Inhalt
Auf die junge Opal übt Starling House eine seltsame Faszination aus. Das verwunschene Anwesen am Rande der Kleinstadt Eden, Kentucky, gehörte im 19. Jahrhundert der Autorin des Romans »The Underland«. Als Kind hatte sich Opal in die Geschichte dieses Buchs geflüchtet, nun ist es das verfallende Gebäude selbst, das ihr wie eine Zuflucht erscheint. In Wahrheit lebt sie mit ihrem Bruder Jasper in einem Motel und hält sich mit Aushilfsjobs über Wasser. Bis ihr Arthur Starling, der unnahbare Erbe von Starling House, eine Stelle anbietet. Opal nimmt das Angebot an, obwohl alle anderen Einwohner von Eden das Herrenhaus meiden. Albträume und Ungeheuer sollen das Gelände heimsuchen und ihren Ursprung in einer Vergangenheit haben, die wie ein Fluch auf der Stadt liegt … (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Der geistreiche, bildgewaltige Schreibstil, die interessanten Charaktere und die unheilvollen Begebenheiten machen “Starling House” zu einem mitreißenden, schaurig schönen Leseerlebnis!
Opals Leben scheint hoffnungslos verbockt: Sie hat die Schule mit sechzehn abgebrochen, um nach dem Tod der Mutter den Lebensunterhalt für ihren jüngeren Bruder und sich zu verdienen. Das Geld reicht allerdings kaum für das Nötigste, dabei will sie sparen, um ihren begabten Bruder auf eine Privatschule zu schicken. Sie führt ein beschwerliches Leben, auf nahezu fatalistische Weise, weil sie nicht erkennt, dass sie nicht auf sich allein gestellt ist.
Eine seltsame Begegnung führt dazu, dass Opal eine gut bezahlte Stelle als Haushälterin ergattert: Sie soll Starling House auf Vordermann bringen. Es gibt viele Gerüchte über das Gebäude, das kaum jemand je betreten hat. Es ist ein moderner Mythos, dabei ist die ganze Stadt, in der es eine auffällige Häufung von Überschwemmungen, bizarren Unfällen, plötzlichen Todesfällen, Krebserkrankungen und vermissten Kindern gibt, Grauen erregend. Wohnt übernatürlich Böses in Eden, oder sind die bigotten Bewohner: innen und der folgenreiche Kohleabbau die Schreckgespenster der Stadt?
Die vielschichtige Wahrheit entfaltet sich Stück für Stück, und sie enthält erschütternde Enthüllungen, die Opals Welt auf den Kopf stellen. “Starling House” ist ein fantastisches Schauermärchen und ein Gesellschaftsroman, eine Geschichte über tragische, unkonventionelle Familien, bedingungslose Hilfsbereitschaft, Generationen von machtmissbrauchenden, geldgierigen Unternehmern, Scheinheiligkeit, Rache sowie darüber, dass die Realität schlimmer sein kann als das finsterste Märchen.
Erzählt wird aus Opals und Arthurs Sicht. Er findet, dass sie wie eine Vogelscheuche aussieht, sie findet, dass er wie eine Krähe aussieht. Er erkennt ihre Gewieftheit (“… so ein dürres Ding mit hartem Blick und dem Lächeln einer Lügnerin”), sie merkt sofort, dass er ein Griesgram ist, der in seiner eigenen Welt lebt (“Aus seinen rotgeränderten Augen blickt er mich so böse an wie jemand, der es nicht schätzt, vor Mittag bei Bewusstsein zu sein”). Dennoch ist die Anziehungskraft zwischen den beiden magnetisch, magisch, schicksalshaft.
Für Opal ist Starling House seit Langem ein faszinierend verstörender, wiederkehrender Traum, für Arthur ist es ein alltäglicher Kampf – können sie den Bann brechen und der Isolation, die seit Jahren gefangen hält, entfliehen?
Die Autorin
Alix E. Harrow, geboren in Kentucky, ist die New York Times-Bestsellerautorin von Romanen wie »Die zehntausend Türen« und zahlreichen Kurzgeschichten. Sie wurde mit dem Hugo Award und dem British Fantasy Award ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Charlottesville, Virginia. (Verlagsinfo)
Fazit:
Die komplexe Handlung ist spektakulär eindrücklich, einfallsreich, ergreifend, fesselnd sowie wendungsreich gestaltet, und grandioser Galgenhumor verleiht den scharfsinnigen, manchmal brutal ehrlichen, Schilderungen Leichtigkeit, ohne sie abzuschwächen.
E-Book: 480 Seiten
Originaltitel: Starling House
Aus dem Amerikanischen von Peter Beyer
ISBN-13: 978-3-641-32073-7
www.penguin.de
Die Autorin vergibt: