Fast parallel zur letztjährigen Münchener Wiesn-Saison hat das Ehepaar Birgit und Rainer Stock einen Comic gezeichnet, der sich mit der Entstehung des Münchener Hofbräuhauses befasst. Auf knapp 50 Seiten erzählen die beiden die Geschichte von einem Klosterbruder und einem Narren, die im Auftrag des Herzogs auszogen, um für den landeseigenen Hof den besten Braumeister ausfindig zu machen. Entstanden ist ein wirklich witziger Band, bei dem sich die Autoren auch einzelne Seitenhiebe auf die Münchener Promi-Szene nicht verkneifen konnten.
_Handlung:_
München anno 1589: Mal wieder ist die bayerische Staatskasse leer. Um dem Abhilfe zu verschaffen, ordnet der in Saus und Braus lebende und recht verschwenderische Herzog an, dass man sich hofintern Gedanken machen soll, wie die Kassen wieder gefüllt werden können. Dabei treten der Hofnarr Fidelius und Mönchsbruder Benedikt auf den Plan, die dem Hofrat vorschlagen, eine eigene Brauerei aufzubauen, weil auch das Bier in München recht furchtbar schmeckt. Mit Zustimmung des Herzogs zieht das ungleiche Paar durch die Lande. Bruder Benedikt platzt jedoch alsbald der Kragen, denn der unsittliche Hofnarr raubt ihm mit seinen dämlichen Kommentaren den letzten Nerv. Dennoch finden die beiden nach einigem Hin und Her ein zünftiges Bier und machen sich vereint mit dem ehemaligen Hofschneider Rudolf auf den Weg nach Geisenfeld, wo der bekannte Braumeister Heimeran Pongraz lebt. Sie können den Frauenhelden tatsächlich überzeugen, mit ihnen nach München zu kommen, und so baut der beliebte Heimeran das erste Münchener Hofbräuhaus.
Wie das Thema dieses Comics schon vermuten lässt, gibt es auf den rund 50 Seiten von „Der Biercomic“ eine ganze Menge zu lachen. Die Geschichte ist vom Aufbau her ein wenig mit den Asterix-Comics zu vergleichen, und auch der Stil der Zeichnungen scheint von den französischen Ikonen inspiriert zu sein. Dennoch ist der Wortwitz in „Der Biercomic“ um einiges eleganter und der Inhalt zusammen mit den Illustrationen weitaus witziger – und das will schon was heißen!
Einen großen Anteil daran hat die Einbeziehung der bayerischen Promi-Welt. Rudolf Moshammer als Hofschneider sowie Stoiber und TV-Ärztin Kühnemann in Nebenrollen verleihen dem eh schon genialen Comic die finale Würze. Dazu kommen einzelne Anspielungen auf die heutige Politik, zum Beispiel beim Bau eines Turmes, der von ausländischen Gastarbeitern getätigt wird, dabei aber vollkommen die deutsche Kultur außen vor lässt. Oder etwa ein gelb-rotes Wirtshaus, das sehr stark von einem großen gelben ‚M‘ inspiriert zu sein scheint und mit der Mahlzeit-Bewertung „Ich liebe es“ kommentiert wird. Das ist absoluter Kult, prächtig in Szene gesetzt und wirklich toll geschrieben.
Da sich die beiden Ideengeber auch sehr genau an die exakten Daten gehalten haben und so auch noch ein echtes Stück bayerischer Geschichte erzählen (und satirisch aufs Korn nehmen), gibt es hierfür noch ein Zusatzlob von meiner Seite. „Die Geschichte vom Hofbräuhaus in München“ ist ein einmaliger Lesespaß und unbedingt empfehlenswert – gerade jetzt nach dem Ende der Wiesn!
Mittendrin in eine Manga-Serie einzusteigen, ist gar nicht mal so einfach, gerade wenn schon eine recht lange Vorgeschichte vorausgeht. Dementsprechend schwer habe ich mich bei dem mir zugesandten Exemplar damit getan, mich in die aktuelle |Tokyopop|-Reihe „Beck“ hineinzufinden, zumal mir immerhin schon der sechste Band der auf insgesamt 20 Folgen angesetzten Serie vorliegt.
Autor Harold Sakuishi erzählt in diesem Fortsetzungs-Manga die Geschichte des jungen Yukio ‚Koyuki‘ Tanaka, einem 14-jährigen Losertyp, der bis auf das Singen in einer Karaokebar absolut keine Talente vorweisen kann. Das Leben dieses jungen Mannes soll sich jedoch ändern, als er den merkwürdigen Mischlingshund Beck und dessen Besitzer Ryusuke Minami kennen lernt. Dieser ist nämlich der coole Gegenpart zu Yukio, ist in den Vereinigten Staaten aufgewachsen und hat dort auch schon mit einigen bekannten Bands zusammen gespielt. Ryusuke ist Gitarrist und für seinen jungen neuen Freund ein großer Einfluss, was das Musikalische betrifft, und so ist er auch dabei, als der coole Draufgängertyp und Frauenheld eines Tages die Band „Beck“ aus der Taufe hebt. Zusammen mit seinem neuen Kumpel erkämpft sich ‚Koyuki‘ langsam aber sicher Anerkennung und befindet sich auf dem besten Wege, seinem neuen Idol Ryusuke als Musiker nachzueifern.
_Story in Band 6_
In Yukios Schule steht ein Bandcontest an, für den der junge Gitarrist eine Band zusammenstellen möchte. Die verschiedenen Bewerber stellen sich jedoch nicht gerade als das heraus, was Yukio sich erwünscht hat, doch mangels anderer Kandidaten sagt er ihnen schließlich zu und startet mit ihnen die Band „Ciel Bleu“. Schnell muss er jedoch feststellen, dass der Wettbewerb unter keinem guten Stern steht und die Konkurrenten mit allen Mitteln versuchen, den Auftritt von „Ciel Bleu“ zum Desaster verkommen zu lassen. Verursacht durch die Hyodo-Bande, die ebenfalls mit einer Band am Start ist, gibt es so im Vorfeld bereits eine Menge Ärger. Doch Yukio und die Musiker, die nach einem Sabotage-Akt übrig geblieben sind, lassen sich davon nicht abhalten, und können trotz anfänglicher „Buh“-Rufe die Massen überzeugen. Dennoch hat der Erfolg mit der Band für Yukio ein übles Nachspiel; die verlorene Zeit als Musiker hat dazu geführt, dass seine schulischen Leistungen rapide schlechter geworden sind. Die Bewerbung für ein prestigereiches College steht auf dem Spiel. Weil der Junge allerdings Band und Schule unter einen Hut bekommen und sich gleichzeitig auch noch eine neue Gitarre finanzieren möchte, ist er rund um die Uhr wach und muss seinem anstrengenden Tagesablauf bald Tribut zollen.
Unterdessen interessiert sich Ryusuke für den angeblichen Selbstmord der schwarzen Sängerin Erika Blige und malt sich in Gedanken die Hintergründe aus. Ryusuke hat einen sehr guten Überblick über das gesamte Musikbusiness und scheint mehr zu wissen, als er zunächst zugeben will …
Wie schon oben angeführt: Es hat mir einige Schwierigkeiten bereitet, einen sofortigen Einstieg zu finden, denn immer wieder beziehen sich einzelne Passagen auf bereits Geschehenes. Zum Glück gibt es als Einleitung eine kurze Übersicht über die bisherige Geschichte von Yukio und Ryusuke, ohne die man wahrscheinlich aufgeschmissen wäre und so manchen Zusammenhang nicht verstehen würde.
Andererseits ist die Story jetzt aber auch nicht so komplex, dass sich hier noch weitere Probleme ergeben würden. Sobald man sich nämlich einigermaßen zurechtgefunden hat, ist man auch mittendrin in der Welt des jungen Gitarristen und seiner Kontrahenten und Neider.
Was dabei erst noch wie eine recht banale Geschichte typisch asiatischer Machart ausschaut, entpuppt sich nach wenigen Seiten als eine sehr weit reichende Story mit vielen Nebenhandlungen und wirklich toll dargestellten Charakteren. Vor allem der mysteriöse Ryusuke übernimmt einen sehr guten Part und wird von Sakuishi immer wieder passend und gut in Szene gesetzt. Die Illustrationen sind dem Mann hinter diesem Comic allerdings im Gesamten sehr gut gelungen, seien es nun die Hauptfiguren oder die in Yukios Visionen erscheinenden toten Musiker Freddie Mercury, Bob Marley und Kurt Cobain.
Aber noch einmal zur Story: Hier passiert innerhalb der 200 Seiten wirklich eine ganze Menge; Sakuishi wechselt sehr häufig die Szenarien, was stellenweise aber auch dazu führt, dass man kurz den Überblick verliert. Es gilt immer wieder, eine große Anzahl von Informationen zu verarbeiten, was einem, sobald man einzelne Zusammenhänge endlich begriffen hat (hier redet erneut der Neueinsteiger), aber zunehmend leichter fällt. Abes es soll halt nicht verschwiegen werden, dass die Geschichte trotz massiver Rock-Klischees alles andere als ein simpel strukturierter Kinder-Comic ist.
Insgesamt gefällt mir der sechste Band dieser Reihe sehr gut und macht auch direkt Lust auf mehr. Vorerst gilt es aber jetzt noch, die ersten Bücher zu lesen, dann wird vieles sicherlich noch gründlicher zu verstehen sein. Dies ist dann natürlich auch meine Empfehlung an die verehrte Leserschaft; von vorne anfangen und in die Welt des Rock & Roll-Mangas abtauchen – mit „Beck“ gelingt dies wirklich prima!
Einen Tipp habe ich dann auch noch: Greift möglichst schnell zu, denn der sechste Band hat in der limitierten Erstauflage noch eine Bonus-Musik-CD als Extra, auf er man fünf Songs der hier präsentierten Band nachhören kan. Und ehrlich gesagt klingt die Mischung aus Mainstream-Hardrock und alternativem Garagenrock gar nicht mal so übel … Auf geht’s!
Weitere Informationen gibt es [hier.]http://www.tokyopop.de/buecher/manga/beck/index.php
Thomas Morus gilt als einer der größten Freidenker der britischen Geschichte und wird als einer der wichtigsten Philosophen und Schriftsteller seiner Zeit eingeordnet. Erasmus von Rotterdam sagte über Morus (dessen eigentlicher Name Thomas More war), dass |“dessen Seele reiner war als der reinste Schnee, dessen Genius so groß war, wie England nie einen hatte, ja nie wieder haben wird, obgleich England eine Mutter großer Geister ist“|.
Morus wurde am 7. Februar 1477 oder 1478 (nicht genau bekannt) in London geboren und genoss nach der Erziehung am Hofe des Lordkanzlers und Erbischofs von Canterbury, Jorn Morton, ein Studium am Canterbury College. 1492 kehrte er für ein Jahr nach London zurück, um dort eine juristische Ausbildung zu absolvieren. Sieben Jahre später trifft er zum ersten Mal auf Erasmus von Rotterdam. Kurze Zeit später verwirft Morus seine Pläne von einem Leben als Priester im Kloster und wird Mitglied des Parlaments. Dort macht er 1510 zunächst als Vertreter des Sheriffs in Rechtsangelegenheiten (in London) und später als Sprecher des Parlaments Karriere. 1529 schließlich tritt Morus die Nachfolge des abgesetzten Lordkanzlers Thomas Wolseys an, legt diesen Posten jedoch aus Protest gegen die antipäpstliche Politik von König Heinrich VIII. wieder nieder. 1535 wird Thomas Morus im Tower von London enthauptet.
Genau 400 Jahre später, nämlich 1935, wird Thomas Morus von Papst Pius XI. heilig gesprochen.
_Der Klassiker_
Das lateinische Urwerk „Utopia“ wurde von Thomas Morus 1516 veröffentlicht und diente dem Zweck, die zeitgenössische Politik in der Heimat durch fiktive Überspitzung anzuprangern. Erst 16 Jahre nach seinem Tod wurde das Buch in der englischen Sprache herausgegeben.
_Wohlstand und leichte Arbeit für alle …_
…, ein Liebesleben ohne Konflikte und Kultur von Kindesbeinen an – dies sind nur einige wenige der revolutionären Gedanken, die Morus in „Utopia“ erdachte. Morus erzählt in seinem zweiteiligen Buch die Geschichte des seefahrenden Philosophen Raphael Hythlodaeus, der zufällig auf die Insel Utopia gestoßen ist und diesen Ort als besonderen Hort der Harmonie kennen gelernt hat – dies alles zu einer Zeit, in der seine britischen Zeitgenossen von Krieg und Armut bedrängt waren.
Morus hat insgesamt eine überaus satirische Fassung des modernen Lebens erschaffen und in diesem Sinne auch keinen Unterpunkt des zwischenmenschlichen Miteinanders oder der gängigen Kultur ausgelassen. So beschreibt er in Person des Raphael Hythlodaeus die zu dieser Zeit revolutionäre Regierungsform, die gerechte Arbeitsteilung sowie Nichtigkeiten wie Ehebruch und Verbrechungen in relativ kurzen Abhandlungen und widmet sich weitaus detailreicher der Tugend und der Lust sowie dem Umgang mit den Staatseigentümern, dem Kriegswesen und dem Wert der Religion für die Beziehungen der Menschen auf Utopia.
Morus formuliert in „Utopia“ seine Idealvorstellung einer Gesellschaft, die nicht in einzelne Kasten aufgeteilt ist, sondern stattdessen mit gleichen Rechten, gleichen Voraussetzungen und einem hohen Maß an Lebenslust ausgestattet ist. Gleichermaßen betont Morus, dass diese Gesellschaftsform trotz der zu befürchtenden Konflikte problemlos funktioniert und Schändlichkeiten wie Verbrechen oder aber Neid nur in ganz wenigen Fällen auftreten und daher quasi als ’nicht existent‘ betrachtet werden dürfen.
Auf der anderen Seite äußert der Autor dadurch, dass er beschreibt, was „Utopia“ nicht ist, die Kritik an der Regierungsform und der Klassengesellschaft im Europa des 16. Jahrhunderts, ganz besonders in seinem Heimatland England. Dies war damals ein gewagter und natürlich von vielen kritisierter Schritt, den sich Morus aber als gebildeter Freidenker, einflussreicher Politiker und Idealist erlauben durfte. Leider konnte der Mann den Ruhm seines Werkes zu Lebzeiten nicht mehr ernten, der Wert des Inhalts ist aber dennoch bis heute unumstritten genial.
_Das Hörspiel_
Die hier vorgestellte Version ist nicht die einzige ihrer Art. Erst kürzlich hat es eine 4-CD-Version, gelesen von Hans Eckhardt, gegeben, die sich mit dem Gesamtwerk „Utopia“ beschäftigte. Die über den LIDO-Verlag erschienene Neuversion hingegen läuft unter dem Kommentar ’sorgsam gekürzte Fassung‘ und enthält in 173 Minuten nur das zweite Besuch, also die eigentliche Charakterisierung der Insel Utopia und ihrer Menschen. Ulrich Matthes als Vorleser wirkt zunächst noch ein wenig blass, weil er stets in derselben Tonlage spricht und – so meint man zunächst – die Vorlage nur so herunteredet, um die Zeit zügig abzuarbeiten. Doch genau dieses Trockene und Emotionslose zeichnet diese Lesung schließlich auch aus. „Utopia“ ist nämlich ein Bericht und keine spannende Erzählung. Und als Reisebericht vom Besuch einer seltsamen Insel, auf der die Welt so wunderbar und schön ist wie nirgendwo anders, auf der die Menschen frei von Problemen sind und wo man sich keine Sorge um das Durchstehen des nächsten Tages machen muss, eignet sich Ulrich Matthes‘ Stil wirklich perfekt.
