond schon mal „glasten“, also hinter einem Schleier leuchten. Es erforderte einen routinierten, stilsicheren Übersetzer wie Roland Fleissner, Silverbergs Übersetzer, um diesen Stil akkurat ins Deutsche zu bringen. Leider nicht immer astrein – siehe unten.

Indem sie viele kleine Sätze für ihre einzelnen Beobachtungen und Geschehnisse aneinanderreiht, gelingt es der Autorin auf erstaunlich wirkungsvolle Weise, die Welt von Vanima zum Leben zu erwecken, die Figuren glaubhaft zu zeichnen und die Verwandlung, die Ryke und Errel in dem Bergdorf erleben, nachvollziehbar zu machen. Am Schluss, so stellte ich mit etwas Wehmut fest, waren mir die aktiven Frauen, die wirtigen Kinder, die starken Kämpfer ans Herz gewachsen. Zum Glück gibt es ja zwei Fortsetzungsbände.

Die Übersetzung

Der Text eignet sich nicht zum hastigen Drüberfliegen. Jeder Satz, jedes Wort hat seinen festen Platz und eine beabsichtige Aussage und Wirkung. Roland Fleissner hat es geschafft, diesen Stil ins Deutsche zu übertragen, ohne große Verluste zu verursachen. Aber ihm sind einige Schnitzer unterlaufen.

S. 57: „Col wird im Frühling Col Keep einnehmen müssen.“ Gemeint ist natürlich Pel Keep.

S. 90: „Aber dann, es waren nicht alle Südländer dunkelhäutig…“ Das ist eine wörtliche Übernahme aus dem Original. Besser wäre es, „Andererseits…“ zu schreiben.

S. 127: „lichtbraune Kniehosen“. Ich weiß ja, wie braun das Licht bei euch ist, aber ich würde hier „hellbraune“ schreiben.

S. 138: „ein Viertel des Ackers war [von Unkraut] geklärt.“ Klar ist hier gar nichts. Vielmehr sollte es „gejätet“ heißen.

S. 155: „ihre Burst“: ein Buchstabendreher – oder ein Freudscher Vertipper?

S. 168: „schwang ein Bein über die Kuppe [des Pferdes] und stieg auf.“ Ein Pferd hat keine KUPPE, sondern eine KRUPPE. Ein fataler Buchstabenmangel.

S. 184: „Kapitän der Wachen“: Eine Wache hat keinen Kapitän, sondern einen Hauptmann. Im Englischen ist beides ein „captain“.

S. 187: „Wenn er [der Ast] spleißt…“: Holz spleißt nicht, es splittert. Das wird auch wenige Absätze später korrekt geschrieben.

S. 205: „der starke essighafte Durst des hellen Landweines“: Also, wenn bei mir jemand durstig ist, dann nur der Weins selbst. Gemeint ist hier wohl der „Duft“ des Weines. Besser noch wäre Aroma oder Bukett.

Der Band ist um Illustrationen von Ursula Olga Rinne bereichert, um eine Landkarte von Erhard Ringer und um einen Grundriss der Tornor-Burg. Eine mehrseitige Übersicht beschreibt „Die Glückskarten des Prinzen Errel“, eine Art Tarot für sein Orakel. Eine solch aufwendige Ausstattung kann sich heute kaum noch ein Verlag leisten und ist ein Hinweis darauf, wie hoch der Herausgeber der Heyne-Fantasy-Reihe die Trilogie seinerzeit einstufte. Sie wurde ein guter Erfolg.

Unterm Strich

Ich habe diesen spannenden Auftaktband zur Tornor-Trilogie in nur wenigen Tagen gelesen. Nicht nur wegen der Kürze und der vielen Illustrationen, sondern auch, weil sich die Geschichte interessant liest. Dem Soldatenleben, das die Hauptfigur Ryke bislang als einziges gekannt hat, steht zunehmend die pazifistische und egalitäre, ja utopische Gesellschaft der Aussteiger von Vanima gegenüber. Sie leben das Prinzip des Gleichgewichts und behaupten es nicht nur. Sie kämpfen nur mit Messern und verwandeln Tanz und Kampf in eine untrennbare Einheit.

Der Spannungsbogen reicht von der Niederlage Tornors gegen Col Istor bis zur Rückeroberung der Burg. Dass sie erstaunlicherweise in die Hände einer Frau – noch dazu einer lesbischen – übergeht, verursacht einigen altgedienten Kommandanten Bauchschmerzen, ist aber nur ein Beispiel von vielen, das für Ironie sorgt. Anno 1979 war ein solcher Vorgang unerhört und ein Akt der Rebellion. Er war literarisch gesehen nur möglich, weil Ursula K. Le Guin bereits zuvor mit ihrem SF-Roman „Die linke Hand der Dunkelheit“ das Konzept von zwei klar unterscheidbaren Geschlechtern auf eindrucksvollste Weise infrage gestellt hatte.

Die Welt von Arun – sie ist detailreich und glaubhaft entworfen, ihre Bewohner würde ich gerne bald wiedersehen, nur um mal zu sehen, wie es mit Prinz Errel, der seiner Burg entsagt hat, als Cheari-Tänzer Vanimas, und Ryke als neuem Burgherrn von Cloud Keep weiterhin ergeht.

Taschenbuch: 255 Seiten
Info: Watchtower, 1979; Heyne, 1983, München
Aus dem US-Englischen von Roland Fleissner
ISBN-13: 978-3453308862

www.heyne.de

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