Alle Beiträge von Birgit Lutz

Mer, Lilach – Winterkind

Blanka von Rapp ist schön, wohlhabend, hat einen liebenden Mann und eine bezaubernde Tochter. Sie ist eine glückliche Frau, zumindest sollte man das meinen. Doch als ihre Mutter stirbt, wird Blanka von ihrer Vergangenheit eingeholt. Dann verreist ihr Mann kurzfristig, und schon bald sieht Blanka sich mit einer völlig neuen Situation konfrontiert: es ist Zahltag und kein Geld für die Löhne da!

Schon „Der siebte Schwan“ hat mir ganz gut gefallen. „Winterkind“ ist noch besser. Wie in ihrem ersten Buch hat Lilach Mer auch hier auf Motive aus einem Märchen zurückgegriffen. Ihre Geschichte geht jedoch weit über das Märchen hinaus, oder besser gesagt, es geht in eine völlig andere Richtung. Tatsächlich ist es so, dass das Phantastische hier – im Gegensatz zu ihrem ersten Buch – eine ganz natürliche Erklärung findet. Doch das macht es nicht weniger phantastisch.

Ort der Handlung ist ein Herrenhaus irgendwo in Norddeutschland, in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Das nächste Dorf kann man zu Fuß erreichen, dort leben ein Teil des Personals und die Arbeiter der Glashütte, die Blankas Ehemann gehört, mit ihren Familien. In die Stadt kommt man nur mit einer Kutsche oder zu Pferd. Ziemlich abgelegen. Und es ist Winter. Kein romantischer, freundlicher Winter mit Sonne auf einer glitzernden Schneedecke, sondern ein düsterer, feindlicher Winter. Kälte, trübes, diffuses Licht, Scharen von unheimlich krächzenden Krähen. Der Schnee fällt still und sanft, doch unverrückbar und erdrückend in seinen endlosen Massen, die das Herrenhaus vom Rest der Welt abschneiden und die Bewohner in der Unsicherheit der Situation einsperren.

Wobei es nicht nur eine Unsicherheit ist, sondern eigentlich drei. Zum einen ist Blankas Tochter Johanna ernsthaft krank geworden, und wegen des Wetters ist kein Arzt erreichbar. Zum anderen warten die Arbeiter der Glasfabrik auf ihren Lohn. Jeder Einzelne von ihnen ist darauf angewiesen, dass er regelmäßig sein Geld bekommt, wenn seine Familie nicht hungern soll. Sie können es sich nicht leisten, geduldig zu sein. Die dritte Sache ist subtiler, weniger fassbar, und sie ist an Blanka geknüpft.

Blanka ist unsicher und ängstlich. Sie traut sich nicht nach draußen, nicht mal einen einzigen Schritt. Ständig trägt sie ein Stärkungsmittel mit sich herum, ohne das sie sich den Anforderungen an ihre Person nicht gewachsen fühlt. Warum das alles so ist, erfährt der Leser nur ganz allmählich, durch Rückblenden, Erinnerungen. Dabei sind nicht alle dieser Erinnerungen Blankas. Die Auswirkungen sind dennoch beträchtlich, vor allem, als Blanka unter Druck gerät.

Sophie, Johannas Gouvernante, fallen diese Auswirkungen auf, obwohl sie zunächst nicht weiß, was dahintersteckt. Sophie ist intelligent, gebildet, tüchtig und mutig, und sie hat nicht nur ihren kleinen Schützling gern, sie mag auch Blanka. Als Angestellte steht ihr allerdings keine eigene Meinung zu. Doch die Situation spitzt sich immer mehr zu, und irgendwann muss Sophie sich entscheiden.

Lilach Mer hat all das dicht und nahtlos miteinander verwoben: die Erinnerungen, wachgerufen durch den Spiegel, den Blanka geerbt hat, ihre Ängste und Unsicherheiten, das Tonikum, das mich fast sofort an Sucht denken ließ, letztlich aber noch etwas viel Schlimmeres war; Sophies Beobachtungen, Johannas Fieberträume, die Ereignisse an der Glashütte. Eins bedingt das andere, und so treibt die Situation allmählich auf eine immer bedrohlichere Eskalation zu, noch verstärkt durch die klaustrophobische Abgeschlossenheit hinter den Schneemassen. Schon lange hab ich kein Buch mehr gelesen, das einen solchen Sog entwickelt hätte.

Das ist teilweise auch dem Schreibstil der Autorin zu verdanken. In federleichten, poetischen, fast schon verspielten Worten fängt sie die Stimmung ihrer Geschichte ein, und das mit Wucht, genau wie die Schneeflocken, die so locker und sacht vom Himmel rieseln und doch eine unnachgiebige, unverrückbare Mauer bedeuten. Sehr gelungen.

Bleibt zu sagen, dass das Buch mich wirklich gefesselt hat. Faszinierend, wie viele Facetten, wie viel Entwicklung zwischen so wenigen Seiten Platz hatten. Manche Bücher sind doppelt so dick, und es steht nicht mal halb so viel drin. Setting, Handlung, Figuren, alles kam wie aus einem einzigen Guß daher. „Der siebte Schwan“ mag damals beim Schreibwettbewerb unter den Finalisten gewesen sein. „Winterkind“ hätte ihn womöglich gewonnen.

Lilach Mer ist Juristin und Fachjournalistin und hauptsächlich im akademischen Bereich tätig. Tagsüber arbeitet sie an der Universität, nachts schreibt sie Bücher. „Winterkind“ ist ihr zweiter Roman.

Taschenbuch 280 Seiten
ISBN-13: 978-3-940-85536-7

http://www.dryas.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (5 Stimmen, Durchschnitt: 2,20 von 5)

Akers, Tim – Herz von Veridon, Das

_Jacob Burn hat_ eine Menge Kontakte, sie sind quasi sein Arbeitskapital. Aber das Treffen mit dem bärtigen Hünen in der schäbigen Kleidung stand eigentlich nicht in seinem Terminkalender. Und wenn Jacob geahnt hätte, in welche Verwicklungen ihn dieses Treffen hineinziehen würde, wäre er dem Kerl wahrscheinlich in weitem Bogen aus dem Weg gegangen. Statt dessen muss er feststellen, dass ihm auf einmal eine ganze Menge Leute ans Leder wollen …

_Tim Akers legt_ in seinem Romandebut das Gewicht nahezu ausschließlich auf die Handlung. Insofern ist es kein Wunder, dass die Charakterzeichnung nicht besonders tiefschürfend ausgefallen ist.

Jacob wollte schon als kleiner Junge Pilot werden. Nachdem er jedoch bei seinem Jungfernflug sein Luftschiff zum Absturz gebracht hat, hat die Akademie ihn rausgeworfen, das hat ihn ziemlich verbittert und zum Bruch mit seiner Familie geführt. Seither arbeitet er für Valentine, die Unterweltgröße der Stadt, seine Aufträge erhält er von einer Vermittlerin namens Emily, in die er verliebt ist.

Emily scheint Jacob auch zu mögen, behält das aus beruflichen Gründen aber für sich. Sie ist vor allem pragmatisch veranlagt und tut, was für ihr Überleben notwendig ist.

Mehr gibt es zu den Charakteren eigentlich nicht zu sagen. Obwohl an der Jagd auf Jacob ziemlich viele Personen beteiligt sind, bleiben sie alle auf ihre Funktion innerhalb des Plots beschränkt und entwickeln keine echte eigene Persönlichkeit.

Was die Handlung betrifft, fühlte ich mich teilweise an die „Bourne-Identity“ erinnert. Alle wissen, worum es geht, nur der Held weiß es nicht. Um zu überleben, muss er das schleunigst herausfinden, was bedeutet, dass er abwechselnd damit beschäftigt ist, seine diversen Kontakte aufzusuchen, um an Informationen zu kommen, und damit, sich mit seinen Verfolgern zu prügeln, um ihnen zu entwischen.

Tim Akers erzählt diese Mischung aus Puzzle und Verfolgungsjagd geradlinig und temporeich. Ausschmückungen fehlen fast völlig, die Umgebung wird größtenteils lediglich skizziert. Es geht nicht darum, wo oder wie etwas passiert, wichtig ist nur das Geschehen selbst.

Trotzdem kann man nicht sagen, dass das Setting zu kurz gekommen wäre. Der Autor hat seine Geschichte in einer Welt angesiedelt, die ziemlich … sagen wir mal, beschränkt ist. Im Zentrum steht die Stadt Veridon, sie ist Schauplatz der Ereignisse, hineingebaut in einen Steilhang und von allen möglichen Richtungen umspült von Flüssen. Drumherum gibt es noch ein paar Dörfer und ansonsten Wildnis. Zumindest innerhalb des Radius, der den Stadtbewohnern bekannt ist und der ist offenbar nicht allzu groß.

Dafür hat Veridon in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung erlebt. Seit dem Aufstieg der Kirche des Algorithmus verfügt die Stadt über eine Vielzahl neuer, technischer Errungenschaften, zu denen auch die Luftschiffe gehören. Einen Großteil dieser Technik fand ich allerdings ausgesprochen unangenehm. Die Art und Weise, wie die Piloten ihre Flugschiffe lenken, ist gruselig, der Auftritt des Engramms vor allem eklig. Tatsächlich sind die Praktiken der Kirche insgesamt schlicht menschenverachtend. Erstaunlich, dass die Stadtbewohner sich all dem so bereitwillig unterwerfen, es so selbstverständlich hinnehmen. Schließlich ist die neue Religion noch so jung, dass nahezu jeder Einwohner sich noch daran erinnern kann, wie das Leben davor aussah. Unwillkürlich fragt man sich, wie mies dieses Leben wohl gewesen sein muss …

Natürlich betreibt die Kirche Propaganda. Mir persönlich kam die aber äußerst widersprüchlich vor. Der Mythos von der Entstehung der Kirche besagt, dass die Kirchengründer eine kranke Göttin heilten und dafür mit technischem Wissen beschenkt wurden. Die Darstellung einer Bühnenaufführung dieses Mythos‘ klingt allerdings nicht nach einer Heilung, sondern vielmehr wie die Beschreibung einer allmählichen Demontage. Den Theaterbesuchern scheint diese Diskrepanz erstaunlicherweise nicht aufzufallen.

Und auch das Gerangel um das geheimnisvolle Artefakt, um das es eigentlich geht, erschien mir gegen Ende zunehmend unglaubwürdig. Nachdem Jacob herausgefunden hat, worum es sich handelt, und beschlossen hat, es keiner der darum streitenden Parteien zu überlassen, es aber auch nicht selbst zu benutzen, warum hat er es da nicht einfach platt gemacht? Sämtliche Probleme hätten sich mit einem einzigen Hammerschlag erledigen können. Eine Antwort auf die Frage, was am Ende mit dem Artefakt wirklich geschah, gibt es leider erst im nächsten Band.

_Unterm Strich_ blieb ein etwas durchwachsener Eindruck zurück. Der Plot war ganz gut ausgedacht, sauber aufgebaut und zügig und spannend erzählt. Das Setting dagegen war mehr als gewöhnungsbedürftig. Wer diesbezüglich unempfindlich ist und bei seiner Lektüre vor allem Wert auf Action legt, der ist hier mit Sicherheit richtig. Freunden von Detailreichtum, epischen Geschichten und/oder eindringlicher Charakterzeichnung würde ich von der Lektüre eher abraten. Allen anderen empfehle ich, das erste Kapitel zu lesen, ehe sie das Buch kaufen. Wer mit den Ereignissen in der Steuerzentrale des Luftschiffs keine Probleme hat, dürfte auch mit dem Rest keine haben.

_Tim Akers_ wurde als einziger Sohn eines Theologen in North Carolina geboren. Später zog er nach Chicago, wo er das College besuchte und noch heute mit seiner Frau und seinem deutschen Schäferhund lebt. Er widmet seine Zeit zu gleichen Teilen der Pflege von Datenbanken und dem Führen von Füllfederhaltern. „Das Herz von Veridon“ war sein erster Roman, die Fortsetzung erscheint im Dezember unter dem Titel „Die Untoten von Veridon“.

|Taschenbuch 350 Seiten
Originaltitel „The Heart of Veridon“
aus dem Amerikanischen von Michael Krug
ISBN-13: 978-3-404-20666-7|
http://www.luebbe.de

Thiemeyer, Thomas – Logan und Gwen (Das verbotene Eden 2)

Das verbotene Eden:

Band 1: David und Juna“
Band 2: „Logan und Gwen“
Band 3: „Magda und Ben“

Gwens Leben ist völlig aus der Bahn geraten. Juna hat sie verlassen … für einen Mann! Um sich von ihren Schuldgefühlen abzulenken, meldet Gwen sich freiwillig für ein Himmelfahrtskommando. Und gerät prompt in Gefangenschaft!

Wie sich in dieser Fortsetzung zu |Das verbotene Eden| herausstellt, ist die Frage, wie es mit David und Juna weitergeht, gar nicht relevant. Letztlich geht es darum, wie es mit den Zurückgebliebenen weitergeht. Dabei tauchen natürlich auch ein paar neue Charaktere auf.

Gwen war schon immer eher der häusliche, sorgende Typ. Nicht umsonst will sie unbedingt Heilerin werden. Das bedeutet aber nicht, dass sie völlig harmlos ist. Gwen weiß sich durchaus durchzusetzen, und wenn es drauf ankommt, beweist sie auch Mut und Kampfgeist.

Auch Logan sieht man den Kämpfer nicht unbedingt an. Er ist weder besonders groß noch besonders muskelbepackt. Dafür benutzt er im Gegensatz zu vielen anderen auch seinen Kopf. Außerdem ist er ziemlich gut darin, andere einzuschätzen. Und wie David hat er ein ausgeprägtes Gespür für richtig und falsch.

Cedric, dem Sohn von Logans Warlord, geht dieses Gespür vollkommen ab. Er ist ein hinterhältiger, eitler, ehrgeiziger Egomane, der Begriffe wie Verantwortung, Fairness oder Diplomatie unter P wie Papierkorb ablegt. Unnötig zu erwähnen, dass ein solcher Mensch ausgesprochen rachsüchtig reagiert, wenn jemand ihm einen Strich durch die Rechnung macht.

Schon bei der Charakterzeichnung des ersten Bandes fiel mir auf, dass Thiemeyers Charaktere nur mäßig Schattierungen aufweisen. Von Anfang an ist klar, wer die Guten und wer die Bösen sind, Grauzonen fehlen. Obwohl die Figuren ansonsten gut und nachvollziehbar angelegt sind, empfand ich diesen Punkt zunehmend als störend, vielleicht auch deshalb, weil die Personenkonstellation sich in beiden Büchern so sehr ähnelt: Für Juna und David kamen Gwen und Logan, für den Abt der Benediktiner kam Logans Vater Gunnar, für Amon kam Cedric. Eine Weiterentwicklung einzelner Charaktere wäre da womöglich hilfreich, getan hat sich diesbezüglich leider nichts. Selbst Edana, die nach den Vorfällen an der Raffinerie so überraschend mild reagierte, ist wieder genau dieselbe erbarmungslose Männerhasserin wie zuvor.

Auch die Handlung weist spürbare Parallelen auf. David wurde von den Frauen gefangen genommen, diesmal ist es Gwen, die in die Hand der Männer gerät; Amon war auf Juna eifersüchtig, Cedric ist eifersüchtig auf Logan. Das zieht sich durch nahezu die gesamte Grundhandlung. Die beiden Teile unterscheiden sich kaum darin, was geschieht, höchstens darin, wie es geschieht.

