Der siebzehnjährige Waisenjunge Arian arbeitet in der Spektakelschau seines Ziehvaters als Artist und Puppenspieler. Seine ungewöhnlichen Fähigkeiten kommen ihm dabei zugute. Allerdings besitzt er außer denjenigen, die er regelmäßig nutzt, auch noch ein paar, von denen er nichts weiß. Und diese letzteren sind der Grund, warum an einem schönen Sommertag die Begegnung mit einem alten Franzosen Arians Leben vollkommen durcheinanderbringt …
Wie der Leser es von Ralf Isau gewohnt ist, hat der Autor sehr gründlich recherchiert. Historischer Hintergrund ist die französische Revolution, doch obwohl die Ereignisse dort eine nicht unerhebliche Rolle spielen, findet die Handlung nur teilweise in Frankreich statt. Durch seine Erzählung hat der Autor den historischen Ereignissen eine ganz eigene Interpretation gegeben, was einen großen Teil ihres Charmes ausmacht.
Der andere Teil, der fasziniert, ist das phantastische Grundgerüst.
Morpheus, in der griechischen Mythologie Sohn der Nacht und des Schlafes und Gott der Träume, besitzt die Fähigkeit, jegliche Gestalt anzunehmen. Ralf Isau hat dies umgearbeitet in die Fähigkeit, mit anderen Geschöpfen den Körper zu tauschen. Dies schließt auch Tiere ein und eröffnet damit nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, zumal Morpheus nicht der Einzige ist, der über dieses Können verfügt. Dazu kommt noch, dass die sogenannten Körpertauscher nicht nur in der Lage sind, einen fremden Körper zu übernehmen, sie können auch die darin lebende Seele vereinnahmen. Das ist der Grund, warum Arian sie als Seelendiebe bezeichnet.
Unnötig zu erwähnen, dass solche Fähigkeiten nicht nur eine immense Machtfülle bedeuten, sondern auch eine unbegrenzte Lebensspanne für den Körpertauscher, sofern er nicht durch Einwirkung von Gewalt zu Tode kommt, ehe er in einen anderen Körper wechseln kann.
Band 1: „Flüsternder Sand“
Band 2: „Trügerisches Licht“
Band 3: „Brennender Wind“ (15.07.2013)
Ligea hat trotz ihrer Liebe zu Temellin und obwohl sie ein Kind von ihm erwartet auf ihr Geburtsrecht, die Herrschaft über Kardiastan, verzichtet und ist nach Tyrans zurückgekehrt. Sie will sich nicht nur persönlich am Exaltarchen Bator Korbus und seinem Vorsteher Rathrox Ligatan rächen, sie will ganz Tyrans umkrempeln: die Sklaverei abschaffen, die eroberten Provinzen in die Freiheit entlassen … ein Mammutprojekt, und teuer obendrein! Sie muss schnell sein, denn sobald Favonius‘ Nachricht von den Ereignissen in der Illusion Tyr erreicht, wird der Exaltarch versuchen, ihren Besitz zu beschlagnahmen. Doch ihr Vermögensverwalter ist gar nicht glücklich über Ligeas Pläne …!
Tatsächlich ist Ligeas Vorhaben eigentlich kaum in die Tat umzusetzen. Zwar ist Ligea realistisch genug, um langfristig zu denken, gleichzeitig ist das aber auch das größte Manko des Plans, worauf ihr designierter General Gevenan sie gleich zu Beginn hinweist. Glenda Larke – Trügerisches Licht (Der Bund der Illusionisten 2) weiterlesen →
Die junge Claudia führt ein privilegiertes Leben in einem großen Herrenhaus mit Dienstboten, kostbaren Kleidern und einem eigenen Pferd. Ihr Vater ist einer der mächtigsten Männer des Reiches, der Hüter von Incarceron. Leider hat er sich in den Kopf gesetzt, seine Tochter mit dem Kronprinzen Caspar zu verheiraten, den Claudia auf den Tod nicht ausstehen kann. Sie ist wild entschlossen, diese Heirat zu verhindern!
Finn gehört zu einer Bande von Kriminellen, aber er fühlt sich dort nicht wohl. Seine Erinnerungen reichen lediglich drei Jahre zurück, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er in einer Zelle Incarcerons aufgewacht ist. Doch er hat immer wieder Visionen, im Traum suchen ihn Erinnerungsfetzen heim. Finn ist überzeugt davon, dass er von Außerhalb stammt. Als eine Frau die Tätowierung an seinem Handgelenk erkennt, hat er zum ersten Mal eine Spur, die vielleicht zu den Antworten auf seine vielen Fragen führt …
Nach der Lektüre dieses Buches musste ich eine Weile überlegen, wie ich es wohl einordnen soll. Der Verlag führt es offenbar unter Fantasy. Ich persönlich tendiere aber eigentlich eher dazu, es unter Science-Fiction einzuordnen. Zu diesem Schluss kam ich, nachdem ich „Incarceron“ mit dem Dornen-Zyklus verglichen habe. Beide spielen in einer Welt, die die unsere sein könnte, allerdings nach einer Katastrophe globalen Ausmaßes. Beide enthalten Begriffe aus unserer aktuellen Realität oder zumindest Analogien dazu, und in beiden müssen die Protagonisten mit den widrigen Bedingungen fertigwerden, die Folge der Katastrophe sind. Was den Dornen-Zyklus für mich ins Genre der Fantasy rückt, ist der Aspekt der Necromantie. Ein solch phantastisches Element fehlt in „Incarceron“. Hier gibt es keine Magie, keine phantastischen Wesen, überhaupt nichts Übernatürliches. Nur Technik.
April hat es nicht leicht. Sie ist in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, ohne eine Mutter und mit einem Vater, der sie ausbeutet und misshandelt. Cassiopeia dagegen ist eine Senatorentochter, reich und privilegiert. Beide wurden bei ihrer Geburt auserwählt. Aber keines der beiden Mädchen weiß davon. Bis die Mächte der Welt den ersten Zug in der letzten Runde ihres Spiels machen …
So unterschiedlich wie ihre Lebenssituation sind auch die Mädchen selbst.
Band 1: „Prinz der Dunkelheit“
Band 2: „König der Dunkelheit“
Band 3: „Emperor of Thornes“ (noch ohne dt. Titel)
Jorg hat Rache genommen und die Burg seines Onkels erobert. Er ist jetzt König des Hochlands. Aber damit ist die Sache für ihn noch nicht zu Ende. Denn als er Fürst Orrin vom Pfeil begegnet, der sich mit der größten Selbstverständlichkeit für den künftigen Kaiser des wiedervereinten Reiches hält, fühlt Jorg sich herausgefordert …
Mit dem zweiten Band der Trilogie habe ich mich um einiges schwerer getan als mit dem Ersten.
Jorg erzählt noch immer in der Ich-Form, auf dieselbe, schnörkellose Art wie zuvor, und auch diesmal gibt es zwei Handlungsstränge, von denen einer die endgültige Konfrontation mit Orrin vom Pfeil beschreibt, während die andere erzählt, was vier Jahre zuvor geschah. Unnötig zu erwähnen, daß in dem zeitlich vorgelagerten Erzählfaden sämtliche Weichen für den Showdown gestellt werden.Mark Lawrence – „König der Dunkelheit“ (The Broken Empire 2) weiterlesen →
Band 1: „Flüsternder Sand“
Band 2: „Trügerisches Licht“
Band 3: „Brennender Wind“ (Juli 2013)
Ligea stammt aus Kardiastan, kam aber in so jungen Jahren nach Tyrans, daß sie sich an ihr Geburtsland so gut wie nicht erinnern kann. Obwohl sie bemüht ist, sich den Gepflogenheiten ihrer Umwelt anzupassen um dazuzugehören, gelingt ihr das bestenfalls oberflächlich. Trotzdem liebt sie Tyrans, das sie als ihre Heimat betrachtet. Bis ihr Vorgesetzter sie völlig unerwartet auf eine Mission in eines der eroberten Gebiete schickt … Kardiastan!
Jillan ist dreizehn Jahre alt und steht damit kurz vor der geheimen Zeremonie, die ihn zum Erwachsenen machen wird. Doch obwohl er sich alle Mühe gibt, wie alle anderen zu sein, ist er doch ein Außenseiter, der von seinen Mitschülern verhöhnt und gehänselt wird. Als es im Rahmen einer erneuten Auseinandersetzung zu einem Toten kommt, flieht Jillan aus seiner Heimatstadt, aber es ist bereits zu spät! Er hat die Aufmerksamkeit des Heiligen Azual erregt … und auch noch die einiger anderer!
Adam J. Dalton bezeichnet seine Fantasy selbst als metaphysisch und düster. Damit hat er nicht einmal unrecht, abgesehen davon ist zumindest dieser erste Band seines neuen Zyklus auch noch abstoßend, nichtssagend und gegen Ende zunehmend nervtötend.
Fangen wir mit dem Aspekt „nichtssagend“ an. Ich gebe zu, dieses Adjektiv trifft nicht auf das gesamte Buch zu, sondern nur auf die Bösewichte. Leider stellen sie fünfzig Prozent aller Charaktere.
Miranda Lyonette wurde vom Rektor Spiritualis, dem Obersten des Magierordens, nach Allaze gesandt, um Eli Monpress dingfest zu machen, einen gewitzten Dieb, der im Verdacht steht, ein überaus mächtiges und gefährliches magisches Artefakt stehlen zu wollen. Doch als Miranda die Stadt erreicht, ist es schon zu spät: Eli Monpress hat den Diebstahl bereits durchgeführt. Allerdings hat er nicht, wie erwartet, das Artefakt gestohlen, sondern … den König!
