Libby Page – Ein Jahr voller Bücher und Wunder

Worum geht’s?

Die Protagonistin Tilly hat vor einigen Monaten ihren Mann Joe verloren und steckt tief in ihrer Trauer- und Selbstzweifelphase. Kurz vor ihrem Geburtstag erhält sie jedoch einen überraschenden Anruf vom Buchhändler Alfie: Joe hat ihr ein ganz besonderes Geschenk hinterlassen – ein Jahr voller Bücher, sprich: für jeden Monat eines, verbunden mit einem Brief, jeweils ausgesucht, damit Tilly wieder leben, empfinden und träumen lernt. Tilly ist zunächst skeptisch und zurückgezogen, doch mit jedem Buch und jedem Brief öffnet sich in ihr ein neuer Lebensraum – begleitet von Reisen, Begegnungen und kleinen Wundern des Alltags. Es geht darum, wie man nach einem großen Verlust wieder vertraut – auf sich selbst, auf andere, auf das Leben – und wie Literatur und Gemeinschaft dabei helfen können.

Inhalt

Der Roman gliedert sich entlang der zwölf Monate, für die Joe jeweils ein Buch ausgesucht hat. Schon die Struktur vermittelt: Ein Jahr, zwölf Stationen, zwölf Impulse zur Veränderung.

Zuletzt war Tilly eine leidenschaftliche Leserin, die aber durch Joes Krankheit und Tod ihre Freude am Lesen und am Leben verloren hat. Die Bücher sind keine reinen Ablenkungen, sondern gezielt ausgesuchte Impulse: Manche führen Tilly an neue Orte, physisch wie emotional – etwa nach Paris oder in die Toskana –, andere fordern sie heraus, sich selbst und die Welt neu zu sehen.

Parallel wird gezeigt, wie Alfie, der Buchhändler, eine zentrale Rolle spielt – nicht nur als Vermittler der Bücher, sondern als jemand, der Tilly einen Raum bietet, in dem sie sich öffnen darf. Nebenfiguren – Freundinnen, Kollegen, Buchladen-Mitarbeiter – ergänzen das Bild einer Gemeinschaft, in der Trauer gemeinsam, aber auch individuell gelebt wird.

Im Verlauf des Jahres verliert Tilly nicht nur Stück für Stück ihren Groll auf das Leben, sondern lernt wieder zu hoffen, Pläne zu machen, sich selbst zu vertrauen. Am Ende steht kein dramatisches Umwälzungsereignis, sondern ein ruhiger Neubeginn: Tilly kann wieder sehen, dass das Leben weitergeht, ohne Joe weniger wert zu sein – und dass Erinnern und Loslassen sich nicht ausschließen.

Mein Eindruck

Dieses Buch hat mich in mehrfacher Hinsicht beeindruckt:

  • Erzählstil & Atmosphäre: Libby Page begegnet dem Thema Trauer nicht mit Pathos, sondern mit großer Sensibilität. Die Sprache ist warm, unaufdringlich, oft bildhaft, und schafft eine Atmosphäre der Geborgenheit – wie ein stiller Rückzugsort. Gerade dieser Ton macht das Buch besonders: Es ist kein Drama-Blockbuster, sondern ein leiser Begleiter.
  • Charaktere: Tilly ist eine glaubhafte Figur – nicht perfekt, sondern verletzlich, manchmal unsicher, dennoch mit einer inneren Stärke, die langsam sichtbar wird. Alfie bleibt etwas im Hintergrund, aber gerade das macht ihn glaubwürdig als ruhender Pol. Die Nebenfiguren sind bisweilen etwas schematisch – etwa die liebe Freundin oder der mitfühlende Buchladen-Kollege –, dennoch genügen sie, weil sie Tillys Weg nicht überlagern.
  • Themen & Tiefe: Verlust, Trauer, Neuanfang – das sind große Themen, die hier aber nicht überfrachtet werden. Stattdessen gelingt Page ein Blick auf die kleinen Schritte, auf den langsamen Weg zurück zum Leben. Besonders berührend fand ich, wie Literatur hier nicht nur als Metapher, sondern als wirkliche Kraft dargestellt wird: Bücher werden Impulse, Gespräche, Türen.
  • Struktur & Ablauf: Die monatliche Struktur gibt dem Roman ein solides Gerüst. Allerdings muss ich sagen: Der Plot hält keine großen Überraschungen bereit – der Weg ist absehbar, das Ziel klar. Wer also auf maximale Spannung oder Wendungen hofft, könnte enttäuscht sein. Aber wer auf emotionale Tiefe und ruhige Entwicklung setzt, wird hier wunderbar bedient.

Über die Autorin

Libby Page ist eine Bestseller-Autorin und Schreibcoach. Sie lebt mit ihrer Familie in Somerset, England. Wenn sie nicht gerade selbst schreibt, liest sie gerne und geht draußen Schwimmen. (Verlagsinfo)

Fazit

„Ein Jahr voller Bücher und Wunder“ ist ein Buch für Menschen, die gemütliche, herzliche Romane mögen – solche, die trösten, Mut machen und begleiten. Libby Page gelingt es, über Trauer und Verlust zu schreiben, ohne in Kitsch zu verfallen, und gleichzeitig Hoffnung und Lebensfreude nicht als naive Ideale darzustellen, sondern als erreichbare Zustände.

Wenn ich eine Empfehlung abgeben sollte: Ja, auf jeden Fall kaufen – und sich Zeit nehmen. Nicht als Schnellleserroman, sondern als Begleiter. Wer nach einem Verlust wieder Fuß fassen will, oder einfach die stille Magie von Büchern und Gemeinschaft spüren möchte — der findet hier etwas Wertvolles.

E-Book:  7,8 MB
Originaltitel: This Book Made Me Think of You
Ins Deutsche übersetzt von Sibylle Schmidt
ISBN: ‎978-3641336387

www.penguin.de

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