Dazu kommt, dass das Hauptaugenmerk natürlich auf Logan und Gwen liegt. Und auch diesmal hat sich der Autor viel Zeit damit gelassen, zunächst einmal die jeweilige Situation der beiden zu zeigen, ehe er sie zusammentreffen lässt. Bis es so weit ist, ist das halbe Buch gelesen. Richtig ernst wird es für die beiden erst auf den letzten hundert Seiten.

Da sich die Handlung so eingehend mit Logan und Gwen beschäftigt, bleibt für das Geschehen im Hintergrund, die Entwicklung hin zu einem erneuten Krieg, nicht mehr viel Raum, sodass die eigentliche Weiterentwicklung der Geschichte nahezu untergeht.

Einziger wirklich neuer und daher interessanter Aspekt waren die Zusammenhänge mit der Figur des Wanderers. Mit ihm ist allerdings ein Punkt ins Licht gerückt, den ich schon im ersten Band als unlogisch empfunden habe. Bereits dort fragte ich mich, warum die Stadt und ihre Umgebung keinen Kontakt zum Rest der Welt haben. Jetzt werden erstmals Wanderer erwähnt, Männer, die man in ihrer Funktion mit mittelalterlichen Barden und reisenden Geschichtenerzählern vergleichen könnte. Und doch erscheint mir das zu wenig. Gut, reisen ist gefährlich, aber das hat die Menschen noch nie davon abgehalten herauszufinden, was hinter dem Horizont liegt. Gibt es denn niemanden, der wissen will, wie das Leben in anderen Gegenden der Welt aussieht? Warum hat weder der Inquisitor noch der Rat der Frauen je versucht, dort vielleicht Verbündete zu finden? Neue Ressourcen zu erschließen? Verlorengegangenes Wissen aufzustöbern? Diese extreme Isolation erscheint mir höchst unwahrscheinlich.

Alles in allem bleibt zu sagen, dass das Buch nicht wirklich schlecht war. Auch der erste Band war ja nicht schlecht. Aber so richtig gefangennehmen konnte es mich auch nicht. Was im ersten Band noch einen erheblichen Teil der Faszination ausmachte, nämlich das Setting, ist jetzt bereits bekannt. Die neuen Figuren weisen starke Ähnlichkeit zu denjenigen auf, die nicht mehr dabei sind, gebliebene Figuren haben sich zu wenig entwickelt. Und die Handlung ist in ihren Grundzügen ebenfalls nahezu dieselbe. So las die Geschichte sich großteils wie ein riesiges Déjà-vu.

Ich hoffe deshalb sehr, dass der dritte Band etwas frischen Wind mitbringt. Der Titel „Magda und Ben“ klingt schon mal vielversprechend, und sei es nur, weil da offenbar Personen im Mittelpunkt stehen werden, die alt sind und bereits eine gemeinsame Vergangenheit haben. Wenn dazu noch etwas Bewegung in das Denken und Fühlen des einen oder anderen Charakters kommt, etwas mehr von der großen weiten Welt und etwas mehr Dynamik in die Ereignisse – immerhin droht da ein Krieg! – dann könnte der Abschluss der Trilogie durchaus noch einmal interessant werden.

Thomas Thiemeyer stammt aus Köln und arbeitete nach einem Geologie- und Kunststudium zunächst als Grafiker und Illustrator, eher er sich vermehrt dem Schreiben zuwandte. Sein Debutroman „Medusa“ erschien im Jahr 2004, seither hat er eine ganze Anzahl weiterer Romane geschrieben, nicht nur Thriller, sondern auch den Jugendbuchzyklus Die Chroniken der Weltensucher, der inzwischen aus vier Bänden besteht. Wann der letzte Teil von Das verbotene Eden erscheint, steht noch nicht fest.

Gebundene Ausgabe: 463 Seiten
ISBN-13: 978-3-426-65325-8

http://www.droemer-knaur.de/home
http://www.thiemeyer.de/

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Howard, Jonathan L. – Institut für Angst und Schrecken, Das (Johannes Cabal 3)

_Die |Johannes-Cabal|-Trilogie_

Band 1: [„Seelenfänger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6176
Band 2: [„Totenbeschwörer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6719
Band 3: _“Das Institut für Angst und Schrecken“_

_Johannes Cabal ist_ bekannterweise nicht gerade ein Menschenfreund. Damit er sich bereit erklärt, einen Anwalt, einen Kunsthändler und einen Leichenbestatter bei ihrer Mission zu unterstützen, ist also ein sehr starker Anreiz notwendig. Der Silberschlüssel, der seinem Träger Zugang zu den Traumlanden gewährt, ist für Cabal durchaus Anreiz genug. Allerdings hat er keine Ahnung, worauf er sich da tatsächlich einlässt …

_Wie in den_ vorigen Bänden auch steht Johannes Cabal im Mittelpunkt der Geschichte. Aber anders als bisher muss er die Handlung diesmal fast allein tragen. Denn die diversen Bewohner der Traumwelt sind nur etappenweise Mitglieder der Truppe, und die drei Auftraggeber Cabals sind im Vergleich zu Horst oder Leonie Barrow ziemlich blass und farblos geraten. Der Leser erfährt im Grunde gar nichts über sie und sie tun kaum etwas, außer sich zu beschweren. Nicht sehr ergiebig.

Auch im Hinblick auf Handlung und Hintergrund fehlte es mir diesmal ein wenig an Würze. Vielleicht liegt das – zumindest zum Teil – daran, dass ich Lovecraft nicht gelesen habe. Denn auf dessen Cthulhu-Mythos hat Howard in diesem Band regelmäßig zurückgegriffen. So ist die Traumwelt, in der nahezu die gesamte Handlung spielt, offenbar ein fester Bestandteil davon, den Howard lediglich für seine Zwecke etwas modifiziert hat, was ich erst beim Lesen des Anhangs erfuhr.

Einzelne, kurze Abschnitte zwischen den Kapiteln befassen sich mit Cthulhu, Nyarlathotep und Konsorten, klingen allerdings ziemlich schräg. Möglich, dass sie eine Menge Anspielungen enthalten, wenn ja, sind diese leider wegen Unkenntnis des Originals völlig an mir vorübergegangen.

Das allein kann es aber auch nicht gewesen sein. Mehr oder weniger unabhängig von der eigentlichen Thematik hat Howard im „Seelenfänger“ alle möglichen Arten menschlicher Schwäche durch den Kakao gezogen, im „Totenbeschwörer“ den Kriminalroman. Gleichzeitig hat er in beiden Bänden nicht mit Seitenhieben gegen alle möglichen Institutionen wie Bürokratie oder Militär gespart.

All das fehlt hier. Selbst, wenn mir ein Großteil der möglicherweise im Zusammenhang mit Lovecrafts Werk vorhandenen Satire entgangen sein sollte, wo ist der Rest? Gut, es finden sich ein paar bissige Kommentare in Bezug auf Dichter/Schriftsteller und ihre übertriebenen Vorstellungen, und auch von Zauberern hat Cabal keine allzu gute Meinung. Im Vergleich zu dem verbalen Feuerwerk aus den beiden Vorgängerbänden wirkt das aber eher wie ein zu spät gezündeter Knallfrosch.

Das ist deshalb fatal, weil das Buch dadurch das verliert, was Howards Romane bisher aus der Masse der Fantasy herausgehoben hat. Ohne den sprühenden Witz, wie er zum Beispiel die Wortgefechte zwischen Leonie Barrow und Johannes Cabal auszeichnete, ohne den entlarvenden schwarzen Humor ist die Suche nach der materialisierten Angst zum Zwecke ihrer Zerstörung vielleicht eine Queste mit etwas schrägem Ziel. Trotzdem ist es nicht mehr als eine Queste, die nach dem üblichen Schema abläuft: Die Gruppe muss ein paar Gefahren überwinden, womöglich auch ein paar Verluste hinnehmen, erreicht aber letztlich den Gegenstand ihrer Suche. Vielleicht sind die Gefahren ein wenig schräger als in anderen Büchern, und vielleicht ist das Endergebnis nicht unbedingt das geplante. Um den Leser mitzureißen, wie es die beiden anderen Bände taten, reicht das aber nicht.

Zu guter Letzt fand ich auch das Ende etwas enttäuschend. Nicht, weil es quasi vollkommen offen ist, sondern weil das gesamte Unternehmen rückblickend betrachtet keinerlei Sinn ergibt. Schon beim Showdown, der in diesem Fall gänzlich verbal ausgefochten wird, hatte ich so meine Schwierigkeiten. Irgendwie schien mir die Unterhaltung etwas zusammenhanglos. Ein wenig kam ich mir vor wie im Interview mit einem Politiker: die Antworten waren teilweise wortreich, hatten aber nicht unbedingt etwas mit der Frage zu tun.

Nun will ich die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die eigentliche Antwort zwischen den Zeilen stand, und ich schlicht zu doof war, sie zu verstehen. Das ändert leider nichts an der Tatsache, dass ich mit einem Gefühl der Unzufriedenheit zurückblieb. Dass Cabals Gegenspieler sich bei einigen entscheidenden Fragen schlicht geweigert hat, überhaupt zu antworten, macht es nicht besser. Und wie gesagt: Im Grunde ist noch immer alles völlig offen.

_Unterm Strich_ ist dieser Band nach meinem Dafürhalten ein gutes Stück hinter seinen Vorgängern zurückgeblieben. Wer bereits vom zweiten Band enttäuscht war, weil die Thematik eine völlig andere war als im Ersten, der dürfte diesen dritten Band noch weniger begrüßen, denn das, was die Geschichten um Johannes Cabal weit mehr ausmachte als sein Beruf, nämlich ihre schonungslose und doch augenzwinkernde Abrechnung mit Auswüchsen aller Art, fehlt hier nahezu völlig. Trotz der aberwitzigen Grundidee verläuft die Handlung spannungsarm und trocken, alle Figuren, die neben Cabal noch etwas Interesse wecken könnten, spielen lediglich winzige Nebenrollen. Vielleicht können Kenner des Cthulhu-Mythos der Sache noch etwas mehr abgewinnen, alle anderen können sich höchstens mit der Hoffnung trösten, dass – obwohl der Verlag den Zyklus als „Trilogie“ bezeichnet – auf das so offene Ende vielleicht doch noch ein vierter Band folgen wird, der wieder denselben lebhaften Esprit atmet wie der „Seelenfänger“ und der „Totenbeschwörer“.

_Jonathan L. Howard_ lebt in Bristol, ist seit 1990 ein fester Bestandteil in der Branche Computerspiele, außerdem schreibt er Drehbücher. 2005 erschien seine erste Kurzgeschichte „Johannes Cabal and the Blustery Day“, und nach einer weiteren Kurzgeschichte folgte der erste Band der Romanreihe über seinen ungewöhnlichen Helden.

|Taschenbuch 347 Seiten
Originaltitel: The Fear Institute
Deutsch von Jean-Paul Ziller
ISBN-13: 978-3-442-47035-8|
http://www.johannescabal.com
http://www.randomhouse.de/goldmann

Stephen Deas – Der König der Felsen (Drachenthron 2)

Der Drachenthron:

Band 1:Der Adamantpalast“
Band 2: „Der König der Felsen“
Band 3: „Das goldene Feuer“ (Februar 2013)

Jehal scheint sein Etappenziel erreicht zu haben: seine Geliebte Zafir ist zur neuen Sprecherin ernannt worden. Und doch entwickelt sich sein Plan nicht wie vorgesehen! Zafir ist entschlossen, Shezira hinrichten zu lassen, was einen Krieg zur Folge hätte, den Jehal unbedingt vermeiden will. Außerdem scheint er zu seiner eigenen Überraschung allmählich Gefühle für seine junge Frau zu entwickeln …

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Hanover, Daniel – Drachenschwert, Das (Dolch und Münze 1)

Dolch und Münze:

Band 1: „Das Drachenschwert“
Band 2: „The King’s Blood“ (noch ohne dt. Titel)

Geder Palliako wäre eigentlich gern ein Gelehrter und würde das Buch vor ihm lieber zu Hause übersetzen als in einem zugigen Zelt. Vor allem, weil die übrigen Adligen seiner Kompanie ihn ständig verspotten. Aber der König hat befohlen, die freie Stadt Vanai zu erobern …

Söldnerführer Marcus Wester hat genug vom Krieg. Doch das Einzige, was ihn vor einer Zwangsrekrutierung durch den Fürsten von Vanai schützt, ist ein Vertrag, den er nicht erfüllen kann, weil der Fürst seine Männer hat einsperren lassen. Es sei denn, er bekäme kurzfristig Ersatz irgendwoher …

Cithrin ist ein Mündel der mächtigen Medean-Bank, seit sie denken kann. Quasi ihr ganzes Leben lang hat der Leiter der Filiale in Vanai sie ausgebildet. Aber nichts, wirklich nichts hätte das junge Mädchen, das bisher kaum das Haus verlassen hat, darauf vorbereiten können, dass es Vermögenswerte der Bank vor dem drohenden Krieg aus der Stadt schmuggeln muss …!

Der Autor hat seine Geschichte mit einer ganzen Menge an Figuren bevölkert. Und interessant sind nicht nur die Hauptfiguren.

Geder ist im Grunde ein sanfter, freundlicher und gutmütiger Mensch. Aber er ist weder besonders stark noch besonders belastbar. Die vielen Demütigungen durch seine Standesgenossen gehen nicht spurlos an ihm vorüber, und dem Druck, den die Eroberung Vanais bedeutet, ist er letztlich nicht gewachsen. Gleichzeitig gehört Geder nicht zu den Leuten, die schnell und leicht verzeihen.

Marcus Wester hingegen ist vor allem ein guter Soldat und fähiger Anführer, zynisch, aber verlässlich und kompetent. Und er besitzt die Sorte von Anstand, die dafür sorgt, dass er des öfteren Entscheidungen wider jede Vernunft trifft.

Cithrin wiederum ist ein unerfahrenes junges Mädchen. Deshalb hat sie beim Verlassen Vanais vor allem eines: panische Angst vor Entdeckung! Aber sie ist nicht dumm, und sie hat gelernt, wie ein Geschäftsmann zu denken, und die Beschäftigung mit den Belangen des Bankwesens stärkt ihr Selbstbewusstsein ganz ungemein.

Unter den Nebenfiguren fand ich vor allem Clara bemerkenswert. Sie ist mit Dawson, dem Jugendfreund des anteanischen Königs, verheiratet. Und während Dawson, der Reaktionär, beinahe einen Bürgerkrieg vom Zaun bricht, nur um jegliche Art von gesellschaftlicher Veränderung in Antea zu verhindern, wirkt Clara stets besänftigend, dämpfend im Hintergrund, und sorgt so dafür, dass ihr Gemahl die Grenzen zivilisierten Benehmens nicht überschreitet, ohne jedoch ihrem Gatten zu irgendeinem Zeitpunkt ihre Unterstützung zu entziehen. Ein faszinierender Balanceakt.

Interessant ist auch Meister Kit, denn obwohl bereits bei dem Hinterhalt der Räuberbande klar war, mit wem der Leser es da zu tun hat, wird kaum etwas über seine Person verraten. Meister Kit fasziniert vor allem durch seine besondere Weltsicht und seine erstaunlichen Fähigkeiten, die vor allem auf der Theaterbühne zum Vorschein kommen.

Jeder einzelne von ihnen hat mir gut gefallen, vor allem Geder, dessen Entwicklung eine recht bedenkliche Richtung genommen hat. Die Darstellung wirkt jederzeit glaubhaft und echt, selbst Westers, der schon ziemlich dem Typus des mürrischen Haudegens entspricht. Und selbst diejenigen Charaktere, die noch weiter am Rand stehen, wie die einzelnen Schauspieler von Meister Kits Truppe, oder die diversen anteanischen Adeligen, sind alle, so knapp sie auch gezeichnet sein mögen, durchaus eigenständig und lebendig.

So bunt wie die Personenriege wirkt auch die Welt, die der Autor seiner Geschichte zugrunde gelegt hat. Allein dreizehn Menschenrassen gibt es, davon ein großer Teil mit tierischen Merkmalen wie Fell, Hauer, Schuppen oder Chitinpanzer. Zumindest teilweise wurden sie als Sklaven von den Drachen erschaffen, die einst die Welt beherrschten, ehe sie sich in einem verheerenden Bürgerkrieg selbst gegenseitig auslöschten. Jetzt herrschen die Erstgeborenen – man könnte sie als „normale Menschen“ bezeichnen – , und auch sie halten die anderen Rassen offenbar für minderwertig. Und dann gibt es noch, sozusagen am Ende der Welt, im von der Zivilisation vergessenen Osten, ein Kloster mit Mönchen, die eine Spinnengöttin verehren. Und die Ansichten darüber, welche Rolle diese Göttin in der Weltgeschichte gespielt hat, gehen offenbar ziemlich auseinander …

Der Entwurf der Gesellschaftsordnung entspricht sozusagen den Erwartungen: Es gibt Königreiche, von denen bisher allerdings ausschließlich Antea eine Rolle spielt, mit Adeligen, Kaufleuten, Handwerkern und Bauern sowie Söldnerheeren und den dazugehörigen Rangeleien um Macht und Einfluss.

Das gilt auch für die Handlung. Intrigen am Königshof von Antea, Krieg, eine Gruppe von Gefährten, die durch’s Land reist, das klingt alles nicht unbekannt. Ich könnte auch nicht sagen, daß die Geschichte besonders spannend gewesen wäre. Denn obwohl die Karawane nur knapp der Entdeckung durch das anteanische Militär entgeht, zeigt der parallel laufende Handlungsstrang um Dawson und seine Frau Clara, daß Antea im Grunde ganz andere Probleme hat als Vanai. Im Grunde ist die Eroberung dieser Stadt nur eine unbedeutende Episode innerhalb der anteanischen Politik und keiner Erwähnung wert, hätte nicht Geder Palliako daran teilgenommen!

Und auch Cithrins Flucht und ihr Neuanfang in Porta Oliva wären nicht unbedingt weltbewegend. Dass diese Ereignisse ein wichtiger Teil des Gesamtgeschehens sind, zeigt sich erst am Ende des Buches. Im Grunde sind die Eroberung Vanais und deren Folgen lediglich der Anstoß für etwas viel Weitreichenderes, Tiefgreifenderes. Etwas, das ganz bestimmt nicht angenehm werden wird!

Obwohl das Buch also trotz seines Umfanges eher eine Art Einleitung für die folgenden Bände ist, habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Das ist zum einen der gelungenen Charakterzeichnung zu verdanken. In jedem der einzelnen Handlungsstränge gab es eine oder mehrere Personen, die stark und interessant genug ausgearbeitet waren, um die Erzählung auch über weniger turbulente Stellen hinweg zu tragen. Ein wenig lag es auch an der oft nur angedeuteten Historie der Welt, die es erforderlich macht, dass der Leser gelegentlich seinen eigenen Kopf benutzt, um die einzelnen Teile zusammenzusetzen. Vor allem aber war der Verlauf der Geschichte eine einzige lange Kette von Ursache und Wirkung, eines kommt zum anderen, wobei teilweise auch sonst getrennt verlaufende Handlungsstränge einander bedingten. Und diese Kette entwickelte ihren ganz eigenen Sog. Der Leser ahnt im Grunde erst ziemlich gegen Ende, wohin die ganze Sache letztlich führen mag, und doch ist ihm mehr oder weniger die ganze Zeit über klar, dass die Protagonisten da unausweichlich in etwas hineinschlittern, das größer ist als die Frage, ob eine Gesellschaftsordnung reformiert werden sollte oder nicht, und bedeutender als der Kampf eines jungen Mädchens um seine Zukunft. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird.

Daniel Hanover ist eines der Pseudonyme, hinter denen sich der Verfasser des Zyklus Die magischen Städte verbirgt. Warum in Deutschland allerdings die Autorennamen Daniel Abraham und M. L. N. Hanover zu Daniel Hanover zusammengemischt wurden, erschließt sich mir nicht ganz. „Das Drachenschwert“ ist der erste Band seines neuen Zyklus Dolch und Münze, auf Englisch ist auch der zweite Band bereits erhältlich unter dem Titel „The King’s Blood“. Ein Erscheinungstermin für die deutsche Ausgabe ist nicht bekannt.

Taschenbuch 670 Seiten
Originaltitel: „The Dragon’s Path“ (The Dagger and the Coin 1)
Deutsch von Simone Heller
ISBN-13: 978-3-442-26865-8

http://www.danielabraham.com/
www.randomhouse.de/blanvalet

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (4 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

McDonald, L. J. – Schattenmacht (Die Krieger der Königin 3)

_|Die Krieger der Königin|:_

Band 1: [„Die Krieger der Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7079
Band 2: [„Falkenherz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7575
Band 3: _“Schattenmacht“_

Sylphental wächst und gedeiht, dank der Handelskarawanen, die aus allen Teilen des Kontinents anreisen. Doch keines der Nachbarländer hat das junge Königreich bisher politisch anerkannt, Solies ehemalige Heimat Eferem begegnet ihr sogar mit offener Feindseligkeit. Es hat ihr zwar nicht direkt den Krieg erklärt, dafür aber gleich eine ganze Gruppe Attentäter geschickt.

Nun ist es nicht so einfach, ein Attentat auf jemanden zu verüben, der von hochempathischen Kriegssylphen bewacht wird, und so ist es kein Wunder, dass die Männer recht schnell gefasst sind. Aber wie kommt es dann, dass innerhalb kurzer Zeit mehrere Kriegssylphen ihre Meister verlieren? Ist das wirklich nur Zufall?

_Der einzige Neuzugang_ unter den Charakteren ist Sala. Sala ist Gabralinas beste Freundin, zumindest glaubt das Gabralina, aber die hübsche Blondine ist so gutmütig, wie sie dumm ist. Sala dagegen ist überhaupt nicht dumm, sondern extrem ehrgeizig und genießt es, Macht über andere zu haben. Abgesehen von ihrem Ehrgeiz ist sie aber vollkommen gefühllos. Empfindungen wie Freude, Mitgefühl oder Trauer scheint sie nicht zu kennen, nicht einmal Ärger. Bestenfalls Nervosität, wenn etwas nicht so klappt, wie sie es geplant hat.

Obwohl Salas Darstellung zu keiner Zeit an die Rils oder Claws heranreicht, ist sie doch klar und stimmig ausgefallen. Sala ist ein manipulatives, intrigantes Miststück und als solches ausgesprochen gelungen.

Das gilt vor allem im Hinblick auf die Handlung, die die Autorin aufgebaut hat. L. J. McDonald legt fast von Anfang an offen, wer der wahre Feind ist, und welche Absichten er hat. Und da der Leser weiß, mit wem er es zu tun hat, kann er jeden ihrer Schritte mitverfolgen. Selbst wenn sie ihre Maßnahmen erst im Nachhinein reflektiert, weiß der Leser schon vorher, was wirklich passiert ist und warum. Aber Solie und ihr Rat wissen es nicht!

Da sie gerade erst eine Handvoll Attentäter dingfest gemacht haben, suchen sie den Täter zunächst in einer völlig falschen Richtung. Und Sala ist klug genug, niemals selbst in Erscheinung zu treten, sondern schickt immer andere. Und sie geht indirekt vor, sodass jemand, der das eigentliche Ziel nicht kennt, keine Zusammenhänge zwischen den einzelnen Ereignissen herstellen kann. Der Leser sieht deshalb zu, wie sich die Schlinge allmählich immer enger zieht, während Solie und ihre Verbündeten zunehmend hilflos und unsicher agieren.

Selbst, als Leon und die Witwe Blackwell die ersten Anhaltspunkte finden, um zum Kern der Sache vorzudringen, dauert es noch eine ganze Weile, ehe für die Sylphentaler offensichtlich wird, wer dahinter steckt. Und obwohl ab diesem Zeitpunkt ziemlich klar ist, dass Sala ihr Ziel wohl nicht erreichen wird, spitzt sich die Lage dennoch immer weiter zu bis zum Showdown.

Abgesehen von dem intelligent angelegten Plot hat die Autorin auch zum ersten Mal einen genaueren Blick in die Welt geworfen, aus der die Sylphen ursprünglich stammen, ein dünner Handlungsstrang zwar, der aber zusätzlich zur eigentlichen Geschichte interessante neue Aspekte mit einbrachte.

_Ich muss gestehen,_ ich war von diesem dritten Band des Zyklus ziemlich überrascht. Nach den beiden leichtgewichtigen Vorgängern hatte ich nicht erwartet, dass die Fortsetzung derart spannend ausfallen würde! Doch das tat sie, und das ist hauptsächlich Sala zu verdanken. Dabei ist sie nicht einmal der übermächtige, unbesiegbare Gegner, der sonst so gern in der Fantasy bemüht wird, sondern verfolgt ihre Pläne einfach nur mit einer unauffälligen, gründlichen und gleichzeitig so gefühllosen Niedertracht, dass man nur staunend den Kopf schütteln kann. Da fiel nicht einmal mehr die naive Gutgläubigkeit ins Gewicht, mit der Blue sich davon abhalten lässt, Sala zu kontrollieren.

Der dritte Band bietet so viel mehr als die ersten beiden, dass er regelrecht aus dem Zyklus heraussticht. Ihn einzeln zu lesen, macht allerdings wenig Sinn. Wer jetzt Lust auf dieses Buch bekommen hat, wird die anderen beiden zuerst lesen müssen.

_L. J. McDonald_ ist Kanadierin und begann mit dem Schreiben auf die Ermunterung ihres Englischlehrers hin. Ein Schreibwettbewerb im Jahr 2008, den sie nicht gewann, brachte dennoch den Durchbruch. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Geschichte um Solie und ihre Kriegersylphen bereits aus vier Bänden. Im April dieses Jahres erschien neben den bisher veröffentlichten drei Bänden eine Anthologie aus vierundzwanzig Kurzgeschichten mit dem Titel „Alphabet Soup for Sylphes“ , in denen auch die Elementarsylphen eine etwas größere Rolle spielen. Zwei weitere Bände stehen in der Warteschlange. Die Autorin arbeitet derweil an neuen Ideen für ihren nächsten Zyklus.

|Taschenbuch 336 Seiten
Originaltitel: Queen of Sylphs
Deutsch von Vanessa Lamatsch
ISBN-13: 978-3-426-50948-7|
http://www.ljmcdonald.ca
http://www.droemer-knaur.de

E.L. Greiff – Zu den Anfängen (Zwölf Wasser 1)

Zwölf Wasser:

Band 1: „Zu den Anfängen“
Band 2: (erscheint Oktober 2013)
Band 3 (erscheint Oktober 2014)

Babu entstammt einem Volk ehemaliger Nomaden. Doch im Gegensatz zu seinen Stammesgenossen ist er rastlos und unzufrieden. Als ein Sterbender ihm ein gefährliches Geheimnis verrät, verlässt Babu seine Heimat, um … ja was eigentlich?
Felt ist im Grunde das genaue Gegenteil von Babu. Er hätte keine großen Schwierigkeiten damit, sein gesamtes Leben damit zu verbringen, auf den Mauern seiner Heimatstadt Goradt zu patrouillieren, obwohl es der ungastlichste Ort auf dem gesamten Kontinent zu sein scheint. Aber dann geschieht das Ungeheuerliche: Die Undae brechen ihr Schweigen und sprechen eine Warnung aus! Und gegen seinen Willen findet Felt sich bald darauf auf einer Reise wieder, deren Ziel er nicht kennt, und deren Zweck er nicht begreift …

E.L.Greiff macht es dem Leser nicht leicht mit seinen Charakteren. Selten habe ich über Figuren gelesen, die so außerhalb jeglicher Schublade standen wie Babu und Felt.

Felt ist Soldat, pflichtbewusst, diszipliniert, sorgfältig. Aber sein Vorstellungsvermögen ist begrenzt, und so ist sein einziger Halt auf der gemeinsamen Reise mit den Undae die Tatsache, dass er es gewohnt ist, Befehle zu befolgen, selbst wenn er ihren Sinn nicht versteht. Je länger er unterwegs ist, desto deutlicher wird allerdings, dass Felt sich auf Dauer nicht davor drücken kann, die Zusammenhänge zu verstehen. Der Panzer aus Sturheit und Unwissenheit bekommt Risse.

Babu dagegen ist ein Getriebener, der nicht weiß, was ihn treibt. Er sucht nach Freiheit, ohne eine Vorstellung davon zu haben, was Freiheit ist, und gleichzeitig nach seinen Wurzeln, die er nicht zu haben scheint. Und doch kann er sich erst von seinem Zuhause trennen, als er dazu gezwungen wird.

Bei beiden hat der Leser das Gefühl, die Undae hätten ihnen Hemden übergestreift, die ihnen ein paar Nummern zu groß sind, und jetzt müssen die beiden irgendwie da hineinwachsen. Ein schmerzhafter Prozess.

Mit der Handlung verhält es sich ähnlich. Wer den Klappentext des Buches gelesen hat, wird sich irgendwann im Laufe der ersten Kapitel fragen, ob die Seiten den richtigen Einband tragen. Nur eine kurze Szene am Fluss verrät, dass es sich bei dem Text tatsächlich um das beschriebene Buch handelt. Denn zunächst dreht sich die Handlung ausschließlich um Babu. Erst als sie sich nach gut hundert Seiten Felt zuwendet, taucht auch die eigentliche Thematik des Buches auf: Das Wasser und die Bedrohung der Quellen. Aber auch, nachdem die Undae und ihre Begleiter sich auf den Weg gemacht haben, scheint die ganze Angelegenheit nicht so recht vom Fleck zu kommen. Das liegt nicht nur an den weltlichen Hindernissen, sondern auch ein wenig an den Undae.

Die Undae sind so etwas wie die Priesterinnen des Wassers. Jahrhundertelang haben sie nichts weiter getan, als seinem Gemurmel zu lauschen. Und es ist das erste Mal in all dieser Zeit, dass Hohe Frauen ihre Grotte verlassen. Man könnte meinen, dass sie deshalb ziemlich weltfremd sind, doch das ist ein Irrtum. Durch das Wasser sind die Undae mit allem verbunden, was lebt. Allerdings haben sie eine völlig andere Sichtweise! Und da sie ihr Verhalten niemals im Voraus erklären, wird der Leser genau wie Felt und Babu immer wieder mit Situationen konfrontiert, die seltsam, unverständlich, ja befremdlich wirken, letztlich aber doch immer irgendwie Sinn machen.

Nicht nur die Undae sind rätselhaft, auch sonst ist das Buch voller Geheimnisse. Das fängt an mit demjenigen, das Babu veranlasst hat, seine Heimat zu verlassen und reicht über Babus eindeutig magischen Falken und die offizielle Geschichtsschreibung, die offenbar nicht ganz vollständig ist, bis hin zu den einzelnen Stationen der Reise. Dabei sind es vor allem die diversen Orte, die am meisten zum mystischen Flair der Geschichte beitragen. Schon allein die Ascheebenen des ehemaligen Welsien wirken entrückt und fremdartig, noch mehr gilt das für die Quellen, für die Sümpfe und Boirad, den Nebelwald, und ganz besonders für die Stadt in den Wolken. Fantasy ist ja – zumindest bis zu einem gewissen Grad – immer mit einer Welt verbunden, die fremdartige Züge trägt, hier jedoch ist es so, dass selbst innerhalb des Fantastischen noch eine weitere Ebene zu existieren scheint, halb losgelöst von Babus Tal, Goradt und der reichen Stadt Pram, eine Art geistige Parallelwelt, die wie ein Schleier über dem Alltäglichen liegt, und mit dem Felt und Babu nun zum ersten Mal in Berührung kommen. Selbst die Kämpfe, die hier ausgefochten werden, finden gleichzeitig sowohl auf greifbarer als auch geistiger Ebene statt.

Ich fand dieses Buch ausgesprochen faszinierend. Schon die Idee der Quellen, die mehr als nur Ursprung eines Gewässers sind, klang hochinteressant, aber auch die Umsetzung hat mir sehr gefallen. Greiff schreibt sehr plastisch und eindringlich, ob es nun um Träume, Örtlichkeiten oder Ereignisse geht. Die beiden Hauptfiguren sind weder edle Übermenschen noch unfreiwillige Helden voller Selbstzweifel, sondern lebendige und glaubhafte Personen, die nicht nur mit ihren eigenen inneren Dämonen zu kämpfen haben, sondern auch mit denen, die die Existenz der Welt bedrohen.

Wer von seiner Lektüre erwartet, dass sie sofort zur Sache kommt, wer beim Lesen gern auf der Ebene greifbarerer Schwierigkeiten wie geographischen Hindernissen, Schwertkämpfen und hinterhältigen Intrigen bleibt, der ist hier wahrscheinlich eher falsch. Wer allerdings schon lang in den Massen der Drachen-Elfen-Vampir-Fantasy nach etwas wirklich Neuem, Ausgefallenem sucht, der sollte sich dieses Buch auf jeden Fall gönnen. Es ist keine Geschichte, die man einfach so wegliest. Aber in dieses Hemd reinzuwachsen, lohnt sich!

E. L. Greiff ist in Kapstadt geboren und lebt inzwischen in den Niederlanden. Nach einem Studium der Germanistik und der Theaterwissenschaften folgte eine längere Tätigkeit in der Filmregie. „Zu den Anfängen“ ist nicht nur der erste Band der Trilogie |Zwölf Wasser|, sondern auch Greiffs Romandebut. Die Fortsetzungen sollen jeweils im Oktober 2013 und 2014 erscheinen.

Broschiert 608 Seiten
ISBN-13: 9783423249140

http://www.12wasser.de/
http://www.dtv.de/

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (4 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Cinda Williams Chima – „Der Wolfsthron“ (Seven Realms 3)

The Seven Realms

Band 1: Der Dämonenkönig“
Band 2: Das Exil der Königin“
Band 3: „Der Wolfsthron“

Nachdem es Raisa am Ende des vorhergehenden Bandes gelungen ist, sowohl den Bayars als auch Gerard Montaigne zu entkommen, ist sie in dem Grenzstädtchen Fetterford hängen geblieben. Jetzt wartet sie darauf, dass Amon Byrne und sein Triple sie finden und sicher zurück in die Fells bringen. Han weiß zwar nicht genau, was Raisa zugestoßen ist, aber er ist fest entschlossen, sie zu finden. Doch es ist weder Han noch Amon, der Raisa letztlich aufstöbert …

Neue Charaktere bietet dieser dritte Band nicht. An Komplexität zugenommen hat er aber durchaus, dabei sind noch gar nicht alle Fäden, die die Autorin in Band zwei angelegt hat, mit eingewoben. Dekanin Abelard und Fionas Vorschlag an Han sind gerade mal der Hauch einer Randerscheinung, kaum mehr als eine Erwähnung, damit der Leser nicht vergißt, dass da ja auch noch was war.

Aber auch ohne diese beiden Fäden tut sich beileibe genug. Allein bis Raisa und Han das Marisa Pines Camp erreichen, ist fast ein Drittel des Buches gelesen. Der lebhaftere Strang ist dabei der um Raisa, und tatsächlich dauert es diesmal etwas länger, bis die prekäre Situation sich auflöst, und es kostet die Protagonistin auch mehr Mühe, sich aus der Affäre zu ziehen. Die Szene mit Gillen allerdings lief noch immer ein wenig glatt, was im Hinblick auf den Jugendbuchcharakter der Geschichte aber in Ordnung ist.

Der Rest des ersten Drittels ist mit dem Austausch von Informationen ausgefüllt, denn natürlich wollen alle Beteiligten wissen, was dem jeweils anderen während der Trennung widerfahren ist. Außerdem dient dieser kurze Abschnitt dem Aufbau der Ausgangssituation, in der Raisa gelandet ist und aufgrund derer sie nun agieren muss. Zwar ist Raisa ursprünglich nicht ganz freiwillig in ihr Land zurückgekehrt, ihren Anspruch auf den Thron gedenkt sie aber keineswegs aufzugeben.

Um auf den Thron zu kommen, muss sie aber nicht nur ihren Gegnern die Stirn bieten, sie muss auch ständig zwischen ihren Unterstützern vermitteln. Das fängt schon damit an, dass Han von überhaupt niemandem akzeptiert wird, nicht einmal von den Demonai, obwohl er zumindest zur Hälfte von den Clans abstammt. Der Oberkommandierende der regulären Streitkräfte pflegt sorgfältig sein Konkurrenzgehabe gegenüber der Wache, und Lord Bayar als Vorsitzender des Magierrates und Averill Demonai als Vertreter der Clans misstrauen einander schon aus Prinzip, von ihrer persönlichen Aversion gegeneinander ganz abgesehen. Das allein ist schon ein Balanceakt für sich.

Außerdem stehen seit Raisas Rückkehr sofort wieder alle möglichen jungen Männer auf der Matte und werben um ihre Hand, angefangen bei sämtlichen Kandidaten, die bereits zu ihrer Namensfeier Schlange standen, über Nightwalker, den jungen Anführer der Demonai-Krieger, bis hin zu Micah Bayar, den sie weder abweisen noch heiraten kann, ohne sich zusätzlich in Lebensgefahr zu bringen!

Dazu kommt noch die Bedrohung von Außen. Gerard Montaigne, der ausgesprochen unangenehme Prinz aus Arden, hat seinen Krieg gegen Tamron offenbar gewonnen, und sein in seiner Offenheit geradezu unverschämtes Heiratsangebot an Raisa lässt nicht den geringsten Zweifel daran, dass er es auch auf die Fells abgesehen hat.

Als wäre das alles noch nicht genug, werden in den Straßen der Stadt immer wieder die Leichen von Magiern gefunden, deren Amulette fehlen!

Und um das Maß endgültig vollzumachen, hat Han auf Raisas Geständnis über ihre tatsächliche Identität nicht gerade positiv reagiert, und es kostet sie einiges an Mühe, ihre Freundschaft zu ihm wieder zu kitten.

Wahrlich genug Stoff, um sechshundert Seiten zu füllen, und diesmal ist es der Autorin sogar gelungen, all diese Konflikte ganz allmählich übereinander zu schichten, die altbekannten zuerst, und dann immer einen weiteren obendrauf, und auf diese Weise tatsächlich steigende Spannung zu erzeugen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich vor Aufregung feuchte Hände bekommen hätte, aber immerhin hat sich die Situation im Laufe der Handlung immer weiter zugespitzt. Schließlich endet das Buch mit einem fiesen kleinen Cliffhanger, der dieser Zuspitzung sozusagen die Krone aufsetzt.

Unterm Strich hat sich dieser Band im Vergleich zu den beiden Vorgängern merklich gesteigert. Das liegt nicht nur daran, dass die Handlung vielschichtiger geworden ist, sondern vor allem daran, dass zum ersten Mal so etwas wie eine Entwicklung hin zu einem Höhepunkt erkennbar ist. Raisa ist an einem Punkt angekommen, an dem sie nicht mehr einfach weglaufen kann, die Situation, in der sie sich jetzt befindet, muss sie bis zum Ende durchkämpfen. Abgesehen davon sorgten auch eine Menge Fragen dafür, dass das Interesse des Lesers wachgehalten wird, allen voran die, ob Micah Bayar, dessen Ziele ganz offensichtlich nicht die seines Vaters sind, wirklich zu trauen ist oder nicht, aber auch die Frage nach dem Mörder der Magier und seinen Absichten, oder die, was Gerard Montaigne wohl als Nächtstes unternehmen wird. Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Lektüre dieses Zyklus zunehmend Spaß macht, und ich bin gespannt, wie die Sache ausgeht.

Cinda Williams Chima schrieb schon in der Schule Geschichten, die meist von ihren Lehrern konfisziert wurden. Nach einem abgeschlossenen Studium in Philosophie war sie zunächst als freie Mitarbeiterin einer Clevelander Zeitung Plain Dealer tätig. Mit einem weiteren Abschluß in Ernährungswissenschaften arbeitete sie mehrere Jahre lang im medizinischen Bereich, ehe sie sich ganz aufs Schreiben verlegte. Der vierte und letzte Band ihres Zyklus Seven Realms unter dem Titel „The Crimson Crown“ erscheint im Oktober dieses Jahres auf Englisch. Außerdem schreibt die Autorin an einem weiteren Zyklus, den Heir Chronicles, der bisher aus drei Teilen besteht, auf Deutsch aber (noch?) nicht erhältlich ist.

Broschiert 605 Seiten
Originaltitel: The Grey Wolf Throne
Deutsch von Susanne Gerold
ISBN-13: 978-3-442-46976-5
http://cindachima.com/index.htm
http://www.randomhouse.de/goldmann/

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 1,33 von 5)

Britain, Kristen – Pfad der Schatten, Der (Reiter-Zyklus Band 4)

_|Green Rider:|_

Band 1: [„Grüner Reiter“ 174
Band 2: [„Spiegel des Mondes“ 530
Band 3: [„Der schwarze Thron“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5904
Band 4: _“Der Pfad der Schatten“_

_Seit langer Zeit_ hat Karigan wieder einmal Gelegenheit, ihre Familie zu besuchen. Nachdem sie im letzten Band einige gewöhnungsbedürftige Dinge über ihren Vater erfahren hat, findet sie diesmal ein paar überraschende Details über ihre Mutter heraus. Das Wichtigste an ihrem Ritt nach Corsa ist allerdings eine Begegnung, an die sie sich danach nicht mehr erinnert …

Alton sucht immer noch nach einer Möglichkeit, den Wall zu reparieren. Zwar besitzt er nun eine Abschrift des im letzten Band so heiß umkämpften Buches über den Wallbau, es hilft ihm aber nicht wirklich weiter. Bis Karigans Freundin Estral am Wall auftaucht …

Großmutter ist mit ihren Anhängern in den Schwarzschleierwald gezogen, um eine Mission zu erfüllen, die ihr Gott ihr aufgetragen hat. Aber auch die Eleter haben sich auf den Weg ins ehemalige Argenthyne gemacht!

_Neuzugänge unter den Charakteren_ gibt es diesmal kaum, zumindest sind sie nicht nennenswert. Sie sind lediglich Transporteure für die Handlung, entwickeln kaum eigenes Profil, und die meisten von ihnen überleben das Ende des Buches nicht.

Die Handlung lässt sich grob in drei Teile gliedern:

Der Erste spielt sich hauptsächlich in Sacor-Stadt ab und dreht sich vorwiegend um Estora und die Reichspolitik. Dass Intrigen hier eine große Rolle spielen, versteht sich von selbst. Schade nur, dass dem Leser so früh klar ist, wer hier eigentlich der Gegenspieler ist, und was er vorhat.

Der Zweite dreht sich um die Ereignisse am Wall, wo es so aussieht, als käme Alton den gesuchten Antworten mit Estrals Hilfe endlich etwas näher. Doch das bleibt auch dem Feind nicht verborgen.

Im Dritten geht es um die Ereignisse im Schwarzschleierwald, die letztlich auch zum Showdown führen.

Obwohl sie alle mehr oder weniger miteinander in Verbindung stehen, sind diese Verbindungen eher dünn. Großmutter wirft mithilfe ihrer Magie gelegentlich einen Blick auf das, was ihr Verbündeter Birch bei seinem Versuch, eine bewaffnete Streitmacht des zweiten Reiches aufzustellen, bis dahin erreicht hat. Trace, die eine geistige Verbindung mit Connly teilt, sorgt dafür, dass die Nachricht vom Geschehen in Sacor-Stadt an den Wall und andersherum die Erkenntnisse, die Alton im Laufe des Buches gewinnt, in den Palast gelangen. Gravierenden Einfluss auf den Verlauf der jeweiligen Handlungsstränge hat dieser Austausch von Informationen aber vorerst nicht.

Insofern spielen sich hier drei unterschiedliche Geschichten parallel zueinander ab, und schon allein durch die Örtlichkeit und die dort herrschenden Grundbedingungen unterscheiden sie sich so sehr voneinander wie nur denkbar.

Die Ereignisse im Palast stellen dabei den größten Teil der Gesamthandlung. Das liegt unter anderem auch daran, dass sich Karigan in der ersten Hälfte des Buches noch im Palast aufhält. Bis Karigan den Auftrag erhält, sich der Expedition der Eleter anzuschließen, ist bereits ein Drittel der insgesamt knapp neunhundert Seiten gelesen, als sie endlich aufbricht, ist der Leser in der Mitte angekommen. Die Intrige ist zu diesem Zeitpunkt lediglich angedeutet, sie kommt erst nach Karigans Abreise wirklich zum Tragen.
Stellt sich die berechtigte Frage, womit Kristen Britain dann all die Seiten bis dahin gefüllt hat. Hauptsächlich mit Einleitung. Das klingt voll daneben, trifft den Inhalt aber doch am ehesten. Die Begegnung in der Nähe ihrer Heimatstadt dient der Vorbereitung des Showdowns, und auch der Maskenball, dem Karigan vor ihrer Abreise noch wohl oder übel beiwohnt, enthält Elemente, die für die Ereignisse im Schwarzschleierwald wichtig werden. Da der Leser das zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, wirkt die erste Hälfte des Buches ein wenig wie ein ziemlich umfangreiches Sammelsurium bedeutungsloser Kleinigkeiten. Außerdem lässt die Autorin sich Zeit mit diesen Aspekten, manchmal ist die Ausgestaltung vielleicht doch ein wenig zu detailreich. Der Übungskampf zwischen Karigan und Flogger zum Beispiel wird gleich zweimal aus verschiedenen Perspektiven dargestellt. Ein wenig Geduld braucht der Leser also schon, immerhin aber sind die einzelnen Facetten so unterschiedlich, dass es wenn schon nicht spannend, so zumindest auch nicht langweilig wird.

Ähnliches gilt für die Ereignisse am Wall. Abgesehen von den beiden kurzen Szenen im Erdturm ist dieser Handlungsfaden vollkommen actionfrei. Da auch die Suche nach einem Heilmittel für den Wall nur in winzigen Schritten vorangeht, hat die Autorin diesen Teil mit einer Romanze angereichert, die zu ein paar emotionalen Verwicklungen führt, wobei ich persönlich nicht alle damit verbundenen Reaktionen nachvollziehen konnte. Die Betroffenen benehmen sich hier teilweise ein wenig wie Trottel. Aber gut, Menschen sind verschieden.

Bleibt der dritte Teil des Buches, der um den Schwarzschleierwald. Aber obwohl dieser bedrohliche Ort eine Menge Potenzial für Hindernisse aller Art bietet, und die Autorin dieses Potenzial auch nutzt, will sich selbst hier etwas wie Spannung nicht so recht einstellen. Erst als sowohl Großmutter als auch die Eleter die ehemalige Hauptstadt Argenthynes erreichen, zieht die Schraube an. Letztlich löst sich das Problem aber erstaunlich einfach, die Hindernisse, die Karigan dabei überwinden muss, hätte man durchaus schwieriger gestalten können. Vielleicht hat die Autorin darauf verzichtet, weil das Buch ohnehin schon so dick geworden ist. Ich persönlich hätte es allerdings vorgezogen, wenn sie die erste Hälfte des Buches zugunsten des Showdowns etwas gestrafft hätte. Zumal auch die Intrige in Sacor-Stadt sich ziemlich problemlos auflöst. Der endgültige Schluss wiederum ist eine ziemliche Überraschung.

_Unterm Strich_ bleibt zu sagen, dass das Buch zwar viel Abwechslung bot – ein wenig Romantik, eine wenig Intrige, ein paar Ungeheuer und auch ein wenig Geschichte – , der Sog, der ein Buch zu dem macht, was man gemeinhin als Pageturner bezeichnet, blieb jedoch aus. Zwar waren die Handlungsabläufe und ihre Zusammenhänge untereinander sauber aufgebaut und ausgeführt, ein etwas höheres Erzähltempo hätte allerdings nicht geschadet. Auch neue Ideen, die dem Ganzen ein wenig zusätzliche Würze verliehen hätten, wie es im ersten Band Haus Siebenschlot tat oder im dritten Großmutters Fadenmagie, fehlen hier völlig. So ist es allein der unerwartete Schluss, der Akzente zu setzen vermochte, während der dünne Nebenfaden um die ehemalige Rabenmaske fast völlig losgelöst vom Rest der Ereignisse nebenher läuft. Wahrscheinlich wird er erst im nächsten Band relevant. Denn den wird es ohne Zweifel geben, der vollkommen offene Schluss des Buches lässt gar nichts anderes zu.

_Kristen Britain_ ist hauptberuflich eigentlich Park Rangerin, und das nach einem abgeschlossenen Studium in Filmproduktion. Das Schreiben, mit dem sie bereits im Alter von neun Jahren angefangen hat, hat sich letztlich aber nicht unterkriegen lassen. Außer ihren Romanen über die Grünen Reiter gibt es noch weitere Veröffentlichungen von Kurzgeschichten und Cartoons.

|Taschenbuch, 890 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-52936-6
Originaltitel: Blackveil
Deutsch von Michael Nagula|
http://www.heyne.de

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Sinclair, Alison – Schattengeboren

_Die Trilogie:_

Band 1: [„Nachtgeboren“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7946
Band 2: [„Lichtgeboren“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7988
Band 3: _“Schattengeboren“_

_Um Fejelis zu_ retten, hat Tammorn den jungen Prinzen samt dessen Bruder Orlanjis und sich selbst auf magische Weise in die Grenzlande versetzt. Kein sehr sicheres Pflaster, denn gerade erst haben Schattengeborene Stranhorne, die Nachbarbaronie Strumhellers, überrannt.
Während Vladimer und Telmaine in Begleitung der meisten nachtgeborenen Magier auf dem Weg nach Süden sind, um der Invasion zu begegnen, sind Strumheller und Balthasar in die Hände der Schattengeborenen gefallen.

_Nun ist es_ also so weit: Der Feind erhält endlich ein Gesicht. Dass es sich bei den Schattengeborenen nicht nur um Ungeheuer handeln kann, zeigte eigentlich schon das Ende des ersten Bandes, und hun wird es bestätigt. Überraschend ist, wie wenige sie sind!

Sebastien ist noch sehr jung und besitzt enorme magische Kraft, allerdings ist sie unausgebildet. Der Junge ist eine ebenso große Gefahr für sich und seine Freunde wie für seine Feinde. Auch von der Magie abgesehen ist er unausgeglichen. Einerseits roh und unberechenbar, andererseits einsam, unglücklich und verängstigt. Er fürchtet sich vor seiner Herrin, will sie aber trotzdem nicht verlassen.

Neill ist der Anführer des Angriffs auf Stranhorne. Teilweise wirkt er geradezu gemäßigt, gleichzeitig bricht und versklavt er den Willen seiner magischen Ungeheuer und anderer Tiere mit derselben Gleichgültigkeit, wie Sebastien es bei Menschen tut. Und auch Neill scheint nicht daran zu denken, seiner Herrin untreu zu werden, trotz der Tatsache, dass Emeya offenbar wahnsinnig ist.

Außer diesen beiden tauchen noch vier weitere Magier auf, allerdings werden ihre Persönlichkeiten nicht so ausführlich geschildert wie Neills und Sebastiens. Diese beiden sind dafür ein interessanter Zuwachs zur Personenriege, gewohnt lebensecht und glaubwürdig gezeichnet. Das Einzige, was ich nicht nachvollziehen konnte, war Neills und Sebastiens Verhalten im Hinblick auf Emeya.

Die Handlung entwickelte sich in diesem Band allmählich zu einer kleinen Herausforderung. So lange es hauptsächlich um die Eroberung Stranhornes geht, bleibt die Sache mit zwei Handlungssträngen noch übersichtlich. Doch nach knapp zweihundert Seiten kommen die Fäden von Floria, Telmaine, Fejelis und Tammorn hinzu. Jetzt sind wir nicht nur bei sechs, es spielt sich auch so vieles zeitgleich ab, dass der Leser schon konzentriert bei der Sache sein muss, um nicht durcheinanderzugeraten.

Inhaltlich ist es allerdings so, dass durch die Menge an Ereignissen die Ausführlichkeit ein wenig leidet. Das Geschehen um Fejelis wirkt teilweise geradezu komprimiert, dasselbe gilt für Tammorn. Die Entwicklung zum Höhepunkt hin gestaltet sich dadurch zwar einerseits temporeich und zügig, andererseits entwickelt sich nicht derselbe Sog, den die Autorin in den beiden Vorgängerbänden zu erzeugen wusste.

Der Showdown erwies sich dann eher als verwirrend denn als spannend. Der Leser erfährt zunächst gar nicht, was genau da eigentlich geschieht. Erst im Zusammenhang mit Strumhellers Plan wird die Sache etwas klarer. Schade, dass ich hier auf einen logischen Knacks gestoßen bin. Denn selbst, wenn bei einem Tauziehen beide Parteien gleichzeitig aufgeben, ist das Tau danach immer noch da.

_Unterm Strich_ fand ich „Schattengeboren“ doch nicht ganz so gut wie seine beiden Vorgänger. Normalerweise habe ich keine Probleme mit einer Vielzahl von Handlungssträngen. Hier aber hat die Autorin in ihrem Bemühen, Gleichzeitiges möglichst gleichzeitig zu erzählen, ihre Abschnitte so kurz gewählt, kommen die Wechsel zwischen den einzelnen Fäden in so kurzen Abständen, dass der Verlauf sich doch sehr sprunghaft gestaltet. Da die beiden mächtigsten Schattengeborenen Emeya und Isolde nur so wenig auftauchen, und Isolde ihre wahren Absichten nicht verrät, während Emeya überhaupt nichts sagt, werden ihre Motive und Ziele zu keiner Zeit wirklich klar, sodass der Leser kaum weiß, worum es jetzt eigentlich wirklich geht. Unklar bleibt auch das seltsame Verhältnis zwischen Emeya und Neill und Sebastien. Trotzdem ist auch der Abschlussband der Trilogie interessant und unterhaltsam, was nicht zuletzt der größtenteils sehr gelungenen Charakterzeichnung sowie gelegentlichen Anflügen sehr trockenen Humors zu verdanken ist. Insgesamt gesehen hat Alison Sinclair hier einen sehr lesenswerten Zyklus abgeliefert.

_Alison Sinclair_ stammt ursprünglich aus Schottland, lebt inzwischen aber in Montreal, wo sie an der Universität McGill unterrichtet. Mit dem Schreiben begann sie Mitte der Neunziger Jahre, zunächst im Bereich Science-Fiction. Diese Trilogie ist ihr erster Ausflug ins Fantasy-Genre.

|Taschenbuch: 507 Seiten
Originaltitel Shadowborn
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-802-58337-7|


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Sinclair, Alison – Lichtgeboren

_Die Trilogie:_

Band 1: „Nachtgeboren“
Band 2: „Lichtgeboren“
Band 3: „Schattengeboren“

_Balthasar, Telmaine und Strumheller_ ist es gelungen, Vladimer aus seiner unnatürlichen Bewusstlosigkeit zu wecken. Allerdings war es nicht möglich, ihm die Entwicklung der Ereignisse zu erklären, ohne auch Telmaines Magie zu erwähnen. Und obwohl Vladimer sich weigert, sich von Telmaine heilen zu lassen, hat er keinerlei Skrupel, ihre Fähigkeiten anderweitig schamlos für seine Zwecke einzuspannen. Um seinen Bruder zu unterstützen, ist ihm jedes, wirklich jedes Mittel recht!

Das hat unangenehme Folgen. Denn nahezu unmittelbar nach Vladimers Rettung wird der Prinz der Lichtgeborenen ermordet! Sein Sohn Fejelis ist gerade erst mündig geworden, und beauftragt als Erstes seinen einzigen Freund und Vertrauten, den Magier Tammorn, mit der Suche nach dem Mörder. Doch Tammorn steht außerhalb des Magierstammbaumes, er ist ein sogenannter Wildschlag und wird deshalb von den Magiern mit Misstrauen betrachtet. Als wäre das noch nicht problematisch genug, findet Tammorn Spuren einer Magie, von der ihm übel wird … Schattenmagie!

_Durch die Ausdehnung_ der Handlung auf die Lichtgeborenen taucht eine ganze Riege neuer Charaktere auf. Die meisten davon sind vorerst nur Nebenfiguren, wie zum Beispiel Fejelis Mutter Helenja und ihr Lieblingssohn Orlanjis, sowie diverse andere Verwandte. Das Hauptaugenmerk ruht auf nur zwei Neuzugängen:

Fejelis mag jung sein, aber er ist weder dumm noch naiv. Höchstens ein wenig idealistisch. Mit sieben ist er nur knapp einem Mordversuch entgangen, das hat ihn misstrauisch werden lassen. Er rechnet nicht damit, besonders lange zu regieren, das hat die seltsame Konsequenz, dass er dazu neigt, Risiken einzugehen … weil es ja eh schon egal ist. Gleichzeitig hat er erstaunliche Pläne und Ideen, die er nur zu gerne umsetzen wird, wenn er die Chance dazu erhält.

Tammorn ist ebenfalls noch ziemlich jung. Und die Tatsache, dass er ein Wildschlag ist, ist nicht der einzige Grund, warum er mit den Magiern in Konflikt geraten ist. Tatsächlich neigt er dazu, es mit Gesetzen und Verträgen nicht so genau zu nehmen, und mit Autoritäten hat er auch seine Probleme. Der einzige Magier im Turm, den er respektiert, ist Lukfer, und der ist ein Wildschlag wie er selbst. Kein Wunder, dass die Magier es gar nicht gern sehen, dass Fejelis ausgerechnet Tammorn unter Vertrag nehmen will.

Und dann ist da natürlich noch Floria, die in diesem Band etwas näher an den Kern der Handlung rückt. Für echte Tiefe hat es in ihrem Fall aber noch nicht ganz gereicht. Natürlich ist sie – berufsbedingt – eine sehr gute Kämpferin, vor allem aber ist sie loyal.

Wie schon im ersten Band ist die Darstellung der Figuren auch hier wieder ausgesprochen glaubhaft, lebendig und nachvollziehbar geraten, von Fejelis und Tammorn bis hin zu Cousine Ember, obwohl sie nur ein einziges Mal den Mund aufmacht. Sehr gelungen.

Da in diesem Band die Lichtgeborenen so sehr im Mittelpunkt stehen, mussten die Nachtgeborenen ein wenig beiseite rücken. Balthasar und Stromheller werden lediglich erwähnt, tauchen aber nicht persönlich auf. Nur einer der vier Handlungsstränge dreht sich um die Nachtgeborenen, und das ist Telmaines. Wobei das nicht viel heißen will, denn der Autorin ist es gelungen, die parallel laufenden Fäden so eng miteinander zu verknüpfen, dass man sie nicht so einfach trennen kann. Nachdem die neuen Personen eingeführt sind, wird aus dem Nebeneinander rasch ein Durcheinander. Was im Licht geschieht, bedingt, was die Nacht bringt, und das nächtliche Geschehen hat unmittelbare Auswirkungen auf die Ereignisse im Licht.

Natürlich ist dem Leser von Anfang an klar, warum der Prinz ermordet wurde, schließlich hat er den ersten Band gelesen und weiß, wer dahintersteckt. dass die Handlung trotzdem zu keiner Zeit vorhersehbar oder langweilig war, liegt daran, dass die Autorin es auch diesmal geschafft hat, den Auslöser am Anfang des Buches immer größere Kreise ziehen und dabei nach und nach immer mehr Details einfließen zu lassen, die die ursprüngliche Situation eines Mordes auf eine Intrige dynastischen Ausmaßes steigern. Denn wie im ersten Band sind auch hier nicht nur die Schattengeborenen am Werk. Eine ganze Anzahl von Cliquen und Parteien kocht an ihrem eigenen Süppchen, ganz wie bei den Nachtgeborenen auch.

_Herausgekommen ist_ ein komplexes, intelligentes und spannendes Buch mit sehr lebensechten und auch sympathischen Charakteren, der einen oder anderen unerwarteten Wendung und einem vielversprechenden Ende. Und das alles ohne logische Hänger, vor allem aber ohne einen übermächtigen Bösewicht, der eigentlich völlig unbesiegbar ist; ohne bluttriefendes Gemetzel und Geschlachte; und ohne einen Helden, der als Einziger auf der ganzen Welt selbige retten kann, weil das zufällig in irgendeiner Prophezeiung steht.

Alison Sinclairs Zyklus hat mich bisher von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies auch dem dritten Band gelingen wird.

_Alison Sinclair_ stammt ursprünglich aus Schottland, lebt inzwischen aber in Montreal, wo sie an der Universität McGill unterrichtet. Mit dem Schreiben begann sie Mitte der Neunziger Jahre, zunächst im Bereich Science-Fiction. „Lichtgeboren“ ist der zweite Band ihrer ersten Fantasy-Trilogie. Die anderen beiden Bände erschienen unter dem Titel „Nachtgeboren“ und „Schattengeboren“.

|Taschenbuch: 446 Seiten
Originaltitel Lightborn
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-802-58336-0|


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Turner, Megan Whalen – Verschwörer, Die (Die Legenden von Attolia 4)

_|Die Legenden von Attolia|:_

Band 1: [„Der Dieb“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7530
Band 2: [„Die Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7531
Band 3: [„Der Gebieter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7532
Band 4: _“Die Verschwörer“_

_Sophos ist_ der zukünftige König von Sounis. Außerdem ist er ein ziemlicher Jammerlappen, der sich ausschließlich für Literatur und Wissenschaft interessiert. Zumindest war das so, bevor er entführt wurde. Pech für seine Entführer, dass die damit einhergehende Horizonterweiterung ganz ungeahnte Auswirkungen auf den jungen Prinzen hat!

_Bisher ist Sophos_ nur im ersten Band persönlich aufgetaucht. Da wirkte er wie ein verschüchterter Halbwüchsiger von höchstens fünfzehn Jahren. Der Sophos in diesem vierten Band des Zyklus erzählt seine Entführung als Rückblende, und obwohl zwischen den Ereignissen in „Der Dieb“ und Sophos‘ Erzählung nicht viel mehr als ein Jahr liegen kann, könnte man meinen, Sophos sei inzwischen Anfang zwanzig. Dabei ist im Grunde kaum etwas passiert. Sophos hat lediglich eine Entscheidung getroffen, allerdings eine, die sein Leben komplett umgekrempelt hat: Er hat sich dazu durchgerungen, Verantwortung zu übernehmen. Das hat ein paar unerwartete Eigenschaften zutage gefördert, zum Beispiel Mut, Eigeninitiative und Entschlusskraft.

Die Darstellung dieser Entwicklung ist gut gelungen, vor allem auch deshalb, weil sie trotz aller Veränderung Sophos nicht zu einem gänzlich anderen Menschen gemacht hat. Schließlich war Sophos niemals dumm oder gleichgültig. Teilweise liegt es aber auch daran, dass Sophos sich der Veränderung und ihrer Auswirkungen nicht bewußt zu sein scheint. Er selbst sieht sich noch immer als Versager.

Die Handlung kann mit der Charakterentwicklung nicht recht mithalten. Sie verläuft zunächst nahezu ereignislos, weil sie sich ausschließlich mit Sophos‘ neuer Lebenssituation befasst. Alles, was sich außerhalb seines unmittelbaren Umfelds abspielt, wird lediglich in einem beiläufigen Satz erwähnt. Aber auch, nachdem Sophos Attolia erreicht hat, tut sich erst mal nicht viel. Hauptsächlich wird hohe Politik betrieben, und das auf eine recht umständliche Art und Weise, was die Auffrischung der alten Freundschaft zwischen Gen und Sophos ziemlich behindert.

Erst als Sophos sich auf den Weg nach Elisa macht, um sich dort zum König wählen zu lassen, kommt allmählich Bewegung in die Handlung. Der Schluss des Buches kann dann noch einmal mit einer kleinen, überraschenden Wendung aufwarten, vor allem deshalb, weil der Leser über die Pläne von Sophos und Eugenides völlig im Unklaren gelassen wurde. Echte Spannung wollte sich aber während des gesamten Buches nicht entwickeln.

Mag sein, dass dies auch diesmal wieder am ausgiebigen Gebrauch der Ich-Perspektive lag. Zwar wird der Mittelteil der Geschichte von einem übergeordneten Erzähler geschildert, zwei Drittel der Handlung werden jedoch von Sophos selbst erzählt, was bedeutet, dass zum Beispiel der ursprüngliche Plan der Entführer oder auch sämtliche Absprachen, die die rebellierenden Barone untereinander oder mit den medischen Abgesandten getroffen haben mögen, fehlen. Die zuspitzende Wirkung, die Maßnahme und Gegenmaßnahme im Wechsel erzeugen können, fällt dadurch gänzlich weg. Da nutzt es auch nichts, dass Teile davon im Nachhinein rekonstruiert werden, der Aha-Effekt kann den Mangel an Spannung nicht wirklich ausgleichen.

Abgesehen davon war dieser Band aber auch insgesamt eher ereignisarm. Während Gen in Band zwei und drei durchaus aktiv war und das Geschehen um sich herum beeinflusst hat, tut Sophos nahezu nichts. Seine Tage auf dem Gut des Hanaktos verlaufen eintönig, sodass es darüber kaum etwas zu berichten gibt, die Verhandlungen in Attolia geben ebenfalls nicht viel her, weil die Autorin, wie es ihre Art zu sein scheint, die eigentlich entscheidenden Punkte geheim hält, um den Leser am Ende damit zu überraschen. Und selbst, als Sophos schließlich handelt, besteht sein Handeln zunächst darin, nichts zu tun oder zu reden. Die einzigen Ausnahmen sind Sophos‘ Flucht, das Scharmützel bei Brimedius und die Folgen der Königswahl. Insgesamt machen diese Abschnitte jedoch nicht mehr als zehn Prozent der Erzählung aus.

_Bleibt zu sagen,_ dass der vierte Band des Zyklus wieder ein ziemliches Stück hinter den beiden Mittelbänden zurückgeblieben ist. Er ist spannungsarm und wenig abwechslungsreich, meist plätschert die Handlung so vor sich hin. Allein die Figur des Sophos hält den Leser einigermaßen bei der Stange, wirklich fesseln konnte dieser eine Aspekt allein den Leser jedoch nicht. Schade, vor allem, weil die Autorin bereits bewiesen hat, dass sie durchaus in der Lage ist, die gelungene Darstellung einer Figur mit einer bewegten und temporeich erzählten Handlung zu verbinden. Ich hoffe, dass sie sich in ihrem nächsten Band wieder daran erinnert, wie so etwas geht. Denn einen nächsten Band wird es wohl geben, schließlich sind die Meder noch immer ganz gierig darauf, sich einen Brückenkopf auf der Halbinsel zu schaffen.

_Megan Whalen Turner_ stammt aus den USA, studierte Anglistik und arbeitete zunächst als Buchhändlerin, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Zunächst veröffentlichte sie Kurzgeschichtensammlungen, mit „Der Dieb“, dem Auftakt zu den |Legenden von Attolia|, schrieb sie ihren ersten Roman. Ob und wann ein weiterer Band zu diesem Zyklus erscheint, ist noch unbekannt.

|Taschenbuch 352 Seiten
Originaltitel: Attolia 4: A Conspiracy of Kings
Deutsch von Maike Claußnitzer
ISBN-13: 978-3-442-26879-5|
http://www.randomhouse.de/blanvalet
http://meganwhalenturner.org

Sinclair, Alison – Nachtgeboren

_Balthasar Hearne ist_ überhaupt nicht begeistert davon, dass die ehemalige Geliebte seines Bruders Lysander ausgerechnet ihn um Hilfe bittet. Sie jedoch unmittelbar vor Sonnenaufgang abzuweisen, würde ihren sicheren Tod bedeuten. Was das Ganze für ihn und seine Familie bedeutet, wird ihm allerdings leider erst zwei Tage danach klar, und da ist es längst zu spät …

_Im Zentrum des Geschehens_ stehen Balthasar, seine Frau Telmaine und der Baron Strumheller. Balthasar ist zwar adliger Herkunft, jedoch lediglich aus einer unbedeutenden Seitenlinie. Er ist weder besonders reich, noch besonders wichtig. Da ihn das von der Notwendigkeit entbindet, sich mit politischen Intrigen herumzuschlagen, konnte er sich der Wissenschaft widmen, vor allem der Medizin. Balthasar ist ein sehr sanftmütiger, friedfertiger Mensch, der seine Hilfe unterschiedslos allen Bedürftigen zukommen lässt.

Seine Frau Telmaine dagegen stammt aus dem Hochadel und hat dementsprechende Beziehungen. Dass sie so weit unter ihrem Stand geheiratet hat, hat seine Ursache in einem Geheimnis, das sie selbst vor ihrem Ehemann verborgen hat: Telmaine ist eine Magierin! Ein Skandal, wenn die gute Gesellschaft davon erführe! Doch die Folgen von Balthasars verhängnisvoller Hilfe für Lysanders einstige Meträsse sorgen dafür, dass Telmaine beginnt, sich von den gesellschaftlichen Konventionen zu lösen. Zum Vorschein kommt eine kluge, mutige und zu allem entschlossene Frau.

Baron Strumheller seinerseits ist ein Außenseiter der Gesellschaft, denn auch er ist ein Magier. Nachdem er deswegen im Alter von sechzehn Jahren von seinem Vater enterbt und verstoßen worden ist, hat er lange Zeit in den Grenzlanden gegen die Schattengeborenen gekämpft, das hat ihn wachsam, scharfsinnig und zäh gemacht. Gleichzeitig ist er aber auch einsam, und das Zusammentreffen mit Telmaine ist für ihn etwas Besonderes.

Das Angenehme an der Charakterzeichnung ist, dass der Leser es hier nicht mit Helden, sondern mit durchschnittlichen Personen zu tun hat, und vor allem, dass dies an keiner Stelle ausdrücklich betont wird. Außerdem sind sie alle sehr stimmig und plastisch geraten, das gilt selbst für Nebenfiguren wie Balthasars Schwester oder den jungen Adligen Guillaume de Mauriers.

Die Handlung von Alison Sinclairs Geschichte lebt vor allem von der ungewöhnlichen Szenerie. Vor Jahrhunderten hat eine Gruppe von Magiern einen mächtigen Fluch ausgesprochen, der dazu führte, dass sich die Menschheit in hauptsächlich zwei verschiedene Rassen teilte. Die Nachtgeborenen vertragen nichts, was heller ist als eine Kerzenflamme oder ein Kaminfeuer, alles andere verbrennt sie zu Asche. Da sie ständig im Dunkeln leben, sind sie blind, haben als Ersatz dafür aber einen zusätzlichen Sinn entwickelt, das Sonar. Dieser Sinn erinnert an Fledermäuse, ist aber viel leistungsfähiger; er ermöglicht es sogar, Gestalt, Kleidung, selbst Gesichtszüge und ihre Mimik zu erkennen und zu deuten. Die Lichtgeborenen dagegen lösen sich ohne ausreichende Lichtquelle in kurzer Zeit einfach auf.

Und dann gibt es noch die Schattengeborenen, über die der Leser aber vorerst nicht allzu viel erfährt. Sie greifen ständig die Grenzlande an, da aber alle Informationen über sie bisher nur von Nachtgeborenen stammen, die sie als Ungeheuer bezeichnen, ist das Bild höchst vage. Zunächst scheinen die Schattengeborenen auch keine allzu große Rolle zu spielen. Die Geschichte betrifft vorerst nahezu ausschließlich Nachtgeborene, allein Balthasars Nachbarin und gute Freundin Floria ist eine Lichtgeborene, und auch sie ist vorerst nur eine Randfigur.

Besagter Fluch hatte letztlich zur Folge, dass Nacht- und Lichtgeborene, obwohl sie nebeneinander in derselben Stadt leben, so gut wie keinen Kontakt mehr zueinander haben. Dadurch hat sich auch die Kultur in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Während die Nachtgeborenen Magie ablehnen und dieses Tabu durch technische Erfindungen kompensieren, ist bei den Lichtgeborenen Magie ein völlig normaler Bestandteil des Alltags. Auch sind die Frauen der Lichtgeborenen emanzipiert und selbstständig. Floria ist Leibwächterin und Agentin des Lichtprinzen. Undenkbar für eine nachtgeborene Frau, von der erwartet wird, dass sie zu Hause bleibt und sich um Haushalt und Kinder kümmert.

Zwangsläufig führen solche gegensätzlichen Lebensweisen gelegentlich zu Konflikten, die von einem Gremium aus Vertretern beider Gruppen behandelt und beigelegt werden. Ein System, das lange Zeit gut funktioniert hat. Bis zu dem Tag, an dem Balthasars Leben aus den Fugen gerät. Die Ereignisse, die zunächst nur nach einem Adelsskandal riechen und vornehmlich Balthasars Familie zu betreffen scheinen, ziehen mit der Zeit immer größere Kreise. Spätestens, als Unschuldige zu Schaden kommen, wird klar, dass der Drahtzieher hinter all dem ausgesprochen skrupellos ist. Die Frage ist nur, wer ist der Drahtzieher und worum geht es ihm bei der ganzen Sache überhaupt?

Genau das weiß die Autorin über das gesamte Buch hinweg vor dem Leser zu verbergen. Stattdessen lenkt sie ganz beiläufig den Verdacht des Lesers in unterschiedliche Richtungen, manche davon erweisen sich als falsch, manche nur als nicht ganz richtig. Und je weiter die Nachforschungen kommen, desto komplizierter scheint die Situation zu werden.

Außerdem ist es der Autorin gelungen, die Handlung zunehmend spannend zu gestalten. Obwohl es hier keine Action im Sinne von rasanten Verfolgungsjagden oder handfesten Auseinandersetzungen wie Schwertkampfduellen und Hinterhalten in dunklen Gassen gibt, geraten die Figuren doch immer wieder in brenzlige Situationen, aus denen sie nur knapp entkommen. Das könnte einfach zu das schlichte Auf und Ab einer Huckelpiste führen, wie es durchaus des Öfteren der Fall ist. Durch die Ausweitung des Komplotts, in das die Familie Hearne da hineingeraten ist, wird dieser Effekt vermieden. Stattdessen führt die Wellenbewegung der Gefahren stetig bergauf bis zum Showdown, der allerdings bei Weitem nicht alle Fragen klärt. Am Ende des Buches stellt der Leser fest, dass er gerade mal den Anfang der Geschichte kennt, und dass der eigentliche Kampf jetzt erst richtig losgeht.

_Mir hat das Buch_ ausnehmend gut gefallen. Es bot lebendige Charaktere, einen faszinierenden Hintergrund und eine Handlung, die angenehm ausgewogen die Balance zwischen bewegteren und ruhigeren Passagen hielt und mit einem intelligenten Plot und stetig steigender Spannung aufwarten konnte. Die Titel der Folgebände lassen außerdem vermuten, dass die Fortsetzung der Geschichte aus den Perspektiven anderer Beteiligter erzählt wird – eine vielversprechende Aussicht. Ich bin schon gespannt, wie es weitergehen wird.

_Alison Sinclair_ stammt ursprünglich aus Schottland, lebt inzwischen aber in Montreal, wo sie an der Universität McGill unterrichtet. Mit dem Schreiben begann sie Mitte der neunziger Jahre, zunächst im Bereich Science-Fiction. „Nachtgeboren“ ist ihr erster Fantasy-Roman. Die Folgebände erschienen unter den Titeln „Lichtgeboren“ und „Schattengeboren“.

|Taschenbuch: 406 Seiten
Originaltitel Darkborn
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-802-58335-3|


http://www.egmont-lyx.de

Chandler, David – Thron der Barbaren, Der (Ancient Blades 3)

_|Ancient Blades|:_

Band 1: [„Die Metropole der Diebe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7154
Band 2: [„Das Grab der Elfen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7787
Band 3: _“Der Thron der Barbaren“_

_Der Einsturz der Wolkenspitze_ am Ende des Vorgängerbandes hatte einige drastische Auswirkungen. Die Erfreuliche zuerst: Prestwicke ist tot, was Malden eindeutig begrüßt.

Und jetzt die Unangenehmen: Zum einen hat Croy Balint gefangen genommen, weil sie gegen das Abkommen mit den Zwergen verstoßen hat, und besteht nun darauf, sie zur Aburteilung dem König vorzuführen. Keine gute Idee, wie sich bald herausstellt. Zum anderen hat sich durch das Verschwinden des riesigen Berges ein neuer Pass nach Osten geöffnet, breit genug für eine ganze Armee. Keine Frage, dass die Barbaren diese Gelegenheit sofort beim Schopfe packen!

_Die neuen Charaktere_ in diesem dritten Band spielen alle eine eher untergeordnete Rolle, sie sind eigentlich nur Handlungsgeber für die Hauptfiguren Malden, Cythera, Croy und Mörget. Croy ist dabei derjenige, der sich am meisten entwickelt. Der Krieg mit den Barbaren heilt ihn endlich von seiner Naivität, und sein übertriebenes Ehrgefühl wird durch den Zwang zu pragmatischem Handeln auf ein erträgliches Maß reduziert. Am Ende tat er mir fast ein wenig leid.

Malden und Cythera dagegen sind sich treu geblieben, hier fand kaum persönliche Entwicklung statt. Am interessantesten fand ich Mörgets Darstellung. Der Barbar, der im Vorgängerband noch seine fast leutselig anmutenden Augenblicke hatte und viel und gern lachte, wird in diesem Band allmählich immer grimmiger, immer getriebener. Dabei ist es nicht so, dass er neue Eigenschaften entwickeln würde. Vielmehr wird etwas zunehmend in den Vordergrund gerückt, was unterschwellig schon die ganze Zeit da war. Sehr gelungen.

So haben alle Charaktere, auch diejenigen, die sich nicht allzu sehr weiterentwickelt haben, zumindest eine Vertiefung erfahren. Das hat der Geschichte auf jeden Fall gutgetan.

_Die Handlung_ teilt sich in drei Stränge, einen für Croy, einen für Mörget und einen gemeinsamen für Malden und Cythera. Die einzelnen Stränge sind diesmal wesentlich stärker voneinander abgegrenzt als im Vorgängerband, was vor allem an der größeren räumlichen Distanz liegt. Aber obwohl sie in ihrer Entwicklung alle ordentlich angelegt sind, will sich die Zuspitzung auf das Ende lange Zeit nicht so wirklich ergeben. Vor allem Croys Handlungsfaden läuft den größten Teil des Buches lose nebenher und strebt erst wieder auf einen gemeinsamen Punkt zu, nachdem er die Prinzessin in Sicherheit gebracht hat. Bis dahin ist Croys persönliche Entwicklung das Einzige, was dieser Strang hergibt. Ähnliches gilt für Mörget, der allerdings früher als Croy auf den entscheidenden Augenblick zusteuert. Das bedeutet, dass ein einheitlicher Spannungsbogen für die Gesamthandlung fehlt.

Bleiben Malden und Cythera. Aber auch hier will sich keine kontinuierliche Spannungskurve ergeben, weil sich zumindest zu Anfang die Probleme allzu schnell auflösen. Das gilt für Maldens Flucht aus Helstrow ebenso wie für den Burgvogt in Ness. Kaum hat man das Gefühl, dass Malden nun ernsthaft in Schwierigkeiten steckt, schon hat er sich wieder herausgewunden. Dass gleich darauf das nächste Problem auftritt, sorgt lediglich für ein gewisses Auf und Ab. Nicht einmal, als die Barbaren tatsächlich vor Ness‘ Toren auftauchen, will sich zunächst so etwas wie Spannung ergeben, weil es zu lange dauert, bis die Barbaren sich ernsthaft an einen Angriff machen. Und auch der Versuch, eine Zuspitzung der Situation zu erreichen, indem mehrere Probleme gleichzeitig auftreten, zeigt nicht die erwünschte Wirkung. Dabei hätte das erneute Aufleben des Blutkultes eine Menge Möglichkeiten geboten, um Malden ernsthaft in die Bredoullie zu bringen. Den Weg, den der Autor letztlich gewählt hat, empfand ich aber eher als ein wenig lächerlich, und letztlich war auch diese Angelegenheit nicht mehr als ein Strohfeuer.

_Letztlich_ weist dieser dritte Band also mehr Ähnlichkeiten mit seinem direkten Vorgänger auf als mit dem Einstiegsband des Zyklus. Zwar wird in diesem Fall vor allem in Ness hin- und hergerannt, die beiden anderen Handlungsteile weisen weniger Unruhe auf, ganz abschwächen konnten sie den Eindruck aber nicht. Auch Spannung war hier nicht allzu viel geboten. Trotzdem fand ich diesen dritten Band besser als den Zweiten. Das lag zum einen an der Charakterzeichnung, zum anderen an der Umgebung, die mir diesmal einfach mehr zusagte. Und was immer man dem Autor vorwirft, mangelnder Einfallsreichtum gehört nicht dazu. Abwechslung gibt es immer.

Erstaunlich fand ich die Aussage des Klappentextes, dass der Zyklus mit diesem dritten Band abgeschlossen sei. Denn im Grunde ist am Ende des Buches noch alles offen. Die Barbaren sind nicht vollständig aus Skrae vertrieben – Mörgets Schwester sitzt immer noch in Helstrow -, in Ness herrscht ein Patt zwischen dem Burggrafen und dem Regenten des Königreiches, und Croy weiß noch nichts von Cytheras Entscheidung in Bezug auf ihn und Malden. Irgendwie kann ich nicht recht glauben, dass da nicht doch noch mal etwas nachkommt.

_David Chandler_ lebt in New York und arbeitete für die Uno, ehe er mit dem Schreiben begann. Sein Zyklus |Ancient Blades| ist sein erster Ausflug ins Fantasy-Genre. Zuvor hat er unter dem Namen David Wellington bereits eine ganze Reihe von Horrorromanen geschrieben.

|Taschenbuch 608 Seiten
Originaltitel: Honour Among Thieves
Deutsch von Andreas Decker
ISBN-13: 978-3-492-26756-4|
http://www.piper-verlag.de
http://www.ancientblades.com

_Als David Wellington auf |Buchwurm.info|:_
[„Der letzte Vampir“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4613
[„Krieg der Vampire“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5894
[„Vampirfeuer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6230
[„Stadt der Untoten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4980
[„Welt der Untoten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6563

Brennan, Herbie – Elfenthron, Der (Faerie Wars 5)

_|Faerie Wars|:_

Band 1: [„Das Elfenportal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=313
Band 2: [„Der Purpurkaiser“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1249
Band 3: [„Der Elfenpakt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2959
Band 4: [„Der Elfenlord“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4588
Band 5: _“Der Elfenthron“_

_Culmella Chrysotenchia_, kurz Mella genannt, ist eindeutig die Tochter ihrer Mutter! Sie hat sich einfach in die Gegenwelt davongemacht, um ihre Großmutter Atherton kennenzulernen. Blue und Henry machen sich auf, ihre unternehmungslustige Tochter wieder zurückzuholen, aber wie das nun mal so ist … auf dem harmlosen kurzen Ausflug ist so ziemlich alles schiefgegangen und Mella ist längst nicht mehr dort, wo sie ursprünglich hin wollte!

_Die Riege der Personen_ ist nahezu identisch zu den Vorgängerbänden. Selbst Mr. Fogarty taucht noch einmal auf. Lediglich zwei Figuren sind neu und quasi unverbraucht:

Die eine ist natürlich Mella. Mella hat durchaus einiges mit ihrer Mutter gemeinsam: Sie ist lebhaft, unternehmungslustig und neigt zu Alleingängen. Außerdem reagiert sie ziemlich geistesgegenwärtig. Allerdings ist sie leichtsinniger als Blue und nimmt ihre Rolle als zukünftige Kaiserin nicht ganz so ernst, wie sie sollte.

Und dann wäre da noch Aisling. Aus der zwar etwas lästigen, aber sonst nicht besonders auffälligen kleinen Schwester ist eine unerträgliche Nervensäge geworden. Sie ist dumm, selbstsüchtig, neidisch, hochnäsig, eitel und rechthaberisch. Sie hört nie zu, weiß alles besser und ist selbstredend niemals an etwas schuld.

Mag sein, dass eine solche Ansammlung schlechter Eigenschaften übertrieben wirkt, dennoch läuft Aisling Mella ziemlich den Rang ab. Denn so unausstehlich die Frau sich auch benimmt, die Wirkung, die der Autor damit erzielt, ist einfach nur schräg! Aisling war ein echter Gewinn für die Geschichte, vor allem, weil Chalkhill und Brimstone in diesem Band ein wenig blass daherkommen. Brimstones Paranoia ist ja recht nett, auch die Art und Weise, wie die beiden immer noch versuchen, sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Mit dem sprühenden Witz aus den vorigen Bänden können sie aber nicht mehr mithalten.

Ähnliches lässt sich von der Handlung sagen. Der Plot ist so einfallsreich, wie man es von Herbie Brennan gewohnt ist. Allein die Umsetzung hat diesmal nicht so recht geklappt. Ist es dem Autor im ursprünglichen Zyklus noch gelungen, die genauen Zusammenhänge bis fast zur letzten Seite vor dem Leser zu verbergen, ist diesmal recht schnell klar, woher der Wind weht. Das allein hätte womöglich nicht einmal gestört. Spätestens nach dem Zusammentreffen von Mella und Lord Hairstreaks Ziehkind löst sich die ganze Sache jedoch so einfach und problemlos auf, dass ich doch ziemlich enttäuscht war. Ein wenig mehr Anstrengung hätte die Lösung der Situation ruhig kosten dürfen.

Was die Magie angeht, so wurde dieser Aspekt lediglich durch die Mantikore ausgebaut, Mischwesen, die hier von Zauberern entworfen und geschaffen wurden. Der Zweck dieses Schöpfungsaktes hätte ein gutes Spannungsinstrument abgegeben, nur leider verpufft dieser im selben Moment, in dem die Mantikore in Form eines Einzelwesens in den Vordergrund rücken.

Wenn die Geschichte insgesamt schon etwas schwächelt, fallen logische Knicke umso mehr ins Gewicht. Wie kommt es, dass Mella bis zum Haus ihrer Großmutter drei Tage braucht? Eigentlich kann man das locker in ein paar Stunden schaffen, wie Blue und Henry gleich darauf beweisen. Und wie kommt es, dass Blue sich im Epilog nicht an den Namen von Hairstreaks Braut erinnern kann, wo Mella ihr doch alles erzählt hat? Das sieht Blue gar nicht ähnlich.

_Bleibt zu sagen_, dass |Fearie-Wars – Die nächste Generation| es nicht geschafft hat, mit dem Original mitzuhalten. Zwar gibt es auch hier ein paar amüsante Szenen, jedoch vermisste ich die Energie, die dem Humor der ersten vier Bände innewohnte. Auch die Spannung, wie sie vor allem der unmittelbare Vorgänger erzeugt hat, fehlt hier völlig. So ist diese Neuauflage zwar ganz nett, aber bei Weitem nicht mehr die mitreißende, spritzige Lektüre, wie es die Geschichten um Henry, Blue und Pyrgus waren. Vielleicht kehrt ja ein Teil des ursprünglichen Esprits in Band sechs noch einmal zurück. Denn wie der Epilog vermuten lässt, wird es den wohl geben, und sollte Aisling darin vorkommen besteht durchaus Hoffnung.

_Herbie Brennan_ lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er für’s Radio. Außer den Fairy Wars sind auf Deutsch zwei Kinderbücher von ihm erschienen, „Elfenquatsch“ und „Zartok aus dem All“.

|Taschenbuch 330 Seiten
Originaltitel: The Faeman Quest
Deutsch von Martin Ruben Becker
ISBN-13: 978-3-423-21359-2|
http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com

Mara Lang – Masken – Unter magischer Herrschaft

Diesen Tag hat Ferin jahrelang herbeigesehnt: Endlich erhält sie die Maske, die die hässlichen Merkmale ihrer Rasse verbergen und ihr erlauben wird, sich frei unter den Menschen zu bewegen. Doch bereits nach wenigen Tagen zerfällt die magische Haut zu Staub! Sofort wird Ferin verhaftet …

Mara Lang hat ihre Geschichte mit einer Vielzahl von Charakteren ausgestattet, die aber fast ausnahmslos oberflächlich bleiben.

Ferin als Hauptperson ist die einzige, die so etwas wie Tiefe entwickelt. Sie sehnt sich vor allem nach Freiheit. Gleichzeitig ist sie aber schüchtern, unsicher und unselbständig, ihr fehlt jegliche Eigeninitiative. Daran ist sie nicht allein schuld, denn ihr Freiheitsdrang wurde jahrelang unterdrückt, ihre Fragen so gut wie nie beantwortet. Ferin weiß kaum etwas über das Leben und überhaupt nichts über ihr Volk. Der Verlust der Maske wirft sie deshalb in eine völlig neue, unbekannte Welt.

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Chandler, David – Grab der Elfen, Das (Ancient Blades 2)

_|Ancient Blades|:_

Band 1: [„Die Metropole der Diebe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7154
Band 2: _“Das Grab der Elfen“_
Band 3: „Der Thron der Barbaren“ (Mai 2012)

Das hat man nun davon, wenn man sich mit einem Ritter wie Croy anfreundet! Man darf nicht nur Zeuge spielen bei einer Verlobung, bei der man viel lieber selbst der Bräutigam wäre, man wird auch noch wider Willen auf eine Queste an den unheilvollsten Ort des gesamten Kontinents geschleppt, um dort einen Dämon zu jagen! Aber was tut man nicht alles, um einem ungewöhnlich fähigen und hartnäckigen Attentäter zu entgehen …?

David Chandler hat seine Geschichte in diesem Band gewaltig erweitert.

Zunächst einmal gibt es neue Charaktere. Der sympathischere ist eindeutig Mörget, ein Barbar aus dem Osten, der wie Croy eine Ancient Blade trägt. Mörget ist laut, direkt und unkompliziert. Zumindest was seine Methoden angeht. Da die Steppenvölker aus dem Osten aber eigentlich nichts lieber täten, als Skrae zu erobern, ist seine Begleitung wohl trotz allem mit Vorsicht zu genießen. Prestwicke dagegen ist ein wahrer Bluthund. Zwar lächelt er stets freundlich, allerdings wäre er weit weniger unheimlich, wenn er einfach die Zähne fletschen würde. Er ist schnell, geschickt und zögert nicht, jede Möglichkeit zu nutzen, die sich bietet, wenn er damit seinem Ziel näher kommt. Dumm nur, dass nicht klar ist, was eigentlich sein Ziel ist! Denn für einen einfachen Auftragsmörder ist er einfach viel zu gefährlich.

Tiefgründig kann man die Charakterzeichnung auch hier nicht nennen, aber beide sind lebendig und treffend skizziert.

Die zweite Erweiterung betrifft die Örtlichkeit. Obwohl das relativ zu sehen ist, denn Malden verlässt zwar zum ersten Mal in seinem Leben die Stadt, in der er geboren wurde, die Reise selbst währt aber nur kurz, und die eigentliche Geschichte spielt sich hauptsächlich im Innern eines Berges ab. Immerhin aber hat der Autor sich für diesen Berg eine Menge einfallen lassen und seine Ideen sehr bildhaft beschrieben. Das hatte allerdings den Nachteil, dass ich persönlich nicht besonders glücklich darüber war, denn gefallen hats mir da nicht gerade. Wenn ich es mir hätte aussuchen können, wäre ich lieber tausend Jahre früher vorbeigekommen.

Und da sind wir auch schon beim dritten Aspekt, der ausgebaut wurde: dem geschichtlichen Hintergrund. Vor achthundert Jahren haben die Menschen Krieg gegen die Elfen geführt und sie vollständig ausgerottet. Nicht, dass Malden viel Ahnung von der Geschichte seines Volkes hätte, aber selbst das wenige, das er darüber weiß, betrachtet er mit einer gewissen Skepsis. Zu Recht, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt. Schade nur, dass diese Entwicklung schon zu Beginn der Handlung so absehbar war.

Natürlich purzeln den Gefährten die Erkenntnisse nicht einfach so in den Schoß. Denn was sie zu ihrer Überraschung an den Wurzeln des Gebirges finden, will eigentlich überhaupt nicht gefunden werden. Und außerdem sind sie nicht die Einzigen, die in den finsteren Tiefen herumstolpern. Offenbar gibt es da noch mehr Leute, die sich für diesen sonst so gemiedenen Ort interessieren, die Frage ist nur, wieso?

Klingt eigentlich recht abwechslungsreich. Ist es auch. Trotzdem war ich mit diesem Band nicht so recht glücklich. Und das lag nicht nur daran, dass ich die Örtlichkeit als ausgesprochen unerquicklich empfand. Eher war es so, dass ich einen ernstzunehmenden Gegner vermisste. Denn der für diese Rolle am meisten geeignete Prestwicke ist die meiste Zeit abwesend, weil er die Truppe erst einmal einholen muss. Als er endlich auf der Matte steht, ist die Geschichte schon fast zu Ende. Die tatsächlich vorhandenen Gegner zeichneten sich einerseits vor allem durch derbe Ausdrucksweise, andererseits durch eine Mischung aus Naivität und geistiger Verwirrung aus. Die einzige wirklich interessante Herausforderung war die Falle in der Schmiede.

