Alle Beiträge von Birgit Lutz

Irvine, Ian – magische Relikt, Das (Die drei Welten 2)

Band 1: [„Der Spiegel der Erinnerung“ 3928

Llian und Karan sind den Whelm vorerst entwischt. Aber sie sind mitten in den Bergen, ihr Proviant ist verbraucht, und Llian leidet an der Höhenkrankheit. Karan entschließt sich, Shazmak aufzusuchen, die Feste der Aachim, in der sie sechs Jahre lang gelebt hat. Obwohl sie die Aachim als Freunde betrachtet, hat sie kein gutes Gefühl dabei, denn ihr ist klar, dass Tensor, der Oberste der Aachim, den Spiegel für sich beanspruchen wird. Als Karan und Llian Shazmak erreichen, ist Tensor nicht da. Doch er weiß bereits von dem Spiegel und setzt den Bibliothekar Emmant auf Karan und Llian an. Schon bald schweben die beiden in höchster Gefahr …

Maigraith kämpft derweil gegen die Folter an. Sie ist kurz davor zu zerbrechen; schon ist ihr eine Andeutung über Karan entschlüpft, die ihre Freundin in größte Gefahr bringen wird. Da erscheint eine Illusion von Faelamor und befreit sie aus Fiz Gorgo. Wir Maigraith erwartet hat, ist Faelamor über ihr Versagen höchst verstimmt. Maigraith plagen die üblichen Schuldgefühle, zum ersten Mal jedoch regt sich auch Trotz in ihr. Faelamor spürt diesen Trotz, nimmt ihn allerdings nicht allzu ernst. Ein Fehler …

_Charaktere_

Wurde im ersten Band neben den Hauptfiguren Karan und Llian vor allem Yggur etwas deutlicher dargestellt, so sind diesmal Faelamor und Tensor an der Reihe.

Tensor ist Oberster eines einst stolzen und mächtigen Volkes. Mächtig sind die Aachim heute trotz gewisser magischer Fähigkeiten nicht mehr, aber ihr Stolz ist ungebrochen. Tensor erhebt nicht allein deshalb Anspruch auf den Spiegel von Aachan, weil die Aachim ihn einst geschaffen haben, sondern vor allem, weil er glaubt, mit dessen Hilfe die Charon besiegen zu können, die vor langer Zeit den endlosen, blutigen Krieg des Kataklysmus für sich entschieden. Tensor will Rache und die Rückkehr seines Volkes zu seiner alten Macht. Dafür nimmt er sogar in Kauf, dass sein Verhalten seine Ehre beschmutzt, obwohl die Ehre einem Aachim sonst über alles geht.

Faelamor ist die Oberste der Faellem. Mehrmals wird betont, dies bedeute, dass Faelamor nicht nur die Oberste sei, sondern sie sei die Faellem. Was das allerdings genau bedeutet, wurde bisher nicht erklärt. Faelamors einziges Ziel ist, die Faellem wieder in ihre eigene Welt Tallallame zurückzuführen, aus der sie einst kamen, um das Gleichgewicht zwischen den Welten zu bewahren. Die Faellem haben sich in Santhenar nie wirklich zu Hause gefühlt, und inzwischen ist das Heimweh so übermächtig geworden, dass Faelamor jedes Mittel recht ist, ihr Ziel zu erreichen.

Karan wird derweil immer schwächer. Wurde sie im ersten Band hauptsächlich körperlich bedroht, wächst nun die Bedrohung ihres Geistes. Sie fürchtet sich vor Emmant, der geradezu von ihr besessen ist, und kann den Verlust ihrer Freundschaft mit den Aachim nur schwer verwinden. Am meisten setzen ihr jedoch schwere Alpträume zu, die mit den Whelm zusammenhängen. Das Einzige, was sie davon abhält, dem Wahnsinn zu verfallen, ist Llians Gegenwart.

Llian ist immer noch ungeschickt, sowohl mit den Händen als auch im Umgang mit anderen Leuten. Immerhin sorgt seine wachsende Zuneigung zu Karan dafür, dass er allmählich anfängt, auch einmal die Initiative zu ergreifen. Seine Ideen sind meist ziemlich verrückt, und manchmal auch nicht wirklich gut durchdacht. Deshalb halten ihn alle für ziemlich töricht, was ihm gelegentlich zum Vorteil gereicht.

Letztlich gilt für die Charakterzeichnung des zweiten Bandes dasselbe wie für den ersten: Karan und Llian sind wirklich gut getroffen, vor allem Karans wachsende, geistige Angegriffenheit. Tensors und Faelamors Entwurf ist ebenfalls interessant, die Darstellung allerdings ist eher oberflächlich geblieben. Zwar kann man ihre Beweggründe nachvollziehen, sie sind aber nicht intensiv genug geraten, um sie auch nachfühlen zu können. Anders als Yggur oder Idlis bleiben diese beiden fern und kalt.

_Handlung_

Mit ein Grund dafür ist, dass das Hauptgewicht der Erzählung auch hier wieder auf der Handlung liegt. Und wieder besteht diese fast ausschließlich aus Flucht. Zu den ursprünglichen Verfolgern haben sich neue hinzugesellt, das macht es ein wenig komplexer, vor allem die Szenen, die in Narne spielen. Abwechslungsreicher wird das Geschehen dadurch allerdings nicht.

Der Auftritt Faelamors und Tensors hat den Blickwinkel auf die Welt ein wenig mehr ausgeweitet, das meiste besteht jedoch aus Andeutungen, die eine Menge neuer Fragen aufwerfen. Antworten erhält der Leser keine, auch nicht auf diejenigen Fragen, die sich bereits im ersten Band stellten. Die Ausarbeitung ist bisher äußerst grob. Man erfährt kaum etwas über die Aachim – über ihre Magie, ihre Kultur oder dergleichen -, und über die Faellem noch weniger. Der historische Hintergrund zeigt sich lediglich in Llians Geschichten etwas ausführlicher, diese Geschichten sind aber äußerst rar.

Dadurch entsteht der Eindruck, als diene Karans und Llians Flucht nur dazu, Stück für Stück die Spielfiguren auf einem Schachbrett aufzustellen. Tatsächlich ist eine allmähliche Erweiterung der verschiedenen gegnerischen Parteien das Einzige, was am Ende des Buches übrig bleibt.

_Schade_, ich hatte mir mehr von der Fortsetzung erwartet. Nach achthundert Seiten weiß der Leser noch immer nicht, was dieser Spiegel, auf den alle so scharf sind, eigentlich genau vermag; vom eigentlichen Gegner weiß er lediglich den Namen, aber nicht, wer oder was dieser Gegner genau ist; er weiß, dass Karan, die Aachim und Faellem besondere Fähigkeiten besitzen, aber nicht, welche. Alles ist diffus und schwammig und lässt sich nicht richtig fassen, irgendwie weiß man selbst jetzt noch nicht, worum es hier eigentlich geht!

Zwar bietet der zweite Band einige gute neue Ansätze – so zum Beispiel Maigraiths verändertes Verhalten, Karans Alpträume und Faelamors Skrupellosigkeit -, da sie aber so schwach ausgearbeitet sind, bleiben auch sie vorerst nur eine Randerscheinung.

Vielleicht hätte mich das nicht einmal gestört, wenn diese Ansätze in eine neue Entwicklung der Ereignisse eingebettet gewesen wären. Stattdessen hat der Autor seinen Lesern weitere vierhundert Seiten Flucht angetan, welche nicht mehr in der Lage war, Spannung aufzubauen, sondern spätestens in Sith einen gewissen Überdruß verursachte. Bei einem so detailschwachen Hintergrund und solchen eher blassen Figuren muss die Handlung schon etwas mehr hergeben als eine verworrene Verfolgungsjagd. Und was nutzt der Aufbau einer Vielzahl gegnerischer Parteien, wenn keine von ihnen Biss hat?

Hier muss sich noch einiges tun, wenn der Zyklus den Leser bei der Stange halten soll.

_Ian Irvine_ ist Doktor für Meeresbiologie und hat einen Großteil des südpazifischen Raums bereist. Die Idee zu seinem Drei-Welten-Zyklus entstand bereits während des Studiums. Die damals entstandenen Karten und Skizzen dienten später als Basis für die Ausarbeitung, die inzwischen zwei Tetralogien umfasst und noch weiter ausgebaut werden soll. Abgesehen davon hat Ian Irvine den Öko-Thriller „Human Rites“ geschrieben sowie den Zyklus |Runcible Jones|. Der nächste Band des Drei-Welten-Zyklus „Der Turm von Katazza“ erscheint im November 2007.

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McGarry, Terry – Pfade des Lichts

Band 1: [„Zauberin des Lichts“ 2899

Pelufer ist eine kleine Gaunerin. Und sie ist stolz darauf! Immerhin ist sie diejenige, die die Familie – oder das, was von ihr übrig ist – mit ihren geklauten Nahrungsmitteln ernährt, was die ältere, aber brave Elora mit ihrer unbeugsamen Ehrlichkeit nicht von sich behaupten kann. Aber das ist noch nicht alles. Pelufer hat wie ihre beiden Schwestern eine besondere Gabe, die sie streng geheimhalten. Doch als Pelufer eines Tages an der Wasserausgabe zwei Fremden begegnet, gerät ihre Welt plötzlich völlig aus den Fugen …

Louarn wird allmählich misstrauisch. Dass sein Lehrmeister Croy, der ihm das Maurerhandwerk beigebracht hat, eines Tages plötzlich ermordet in seinem Haus lag, war schon schlimm genug. Aber dass Louarn solche Todesfälle auf seiner Wanderung durch Eyden Myr immer wieder begegnen, ist alarmierend. Und wozu wurden all diesen Opfern die Hände abgetrennt und fortgeworfen? Als Louarn herausfindet, dass sämtliche Ermordeten ehemalige Magier waren, beschließt er, die Täter zu stellen …

Dabrena, ehemals eine Hüterin in der Feste der Ennead, lebt noch immer innerhalb des dunklen Fels. Sie versucht, von dort aus Eyden Myr neu aufzubauen, trotz all der Naturkatastrophen und der verschiedenen grassierenden Krankheiten, die seit dem Erlöschen des Lichts das Land verheeren. Um ihre Maßnahmen besser zu koordinieren, will sie eine Beratung abhalten. Doch die übrigen Teilnehmer scheinen daran kein Interesse zu haben. Verlein, die Kämpferin, die einst die Feste erobert hat und jetzt die Küsten Eyden Myrs bewacht, verweigert ihr offen die Unterstützung, Streln, der Sprecher der Insel Khine, verspottet ihre Bemühungen und droht mit Eroberung, und der Oberste der Gelehrten ist erst gar nicht erschienen!

Und als sei das noch nicht genug, verschwinden immer wieder kleine Kinder spurlos. Manche kommen zurück, andere nicht. Und die Rückkehrer erzählen so absonderliche Geschichten, dass niemand ihnen glaubt. Aber was geschieht wirklich mit den verschwundenen Kindern?

Zwar ist „Pfade des Lichts“ die Fortsetzung von „Zauberin des Lichts“, von den Charakteren des ersten Bandes ist allerdings nur noch eine Handvoll übrig. Liath, die Hauptperson des Vorgängers, ist nicht dabei. Die entstandene Lücke füllen die drei Schwestern, allen voran Pelufer.

Pelufer ist ein ungebärdiges Mädchen, stur, frech und schnell wütend, aber auch mutig und mit einem sicheren Instinkt für Gefahren begabt. Um Dinge wie Regeln und Anstand kümmert sie sich nicht im Geringsten, vor allem dann nicht, wenn sie dem praktischen Nutzen widersprechen, und gerät deshalb immer wieder mit Elora aneinander.

Elora trägt als Älteste die Verantwortung für ihre jüngeren Schwestern. Da sie sich als Elternersatz fühlt, versucht sie, alles auf möglichst erwachsene Art zu regeln, was nicht immer funktioniert und gelegentlich auch Pelufers Warninstinkten zuwider läuft.

Caille, die Jüngste, ist noch nicht einmal sechs Jahre alt und spricht nur extrem wenig. Aber sie ist trotzdem ein kluges Mädchen, immer hungrig und außergewöhnlich tierlieb.

Louarn gehört zu denjenigen, die im ersten Band bereits auftauchten, allerdings eher am Rande. Diesmal gehört er zu den Hauptpersonen. Ein stiller, ernsthafter junger Mann, der es nie lange an einem Ort aushält, mit einer Vorliebe für alle möglichen handwerklichen Tätigkeiten und einer tief verwurzelten Furcht vor dem Schlaf. Denn auch er besitzt eine ungewöhnliche Gabe …

Dabrena kam ebenfalls schon früher vor, aus dem lebenslustigen, unbeschwerten jungen Mädchen ist allerdings eine erwachsene Frau geworden, die sich trotz aller Bemühungen um einen Neuanfang nicht von der Vergangenheit und ihren Schuldgefühlen lösen kann und sich mit geradezu manischer Beschützerwut an ihre Tochter Kara klammert.

Die Kinder und auch Louarn sind gut gelungen, auch wenn es nicht ganz einfach ist, sich in letzteren einzulesen; zu verwirrend und bruchstückhaft ist anfangs die Darstellung. Besonders gut aber fand ich die Schilderung einer Nebenfigur: Kazhe, im ersten Band die Leibwächterin des „Schwarzmagiers“ Torrin. Ihre Besäufnisse sind die eindrucksvollsten, die ich je gelesen habe.

Allerdings gibt es hier im Gegensatz zum ersten Band so gut wie keinen Bösewicht. Zwar ist von den Ennead jemand übrig geblieben, um auch in der Fortsetzung noch Unruhe zu stiften, bleibt aber nahezu vollständig im Hintergrund und taucht nur kurz persönlich auf, um Taten und Motive zu erläutern. Eine Charakterentwicklung findet nicht statt.

Die mangelnde Präsenz eines Antagonisten hat das Buch Spannung gekostet. Der Versuch, die Identität des Gegenspielers zu verschleiern und den Leser später mit einer Enthüllung zu überraschen, misslingt, da die Autorin ihre Zurückhaltung nicht konsequent durchgezogen hat. Zu früh ist klar, welchen Weg die Entwicklung nehmen wird. Und als der Gegner schließlich klar ist, ist er zu rasch und zu problemlos überwunden.

Auch andere Konstellationen werden um der Überraschung willen aufgelöst, ohne ihr volles Spannungspotenzial ausgeschöpft zu haben. Das führt dazu, dass die Handlung an diesen Stellen wie geknickt wirkt. Häufige Ortswechsel, teilweise kombiniert mit Zeitsprüngen sowie Wechsel zwischen den einzelnen Handlungssträngen unterstützen diesen Eindruck noch, zumal die Autorin sich nicht die Mühe macht, ihre Sprünge durch ein paar überleitende Sätze abzuschwächen.

Die Ortswechsel bereiten auch deshalb Schwierigkeiten, weil nur die verschiedenen Gegenden Eyden Myrs in der Karte mit Namen versehen sind. Städte, Flüsse und Berge dagegen sind nicht namentlich verzeichnet, so dass der Leser bestenfalls eine ungefähre Vorstellung davon hat, wo sich die Personen befinden und wie es dort aussieht. Zusätzlich erschweren auch die vielen spezifischen Zeit- und Entfernungsangaben, deren Erklärung sich auch diesmal auf der hintersten Seite befinden, das Hineinfinden in die geschilderte Umgebung.

Der Weltentwurf hat sich dafür um ein paar gute Ideen erweitert. Dazu gehören die Gaben der Kinder – wobei nicht klar ist, ob und wie diese mit Erdweisheit zusammenhängen, die Liaths Begleiter Heff besaß -, die unerwarteten Fähigkeiten von Kazhes Schwert, die Welt der Knochenleute, der historische Aspekt und vor allem natürlich die Besonderheiten im Zusammenhang mit Louarn, der dadurch zu einer Schlüsselfigur für den dritten Band werden dürfte. Eine Menge Stoff für den dritten Band mit vielversprechendem Potenzial.

Der zweite Teil hat mir bereits besser gefallen als der erste. Die Charakterzeichnung ist interessanter und besser, trotz des fast völlig fehlenden Gegners, die neuen Ideen sind vielfältiger und zahlreicher, und der Erzählfluss hat viel von den Bewegungen eines bockigen Pferdes verloren. Falls es der Autorin gelingt, ihren Handlungsverlauf inhaltlich und sprachlich noch etwas weniger sprunghaft und kantig zu gestalten, und den gut gelungenen Personen dieses zweiten Bandes einen ebenbürtigen Gegner aufzubauen, ohne sich dabei in Geheimniskrämereien zu Andeutungen zu verzetteln, könnte der dritte Band der beste der Trilogie werden.

_Terry McGarry_ war nach dem College in den verschiedensten Berufen tätig und ist letztlich im Verlagswesen hängengeblieben. Sie verfasste schon seit längerem Kurzgeschichten, ehe sie ihren ersten Roman „Zauberin des Lichts“ schrieb. Die Fortsetzung zu „Zauberin des Lichts“ und „Pfade des Lichts“, „Triade“, ist auf Deutsch noch nicht erschienen.

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Wortberg, Christoph / Theisen, Manfred – Geist der Bücher, Der

Seit Ben vor einigen Jahren seine Eltern verloren hat, lebt er bei seiner Tante Lynn, einer berühmten Schriftstellerin. Aber noch immer kommt er weder mit dem Verlust noch mit seiner Tante klar. Vergeblich versucht seine Tante, ihm ihre Liebe zur Literatur nahezubringen, bis sie eines Tages plötzlich verschwindet! Erst jetzt erkennt Ben, dass seine Tante etwas Besonderes war. Er macht sich auf die Suche nach ihr und schlittert Hals über Kopf in ein haarsträubendes Abenteuer …

Ben ist nicht unbedingt der durchschnittliche Teenager. Offenbar hat er weder Hobbies noch irgendwelche besonderen Interessen. Seine Abneigung gegen Bücher und das Trauma, das er offenbar beim Unfalltod seiner Eltern erlitten hat, sind die einzigen Details, die man über ihn erfährt. Später kommt noch seine wachsende Zuneigung zu Julia dazu. Alle übrigen Eigenschaften – wie Ehrlichkeit, Mut, Hartnäckigkeit und Einfallsreichtum – definieren mehr seine Funktion als Held der Geschichte und weniger die Person Ben als solche.

Julia Capulet will natürlich zunächst vor allen Dingen nach Verona zurück. Erst später, als sie von Romeos Ende erfährt, löst sich diese Fixierung; sie beginnt, sich mehr auf ihre momentane Situation zu konzentrieren, und schon bald kommen sie und Ben sich näher. Dieser Hauch einer Romanze genügt allerdings nicht, um der Julia einen wirklich eigenständigen Charakter zu verleihen. Im Grunde wurde nur die Person ihrer Zuneigung ausgetauscht, ansonsten bleibt sie unverändert das schöne, verliebte, gutherzige aber passive Mädchen.

Mercutio ist nicht ganz so einfach gestrickt. Im Gegensatz zu Julia hat die Herauslösung aus dem Kontext seiner eigentlichen Geschichte bei ihm eine Charakteränderung bewirkt. Sein Verhältnis zu Romeo ist extrem zwiespältig, und auch das zu Ben entwickelt sich mehr und mehr in diese Richtung. Mal hilft Mercutio Ben, dann wieder bleibt er tatenlos. Außerdem lügt er ganz ungeniert. Das Einzige, was man über Mercutio sicher sagen kann, ist, dass er völlig in Julia verliebt ist.

Der Bösewicht der Geschichte namens Gondar zeichnet sich vor allem durch ein grausliches Äußeres aus sowie durch einen ungeheuren Rachedurst. Sein Name hat allerdings – auch wenn er fast genauso klingt wie Aragorns Hauptstadt – keinerlei Verbindung zu Tolkien, sondern leitet sich aus einer völlig anderen, viel interessanteren Ecke ab.

Die übrigen Charaktere sind lediglich Gaststars aus den verschiedensten Winkeln der Literatur, sie tauchen nur kurz auf und verschwinden dann wieder.

Tiefgründigkeit kann man der Charakterzeichnung also nicht gerade bescheinigen. Die Geschichte wird – verständlicherweise – ausschließlich aus Bens Sicht erzählt; das macht seine Gedanken und Gefühle etwas deutlicher als die aller anderen, allerdings nicht wirklich intensiv. Immerhin verleiht Mercutios unvorhersehbare Art der Sache ein wenig Pfiff.

Der Grund liegt wohl in der turbulenten Handlung verborgen. Kaum hat Ben sich entschlossen, seine Tante zu retten, überstürzen sich die Ereignisse. Als Erstes landet der Junge in Verona, wo Mercutio und Julia das Trio komplettieren. Gleich von Anfang an sind die drei auf der Flucht, stolpern von einem Buch ins nächste. Das wirkt zunächst fahrig und konfus, aber so ist das eben, wenn man ständig auf der Flucht ist. Der Trubel legt sich ein wenig, als Ben in der einen oder anderen kurzen Verschnaufpause anfängt, seinen Kopf zu benutzen und nach Wegen zu suchen, um die Ortswechsel irgendwie zu beeinflussen.

Zu diesem Zeitpunkt fängt auch der Kern der Geschichte an, sich herauszuschälen. Allmählich kommt Ben dahinter, worum es bei der Entführung seiner Tante und den Überfällen auf Romanfiguren überhaupt geht. Und warum ihre Verfolger unbedingt die Hälfte des Amuletts haben wollen, das er um den Hals trägt.

Konkreter ausgearbeitet haben die Autoren die Rahmenhandlung allerdings nicht. Die Detailverliebtheit der epischen Fantasy fehlt hier völlig. Zwar sind die logischen Zusammenhänge nachvollziehbar und ohne Brüche, auch bietet die Geschichte eine gewisse Entwicklung im Hinblick darauf, dass Ben die Situation allmählich in den Griff bekommt und dadurch ganz nebenbei mit seinem Trauma fertig wird. Das Hauptaugenmerk liegt aber eindeutig auf dem rasanten Handlungsverlauf, der zusammen mit der zügigen Erzählweise nicht viel Zeit für Ausschmückung oder Abschweifung lässt. Ja, selbst der Spannungsbogen geht darin zunächst unter und strafft sich erst unmittelbar vor dem Showdown.

Trotzdem fand ich die Idee des Buches ausgesprochen interessant. Nicht nur, weil es Spaß gemacht hat, anhand der knappen Einführung nach einem Ortswechsel zu erraten, in welchem Buch Ben und seine Freunde sich gerade befinden, auch die Art und Weise der Ortswechsel steckten voller Ideen und boten genügend Vielfalt, um den Leser immer wieder zu überraschen.

Zudem steckte das Buch voller unerwarteter Details, die aus der Störung des Ursprungsromans resultieren und mal befremdlich, mal dramatisch, mal amüsant wirken. Es hat schon was, wenn Julia Capulet sich mit Werther über die Tragik unerfüllbarer Liebessehnsucht unterhält, und der Wortschwall, mit dem Ben in „Oliver Twist“ eine Haushälterin geradezu überfährt, war wirklich erheiternd. Und auch die Herkunft Gondars und seiner Schattenkrieger war eine Idee, die mir gut gefallen hat, auch wenn die Darstellung derselben eher eklig bis gruselig geraten ist.

Ganz ohne kleinere Unebenheiten ging es allerdings auch hier nicht ab. So war die Wirkungsweise von Bens Amuletthälfte stellenweise etwas widersprüchlich, und die Anwesenheit der rothaarigen Frau auf dem Hausdach in New York wird zwar später von den Autoren selbst hinterfragt, letztlich aber ohne Antwort ins Leere laufen gelassen. Wirklich störend wirkten diese Kleinigkeiten aber nicht.

So ist „Der Geist der Bücher“ hauptsächlich eine wilde Verfolgungsjagd durch ein buntes Sammelsurium von diversen literarischen Szenen. Vielleicht hätte die Reduzierung dieses Sammelsuriums um zwei oder drei Exemplare ein wenig den Eindruck gemildert, dass hier möglichst viele berühmte Romane mit mehr oder weniger Gewalt zu einer neuen Geschichte zusammengequetscht werden sollten. Dieser Eindruck entsteht vor allem zu Beginn, verliert sich allerdings im Verlauf der Geschichte wieder, als Ben anfängt nachzudenken und die einzelnen Romanszenen nicht mehr so willkürlich aufeinander folgen, sondern durch die Rahmenhandlung einen gewissen inneren Zusammenhang erhalten. Und wem es gelingt, sich von der Hast des Anfangs nicht ganz mitreißen zu lassen, dem entgehen auch die kleinen Perlen, die Details am Rande, nicht so leicht.

Mit anderen Worten: Für wen eine intensive Charakterzeichnung ein absolutes Muss ist, dem wird dieses Buch wahrscheinlich weniger zusagen. Alle anderen erwartet eine vielleicht nicht unbedingt anspruchsvolle oder vielschichtige, zumindest aber abwechslungsreiche Geschichte mit vielen Ideen, die zwar nicht bis ins Kleinste ausgearbeitet sind, sich aber trotzdem sehen lassen können. Ich würde das Buch in der Jugendsparte einordnen, auch wenn es nicht ausdrücklich als solches bezeichnet wird.

„Der Geist der Bücher“ ist nach „Der König der Welt“ (|Ueberreuter|) die zweite Zusammenarbeit von Christoph Wortberg und Manfred Theisen. Christoph Wortberg studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte, und absolvierte außerdem eine Schauspielausbildung. Er schreibt Krimis für Hörfunk und Fernsehen und seit 2004 auch Jugendromane, unter anderem „Novembernacht“ und „Keine Wahl“. Manfred Theisen studierte Germanistik, Anglistik und Politik und wurde zunächst Journalist. Diverse Reisen führten ihn unter anderem nach Äthiopien, Russland und Malaysia und prägten sein Leben und sein Werk spürbar. Seit 2001 arbeitet Manfred Theisen als freier Schriftsteller, aus seiner Feder stammen unter anderem „Regenzeit“, „Checkpoint Jerusalem“ und „Täglich die Angst“.

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Nuyen, Jenny-Mai – Nocturna – Die Nacht der gestohlenen Schatten

Vampa ist seit neun Jahren vierzehn. Und er hat seine Erinnerungen verloren, selbst die an seinen wirklichen Namen. Das Einzige, woran er sich aus der Zeit vor den letzten neun Jahren erinnert, ist ein gesichtsloser Mann mit Zylinder, der ihm eine Geschichte erzählte. Seine – Vampas – Geschichte, und mit jedem Wort der Erzählung verschwand ein Teil dieser Geschichte aus seinem Gedächtnis und wanderte in das Dritte Buch. Seither ist er auf der Suche nach diesem Dritten Buch. Er will seinen Namen und seine Erinnerungen wiederhaben. Denn ohne sie ist er kein Mensch, kann weder leben noch sterben …

Apolonia dagegen hat ganz andere Probleme. Vor kurzem ist die Buchhandlung ihres Vaters abgebrannt, was diesen den Verstand gekostet hat. Da Apolonias Mutter vor einigen Jahren gestorben ist, bleibt dem Mädchen nun nichts anderes übrig als bei ihrer Tante und ihrem Onkel zu wohnen. Seither löchert sie den mit der Klärung des Falles betrauten Polizeiinspektor nahezu täglich nicht nur mit Fragen nach dem Fortschritt der Ermittlungen, sondern auch mit ihrer Theorie einer Zaubererverschwörung!

Tigwid wiederum ist in die ganze Sache aus purer Neugier hineingeschlittert. Er hat ein paar ungewöhnliche Fähigkeiten, zum Beispiel kann er Dinge bewegen, ohne sie zu berühren, und er kann mit Tieren sprechen. Und er will unbedingt wissen, woher diese Fähigkeiten kommen. Was er nicht weiß: Auch ihm wurden Erinnerungen genommen …

Schon bald stellt sich heraus, dass die hartnäckigen Fragen und Nachforschungen der drei auf denselben Punkt zielen. Einen Punkt, der sie schon bald in große Schwierigkeiten bringt …

Der dominierende Charakter unter den dreien ist Apolonia. Sie ist nicht nur von wohlhabender Herkunft, sie ist auch sehr intelligent. Das hat eine scharfe Zunge und eine gehörige Portion Arroganz zur Folge. Sie ist überzeugt davon, dass ihre Mutter keines natürlichen Todes starb, und dass der Brand im Geschäft ihres Vaters und dessen jetziger Gesundheitszustand damit zusammenhängen. Sie fühlt sich bestohlen, ihrer Familie und ihres Zuhauses beraubt und sinnt auf Rache. Daß sie tatsächlich einen Teil der Wahrheit herausfindet, liegt allerdings mehr an ihrem Mut als an ihrer Intelligenz. Und Letztere kann sie auch nicht davor bewahren, letztlich doch ihren Gegnern auf den Leim zu gehen …

Tigwid ist ein Straßenjunge, der von Diebstählen lebt und von Botengängen für einen der städtischen Unterweltbosse. Ein echter Überlebenskünstler, dem man nur schwer die gute Laune verderben kann. Er besitzt eine gesunde Portion Misstrauen, einen durch seinen Lebenswandel geschulten, sicheren Instinkt und außerdem Köpfchen.

Über Vampa gibt es nicht besonders viel sagen, denn durch den Verlust seiner Erinnerungen ist ihm seine Persönlichkeit abhanden gekommen. Er strahlt vor allem Leere und Kälte aus, was seine Umgebung ziemlich einschüchtert.

Ein interessanter Charakter war Apolonias Tante Nevera, die zunächst wirkt wie eine oberflächliche, egozentrische dumme Gans. Wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt, hat sie es aber in sich. Und die Entwicklung vollzieht sich ganz allmählich und ohne Knacks.

Mit anderen Worten, auch in ihrem dritten Buch ist Jenny-Mai Nuyen die Charakterzeichnung wieder gut gelungen. Zwar sind die Figuren nicht ganz so eindringlich geraten wie in ihren ersten Büchern, das mag aber auch daran liegen, dass Tigwid und vor allem natürlich Vampa ein mehr oder weniger großer Teil ihres Ichs fehlt. Trotzdem waren auch Vampas Leblosigkeit und seine Reaktion auf das Buch mit Tigwids Geschichte sehr gut gemacht.

Auch die Grundidee, auf der das Buch basiert, fand ich sehr ungewöhnlich und faszinierend. Eine Gruppe magisch Begabter, die sich die Dichter nennen, stiehlt den Menschen ihre Erinnerungen, um damit Bücher zu schreiben. Diese Bücher üben einen einzigartigen Zauber auf den Leser aus, und zwar deshalb, weil sie echte Gefühle beinhalten. Die Dichter behaupten, dies sei der einzige Weg, andere an den eigenen Gefühlen teilhaben zu lassen, und ihre Taten brächten Liebe und Glück in die Welt und seien deshalb zum Wohle der Menschheit.

Die Originale der Bücher werden mit dem Blut desjenigen geschrieben, dessen Erinnerungen sie enthalten sollen. Worte, die mit Blut geschrieben wurden, besitzen noch eine weitere Eigenschaft, die den Kopien fehlt: Ihren Worten wohnt die Macht inne, so tief in den Geist des Lesers einzudringen, dass er sie für seine eigenen hält. Auf diese Weise können die Dichter Menschen manipulieren, in den Wahnsinn treiben, sogar töten. Daran ist unschwer zu erkennen, dass die Dichter durchaus noch andere Ziele haben, als nur für ihre genialen literarischen Werke bewundert zu werden und ein Vermögen damit zu verdienen.

Um gegen einen solchen Gegner zu bestehen, müssen natürlich die Hauptfiguren der Geschichte auch mit entsprechenden Fähigkeiten ausgestattet sein. So stellt sich schon bald heraus, dass auch Apolonia mit Tieren sprechen kann, und zwar wesentlich besser als Tigwid. Außerdem erhalten sie Unterstützung vom Treuen Bund der Kräfte, ebenfalls magisch begabten Leuten, die die Dichter bekämpfen.
Und dann ist da noch die Polizei, die logischerweise von all dem überhaupt nichts glaubt!

So kommt es, dass es nahezu unmittelbar, nachdem Apolonia ihr Elternhaus verlassen hat, um Tigwid zu folgen, ziemlich drunter und drüber geht. Von allen möglichen Seiten werden die drei verfolgt, getrennt, entführt. Das sorgt zunächst einmal für eine Menge Trubel, spannend wird es aber erst, als Apolonia ins Wanken gerät und nicht mehr weiß, welcher Seite sie glauben soll.

