Alle Beiträge von Birgit Lutz

Rothfuss, Patrick – Furcht des Weisen, Die (Teil 2, Die Königsmörder-Chronik: Zweiter Tag)

_|Die Königsmörder-Chronik|:_

Erster Tag: [„Der Name des Windes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5367
Zweiter Tag: [„Die Furcht des Weisen“ (Teil 1)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7443
Zweiter Tag: _“Die Furcht des Weisen“_ (Teil 2)
Dritter Tag: „The Doors of Stone“ (angekündigt, noch ohne dt. Titel)

_Nach dem dramatischen_ Geschehen am Ende des Vorgängerbandes macht die Truppe um Kvothe sich auf den Rückweg nach Severe. Sie haben jedoch nicht einmal das Wirtshaus zum güldenen Penny erreicht, als ihnen eine Ablenkung begegnet, der Kvothe nicht widerstehen kann …

_Das klingt jetzt so,_ als fülle diese Ablenkung den Rest des gesamten Buches. Dem ist aber nicht so. Tatsächlich bildet dieses Abenteuer – rein von der Seitenzahl her – nur eine eher kurze Episode. Der Löwenanteil der Geschichte spielt bei den Adem, wo Kvothe das Kämpfen lernt. Mit diesem einen Satz könnte man fast die gesamte Handlung zusammenfassen, falls man lediglich Wert auf Äußerlichkeiten legt.

Natürlich ist es nicht so einfach. Kvothe lernt nicht nur zu kämpfen, er lernt auch eine Sprache. Vor allem aber lernt er eine Kultur kennen, die sich deutlich von seiner eigenen unterscheidet. Das ist es, was eigentlich die übrigen Seiten füllt, und die Geschichte über die schnöden Bewegungsabläufe eines Zweikampfs hinaus interessant hält. Wie schon bei den Ereignissen an der Universität gelingt es dem Autor auch hier, seine Erzählung interessant zu halten, obwohl sie nicht viel Bewegung bietet.

Eine neue Umgebung bedeutet zwangsläufig auch neue Figuren. Nennenswert sind hier vor allem Shehyn, die Leiterin der Kampfschule, und Vashet, Kvothes Lehrerin. Beide sind lebendig und glaubwürdig dargestellt, allerdings nicht mit allzu viel Tiefe. Ich schätze, nachdem Kvothe am Ende des Buches wieder an die Universität zurückgekehrt ist, werden diese Charaktere – ebenso wie Kvothes Begleiter auf der Suche nach den Banditen – wahrscheinlich nicht mehr auftauchen.

Die Suche nach den Chandrian hat in diesem Band erneut kaum Fortschritte gemacht. Durch eine Geschichte aus den Überlieferungen der Adem weiß der Leser nun etwas genauer, wer die Chandrian sind. Und es wurde eine Vermutung bestätigt, die dem aufmerksamen Leser wohl schon an Ende des Vorgängerbandes kam. Alles Übrige entwickelt sich jedoch so subtil, dass ich mir nie so ganz sicher bin, ob ich da nicht vielleicht zu viel reininterpretiere. Trotzdem frage ich mich schon seit längerer Zeit, ob es möglich ist, dass Dennas Schirmherr ein Chandrian ist! Und seit Neuestem, ob es wohl Zufall ist, dass Kvothes Yllisch-Lehrer plötzlich krank wird, nachdem Denna von Kvothes Yllisch-Unterricht erfahren hat.

Abgesehen von den Chandrian finde ich den Cthaeh erwähnenswert, ein boshafter Baum, der die gesamte Zukunft kennt, und sein Wissen nutzt, um diejenigen, die ihm eine Frage stellen, in seinem Sinne zu beeinflussen, weshalb die Sidhe versuchen, jegliches Geschöpf von ihm fernzuhalten. Dieser Aspekt sorgte nicht nur für Streit zwischen Bast, Kvothe und dem Chronisten, sondern auch für einen kurzen Blick auf die philosophische Seite der Problematik.

_Unterm Strich_ bleibt zu sagen, dass der zweite Teil der |Königsmörder-Chronik| genauso fesselnd und interessant erzählt ist wie die Erste. Der Ausflug in einen anderen Landesteil hat der Geschichte sehr gut getan, und wahrscheinlich hat Kvothe in dieser Zeit mehr gelernt als in seinem Jahr an der Universität. Einziger Minuspunkt ist die Aufteilung in zwei Bände. Obwohl ich die Beweggründe des Verlages in diesem Fall durchaus nachvollziehen kann, hat es sich doch als sehr störend erwiesen, und ich würde jedem empfehlen, beide Bände unmittelbar hintereinander zu lesen. Sollte der dritte Teil der Trilogie ebenfalls aufgeteilt werden, bringe ich hoffentlich die Geduld auf, das Erscheinen der zweiten Hälfte abzuwarten.

Patrick Rothfuss stammt aus Wisconsin. Lange Zeit unsicher, was er mit seinem Leben anfangen sollte, studierte er zahllose Fächer, bis die Universität ihn zwang, endlich irgendwo einen Abschluss zu machen. Inzwischen ist er an derselben Universität als Lehrkraft tätig, und die langen Winter in Wisconsin, die er früher mit Lesen verbrachte, verbringt er nun mit Schreiben. Ein Erscheinungstermin für den letzten Band der Trilogie steht bisher noch nicht fest.

|519 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Vorsatzkarte & Lesebändchen
Originaltitel: The Wise Man’s Fear. Kingkiller Chronicle Vol.2
Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer und Wolfram Ströle
ISBN-13: 978-3608939262|
[www.patrickrothfuss.com]http://www.patrickrothfuss.com
[www.klett-cotta.de]http://www.klett-cotta.de/home
[www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss]http://www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss__autor1429.php

Larke, Glenda – Magierin, Die (Die Inseln des Ruhms 3)

Die Inseln des Ruhms:

Band 1: „Die Wissende“
Band 2: „Der Heiler“
Band 3: „Die Magierin“

Glut und ihren Gefährten ist es auf Xolchaspack endlich gelungen, den Dunkelmagier Morthred zu vernichten. Flamme jedoch hat sich noch vor Morthreds Tod aus dem Staub gemacht und ist nach Breth gesegelt, um dort Morthreds ursprünglichen Plan auf eigene Rechnung durchzuführen. Ruath ist ihr gefolgt, aber außerstande, etwas zu ihrer Rettung zu unternehmen.

Während Flamme immer mehr unter den Einfluss der Dunkelmagie gerät, hat die Gruppe um Glut sich getrennt. Thor und Kelwyn machen sich auf den Weg nach Tenkor, um dort nach einem Heilmittel gegen die Dunkelmagie zu forschen. Glut und Dek versuchen derweil, Flamme wiederzufinden, um sie ebenfalls nach Tenkor zu bringen.

Noch einmal wurde die Riege der Figuren um zwei weitere ergänzt. Elarn ist ein Gezeitenreiter, eine Art Surfer, der als Bote zwischen der Hauptstadt der Wahrer-Inseln und der Hafenstadt Tenkor unterwegs ist. Außerdem ist er ein leichtfertiger, egozentrischer, junger Kerl, der sein Hirn zwischen den Beinen herumträgt und erst noch erwachsen werden muss.

Und dann ist da noch Jesenda, Dasriks Tochter. Sie ist nicht nur eine Silbin, sondern auch intelligent, schön und stolz. Außerdem besitzt sie einen ausgeprägten Hang zum Risiko. Und sie ist so nachtragend, dass man es schon als rachsüchtig bezeichnen muß.

Beide sind ausgesprochen gut und lebendig gezeichnet. Dasselbe gilt für Ruarth, der in diesem Band erstmals als Erzähler auftritt, und dessen Persönlichkeit dadurch erheblich an Tiefe gewonnen hat. Nicht nur wegen seiner Verzweiflung angesichts der Umwandlung Flammes, auch die Auswirkungen von Morthreds Tod, mit denen er zu kämpfen hat, wurden dadurch noch deutlicher. Überhaupt gehört die eindringliche Schilderung dessen, was den Dunstigen-Vögeln widerfahren ist, zu den gelungensten Aspekten des gesamten Zyklus.

Die Handlung wurde durch die zusätzlichen Erzähler ebenfalls um einen weiteren Strang erweitert. Das wirkt sich zunächst nicht allzu stark aus, da das Hauptaugenmerk dabei auf Ruarth und Elarn liegt. Erst zu Beginn des Showdowns wird auch wieder aus der Sicht von Glut und Kelwyn erzählt.

Der Spannungsbogen hat dadurch nicht gelitten. Tatsächlich hatte beim Lesen dieses dritten Bandes weder Durchhänger, noch fühlte ich mich durch Wiederholungen genervt. Zwar entwickelt dauert es ein wenig, bis Elarn und Jesenda eingeführt und aufgebaut sind, die Entwicklung in Breth sorgte jedoch dafür, daß die Handlung insgesamt auch während dieser Phase interessant blieb, zumal es der Autorin gelungen ist, beide Stränge allmählich aufeinander zuzuführen und so eine Situation zu schaffen, in der Glut und ihre Helfer gleich von zwei Seiten in die Zange genommen wurden. Zwar weiß der Leser, dass Glut überleben wird, wie hätte sie Shor iso Fabold aus Kell sonst die ganze Geschichte erzählen können. Flamme dagegen hat während des gesamten Zyklus nicht ein einziges Wort selbst erzählt …

Einige nette Details sorgten für zusätzlichen Pepp, darunter ein erneuter Auftritt des kauzigen Garwin Gilfeder, dessen medizinischer Blickwinkel auf das Phänomen der Magie eine angenehme Abwechslung bedeutete, sowie die Tagebucheinträge einer jungen Kellin, welche bisher nur in Shor iso Fabolds Briefen aufgetaucht ist, und die ebenfalls eine völlig andere Sichtweise beinhalten als die des Ethnologen.

Bleibt zu sagen, dass der dritte Band endlich gehalten hat, was seine Vorgänger versprochen haben. Er war interessant, abwechslungsreich und spannend und hat keine Fragen offen gelassen, sodass der Leser am Ende des Zyklus das Buch zufrieden zuklappen kann. Insgesamt betrachtet war der Zyklus vielleicht nicht einer der mitreißendsten, hat sich gegen Ende aber spürbar gesteigert, und die glaubwürdigen und lebendigen Charaktere sowie der gelungene Entwurf der Magie trösteten über die vorhandenen Schwächen hinweg.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kam jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien The Mirage Makers und The Isles of Glory geschrieben. „Die Wissende“ ist der erste Band der Trilogie Die Inseln des Ruhmes und das erste ihrer Bücher, das ins Deutsche übersetzt wurde. Der letzte Band ihres jüngsten Zyklus Watergivers kam letztes Jahr in die Buchläden. Die nächste Trilogie mit dem Arbeitstitel |Sorcery and Spice| ist bereits in Arbeit.

Taschenbuch: 574 Seiten
Originaltitel: The Isles of Glory 3 – The Tainted
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-26762-0

www.glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 1,33 von 5)

Kizer, Amber – Meridian 2 – Flüsternde Seelen

_|Meridian|:_

Band 1: [„Meridian – Dunkle Umarmung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5877
Band 2: _“Flüsternde Seele“_

_Das Dunklebarger-Sanatorium_ ist so eine Art letzte Station für alte Menschen ohne Angehörige. Außerdem aber ist es auch noch so etwas wie ein Waisenhaus. Juliet ist mit ihren fast sechzehn Jahren das älteste der Kinder dort und kümmert sich so ziemlich um alles: ums Waschen und Kochen, um die alten Leute und die kleineren Kinder. Das wäre ja noch nicht einmal so schlimm, wenn die Heimleiterin nicht so eine boshafte Frau wäre …

_Da ist sie also,_ die Fortsetzung, mit der ich schon am Ende des letzten Bandes gerechnet hatte. Diesmal muß sich Meridian die Hauptrolle mit Juliet teilen.

Juliet zeichnet sich vor allem durch enorme innere Stärke aus. Obwohl sie für sich selbst keine Hoffnung mehr hat, tut sie alles, um diese den jüngeren Kindern zu erhalten: sie erzählt ihnen Geschichten, tröstet und beschützt sie, so gut sie kann.

Leider ist die Heimleiterin eine derart bösartige Person, daß es schon übertrieben wirkt, zumal man von ihren Gedanken und Motiven überhaupt nichts erfährt. Es wird lediglich festgestellt, sie sei gierig, aber das allein kann es nicht gewesen sein, denn Gier läßt sich auch ohne Sadismus befriedigen.

Meridian und Tens versuchen, Juliet zu helfen. Das ist aber nicht ganz einfach, denn zum einen weiß Juliet nichts über Fenestrae und deren Kampf gegen die Aternocti, und zum anderen hat auch Meridian in der kurzen Zeit längst nicht alles gelernt, was sie als Fenestrae wissen müßte. Und dann haben Meridian und Tens auch noch mit ihrer recht jungen Beziehung zu kämpfen.

Am Ende blieb die Charakterzeichnung eher durchwachsen. Juliet war in ihrer Verzweiflung sehr gut getroffen, und auch Meridians und Tens private Schwierigkeiten sind recht glaubhaft geraten, obwohl ich sie in der vorliegenden Ausführlichkeit nicht unbedingt gebraucht hätte. Die Heimleiterin konnte ich allerdings nicht ganz ernst nehmen, eine so extrem gezeichnete Person konnte eigentlich nur eine Ablenkung für den tatsächlichen Bösewicht sein. Manchmal ist weniger eben doch mehr.

Auch die Handlung als solche mutet beinahe märchenhaft an, so stark ist sie überzeichnet. Wie kommt es, daß Juliet nahezu zehn Jahre lang unauffindbar war, obwohl ihr Adoptivvater nach ihr gesucht hat? Außerdem war sie nicht das einzige Kind, das einfach verschwand. Einer Sozialarbeiterin ist das sogar aufgefallen. Warum also gibt es diesbezüglich keine polizeilichen Ermittlungen? Und was ist mit den Angestellten des Sanatoriums geschehen, die mißtrauisch geworden waren? Darüber schweigt die Autorin sich aus, was nicht schwierig ist, da dieser Part aus Juliets Sicht erzählt wird, und diese es schlicht nicht weiß. Hier treffen so viele Unwahrscheinlichkeiten zusammen, daß eine Verschwörungstheorie nötig wäre, um sie alle plausibel zu machen.

Enttäuscht war ich auch vom Showdown. Da ist von einem Plan die Rede, letztlich bestand dieser aber offenbar bloß darin, daß Juliets Verbündete sich zunächst versteckt halten, um dann der Reihe nach aufzutauchen und sich neben sie zu stellen. Unter einem Plan verstehe ich eigentlich etwas Aufwändigeres. Außerdem hätte ich wesentlich stärkere Bemühungen in Bezug auf Juliets Freund Kirian erwartet. Wenn sich eine Schlinge nicht lösen läßt, könnte man sie ja vielleicht auch abtrennen, auf die verschiedensten Arten. Aber nichts dergleichen.

_So bleibt unterm Strich_ eigentlich nicht mehr allzu viel übrig außer der gelungenen Charakterzeichnung der Hauptfiguren und der bedrückenden Atmosphäre im Sanatorium, die Amber Kizer hervorragend herausgearbeitet hat. Da sich die Erzählsicht so stark auf Meridian und Juliet konzentriert, ist alles, was unmittelbar mit ihnen zu tun hat, ebenfalls gut gelungen. Dafür wurden Nebencharaktere wie die Heimleiterin, aber auch Rumi und Joi so stark an den Rand gedrängt, daß sie nur oberflächlich beschrieben sind und dadurch unecht wirken: die Gutmenschen und ihr Gegenteil. Diese Klischeehaftigkeit hat der Geschichte genauso geschadet wie die extrem unwahrscheinlichen Grundvoraussetzungen, auf denen Juliets Situation und damit auch die gesamte Handlung aufgebaut sind. Schade. Wäre es der Autorin gelungen, ein glaubwürdigeres Szenario für ihre Figuren zu entwerfen, und hätte sie auch ihren Nebenfiguren etwas mehr Aufmerksamkeit gegönnt, hätte das ein richtig gutes Buch werden können.

