Alle Beiträge von Björn Backes

Marazano, Richard / Ponzio, Jean-Michel – Schimpansenkomplex, Der – Band 2: Die Söhne von Ares

[Band 1: „Paradoxon“ 5515

_Story_

Helen Freemans lang gehegter Traum einer menschlichen Marsmission hat sich im Zuge der unglaublichen Entdeckungen der jüngsten Tage schneller erfüllt, als die ambitionierte Astronautin je gedacht hätte. Allerdings sind die Umstände des Trips alles andere als erfreulich: Helens Tochter Sofia fühlt sich von ihrer Mutter verlassen und missachtet. Zudem weiß das Forscherteam nicht, was die strapaziöse Reise zum roten Planeten bringen wird. Noch vor der Ankunft verlangt das Projekt ein erstes Opfer, aber auch die seltsamen Entdeckungen an der Marsoberfläche treiben die Astronauten zur Skepsis.

Helen und ihre Begleiter entdecken schließlich ein florierendes Treibhaus in den Modulen, welche die Sowjets einst bei ihrer ersten Besiedlung hinterlassen haben, und wandeln gleichzeitig auf den Spuren von Gagarin, der entgegen aller bekannten Informationen damals nicht umgekommen war. Als man schließlich tatsächlich zwei überlebende Russen trifft, die von Gagarins heimlichem Experiment berichten, scheint sich der Kreis zu schließen. Doch während Sofia auf der Erde jegliche Hoffnung auf ein versöhnliches Ende des Mutter-Kind-Konflikts aufgibt, geraten Helen und ihre Männer unerwartet in einen gemeinen Hinterhalt …

_Persönlicher Eindruck_

Im zweiten Teil des außergewöhnlichen Science-Fiction-Gebildes geht Autor Richard Marazano eine Spur konkreter und zielgerichteter vor als noch im recht komplexen ersten Part von „Der Schimpansenkomplex“, dessen Aufgabe nicht nur darin bestand, die unglaublichen Wahrheiten aufzudecken, welche der Geschichte zugrunde liegen, sondern der auch das dramatische Beziehungsgeflecht zwischen Helen Freeman und ihrer Tochter Sofia ins Auge fasste, um die dahinter verborgene Tragödie fokussiert anzugehen.

Beide Faktoren spielen auch in „Die Söhne von Ares“ eine übergeordnete Rolle, müssen an dieser Stelle aber nicht mehr ausgiebig vorgestellt werden, so dass sich der Autor nunmehr darauf konzentrieren kann, den Kern der Handlung stetig auszubauen. Auf Basis der sich häufenden Skandale ist die Marsmission schneller als erwartet in Schwung gekommen, bringt aber die bereits zuvor befürchteten Schwierigkeiten mit sich. Die Moral ist aufgrund der unfreiwilligen Wendungen während der Reise kurzzeitig zu Boden gesunken, und auch die Stimmung an Bord ist deutlich angeknackst, was sich in einzelnen impulsiven Ausbrüchen der Mitreisenden entlädt.

Marazano lässt sich allerdings auch auf Basis dieser inhaltlichen Entwicklungen nicht davon abhalten, die Handlung mit weiteren pikanten Steigerungen zu schmücken und somit den Überraschungseffekt ständig an die Grenze zum Maximum zu pushen. Zwischen dem brisanten Einstieg in die Atmosphäre, den Entdeckungen in der sowjetischen Raumstation und den teils unschönen Begegnungen mit den dort gestrandeten Raumfahrern liegen quantitativ nur wenige Momente, die der Autor aber so lebendig und wechselhaft gestaltet, dass selbst der vergleichsweise simpler gestrickte Hauptstrang keine Zeit zum Atmen lässt.

Verstärkt wird dieser Effekt schließlich von den kurzen Einwürfen von der Erde, auf der die traurige Sofia zwischen Unverständnis, Hoffnungslosigkeit und von Enttäuschungen gezeichneter Melancholie schwankt und sich schließlich dazu aufrafft, den Weg in ein neues Leben ohne ihre Mutter zu suchen. Nicht ahnend, in welcher Gefahrenlage die erfolgreiche Astronautin aktuell steckt, revanchiert sie sich außerhalb des Sichtfelds von Helen für deren fehlende Rücksichtnahme und sieht diesen Schritt als endgültige Chance, endlich ihrer Verbitterung zu entfliehen. Allerdings ist genau dieser Entschluss ein fataler Irrtum für das zunehmend verstörte Mädchen …

Im Gegensatz zur ersten Episode verlaufen die beiden elementaren Kapitel der Handlung recht unabhängig voneinander und hängen nur noch an einigen losen, aber sichtbaren Fäden zusammen. Beide Stränge entwickeln zunehmend ein Eigenleben, sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch, wodurch die inhaltliche Achterbahnfahrt auf dem Mars sogar noch maßgeblich unterstützt wird. Das Auf und Ab bzw. das permanente Hin und Heer ist zwar im zweiten Comic dieser faszinierenden Serie nicht mehr ganz so extrem, jedoch hat sich an der grundsätzlichen Ausrichtung kaum etwas verändert – was letztendlich natürlich zu begrüßen ist. Im Bezug auf Inhalt, Storyboard und Charakterdesign ist nämlich auch „Die Söhne von Ares“ ein gewagter illustrierter Gewaltakt!

|Originaltitel: Le complexe du chimpanze – Les fils d’Ares
56 Farbseiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-940864-29-1|
http://www.splitter-verlag.de

Hayes, Kevin (Autor) / Herzog, Ulli (Regie) – Jan Tenner 34: Angriff der Puppenkönigin

_Besetzung_

Erzähler: Ulli Herzog
Jan Tenner: Lutz Riedel
Laura: Marianne Groß
Professor Futura: Klaus Nägelen
General Forbett: Heinz Giese
Logar: Heinz Rabe
Professor Zweistein: Klaus Miedel
Zweisteins Computer: Claus Jurichs
Seytania: Almut Eggert
Commander Jones: Udo Schenk
Oberst Taylor: Otto Czarski
Nachrichtensprecher: Manfred Rahn

Regie: Ulli Herzog
Buch: Kevin Hayes
Ton: Carsten Brüse
Musik: Jutta Stahlberg

_Inhalt_

Als ein Team unter der Leitung von General Forbett zur Mondstation aufbricht, um dort die neuen wissenschaftlichen Errungenschaften des Forschungsprojekts in Westland zu begutachten, kommt es zu einem folgenschweren Eklat. Das Empfangskomitee des Militärs greift die Truppe grundlos an und bringt Jan Tenner, Professor Futura, Laura, Forbett und sein Team in äußerste Gefahr.

Tenner gelingt es, die Männer zu überlisten und ihr furchtbares Geheimnis zu entlocken: Sie wurden allesamt von Seytania in Puppen verwandelt. Mit Nachdruck gelingt es der Mondexpedition, den finsteren Plan der Puppenkönigin zu entlarven. Doch Seytania hat Großes im Sinn: Erneut verlangt sie nach Jan, der ihrem Werben jedoch nicht nachgibt. Aus Rache entsendet die Königin von ihrer neuen Station auf der Erde einen Vernichtungstrupp, der Futuras Mannschaft endgültig auslöschen soll.

Nur noch zwei Stunden bleiben dem Quartett, um das Unheil abzuwenden und dem sicheren Tod zu entgehen. Ausgerechnet das unverhoffte Treffen mit dem ebenfalls auf dem Mond gestrandeten Zweistein soll das Debakel zu Tenners Gunsten entscheiden …

_Persönlicher Eindruck_

Nach der Schlacht um das dunkle Imperium sehen Jan Tenner und sein Gefolge wieder ruhigen Zeiten entgegen. Die Erde scheint sicher und die üblichen Schurken in weiter Ferne, so dass sich unsere Helden nach langer Zeit wieder ihren wissenschaftlichen Experimenten widmen können. Mit der |Luna 5|, einem rundum verbesserten Raumschiff, startet das beliebte Quartett daher zu einer Mondexpedition, die zwar arbeitsreich sein wird, aber gleichzeitig die Strapazen der vergangenen Monate vergessen machen soll – doch natürlich kommt alles wieder anders als gedacht.

Die 34. Episode der populären SciFi-Reihe ist gleich in mehrerlei Hinsicht wieder ein echter serieninterner Event. Einerseits feiert die Handlung ein überraschend schnelles Wiedersehen mit der Puppenkönigin Seytania, andererseits kehrt auch der wohl berüchtigteste Schurke, nämlich der wahnsinnige Professor Zweistein, wieder ins Gefüge zurück, und alleine das galt in der Vergangenheit schon als außerordentliches Qualitätsmerkmal, denn immerhin liefen Tenner und Co. im Gerangel mit dem hinterlistigen Machtbesessenen bislang immer zur Höchstform auf.

In diesem Fall dauert es allerdings eine Zeit, bis die Dramaturgie das gewohnte Level erreicht, da die Mondexpedition zunächst einmal mit dem nötigen Background aufgebaut wird. Erzähler Ulli Herzog und der in diesem Fall ganz besonders ambitionierte Heinz Giese in der Rolle des Generals berichten im steten Wechsel vom Ziel der Mission, bevor die Attacke der Puppensoldaten dann die Spannung recht schnell ankurbelt. Bis hierhin schlägt sich die Story allerdings mit ihrem unverkennbar eigenwilligen Humor durch, der einmal mehr auf den Sticheleien Tenners in die Richtung Forbetts aufbaut. Der leicht hektische, bisweilen cholerische General in seiner Funktion als beleidigte Leberwurst ist auch in „Angriff der Puppenkönigin“ wieder eine echte Wucht.

Sobald die Tragödie dann ins Rollen gekommen ist, zeichnet sich das Hörspiel wieder durch das üblich hohe Tempo aus. Tenner und Laura kämpfen mal wieder gegen die Zeit, konstruieren dabei waghalsige Pläne und machen die Aufeinandertreffen mit den bekannten Gegenspielern zu weiteren Highlights im gesamten Serienverlauf. Zwar könnte das kurze Duell mit Zweistein etwas mehr Farbe vertragen – hier geht es in der Tat alles ein bisschen zu schnell -, allerdings soll dieser Aspekt der Story nicht wirklich schaden. Vielmehr freut man sich, dass die vielen bisherigen Stränge hier mit ein wenig Distanz zusammengeführt werden und die wichtigsten Köpfe der kontinuierlich fortgesetzten Geschichte sich erstmals zu einem kleinen Showdown einfinden. Das Ganze mag zwar noch ausbaufähig sein, allerdings verheißt das stille Finale für die Zukunft noch einiges, und diesbezüglich sicherlich, dass die Fronten zwischen Logar, Seytania und Zweistein auf der einen und Futura, Tenner, Forbett und Laura auf der anderen Seiten noch immer nicht eindeutig abgesteckt sind. Und eben dieser Umstand verleiht der Serie auch für die weiteren Folgen noch eine Menge Potenzial.

Bis dahin bleibt aber festzuhalten, dass „Angriff der Puppenkönigin“ eine weitere Hausnummer im Serienkontext ist und Fans der Serie bedingungslos zufriedenstellen sollte. Auch nach den Querelen um das dunkle Imperium haben Hayes und Herzog ihr Pulver noch lange nicht verschossen …

|Empfohlen ab 8 Jahren
ISBN-13: 978-3-86714-148-2|
http://www.jan-tenner.de
http://www.jan-tenner.net
http://www.jan-tenner.info
http://www.maritim-produktionen.de/

Knizia, Reiner – Medici vs. Strozzi

Reiner Knizias „Medici“ gehörte seinerzeit – zumindest in eingeschworenen Kreisen – zu den Jahresbesten auf der Liste der taktischen Gesellschaftsspiele. Ein Platz in der Auswahlliste zum Spiel des Jahres 1995 war dem damals aktuellen Titel des Doktors sicher, bevor das Spiel später in der Versenkung verschwand. Erst mit der Veröffentlichung der Zwei-Personen-Variante „Medici vs. Strozzi“ wurde der verlorene Schatz wieder ausgegraben, wenngleich die Priorität beim erstgenannten Spiel aus dem Jahr 2006 blieb, welches von |Rio Grande| in den Vertrieb von |Abacus| aufgenommen wurde. Die Frage lautete allerdings: Ist das Ganze in der Runde zu zweit ähnlich attraktiv wie die ungleich üppigere Version?

_Spielidee_

Der Background ist dieses Mal leicht verändert: Die beiden florentinischen Familien kämpfen in einem direkten Duell um ihr Prestige im Handel, der in diesem Fall in drei separaten Umschlaghäfen getätigt wird. Es geht um Geld, vor allem aber auch um Raffinesse beim Ausbooten der jeweils anderen Familie, denn nur derjenige, der in den Häfen Monopole aufbauen kann und somit eine Vormachtstellung erlangt, kann sich langfristig durchsetzen und das Spiel gewinnen – und natürlich auch den finanziellen Vergleich am Ende des Spiels bestehen.

_Ausstattung_

• 3 Häfen
• 6 Handelsschiffe
• 26 Warenplättchen
• 8 Markierungssteine für die Monopole
• 48 Münzen
• 1 Leinenbeutel
• 1 Spielanleitung

Bei der Gestaltung des Spielmaterials hat sich der Designer weitestgehend an zweckdienliche Eigenschaften gehalten. Die Häfen sind eher schlicht gestaltet, die Plättchen kaum spektakulär, und auch die Münzen könnten etwas prunkvoller sein, sollten sie tatsächlich Eindruck schinden wollen. Dies ist zu verkraften, wäre zumindest eine anschauliche Spielübersicht gewährleistet, doch gerade weil sich die vier Handelswaren optisch nicht allzu deutlich voneinander unterscheiden, ist hier schon ein erster entscheidender Kritikpunkt herausgefiltert, der später auch seinen Einfluss auf das Spielgeschehen haben soll. Wirklich herausragend ist die materielle Konzeption folglich nicht, für den recht simplen Spielablauf reicht es aber dennoch.

_Spielvorbereitung_

Vor der Partie werden nun die Häfen präpariert. Jeder Hafen zeigt zwei oder drei Handelswaren in seiner Mitte, aufgeteilt in eine Skala, die in beide Richtungen zeigt. Hier werden später die Marktvorteile der beiden Familien aufgeführt, je nachdem, welchen Ausschlag sie gerade haben. Die Spieler erhalten als Startkapital Münzen im Wert von 300 Einheiten. Das übrige Geld wird bereitgelegt. Anschließend bekommen die Spieler noch ihre Schiffe mit Platz für drei, vier bzw. fünf Handelswaren. Als Letztes werden die Plättchen in den Leinenbeutel befördert, womit das Spiel nun beginnen kann.