Leider empfand ich gerade diesen wilden Trubel als etwas hektisch und chaotisch. Irgendwie verläuft der Erzählfluss in diesem Teil des Buches nicht ganz glatt, auch wenn er so amüsante Nebensächlichkeiten bot wie die Verbrüderung von Tigwids betrunkenem Boss und Dotti, der mindestens genauso betrunkenen Inhaberin der geheimen Gangsterkneipe.

Auch die physikalische Erklärung der magischen Talente der Motten, wie hier die Zauberer genannt wurden, hakelt etwas. Abgesehen von dem unglücklich gewählten Wort Magnetismus glaube ich nicht, dass die elektrischen Gehirnströme von Erinnerungen sich in irgendetwas von denen anderer Gedanken unterscheiden. Strom ist Strom.

Unterm Strich bleibt zu sagen, dass mir dieses Buch von Jenny-Mai Nuyen recht gut gefallen hat, wenn auch nicht ganz so gut wie ihre ersten beiden. Den Handlungsaufbau fand ich zunächst nicht so gelungen, später wurde es besser. Die Charakterzeichnung war nicht ganz so intensiv, aber immer noch sehr glaubwürdig und anschaulich. Und für die kleinen Knackse entschädigt die ausgefallene Thematik der Geschichte. Mit anderen Worten: Auch wenn es nicht ganz an die beiden Vorgänger heranreicht, ist auch dieses wieder ein sehr gutes Buch der jungen Autorin.

Jenny-Mai Nuyen stammt aus München und schrieb ihre erste Geschichte mit fünf Jahren. Mit dreizehn wußte sie, dass sie Schriftstellerin werden wollte. „Nijura“, ihr Debüt, begann sie im Alter von sechzehn Jahren. Inzwischen ist sie neunzehn und studiert Filmwissenschaft an der New York University.

Gebundene Ausgabe 580 Seiten
ISBN-13: 978-3-570-13337-8

www.jenny-mai-nuyen.de/
www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (8 Stimmen, Durchschnitt: 1,50 von 5)

Jordan, Sherryl – Avala – Die Zeit des Adlers

Seit Avala denken kann, ist ihr Stamm auf der Flucht vor den Soldaten des Kaiserreichs Navora. Das Einzige, was die Menschen der Shinali aufrechthält, ist ihr unerschütterliches Vertrauen in eine alte Prophezeiung, die die Zeit des Adlers vorhersagt. Eine Zeit, in der sich die bisher verfeindeten Stämme der Igaal und der Hena mit den Shinali versöhnen werden, um gemeinsam das verlorene Land für die Shinali zurückzugewinnen. Als Avala an ihrem sechzehnten Geburtstag ihr Erwachsenwerden feiert, eröffnet ihr der Stammespriester, dass sie dazu bestimmt ist, die prophezeite Einheit zwischen den Stämmen der Steppe herbeizuführen!

Avala scheut vor diesem Gedanken zurück. Denn die Einigung der Stämme und die Forderung nach der Rückgabe ihrer alten Weidegründe bedeutet Krieg gegen Navora. Avala aber ist Heilerin, und der Gedanke, Schmerzen zuzufügen anstatt zu lindern, ist ihr ein Gräuel. Sollte sie sich jedoch der Prophezeiung verweigern, bedeutet das den Untergang für ihr eigenes Volk und auch für das der Hena und Igaal … Avala muss sich entscheiden!

Sherryl Jordan hat ihre Geschichte in der Ich-Form erzählt und in vier Teile gegliedert, von denen der letzte im Vergleich recht kurz ausgefallen ist und deshalb eher einem langen Epilog gleicht als einem eigenständigen Erzählteil. Der erste Abschnitt berichtet von Avalas Herkunft und ihren ersten Bemühungen bei den Igaal, der zweite von ihrem Aufenthalt in Ravinath, der dritte von ihrer Rückkehr zu den Igaal und dem Aufstand.

Avala steht – schon aufgrund der gewählten Erzählform unvermeidlich – im Zentrum der Ereignisse. Sie ist bereits mit einem gewissen Erwartungsdruck aufgewachsen, das liegt an ihrer ungewöhnlichen Herkunft. Ihr Vater war ein navoranischer Heiler, der sich um der Shinali – und einiger anderer Missstände – willen mit seinem Kaiser überworfen und dafür mit dem Leben bezahlt hat. Von ihm hat Avala nicht nur ihre Gabe des Heilens, sondern auch gewisse seherische Fähigkeiten geerbt. Allerdings sind ihre Gaben zunächst nur grob geschult. Sie ist noch jung und trotz ihres guten Willens und ihrer Begabung nicht gegen Rückschläge und Enttäuschungen gefeit. Größere Sicherheit gewinnt sie erst, als ihre Fähigkeiten in Ravinath gezielt ausgebildet werden. Rhetorik gehört allerdings nicht dazu; Avala beeindruckt ihre Umgebung vor allem durch ihre schonungslose Ehrlichkeit.

Mudiwar, der Häuptling der Igaal, ist trotz allem ein harter Brocken, an dem Avala sich beinahe die Zähne ausbeißt. Er glaubt, wenn er sich dem Kampf gemäß der Prophezeiung anschließt, wird er sein Volk unnötig in Gefahr bringen. Vor der Tatsache, dass sein Volk längst massiv unter den Angriffen und Sklavenjagden der kaiserlichen Soldaten zu leiden hat, verschließt er die Augen. Diesem Dickschädel hat die junge, unerfahrene Avala nicht viel entgegenzusetzen, erst der gereiften und selbstbewussten Avala gelingt es, mit ihm fertigzuwerden.

Der eigentliche Bösewicht der Geschichte, Kaiser Jaganath, gehörte einst zu den weisen Männern, die Avala ausgebildet haben. Er kann ungeheuer echte Illusionen erschaffen, so echt, dass die Menschen, die in diese Illusionen hineingeraten, sogar daran sterben können, allein weil sie glauben, die Trugbilder seien echt. Das scheint aber seine einzige Fähigkeit zu sein, denn außer ihr und einer lügnerischen Zunge setzt er keinerlei Waffen gegen Avala ein. Letztlich besiegt Avala ihn quasi mit einem Fingerschnippen, einem einfachen, aber in seiner Wirkung brillanten medizinischen Kniff.

Die Methode war in der Tat so hervorragend einfach, dass ich mich fragte, warum Avala sich zuvor überhaupt Jaganaths Sermon angehört hat! Selbst der Dramaturgie hat dieses Zögern nicht gedient, denn die Zeit, die Jaganath dadurch gewinnt, vertut er wie gesagt mit wirkungslosen Tricks und Lügen. Das Duell zwischen den beiden, das der Höhepunkt der gesamten Handlung hätte sein können und sollen, ragt in keiner Weise aus dem übrigen Geschehen heraus.

Spannung ist ohnehin etwas, das dem Buch fehlt. Zwar sind Avalas erste Bemühungen erfolglos, da sie aber nicht unter Zeitdruck steht, wirkt sich dieser Aspekt nicht auf den Spannungsbogen aus. Dasselbe gilt für die Ausbildung in Ravinath, die sich um ein halbes Jahr verzögert. Erst, als Avala Mudiwar überzeugt hat, sich dem Aufstand anzuschließen, kommt die Sache in Fahrt. Dann aber läuft alles so reibungslos und glatt, dass der Leser, anstatt mitzufiebern, sich mit einem trägen Lächeln zurücklehnt und gelangweilt zuschaut, wie alles unausweichlich ins Happy-End mündet.

Nun ist ein Happy-End ja nicht unbedingt etwas Schlechtes. In diesem Fall jedoch erfüllt es sämtliche Klischees, die Hollywood zu bieten hat.
Außer einem bisschen Neid dreier Gleichaltriger Avala gegenüber scheint es bei den Shinali keinerlei Konflikte zu geben, und selbst davon ist bei Avalas Rückkehr zu ihrem Volk nichts mehr zu spüren. Alle haben sich ach so lieb.

Ähnliches gilt für die Meister, die Avala in Ravinath unterrichteten. Alle sind sie unendlich gütig, weise und liebevoll. Im schlimmsten Fall sind sie traurig oder bekümmert. Keiner von ihnen zeigt jemals Regungen wie Zorn oder auch nur Bitterkeit angesichts der Tatsache, dass sie sich bereits seit siebzehn Jahren vor dem Kaiser verstecken müssen. Auch hier gibt es keinerlei Konflikte.

Das alles wird noch übertrumpft von dem, was nach der Rede eines Meisters auf dem großen Platz der navoranischen Hauptstadt geschieht. Tatsächlich fallen sich da – nicht einmal eine Woche nach den Kämpfen! – alle Angehörigen der vier bis dahin verfeindeten Völker in einem großen Akt der Vergebung gegenseitig um den Hals. Selbst wenn man berücksichtigt, dass der Kaiser bei seinem Volk höchst unbeliebt war und ein Teil seiner Anhänger nach der Niederlage geflohen ist, ist das unglaubwürdig. Immerhin wurden im Zuge des Umsturzes auch sämtliche Sklaven befreit. Irgendwo muss es einfach so etwas wie Unzufriedenheit oder Gemurre gegeben haben. Und in einem Heer von zwanzigtausend Steppenkriegern und vor allem unter den Sklaven muss es einfach ein paar gegeben haben, deren Hass auf die Navoraner zu groß war, um einfach so in der Versenkung zu verschwinden.

Dazu kommt, dass die Geschichte in einer ziemlich schmalzigen Art geschrieben ist. Das gilt vor allem für den Abschnitt über Ravinath. Ständig geht es darum, wie liebevoll und gütig ihre Familie, ihre Freunde, die Meister sind, wie behütet und geliebt Avala sich fühlt, wie sie ständig gesegnet, liebevoll berührt und umarmt wird. Selbst auf dem Weg durch die unterirdischen Tunnel des Kaiserpalastes fühlt Avala sich von einer liebevollen Gegenwart geführt, mit der wohl ihr verstorbener Vater gemeint ist. Selbst im Hinblick auf Avalas seherische Fähigkeiten war das doch etwas dick aufgetragen! Stellenweise ist es vor lauter klebrigem Zucker fast unmöglich, die Seiten umzublättern.

Logische Ungereimtheiten taten ein Übriges. Mudiwar ist Häuptling des Klans der Elche, eines recht kleinen Klans innerhalb des Volkes der Igaal. Wie kommt es, dass die Igaal sich dem Kampf nicht anschließen, solange er nein sagt, und es dann doch tun, sobald er ja sagt? Haben die anderen Klane der Igaal keine Häuptlinge, und haben die nichts mitzureden? Avalas Strategie sieht vor, durch ein Täuschungsmanöver vor den Stadttoren einen Teil der kaiserlichen Soldaten von der Stadt abzuziehen, damit sie nicht zur Stelle sind, um den geplanten Sklavenaufstand niederzuschlagen. Gleichzeitig aber wird der Zeitplan für den Umsturz so festgelegt, dass der Sklavenaufstand im Palast und der Hauptstadt losgehen soll, bevor die Feldtruppen vor den Stadttoren auftauchen, zu einem Zeitpunkt also, an dem sich das kaiserliche Militär noch in der Stadt befindet. Als der Sklavenaufstand dann losbricht, rennen die einzelnen Soldaten nach Hause zu ihren Familien, um diese zu verteidigen, anstatt unter dem Kommando ihrer Vorgesetzten geschlossen gegen die Aufständischen vorzugehen, wie man es von einer Armee erwarten würde.

Mit anderen Worten: Wenn es sich bei diesem Buch um einen Film gehandelt hätte, dann hätte ich es als Soap bezeichnet: inhaltlich eher seicht, spannungsarm und furchtbar kitschig. Logische Brüche sowie die rosaroten Brille, hinter der sich alles abspielt, bewirken, dass sowohl Handlung als auch Charaktere – selbst diejenigen, die nicht so enttäuschend ausgefallen sind wie Jaganath – völlig ins Unglaubwürdige abgleiten. Sherryl Jordan hat schon Besseres geschrieben.

_Sherryl Jordan_ lebt in Neuseeland und hat bereits eine ganze Anzahl Jugendbücher verfasst, von denen auch einige ausgezeichnet, aber nicht alle ins Deutsche übersetzt wurden. Erschienen sind bei uns außer „Avala – Die Zeit des Adlers“ und [„Jing-Wei und der letzte Drache“ 1464 unter anderem „Tanith, die Wolfsfrau“, „Flüsternde Hände“ und „Der Meister der Zitadelle“, wo die Vorgeschichte zu den Ereignissen in „Avala“ erzählt wird.

http://www.patmos.de

Catherine Webb – Satan – Retter der Welt

Band 1: „Lucifer – Träger des Lichts“

Nachdem Seth, Odin und Jehova am Ende des ersten Bandes tatsächlich die drei Schlüssel gefunden haben, hat Sam alias Lucifer ein ernstes Problem. Zwar können die befreiten Pandora-Geister ihm nicht direkt etwas anhaben, wie sich jedoch nur zu bald herausstellt, brauchen sie das auch gar nicht. Stattdessen konzentrieren sie sich auf seine bisherigen Verbündeten und schneiden Sam damit von jeglicher Unterstützung ab. Ein harter Schlag für jemanden, der zwar seine unmittelbaren Kämpfe stets allein ausgetragen hat, bei den Vorbereitungen derselben allerdings auf ein Netzwerk an Kontakten zurückzugreifen pflegte. Schnell gerät Sam in immer größere Bedrängnis.

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Dennis Foon – Die Rückkehr der Novakin (Das Vermächtnis von Longlight, Band 3)

Das Vermächtnis von Longlight:

Band 1: „Die Stunde des Sehers“
Band 2: „Die Stadt der vergessenen Kinder“

Roan hat sich endlich dafür entschieden, die Rettung seiner Schwester Stowe ihrem Lehrmeister Willum und Mabatan anzuvertrauen. Er selbst hat sich zu den Apsara aufgemacht, jenen Amazonen, zu denen auch Saints Gefährtin Kira gehört. Von dort aus will er die Bewohner des Flusslandes gegen Darius einen. Doch das ist leichter gesagt als getan: Die Hhroxhi oder Bluttrinker können sich nicht einigen, ob sie Roan unterstützen sollen oder nicht, der Streit droht das Volk zu spalten. Die Bewohner der Oase wollen zwar Darius stürzen, die Vernichtung des Staubs, die Roan anstrebt, aber unbedingt verhindern. Der größte Teil der Gouverneure, die die Metropolis mit Rohstoffen und Lebensmitteln versorgen, kann nicht für den Aufstand gewonnen werden, und Roans Sabotageakte werden durch eine geheimnisvolle neue Waffe sabotiert, die unbedingt ausgeschaltet werden muss, soll der Aufstand erfolg haben. Am schwersten jedoch fällt Roan die Zusammenarbeit mit den Brüdern …

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Carol Berg – Tor der Verwandlung (Rai-Kirah-Saga 1)

Seyonne ist seit sechzehn Jahren Sklave im derzhischen Kaiserreich. Nach all diesen Jahren des Elends und der Erniedrigung ist er ein gebrochener Mann, dessen einziges Ziel es ist, weitere Misshandlungen so gut wie möglich zu vermeiden. Doch dann wird er an den Kronprinzen verkauft, und schlagartig ändert sich alles! Nicht nur, dass dieser Fremdling das Feadnach in sich trägt, eine Art helles Licht und Zeichen dafür, dass er zu Großem bestimmt ist; Seyonne entdeckt, dass der Botschafter des benachbarten Volkes der Khelid von einem Dämon besessen ist. Und Seyonne ist der Einzige, der fähig ist, die Gefahr zu erkennen. Aber welcher adlige Derzhi hört schon auf einen Sklaven?

