Jussi Adler-Olsen – Tote Seelen singen nicht

Worum geht’s?

In „Tote Seelen singen nicht“ taucht man in einen Thriller ein, der die Leser in eine Welt aus verdrängten Erinnerungen, verschlungenen Schicksalen und lang unterdrückter Schuld zieht. Ein scheinbar isoliertes Ereignis wirkt wie ein Auslöser für eine Reihe von Enthüllungen, die sowohl privat als auch gesellschaftlich tief verwurzelt sind. Der Roman bewegt sich geschickt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, baut eine düstere Atmosphäre auf und zeigt, wie fragile menschliche Psychen unter Druck zerbrechen – oder sich wehren.

Inhalt

Der Roman beginnt mit einem Todesfall, der zunächst wenig spektakulär scheint, sich aber schnell als Ausgangspunkt für ein vielschichtigeres Geschehen entpuppt. Die Ermittlungen führen zu alten Akten, vergessenen Geschichten und Personen, deren Lebenswege durch ein lange zurückliegendes Ereignis verbunden sind.

Mit zunehmender Spannung entblättert Adler-Olsen die Hintergründe: familiäre Konflikte, persönliche Traumata, gesellschaftliche Missstände und individuelle Abgründe. Die Handlung lebt stark von Perspektivwechseln, Rückblenden und einem stetigen Gefühl, dass etwas Unsichtbares im Untergrund brodelt.

Dabei lässt der Autor seinen Figuren genügend Raum, um nicht nur als Ermittler oder Verdächtige zu wirken, sondern als Menschen mit brüchigen Biografien, die sich mit ihren eigenen Schatten auseinandersetzen müssen. Genau das verleiht dem Thriller seinen intensiven Kern.

Mein Eindruck

Jussi Adler-Olsen gelingt es erneut, einen Thriller zu schaffen, der gleichzeitig spannend und emotional vielschichtig ist. Was mir besonders auffällt:

  • Dichte Atmosphäre: Schon nach wenigen Seiten entsteht dieses charakteristische Gefühl unterschwelliger Bedrohung, das sich durch den ganzen Roman zieht.
  • Komplexe Figuren: Die Charaktere sind nicht glatt, sondern kantig, fehlerhaft und verletzlich. Dadurch wirken sie realistisch und berühren auf einer menschlichen Ebene.
  • Struktur & Tempo: Der Autor setzt auf ein rhythmisches Erzähltempo – nie hektisch, aber stetig anziehend. Enthüllungen kommen genau dann, wenn man sich sicher glaubt, den nächsten Schritt zu kennen.
  • Emotionale Tiefe: Trotz der Spannung ist „Tote Seelen singen nicht“ kein reiner Ermittlungs-Thriller. Die psychologischen Aspekte, die inneren Kämpfe und moralischen Grauzonen machen den Roman besonders.

Insgesamt hinterlässt das Buch einen nachhaltigen Eindruck, weil es nicht nur die Frage stellt, wer schuldig ist – sondern warum Menschen zu dem werden, was sie sind.

Über die Autoren und die Übersetzerin

Jussi Adler-Olsen, Jahrgang 1950, Autor seit 1997, hat mit dem »längsten Kriminalroman der Welt in zehn Kapiteln« um Carl Mørck vom Sonderdezernat Q in Kopenhagen eine der weltweit erfolgreichsten Thriller-Reihen geschrieben. Seine preisgekrönten und mehrfach verfilmten Bücher erscheinen in 45 Sprachen. 2025 startet die große Netflix-Neuverfilmung der Sonderdezernat-Q-Reihe durch US-Regisseur und Produzent Scott Frank. Für die lang ersehnte Fortsetzung der Bestsellerreihe hat Jussi Adler-Olsen sich mit den Kriminalexpertinnen Line Holm und Stine Bolther professionelle weibliche Verstärkung ins Boot holt.

Stine Bolther, Jahrgang 1976, ist Journalistin, Autorin, Podcast- und TV-Moderatorin und arbeitet seit über 25 Jahren als Gerichts- und Kriminalreporterin. Sie hat zahlreiche Bücher über wahre Verbrechen geschrieben. Gemeinsam mit Line Holm veröffentlicht sie auch die international erfolgreiche Thriller-Reihe um Kriminalhistorikerin Maria Just. Jussi Adler-Olsen, Line Holm und Stine Bolther haben gemeinsam das Konzept für die Fortsetzung der Bestsellerreihe um das Sonderdezernat Q entwickelt.

Line Holm, Jahrgang 1975, ist mehrfach ausgezeichnete Investigativjournalistin, Kriminalreporterin und Buchautorin und hat fast zwanzig Jahre für »Berlingske« gearbeitet. Gemeinsam mit Stine Bolther veröffentlicht sie auch die international erfolgreiche Thriller-Reihe um Kriminalhistorikerin Maria Just, zusammen mit Jussi Adler-Olsen und Stine Bolther schreibt sie seit 2025 die internationale Erfolgsreihe um das Sonderdezernat Q in Kopenhagen fort.

Friederike Buchinger, Jahrgang 1973, Studium der Germanistik und Skandinavistik in Heidelberg und Hamburg, ist mehrfach ausgezeichnete Übersetzerin von Belletristik, sowie Kinder- und Jugendliteratur Sachbüchern aus Dänemark, Schweden und Norwegen. Sie hat u.a. die Romane von Pernilla Ericson, Frida Nilsson und Jens Henrik Jensen grandios ins Deutsche übersetzt. (Verlagsinfo)

Fazit

„Tote Seelen singen nicht“ ist ein packender, atmosphärisch dichter Thriller, der weit über klassische Krimi-Strukturen hinausgeht. Er verbindet Spannung mit emotionaler Resonanz, legt Wert auf glaubwürdige Figuren und zeigt einmal mehr, wie virtuos Adler-Olsen es versteht, menschliche Abgründe literarisch auszuloten.

Ein empfehlenswertes Buch für alle, die Spannung nicht nur als Nervenkitzel, sondern als psychologische Erkundung schätzen.

Gebunden: 560 Seiten
Originaltitel: Døde sjæle synger ikke
Ins Deutsche übersetzt von Friederike Buchinger
ISBN: ‎ 978-3328603450

www.penguin.de

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