Amber Kizer schreibt seit neun Jahren. Außer den beiden Bänden ihres Zyklus |Meridian| schreibt sie an einem weiteren Zyklus, der inzwischen ebenfalls zwei Bände umfaßt. Derzeit arbeitet sie an einem Einzelroman, der im Frühjahr 2012 erscheinen soll. Zu ihren Hobbies gehören Rosen und Kuchen Backen. Sie lebt mit zwei Hunden, zwei Katzen und einer Schar Hühner in der Nähe von Seattle.

|Taschenbuch: 425 Seiten
Originaltitel: Meridian – Wildcat Fireflies
Deutsch von Karin Dufner
ISBN-13: 978-3-426-28365-3|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de
[www.amberkizer.com]http://www.amberkizer.com

McDonald, L. J. – Falkenherz (Die Krieger der Königin 2)

_|Die Krieger der Königin|:_

01 [„Die Krieger der Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7079
02 _“Falkenherz“_
03 „Schattenmacht“ (03.08.2012)

_Solie ist es gelungen,_ die Siedlung von Flüchtlingen, über die sie herrscht, als eigenständiges Königreich Sylphental zu etablieren. Die Menge an Kriegersylphen, über die sie gebietet, verursacht allerdings Neid. Und so kommt es, dass ein Kapitän vom südlichen Kontinent die Gelegenheit beim Schopfe packt, und ein junges Mädchen aus Sylphental entführt. Pech für seinen Kaiser, dass es sich dabei ausgerechnet um Lizzy handelt, Leons Tochter. Der und sein Krieger Ril denken gar nicht daran, das junge Mädchen seinem Schicksal zu überlassen …

_Wurde Solie_ bereits im ersten Band ziemlich an den Rand gedrängt, ist sie jetzt nur noch eine Randerscheinung. In der Hauptsache dreht sich die Geschichte um Lizzy.

Lizzy ist zwar inzwischen achtzehn Jahre alt und mokiert sich darüber, dass ihre ältere Freundin Loren noch so unreif sei. So richtig erwachsen ist Lizzy aber auch noch nicht, irgendwie weiß sie nicht so recht, was sie will. Die Regeln ihrer Eltern empfindet sie als Bevormundung, und auch ihre Pflicht, auf ihre jüngeren Schwestern aufzupassen, ist ihr lästig. Sie will einfach mal das tun, was sie selbst will. Die Schwierigkeiten, in die sie dadurch gerät, lassen sie zwar reifen, allerdings hat sie eine Menge Unterstützung, ohne die sie die ganze Sache wohl nicht so gut überstanden hätte.

Ril hat sich zwar mit seinem Meister ausgesöhnt, leidet jedoch massiv unter den Einschränkungen, die seine Verletzung im ersten Band ihm auferlegt hat. Das Gefühl, nicht würdig zu sein, hat ihn dazu bewogen, sich von Lizzy fernzuhalten, hindert ihn aber nicht daran, alles zu riskieren, um sie zu retten. Und auch nicht daran, eifersüchtig zu sein!

Justin ist ebenfalls in Lizzy verliebt und will mithelfen, sie zu retten. Allerdings fehlt es ihm ganz entschieden an Mut, er kann nicht kämpfen, und er weiß auch nicht, wann er besser den Mund hielte. Im Grunde ist er für diese Mission völlig ungeeignet.

Mit Gefühlen und Gedanken ist die Autorin bei all ihren Figuren eher zurückhaltend, tatsächlich sind diese fast ausschließlich auf Lizzy und Leon beschränkt. Das ist insofern schade, als Justin dadurch kaum mehr ist als ein schlapper Waschlappen, und auch Ril ist nicht mehr so intensiv dargestellt wie noch im ersten Band. Dadurch verliert auch die Liebesgeschichte zwischen Lizzy und Ril an Intensität.

Was L. J. McDonald dagegen sehr gut gelungen ist, ist die Ausarbeitung einer neuen Kultur: Die streng hierarchisch organisierte Gesellschaft der Wüstenstadt Meridal fußt auf straff organisierter Massenausbeutung, nicht nur von Sylphen, sondern auch von Menschen. Die fliegende Oberstadt der Adligen über den Armenvierteln am Boden zeugt von extremer Dekadenz. Der Kaiser und sein Adel verlassen die Oberstadt nur, um den Kampfspielen in der Arena zuzusehen, das dafür aber gern und häufig. Regieren scheint nicht im Terminkalender zu stehen.

Ins Detail gegangen ist die Autorin auch hier nicht, sie beschränkt sich größtenteils auf die Geschehnisse im Zusammenhang mit Arena, Harem und Sklavenquartieren. Dafür hat sie andere Aspekte in ihre Handlung eingebracht, von denen ich mich fragte, wozu sie eigentlich erwähnt wurden. Dazu gehört vor allem Gabralina, die von Leon aus der Beschwörung eines Kriegersylphen gerettet wurde. Anfangs wird sie recht ausführlich beschrieben, fast genauer als mancher Nebencharakter, dabei ist sie für die eigentliche Geschichte letztlich völlig irrelevant. Ab dem Moment, wo sie Sylphental erreicht, kommt sie überhaupt nicht mehr vor, sodass ich mich fragte, warum die Autorin sie wohl eingebaut hat. Als Ausblick auf den nächsten Band?

Die Handlung selbst schließlich gibt an Bewegung und Spannung nicht allzu viel her. Leon und seine Begleiter haben zwar zunächst ein paar Schwierigkeiten, letztlich gelingt es ihnen aber ohne größeren Aufwand, Lizzy zu befreien. Die Methode ist einfach und im Grunde bereits absehbar, als einer der Krieger, die regelmäßig den Harem besuchen, die Bindung zwischen Lizzy und Ril bemerkt. Dass auch die Haremswärterinnen fast zeitgleich zur Umsetzung des Planes den geheimen Zirkel von Kriegern und Konkubinen entdecken, sorgt immerhin für ein klein wenig Zeitdruck, für echte Spannung reicht es aber nicht. Auch das „Verhör“ Lizzys durch eine der Wärterinnen, das eine Menge Möglichkeiten geboten hätte, um Lizzy ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen und so die Spannung ein wenig hochzutreiben, verpufft völlig wirkungslos, weil die Wärterin Lizzys Ausrede sofort widerspruchslos akzeptiert.

_Insgesamt_ war dieser zweite Band des Zyklus nicht gehaltvoller als der erste. Abgesehen von der Szene, in der Leon, Ril und Justin in der Arena landen und dem Showdown gibt es keinerlei Turbulenzen. Fast die gesamte restliche Handlung spielt sich in Gesprächen zwischen den Protagonisten ab. Das kann sich eine Geschichte, die von intensiv beschriebenen, starken Charakteren getragen wird, problemlos erlauben, McDonalds Darstellung ihrer Figuren ist dafür aber zu schwach. Immerhin war der Entwurf von Meridol so gelungen, dass es etwas gab, wofür es sich lohnte, die knapp vierhundert Seiten ganz durchzulesen. Kurzfazit: nicht gerade fesselnd, aber ganz nett.

_L. J. McDonald_ ist Kanadierin und begann mit dem Schreiben auf die Ermunterung ihres Englischlehrers hin. Ein Schreibwettbewerb im Jahr 2008, den sie nicht gewann, brachte dennoch den Durchbruch. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Geschichte um Solie und ihre Kriegersylphen bereits aus vier Bänden, die auch auf Englisch noch nicht alle veröffentlicht sind. Der nächste Band erscheint auf Deutsch unter dem Titel „Schattenmacht“ voraussichtlich im August 2012. Die Autorin arbeitet derweil an neuen Ideen für ihren nächsten Zyklus.

|Taschenbuch 378 Seiten
Originaltitel: The Shattered Sylph
Deutsch von Vanessa Lamatsch
ISBN-13: 978-3-426-50947-0|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de
[ljmcdonald.blogspot.com]http://ljmcdonald.blogspot.com

Cinda Williams Chima – „Das Exil der Königin“ (Seven Realms 2)

The Seven Realms

Band 1: Der Dämonenkönig“
Band 2: „Das Exil der Königin“
Band 3: „Der Wolfsthron“ (16.07.2012)
Band 4: „The Crimson Crown“ (2012, noch ohne dt. Titel)

Nach dem, was Han gerade von den Oberhäuptern der Clans erfahren hat, bleibt ihm nicht mehr viel anderes übrig, als seinen Freund Dancer nach Odenfurt an die Magierschule zu begleiten. Aber bereits der Weg dorthin ist gefährlich und natürlich trifft er, kaum dass er in Odenfurt eingetroffen ist, dort auf Micah Bayar und seinen Klüngel. Weit gefährlicher als diese jedoch ist die Dekanin Abelard, die Han recht rücksichtslos als Spionin für die Magier rekrutiert. Und dann ist da noch der geheimnisvolle Crow …

Raisa hat sich dem Versuch des Hohemagiers, sie mit Micah Bayar zu verheiraten, erfolgreich entzogen und ist, um für eine Weile unterzutauchen, Amon und seinem Tripel ebenfalls nach Odenfurt gefolgt, allerdings an die Kadettenschule des Militärs. Dort lernt sie zwar eine Menge nützlicher Dinge und auch sonst fühlt sie sich wohl. Doch dann treffen höchst bedenkliche Nachrichten aus den Fells ein…

Der Ortswechsel hat natürlich eine Menge neuer Charaktere mit sich gebracht. Wirklich wichtig sind bisher aber nur Dekanin Abelard und Crow.

Die Dekanin ist eine einflussreiche Frau, und das offenbar nicht nur an der Schule. Wie die meisten Menschen mit einem gewissen Maß an Macht neigt sie dazu, ihre eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen, jeden, der ihr nützlich sein könnte, bedenkenlos zu nutzen oder zu opfern, je nach Bedarf, und alles, was sich ihr in den Weg stellt, ziemlich rabiat zu überfahren.

Crow dagegen scheint keine politischen Interessen zu haben. Er besteht offenbar einzig und allein aus Hass auf die Bayars, sein Ziel ist es, sämtliche Mitglieder dieser Familie restlos vom Angesicht der Erde zu tilgen. Seine wahre Identität gibt er jedoch nicht preis, und die Gründe für seinen Hass ebenfalls nicht.

Beide Figuren sind ein ziemlicher Gewinn für die Geschichte. Abgesehen davon, dass beide genauso lebendig und gut gezeichnet sind wie alle anderen wichtigen Personen, ist Crow ist schon allein durch das Geheimnis interessant, das ihn umgibt, auch wenn sich bei mir ziemlich hartnäckig die Vermutung hält, dass es sich bei ihm um den Dämonenkönig handelt.

Die Handlung des Buches spielt sich nahezu ausschließlich auf dem Weg nach Odenfurt und in den beiden Schulen selbst ab. Echte Spannung ist daher auch diesmal wieder eher selten. Abgesehen von ein paar Reiseschwierigkeiten hat Han zunächst hauptsächlich Probleme mit Micah, wobei nichts davon wirklich schwerwiegend ausfällt, während Raisa – ebenfalls nach ein paar Reiseschwierigkeiten – damit beschäftigt ist, neben ihrer umfangreichen Ausbildung ihre Beziehung zu Amon zu sortieren, was erfreulich kitschfrei geschieht, dafür sorgt die gelungene Charakterzeichnung. Das Geheimnis um Crow sowie ein paar kleinere Überraschungen sorgen dafür, dass dieser Band trotz geringer Bewegung innerhalb der Handlung nicht langweilig wird.

Unterm Strich entspricht das Niveau des zweiten Bandes ziemlich genau dem des ersten: nicht unbedingt mitreißend, aber nett und unterhaltsam.

Die Aussichten auf den nächsten Band versprechen etwas mehr Spannung und auch mehr Komplexität. Dass Dekanin Abelard nicht nur innerhalb der Schule, sondern offenbar auch im Magierrat einigen Einfluss besitzt und außerdem versucht, Han für ihre Zwecke zu benutzen, dürfte das Spiel um die Macht in den Fells noch ein gutes Stück interessanter und verwickelter machen. Aber auch Fionas Andeutungen über das Amulett, das Han Micah ganz zu Beginn des Zyklus abgenommen hat, bieten eine Menge Potenzial. Falls es der Autorin außerdem gelingt, ihre Handlungsfäden nicht aus jeder prekären Situation gleich wieder herauszuführen, sondern so zu entwickeln, dass die Spannung sich hält oder gar noch weiter ansteigt, könnte der dritte Band richtig gut werden.

Cinda Williams Chima schrieb schon in der Schule Geschichten, die meist von ihren Lehrern konfisziert wurden. Nach einem abgeschlossenen Studium in Philosophie war sie zunächst als freie Mitarbeiterin einer Clevelander Zeitung Plain Dealer tätig. Mit einem weiteren Abschluss in Ernährungswissenschaften arbeitete sie mehrere Jahre lang im medizinischen Bereich, ehe sie sich ganz aufs Schreiben verlegte. Der dritte Band ihres Zyklus The Seven Realms unter dem Titel „Der Wolfsthron“ ist für Juli nächsten Jahres angekündigt, der vierte Band ist noch in Arbeit. Außerdem schreibt die Autorin an einem weiteren Zyklus, den The Heir Chronicles, der bisher aus drei Teilen besteht, auf Deutsch aber (noch?) nicht erhältlich ist.

Broschiert 671 Seiten
Originaltitel: The Exiled Queen
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-46975-8

http://cindachima.com/index.htm
http://www.randomhouse.de/goldmann/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 1,33 von 5)

Cinda Williams Chima – „Der Dämonenkönig“ (Seven Realms 1)

The Seven Realms:

Band 1: „Der Dämonenkönig“
Band 2: „Das Exil der Königin“
Band 3: „Der Wolfsthron“ (16.07.2012)
Band 4. „The Crimson Crown“ (2012, noch ohne dt. Titel)

Eigentlich ist Han kein Ragger mehr. Er hat die Gang verlassen, um seine Schwester zu schützen. Ehrliches Geld ist allerdings nicht leicht verdient, nicht einmal mit Unterstützung der Clans in den Bergen. Als Han in Begleitung seines Freundes Dancer einen Zusammenstoß mit ein paar jungen Magiern hat, bringt ihn das in den Besitz eines Amuletts, das ganz offensichtlich gefährlich ist. Und auf einmal scheint Han, der Ärger ohnehin schon magisch anzieht, von einer Katastrophe in die nächste zu geraten!

Raisa, die Erbprinzessin des Königinnenreiches der Fells, steht derweil unmittelbar vor ihrer Namenstagsfeier, was in ihrem Fall nicht nur bedeutet, dass sie erwachsen und damit heiratsfähig ist, sondern auch, dass sie offiziell als Nachfolgerin ihrer Mutter eingesetzt wird. Aber schon die Vorbereitungen zu dieser Feier sind von dunklen Vorahnungen und bedenklichen Ereignissen überschattet …

Die Autorin lässt sich viel Zeit mit der Entwicklung ihres Plots, was eine Menge Gelegenheit für die Charaktere bedeutet, sich zu entfalten.

Han ist sozusagen auf der Straße groß geworden. Die harte Schule, durch die er gegangen ist, hat ihn zu einem geschickten und findigen Burschen gemacht, der außerdem über eine gehörige Portion Charme verfügt. Und dumm ist er auch nicht. Aber obwohl er eine Mutter und eine Schwester hat und jahrelang Anführer einer Gang war, scheint er nirgendwo so richtig dazuzugehören. Und dann sind da noch die silbernen Armreifen, die er nicht abnehmen kann …

Raisa weiß im Gegensatz zu Han genau, wo ihr Platz ist. Aber obwohl sie als die Erbprinzessin eine der höchstgestellten Personen des Reiches ist, hat sie zunehmend das Gefühl, dass ihr die Kontrolle über ihr Leben entgleitet. Das junge Mädchen, das eigentlich recht unbeschwert und lebenslustig ist, ist außerdem auch ziemlich durchsetzungsfähig, klug und mit wachen Instinkten gesegnet.

Der obligatorische Bösewicht gehört in die Kategorie der Intriganten. Er verfolgt seine Ziele aus dem Hintergrund und wirkt so zunächst einmal vor allem arrogant. Die übrigen Eigenschaften, wie Ehrgeiz, Grausamkeit und Skrupellosigkeit, zeigen sich erst allmählich. Obwohl er dadurch nicht ganz so platt wirkt wie manch anderer Antagonist, reicht er letztlich aber nicht über das übliche Schema hinaus.

Insgesamt gesehen ist der Gegenspieler der einzige Charakter, der ein wenig ins Klischee abdriftet. Raisa und Han sind jedoch sehr natürlich und nachvollziehbar dargestellt, was man genauso von den Nebencharakteren wie Raisas Vater, dem Hauptmann der Wache sowie Raisas Jugendfreund Amon sagen kann.

Gleichzeitig bedeutet die langsame Entwicklung der Geschichte aber auch nur mäßige Spannung. Zwar kommt es immer wieder mal zu unangenehmen oder gar etwas brenzligen Situationen, diese lösen sich allerdings immer recht schnell wieder auf. Manches ist auch ziemlich offensichtlich, sodass der Leser sich gelegentlich fragt, warum das eigentlich den Protagonisten nicht ebenfalls auffällt. Das allmähliche Zuziehen des Netzes um die Prinzessin herum verliert dadurch ein wenig an Wirkung. Ähnliches gilt für Han und sein Amulett. Eigentlich sollte gerade er wissen, warum diese unheimlichen Gestalten im Hinterhof ihn nach einem Jungen namens Shiv fragen!

Was die Geschichte trotz allem interessant hält, ist zum einen das Geheimnis um Hans Herkunft sowie die Frage, was nun der Wahrheit entspricht: die offizielle Geschichtsschreibung oder das, was der alte Lucius Han erzählt. Denn letztlich sind die Vergangenheit und ihre Folgen der Hauptstreitpunkt, um den sich in diesem Buch alles dreht. Die Magier fühlen sich übermäßig in ihrer Macht eingeschränkt. Die Clans jedoch misstrauen den Magiern. Ein brüchiger Friede …

Unterm Strich ist dabei ein lebendiges, wenn auch nicht übermäßig spannendes Buch herausgekommen, das durchaus vielversprechende Ideen und Ansätze bietet. Die extrem jugendlichen Hauptfiguren ließen mich beim Lesen darüber nachdenken, ob es sich hier nicht um ein Jugendbuch handelt, und tatsächlich ist die Erstausgabe dieses Romans, die damals bei cbj erschien, für das Alter 12-15 ausgewiesen, was bei dieser Neuauflage nicht mehr der Fall ist, aber ruhig weiterhin als Empfehlung betrachtet werden kann. Erwachsene Leser wird es nicht gerade vom Hocker reißen, aber als leichte Lektüre für zwischendurch ist es ganz nett.

Cinda Williams Chima schrieb schon in der Schule Geschichten, die meist von ihren Lehrern konfisziert wurden. Nach einem abgeschlossenen Studium in Philosophie war sie zunächst als freie Mitarbeiterin einer Clevelander Zeitung, Plain Dealer, tätig. Mit einem weiteren Abschluss in Ernährungswissenschaften arbeitete sie mehrere Jahre lang im medizinischen Bereich, ehe sie sich ganz aufs Schreiben verlegte. „Der Dämonenkönig“ ist der erste Band des Zyklus Seven Realms. Der zweite Band „Das Exil der Königin“ ist ebenfalls bereits auf Deutsch erhältlich, der dritte Band unter dem Titel „Der Wolfsthron“ für Juli nächsten Jahres angekündigt. Der vierte Band des Zyklus ist noch in Arbeit. Außerdem schreibt die Autorin an einem weiteren Zyklus, den The Heir Chronicles, der bisher aus drei Teilen besteht, auf Deutsch aber (noch?) nicht erhältlich ist.

Broschiert 573 Seiten
Originaltitel: The Demon King
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-46974-1

http://cindachima.com/index.htm
http://www.randomhouse.de/goldmann/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (4 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Turner, Megan Whalen – Gebieter, Der (Die Legenden von Attolia 3)

_|Die Legenden von Attolia|:_

Band 1: [„Der Dieb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7530
Band 2: [„Die Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7531
Band 3: [„Der Gebieter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7532
Band 4: „A Conspiracy of Kings“ (noch ohne dt. Titel)

_Gen hat tatsächlich_ Attolia geheiratet. Die Attolier halten allerdings gar nichts von ihrem neuen König, woran Gen selbst nicht ganz unschuldig ist, denn er führt sich auf wie ein verzogener Lümmel. Und während Relius, der Spionagechef, täglich damit rechnet, vom König beseitigt zu werden, und der Hauptmann der Garde, Teleus, um seiner Königin willen grimmig die Zähne zusammenbeißt, beginnen andere umgehend damit, an der Beseitigung des Königs zu arbeiten!

_Erwartungsgemäß hat_ sich die Personenriege in diesem dritten Band noch einmal um einige Namen erweitert, denn schließlich spielt die Handlung nun ausschließlich am Hof von Attolia.

Der wichtigste Neuzugang ist Costis, ein junger Gardist, aus dessen Sicht dieser Band hauptsächlich erzählt ist. Wie die meisten anderen Attolier verabscheut er den König, doch nachdem er auf einen Sonderposten versetzt wurde und ständig mit dem König zu tun hat, verändert sich seine Sichtweise ganz allmählich.

Sejanus, einer der Kammerherren des Königs, hat zwar auch ständig mit diesem zu tun, fühlt sich aber durch dessen Verhalten eher in seiner abschätzigen Meinung bestärkt, und lässt keine Gelegenheit aus, den König zu sabotieren und lächerlich zu machen. Relius und Teleus lehnen den König ebenfalls ab, allerdings hauptsächlich aus Sorge um die Königin und das Reich. Sie fürchten, dass die Barone des Reiches versuchen werden, das Machtvakuum, das Gens offensichtliche Schwäche bedeutet, auf ihre Weise zu füllen.

Und Gen? Nun, wer die beiden Vorgängerbände gelesen hat, weiß, dass Gen eigentlich gar nicht scharf darauf ist, König zu sein. Aber ist das wirklich der einzige Grund, warum er sich so albern benimmt? Ist es überhaupt der Grund?

Dem aufmerksamen Leser wird bald klar, dass mehr hinter Gens seltsamem Verhalten stecken muss. Und eigentlich sollte es auch den Attoliern klar sein. Sie wissen schließlich, dass ihr neuer König der ehemalige Dieb von Eddis ist, und kennen seinen Ruf. Zum Beispiel sollte man von jemandem, der in den Jahren zuvor immer wieder heimlich im attolischen Königspalast spioniert hat, wohl annehmen können, dass er den Weg zu seinen eigenen Gemächern findet! Dass die Kammerherren samt und sonders auf eine solche Scharade hereinfallen, spricht weder für ihre Menschenkenntnis noch für ihre Intelligenz.

Auch der Plan des Barons Erondites dem Älteren erschien mir etwas unausgegoren, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass die Autorin nicht weiter darauf einging, was genau der Baron für einen Vorteil von einem Austausch der Kammerherren erwartet hätte.

Trotzdem war dieser Band des Zyklus gut gemacht. Megan Turner geht niemals etwas direkt an. Sie lässt ihren Helden, der ja schließlich ein Dieb ist, immer Schleichwege nehmen, im wirklichen wie im übertragenen Sinne. Dass ihre überraschenden Enthüllungen zumindest teilweise darauf beruhen, dass Gen über Informationen verfügte, die dem Leser nicht zugänglich gemacht wurden, fällt zwar auf, stört aber nicht wirklich. Eine genaue Erklärung, wie Gen an diese Informationen gekommen ist, hätte womöglich nur zu logischen Problemen geführt, also nehmen wir lieber an, dass Gen durch seine Fähigkeit, sich jederzeit unbemerkt durch den Palast zu bewegen, Möglichkeiten hatte, diese Dinge in Erfahrung zu bringen.

Zusätzlich zur eigentlichen Geschichte hat die Autorin es außerdem verstanden, die noch immer bestehende Bedrohung durch die Meder gelegentlich mit einfließen zu lassen. Zwar spielt das Kaiserreich in diesem Band keine Rolle, es würde mich allerdings nicht wundern, wenn es zum Beispiel bei Sophos‘ Entführung zumindest im Hintergrund die Fäden gezogen hätte. Auf diese Weise kann der vierte Band nahtlos an den Dritten anschließen.

Was mir auch gut gefallen hat, war der trockene Humor, der an manchen Stellen aufblitzt, vor allem, wenn Gen mit Phresine oder Ornon zu tun hat. Die Kammerfrau der Königin und der eddisische Botschafter sind zwar eher unwichtige Nebenfiguren, haben aber einiges zum Charme dieses Buches beigetragen.

_Mit anderen Worten_, „Der Gebieter“ ist auf völlig andere Art und Weise genauso interessant und abwechslungsreiche wie der Zweite, wenn auch nicht ganz so spannend. Tatsächlich unterscheidet sich jeder der drei Bände inhaltlich ganz gravierend von den anderen, dennoch zieht sich der rote Faden der zeitlichen Entwicklung durch alle drei Bände und verbindet sie so miteinander. Die Darstellung der Figuren, die im ersten Band noch so flach wirken, vertieft sich mit fortschreitender Handlung immer mehr. Und was der dritte Band dem Zweiten an Spannung nachsteht, macht er durch die intensivierte Charakterzeichnung wieder wett.

Ich muss zugeben, dass ich nach dem ersten Band nur deshalb weitergelesen habe, weil ich die anderen beiden Bände bereits daneben liegen hatte. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich durchaus etwas versäumt hätte, hätte ich nach dem Einstiegsband gleich wieder aufgehört. Vielleicht wäre es in diesem speziellen Fall von Vorteil gewesen, man hätte jeweils zwei Teile in einem Buch zusammengefasst, schließlich sind sie alle vergleichsweise schlank. Das hätte das Risiko vermindert, dass jemand vorzeitig die Flinte ins Korn wirft, was wirklich schade wäre. Ich jedenfalls habe die Lektüre der |Legenden von Attolia| zunehmend genossen und werde sicherlich auch den vierten Band lesen.

_Megan Whalen Turner_ stammt aus den USA, studierte Anglistik und arbeitete zunächst als Buchhändlerin, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Zunächst veröffentlichte sie Kurzgeschichtensammlungen, mit „Der Dieb“, dem Auftakt zum Zyklus |Die Legenden von Attolia|, schrieb sie ihren ersten Roman. Der dritte Band, „Der Gebieter“, ist ebenfalls bereits auf Deutsch erhältlich, der vierte Band erschien im März des vergangenen Jahres auf Englisch unter dem Titel „A Conspiracy of Kings“.

|Taschenbuch 383 Seiten
Originaltitel: Attolia 3: The King of Attolia
Deutsch von Maike Claußnitzer
ISBN-13: 978-3-442-26852-8|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet/
[meganwhalenturner.org ]http://meganwhalenturner.org/index.html

Turner, Megan Whalen – Königin, Die (Die Legenden von Attolia 2)

_|Die Legenden von Attolia|:_

Band 1: [„Der Dieb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7530
Band 2: [„Die Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7531
Band 3: [„Der Gebieter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7532
Band 4: „A Conspiracy of Kings“ (noch ohne dt. Titel)

_Gen neigt zwar_ generell zu großen Risiken, dieser letzte Einsatz allerdings ist nicht auf seinem Mist gewachsen. Angesichts der Konsequenzen ist das aber überhaupt kein Trost für ihn. Jetzt ist er ein nutzloser Krüppel, zumindest fühlt er sich so. Seltsamerweise ist es ausgerechnet der Magus von Sounis, der ihn nach einem Winter des Selbstmitleids aus der Reserve lockt …

_Der zweite Band_ des |Attolia|-Zyklus ist nicht mehr in der Ich-Form geschrieben, was der Geschichte ausgesprochen gutgetan hat. Die Handlung teilt sich nun in vier Stränge: Einer dreht sich um Gen, einer um seine Königin Eddis, einer um die attolische Herrscherin und einer um den medischen Gesandten, der sich an ihrem Hof aufhält.

Der medische Gesandte ist der einzige wirklich neue Charakter, ein Mann mit geöltem Bart und ebenso öligem Benehmen und ein wenig zu sehr von sich selbst überzeugt.
Zusätzlich ist Attolia stärker in den Mittelpunkt gerückt und entwickelt sich dadurch von einer eiskalten Herrscherin zu einer echten Persönlichkeit.

Wirklich tiefschürfend kann man die Charakterzeichnung zwar immer noch nicht nennen, aber im Vergleich zum ersten Band hat sie sich wesentlich verbessert. Vor allem sind die Handlungen der einzelnen Figuren weit besser nachzuvollziehen, da Letztere durch ihre eigenen Gedanken beschrieben werden, und nicht nur durch die Beobachtung eines anderen, der nur die Hälfte seiner Beobachtungen reflektiert.

Dasselbe lässt sich von der Handlung sagen. Nicht nur, dass sie durch die größere Zahl an Erzählfäden an Komplexität gewonnen hat. Sie ist auch weit weniger vorhersehbar als im Vorgängerband. Tatsächlich ist es so, dass Gens Heimatland Eddis durch seine Lage zwischen zwei rivalisierenden Königreichen, die jeweils sowohl einander als auch Eddis ganz gerne dem eigenen Staatsgebiet einverleiben würden, ohnehin schon damit zu kämpfen hat, ein gewisses Gleichgewicht und damit seine Selbständigkeit zu wahren.

Die Meder bringen dieses Gleichgewicht empfindlich ins Wanken, natürlich nicht ohne Hintergedanken, was sowohl Sounis als auch Eddis und Attolia durchaus bewusst ist. Angestoßen von dem, was Gen bei seinem letzten Auftrag widerfahren ist, entwickelt sich nun ein kompliziertes Wechselspiel aus Aktion und Reaktion. Es ist, als versuchten alle Beteiligten, mit je vier Bällen zu jonglieren, während sie auf einer großen Kugel balancieren, der jemand einen Schubs gegeben hat. Ein wahrer Eiertanz!

Jedes Mal, wenn Eddis neue Maßnahmen ergreift, um der Bedrohung durch einen ihrer drei Gegenspieler zu begegnen, scheint es, als würde sie dadurch einem der anderen einen Vorteil verschaffen, den derjenige natürlich sofort ausnutzt. So schaukelt sich die Entwicklung immer weiter hoch, bis Gen schließlich eine Verzweiflungstat plant und durchführt. Die ganze Zeit sitzt der Leser da und erwartet, dass jeden Moment irgendetwas schiefgehen wird an diesem Himmelfahrtsplan, den der Leser im Detail gar nicht kennt, und das, während er schon Seite um Seite erlebt hat, wie die Meder ihrem Ziel allmählich immer näherkommen.

Natürlich hat die Autorin auch diesmal wieder ein paar Andeutungen fallen lassen, aber so fein und beiläufig, dass sie vom Nahen der drohenden Katastrophe fast völlig überlagert werden. Aber nur fast, und so kam die überraschende Wende in diesem Band nicht ganz so überraschend wie im Vorgänger. Hier ging es eher um das wie als um das ob.

_Unterm Strich_ war der zweite Band trotzdem wesentlich interessanter, abwechslungsreicher und spannender als der Erste. Sogar die Legende, die auch diesmal wieder eingeflochten war, hat mir besser gefallen als die im ersten Band. Allein die Romanze fand ich ein wenig zweifelhaft, vor allem, weil in diesem Zusammenhang keinerlei Andeutungen vorhanden waren, die den Leser darauf hätten vorbereiten können. Dieser Teil der Geschichte wirkte daher eher ein wenig willkürlich als wirklich überraschend.

Insgesamt war die Steigerung, die hier stattgefunden hat, recht ermutigend, was die Lektüre des dritten Bandes angeht. Sollte sich das so fortsetzen, dürfte „Der Gebieter“ richtig gut werden.

_Megan Whalen Turner_ stammt aus den USA, studierte Anglistik und arbeitete zunächst als Buchhändlerin, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Zunächst veröffentlichte sie Kurzgeschichtensammlungen, mit „Der Dieb“, dem Auftakt zum Zyklus |Die Legenden von Attolia|, schrieb sie ihren ersten Roman. Der dritte Band, „Der Gebieter“, ist ebenfalls bereits auf Deutsch erhältlich, der vierte Band erschien im März des vergangenen Jahres auf Englisch unter dem Titel „A Conspiracy of Kings“.

|Taschenbuch 348 Seiten
Originaltitel: Attolia 2: The Queen of Attolia
Deutsch von Maike Claußnitzer
ISBN-13: 978-3-442-26849-8|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet/
[meganwhalenturner.org ]http://meganwhalenturner.org/index.html

Turner, Megan Whalen – Dieb, Der (Die Legenden von Attolia 1)

_|Die Legenden von Attolia|:_

Band 1: [„Der Dieb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7530
Band 2: [„Die Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7531
Band 3: [„Der Gebieter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7532
Band 4: „A Conspiracy of Kings“ (noch ohne dt. Titel)

_Gen hat einfach_ nicht gelernt, den Mund zu halten. Nun sitzt er im Gefängnis und denkt über seinen Übermut nach. Da wird er überraschend aus seiner Zelle und zum Magus des Königs geschleppt. Der bietet ihm die Freiheit an, wenn Gen ein kostbares, mythisches Artefakt für ihn stiehlt …

_Man kann_ von diesem Buch nicht unbedingt behaupten, dass es sich durch Komplexität auszeichnete. Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Gens Sicht erzählt und Gen beschränkt sich dabei auf das Offensichtliche. Zwar beobachtet er die Mitglieder seiner Reisegesellschaft, aber seine Schlussfolgerungen behält er für sich.

Das führt dazu, dass die Charakterzeichnung eher dürftig geraten ist. Der Magus, ein Gelehrter und königlicher Berater, wirft zwar zu Beginn noch mit Drohungen um sich, stellt sich mit der Zeit aber als gar nicht so unfreundlich heraus. Sophos ist ein Lehrling des Magus, schüchtern, freundlich und sehr intelligent, dafür aber ein schlechter Reiter und Fechter. Ambiades, der andere Lehrling, ist eingebildet und unzufrieden und nutzt deshalb jede Gelegenheit, Sophos dessen „Mängel“ unter die Nase zu reiben. Pol dagegen gibt den schweigsamen, kompetenten Kämpfer.

Auch Gen selbst bleibt eher blass, denn alle seine Gedanken, die über die Beurteilung der aktuellen Situation hinausgehen, sind so vage, dass sie so gut wie nichts über ihn aussagen. So zeichnet er sich den größten Teil der Zeit durch seine große Klappe und sein ständiges Gemaule aus.

Da Gen seine Geschichte selbst erzählt, besteht die Handlung auch nur aus einem einzigen Handlungsstrang. Und die Hälfte dieses Strangs handelt von der Reise zum Ort des Diebstahls. Außer einiger mehr oder weniger heftiger Geplänkel zwischen Gen und Ambiades sind nur die Legenden erwähnenswert, die sowohl als Abendunterhaltung als auch als Unterricht für die Lehrlinge dienen und nebenbei die Welt etwas auszubauen, in der die Geschichte spielt.

Leider hat die Autorin sich da zu einem ganz erheblichen Teil von der altgriechischen Geschichte inspirieren lassen. Das Götterpantheon bis hin zu den Namen der Götter, aber auch andere Figuren wie Asklepios und Archimedes sind dort entliehen und teilweise – wenn überhaupt – nur geringfügig modifiziert. Das Nachwort der Autorin legt nahe, dass all dies für den durchschnittlichen Amerikaner durchaus neu und interessant sein könnte, dem durchschnittlichen Europäer dagegen dürfte fast alles davon bekannt vorkommen.

Immerhin zieht ab der Mitte des Buches die Spannung ein wenig an. Das Versteck der Geheimtür war zwar ziemlich offensichtlich, trotzdem war es nicht einfach für Gen, das Artefakt zu finden und zu bergen, und der Rückweg verläuft auch nicht mehr so glatt wie der Hinweg.

Mit den Komplikationen nehmen allerdings auch logische Haken zu. Der Magus hat ein solches Geheimnis um das Artefakt gemacht und trägt es nun offen über der Kleidung um den Hals? Und wie passen Pols Maßnahmen an der Klippe zu seinem eigentlichen Auftrag, nämlich zuerst und vor allem Sophos zu beschützen? Und wieso wurde Gen bei seiner Gefangennahme sein Werkzeug nicht abgenommen, obwohl seine Identität offenbar bekannt war? Den gravierendsten Punkt kann ich an dieser Stelle allerdings nicht erwähnen, ohne den Clou des gesamten Buches zu verraten.

Anderes, wie zum Beispiel die Art und Weise, in der es Gen gelingen konnte, schwer verletzt und gleichzeitig unbemerkt aus einem Gästezimmer in einen schwerbewachten Kerker zu gelangen, hat die Autorin erst gar nicht beschrieben.

Sehr gelungen fand ich dagegen den Schluss des Buches. Da Gen stets so knauserig mit gehaltvollen Gedankengängen war, kommt die Auflösung der Handlung wirklich überraschend. Und so manche Äußerung, die mir während des Lesens nicht besonders auffiel oder mit der ich zunächst nicht wirklich etwas anfangen konnte, ergab in diesem Zusammenhang plötzlich einen neuen oder überhaupt erst einen Sinn.

_Insgesamt gesehen_ fand ich diesen ersten Band des |Attolia|-Zyklus nicht übermäßig gehaltvoll. Die lineare, einfach gestrickte Handlung und die starke Anlehnung an Teile der griechischen Mythologie sowie die oberflächliche Charakterzeichnung verhinderten, dass der Text die Art von Sog entwickelte, die ein gutes Buch auszeichnet. Auch die Spannung entwickelte sich nicht stark genug, um mich wirklich zu fesseln, dafür verlief vieles einfach zu glatt, Höhepunkte gab es keine. Allein das überraschende Ende bot einen echten Lichtblick, was zumindest diesen ersten Band des Zyklus bestenfalls zu einem leichten Happen für Zwischendurch macht.

Der zweite Band weitet den Handlungsrahmen auf den schwelenden Konflikt zwischen den drei Kleinstaaten und die Bedrohung durch den mächtigen Nachbarn jenseits des Meeres aus. Vielleicht gelingt es der Autorin, aus dieser Konstellation etwas mehr Spannung zu erzeugen, als sie bei der Queste des ersten Bandes zustande gebracht hat.

_Megan Whalen Turner_ stammt aus den USA, studierte Anglistik und arbeitete zunächst als Buchhändlerin, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Zunächst veröffentlichte sie Kurzgeschichtensammlungen, „Der Dieb“ ist ihr erster Roman. Zwei der Folgebände, „Die Königin“ und „Der Gebieter“, sind ebenfalls bereits auf Deutsch erhältlich, der vierte Band erschien im März des vergangenen Jahres auf Englisch unter dem Titel „A Conspiracy of Kings“.

|Taschenbuch 297 Seiten
Originaltitel: Attolia 1: The Thief
Deutsch von Maike Claußnitzer
ISBN-13: 978-3-442-26843-6|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet/
[meganwhalenturner.org ]http://meganwhalenturner.org/index.html

Elspeth Cooper – „Die Lieder der Erde“ (Die wilde Jagd 1)

Die wilde Jagd:

Band 1: „Die Lieder der Erde“
Band 2: „Trinity Moon“ (19.04.2012, noch ohne dt. Titel)
Band 3: „The Dragon House“ (angekündigt, noch ohne dt. Titel)

Gair besitzt magische Fähigkeiten, was in seiner Heimat einem Todesurteil gleichkommt. Nur durch ein Wunder, wie es scheint, ist er dem Scheiterhaufen entgangen und hat in dem alten Alderan auch noch einen freundlichen Helfer gefunden. Nun ist er auf dem Weg nach Westen, denn Alderan hat ihm einen Platz an seiner Akademie angeboten, und Gair mag Bücher. Doch seine Alpträume lassen ihn nicht los. Und auch die Kirche scheint sich nicht damit abfinden zu wollen, dass er dem Tod entronnen ist, denn sie hat ihm einen Hexenjäger hinterhergeschickt …

Laut Klappentext ist Elspeth Coopers Buch „einer der größten Fantasy-Romane“ unserer Zeit. Ein ziemlich vollmundiges Lob! Zu Beginn der Lektüre kamen mir da allerdings gelinde Zweifel.

Der Anfang der Geschichte liest sich irgendwie holperig und zusammenhanglos. Die Erzählsicht wechselt innerhalb der ersten Kapitel ziemlich häufig, nicht nur zwischen unterschiedlichen Personen, sondern auch zwischen verschiedenen Zeitebenen. Diese Wechsel sind bestenfalls durch eine Leerzeile und einen neuen Absatz gekennzeichnet, die sich aber auch an Stellen finden, an denen die Erzählsicht nicht wechselt. Das führt dazu, dass der Leser sich immer wieder mal überraschend in einem völlig anderen Zusammenhang wiederfindet. Nachdem Gair den Einflussbereich der Stadt Dremen verlassen hatte, wurde es etwas besser, aber auch in den späteren Kapiteln war die Handlung ab und an immer noch gut für einen überraschenden Sprung.

Nach dem holperigen Einstieg verläuft die Handlung grob gesagt in drei Strängen. Einer dreht sich um einen Mann namens Masen, einer zeigt die Ereignisse in Dremen nach Gairs Flucht, und der Hauptstrang erzählt natürlich von Gair.

Der Strang um Masen dient vorwiegend der Erklärung der Welt. Hier erfährt der Leser Details über den Schleier und seine Funktion sowie über die Wesen in der Welt auf der anderen Seite des Schleiers. Nicht unbedingt ausführlich und erschöpfend, aber die Skizze ist deutlich genug, um eine spürbare Bedrohung aufzubauen und gleichzeitig eine Differenzierung zu ermöglichen. Nicht alle Geschöpfe der anderen Seite sind bösartig.

Die Ereignisse in Dremen bestehen hauptsächlich aus Politik. Anfangs störte mich die Darstellung der Kirche. Ihre Lehren sind dogmatisch und intolerant, ihre Methoden grausam. Gleichzeitig stammt ein Großteil der Begriffe aus dem christlichen Bereich: das Gebet, das Gair so oft wiederholt, klingt extrem nach Rosenkranz, es gibt ein heiliges Buch, dessen Zitate teilweise aus der Bergpredigt stammen könnten, es gibt eine Inquisition und ein Sakrament, das nahezu völlig dem Abendmahl der katholischen Messe entspricht. Dass die Gottheit dieser Kirche eine Göttin ist, macht da auch keinen großen Unterschied mehr. Falls die Autorin die Absicht hatte, hier ihre eigene persönliche Kirchenkritik zu formulieren, hat sie meiner Meinung nach das falsche Medium gewählt. Und falls sie diese Absicht nicht hatte, hätte sie sich vielleicht ein wenig mehr Mühe geben können, um sich eine eigene Art von Kirche auszudenken.
Dieser erste Eindruck mildert sich zum Glück mit fortschreitender Handlung. Und letztlich bietet dieser Strang die meisten Facetten, nicht nur, weil hier die meisten Personen aktiv sind, sondern auch, weil zusätzlich zur Politik auch noch Geschichtsforschung betrieben wird. Worum es bei all dem genau geht, hat die Autorin noch nicht verraten, aber das macht die Sache eigentlich nur interessanter.

Auch der Hauptstrang hatte seine Mankos. Der Weg zu den westlichen Inseln wirkt noch immer ein wenig holprig, weil zwischen den einzelnen Etappen, die gelegentlich mit ein wenig Action aufgepeppt wurden, jedes Mal größere Zeitsprünge liegen. Die treten auch nach Gairs Ankunft an der Akademie noch gelegentlich auf, wirken aber nicht mehr so störend, weil ab diesem Punkt wenigstens der Ort immer derselbe ist. Dafür focussiert sich die Handlung – nach einer eher kurzen und letztlich geradezu unbedeutend wirkenden Schwertkampfepisode mit einem Mitschüler, der Gair nicht mag – bald ziemlich stark auf Gairs Beziehung zu Aysha. Die Entstehung und Entwicklung dieser Beziehung wird sehr ausführlich dargestellt. Das störte mich aus mehreren Gründen: Zum einen war diese Beziehung absehbar ab dem Augenblick, in dem die beiden sich das erste Mal trafen, selbst, wenn Aysha nicht bereits im Klappentext als Gairs erste große Liebe bezeichnet worden wäre. Zum anderen entwickelt sich die Liebe zwischen den beiden zu einem ziemlich großen Teil, während sie in Tiergestalt unterwegs sind, was nicht unbedingt gesprächsfördernd wirkt, da Gair zu diesem Zeitpunkt die Telepathie noch nicht beherrscht. Vor allem aber drängt sie fast alles andere in den Hintergrund, auch die Sache mit Darrins Kristall, die für den Verlauf der Handlung eigentlich viel wichtiger war als spielende Wölfe im Schnee.

Ein wenig hatte es vielleicht auch mit den Charakteren zu tun: Gair ist ja ganz nett. Ein wenig naiv, da er in einem klösterlichen Ritterorden aufgewachsen ist, und auch unsicher, weil er als Findelkind seine Herkunft nicht kennt, weil er sein Leben lang gelernt hat, dass seine Fähigkeiten Sünde seien, und weil er ein Brandmal trägt, das ihn zum Ausgestoßenen macht. Aber er ist mutig, freundlich und hat einen ziemlich sicheren Instinkt für Gefahr. Aysha dagegen mochte ich nicht besonders. Sie ist charismatisch, schön und stolz, aber auch ziemlich egoistisch, zum Beispiel wenn sie Gair von anderen Unterrichtsstunden wegholt, um ihn selbst zu unterrichten. Nicht, dass ich die Gründe nicht verstehen könnte, selbstsüchtig fand ich sie trotzdem. Auch sonst ist sie ziemlich rücksichtslos, wenn es darum geht, ihre eigenen Interessen durchzusetzen, wenngleich sie damit niemandem schadet. Tanith fand ich viel sympathischer. Sie ist genauso stark und mutig und genauso schön, aber sanftmütiger und nicht so selbstbezogen. Eigentlich würde sie viel besser zu Gair passen.

Ein ziemlich interessanter Charakter ist Ansel, das Oberhaupt der Kirche. Bevor er Präzeptor wurde, war er Kirchenritter und hat Krieg gegen die Wüstenstämme geführt, dementsprechend sind seine Umgangsformen. Von den Dogmatikern innerhalb des Rats von Kirchenmännern hält er gar nichts. Außerdem scheint er wesentlich weitsichtiger zu sein als die meisten Räte, denn während die sich mit kleinlichen Intrigen beschäftigen, versucht er, die Lösung für ein Problem zu finden, von dessen Existenz die anderen offenbar noch gar nichts gemerkt haben. Dadurch trägt Ansel ganz massiv dazu bei, den ersten Eindruck von der Kirche als Gesamtheit zu differenzieren.

Und dann ist da noch Savin. Er taucht zu Beginn einmal kurz auf und ist dann fast das gesamte Buch über verschwunden, nur um zum Showdown überraschend wieder aufzutauchen. Sein Verhalten ist allerdings ziemlich unlogisch. Warum sollte jemand versuchen, seinen Gegenüber erst zu umgarnen, dann, ihn umzubringen, und zuletzt, ihn zu benutzen? Falls es dafür einen triftigen Grund gibt, erfährt der Leser ihn erst in den Folgebänden.

Immerhin ist Savin durchaus für eine Überraschung gut. Und nachdem er wieder aufgetaucht ist, zieht auch die Spannung an, und zwar ganz gehörig. An dieser Stelle kommt zum ersten Mal richtig Bewegung und Dramatik in die Handlung. Nicht, dass es vorher langweilig gewesen wäre. Wirklich uninteressant fand ich eigentlich nur das ausgiebige Geplänkel zwischen Gair und Aysha. Ein echter Sog entwickelte sich aber erst auf den letzten hundert Seiten, dafür dann aber gleich richtig.

Unterm Strich war der Eindruck ein wenig durchwachsen. Nachdem ich das Geholper der ersten paar Kapitel hinter mich gebracht hatte, las sich das Buch zunehmend flüssig und interessant. Die Charaktere waren zwar nicht allzu intensiv gezeichnet, aber immerhin sympathisch, und Alderans Geheimniskrämerei sorgte dafür, dass ich neugierig blieb. Die kleinen Actionszenen auf Gairs Reise reichten zwar nicht aus für einen echten Spannungsbogen, hielten die Handlung aber immerhin abwechslungsreich. Über den späteren Durchhänger, den Gairs Liebesbeziehung für mich bedeutete, rettete mich Ansel hinweg. Und der Showdown war wirklich gelungen, und das nicht nur, weil der Angriff aus einer völlig unerwarteten Richtung kam.

Zu den „größten Fantasy-Romanen unserer Zeit“ würde ich es also nicht zählen. Aber ich denke, ich werde dem nächsten Band eine Chance geben. Da Aysha nicht mehr da ist, dürfte das störende Gebalze als stärkstes Gegenargument wohl wegfallen. Ansels Geschichtsforschungen und sonstigen Maßnahmen klingen interessant und vielversprechend. Und der Hexenjäger und Savin sind bisher so wenig zum Zug gekommen, dass ihr Potenzial noch nahezu unverbraucht ist. Falls die Autorin tatsächlich die Romantik zu deren Gunsten etwas drosselt, könnte die Fortsetzung des Zyklus so spannend werden wie das Ende des ersten Bandes.

Elspeth Cooper stammt aus dem Nordosten Englands und ist vernarrt in Bücher, seit sie allein lesen kann. Vor allem Epen haben es ihr angetan. Nach der Schule arbeitete sie zunächst für eine Softwarefirma, bis die Diagnose Multiple Sclerose ihre Bewegungsfähigkeit einschränkte, woraufhin sie sich dem Schreiben widmete. „Die Lieder der Erde“ ist ihr erster Roman und der erste Band ihrer Trilogie |Die wilde Jagd|. Ein deutsches Veröffentlichungsdatum für die Folgebände „Trinity Moon“ und „The Dragon House“ steht noch nicht fest.

Taschenbuch 557 Seiten
Originaltitel: Songs of the Earth – The Wild Hunt 1
aus dem Englischen von Michael Siefener
ISBN-13: 978-3-453-26713-8

http://elspethcooper.com/blog
http://www.heyne.de

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Herzog, Ulrike-Amanda – Archäologie der Emotionen

_Sachbücher stehen ja_ in dem Ruf, eher trockene Lektüre zu sein. Der eine oder andere Autor mag vielleicht über die Gabe einer lockeren Schreibe verfügen und so sein Werk auch ein wenig unterhaltsam gestalten können. In der Regel erwartet der Leser von einem Sachbuch aber weniger Unterhaltung als Information.

Als Kriterium für die Rezension eines solchen Buches stehen an oberster Stelle deshalb die Fragen: Wie fundiert ist es? Und, wie verständlich hat der Autor sein Fachwissen dargelegt? Klingt eigentlich nicht allzu schwierig, vorausgesetzt, man hat selbst zumindest ein wenig Ahnung von der Materie. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und eine dieser Ausnahmen ist „Archäologie der Emotionen“ von Ulrike-Amanda Herzog.

Das fängt schon damit an, dass dieses Buch sich der Zuordnung zu einer bestimmten Kategorie entzieht. Denn die Autorin ist sozusagen einer ganzheitlichen Herangehensweise gefolgt, anstatt sich auf eine einzelne Thematik zu beschränken. Wer dieses Buch liest, wird philosophischen Aspekten ebenso begegnen wie medizinischen, psychologischen und esoterischen.

Vor allem aber wird er der Autorin selbst begegnen, denn sie ist keine Fachfrau, sondern Laie. Ihre Ausführungen fußen ganz und gar auf ihrer persönlichen Erfahrung und ihren eigenen Gedanken, und dementsprechend viele persönliche Angaben über ihren Werdegang und ihre derzeitige Lebenssituation sind in dem Buch enthalten.

Wer nun davon ausgeht, dass der Text eines Laien zu einem solchen Thema kaum der Rede wert sein könne, wird bereits auf der ersten Seite eines anderen belehrt. Schon das Quellenverzeichnis zeigt, dass sich hier jemand ernsthaft und intensiv mit existenziellen Fragen auseinandergesetzt hat. Spürbar wird aber auch von Anfang an, dass es sich bei diesem Buch um mehr handelt als die pure Neuordnung von bereits bekannten Fakten. Statt dessen wurde die Thematik mit kritischen Augen betrachtet und aus den Fakten Schlüsse gezogen. Dass all dies ohne Anleitung von außen vonstattenging, bedeutet lediglich, dass die gezogenen Schlüsse die ganz eigenen der Autorin sind.

Voraussetzung dafür, dieses Buch mit Gewinn lesen zu können, ist allerdings, dass man sich auf die Gedankengänge der Autorin einlässt und bereit ist, ihr zu folgen, sich von ihr Schritt für Schritt durch das Buch führen zu lassen. Das ist nicht immer einfach. Dass mitten in einem persönlichen Kapitel plötzlich medizinische oder psychologische Absätze auftauchen, ist nicht unbedingt das Problem, obwohl mancher diese Wechsel vielleicht als sprunghaft empfinden mag. Tatsache ist, dass Ulrike Herzog in ihrem Buch nicht linear vorgeht. Sie bewegt sich vielmehr in einer Spirale, streift immer wieder Details, die sie anderswo in einem anderen Zusammenhang bereits dargelegt hat. Das ist durchaus gewöhnungsbedürftig.

Wer sich davon nicht abhalten lässt, darf die Emanzipation einer Frau miterleben, der es gelungen ist, trotz schlechter Startbedingungen und entgegen vieler Widerstände ihr Leben umzukrempeln, nach dem Motto: „Habe Mut, deine eigene Persönlichkeit zu akzeptieren“. Gelungen ist ihr das vor allem durch ihre Beharrlichkeit und ihr selbständiges Denken, das nicht bereit war, alles unbesehen hinzunehmen oder sich sogenannten Kapazitäten unterzuordnen.

Was man von dem Buch allerdings nicht erwarten darf, ist ein Patentrezept, wie man die eigenen speziellen Probleme löst. Dieses Buch gehört nicht in die Kategorie der überflüssigen und nutzlosen Ratgeber. Man könnte es als Ermunterungs- und Mutmach-Buch bezeichnen. Das Beispiel der Autorin ermutigt dazu, sich das eigene Leben, die persönliche Situation genau anzuschauen und herauszufinden, wo das Übel seine Wurzeln hat. Und es zeigt auf, dass es möglich ist, mit den eigenen Schwierigkeiten fertig zu werden, wenn man das wirklich will. Selbst wenn es nicht leicht ist und eine Menge Kraft kostet. Gleichzeitig ist es ein Weckruf, der mit unübersehbarem Finger auf Auswüchse in der Medizin und Gesellschaft zeigt, die für uns bereits so selbstverständlich sind, dass sie uns gar nicht mehr auffallen.

Vorurteile, Selbstbetrug, schierer Widersinn, alles wird in diesem Buch rausgekramt, ins Licht geholt und unter die Lupe genommen, mit einer beeindruckenden Mischung aus Sachlichkeit und persönlichem Engagement. Das ist sicher keine leichte Lektüre. Es ist eigenwillig, direkt, ungekünstelt und von geradezu schonungsloser Offenheit. Es regt dazu an, die eigenen grauen Zellen anzuwerfen, und sich über die Welt im Allgemeinen und die eigene Rolle darin im Besonderen mal wieder Gedanken zu machen. Die persönliche Philosophie der Autorin ist genau das, eine persönliche Philosophie. Die mag einige ihrer Leser zu Widerspruch reizen. Aber das tut der Welt im allgemeinen und dem Leser im Besonderen nur gut. Ich jedenfalls ziehe vor Ulrike-Amanda Herzog den Hut.

_Ulrike-Amanda Herzog_ ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Hildesheim. Von Beruf Altenpflegerin arbeitet sie nebenbei bereits an ihrem nächsten Buch.

|Broschiert 336 Seiten
ISBN-13: 978-3-837-02889-8|

Rothfuss, Patrick – Furcht des Weisen, Die (Teil 1, Die Königsmörder-Chronik: Zweiter Tag)

_|Die Königsmörder-Chronik|:_

Erster Tag: [„Der Name des Windes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5367
Zweiter Tag: _“Die Furcht des Weisen“_ (Teil 1)
Zweiter Tag: „Die Furcht des Weisen“ (Teil 2, Februar 2012)
Dritter Tag: „The Doors of Stone“ (angekündigt, noch ohne dt. Titel)

_Kvothe ist noch einmal_ knapp einem Rausschmiss aus der Universität entgangen. Und eigentlich ist er der Meinung, er und Ambrose seien nun quitt. Aber dann versucht Ambrose, mit Denna anzubandeln …

_Wer jetzt glaubt,_ der zweite Band des Zyklus bestünde aus demselben Gerangel zwischen Kvothe und Ambrose wie große Teile des ersten, der sei beruhigt: Zwar kommen sich die beiden tatsächlich erneut in die Quere, Abrose selbst taucht aber nur sporadisch auf, sodass der Konflikt diesmal eher distanziert abläuft. Außerdem nimmt er nur einen Teil der Handlung ein. Der restliche Teil beschäftigt sich mit Kvothes übrigen Tätigkeiten während des neuen Trimesters. Da tut sich zunächst allerdings auch nicht viel Neues: die üblichen finanziellen Schwierigkeiten dominieren neben Ambrose und Denna weiterhin Kvothes Entscheidungen. Allein das neue Seminar bei Elodin, dem Meister der Namenskunde, bringt etwas frischen Wind in die sonst schon sattsam bekannten Details der Universität.

Das war zunächst trotzdem interessant zu lesen, ungefähr bei der Hälfte des Buches stellte sich dann aber doch so etwas wie leichte Ungeduld bei mir ein. Allmählich fand ich es an der Zeit, dass sich die Geschichte mal ein wenig voran entwickelte.

Zwar tat sie das dann nicht wirklich, dafür nahm sie zumindest eine andere Richtung. Denn Kvothe verlässt die Universität, um einen Auftrag anzunehmen, den ihm der noch immer unermüdlich nach einem Schirmherrn für ihn suchende Threpe besorgt hat. Das sorgte nicht nur für einen neuen, kulturellen Hintergrund und neue Figuren, sondern auch für ein völlig anderes Aufgabenfeld. Wobei Kvothes erste Maßnahme nicht unbedingt etwas mit dem zu tun hat, wofür er eigentlich an diesen Ort gekommen ist.

Das Verlassen der Universität sorgte also vor allem für Abwechslung. Bei den vielen Fragen, die noch aus dem ersten Band im Raum stehen, ist der Leser jedoch keinen Schritt weitergekommen. Im Grunde widmen sich nur zwei der kurzen Kapitel tatsächlich der Suche nach den Chandrian, eines davon sozusagen auf einem Umweg. Und auch von den vielen Geheimnissen, die Denna umgeben, wurde noch kein einziges auch nur andeutungsweise gelüftet. So bleibt wie schon beim ersten Band am Ende das Gefühl zurück, dass im Laufe der mehr als achthundert Seiten im Grunde gar nichts Wesentliches passiert ist.

Umso erstaunlicher, dass es mir – abgesehen von dem kleinen Anflug von Ungeduld kurz vor Kvothes Ortswechsel – während des gesamten Buches nie wirklich langweilig wurde. Das ist zum Teil Meister Elodins ungewöhnlichen Unterrichtsmethoden zu verdanken, zum Teil auch Nebencharakteren wie Devi oder dem neu auftauchenden Puppet, der zwar nur einen zwei Seiten kurzen Auftritt hat, aber trotzdem so interessant angelegt und lebendig dargestellt ist, dass ich ihn genauso faszinierend fand wie Denna oder Auri.

Einer der interessantesten Charaktere allerdings ist Tempi, ein Adem-Krieger, mit dem Kvothe sich anfreundet. Zum einen ist er ein stilles Wasser, dafür hat das, was herauskommt, wenn er den Mund aufmacht, wenigstens Hand und Fuß. Zum anderen steht Tempi für eine weitere neue Kultur. Die Details, die Kvothe bisher darüber herausgefunden hat, klingen ausgesprochen vielversprechend, und ich hoffe, dass Tempi dem Zyklus noch lange erhalten bleibt.

Der Schluß des Bandes hängt dann ziemlich in der Luft. Das ist kein Wunder, denn das englische Original wurde in der deutschen Übersetzung in zwei Teile geteilt. Und im Gegensatz zu manch anderer Gelegenheit fand ich die Aufteilung diesmal sogar sinnvoll. Denn die zweite Hälfte des Buches hat noch einmal gut fünfhundert Seiten. Einen Wälzer, der eintausendvierhundert Seiten dick wäre, könnte man kaum längere Zeit aufgeschlagen in der Hand halten.

Ein wenig enttäuscht war ich dagegen von der Bindung. Trotz sorgfältiger Behandlung ist das einmalige Lesen nicht spurlos am Buchrücken vorübergegangen, wofür ich angesichts der ansonsten edlen Aufmachung mit Leseband etc. nicht allzu viel Verständnis habe. Selbst Taschenbücher schneiden da besser ab.

_Insgesamt gesehen_ gefiel mir der zweite Band genauso gut wie der Erste. Kvothes neuer Konflikt mit Ambrose unterschied sich in seiner Form so weit von den bisherigen, dass ich ihn nicht als Wiederholung empfand, und Puppet, Devi sowie Elodin brachten genug Schwung und Extravaganz in die Geschichte, dass die alltäglicheren Aspekte sich davon mittragen lassen konnten, bis der Autor die Handlung schließlich in eine völlig neue Richtung lenkte. Dennoch hoffe ich, dass die Sache jetzt allmählich auch in Bezug auf Kvothes eigentliches Ziel ein wenig vorankommt. Nach zwei dicken Bänden voller Rätsel und Fragen, Gezänk und Alltäglichkeit wäre es wirklich Zeit für die eine oder andere Antwort.

_Patrick Rothfuss_ stammt aus Wisconsin. Lange Zeit unsicher, was er mit seinem Leben anfangen sollte, studierte er zahllose Fächer, bis die Universität ihn zwang, endlich irgendwo einen Abschluss zu machen. Inzwischen ist er an derselben Universität als Lehrkraft tätig, und die langen Winter in Wisconsin, die er früher mit Lesen verbrachte, verbringt er nun mit Schreiben. Der zweite Teil von „Die Furcht des Weisen“ erscheint im Januar nächsten Jahres. Ein Erscheinungstermin für den letzten Band der Trilogie steht noch nicht fest.

|859 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, Vorsatzkarte & Lesebändchen
Originaltitel: The Wise Man’s Fear. Kingkiller Chronicle Vol.2
Aus dem Englischen von Jochen Schwarzer und Wolfram Ströle
ISBN-13: 978-3608938166|
[www.patrickrothfuss.com]http://www.patrickrothfuss.com
[www.klett-cotta.de]http://www.klett-cotta.de/home
[www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss]http://www.hobbitpresse.de/PatrickRothfuss_autor1429.php

Lode, Christoph – Phoenixfeuer (Pandaemonia 3)

_|Pandaemonia|:_

Buch 1: [„Der letzte Traumwanderer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6879
Buch 2: [„Die Stadt der Seelen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6994
Buch 3: _“Phoenixfeuer“_

_Jackon hat Liam_ verraten. Und das bereut er nun bitterlich. Als er erfährt, dass Lady Sarka nicht vorhat, ihr Versprechen, Liams Leben zu schonen, zu halten, beschließt Jackon, etwas zu unternehmen.

Vivanas Tante Livia liegt derweil im Sterben und beharrt deshalb darauf, ihrer Nichte ihr Wissen und ihre Erinnerungen zu übertragen. Vivana ist jedoch zunächst mit der Flut an Informationen überfordert.

_An der Charakterzeichnung_ ändert sich in diesem Band nicht mehr viel. Vivana wird durch Tante Livias Erinnerungen noch ein wenig erwachsener, die übrigen Charaktere entwickeln sich aber nicht mehr weiter, und die Neuzugänge bleiben nur Randfiguren. Selbst der böse Nigromant Mahoor Shembar hat kaum Ausstrahlung. Er ist lediglich ein Mittel, um den Phoenix zu befreien, und könnte genauso gut ein nackter Holzknüppel sein.

Bleibt die Handlung, und auch die hinterlässt ein recht durchwachsenes Bild. Viele Ideen fand ich gar nicht schlecht, darunter die Beschreibung der Floßstadt in Jaro D’ar sowie der Wüstenruine Ilnuur. Die stimmungsvolle Beschreibung von Örtlichkeiten liegt Christoph Lode weit mehr als die Schilderung von Handlungsabläufen oder Dialogen, wo es immer wieder kräftig holpert. So empfand ich die Szene, als Lucien und Jacko zu Vivana, Godfrey und Nedjo stoßen, um die übrigen Gefährten aus dem Gefängnis zu befreien, ziemlich gekünstelt. Vivanas Zorn war gut gemacht, von Lucien hätte ich aber wesentlich mehr Durchsetzungsvermögen erwartet.

Noch störender fand ich, dass so viele der Akteure in ihrer Meinung so rasch umkippten. Das gilt nicht nur für Godfrey, Nedjo und Lucien, die sich von Vivana einfach überfahren lassen, sondern zum Beispiel auch für den Phoenix, der Jackons Bitte einfach nachgibt, ohne auch nur über eine andere Lösung nachzudenken.

Auch über ein paar Ungereimtheiten bin ich gestolpert. So versucht die |Jaipin|, dem Beschuß durch Lady Sarkas |Phoenix| auszuweichen, anstatt ihm einfach davonzufliegen, wo sie doch das schnellste Luftschiff der Welt sein sollte. Schließlich war die |Phoenix| ein ziemlich großes Schiff. Kaum vorstellbar, dass sie, als sie von Lucien bemerkt wurde, schon auf Schussweite herangekommen war, immerhin ist Lucien ein Alb.

Ebenfalls fragwürdig kam mir die Sache mit Umbra vor. Natürlich musste sie auf irgendeinem Weg erfahren, was tatsächlich mit ihrer Familie geschehen war. Der Weg, den Christoph Lode gewählt hat, ergab für mich allerdings nicht viel Sinn. Mama Ogda hat dafür gesorgt, dass Umbra sich den Kopf darüber zerbricht, wie es tatsächlich zur Auslöschung ihrer Familie kam. Allerdings wunderte ich mich, wo dabei für Mama Ogda die erwähnte Rache sein soll.