Die Handlungsträger

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Sapkowski, Andrzej – letzte Wunsch, Der (Geralt-Saga, Vorgeschichten 1)

_Die Geralt-Saga:_

Vorgeschichte: _1_ [Der letzte Wunsch 3939
Vorgeschichte: _2_ [Das Schwert der Vorsehung 5327

_Roman 1_: [Das Erbe der Elfen 5334
_Roman 2_: [Die Zeit der Verachtung 5751

Geralt von Riva ist ein Hexer. Einer jener mühsam herangezogenen Mutanten, die mittels ihrer Fähigkeiten in Kampf und Magie Jagd auf gefährliche Ungeheuer machen. Und als sei diese Jagd nicht schon anstrengend genug, muss er sich auch noch mit der äußerst mäßigen Begeisterung seiner Mitmenschen herumschlagen. Vielerorts werden nicht ganz menschlichen Leuten wie ihm Hass und Verachtung entgegengebracht, anderswo wiederum hat man sich mit den Monstern der Umgebung gewissermaßen arrangiert. Und die Mächtigen scheinen bei der Erteilung ihrer Aufträge regelmäßig zu vergessen, dass unliebsame Personen nicht automatisch zu den gefährlichen Monstern zählen …

_Andrzej Sapkowskis Protagonist_ ist ein ungewöhnlicher Kerl.

Geralt nimmt seinen Beruf sehr ernst. So ernst, dass er nicht nur die Menschen von der Bedrohung durch Ungeheuer befreit, sondern möglichst auch die Ungeheuer selbst, falls sich das machen lässt. Trotzdem hat er einen ziemlich schlechten Ruf, und das kommt nicht nur daher, dass er sich immer wieder mit den Mächtigen anlegt. Obwohl er noch relativ jung zu sein scheint, wirkt er leicht verbittert und müde, weniger im Kampf mit den Monstern als im Umgang mit den Menschen, denen er begegnet. Unterschwellig hat man den Eindruck, dass Geralt seine Arbeit und die damit verbundene Ablehnung zum Halse raushängt. Doch die Gelegenheit, etwas anderes zu werden, lässt er ungenutzt verstreichen.

Vielleicht resultiert diese Widersprüchlichkeit aus der knappen Erzählweise. Geralt hat so gut wie keine Vergangenheit. Über seine Ausbildung fallen ein paar vage Andeutungen, über die Zeit davor erfährt der Leser gar nichts. Möglicherweise sind diese Informationen im nicht übersetzten ersten Band enthalten. Andererseits verleiht dieser Mangel an Vorleben Geralt ein gewisse Etwas, eine Art geheimnisvolle Aura, die durch seine kühle, wortkarge Art noch unterstrichen wird. Und um das Maß voll zu machen, haftet ihm offenbar ein Schatten an, ein bedrohliches Schicksal, das auf ihn wartet.

Das klingt jetzt vielleicht alles ziemlich dick aufgetragen. Aber Sapkowski hat das gesamte Buch einzig und allein an der Figur des Geralt aufgehängt. Also muss diese auch einiges hergeben. Und das tut sie. Sie ist fähig genug, um als Held aufzutreten, aber nicht perfekt. Das ein düsteres Geheimnis mit ihr verbunden ist, macht sie interessant und außergewöhnlich, sie bleibt aber in ihrem Denken und Fühlen jederzeit menschlich.

Noch bemerkenswerter als die Hauptperson ist der _Handlungsverlauf_.

Die Geschichte besteht zum größten Teil aus Rückblenden. Der Teil der Ereignisse, der zum Zeitpunkt der eigentlichen Erzählung spielt, ist mit „die Stimme der Vernunft“ überschrieben und erstaunlich dünn. Dabei dient er durchaus nicht nur dazu, die einzelnen Kapitel der Rückblenden miteinander zu verbinden. Offenbar hat Geralt – abgesehen von diversen Herrschern und Fürsten, die er verärgert hat – auch ein paar ernst zu nehmende Feinde. Die Zusammenhänge zwischen dem dunklen Schatten seines Schicksals und diesen Feinden, und ob auch seine Vergangenheit damit zusammenhängt, ist bisher nicht klar. Was diese Dinge angeht, hält Sapkowski sich stark zurück. Offenbar soll dieser Erzählstrang den roten Faden für die folgenden Bände bilden, weshalb der Autor nicht zu viel verraten wollte.

Ungleich ausführlicher sind dafür die Rückblenden ausgefallen, und sie bilden eine recht bunte Mischung. Hier kommt so ziemlich alles vor: Inzest, Rache, Vertreibung, Verwünschung, Diebstahl und Dämonenbeschwörung. Die gelegentlichen Ähnlichkeiten mit der Märchenwelt der [Brüder Grimm 3456 ist gewollt. Im Gegensatz zu Cecilia Dart-Thornton (|Die Feenland-Chroniken|) begnügt Sapkowski sich jedoch nicht damit, sie einfach zu rezitieren, nein, er baut sie unmittelbar in seinen Kontext ein, und das auf eine saloppe Art und Weise, die ich sehr amüsant fand. Und das sind nicht die einzigen Anspielungen, die sich hier finden.

Gewürzt wurde dieser Cocktail mit einer Prise trockenen Humors und einer gehörigen Portion Action – schließlich wird hier gegen Monster gekämpft, da geht es ziemlich zur Sache, allerdings bei weitem nicht so blutig oder eklig, wie man bei dieser Thematik befürchten könnte.

_Insgesamt_ eine sehr abwechslungsreiche Sache. Viele überraschende Wendungen sorgen dafür, dass keine der diversen Monsterjagden gleich abläuft. Der knappe Erzählstil lässt weder detaillierte Beschreibungen der Umgebung noch intensive Charakterzeichnungen zu – Sapkowskis Charakterzeichnung bezieht ihre Faszination mehr aus dem interessanten Entwurf als aus der Intensität der Darstellung -, kommt dafür aber der Action zugute. Die Intelligenz und Anpassungsfähigkeit des Protagonisten verhindert, dass die ganze Sache in pures Hauen und Stechen abgleitet. Und die Grundhandlung bietet einige Geheimnisse und Rivalitäten und macht neugierig, sowohl auf den Rest der Serie. Wer also eine Vorliebe für ein schnelles Erzähltempo, Schwertkämpfe, Raufereien und dunkle Geheimnisse hat, ist hier richtig.

_Andrzej Sapkowski_ ist Literaturkritiker und Schriftsteller und nebenbei Polens bekanntester Fantasy-Autor. „Der letzte Wunsch“ ist der zweite Band seines Hexer-Zyklus, der trotz großen Erfolgs bisher nicht vollständig ins Deutsche übersetzt wurde. Sinnigerweise fehlt – wie oben bereits angedeutet – ausgerechnet der erste Band! Dafür diente der Zyklus als Grundlage für einen Kinofilm und eine Fernsehserie sowie für das polnische Rollenspiel |Wiedźmin|. Auch ein Computerspiel ist in Arbeit.

Nach der Trilogie um Geralt den Hexer hat Andrzej Sapkowski einen weiteren Fantasy-Zyklus geschrieben, der auf Deutsch überhaupt nicht erhältlich ist. Erst die |Narrenturm|-Trilogie um die Abenteuer des jungen Medicus Reinmar von Bielau scheint es komplett in die deutschen Buchläden zu schaffen. Der letzte Band „Lux Perpetua“ ist für Dezember dieses Jahres avisiert.

http://www.der-hexer.de
http://hexer.wikia.com
http://www.dtv.de
http://www.sapkowski.pl
http://www.thewitcher.com

_Andrzej Sapkowski auf |Buchwurm.info|:_

[„Das Schwert der Vorsehung“ 5327 (Geralt-Saga, Band 2)
[„Das Erbe der Elfen“ 5334 (Geralt-Saga, 1. Roman)
[„Narrenturm“ 1884
[„Gottesstreiter“ 3367
[„Lux perpetua“ 4568

Briggs, Patricia – Drachenzauber

Ein Unglück kommt selten allein, sagt man. Das scheint auch für Ereignisse zu gelten, die auf harmlosere Art bemerkenswert sind. Auf jeden Fall lässt sich nicht leugnen, dass Wardwicks jüngere Schwester Ciarra gerade an jenem Tag in den Abwasserkanal von Burg Hurog geflüchtet und Wardwick auf der Suche nach ihr auf die Höhle mit den Drachenknochen und den jungen Oreg gestoßen ist, an dem sein Vater Fenwick den tödlichen Reitunfall hatte.

Nun ist Wardwick also Hurogmeten, der Herr von Burg Hurog, das heißt, er wird es sein, sobald er volljährig ist. Aber er hat kaum Zeit, das Erbe seines Vaters anzutreten. Nur wenige Tage nach der Beerdigung taucht eine entflohene Sklavin in Hurog auf, und natürlich dauert es nicht lange, bis auch ihre Verfolger vor der Tür stehen und sie zurückfordern. Als Wardwick sich weigert, die Frau herauszugeben, kommt es zum Eklat …

Charaktere

Wardwick, genannt Ward, ist idealistisch, ehrenhaft, stur und eine ausgeprägte Beschützernatur. Das macht ihn für nahezu alle, die sich um ihn sorgen, geradezu unerträglich. Er ist aber auch einfühlsam und intelligent, was zu zeigen er bisher mit großem Erfolg vermieden hat, um nicht von seinem Vater als Rivale empfunden und umgebracht zu werden. Seine hervorragend vorgetäuschte Dummheit bringt ihn allerdings auch in gehörige Schwierigkeiten, denn der Hochkönig hat eine Neigung, unliebsame Personen ins Asyl, eine Art Irrenanstalt, sperren zu lassen, und Wards Scharade bietet den dafür denkbar besten Vorwand.

Vorerst ist allerdings nicht der Hochkönig Jakoven sein Problem, sondern Kariarn, der König von Volsag. Er sammelt magische Artefakte, um seine Macht zu vergrößern, und giert deshalb nach den Drachenknochen in der Höhle unter Burg Hurog. Kariarn ist nicht unbedingt größenwahnsinnig. Wenn man sich ihm nicht widersetzt, kann er geradezu kumpelhaft sein. Das ändert aber nichts daran, dass er absolut skrupellos ist.

Jakoven dagegen ist nicht nur skrupellos und machthungrig, er ist auch grausam und tückisch. Während Kariarns Anhänger ihm aus freiem Willen folgen, benutzt Jakoven Magie, Folter und Erpressung, um sich die Menschen gefügig zu machen, wobei seine Erpressung nicht die geradlinige Art Kariarns hat, der seine Gegenüber vor die einfache Wahl stellt: Gehorsam oder Tod. Jakovens Angriff kommt immer von hinten!

Angenehm an Patricia Briggs Charakterbeschreibung ist, dass alle ihre Figuren relativ durchschnittlich geblieben sind. Beide Bösewichte sind menschlichen Grenzen unterworfen. Sie können ihre Gegner nicht durch schiere Übermacht niederwalzen, wie es die bösen, machtgierigen Zauberer in der High Fantasy gerne tun, und sind deshalb gezwungen zu taktieren und sich gewissen politischen Gegebenheiten zu beugen.

Wardwick ist zwar der vollkommene Typus eines Helden, aber auch er ist ein gewöhnlicher Mensch und beschützt die Seinen nicht, weil ein Held prinzipiell die Welt vor dem Untergang rettet, sondern weil er an den Leuten hängt, eine persönliche Bindung zu ihnen hat. Dies und die Tatsache, dass die Autorin den Hinweis auf Wards Heldentum selbst immer wieder augenzwinkernd anbringt, schüttelt jeden Gedanken an Klischee ab.

Das gilt auch für die Handlung. Der Eindruck vom Tsunami-Effekt, von der nur durch ein Wunder aufzuhaltenden, absoluten, alles vernichtenden Katastrophe, die das Gros der Fantasy so gern bemüht, fehlt hier völlig. Es sind kleinere Widrigkeiten, mit denen Ward sich herumschlagen muss, aber deshalb nicht weniger folgenreich für die Bevölkerung. Auch hier werden zwei Tyrannen gestürzt, allerdings nicht durch einen Akt überbordender Selbstaufopferung. Zugegeben, Zähigkeit gehörte durchaus zu den Eigenschaften, die nötig waren, um mit den beiden Antagonisten fertig zu werden, doch es hielt sich innerhalb der Grenzen dessen, was ein Mensch leisten kann.

Die Handlung bleibt dadurch näher am Leser. Ward ist niemand, zu dem man mit offenem Munde aufsieht, seine Geschichte keine, der man mit weit aufgerissenen Augen folgt. Diese Geschichte könnte auch einem von uns passieren. Vorausgesetzt natürlich, es gäbe ein paar nette Zutaten in unserer Welt.

Eine davon sind Drachen. Zu meiner Überraschung hielten sich diese mythischen Wesen allerdings sehr im Hintergrund. Der hauptsächlich vorkommende Drache ist Oreg, Wards Zauberer. Da Oreg aber hauptsächlich in menschlicher Gestalt unterwegs ist, neigt der Leser dazu, in ihm weniger den Drachen als den Zauberer zu sehen. Was der Faszination dieser Figur allerdings keinen Abbruch tut.

Eine weitere sind die Zwerge, die allerdings auch eher selten auftauchen. Der Hauptvertreter dieses Volkes ist Axiel, der aber wie Oreg ein Mischling ist und deshalb so menschlich wirkt, dass man seine Herkunft die meiste Zeit über vergisst.

Und dann ist da natürlich noch die Magie als solche. Angenehm ist auch hier wieder, dass selbst Oreg, mit dem kaum ein anderer Zauberer mithalten kann, nicht über unbegrenzte Fähigkeiten verfügt, sowohl im Hinblick auf die Menge der magischen Kraft, die ihm zur Verfügung steht, als auch bezüglich dessen, was er damit bewirken kann.

Mit anderen Worten, Patricia Briggs hat hier einen Roman abgeliefert, dem zwar das bombastische Weltuntergangspanorama fehlt, der aber genug Geheimnisse, Ränke, Verrat, List und Gegenlist bietet, um zu keiner Zeit Langeweile aufkommen zu lassen, dessen Charakterzeichnung wohltuend frei von Übersteigerung und Klischee bleibt, und der trotz dieser vornehmen Zurückhaltung dennoch genug Ideen bietet, um den Hauch von märchenhaftem Zauber zu entfalten, der Fantasy auszeichnet. Es hat Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.

Noch eine positive Überraschung jenseits der Erzählkunst der Autorin bescherte dem Leser der Verlag. Zur Abwechslung wurde hier mal nicht zerstückelt – wobei man der Gerechtigkeit halber feststellen muss, dass |Heyne| nicht zu dieser Unart neigt -, sondern es wurden zwei Romane in einem Buch zusammengefasst. Die Leistungen des Lektorats waren dafür nicht ganz von der gewohnt hohen Qualität. Gelegentlich stolperte ich doch über Fehler, die nicht immer nur als einfache Tippfehler durchgehen.

Patricia Briggs schreibt bereits seit fünfzehn Jahren Bücher. Neben Einzelromanen wie „When Demons Walk“ oder „The Hob’s Bargain“ schrieb sie eine Reihe von Mehrteilern – wie die |Sianim|-Serie oder die |Raven|-Duologie – und wirkte in Anthologien mit, darunter „Silver Birch, Blood Moon“ und „On The Prowl“, das im August dieses Jahres auf Englisch erscheint. Einige ihrer Bücher sind bereits wieder |out of print|. Auf Deutsch ist bisher nur „Drachenzauber“, das die beiden Hurog-Bände beinhaltet, erhältlich. Der erste Band der Mercedes-Thompson-Serie „Ruf des Mondes“ soll im November dieses Jahres in die Buchläden kommen.

Taschenbuch 800 Seiten

Originaltitel: „Dragonblood“ und „Dragonbones“

Deutsch von Regina Winter

ISBN-13: 978-3453523098

http://www.heyne.de
http://www.hurog.com/

Somper, Justin – Vampiraten 1: Der Fluch des Ozeans

Grace und Connor haben gerade ihren Vater und ihr Zuhause verloren. Jetzt haben sie die Wahl zwischen einem trostlosen Waisenhaus und einem reichen, aber verlogenen Bankiersehepaar. Da ihnen keines von beidem behagt, ziehen sie es vor, sich auf dem Boot ihres Vaters davonzumachen. Doch kaum haben sie den schützenden Hafen verlassen, bricht ein Sturm los und zertrümmert das Boot.

Die beiden haben Glück im Unglück: Sie werden gerettet. Allerdings jeweils von einem anderen Schiff.

