Alle Beiträge von Björn Backes

DeCandido, Keith R. A. – Teufelskreis (World of WarCraft, Band 1)

_Story_

Nachdem die Brennenden Legionen aus dem östlichen Gebiet von Kalimdor vertrieben worden sind, leben Menschen und Orks vorerst wieder in Eintracht. Allerdings ist die Beziehung der beiden Völkergruppen nach wie vor von Spannungen geprägt, die besonders von jenen Leuten ausgehen, die einen Frieden als lächerlich erachten. Thrall, der Kriegerhäuptling der Grünhäute, sowie Lady Jaina Proudmoore sind redlich bemüht, das Verhältnis untereinander zu verbessern, stoßen dabei aber stets auf Widerspruch aus den jeweils eigenen Reihen. Der Geheimbund des flammenden Schwerts nutzt diese Situation aus, um den Hass zwischen Orks und Menschen erneut zu schüren, indem er aus mehreren Hinterhalten heraus Vertreter beider Gruppen umbringen lässt. Erneut scheint ein großer Krieg zu entbrennen, geschürt von dämonischen Kräften, die das flammende Schwert beherrschen.

Jaina Proudmoore und der Oberst ihrer Armeee, Lorena, stoßen bei einer Teleportation auf die totgeglaubte Magierin Aegwynn, die vor mehr als tausend Jahren die Position der Wächterin von Tirisfal bekleidete. Tatsächlich gelingt es ihnen, die müde Zauberin auf ihre Seite zu ziehen und mit ihr gemeinsam gegen den finsteren Dämon Zmoldor anzugehen. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt die Herrscherin von Theramore noch nicht, dass sich an der friedlichen Feste von Nothwatch die Orks unter der Führung von Burx mit den Menschen unter dem Regiment von Davin Auge in Auge gegenüberstehen …

_Meine Meinung_

Nachdem es bereits einige Romane zum Computer-Rollenspiel „Warcraft“ gegeben hat, wurde die Serie nun um den Ableger „World of Warcraft“ erweitert, nichtsdestotrotz aber um bekannte Schauplätze und Personen herum gesponnen. Chronologisch betrachtet, spielt der erste Roman dieser neuen Reihe allerdings vor dem gleichnamigen PC-Spiel und setzt kurz nach dem Krieg gegen die Brennenden Legionen an, in dem Orks und Menschen zum ersten Mal Seite an Seite kämpften. So viel zur Einordnung.

Inhaltlich greift Autor Keith R. A. DeCandido auf viele bekannte Persönlichkeiten der „Warcraft“-Welt zurück und lässt in ihrer Umgebung etwas entstehen, das potenziell ein sehr gutes Szenario für besagtes Online-Game abgeben würde. Sowohl Menschen als auch Orks sind skeptisch, was den neuen Frieden anbelangt, und ständig kommt es zu kurzen Sticheleien und Gefechten, von denen der gerade erst geschlossene Friede beeinflusst werden könnte. Verschiedene Figuren fühlen sich dazu berufen, ihre Anführer zu kritisieren, weil sie das Volk des jeweils anderen nicht anerkennen wollen und können, es bisweilen sogar abgrundtief hassen. Gerade im Lager der Orks hat man nicht vergessen, wie die Menschen sie in der Zeit der Sklaverei behandelt haben, so dass die Anzahl derer, die trotz Versöhnung Rache für die Vergangenheit schwören, ziemlich groß ist.

Allerdings bedarf es weit mächtigerer Ereignisse, um die Kriegsmaschinerie wieder ins Rollen zu bringen. Erst das Auftauchen eines lange Zeit vergessenen Ordens schürt die Feindseligkeiten wieder zu einem nicht mehr erträglichen Ausmaß und lässt die Kritik an den beiden Führungspersönlichkeiten Thral und Jaina wachsen. Der Kriegerhäuptling der Orks ist sogar selbst von Zweifeln geplagt, weil ihm tagtäglich neue, nennenswerte Argumente aufgetischt werden, warum die Menschen bekämpft werden müssen. Seine Rolle bleibt daher auch bis zum Schluss unklar, wohingegen die harmoniebedürftige Jaina nach einiger Zeit alleine auf weiter Flur zu sein scheint, als die Orks andeuten, dass sie die aktuelle Situation nicht mehr länger dulden können.

Die Unschlüssigkeit der verschiedenen Charaktere ist auch das grundlegende Spannungsmoment dieser Geschichte. Abgesehen von zwei bis drei Protagonisten trifft man in „Teufelskreis“ auf niemanden, dem man so richtig trauen kann, zumal sich oftmals andeutet, dass Verbindungen zu dieser oder jener Seite nachgewiesen sind. Bis in den Thronsaal von Lady Proudmoore ranken sich Intrigen und Verschwörungen, und dies bis zum Ende des Buchs.

Leider war es dies dann aber auch schon mit der Spannung, weil es Keith R. A. DeCandido kaum gelingt, irgendwelche spezifischen Höhepunkte zu entwickeln. Die Phrase ‚die Geschichte schleppt sich‘ wird ja gemeinhin gern verwendet, trifft aber hier ausnahmslos zu. Hier mal eine Streitigkeit, dort eine Diskussion, dann plötzlich das Auftreten einiger dämonischer Mächte, auf einmal wieder neue Intrigen – der Autor verfügt zwar über genügend Elemente, um einen wirklich guten und vor allem spannenden Fantasy-Roman zu schreiben, verlässt sich dabei aber zu sehr auf die Wirkung der bekannten Charaktere und Schauplätze. Natürlich werden „Warcraft“-Dauergäste begeistert sein, ihre Helden wieder anzutreffen, aber wie so oft ist dies noch lange kein Garant für eine gute Story.

Letztendlich wird man sogar durch die ständigen Schwerpunktwechsel komplett in die Irre geführt. Die Frage, was nun wirklich wichtig ist bzw. welche Auswirkungen man nun auch tatsächlich als gravierend ansehen darf, zieht sich durch die ganze Lektüre, wird aber nicht mal ansatzweise konkret beantwortet. Stattdessen hat „Teufelskreis“ die Wirkung von vielen vereinzelten Momentaufnahmen, die aber als Einheit nicht miteinander harmonieren. Und wenn es dann doch mal droht, spannend zu werden, wie etwa im abschließenden Gefecht zwischen Orks und Menschen, nimmt sich DeCandido nicht die Zeit, um die Szenerie effektiv auszuschmücken, sondern ist stattdessen bemüht, alles möglichst schnell über die Bühne zu bekommen.

Nimmt man die verschiedenen Aspekte, aus denen sich die Story zusammensetzt, einmal zusammen und betrachtet sie ganz oberflächlich, darf man eigentlich davon ausgehen, dass diese neue Adaption eines Online-Games vollends überzeugen muss. Blickt man indes tiefer und entdeckt, dass die Verbindungen der Handlungseinheiten ebenso brüchig sind wie der Frieden zwischen Menschen und Orks, wird man schwer enttäuscht sein von diesem Serienauftakt. Wohlgemerkt, ohne dabei die vielen peinlichen Druck- und Rechtschreibfehler zur Sprache zu bringen …

http://www.paninicomics.de

Warren, Earl – Untergang von Chicago, Der (Gentec-X Nr. 2)

Band 1: [„Das Ende der Menschheit“ 2952

_Story_

2018: In den Straßen von Chicago ist die Hölle losgebrochen. Die von Nita Snipe entdeckten Gencoys sind in kürzester Zeit aus dem Hype des Gentec-Konzerns an die Oberfläche gelangt und richten dort ein wahres Blutbad an. Die CIA-Agentin und ihr Gefährte Nick Carson können im letzten Moment fliehen, als die genmanipulierten Robo-Menschen und all ihre verwandten Wesen den Flughafen einnehmen und von dort aus ihren Angriff auf die Stadt, die Staaten und die ganze Welt starten. Selbst die Regierung hat aufgrund des plötzlichen massiven Überfalls kein adäquates Mittel, welches die Gencoys zurückschlagen könnte, und nachdem sowohl das CIA als auch der Präsident die Lage unterschätzt haben, droht das ganze Land im Chaos zu versinken. Vergeblich stellen sich ‚Sniper‘ und Carson den Monstern in den Weg, bis ihnen dann im letzten Moment eine unerwartete Macht zur Hilfe eilt …

_Meine Meinung_

Earl Warrens Heftroman-Serie „Gentec-X“ hatte mit dem gelungenen Auftakt erst kürzlich mein Interesse geweckt, weil der Beginn der Geschichte trotz vieler üblicher Klischees ziemlich gelungen war und zudem ein nicht zu unterschätzendes Potenzial in sich barg. Mit „Der Untergang von Chicago“, dem zweiten Part von „Gentec-X“, benutzt der Autor genau dieses Potenzial, um die Handlung effekt- und actionreich fortzusetzen, ohne dabei jedoch den Inhalt wirklich voranzubringen. Seltsam dabei: Man will dennoch wissen, wie Warren den Plot um die beiden CIA-Agenten Snipe und Carson weiterführt.

Die Fortsetzung hat allerdings einige verheerende Schwächen, die der Autor nur noch schwerlich ausbügeln kann. Das beginnt schon mit der gewöhnungsbedürftigen Sprache, die sich ständig bemüht, anspruchsvoll und auf höherem Niveau zu sein, zwischendurch aber dann plötzlich in einen unterirdischen Umgangston verfällt, der das gehobene Level wenig glaubhaft erscheinen lässt. Doch daraus resultieren gleich noch mehrere Probleme. So profitiert die Erzählung nicht gerade davon, dass Warren bei all den heutzutage noch so gewöhnlichen Dingen fast schon entschuldigend betont, dass sie auch in seiner Zukunftsvision noch aktuell sind. Auf die Dauer ist dies ziemlich nervig und eigentlich auch völlig unnötig, denn warum rechtfertigen, wenn es völlig unbegründet ist? Und außerdem: Wen interessiert es, dass Donald Duck den Leuten auch zwölf Jahre nach der heutigen Zeitrechnung noch ein Begriff ist? Solche Vermerke hätte man sich ganz klar besser verkniffen.

Hinsichtlich der Sprache ergibt sich zu guter (?) Letzt noch die Schwierigkeit der ungleichmäßigen Tempi. Speziell in den Szenen, in denen die Geschichte aus der Sicht der Hauptakteurin Nita Snipe erzählt wird, ist nie wirklich klar, ob es sich um eine gegenwärtige Handlung, eine düstere Zukunftsperspektive oder nun doch um das Resümee einer katastrophalen Erfahrung in Form eines nuancierten Protokolls handelt. Warren springt zwischen den Zeiten und sorgt somit unnötig für Verwirrung.

Ein weiterer Kritikpunkt an „Der Untergang von Chicago“ ist die ständige, ja fast schon rastlose Darstellung von Gewalt bzw. ihrer blutigen Folgen. Der Autor lässt gar nicht mehr davon ab, über verstümmelte, blutverschmierte Opfer der Gencoys zu berichten, versucht dabei sogar durch die Einbeziehung eines glücklich geretteten Babys eine gar nicht mehr ergänzend erwähnenswerte Tragik in die Story zu bringen, was letztendlich ein weiteres unbrauchbares Element dieses Heftromans ist. Natürlich ist es für die Authentizität der Handlung von enormer Wichtigkeit, darzustellen, wie sich die Invasion auf die Menschen Chicagos auswirkt, und es ist auch sicherlich angebracht, sämtliche Untertreibungen (wie hier auch vorbildlich ausgeführt) zu unterlassen, doch irgendwann hat man es einfach satt, von permanenten Leichenfunden zu erfahren. Aber Gott sei Dank wendet sich zum Ende hin das Blatt …

Damit wären wir beim einzigen Hoffnungsschimmer für die zukünftigen Ausgaben von „Gentec-X“ angelangt. Die Atmosphäre des Romans ist so beklemmend und in ihrer Gesamtheit derart dicht, dass es trotz aller stilistischern Mangelerscheinungen kaum möglich ist, von der Geschichte abzulassen. Earl Warren hat mit seiner apokalyptischen Zukunftsvision auf eine unbeschreibliche Weise Eindruck schinden können, ggf. sogar auch aufgrund einiger sprachlicher Unzulänglichkeiten. Warum das? Nun, inhaltlich wirkt „Der Untergang von Chicago“ bei weitem nicht so unnahbar wie die typische Science-Fiction-Saga. Zugegeben, die plötzliche Eliminierung der Menschheit durch manipulierte Wesen wie die Gencoys scheint auf den ersten Blick nichts anderes als ein rein fiktives Element zu sein, doch weil Warren weder abgehoben schreibt noch den Blick fürs Wesentliche verliert (im Gegenteil, er kommt sogar sehr schnell auf den Punkt), erhält er sich eine alles in allem sehr authentische Ausstrahlung, die „Gentec-X“ auch im zweiten Teil sehr sympathisch macht. Für Feinschmecker wird die Serie zwar sicherlich nichts wirklich Spektakuläres darstellen, doch wer zwischendurch gerne actionreich und spannend unterhalten werden möchte, wird an dieser nicht ganz tief greifenden, aber dennoch beängstigenden Serie garantiert seinen Spaß haben.

http://www.romantruhe.de/

Burgh, Eberhard Alexander – Meuterei auf der Bounty (Europa-Originale 5)

_Besetzung_

Käpt’n Bligh – Richard Lauffen
Maat Fletscher Christian – Volker Brandt
Matrose Thomas Burkett – Gernot Endemann
Waffenmeister Charles Churchill – Rolf Mamero
Offizier Fryer – Helmo Kindermann
Schiffsjunge Robert – Alexander Glauber
Bootsmaat Morrisson – Heinz Trinxer
Sprecher – Lutz Mackensy

Regie: Heikedine Körting

_Story_

Die ‚Bounty‘, der Stolz der britischen Flotte, sticht erneut in See, um mit einigen naiven Eingeborenen Handel zu betreiben. Doch vor der Küste Tahitis kommt es zum Skandal. Die Matrosen, die mit der strengen Ausrichtung von Käpt’n Bligh nicht mehr einverstanden sind, lehnen sich gegen ihren Bootsführer auf und leisten gegen seine Vorschriften Widerstand. Eine Gruppe von Meuterern übernimmt fortan die Regie über die ‚Bounty‘ und entlässt den Kapitän sowie seine treuen Untergebenen ins Beiboot des riesigen Schiffes. Fletscher Christian, Anführer der Aufständigen, ernennt sich selbst zum Kapitän und ordnet als erste Amtshandlung nach dem Sturz des etatmäßigen Käpt’ns ‚Rum für alle‘ an. Allerdings weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es seinem ehemaligen Vorgesetzten tatsächlich gelingen wird, mit seinem spärlichen Boot wieder heimischen Boden anzusteuern.

_Meine Meinung_

Über die „Meuterei auf der Bounty“ sind sich Historiker bis heute nicht ganz einig. Es bestehen jedenfalls verschiedene Ansichten darüber, was genau an jenem 28. April im Jahre 1789 an Bord des Schiffes geschah bzw. was letztendlich zum Entschluss zur Meuterei führte. Feststeht lediglich, dass es sich bei diesem Vorfall um ein reales Ereignis handelt, welches nicht nur wegen seiner Brisanz sondern auch aufgrund des unrühmlichen Endes der Aufständigen in die britische Seegeschichte eingegangen ist. Fletscher Christian, der stellvertretend für seine Leidensgenossen später eine Art Märtyrertod starb, sowie sein Widersacher, Kapitän Bligh, sind zentrale Punkte der Navy-Historie und lieferten durch ihren fulminanten Showdown auf hoher See die Basis für gleich mehrere literarische Bearbeitungen und natürlich für den berühmten Film mit einem jungen Marlon Brando in der Hauptrolle.

Auch das Hörspiellabel |Europa| hat sich Mitte der Siebziger, genauer gesagt 1977, dieses Themas angenommen und die Geschichte in einer kurzen Handlung reflektiert, reicht dabei aber leider nicht an den zu Recht gefeierten Kinostreifen heran. Und dafür gibt es schon einmal einen wesentlichen Grund: Die Audio-Variante ist schlichtweg zu kurz.

Ein so geschichtsträchtiges Abenteuer wie jenes von Maat Christian und Käpt’n Bligh adäquat aufzuarbeiten, ist nämlich gar kein leichtes Unterfangen, zumal es ja schon diverse andere Abhandlungen gegeben hat, die die Erwartungshaltung an ein derartiges Unternehmen in die Höhe getrieben haben, und daher sind 35 Minuten (nicht grundsätzlich, aber in diesem spezifischen Fall) nicht ausreichend, um die Tragweite des Dramas originalgetreu zu dokumentieren.

Dabei ist jedoch nicht zu leugnen, dass es sich beim fünften Teil der „Europa-Originale“ um ein spannendes Hörspiel handelt. Die Geschichte wird ziemlich flott und durch die verschiedene Meinungen der Schiffsbesatzung auch spannend erzählt und lässt diesbezüglich auch eine stetig ansteigende Kurve erkennen. Nur zum Ende hin wird es dann ein bisschen knapp, so dass das tragische Ende fast schon beiläufig angehängt wird. Möglicherweise hätte die Zeit ja dann ausgereicht, wenn man sich nicht so lange mit dem paradiesischen Leben bei den Eingeborenen beschäftigt hätte, doch dies sind alles Spekulationen ohne belegbaren Nährboden.

Aus diesem Grund muss man das Hörspiel nun auch für zwei Interessengruppen splitten. Diejenigen nämlich, die einfach nur kurzweilig unterhalten werden wollen und nicht so viel Wert auf die Schwerpunkte des historischen Events legen, werden die Erzählung unter der Regie von Heikedine Körting sicherlich lieben. Die übrigen, und das ist die Gruppe derjenigen, denen es auf die geschichtliche Originalität ankommt, werden bestimmt ein wenig enttäuscht sein über die stark gekürzte Hörspielfassung, aber ggf. dennoch ihren Spaß haben. Oder um es kurz zu sagen: Als Hörspiel taugt diese Produktion voll und ganz, aber mit vergleichbaren Inszenierungen des bekannten Stücks kann der fünfte Teil der ersten „Originale“-Staffel nicht ganz Schritt halten.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

Abnett, Dan / Lee, Mike – Fluch des Dämons, Der (Warhammer – Darkblades Schlachten 1)

„Darkblades Schlachten“ ist der Titel einer neuen, finsteren Reihe aus dem „Warhammer“-Universum und vielleicht sogar das grausamste Abenteuer, welches der bewährte Autor Dan Abnett in seinem Fantasy-Katalog aufzubieten hat. Dennoch ist der Auftakt der neuen Serie, „Der Fluch des Dämons“ eine ziemliche Enttäuschung, weil er weder auf der Handlungsbene noch hinsichtlich des Aufbaus der vielversprechenden Charaktere überzeugen kann.

_Story_

Malus Darkblade plant nach einem einjährigen Raubzug eine überraschende Rückkehr in seine Heimat Han Graef, wird auf dem Weg dorthin aber überfallen. In einem erbitterten Gefecht verliert er all seine Schätze und zudem einen großen Teil seiner Verbündeten. Hasserfüllt und rachedurstig erreicht er Han Graef, wo gerade der jährliche Tribut an den Kriegsfürsten gezahlt werden muss; Malus kann diesen jedoch nicht aufbringen, weil er unterwegs all seinen Besitz hat lassen müssen, entgeht der drohenden Todesstrafe aber nur knapp, indem er versichert, im nächsten Jahr wieder zu zahlen.

Währenddessen sucht Darkblade nach den Urhebern des hinterhältigen Überfalls und vermutet, dass seine Halbgeschwister daran beteiligt waren. Nur knapp entgeht er weiteren Anschlägen, die ihn schließlich dazu treiben, seinen Racheplan umgehend umzusetzen. Mit Hilfe seiner Schwester Nagaira stiehlt er seinem Halbbruder Urial ein wertvolles Artefakt, welches ihn im Tempel der Chaoswüste zu ungeahnten Kräften bringen soll. Doch Darkblades Reise zu jenem Tempel ist hart und beschwerlich; Urials Schergen verfolgen ihn unbarmherzig, und als es ihm dennoch gelingt, den besagten Ort zu erreichen, steht ihm noch eine viel schwierigere Prüfung bevor. Selbst der grausame Malus, ansonsten ein furchtloser und kaltherziger Krieger, kommt hier an seine Grenzen.

_Meine Meinung_

Nun, was gibt es auszusetzen, wo die Handlung doch eigentlich ganz ordentlich zu sein scheint? „Der Fluch des Dämons“ wirkt inhaltlich auf den ersten Blick wie ein typischer „Warhammer“-Roman, in dem es sich um altbekannte Themen wie Verrat, Intrigen und Betrug dreht. Richtig, dem kann man auch zustimmen, allerdings ist die Umsetzung all dessen arg bescheiden.

Beginnend bei den wirklich langweilig eingeführten Charakteren – selbst die brutale Hauptfigur nähert sich dem Leser über die gesamte Seitenzahl nicht wirklich – siecht die Geschichte ein wenig vor sich hin und flaut nach dem ersten Gemetzel schon nach einem Fünftel des Umfangs merklich ab. Dabei fängt alles ziemlich spannend und temporeich an: Der Hinterhalt, in den Malus und seine Gefährten geraten, stellt quasi die erste nennenswerte Szene des Romans da und verspricht ein actionsreiches Abenteuer, das der Auftakt von „Darkblades Schlachten“ ja in gewissem Maße auch ist. Doch schon bald verroht diese Action total und wird als Effekt genutzt, um die Handlung interessant zu gestalten, trägt aber nicht wirklich dazu bei, dass man im weiteren Verlauf immer noch mit dem Inhalt sympathisiert.

Zwischendurch kommt man dann an einige entscheidende Punkte, die Hoffnung bereiten, dass Dan Abnett endlich die Kurve bekommt, was ihm aber weder bei der Durchführung des Diebstahls noch bei der anschließenden Verfolgungsjagd gelingt. Hierfür könnte auch der Umfang entscheidend sein, schließlich lässt sich der Autor meist sehr viel Zeit, um die Geschichte mit neuen Aspekten zu versorgen. Die wenigen Fixpunkte, an denen sich die Story orientiert, sind insgesamt in sehr großen Abständen verteilt, in deren Zwischenräumen meist nichts anderes als Nebensächlichkeiten und weniger wichtigen Gedanken stehen. Keine zündende Idee, keine nervenaufreibenden Szenarien und schon gar keine Dialoge, bei denen man etwas zwischen den Zeilen herausholen kann. „Der Fluch des Dämons“ ist einzig darauf erpicht, mit der Darstellung von ziemlich heftigen Gefechten die Aufmerksamkeit des Lesers zu erhaschen, und nachdem Mr. Abnett dies in den ersten Kapiteln noch recht ansprechend geschafft hat, scheitert er spätestens bei Darkblades Ankunft in Han Graef daran, die Geschichte flexibler zu gestalten und damit das Interesse anderweitig zu erlangen.

Vielleicht sollte man aber auch positiv denken, denn auch beim vorherigen Zweiteiler „Sturm des Chaos“ brauchte die Handlung eine ziemlich große Anlaufzeit bzw. eine geduldige Ausdauer der Leserschaft, bis sie dann mit einem Mal, sprich im zweiten Band, richtig in Schwung kam. Am Erzähltempo mangelt es dem hier rezensierten Roman ja nicht, aber was den Anspruch von „Der Fluch des Dämons“ betrifft, ist die Story um den Druchii-Dunkelelfen Malus Darkblade dann doch eher durchschnittlich als gut.

http://www.piper.de

Hyung, Min-Woo – Priest – Band 13

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516
[Band 8 2575
[Band 9 2618
[Band 10 2701
[Band 11 2854
[Band 12 3002

_Story_

Nera und die Kreaturen ihres Wanderzirkus‘ sind gerade noch einmal unbeschadet aus der Stadt entkommen, lassen aber weiterhin in der Umgebung von Windtale ihre Zelte stehen. Und wie die verunstalteten Wesen auch bald erkennen müssen, stecken hinter dem trügerischen Auftreten ihrer Herrin einige finstere Pläne, die Nera selbst durch ihre unbeholfenen Lügen verrät.

Währenddessen entbrennt zwischen Temozarela und Netraphim, dem Wächter des Tores zum Himmel, ein gnadenloser Kampf, an dessen Ende sich beide Engel eingestehen müssen, zu welch erbärmlichen Geschöpfen sie in ihrem sturen Glauben geworden sind.

Und auch Ivan Isaacs ist nicht untätig; er alleine ist ausersehen, die gefallenen Seraphim aufzustöbern und auszulöschen, denn nur über sie führt der Weg zu ihrem Anführer Temozarela.

_Meine Meinung_

Erst kürzlich stellte ich mir die Frage, wann der Autor von „Priest“ den geplanten Abschluss der Serie einleiten möchte, und nachdem ich in Band 12 noch erhebliche Zweifel hatte, dass ihm dies in unmittelbarer Zukunft gelingen wird, werden die Karten nur eine Episode später wieder neu gemischt, denn die 13. Ausgabe des wunderbaren Action/Horror-Manhwas steuert kompromisslos auf den lang ersehnten Showdown zwischen Temozarela und Ivan Isaacs und damit auch auf das große Finale von „Priest“ zu.

Autor Min-Woo Hyung zeigt sich mal wieder so unberechenbar wie eh und je, löst sein zuletzt noch kreiertes Trugbild um die mütterliche Figur Nera wieder auf und zeigt zumindest schon einmal in Ansätzen ihr wahres Ich. Ihre Motivation, den Standort Windtale nicht zu verlassen, hat einen bestimmten, bereits erahnbaren Grund. Der Ort steht nämlich in einer gewissen Beziehung zu den sich nähernden Seraphim, und obwohl es anfangs noch unglaublich scheint, so gibt es anscheinend doch eine Verbindung zwischen Nera und Temozarela. Doch welche?

Der Erzengel jedoch muss erst einmal einen aussichtslosen Kampf bestehen, doch es gelingt ihm schließlich, den Wächter des Himmelstores zu überlisten, der nun nur noch auf die Hilfe des verdorbenen Priesters Ivan Isaacs hoffen kann, um die Welt vorm bevorstehenden Chaos zu bewahren.
Und während all dies geschieht, nehmen die Stammesbrüder Cairos unbarmherzige Rache an den Glaubensbrüdern, die ihren verstoßenen Gefährten durch den Märtyrertod zur Legende gemacht und die grausamen Rachegelüste der Rothäute erst geschürt haben.

„Priest – Band 13“ ist definitiv wieder actionreicher als die vorangegangenen Folgen, dabei aber auch wieder unheimlich brutal. Sowohl Ivan Isaacs als auch besagte Indianer metzeln in der Mitte des Buches, was das Zeug hält, und steigern sich in einen wahren Blutrausch, der etwas gezügelter auch beim Aufeinandertreffen von Netraphim und Temozarela inszeniert wird. Min-Woo Hyung nimmt alle Scheuklappen ab und lässt dem Hass der beteiligten Charaktere in diesen Szenen freien Lauf, übertreibt es meines Erachtens dabei aber auch wieder ein wenig. Schließlich hat es der Autor und Zeichner eigentlich gar nicht nötig, mit überzogenen Gewaltdarstellungen Effekte zu bewirken, die er eigentlich schon durch die Handlung erzielt hat. Für meinen Teil wird dies auch weiterhin die einzige Schwäche dieser Serie bleiben.

Ansonsten breitet sich in diesem Comicroman wieder eine kaum noch zu unterdrückende Euphorie aus; der große Kampf zwischen Temozarela und Ivan steht unmittelbar bevor, und mit der Gewissheit im Hinterkopf, dass es bereits im nächsten Band zu diesem unvermeidlichen Gefecht kommen könnte, neigt sich die Begeisterung über diese Serie ihrem bisherigen Höhepunkt zu. Hier wird das eingeleitet, worauf alle gewartet haben, und damit kommt der 13. Folge wohl auch eine Schlüsselposition in dieser Serie zu.

Als Fazit daher auch nur so viel: Die Spannung steigt …

http://www.tokyopop.de/

Shelley, Mary / Gruppe, Marc – Frankenstein. Teil 2 von 2 (Gruselkabinett 13)

_Story_

Kurze Zeit, nachdem Victor Frankenstein einen entscheidenden Fortschritt in seinen Forschungen hat erzielen können, wird ihm das Resultat all dessen zum Verhängnis. Das schreckliche Geschöpf, das er erschaffen hat, wendet sich gegen ihn, als Victor ihm seine Abneigung deutlich macht. Gleichzeitig wird Frankenstein von einem herben Schicksalsschlag getroffen, als die Nachricht vom Tode seines jungen Bruders William eintrifft.

Dieser ist unter mysteriösen Umständen umgekommen, und weil Victors Vater umgehend nach Vergeltung verlangt, spricht sich das Kammermädchen Justine selber schuldig und wird öffentlich hingerichtet. Frankenstein kann nicht fassen, was sich in seiner Gegenwart abspielt und ist fest davon überzeugt, dass die hässliche Kreatur, die plötzlich aus seinen Augen verschwunden ist, für all das Grauen verantwortlich ist. Victor hat jedoch schon im Gefühl, wo er den mutmaßlichen Mörder seines Bruders auffindet, und tatsächlich kommt es auf dem Gipfel des Mont Blanc zu einem weiteren Aufeinandertreffen, bei dem Victor die Chance hat, seinen Fehler wieder zu korrigieren. Doch Herr Frankenstein geht nicht auf die Kompromisse seines Gegenübers ein und stürzt sich damit noch tiefer ins Elend.

_Meine Meinung_

Frankenstein, die Zweite. Nachdem die erste Episode dieses Zweiteilers schon eine sehr vielversprechende Basis für das Finale des legendären Meisterwerks von Mary W. Shelley geliefert hat, kommt es nun bereits zur Entscheidung, und die hat es, genauso wie man es erwarten durfte, auch wirklich in sich. Jetzt, wo die Pässe gespielt sind und das Drama seinen Lauf nehmen kann, dringt erst die tatsächliche Tragik der Handlung nach außen. War Victor Frankenstein im ersten Part noch recht überheblich, was seine wissenschaftlichen Forschungen anbelangte, wird ihm nun die Kehrseite der Medaille mit all ihren Konsequenzen offenbart. Das Monstrum hat sich an seinen Angehörigen vergriffen und damit ebenso Missbrauch betrieben wie Frankenstein einst, als er bei seiner Ursachenforschung die Unantastbarkeit des menschlichen Wesens missachtete und sich an diesem toten Patchwork-Wesen vergriff, das ihm anschließend zum Verhängnis werden sollte.

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies alles aufzuarbeiten, so dass auch eben jene Tragik derart zur Geltung kommt, wie es die Originalvorlage eigentlich verlangt. Das Produktionsteam des Hörspiels hat sich dafür entschieden, nach einer rasant fortschreitenden Handlung plötzlich die Bremse anzuziehen und einen ziemlich langen Monolog von Seiten des fiesen Geschöpfes einzuschieben. Dies erweist sich allerdings als nicht ganz so günstig, weil die Spannung dadurch für eine kurze Zeit gänzlich herausgenommen wird und die mittlerweile dritte Geschichte in der eigentlichen Geschichte erzählt wird (nämlich der Rückblick des unmenschlichen Wesens auf all die Ereignisse, die sich in den vergangenen Wochen zugetragen haben). Erst später nimmt die Erzählung dann wieder Fahrt auf und steigert sich hinsichtlich der Dramaturgie bis zum Maximum, so dass man auch wieder auf die gewohnte Qualität trifft. Doch mittendrin, eigentlich am vorläufigen Höhepunkt, bricht die Geschichte ein wenig ein und zieht sich für einen kurzen Zeitraum unnötig in die Länge (nein, das ist kein Widerspruch!), ohne dass dabei entscheidende Dinge passierten.

Davon einmal abgesehen, wurde auch der zweite Teil des Hörspiels wirklich fabelhaft inszeniert. Die Atmosphäre ist einfach nur großartig und trotz der teilweise recht einseitigen Dialoge – die Sprecherparts sind teilweise tatsächlich sehr lang – sehr belebend, so dass sich die Tragödie ziemlich bemerkenswert entwickeln kann. Dabei kommt es zu einigen erschütternden Momenten, die im Hörer Sympathien für das ungewollt reanimierte Monster wecken, die dann aber wieder aufgehoben werden, wenn gezeigt wird, wie es reagiert, wenn man seine Bedürfnisse nicht befriedigt. Aber es gibt Szenen, in denen man sich in einem echten Zwiespalt befindet, in dem dann abgewogen werden muss, ob man nun Mitleid für die eine oder doch die andere Seite empfinden sollte. Zumindest manchmal geht dem Zuhörer das Ganze schon ziemlich nahe, weil die Charaktere sehr emotional auftreten und von ihren jeweiligen Sprechern auch mit einer Spitzenperformance bedacht werden. Doch diese Punkte sind ganz klar auch die Highlights eines nur kurzzeitig ins Stocken geratenden Hörspiels, das dem Anspruch der Vorlage von Mrs. Shelley in fast allen Belangen vollends gerecht wird.

Im Gegensatz zu den vorherigen Folgen aus dem „Gruselkabinett“ ist es dieses Mal aber auch so, dass nicht nur ausschließlich Lob ausgesprochen werden kann. „Frankenstein 2“ hat ein paar geringe Schwächen, die aber nach dem erneut sehr positiven Gesamteindruck dieser vertonten Geschichte wieder locker unter den Tisch gekehrt werden können. Käufer des ersten Teils müssen ja sowieso zuschlagen – wenngleich ich nicht ganz verstehe, warum das Ganze nicht als Doppel-CD veröffentlicht wurde – aber auch Fans der übergeordneten Serie sollten sich nicht von der leichten Kritik abschrecken lassen, denn selbst mit Einschränkung gehört auch der zweite Teil von „Frankenstein“ immer noch zu den führenden aktuellen Hörspielproduktionen auf dem deutschen Markt.

Home – Atmosphärische Hörspiele


http://www.luebbe-audio.de

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Bulwer-Lytton, Edward George – letzten Tage von Pompeji, Die (Europa-Originale 15)

_Besetzung_

Chronist – René Genesis
Glaukus – Rudolf H. Herget
Sallust Edgar Maschmann
Nydia – Herma Koehn
Arbaces – Benno Gellenbeck
Diomed & Christ – Rolf E. Schenker
Kalenus – Horst Beck
Jone – Reinhilt Schneider
Apäcides – Peter von Schultz
Olinth – Konrad Halver
Sklavin – Bärbel Schmitt
Julia – Ingeborg Kallweit
Hexe – Katharina Brauren
Centurio – Marco Fehrs
Prätor – Kurt Blachy

Regie: Konrad Halver

_Story_

In der wunderschönen Stadt Pompeji treffen die verfeindeten Griechen und Ägypter aufeinander und verurteilen den Glauben des jeweils anderen Volkes. Ihre Vertreter: Der Hellene Glaukus, dem man nachsagt, ein Ehrenmann zu sein, sowie auf der anderen Seite der Ägypter Arbaces, der wegen der Orgien, die angeblich in seinem Haus gefeiert werden, beim Volke verpönt ist.

Arbaces und Glaukus streiten jedoch nicht nur um ihre Götter, sondern auch um die Gunst der wunderschönen Jone, die ebenfalls von Glaukus sehr angetan ist. Dennoch versucht sein Widersacher mit aller Macht, sich ihrer zu bemächtigen und erzählt dabei Lügen über Glaukus. Jener wiederum wird von der blinden Dienerin Nydia begehrt, die allerdings weiß, dass sie bei ihrem Rang keine Chancen beim Griechen haben wird. Sie bittet Arbaces um Hilfe und bekommt einen scheinbaren Liebestrunk als Geschenk. Doch der Trunk stimmt Glaukus nicht um, weil die Hexe am Fuße des Vesuvs, die Arbaces hierzu beauftragt hat, das Gebräu vergiftet hat. Just in dem Moment, in dem der Vulkan nach jahrelanger Stille wieder ausbricht und die Stadt dem Untergang weiht, kommt es zwischen den verschiedenen Völkergruppen zum Skandal …

_Meine Meinung_

Die Erde bebt, eine sprechende Statue kündet Unheilvolles an, und ein seltsamer Trank entfacht unter den Menschen in Pompeji ein Eklat – das ist die Geschichte vom Untergang der historischen Stadt, die nach außen hin so prachtvoll schien, innerlich aber von Hass, Rachsucht und intriganter Gotteslästerung zerworfen wurde. Und eben jene Geschichte, die bereits 1971 als Langspielplatte veröffentlicht wurde, wird nun erstmals als CD neu aufgelegt und setzt die Serie „Europa – Die Originale“ mal wieder etwas andersartig fort. Regisseur Konrad Halver versetzt uns zurück in die Zeit, zu der Griechen und Ägypter wegen ihrer verschiedenen Religionen arg verfeindet waren und sich in der Gemeinschaft nur schwer dulden konnten. Allerdings bezieht die Erzählung deutlich Stellung für die Hellenen, deren Figuren in „Die letzten Tage vom Pompeji“ die Rolle der ‚Guten‘ zukommt. In erster Linie ist es Glaukus, oftmals gebeutelt durch Verrat und unberechtigten Zorn, der hier den Part des intelligenten, wohlbesonnen Helden einnimmt und sich auch sofort die Sympathien der Hörer erkämft, während sein Kontrahent Arbaces von Beginn an als widerspenstiger, ungerechter Fiesling dargestellt wird, dem keine Lüge zu viel ist, um den Glauben an seine Götter aufrecht zu erhalten und gleichzeitig seine Macht und Liebe durchzusetzen.

Natürlich kommt es zu Konflikten, die im Hörspiel dann auch sehr spannend inszeniert wurden. Halver hat die Romanvorlage von Edward George Bulwer-Lytton daher auch kaum entschärft und die hasserfüllte Stimmung sowie die bösartigen Gefechte prima in seinen Plot aufgenommen. Gleich mehrere differenzierte Ausschreitungen zeichnen das Hörspiel, und immer wieder sind neue Personen am Geschehen beteiligt, so dass die Handlung ein wenig komplexer gerät. Allerdings liegt hier auch eine kleine Schwäche versteckt, denn dadurch, dass sich immer mehr Figuren in den aktiven Part der Geschichte einklinken, verliert man schon mal schnell die Übersicht, zumal die Sprecherstimmen, abgesehen von denen Glaukus‘ und Arbaces‘, sich in gewiser Weise schon ähneln. Dies wird noch durch den etwas rauen Ton verschärft, der zwar für sein Alter gut erhalten ist, aber eben auch die Zeichen der Zeit nicht verbergen kann.

Andererseits ist durch diese Vielseitigkeit auch flächendeckend für Spannung gesorgt, denn während der letzten Tage von Pompeji wird die Stadt gleich von mehreren Dramen heimgesucht, und jedes Mal sind wieder andere Menschen davon betroffen. Hinzu kommt, dass die Vertonung durch die gehobenere Sprache ein ganzes Stück anspruchsvoller erscheint, wenngleich es einleitend einer kurzen Gewöhnungszeit bedarf, bis man sich ‚hineingehört‘ hat. Von dort an macht das dreiviertelstündige Treiben in Pompeji allerdings auch eine Menge Spaß, vorrangig natürlich, weil bis auf den betitelten Untergang absolut nicht ersichtlich ist, was aus Jone, Nydia, Arbaces, Apäcides und natürlich Glaukus werden wird.

Der 15. Teil der „Europa-Originale“ zielt zwar auf ein bestimmtes Publikum, sollte jedoch nicht nur von Historienfreunden angetesten werden. Es handelt sich natürlich nicht gerade um ein modernes Lustspiel, aber immerhin noch um eine sympathisch aufgebaute, spannende und wirklich sehr unterhaltsame Produktion, die trotz oder vielleicht sogar wegen ihres außergewöhnlichen Erscheinungsbilds wunderbar in diese Serie hineinpasst – und nach der ziemlich schwachen Episode „Die Irrfahrten des Odysseus“ beweist, dass Hörspiele mit historischem Inhalt keinesfalls schlecht sein müssen.

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Hyung, Min-Woo – Priest – Band 12

[Band 1 1704
[Band 2 1705
[Band 3 1707
[Band 4 1709
[Band 5 1720
[Band 6 2515
[Band 7 2516
[Band 8 2575
[Band 9 2618
[Band 10 2701
[Band 11 2854

_Story_

Enttäuscht von der ablehnenden Haltung Ivan Isaacs, der sie nicht als Ersatz für die dahingeschiedene Gena akzeptieren will, begibt sich Lizzie auf die Suche nach einer neuen Bande, um eine Lösung für ihren Virus zu finden. Auch die Stammesbrüder des verstorbenen Cairo sind nicht untätig und arrangieren ein Treffen mit den Marshalls. Allerdings besteht noch keine Einigkeit darin, ob sie sich an den grausamen Priestern rächen werden, deren eiskaltern Händen Cairo zum Opfer gefallen ist.

Ivan Isaacs hingegen landet auf seiner Reise in Windtale, einem Ort der Verstoßenen, an dem die mütterliche Nera einige entstellte Wesen vor der drohenden Folterung durch die Menschheit bewahrt. Doch die Zigeunergruppe braucht dringend neue Nahrung und Unterstützung seitens der Stadtbewohner, so dass eine Fahrt ins Zentrum unvermeidlich ist. Dort kommt es dann zum Eklat: Nera trifft auf ihren neuen Widersacher Isaacs, und die mitgereisten Kinder werden von einigen ortsansässigen Fieslingen an den Pranger gestellt.

_Meine Meinung_

Meines Wissens war diese Serie zunächst auf insgesamt 15 Bände angesetzt, doch mittlerweile erscheint es mir utopisch, dass Autor Min-Woo Hyung innerhalb dieses Rahmens zu einem runden Abschluss kommen wird. Ein 16. Band ist daher bereits für die deutsche Ausgabe bei |Tokyopop| angekündigt. Auch im zwölften Band von „Priest“ ergeben sich durch die Einbeziehung neuer Charaktere wieder neue Ideenkomplexe, die mit dem bereits Geschehenen erst einmal in Einklang gebracht werden müssen.

Der Autor beschreitet zudem auch wieder einen gänzlich neuen Weg und lässt die Ereignisse der vorangegangenen Episoden bis auf Weiteres ruhen. Sowohl das weitere Fortschreiten Lizzies als auch die Rachegelüste von Cairos Gefährten werden nur losgelöst am Rande erwähnt, während die Geschichte von Nera und ihren verrufenen Schützlingen das Geschehen bestimmt. Einerseits gar nicht schlecht, andererseits aber auch wieder ärgerlich, weil der Autor zum wiederholten Mal einen eröffneten Komplex nicht zu Ende denkt und statt einer Übergangslösung wieder Gedanken streut, die große Teile der Handlung über den Haufen werfen.

Die Art und Weise, wie Hyung dies macht, ist allerdings wieder beeindruckend. Verschiedene bewährte Charaktere, darunter auch Ivan Isaacs selber, nehmen mit einem Mal eine vollkommen andere Position ein. Plötzlich sind es die einst bösartigen Engel, die positiv besetzt werden, wohingegen der wiederauferstandene Rächer sich gegen die mit Sympathien behaftete Nera stellt, sogar droht, ihr den Garaus zu machen. Vom moralischen Aspekt betrachtet geschehen hier Dinge, die bewirken, dass man sich von der Identifikationsfigur Isaacs löst und ihr Handeln in Frage stellt. Bereits die Auseinandersetzung mit Lizzie verhieß nichts Gutes, und jetzt scheint es geradezu so, als hätte Belials Handlanger die Seiten gewechselt und würde nun das Böse verkörpern.

Unterschwellig wird dem Leser jedoch schon eröffnet, dass Nera und ihre hässlichen Gestalten lediglich Teil einer Scheinwelt sind und ihr sympathisches, fast schon mitleiderregendes Auftreten nicht ihrer wirklichen Natur entsprechen. Jedoch handelt es sich hierbei nur um Andeutungen, die den Leser zum Nachdenken und Weiterspinnen anregen. Eben wie bei all den anderen versteckten Hinweisen, die der Autor im Laufe der Reihe in seinen Büchern platziert hat.

Es bleibt also weiterhin spannend im Kampf zwischen Ivan Isaacs und all den feindlichen Engeln und Dämonen. Min-Woo Hyung hat die Facetten seiner Manwha-Serie noch weitreichender gestaltet und dafür gesorgt, dass „Priest“ nach einem sich zwischenzeitlich anbahnenden Endspurt wieder so undurchschaubar ist wie nach der Wiederbelebung des Hauptcharakters. Angenehm beim zwölften Band der bald in Hollywood visualisierten Serie ist dabei übrigens noch der Verzicht auf überzogene Gewaltdarstellung; zwar sind manche Szenen recht brutal, dies aber mehr auf mentaler Ebene.

Und so fällt das Resümee nach anfänglichen Bedenken dann auch wieder ausgesprochen positiv aus. Die aktuelle Fortsetzung bringt die Geschichte voran, offenbart dabei aber auch, dass die Erzählung noch Potenzial für mindestens zehn weitere Episoden hat. Man darf jedenfalls gespannt sein, was Min-Woo Hyung daraus machen wird. Meinetwegen darf „Priest“ aber gerne so komplex und undurchdringlich bleiben wie in der hier rezensierten Folge.

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Varesi, Valerio – Pension in der Via Saffi, Die. Commissario Soneri blickt zurück

_Story_

Winter in Parma. Nebelbänke liegen über der Stadt und versetzen Commissario Soneri in eine melancholische Stimmung, vor allem, seit er mit der Aufklärung des Mordes an der alten Pensionsbesitzerin Ghitta Tagliavini beauftragt worden ist. Soneri kannte das Opfer aus der gemeinsamen Zeit mit seiner ehemaligen Freundin Ada, mit der er einige Nächte in Tagliavinis Gasthaus verbrachte. Nun wird er an diese Zeit zurückerinnert und damit auch an den dramatischen Tod Adas, der ihn die Vergangenheit ein zweites Mal erleben lässt.

Soneri beginnt die Ermittlungen an diesem zwielichtigen Mordfall und findet alsbald heraus, dass Ghitta bei weitem nicht so ehrenhaft war, wie der Commissario immer dachte. Stattdessen hat sie sich illegal als Wunderheilerin einen Namen gemacht und dadurch ihren dubiosen Ruf noch weiter bekräftigt. Soneri fühlt sich mit dem Fall überfordert, weil seine persönliche Vergangenheit immer weiter in den Vordergrund gerät. Doch als er realisiert, wie dicht sein eigenes Schicksal mit dem rätselhaften Mord an die alte Tagliavini verknüpft ist, weiß er, dass es für einen Rückzieher bereits zu spät ist.

_Meine Meinung_

Nach dem spannenden politischen Krimi [„Der Nebelfluss“ 1587 bemüht Valerio Varesi ein weiteres Mal seinen Antihelden Soneri, der seiner Rolle als sturköpfiger Eigenbrödler hier ein weiteres Mal vollends gerecht wird. Im zweiten Roman um den verbissenen Commissario geht es wiederum um Inhalte aus Italiens politischer Vergangenheit, die der Autor geschickt in eine spannende Kriminalhandlung eingeflochten und mit der Geschichte des Protagonisten verbunden hat. Allerdings kristallisieren diese sich erst nach und nach heraus, genauer gesagt erst im zweiten Drittel, als Soneri die Spur des seltsam gekleideten Pitti verfolgt, der ebenso wie viele andere Menschen in den umliegenden Häusern von Ghittas Pension direkt oder indirekt in den Fall mit eingebunden zu sein scheint. Ab diesem Punkt nimmt die Handlung aber auch erst richtig Tempo auf, wohingegen die ersten Seiten fast ausschließlich dazu verwendet werden, einzelne Ausschnitte aus Soneris Studentenleben zu reflektieren und die Umgebung des Tatorts zu beschreiben.

Doch dann wird’s mit einem Male interessant; Soneri dringt tiefer in die Geschehnisse in der Via Saffi und stößt dabei zunächst auf Ghattis ehemalige Mitbewohnerin Elvira, deren unsicheres Auftreten den Beamten schnell stutzig macht. Er informiert sich in den umliegenden Kneipen sowie bei seinem dort angesiedelten Friseur über die Dame, holt bei einem neugierigen Landstreicher Infos über die Vergangenheit der involvierten Personen ein, kommt dabei aber immer wieder mit seinen Gedanken zurück zu seiner gescheiterten Beziehung mit Ada. Gleichzeitig muss er aber auch seine derzeitige Geliebte Angela bei Laune halten, die dem neuesten Fall ihres Gefährten mit großer Skepsis entgegenblickt, zumal sie nicht akzeptieren möchte, dass in Soneri alte Gefühle aufkeimen und ihren Rang damit untergraben.

Hin- und hergerissen von seinen Emotionen und Gedanken, steigert sich der Commissario immer weiter in den Fall hinein und ist irgendwann froh, dass ihn die ersten Resultate zur Vermutung einer politisch motivierten Tat führen. Er verfolgt fortan noch genauer, was besagter Pitti allabendlich in den Straßen der Via Saffi erledigt, berücksichtigt dabei mit wachsender Intensität scheinbare Zusammenhänge zu längst verjährten Mordfällen und erhält dadurch die Ablenkung, die er sich bei all seinen wirren Gedankenspielen wünscht. Doch viel lieber noch würde er das Attentat auf die Tagliavini weiterdelegieren, kann diesen Entschluss aber schon alleine deswegen nicht mehr durchziehen, weil er auf diese Weise auch nicht mit sich selbst Frieden schließen kann. Um mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen, ist er geradezu dazu verpflichtet, zu lernen, das Unumkehrbare zu vergessen oder es zumindest hinzunehmen, um endlich wieder aus seiner Melancholie herauszukommen.

Auf der anderen Seite ist sich der Commissario die Aufklärung der Tat auch als Rechtfertigung vor den schmierigen Figuren der Chefetage der Polizei schuldig. Von dort aus werden ihm stetig neue Hürden in den Weg gelegt, während jeder Fortschritt ohne jegliche verdiente Anerkennung bleibt. Soneri hat es satt, den Spielball für seine Vorgesetzten abzugeben, und wehrt sich mit aller Kraft dagegen, den ihm zugesprochenen Verliererpart anzunehmen. Zwar bleiben seine Ermittlungen bis kurz vor Schluss ergebnislos, doch sobald sich seine Spur als richtig erweist, tritt der Mann sofort eine wahre Lawine los, von der selbst gefürchtete Ex-Genossen zutiefst erschüttert werden. Und damit geht diese Geschichte erst richtig los.

„Die Pension in der Via Saffi“ bleibt aber trotz all dieser emotionalen Energie ein wenig hinter den zuletzt geschürten Erwartungen zurück. Valerio Varesi hat dieses Mal erhebliche Probleme damit, die Geschichte ‚rund‘ zu bekommen. Die Verknüpfung der Zusammenhänge ist die gesamte Zeit über sehr vage dargestellt und könnte bei der umfassenden Rahmenhandlung manchmal etwas mehr Zielstrebigkeit vertragen, gerade was die Verquickung von politischen und kriminalbezogenen Inhalten angeht. Varsi macht nicht wirklich deutlich, was das eine mit dem anderen zu tun, oder um es hinsichtlich der Handlung zu formulieren: Der Mord an Ghitta scheint völlig losgelöst von den hinterlistigen Affären der im Roman aufgeführten Darsteller behandelt zu werden, und wenn sich das Ganze zum Schluss dann als Einheit zusammenfügen soll, wirkt dies ein wenig künstlich.

Dabei sind die Ideen in „Die Pension in der Via Saffi“ sehr interessant, gerade eben, was die historischen Hintergründe betrifft. Aber in diesem Fall sind sie leider nicht so spannend umgesetzt wie noch in „Der Nebelfluss“; der Plot ist bei weitem nicht so stringent, die Stimmung zudem ziemlich ungewöhnlich für einen Kriminalroman (was ja zunächst mal gar nicht falsch sein muss) und die diesmal unheimlich vielen Charaktere manchmal etwas schwammig in die Geschichte eingeführt worden. Und all das sind kleine Schwächen, die in ihrer Summe dafür sorgen, dass Varesis aktuelles Werk sich dem Leser nur bedingt öffnet und dieser wiederum immer nur episodisch Interesse entwickelt, den Faden wieder aufzunehmen und die etwas komplexere Erzählung konzentriert zu verfolgen. Mit anderen Worten: Der Autor schafft es dieses Mal nicht, sein Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde an sein Werk zu fesseln, so dass alles in allem ein recht durchschnittlicher Gesamteindruck steht, der dem guten Ruf eines Valerio Varesi meines Erachtens nicht gerecht wird. Aber das beweist auch, dass viele interessante Ideen noch lange kein Garant für einen spannungsgeladenen Plot sind.

Ross, Alex & Krueger, Jim (Autoren) / Ross, Alex & Braithwaite Doug (Zeichner) – Justice (2 von 6)

Story

Der Traum der Superhelden hat weiterhin Bestand; die Erde wird von mehreren parallel eingetretenen Katastrophen heimgesucht, und die Mitglieder der Justice League stehen dem Geschehen ohnmächtig gegenüber. Doch was Superman, Batman und Co. noch viel stutziger macht, ist das seltsame Vorgehen der Schurken, die sich plötzlich als Weltretter aufspielen und die Bevölkerung im Glauben lassen, dass sie ihre Vorgänger nun ablösen werden. Im Hintergrund schmiedet Lex Luthor allerdings wieder einige hinterlistige Pläne; er versammelt die ‚ehemaligen‘ Schurken um sich, sorgt dafür, dass die alten Verfechter der Gerechtigkeit endgültig ausgeschaltet werden und scheut dabei auch nicht davor zurück, bei manchen von ihnen das endgültige Ende anzustreben. Doch wird es ihm auch gelingen, den bösen Traum in die Realität zu transferieren?

Meine Meinung

Nachdem ich vom ersten Teil der neuen „Justice“-Reihe noch recht angetan war, hat mich die Fortsetzung des zweiten derzeit laufenden DC-Crossovers ein wenig verwirt. Im Groben ist zwar klar, wie es um den Inhalt bestellt ist, doch irgendwie hat sich Autor Alex Ross ein wenig zu sehr in die Komplexität seiner Handlung hineingesteigert und dabei manchmal einzelne Schritte übersprungen, die das Gesamtkonstrukt „Justice“ etwas klarer darstellen würden. Weiterhin bemüht sich Ross darum, möglichst viele Helden und Bösewichte in seiner Geschichte unterzubringen, vergisst dabei aber zwischenzeitlich, dass die Story davon nicht dringend profitieren muss. Und das tut sie in diesem Fall nun wirklich nicht. Die Geschichte wird definitiv von den überladenen Gedankensprüngen beeinträchtigt und kommt nicht richtig voran, was jedoch leider ignoriert wird. Ross zieht nämlich stringent sein Ding durch, kümmert sich nicht um eventuell aufkeimende Fragen und denkt dabei meines Erachtens ein wenig zu sehr an seine persönlichen Vorlieben. Was ich sagen will: Der Mann hat klare Vorstellungen davon, was alles in die Story mit hineingehört, beachtet aber nicht, dass dies nicht alles auf so kleinem Raum unterzubringen ist. Luthors Pläne, seine Fehde mit dem Joker, Supermans hoffnungsloser Kampf, Aquamans Schwierigkeiten in der Unterwasserwelt, die Misere des Martian Manhunters, Flashs vergeblicher Einsatz, und, und, und … Irgendwann ist das Heft voll, ohne dass die Story die erforderlichen Fortschritte erzielt hat, zumindest keine nennenswerten.

Andererseits sind die Ideen des Autors sicher nicht schlecht und können sich von außen betrachtet ganz klar mit denen der „Infinite Crisis“ messen. „Justice“ ist reich an Action, hat ein reichhaltiges Repertoire an bekannten Persönlichkeiten, hat aber die Schwierigkeit, dass es sich bezüglich der Umsetzung nicht ganz mit dem großen Bruder messen kann, bei dem die vielen Elemente einfach ausgewogener verteilt sind. Beim zweiten Teil von „Justice“ hingegen fühlt man sich ein wenig erschlagen von den vielen Subplots, was sicherlich damit zu tun hat, dass die einzelnen Einheiten hier noch nicht zusammengefügt werden (können). Aber ich möchte die Serie jetzt nicht zu schnell aburteilen, denn immerhin ist sie gerade erst zu einem Drittel fortgeschritten und hat auf jeden Fall noch Gelegenheit, sich zu bewähren. Bis hierhin bin ich allerdings ein wenig enttäuscht, dass die gute Basis des Debüts nicht aufrechterhalten wurde. Machen wie es also kurz und schmerzlos: In „Justice 2“ hat Alex Ross nicht sein ganzes Potenzial abgerufen und die komplexe Handlung nicht wirklich vorangebracht. Ergo werden die Erwartungen erst einmal gedämpft – hoffentlich nur bis zur Fortsetzung!

Comic : 68 Seiten
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Forester, C.S. – Kapitän Hornblower (Europa-Originale 13)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Kapitän Hornblower – Helmo Kindermann
Mr. Bush – Horst Stark
Gerard – Gernot Endemann
Lady Wellesly – Ingrid Andree
Don Julian – Rolf Mamero
Hernandez – Heinz Trixner
Bauer – Franz-Josef Steffens

Bearbeitung: H.G. Francis
Regie: Heikedine Körting
Musik: Tonstudio EUROPA
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Dr. Beurmann

_Story_

Die englische Fregatte „Lydia“ wird von seiner Admiralität nach Mittelamerika entsandt, um dort Aufständische zu unterstützen, die sich der spanischen Monarchie widersetzen. Großbritannien steht nach wie vor im Krieg gegen Spanien, und um ein Zeichen zu setzen, ist der befehligte Kapitän Hornblower darauf angesetzt worden, das mächtige Kriegsschiff „Natividad“ anzugreifen und nach Möglichkeit zu versenken. Während Hornblower sich zum Golf von Fonseca aufmacht, entspannen sich die Verhältnisse zwischen den beiden Großmächten unerwartet vollständig. Es kommt zu einem Friedenspakt, von dem die Besatzung der „Lydia“ auf offener See allerdings nichts erfährt. Also segelt Hornblower weiter nach Mittelamerika, wo er auf den anvisierten Großgrundbesitzer Don Julian trifft. Mit ihm soll er vor Ort Handel treiben, obwohl es dem Kapitän widerstrebt, sich mit dem mächtigen Sklaventreiber, der sich selbst El Supremo nennt, einzulassen. Doch er hat einen Auftrag, den es zu erfüllen gilt, und als er schließlich doch noch von den politischen Änderungen erfährt, hat er seinem ungeliebten Komplizen bereits zu noch größerer Macht verholfen …

_Meine Meinung_

„Hornblower“, so der Originaltitel des Hörspiels, basiert auf einem alten Roman des britischen Autors Cecil Scott Forester und wurde 1953 bereits mit Gregory Peck in der Hauptrolle verfilmt. Dennoch ist es innerhalb der zweiten Staffel wohl dasjenige Hörspiel, welchem vom Bekanntheitsgrad wohl der geringste Wert zukommt, weil die Romanvorlage bislang (und wahrscheinlich auch in Zukunft) nicht den Status eines Klassikers erfahren hat.

Allerdings sollte man deswegen keine falschen Schlüsse ziehen, denn auch wenn ich dies im Zusammenhang mit der Hörspielreihe „Europa-Originale“ schon häufiger geschrieben habe, ist dies die bislang spannendste und beste Geschichte im Rahmen dieser tollen Neuauflagen. Dies mag sicher daran liegen, dass die Geschichte eben bis dato nicht bekannt war und so die Überraschungseffekte eine deutlichere Wirkung zeigen. Und davon gibt es innerhalb der Handlung ja so einige.

Zunächst einmal muss die Story aber in zwei Ebenen getrennt werden. Da wäre zum einen der stetige Konflikt des hochmütigen Kapitäns, der sich auf fremdem Land nicht zu schade ist, den dortigen Tyrannen auf die Probe zu stellen. Zwar ist er angewiesen, mit ‚El Supremo‘ zusammenzuarbeiten, bestimmt dabei aber selber die Regeln. Jedoch läuft Hornblower trotz der offenkundigen Überlegenheit in die Falle, nicht jedoch ohne vorher einige Zeichen gesetzt zu haben. So sind manche Mitglieder der Besatzung zutiefst erschüttert von den Maßnahmen des Großgrundbesitzers und erwägen, auch körperlich gegen ihn anzugehen. Als ein unschuldiger Bürger, der nicht einsehen wollte, in Don Julian den Allmächtigen zu sehen, an einen Pfahl gebunden wird und verdursten soll, platzt der Besatzung ob des unmenschlichen Umgangs der Kragen.

Der Konflikt eskaliert aber nicht – womit wir beim zweiten Teil wären – denn mittlerweile hat das Schiff bereits unter dem Kommando von Hornblower die „Natividad“ eingenommen und sie an Don Julian weitervererbt. Dass dies ein leichtsinniger Fehler war, ist offensichtlich, war aber im Vertrag so festgesetzt. Dass Hornblower diese Handlung allerdings so schnell bereuen wird, hätte er nicht gedacht, doch als ein Vertreter der spanischen Regierung ihn darauf aufmerksam macht, dass jegliche Kriegshandlungen zwischen Großbritannien und Spanien ein Ende gefunden haben, muss er seine Naivität schmerzlich eingestehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Fehler wiedergutzumachen, nämlich das erneut feindliche Schiff zu versenken. Doch damit hätten die Spanier den Stolz ihrer Flotte endgülig eingebüßt, was den jungen Frieden zwischen den beiden Nationen ein weiteres Mal auf die Probe stellen könnte.

„Kapitän Hornblower“ ist nicht nur das beste sondern auch das abwechslungsreichste Hörspiel in dieser Reihe. Die Geschichte ist sehr stark von den unerwarteten Wendungen geprägt und rast so trotz der relativ umfassenden Spieldauer (45 Minuten sind für diese Serie schon recht anständig) ziemlich schnell auf das opulente Finale zu. Außerdem sind die Sprecher mal wieder souverän, selbst wenn hier einige neue Stimmen mitgewirkt haben. Und da die 13. Episode nun auch die erste ist, bei der man nicht einmal einen klitzekleinen Schwachpunkt entdecken kann, bleibt mir auch nichts anderes übrig, als diese vergleichsweise unbekannte Geschichte dringend weiterzuempfehlen.

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Meirose, Astrid / Pruß, Volker – Nephilim, Die (Schattenreich 1)

_Story_

Christian Wagner kehrt nach mehreren Jahren wieder in seine Heimatstadt zurück und wird bereits kurze Zeit später Zeuge einer grausamen Mordserie. Seine ehemalige Gattin Alexa, mittlerweile bei der Polizei aktiv, informiert ihn über den Fund einer geköpften Leiche und bittet den Kulturwissenschaftler, am Tatort einen Befund über die seltsame Tätowierung der Leiche zu erstellen. Doch schon auf dem Weg zur Fundstelle ereignen sich seltsame Dinge; Christian bekommt einige ungewöhnliche Kurzmitteilungen auf sein Handy geschickt und gerät bereits vor seiner Ankunft tiefer in die Geschehnisse herein, als er es sich hätte träumen lassen. Zudem entdeckt Wagner dann auch noch, dass die Leiche die gleiche Tättowierung wie er selber trägt, was ihm langsam aber sicher Angst einflößt. Er entlarvt die Tote als eine ‚Nephilim‘, eine sektenartige Gruppierung, die vor einigen Jahren als Gegenpol zu den geförderten ‚Titanen‘ ins Leben gerufen wurde.

Als sich der verdeckte Ermittler gezwungenermaßen näher mit dem Thema beschäftigt, drängen sich ihm immer mehr Parallelen zu seinem eigenen Leben auf. Er erinnert sich an seine für tot erklärte Freundin Billie und einen gewissen Adrian, der in der Ägyptologie Seth, den Gegenspieler seines selbst erkorenen Alter Egos Osiris, abgegeben hat und sich zufälligerweise auch gerade in der Stadt herumtreibt. Nach einem Besuch in der finsteren Diskothek werden Christian dann die Augen geöffnet; er wird von einem erotischen Schauspiel verführt und wird sich der tatsächlichen Tragweite der jüngsten Entwicklungen bewusst. Als er am nächsten Morgen unbekleidet aufgefunden wird, helfen ihm die Erinnerungen der letzten Nacht, endlich Licht ins Dunkel zu bringen.

_Meine Meinung_

Unter dem Titel „Schattenreich“ ist unlängst eine neue Hörspiel-Serie gestartet, die sich – der Titel lässt es bereits vermuten – mit düsteren Phänomenen und übersinnlichen Themen beschäftigt. Die Serie wird außerdem von Gothic-Magazin „Sonic Seducer“ präsentiert, was natürlich sofort einige Vorurteile mit sich bringt, die auch prompt in der ersten Episode „Die Nephilim“ bestätigt werden. Doch was es damit auf sich hat, dazu möchte ich später noch einmal gesondert kommen.

Das Konzept von „Schattenreich“ ist jedenfalls nicht gerade herkömmlich; Ziel war es, eine Mischung aus stimmungsvoller Gothic-Musik und dichter Hörspiel-Atmosphäre zuschaffen, was den Machern auch weitestgehend gelungen ist, sieht man mal von den raschen Schwenks zwischen diesen beiden Elementen ab. Hier hätte man sich noch einige fließendere Übergänge gewünscht, denn es ist schon so, dass die Musik manchmal ruckartig mit mächtigen Beats einsetzt und so die letzten bzw. ersten Worte des Hörspiels zu stark überlagert. Letztendlich ist das nur ein kleiner Schönheitsfehler, aber es fällt eben schon auf.

Rein inhaltlich, und damit wären wir bei besagten Vorurteilen, orientiert sich „Die Nephilim“ indes an altbekannten Klischeethemen. Es geht um eine seltsame, nur unterschwellig thematisierte Sekte, unerklärliche Todesfälle, Fabelwesen wie eine Medusa und die zunächst einmal unwahrscheinlich erscheinenden Zusammenhänge zwischen alldem, erforscht vom Ermittlergespann Alexa und Christian. Und eigentlich ist dies auch alles ziemlich gut zusammengefügt, nur eben nicht wirklich ideenreich konstruiert worden. Vor allem beliebte Mystery-Thriller-Autoren wie Dan Brown (und ganz besonders der) werden hier in anders benannten Themenkomplexen zitiert und teilweise auch kopiert, wenn auch auf etwas finsterere Art und Weise. Aber die Parallelen zwischen den Hauptfiguren des Millionensellers „Sakrileg“ und der inhaltlichen Struktur von „Die Nephilim“ sind schon signifikant, wenngleich sie sich zum Ende hin dann doch ganz unterschiedlich entwickeln. Während Brown jedoch bis zum Finale auf höchstem Niveau agiert, müssen die beiden Produzenten Astrid Meirose und Volker Pruß vergleichsweise kleinere Brötchen backen, weil es ihnen zum Schluss nicht sonderlich überzeugend gelingt, das Ende ‚rund‘ zu bekommen. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und nach all dem Spannungsaufbau der ersten Dreiviertelstunde wird die bis dahin tolle Atmosphäre abrupt zerstört und die Geschichte eher unbefriedigend aufgelöst. Und dies muss man dem Hörspiel bzw. der Handlung auch als Schwäche auslegen.

Andererseits ist die Inszenierung bis zu diesem Punkt (und rein äußerlich auch über die gesamte Spielzeit) fabelhaft. Die düstere musikalische Untermalung ergänzt sich sehr schön mit den dramatischen Akten des Plots und ist hinsichtlich der Gesamtwirkung tatsächlich eine echte Bereicherung. Und auch die Auswahl der finsteren Kompositionen ist lobenswert, weil für jede Stimmung, die sich innerhalb der Story auftut, eine passende Begleitung oder aber ein angenehmr Kontrast vorhanden ist – sei es nun von Gruppen wie SECRET DISCOVERY und ZERAPHINE oder eben vom Berliner Filmorchester und Kammerchor.

Aus diesem Grunde ist es auch etwas schade, dass die Handlung nicht auf Top-Niveau angesiedelt ist. Die Geschichte ist sicherlich spannend und von Sprechern und Musik erstklassig ausgemalt worden, lässt aber im Hinblick auf den Faktor Innovation ein wenig zu wünschen übrig und ist an manchen Stellen außerdem auch noch unlogisch aufgebaut. Sieht man davon mal ab, ist der erste Teil der „Schattenreich“-Serie ein absolut anständiges Hörspiel, welches, sobald inhaltlich noch leichte Verbesserungen erzielt werden, durchaus Lust auf mehr macht.

Mehr Infos gibt es unter http://www.schattenreich.net.

Dark, Jason – John Sinclair – Königin der Wölfe (Folge 35, Teil 2)

_Story_

Mr. Mondo und seine Gefolgschaft haben John endgültig in ihre Fänge bekommen und sehnen sich nun danach, ihn zu einem mächtigen Verbündeten zu machen. Ein bösartiges Serum verwandelt den Geisterjäger innerhalb weniger Minuten in einen blutrünstiegn Werwolf, der alle Kommandos seines Herrchens befolgt. Allerdings sind nicht alle Gefährten des psychiatrischen Facharztes mit dieser Verwandlung einverstanden. Die radikale Pamela zum Beispiel sinnt darauf, Sinclair sofort zu töten, doch dies kann Mondo nicht akzeptieren. Stattdessen übergibt er seinen neuen Schützling in die Hände der Dämonin Lupina, die wiederum einen Kampf zwischen Sinclair und einem weiteren Werwolf inszeniert. John geht als Sieger hervor, bindet sich dadurch aber noch stärker an seine neue Herrin. Wird es seinem Team um Suko, Bill Conolly und seine Geliebte Jane Collins gelingen, John wieder seine echte Identität zu verschaffen?

_Meine Meinung_

Ganz ehrlich: Ich bin ein wenig enttäuscht von der Fortsetzung des genialen [„Mr. Mondos Monster“. 2154 Irgendwie ist es nämlich nicht gelungen, die hierin begonnene, äußerst vielversprechende Geschichte fließend aufzunehmen und sie auf gleichem Niveau zu Ende zu bringen. So viel schon mal zum ersten Eindruck.

Nun, beginnen wir aber mal beim eigentlichen Problem, den fehlenden Verknüpfungen. Rein äußerlich sind die Episoden 34 und 35 ein zusammengehöriger Zweiteiler, in dem es um die gewaltigen Resultate der Forschung von Mr. Mondo geht. Allerdings ist hiervon in „Königin der Vampire“ kaum noch die Rede. Mit einem Mal schwenkt die Handlung nämlich komplett um und beschränkt sich nur noch auf die finstere Inkarnation des John Sinclair, ohne dabei jedoch zu weit in die Tiefe zu gehen. Das soll sicher nicht heißen, dass die Geschichte deswegen enorm an Spannung einbüßt, doch es ist schon so, dass wichtige, prägnante Elemente des ersten Teils gänzlich abhanden gekommen sind, wie zum Beispiel der nette Humor um die schrullige Sarah Goldwyn oder aber die rasante Action, die sich während der Verfolgungsjagd von Mr. Mondos Schergen auf Sinclair und eben jene alte Dame ergeben hat.

