Eigentlich möchte die Hamburger Kriminalkommissarin Claudia Camister im Londoner Ortsteil Cricklewood nur ihre demenzkranke Mutter besuchen. Die lebt dort in einem uralten Hochhaus, dem Ashford Court. Doch als Claudia sich dem Gebäude nähert, wird es gerade abgeriegelt. Nur noch knapp kann sie sich in das Gebäude schleichen, bevor die Absperrbänder dieses vollständig umzäunen. Aufgrund ihres Asperger-Syndroms hätte diese Barriere dann nicht mehr überwinden können.
Schnell flüchtet sie sich zu ihrer Mutter und erfährt dort aus dem Fernsehen, dass ein Bewohner des Ashford Court an der Pest erkrankt sein soll. So steht nun das ganze Gebäude unter Quarantäne und alle Bewohner müssen warten, bis sie das Gegenmittel verabreicht bekommen können.
Doch dauert es nicht lange, bis in Claudia der Verdacht aufkommt, dass es sich nicht nur um die Pest handeln könne, da die Sicherheitsvorkehrungen bei einem Erreger, für den es ein Gegenmittel gibt, zu hoch sind. Und dann geschieht ein Mord im Hochhaus, und Claudia muss sich nicht nur vor dem Virus schützen, sondern auch einen Mörder jagen, der sich ebenfalls im Gebäude befindet und ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal gemordet hat…
Haus des Todes
Die Geschichte beginnt zunächst ganz alltäglich – eine besorgte Tochter reist zu ihrer kranken Mutter, um sie zu sich zu holen. Die erste „Merkwürdigkeit“ ist die, dass sich Claudia partout nicht bis vor den Eingang des Gebäudes vorfahren lassen möchte, sondern unbedingt vorher aus dem Taxi aussteigen will. Beim Anblick der schönen grünen Tür an der Wohnung ihrer Mutter klärt sich diese Merkwürdigkeit: Claudia leidet an Asperger. Daher gibt es im Haus Türen, die sie beruhigen, aber auch andere, die sie ängstigen – einzig aufgrund der jeweiligen Farbe.
Die größere Merkwürdigkeit rankt sich um das riesige Gebäude, das hermetisch abgeriegelt wird. Doch warum? Was ist hier geschehen? Um welchen Erreger handelt es sich wirklich, wenn nicht um die Pest?
Das ist die erste Frage, die einen in das Buch hineinzieht, doch der Spannungsbogen steigt erst so richtig an, als dann auch noch der erste Mord geschieht und Claudia – mit tatkräftiger Unterstützung des Hausmeisters – ihre Ermittlungen beginnt.
Geschickt verwebt Frank Lauenroth diese beiden Plots und rankt sie um seine Hauptfigur Claudia Camister. Diese wird einem trotz ihrer teils merkwürdigen Tics immer sympathischer, da sie einfach Unterhaltungswert hat und sich auch nicht unterkriegen lässt. Auch als der Hausmeister und sie in das Visier des Mörders geraten und sich ein rasantes Katz-und-Maus-Spiel im Hochhaus entspinnt, behält sie die Nerven – hier kommt ihr das Asperger-Syndrom womöglich sogar zugute.
Während man sich zunächst ein wenig einlesen muss und die Geschichte vermeintlich vor sich hinplätschert, nimmt der Plot dann unweigerlich immer mehr Fahrt auf und man fliegt nur so durch die einzelnen Kapitel. Ab der Hälfte konnte ich das Buch schließlich gar nicht mehr zur Seite legen.
Kein Entkommen
Unter dem Strich hat mich das Buch definitiv gepackt. Man muss sich auf die Hauptfigur einlassen können, um die Lektüre wirklich zu genießen, da Claudia Camister viel Raum darin einnimmt. Und ich könnte mir vorstellen, dass nicht jedem die an Asperger leidende Kommissarin gefallen wird. Für mich passte sie wunderbar in die Erzählung und die ergänzte sich gut mit dem Hausmeister, der ihr in fast allen brenzligen Situationen zur Seite stand.
Nach den legendären Marathon-Thrillern hat Frank Lauenroth nun wieder einen wirklich packenden Thriller vorgelegt!
Taschenbuch, 388 Seiten
ISBN-13: 978-3690283526
www.empire-verlag.at
Der Autor vergibt: