_Story_
Nachdem die Brennenden Legionen aus dem östlichen Gebiet von Kalimdor vertrieben worden sind, leben Menschen und Orks vorerst wieder in Eintracht. Allerdings ist die Beziehung der beiden Völkergruppen nach wie vor von Spannungen geprägt, die besonders von jenen Leuten ausgehen, die einen Frieden als lächerlich erachten. Thrall, der Kriegerhäuptling der Grünhäute, sowie Lady Jaina Proudmoore sind redlich bemüht, das Verhältnis untereinander zu verbessern, stoßen dabei aber stets auf Widerspruch aus den jeweils eigenen Reihen. Der Geheimbund des flammenden Schwerts nutzt diese Situation aus, um den Hass zwischen Orks und Menschen erneut zu schüren, indem er aus mehreren Hinterhalten heraus Vertreter beider Gruppen umbringen lässt. Erneut scheint ein großer Krieg zu entbrennen, geschürt von dämonischen Kräften, die das flammende Schwert beherrschen.
Jaina Proudmoore und der Oberst ihrer Armeee, Lorena, stoßen bei einer Teleportation auf die totgeglaubte Magierin Aegwynn, die vor mehr als tausend Jahren die Position der Wächterin von Tirisfal bekleidete. Tatsächlich gelingt es ihnen, die müde Zauberin auf ihre Seite zu ziehen und mit ihr gemeinsam gegen den finsteren Dämon Zmoldor anzugehen. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt die Herrscherin von Theramore noch nicht, dass sich an der friedlichen Feste von Nothwatch die Orks unter der Führung von Burx mit den Menschen unter dem Regiment von Davin Auge in Auge gegenüberstehen …
_Meine Meinung_
Nachdem es bereits einige Romane zum Computer-Rollenspiel „Warcraft“ gegeben hat, wurde die Serie nun um den Ableger „World of Warcraft“ erweitert, nichtsdestotrotz aber um bekannte Schauplätze und Personen herum gesponnen. Chronologisch betrachtet, spielt der erste Roman dieser neuen Reihe allerdings vor dem gleichnamigen PC-Spiel und setzt kurz nach dem Krieg gegen die Brennenden Legionen an, in dem Orks und Menschen zum ersten Mal Seite an Seite kämpften. So viel zur Einordnung.
Inhaltlich greift Autor Keith R. A. DeCandido auf viele bekannte Persönlichkeiten der „Warcraft“-Welt zurück und lässt in ihrer Umgebung etwas entstehen, das potenziell ein sehr gutes Szenario für besagtes Online-Game abgeben würde. Sowohl Menschen als auch Orks sind skeptisch, was den neuen Frieden anbelangt, und ständig kommt es zu kurzen Sticheleien und Gefechten, von denen der gerade erst geschlossene Friede beeinflusst werden könnte. Verschiedene Figuren fühlen sich dazu berufen, ihre Anführer zu kritisieren, weil sie das Volk des jeweils anderen nicht anerkennen wollen und können, es bisweilen sogar abgrundtief hassen. Gerade im Lager der Orks hat man nicht vergessen, wie die Menschen sie in der Zeit der Sklaverei behandelt haben, so dass die Anzahl derer, die trotz Versöhnung Rache für die Vergangenheit schwören, ziemlich groß ist.
Allerdings bedarf es weit mächtigerer Ereignisse, um die Kriegsmaschinerie wieder ins Rollen zu bringen. Erst das Auftauchen eines lange Zeit vergessenen Ordens schürt die Feindseligkeiten wieder zu einem nicht mehr erträglichen Ausmaß und lässt die Kritik an den beiden Führungspersönlichkeiten Thral und Jaina wachsen. Der Kriegerhäuptling der Orks ist sogar selbst von Zweifeln geplagt, weil ihm tagtäglich neue, nennenswerte Argumente aufgetischt werden, warum die Menschen bekämpft werden müssen. Seine Rolle bleibt daher auch bis zum Schluss unklar, wohingegen die harmoniebedürftige Jaina nach einiger Zeit alleine auf weiter Flur zu sein scheint, als die Orks andeuten, dass sie die aktuelle Situation nicht mehr länger dulden können.
Die Unschlüssigkeit der verschiedenen Charaktere ist auch das grundlegende Spannungsmoment dieser Geschichte. Abgesehen von zwei bis drei Protagonisten trifft man in „Teufelskreis“ auf niemanden, dem man so richtig trauen kann, zumal sich oftmals andeutet, dass Verbindungen zu dieser oder jener Seite nachgewiesen sind. Bis in den Thronsaal von Lady Proudmoore ranken sich Intrigen und Verschwörungen, und dies bis zum Ende des Buchs.
Leider war es dies dann aber auch schon mit der Spannung, weil es Keith R. A. DeCandido kaum gelingt, irgendwelche spezifischen Höhepunkte zu entwickeln. Die Phrase ‚die Geschichte schleppt sich‘ wird ja gemeinhin gern verwendet, trifft aber hier ausnahmslos zu. Hier mal eine Streitigkeit, dort eine Diskussion, dann plötzlich das Auftreten einiger dämonischer Mächte, auf einmal wieder neue Intrigen – der Autor verfügt zwar über genügend Elemente, um einen wirklich guten und vor allem spannenden Fantasy-Roman zu schreiben, verlässt sich dabei aber zu sehr auf die Wirkung der bekannten Charaktere und Schauplätze. Natürlich werden „Warcraft“-Dauergäste begeistert sein, ihre Helden wieder anzutreffen, aber wie so oft ist dies noch lange kein Garant für eine gute Story.
Letztendlich wird man sogar durch die ständigen Schwerpunktwechsel komplett in die Irre geführt. Die Frage, was nun wirklich wichtig ist bzw. welche Auswirkungen man nun auch tatsächlich als gravierend ansehen darf, zieht sich durch die ganze Lektüre, wird aber nicht mal ansatzweise konkret beantwortet. Stattdessen hat „Teufelskreis“ die Wirkung von vielen vereinzelten Momentaufnahmen, die aber als Einheit nicht miteinander harmonieren. Und wenn es dann doch mal droht, spannend zu werden, wie etwa im abschließenden Gefecht zwischen Orks und Menschen, nimmt sich DeCandido nicht die Zeit, um die Szenerie effektiv auszuschmücken, sondern ist stattdessen bemüht, alles möglichst schnell über die Bühne zu bekommen.
Nimmt man die verschiedenen Aspekte, aus denen sich die Story zusammensetzt, einmal zusammen und betrachtet sie ganz oberflächlich, darf man eigentlich davon ausgehen, dass diese neue Adaption eines Online-Games vollends überzeugen muss. Blickt man indes tiefer und entdeckt, dass die Verbindungen der Handlungseinheiten ebenso brüchig sind wie der Frieden zwischen Menschen und Orks, wird man schwer enttäuscht sein von diesem Serienauftakt. Wohlgemerkt, ohne dabei die vielen peinlichen Druck- und Rechtschreibfehler zur Sprache zu bringen …
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