Gewichen sind sie einem selbst für Sinclair-Verhältnisse enorm düsterem Schauspiel, welches den Protagonisten aus einer völlig anderen Perspektive zeigt. Sinclair gehört plötzlich dem Bösen an, kämpft an entgegengesetzter Front, kann aber an dieser Seite nicht so ganz überzeugen. Das mag zum einen auch daran liegen, dass es einfach ungewohnt ist, den Geisterjäger so zu hören, entspricht aber auch ansonsten nicht so recht den Vorstellungen der ihm hier zugedachten Rolle. Mit anderen Worten: Die Umsetzung ist – und das ist innerhalb dieser Reihe nun wirklich mal eine Ausnahme – trotz aller Effekte und Klangmalereien nicht so toll, wie man es eigentlich gewohnt ist.

Natürlich muss man sich diesbezüglich aber auch vergegenwärtigen, dass die Erwartungen an diese Hörspielserie enorm groß sind und man eben nicht immer nur Highlights bekommen kann. Ich will diese leicht verpatzte Gelegenheit, aus der Doppelfolge ein echtes Event zu machen, zwar nicht mit irgendwelchen Floskeln rechtfertigen, aber darauf hinweisen, dass selbst diese Episode immer noch mit großem Abstand besser ist als 99 Prozent der übrigen Hörspiele und -bücher aus diesem Bereich. Dass es keine 100 Prozent sind, liegt schlicht und einfach daran, das man die Rahmenhandlung ziemlich grob auseinandergerissen und die Schwerpunkte denkbar ungünstig und im Großen und Ganzen auch zu oberflächlich verteilt hat. Zudem fehlt irgendwie der Witz an der Sache. Ich halte es für ziemlich ungünstig, den Plot mit zünftigem Humor zu beginnen (so geschehen in „Mr. Mondos Monster“) und anschließend mit einer bierernsten, bitterbösen Fortsetzung abzuschließen. Irgendwie beißen sich diese Gegensätze bezogen auf den Inhalt ganz gewaltig.

Zusammengefasst hat sich das Produktionsteam schlicht und einfach nicht auf seine eigentlichen Stärken besonnen, die prinzipiell darin bestehen, in kürzester Zeit eine flotte Action/Horror-Geschichte mit Spannung zu füllen und sie zielstrebig bis zum Schluss zu verfolgen. Was vor einem halben Jahr gut begonnen hat, findet hier ein etwas lahmes, nicht ganz zufriedenstellendes Ende. Sinclair-Fans müssen sich von dieser Kritik jetzt aber nicht vollständig irritieren lassen, sollten aber berücksichtigen, dass diese Doppelfolge in ihrem zweiten Part einige überraschende Schwächen hat. „John Sinclair“ gibt’s auch besser, zum Beispiel gleich in der nachfolgenden Episode, und das ist letztendlich auch der einzige Fakt, der zählt.

http://www.sinclairhoerspiele.de/

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Earl Warren – Das Ende der Menschheit (Gentec-X Nr. 1)

Story

Chicago im Jahr 2018: Der Gentec-Konzern kontrolliert die weltweite Wirtschaft mit genmanipulierten Erzeugnissen und innovativen Genchips. Was jedoch genau in der großen Manufaktur vor sich geht, bleibt der Außenwelt verborgen. Selbst FBI und CIA haben keinen Zugang zu den geheimen Labors und stehen dem Unternehmen deshalb auch sehr skeptisch gegenüber.

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Melville, Herman – Moby Dick (Europa-Originale 8)

_Besetzung_

Ismael – Erzähler, Siegmar Schneider
Starbuck – Joachim Rake
Quiqueg – Rudolf H. Herget
Elias – Malte Petzel
Stubb – Bernd Kreibich
Flask – Michael Korrontay
Archy – Jürgen Lier
Kapitän Ahab – Benno Gellenbeck
Schmied – Heinz Erdmann
Kapitän Gardiner – Horst Beck
Seeräuber – Chris Heinrich
Fedallah – Hans Meinhardt

Bearbeitung: Eberhard Alexander-Burgh
Regie: Dagmar von Kurmin
Musik: Tonstudio EUROPA

_Story_

An Bord der „Albatros“ befinden sich einige der mutigsten Schiffsleute der ganzen Welt, denn alle wissen sie, dass ihr Kapitän nur eines im Sinn hat: Rache nehmen für die Schmach, die ihm der gefürchtete Riesenwal Moby Dick bei seinem letzten Gefecht zugezogen hat. Schwer verletzt – Moby Dick raubte ihm ein Bein – sticht der entschlossene Kapitän dennoch wieder in See, um dem Monstrum ein für alle Mal den Garaus zu machen. Und schon bald nimmt die „Albatros“ wieder die Fährte des gewaltigen Wals auf und jagt ihn unerbittlich durchs Meer. Allerdings ist das Schiff für einen Kampf gegen Moby Dick nach wie vor nicht gewappnet. Schier blind vor Eifer und Hass steuert Ahab sein Schiff und auch seine Mannschaft auf offener See mitten ins Verderben.

_Meine Meinung_

Herman Melvilles viel zitierte Geschichte um den gefürchteten Riesenwal wurde nun ebenfalls im Rahmen der „Europa-Originale“ neu aufgelegt, leider aber im Vergleich zur ursprünglichen Version ein wenig gekürzt. Ohrenzeugen zufolge fehlt ein großer Teil der Anfangssequenz, was besonders deswegen unverständlich ist, weil zum einen das Fassungsvermögen einer CD den Umfang einer LP deutlich übersteigt, und zum anderen kaum vorstellbar ist, dass inzwischen einige Teile zensiert werden mussten – schließlich hält sich das Hörspiel konsequent an die Vorlage Melvilles und zeichnet die düstere Atmosphäre dieses literarischen Klassikers wunderbar nach.

Nun, wer die Geschichte in dieser Fassung zum ersten Mal hört, wird sich daran aber eher weniger stören, denn „Moby Dick“ ist in der |Europa|-Version ein echtes, wenn auch sehr kurz geratenes Schmankerl. Die Nr. 8 der im letzten Jahr neu gestarteten Serie gehört in Sachen Spannungsaufbau zur internen Spitze, was unter anderem auch an besagter Atmosphäre liegt. Regisseurin Dagmar von Kurmin ist es tatsächlich gelungen, den Hörer nach kurzer Zeit Teil der Besatzung der „Albatros“ werden und ihn dabei auch all die Ängste und Hoffnungslosigkeit spüren zu lassen.

Zugleich ist man auch begeistert und ergriffen von der Beharrlichkeit des sturen Kapitäns, der seinem Leben nur noch dieses eine Ziel gesetzt hat, diesen Wal ein für alle Mal zu fangen und zu töten. Ahab missachtet jegliche Vernunft, lässt sich nur noch von seinen suchtbefangenen Sinnen betäubten und realisiert dabei erst viel zu spät die Ausweglosigkeit seiner momentanen Lage.

Allerdings sind die Vorzeichen für den besessenen Kapitän von Anfang an schlecht. Ohne die tatkräftige Unterstützung seiner ergebenen, später jedoch zweifelnden Mannschaft wird er niemals dazu in der Lage sein, den Wal zur Strecke zu bringen. Aber auch dies scheint ihn nach einer Weile nicht mehr zu interessieren. Er gibt das Kommando, widersetzt sich schließlich der angsterfüllten Mehrheit und führt sie alle in den sicheren Tod.

Die Tragik der Geschichte wird im Hörspiel ebenfalls sehr gut eingefangen, was man insbesondere daran festmachen kann, dass Ahab-Sprecher Benno Gellenbeck seine Rolle sehr überzeugend spielt. Seiner authentischen Darbietung merkt man an, dass er sich komplett in die Lage des verzweifelten Schiffsführers versetzt hat und seine Gedanken auch nachempfinden kann, was für eine solche Produktion ja auch unheimlich wertvoll ist. Nicht weniger überzeugend sind indes die Sprecher der unsicheren Matrosen, wie zum Beispiel der erzählende Ismael (intoniert von Siegmar Schneider), der seinen Entschluss, sich eine zweitklassige Heuer zu verdienen, schon nach wenigen Stunden bereut. Begleitet von tollen, sphärischen Effekten macht das Team von |Europa| hier einen fabelhaften Job, dessen einzige Schwierigkeit in der Tatsache liegt, dass er nach viel zu kurzer Zeit schon getan ist. Hinsichtlich des Umfangs wäre „Moby Dick“ sicherlich noch ausbaufähig gewesen, zumal man gerade in den entscheidenden Schlusssequenzen ordentlich gespart hat. Etwas mehr Detailverliebtheit in diesen Szenen, und es hätte wirklich nichts zu meckern gegeben.

Andererseits: Meckern ist prinzipiell gar nicht angebracht. Die Handlung ist spannend inszeniert, super dargeboten und wird der Vorlage von Herman Melville inhaltlich vollends gerecht. Und somit darf es auch keinen Zweifel daran geben, dass „Moby Dick“ in dieser Variante ein absolutes Hörspiel-Highlight ist. Wer sich nicht dazu entschließen sollte, die erste Staffel als Ganzes zu kaufen, sollte deswegen auch darauf achten, dass zumindest diese achte Episode mit in die Sammlung kommt – auch in der kurzen Fassung.

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Salvatore, R. A. – Drizzt – Der dritte Sohn (Die Saga vom Dunkelelf 1)

R. A. Salvatores |Saga vom Dunkelelf| ist in letzter Zeit sehr gefragt. Nachdem sich |Panini Comics| erst vor kurzem die Lizenz des „Dungeons & Dragons“-Ablegers gesichert hatten, hat nun auch das junge Hörspiel-Label |Lausch| zugegriffen und eine der wohl besten Fantasy-Storys aller Zeiten in ihr Programm aufgenommen. Wie gehabt erscheint die neue Serie als Dreiteiler, und wie immer hat sich das Label mal wieder ordentlich ins Zeug geworfen, um dem viel gerühmten Original vollends gerecht zu werden.

_Story_

Menzoberranzan, die Heimat der Drow, der düsteren Dunkelelfen und gleichzeitig Thronsitz über das Unbeherrschbare. In dieser geheimnisvollen Welt lebt das Haus Do’Urden, welches in der Hierarchie der Spinnenkönigin Lolth noch nicht die oberste Priorität genießt. In jener Nacht, als das Haus Do’Urden gegen das Haus Hu’nett marschiert, um dieses vollständig auszulöschen, wird auch das Schicksal des jungen Drizzt besiegelt. Eigentlich dazu verdammt, als Drittgeborener geopfert zu werden, überlebt er in letzter Sekunde, als bekannt wird, dass sein älterer Bruder im Kampf gefallen ist. Doch von Glück kann Drizzt dennoch nicht sprechen, denn in der glücklosen Welt der Drow gibt es wenig Erstrebenswertes.

Dann jedoch werden die übermächtigen Fähigkeiten des jungen Dunkelelfen offenbar, und nach und nach bemerkt auch seine Erzeugerin, Malice Do’Urden, dass Drizzt eines Tages zu einer mächtigen Waffe werden könnte. Doch der Drittgeborene wählt nicht den Weg des Bösen; er kämpft für Gerechtigkeit. Damit ist sein Weg auch vorbestimmt und geprägt von unerwarteten Feindschaften – sowohl im eigenen Haus als auch in der Familie des andersartigen Drow. Aber kann Drizzt den Kräften seiner Mutter und der Spinnenkönigin tatsächlich standhalten?

_Meine Meinung_

Erst vor wenigen Wochen habe ich mich noch intensiv mit dieser Geschichte beschäftigt und mit Begeisterung die Comic-Reihe von |Panini| verschlungen. Deshalb ist die Hörspiel-Serie in gewisser Weise auch so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis, welches aber auch unwiderruflich dazu führt, dass man Vergleiche zwischen den beiden Veröffentlichungsformen antritt.

Während im Comic (natürlich) die visuellen Eindrücke herausragen, sind es bei der Lausch-Adaption ganz klar die vielen Soundeffekte, mit denen die Story zusammengehalten wird. Fast permanent wird die Geschichte von Hintergrundgeräuschen wie aufeinandertreffende Klingen, Kriegsgebrüll und erliegendem Jammern begleitet, was jedoch auch manchmal etwas irritierend ist, denn es kommt häufiger vor, dass die vordergründigen Dialoge im Sog der vielen Geräusche etwas untergehen. Gerade zu Beginn, wo die Action schon vollständig ausgeprägt ist und der Zuhörer nicht nur von den Ereignissen, sondern auch vom Prozess des Kennenlernens der einzelnen Figuren überrollt wird, ergeben sich so einige Schwierigkeiten, gerade für diejenigen, die zum ersten Mal mit der „Saga vom Dunkelelf“ in Berührung kommen. Dass man natürlich im Vorteil ist, wenn man den Plot bereits kennt, ist ja selbstverständlich, aber in diesem Fall fände ich es schon wichtig, den Hörer nicht direkt am Anfang bereits zu überfordern.

Andererseits deutet sich hier bereits an, welch rasantes Erzähltempo einen im ersten Teil „Der dritte Sohn“ erwartet. Pausenlos kommt es zu Konflikten und offenem Schlagabtausch zwischen den Obersten von Menzoberranzan, und bevor man sich versieht, sind schon Jahre vergangen und aus dem kleinen Baby Drizzt (übrigens charmant mit kindlichem Geschrei unterlegt) ist eine der gefürchtetsten Personen in der Unterwelt der Dunkelelfen geworden.