_Der Vorleser_
Ulrich Matthes wurde in Berlin geboren. Nach ein paar Semestern Germanistik und Anglistik entschied er sich für die Schauspielerei. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den renommierten Gertrud-Eysoldt-Ring. Zuletzt war er in der Rolle des Joseph Goebbels im Kinoerfolg „Der Untergang“ sowie in Volker Schlöndorffs Film „Der neunte Tag“ zu sehen, für den er als bester Hauptdarsteller für den Deutschen Filmpreis 2005 nominiert wurde.
_Unterm Strich_
Leider liegt mir die andere oben angesprochene Hörbuch-Version von „Utopia“ nicht vor, um einen direkten Vergleich vorzunehmen. Unabhängig davon kann ich dieses 2-CD-Set nur wärmstens weiterempfehlen; zum einen, da es sich ausschließlich auf den Kern der Handlung beschränkt, und zum anderen, weil Vorleser Matthes mit seinem Vortrag dieses Klassikers der Weltliteratur eine tadellose Vorstellung gibt.
Linktipp: [Digitale Reproduktion]http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/more/utopia/ der Baseler Ausgabe von 1518.
Nach dem Erfolg des [ersten Teils 1817 der Miniserie „Kissing Chaos“ hat Arthur Dela Cruz kurze Zeit später bereits eine vierteilige Nachfolgereihe erschaffen, die jedoch den rätselhaften Inhalt dieser Comics noch mysteriöser erscheinen lässt. Dela Cruz hat nämlich keinen direkten Nachfolger erstellt, sondern lässt den Plot mit völlig neuen Charakteren aufleben, folgt dabei weiterhin den komplexen Strukturen des ersten Parts und schafft es, durch versteckte Hinweise schließlich, den Zusammenhang mit der ersten Serie herzustellen. Folglich ist „Kissing Chaos – Nonstop Beauty“ ebenfalls ganz heftige Kost und daher auch gar nicht so leicht zu erfassen. Das wird man auch beim Überblick über die Handlung feststellen:
_Story_
Ashley ist gerade dabei, die Kontrolle über ihr Leben vollends zu verlieren. Als sie eines Tages eine Mail von ihrer verschollenen Freundin Angela bekommt, deren Anhang sie jedoch nicht versteht, führt sie das über einen Chatroom zu einer Person namens Everett. Dieser Kerl ist ganz wild auf diese Datei und kann Ashley dazu überreden, sich mit ihm zu treffen. Doch dieses Treffen geht über den normalen Smalltalk zweier junger Erwachsener hinaus und endet im Chaos. Zwei Männer in dunklen Anzügen tauchen plötzlich auf und verfolgen Everett. Seine Begleiterin, noch ganz verblüfft und verständnislos wegen der seltsamen Flucht vor den Unbekannten, reagiert entsprechend sauer und will sich von Everett loseisen. Doch dann entdeckt sie, dass ihre gesamte Wohnung durchwühlt und die rätselhafte Datei Angelas‘ mitsamt dem Computer gestohlen wurde. Deshalb sieht sich widerwillig dazu gezwungen, Everett erstmal zu begleiten, obwohl sie den Geschichten über Verschwörungen und Geheimorganisationen nicht ganz folgen kann. Ashley selber gehört nämlich ebenfalls einer anarchistischen Geheimorganisation an, die gerade dabei ist, eine künstlerische Revolution bei einem Rockkonzert anzuzetteln. Schließlich weiß sie nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, und die alles dominierende Frage lautet: Kann sie ihr plötzlich so turbulentes Leben in den Griff bekommen, oder wird sie von den Ereignissen überrollt?
Wie auch schon beim ersten Teil, so hat es auch hier eine ganze Weile gedauert, bis ich die Handlung überschauen konnte. Durch die ständigen Szenenwechsel hat Aerthur Dela Cruz nämlich eine noch kompliziertere Struktur festgelegt, und da die Geschehnisse bei der Revolution, das Treffen von Everett und Ashley sowie die Annäherungsversuche von Eric und Kim (ebenfalls Mitglieder der anarchistischen Künstlerbewegung unter der Führung des egozentrischen Jersey) quasi alle parallel erzählt werden, obwohl sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattfinden, verliert man schon einmal schnell den Überblick. Hinzu kommt, dass der Autor fortlaufend mit versteckten Hinweisen zur vorangegangenen Serie arbeitet, die für die weitere Geschichte der „Kissing Chaos“-Comics noch von besonderer Bedeutung sein wird. Den Namen Angela kennt man ja bereits aus dem ersten Teil, ebenfalls den seltsamen Everett, der auch dort schon hinter einem jungen Mädchen her war. Auch über Ashley hat man damals schon kurze Hinweise gefunden, die dort aber noch nicht wichtig erschienen.
Wenn man all diese Fakten ordnet und gleichzeitig hinter den neuen Plot gestiegen ist, verweben sich die Fäden allmählich, auch wenn im Nachhinein noch so vieles unklar bleibt. Doch man begreift so langsam den Zusammenhang zwischen Angela und Ashley, die Rolle von Everett, den „Matrix“-ähnlichen Trenchcoat-Gestalten und der Person des Damien, den Everett in versteckten Beschreibungen ebenfalls ins Spiel bringt.
Um diesen großen Strang herum hat Dela Cruz aber erneut ein sehr großes Augenmerk auf die Emotionen und das Gefühlsleben der einzelnen Charaktere gelegt. Neben der zerstreuten und unsicheren Ashley beschreibt er hier hauptsächlich die Verbindung zwischen dem schüchternen Eric und der selbstbewussten Kim, die zwar mit dem Bandenführer Jersey zusammen ist, aber auch Gefühle für Eric hat. Der Zeichner und Autor konzentriert sich insgesamt sehr stark auf das Zwischenmenschliche in Extremsituationen, ähnlich wie beim ersten Teil. Das macht es für den Leser allerdings nicht einfacher, den gesamten Wert dieses Werkes zu begreifen. Um eine kleine Hilfestellung zu geben, hat Dela Cruz zum Ende hin die Geschichte noch mal kurz zusammengefasst und die einzelnen Verbindungen aufgelistet. Spätestens dort begreift man dann, welche Tragweite, vor allem aber welches Potenzial „Kissing Chaos“ hat. Dela Cruz könnte die Geschichte beliebig weit ausdehnen, ihm stehen in der Tat noch viele Möglichkeiten offen, und dennoch ist es dann wahrscheinlich, dass er nicht alle geöffneten Handlungsebenen wieder vollständig abschließen kann.
Nachdem mich bereits die erste Serie begeistern konnte, bin ich nun bei „Kissing Chaos – Nonstop Beauty“ vollkomen überwältigt. Arthur Dela Cruz hat eine Welt und insbesondere Charaktere erschaffen, deren Leben den Leser so schnell nicht wieder loslässt. Man kann nur sehnlichst hoffen, dass Dela Cruz sich noch viel Raum für die Fertigstellung dieser Gesamtreihe lässt, die er zunächst für 2005 angekündigt hatte. Bis dahin kann man sich aber auch noch den Kopf über die verschiedenen unklaren Nebenstorys zerbrechen. Daher auch mein Tipp: Die ersten beiden Bände sollte man aufmerksam und in Ruhe direkt hintereinander lesen, das erleichtert das Verständnis ungemein. Zum Schluss noch einmal eine ganz deutliche Empfehlung für einen Autor, der bereits wieder an neuen Projekten arbeitet.
Mit „Mord in der Rue St. Lazare“ beginnt Alexandra von Grote eine neue Krimireihe, in deren Mittelpunkt der Pariser Kriminalkomissar Maurice LaBréa steht. Hierbei handelt es sich um einen vom Schicksal geplagten Mann, dessen Frau erst vor einem halben Jahr und nur wegen einer fast schon lächerlich geringen Geldsumme überfallen und kaltblütig ermordet wurde. Alexandra von Grote schildert die Person des Kommissars und die stetigen Albträume, mit denen LaBréa ständig zu kämpfen hat – auch bei seinen Ermittlungen.
_Story:_
Nach wie vor klammert sich Kommissar LaBréa in seinen Träumen an die schrecklichen Visionen vom Verlust seiner Gattin Anne. Lediglich die Verantwortung seiner Tochter Jenny gegenüber treibt ihn dazu, sich seine Niedergeschlagenheit nicht anmerken zu lassen. In seinem Job wird Maurice LaBréa aber dennoch tagtäglich mit dem Tod konfrontiert, und jedes Mal keimen auch die Erinnerungen an den Tag, an dem Anne ermordet wurde, wieder auf. So auch in dem Moment, als Kommissar LaBréa die Leiche des brutal ermordeten und mit einem Golfschläger vollkommen entstellten Produzenten Molin auffindet. Einen Tag vor dieser Tat hat der Beamte Molin noch kurz kennen lernen können und schon dabei gemerkt, dass der Kerl ein sehr unangenehmer Zeitgenosse war.
Und genau dies vermutet die Pariser Polizei demnächst auch als Tatmotiv: Zwiste mit seinen Angestellten, die gerade erst mit den Dreharbeiten zum neuen Molin-Streifen „Mord in der Rue St. Lazare“ begonnen haben, und darüber hinaus Affären mit mehreren Karrieredamen in der Filmbranche, die Molin zum Verhängnis geworden sein könnten. LaBréa und sein Team, bestehend aus dem konservativen Franck, der seine Wochenenden auf der Pferderennbahn verbringt, und dem Paradiesvogel John-Marc, dem das Kollegium aufgrund seines schillernden Auftretens auch Kontakte zur Homosexuellen-Szene nachsagt, beginnen alsbald die Ermittlungen in diesem Fall und stoßen dabei auch auf eine ganze Reihe Verdächtiger.
Die erste Spur führt die Beamten direkt in das Team bei den Dreharbeiten, denn wie sich herausstellt, ist der kaltblütige Mord am Produzenten von „Mord in der Rue St. Lazare“ dem ursprünglichen und später abgeänderten Drehbuch nachempfunden worden. Als dann jedoch genau einen Tag später auch Molins Frau umgebracht wird, verliert die Kripo zunächst den Überblick. Dazu kommen einige seltsame Kontakte, deren Spur bis hin zu einem Chemiekonzern nach Kapstadt führen, an dem Molin ebenfalls beteiligt gewesen sein soll. Darüber hinaus rätseln LaBréa und seine Kollegen auch noch, ob es überhaupt einen direkten Zusammenhang zwischen den beiden Morden gibt. Bevor die Spuren jedoch im Sande verlaufen können, bekommt der Kommissar langsam aber sicher ein genaues Bild von den Affären, Betrügereien und Intrigen, in die Molin jahrelang verwickelt war, und kommt so dem Tatmotiv und den beteiligten Personen ebenso schleppend auf die Schliche wie es ihm gelingt, zu seiner Nachbarin Celine den ersten intensiveren zwischenmenschlichen Kontakt nach dem Tod seiner Frau aufzubauen.
Alexandra von Grote ist unter anderem schon als Drehbuchautorin und Regisseurin tätig gewesen und hat sich ihre Erfahrungen in dieser Branche auch für den Auftakt ihrer neuen Krimiserie zunutze gemacht. Dementsprechend ist „Mord in der St. Lazare“ auch voll von Fachbegriffen rund um die Filmbranche und zudem mit einigem Hintergrundwissen im Hinblick auf technische Belange in der Kinoindustrie gespickt. Das verleiht dem Buch von Anfang an die nötige Authentizität bezüglich der inhaltlichen Materie, ohne dass das Ganze in irgendeiner Weise belehrend klingen würde. Erstaunlicherweise macht die Autorin dabei aber auch vor brutalen Fakten nicht Halt, schildert des Öfteren, mit welchen skrupellosen Methoden die Verantwortlichen teilweise umgehen, beschreibt den zweifelhaften Aufstieg so mancher Nachwuchsschauspielerin und stellt die Szenerie im Großen und Ganzen in ein sehr negatives und relativ düsteres Licht.
Doch dies ist nicht das einzige Fachgebiet der Autorin. Als Wahl-Französin ist es ihr auch fabelhaft gelungen, das besondere Flair, das die Stadt Paris umgibt, in der Atmosphäre der Erzählung zu verankern. Hier wird ein Stück französische Kultur, mit allem was dazu gehört, geboten, vom Wein über das Baguette bis hin zu den eigenwilligen Erscheinungsbildern der Hauptfiguren, die man getrost als ‚typisch französisch‘ bezeichnen darf. Die Erzählung um das ermordete Ehepaar kann von diesen Hintergrundinformationen bzw. vom Auffangen der speziellen Atmosphäre der „Stadt der Liebe“ merklich profitieren und bekommt so auch deutlich Farbe, und das noch bevor von Grote mit der eigentlichen Handlung so richtig losgelegt hat.
Sobald die Autorin den Leser aber dann mitten in die Umgebung der beiden seltsamen Mordfälle versetzt, legt sie ein sehr rasantes Erzähltempo vor und steuert in der Mitte des Buches schon auf eine partielle Auflösung zu – die aber dann später wieder komplett verworfen wird. Diesen Teil finde ich persönlich jedoch nicht so gelungen, denn somit schränkt von Grote den Kreis der möglichen Attentäter sehr stark ein. Ebenfalls weniger geglückt ist die Einbeziehung von bis kurz vor Schluss unerwähnten Fakten im Bezug auf die Verbindungen der Familie Mloin nach Südafrika. Dies hätte man schon von vorneherein in die Geschichte integrieren sollen, denn so wirkt das Ganze – obwohl es von Grote letztendlich prima gelingt, die Fäden allesamt zusammenlaufen zu lassen – ein wenig zu aufgesetzt und quasi an die eigentliche Story gehängt. Eigentlich steht der (oder die?) Mörder auf Seite 250 schon fest, dann folgt aber noch einmal ein kompletter Rundumschlag, der alles (und meiner Meinung nach auch zu viel) wieder über den Haufen wirft, und dessen Hintergründe zum Schluss hin auch nicht ganz aufgeklärt werden. Vielleicht geschieht dies ja in der ebenfalls schon veröffentlichten Fortsetzung …
Ansonsten gefällt die Geschichte aber sehr gut, zumal von Grote mit dem eigenwilligen und recht sturen Kommissar LaBréa einen wirklich guten Hauptcharakter eingeführt hat, dessen Charme alleine schon einen großen Reiz ausübt und die Lektüre des Buches zusätzlich belebt. Und sieht man mal von den leichten oben geschilderten Mängeln ab, ist „Mord in der Rue St. Lazare“ über alle Maße hinaus spannend, und das bis zur letzten Seite – und das ist doch genau das, was man von einem guten Krimi erwartet, oder?