Zu alldem kommt noch, dass es dem Autor einfach nicht gelingt, echte Spannung aufzubauen. Kurze Abschnitte wie der Abstecher zu den Bleichen Männern oder die versuchte Zwischenlandung der |Jaipin| auf dem Weg nach Jaro D’ar bringen zwar etwas Action in die Handlung, verpuffen aber zu schnell, um einen durchgehenden Spannungsbogen zu erzeugen. Nicht einmal das Eindringen der Dämonen nach Bradost hat sich auf die Spannung ausgewirkt, weil die Lücke in der Mauer zwischen Menschenwelt und Pandaemonium durch Straßensperren abgeriegelt wurde. Seltsamerweise scheinen auch die flugfähigen Dämonen nicht in der Lage, eine solche Straßensperre zu überwinden. Und die Dämonen, die immerhin auf die Idee kamen, menschliche Körper zu übernehmen, um auf diesem Weg an den Sperren vorbeizukommen, sind zu doof, zuerst in der Stadt unterzutauchen, sondern greifen gleich die Soldaten an, die sie durch die Sperre gelassen haben, womit sie sich natürlich sofort verraten.

Mein erster Gedanke war, dass Christoph Lode hier absichtlich vorsichtig war, weil es sich bei |Pandaemonia| um eine Jugendbuch-Trilogie handelt. Es findet sich aber weder auf seiner Homepage noch beim Verlag ein entsprechender Hinweis, deshalb gehe ich davon aus, dass der Zyklus nicht explizit für Jugendliche geschrieben wurde. Dann allerdings hat der Autor sämtliches Potenzial verschenkt, das er im zweiten Band aufgebaut hat, zumal die Episode mit Ruacs Bruchlandung und der anschließenden Entführung durch die Dämonen sich ebenso schnell und einfach in Wohlgefallen auflöst wie die oben bereits erwähnten Szenen, sodass einer der gelungensten Aspekte des gesamten Zyklus letztlich zur Randerscheinung degradiert wurde. Schade!

_Bleibt zu sagen,_ dass der dritte Teil nicht gehalten hat, was der Erste versprochen hat. Statt dessen ist er sogar hinter dem ersten Teil zurückgeblieben. Da ein durchgehender Spannungsbogen fehlt, wirkt die Handlung unzusammenhängend, die einzelnen kleinen Höhepunkte wie lose aneinandergereiht. Die Protatonisten stolpern einfach über ein Hindernis nach dem anderen. Diese sorgen auch dafür, dass kaum ein Gespräch in Ruhe zu Ende geführt werden kann, was sogar die Dialoge, die oft auch so schon hölzern und unnatürlich wirken, ziemlich abgehackt erscheinen lässt. Außerdem ist vieles zu vorhersehbar, so zum Beispiel das Überlaufen Umbras oder Ruacs Ankunft in Jaro D’ar. Über all diese Mängel können selbst die stimmungsvollen Beschreibungen exotischer Orte nicht mehr hinwegtrösten. Was nützen die besten Ideen, wenn die Geschichte darum herum nicht gänzlich durchdacht und dann unbeholfen erzählt ist? Auch ein Jugendbuch kann sich das nicht erlauben.

_Christoph Lode_ stammt aus dem Rheinland und ist seit Jahren freiberuflicher Schriftsteller. Nach den Historienromanen „Der Gesandte des Papstes“ und „Das Vermächtnis der Seherin“ ist die |Pandaemonia|-Trilogie sein erster Ausflug ins Fantasy-Genre. Außerdem erschien Mitte April ein weiterer Historienroman des Autors unter dem Titel „Die Bruderschaft des Schwertes“.

|Broschiert 467 Seiten
ISBN-13: 9783-442-47175-1|
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann
[www.christoph-lode.de]http://www.christoph-lode.de

Perplies, Bernd – In den Abgrund (Magierdämmerung 3)

_|Magierdämmerung|:_

Band 1: [„Für die Krone“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6640
Band 2: [„Gegen die Zeit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6941
Band 3: _“In den Abgrund“_

_Die Erschaffung_ des magischen Siegels, mit dessen Hilfe die Wahre Quelle der Magie wieder geschlossen werden soll, hat einen hohen Preis gefordert. Umso entschlossener ist Jonathan, den Auftrag, den der alte Giles McKellen ihm und Kendra erteilt hat, erfolgreich auszuführen. Er ahnt nicht, dass in seiner unmittelbaren Umgebung ein Verräter lauert …

Derweil beschließt der Paiute-Seher Wovoka, der bei der Erschaffung des Siegels anwesend war, sich ebenfalls hinaus auf den Atlantik zubegeben. Eine Vision hat ihm gezeigt, dass Jonathan seine Hilfe brauchen wird. Auch die befreiten Gefangenen Wellingtons, die in London zurückgeblieben sind, haben beschlossen, endlich etwas zu unternehmen, anstatt sich nur zu verstecken. Auf einem neuartigen Turbinenboot machen sie sich auf in den Atlantik, im Gepäck ein „königliches“ Schreiben.

Holmes und Randolph haben es nicht ganz so leicht. Zwar hat die Besatzung der |Gladius Dei| die beiden samt der Geistkatze Watson aus dem Rettungsboot gefischt, allerdings beäugen sich beide Parteien mit unverhohlenem Mißtrauen, und die vorläufige Zusammenarbeit, die sie beschließen, steht auf äußerst wackligen Füßen.
Dabei wäre Zusammenhalt dringend nötig. Denn die Pläne, auf die Holmes vor seiner Flucht von der Nautilus einen Blick werfen konnte, sind nicht der einzige Trumpf, den Wellington im Ärmel hat …

_Durch die vielen_ Handlungsstränge entwickelt sich die Geschichte in diesem dritten Band eher langsam. Gleichzeitig sorgen Selbige allerdings auch für enorme Abwechslung. Während der Faden um Holmes und Randolph neben einer Luftschlacht und einer Magiespalte mit erstaunlich großer Eigeninitiative auch den von Holmes zu erwartenden verbalen Schlagabtausch bietet, ist Jonathans Part diesmal gleichzeitig Bühne für den Auftritt der Sagengestalt des fliegenden Holländers, gewürzt mit einer Prise Exotik in der Gestalt Meister Fus, der Jonathan und Kendra in Kampfkunst unterrichtet – magischer, nicht fernöstlicher. Für den british-way-of-life sorgen diesmal die Herren Cutler und Konsorten, die sich mit einer Urenkelin der Queen herumschlagen und nebenbei magisch mutierte Pflanzen und belebten Müll bekämpfen müssen.

Der Showdown, auf den all diese Gruppen zusteuern, ist dramatisch und spannend geraten. Das Blutvergießen hält sich angesichts von Bomben und Scharfschützen erstaunlich in Grenzen, was auch daran liegen mag, dass ein nicht unerheblicher Teil sich auf magischer Ebene abspielt. Trotzdem hat der Autor seinen Protagonisten auch diesmal nichts geschenkt.

Und natürlich konnte er es auch nicht lassen, ein paar Seitenhiebe anzubringen. So wird der Erfinder Tesla kurzerhand zum Magier erklärt, der weniger Elektrotechnik als magische Kanonen entworfen hat. Tatsächlich ist allein die Tatsache, dass die Amerikaner einen konventionell und magisch schwer bewaffneten Panzerkreuzer losgeschickt haben, bereits eine Anspielung, und im Zusammenhang mit dem Einsatz der Waffen wird der Autor noch deutlicher.

Tesla ist übrigens nicht die einzige historische Person, die Bernd Perplies in seine Geschichte eingebaut hat. Der Erfinder Parsons, der Hofastronom William Christie sowie der Paiute-Seher Wovoka haben ebenfalls gelebt. Allerdings ist keiner dieser Neuzugänge besonders detailliert oder intensiv beschrieben. Selbst Wovoka, der tatsächlich im Showdown eine tragende Rolle spielt, bleibt eher blass. Das gilt auch für seinen Weg zur Quelle, der zwar ein paar nette Kleinigkeiten enthielt wie die kurze Durchquerung der magischen Sphäre, im Großen und Ganzen aber völlig unerheblich für die eigentliche Handlung ist und außerdem so leicht und glatt verläuft, dass er keinerlei Höhepunkte bietet.

Dafür haben die beiden Italiener sehr zur interessanten Entwicklung der Ereignisse beigetragen. Der bisher so stille, unscheinbare Scarcatore trumpft mit der Zeit immer mehr auf, was der toughen Lionida überhaupt nicht gefällt. Am gelungensten fand ich jedoch Elizabeth. Die junge Frau, die bei der Erschaffung des magischen Siegels ermordet und in die Sphäre der Magie gestoßen wurde, verwandelt sich dort in eine rachsüchtige Furie, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Jonathan für seinen Verrat büßen zu lassen.

Das Ergebnis des Lyx-Gewinnspiels „Schaffe eine Nebenfigur für |Magierdämmerung 3|“ gefiel mir dagegen nicht so gut. Zwar war die Figur der Feodora mit ihrer für Wahnsinn gehaltenen magischen Begabung ganz nett angelegt, leider wurde letzten Endes nicht mehr daraus als eine sich emanzipierende kleine Adlige. Außerdem musste sie irgendwie in einen Plot integriert werden, der zu diesem Zeitpunkt wohl zum größten Teil bereits stand, also konnte sie auch keine wirklich tragende Rolle in der Geschichte übernehmen. Ihre einzige Aufgabe war es daher, gerade noch rechtzeitig am Schauplatz aufzukreuzen, um die Protagonisten in letzter Sekunde vor dem Ertrinken zu retten. Das Vorhaben, mit dem sie aufgebrochen ist, klingt allerdings ziemlich weit hergeholt, und es war wohl kaum anzunehmen, dass es irgendeine Wirkung auf Wellington gehabt hätte.

_Unterm Strich_ fand ich diesen dritten Band – trotz der weniger gelungenen Handlungsfäden um Wovoka und Feodora – abwechslungsreich und unterhaltsam. Er ist sauber aufgebaut und flüssig erzählt und sowohl die sympathischen Charaktere als auch die stets mit einem Augenzwinkern daherkommenden Anspielungen sorgen dafür, dass die Geschichte nicht zu einem pathetischen Kampf von Gut gegen Böse verkommt. Mit anderen Worten: Dieser dritte Band ist der würdige Abschluss eines gelungenen Zyklus.

_Bernd Perplies studierte_ Germanistik und Filmwissenschaften und arbeitet seither als Redakteur für filmportal.de sowie als Übersetzer. Bereits mit seiner |Tarean|-Trilogie hatte er großen Erfolg. Außerdem hat er sich inzwischen auch der Kinderbuchsparte zugewandt, zusammen mit zwei Co-Autoren hat er bereits zwei Bände der Serie |Drachengasse 13| veröffentlicht.

|Taschenbuch: 499 Seiten
ISBN-13: 978-3802582660|
[www.bernd-perplies.de]http://www.bernd-perplies.de
[www.egmont-lyx.de]http://www.egmont-lyx.de

_Bernd Perplies bei |Buchwurm.info|:_
[„Tarean – Sohn des Fluchbringers“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5678 (Tarean Band 1)

Kadrey, Richard – Höllendämmerung (Sandman Slim 1)

_|Sandman Slim|:_

Band 1: _“Höllendämmerung“_
Band 2: „Kill the Dead“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Aloha From Hell“ (noch ohne dt. Titel)

_James Stark_ ist gerade aus der Hölle zurückgekehrt. Und er ist gar nicht gut zu sprechen auf die Leute, die dafür gesorgt haben, dass er dorthin verschleppt wurde. Seine Versuche, den Hauptverantwortlichen, Mason, zu finden, sind allerdings nicht sehr professionell und ziehen hauptsächlich eine Spur der Verwüstung hinter ihm her, die eine Menge weiterer mehr oder weniger unangenehmer Leute auf ihn aufmerksam machen …

_Es ist wirklich_ kein Wunder, dass dieses Buch verfilmt wird, und wäre Bruce Willis zehn Jahre jünger, wäre er die perfekte Besetzung für Stark.

Stark ist nicht dumm, aber sehr geradlinig und zielstrebig. Deshalb verschwendet er seine Zeit nicht mit Nachdenken oder Fragen, sondern folgt jeder Spur mit dem Elan eines wütenden Nashorns. Von den größeren Zusammenhängen weiß er zunächst nichts, und als er davon erfährt, will er nichts davon wissen. Stark ist misstrauisch und will sich außerdem nicht vor fremde Karren spannen lassen. Ein echter Einzelkämpfer.

Neben einer solchen Hauptperson bleiben die Nebenfiguren verständlicherweise ein gutes Stück zurück. Dennoch sind sie alle interessant und lebendig, sei es durch ihre ungewöhnliche Vergangenheit, durch ihre besonderen Fähigkeiten oder einfach nur, weil sie einer exotischen Spezies angehören.

Wobei das mit den Spezies so eine Sache ist. Candy ist zum Beispiel eine Jade, die zwar äußerlich menschlich wirken, sich aber ernähren wie Jagdspinnen, vom Beutespektrum mal abgesehen. Besonders lecker klingt das nicht, deshalb ist es ganz gut, dass Richard Kadrey da nicht ins Detail geht. Aber auch andere Szenen sind nicht unbedingt für Zartbesaitete geeignet, ziemlich häufig geht es schon recht brutal zur Sache. Kaltblütiger Mord ist ebenso vertreten wie Erinnerungen Starks an seine Kämpfe gegen Höllenmonster. Was die Brutalität etwas erträglicher macht, sind die lakonischen Sprüche. dass sie nie in direktem Zusammenhang mit Gewalt auftauchen, verhindert, dass Letztere dadurch bagatellisiert wird. Und es gibt durchaus auch Action ohne blutige Leichen am Ende. Die obligatorische Verfolgungsjagd ist da ebenso vertreten wie Entführung und Geiselnahme, aber auch eher exotische Sachen wie Dämonenfallen und magische Waffen. Dass an der ganzen Sache, die ursprünglich eine persönliche Abrechnung zwischen Stark und Mason samt Kumpanen sein sollte, letztlich drei weitere Parteien beteiligt sind, die alle ihr eigenes Süppchen kochen, verleiht dem Plot den gewissen Pfiff, der ihn über pures „Jag-den-Kerl-und-leg-unterwegs-alles-in-Trümmer“ hinaushebt.

Richard Kadrey erzählt seine Geschichte in der Ich-Form und der Gegenwart. Das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass die Rückblenden und Erinnerungen nicht vor Zeitfehlern strotzen, vor allem aber macht es zusammen mit dem zügigen Erzähltempo und der umgangssprachlichen, teilweise auch derben Ausdrucksweise die Sache sehr lebendig und hautnah.

_Um es kurz zu machen:_ Ich fand das Buch klasse. Es ist abwechslungsreich, turbulent, bietet eine Menge neuer Ideen und interessante Figuren. Alle Details passen zusammen und ergeben insgesamt eine runde Sache. Da konnten mich nicht einmal die Kraftausdrücke oder die Brutalität mancher Szenen ernsthaft stören. Wer wirklich kein Blut verträgt, der ist hier wohl falsch. Alle Fans von „Die Hard“ dagegen werden dieses Buch lieben. Wer sich wiederum bei diesem Buch langweilt, dem ist nicht zu helfen.

_Richard Kadrey_ lebt in San Francisco und ist freischaffender Autor und Fotograf. Bisher schrieb er vor allem Comics und Kurzgeschichten, aber auch Artikel über Kunst, Kultur und Technik sowie einige Romane, darunter „Butcher Bird“ und „Metrophage“. |Sandman Slim| ist sein erster Mehrteiler, dessen dritter Band diesen Monat auf Englisch erscheint.

|Gebunden, 429 Seiten
Originaltitel: Sandman Slim
Aus dem Englischen von Bernhard Kleinschmidt
ISBN-13: 978-3-862-52013-8|
[www.richardkadrey.com]http://www.richardkadrey.com

_Richard Kadrey bei |Buchwurm.info|:_
[„Metrophage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1000

Thiemeyer, Thomas – David und Juna (Das verbotene Eden 1)

Das verbotene Eden

Band 1: David und Juna
Band 2: Logan und Gwen (2012)
Band 3: -geplant- (2013)

Wir schreiben das Jahr 2080 und die Welt liegt in Trümmern. Die junge Juna ist auf dem Weg zu einem Dorf, aus dem ein Notsignal kam. Doch als sie eintrifft, ist schon alles vorbei. Ein Trupp Männer aus der Stadt hat das Dorf überfallen und nicht nur den freiwilligen Tribut eingetrieben, sondern auch Frauen misshandelt und den Tempel angezündet. Und offenbar haben sie das auch noch bei weiteren Dörfern vor. Juna ist fest entschlossen, das zu verhindern. Schließlich ist ihre Mutter die Hohepriesterin. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass ihre Mutter ihr gesamtes Weltbild ins Wanken bringen wird … sie und ein junger Mönch namens David!