Nun, was dies betrifft sowie generell, weicht die Handlung in der Audio-Version nicht wesentlich von der Originalvorlage ab, wohl aber, was die Art und Weise der Präsentation betrifft. Wie man nach Titeln wie „Caine“ und „Die schwarze Sonne“ fast schon erwarten konnte, ist das Hörspiel etwas moderner und vor allem auch frecher aufgebaut. Es werden keine geschwollenen Phrasen gedroschen, sondern mit beinahe zeitgemäßer Sprache verkehrt, was den anfangs noch erschwerten Zugang dann auch wieder erleichtert und einem überhaupf dabei hilft, sich besser mit den Charakteren zu identifizieren. Allerdings liefern die Sprecher von „Die Saga vom Dunkelelf“ auch wieder eine absolut umwerfende Vorstellung ab. Gerade die Rollen der Bösewichte sind spitzenmäßig besetzt und wirken mit ihrer spitzen Zunge noch angsteinflößender als in Salvatores Roman. Und wenn wir diesbezüglich noch einmal auf den eingangs bemühten Vergleich mit der Comic-Serie zurückommen, dann ist die vierte Reihe des exquisiten Labels zumindest hier klar im Vorteil.

Andererseits sollte man besser nicht vergleichen, denn wirklich beide Umsetzungen sind ziemlich genial und in Sachen Spannungsaufbau echte Kracher. Zwar braucht das Hörspiel ein wenig länger, um auf die ersten Höhepunkte zuzusteuern, doch dies liegt in erster Linie daran, dass bei einer Spielzeit von 65 Minuten auch relativ wenig Zeit bleibt, um den umfassenden Inhalt adäquat und sinngemäß wiederzugeben. Dies könnte man sicherlich kritisieren, wenn die Geschichte darunter zu leiden hätte, doch da die Schwerpunkte ziemlich gleichmäßig verteilt sind und auf diese Weise auch eventuellen Längen vorgebeugt werden konnte, wäre dies dann doch nicht angebracht.

Alles in allem werden die hohen Erwartungen somit auch beinahe gänzlich erfüllt. Die Geschichte des selbstbewussten Einzelkämpfers Drizzt Do’Urden bietet aber auch einen reichhaltig besäten Nährboden für ein solches Hörspiel, mit dem hier jedes einzelne Detail prächtig gefüttert werden konnte. Und da es sicherlich keine einfache Aufgabe ist, den hohen Qualitätsstandards von Salvatores Meisterwerk gerecht zu werden, muss man vor dem ersten Teil der Saga auch schon mal respektvoll den Hut ziehen. D&D-Fans dürfen hier sogar blind zuschlagen. Alle anderen sollten sich diese einmalige Chance, in die atmosphärisch dicht ausgemalte Welt der Vergessenen Reiche einzutauchen, ebenfalls nicht entgehen lassen.

http://www.merlausch.de

Folge 2: [„Im Reich der Spinne“ 3055

Defoe, Daniel – Robinson Crusoe (Europa-Originale 10)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Kapitän – Claus Wagener
Jones – Michawel Weckler
Robinson – Peter von Schultz
Steuermann – Edgar Maschmann
1. Matrose – Walter Petersen
2. Matrose – Alexander Berger
3. Matrose – Michael Vulpius
Papagei – Christoph Rudolf
Freitag – Konrad Halver
Spanier – Rudolf H. Herget

Regie: Konrad Halver

_Story_

Wir schreiben das Jahr 1659, als ein britisches Schiff mit seiner vierzehnköpfigen Besatzung in der Nähe des Äquators von einem Orkan erfasst wird und diesem schließlich zum Opfer fällt. Die gesamte Mannschaft wird bei diesem Unglück umgebracht – bis auf den tapferen Robinson Crusoe, der nach langem Kampf gegen die Tücken des Ozeans als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel landet.

Zunächst dankbar für die unverhoffte Rettung, steigt in ihm mit der Zeit das blanke Entsetzen über die dortige Einsamkeit. Keine Menschenseele treibt sich auf dem Eiland herum, und auch die Versorgung mit Nahrung ist für den verwöhnten Reisenden recht spärlich, denn wirklich Nahrhaftes gibt es nicht zu finden. Für Robinson beginnt der nackte Kampf ums Überleben, in der stillen Hoffnung, eines Tages entdeckt zu werden und in die Heimat zurückzureisen.

Doch statt eines rettenden Schiffes gelangt ein Boot mit Kannibalen auf die Insel; diese verfolgen einen der ihren auf grausame Weise vor Robinsons Augen. Der schreitet ein, vertreibt die unmenschlichen Bestien und gewinnt ganz unerwartet sympathische Gesellschaft. Crusoe nennt seinen neuen Gefährten Freitag, frei nach dem Tag, an dem er ihn kennen gelernt hat, und bringt ihm nach und nach seine Sprache bei. Aus den beiden werden richtig dicke Freunde, und obwohl Robsinson insgeheim immer noch hofft, nach langen Jahren seine Heimat wiederzusehen, hat er sein neues Leben mittlerweile voll akzeptiert. Dann aber geschieht ein Schicksalsschlag in Freitags Leben, und es sieht so aus, als müssten sich die beiden wieder voneinander trennen …

_Meine Meinung_

Mit „Robinson Crusoe“ haben |Europa| vor ziemlich genau 35 Jahren einen der schönsten Klassiker der Jugendbuch-Literatur aufgegriffen und ihn dazu auch noch in sehr sympathischer Form aufgearbeitet. Die Geschichte vom Schiffbrüchigen Crusoe, der fortan und ungeplant sein Überleben in stiller Einsamkeit ausfechteb muss, ist ja allgemeinhin schon dutzende Male verfilmt oder vertont worden, sollte im Grunde genommen auch jedem bekannt sein, wenngleich es hier noch sehr feine Unterschiede bezüglich der Umsetzung gibt. Während die Buchfassung natürlich von Daniel Dafoe zu empfehlen ist, kann ich Mattscheiben-Stammgästen vor allem die Verfilmung mit Tom Hanks namens „Cast Away“ ans Herz legen, welche wahrscheinlich auch die modernste Variante aller bisherigen Adaptionen ist. In Sachen Hörspiel hat indes die im letzten Jahr neu aufgelegte Fassung von |Europa| die Nase vorn, ganz einfach deshalb, weil die Atmosphäre der teils bedrückten, teils aber auch von Hoffnung geprägten Handlung hier am authentischsten herübergebracht wird.

Allerdings ist dies bei der Starbesetzung von „Robinson Crusoe“ auch kein Wunder. Hans Paetsch als Erzähler ist einfach eine Institution, die einen auch hier wieder sehr stimmungsvoll durch die Geschichte führt. Weiterhin trifft man auf alte Bekannte wie Konrad Halver (der im Übrigen auch die Regie übernommen hat), Rudolf H. Herget und Claus Wagener, die allesamt schon einmal für einen sehr ansprechenden Rahmen sorgen.

Doch abgerechnet wird bekanntlich erst später, weshalb die Geschichte noch einmal genauer analysiert werden muss. Wie gehabt, beginnt man mit einer kurzen Beschreibung der Motivation hinter dieser verhängnisvollen Schiffsreise, die dann ziemlich rasant auch in das Debakel übergeleitet wird und nach wenigen Minuten schon Robinsons schier ausweglose, verlassene Situation beschreibt. Von hier an wird die Story auch erst so richtig interessant, denn gleich mehrfach ist Robinson dem Tode näher als dem Überleben; er muss sich mit allen versteckten Tücken seines neuen Umfelds herumschlagen, dabei stets auf der Hut sein, um rettende oder gefürchtete Personen zu erkennen und darf bei all dem auch nicht den Lebensmut verlieren, der durch seine stete Einsamkeit schon arg getrübt ist. All dies wird schon einmal prima erzählt, jedoch nicht bewusst bedrückend, sondern schon durchgehend mit einem gewissen Hoffnungsschimemr, der sich in den Stimmen von Erzähler und Robinson auch deutlich widerspiegelt.

Die Lage verändert sich allerdings mit dem Hinzukommen von Freitag; plötzlich hat Robinsons Leben völlig neue Prioritäten und er lernt viel einfacher, mit seiner misslichen Lage umzugehen. Der Gestrandete empfindet seine Situation nicht mehr einzig und allein als Misere und kann der Angelegenheit sogar positive Aspekte abgewinnen. Von hier an wird der Wert der moralischen Normen auch immer schwerwiegender. Es geht um Tapferkeit, Freundschaft, Zusammenhalt und letztendlich auch darum, selbst in den ausweglosesten Situationen nicht aufzugeben. Dies alles kombiniert, ergibt die Geschichte von Robinson Crusoe und seinem ungleichen Gefährten Freitag, die in diesem Fall von einer teils recht humorvollen Seite bestimmt wird und sich somit auch wieder als allerbeste Familienuntehaltung herausstellt. Es darf nämlich trotz allem gelacht werden, so etwa, wenn Robinson seinem Kumpanen die ersten Worte beibringt, dabei aber erst einmal nur Unsinn herauskommt. Kein bahnbrechender Witz, aber doch sehr lustig und nicht zu plakativ umgesetzt – eben das, was man von einem guten Hörspiel erwartet.

Kurz zusammengefasst, ist „Robinson Crusoe“ ein weiteres Goldstück in der „Europa-Originale“-Serie und mitunter auch einer der besten Vertreter der neu aufgelegten Klassiker von damals. Ein Bekannter meinte hierzu, dass es seiner Meinung nach die harmonischste Adaption dieses literarischen Meisterwerkes sei, und dem kann ich mich fast gänzlich anschließen. „Robinson Crusoe“ ist einfach nur schön, mehr braucht man darüber dann auch gar nicht mehr zu sagen.

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Pinternagel, Stefan T. – Fragmente (Hörbuch)

_Inhalt_

„Ihr werdet behütet“ bzw. „Euch schützt die Masse“ – dies sind die ersten Worte des Holiday-Killers, der in verschiedenen Episoden auf sein bisheriges Leben zurückblickt. In ihm vereinen sich die finstersten Schatten der menschlichen Seele, und diese legt er nun in kompromisslosen Rückbesinnungen ein weiteres Mal offen: sein erster Mord, sein brutales Vergehen an einem unschuldigen Touristenpärchen, der Umgang mit seinen weiblichen Begleitungen und natürlich seine harte Kindheit, die in einer unrühmlichen Heimkarriere gipfelte. Dieser Mann hat die niederträchtigsten Seiten des Lebens kennen gelernt und sie bewusst gelebt, Rache und Vergeltung geübt und aus purer Lust gemordet; einmal, zweimal, dutzende Male, und jedes Mal wieder ohne Reue. Er kennt keine Gnade, denn das ist seine Geschichte, und nun will er, dass auch jeder sie erfährt.

_Kritik_

Bereits die Romanvorlage von Stefan T. Pinternagel sorgte vor einiger Zeit für Begeisterung und Entsetzen zugleich, denn dem Autor war es in seiner ausführlichen Portraitierung eines Massenmörders enorm gut gelungen, die abstrakten Gedankengänge des vom ihm entworfenen Protagonisten sehr authentisch darzustellen und der tragischen Geschichte ein recht abschreckend erscheinendes Forum zu bieten. Nun legt das erst vor kurzem neu gegründete Audio-Label |Hörplanet| die Story auch als Hörbuch auf und unterlegt die aus der eigenen Perspektive dargestellte Erzählung noch mit einer eiskalten, herzlosen Stimme (gesprochen von Dennis Rohling), die einem das Grauen im Inneren des brutalen Schlächters noch gezielter näher bringt.

Zwischenzeitlich wird einem dabei gar nicht bewusst, welcher Teil des Inhalts am meisten abstößt bzw. ob man den Fakt, dass es sich bei „Fragmente“ nicht bloß um die Schilderung einer fiktiven Geschichte handelt, abscheulicher findet als das inszenierte Selbstporträt des erbarmungslosen Killers. Mit diesem Medium fühlt man sich dem Mörder über die gesamte Distanz verbunden, wird bisweilen sogar ein Teil von ihm und wird dabei auch noch auf eine schonungslose Härteprobe gestellt. Sobald man nämlich tief in das Seelenleben des Erzählenden eingetaucht ist, beginnt man zu verstehen, verurteilt sich dann aber selber dafür, für die grässlichen Taten Verständnis aufzubringen oder sie gar zu akzeptieren. Dieser Aspekt der Geschichte ist mitunter der am schwersten verständliche und will einem auch irgendwie nicht mehr aus dem Kopf gehen, denn schließlich erlebt man jeden einzelnen Mord noch einmal detailgetreu mit und lernt das Ich der Erzählung zu verachten und zu hassen.

Und während der Holiday-Killer seine schrecklichen Verbrechen noch ein weiteres Mal durchlebt, begegnet man sich immer öfter beim Ausfechten dieses moralischen Konfliktes, der durch die von Sprecher Rohling vollführte emotionale Achterbahnfahrt noch verstärkt wird. Man entwickelt einerseits Sympathie für die arme Seele, die sich hinter der charakterisierten Person befindet, fiebert sogar bei seinen ‚Abenteuern‘ mit, kommt gleichzeitig aber auch an seine nervliche Belastungsgrenze, denn was in „Fragmente“ so alles vor sich geht, sprengt partiell die Grenzen der eigenen Vorstellungskraft – immer und immer wieder.

Man sollte allerdings nicht den Fehler begehen, das Buch bzw. das Hörbuch als großflächig inszenierte Gewaltorgie zu betrachten. Sicherlich geht der Autor nicht gerade zimperlich mit seinem Publikum um. Eingeweide und Blutorgien gehören in „Fragmente“ zum ‚guten‘ Ton und müssen als wichtiges Symbol akzeptiert werden, was noch einmal deutlich machen soll, dass die Sache alles andere als leichte Kost ist. Eher im Gegenteil. Doch die Brutalität, die Pinternagel in seinem Werk offenbart, ist vordergründig psychischer Natur und steigert sich auch erst in den Moment, in dem der im Grunde genommen stark angepasste Killer die Kontrolle verliert und seinen kaum zu befriedigenden, unmenschlichen Reizen nachgeben muss – und dies passiert innerhalb der 450 Minuten nicht gerade selten!

Ich habe das zugehörige Buch leider nicht gelesen, weshalb ich Vergleiche erst einmal nicht anstellen kann. Allerdings fällt mir die Vorstellung schwer, dass geschriebene Worte die kühle Stimme des Sprechers samt dessen Performance des Inhalts noch übertreffen könnten. Was Rohling hier vorliest, ist hart und stellenweise kaum erträglich. Da dankt man dem Produktionsteam, dass es zwischendurch zumindest mal einige kurze musikalische Lockerungsübungen eingeflochten hat, denn ohne einige wenige Verschnaufpausen wäre die Aufnahme des Inhalts kaum mehr erträglich gewesen.