_Spielablauf_

„Medici vs. Strozzi“ wird in insgesamt drei Runden ausgetragen, in denen es darum geht, in den jeweiligen Häfen sowohl die teuersten Waren in Beschlag zu nehmen als auch eine Mehrheit zu erzielen, was die Quantität der jeweiligen Waren angeht. Der Startspieler – in der ersten Runde der Medici-, später der Strozzi-Spieler – zieht nun ein Plättchen aus dem Beutel und gegebenenfalls noch ein oder zwei weitere. Anschließend nennt er einen Preis und bestimmt damit die Verkaufssumme für alle gezogenen Plättchen. Der Gegenspieler hat nun die Wahl, ob er das Paket kauft oder ob er es dem Anbieter zum gleichen Preis überlässt. Dieser ist gezwungen, es abzunehmen.

Anschließend werden die Plättchen in eines der Schiffe geladen und mit diesem Schiff vor einen Hafen gesetzt. Jedes beladene Schiff, so gering die Ladung auch sein mag, muss sofort vor einen Hafen gesetzt und darf von dort nicht mehr weggeschoben werden. Nach dem ersten Warenverkauf wechselt der Anbieter Zug für Zug, bis entweder alle Plättchen aus dem Säckchen gezogen sind oder eines der Schiffe voll beladen ist. Taktisch könnte es also von Vorteil sein, sein 3er-Boot mit drei Handelswaren auf Anhieb vollzuladen und den Gegner damit völlig zu überraschen.

Sobald der aktive Teil einer Runde vorüber ist, kommt es zu einer Zwischenwertung. Jeder Spieler zählt nun in jedem Hafen die Wertigkeiten der Plättchen, die sich dort mit den angebotenen Waren decken. Wer hier am besten abschneidet, bekommt Münzen im Wert von 20 Einheiten. Danach werden in allen Häfen die Wertungssteine verschoben. Für jedes Plättchen, das man in einem Hafen abgelegt hat, kann man die Steine in die Richtung seines Schiffes bewegen. Im Zuge dessen wird die Gunst für die jeweilige Ware pro Hafen angezeigt, die Produkt für Produkt weitere zehn Einheiten wert ist. Sobald die Gelder aufgeteilt sind, beginnt nach dem gleichen Schema die nächste Runde.

_Spielende_

Nach der dritten Spielrunde endet das Spiel mit einer Schlusswertung. Wie in den vorherigen Runden wird das Geld nach Gunst und Mehrheiten aufgeteilt. Wer nun das meiste Geld besitzt, hat das Spiel gewonnen.

_Persönlicher Eindruck_

Prinzipiell bietet „Medici vs. Strozzi“ eine sehr angenehme Spieltiefe, da man wirklich Zug für Zug gehörig taktieren muss, um einerseits selber Vorteile auszuschöpfen, gleichzeitig aber nicht ins offene Messer zu rennen. Bei jedem neuen Preisgebot stellt sich wieder die Frage, wie hoch man ansetzt und wie hoch man dabei auch pokert. Will man seinem Gegner beispielsweise sehr viel Bares entlocken, kann es passieren, dass man unverhofft selber zu einem überzogenen Preis kaufen muss. Umgekehrt muss man ab und zu auch schlucken bei der Preisvorstellung des anderen Spielers – aber man muss in den gegebenen Situationen auch kaufen.

Im Grunde genommen ist das Ganze immerzu ein Rechenspiel, welches sich in den entscheidenden Phasen einer jeweiligen Runde immer zuspitzt. Der Glücksfaktor beschränkt sich darauf, welche Plättchen aus dem Beutel gezogen werden, so dass pure Strategen hier, rein theoretisch, definitiv auf ihre Kosten kommen sollten. Aber Theorie und Praxis weichen letzten Endes dann doch ein Stück weit voneinander ab.

Ein nicht zu unterschätzender Einfluss ist die wirklich schlechte Spielübersicht, die unter anderem auf das mäßige, gleichförmige Design der Handelswaren zurückzuführen ist. Außerdem fehlt eine nummerierte Leiste in den Häfen, die beim Kalkulieren eine wichtige Hilfe sein könnte. Somit ist man immer wieder gezwungen, alles erneut durchzuzählen, bevor man endlich mal eine Entscheidung getroffen hat – und das lähmt den Spielfluss ungeheuer. Dadurch wird auch die vermeintliche Tiefe ausgehebelt, da eigentlich alles logisch nachzuvollziehen ist und man bis zuletzt alles so ausrechnen kann, dass man eventuell gar am Ende einen Gleichstand erzwingen kann. Es fehlt hier und dort das spontane Element, das der Zauderei mehr Spannung bringen könnte. Und auch wenn die Sache taktisch sehr clever aufgebaut scheint, ist der Spielspaß nicht in dem Maße ausgereizt, den das Potenzial der Grundidee vorgibt.

Als Spiel für zwei Personen ist „Medici vs. Strozzi“ summa summarum zwar immer noch in Ordnung, aber unbestritten ist es nur ein mäßiger Ableger von Knizias ambitionierterem Projekt „Medici“.

http://www.abacusspiele.de/

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Diggle, Andy / Sudzuka, Goran – John Constantine: Hellblazer 4 – Lady Constantine

Band 1: [„Hölle auf Erden“ 3621
Band 2: [„Der Rote Tod“ 4253 (1. Rezension)
Band 2: [„Der Rote Tod“ 4413 (2. Rezension)

_Story_

England, 1785: Johanna Constantine hat das magische Erbe ihrer Familie verinnerlicht, ist dem Adel aber nach wie vor ein Gräuel. Dennoch bleibt der Regierung nichts anderes übrig, als die einstige Lady zurate zu ziehen, als ein unglaublicher Fund auf hoher See die gesamte irdische Existenz auszulöschen droht. Die Büchse der Pandora wurde in einem gekenterten Schiff entdeckt und schlummert nun in den Tiefen des Ozeans, wo Johanna das berüchtigte Artefakt wieder bergen soll.

Unter der Aussicht auf anstehenden Reichtum und auf Rückgabe ihres Adelstitels sticht Constantine mit ihrem ehemaligen Mitstreiter McCallister in See, um die Bergungsaktion vor der Küste Spitzbergens zu starten. Doch schon während der ersten Seemeilen macht die unbeliebte Hexe Bekanntschaft mit der Blackwood-Sippe, die unmittelbar mit der Herkunft der Büchse in Verbindung steht …

_Persönlicher Eindruck_

Der vierte Band der „Hellblazer“-Reihe präsentiert diese in einem leicht abgewandelten Gewand. Die ständig wiederkehrenden Horror-Inhalte wurden nahezu komplett gekippt, und auch der bislang aktive Held John Constantine wurde bis auf Weiteres ausrangiert, um einem direkten Verwandten Platz zu machen, der bzw. die sich in der Debüt-Vorstellung aber durchaus achtbar aus der Affäre zieht.

Der Auftakt des Ablegers um die tüchtige Johanna Constantine ist in seinem Story-Arrangement aber auch gar nicht mit den Abenteuern ihres Namensvetters zu vergleichen. Die aktuelle Geschichte ist ein ganzes Stück gradliniger als der bisherige „Hellblazer“-Katalog, lässt dafür aber auch mehr Spielraum für die Etablierung der Charaktere. Die Protagonistin und ihre maskulin verkleidete Tochter verbergen sich zwar hinter einem recht nebulösen Schleier, doch insgeheim verrät Autor Andy Diggle schon eine ganze Menge über die Herkunft und die Einstellungen seiner Hauptfiguren, die hier Schritt für Schritt zum Hauptplot hinzustoßen. Nichtsdestotrotz lässt er es verhältnismäßig ruhig angehen und spart sich die Action zum größten Teil für das rasante Finale auf, welches schließlich all die Hektik mit sich bringt, die in den ebenfalls lebhaften Intermezzi noch tunlichst vermieden wird. Constantine und ihre Gefährten sind zwar stetig bedroht, doch alles in allem wirkt das Vorgehen des Autors recht kontrolliert und beruhigend, ganz so, als wären jegliche Komplexität und jeder chaotische Impuls Störenfriede für den Verlauf der Story.

Von mangelnder Spannung kann aber keinesfalls die Rede sein, und das gleich in zweierlei Hinsicht: Diggle hat nämlich einerseits die schwere Aufgabe, die Legende von Pandoras Büchse in seiner Interpretation nicht zu absurd und abwegig zu interpretieren, andererseits aber auch eine Story zu konzipieren, die sich ins „Constantine“-Universum einfügt und den Balanceakt zwischen Linientreue und Eigenständigkeit meistert – und das ist ihm grundsätzlich geglückt. Gerade auf den ersten Seiten gelingt es sehr gut, den großen Schatten langsam aber sicher verschwinden zu lassen und „Lady Constantine“ als tragende Persönlichkeiten heranzuführen. Gepaart mit einigen unscheinbaren Mysterien, einem soliden Background und flotten Sprüchen, kommt hier schnell ein vergleichbares Feeling auf, wenngleich die Story insgesamt simpler als gewohnt ist.

In der Gesamtbetrachtung sticht allerdings ganz klar die eigenwillige Neuinterpretation hervor, die mit obskuren Inhalten gespickt ist, das übliche Horror-Flair teilweise sogar mit humorvollen Passagen schmückt und auch im Charakterdesign Akzente zu setzen weiß. Die wandelbare, bösartig sympathische Hauptdarstellerin ist ein echter Gewinn für die Serie, auch wenn sie innerhalb der Story nur einen begrenzten Anteil ihres Potenzials ausschöpft. Und damit wären wir auch schon beim einzigen bedeutenden Kritikpunkt angelangt: Sobald „Lady Constantine“ nämlich so richtig Fahrt aufnimmt, bahnt sich auch schon das Ende des Plots an, und der wäre quantitativ definitiv noch ausbaubar gewesen, ohne dabei einen Qualitätsverlust zu riskieren.

Für ein Debüt ist der vierte Teil der ““Hellblazer“-Reihe aber durchaus gelungen, nicht zuletzt wegen der starken Illustrationen des kroatischen Neulings Goran Sudzuka. Wer Action also gerne auch außergewöhnlich und ein wenig bizarr mag, sollte dringend mal ein paar tiefere Einblicke riskieren.

ISBN-13: ISBN 978-3-86607-630-3
http://www.paninicomics.de
[Verlagsseite zur Reihe]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10457

Wallace, Edgar / Reinl, Harald / Bartsch, Joachim / Denger, Fred / Schnitzler, Wolfgang / Kai, Joh. – Edgar Wallace Filmedition III

_Inhalt_

|Die Bande des Schreckens|

Regie: Dr. Harald Reinl
Buch: Joachim Bartsch, Wolfgang Schnitzler nach einer Romanvorlage von Edgar Wallace
Musik: Heinz Funk
Produzent: Preben Philipsen

Nora Sanders: Karin Dor
Chefinspektor Long: Joachim Fuchsberger
Sir Archibald: Ernst-Fritz Fürbringer
Edwards: Eddi Arent
Mrs. Revelstoke: Elisabeth Flickenschildt
Sir Godley Long: Fritz Rasp
Crayley: Dieter Eppler
Rechtsanwalt Henry: Ulrich Beiger
Erzähler: Fritz von Hardenberg

Endlich ist es Inspektor Long und seinen Mannen von Scotland Yard gelungen, den Scheckfälscher Shelton zu stellen und dessen Bande auszuhebeln. Doch noch auf dem Henkerstuhl gelobt der zum Tode verurteilte Gangster Rache: All diejenigen, die unmittelbar mit seiner Festnahme in Verbindung stehen, sollen ihm nach seinem Tod ins Grab folgen – und tatsächlich beginnt wenige Tage später eine mysteriöse Mordserie, die nach einem solchen Muster gestrickt zu sein scheint. Chefinspektor Long erhöht die Sicherheitsmaßnahmen der potenziellen Opfer, kann aber auch die nächsten Morde nicht vermeiden. Als es ihm selber an den Kragen gehen soll, hat Long endlich eine heiße Spur. Doch was ist mit Shelton geschehen? Ist er womöglich seiner Hinrichtung entkommen?

|Der Fälscher von London|

Regie: Dr. Harald Reinl
Buch: Johannes Kai nach einem Roman von Edgar Wallace
Musik: Martin Böttcher
Produzenten: Horst Wendlandt, Preben Philipsen

Jane Leith-Clifton: Karin Dor
Peter Clifton: Hellmut Lange
Oberinspektor Bourke: Siegfried Lowitz
Dr. Wells: Victor de Kowa
Mrs. Wells: Mady Rahl
Mr. Stone: Eddi Arent
John Leith: Walter Rilla
Basil Hale: Robert Graf
Inspektor Rouper: Ulrich Beiger
Erzähler: Fritz von Hardenberg

Als millionenschwerer Erbe ist Peter Clifton eine gute Partie für die junge Jane Leith, deren Onkel John sich für die Vollwaise freut, als sie dem reichen Clifton das Jawort gibt. Doch schon die Hochzeitsreise steht unter keinem guten Stern, da das junge Ehepaar ständig vom jungen Playboy Basil Hale belästigt wird, der ebenfalls ein Auge auf Jane geworfen hat. Außerdem steht der Herrensitz Longford Manor, auf dem die beiden ihre Flitterwochen verbringen, unter keinem guten Ruf. Angeblich soll das Anwesen der Standort einer Geldfälscherbande sein, was sich zu bestätigen scheint, als Jane ihren Gemahl dabei entdeckt, wie er eines Nachts selber an einer Presse sitzt.

Als kurze Zeit später auch noch der tote Hale im Garten der Residenz entdeckt wird, scheint die Sache klar. Oberinspektor Bourke traut dem Braten allerdings nicht, zumal er weiß, dass Clifton seit jeher als schizophren gilt und auch sehr unter seiner Krankheit leidet. Es scheint so, als würden sich die Gangster diesen Umstand zunutzel machen, um ihre Machenschaften im Schatten des millionenschweren Peter zu treiben und ihn als Sündenbock vorzuschieben. Oder ist Clifton etwa doch nicht die gespaltene Persönlichkeit, die er zu sein vorgibt?

|Der unheimliche Mönch|

Regie: Dr. Harald Reinl
Buch: Joachim Bartsch, Fred Denger nach einem Roman von Edgar Wallace
Musik: Peter Thomas
Produzenten: Horst Wendlandt, Preben Philipsen

Gwendolin: Karin Dor
Inspektor Bratt: Harald Leipnitz
Sir Richard: Siegfried Lowitz
Lady Patricia: Ilse Steppat
Smithy: Eddi Arent
Sir John: Siegfried Schürenberg
Lola: Uta Levka
Sir William: Dieter Eppler
Erzähler: Fritz von Hardenberg

Als der Schlossherr von Darkwood auf dem Sterbebett sein Testament signiert, sieht er die Zukunft seines Vermögens in guten Händen. Doch der Notar wird noch auf dem Heimweg Opfer eines Attentats, und das einzige Duplikat des Schreibens wird von Sir Richard, einem der drei Söhne des Verstorbenen, als Druckmittel eingesetzt, um seinen persönlichen Anteil zu steigern. Der Schlossherr jedoch hat nur seine Enkelin und seine Tochter Patricia für das Erbe vorgesehen, die von ihrem Glück jedoch vorerst nichts erfahren.

Patricia betreibt derzeit ein Mädcheninternat auf Darkwood, welches nun auch wieder von ihrer Nichte Gwendolin heimgesucht wird, der unwissenden Haupterbin. Doch schon mit ihrem Eintreffen häufen sich die merkwürdigen Ereignisse. Das Verschwinden mehrerer Mädchen sorgt für Aufregung, und als schließlich ein maskierter Mönch einen Kriminalinspektor mit seiner Peitsche erdrosselt, wartet ein neuer Fall für Scotland Yard auf Chefermittler Bratt. Schnell durchschaut der Inspektor, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen der Familie des Schlossherren und dem Treiben des Mönches gibt. Doch bevor Bratt sich versieht, tappt er selber in die Falle der Täter …

_Persönlicher Eindruck_

In der dritten Sammelbox der „Edgar Wallace Filmedition“ publiziert der |Maritim|-Verlag drei weitere Klassiker des britischen Autors als Hörspiel-Adaption. Die Vorlage für die jeweils knapp 80 Minuten andauernden Erzählungen bieten in diesem Fall wieder die Filmproduktionen aus dem Hause |Rialto|, die in diesem Fall aus den Jahren 1960-65 stammen und von Wallace-Ikonen wie Joachim Fuchsberger und Karin Dor getragen werden. Eine gewisse Qualitätsgarantie scheint also erneut -, zumal es sich bei den hier vertonten Storys um drei von Wallaces bekanntesten Stücken handelt.

Allerdings beginnt die neue Dreierrunde relativ enttäuschend und über weite Strecken auch langweilig, da die erste Geschichte im Bunde, „Die Bande des Schreckens“, eine unheimlich lange Anlaufzeit benötigt, bevor sie mal in die Gänge kommt. Die gesamte Vorgeschichte, die eigentlich ausschlaggebend für die späteren Ereignisse ist, wird mehr oder weniger im Schnelldurchlauf von Erzähler Fritz von Hardenberg durchgekaut, der vom Gangster Shelton, dessen Hinrichtung und der späteren Mordserie redet, als seien dies lediglich Fakten, die auch in hektisch zusammengefasster Form auf den Tisch gelegt werden können. Von Spannungsaufbau oder wirklicher Begeisterung ist hier noch nichts zu spüren, wobei anzumerken ist, dass die Verschmelzung von Hörspiel-Erzählstrang und TV-Ausschnitten hier eher gezwungen herüberkommt.

Glücklicherweise schlägt das Ganze nach dem ersten Drittel um und entwickelt sich überraschenderweise doch noch zu einem richtig packenden Krimi, der dem Status seines Ideengebers durchaus gerecht wird, vor allem weil die Interaktion in den weiteren Passagen immer lebendiger wird und man such dieses künstliche Gefühl der Kombination aus TV-Inhalten und Hörspiel-Nachbearbeitung über Bord werfen kann. Nach ersten Startschwierigkeiten schafft es „Die Bande des Schreckens“ daher doch noch zu einem richtig starken Hörspiel.

Mit „Der Fälscher von London“ ist dann noch ein richtiger Klassiker in dieser Box gelandet, der sich in seiner auditiven Nachlese weder vor der Romanvorlage noch vor den Verfilmungen dieses Stoffes verstecken muss. Die Darstellung von Peter Clifton, die eigentliche Problematik in dieser Story, ist den Machern fabelhaft gelungen, unter anderem begünstigt durch die sehr raschen Szenenwechsel, die von der ersten Sekunde an richtiges Krimi-Feeling aufkommen lassen. Weiterhin nimmt man sich hier auch von Beginn an genügend Zeit, um die Charakter wirken zu lassen und ihre Eigenheiten herauszuarbeiten. Zwar greift man hier auch nur auf das Material von |Rialto Film| zurück, jedoch ist die Präsentation im Verbund mit der Erzählung von Fritz von Hardenberg derart gelungen, dass man sich von diesem Hörspielerlebnis sehr schnell mitreißen lässt. Karin Dor, Hellmut Lange und Siegfried Lowitz spielen ihre Rollen darüber hinaus brillant und garantieren schließlich eines der besten von Wallace inspirierten Hörspiele!

„Der unheimliche Mönch“ hat im Finale die Ehre, mit einer nicht minder rasant inszenierten Story, erneut fabelhaften Charakteren und einer noch bösartigeren Atmosphäre die Box zu beschließen. Erneut ist es dabei Hauptdarstellerin Dor, die mit ihrer Performance begeistert, jedoch ist die erzählerische Vorgabe bereits so gut, dass es kaum noch großartiger schauspielerischer Leistungen bedurfte, um das Puzzle um den Mönch und die manipulierte Erbschaft fesselnd darzustellen.

Daher kann man am Ende auch geteilter Meinung sein, ob das letzte Stück auch gleichzeitig das beste dieser Trilogie ist, oder ob es gegen „Der Fälscher von London“ doch nicht ganz ankommt. Allerdings spielt ein solcher Vergleich im Endeffekt wirklich nur eine völlig untergeordnete Rolle. Wichtig ist hingegen, dass die „Edgar Wallace Filmedition III“ den ehrwürdigen britischen Autor mit drei spannenden Geschichten und trotz ihres Alters nahezu brillanten Inszenierungen beehrt. Das Fazit ist daher auch eindeutig: Diese Geschichten sollte man gehört haben!

|224 Minuten auf 3 CDs
ISBN-13: 978-3-86714-177-2|
http://www.maritim-produktionen.de/

Marazano, Richard / Ponzio, Jean-Michel – Schimpansenkomplex, Der – Band 1: Paradoxon

_Story_

Helen Freeman ist seit Jahren die vielleicht beste und wichtigste Astronautin der NASA. Nach längerer Vorbereitungszeit steht sie nun endlich davor, ihren großen Traum von der ersten Marsreise zu realisieren, als der Institution von Seiten der Regierung das Budget gekürzt wird. Ihre Tochter Sofia sieht in dieser dramatischen Entscheidung jedoch endlich eine gemeinsame Zukunft an der Seite ihrer Mama, die in ihrer Position kaum noch Zeit für ihr Familienleben aufbringen kann. Doch ihre Hoffnung ist nur von kurzer Dauer …

Als im Indischen Ozean eine Raumkapsel abstürzt, wird Helen mehr oder weniger unfreiwillig in eine neue Mission hineingezogen, die sie in Verbindung mit den beiden Überlebenden dieses Absturzes bringt. Diese behaupten allen Ernstes, sie würden der ersten Mondexpedition angehören und auf die Namen Neil Armstrong und Buzz Aldrin hören. Fassungslos realisieren sie zudem, dass mittlerweile 66 Jahre ins Land gestrichen sind, seit sie zuletzt die Erde betreten haben. Während die Abgeordneten der Geheimoperation noch glauben, zwei geistig verwirrte Menschen vor sich zu haben, scheinen sich die Fakten bei den DNA-Analysen zu bestätigen. Doch als sie am nächsten Tag erneut Kontakt aufnehmen wollen, finden Helen und Co. nur noch die Leichen der beiden Männer. Kein Weg geht von nun an daran vorbei, zügig eine Raumexpedition zu starten und den Spuren der elften Apollo-Reise zu folgen – ganz zum Leidwesen von Sofia Freeman, die immer mehr befürchtet, dass das Band zwischen ihrer Mutter und ihr endgültig zerschnitten ist …

_Persönlicher Eindruck_

Bereits die recht ausführliche Einleitung zum neuen |Splitter|-Ereignis „Der Schimpansenkomplex“ weckt Hoffnungen auf einen echten Monster-Event im Verlagsprogramm und somit auf die erste wirkli ernsthafte SciFi-Konkurrenz zum eigenen Branchenführer [„Universal War One“. 4969 Allerdings entpuppt sich das neue Gedankenkonstrukt von Richard Marazano entgegen allen Erwartungen als eine durchaus realistischere Geschichte, die aufgrund ihrer außerordentlich authentischen Präsentation zugleich bedrohlicher, ja, auch gewaltiger wirkt. Zwar ist das Fundament des hier eröffneten Plots weiterhin rein fiktiv. Aber wenn man mal etwas tiefer in die Welt von „Der Schimpansenkomplex“ abtaucht und sich von der Handlung gefangen nehmen lässt – was aufgrund ihrer Brisanz ein echtes Kinderspiel ist – entdeckt man irgendwie doch immer wieder ein verstecktes Stückchen Wahrheit, das sich dieser oberflächlichen Betrachtung entzieht.

Die Story ist in diesem Fall mal wieder sehr gewagt, in diesem Sinne aber erst einmal sehr theoretisch. Marazano stellt in seiner Grundaussage infrage, dass die Mondlandung Armstrongs tatsächlich in der Form abgelaufen ist, die damals von den Medien publiziert wurde, und macht mit dieser riskanten These ein richtig großes Fass auf. Als wäre dieser Ansatz nicht schon umfangreich genug, führt der Autor diese Angelegenheit nur als einen der unterschiedlichen Ausgangspunkte seiner Geschichte auf, die abseits der Science-Fiction-Inhalte auch auf die menschliche Tragödie zwischen Helen und Sofia zugeschnitten ist. Die Diskrepanz zwischen dem Lebenstraum der Mutter und dem Versagen in ihrer Erzieherrolle wird von Marazano ähnlich leidenschaftlich inszeniert wie das Drama um die beiden abgestürzten Astronauten. Als dann auch noch das Dilemma der unplanmäßigen Missionen bzw. den plötzlichen Tod der vermeintlich ersten Mondbesucher in den Plot einsickert, entwickelt sich dieser zu einer tickenden Zeitbombe – und in diesem Fall zu einem explosiven Gemisch, das in der Folge fast von Seite zu Seite neue Sprengkraft findet.

An dieser Stelle soll über die inhaltliche Entwicklung noch nicht zu viel verraten werden, bis vielleicht auf die Tatsache, dass die fortwährende Veränderung in den Zeichnungen der Charaktere ein echtes Paradestück dieser neuen Serie ist. Ausgehend vom ersten Kapitel „Paradoxon“ (welch treffender Titel!) hat Marazano mit seinem illustrierenden Sidekick Jean-Michel Ponzio hier wahre Vorzeigefiguren entworfen, die ihre Menschlichkeit auch in diesem stellenweise sehr düsteren Zukunftsszenario nicht geopfert haben. Gerade diese sehr lebensnahe Seite, die das ganze fiktive Drumherum gekonnt unterwandert, ist eines der beeindruckendsten Elemente in „Der Schimpansenkomplex“ und bereits hier sehr gut herausgearbeitet.

Für „Paradoxon“ bleibt noch zu sagen, dass die Einführung in den tatsächlich recht komplexen Handlungsstrang durch die Bank gelungen ist, da sich das zeichnende/schreibende Team einerseits geschlossen homogen präsentiert, dem Leser aber dennoch auf jeder Seite neue Überraschungen bietet. Man kommt in vielen Passagen aus dem Staunen nicht mehr heraus und muss gelegentlich auch kräftig schlucken, weil das Thema so unheimlich, ja, all-umfassend ist. Deshalb braucht es auch bei der Auswahl der Zielgruppe keine Konkretisierungen: „Der Schimpansenkomplex“ ist auf jeden Fall ein Muss für alle Liebhaber anspruchsvoller, innovativer Science-Fiction im Comic-Format!

|Originaltitel: Le complexe du chimpanze – Paradoxe
56 Seiten, farbig
ISBN-13: 978-3-940864-28-4|
http://www.splitter-verlag.de

Téhy / Lalie – Engel und der Drache, Der – Buch 1: Und der Tod wird nur ein Versprechen sein

_Story_

An den Grenzen des Heidelands tobten einst die brutalsten Schlachten, geführt von Männern, die den Frieden in ihrer Heimat schützen wollten und die zerstörerischen Kräfte von Plünderern und vermeintlichen Eroberern vernichten mussten. Doch wider Erwarten kehrten die Männer alsbald zurück, unter ihnen auch Licomte, einer der tapfersten Kämpfer, den seine große Liebe Hana-Rose sehnsüchtig erwartet hat.

Doch die leidenschaftliche Zweisamkeit soll nur von kurzer Dauer sein. In den Gemächern seines Anwesens analysiert Licomte die letzten verbliebenen Spuren der Drachen. Seine Obsession für die verschollene Brut soll ihm bei einem seiner Tauchgänge nämlich bald zum Verhängnis werden. Ein Erdrutsch kostet ihn das Leben und stürzt seine Geliebte in Trauer und wachsenden Wahnsinn. In ihrer Verzweiflung sucht sie die gespenstische Alte auf, hinter der Hana-Rose eine Hexe vermutet. Ohne Erwartungen und Hoffnungen sucht sie hier nach einem Rettungsanker für ihr grausames Schicksal …

_Persönlicher Eindruck_

„Der Engel & der Drache“ – ein geradezu poetischer Titel, der überraschenderweise auch im Rahmen einer düster-romantischen Inszenierung einen gewissen Halt findet. Ausgerechnet Téhy, bei |Splitter| bereits bekannt für sein Endzeit-Kommando [„Yiu“, 5485 versucht sich hier an einer philosophisch angehauchten Story, in deren Zentrum weniger das effektreiche Drumherum steht, sondern vielmehr die wenigen, dafür aber umso intensiver angeführten Charaktere.

Allerdings begibt sich der Autor erneut auf sehr dünnes Eis, da er es geradezu vermeidet, seiner neuen Geschichte einen echten Spannungsbogen zu verpassen und den Aufbau der Erzählung etwas überraschender zu gestalten. Einmal mehr wählt er stattdessen eine Art Berichtsform und stellt den Leser größtenteils vor vollendete Tatsachen, die es hinzunehmen gilt. Raum für spontane Improvisationen oder rasche Story-Breaks? Platz für etwas mehr Freiheit, was die Entwicklung des Plots betrifft? Nein, Téhy hat mal wieder an den wesentlichen Fronten gespart und sein Konzept mitunter zu steif durchgearbeitet.

Dabei startet dieser erste Band noch regelrecht Eindruck erweckend: Ein majestätisch gestalteter, in fesselnden Grafiken festgehaltener Prolog eröffnet die gerade visuell wirklich hervorragende Episode und leitet nahtlos über in das Liebesdrama der beiden Protagonisten – zweifelsfrei ein guter, wenn auch sehr ausladend und pathetisch formulierter Start. Doch schon danach machen sich die ersten, bereits bekannten Schwächen bemerkbar, die sich einmal mehr auf die Strukturierung der Geschichte beziehen und wieder verhindern, dass der Funke problemlos überspringt.

Es sind alleine die Bilder, die große Worte sprechen und in ihren Bann zu ziehen vermögen, insbesondere die fabelhaft präsentierte Kulisse der Heimat der beiden Hauptdarsteller. Doch was den Schicksalsschlag, die Hintergründe und das Potenzial für die weitere Entwicklung angeht, scheint alles zu abgehackt und zu unflexibel. Die Texte sind eh recht spärlich ausgearbeitet, was grundsätzlich zu vertreten wäre, würden die Worte eine ähnliche Gewalt besitzen wie ihre optische Umgebung. Doch gerade im zweiten Abschnitt verschwimmt die oberflächliche Poesie viel zu deutlich und kann sich nicht als elegantes Mittelding aus philosophischer, animierter Literatur und anspruchsvoller Novelle etablieren. Dafür fehlt der entscheidende Tiefgang, vor allem aber der letzte Funke Leidenschaft in der Konzeption der Handlung.

Zum grafischen Konzept sei noch gesagt, dass Téhys Sidekick Lalie mit digitaler Technik gearbeitet und die Tusche gegen den modernen Laser eingetauscht hat. Das mag in gewisser Weise abschrecken, ist aber kein Grund zur Skepsis, da die Atmosphäre der Story dadurch nicht beeinträchtigt wird. Und da die Bilder stellenweise wirklich einzigartig sind, ist diese Vorgehensweise sogar zu begrüßen.

„Der Engel & der Drache“ bietet einen bittersüßen Kontrast aus einem nicht bis ins letzte Detail ausgearbeitetem Storyboard und gewaltigen Grafiken. Das mag für denjenigen, der epische Fantasy-Themen im Comic begrüßt, einerseits enttäuschend, für den Optik-Ästheten aber durchaus ein Grund sein, sich diesen visuell recht lohnenswerten ersten Band zuzulegen. Oder anders gesagt: Téhys neuer Comic bietet eine bekannte Diskrepanz. Man weiß, was man hat – aber auch, was man nicht hat!

|Originaltitel: L’ange & le dragon – Et la mort ne sera que promesse
48 Farbseiten
ISBN-13: 978-3-939823-26-1|
http://www.splitter-verlag.de/

Téhy / Vax / Vee, J. M. – Yiu 5 – Operation Geisha

Band 1: [„Die Armee des Neo-Mülls“ 4289
Band 2: [„Die Auferstehung des Unreinen“ 4290
Band 3: [„Die Kaiserin der Tränen“ 4920
Band 4: [„Der Schwur der Söhne“ 5114

_Story_

Sein Name ist Nero-Empurio-Dai-A; er ist ein vollkommener Psychopath, einer der brutalsten Gangster in der gesamten Geschichte, und alles, was seinem Leben noch bleibt, sind die 19 Minuten bis zur tödlichen Injektion, die sein Henker für ihn vorbereitet hat. Umzingelt von den 4000 Elitesoldaten der chinesischen Streitkräfte, repräsentiert er die Zukunft des freien Tibet – denn sein Nachfahre soll der künftige Dalai Lama sein, und nur in ihm ist das Wissen über die Geisha gespeichert, die seiner Vergewaltigung erlag und nun den Embryo in sich trägt.

Im Auftrag des Klerus begibt sich Yiu nun auf eine weitere suizidale Mission: Sie soll Nero vor dem Tod retten, die Geisha aufspüren und den heiligen Embryo nach Jerusalem bringen. Doch gegen eine Armee aus 4000 entschlossenen Kriegern scheinen selbst sie und ihre tapferen Begleiter machtlos …

_Persönlicher Eindruck_

Nach dem ständigen Auf und Ab der wohl actionreichsten und auch brutalsten Serie im Programm des |Splitter|-Verlags scheint „Yiu“ mit der fünften Episode endlich in die Spur zu kommen. Das aktuelle Kapitel bietet nach dem zuletzt veröffentlichten Zweiteiler wieder einen abgeschlossenen Plot, der erneut relativ heftige Kampfszenen bietet, dafür aber auch zum ersten Mal den ersehnten Tiefgang in der Story – auch wenn man das auf Anhieb noch nicht erkennen sollte.

Allerdings darf man zu Beginn schon über den Background staunen, den Téhy innerhalb der knallharten Auftaktaktion aufbaut. Schritt für Schritt erfährt man ein wenig mehr über Yius Auftrag und die Personen, die unsere Top-Agentin lokalisieren soll, wird aber gleichzeitig Zeuge, wie die Titelheldin in ein grausames Inferno hineinsteuert und einmal mehr am Rande der puren Apokalypse agiert. Explosionen, fliegende Körper, Leichen am Fließband – der Bodycount ist zum wiederholten Male enorm hoch und würde auch ein Verbot der Jugendfreigabe für diesen Comic rechtfertigen, jedoch bekommt man dieses Mal nicht den Eindruck, der schockierende Effekt der Bilder müsste die zahlreichen Schönheitsfehler in der Handlung kaschieren. Letztere bleiben in „Operation Geisha“ nämlich von Beginn an außen vor!

Stattdessen integriert Téhy in der fünften Folge seiner Serie erstmals gesellschaftspolitische Inhalte von aktueller Bedeutung, wenn auch versteckt hinter einem rasanten Science-Fiction-Spektakel. Der Konflikt in Fernost und die geistige Unabhängigkeit Tibets rücken in den Fokus und werden auch im futuristischen Szenario des Agenten-Infernos noch als zentrales Thema der asiatischen Außen- und Innenpolitik eingefügt, was der ganzen Angelegenheit eine zusätzliche Brisanz beschert. Zwar ist die Geschichte in ihrer Natur völlig fiktiv und in gewisser Weise auch ohne authentischen Realitätsbezug, doch es lässt sich nicht verleugnen, dass das Schicksal des Dalai Lama durchaus emotional stimmt, was wiederum bei einer anderen Themenwahl nicht in diesem Maße hätte geschehen können. Man kann zwar nun mutmaßen, dass der Autor hier ein bestimmtes Kalkül in seine Konzeption einbezogen hat, doch geschadet hat es der Story auch mit diesem Wissen definitiv nicht.

Davon mal ganz abgesehen, ist die allgemeine Strukturierung dieses Mal weitaus weniger hektisch als noch in den beiden ersten Einteilern der Serie, deren Spannungsaufbau schon abgeschlossen war, bevor der Kern der Story herausgeschält werden konnte. Zwar ist das Tempo mal wieder unverschämt hoch und gewährt dem Leser gerade in den actionreichen Szenen zu Beginn und im Finale keine Verschnaufpause, allerdings wirkt die Zusammenstellung ruhiger und kontrollierter. Die einzelnen Fragmente greifen ineinander und das Fundament des Plots droht zu keiner Zeit aus den Fugen zu geraten. Außerdem wurden erstmals einige völlig überraschende Wendungen eingeschoben, die in einer verheerenden Pointe kulminieren und den Aha-Effekt erzielen, den man über bislang vier Bände mehr oder weniger vergeblich suchte.

Daher darf man es am Schluss auch betont kurz machen: „Operation Geisha“ stellt die teils überfrachteten Vorgänger-Kapitel deutlich in den Schatten und ist mit Abstand das Highlight aus fünf Bänden brutaler Sci-Fi-Action.

|Originaltitel: Yiu, premieres missions – Exfiltration Geisha
44 Farbseiten
ISBN-13: 978-3-939823-69-8|
http://www.splitter-verlag.de

Salvatore, R. A. / Merlau, Günter / Elias, Oliver – Drizzt – Der gesprungene Kristall (Die Saga vom Dunkelelf 7)

_Inhalt:_

Als Berater der Zwergenstämme von Zehnstädte ist der Dunkelelf Drizzt Do’Urden seinen neuen Freunden ein mächtiger Verbündeter geworden. Dennoch fehlt ihm die nötige Überzeugungskraft, das Zwergenvolk von der Bedrohung durch die Barbaren zu unterrichten. Erst mit Hilfe des Halblings Regis und dessen magischen Steins gewinnt er die Ohren der Bewohner von Zehnstädte und bereitet gemeinsam mit ihnen und seinem Gefährten Bruenor die Verteidigung vor.

In einer gewaltigen Schlacht gegen die vereinten Kämpfer der Barbaren gewinnen die Verteidiger schließlich den Frieden für Zehnstädte zurück. Lediglich Wulfgar, einer der mächtigsten Gegner dieses Angriffs, überlebt das fürchterliche Gemetzel und bleibt fortan in der Obhut Bruenors.

Doch die Zwerge und ihr Reich bleiben auch weiterhin nicht von Gefahren verschont: Der abtrünnige Zauberlehrling Akar Kessel findet in der Verbannung im ewigen Eis eines der mächtigsten und lange vermissten Relikte der Oberwelt. Mit den Mächten des gesprungenen Kristalls droht Kessel, Zerstörung und Chaos über das Land zu bringen – und wieder ist es Drizzt, der den finsteren Mächten Einhalt gebieten soll …

_Persönlicher Eindruck:_

Mit der dritten Trilogie der Hörspielserie um den Dunkelelfen Drizzt Do’Urden bewegt sich die Handlung erstmals nahezu vollständig in der Oberwelt und führt den Protagonisten auf gänzlich neue Pfade. Bereits mit der ersten Episode, „Der gesprungene Kristall“ ist ein deutlicher Wandel in der Erzählatmosphäre zu spüren, der hier wirklich sehr schön und authentisch aus der Literaturvorlage von R. A. Salvatore transferiert wurde und dank der sehr lebendigen, abwechslungsreichen Präsentation sogar noch stärker herausgehoben wird als im kürzlich erschienenen Comic aus dem |Panini|-Verlag.

Die eigentliche Story büßt unterdessen jedoch keinesfalls an Spannung ein, selbst wenn das komplexe Familiengeflecht des Hauses Do’Urden zunächst einmal aus dem Plot verbannt wurde, um mehr Freiräume für die neuen Handlungsebenen zu schaffen. Letztere bringen jedoch gerade zu diesem Zeitpunkt, in dem die Gefechte aus der Unterwelt hinsichtlich ihres grundsätzlichen Potenzials langfristig in eine Sackgasse zu laufen drohten, etwas richtig Erfrischendes in die Story hinein, nicht zuletzt durch die Wahl vieler neuer Charaktere, die – Salvatore-typisch – sehr individuell und eigenständig beschrieben sind.

Zudem birgt die Story in „Der gesprungene Kristall“ sogar ein noch höheres Maß an Abwechslung, offenbart in den unabhängigen Erzählepisoden, die mehr oder weniger direkt mit dem Handeln Drizzts verknüpft sind und in der späteren Bedrohung durch den zerstörerischen Kristall wieder aufeinander zusteuern. Mit Bruenor, Wulfgar und Regis finden sich hierbei auch wieder entscheidende Personen, die in ihrer Darstellung den Gestalten aus der Welt der Dunkelelfen noch ein Stück weit überlegen sind und der Geschichte ein noch facettenreicheres Profil verpassen. In einschlägigen Kreisen wird in diesem Zusammenhang zwar gerne diskutiert, dass der Autor sich mit der Fortsetzung im Gebiet der Zwerge ein ganzes Stück vom Ursprung der „Saga vom Dunkelelf“ entfernt, doch insgesamt betrachtet wird gerade durch diesen sehr deutlichen erzählerischen Wandel erst klar, dass die Geschichte letzten Endes nur durch diese rapide Frischzellenkur eine weitere Entwicklung ermöglichen konnte, die in der Summe auch sehr erfreuliche Züge annimmt. Denn unbestritten ist das Szenenspiel in der Oberwelt noch lebendiger als in den finsteren Passagen in Drizzts einstiger Heimat.

Für die Hörspiel-Inszenierung war dies ebenfalls ein interessanter, aber auch notwendiger Schritt nach vorn, denn die Euphorie, welche die Handlung hier phasenweise ausstrahlt, hat nicht nur auf die Sprecher, sondern generell auf die positivere Stimmung der Präsentation abgefärbt. Die Ambitionen sind so deutlich wie eh und je zu spüren, aber irgendwie steckt eine ganz neue Leidenschaft in der Sache, die womöglich auf die rasanten Entwicklungen des Plots zurückzuführen sind.

Oder um es auf den Punkt zu bringen: Bevor inhaltlich bzw. darstellerisch überhaupt eine Spur von Stagnation auftauchen konnte, hat man den frischen Wind der Originalvorlage genutzt, um auch das Hörspiel auf eine neue Ebene zu hieven – und dort fühlt es sich insgeheim sogar noch wohler als in den finsteren Schächten der Unterwelt. Das vorläufige Fazit also: Die neue Trilogie, ausgehend von diesem zwar nicht ganz so opulent inszenierten, dafür aber mindestens ebenso mitreißenden Auftakt, ist das bisherige Highlight des |Lausch|-Ausflugs in die Fantaasy-Welten von Signore Salvatore!

_Die Inszenierung:_

|Es spielen und sprechen:|

Tobias Meister, Uwe Hügle, Annabelle Krieg, Gerd Samariter, Ronny Schmidt, Helmut Gentsch, Oliver Elias, Bernd Hölscher, Klaus Dittmann, Peter Woy, Klaus Robra, Jens Pfeifer, Konrad Halver, Roland Floegel, Wolfgang Berger, Günter Merlau, Philipp Otto, Frieder Schölpple, Frederik Bolte, Katinka Springborn, Patrick Holtheuer, Willy Kniep, Thomas Birker, Olaf von der Heydt

Spielbuch: Oliver Elias
Produktion, Regie & Musik: Günter Merlau
Sounddesign & Aufnahmen: Frederik Bolte, Frieder Schölpple, Jens Pfeifer
Layout & Gestaltung: Oliver Graute
Illustration: Tim Seeley, Todd Lockwood, Oliver Graute

|78 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3939600213|
[Verlagsspezial]http://www.merlausch.de/index.php?option=com__content&task=view&id=201&Itemid=1
http://www.merlausch.de/

_Die bisherigen drei Staffeln der Serie auf |Buchwurm.info|:_

Folge 1: [„Der dritte Sohn“ 2978
Folge 2: [„Im Reich der Spinne“ 3055
Folge 3: [„Der Wächter im Dunkel“ 3082
Folge 4: [„Im Zeichen des Panthers“ 4458
Folge 5: [„In Acht und Bann“ 4422
Folge 6: [„Der Hüter des Waldes“ 4488
Folge 7: [„Der gesprungene Kristall“ 5330
Folge 8: [„Die verschlungenen Pfade“ 5396
Folge 9: [„Die silbernen Ströme“ 5431

_Mehr von R. A. Salvatore auf |Buchwurm.info|:_

|Graphic Novels:|

[„Heimatland“ 2498 (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 1)
[„Exil“ 2843 (Forgotten Realms – Die Saga vom Dunkelelf 2)
[„Der gesprungene Kristall“ 4440 (Die Saga vom Dunkelelf 4)
[„Die silbernen Ströme“ 4497 (Die Saga vom Dunkelelf 5)
[„Der Dämon erwacht“ 4874 (Dämonendämmerung 1)

|Bücher:|

[„Die Invasion der Orks“ 476 (Die Rückkehr des Dunkelelf 1)
[„Kampf der Kreaturen“ 715 (Die Rückkehr des Dunkelelf 2)
[„Die zwei Schwerter“ 2530 (Die Rückkehr des Dunkelelf 3)

Wakonigg, Daniela – Mythos & Wahrheit: König Artus. Eine Spurensuche mit Musik und Geräuschen

König Artus: Legende, Sage, Mythos – oder doch nur ein Produkt der heroischsten Phantasien der britischen Zeitgeschichte? Daniela Wakonigg kommt der Legende mit wissenschaftlichen Ansätzen auf die Spur und setzt damit die spannende Reihe „Mythos & Wahrheit“ mit einem der weltberühmtesten und nach wie vor begeisterndsten Mythen überhaupt fort. Erwartungsgemäß nähert sich die Ideengeberin der Sache aber nicht mit der seligen Euphorie literarischer Werke, sondern auf analytischem, wenngleich kaum weniger überzeugtem Wege.