Ob man einem Autor dieser Tage einen Gefallen tut, wenn man ihn auf dem Buchdeckel mit dem aktuell wohl faszinierendsten Bestseller-Autor Dan Brown vergleicht, möchte ich einmal in Fragen stellen. Das katapultiert die Erwartungshaltung an das jeweilige Buch nämlich direkt in schwindelerregende Höhen, die es aber im Regelfall nicht erreichen kann. Dies darf man im übertragenen Sinne auch auf „Schattenlichter“ von Theodore Roszak anwenden, denn das in den Vereinigten Staaten bereits als Kultroman verehrte Buch kann trotz der mysteriös erscheinenden Themenwahl und des hohen Potenzials seines Plots nicht mit der Spannungskurve eines Brownschen Schnitzeljagd-Thrillers konkurrieren, auch wenn man Roszak definitiv zugestehen muss, dass er eine Geschichte kreiert hat, die sich anregend und gewinnend lesen lässt.
_Story:_
Jonathan Gates, junger Filmstudent und Cineast, ist regelmäßiger Besucher des |Classic|, eines heruntergekommenen Underground-Kinos im Herzen von Los Angeles. Dort sieht er seinen ersten Max-Castle-Film. Castle – ursprünglich Maximilian von Kastell – war in den Zwanzigern ein begabter UFA-Regisseur, der später nach Hollywood übersiedelte, um sich dort mit zweitklassigen Horrorfilmen über Wasser zu halten. Doch richtig groß herauskommen konnte er nie, weshalb der Mann auch schnell wieder in Vergessenheit geriet.
Jonathan bekommt ein gänzlich anderes Bild von Castle und ist sich fortan sicher, dass er es hier mit allem zu tun hat, aber sicher nicht nur mit einem B-Movie-Regisseur. Castle war offenbar ein ganz außergewöhnlicher Filmemacher, der die Zuschauer mit subtilen Effekten in den Bann ziehen wollte. Das ist aber nicht die einzige Entdeckung, die Jonathan macht; zudem erfährt er von Castles Mitgliedschaft im „Orden der Sturmwaisen“. Hierbei handelt es sich um eine religiöse Vereinigung, deren Geschichte bis weit vor die Zeit Jesu Christi datiert, und die immer wieder dann an der Oberfläche erscheint, wenn von ‚Bewegten Bildern‘, also der Frühform des modernen Kinos, die Rede ist.
Der Orden existiert auch heute noch und bildet nach wie vor seine Schüler in den verschiedenen Arten des Filmhandwerks aus. Doch keiner versteht, was die Ursache dieser Arbeit und der Existenz des Ordens ist. Was bezwecken die Sturmwaisen? Welches Geheimnis verbergen sie? Jonathan macht sich auf, diesen mysteriösen Zusammenhängen nachzugehen und findet alsbald heraus, dass es sich hierbei um eine Verschwörung handelt, die seit Jahrhunderten andauert und nur ein Ziel verfolgt: Das Ende der Geschichte, so wie wir sie kennen …
Nun, Theodor Roszak wagt sich an eine sehr bizarre Materie heran, bezieht sich dabei aber über die Person des jungen Filmstudenten Jonathan Gates auf mehrere bekannte Verschwörungstheorien. Man merkt dem Buch an, dass der Autor sich sehr intensiv mit dem Stoff auseinandergesetzt hat, und nicht umsonst überschreitet „Schattenlichter“ deutlich die 800-Seiten-Marke. Aber in dieser übertriebenen Detailverliebtheit besteht auch die Schwäche dieses Romans, denn irgendwann artet die Angelegenheit so weit aus, dass von der anfangs durchaus noch formidablen Spannung mittendrin und gerade zum Ende nicht mehr viel übrig bleibt. Das Ziel, den Leser mit einer prinzipiell klug inszenierten Rahmenhandlung zu erreichen und ihn dabei für den mysteriösen Orden der Sturmwaisen zu begeistern, verfehlt Roszak zwar nicht ganz, denn immerhin bleibt man auf den ersten 150 Seiten noch ziemlich eifrig an der Lektüre. Doch mit wachsender Seitenzahl verliert „Schattenlichter“ den Wert eines unterhaltenden Romans. Roszak schweift zu häufig ab, und das jeweilige Rätsel oder der Kernpunkt des Mysteriösen wird dabei einfach zu oft aus den Augen verloren.
Stattdessen wird die Geschichte immer mehr zu einer Infoveranstaltung für Verschwörungstheoretiker. Die Katharer und der Vatikan werden erwähnt, das Nazi-Regime als Mitinitiator des Weltendes genannt und der Vatikan als hilflose Institution charakterisiert. Obwohl Roszak das Ganze sehr ausschweifend beschreibt, geht er aber nie so richtig in die Tiefe. Es gibt zahlreiche Stellen im Buch, an denen der Autor lange um ein Thema herumschreibt, aber einfach nie auf den Punkt kommen will – vielleicht ja, weil er vermutet, diesen mit zunehmender Seitenzahl und Handlungsverwirrung ohnehin schon irgendwo getroffen oder zumindest tangiert zu haben. Ich möchte behaupten, dass die Geschichte mit der Hälfte der Seiten wesentlich packender herübergekommen wäre und der Kern des Ganzen ohne Umschweife viel besser hätte beschrieben werden können.