Doch auch wenn es schwer verdaulich ist, was der |Hörplanet| an die Öffentlichkeit trägt, es ist auf jeden Fall ein sehr empfehlenswertes, wenn auch gewöhnungsbedürftiges Tondokument, das die menschliche Seele von einer bisher noch ungeahnten Seite präsentiert. Mich schaudert’s noch jetzt beim Gedanken an die reflektierte Welt des schizophrenen Psychopathen, doch gleichermaßen möchte ich die hier erlebten Erfahrungen auch nicht mehr missen. Wer Pinternagels literarischen Geheimtipp bis dato noch nicht verschlungen hat, ist mit der hier vorgestellten Hörbuch-Fassung wirklich super beraten. Voraussetzung: Nerven, die stärker als stark sind!

http://www.hoerplanet.de/

|Ergänzend dazu: Unsere [Rezension 1910 der Buchausgabe.|

Missfeldt, Jochen – Steilküste

Mit seinem Buch „Steilküste“ wagt sich der deutsche Schriftsteller Jochen Missfeldt an ein sehr brisantes Thema der einheimischen Geschichte, nämlich die Kapitulation des deutsche Militärs, die unweigerlich auch zum Ende des Zweiten Weltkriegs führte. Missfeldt, Jahrgang 1941, berichtet in diesem Werk von einem Ereignis, welches den Zwiespalt, in dem sich die diensthöchsten Militärabgeordneten zu jener Zeit befanden, ziemlich krass verdeutlicht. Er erzählt nämlich von der Desertion zweier deutscher Marinesoldaten, die sich am 3. Mai 1945, exakt fünf Tage vor Kriegsende, dazu entschließen, von ihrem momentanen Aufenthaltsort Dänemark zu fliehen und nach jahrelangem verzweifelten Kampf wieder in die Heimat zurückzukehren.

Wohlwissend, dass die Tage der Schlacht gezählt sind, begehen sie Fahnenflucht, und dies in der wohligen Hoffnung, nach dem bevorstehenden Ende des Krieges nicht mehr politisch verfolgt zu werden. Doch dies ist ein Irrtum; Fredy und Ehrmann werden unmittelbar nach ihrer verhängnisvollen Entscheidung aufgespürt und des Verrats angeklagt – und dies, obwohl es mit der Vaterlandstreue im Anschluss an die Kapitulation nicht mehr weit her ist. Doch es geht hier vorrangig darum, die Moral der gesamten Truppe aufrecht zu erhalten, indem die alten Werte auch nach der Niederlage bestehen bleiben. Es geht um Disziplin und die uneingeschränkte Verbundenheit zur deutschen Kriegsmarine, die die beiden Fahnenflüchtigen mit ihrem Austritt freiwillig abgelegt haben.

Dem Gerichtsherren, der sich bereits wenige Tage später des Falles annimmt, reicht dies schon als Anlass, um die beiden Desertierten zum Tode zu verurteilen, und weil es noch keine offizielle Rechtsprechung gibt, wird diesem Urteil auch stattgegeben. Verheerend, wenn man bedenkt, dass Fredy und Ehrmann auch ohne diesen kurzfristigen Entschluss von der endlos scheinenden Fessel des Krieges befreit worden wären – nicht mal eine Woche später.

Warum also das Risiko, wo man doch schon hoffnungsvoll dem Ende entgegenblicken konnte? Was hat die beiden dazu bewogen, diesen Schritt zu wagen? Nun, es ist im Grunde genommen kein komplexes Gedankenkonstrukt, welches dem vorauseilt, sondern schlicht und einfach der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit, heraus aus der ermüdenden Verzweiflung der drohenden Niederlage und all den grausamen Eindrücken, die der Völkermord hinterlassen hat. Einfach nur frei zu sein, das wohl ursprünglichste Bedürfnis eines jeden Menschen, hat die beiden Marineoffiziere dazu bewogen, und einzig und allein, weil sie sich diesen Wunsch jetzt und sofort erfüllen wollten, wurden sie an den Pranger gestellt.

Jochen Missfeldt erzählt die Geschichte aus der Sicht eines seinerzeit vierjährigen Ohrenzeugen, hinter dem er natürlich – man bedenke sein Geburtsjahr – genauso selbst stecken könnte. Doch seine imaginäre Person heißt Gustav, lebt in der heutigen Nachkriegszeit und empfindet die menschenverachtende Ungerechtigkeit dieses Urteils mit all ihren Ursachen rückblickend nach. Gustav erzählt von der Landschaft, Menschen und echten Typen, die ihn damals geprägt haben, sowie natürlich von der politischen Lage im Mai des Jahres 1945. Hierzu beschreibt er die konträren Stimmungen, beginnend mit der Depression des erschütterten und zu Tode geplagten Volks bis hin zur stillen Euphorie, die aus der Hoffnung des endgültigen Endes dieser jahrelangen Schlacht resultiert.

Doch Gustav erinnert sich nicht sonderlich genau an all jene Ereignisse zurück. Stattdessen macht er recht seltsame Gedankensprünge, berichtet mal hier und mal dort ein bisschen und gelangt irgendwann zur Geschichte der beiden Protagonisten. Und dies ist auch der wesentliche Schwachpunkt dieses Buches. Natürlich erwartet niemand von Jochen Missfeldt, eine exakt dokumentierte Berichterstattung der von ihm beobachteten Vorgänge, aber es wäre schon empfehlenswert gewesen, sich manchen Dingen etwas fokussierter zu widmen, schließlich ist die vordergründige Story um die beiden zu Tode verurteilten Männer schon bedrückend genug. Aber der Autor lässt sich hierauf nicht wirklich ein und schweift ziemlich häufig ab, schildert die Schönheit der Landschaft, kommt immer wieder auf Menschen zu sprechen, die mit der eigentlichen Handlung nur minimal etwas zu tun haben und verliert sich somit manchmal – und ich denke bewusst – in seinen oftmals verzwickten Ideen. Und dabei ist die Geschichte ja inhaltlich alles andere als komplex und aufgrund der deutlichen Kritik sogar ziemlich direkt.

Apropos Kritik: Zur damaligen Zeit wären wahrscheinlich heftige Diskussionen entbrannt, welche Strafe bzw. ob eine Strafe für die beiden Ex-Marinesoldaten überhaupt angebracht gewesen wäre. Während der pazifistische Teil der deutschen Bürger sicherlich als Fürsprecher hätte gewonnen werden können, kann man die Vorwürfe der politisch rechten Flanke gewissermaßen auch nachvollziehen, schließlich haben die Mitsoldaten sich abseits jeglicher diskussionswürdigen Gesinnung bis zum letzten Tag gekämpft, wenngleich man dies natürlich immer in Relation zu den tatsächlichen, heftigen Kriegshandlungen, die dem Ganzen vorausgegangen sind, betrachten muss.

Darüber aus heutiger Sicht zu diskutieren, ist aber natürlich völlig unangebracht. Diese beiden Menschen zu verurteilen, war ein unmenschliches Verbrechen, so gemein und ungerecht, dass man sich regelrecht davor ekeln könnte – hätte Missfeldt dies in seinem Buch besser auf den Punkt gebracht. Es mangelt sicher nicht an Authentizität – schließlich bezieht sich der Vorfall auf eine tatsächliche Begebenheit – aber im Großen und Ganzen hätte der Autor dies dann auch ein wenig ernster und zielgerichteter beschreiben sollen.
In dieser Form ist „Steilküste“ nämlich nur eine recht blasse zeitgeschichtliche Dokumentation, in der man viele Gedankenanstöße aufschnappen kann, die aber irgendwie die Brisanz ihres erniedrigenden Inhalts nicht adäquat transferieren kann. Es ist sicher kein schlechtes Buch, aber eben auch keines, über das man noch lange sprechen wird.

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Way, Daniel (Autor); Dillon, Steve (Zeichner) – Supreme Power: Nighthawk

_Story_

Kyle Richmond setzt sich enorm für die Rechte der schwarzen Bevölkerung und ihre Gleichberechtigung ein. Deshalb reagiert er hinter der Maske seines Alter Egos Nighthawk auch allergisch auf jedwede Äußerung gegen dunkelhäutige Menschen und straft sie mit äußerster Brutalität und deutlichen Maßnahmen.

Einer, der ihm dabei besonders ins Auge gefallen ist, hört auf den Namen Steven Binst, ist vor etlichen Jahren wegen des Massenmords an einer schwarzen Familie und Plänen zur kompletten Ausrottung des Volks von Chicago angeklagt worden und durch eine geschickte Intrige nach jahrelanger Haft wieder aus dem Gefängnis ausgebrochen. Nun macht er sich daran, seinen Plan zu vollenden, indem er in seinem Geheimlabor neue giftige Mischungen braut und damit die gesamte Drogenszene aufmischt. Über Nacht sterben tausende Menschen an einem tödlichen Crack-Cocktail, und dies soll erst der Anfang sein.

Doch Nighthawk hat den als Clown getarnten Psychopathen bereits ins Visier genommen und mischt ihn inmitten des blutigen Schauplatzes auf, den er in nur wenigen Stunden hinterlassen hat. Allerdings endet das erste Aufeinandertreffen der beiden Kontrahenten nicht besonders glücklich für den kompromisslosen maskierten Rächer. Schwer verletzt kann er sich ins Hospital retten, wo er die Leiche seiner neuen Geliebten, Doktor Arredondo, auffindet. Erfüllt von tiefstem Hass, stürzt sich Nighthawk erneut auf die Straße, um den blutrünstigen Massenmörder endlich zu vernichten.

_Meine Meinung_

Daniel Way wird derzeit schon als neuer Stern am |Marvel|-Comic-Himmel gefeiert und hat hierzu auch einige viel versprechende Projekte wie beispielsweise „Wolverine: Origins“ zugesprochen bekommen. Außerdem hat der Mann schon Erfahrungen in Serien wie „Bullseye“ und „Punisher“ gesammelt, die ihm diesen aktuellen Status auch erst ermöglicht haben. Nun präsentiert uns Way auch den neuen „Supreme Power: Nighthawk“-Comic, kann aber, zumindest was die Storyline anbelangt, nicht die hohen Ansprüche an seinen Namen erfüllen. Der Inhalt ist einfach zu schlicht, zwar schon actionreich und lebendig, bisweilen sogar echt brutal, aber hinsichtlich der Spannung nicht wirklich ganzheitlich überzeugend.

Zu Beginn ist hiervon noch nichts zu spüren; der Autor erzählt in kurzen Abrissen die Geschichte des Massenmörders Steven Binst und berichtet von seiner spektakulären, doch anscheinend unbemerkten Flucht (zumindest kommt darauf im weiteren Verlauf nicht einmal die Rede). Gleichzeitig wird die korrupte Innenpolitik Chicagos durch einzelne Darstellungen der Gedankengänge des Bürgermeisters und eines schwarzen Richters dargestellt und in Wechselwirkung mit einigen diesbezüglichen Eingriffen Nighthawks analysiert. Und schon hier gibt es einiges zu bemängeln, denn obwohl man dem Autor ja gestatten kann, dass er die einzelnen losen Zusammenhänge zum Schluss zusammenführt, wirken manche Geschehnisse derart unabhängig voneinander, dass die Vorstellung, dass der Inhalt irgendwann einmal zu einem homogenen Konstrukt zusammenwachsen soll, schon völlig unrealistisch erscheint.

Auch durch die Schritt für Schritt gesteigerte Action kann man dieses Problem nicht beheben, auch wenn hier endlich mal die Spannungskurve nach oben zeigt. Die rasante Verfolgungsjagd kurz vor Schluss ist sogar echt stark und offenbart wenigstens in kurzen Etappen die Qualitäten des Autors, aber eben nicht in vollen Zügen. Das Ganze wirkt zu abgeklärt und irgendwie auch kalkuliert. Natürlich, dass es zum Showdown zwischen den Protagonisten der guten und bösen Seite kommen wird, liegt in der Natur eines solchen Comics und ist auch legitim, doch dass Daniel Way nur mittels überladener Action, ziemlich brutaler Inhalte und einer schwerpunktmäßigen Betonung solcher Effekte auf dieses ‚Ziel‘ hinarbeitet, spricht nicht gerade für die Souveränität dieses Mannes. Zumindest nicht in diesem Fall.

Andererseits: Action-Fans werden im vierten Band der „Supreme Power“-Reihe definitiv auf ihre Kosten kommen. Der Comic ist gezeichnet von ständigen (nicht selten heftigen) Auseinandersetzungen, straighten Fortschritten und kompromisslosen Handlungsabschnitten, und das wird demjenigen Leser, der nicht dringend nach Anspruch und komplexeren Inhalten sucht, ganz bestimmt auf Anhieb gefallen. Ich für meinen Teil hätte mir aber von einem renommierten Jungstar wie Daniel Way ein kleines bisschen mehr erwartet. Der Comic ist rasant, das sagte ich bereits, aber es fehlt eine gewisse Spritzigkeit und auch etwas mehr Einfallsreichtum. Meiner Meinung nach ist es nämlich nicht bloß damit getan, eine simple Actiongeschichte abzureißen, die zudem noch ziemlich vorhersehbar ausgefallen ist. Selbst die krassen Gewaltdarstellungen können einen nicht so recht aus der Reserve locken, denn genau dort stecken die konstruierten Effekte, die der Autor hier manchmal sehr bewusst einfügt.

Vom zeichnerischen Aspekt betrachtet ist „Supreme Power: Nighhawk“ ebenfalls nicht restlos überzeugend. Lediglich wenn das Szenario etwas blutiger wird, spielt Steve Dillon seine durchaus präsenten Fähigkeiten vollends aus, wohingegen die ’normalen‘ Charakterzeichnungen nicht mehr als guter Durchschnitt sind, bei dem man manchmal den Eindruck bekommt, als hätte der Zeichner nicht all sein Herzblut in diese Arbeit gesteckt.

Insgesamt komme ich so zu einem Resümee, bei dem sich positive und negative Eindrücke die Waage halten. „Supreme Power: Nighthawk“ ist ein arg zwiespältiges Unterfangen, ein Comic, den man sich zwischendurch mal gut und gerne einfahren kann. Aber da derartige Sammelbände ja auch ihren Preis haben, halte ich es für sinnvoller, den stolzen Betrag von immerhin 16,95 € besser für ein qualitativ hochwertigeres Produkt aus dem Hause |Marvel| zu investieren.

Softcover: 148 Seiten
http://www.paninicomics.de/