Dabei steigt Wakonigg aber erst einmal mit einem echten Tiefschlag ein und widerlegt die Thesen über die tatsächliche Existenz des Artus, wie er in den Sagen oftmals zitiert wird. Damit sind die Weichen für einen recht spannenden, nicht nur faktisch interessanten Monolog schon in den ersten Minuten gestellt – und in der Tat, dank des richtig starken Vortrags von Sprecher Bodo Primus entwickelt sich alsbald ein sehr eigenständiges, in dieser Form noch unbekanntes Bild der Artus-Legende.

Spannend ist das Ganze insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Darstellung zeigt, wie der Kult mittels fälschlicher historischer Dokumente entstand und stetig um weitere Fabeln erweitert wurde. Das Ganze beginnt mit der formellen Dokumentation des klassischen Artus-Abbilds, wird schließlich ergänzt mit den bekannten Inhalten um Merlin und Uther Pendragon und führt schließlich den Kult der Tafelrunde mit all seinen Nebenerscheinungen ein. Parzival und der Heilige Gral werden angeschnitten, die Sage um Sir Lanzelot und dessen verbotene Liebe aufgegriffen und natürlich auch der Mythos um das sagenumwobene Schwert Excalibur in die Erzählung eingebunden, wobei Primus in den Worten der Autorin schon recht überzeugend belegt, inwiefern Mythos und Scheinrealität hier ineinander übergehen und daher auch so effektvoll in die traditionelle, historische Literatur eingeflochten werden konnten.

Andererseits bringt dies natürlich in gewisser Weise eine seltsame Ernüchterung mit sich, da das Ganze wirklich gut recherchiert ist, damit aber umso deutlicher aufzeigt, warum der Mythos eben ein solcher ist und man ihn dergestalt auch hinnehmen muss. Dafür ist die Darbietung in Wort und musikalischer Untermalung wirklich stimmig und kann den phantasievollen Background rein atmosphärisch unterstützen. Da wird mittelalterliche Musik mit stimmungsvollen Geräuschen vermischt und die Legende genauso lebendig und ambitioniert interpretiert, wie es ihr Status verdient. Hinzu kommt der sehr gut aufgelegte Sprecher, der mit Begeisterung berichtet, aber dennoch den analytischen Unterton beibehält. Dies nimmt der Darbietung den sachlichen Beigeschmack, auch wenn es sich nach wie vor um ein größtenteils wissenschaftliches Projekt handelt, welches nicht bloß der puren Unterhaltung, sondern eher dem Infotainment zuzuordnen ist – und als solches funktioniert dieses knapp 70-minütige, sehr fundiert erzählte Hörbuch wirklich prächtig.

Man mag sich letzten Endes zwar immer noch nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden können, dass diese begeisternde, viel zitierte Sage nicht mehr ist als ein puzzleartig konstruiertes, langsam aufgestocktes Produkt der Phantasie ist. Doch nach der hier gebotenen Möglichkeit, ein ganzes Stück tiefer in den Mythos einzutauchen und zu begreifen, wo genau sich die Unterschiede zwischen Schein und Sein in diesem Klassiker verbergen, wird man doch irgendwie befriedigt. Einerseits wegen der sehr tiefgängigen Recherche, andererseits wegen der erstklassigen Darbietung. Mit dem dritten Teil ihrer „Mythos & Wahrheit“-Reihe ist Daniela Wakonigg daher auch das bislang beste Werk in dieser Serie gelungen!

|68 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-939932-05-5
Sprecher: Bodo Primus, Josef Tratnik, Hans-Gerd Kilbinger, Hans Holzbecher|
http://www.stimmbuch.de

_Mehr „Mythos & Wahrheit“ auf |Buchwurm.info|:_

[„Edgar Allan Poe“ 2933
[„Sherlock Holmes“ 3916

Davis, Stephen – Hammer of the Gods. Led Zeppelin – Die Saga

Ihre himmlische Hymne ‚Stairway To Heaven‘ ist seit ihrer Veröffentlichung der meistgewünschte Titel im amerikanischen Radio, sie waren zu Lebzeiten erfolgreicher und populärer als die |BEATLES| und die |STONES|, ihre Platten retteten manchen Plattenladen vor dem Konkurs, und selbst die 77er-Punk-Revolution und die maskierten Effekte von Gruppen wie |KISS| konnten |LED ZEPPELIN| wenig entgegensetzen. Als Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und der Sohn des verstorbenen Schlagzeugers John ‚Bonzo‘ Bonham, Jason, im vorletzten Jahr in London ein gefeiertes, anscheinend aber nur einmaliges Konzert gaben, stand zudem fest, dass es wohl nach wie vor keine Band gibt, die ein so treues Following hat und gleichermaßen nach wie vor ein solch großes Ansehen unter Künstlern, Fans und einfachen Musikliebhabern genießt wie die musikalisch schier unantastbare Ikone. Dennoch: Wer glaubt, die vier Musiker seien ein Paradebeispiel für eine Supergroup, die sich durch nichts und niemanden hat aus der Bahn werfen lassen – den Tod von Bonham mal außen vor gelassen -, der sieht sich mächtig getäuscht. Stephen Davis, der bereits 1985 das erste Exemplar der ZEPPELIN-Biografie „Hammer of the Gods“ herausbrachte, offenbart schonungslos das Skandalleben der vielleicht wichtigsten Rock-’n‘-Roll-Band aller Zeiten und ihres gesamten anrüchigen Anhangs – und schlägt dabei gerne auch selbst über die Stränge …

Dabei will man gar nicht vermuten, dass der bodenständige, von Musik und Gitarren infizierte junge Jimmy Page überhaupt das Potenzial zum völlig unkontrollierten Junkie in sich trägt, als er in den späten Sechzigern gemeinsam mit Jeff Beck bei den |YARDBIRDS| spielt. Seine Passion für den Blues steht über allem anderen, seine Leidenschaft für Robert Johnson und die ersten Musiker dieser Spezies bringt ihn in seinen Ambitionen ständig voran, bis zu jenem magischen Moment, als er mit dem als untalentiert verschrienen Robert Plant, dem begabten Arrangeur John Paul Jones sowie dem als bestialisch bekannten Schlagzeuger John Bonham ein erstes Mal den Proberaum betritt – pathetisch beschreibt Davis, welche Magie in jenem Moment in der Luft lag. Aber man mag ihm trotz der klischeehaften Darstellung sofort glauben …

Der Autor geht nach der kurzen Introduktion der Musiker vor allem auf den Entstehungsprozess der einzelnen Alben ein, spart sich im Laufe seines Berichts aber auch wirklich keine Klischees. Da wird der zwielichtige Manager Peter Grant, ein ehemaliger Wrestler und dementsprechend auch jederzeit gewaltbereit, teilweise als Mitinitiator des steilen Aufstiegs vorgestellt, darüber hinaus der ständige Tourbegleiter Richard Cole, der gemeinsam mit Bonzo Bonham manchen Laden aufgemischt hat und auch ständig für Nachschub in Sachen Drogen und Groupies sorgen durfte, und dazu selbst einige Mädels, die den vier Musikern das Tourleben etwas schmackhafter gemacht haben, während ihre Familien in England darauf warteten, dass ihre erfolgsverwöhnten Gatten endlich wieder von einer ihrer unzähligen US-Tourneen zurückkehrten. Es ist ein absoluter Rundumschlag, der eine Dekade voller Exzesse und Unberechenbarkeiten analysiert, die Diskrepanzen zwischen künstlerischer Genialität und Menschlichkeit aufrollt, dabei die vier Hauptcharaktere und ihr Umfeld in recht diffuses Licht rückt, letztendlich aber auch nur eines zeigt: So viel Rock ’n‘ Roll und Revolution im Blut hatte nach dem Tod von John Bonham keine andere Band in diesem Business.

Die Neufassung des Buches befasst sich in ihrem wesentlichen Inhalt natürlich mit der Karriere des Zeppelins und deren Vorgeschichte, berichtet hautnah von Skandalen und Erfolgen und beschreibt darüber hinaus den persönlichen Wandel der Musiker. Die Alben und Shows werden vertieft, aber ebenso die zahlreichen Nebenschauplätze, bis hin zu jenem tragischen Tag, als der Drummer nach einer erneuten Zechtour an seinem Erbrochenen erstickt und damit den Stempel auf ein Leben setzt, das früher oder später mit einem solch bitteren Finale enden musste. Schade ist allerdings, dass die darauf folgenden Ereignisse nicht mehr mit derselben Intensität geschildert werden. Das letzte Viertel des Buchs, also quasi die Ergänzung, beschreibt zwar die sich stetig entwickelnde Hassliebe zwischen Page und Plant, gibt auch weitere Einblicke in die weitere Biografie, vertieft aber nicht mehr den weiteren Lebensweg der beiden Hauptakteure. Nun gut, nach dem Absturz des Mutterschiffs gab es auch nicht mehr so viele aufregende Dinge zu erzählen, doch insgesamt hätte der Autor hier doch noch ein bisschen mehr Leidenschaft hineinpumpen können, um sein begeistertes, mitreißendes Werk auch bis zum Ende auf einem ähnlich hohen Level zu halten wie die pure Bandbiografie.

Nichtsdestotrotz: Dieses Buch ist auch mit den etwas oberflächlichen Ergänzungen eine der besten, vor allem auch lebendigsten Musiker-Biografien des aktuellen Jahrzehnts und nebenbei mit so vielen humorvollen Anekdoten gefüllt wie wohl kaum ein anderes Exemplar in diesem Genre. Man muss daher nicht dringend Fan dieser Band sein, um „Hammer of the Gods“ genießen zu können. Schließlich wird hier nicht nur eine Karriere, sondern ein elementarer Anteil des damaligen Zeitgeistes offenbart – und das, es sei noch mal betont, auf beeindruckende Art und Weise!

|ISBN-13: 978-3-927638-43-3
409 Seiten, 16 Fotografien|
http://www.led-zeppelin.com
http://www.rockbuch.de
http://www.edel.de

_Mehr |LED ZEPPELIN| auf |Buchwurm.info|:_

[„Led Zeppelin – Talking“ 434
[„Whole lotta Led – Unsere Reise mit Led Zeppelin“ 2855
[„A Tribute to Led Zeppelin – Fotografien“ 4929

Parzzival, S. H. A. / Stern, Michelle / Martyna, Andrä – Lächeln der Angst, Das (TITAN-Sternenabenteuer 32)

_Story:_

Shalyn Shan wird nach etlichen Jahren mit der Gedächtnislücke konfrontiert, die auch ihre mysteriöse Beziehung zu Monja beinhalten soll. Mit Hilfe des Ebenenwandlers Mick Bondeye taucht sie in eines der düstersten Kapitel ihrer Sternenfahrer-Karriere ein und erfährt endlich die Wahrheit über sich, die Vergangenheit und ihre eigenartige Geliebte.

Derweil scheint Michiko endlich eine konkrete Spur zum Mörder ihres Bruders gefunden zu haben. In St. Anton stellt sie den raffinierten Akira – und erlebt eine bitterböse Überraschung.

Auch Wernher von Witzleben kommt nicht zur Ruhe: In seinem erbarmungslosen Feldzug gegen alle Gesetzlosen räumt er mit seiner World Police mächtig auf, um endlich seinen Erzfeind Thomas Chaivelli aufzuspüren – doch scheinbar vergeblich …

_Persönlicher Eindruck:_

Die 32. Ausgabe der „Titan-Sternenabenteuer“ ist im historischen Sinne eine wirklich denkwürdige Ausgabe, da sie einerseits den bislang längsten Zyklus innerhalb der Serie beendet, andererseits aber auch der letzte Softcover-Heftroman im Laufe der Science-Fiction-Reihe sein wird. Fortan werden die Herausgeber beim |BLITZ|-Verlag nämlich auf glänzende Hardcover umstellen und auch den Release-Plan auf zwei Exemplare jährlich straffen – im Hinblick auf die teils durchwachsene Qualität manch jüngerer Ausgabe der Serie vielleicht gar keine allzu schlechte Idee.

„Das Lächeln der Angst“ soll nun endlich Aufschluss darüber geben, wer und was sich tatsächlich hinter Monja Annjetta verbirgt bzw. welche Geheimnisse Protagonistin Shalyn Shan seit Beginn des Zyklus mit sich trägt. Und tatsächlich beginnt das neue Autorengespann hier recht vielversprechend und führt einige der wichtigsten Figuren auf den ersten Seiten zusammen. Da sammeln sich der gescheiterte World-Market-Boss Michael Moses, die berüchtigte Fledermaus von Witzleben, der mittlerweile undurchschaubare Amos Carter und natürlich Shalyn und Monja, um die es hier vorrangig geht.

Allerdings ist diese erste Zusammenkunft auch schon das einzig wirklich Erwähnenswerte zum Abschluss dieser Mini-Serie, denn inhaltlich begeben sich Knoke und Martyna fortan in träumerische Welten, die letzten Endes mehr verwirren als dass sie die Mysterien der vorliegenden Handlung lüften könnten. Knoke führt Shalyn Shan auf einen entlegenen Eisplaneten und dokumentiert hier das erste Aufeinandertreffen zwischen Monja und ihr, dies jedoch auf völlig abstrakte Art und Weise, ohne dabei auch nur im Geringsten den Spannungsbogen weiter zu spannen, der ja hier eigentlich am höchsten Punkt angelangt sein sollte. Stattdessen verliert er sich regelrecht in den Umschreibungen der seelischen Pein, welche die Suuranerin auf ihrem bis dato wohl verzweifeltesten Flug durch die Galaxis durchleben musste. Dabei geht der Fokus auf die eigentliche Story völlig verloren, zumal dieser Part der Geschichte sich auch noch unnötig in die Länge zieht und in den letzten Sequenzen folgerichtig auch enorm anstrengend ist. Gerade was die Auflösung der lange vorgeschobenen Verbindung der beiden Hauptdarstellerinnen betrifft, durfte man hier wirklich eine Menge mehr erwarten.

Genauso hektisch wird auch die Geschichte um Michiko und ihren Bruder vorangetrieben, unter anderem auch dadurch bedingt, dass ihr nicht mehr viel Raum zugestanden wird. Die philosophischen Inhalte dieser Geschichte gehen zwar noch in Ordnung, doch da man sich hier nicht mehr genügend Zeit genommen hat, das Ganze entsprechend auszuschmücken, kommt es auch in diesem Abschnitt zu einer herben Enttäuschung.

Schade eigentlich, denn auch wenn die „Titan-Sternenabenteuer“ schon zuvor zahlreiche Höhen und Tiefen erlebt haben, ist es sicherlich nicht vermessen, einen spannenden, befriedigenden Abschluss einer Serie zu erwarten, die immerhin auf ein gutes Dutzend zugehöriger Ausgaben zurückblicken kann. Parzzival, Knoke und Martyna können diesem Anspruch aber in fast keiner Passage gerecht werden und haben die lange vorbereitete Kür – man muss es leider so drastisch sagen – gründlich versaut!

|156 Seiten
ISBN-13: 978-3-89840-132-6|
http://www.blitz-verlag.de

Remes, Ilkka – Erbe des Bösen, Das

_Story_

Seit langen Jahren trägt der einstige finnische Wissenschaftler Ralf ein dunkles Geheimnis mit sich herum, das ihm an seinem Lebensabend noch zum Verhängnis werden soll. Als Physiker unterstützte er seinerzeit das Nazi-Regime bei den Planungen zu einer nuklearen Waffe, bis der Krieg auch für ihn eine bittere Wende nahm. Erst jetzt holt ihn die Vergangenheit wieder ein, als er einem Brief in die deutsche Hauptstadt folgt, wo scheinbar das Versteck eines Uran-Behältnisses aufgeflogen ist, das Ralf damals im Auftrag der Nazis mit seinem Freund Hans Plögger ausgehoben hatte.

Als Ralf während seiner Deutschland-Reise spurlos verschwindet, nimmt sein Sohn Erik die Spur auf und stößt schon bald auf die ersten dunklen Wirrungen in der Biografie seines Vaters. Doch als er vom angereicherten Uran erfährt, das in einem Thüringer Waldstück versteckt sein soll, ist es bereits zu spät: Eine andere Gruppierung hat sich des Urans bemächtigt und sein Vater ist von einer weiteren anonymen Partei offensichtlich ermordet worden. Gemeinsam mit seiner Frau Katja versucht Erik Narva, die Vergangenheit des Vaters zu rekonstruieren und auch die düsteren Kapitel im Leben seiner schwedischen Mutter Ingrid Stromare aufzudecken.

Immer erschreckender werden die Zusammenhänge zwischen ihrer Zeit als Genforscherin, die selbst von Doktoren wie Mengele mit ‚Material‘ beliefert wurde, und seinem eigenen Lebensweg auf diesem Gebiet. Doch noch während Erik in der Tragödie seiner Familie herumstochert, wandert das gestohlene Uran in die Hände einer noch unbekannten Terror-Organisation, die wiederum in eine Verschwörung von größtem weltpolitischem Ausmaß verstrickt ist. Niemand ahnt, wie gefährlich das Vermächtnis von Ralf Narva letzten Endes wirklich ist …

_Persönlicher Eindruck_

Mehr als ein halbes Jahr habe ich mir die Lektüre dieses Romans aufgehoben, größtenteils in dem Wissen, dass die Romane des finnischen Starautos Ilkka Remes Episoden für ganz besondere Momente sind; eben für solche Szenarien wie den anbrechenden Winter, in dem einige seiner bisherigen Publikationen ja auch beheimatet waren. Zudem st es immer etwas besonderes, sich die Kleinode bis zuletzt zu bewahren und erst dann den Genuss zu wagen, wenn die restlichen Lasten über Bord geworfen sind.

Wie auch immer: Mit „Das Erbe des Bösen“ bewegt sich Remes auf völlig neues Terrain und verlässt seinen klassischen Thriller-meets-Krimi-Ansatz für eine sehr gewagte Geschichte, die sich einerseits auf die brisantesten Inhalte der deutschen Geschichte stützt, derweil auch kritische Themen der internationalen Außenpolitik aufgreift, schließlich aber auch mehrere menschliche Tragödien beschreibt, die insgesamt auch im Fokus der Handlung stehen. Zu diesem Anlass nimmt sich der Autor auch genügend Zeit, um seinen Themenkomplex vorsichtig und detailreich aufzubauen und ihm langsam aber sicher eine Struktur zu geben, die allen beteiligten Personen, aber auch dem Gewicht der Hintergrund-Story gerecht wird. Kontinuierlich verschärft Remes die Inhalte, gibt in gezielten Flashbacks mehr über die Vergangenheit von Rolf Narva, seiner Frau und einigen Kumpanen aus alten Tagen preis und wirft sie schließlich in ein zeitgemäßes Raster, das später das Gerüst der Handlung tragen soll.

Unterdessen ist die Geschichte gar nicht mal so komplex und verschachtelt, wie man es auf den ersten Blick vermuten mag. Die Zusammenhänge werden klar ausgearbeitet, die historischen Inhalte nahtlos in die aktuellen Entwicklungen eingeflochten, stellenweise sogar so authentisch, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion erschreckend heftig miteinander verschmelzen. Selbst bei rezitierten Begegnungen mit moralischen Verbrechern wie Hitler und Mengele bekommt man nicht den Eindruck, Remes würde hier Fakten bemühen, um seinem Roman einige künstliche Effekte zu verpassen. Dazu sind die Inhalte einerseits zu detailgerecht aufgearbeitet, andererseits aber auch zu spannend miteinander verknüpft, als das diesbezüglich auch nur ein Funke der Kritik zünden könnte.

Eine ähnlich starke Vorstellung wie bei der Integration der politischen wie historischen Fakten liefert der Schriftsteller dann auch bei der Erstellung der Charakterprofile. Da gibt es den sühnenden Rolf Narva, seinen ambitionierten Sohn Erik, der in seiner behüteten Heimat nicht mal im Ansatz erahnen konnte, welche Gräuel seine Eltern aktiv mitgestaltet haben, dann natürlich die eisige Mutter Ingrid Stromare, welche die Vorwürfe zur Beteiligung an der Rassenhygiene unbeeindruckt fallen lässt, und natürlich die vielen Nebenpersonen, denen hier ebenfalls ein spürbares hohes Gewicht zugesprochen wird, da sie gerade in den temporeicheren Passagen des Buches zu echten Stützpfeilern des Thriller-Anteils von „Das Erbe des Bösen“ werden.

Das letztendlich herausragende Element dieses Buches ist aber natürlich die unbeschreiblich mitreißende Verschmelzung dieser völlig verschiedenen Inhalte, die einerseits Unglauben ob der kühlen Recherche und der eisigen Atmosphäre auslösen, andererseits aber auch in positivem Sinne schockieren, da sie unbewusst aufrütteln, dabei aber nicht in Moralpredigten kulminieren. Auch „Das Erbe des Bösen“ ist in seiner Gesamtkonzeption ein reiner Thriller, der sich jedoch mitsamt der unzähligen Einflüsse und der gewagten, aber eben auch tadellos ausgearbeiteten historischen und politischen Inhalte zu einer Ausnahmeerscheinung im Katalog des berüchtigten Finnen entwickelt. Und nicht nur das: In keinem anderen Roman aus der Feder von Ilkka Remes lagen Entsetzen, Spannung, Schaudern und dunkel verborgenen Emotionen so nah beieinander wie in dieser Publikation. Gerade das macht „Das Erbe des Bösen“ daher auch zum Meisterwerk seiner Sparte und zur vielleicht stärksten Veröffentlichung in diesem Genre 2008!

|Originaltitel: Pahan Perimä
Aus dem Finnischen von Stefan Moster
522 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-423-24666-8|
http://www.ilkka-remes.de
http://www.dtv.de
http://www.ilkkaremes.com

_Ilkka Remes auf |Buchwurm.info|:_

[„Ewige Nacht“ 2039
[„Das Hiroshima-Tor“ 2619
[„Blutglocke“ 3911
[„Höllensturz“ 3951

Kilmister, Lemmy (Fraser, Ian) / Garza, Janiss / Semmelrogge, Martin – Motörhead\’s Lemmy – White Line Fever. Die Autobiographie als Lesung

Wenn man über Legenden spricht und sich dabei auf die hart rockende Szene beruft, ist die Zahl derjenigen, die hier wirklich diesen Status verdienen, weil sie ein Leben lang die raue Attitüde der Szene versprüht und gelebt haben, an ganz wenigen Händen abzuzählen. Keith Moon, Steven Tyler, Frank Zappa, Ritchie Blackmore, Bon Scott – die eigenwilligen, rebellischen Charaktere, die ihre Revolutionen innerhalb und außerhalb des Business lebten, sind mit der Zeit immer seltener geworden und heute nahezu ausgestorben bzw. kaum noch so authentisch wie die großen Namen der Sechziger und Siebziger.

Einer der wenigen noch verbliebenen Helden des genres hört auf den Namen Ian Fraser Kilmister, ist den meisten wohl besser unter seinem Rufnamen Lemmy bekannt, und verkörpert auch jenseits des 60. Lebensjahrs immer noch das, wofür dreckiger, ungehobelter Rock ’n‘ Roll steht. Mit seiner Autobiografie „White Line Fever“ hat Kilmister vor einiger Zeit auch abseits des musikalischen Treibens Akzente setzen könnte. Unverblümt berichtete er hier über seine frühen Eskapaden mit Alkohol und Drogen, seine magischen Begegnungen mit Personen wie Jimi Hendrix, aber auch über seine eigene Persönlichkeit und wie sie mit der Musik reifte. Bereits die erste Auflage heimste beste Kritiken ein und verhalf Lemmy ein weiteres Mal zu überschwänglichem Lob. Nun ist die Geschichte auf einem zweiteiligen Hörbuch auch vertont worden – leider aber auch sehr stark gekürzt.

Via |Nuclear Blast| – dort erschienen kürzlich auch die Biografien von |AC/DC|, |Metallica| und |Mötley Crüe| – wurde das Projekt nun als Doppel-CD veröffentlicht und dies mit Martin Semmelrogge in der Rolle des Vorlesers. Und genau hier stellt sich auch schon die prägnante Schwäche dieses Projekts dar: Semmelrogge bemüht sich innerhalb der immerhin knapp 160-minütigen Lesung durchgehend, selber den harten Kerl raushängen zu lassen, und unterlegt sein Vorhaben mit einer heroisch auf die Brust trommelnden Stimme, die aber über weite Strecken deutlich aufgesetzt klingt.

Inhaltlich wiederum ist die Kurzfassung der Biografie wirklich sehr gut gelungen. Die wichtigsten Punkte, welche die Persönlichkeit Lemmy betreffen, wurden ins Geschehen eingeflochten und überdecken weitestgehend die musikalische Karriere unseres Schützlings, von der die meisten Fans sowieso die groben Eckpunkte kennen. Gerade das Kapitel über Kilmisters Kindheit ist ziemlich aufschlussreich und detailliert aufgegriffen worden und punktet mit wirklich guter Unterhaltung, die lediglich von der pathetischen Intonierung Semmelrogges beeinträchtigt wird. Aber da die Themenauswahl gut ist und auch die Präsentation stimmt – zwischen den Kapiteln wird das Ganze mit |Motörhead|-Songs aufgefrischt – kann man am Ende doch noch darüber hinwegsehen, was aber einzig und allein daran liegt, dass die Geschichte des Bassisten und Sängers der schnellsten und lautesten Rock-’n‘-Roll-Kapelle der Welt so viel zu bieten hat, dass man auch die größeren Diskrepanzen mit der Vortragsweise in Kauf nimmt.

Summa summarum lohnt sich „White Line Fever“ aber dennoch nur für diejenigen, die noch nicht mit der Buchform der Lemmy-Autobiografie vertraut sind. Inhaltlich ist die Auswahl interessant, aber auch stark gekürzt, und da der Vortrag auch nichts Wesentliches herausreißt (hier sieht man dann auch Parallelen zu [„Justice For All: Die Wahrheit über Metallica“), 4018 ist das Ganze als Ergänzung weniger lohnenswert. Wer jedoch den Schmöker scheut und sich trotzdem ein wenig von Kilmisters persönlicher Geschichte unterhalten lassen möchte, der ist mit dem Hörbuch als Alternative ganz gut bedient.

http://www.nuclearblast.de
http://www.heyne-hardcore.de

Unsere Rezension zur deutschen Erstausgabe 2004 bei |Iron Pages|:
[„White Line Fever“ 954

Francis, H. G. – Die drei ??? und die Geisterinsel (Folge 18) – Collector\’s Edition

_Hintergrund_

Seit nunmehr vier Dekaden sind die von Alfred Hitchcock inspirierten Jugenddetektive Justus, Bob und Peter nun schon unter dem Banner „Die drei ???“ aktiv, und drei Viertel dieser Zeit agieren die drei Jungs aus Rocky Beach in Kalifornien nun auch schon in der gleichnamigen Hörspielserie, in der die Romane in Kurzform zum Leben erweckt werden. Dennoch dauerte es bis zum Herbst letzten Jahres, bis sich ein Filmteam ein Herz fasste und den Stoff, sicherlich auch inspiriert vom Erfolg des TKKG-Streifens, endlich ins Kino brachte. Allerdings wählte das Regieteam für den Themenkomplex des Kinostreifens ein bereits vorhandenes Abenteuer der pfiffigen Schnüffler aus. Mangelnde Risikobereitschaft? Vertrauen in alte Werte? Schließlich hat man sich für eine relativ alte Episode entschieden. Wie auch immer: Für Fans der Serie war der Kinotermin das Ereignis im Jahr 2007 und natürlich auch der willkommenste Diskussionsstoff. Auch die drei Sprecher der Hörspielserie wollten da nicht nachstehen und diskutieren mit: Auf der Collector’s Edition der 18. Hörspiel-Episode, die zeitgleich zum Medienevent noch einmal aufgepeppt und neu aufgelegt wurde.