Im Grunde ist Eli Monpress ja ein ganz charmanter Kerl. Er ist höflich, stets gut gelaunt und hat im Großen und Ganzen das Herz auf dem rechten Fleck. Sein Ehrgeiz, das auf seinen Kopf ausgesetzte Kopfgeld auf die schwindelerregende Höhe von einer Million Goldmark zu treiben, fand ich allerdings schon etwas eigenartig.
Auch Miranda Lyonette ist sympathisch. Sie ist mutig, resolut und besitzt ein ziemlich ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein.
Band 1: „Die Lieder der Erde“
Band 2: „Die wilde Jagd“
Band 3: „The Raven’s Shadow“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „The Dragon House“ (noch ohne dt. Titel)
Teia ist ein junges Mädchen aus dem Wolfsclan, und sie steckt in ziemlichen Schwierigkeiten, denn sie ist den ehrgeizigen Zielen der Clansprecherin Ytha in die Quere geraten. Das allein wäre schon bedrohlich genug, aber Teia ist außerdem eine Seherin. Und sie hat gesehen, welche Folgen die Umsetzung von Ythas Plänen nach sich ziehen würde …
Gair kann seit Ayshas Tod an nichts anderes als Rache denken. Um ihn abzulenken, schleppt Alderan den Jungen gegen dessen Willen auf seine Suche nach dem Verbleib der Sternensaat mit. Ausgerechnet nach Gimrael, Ayshas Heimatland …
Vor fünf Jahren hat Anna entdeckt, dass in dem Labor ihres Vaters im Keller vier Jungen eingesperrt sind. Seither hat sie sich nahezu jede Nacht in den Keller geschlichen. Inzwischen betrachtet sie Sam, Trev, Cas und Nick quasi als Teil der Familie.
Doch als die vier eines Tages überraschend abgeholt werden sollen, überschlagen sich die Ereignisse, und plötzlich befindet sich Anna auf der Flucht …!
Salopp könnte man sagen, „Escape“ ist die Jugendvariante der Bourne-Identity. Allerdings muss man auch dazusagen, dass der Text stellenweise für ab 13-Jährige ganz schön starker Tobak ist, zum Beispiel, wenn Annas Gegenüber durch einen Kopfschuss getötet wird, und sich dabei Blut und Hirnmasse auf Annas T-Shirt verteilen.
Nach den Ereignissen des ersten Bandes sind Locke und Jean in Tal Verrar gelandet. Wie alle Städte verfügt auch diese über eine unermesslich reiche und dekadente Oberschicht, allerdings besteht sie hier aus Kaufleuten, nicht aus Adligen. Kein Grund für Locke, hier keinen großen Coup durchzuziehen. Bis er feststellen muss, dass die Soldmagier auf die Verstümmelung eines der ihren genauso rachsüchtig reagieren wie auf seinen Tod …
Bedingt durch den Ortswechsel sind natürlich außer Locke und Jean sämtliche Charaktere neu.
Requin ist Chef des Sündenturms, des exclusivsten Spielcasinos der Stadt, abgesehen davon verfügt er über Spitzel und Schlägerbanden überall in der Stadt. Obwohl er sich im Grunde nicht in Politik einmischt, ist es kein Geheimnis, dass er mit den Stadträten, den Priori, sympathisiert. Abgesehen davon ist er dafür bekannt, ein Liebhaber von Antiquitäten zu sein.
Stragos ist der Archont, der militärische Oberbefehlshaber von Tal Verrar, und der politische Rivale der Priori, ein ehrgeiziger, rücksichtsloser Mistkerl, der es für ein erstrebenswertes Ziel hält, selbst die Natur durch ausgeklügelte Maschinen der Kunsthandwerker aus Tal Verrar zu ersetzen.
Und dann wäre da noch Zamira Drakasha, die Kapitänin der |Giftorchidee|, intelligent, tough und eine hervorragende Anführerin. Sie hat bereits eine schmerzhafte Niederlage gegen Stragos‘ Marine einstecken müssen, und obwohl sie sich seither von Tal Verrar fernhält, heißt das nicht, dass sie es ihm nicht liebend gerne heimzahlen würde.
Die Charakterzeichnung war schon im ersten Band nicht allzu tiefschürfend, das hat sich hier nicht geändert. Die genannten Personen sind kaum detaillierter oder intensiver dargestellt als Nebenfiguren wie Caldris oder Selendrí. Trotzdem besitzt jede von ihnen genug eigenes Profil, um nicht zweidimensional zu wirken.
Auch die Entwicklung der Handlung entspricht dem Vorgänger. Scott Lynch läßt sich Zeit mit der Entwicklung seines Plots. Einhundertfünfzig Seiten vergehen, ehe der Leser überhaupt eine Ahnung davon entwickelt, was für einen Coup Locke und Jean geplant haben. Gerade als es interessant zu werden beginnt, und der Leser sich zurücklehnt, um genüsslich zuzusehen, wie die beiden ihren Plan immer weiter in die Tat umsetzen, kommt ihnen wieder die Politik dazwischen. Locke braucht all sein schauspielerisches Geschick und all seinen Einfallsreichtum, um zwischen seinen beiden Gegnern – dem geschäftlichen und dem politischen – so zu lavieren, dass er sich und Jean nicht den Hals bricht. Bei all dem ist er nicht mehr in der Lage, die Ereignisse noch in die Richtung zu lenken, die er gerne hätte.
Und so finden die beiden Gentleman-Gauner sich schließlich ganz gegen ihren Willen auf einem Schiff wieder, das Richtung Süden segelt, um dort eine Horde Piraten zum Krieg aufzustacheln. Natürlich kann ein solches Unternehmen unter dem Kommando zweier so ausgemachter Landratten nur schiefgehen!
Trotz des steigenden Drucks auf Locke und Jean verläuft die Geschichte erstaunlich spannungsarm. Da es die beiden ungefähr bei der Hälfte des Buches aufs Meer verschlägt, müssen erneut Charaktere eingeführt und eine neue Umgebung anschaulich gemacht werden. Abgesehen davon passiert auf einer Schiffsreise in der Regel ziemlich wenig. So bleiben der Sturm und das Entern eines kleinen Kauffahrers eher kurze Actionepisoden, Teil eines durchgehenden Spannungsbogens sind sie nicht.
Dennoch wird es nie langweilig. Ob der Autor nun ausführlich beschreibt, wie Locke und Jean zwei reiche Damen im Spielcasino ausnehmen, oder wie sich der Alltag auf einem Piratenschiff abspielt, die Darstellung wirkt stets lebendig und einfallsreich. Manche Szenen waren für den eigentlichen Verlauf der Handlung nicht wirklich relevant, so zum Beispiel die Durchfahrt durch die Salon-Passage, oder Drakashas Konfrontation mit Rance, sie verliehen der Geschichte jedoch Flair und Abwechslung.
Gegen Ende schließlich wird es dann doch spannend. Abgesehen von der Seeschlacht schlägt der Autor noch einige Haken, die für Überraschungen sorgen, ohne die Logik zu verbiegen, und wartet mit einem gemeinen kleinen Schlusstrick auf.
Mir hat der zweite Band genauso gut gefallen wie der erste. Scott Lynch hat ein Händchen für die richtige Mischung aus Gaunerei, Charme, Lügen, Intrigen, Action, Humor und Dramatik, wobei letztere dankenswerterweise jegliches Pathos vermissen lässt. Seine Protagonisten sind hervorragende Sympathieträger, der Plot hintersinnig und gut durchdacht, sein Setting ist stimmungsvoll und lebendig.
Da stört es mich nicht im geringsten, dass diesmal ein Faden der Handlung nicht abgeschlossen ist. Ich werde den nächsten Band sowieso auf jeden Fall lesen.
Scott Lynchs beruflichen Werdegang, bevor er seinen ersten Roman veröffentlichte, könnte man salopp mit über-Wasser-halten umschreiben, als Tellerwäscher, Kellner und dergleichen. Nachdem die ersten beiden Bände über Locke Lamora innerhalb relativ kurzer Zeit erschienen sind, hat der Dritte nun doch etwas länger gedauert. Grund dafür könnte das Prequel „Bastards and Knifes“ sein, das 2011 veröffentlicht wurde, bisher aber nur auf Englisch erhältlich ist. Die Fortsetzung „The Republic of Thieves“ erscheint nun voraussichtlich im März diesen Jahres, die Herausgabe der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Die Republik der Diebe“ ist für August geplant.
Fina hat es satt! Seit sie denken kann, ist sie mit ihrer Mutter auf der Flucht vor ihrem Vater. Noch nie hat sie es geschafft, auch nur ein halbes Jahr an ein und demselben Ort zu verbringen. Als ihr ihre Mutter eröffnet, dass sie schon wieder umziehen müssen, reißt Fina aus und fährt zu ihrer Großmutter… und damit direkt in die Höhle des Löwen!
Es ist nicht besonders neu, dass Märchen als Fantasy-Romane adaptiert werden. Tatsächlich bietet es sich geradezu an: Figuren, Magie und ein gelungener Plot… es ist bereits alles da. Es scheint, als müsse der Autor nicht mehr allzu viel tun, und bei dem wenigen könne auch nicht viel schief gehen. Dass es so einfach nicht ist, beweisen die vielen miserablen Literatur-Verfilmungen, die ebenfalls auf eine gute Vorlage zurückgreifen konnten, und trotzdem um Längen hinter dem Original zurückbleiben. Und auch unter den Romanadaptionen von Märchen finden sich Fehlgriffe. Seltsamerweise ist es dabei nicht unbedingt die Anpassung des Stoffes an das Jetzt, die die größten Probleme bereitet.
Daniela Winterfeld ist die Anpassung ihrer Rumpelstilzchen-Version sehr gut gelungen. Sie hat die Lebenssituation der armen Müllerstochter aus dem Märchen so in die Neuzeit überführt, dass die Handlungen und Motive sowohl der Müllerstochter als auch des Vaters zeitgemäß sind, ohne die Bedingungen für die richtige Entwicklung des Märchens zu untergraben. Alles ist sowohl in sich als auch zur Vorlage schlüssig. Obwohl ich die Tatsache, dass Finas Mutter tatsächlich eine Müllerstochter ist, fast schon ein wenig zu nah am Märchen fand. Denn das Märchen ist ja älter, es kommt in der Realität von Winterfelds Geschichte vor. Und die Geschichte beginnt ja schon damit, dass der Wicht, der das Kind einfordert, eben _nicht_ Rumpelstilzchen heißt! Deshalb hätte es mir fast besser gefallen, es wäre hier um die Tochter eines Heidebauern gegangen. Auch für Landwirte gibt es genug Möglichkeiten, in dieselbe Situation zu geraten, in die Finas Großvater geraten ist.
Aber das war im Grunde nur eine Kleinigkeit, die nicht wirklich störte. Denn die Autorin hat es zusätzlich zu der sauber ausgearbeiteten zeitlichen Verlagerung verstanden, ihrer Erzählung das Flair eines Märchens zu erhalten. Das liegt unter anderem auch an der geschickten Auswahl des Schauplatzes und seiner stimmungsvollen Beschreibung. Obwohl Moore heutzutage für Besucher erschlossen sind wie andere Naturräume – etwa Seengebiete oder Gebirgsalmen – verbinden wir mit ihnen noch immer gleichermaßen Geheimnisse wie unterschwellige Bedrohung, Überbleibsel aus der Zeit, als das Betreten von Mooren tatsächlich noch Lebensgefahr bedeutete.
In Daniela Winterfelds Roman existieren diese beiden Ebenen unmittelbar nebeneinander. Ihr Schauplatz ist ein Moor wie viele andere heute, mit angelegten Wanderwegen, auf denen Jogger und Hundebesitzer unterwegs sind. Gleichzeitig ist ihr Moor ein Ort der Geheimnisse und der Magie, und das nicht nur, weil er von Nebeln verhangen und mit schwarzen Tümpeln durchsetzt ist. Sondern vor allem, weil eine uralte Kreatur dort lebt, deren Aufgabe es ist, diesen Ort zu beschützen.
Vergangenheit und Gegenwart sind nur durch eine hauchdünne Linie voneinander getrennt, und nur mit Magie ist es möglich, diese Grenze zu überschreiten. Dabei ist es nicht so, als würde der Wechsel tatsächlich eine Zeitreise bedeuten. Es ist nur so, dass jenseits der Grenze die Zeit sozusagen stehengeblieben ist. Der Wicht, der dort wohnt, hat den Fortschritt der Zeit nicht mitgemacht. Warum sollte er auch? Er ist ein magisches Geschöpf, dem die Beweggründe der Menschen nichts bedeuten.
Tatsächlich ist dieser Wicht die interessanteste Figur des ganzen Buches, und das deshalb, weil er so widersprüchlich ist. Er ist der Wächter des Moores und des Waldes, derjenige, der dafür sorgen sollte, dass keines von beidem angetastet und zerstört wird. Aber er ist jähzornig und lässt seine Wut dann an der Natur aus, die er eigentlich beschützen sollte. Weil er von seinesgleichen abgeschnitten ist, ist er einsam, trotzdem misshandelt er Mora aufs Grausamste und verspielt damit die Möglichkeit, seine Einsamkeit zu mildern. Denn der Wicht hasst die Menschen, die immer mehr von seinem Reich vernichten. Fina dagegen scheint er nicht zu hassen, obwohl auch sie ein Mensch ist. Er legt sogar wert auf ihre Zuneigung, die für die Erfüllung des Zwecks, den er Fina zugedacht hat, eigentlich nicht nötig wäre.
Mora ist das Kind, mit dem Finas Mutter den Wicht betrogen hat, um ihr eigenes Kind zu schützen. Er legt ein Verhalten an den Tag, das für viele misshandelte Kinder typisch ist: da der Wicht seine einzige Bezugsperson ist, betrachtet Mora ihn als seine Familie, er will ihm gefallen und seine Liebe gewinnen. Gleichzeitig hasst er ihn für die Grausamkeiten, die er ihm antut, was dafür sorgt, dass er sich zumindest im Kleinen gelegentlich widersetzt. Mora ist mutiger und stärker, als er selbst glaubt.
Fina wiederum ist ziemlich emotional und eine Romantikerin. Die Geheimnisse ihrer Mutter fasst sie als Verrat und persönliche Kränkung auf, und sie verliebt sich Hals über Kopf in den wilden Waldjungen.
Dass es zu Fina so wenig zu sagen gibt, ist ein wenig schade. Immerhin ist das, was diese Figur ausmacht, sehr lebendig, nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert, was auch für Mora gilt. Und die Manipulation des Wichtes sorgt dafür, dass die Liebesgeschichte der beiden nicht ins Klischee abrutscht. Dennoch ist der Wicht der heimliche Held dieser Geschichte, auch wenn die Sympathien des Lesers den beiden Jugendlichen gehören.
Während Mora und Fina also ihre gegenseitige Zuneigung entdecken und in diesem Zusammenhang mit einigen Missverständnissen zu kämpfen haben, wächst allmählich der Druck durch den Wicht, der endlich seine Braut für sich haben will. Zwar ist er in gewisser Weise sehr mächtig, seine Macht unterliegt jedoch gewissen Regeln. Mora kennt diese Einschränkungen und weiß sie zu nutzen, ist aber nicht in der Lage, die Macht des Wichts wirklich zu brechen. Der Leser erlebt daher mit, wie Fina und Mora immer mehr in die Bredouille geraten.
Umso abrupter empfand ich den Punkt, an dem der stetig steigende Spannungsbogen auf einmal unterbrochen wird – für eine Reise nach München. Zwar liefert dieser Abstecher eine Menge Antworten auf eine Menge Fragen. Zu diesem Zeitpunkt wichtig ist allerdings nur die Information, dass der Wicht in der Lage ist, Finas Mutter und alle, die sie liebt, zu manipulieren. Möglicherweise hätte es eine andere Möglichkeit gegeben, Fina diese Information zukommen zu lassen, ohne den Leser aus der entrückten und gleichzeitig gefährlichen Situation, in die er gerade so schön vertieft war, herauszureißen. Das hätte ich begrüßt, aber zumindest ist die Unterbrechung kurz, sodass man rasch wieder zurückfindet. Die Spannung steigt dann bis zum Showdown noch ein wenig an, um sich dann auf erstaunlich einfache Weise aufzulösen.
Um es kurz zu machen, „Der geheime Name“ gehört zu den gelungenen Versuchen einer Märchenadaption, trotz der Kleinigkeit mit der Müllerstochter, obwohl mir Finas Großmutter in jeglicher Hinsicht erstaunlich unbesorgt erschien, und trotz des logischen Knackses, dass Fina so problemlos die Kreditkarten ihrer Mutter benutzen konnte (Unterschrift? PIN?). Nach dem vielversprechenden Prolog hat es ein wenig gedauert, aber als Fina dann bei ihrer Großmutter ankam, nahm die Sache Fahrt auf und löste das Versprechen des Prologes mühelos ein. Tatsächlich hat die Geschichte mich gänzlich gefangen genommen. Als ich die Lektüre wegen eines Termins für kurze Zeit unterbrechen musste, war ich ziemlich ungehalten. Besonders gelungen fand ich den Bösewicht. Selten habe ich einen Antagonisten erlebt, der so viel Profil, so viel Persönlichkeit besaß. Aber auch der Schauplatz war so stimmungsvoll ausgearbeitet, dass man problemlos völlig darin versinken konnte.
Die meisten Männer werden der ausführlichen Liebesgeschichte wegen wohl nicht viel mit dem Buch anfangen können. Auch wer unbedingt Action oder ausgiebige Verwicklungen braucht, oder auch Wert legt auf mindestens zwei Lacher pro Seite, der ist hier falsch. Allen anderen kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen.
Daniela Winterfeld stammt aus Nordrhein-Westfahlen, studierte Literaturwissenschaften, Psychologie und Geschichte. Schon in ihrer Jugend schrieb sie Kurzgeschichten für Literaturzeitungen. „Der geheime Name“, ihr erster Roman für Erwachsene, erschien unter Pseudonym. Zuvor hatte die Autorin unter ihrem bürgerlichen Namen Daniela Ohms bereits zwei Jugendbücher veröffentlicht, „Harpyenblut“ und „Insel der Nyx“. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet, zusätzlich zum Schreiben, in einer Literaturagentur.
Band 1: „Schwarzes Prisma“
Band 2: „Die blendende Klinge“
Band 3: „The Blood Mirror“ (voraussichtlich 2014, noch ohne dt. Titel)
Garriston ist gefallen. Nun steht Gavin Guile vor dem Problem, wo er all die Flüchtlinge unterbringen soll, die er aus der eroberten Stadt gerettet hat. Die Lösung ist in ihrer Dreistigkeit typisch Gavin.
Kip dagegen wird in die Chromeria zurückgeschickt. Hauptmann Eisenfaust soll dafür sorgen, dass er die Aufnahme in die Schwarze Garde schafft. Selbstredend ist Andross Guile mit diesem Plan überhaupt nicht einverstanden. Trotz der Steine, die der alte Guile Kip in den Weg legt, gelingt es dem Jungen, sich mit einigen der anderen Antwärter anzufreunden, darunter die junge Sklavin Adrasteia.