So blieb als Gesamteindruck am Ende hauptsächlich der von viel Herumgeirre im Dunkeln übrig. Und einige Details, die ich als unlogisch empfand. Zum Beispiel sollte es nicht möglich sein, einen Dämon, der in der Lage ist, durch eine Ritze zwischen Tunnelwand und Verschlussstein zu schlüpfen, die nicht einmal Wasser durchlässt, dadurch zu fangen, dass man einen Felsblock auf ihn drauffallen lässt! Und wie konnte Balint, die nach eigener Aussage nur kurz vor Malden und seinen Freunden ankam, in der kurzen Zeit gleich zwei heimtückische Fallen bauen? Außerdem kann ein wolkenhoher Berg, selbst wenn er stark ausgehöhlt wurde, kaum derart einstürzen, dass sich danach an derselben Stelle ein Tal befindet. Und selbst wenn das möglich wäre, dann müsste der Berg derart stark ausgehöhlt worden sein, dass ich mich frage, wo in aller Welt die Tunnelgräber den ganzen Abraum hingeschafft haben!

_Letztlich bleibt der zweite Band_ trotz der interessanten Neuzugänge, des exotischen Handlungsortes und der vielen unterschiedlichen Grüppchen, die sich gegenseitig belauern, hinter dem ersten Band zurück. Die größte und geheimnisvollste Bedrohung ist nur eine Randerscheinung und der Rest scheint vor allem ein einziges, großes Missverständnis zu sein. Die vorhersehbare Auflösung des Ganzen und die logischen Stolperer taten ein Übriges. Ich hoffe, im nächsten Band findet David Chandler zu seiner ursprünglichen Form zurück.

_David Chandler lebt in New York_ und arbeitete für die Uno, ehe er mit dem Schreiben begann. „Das Grab der Elfen“ ist der zweite Teil seines Zyklus |Ancient Blades|, der dritte Band der Reihe erscheint im Mai unter dem Titel „Der Thron der Barbaren“.

|Taschenbuch 513 Seiten
Originaltitel: A Thief in the Night
Deutsch von Andreas Decker
ISBN-13: 978-3-492-26755-7|
http://www.piper-verlag.de
http://www.ancientblades.com

Erik Kellen – „GezeitenZauber – Die Bestimmung“

Oberflächlich betrachtet scheint Nilah ein ganz normaler Teenager zu sein. Aber als ihre Großmutter stirbt und Nilah mit ihrem Vater nach Irland zur Beerdigung fliegt, geschehen innerhalb weniger Tage eine Menge seltsamer Dinge: Im Kondolenzbuch stehen Sätze, die niemand außer ihr sehen kann; sie wird von fremdartigen Geschöpfen angegriffen, und der Mann, der sie rettet, ist nackt und blau bemalt; während sie in der Wanne untertaucht, gefriert die Wasseroberfläche. Nilah fürchtet, den Verstand zu verlieren, und will Irland so schnell wie möglich verlassen. Doch was immer ihr im Cottage ihrer Großmutter begegnet ist, scheint nicht allein auf die grüne Insel beschränkt zu sein …

Nilah gehört zu den Menschen, die ganz genau wissen, was sie wollen, und auch kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es um Themen geht, die ihnen wichtig sind. Und doch hat sie auch etwas Unruhiges, Haltloses an sich, als spüre sie ganz unbewusst, dass da mehr unter der Oberfläche schlummert, etwas gänzlich Unvertrautes, mit dem sie nicht recht umgehen kann.

Nilahs Retter, Liran, dürfte eine der einsamsten Figuren der Literatur überhaupt sein. Der keltische Krieger wird, nachdem er bereits seine gesamte Familie verloren hat, aus seiner eigenen Zeit herausgerissen, um eine junge Frau zu beschützen, die mehr als zweitausend Jahre später lebt, und muss dazu auch noch seine Heimat verlassen. Dabei ist er des Kämpfens längst überdrüssig.

A’kir Sunabru heißt der Kerl, der an all dem schuld ist. Ein mächtiger Magier, dem jegliche menschliche Regung völlig abgeht. Aber so muss man wohl sein, wenn man die gesamte Welt beherrschen will.

Im Großen und Ganzen ist die Charakterzeichnung sehr gelungen, zumindest was Nilah und Liran angeht. Beide sind weit über reine Nachvollziehbarkeit hinaus lebendig und eindringlich dargestellt. Vom Antagonisten kann man das leider nicht behaupten. Obwohl seine unmenschliche Grausamkeit ebenso intensiv geschildert ist wie sein Aussehen oder die Kälte, die ihn begleitet, ist er doch nicht mehr als einer von vielen austauschbaren Bösewichtern mit Allmachtsfantasien in den Weiten des Genres, weil der Leser sonst nichts über ihn erfährt. Schade.

Die Handlung lässt sich grob in zwei Teile gliedern. Der erste Teil spielt hauptsächlich in Irland und verläuft nach einem recht dramatischen Einstieg eher ruhig. Während dafür gesorgt wird, dass Nilah und Liran aufeinandertreffen, überwiegt eine teils mystische, teils melancholische Stimmung. Ganz deutlich wird hier die Liebe des Autors zur irischen Seele spürbar. Im zweiten Teil, zurück in Hamburg, zieht das Erzähltempo merklich an. Die Verfolger kommen Nilah und Liran immer näher, und bald sind sie fast ausschließlich mit Kämpfen oder Fliehen beschäftigt.

Das klingt nach einem recht einfachen Aufbau, gegen Ende des Buches stellt sich allerdings heraus, dass es ganz so einfach nicht ist. Denn A’kir Sunabru ist nicht der Einzige, der es auf Nilah und Liran abgesehen hat, erkennbar an der Tatsache, dass der letzte Angreifer im Völkerkundemuseum auch Sunabrus Schergen attackiert.

Leider endet das Buch nach 378 Seiten an einer Stelle, die noch völlig offen ist. Und leider hat der Leser zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu viele Antworten auf seine Fragen erhalten. Oma Eddas geheime Nachricht an Nilah ist noch nicht entschlüsselt – wobei ich an Nilahs Stelle die Ogham-Schrift Liran gezeigt hätte, die Wahrscheinlichkeit, daß er sie lesen kann, dürfte ziemlich groß sein, schließlich kann er sogar Latein. Es ist auch noch nicht klar, was Sunabru mit Nilah vorhat, denn offensichtlich will er sie nicht töten. Und was hat es mit der Statuette auf sich, die Nilah in der Höhle gefunden hat?

Das finde ich deshalb schade, weil 378 Seiten nicht allzu viel ist für ein Buch. Statt dessen hätte ich mir gewünscht, der Autor hätte den Schnitt zum nächsten Band ein Stück weiter hinten gesetzt, nachdem der Leser zumindest ein wenig mehr erfahren, die Handlung sich noch ein wenig mehr entwickelt hat.

Eine besondere Erwähnung wert ist Erik Kellens Schreibstil, und zwar deshalb, weil Standardvergleiche hier nahezu völlig fehlen. Erik Kellen hat seine Metaphern selbst gewählt. Manche davon klingen durchaus ungewöhnlich, aber alle sind sie von einer Eindringlichkeit, die nahelegt, daß der Autor das, was er beschreibt, selbst erlebt hat, ganz gleich, ob es sich dabei nun um das Wetter zu Beginn des ersten Kapitels handelt, oder um die irische Landschaft. Ich fand es beeindruckend. Außerdem ist der Text nahezu fehlerfrei. Da hab ich schon lektorierte Texte in schlechterer Qualität gelesen.

Ebenfalls erwähnenswert sind die Illustrationen, die in unregelmäßigen Abständen zwischen den Kapiteln eingestreut sind und die Gesamtstimmung des Buches dezent unterstützen. Obwohl ich sonst in einem Roman Bilder eher als störend empfinde, war das hier überhaupt nicht der Fall. Die schlichte Gestaltung als Schwarz-Weiß-Zeichnung sorgt für Unaufdringlichkeit, und die Motive stehen zwar im Kontext der Erzählung, sind aber klein gehalten und stellen meist Details dar, die nicht allzu ausführlich beschrieben wurden, sodass die eigenen Vorstellungen des Lesers dadurch kaum beeinflusst werden.

Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen, sowohl der stimmungsvolle erste Teil als auch der lebhaftere zweite. Die Charaktere sind sehr glaubhaft, es fällt leicht, sich mit ihnen zu identifizieren. Vor allem Nilahs Verwirrung und Lirans Einsamkeit sind sehr gut nachvollziehbar. Allein Sunabru darf noch ein wenig mehr Persönlichkeit entwickeln, zum Beispiel einen Grund, warum er tut, was er tut, damit er ein wenig aus der Standardschiene des 0815-Antagonisten herauskommt. Die Handlung entwickelt sich vielversprechend und zunehmend spannend. Der Cliffhanger am Ende des Buches tut ein übriges, obwohl ich sicherlich auch ohne ihn weiterlesen würde. Ich hoffe, der nächste Band lässt nicht allzu lange auf sich warten.

Erik Kellen lebt in Hamburg und hat schon eine ganze Reihe Jobs hinter sich. „Die Rückkehr des Kriegers“ ist sein erster Roman und der erste Band der Reihe |Dragonsoul|.

Broschiert 378 Seiten
ISBN-13: 978-1481838498

http://www.erik-kellen.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Hulick, Douglas – Unter Dieben (A Tale of the Kin 1)

Drothe ist ein Gangster, allerdings keiner der Sorte „Schläger“ oder „Killer“. Sein Job ist die Beschaffung von Informationen. Mit dem Reliquiendeal wollte er eigentlich nur ein wenig Geld dazuverdienen. Aber die Umstände, unter denen der beteiligte Schmuggler offenbar versucht hat, ihn anzuschmieren, haben ihn hellhörig gemacht. Außerdem ist er von Natur aus neugierig. In diesem besonderen Fall ist das allerdings eine ziemlich ungesunde Eigenschaft …

Für einen Gangster ist Drothe ein recht anständiger Kerl. Er ist zwar nicht zimperlich – manche Informanten rücken eben erst mit Antworten heraus, wenn man ein wenig nachhilft -, aber er ist loyal und verlässlich. Zumindest versucht er es, allerdings mit schwindendem Erfolg. Zum Glück ist er ein passabler Kämpfer, ausgesprochen zäh und vor allem schlau!

Sein Boss Nicco dagegen ist ein misstrauischer, paranoider Brutalo, der sich aus purem Neid mit seinem einstmals besten Freund Kells überworfen hat, weil der mit Gerissenheit und guter Planung bessere Ergebnisse erzielte als Nicco mit purer Gewalt. Jelem der Verschlagene wiederum ist ein ganz anderes Kaliber. Der Djanese gehört keiner Organisation an, ist aber einer der gefährlichsten Gangster der Stadt, und das nicht nur, weil er sich mit Magie auskennt. Und dann ist da noch Baldesar, der Schreiber, ein hagerer, faltiger Kerl, der mehr Fälschungen anfertigt als legale Kopien.

Dazu noch ein paar kleinere Gauner wie Diebe und Hehler, ein paar Attentäter und Männer fürs Grobe sowie ein paar geheimnisvolle Unterweltgrößen, und fertig ist das Milieu. Jede einzelne Figur ist dabei lebendig und interessant geraten, selbst wenn die meisten nicht wichtig genug waren, um ihnen echte Tiefe zu verleihen.

Die Welt, in der Douglas Hulick seine Geschichte angesiedelt hat, ist ziemlich alt. Schon seit Jahrhunderten ist ein und derselbe Kaiser an der Macht. In drei verschiedenen Inkarnationen, die sich in der Regierung abwechseln, wird er regelmäßig wiedergeboren. Und er hütet seine Macht eifersüchtig. Außer geringfügiger Alltagsmagie – Glücksbringer, kleine Heilzauber und Segenssprüche – ist jegliche Magie illegal. Einen charismatischen Kerl, dem es gelang, sämtliche Verbrecher vom kleinsten Licht bis zum dicksten Fisch hinter sich zu bringen und sich zum absoluten König der Unterwelt zu machen, hat er zusammen mit fast allen Anhängern und deren Familien gnadenlos ausradieren lassen.

Dabei ist ein unmittelbarer Einfluss des Kaisers auf das tägliche Leben der Menschen kaum zu spüren. Seine Polizisten sind so bestechlich wie alle Ordnungshüter im Umfeld organisierter Kriminalität, und Soldaten treten offenbar nur bei offenen Revolten oder exzessiven Bandenkriegen in Erscheinung. Leute wie Seelsorger, Beamte oder Spione des Kaisers tauchen überhaupt nicht auf. Der Autor hat sich nahezu ausschließlich auf die Ausarbeitung der Unterwelt beschränkt.

Die ist dafür ungemein stimmig und plastisch geraten. Das liegt nicht nur an den gelungenen Charakteren, sondern auch am Jargon, den der Autor eigener Aussage nach teils selbst erstellt, teils der Realität entliehen und sowohl in unveränderter als auch modifizierter Form verwendet hat. Ich persönlich kenne mich mit Gaunerslang überhaupt nicht aus, empfand das Gesamtbild aber wie aus einem Guss, völlig locker und unbemüht, und auch deshalb als besonders angenehm, weil Douglas Hulick es verstanden hat, seine Begriffe so in den Kontext einzubauen, dass der Leser ihre Bedeutung verstehen konnte, ohne in einem Glossar nachschlagen zu müssen.

In dieser Welt aus zwielichtigen Gesellen, rivalisierenden Banden und einer gnadenlos ihren Machtanspruch verteidigenden Regierung ist Drothe auf der Suche nach einem Buch und der Antwort auf die Frage, warum in aller Welt das Teil so wichtig ist, dass jemand dafür tötet! Und obwohl eine ganze Menge unterschiedlicher Parteien völlig verschiedener Meinung sind, was mit dem Buch geschehen sollte, sind sich die meisten zumindest in dem Punkt einig, dass diese ganze Sache Drothe überhaupt nichts angeht!

Kein Wunder also, dass Drothe auf seiner Suche ständig über Leute stolpert, die ihm auf jegliche erdenkliche Weise ans Leder wollen. Das führt zu einer Menge Duellszenen, die den größten Teil der Action in diesem Buch bestreiten. Hier kommt es dem Autor zugute, dass das Fechten zu seinen Hobbys gehört, was sich spürbar in den Kampfbeschreibungen niederschlägt, und das in Formulierungen, die frei von Fachbegriffen und damit auch für Normalsterbliche verständlich sind. Dabei kommen nicht nur Schwerter und Dolche zum Zug, sondern auch magische Waffen, die für interessante Abwechslung sorgen.

_Aus all dem hat_ Douglas Hulick eine temporeiche Schnitzeljagd gestaltet, die den Leser von der ersten bis zur letzten Zeile fesselt und trotz aller Verwicklungen und Geheimnisse niemals über sich selbst stolpert. Ein rundum gelungener Wurf. Ich bin jetzt schon gespannt auf die Fortsetzung.

_Douglas Hulick_ stammt aus den USA und hat nach einem technisch-naturwissenschaftlichen Studium gleich noch ein sprach- und geisteswissenschaftliches drangehängt. Zum Schreiben kam er nach einer wahren Odyssee durch die unterschiedlichsten Berufe. „Unter Dieben“ ist sein erster Roman und der Auftakt zum Mehrteiler |A Tale of the Kin|. Der zweite Band „Sworn in Steel“ soll im Juni dieses Jahres in den USA erscheinen.

|Broschiert 575 Seiten
Originaltitel: A Tale of the Kin 1 – Among Thieves
Deutsch von Norbert Stöbe
ISBN-13: 978-3453528628|
http://www.douglashulick.com