_Story_

Als Mr. Shaw den drei Detektiven das Angebot unterbreitet, in der Nähe des neuen Drehorts seiner Filmcrew ein paar Tage Urlaub zu machen, sind Peter, Justus und Bob sofort begeistert. Allerdings ist die Ferienstimmung auf Skeleton Island schnell vorbei, denn schon kurz nach ihrer Ankunft auf der Insel winkt den drei Fragezeichen einer neuer, unverhoffter Fall. Eine Diebstahlserie und ein intriganter Sabotageakt behindern die Dreharbeiten, und außerdem mutmaßen die Inselbewohner, dass es auf der Insel spuken soll. Als wäre dies nicht schon genug, soll Berichten zufolge auch noch ein alter Schatz in den Tiefen des Meers schlummern. Erst nach und nach begreifen Mr. Shaws Gäste, dass die merkwürdigen Geschehnisse in unmittelbarem Zusammenhang mit dem versteckten Schatz stehen. Irgendwer will ganz offensichtlich alle Störenfriede von der Insel vertreiben …

_Persönlicher Eindruck_

„Die drei ??? und die Geisterinsel“ hat sowohl in der literarischen als auch in der Hörspielfassung schon etliche Jahre auf dem Buckel und sich damals zum Start der audiovisuellen Ermittlungen als eines der besten Kapitel in der Historie der drei Detektive etabliert. Insofern stellte sich vor dem Release der Neufassung eigentlich nicht die Frage nach der inhaltlichen Qualität des Hörspiels – welche demnach auch unbestritten hoch ist -, sondern vornehmlich nach eventuellen Veränderungen und Neuerungen im Vergleich zur Originalausgabe. Allerdings gibt es hier, wenig überraschend, nichts Bedeutsames zu verzeichnen. Das Hörspiel wurde in der ursprünglichen Version übernommen und weder von den Sprechern noch hinsichtlich der klanglichen Untermalung bearbeitet. Enttäuschend? Nein, ganz bestimmt nicht, denn schließlich gibt und gab es kaum etwas zu verbessern.

Sinn und Zweck der Collector’s Edition war stattdessen, noch einmal gesonderte Promotion für den Film zu betreiben und natürlich vom Rummel um dessen Release zu profitieren, andererseits aber auch, die bereits bekannten Sprecher der Hörspielreihe noch einmal zu Wort kommen zu lassen und sich über den Transfer der Materie auf die Leinwand zu äußern. In einer angehängten Interviewsequenz erfährt man somit, warum Justus-Mime Oliver Rohrbeck es gar nicht begrüßt hätte, wenn man seine Stimme auch für den Film verwendet hätte, wie Peters Alter Ego Jens Wawrczeck zur Adaption steht und was Andreas Fröhlich alias Bob Andrews mit dieser Episode verbindet. Immerhin 25 Minuten Bonusmaterial kommen somit zusammen, die gerade für Fans viel Wissenswertes über die sonst so selten präsenten Darsteller bieten und somit als Extra-Schmankerl absolut begrüßenswert sind.

Zudem stimmt auch das Design der Spezialedition. „Die drei ??? und die Geisterinsel“ erscheint im schmucken Digipak und enthält neben dem Audio-Bonus auch noch ein Booklet mit Fotos aus dem Kinostreifen. Es werden also, anders als sonst, alle Sinne befriedigt. Bleibt noch die Frage, inwiefern sich das Ganze für diejenigen lohnt, die Folge 18 schon in ihrer Sammlung wissen. Nun, alleine für die Extras lohnt die Investition sicherlich nur für beinharte Fans. Was den unveränderten Inhalt betrifft, reicht es indes aus, die Originalfassung zu besitzen.

_Fazit_

Die Neuauflage der „Geisterinsel“-Folge zeichnet sich durch einige interessante, zusätzliche Interview-Sequenzen aus, die man sich als Fan auf jeden Fall einverleiben sollte. Ob dies aber alleine ausreicht, um einen Zweitkauf zu rechtfertigen, muss jeder selber entscheiden. Allerdings: Wer das Original noch nicht sein Eigen nennt, sollte die sich nun bietende Chance auf jeden Fall ergreifen!

|ISBN-13: 978-3-86629-068-6|
http://www.diedreifragezeichen.de
http://www.natuerlichvoneuropa.de

Peinkofer, Michael / Rohrbeck, Oliver – Team X-treme 3: Projekt Tantalus

Folge 1: [„Alles oder nichts“ 5064
Folge 2: [„Die Bestie aus der Tiefe“ 5317

_Inhalt_

Das Team X-treme wird auf den Fall eines verschwundenen Professors angesetzt, dessen unfreiwillige Abstinenz scheinbar unmittelbar mit dem Projekt Tantalus in Verbindung steht. Die künstliche Intelligenz beordert die vier Agenten in die Türkei, wo Leland bereits einen der Drahtzieher ausfindig gemacht hat. Als Kyle ihm jedoch einen Peilsender zustecken möchte, wird er von einem Taschendieb namens Okey abgelenkt und verliert jede Spur. Als Wiedergutmachung soll der inzwischen festgesetzte türkische Junge nun selbst den Sender unterbringen, wird jedoch beim Versuch gemeinsam mit Charlie von den Gangstern festgehalten. Auch Kyle und Race kommen beim Versuch, die beiden zu retten, beinahe ums Leben, als eine Explosion ihnen den Boden unter den Füßen wegreißt.

Auf den Spuren ihrer Anführerin und des neuen, erst 12-jährigen Verbündeten reisen die verblieben drei Agenten mit dem X-Copter in die östlichen türkischen Berglandschaften und stoßen dabei auf eine furchtbare Verschwörung. Der Professor wird von einer brutalen Organisation gefangen gehalten, die offenbar bestens über Kyles wahre Identität informiert ist. Erstmals, seit der kühne Held zum Team gestoßen ist, wird er direkt mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

_Persönlicher Eindruck_

„Projekt Tantalus“ ist für Michael Peinkofers Hörspiel-Reihe „Team X-treme“ definitiv eine Schlüsselepisode. Zunächst einmal gilt es, die lebendige Inszenierung ein weiteres Mal zu bestätigen und die erfrischende Dynamik des jugendlich-modernen Hörspiels weiter aufrechtzuerhalten. Andererseits ist Peinkofer aber auch wirklich gefordert, da das klischeehafte Vorgehen in den letzten beiden Folgen ziemlich anstrengend war und man darüber hinaus auch in Sachen Rollenverteilung endlich klarere Linien fahren sollte. Das Team mag zwar halbwegs gefestigt sein; doch wo jedes Mitglied genau hingehört bzw. was exakt hinter den einzelnen Charakteren steckt, bleibt weiterhin ein Mysterium, das der kontinuierlichen Aufklärung bedarf.

Diesbezüglich macht das „Team X-treme“ in der dritten Episode jedoch klare Fortschritte. Vor allem Kyle und Charlie, bislang große Konkurrenten um die Führungsposition, geben einiges über ihre Ambitionen und Wünsche preis und kommen einander indirekt näher, was die bisher eher kritische Konstellation langfristig schon einmal stabiler erscheinen lässt. Dies wird begünstigt durch einige Schlüsselszenen während der Rettungsaktion in den türkischen Bergen, die zweifelsohne zu den besten Momenten der bisherigen Serie gehören und die bis dato noch vermisste Harmonie endgültig in die Mannschaft bringen. Insofern ist „Projekt Tantalus“ gerade auf dieser Ebene auf alle Fälle richtungsweisend.

Ferner werden auch einige der bislang nur geringfügig angeschnittenen Geheimnisse der Serie aufgegriffen. So erfährt man zumindest ein wenig über die Organisation, die für Kyles Gedächtnisverlust verantwortlich ist, wenngleich natürlich noch nicht verraten wird, was oder wer der junge Connor vor seiner Amnesie gewesen sein könnte. Aber aus diesem Umstand schöpft die Serie ja ohnehin einen nicht zu unterschätzenden Teil ihres Potenzials …

All dies soll aber nicht von der erneut rasanten, in diesem Fall sogar wahrlich fantastischen Story ablenken. Unzählige flotte Wendungen treiben den Plot voran, stellen ihn auf den Kopf und sorgen zuletzt sogar für einige echte Überraschungen. So stößt zum Beispiel ganz unverhofft ein weiterer junger Kerl zum Team, der vorher nur durch Unannehmlichkeiten aufgefallen war, den vier Gefährten aber ganz schnell nützlich wird. Aber auch bei der Jagd nach den Schurken schießt die Handlung ständig hin und her und bleibt bis auf das vorhersehbare positive Ende erstaunlich unberechenbar.

Andererseits konnte man die üblichen Nervtöter auch dieses Mal nicht abstellen. Kyle glänzt zwar nicht mehr permanent mit Plattitüden und heroischen Drohgebärden, ist aber irgendwie ständig außer Atem, wodurch manch situativer Sprecherpart recht aufgesetzt wirkt. Und auch wenn man sich mittlerweile schon fast daran gewöhnt hat: Es gibt diese Szenen, in denen man sich wünscht, der Hauptakteur würde mit seinen reißerischen Sprüchen manchmal ein Stückchen herunterfahren.

Nichtsdestotrotz darf als Resümee stehen bleiben, dass „Projekt Tantalus“ aus den genannten Gründen das beste Hörspiel der bislang veröffentlichten drei „Team X-treme“-Episoden ist. Peinkofers Team befindet sich auf einem guten Weg und kann sich trotz einiger erneut überflüssig brutaler Szenen zu Beginn noch einmal mächtig steigern!

|42 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3557-2|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stiftung-x.de
http://www.michael-peinkofer.de
http://www.wellenreiter.la

_Mehr von Michael Peinkofer auf |Buchwurm.info|:_

[„Die Bruderschaft der Runen“ 1024
[„Die Erben der schwarzen Flagge“ 4201 (Audio)

von Ulmann, Jachim / Herzog, Ulli – Geldfälscher, Die (Die 3 Freunde ermitteln – Folge 8)

_Besetzung_

Tina Gerstner – Tatjana Buschenhagen
Andi Bertram – Frank Schaff-Langhans
Markus Bertram – Carsten Zachariae
Marianne Bertram – Evelyn Meyka
Herbert Bertram – Alexander Herzog
Theo Kernbacher – Klaus Nägelen
Anna Eichhorn – Maria Axt
Conrad Eichhorn – Otto Czarski
Paul Kolbe – Gerd Holtenau

Regie: Ulli Herzog
Buch: Joachim von Ulmann
Ton: Walter Scheerbarth
Musik: J. Stahlberg
Ilustrator: Marc Chrostek

_Story_

Nur wenige Wochen, nachdem die drei Junior-Detektive ihren letzten Fall erfolgreich abgeschlossen haben, bahnen sich auch schon die nächsten Ermittlungen an. Eher zufällig erfährt Andi bei einem Besuch in der Druckerei Eichhorn, dass in den hinteren Kammern des Gebäudes einige krumme Geschäfte vonstatten gehen. Ausgerechnet der ständig betrunkene Paul Kolbe arbeitet für die angesehenen Geschäftsleute und bringt Andi und seine Freunde auf eine Idee: Der junge Detektiv schleust sich als Bote für den Betrieb ein und schnüffelt als solcher in den Büros der Druckerei herum. Schon bald entdeckt er, dass der Verlag in einer Geldwäsche-Affäre aktiv ist und die Besitzer als Mittelsmänner fungieren. Doch als Andi die Gauner auf dem Silbertablett servieren will, kommen ihm die Eichhorns und ihr selten nüchterner Begleiter auf die Schliche …

_Persönlicher Eindruck_

In der achten Episode werden die drei Junior-Detektive mal wieder auf eine harte Probe gestellt. Eine regionale Geldfälscherbande treibt in den Gemäuern einer Druckerei ihr Unwesen und scheut auch vor härteren Bandagen nicht zurück. Dies ist eigentlich auch schon das Grundgerüst der Story, die in den Nebensträngen noch von den serientypischen Eigenheiten geprägt wird. Da wären vorab natürlich die Sorgen von Familie Bertram, allen voran Mutter Marianne, die von den Heldentaten ihrer beiden Söhne nicht sonderlich angetan wäre. Durch dieses Element kommt auch gleich ein bisschen Humor in die Geschichte hinein, da der neunmalkluge Andi auf ihre fürsorglichen Ansprachen immer die passende Antwort im Repertoire hat. Zwar ist das Sprachniveau nicht ganz so zeitgemäß wie in den aktuellen Episoden von beispielsweise „TKKG“ oder den fünf Freunden von Enyd Blyton, jedoch ist dies auch ziemlich angenehm, da somit auch keine moralischen Grenzen überschritten werden.

Was vielmehr stört, ist so manch hüftsteife Entwicklung innerhalb der Geschichte. Die Sprecher sind hier zwar recht ambitioniert, aber der Inszenierung fehlt das Feuer, quasi eine Spur mehr Lebendigkeit. Die ganze Atmosphäre ist ein wenig trocken, da die musikalischen Untermalungen recht unspektakulär und auch die Szenenwechsel nicht ganz so dynamisch sind wie bei den großen Vorbildern aus dem Hause |Europa|. Dies weiß „Die Geldfälscher“ zwar noch mit einer ganz netten, sympathisch aufgebauten Geschichte zu kaschieren, doch insgesamt könnte das Hörspiel noch weitaus spritziger und aufregender gestaltet sein – auch wenn die Zielgruppe wohl eher im Grundschulalter zu suchen ist.

Davon abgesehen ist die Story aber ganz ordentlich und punktet zumindest mit sympathischen Sprechern und jugendfreundlichem Inhalt. Da die Erzählung vergleichsweise einfach gestrickt und dementsprechend leicht nachzuvollziehen ist, sollten nicht nur Anhänger der Serie, sondern auch Freunde von Detektiv-Hörspielen mal ein Ohr riskieren – wohl wissend, dass alles noch eine Spur besser ginge.

|Empfohlen ab 8 Jahren
ISBN-13: 978-3-86714-136-9|
http://www.maritim-produktionen.de/

Permezza, Franca – Partitura di Praga

_Story_

Commissario Trattoni ist erzürnt, als er mitten in der Nacht zu einem vermeintlichen Tatort gerufen wird, an dem ein nicht identifizierter Mann erhängt wurde. Immerhin ermittelt der Beamte in Venedig, und dort gibt es ständig Suizidkandidaten, die an Brücken oder im Gewässer gefunden werden. Doch der Tote wurde offensichtlich ermordet, allerdings erst später am Strick befestigt.

Trattoni findet recht bald heraus, dass es sich bei der Leiche um einen begabten tschechischen Musiker handelt, der bereits in den Neunzigern ausgewiesen wurde. Auf einer Reise nach Prag lernt Trattoni die Witwe des Opfers kennen und erfährt auch etwas mehr über dessen stille Liebschaften, über seinen Bezug zur Freimaurerloge und seine Passion für die klassische Musik.