Natürlich könnte man sich darüber streiten, wie logisch oder unlogisch die Entstehung der Ausgangssituation wohl ist. Ein mutiertes Virus, das die Anziehungskraft zwischen den Geschlechtern in ihr Gegenteil verkehrt, und zwar bei allen Menschen, das klingt schon ein wenig phantastisch, vor allem, wenn man bedenkt, wie unterschiedlich verschiedene Individuen auf ein und dieselbe Person reagieren können. Auch fragte ich mich, ob die Tatsache, dass Männer und Frauen sich nicht mehr ausstehen können, wirklich gleich in einen Bürgerkrieg münden muss. Aber im Grunde geht es ja wohl eher um die Frage, wie man mit einer solchen Katastrophe, wenn sie denn einträte, umgeht, und wie man aus der Patsche wieder herauskommt, in die man geraten ist.

Bei einem solchen Szenario begibt sich der Autor naturgemäß auf gewisses Glatteis. Das Geplänkel zwischen Männlein und Weiblein hat es schon immer gegeben, auch hier und heute, in der Regel mit einem Augenzwinkern. Genau dieses Augenzwinkern passt überhaupt nicht in den Kontext dieser Geschichte, sich allerdings ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ohne dabei Klischees zu bedienen, verlangt durchaus Fingerspitzengefühl. Und man muss Thomas Thiemeyer lassen: er hat bei der Einarbeitung der unbestreitbar bestehenden, nicht-biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern jegliches Klischee und sämtliche Schwarz-Weiß-Malerei gekonnt vermieden. So entspricht die Nutzung der verbliebenen Technik – wie Autos, Feuerwaffen und Generatoren – tatsächlich eher dem männlichen Aspekt als dem weiblichen. Und obwohl auch in den Klöstern Gärten mit Kräutern und Gemüse gepflegt werden, beruht die Hauptversorgung der Männer auf den Tributzahlungen der Frauen. Die Frauen übernehmen hier eindeutig den produktiveren Part, was unter anderem daran liegt, dass sie die ländlichen Gebiete besiedeln, während die Männer in den Ruinen einer Stadt wohnen und damit weniger Raum und eingeschränkteren Zugriff auf Rohstoffe haben.

Ackerbau und Handwerk werden daher nahezu ausschließlich im Zusammenhang mit den Dörfern und der Hauptstadt der Frauen erwähnt, während die Männer sich hauptsächlich auf das verlassen, was aus der Zeit vor der Katastrophe übrig geblieben ist. Die einzige Ausnahme ist eine Klosterbibliothek, in der es Papierherstellung und Buchbinderei gibt.
Was religiöse Belange angeht, so sind die Männer noch immer Christen. Das höchste Amt innerhalb dieser neuen Kirche ist allerdings das eines Inquisitors, und der derzeitige Amtsinhaber ist ein ziemlich kriegerischer Mann, dessen Lieblingsbuch der Hexenhammer ist. Die Frauen dagegen haben sich verständlicherweise von dieser männlich dominierten Kirche abgewandt. Warum sie aus Gott allerdings nicht einfach eine Göttin gemacht haben, sondern gleich ein ganzes Pantheon davon, das ging aus der Geschichte nicht hervor. Hass und Hetze dagegen gibt es, ebenso wie Nachsicht und das Bemühen um Verständnis, auf beiden Seiten.

Da wäre zum einen Juna. Das junge Mädchen ist eine Brigantin, eine Kriegerin und Jägerin. Sie ist dazu erzogen, die Männer zu hassen, zu verabscheuen und zu verachten. Dennoch ist sie in der Lage, nicht alle über einen Kamm zu scheren, sondern diejenigen, die ihr begegnen, als Individuen zu betrachten. Zum Beispiel ist sie sich von Anfang an der Unterschiede zwischen David und Amon bewusst.

David ist ein junger Mönch, der gern allein ist und Bücher liebt. Er ist freundlich, wissbegierig und ein Romantiker, und da er sein Kloster kaum je verlassen hat, auch ein wenig naiv. Aber er ist auch mutig und hat ein ausgeprägtes Gefühl für richtig und falsch.
Amon dagegen ist zwar charmant und gutaussehend, aber auch gewalttätig und arrogant. Für ihn sind allein die Frauen schuld am Zusammenbruch der Zivilisation, andererseits ist er mit seinem Leben gar nicht so unzufrieden, denn es bietet ihm die Möglichkeit, Druck auf Schwächere auszuüben und seinen Aggressionen freien Lauf zu lassen.

Auch Junas Mutter ist der Überzeugung, dass nicht alle Männer schlecht sind, vor allem ist sie sich der Tatsache bewusst, daß Männer und Frauen einander brauchen, um nicht auszusterben. Frauen wie Edana, die miterleben musste, wie ihre Tochter vergewaltigt und umgebracht wurde, sind eher der Meinung, dass zur Fortpflanzung auch ein paar Sklaven genügen würden, und wollen die restlichen Männer am liebsten alle ausrotten.

Angenehm an dieser Charakterzeichnung ist, dass alle, selbst die größten Unsympathen und Hetzer, einen Grund für ihren Hass auf das andere Geschlecht haben. Das macht die Figuren nicht nur menschlich und nachvollziehbar. Anhand der einzelnen Personen und ihrer Schicksale wird auch deutlich, wie leicht es ist, in eine Spirale aus Gewalt zu geraten, und wie schwer, daraus wieder auszubrechen. Ein Lehrstück über die Pauschalität des Hasses und ihre Wirkung, unmittelbar anwendbar zum Beispiel auf den nahen Osten.

Ich fand das Buch durchaus faszinierend. Im Grunde passiert nicht allzu viel, und es dauert auch ein Weilchen, bis David und Juna aufeinandertreffen. Trotzdem gab es abgesehen von der Darstellung zweier verschiedener Gesellschaftsformen viele kleine Details, die auch in den ruhigeren Passagen das Interesse wachhielten, seien es nun Davids Fragen nach der Vergangenheit, das Geheimnis um seine Herkunft oder die Intrigen innerhalb des Rates der Frauen. Spannung entwickelte sich vor allem gegen Ende, wobei der Showdown sich weniger durch rasante Action als vor allem durch die Entwicklung von Davids Charakter auszeichnet. Das Ende fand ich dann ein wenig abrupt. Die Änderung von Edanas Gefühlen und ihrer Einstellung den Männern gegenüber kam mir zu plötzlich und wirkte nicht ganz glaubwürdig auf mich.

Abgesehen davon ist die Geschichte natürlich noch gar nicht zu Ende. Denn schließlich hat sich die Situation so stark verändert, dass sich die Frage stellt, wie es denn nun weitergehen soll mit David und Juna, die sich auf die Suche nach dem Ort namens Zuflucht gemacht haben. Und da sind wir wieder bei der Logik: denn bisher war der Handlungsort auf eine verfallene Stadt und ihre nähere Umgebung gerichtet, und die waren offenbar vom Rest der Welt völlig abgeschottet. In fünfundsechzig Jahren ist nicht ein einziges Mal irgendein Mensch von außerhalb in diese Zone eingedrungen. Wie merkwürdig! Vielleicht geben die Folgebände darauf eine Antwort.

Thomas Thiemeyer stammt aus Köln und arbeitete nach einem Geologie- und Kunststudium zunächst als Grafiker und Illustrator, eher er sich vermehrt dem Schreiben zuwandte. Sein Debutroman „Medusa“ erschien im Jahr 2004, seither hat er eine ganze Anzahl weiterer Romane geschrieben, nicht nur Thriller, sondern auch den Jugendbuchzyklus Die Chroniken der Weltensucher, der inzwischen aus drei Bänden besteht. Der Autor lebt und arbeitet heute in Stuttgart.

Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3426283608

http://www.thiemeyer.de/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

McIntosh, Fiona – letzte Pfad, Der (Der Feuerbund 3)

_|Der Feuerbund|:_

Band 1: [„Die dunkle Gabe“ 4786
Band 2: [„Die Prophezeiung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5901
Band 3: _“Der letzte Pfad“_

_Nach all dem, _was Wyl von Elysius erfahren hat, ist er zum Hain zurückgekehrt. Mit dessen Hilfe gelangt er nach Werryl, wo er erfährt, dass Morgravias Legionen an der Grenze zu Briavel aufmarschiert sind. Um Valentyna mehr Zeit zu verschaffen, beschließt er, den Körper seiner Schwester an Celimus auszuliefern …

Wyls Freund Aremys hat derweil das Vertrauen des Gebirgskönigs errungen und wird von ihm beauftragt, Celimus den Abschluß eines Friedensvertrages anzubieten. Um Celimus zu einem Treffen mit Cailech zu bewegen, verspricht er ihm die Auslieferung von Ylena Thirsk…

_Neue Charaktere _von Bedeutung tauchen in diesem dritten Band keine mehr auf und auch eine Entwicklung bekannter Figuren findet nicht mehr statt, es sei denn, man möchte die Tatsache, dass Valentyna sich doch noch dazu durchringt, an Magie zu glauben, oder Jessoms Erkenntnis, dass Celimus niemals ein fähiger König werden wird, als Charakterentwicklung bezeichnen.

Auch am Handlungsverlauf ändert sich nicht mehr viel. Sämtliche Beteiligten sind hauptsächlich damit beschäftigt, aus den unterschiedlichsten Gründen ständig in der Gegend herumzulaufen oder zu -reiten. Dass dem Leser nicht immer die Beweggründe für diese Ortswechsel verraten werden – wie zum Beispiel, warum Wyl im Hain beschließt, ausgerechnet nach Werryl zu müssen -, macht die Sache stellenweise etwas wirr.

Dennoch gelingt es der Autorin, immer wieder mal kleinere Spannungsbögen aufzubauen, da all jene, die gegen Celimus arbeiten, so weit voneinander entfernt sind, dass sie meist nicht in der Lage sind, ihre Pläne und die dafür erforderlichen Lügen aufeinander abzustimmen, was immer wieder zu brenzligen Situationen führt.

Nicht besonders gelungen fand ich dagegen Fynchs Treffen mit dem König der Geschöpfe im Hain. Dieses Treffen ist in einer derart schmalzigen Ausdrucksweise beschrieben, dass ich die gesamte Szene als völlig unnatürlich empfand. Auch, dass der aufgeweckte und – zugegebenermaßen – sehr treue und gutmütige Fynch in diesem Zusammenhang schon fast zum Heiligen stilisiert wurde, lässt diese bisher sympathische und angenehme Figur zu einem klebrigen Bonbon werden. Daran ändert auch der durchaus interessante magische Zweikampf mit Rashlyn nichts mehr, zumal dessen Rolle innerhalb des Gesamtzyklus nicht so groß oder wichtig war, dass sie tatsächlich die Bedrohung vermittelt hätte, die der König der Geschöpfe ihr beimisst.

Ebenfalls enttäuscht war ich vom Showdown. Obwohl dankenswerterweise Wyl für das Happy End des Buches nicht in Celimus Körper landet, womit ich schon fest gerechnet hatte, beruht der Weg, der dies vermieden hat, auf einem solch krassen, logischen Bruch, dass ich schon dachte, ich hätte etwas überlesen. Dem war aber nicht so. Und so leidet die Basis für die Wendung zum glücklichen Ende ebenso an Instabilität wie die der ursprünglichen Ausgangssituation, anhand derer alles seinen Anfang nahm.

_Zurück blieb _ein durchwachsener Gesamteindruck. Trotz sympathischer Helden, einiger interessanter Zusammenhänge und gelungener Überraschungen wirkt der Zyklus großteils hyperaktiv, weil die Hauptperson, aber auch diverse Nebenfiguren wie Elspyth und Fynch, ständig von einem Ort zum anderen reisen. Es geht zu wie in einem geschäftigen Bienenstock, und doch scheint sich bis zu den letzten zweihundert Seiten nichts so recht vorwärts zu bewegen. Als der wirre Knoten sich endlich löst, tut er das auf eine Weise, die das Ende ebenso unglaubwürdig macht, wie es der Beginn des Zyklus war. Dabei hätte man aus der faszinierenden Grundidee so viel mehr machen können. Schade.

_Fiona McIntosh_ stammt ursprünglich aus England, ist aber bereits als Kind viel zwischen Afrika und England hin- und hergereist, hat eine Zeitlang in Paris gearbeitet und ist schließlich in Australien gelandet, wo sie mit ihrem Mann und zwei Kinder hängengeblieben ist. Der Herausgabe eines Reisemagazins folgte 2005 der Roman „Myrren’s Gift“, der erste Band ihrer |Feuerbund|-Trilogie. Seither hat die Autorin mit |Trinity|, |Percheron| und |Valisar| drei weitere Trilogien geschrieben. Außerdem hat sie sich dem Krimifach zugewandt. Beschäftigt ist sie zurzeit mit einem weiteren Roman, der in der Welt ihrer |Feuerbund|-Trilogie spielt. Außer dem |Feuerbund| ist jetzt auch ein weiterer ihrer Romane auf Deutsch erschienen unter dem Titel „Herzen aus Gold“.

|Originaltitel: The Quickening 3: Bridge of Souls
Übersetzung von Wolfgang Thon
Taschenbuch, 763 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-52396-8|
[www.fionamcintosh.com]http://www.fionamcintosh.com
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

Larke, Glenda – Heiler, Der (Die Inseln des Ruhms 2)

Die Inseln des Ruhms:

Band 1: „Die Wissende“
Band 2: „Der Heiler“
Band 3: „Die Magierin“

Glut ist zusammen mit Flamme die Flucht aus Gorthen-Nehrung gelungen. Die beiden Frauen haben beschlossen, dem Dunkelmagier zu folgen und ihn zur Strecke zu bringen. Aber gleich auf der nächsten Insel, die sie erreichen, geraten sie in die nächste Patsche … und an den Heiler Kelwyn Gilfeder, der eigentlich seine ganz eigenen Sorgen hat und nun auch noch in eine Angelegenheit hineingezogen wird, die seinen bisher eher beschränkten Horizont bei Weitem übersteigt.

Kelwyn Gilfeder ist der einzige, nennenswerte Neuzugang in der Geschichte, dafür aber gleich besonders nennenswert, denn seine Person erweitert die Riege der Erzähler in diesem Band. Gilfeder ist ein recht widersprüchlicher Charakter: so schusslig und ungeschickt er sonst ist, sobald er jemanden behandelt, ist er ruhig, selbstsicher und fähig. Er mag die Welt da draußen nicht, fühlt sich aber gleichzeitig durch die Beschränkungen in seiner Heimat eingesperrt. Sein Geist ist einerseits wissbegierig und offen für Neues, gleichzeitig aber streng rational und skeptisch gegenüber allem, was nicht wissenschaftlich erklärbar ist, wie zum Beispiel Magie, an die er nicht glaubt. Und seine Prinzipien geraten nur zu bald in Konflikt mit den Realitäten, mit denen ihn seine Reise mit Glut und Flamme konfrontiert.

Eine wirklich gelungene Charakterzeichnung, die Gilfeder schon allein deshalb zu einem Gewinn für die Geschichte macht.

Zusätzlich dazu erlaubt ein weiterer Erzähler die Ausweitung der Handlung auf zwei Stränge, was für ein wenig Abwechslung sorgte. Denn Gilfeder weigert sich zunächst, Glut und Flamme bei ihrer Aufgabe zu unterstützen. Gilfeder scheint eine besondere Art Weißbegabung zu besitzen, allerdings nicht wie Glut, die Silb- und Dunkelmagie sehen kann. Statt dessen kann er sie riechen, aber erst, als er regelrecht mit der Nase draufgestoßen wird, ist er bereit, diese ihm bisher unbekannten Gerüche als die von Magie zu akzeptieren. Und macht sich auf den Weg, den beiden Frauen zu folgen.

Bis dahin ist allerdings bereits die Hälfte des Buches gelesen. Und so interessant Gilfeder als neuer Charakter auch ist, zog sich die Geschichte anfangs doch ziemlich. Die Verwicklungen, anhand derer der Heiler auf die beiden Frauen trifft und sie letztlich begleitet, beleuchten zwar Gilfeders kulturellen Hintergrund und erklären damit auch seine Denkweise, ein Spannungsbogen entwickelt sich in dieser Zeit jedoch nicht. Da helfen auch die vielen Andeutungen auf Flammes sich erneut verschlechternden Zustand nichts, zumal die Ursache hierfür viel zu schnell klar ist. Tatsächlich verspürte ich gelegentlich den Wunsch, Glut und Gilfeder zu schütteln, weil sie so schrecklich schwer von Begriff waren.