Band 1: „Schwarzes Prisma“
Band 2: „Die blendende Klinge“
Band 3: „The Blood Mirror“ (voraussichtlich 2014, noch ohne dt. Titel)
Gavin Guile ist das Prisma, derjenige, der das Verhältnis der verschiedenen Farben innerhalb des Lichts und damit auch die Magie im Gleichgewicht hält. Das macht ihn zum nahezu mächtigsten Mann des Reiches. Was nicht bedeutet, dass er nicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen hätte. Außerdem hat er ein extrem gefährliches Geheimnis…
Wer jetzt glaubt, die Geschichte klänge im Vergleich zur Schatten-Trilogie recht einfach gestrickt, der hat sich ziemlich geirrt. Tatsächlich wartet Brent Weeks‘ neuer Zyklus sogar noch mit mehr Handlungssträngen und Personen auf als sein erstes Werk.
Die Hauptfigur ist natürlich Gavin. Der Mann ist im Grunde ein recht anständiger Kerl. Hauptsächlich ist er mit dem Versuch beschäftigt, Missstände innerhalb der Reiche zu bereinigen. Allerdings lügt er wie gedruckt.
Gavins Vater Andross ist ein alter Mann, hält aber noch immer einen Sitz im Rat des Spektrums und macht Gavin dort das Leben schwer. Denn für Andross zählt nur der eigene, persönliche Vorteil, und es ärgert ihn ganz erheblich, dass Gavin sich seinen Befehlen nicht fügt.
Kip wiederum ist ein Bastard. Aufgewachsen in armen Verhältnissen, dick, unbeholfen und schwach, hält er sich selbst für einen Versager. Das Einzige, von dem er glaubt, dass er es gut kann, ist das Ertragen von Schmerz. Tatsächlich aber unterschätzt Kip seine Fähigkeiten.
Und dann wäre da noch Garadul, der Mann, der sich zum König von Tyrea ausgerufen hat, einfach weil er glaubt, die Macht dazu zu haben. Doch der Verbündete, auf den er sich da stützt, ist wesentlich gefährlicher als Garadul selbst …
Insgesamt entspricht die Qualität der Charakterzeichnung ziemlich genau dem, was man von Brent Weeks schon kennt. Nicht überaus intensiv, aber sehr gut nachvollziehbar, glaubwürdig und angenehm klischeefrei.
Noch besser gefallen hat mir der Entwurf der Magie. Magische Fähigkeiten beruhen auf Licht, wobei jede Farbe des Spektrums bestimmte Eigenschaften besitzt. Magiebegabte, die sogenannten Wandler oder Chromaten, können auf die Substanz dieser Spektralfarben, das Luxin, zugreifen und es für alles Mögliche verwenden, je nach Eigenschaft der Farbe. Diese Idee erlaubt nicht nur eine Vielzahl von Möglichkeiten, was die Nutzung von Magie angeht, sondern auch eine einfache Abstufung von Macht, abhängig davon, wie viele Farben jemand wandeln kann. Positiv ist auch, dass der Autor diese Fähigkeiten gedeckelt hat. Ein Wandler kann nur ein gewisses Maß an Farbe wandeln. Überschreitet er dieses Maß, hat das gefährliche Folgen, weshalb von Wandlern, die ihre Grenze erreichen, erwartet wird, dass sie sich einen Sterberitual unterziehen. Erwartungsgemäß sind damit nicht alle Wandler einverstanden.
Zwangsläufig bedeutet magische Macht in einer solchen Welt auch politische Macht. Bestes Beispiel dafür ist natürlich das Prisma, dessen Einflussmöglichkeiten auf die Politik auf seiner herausragenden Stellung beruhen, welche wiederum von seinen magischen Fähigkeiten abhängt. Denn logischerweise kann nur jemand die Farben des Lichts im Gleichgewicht halten, der auch auf jede einzelne davon zugreifen kann.
Um die Machtfülle eines solchen Superchromaten in Schach zu halten, gibt es den Rat des Spektrums, in dem jeweils ein Wandler jeder Farbe vertreten ist. Jeder dieser Wandler ist der Vertreter eine Satrapie. Und natürlich haben die alle unterschiedliche Interessen, was die Sache schon schwierig genug macht. Wenn dann auch noch Leute in diesem Spektrum sitzen wie Andross Guile, deren Entscheidungen lediglich den eigenen Interessen dienen, muss das früher oder später in einer Katastrophe enden. Eine solche Katastrophe gab es bereits, als zwei extrem mächtige Männer sich wegen einer Frau dermaßen in die Haare geraten sind, dass sie das gesamte Reich in einen grausamen Bürgerkrieg gestürzt haben: Gavin Guile und sein Bruder Dazen!
Das ist inzwischen zwar sechzehn Jahre her, die Auswirkungen sind aber noch immer zu spüren, vor allem in der Art und Weise, wie die damals unterlegene Satrapie Tyrea seither behandelt wird, in der unter anderem zum Beispiel Kip aufgewachsen ist. Kein Wunder, dass der selbsternannte König Garadul ausgerechnet Tyrea zu seinem Königreich machen will. In einer seit Jahren von allen Seiten ausgeplünderten Satrapie kann man prima als Befreier auftreten.
Weil es Gavin nicht gelingt, den Rat aus Duckmäusern, Kleingeistern und Egoisten rechtzeitig zur Raison zu bringen, nimmt er sich persönlich der Sache an. Ein gefährliches Unterfangen für einen Mann, der nicht nur Gegner hat, die seine Macht fürchten, sondern auch solche, die ihn persönlich hassen!
Das alles – die Magie, die politischen und sozialen Strukturen, die Familiengeschichte der Guiles, Gavins persönliche Geheimnisse – hat Brent Weeks zu einem dichten, nahtlosen Stoff verwoben. Das sorgt zum einen dafür, dass die Welt insgesamt wie aus einem Guss daherkommt, es tut andererseits auch den Figuren gut, die alle in einem engen Netz aus Beziehungen und Abhängigkeiten agieren. Keiner von ihnen tut etwas einfach nur so, alle haben sie ihre Beweggründe. Das ist vor allem ein dickes Plus für den Antagonisten, der dadurch zu einer echten Persönlichkeit wird, anstatt nur den Standardtypus des machthungrigen Bösewichts zu verkörpern. Zu keiner Zeit wirkt die Geschichte bemüht oder unglaubwürdig.
Auch Spannung findet sich, wenn sie sich auch nur langsam steigert. Die immer wieder eingestreuten Szenen über die Bemühungen des Gefangenen auszubrechen, über seine allmählichen Fortschritte, sorgt für eine unterschwellige Grundspannung. Der Großteil der Handlung ist aber so breit angelegt, dass der Aufbau der einzelnen Figuren und Stränge schon eine Menge Raum einnimmt. Vorerst ging das ein wenig auf Kosten eines echten Spannungsbogens. Mich hat das nicht gestört. Die Geschichte bietet so viele verschiedene Facetten, dass mir trotzdem niemals langweilig wurde.
Brent Weeks wollte schon als Junge Schriftsteller werden und hat sich deshalb nach dem College nicht mit dem Erlernen eines anderen Berufes aufgehalten, sondern gleich mit dem Schreiben begonnen. Bis jemand bereit war, ihm etwas dafür zu bezahlen, hielt er sich als Barkeeper über Wasser. „Der Weg in die Schatten“ war seine erste Veröffentlichung und der Auftakt zur Schatten-Trilogie, die inzwischen vollständig auf Deutsch erschienen ist. „Schwarzes Prisma“ ist der erste Band seines neuen Licht-Zyklus, dessen zweiter Band unter dem Titel „Die blendende Klinge“ ebenfalls bereits erschienen ist. Der Autor arbeitet derweil am nächsten Band.
Kithyr, der Blutmagier, hat den Adamantspeer des Sprechers gestohlen. Doch obwohl er nicht an die Mythen glaubt, die sich um dieses uralte Artefakt ranken, scheint der Speer tatsächlich mehr zu sein als nur eine Waffe …
Jehal, der nur zu bereit war, den Speer für sein Leben einzutauschen, muss derweil feststellen, dass Zafir nicht nur den Angriff bei Evenspire überlebt, sondern auch sofort zum Gegenschlag ausgeholt und Lystra samt ihrem Neugeborenen als Geiseln genommen hat.
Hyrkallan schäumt seit dem Untergang Evenspires vor Wut und würde am liebsten einen Krieg vom Zaun brechen. Solange er allerdings nicht mit Jaslyn verheiratet ist, hat er keinerlei Befehlsgewalt, und Jaslyn weigert sich, den Drachen zu verlassen, den sie für ihren wiedergeborenen Vidar hält …
Jeiros versucht derweil, den Zankhähnen klar zu machen, dass die Drachen eine weit größere Gefahr darstellen als politische Rivalen, weil die alchemistischen Tränke zur Neige gehen.
Schneeflocke wiederum hat beschlossen, dass sie Kemir für ihren weiteren Feldzug zur Befreiung der anderen Drachen nicht mehr braucht …
Der dritte Band des Drachenthron-Zyklus wartet mit Charakterentwicklungen der eher unerwarteten Art auf:
Kemir war als Söldner schon immer hart gesotten, und inzwischen wird ihm nicht einmal mehr schlecht, wenn Schneeflocke mit ihren Opfern spielt. Und doch hat der enge Kontakt mit der Gleichgültigkeit der Drachen gegenüber jedwedem menschlichen Leid Spuren hinterlassen. Kemir scheint der Gewalt müde.
Aber auch Schneeflocke hat sich offenbar durch den verstärkten Kontakt mit Artgenossen verändert. War sie im letzten Band noch bereit, sich auf Kemir einzulassen, scheint er ihr inzwischen nur noch lästig zu sein.
Am verblüffendsten jedoch war Jehals Entwicklung. Er scheint das Schicksal seines Onkels tatsächlich zu bedauern, noch erstaunlicher war sein versiegendes Interesse an allem, was mit Politik und Intrige zu tun hat. Sein plötzlich erwachtes Verantwortungsbewusstsein setzte dem Ganzen schließlich die Krone auf.
Eine Enttäuschung war dagegen Jaslyn. Sie taucht lediglich in zwei oder drei Szenen auf, und ihr Drachenwahn hat sie so eindimensional werden lassen, dass sie kaum noch als Person zu bezeichnen ist.
Einerseits war das alles durchaus gut gemacht. Andererseits mangelt es dem Buch mehr denn je an einer Identifikationsfigur, denn Jaslyn taugt aufgrund ihrer Einschränkung bestenfalls noch als Spielstein. Außerdem ist der Handlung durch Jehals Entwicklung derjenige Charakter mit dem meisten Biß verloren gegangen. Bleiben Zafir, Kithyr und Schneeflocke. Und Vidar… obwohl dieser als eigenständiger Charakter bisher nicht allzu viel verspricht. Vorerst ist er – Schneeflockes Aussagen zum Trotz – einfach nur rachedurstig und mordlüstern, von den Überlegungen, der Intelligenz und Lernfähigkeit, die Schneeflocke an den Tag legt, war bei ihm in diesem Band nichts zu spüren. Ob sich das noch ändert, wird sich zeigen.
Tatsächlich ist die Person Kithyrs wohl die interessanteste von allen. Die Informationen, die der Leser gleich zu Beginn des Buches erhält, werfen eine Menge neuer Fragen auf. Und sie verschieben die Gewichtung hin zu den Taiykatei, die am Ende dieses ersten Bandes zum ersten Mal als eigenständige Personen auftauchen, und nicht nur als Bezeichnung für eine fremde Rasse. Ihre Motive, Ziele und Pläne bleiben allerdings noch immer unerwähnt. Der Leser weiß, dass sie unbedingt Drachen wollen, aber nicht wofür. Dasselbe gilt für den Adamantspeer.
Die Verlagerung dieses Artefaktes aus einem staubigen Keller hinein ins Geschehen verändert ebenfalls die Balance der Geschichte. Auf einmal wird die Vergangenheit des Kontinentes interessant, all die alten Geschichten, die von Königen, Alchemisten, Gardisten und Drachenreitern gleichermaßen für bloße Legenden gehalten werden. Und mit ihr die Magie. Die silbernen Männer, um die Schneeflocke bisher bewusst einen weiten Bogen gemacht hat, scheinen über Fähigkeiten zu verfügen, die sich von denen Kithyrs oder denen der Alchemisten grundlegend unterscheiden.
Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die Demontage von Figuren wie Jehal, Jaslyn und Kemir den Weg freigemacht haben für eine Ausweitung des Ereignishorizonts. Das Geschehen des nächsten Bandes wird sich nicht mehr auf kleine Konkurrenzkämpfe zwischen rivalisierenden Königen um Macht und Reichtum beschränken, sondern ein zweites, ein fremdes Volk miteinbeziehen, das mit dem bisher beschriebenen lediglich durch die Existenz der Drachen verbunden zu sein scheint. Auf jeden Fall bietet sich hier eine Fülle von Möglichkeiten in jeglicher Hinsicht: Magie, historischer Hintergrund, Kultur.
Vielleicht wird es dann auch ein wenig spannender. Denn Spannung ist noch immer das eine Detail, das diesem Zyklus ein wenig fehlt. Daran haben weder die vielen Ärgernisse, mit denen Kemir sich herumschlagen muss, etwas geändert, noch das Duell zwischen Zefir und Lystra, nicht die große Schlacht zwischen zwei Dracheheeren und auch nicht der Kampf um den Adamantpalast. Nicht einmal das drohende Verhängnis, das der Leser dank Jeiros auf die Welt zukommen sieht, schafft das. dass es Stephen Deas gelungen ist, immer wieder für Überraschungen zu sorgen, dass die Entwicklung der Handlung nie wirklich vorhersehbar ist, reichte für Abwechslung, für Kurzweil, für wachgehaltenes Interesse. Aber nicht für feuchte Hände oder gar abgekaute Nägel.
Ich persönlich würde ich diesen Band nur knapp auf denselben Rang wie Band eins einstufen. Die Drachen haben sich in der Tat zu den mächtigsten und gefährlichsten Geschöpfen der Fantasy entwickelt, das Attribut geheimnisvoll trifft allerdings kaum noch zu. Bestenfalls könnte man sie noch als unberechenbar bezeichnen. Für mich haben sie damit jegliche Anziehungskraft verloren, was übrig bleibt, ist lediglich einer von mehreren Machtfaktoren. Die Charakterzeichnung ist von gleicher Qualität wie bisher, bietet aber noch immer keinen Sympathieträger. Dieses Manko stellt den Hauptspannungskiller dar, denn wenn einem die Leute, von denen man umgeben ist, bestenfalls gleichgültig sind, mit wem soll man dann mitfiebern?
Was das Buch trotz all dem lesenswert macht, ist die Entwicklung der Handlung. Stephen Deas sorgt geschickt dafür, dass immer, wenn das Potenzial eines Aspektes ausgeschöpft ist, ein anderer bereitsteht, um die Lücke zu füllen. Und der Ausblick auf den nächsten Band verspricht eine ganze Menge neues Potential, auch in Bezug auf die Figurenriege, die durch die Taiytakei zwangsläufig eine Erweiterung erfahren wird. Vielleicht findet sich unter den neuen Charakteren ja endlich auch jemand, der sympathisch genug ist, um den Leser auf seine Seite zu ziehen.
Stephen Deas ist Engländer und arbeitete nach einem abgeschlossenen Physikstudium in der Raumfahrttechnik, ehe er mit „Der Drachenthron“ seinen ersten Roman veröffentlichte. Seither ist er fleißig mit Schreiben beschäftigt. Der vierte Band des Zyklus erschien in England im August letzten Jahres unter dem Titel „The Black Mausoleum“. Außerdem ist der Zyklus Memory of Flames inzwischen bis Band vier gediehen, auf Deutsch bisher aber nicht erhältlich.
Irgendwie neigt die Beschäftigung mit Philosophie dazu auszuufern. Nun muss ich gestehen, dass ich keinesfalls ein Philosophie-Experte bin. Genau genommen ist Grays Buch das erste philosophische Buch, das ich vollständig gelesen habe. Ich nehme deshalb an, dass ich nach Grays Ansicht zu der Gruppe „reflektierter Zeitgenossen“ …(wie kann man Menschen reflektieren?) …gehöre, deren „unreflektierte Überzeugungen“ er laut Vorwort angreifen möchte. Sollte das der Fall gewesen sein, kann der Autor zumindest von sich sagen, dass sein Buch mich zur Reflexion gebracht hat. Ob ihm das Ergebnis gefallen würde, werden wir sehen …
In „Von Menschen und anderen Tieren“ kritisiert Gray den Humanismus und vertritt dabei – unter anderem – folgende Standpunkte:
1. Der Mensch unterscheidet sich nicht wesentlich vom Tier.
2. Es gibt kein in sich geschlossenes, kontinuierliches, menschliches Selbst.
3. Der Mensch besitzt keinen freien Willen und ist deshalb auch nicht für seine Entscheidungen verantwortlich
Diese drei habe ich unter mehreren Punkten herausgegriffen, um den Umfang wenigstens ein klein wenig zu begrenzen.
1. Der Mensch unterscheidet sich nicht wesentlich vom Tier.
Zunächst als Beleg dafür, dass Gray diese These vertritt, hier eine kleine Auswahl an Zitaten:
Zitat S. 17 Absatz 2 Satz 1 und 2:
„Um zu erkennen, dass wir den Tieren zuzurechnen sind, müssen wir nicht Darwin bemühen. Ein Blick darauf, wie wir leben, führt zum selben Schluss.“
Zitat S. 42, Absatz 3, Satz 4:
„[…], den vor-darwinistischen Irrtum wieder aufleben zu lassen, die Menschen seien anders als alle anderen Tiere.“
Zitat S. 70, Absatz 4, Satz 2:
„Doch auch nach all der Denkarbeit, die [diverse Philosophen] geleistet haben, können wir uns nicht sicherer sein als andere Tiere, dass die Sonne morgen aufgehen wird.“
Nun, dieser Ansicht kann man sein. Zumindest, bis man die nächste Seite liest.
Zitat S. 71, Absatz 1, Satz 2:
„Das spezifisch Menschliche ist nicht das Sprachvermögen, sondern die Kristallisation der Sprache in der Schrift.“
Zitat S. 71, Absatz 3, Satz 1:
„Schrift erzeugt ein künstliches Gedächtnis, mit deren Hilfe der Mensch seinen Erfahrungshorizont […] ausweiten kann.“
Ein Philosoph, der seine eigene These selbst widerlegt, unmittelbar, nachdem er sie aufgestellt hat! Interessant!
Tatsache ist, dass der Mensch das einzige Tier ist, das vollkommen anders lebt als seine Mitgeschöpfe. Keine andere Spezies nutzt Werkzeuge und Feuer im selben Ausmaß; nichts lässt erkennen, dass andere Spezies sich Gedanken um die Zukunft machen, wie es zum Beispiel die Bestattungsriten der Menschen seit der Steinzeit erkennen lassen; und keine andere Spezies hat den Planeten so massiv beeinflusst und verändert wie der Mensch.