Als in diesem Zusammenhang ein vermeintliches Original einer Mozart-Partitur auftaucht, verdichten sich für den Comissario die Motive für den Mord an dem Tschechen. Als er jedoch ein zweites Mal nach Prag aufbricht, scheint ihm der Fall zu entgleiten. Während seiner Abwesenheit wird ein Hauptverdächtiger ermordet und der Fall an Trattonis verhassten sizilianischen Konkurrenten vergeben. Gegen jegliche Vernunft ermittelt der schwergewichtige Diabetiker auf eigene Faust – und muss dafür fast einen hohen Preis zahlen.

_Persönlicher Eindruck_

Franca Permezzas zweites Buch um den fettleibigen Commissario Trattoni ist im Grunde genommen ein typisch italienischer Krimi, dessen schematischer Aufbau sich sehr gut in der Masse der dort veröffentlichen Kriminalliteratur verstecken könnte. Die Figuren lassen sich in entsprechende Sparten-Schubladen einsortieren, die üblichen Klischees um die einheimische Küche und Kultur werden gerne und effizient aufgegriffen, und auch die Detailverliebtheit bei der Darstellung der Schauplätze ist in diesem Genre gerade in den südländischen Publikationen handelsüblich und macht „Partitura di Praga“ zunächst einmal nur zu einem gewöhnlichen Roman mit Lokalkolorit.

Aber auch der Fall selber ist nicht wirklich spektakulär konzipiert. Eine merkwürdige Leiche baumelt an einer Brücke in Venedig und wurde wahrscheinlich Opfer einer tragischen Liebschaft – so weit, so gut; allerdings hat man dergleichen in ähnlicher Form schon häufig gelesen. Interessant wird das Ganze erst durch die Beziehungen zu den Freimaurern und die Entdeckung einer eigenartigen Partitur, die womöglich von Amadeus Mozart höchstpersönlich verfasst wurde. Allerdings gelingt es der Autorin nur sehr sporadisch, diese Inhalte auch passend in die Handlung einzubauen. Die Mordfälle und die möglichen Ursachen laufen bei der Aufklärung anfangs ein wenig aneinander vorbei und finden erst im Schlussdrittel zusammen, was die Story stellenweise willkürlich erscheinen lässt. Und hierin besteht auch das eigentliche Problem von „Partitura di Praga“.

Bei der Rahmenbeschreibung hingegen zeigt sich Permezza als eine der Besten ihres Faches. Die Schreiberin zeichnet ein recht ambivalentes Bild ihrer Heimatstadt Venedig, gibt sich betont ortskundig und liebevoll bei ihren Darstellungen, wettert aber zwischen den Zeilen auch immer wieder gegen den steten Verfall der Romantik-Hauptstadt. Das ist lebendig, fachlich bemerkenswert und auch richtig angenehm zu lesen. Darüber hinaus sind die kulinarischen Umschreibungen ebenfalls schön in den Plot eingewoben, wenngleich sie manchmal schon einen sehr dominanten Part zugesprochen bekommen. Aber schließlich gehören sie zum italienischen Krimi wie die Butter aufs Brot und sind daher auch in der üppigeren Variante gerne akzeptiert.

Insgesamt hat Permezza sicherlich ein ganz anständiges Buch geschrieben, bei dem zwar manchmal die Zusammenhänge etwas konkreter dargestellt werden könnten, welches aber gleichzeitig über einen guten Spannungsbogen verfügt und daher auch überzeugt. Mit Cammileri und Varesi kann sich die Dame aus Venedig zwar noch nicht messen, doch wenn es darum geht, kurzweilige Kriminalunterhaltung zu konzipieren, versteht Permezza durchaus ihr Handwerk. Mal sehen, ob sich Commissario Trattoni, wie im Roman angekündigt, schon zur Ruhe setzen wird. Als Hauptdarsteller ist er nämlich ein sehr angenehmer, eigenständiger Charakter, den man gerne wiedersehen würde.

|Aus dem Veneziano von Wolfgang Körner
270 Seiten
ISBN-13: 978-3-499-24583-1|
http://www.rowohlt.de

Crown, Ellen B. – Top Secret 2: Diadem

[„Top Secret 1: Herz aus Eis“ 5294

_Besetzung_

Erzähler: Klaus Dieter Klebsch
Jade Morgrave: Christine Pappert
W. Ashton Rawleigh: Thomas Karallus
Pater Amorth: Christian Mey
Priester: Mogens von Gardow
Charles Desmond: Wolfgang Condrus
Mr. Barker Andreas Borcherding
Mönch: Helmut Krauß
Lucrezia di Tempesta: Joe Kern
Francesco Moravia: Crock Krumbiegel
Theresa Moravia: Daniela Hoffmann
Gaetano di Tempesta: Fritz von Hardenberg
Monica di Tempesta: Dagmar Dempe
Aurelio di Tempesta: Norbert Gastell
Notrufzentrale: Susanne Meikl
Dottore Stefani: Phillipp Brammer

Buch & Idee: Ellen B. Crown
Bearbeitung: Marc Chainiaux / Peter Brandt

_Story_

Als das junge Moravia-Ehepaar Francesco und Theresa sich während der Heimfahrt aus Eifersucht streitet, kommt es zu einem folgenschweren Unfall. Fahrer Francesco überrollt eine junge Ordensschwester namens Lucretia und muss sich anschließend den Konsequenzen stellen. Allerdings ist Lucretia nach dem rasanten Aufprall kaum verletzt; der vermeintliche Todesfall soll den Moravias allerdings noch zum Verhängnis werden. Lucretia entstammt nämlich der gefürchteten Mafia-Familie di Tempesta, deren Gefolge bereits Blutrache schwört.

Unterdessen sind sich die Moravias der nahenden Bedrohung nicht bewusst; lediglich Jade Morgrave und Ashton Rawleigh, die einmal mehr im Auftrag von Trinity agieren, ahnen, dass das Erbe der di Tempestas wieder auflebt. Als ihnen schließlich auch noch bewusst wird, dass die Mafiosi mit dem Teufel im Bunde sind und Lucretia aufgrund eines Diadems aus der Welt der Menschen ausgetreten ist, wird die Lage für die Ermittler, aber auch für die Unfallteilnehmer immer brisanter. Dass Jade und Ashton während der Spurensuche noch gefangen genommen werden, bringt das Fass schließlich zum Überlaufen.

_Persönlicher Eindruck_

In der zweiten Episode von „Top Secret“ gibt es überraschenderweise ein Wiedersehen mit den beiden Hauptakteuren Jade Morgrave und Ashton Rawleigh. Überraschend insofern als die letzte Geschichte – wenn auch nicht auf befriedigende Art und Weise – relativ straight abgeschlossen wurde und nicht die Hoffnung ließ, dass die Serie an festen Charakteren festhält und ein gewisses Stammpersonal etabliert. Umso angenehmer ist nun das Comeback der beiden widerspenstigen Agenten, deren ausführliche Einführung in Folge Nr. 1 nun auch etwas mehr Sinn ergibt. Wenngleich die Enttäuschung über das abrupte Ende von „Herz aus Eis“ immer noch nicht vergessen ist …

Wie auch immer: In „Diadem“ kombiniert Autorin Ellen B. Crown einmal mehr phantastische Inhalte mit Elementen eines modernen Thrillers und packt das Ganze in ein zeitgemäßes Setting. Hauptschauplatz ist dieses Mal die ewige Stadt Rom, in der kürzlich ein geheimnisvolles Diadem aufgetaucht sein soll. Demjenigen, der es trägt, werden die Augen herausgestochen und, im übertragenen Sinne, ein Dämon eingepflanzt, der dem Körper eine neue Form von Unsterblichkeit garantiert. In diesem Fall ist es Lucretia di Tempesta, die auf der Suche nach dem Diadem in der Anfangssequenz auf unrühmliche Weise gekrönt wird und schließlich die Folgen ertragen muss.

Allerdings wird dieses Thema in den späteren Kapiteln nur unzureichend aufgegriffen. Stattdessen unterliegt die zweite Folge einem ständigen Schauplatzwechsel, der bisweilen ein wenig hektisch erscheint. Hier ermitteln Jade und Ashton, wachsen jedoch nicht in die Rolle der Hauptdarsteller hinein. Dort treibt ein Arzt, der in unmittelbarer Verbindung zu Trinity steht, der angefahrenen Nonne den Teufel aus. Irgendwo im Hintergrund agieren die Schergen der Mafia-Familie, und mittendrin steht schließlich die gepeinigte Lucretia, deren fürchterliche Vorgeschichte letzten Endes nicht mehr als der Aufhänger zur eigentlichen Handlung ist.

Die Inszenierung ist derweil richtig gut und lebendig, begünstigt eben durch die raschen Szenenwechsel. Allerdings kann die Geschichte selber das hohe Tempo nicht immer nachvollziehen und verstrickt sich in kleinen Ungereimtheiten und einer Sprunghaftigkeit, die den Tiefgang des Plots immer wieder untergräbt. Dies ist insofern schade als die Sprecher ein weiteres Mal sehr ambitioniert bei der Sache sind und sich in der üppig ausstaffierten Inszenierung richtig wohlfühlen. Die Dialoge sind klasse, das klangliche Gesamtbild könnte kaum besser sein, und auch die Story hat dasselbe große Potenzial wie kürzlich „Herz aus Eis“, verliert sich aber manchmal fast in ihren großen Ansprüchen.

Zumindest die Endsequenz ist dieses Mal befriedigender, da sie die Geschichte letzten Endes rund macht. Aber immer noch kommt „Top Secret“ nicht so richtig in die Gänge, obschon die Rahmenbedingungen für die neue |vghaudio|-Hörspielserie durchweg bestens sind. Aber auch „Diadem“ ist noch nicht der erhoffte Höhepunkt im Mystery-Thriller-Bereich und versagt womöglich an den zu hohen Ambitionen der Regie. Schade, wirklich schade, denn wie schon in Episode eins war hier vorab einiges an Möglichkeiten drin!

|63 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-86714-142-0|
http://www.maritim-produktionen.de

Peinkofer, Michael / Rohrbeck, Oliver – Team X-treme 2: Die Bestie aus der Tiefe (Hörspiel)

Folge 1: [„Alles oder nichts“ 5064

_Inhalt_

Als in der Ägäis auf mysteriöse Art und Weise ein Schiff verschwindet, wird der britische Geheimdienst in Person von Conrad Leland beordert, der merkwürdigen Geschichte auf den Grund zu gehen. Das Team X-treme, mittlerweile verstärkt um Kyle Connor als festes Mitglied, reist nach Südeuropa und erfährt alsbald Interessantes von einer ortsansässigen Betroffenen, die ihren Bruder sucht, der wiederum auf dem Boot unterwegs war. Allerdings wird die Einheimische als Schnüfflerin abgestempelt und aus unverständlichen Gründen verhaftet.

Ungleich motivierter macht sich das Quartett auf die Suche nach dem Wrack und einer überdimensionalen Bestie, die Beobachter vor der Küste gesehen haben wollen. Scheinbar ist das Monstrum für die jüngsten Unfälle verantwortlich, doch es scheint nur allzu unwahrscheinlich, dass sich ein riesiger Hai im Mittelmeer niedergelassen hat. Bei ihren Forschungen werden Kyle und Co. dann aber doch von einigen bitteren Wahrheiten überrollt. Und davon abgesehen stellen sich die Behörden auch noch gegen die ausländischen Spürnasen und machen dem Team X-treme das Leben schwer …

_Persönlicher Eindruck_

Die zweite Episode um das „Team X-treme“ setzt genau dort an, wo die erste Folge punktete: hohes Tempo, dynamische Szenarien, ambitionierte Sprecher. Michael Peinkofers neue Serie sagt auch in „Die Bestie aus der Tiefe“ der offensichtlichen Konkurrenz von „TKKG“ den Kampf an und gibt sich in der Präsentation unheimlich offensiv. Gerade auf Ebene der Dialoge badet man in Klischees, steht den modernen Tim, Tarzan und Klößchen damit in nichts nach, kann aber derweil von einer lebendigeren Aufbereitung profitieren. Und eben das scheint es zu sein, was das Zielpublikum heute besonders gerne sieht – beziehungsweise hört.

Dabei ist genau diese Klischeelastigkeit die größte Schwäche von „Team X-treme“, wie sich nun mit der zweiten Episode noch deutlicher zeigt. Die Sprüche, vor allem aber die ständige Atemlosigkeit von Hauptakteur Kyle Connor sind wahrlich Geschmackssache, auf lange Sicht aber schon ein wenig anstrengend. Außerdem ist sein permanent reißerisches Verhalten an gewissen Punkten der Handlung nur noch unglaubwürdig und hinterlässt schließlich den Eindruck, man sei stellenweise sogar ein Stück zu überambitioniert an bestimmte Szenen und Inhalte herangegangen.

Andererseits zehrt auch das zweite Kapitel von einer richtig guten Story, die abwechslungsreich strukturiert, spannend vorangetrieben und mit schönen schnellen Breaks ausgestattet wurde. Zwar mag der eine oder andere Inhalt nicht vollständig den eigenen Ideen des Autors entstammen, aber da sich dieser Umstand keinesfalls auf die Entwicklung des Plots auswirkt, braucht man sich diesbezüglich keine weiteren Gedanken machen. Stattdessen ist erhöhte Aufmerksamkeit gefragt, da die Geschwindigkeit für ein solch jugendliches Hörspiel ziemlich hoch ist und man somit schnell wichtige Passagen verpasst. Gerade im Hinblick auf die Vergangenheit Kyles, für die es hier weitere Anhaltspunkte gibt, lohnt es sich zwischen den Zeilen zu lesen, wobei der Regie hier ein großes Lob für die elegante Verpackung der Background-Story gebührt. Auch wenn man nicht viel erfährt, so bleibt zumindest ein recht hohes Maß an Spannung im Hintergrund, welches sich nahtlos auf den Verlauf der Handlung überträgt.

Lediglich die unschönen Schlussszenen disqualifizieren „Die Bestie aus der Tiefe“ ganz eindeutig. Ohne zu sehr auf die Story einzugehen: Hier nimmt die Serie recht brutale Züge an, die in einen solchen Jugendtitel schlichtweg nicht hineingehören. Mit dem Fokus auf die vermeintlich jugendliche Zielgruppe schießt man hier deutlich über das Ziel hinaus! Unnötig zudem, weil die Endsequenz für die Geschichte kaum belangreich ist.

_Fazit_

Die zweite Episode zum „Team X-treme“ ist lebendig und abwechslungsreich, ganz so, wie man es von der Debüt-Episode kennt. Allerdings sind die nervenaufreibenden Klischees und die wachsende Brutalität überdenkenswerte Elemente, die den Gesamteindruck leider erheblich schmälern – und das wiederum ist bei der richtig guten Story wirklich schade!

|46 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3556-5|
http://www.luebbe-audio.de
http://www.stiftung-x.de
http://www.michael-peinkofer.de
http://www.wellenreiter.la

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