Connor ist bei den Piraten gelandet und fühlt sich dort bald recht wohl. Grace dagegen findet sich auf einem Schiff voller Vampire wieder. Es dauert nicht lange, da gerät sie in Schwierigkeiten …

_Die Charaktere_

Connors herausragendste Eigenschaft ist seine sportliche Begabung, er ist kräftig und durchtrainiert. Aber segeln kann er offenbar nicht, und vom Wetter hat er auch nicht viel Ahnung. Dafür beweist er eine gewisse Hartnäckigkeit, aufzugeben ist nicht seine Sache. Abgesehen davon scheint er noch eine besondere Begabung zu haben, die sich vorerst am besten mit einem siebten Sinn umschreiben lässt: Er kann die Stimme seines toten Vaters hören und bis zu einem gewissen Grad Grace und ihre Umgebung wahrnehmen. Woher diese Begabung kommt und was genau es damit auf sich hat, bleibt noch unklar.

Grace ist diejenige mit Köpfchen, zumindest wird sie am Anfang als sehr intelligent und kenntnisreich beschrieben. Sie ist bei weitem nicht so sportlich wie ihr Bruder, aber auf ihre Weise genauso zäh. Ihr Angst zu machen, ist keine leichte Sache, und Resignation liegt ihr genauso wenig wie ihrem Bruder. Übernatürliche Fähigkeiten zeigt sie bisher keine. Und segeln kann sie offenbar genauso wenig wie ihr Bruder.

Mehr gibt es über die beiden vorerst nicht zu sagen. Die Charakterzeichnung bleibt ziemlich blass und flach. Die Vergangenheit der beiden fehlt völlig, wahrscheinlich, um der gewissen Aura des Geheimnisvollen willen. Das funktioniert sogar ein wenig. Abgesehen davon aber bleibt auch die Gegenwart recht unpersönlich und fad. Die beiden scheinen – von Connors sportlichen Aktivitäten abgesehen – keine Hobbys zu haben. Sie vermissen zwar ihren Vater, fragen aber nie nach ihrer Mutter. Die Schulden ihres Vaters haben sie zwar ihr Zuhause gekostet, aber offenbar keinerlei Träume oder Zukunftspläne zunichte gemacht. Das Einzige, woraus diese beiden zu bestehen scheinen, sind ihre äußerst enge Bindung zueinander und das alte Shanty über die Vampiraten, das sie von ihrem Vater gelernt haben und ständig zum Besten geben. Das ist nicht gerade viel, womit der Leser sich identifizieren könnte.

_Auch die Handlung_ fand ich nicht unbedingt mitreißend:

Die Piraten auf der |Diablo| sind erstaunlich gemütliche Gesellen. Zwar gibt es Spannungen zwischen dem Kapitän und seinem ersten Offizier, die sind aber vorerst noch recht harmloser Natur. Bösewichter scheint es auf diesem Schiff keine zu geben; eine erstaunliche Tatsache, wenn man bedenkt, dass man es eigentlich mit Verbrechern zu tun hat. Nicht, dass Justin Somper aus seinen Seeräubern edle Ritter nach dem Vorbild eines Robin Hood gemacht hätte, das nicht. Aber diese Mannschaft, allen voran der Kapitän, wirkt, als ob sie nichts ernst nähme. Keiner von ihnen will reich werden oder etwas rächen oder gar seine Mordlust befriedigen. Das Einzige, worum es zu gehen scheint, ist, möglichst viel Spaß zu haben!

Konfliktstoff bietet da vorerst nur die Tatsache, dass die Piraten der Weltmeere sich dieselben offenbar in Einflusszonen aufgeteilt haben. Der Kapitän der |Diablo| findet das allerdings höchst albern und wildert ohne Rücksicht in fremden Gewässern, was die anderen Kapitäne und ihre Besatzungen ziemlich wütend macht. Das klingt fast ein wenig nach organisiertem Verbrechen, wo die einzelnen Paten ebenfalls ihre Sphären streng gegen Übergriffe von anderen schützen. Leider ist die Ausarbeitung in dieser Hinsicht bisher nicht über Andeutungen hinausgekommen.

Das gilt auch für Cheng Li, den ersten Offizier der |Diablo|. Cheng Li hat an der Piratenakademie studiert und redet ständig von einer neuen Art von Piratentum, das die Welt der Piraterie revolutionieren wird. Wie genau das allerdings aussehen soll, wird nicht genauer erläutert.

Ein wenig mehr zur Sache geht es da auf dem Schiff der Vampire. Wobei diese Mannschaft sich nicht als Vampire bezeichnet, sondern als Vampiraten. Eine nette Wortschöpfung. Ich fragte mich allerdings, warum sie sich so nennen, denn in all der Zeit, die Grace bei ihnen verbringt, haben sie offenbar kein einziges Schiff überfallen. Die Piraten der |Diablo|, die von Connor das Shanty über eben diese Vampiraten gehört haben, wissen nichts von einem solchen Schiff und halten es für eine Legende, was sicher nicht so wäre, wenn die Vampiraten entsprechend aktiv wären.

Genau genommen handelt es sich also doch um ganz gewöhnliche Vampire, die sich auf diesem Schiff vor den Nachstellungen durch den Rest der Welt in Sicherheit gebracht haben. Der Kapitän ist ein sehr kultivierter Mann, so kultiviert, dass er sogar ohne Blutsaugen auskommt. Er hat sehr zivilisierte Regeln aufgestellt, aber natürlich gibt es da einen Quertreiber, der sich nur äußerst ungern daran hält. Der Kapitän verspricht Grace Schutz. Warum er sie aber nicht einfach in der Nähe des nächst besten Hafens an Land setzt, was wahrscheinlich der beste Schutz wäre, wird nicht erklärt.

Um die Sache etwas spannender und geheimnisvoller zu machen, hat der Autor diese Details natürlich zunächst einmal nicht verraten. Stattdessen muss Grace einen Teil davon ihrem Bewacher/Beschützer Lorcan Furey mühsam aus der Nase ziehen und den Rest selbst herausfinden. Trotz des Shantys und der Klugheit, die ihr zu Anfang zugeschrieben wurde, hat sie dafür erstaunlich lange gebraucht. Ein Knacks in der Logik, der eine Steigerung der Spannung oder Dramatik sofort wieder untergräbt.
Erst als der Quertreiber unter den Vampiren, Sidorio, meutert, wird die Sache interessanter …

_Insgesamt betrachtet_, wirkt dieser erste Band der |Vampiraten|-Serie wie eine ellenlange Einleitung. Das versuchte Attentat auf den Kapitän der |Diablo| und der erste Kampfeinsatz Connors, die ein wenig Schwung in die Geschichte brachten, liefen so glatt und waren so schnell erledigt, dass es für den Aufbau eines echten Spannungsbogens nicht gereicht hat. Zwar deuten die vielen vagen Hinweise in der Geschichte – Connors ungewöhnliche Begabung, das seltsame Verhalten des Vampiratenkapitäns in Bezug auf Grace, Cheng Lis Andeutungen – sowie der Unmut der anderen Piratenkapitäne und Sidorios Ankunft an Land die Entstehung von ein paar größeren Verwicklungen an, die Auswirkungen werden allerdings erst dem nächsten Band zugute kommen.

Nun handelt es sich hier um ein Kinderbuch, und natürlich erwartet man in einem solchen Fall weder Ströme von Blutvergießen noch echten Grusel. Immerhin sollen die jungen Leser nach dem Ende des Buches noch einschlafen können. Aber auch davon abgesehen kann die Geschichte mit dem „Fluch der Karibik“, mit dem sie verglichen wird, nicht mithalten. Auch wenn der Kapitän der |Diablo| zugegebenermaßen ein sympatischer Kerl ist, kann er mit Käpt’n Sparrow nicht wirklich konkurrieren. Der Handlung fehlt es – zumindest in diesem ersten Band der |Vampiraten| – an Erzähltempo und turbulenten Wendungen, um dem Vergleich mit dem Filmvorbild standhalten zu können. Bisher zumindest sind die |Vampiraten| kein „Fluch der Karibik“ für Kinder.

Aber das kann sich ja noch ändern. Eigentlich hat Justin Somper genug Konfliktpunkte und Geheimnisse angelegt, um im nächsten Band für einige Bewegung im Handlungsverlauf zu sorgen und den Leser mit unerwarteten Erkenntnissen zu überraschen. Falls es ihm zusätzlich gelingt, seinen Figuren, vor allem den beiden Hauptpersonen, noch etwas mehr persönliches Profil zu geben, könnte sich dieser Zyklus vielleicht noch berappeln.

Justin Somper ist Hobbyschwertkämpfer und war in mehreren Verlagen als Kinderbuchlektor und PR-Manager tätig, ehe er selbst anfing zu schreiben. Die |Vampiraten|-Serie ist inzwischen bis Band vier gediehen. Auf Deutsch erschien Band zwei im Juni dieses Jahres, die Folgebände sollen ab Februar 2008 erhältlich sein.

http://www.cbj-verlag.de

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Irvine, Ian – Spiegel der Erinnerung, Der (Die drei Welten 1)

Llian steht kurz davor, das zu erreichen, wofür er die letzten fünfzehn Jahre gelernt und gearbeitet hat: ein Meisterchronist zu werden. Doch seine Variante der |Großen Geschichte der Düsternis| stößt nicht nur auf Begeisterung. Wistan, der Direktor des Kollegiums, zweifelt Llians Beweise zwar nicht öffentlich an, lässt sie aber auf schnellstem Weg in der Versenkung verschwinden und versucht, Llian mundtot zu machen. Als ihm das nicht gelingt, schickt er ihn kurzerhand mit einem halsbrecherischen Auftrag ins Gebirge. Er soll eine junge Frau namens Karan aufspüren und nach Thurkad bringen …

Karan ist zwar noch eine junge Frau, hat aber schon mehr erlebt als manch anderer. Da sie eine alte Schuld zu begleichen hat, lässt sie sich dazu überreden, einem Magister im fernen Süden ein magisches Artefakt, den |Spiegel von Aachan|, zu stehlen. Von diesem Augenblick an hetzen die Schergen des Magisters sie unablässig durch den halben Kontinent. Und nicht nur das: Karan plagt die Gewissheit, dass sie den Spiegel keinesfalls in die falschen Hände geben darf, wenn sie nicht entsetzliches Unheil auf die ganze Welt herabbeschwören will. Aber wem soll sie den Spiegel anvertrauen?

_Charaktere_

Karan ist erstaunlich zäh. Als Empfindsame, das heißt jemand, der alle Empfindungen – auch die anderer – um ein vielfaches stärker wahrnimmt als normale Menschen, scheint sie nicht besonders belastbar. Tatsächlich gab es in ihrer Familie genügend Beispiele für geistige Labilität und Wahnsinn. Andererseits wirkt die hartnäckige Verfolgungsjagd offenbar stabilisierend auf Karan, sie lernt Selbstbeherrschung, und auch ihr Körper wird gestählt. Ohne es zu ahnen oder zu wollen, schleift der Magister Yggur die junge Frau zu einer ernst zu nehmenden Waffe.

Llian ist von Karan so verschieden wie überhaupt nur denkbar. Mehr als die Hälfte seines Lebens hat er damit verbracht, seine Nase in Bücher zu stecken. All seine Begeisterung gilt Geschichten und Historien, ansonsten ist er nahezu völlig lebensuntauglich, ein schwärmerischer Träumer ohne nennenswerten Bezug zur Realität. Karan zumindest empfindet ihn eher als nutzlos und lästig. Allein seine Stimme scheint sie zu mögen. Die bedeutendste seiner Fähigkeiten dagegen geht nahezu völlig unter: Wenn Llian Karan im Arm hält, kann sie schlafen, ohne zu träumen!

Beide Hauptpersonen sind gut getroffen und angenehmerweise nicht statisch, sondern sie entwickeln sich. Das gilt vor allem für Karan. Überhaupt hat Irvines Charakterzeichnung den Vorzug, dass sie zum einen komplett auf Typen verzichtet – keine Elfen, keine Zwerge oder sonstige Wesen, die festen Definitionen unterliegen und daher nur wenig Variationsmöglichkeiten offen lassen – und zum anderen kein zementiertes Gut und Böse kennt. Selbst Karans Verfolgern, die durchaus ungewöhnlich aussehen und auch ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen, hat der Autor menschliche Züge belassen.

_Handlung_

Das wirkt sich auch auf die Handlung aus. Schon im ersten Band, der sich hauptsächlich mit Llians Verbannung und Karans Flucht befasst, deutet sich eine hohe Komplexität an. Gleich der erste Gegner, mit dem die Heldin es zu tun bekommt, zeigt Schwächen wie Sorge, Angst und Schmerz. Da er nicht allein durch pure Machtgier, Bosheit oder irgendeinen Wahn definiert ist, ist der Leser in der Lage, seine Beweggründe zu verstehen und seine Argumentation nachzuvollziehen. Wie im wirklichen Leben ist es so, dass eben nicht immer nur einer Recht hat und alle anderen Unrecht. So sind Karan und Idlis nur deshalb Feinde, weil Karan sich einer Verpflichtung nicht entziehen konnte, die ursprünglich überhaupt nichts mit Yggul und den Seinen zu tun hatte.

Ygguls Beweggründe sind allerdings bisher als einzige etwas detaillierter dargestellt. Sein größter Gegner Mendark sowie die Auftraggeberin des Diebstahls Faelamor sind bisher noch nicht persönlich aufgetaucht. Und Wistan begründet die Verbannung Llians lediglich damit, seine Geschichte bringe das Kollegium in Gefahr. Warum dies der Fall sein sollte, darauf geht er leider noch nicht genauer ein.

Dasselbe gilt für die Ausarbeitung der Historie, die eine enorme Rolle spielt. Nur ein Ausschnitt dieser Vergangenheit wird genauer beleuchtet, in Llians Geschichte, mit der er den Unwillen Wistans auf sich zieht. Alles andere bleibt äußerst bruchstückhaft, angefangen bei dem Grund für die Ächtung der Zain, zu denen Llian gehört, über die verschiedenen Bündnisse und Gegnerschaften während des Krieges bis hin zu dem geheimnisvollen Spiegel, dessen Bewandtnis bisher keiner kennt. Das macht die ganze Sache stellenweise etwas verwirrend und auch ein klein wenig unbefriedigend.

Letztlich jedoch vergisst der Leser diese kleinen Unannehmlichkeiten recht schnell, denn nachdem die Hauptpersonen eingeführt sind, legt der Autor ein recht hohes Erzähltempo vor. Karan gönnt er kaum eine ruhige Minute, und nachdem Llian sie endlich gefunden hat, geht es ihm natürlich kein Deut besser. Jedes Mal, wenn der Leser glaubt, nun hätten sie ihre Verfolger endlich abgehängt, tauchen diese plötzlich wieder auf. Und jedes Mal entkommen die Flüchtlinge nur knapp. Das Kunststück dabei ist, dass kein einziges Mal der Eindruck von Wiederholung entsteht.

Mitten in Karans und Llians Überlebenskampf bricht das Buch dann auf einmal ab. So abrupt, dass ich mich schon fragte, ob hier ein Verlag wieder mal ein Buch einfach in zwei Teile gehackt hat. Ob das tatsächlich der Fall ist, wird sich zeigen.

_Das Lektorat_ hatte Rechtschreib- und Satzbaufehler diesmal ziemlich im Griff. Gestolpert bin ich dafür über die Szene im Wirtshaus von Tullin, wo Tee und Würzwein ein wenig durcheinandergeraten sind. Ansonsten las das Buch sich flüssig.

_Alles in allem_ ist „Der Spiegel der Erinnerung“ ein vielversprechender Einstieg in einen Zyklus ohne feste Schemata oder Schwarz-Weiß-Effekte, mit einer umfangreichen Vorgeschichte, die sich noch ein wenig mehr entfalten darf, und einer bewegten, temporeichen Handlung. Wer mal etwas anderes als die übliche High-Fantasy lesen will, hat hier die Chance auf ein wenig Abwechslung.

