Anne Funck – Mein magisches Museum und Vincent van Gogh

Professor Emilio dell’Arte hat eine Ausstellung mit den Gemälden des berühmten holländischen Malers Vincent van Gogh organisiert. Doch kurz vor Ausstellungsbeginn muss er erschrocken feststellen, dass sich die Farben verändert haben. Das können nur die Farbwichtel gewesen sein. Um diese Unholde unter Kontrolle zu bringen, muss er alles über van Gogh, dessen Farben und seinen Malstil herausfinden. Dabei begleiten ihn die kleinen Leser und lernen mit dell’Arte jede Menge über den großen Maler der Moderne von seinen Anfängen als Porträtist des Lebens der einfachen Bauern, über seine Jahre in Paris bis hin zu seinen letzten Jahren am Meer und in der Anstalt.

Die Illustrationen von Daniel Sulzberg sind im Comic-Stil gehalten und sprechen insbesondere Kinder an, weil sie das anspruchsvolle Thema mit einer gewissen Leichtigkeit umsetzen. Während man also den Farbwichteln auf den Spuren ihres Unwesens folgt, warten auf den großformatigen Doppelseiten auch kleine Aufgaben auf die Leser. Da gilt es, Farben selbst anzurühren, zu mischen und zu versuchen, dem Stil des Meister nahe zu kommen. Die Kinder können Schatten zuordnen oder kleine Details in großen Bildern wiederfinden, wobei sie sich ohne lehrerhafte Anleitung ganz automatisch genauer mit dem Werk beschäftigen. Dabei werden die einzelnen Phasen von van Goghs Schaffens deutlich erklärt und selbst erwachsene Leser profitieren von den punktgenauen, kurzen Erläuterungen.

Immer wieder gibt es Aha-Effekte, wenn man auf Themen stößt, die man in diesem Buch nicht erwartet hätte; beispielsweise wenn die Autorin erklärt, wie van Gogh seine Skizzen in einer Zeit ohne Fotokopierer vervielfältigt haben könnte. Oft lässt sie auch Vincent selbst sprechen, der sich in zahlreichen Briefen an seinen Bruder über seine Bilder und die benutzte Maltechnik geäußert hat. So wird man nicht nur durch die verschiedenen Schaffensphasen geleitet, sondern auch durch van Goghs Leben hin bis zu dem Moment, indem er psychisch zusammenbricht, sich selbst verstümmelt und in einer Anstalt seine letzten Jahren motiviert durch seinen Arzt in extremer Schaffenskraft verbringt.

Nachdem die Leser Vincents Bilder kennengelernt haben, können sie auch die Bilder in der Ausstellung identifizieren und mit ihren richtigen Farben ausmalen, sodass das Durcheinander, welches die Farbwichtel zu Beginn des Buches angestellt haben, wieder rückgängig gemacht wird. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Sprechblasen mit Äußerungen der Ausstellungsbesucher auszufüllen. Damit unterstreicht die Autorin noch einmal ihre Idee, das Buch mit Hilfe der Mitmachaufgaben zu einem ganz individuellen Kunstwerk werden zu lassen. Dabei muss man die Aufgaben gar nicht im Buch selbst bearbeiten, sondern kann mit Fotokopien arbeiten, was den Vorteil hat, dass man sich mehrmals ausprobieren kann. Der Verlag empfiehlt das Buch ab sechs Jahren, was vielleicht etwas früh angesetzt ist. Dafür liegt die Obergrenze sicher im fortgeschrittenen Teenageralter, wenn sich die Jugendlichen für Malerei interessieren.

Sicher kann man das Buch nicht in einem Rutsch durchlesen oder gar durcharbeiten. Stattdessen lädt es dazu ein, sich immer wieder neu in das Thema hineinzuversetzen, im Buch zu blättern und die Poesie in Vincents van Goghs Schaffen zu entdecken, die sich auch in seinen poetischen Farbbezeichnungen wie Makrelenblau oder Zinkweiß widerspiegeln. „Mein magisches Museum und Vincent van Gogh“ ist ein Mitmachbuch, das begeistert und lange Freunde verspricht.

Hardcover: 40 Seiten
ISBN 13: 978-2970172024
Leman Publishing

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