Ja, der Mensch ist ein Tier. Aber nicht, weil er lebt wie andere Tiere. Sondern weil am Beginn seines Stammbaumes dieselben Einzeller stehen wie bei Hummern, Libellen, Quallen und Rindviechern. Und dass der Mensch ein Tier ist, heißt das nicht, dass er sich nicht von allen anderen Tieren gravierend unterscheiden kann.
2. Es gibt kein in sich geschlossenes, kontinuierliches, menschliches Selbst.
Zitat Seite 88, Absatz 4, Satz 1:
„Dem Identitätserleben liegt kein kohärenter Wesenskern zugrunde.“
Zitat Seite 89, Absatz 4, Satz 3:
„Wahrnehmung und Verhalten vollziehen sich sowohl beim Menschen als auch in einer Insektenkolonie, als gäbe es ein lenkendes Selbst, das aber in Wirklichkeit nicht existiert.“
Diese These stützt sich vor allem auf Erkenntnisse der Neurologie. Das Bewusstsein des Menschen selektiert. Nur ein winziger Bruchteil – etwa ein Millionstel – aller Sinneseindrücke kommt dort an, und wir können nicht beeinflussen, welche. Auf die meisten Situationen reagieren wir unbewusst.
Nun wird die Identität, das „Selbst“ eines Menschen, in diesem Kontext definiert durch die Summe seiner Handlungen. Da das menschliche Handeln aber nur zu einem verschwindend geringen Anteil bewusst ablaufe, könne auch das „Selbst“ bestenfalls ein bruchstückhaftes, unvollständiges, sich stets wandelndes Etwas sein, ein Sammelsurium aus kurzen Momentaufnahmen.
Dass das Handeln des Menschen dennoch eine starke Strukturiertheit aufweist, erklärt Gray mit einem Phänomen, das im Zusammenhang mit Ameisen, Termiten oder Bienen als „Gruppenseele“ beschrieben wird, die allerdings eine Eigenschaft der Spezies sei, und nicht des Individuums. Die Handlung erfolgt demnach als Reaktion auf lokale Komponenten. Sprich: versetze eine Brutpflegetermite aus dem Stock nach draußen, und sie wird anfangen, Futter zu sammeln. Setze sie zurück, und sie wird wieder Maden füttern.
Demnach müsste ein Mongole, den man nach Polynesien versetzt, völlig selbstverständlich in ein Kanu steigen und zum Fischen fahren.
Ich denke nicht, dass es wirklich so einfach ist!
Nun gut, nehmen wir ein weniger krasses Beispiel:
Ein Systeminformatiker, der den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, wird auf eine Baustelle geschickt, um dort eine Ziegelmauer hochzuziehen.
Sieht so aus, als wäre das Vorbild der Insektenstaaten nicht so einfach auf den Menschen übertragbar. Jedenfalls nicht innerhalb der Bereiche der gesellschaftstragenden Arbeitsteilung. Bestenfalls funktioniert das auf der Ebene der unbewussten Tätigkeiten wie „in Hausschuhe schlüpfen“ oder „die Toilettenspülung betätigen“. Ich glaube aber nicht, dass das „Selbst“ irgendeines Menschen sich danach definiert, welche Hausschuhe er trägt, oder mit welcher Hand er die Spültaste betätigt! Selbst dann nicht, wenn Handlungen wie diese 999.999 Millionstel seiner Gesamttätigkeit ausmachten.
Da andere Tiere oft wesentlich leistungsfähigere Sinnesorgane haben als Menschen, dürfen wir wohl getrost davon ausgehen, dass auch sie ihre Eindrücke in irgendeiner Form selektieren, je nachdem, was für sie relevant ist.
Das menschliche Bewusstsein mag im Vergleich zum gesamten Sinneseindruck bruchstückhaft sein. Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass daraus kein „Selbst“ entstehen kann. Vielleicht setzt es sich nur vorwiegend aus den Eindrücken und Erfahrungen zusammen, die es als relevant erachtet. Wie Mosaike beweisen, kann auch eine Ansammlung vieler loser Steine ein sinnvolles Bild ergeben, wenn man sie richtig anordnet. dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Steine zu Bildern zu fügen, bedeutet lediglich, dass niemand vorher sagen kann, auf welche Weise ein Eindruck oder eine Erfahrung das „Selbst“ eines Menschen beeinflussen wird. Es bestreitet auch niemand, dass neue Erfahrungen Veränderungen bewirken. Das schließt die Existenz eines „Selbst“ aber nicht aus. Womöglich hat die Neurologie einfach bloß noch nicht herausgefunden, wie genau es entsteht.
3. Der Mensch besitzt keinen freien Willen.
Zitat Seite 81, Absatz 4, Satz 2:
„[…], dass der neurologische Impuls, der ein Verhalten initiiert, eine halbe Sekunde vor der bewussten Entscheidung zum Handeln auftritt.“
Gray zieht daraus den Schluss, dass wir
Zitat Seite 83, Absatz 2, Satz 1:
„In dem Augenblick, in dem wir zu einer Handlung ansetzen, noch gar kein Bewusstsein davon , wie wir handeln werden.“
dass Willensfreiheit folglich eine Illusion ist.
Gegen diese These zu argumentieren, fällt etwas schwer, weil Gray kein Wort darüber verliert, wie der neurologische Test aussah, der das obige Ergebnis erbracht hat. Dabei ist eine Bewertung des Ergebnisses ohne das Wissen über den Versuchsaufbau gar nicht möglich. Zum Beispiel spielt die Frage, welche Entscheidung das „Versuchskaninchen“ denn treffen sollte, eine ziemlich große Rolle, genauso wie die möglichen Konsequenzen der Entscheidung.
Um bei dem literarischen Beispiel zu bleiben, das Gray selbst zur Veranschaulichung herangezogen hat:
Der junge Seeoffizier, der – nachdem seine sämtlichen Vorgesetzten das sinkende Schiff bereits verlassen haben – nach kurzem Zögern ebenfalls noch ins Rettungsboot gesprungen ist, obwohl sämtliche Passagiere noch an Bord waren, musste damit rechnen, dass er die Entscheidung zu bleiben womöglich mit dem Leben bezahlen würde, und er musste seine Entscheidung schnell treffen, möglichst, bevor das Rettungsboot abgelegt hatte.
Eine solche Entscheidung ist nicht vergleichbar mit der Entscheidung darüber, ob man grundsätzlich lieber zur Miete oder lieber in einer Eigentumswohnung wohnen möchte. Zwischen Grundsatzentscheidungen und ihrer Durchführung liegen meist längere Zeiträume. Wäre also womöglich das Ergebnis des neurologischen Tests bei einer solch langfristigen Frage anders ausgefallen als bei der tatsächlich gestellten?
Tatsache ist, dass je größer der Druck, desto reflexartiger die Reaktion. Die Übergänge zwischen Reflex und bewusster Entscheidung sind deshalb fließend. Auch die Frage, ob jemand in seinem Leben bereits mit einer ähnlichen Situation konfrontiert war oder nicht, könnte eine Rolle spielen. Folglich dürften wohl mehrere Versuchsketten unterschiedlichen Aufbaus nötig sein, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen.
Unterm Strich:
Grays Absicht, den Humanismus zu demontieren, hat irgendwie nicht so richtig funktioniert. Das liegt nicht nur daran, dass er sich wie oben dargelegt selbst widerspricht oder die Beweise für seine Thesen einer kritischen Überprüfung nicht standhalten. Es kommt auch daher, dass er teilweise Aspekte angreift, die längst überholt sind.
Dass Descartes Tiere für nicht denkfähig hielt, ist kein Wunder, denn damals wusste die Forschung kaum etwas von dem, was sie heute über Tiere weiß. Dies dem Humanismus als Ganzem vorzuwerfen, klingt etwas kleinlich. Ähnliches gilt für Grays Kritik an Kant. Ich bin zwar kein Kenner zeitgenössischer Humanisten. Aber da nicht einmal meine vierzehnjährige Tochter daran glaubt, dass der Mensch das Maß aller Dinge ist oder sich irgendwann zu einem vollkommen guten und edlen Wesen entwickeln wird, können wir, denke ich, auch diesen Punkt als veraltet abhaken.
Grays Aussagen zur Drogenproblematik wiederum zeugen von genau der Ignoranz, die er anderen Zeitgenossen vorwirft. Seine Äußerung in Bezug auf China läßt den geschichtlichen Kontext völlig außer Acht, und wer über die Antidrogenbemühungen der USA von „puritanischem Krieg gegen den Genuss“ spricht, hat noch keinen Heroinsüchtigen elendiglich verrecken sehen. Dass Legalisierung zwar die Gewinne der Drogenbosse, aber nicht die Zahl der Drogentoten verringert, ist ihm offenbar ebenso entgangen wie die Tatsache, dass Legalisierung auch eine strafrechtliche Verfolgung verhindert.