_Ian Irvine_ ist Doktor für Meeresbiologie und hat einen Großteil des südpazifischen Raums bereist. Die Idee zu seinem Drei-Welten-Zyklus entstand bereits während des Studiums. Die damals entstandenen Karten und Skizzen dienten später als Basis für die Ausarbeitung, die inzwischen zwei Tetralogien umfasst und noch weiter ausgebaut werden soll. Abgesehen davon hat Ian Irvine den Öko-Thriller „Human Rites“ geschrieben sowie den Zyklus |Runcible Jones|. „Der Spiegel der Erinnerung“ ist das erste seiner Bücher, das auf Deutsch erschienen ist. Der zweite Band mit dem Titel „Das magische Relikt“ ist ab August dieses Jahres erhältlich.

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deWitt, Carl A. – Krone von Lytar, Die

Seit Jahrhunderten lebt das Dorf Lytara in Frieden. Die wenigen Schwerter, die die Menschen besitzen, sind eingemottet. Denn einst brachte das Volk der Lytarer Angst und Schrecken über die Welt, bis die Götter in ihrem Zorn die Stadt Lytar dem Erdboden gleichmachten und ihre Bewohner nahezu ausrotteten.

Doch eines Tages wird Lytara unerwartet von fremden Soldaten überfallen. Belior, der Herrscher eines fernen Reiches, giert nach der alten Macht und Magie Lytars, der die Nachfahren jenes Volkes längst abgeschworen haben: der Krone Lytars. Aber wie sollen sich die Lytarer gegen die feindliche Übermacht wehren, wenn nicht mit Hilfe der uralten magischen Artefakte, die noch immer im Wald verborgen liegen? Und wie sollen sie diese benutzen, ohne erneut all die Übel heraufzubeschwören, die sich um keinen Preis wiederholen dürfen?

Auf der Suche nach Antworten machen Garret, Tarlon, Elyra und und Argor sich auf den Weg in den Wald von Lytar. Ein gefährliches Unterfangen, denn ihnen droht nicht nur die Entdeckung durch die Soldaten Beliors, in dem verdorbenen Wald streifen auch unzählige Monster umher …

Ein wenig merkt man Carl deWitts Roman die Vorliebe des Autors für Rollenspiele an. Das zeigt sich bereits an der Zusammensetzung der Gruppe:

Garret ist ein hervorragender Bogenschütze. Wie könnte es auch anders sein, wo sein Vater doch der Bogenmacher des Dorfes ist. Abgesehen davon ist er ein begabter Fährtenleser und sehr gut im Verstecken und Davonlaufen. Was keineswegs heißen soll, dass er feige wäre, im Gegenteil. Sein angeborener Sturkopf lässt ihn auch noch im Weglaufen einen Weg finden, sein Ziel trotzdem zu erreichen. Und seine nahezu unentwegt gute Laune stützt massiv die Moral der anderen.

Denn vor allem Argor neigt gelegentlich zu Missmut und Schwarzseherei. Vielleicht liegt es daran, dass er ein Zwerg ist. Auf jeden Fall hat er eine unüberwindbare Abneigung gegen Magie, die ihn gelegentlich mit dem aufgeschlosseneren Garret in Konflikt bringt. Andererseits ist Argor vor allem eines: treu. Und so folgt er seinen Freunden, wenn auch mit wenig Begeisterung, auf einen Maultierrücken, durch die Luft, ja selbst ins Wasser!

Tarlon ist – sehr vereinfacht ausgedrückt – Holzfäller, und schwingt seine Axt mit bemerkenswerter Präzision, nicht nur gegen Bäume. Im Gegensatz zu Elyra ist er der Meinung, dass die Krone Lytars in Beliors Händen keinesfalls Frieden für Lytara bedeuten würde! Er ist der schweigsame Denker der Gruppe, der hauptsächlich mit Beobachten und Zuhören beschäftigt ist.

Elyra ist der widersprüchlichste Charakter. Sie ist eine Halbelfe und als Findelkind bei der Sera Tylane, der Heilerin des Dorfes aufgewachsen. Tod und Schmerzen, die so plötzlich über ihre stille Heimat hereingebrochen sind, haben sie zutiefst entsetzt, sodass sie am liebsten die Krone Lytars den Angreifern überlassen würde, um das alles schnellstmöglich zu beenden. Das hält sie aber nicht davon ab, mit stählerner Entschlossenheit eigenhändig einen Attentäter umzubringen. Elyra handelt ganz aus dem Bauch heraus und verlässt sich dabei völlig auf die Führung durch Mytral, die Göttin, der sie dienen möchte.

Im Großen und Ganzen also ein recht gängiger Charakterentwurf. Immerhin sind die Figuren nicht steif oder hölzern geraten, wenn auch die Szene, in der Elyra sich von Argor und Knorre verabschiedet, ehe sie in den Keller des Staudammes hinuntersteigen, vielleicht ein wenig übertrieben wirkt. Die Personen als solche sind recht sympatisch, nicht nur aufgrund ihrer Eigenheiten, sondern auch durch die Tatsache, dass es unter ihnen keinen echten Anführer gibt. Die Gruppe agiert als Ganzes und ergänzt sich.

Und auch die Nebenfiguren besitzen alle ein paar Eigenheiten, die sie sehr menschlich und damit echt wirken lassen.

Die Handlung dagegen würde ich nicht als typisch für Rollenspiele bezeichnen. Die Suche bedeutet in diesem Fall keine Reise durch die halbe Welt zu irgendeinem Orakel oder Weisen oder Zauberer. Hier bedeutet Suche das Graben in Ruinen, in der Vergangenheit. Die Protagonisten brechen also nicht auf und sind monatelang unterwegs, vielmehr handelt es sich um mehrere kurze Expeditionen in die nähere Umgebung, von denen sie immer wieder in ihr Dorf zurückkehren. Die Handlung bleibt also stets mit dem Ursprungsort verknüpft.

Die Antworten sind allerdings noch sehr bruchstückhaft. Und vorerst bleibt auch die Bedrohung durch die fremden Invasoren noch eher im Hintergrund. Trotz einiger Abenteuer im Verdorbenen Wald – wie dem Kampf mit wilden Hunden, gefräßigen Insekten und ähnlichem – bleibt die Spannung die meiste Zeit auf eher mittlerem Niveau. Die einzelnen Hindernisse werden ein wenig zu glatt und problemlos abgefertigt. Erst gegen Ende zieht der Autor den Spannungsbogen etwas straffer an.

Etwas mehr Ausarbeitung hätte auch die Überlieferung der Lytarer vertragen. Zweimal werden die jungen Leute in den Wald geschickt, um bestimmte Orte zu suchen: den schlafenden Mann und den Turm eines Magiers. Aber niemand erklärt den Freunden, woher das Wissen um diese Orte kommt, zumal die Bibliothek abgebrannt ist! Das Gleiche gilt für die geheime Kammer im Keller des Wirtshauses. Das ist alles noch ein wenig schwammig geraten.

Gut gefallen hat mir die Idee, alles von einem Geschichtenerzähler berichten zu lassen. Die gelegentlichen Einwürfe des Zuhörers waren so eingearbeitet, dass sie nicht störten, und ein paar zarte Andeutungen lassen vermuten, dass auch diese Rahmenhandlung noch von Bedeutung sein wird. Sie macht neugierig …

Überrascht hat mich der Schluss, wo Elyra vom Frieden singt, als wäre die endgültige Schlacht schon geschlagen. Dabei sitzt Belior noch immer in seinem Königreich, und es ist unwahrscheinlich, dass er nach den Ereignissen dieses Buches plötzlich von seiner Suche nach der Krone ablassen wird. Das Ende schreit geradezu nach einer Fortsetzung, wie auch die diversen Andeutungen und unbeantworteten Fragen! Und auch, wenn die Autoreninfo lediglich von einem „weiteren Titel in Arbeit“ spricht, dürfte es sich dabei ziemlich sicher um einen zweiten Band zur „Krone von Lytar“ handeln.

Der Leser kann also getrost davon ausgehen, dass dieses Buch erst der allmähliche Auftakt zu einer größeren Sache war. Immerhin sind der Bösewicht und seine Schergen bisher nur mäßig in Aktion getreten. Die Fortsetzung darf dann, was die Abenteuer angeht, gern noch ein wenig verwickelter werden, und was die Vergangenheit angeht, noch ein wenig fundierter.

Carl A. deWitt ist ein Pseudonym. Der Autor ist gelernter Flugzeugmechaniker mit einem nachfolgenden Studium der Elektrotechnik und Informatik. Tagsüber arbeitet er als Systemprogrammierer, abends restauriert er mit Begeisterung Autos und Motorräder, und nachts schreibt er. „Die Krone von Lytar“ ist sein erster Roman.

Taschenbuch 640 Seiten
ISBN-13: 978-3-939-67404-7

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Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (3 Stimmen, Durchschnitt: 2,33 von 5)

Gößling, Andreas – Faust der Magier

Der kleine Georg Johannes Faust sieht mit seinen blauen Augen und dem blonden Haar zwar aus wie ein Engel, doch um seine Empfängnis rankt sich ein düsteres Geheimnis. Der rohe Küfer, unter dessen Dach er lebt, hält ihn und seine Mutter wie Gefangene, und die Übrigen in Haus und Werkstatt beschimpfen ihn als Teufelsbrut! Gleichzeitig jedoch findet der aufgeweckte Bub heraus, dass der Abt des nahen Klosters Maulbronn offenbar schützend die Hand über ihn hält. Das gibt dem Jungen eine Menge Rätsel auf, die zu lösen er fest entschlossen ist. Doch erst mit fast dreizehn Jahren erfährt er im Kloster Maulbronn die Wahrheit über seine Herkunft.

Um seine Mutter zu schützen und seine Seele zu retten, verspricht er dem Abt Johannes Burrus zu Maulbronn sowie dem Abt Paulus Nigrethius aus Spornstein, ihnen in allem zu gehorchen, was sie von ihm verlangen. Zunächst ist er begeistert von all den Büchern, die er nun studieren darf. Allmählich jedoch erkennt er, dass er sich damit in Teufels Küche gebracht hat – im wahrsten Sinne des Wortes!

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste umfasst Fausts Kinder- und Jugendjahre. Der zweite beginnt bei Fausts erstem Zusammentreffen mit seiner späteren Geliebten Adele, der dritte an dem Punkt, an dem Faust anfängt, im Land umherzureisen.

Gößlings Protagonist ist ein außergewöhnlicher Mensch. Bereits als Kind zeigt sich seine Fähigkeit, Menschen nach seinem Willen zu beeinflussen. Die Macht, die in dem Jungen schlummert, wird von ihm zwar wahrgenommen, aber zunächst nicht verstanden. Am deutlichsten zeigt sie sich, wenn der Junge seine selbstgebastelten Marionetten tanzen lässt. In großer Bedrängnis, vor allem dann, wenn er versucht, seine Mutter oder auch seinen Hund zu schützen, greift er mehr oder weniger bewusst auf das kalte Feuer zurück, das seinen Augen einen so bedrohlichen Ausdruck verleiht, dass alle um ihn herum kuschen.

Mit zunehmendem Alter wird ihm allerdings bewusst, dass er nicht nur gegen seine feindliche Umwelt zu kämpfen hat. Das kalte Feuer in ihm bemächtigt sich seiner Lenden, und der junge Mann ist machtlos dagegen. Wenn er bei seiner Geliebten Adele liegt, stellen sich wüste Visionen ein, die sich später als wahr herausstellen. Faust ist gefangen in Irrungen und Wirrungen von Wähnen und Wollen. Wie eine in einem Netz gefangene Wildkatze kämpft er gegen die Verstrickungen an, die ihn gefangen halten, bis er nach langem Kampf endlich die Oberhand über sein Selbst zurückgewinnt.

Doch der Kampf gegen den Rest der Welt ist damit nicht beendet. Obwohl sich sein Ruf als Magier und Wunderheiler bereits im ganzen Land verbreitet hat und die Menschen ihm nur so zuströmen, ist er in keiner Stadt gern gesehen. Die ortsansässigen Ärzte fürchten um ihre Kundschaft, die Obrigkeit fürchtet die Folgen seines Puppenspiels. Immer wieder wird Faust der Stadttore verwiesen, muss Bußgelder zahlen. Und auch die beiden Äbte Burrus und Nigrethius lassen nicht locker …

Burrus und Nigrethius haben jeweils ein äußerst teures Steckenpferd. Der Abt von Maulbronn hat sich in den Kopf gesetzt, das gesamte Kloster neu zu errichten, und zwar im neuen gotischen Stil. So leicht und luftig wie Schneeflocken sollen seine Gebäude wirken, und sein Baumeister hat alle Mühe, ihn auf den Boden der Statik zurückzuholen. Abgesehen davon jedoch kosten all diese Neubauten Unsummen, die das Kloster eigentlich nicht aufbringen kann. So versucht der Abt, Geld beim Fürsten der Kurpfalz locker zu machen, was allerdings einen Preis hat, der dem Herzog von Württemberg überhaupt nicht gefällt. Aus den Bauern und Leibeigenen des Klosters ist kaum mehr herauszupressen. Also muss das Gold anderweitig beschafft werden …

Der Abt aus Spornstein dagegen hat ein Faible für teure Bücher. Aber Gold ist nicht der eigentliche Grund, warum er sich mit Johannes Burrus zusammengetan hat. Nigrethius will Ansehen und vor allem Macht. Um ihretwillen schreibt er Bücher über nicht existente Kirchenväter, fälscht Urkunden, und um ihretwillen hat er auch den Faust ausgebildet. Er soll ihm Satan persönlich dienstbar machen! Natürlich alles nur zum höheren Ruhme der Kirche. Und wie praktisch, dass man damit seine eigene Seele nicht im Geringsten in Gefahr bringt. Denn es ist ja der Faust, der den Teufel beschwören und ihm seine Seele verkaufen wird!

Obwohl Burrus und Nigrethius neben Faust eine wichtige Rolle spielen, liegt der Schwerpunkt massiv bei Faust. Nach eigener Aussage ging es dem Autor Andreas Gößling darum, in seinem Buch den „Faust als mögliche historische Gestalt lebendig werden zu lassen“. Das ist ihm auf eindrucksvolle Weise gelungen. Die Figur des Faust ist sehr intensiv geschildert, nachvollziehbar und glaubwürdig. Natürlich ist es fraglich, ob der Faust seine außergewöhnlichen Gaben – wie zum Beispiel die Fähigkeit, durch Handauflegung Krankheiten zu erkennen – tatsächlich daher hatte, dass ein Dämon ihn gezeugt hat. Andererseits sind die historischen Quellen zu dieser Person ohnehin äußerst spärlich, und für den Roman ergab diese Vorgabe eine gute Grundlage.

Die Handlung selbst beschränkt sich auf einen relativ engen Rahmen. Fast alles spielt sich in Maulbronn oder Knittling ab. Die Ereignisse auf Fausts Reisen, von denen es im Grunde nur eine kurze und zwei längere gibt, sind relativ knapp gehalten. Und auch die diversen Angriffe auf Faust im Haus des Küfers oder die Hexenverbrennungen in Speyer werden mit relativ wenig Details erzählt. Immer liegt das Hauptaugenmerk darauf, wie Faust mit all diesen Erlebnissen und Erfahrungen umgeht. Darauf geht der Autor umso genauer ein und lässt sich dabei viel Zeit. So viel Zeit, dass es gelegentlich doch zu Längen geführt hat.

Das mag auch daran liegen, dass Gößling sein Buch mit einem Prolog über eine durchaus verzwickte Situation beginnt, die zu einer recht späten Zeit in Fausts Leben gehört. Die ganze Zeit über will der Leser wissen, wie sich diese Situation auflösen wird, muss damit aber bis zum Epilog warten. Das wurde dann irgendwann doch zu einer gewissen Geduldsprobe.

Die Tatsache, dass es in dem Buch massiv um schwarze Kunst geht, führt natürlich auch zu einigem Kopfschütteln. Die damaligen Vorstellungen von Teufelswerken haben einige absonderliche Blüten getrieben, so zum Beispiel die von der weggehexten Mannheit, die als Vögelchen irgendwo in einem Nest hockt. Und auch die Tatsache, dass sogar ein Hund, der das Kind seines Herrn beschützte und durch ein Missverständnis von diesem getötet wurde, als Heiliger verehrt wurde, scheint uns heute ziemlich verrückt, zumal diese Verehrung auf eine Weise erfolgte, die schon wieder hart an der Grenze zur schwarzen Kunst vorbeischrammt.