In der zweiten Hälfte zieht das Erzähltempo dann etwas an, und es kommt erneut zur Konfrontation mit dem Antagonisten. Hier entwickelt sich zum ersten Mal Spannung, falls der Leser sich aber Antworten auf eine der Anspielungen erhofft, die bisher mehrfach fallen gelassen wurden, so hat er sich vorerst zu früh gefreut. Die Spannungskurve sinkt zunächst noch einmal ab, die Gefährten müssen ihrem Zielobjekt erst noch einmal hinterherjagen, ehe es schließlich auf einer weiteren Insel zum Showdown kommt. Da es sich um eine Trilogie handelt, ist am Ende des Buches natürlich noch immer nicht alles abgehakt, aber einige Fragen sind jetzt tatsächlich beantwortet.

So ist der Gesamteindruck am Ende erneut eher durchwachsen. Viele Aspekte – wie Gilfeders kultureller Hintergrund – waren durchaus interessant, im Verhältnis zu ihrer Relevanz aber ein wenig zu ausführlich ausgebreitet, und wirkten dadurch hemmend auf die Entwicklung der Handlung. Das kann der interessante Charakter des Heilers nicht ganz ausgleichen. Nachdem in der zweiten Hälfte vermehrt Bewegung in die Handlung kommt, wird die Lektüre spannender, und der Leser erhält endlich ein paar Antworten. Ein nettes Bonbon sind die eingestreuten Briefe des kell’schen Forschers an seinen Onkel, die die Handlung durch ihren anderen Blickwinkel immer wieder auflockern.
Eine wirklich fesselnde Lektüre war also auch der zweite Band nicht wirklich, da steckt immer noch Entwicklungspotenzial drin. Wer genug Geduld aufbringt, die anfänglichen Längen auszusitzen, kann sich aber zumindest gut unterhalten fühlen.

Glenda Larke stammt aus Australien und wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Zunächst kamen jedoch eine Heirat und ein Lehrerberuf dazwischen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien kehrte die Lust am Schreiben zurück, seither hat die Autorin den Einzelroman „Havenstar“ sowie die Trilogien The Mirage Makers und The Isles of Glory geschrieben. Der dritte Band der Trilogie Die Inseln des Ruhmes erscheint im Januar nächsten Jahres unter dem Titel „Die Magierin“. Die Autorin hat derweil ihre neue Trilogie Watergivers beendet, der dritte Band kam Anfang August in die australischen Buchläden.

Taschenbuch: 597 Seiten
Originaltitel: The Isles of Glory 2 – Gilfeather
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3442267613

www.glendalarke.com
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (4 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Gratton, Tessa – Blood Magic

_Drusilla hat vor_ nicht allzu langer Zeit ihre Eltern in einer riesigen Blutlache auf dem Boden des Arbeitszimmers gefunden. Seither ist sie ziemlich durch den Wind, aber sie weigert sich, wie alle anderen zu glauben, dass ihr Vater dieses Blutbad angerichtet hat. Als sie eines Tages ein geheimnisvolles Buch vor dem Haus findet, scheint sich ihre Überzeugung zu bestätigen. Nick, der Sohn ihrer neuen Nachbarn, ist allerdings nicht begeistert davon, dass Silla die Anweisungen aus dem Buch befolgt …

_Das war das erste Mal_, dass ich ein Buch vor allem deshalb gelesen habe, weil mir das Cover so gut gefallen hat. Na gut, der Klappentext klang auch nicht schlecht. Allerdings hat er ziemlich untertrieben. Von einem Tropfen Blut war da die Rede. Aber hier wird nicht getropft, hier wird gepfützt! Selbst das Schlachten eines Kaninchens ist eine ziemlich triefende Angelegenheit. Das fand ich dann doch zu viel des Guten.

Immerhin, der Plot als solcher war nicht schlecht angelegt. Denn wenn es stimmt, dass Sillas Vater sich nicht selbst umgebracht hat, wer war es dann? Und warum? Und was hat es mit dem seltsamen Verhalten von Nicholas Mutter auf sich? Die Antworten auf all diese Fragen enthüllen sich Schritt für Schritt im Laufe der Geschichte und ergeben allmählich ein interessantes Netz von Ursache und Wirkung, das über hundert Jahre in die Vergangenheit reicht. Tessa Gratton hat dieses Geheimnis und seine Lösung sauber aufgebaut, alles ist plausibel und nachvollziehbar. Spätestens ab dem Moment, wo Silla das erste Mal mit einer besessenen Person konfrontiert ist, wird es auch zunehmend spannend, und der Showdown kann sich durchaus sehen lassen.

Die Hauptcharaktere, um die die Autorin ihre Geschichte gesponnen hat, sind natürlich Silla und Nick. Silla ist siebzehn, und der Schock über den Tod ihrer Eltern sowie ihre Faszination hinsichtlich der Magie sind gut herausgearbeitet. Auch ihr Faible fürs Schauspielern wird recht deutlich. Nick dagegen bleibt eher blass. Er mag seine Stiefmutter nicht, er mag die neue Stadt nicht, in die er gezogen ist, und vor allem mag er die Magie nicht, seiner Mutter wegen, an deren Schicksal er immer noch knabbert. Die Einzige, der er mag, ist Silla, die dafür aber gleich richtig. Nur, für echte Tiefe hat das nicht gereicht, weil sich die Romanze zwischen den beiden viel zu schnell entwickelt. Sie fallen sich bereits um den Hals, da haben sie noch kaum zehn Sätze miteinander gewechselt. Da fehlte definitiv die Substanz.

Der interessanteste Charakter war deshalb die Antagonistin. Zur Abwechslung ist der Bösewicht mal kein machtbesessener Möchtegernweltherrscher, sondern einfach nur eine Frau, die sich vor allem und fast ausschließlich durch ihren Egoismus auszeichnet. Ihre Wünsche und Ziele sind das Einzige, was zählt. Was das den Rest der Welt kostet, ist ihr herzlich egal. Das gilt sogar für ihren Lebensgefährten.

_Insgesamt war_ der Gesamteindruck also ein wenig durchwachsen. Tessa Gratton hat eine interessante Geschichte abgeliefert. Das allmähliche Aufdecken der Vergangenheit und das Lösen der verschiedenen Rätsel, sowohl das im Zusammenhang mit Sillas Eltern als auch das um Nicks Mutter, waren wirklich gut ausgedacht und erzählt. Auch die Idee der Magie hat was, selbst wenn die Autorin es mit der Menge an Blut und Tod für meinen Geschmack zu sehr übertrieben hat. Was ich nicht so gelungen fand, war die Liebesgeschichte zwischen Silla und Nick. Ihre ständige Knutscherei fand ich genauso übertrieben wie das viele Blutgetriefe, nicht nur, weil hier eine echte Basis fehlte, sondern auch, weil gleichzeitig die Beziehung zwischen Silla und ihrer besten Freundin Wendy so fadenscheinig daherkam, obwohl sie viel älter ist als die Romanze. Und welche Rolle spielte eigentlich der Diakon in dieser Geschichte? Zwar hat er Silla das Buch zukommen lassen, aber danach war er wieder völlig von der Bildfläche verschwunden, als ob ihn der Ausgang des Ganzen gar nicht kümmerte, sodass ich mich fragte, warum er sich überhaupt eingemischt hat? Und warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt und nicht schon viel früher?

Abschließend möchte ich noch feststellen, dass ich die Altersangabe ab 13 Jahren für recht gewagt halte. Vielleicht unterschätze ich die heutige Jugend und den Grad ihrer Abgebrühtheit, aber trotzdem schwappt meiner Ansicht nach für 13-jährige Leser zu viel Blut aus den Seiten, und auch das Öffnen von Gräbern und das Schänden von Leichen muss in dem Alter nicht unbedingt zur Lektüre gehören.

_Tessa Grattons Vater_ war bei der US Navy. So wurde die Autorin in Japan geboren und hat ihre Kindheit auf Reisen um die halbe Welt verbracht, bis sie als Studentin in Kansas hängen blieb, wo sie noch immer lebt. „Blood Magic“ ist ihr erster Roman, derzeit schreibt sie an einem Zweiten, der im Sommer nächsten Jahres erscheinen soll.

|Gebundene Ausgabe: 443 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 13 Jahre
Deutsch von Anne Brauner
ISBN-13: 978-3570152867|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp
[tessagratton.com]http://tessagratton.com
[www.blood-magic.de]http://www.blood-magic.de

Rauchhaus, Susanne – Messertänzerin, Die

_Divya ist eine Dienerin_ und gehört damit zur untersten Kaste in der Stadt Pandrea. Die Leiterin der Höheren Töchterschule ist ihre Herrin und zeigt Divya deutlich, wo ihr Platz ist. Divya aber ist nicht bereit, sich damit abzufinden. Heimlich belauscht sie den Unterricht der anderen Mädchen und lernt so, was sie lernen. Sie bringt sogar einen jungen Offizier der Wache dazu, ihr Unterricht im Nahkampf zu erteilen, weil sein Können sie fasziniert. Damit zieht sie jedoch unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich, und ehe sie sichs versieht, ist sie in politische Ränke erster Güte verwickelt …

_Klingt eigentlich_ recht vielversprechend. Leider hat das Buch nicht gehalten, was es versprach.

Divya ist nicht unsympathisch. Ihr hervorstechendster Charakterzug ist, dass sie alles hinterfragt, nichts für selbstverständlich nimmt. Und sie vertraut auf ihre eigenen Erfahrungen, die oft genug dem widersprechen, was man sie glauben machen will.

Ganz im Gegensatz zu Tajan, dem Jungen, der ihr das Kämpfen beibringt. Er hat vorbehaltlos alles akzeptiert, was er im Laufe seines Lebens gelernt hat. Der Bursche, der im Klappentext als düster beschrieben wird, ist eigentlich nicht mehr als ein naiver, gutgläubiger junger Spund.

Jolissa wiederum hat nicht vor, sich an sämtliche Regeln zu halten, die für junge Mädchen höheren Standes gelten. Im Gegensatz zu Divya stellt sie die Gültigkeit dieser Regeln aber nicht grundsätzlich in Frage, sondern lebt einfach nur den Übermut und die Neugierde einer eingesperrten, gelangweilten Jugendlichen aus.

Mehr gibt es zu den Charakteren eigentlich nicht zu sagen. Vor allem Tajan ist blass und farblos geblieben, aber auch die beiden Mädchen kommen dem Leser nicht so nahe, dass er ihretwegen feuchte Hände bekäme oder gar Tränen vergießen würde.

Dasselbe kann man eigentlich auch von allen anderen Aspekten der Geschichte behaupten. Alles wird nur gestreift, nichts vertieft. Pure Nachvollziehbarkeit ist die absolute Obergrenze. Offenbar gibt es in dieser Welt Magie, im Zusammenhang mit den Magiern wird allerdings hauptsächlich von Erfindungen gesprochen wie Augengläsern und Ähnlichem, was ja nun gar nichts mit Magie zu tun hat. Das Einzige, was zumindest ein wenig magisch klingt, sind die |Lichter|, von denen allerdings nur gesagt wird, dass sie den Menschen bei ihrem Tun helfen, wenn man sie mit Zuckerwasser belohnt. Auch über die Tassari erfährt der Leser im Grunde gar nichts: nicht, woher sie kommen, nichts über ihre offenbar besondere Beziehung zu den |Lichtern|. Und was genau ist nun eigentlich ein Sujim?

Die Handlung gibt leider auch nicht allzu viel her. Susanne Rauchhaus verwendet denselben Kniff wie Christoph Marzi in seinen Uralten Metropolen: Sie steigt an einer Stelle mitten in der Geschichte ein, um dann zunächst die Entwicklung bis dahin zu erzählen, ehe sie die Erzählung weiterführt. Leider ist es ihr im Gegensatz zu ihrem Kollegen nicht gelungen, das Niveau des ersten Kapitels zu halten. Macht die merkwürdige Anfangssituation den Leser zunächst noch neugierig darauf, wie es dazu kam, verpufft diese Neugierde nur zu bald wieder, weil in der abgeschotteten Schule im Grunde nichts passiert, außer, dass die Autorin ihre Heldin mit Jolissa und Tajan zusammenführt.

Aber auch, als der Leser die Stelle erreicht, an der er ganz zu Beginn des Buches schon einmal stand, nimmt die Handlung nicht wirklich Fahrt auf. Alles entwickelt sich viel zu leicht, läuft viel zu glatt, plätschert geradezu dahin. Die Stadtwache agiert so unfähig, dass es schon unglaubwürdig ist, und stellenweise regelrecht lächerlich! Warum um Himmels Willen sollte sollte eine Patrouille, die eine Handvoll Stadtbewohner festnimmt, dabei brüllen, als stürmte sie in eine Schlacht? Ich konnte nur den Kopf schütteln.

Dazu kommen logische Fehler, die die Glaubwürdigkeit nicht gerade verbesserten. Auswärtige Händler werden nicht in die Stadt gelassen, statt dessen zwingt man sie, ihre Waren für ein Almosen herzugeben, verkauft dieselben Waren dann teuer in der Stadt und steckt den Gewinn in die eigene Tasche? Und das seit fünfundzwanzig Jahren? Wie dämlich sind diese auswärtigen Händler, dass sie überhaupt noch nach Pandrea kommen?? Es gibt doch genug andere Städte, wo man Handel treiben kann!
Und wie kommt es, dass einige Menschen empfänglich für geistige Beeinflussung sind und andere nicht? Vielleicht sind die Magier immun dagegen, weil sie Magier sind, die Tassari, weil sie Tassari sind. Aber warum Jolissa?

Und wie kann ein Magier, der offenbar in der Lage ist, das kollektive Bewusstsein der |Lichter| zu nutzen, sich so leicht belügen lassen? Kann so jemand wirklich die ungeheuerlichen Aussagen eines einzigen Mannes akzeptieren, ohne auch nur zu versuchen, sie zu überprüfen? Es wäre doch so leicht gewesen, die |Lichter| zu fragen!

_Bleibt zu sagen_, dass der Klappentext wieder einmal totale Irreführung war. Ein düsterer Wächter? Tajan? Ein Witz! Und das, was Divya von den Lichtern gehört hat, kann man kaum eine Prophezeiung nennen!

Schade, aber ich habe selten erlebt, dass gute Ideen so wenig ausgeschöpft und so blass umgesetzt wurden. Der erste Teil des Buches kommt nicht über Belanglosigkeit hinaus, da die Charaktere zu blass sind, um der Freundschaft zwischen Divya und Jolissa oder auch den entstehenden Romanzen Intensität zu verleihen. Die Handlung verläuft – abgesehen von dem Kniff am Anfang – völlig linear und einfach, und dass die Wache so unfähig ist, nimmt der Handlung jegliche Spannung, weil die Heldin zu keiner Zeit wirklich unter Druck gerät. Der Showdown schließlich wirkt hölzern und unrealistisch, denn die Rebellen sind im Grunde genauso unfähig wie die Wachen. Vieles – wie Divyas Herkunft – ist zudem völlig vorhersehbar. Die Tassari und alles, was mit der Magie und den |Lichtern| zu tun hat, wird derart stiefmütterlich behandelt, als hätte die Autorin die Entwicklung von Stimmung oder gar Flair unbedingt verhindern wollen. Das ganze Buch wirkt unbeholfen und trocken wie Stroh. Dabei hätte man aus all den Ideen so viel machen können.

_Susanne Rauchhaus_ arbeitete nach einer Ausbildung zur Fremdsprachensekretärin zunächst in einer Werbeagentur und in der Redaktion einer Fachzeitschrift. Ihr erster Roman „Der Hexenspiegel“ erschien 2008, seither hat sie drei weitere Romane geschrieben, außerdem erschien ihre Kurzgeschichte „Verdammter Schnee“ in der Anthologie „Fantastische Weihnachten“. Die Autorin lebt und arbeitet in Stuttgart.

|Gebundene Ausgabe: 367 Seiten
ISBN-13: 978-3800056033|
[www.ueberreuter.at]http://www.ueberreuter.at
[www.susanne-rauchhaus.de]http://www.susanne-rauchhaus.de/index.html

_Susanne Rauchhaus auf |Buchwurm.info|:_
[„Die Übersinnlichen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6015
[„Schattenwesen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6217