Für besonders destruktiv halte ich jedoch seine These über die Verantwortlichkeit des Menschen. Die Diskussion darüber, wie viel Einfluss Gene, Kultur und soziales Umfeld auf das Leben eines Menschen haben, ist ja nicht neu. Wozu wird es wohl führen, wenn wir das Argument der „schlimmen Kindheit“ auch noch mit einem mauen neurologischen „Beweis nicht-bewusster Entscheidung“ unterstützen? Müssen dann die Eltern in den Knast, weil sie mit der Geburt ihres Kindes einen Menschen in die Welt gesetzt haben, dessen Gene ihn zum Mörder programmierten? Zahlt dann der Staat Entschädigung an die Opfer, weil er nicht in der Lage war, den sozialen Brennpunkt auszumerzen, in dem der spätere Täter gezwungen war aufzuwachsen? Oder schaffen wir die Justiz gleich ganz ab, weil ja eh keiner was für irgendwas kann, und es deshalb keinen Schuldigen zu bestrafen gibt? Eigentlich können wir die Ethik dann auch gleich mit abschaffen. Denn wenn wir eh nichts von dem vermeiden können, was wir tun, brauchen wir auch nicht darüber nachzudenken, ob es gut oder schlecht ist.
Das wäre offenbar tatsächlich Grays Ideal für menschliche Lebensführung: überhaupt nicht nachzudenken, sondern stets rein instinktiv zu handeln. Der Autor selbst stellt allerdings fest, dass dies dem Mensch nicht mehr möglich ist, weil er sich bereits zu weit davon entfernt hat. Mit der durchaus versöhnlich klingenden „Notlösung“, die er aufgrund der Unerreichbarkeit des Ideals vorschlägt – und die mich, nach all dem, was ich zuvor gelesen hatte, ehrlich überrascht hat – könnte ich dagegen gut leben. Dumm nur, dass wir uns nach Meinung des Autors gar nicht dafür entscheiden können, so zu leben, weil wir ja keine Willensfreiheit besitzen. Insofern war das ganze Buch eigentlich völlig für die Katz! Fast könnte Gray mir leidtun.
Taschenbuch 245 Seiten
Orininaltitel: Straw Dogs – Thoughts of Humans and Other Animals
Aus dem Englischen von Alain Kleinschmied
ISBN-13: 978-3423347266 www.dtv.de
Der Autor vergibt: (2.5/5) Ihr vergebt: (8 Stimmen, Durchschnitt: 1,25 von 5)
Allies Leben ist alles andere als perfekt: Ihr bester Freund, in den sie verliebt ist, ist schwul, sie hat gerade ihren Job verloren und das Haus, in dem sie lebt, ist geradezu überfüllt mit dominanten Tanten, die ihr ständig dreinreden.
Das ändert sich, als ein Brief ihrer Großmutter eintrifft, in dem sie Allie ihren Laden in Calgary vermacht. Denn die Situation, die Allie dort vorfindet, ist alles andere als normal, selbst für jemanden, der wie sie aus der Familie Gale stammt …
Allies Verwandtschaft ist schon ein ziemlich ungewöhnlicher Haufen. Natürlich ist Magiebegabung in der Realität an sich schon ungewöhnlich, aber Allies Verwandtschaft ist nicht einfach nur magiebegabt. Die Rituale, die hier abgehalten werden, klingen sehr neuheidnisch, abgesehen davon sind einige der Leute einfach nur schräg.
Tatsächlich ist die einzige normale Person Allies Jugendfreund Michael. Schon ihr eher ruhiger Bruder David sowie ihr ziemlich bieder wirkender Cousin Roland laufen gelegentlich mit Geweih auf dem Kopf herum.
Das Normalste an ihrer Cousine Charlie sind deren schrille Haarfarben, ansonsten treibt sie sich regelmäßig in mystischen Zwischenwelten herum und benutzt ihre Gitarre zum Zaubern.
Die Tantchen schließlich spotten jeder Beschreibung. Da fallen ein Leprechaun, ein Hexer und ein paar Drachenlords kaum noch ins Gewicht.
Ein Wunder, dass Allie selbst so durchschnittlich scheint. Als sie zu Beginn des Buches in Calgary eintrifft, wirkt sie regelrecht hilflos. Das ändert sich relativ schnell, als sie Graham kennenlernt, einen ganz normalen Kerl, der offiziell als Reporter arbeitet. Wie sich bald herausstellt, ist aber auch Graham nicht wirklich normal …
Allein dieses bunte Potpourri an Charakteren war schon amüsant und abwechslungsreich zu lesen, wenngleich ich zu Beginn gewisse Schwierigkeiten mit der wahren Flut an Personen hatte. Es empfiehlt sich, anfangs darüber hinwegzulesen, da die meisten für die spätere Handlung nicht unbedingt wichtig sind.
Wichtig ist vielmehr der Gesamteindruck, den der Einstieg in das Buch hinterlässt. Allie stammt aus einer riesigen Familie, deren Mitglieder nicht nur Macht besitzen, sondern in der auch bestimmte Strukturen herrschen, und das aus bestimmten Gründen. Außerdem ist der Zusammenhalt innerhalb der Familie extrem stark, was, zumindest im Hinblick auf die Tantchen, gelegentlich auch lästig und anstrengend sein kann.
Nachdem der Leser sich durch die Fülle an schrulligen Tantchen und mehr oder weniger zickigen Cousinen durchgekämpft hat, beginnt die eigentliche Geschichte. Die entfaltet sich eher langsam, Tanya Huff beweist dabei aber ein gutes Gespür für Timing, indem sie neue Akzente immer unmittelbar setzt, bevor der Leser sich allmählich eine Weiterentwicklung wünscht. Da die interessanten Charaktere die Handlung so mühelos mittragen, kann die Autorin sich mit der Preisgabe von Informationen durchaus Zeit lassen. So kommt es, dass der Leser erst relativ spät erfährt, worum es bei der ganzen Sache überhaupt geht. Außerdem ist das Geschehen mit einigen magischen Scharmützeln gespickt, die zusätzlich für Abwechslung und auch ein wenig Spannung sorgen.
Um es kurz zu machen, ich fand die Geschichte ausgesprochen lesenswert. Sie ist ein wenig schrill, voller Ideen, gewürzt mit einem Schuss Humor und einigen Actioneinlagen, bietet ein wenig Rätselei und ein wenig Dramatik, sprich, von allem etwas, und das vollkommen ausgewogen. Das Buch hat mir viel Spaß gemacht.
Tanya Huff gehört zu den bekanntesten modernen Fantasy-Autoren Kanadas. Nach ihrem Bachelor of Arts war sie in unterschiedlichen Jobs tätig, ehe sie während ihrer Arbeit im ältesten Science-Fiction-Buchladen Amerikas diverse Novellen und Kurzgeschichten veröffentlichte. Inzwischen lebt sie im ländlichen Ontario. Aus ihrer Feder stammen die Chroniken der Hüter, die Blutserien und vier weitere Zyklen sowie diverse Einzelromane und Kurzgeschichtensammlungen.
Taschenbuch 511 Seiten
Originaltitel The Enchantment Emporium
Deutsch von Dorothee Danzmann
ISBN-13: 978-3-867-62105-2 http://www.feder-und-schwert.com/
Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)
Siderea Aminestas ist mit ihrer Konjunkta so weit nach Süden geflohen, dass sie quasi komplett von der Landkarte verschwunden ist. In einer kleinen Wüstenstadt hat sie sich eine neue Basis geschaffen, und sinnt nun auf Rache an den Magistern. Der Erste, den ihre Rache treffen soll, ist Colivar.
Colivar ist sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Doch trotz all seiner Bemühungen und der seiner Magister-Kollegen ist die Hexenkönigin unauffindbar. In Colivar keimt ein Verdacht, und so bittet er Kamala um Hilfe.
Kamalas Suche scheint tatsächlich Erfolg zu haben. Allerdings ist Siderea währenddessen nicht untätig geblieben …
Neue Charaktere tauchen in diesem dritten Band kaum noch auf. Der einzig nennenswerte ist Nasaan, ein Wüstenkrieger. Zwar ist er gut und lebendig gezeichnet, nach seiner Rolle zu Beginn des Buches rückt er jedoch ziemlich an den Rand des Geschehens.
Wesentlich interessanter ist dagegen die Entwicklung Colivars, der sich im Laufe des Buches, je mehr seine Geheimnisse aufgedeckt werden, vom kalten, arroganten Unmenschen zu einem zerrissenen, verzweifelten Mann entwickelt. Sehr gelungen.
Nyuku dagegen gehörte zu denjenigen Charaktere, die nicht vertieft oder weiterentwickelt wurden, was ich fast ein wenig schade fand.
Die Handlung lässt sich diesmal wieder etwas mehr Zeit als in Band zwei. Bis Colivar Kamala um Hilfe gebeten hat und ihre Bemühungen erste Erfolge zeigen, vergehen fast zweihundert Seiten, und dann besteht der Erfolg zunächst in einem eher kleineren Scharmützel. Auch die Ereignisse in Tefilat könnte man mit diesem Begriff beschreiben. Und im Gegensatz zum zweiten Band verläuft die Spannungskurve hier nicht insgesamt stetig nach oben.
Was den Leser dennoch bei der Stange hält, sind die kleinen Überraschungen, die mit den einzelnen Scharmützeln verbunden sind. Celia Friedman versteht es immer wieder, ihre Erzählung in unerwartete Richtungen umzulenken, oder den Leser für die nachlassende Spannung mit kleinen interessanten Informationsbröckchen zu entschädigen.
Auf diese Weise baut die Autorin im Verlauf der Geschichte immer mehr Hintergrundaspekte weiter aus. Das gilt für die Historie der Welt ebenso wie für ihren Entwurf der Magie und der Ikati. Dabei wirken die Erweiterungen zu keiner Zeit bemüht oder gekünstelt, sondern fügen sich wie selbstverständlich in die bereits bekannten Teile ein. Das gilt auch für die Präsentation der Informationen. Jede Aufdeckung eines neuen Details hat eine glaubhafte und logische Ursache. Ich musste mich niemals fragen, warum eine Information gerade zu diesem Zeitpunkt auftauchte. Vor allem aber war jede Neuigkeit eine faszinierende Facette in einem interessanten, gut durchdachten Gesamtzusammenhang. Ebenfalls sehr gelungen.