Was mir mit der Zeit ein wenig auf die Nerven ging, waren die vielen Sexszenen, vor allem in der Zeit, in der Faust verzweifelt versucht, die Herrschaft über seinen eigenen Willen zurückzugewinnen. Zugegebenermaßen waren sie – so wie der Autor seinen Faust und dessen Situation entworfen hat – unvermeidlich. Trotzdem fand ich es irgendwann lästig.

Sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Andreas Gößling schreibt in einem etwas antiquierten Stil, sowohl was Satzbau als auch Vokabular betrifft, ohne dabei gekünstelt oder gezwungen zu wirken. Gewöhnungsbedürftig, aber sehr passend. Das hervorragende Lektorat sorgte dafür, dass der Leser zu keiner Zeit aus diesem ungewöhnlichen Sprachuniversum herausgerissen wird.

Insgesamt fand ich das Buch durchaus sehr interessant. Es wirft einen recht konkreten Blick auf die damalige Chemie, deren erklärtes Ziel die Erlangung des Steins der Weisen war, und streift historische Ereignisse wie die Pest, den Streit zwischen Pfalz und Württemberg und den Unabhängigkeitskampf der Schweizer. Die schwarze Magie verleiht dem Roman einen Hauch von Mystik. Aber vor allem die Darstellung des Faust als Mensch, der sein Leben lang an allen Fronten gegen Hass und Bosheit kämpfen muss, hat mir gut gefallen. Im Hinblick auf diese gelungene Figur und die ungewöhnliche sprachliche Gestaltung seien die gelegentlichen Längen im Handlungsverlauf gern verziehen.

Andreas Gößling ist promovierter Literatur- und Kommunikationswissenschaftler und äußerst bewandert in Mythen und Kulturgeschichte. Außer diversen Sachbüchern in diesem Bereich hat er auch einige Romane geschrieben, die nicht nur in unseren Breiten spielen wie „Faust der Magier“ oder „Der Alchimist von Krumau“, sondern auch in Südamerika, wie „Die Mayapriesterin“ oder „Im Tempel des Regengottes“. Auch Kinder- und Jugendbücher stammen aus seiner Feder, darunter „Tzapalil – Im Bann des Jaguars“ oder „Timmy im Finsterwald“.

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Krock, Jeanine – Venuspakt, Der

Nuriya und ihre Schwestern sind etwas Besonderes: sie stammen von Feen ab. Aber während Estelle und Selena mit ihrem Erbe keine Probleme haben, lehnt Nuriya ihre Magie ab und hat sie im hintersten Winkel ihres Selbst eingemauert. Bis sie auf Kieran trifft. Der gutaussehende Vampir mit der ausgeprägten Aura von Arroganz und Gefährlichkeit bringt einige ungeahnte Wesenszüge in ihr zum Vorschein. Selbstvertrauen gehört allerdings nicht so sehr dazu. Das liegt vor allem an seinem unmöglichen Benehmen, das mal von eisiger Distanz, mal von unterdrückter Leidenschaft geprägt ist.

Was Nuriya nicht weiß: Sie selbst ist eine Auserwählte, vom Feenvolk dazu bestimmt, den Pakt zwischen Feen und Vampiren zu erneuern und so den Frieden zwischen beiden Völkern zu garantieren. Nur dass da einige Feen und Vampire überhaupt keinen Wert auf die Erneuerung des so genannten Venuspaktes legen …

|Charaktere|

Nuriya ist ein etwas widersprüchlicher Charakter. Einerseits ist sie eher schüchtern und wenig selbstbewusst, unter anderem deshalb, weil sie sich zum einen hässlich findet und zum anderen ihre Magie nicht mag, die trotz aller Verweigerung einen Großteil ihres Wesens bestimmt. Andererseits faucht sie wie eine Wildkatze, wenn ihr etwas nicht passt, und liefert sich mit einer Meisterin fernöstlicher Kampfkunst ein ebenbürtiges Duell! Diese Mischung aus Mauerblümchen und trotzigem Kobold entwickelt einen ganz eigenen Charme.

Kieran dagegen fällt fast ein wenig ins Klischee ab. Er ist natürlich überaus sexy, überaus mächtig und überaus dominant. Und natürlich befindet sich unter dieser Machistoschale ein empfindsames und sehr einsames Herz. Was ihn vor dem endgültigen Abschied bewahrt, ist die frei von Kitsch und Pathos erzählte Rückblende auf seine gescheiterte Ehe. Und auch die Darstellung seiner inneren Zerrissenheit im Zusammenhang mit Nuriya ist der Autorin gut gelungen.

Der Bösewichte gibt es diesmal zwei, wobei die eine eher wie ein verzogenes Kind wirkt, obwohl sie die größere Macht von beiden besitzt. Der andere dagegen kann ebenso viel Arroganz und Machogehabe vorweisen wie Kieran, allerdings auf eine weit unangenehmere Art und Weise. Er gehört zu der Sorte Männer, für die die Zurückweisung durch eine Frau automatisch das Recht bedeutet, an allen weiblichen Wesen der Welt grausame Rache zu nehmen. Dabei liegt ihm natürlich in keiner Weise etwas an irgendeiner Frau, sondern lediglich daran, Macht über andere zu haben. Charaktere wie diesen findet man ziemlich häufig.

Die Charakterzeichnung insgesamt kann man durchaus als stimmig und gut bezeichnen, auch wenn Kieran und sein Gegenspieler doch ein wenig arg in derzeit gängigen Schablonen hängen geblieben sind. Durch Rückblicke in die Vergangenheit wurden Gedanken, Gefühle und Handlungsweisen aller wichtigen Figuren nachvollziehbar, die einzelnen Personen haben durchaus ein eigenes Profil.

|Erzählwelt|

Der Hintergrund ist abwechslungsreicher geraten als der Personenentwurf. Jeanine Krock hat der Welt der Vampire eine regelrechte Organisation gegeben, die ein wenig an mafiöse Strukturen erinnert. Es gibt einen Rat, dem sowohl die Gesetzgebung als auch die Gerichtsbarkeit obliegen, für die schmutzige Vollstreckungsarbeit gibt es dann Leute, die man damit beauftragen kann. Die Mitglieder des Rates gehören diversen Clans und Familien an, die unterschiedlich mächtig sind. Was dieses System von der Mafia unterscheidet, ist, dass hier nicht persönliche Bereicherung im Vordergrund steht, sondern die Bewahrung der Existenz der – ja, man könnte sagen: Untergrundgesellschaft. Dazu gehören nicht nur Vampire und Feen, sondern zum Beispiel auch Werwölfe; wobei zu erwähnen ist, dass, obwohl die Feen hier als Vertreter des Lichts auftreten, sie deshalb durchaus nicht alle gut und freundlich sind. Vielmehr entspricht ihre Ausarbeitung eher dem keltischen Vorbild von Wesen, die keine echten Gefühle kennen und sich im Grunde nur um ihre eigenen Belange scheren.

Der geschichtliche Hintergrund dieser Gesellschaft wird nur kurz angerissen, was nicht weiter verwundert, denn die Autorin erzählt ihre Geschichte auf nur 230 Seiten, in denen Nuriya nicht nur erst einmal vom Venuspakt erfahren muss, sondern sich auch noch mit dessen Gegnern herumschlagen und den Kampf gewinnen muss. Trotzdem findet die Autorin Zeit, einige Verwicklungen anzulegen und Nuriya ein paar Dummheiten begehen zu lassen, wie ihre Bewacher an der Nase herumzuführen oder sich einfach heimlich davonzustehlen. Dass eine davon sie letztlich in eine höchst gefährliche Situation bringt, war abzusehen. Das hat nicht nur den Spannungsbogen gestrafft, sondern auch dazu geführt, dass ich mich über die Heldin ziemlich geärgert habe, aber meist ist es eben doch so, dass die Dramaturgie über die Vernunft siegt!

|Insgesamt|

Nun bin ich ja wahrhaftig nicht der Experte, was Vampirromane angeht. Genau genommen war „Der Venuspakt“ mein allererster, und ich habe keine Ahnung, was Liebhaber dieses Genres üblicherweise von ihrer Lektüre erwarten. Ich kann deshalb nur von mir selbst ausgehen und als Anhaltspunkt lediglich die Bücher von Anne Bishop heranziehen, die sich aufgrund ihres düsteren Weltentwurfs am ehesten mit Jeanine Krocks Geschichte vergleichen lassen. Das Ergebnis war, dass „Sebastian“ und der Zyklus der Schwarzen Juwelen mir noch ein bisschen besser gefallen haben. Obwohl ich den „Venuspakt“ wirklich nicht schlecht fand, empfand ich den Erzählstil von Anne Bishop intensiver und eindringlicher, ihre Charaktere lassen sich in keine Schubladen stecken, und ihre Welten sind noch ein gutes Stück ungewöhnlicher als im „Venuspakt“, der im Grunde in unserer Welt spielt, nur eben verborgen im Untergrund.

So ist „Der Venuspakt“ zwar vielleicht nicht der ultimativ geniale Vampirroman, aber er ist in sich stimmig, spannend und interessant zu lesen. Nicht mein absoluter Favorit, aber trotzdem ein sehr gutes Buch.

Was den Verlag angeht, so hat er ein wirklich wunderschönes Cover entworfen, das in diesem speziellen Fall nicht unerheblich zu meinem Interesse am Inhalt beigetragen hat. Das Innenleben war allerdings nicht so toll, was nicht an der erzählten Geschichte lag, sondern am schlechten Lektorat. Da standen Hauptwörter in der Einzahl, obwohl die dazugehörigen Eigenschaftswörter in der Mehrzahl standen, stellenweise fehlten Wörter, ja sogar ganze Teilsätze. Dabei musste das Buch nicht einmal übersetzt werden. Das muss besser gehen.

_Jeanine Krock_ stammt aus Braunschweig und war in den Achtzigern viel in der Punkszene unterwegs, schrieb für Gothic- und Vampir-Fanzines. Sie war viel auf Reisen, war als Kostümbildnerin und in der Modelbranche tätig. Ihre Vorliebe für Vampire, Schottland und verwinkelte Burgen haben sich ebenso wie ihre Kontakte zur Gothic-Szene in ihren Büchern bemerkbar gemacht. Außer „Der Venuspakt“ hat sie den Roman „Wege in die Dunkelheit“ verfasst sowie an diversen Anthologien mitgeschrieben.

Autorin


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Fallon, Jennifer – Herrscher des Throns (Die Chroniken von Hythria 3)

Band 1: [„Erbin des Throns“ 2877
Band 2: [„Ritter des Throns“ 3327

Mahkas Strafexzess am Ende des zweiten Bandes hat tiefe Narben hinterlassen. Leila ist tot, und Starros‘ Leben konnte Damin nur deshalb retten, weil er Starros‘ Seele an Dacendaran verkauft hat, wovon Starros überhaupt nicht begeistert ist. Leilas Mutter Bylinda ist seit dem Tod ihrer Tochter nur ein Schatten ihrer selbst, und Mahkas kann nur noch leise krächzen, weil Damin ihm aus purem Zorn über Mahkas Tat den Kehlkopf eingedrückt hat, was selbst Rorin mithilfe der Magie nicht ganz heilen konnte. Jetzt vermutet der Regent von Krakandar hinter allem und jedem eine Verschwörung. Damins Vetter Xanda, der versprochen hat, während Damins Abwesenheit ein Auge auf Krakandar zu haben, absolviert täglich einen gefährlichen Balanceakt …

Marla hat derweil beschlossen, dass Alija Aarspeer mit der Vernichtung Elezaars endgültig eine Grenze überschritten hat! Doch um Alija endgültig zu vernichten, ist sie erneut auf die Dienste der Mördergilde angewiesen. Allerdings bedeutet die Tatsache, dass sie bereits ihren ersten Auftrag an den Raben nicht nur mit Geld bezahlt hat, sondern auch mit dem Versprechen, einen ihrer Söhne zur Ausbildung in die Mördergilde zu geben, eine ungünstige Verhandlungsposition. Denn bisher hat sie dieses Versprechen nicht erfüllt. Und derjenige, der über die Einlösung dieses Versprechens entscheidet, ist einer der gefährlichsten Männer in ganz Groenhaven, und das nicht nur, weil er Alija Aarspeers Liebhaber ist …

Um es gleich vorweg zu sagen: Jennifer Fallon hat mit „Herrscher des Throns“ einen furiosen Abschluss ihrer Chroniken von Hythria abgeliefert!

Der einzige neue Charakter von Bedeutung wird bereits im zweiten Band der Trilogie erwähnt, erhält aber erst jetzt einen Namen und ein eigenes Profil. Galon Miar, der zukünftige Rabe der Mördergilde, ist geheimnisvoll, gutaussehend, intelligent, brutal und unerträglich selbstsicher. Dazu hat er allen Grund, denn er versteht sich nicht nur auf das Geschäft des Tötens, sondern auch auf das der Politik! Nicht, dass er aus politischen Gründen bei den Plänen der beiden Rivalinnen Marla und Alija mitspielt, schließlich gehört es zu den Prinzipien der Gilde, sich aus der Politik streng herauszuhalten. Aber das Spiel um Lug, Trug und Verrat beherrscht er perfekt.

Die Autorin beschreibt ihren Neuzugang vor allem aus Sicht von Marla Wulfskling. Die Wirkung von Galons Ausstrahlung auf die sonst so harte und ungerührte Marla verstärkt die Intensität der Beschreibung zusätzlich und macht Galon dadurch zu einem der gelungensten Charaktere des ganzen Zyklus, obwohl er erst so spät auftaucht.

Nicht, dass dieser Neuzugang unbedingt nötig gewesen wäre. Bei ihrem letzten Duell ziehen Alija und die bisher eher defensive, zurückhaltende Marla alle Register. Außerdem beteiligt sich nun auch Kalan am Kampf gegen Alija, auf eine Weise, die nur zu deutlich zeigt, wessen Tochter sie ist. Galon ist bei diesem Schlagabtausch sozusagen ein exotisches Gewürz, das der Suppe zusätzliche Schärfe verleiht.

Auch der Handlungsstrang um Krakandar bringt deutlich mehr Spannung als im Vorgängerband. Mahkas‘ Wahn wurde durch die von Damins Zornausbruch ausgelöste Paranoia noch schlimmer, und auch Bylinda wandelt durch das Schloss wie ein Geist und redet unverständliches Zeug. Luciena, Xandas Frau, fürchtet um die Kinder, vor allem um ihre Tochter Emilie, die Mahkas immer öfter mit Leila verwechselt. Obwohl die Handlung in Krakandar sich im Grunde kaum bewegt, sorgen Mahkas unberechenbare Grausamkeit und die Angst der übrigen Schlossbewohner für regelrechte Beklemmung, die mit jeder Szene wächst und sich erst löst, als Damin nach Krakandar zurückkehrt. Und obwohl abzusehen war, dass Mahkas ein unangenehmes Ende finden würde, gelingt es der Autorin, den Leser zu guter Letzt doch noch zu überraschen.

Der dritte Handlungsstrang um den Krieg am Witwenmacherpass bietet die meiste Bewegung. Damin hat alle Hände voll zu tun. Nicht nur damit, einen Schlachtplan gegen die Fahrdonjer aufzustellen, denen er zahlenmäßig unterlegen ist. Er muss auch mit dem unfähigen Terin Löwenklau zurechtkommen, seinen Großonkel Lernen bei Laune halten, den ihm Alija auf den Hals gehetzt hat, und seinen Bruder Narvell an die Kandare nehmen, der zu diesem höchst ungünstigen Zeitpunkt mit einem von Terins Adligen einen Streit um dessen Frau vom Zaun gebrochen hat. Hier gibt es nicht nur die meisten Turbulenzen, sondern auch den größten Anteil an trockenem Humor, der aus Damins Charakter und seiner guten Beziehung zu Tejay Löwenklau resultiert.

Außerdem hat Jennifer Fallon den Zyklus gekonnt an die Vorläufertrilogie angeschlossen. Weil sie sich dabei auf Andeutungen beschränkt hat – vor allem in den Gesprächen mit dem Kriegsgott Zegarnald und den kurzen Sequenzen, in denen Adrina von Fahrdonja auftaucht -, wirkt die Anknüpfung leicht und unauffällig.

Ein gelungener Abschluss der Trilogie also. Die es außerdem geschafft hat, sich verglichen mit dem Debüt der Autorin noch zu steigern, und zwar beträchtlich. Das Sahnehäubchen bildet das hervorragende Lektorat, das so gut wie fehlerfrei war. Prädikat: Sehr lesenswert!

_Jennifer Fallon_ stammt aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen: Unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Die |Dämonenkind|-Trilogie war ihre erste Veröffentlichung. Außerdem stammt die Trilogie |Second Sons| aus ihrer Feder. Und der nächste Zyklus |Tide Lords| ist bereits in Arbeit, Anfang des Jahres erschien der erste Band in Australien unter dem Titel „The Immortal Prince“.

http://www.jenniferfallon.com/
http://www.heyne.de

|Ergänzend:|

[„Kind der Magie“ 1328 (Dämonenkind Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (Dämonenkind Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (Dämonenkind Band 3)

Trugenberger, Luca – Siegel des Schicksals, Das (Die Wege des Drachen 2)

Buch 1: [„Der magische Dorn“ 3227

Nachdem Damlo sich am Ende des ersten Bandes entschlossen hat, nicht nach Hause zurückzukehren, sondern den Zwergen Clevas und Irgenas zum weißen Turm von Belsin zu folgen, ist er erst einmal ziemlich erleichtert. Doch diese Erleichterung weicht schon bald der Reue, als die drei von einer Horde Orks angegriffen und getrennt werden. Auf sich allein gestellt, fährt Damlo weiter, um an einem vereinbarten Treffpunkt auf die Freunde zu warten. Sie kommen nicht!

Schließlich muss Damlo sich eingestehen, dass sie wahrscheinlich nicht überlebt haben, und dann verhindert ein Überfall auf die Brücke auch noch, dass Damlo den Riguario überquert. Niedergeschlagen schließt Damlo sich einigen Kaufleuten an, die ebenfalls nach Süden wollen und sich anschicken, die Brücke zu umgehen. Das bedeutet einen enormen Umweg über die Hauptstadt Eria, die kurz vor dem Bürgerkrieg steht …

_Die Riege der Personen_ hat sich nur wenig ausgeweitet.

Zum einen wäre da Ticla zu nennen, die Tochter des Regenten von Eria. Ein vorwitziges, temperamentvolles junges Mädchen, das heimlich Fechtunterricht nimmt und auf Säulen und Fassadensimsen herumklettert, um Ratsversammlungen zu belauschen. Dem hohen Priester Ijssilien hat sie eine Horde roter Waldameisen ins Priestergewand gesteckt, weil er sie wegen ihres Verhaltens getadelt hat.

Ijssilien ist einer dieser bigotten Kerle, die vor allem deshalb so streng auf sittliches Verhalten weiblicher Personen achten, damit sie sich nicht eingestehen müssen, dass sie selber geile Böcke sind, sondern im Zweifelsfall die Schuld immer auf das „unsittliche“ Benehmen der Frau schieben können. Abgesehen davon lässt er sich auch sonst vor allem von seinem besonderen Hass auf Ticla leiten, ohne auch nur einen Funken Verstand an die politischen Folgen seiner kleinlichen Intrigen zu verschwenden.

Außerdem taucht ein Mann namens Norzak von Suruwo auf. Schon bald ist klar, dass es sich hier um einen Diener des Schattens handelt, und zwar um einen hochrangigeren als die schwarzen Degen. Offiziell als neutraler Beobachter am Hof von Eria, intrigiert er ganz kräftig gegen den Regenten, denn der Erste Diener des Schattens will einen Bürgerkrieg, was Norzak selbst lieber vermeiden würde. Er will nur den Regenten loswerden und selbst herrschen. Dumm nur, dass der Erste Diener außer dem Bürgerkrieg auch noch die geheime Ladung auf dem Karren der Zwerge haben will, und Norzak ihm diese trotz aller Mühe bisher nicht besorgen konnte …

Die übrigen Neuzugänge – wie die Kaufleute, denen Damlo sich anschließt, oder auch Ticlas Vater – bleiben eher unscheinbare Randfiguren und verschwinden recht bald wieder in der Versenkung.

_Die Handlung_ ist ein wenig komplexer geworden als im ersten Band, wo der Handlungsstrang sich nur teilte, wenn Damlo vorübergehend nicht mit seinen Begleitern zusammen war. Durch die Ausweitung des Blickwinkels auf die Geschehen in Eria sind die Handlungsstränge um Ticla und Norzak dazugekommen, von denen zumindest Letzterer dem Zyklus auch langfristig erhalten bleiben dürfte. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf Damlo, was zu einem recht ungewöhnlichen Schlenker im Erzählverlauf führt, denn erst, als Damlo in Eria Nachricht über den Verbleib seiner Freunde erhält, wird rückblickend deren Schicksal nach der Trennung von Damlo erzählt.

Während dieser kurze Ausflug in die Rückblende nur wenig stört, ist der Anfang des Buches ein wenig holperig geraten. Die Erzählung setzt nahtlos und unmittelbar an das Ende des ersten Bandes an. Nachdem Damlo sich entschieden hat weiterzureisen, will er ins Schloss zurückkehren, um seinen Freunden seine Entscheidung mitzuteilen, was gar nicht so einfach ist, da die Wachen ihm nicht glauben, dass er dort erwartet wird. Ziemlich ausführlich wird geschildert, wie Damlo die Wachen und Diener überlistet, um an sein Ziel zu gelangen, nur um fast unmittelbar darauf bereits mit den Zwergen wieder unterwegs zu sein. Ein Bezug zwischen diesen beiden Punkten fehlt völlig.

Offenbar wollte der Autor dem Leser auf diese Weise den Wiedereinstieg in die Handlung erleichtern, denn die Anfangspassage im Schlosspark ist mit Erinnerungen an wichtige Ereignisse des ersten Bandes gespickt. Dadurch wirkt sie allerdings etwas bemüht, und auch der Übergang zur eigentlichen neuen Handlung kommt zu abrupt, um glatt und flüssig zu wirken. Dazu kommt, dass die Einleitung der weiteren Entwicklungen in diesem Band wenig elegant da zu offensichtlich daherkommt. So hatte ich im Gegensatz zum ersten Band diesmal ein wenig Mühe, mich einzulesen.

Danach las sich das Buch mühelos. Die Handlung ist diesmal weniger turbulent gestaltet. Nach der Schlacht mit den Orks tut sich zunächst eine ganze Weile nichts, was vor allem daran liegt, dass Damlo zum einen zu ängstlich und zum anderen zum Kämpfen gar nicht ausgebildet ist. Ein großer Teil des Buches entfällt auf Damlos alleinige Weiterfahrt bis zur Riguario-Brücke und seine Reise mit den Kaufleuten bis Laria. Eine ziemlich ereignislose Zeit – abgesehen von der kurzen Schlacht auf der Brücke, an der Damlo allerdings nur als Beobachter teilgenommen hat – und der Autor nutzt dies, um sich ausführlich Damlos Innenleben zuzuwenden. In dieser Erläuterung von Damlos Seelenzustand hört man deutlich den Psychologen sprechen. Damlos Tun wird dadurch zwar nachvollziehbar, die Darstellung bleibt aber zu trocken, um mehr als den Verstand des Lesers zu erreichen.

Wirklich lebendig wird es erst wieder, als Damlo sein Geld geklaut wird und er anfängt, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Als er schließlich nach Eria kommt und dort unversehens gleich in zwei unterschiedliche Intrigen hineingerät, nimmt die Geschichte endlich Fahrt auf.

_Ich muss sagen_, dass ich „Das Siegel des Schicksals“ nicht ganz so gut fand wie „Der magische Dorn“. Dadurch, dass Damlo diesmal hauptsächlich ohne die Zwerge und Uwain unterwegs ist, blieb zwar viel Gelegenheit, auf eigenen Beinen zu stehen, dafür fehlten mir das kauzige Gekabbel der Zwerge und der ironische Witz des Halbelfen. Auch wollten sich diesmal die einzelnen Bestandteile der Handlung nicht so gleichmäßig ineinander fügen, wie das noch beim ersten Band der Fall war. Zu offensichtlich wurden die einzelnen Häppchen dargeboten, die zur – zugegebenermaßen interessanten – Lösung des Rätsels um Damlos besondere Natur und seine Fähigkeiten führten. Irgendwie wirkte alles etwas zu bemüht, die Leichtigkeit, mit der beim ersten Band noch äußere Handlung und innere Entwicklung des Helden zu einer Einheit zusammenflossen, fehlte hier. Schade.

Bleibt zu hoffen, dass sich das beim dritten Band wieder ändert. Schließlich gibt es ja noch einiges zu tun: den Belsin zu erreichen, den Ersten Diener herauszufinden und unschädlich zu machen, und vor allem Damlos Magie beherrschen zu lernen.

_Luca Trugenberger_ lebt in Italien. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er einige Zeit als Schauspieler, um dann doch wieder zur Medizin zurückzukehren. Heute ist er in Rom als Psychotherapeut tätig, doch die künstlerische Ader ist immer noch vorhanden. „Der magische Dorn“ war sein erster Roman und sofort erfolgreich. Der dritte Band des Zyklus erscheint im Januar 2008 unter dem Titel „Der Angriff der Schatten“.

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Berkeley, Jon – gestohlene Lachen, Das (Die unglaublichen Abenteuer von Miles und Little 1)

Miles lebt schon seit drei Jahren in einem leeren Weinfass auf dem Hügel oberhalb von Larding, einem kleinen, verschlafenen Provinzstädtchen. Eines Nachts taucht ein merkwürdiger Zirkus in Larding auf, der nur von Miles bemerkt wird, denn er kommt mitten in der Nacht und ganz still und heimlich!

Neugierig schleicht sich Miles am nächsten Tag in die Vorstellung, nur um hochkant hinausgeworfen zu werden. Aber immerhin hat er mitbekommen, dass die kleine Artistin nur deshalb nicht abgestürzt ist, weil sie … Flügel hat! Und offenbar wird sie gefangen gehalten, denn kaum hat sie die Manege verlassen, wird sie gefesselt und eingesperrt!

Für Miles ist es selbstverständlich, dass er die Kleine rettet. Und das ist der Anfang eines erstaunlichen Abenteuers …

Jon Berkeley hat seine Geschichte mit ein paar _skurrilen Gestalten_ bevölkert:

Miles ist davon noch der normalste. Abgesehen davon natürlich, dass er bereits siebenmal aus dem Waisenhaus ausgebüchst ist. Ein Ausreißer wie er kann selbstverständlich hervorragend rennen. Aber Miles hat es nicht nur in den Beinen, sondern auch im Köpfchen. Und vor allem gibt er nicht so leicht auf, selbst dann nicht, wenn er erwischt wurde und man meinen könnte, dass er jetzt so richtig tief in der Tinte sitzt!

Little, die kleine Artistin, ist eigentlich ein Liedengel, der nur deshalb auf der Erde gelandet ist, weil er seine neugierige Nase zu weit vorgestreckt hat. Aber obwohl es im Himmel vor allem Pflicht und Treue gibt, und Freundschaft eher ein Fremdwort ist, geht sie nicht einfach nach Hause, sondern hilft Miles bei der Rettung seines gestohlenen Teddybären namens Mandarine. Abgesehen davon ist Little ein richtiger kleiner Sonnenschein, immer fröhlich, immer munter und mit einem ungewöhnlichen Blick für die kleinen Details des Lebens ausgestattet.

Als wäre ein leibhaftiger Engel nicht schon ungewöhnlich genug, gibt es auch noch Lady Partridge, eine äußerst beleibte alte Dame, die früher mit einem großen Erfinder verheiratet war. Leider hatten dessen Erfindungen die Angewohnheit, höchst unangenehme Nebenwirkungen zu entfalten, weshalb die Lady nach dem Tod ihres Gatten ihr gesamtes Vermögen in Schadensbegrenzung investierte. Nun lebt sie auf dem Grundstück ihrer verfallenen Villa in einem Baumhaus, umgeben von einem Berg von Trödel und hundert Katzen. Bei ihr hat Miles Lesen gelernt, aus einem Lexikon, weshalb er jetzt über fast alles Bescheid weiß, das einen Anfangsbuchstaben von A bis R hat.

Der ulkigste Kerl aber ist Bolzenglas von Arabien, ein blinder alter Mann, der früher Weltreisender war, jetzt aber in einem kleinen Dorf lebt und Apfelgelee mit Thymian verkauft. Sein fehlendes Augenlicht kann ihn allerdings nicht davon abhalten, noch immer mit einem Säbel herumzufuchteln und erstaunlicherweise auch sehr genau dabei zu zielen und zu treffen! Und seine Zunge ist mindestens genauso treffsicher wie sein Säbel!

Der Bösewicht ist natürlich der Zirkusdirektor, der die kleine Little gefangen gehalten hat. Das ist aber nicht sein eigentliches Kapitalverbrechen. Bis Miles und Little herausfinden, was dieser Kerl tatsächlich vorhat, müssen sie bis in die Großstadt reisen, in den Palast des Lachens.

Aber nicht nur die Charaktere sind drollig, auch die Sprache ist mit einem trockenen, augenzwinkernden Humor ausgestattet, der nicht mal durch den kleinsten Rechtschreibfehler getrübt wird.

_Die Handlung_ ist nicht übermäßig kompliziert geraten, aber trotzdem spannend gestaltet, angefangen bei Miles‘ Verfolgung, nachdem er Little befreit hat, über all die Verwicklungen mit den Straßenbanden der Großstadt bis hin zum Geschehen im Palast des Lachens. Der Leser ist abwechselnd mit Schmunzeln und Mitfiebern beschäftigt. Dabei wirken selbst die unwahrscheinlichsten Ereignisse niemals gekünstelt. Selbst der unglaubliche Zufall, dass sich genau vor Miles‘ Nase die gesuchte Tür befindet, deren Versteck nur zufällig entdeckt wird, ist so natürlich und locker beschrieben, dass der Leser im schlimmsten Fall nachsichtig schmunzelt.

_Mit anderen Worten:_ „Das gestohlene Lachen“ ist ein liebenswertes und spannendes Buch für Kinder ab zehn Jahren. Es ist leicht nachvollziehbar, lustig geschrieben und bietet Charaktere, mit denen die jungen Leser sich gut identifizieren können. Grausamkeiten und Blutvergießen fehlen völlig, und selbst der Zero, ein behaartes, kicherndes Ungeheuer, scheint eher bemitleidenswert als erschreckend. Und zu guter Letzt gibt die Geschichte ein paar Gedanken über das Lachen mit auf den Weg.

_Fazit:_ sehr empfehlenswert.

_Jon Berkeley_ stammt aus Dublin und lebt in Katalonien. Nach zwanzigjähriger Tätigkeit als Illustrator ist „Das gestohlene Lachen“ sein erster Roman. Der zweite Band der Serie „The Tiger’s Egg“ erscheint im September dieses Jahres erst einmal auf Englisch.

http://www.ravensburger.de/

William Nicholson – Sucher (Der Orden der Edlen Krieger I)

Sucher ist nicht gerade glücklich über seine Zukunftsaussichten. Sein Vater hat vorgesehen, dass Sucher als Jahrgangsbester die Schule abschließen und seinem Vater irgendwann auf den Posten des Schuldirektors folgen soll. Dabei wäre Sucher viel lieber ein Noma, einer vom Orden der edlen Krieger. Als sein Bruder Flamme vom Orden wegen Verrat ausgestoßen wird, beschließt Sucher, sich seinem Vater zu widersetzen und in den Orden einzutreten, um den Grund für diese Ungerechtigkeit herauszufinden. Doch der Orden lehnt ihn ab.

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Laura Gallego García – Finis mundi oder Die drei magischen Amulette

Michel ist um Haaresbreite der Zerstörung seines Klosters entgangen. Gerettet hat er außer seinem Leben nur eine kostbare Handschrift mit Kommentaren zur Apokalypse und, was weit wichtiger ist, ein paar lose Blätter mit der Niederschrift eines alten Einsiedlers aus Thüringen. Die Niederschrift besagt, dass zum Jahrtausendwechsel die Welt untergehe. Es sei denn … jemand finde die drei Achsen der Zeit, bringe sie zusammen und rufe den Geist der Zeit an, um der Menschheit weitere tausend Jahre Frist zu erflehen, in der sie sich zum Besseren verändern könne!

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