Nach einer Menge unvorhersehbarer Wendungen, enthüllter Geheimnisse und neuer Erkenntnisse ist es etwa hundert Seiten vor Schluss dann doch so weit: der Showdown beginnt. Und auch hier ist es der Autorin wieder gelungen, mich zu überraschen. Dass nicht alles so läuft wie geplant, hatte ich erwartet. Aber nicht das, was letztlich geschieht. Das war einerseits erfrischend, andererseits kann ich nicht sagen, dass ich genauso feuchte Hände gehabt hätte wie bei der „Seelenzauberin“. Trotz der Komplikationen verlief die Auflösung der Situation dann doch recht glatt, auf ebenso unvorhergesehene Weise, wie sich die Komplikation eingestellt hat. Und obwohl ich nicht hätte vorhersagen können, zu welchem Ende die Bemühungen der Beteiligten letztlich führen würden, wollte echte Spannung nicht so recht aufkommen. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, die Situation könnte in eine Katastrophe führen, weder in Bezug auf den Gesamtzusammenhang, noch im Hinblick auf einzelne Charaktere wie Salvator oder Colivar.
So war der dritte Band zwar spürbar anders gewichtet als der Zweite, er gefiel mir aber genauso gut.
Insgesamt fand ich den gesamten Zyklus lesenswert. Man braucht ein wenig Geduld, bis die Geschichte in Fahrt kommt, sie bietet aber durchaus einiges an Spannung, und außerdem so viele Geheimnisse und Rätsel, eine so interessante und sauber abgestimmte Basis und so viele verschiedene, faszinierende und lebendige Charaktere, dass es auch in den spannungsärmeren Passagen niemals langweilig wird.
Celia Friedman hat lange als Kostümbildnerin gearbeitet, ehe sie sich gänzlich dem Schreiben zuwandte. Zunächst schrieb sie Science-Fiction, später auch Fantasy. Aus ihrer Feder stammen neben der Magister-Trilogie der Coldfire-Zyklus sowie der Zweiteiler Alien Shores und weitere Einzelromane. Allerdings wurden nicht alle ihre Bücher ins Deutsche übersetzt.
Lorkin konnte die Verräterinnen tatsächlich überreden, ihn gehen zu lassen. Aber kaum ist er zurück in Arvice, läßt König Amakira ihn festsetzen. Da Dannyls Versuche, ihn loszueisen, keinen Erfolg zeigen, beschließt die Gilde, Sonea nach Sachaka zu schicken. Doch Lorkins Befreiung ist nicht ihre einzige Aufgabe …
Cery hat Skellin inzwischen kaum noch etwas entgegenzusetzen. Wohl oder übel flieht er in die Tunnel unter der Gilde. Aber noch immer ist er nicht bereit aufzugeben, statt dessen plant er, Skellin eine Falle zu stellen.
An der Charakterzeichnung hat sich, abgesehen davon, dass Lorkin etwas selbstbewusster geworden ist, nicht viel getan. Durch die Spannungen aufgrund Lorkins Aufenthalt bei den Verräterinnen ist Dannyl in Bezug auf Ashaki Achati ein wenig in die Zwickmühle geraten, und auch um Sonea entwickelt sich ein Hauch von Romantik. Letztlich bleibt es jedoch, wie schon bei Lorkin und Tyvala, bei einem Hauch. Wirklich tragfähig war das alles nicht.
Folglich musste die Handlung den Leser ganz allein bei der Stange halten. Leider ist auch das nicht so ganz geglückt. Das liegt daran, daß alles sich nur sehr langsam entwickelt.
Der Strang um Cery ist kurzzeitig interessant, bis er und seine Begleiter Gol und Anyi die Tunnel unter der Gilde erreichen. Dann geht es erst einmal seitenlang darum, wie die drei, teilweise mit Lilias Hilfe, das Notwendigste für einen längeren Aufenthalt besorgen. Erst als Cery anfängt, über eine Falle für Skellin nachzudenken, wird es etwas interessanter, aber auch hier tut sich erst mal wenig. Ich hatte größere Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Zutaten für die Falle erwartet. Erst, als der Zeitpunkt gekommen ist, sie zuschnappen zu lassen, zieht hier die Spannung an.
Soneas Strang bietet überhaupt keine Spannung. Ihre Reise verläuft quasi vollständig ereignislos bis Arvice, das kurze Treffen hinter der Grenze am Rand der Gebirge, hat auf die eigentliche Geschichte überhaupt keine Auswirkungen.
Das gilt zunächst auch für die Ereignisse um Lorkin. Was im Gefängnis geschieht, ist zwar grausam, aber nicht im geringsten spannend, weil Lorkin selbst zu keiner Zeit in Gefahr ist. Erst als die Verräterinnen wieder mehr ins Zentrum des Geschehens rücken, zieht der Spannungsbogen an und wirkt sich durch Achatis Warnung an die Bewohner des Botschaftshauses sogar ein wenig bis dorthin aus.
Bis der Leser so weit ist, hat er allerdings bereits gut zwei Drittel des Buches gelesen. Schade nur, daß das bißchen Spannung, das sich bis dahin entwickelt hat, vollkommen wirkungslos verpufft. Denn die Auflösung der brenzligen Situationen erfolgt beinahe spielerisch. Ganz plötzlich sind sämtliche Probleme behoben, quasi mit einem Fingerschnipsen. Der Kampf in Arvice ist für die Sieger ein Spaziergang! Keinerlei ernstzunehmende Hinterhalte, und auch die Bedrohung innerhalb der letztlich siegreichen Truppen löst sich sozusagen von selbst in Luft auf, versandet einfach. Die Ereignisse in Imardin sind sogar innerhalb eines einzigen Absatzes erledigt.Keinerlei Komplikationen, keinerlei unvorhergesehene Wendungen. So einfach war es, dass ich mich regelrecht betrogen fühlte. So einfach, dass es schon unlogisch war.
Selbst wenn den magischen Ringen mehr Raum gelassen worden wäre als lediglich eine Aufzählung, wie sie auf die verschiedenen Taschen einer Weste verteilt wurden, hätte dieser Aspekt das Ganze nicht mehr retten können. Dazu kommt, dass am Ende ein ganzer Haufen loser Fäden übrig ist. Was ist zum Beispiel mit Bokkin? Wenn er ein neuer Regin sein sollte, hat er ziemlich kläglich versagt. Wenn nicht, was sollte er dann sein? Letztlich hatte sein Auftritt keinerlei Auswirkungen auf die Ereignisse. Und was ist mit den Ichani? Die Verräter haben sich jahrhundertelang verborgen. Das mag noch angehen, wenn man nur die Ashaki berücksichtigt, die in der Regel dort wohnten, wo das Land fruchtbar war. Die Ichani dagegen lebten auch in den Bergen und im Ödland, schließlich waren sie Ausgestoßene. Wie kann es sein, dass Ichani und Verräterinnen sich nie in die Quere kamen? Es hat sich auch keiner der Ichani blicken lassen, als es in Sachaka zum Kampf kam. Keiner von ihnen hat versucht, daraus Kapital zu schlagen.
Unterm Strich muss ich sagen, ich war von dieser neuen Trilogie um Sonea sehr enttäuscht. Die ältere Sonea ist bei Weitem kein so faszinierender Charakter mehr wie die junge, und selbst wenn sie es wäre, hätte die Geschichte durch die vielen zusätzlichen Handlungsstränge davon kaum profitiert. Das gilt auch für Cery. Und keiner der Neuzugänge war ein adäquater Ersatz für Akkarin. Der neue Aspekt der magischen Steine wurde zu stiefmütterlich behandelt, um sein Potential voll ausschöpfen zu können. Vor allem aber zeichneten alle drei Bände sich dadurch aus, dass sie mit einer Menge Nebensächlichkeiten überfrachtet waren, die die Entwicklung der eigentlichen Handlung ausbremsten und für jede Menge Durchhänger sorgten. Und wenn schon Romanzen in eine Geschichte einfließen, dann sollten sie auch etwas Herzblut enthalten und nicht nur ein blasses Gespenst am Rande sein.
Dass die Autorin es besser kann, hat sie bereits bewiesen. Deshalb werde ich ihrem nächsten Zyklus wohl eine Chance geben. Sollte Trudi Canavan allerdings tatsächlich, wie auf ihrer Homepage erwähnt, noch einmal weitere Bände über Sonea und die schwarzen Magier veröffentlichen, werde ich darauf wohl lieber verzichten.
Trudi Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier. Ihre Trilogie Das Zeitalter der Fünf ist inzwischen ebenfalls auf Deutsch erhältlich. Derzeit schreibt die Autorin an ihrem neuen Zyklus Millennium’s Rule.
Lorentha ist nicht glücklich über ihre Rückkehr nach Aryn, und das liegt nicht nur daran, dass ihr Vertrag bei der Garde wohl nicht verlängert werden wird. Ihre Erinnerungen an diese Stadt sind nicht gerade positiv, und ihr Vorhaben, den Mord an ihrer Mutter aufzuklären, rührt genau an diesen Erinnerungen.
Als wäre das noch nicht schlimm genug, wird sie, kaum dass sie das Schiff verlassen hat, zum Gouverneur zitiert, der ihr eröffnet, sie müsse zusammen mit einem manvarischen Adligen den Diebstahl des wertvollsten Artefakts der Stadt, des Falken der Göttin Isaeth, aufklären und dafür zunächst einmal einen dieser verhaßten Adelsbälle besuchen …!