Andererseits verläuft die Geschichte auch immer mehr in eine recht seltsame Richtung, und trotz der rätselhaften Geheimnisse um den Orden der Sturmwaisen weiß man einfach ab einer gewissen Stelle, auf welches Ende Roszak mit seine Erzählung abzielt. Dies ist dann auch der letzte Fakt, den es zu krisieren gilt. Hier wird so viel geschrieben, es kommen so viele Informationen zu den verschiedenen beteiligten Organisationen an die Oberfläche, die von jahrelanger Recherche zeugen, und schlussendlich kann man sich doch denken, wohin die Sache tendiert. Spätestens dann gibt man entnervt auf und liest den Rest des Buches nur noch, weil man ja bereits so weit gekommen ist. Und das kann ja nicht das Ziel eines Buches sein, schon gar nicht, wenn Konkurrenz wie Dan Brown im Hintergrund herumschwirrt …
Ich war zwischendurch auch mehrfach der Versuchung erlegen, aufzugeben, aber ich lese grundsätzlich jedes Buch zu Ende, und mit diesem Prinzip wollte ich auch bei „Schattenlichter“ nicht brechen. Aber zumindest kann ich jetzt mein Wissen weitergeben und die Geschichte, die ganze 14 Jahre gebraucht hat, bis sie ins Deutsche übersetzt wurde, als zweifelhaft spannend und ziemlich langatmig deklarieren. Zu viele Fakten und in Relation zur Seitenstärke zu wenig richtige Handlung – so lautet mein kurzes Fazit, untermauert dadurch, dass es im Hinblick auf religiöse Verschwörungen so viel besseren Stoff gibt, der hier vorzuziehen wäre. Wie war das noch mit Dan Brown? Nun, zumindest ist die Grundidee sehr gut: Ein Cineast, der über das Interesse für den klassischen Film zu einem scheinbar vergessenen, aber heute noch bedrohlichen Orden findet und dabei eine unglaubliche Entdeckung gemacht. Leider ist Roszak insgesamt zu weit übers Ziel geschossen und hat den wichtigsten Faktor der modernen Belletristik vergessen: Die Kunst, die Erzählung unterhaltsam zu gestalten. Als Kultbuch wird „Schattenlichter“ jedenfalls stark überbewertet.
_Der Autor_
Theodore Roszak, 1933 geboren, ist Professor für Geschichte an der Universität Kalifornien. Neben zahlreichen Sachbüchern – darunter „Gegenkultur“, dem Standardwerk über die Protestbewegungen der 60er Jahre – hat er auch etliche Romane veröffentlicht, zuletzt „Die Memoiren der Elizabeth Frankenstein“. „Schattenlichter“ ist sein berühmtester Roman und gilt in den USA als Kultbuch.
|Originaltitel: Flicker, 1991
Übersetzt von Friedrich Mader
Paperback, ca. 896 Seiten, 13,5 x 20,6 cm|
Im zweiten Comic-Band, der begleitend zur erfolgreichen Fernsehserie veröffentlicht worden ist, dreht sich alles um die Freundschaft zwischen SpongeBob und seinem besten Kumpel, dem dicken, rosanen und dummen Patrick, der, das soll nicht unerwähnt bleiben, mein Lieblingscharakter in dieser Serie ist. Wiederum haben |Tokyopop| vier Geschichten, die sich ausschließlich mit diesem Thema auseinandersetzen, ausgewählt und in Comic-Form veröffentlicht – und wieder mal haben die Zeichner hierbei ganze Arbeit geleistet!
_Bademeister SpongeBob_
SpongeBob und Patrick liegen am Strand von Bikini Bottom und bewundern den dort tätigen und allseits beliebten Bademeister Larry. Der kleine Schamm träumt zu Patricks Erstaunen ebenfalls von einer solch rasanten Karriere, wie sie die Baywatch-Krabbe gemacht hat, und bekommt zufällig von Larry die Chance, sich als Bademeister zu bewähren. Doch der Job ist weitaus stressiger, als SpongeBob sich dies vorher erträumt hätte, und nach wenigen Minuten in Larrys Abwesenheit herrscht bereits Chaos am Strand.
_Superhelden im Ruhestand_
Patrick und SpongeBob verehren seit jeher die beiden Superhelden Meerjungfraumann und Blaubarschbube und spielen ihre Abenteuer von Zeit zu Zeit nach. Eines Tages machen sie sich auf, herauszufinden, was aus den beiden Männern geworden ist. Dabei treffen sie auf ein paar gealterte Helden, die sich bereits im Ruhestand befinden und auf Abenteuer gar nicht gut zu sprechen sind. Trotzdem gelingt es den beiden Meeresbewohnern, die Superhelden so lange zu provozieren, bis diese wieder ihr Kostüm überstreifen.
_Freunde und Nachbarn_
Als Patrick und SpongeBob eines Tages recht albern mit Seifenblasen spielen, fühlt Thaddäus sich genervt und stachelt einen Streit zwischen den beiden an. Diese jedoch wissen nicht, dass Thaddäus der Verursacher des Zwistes ist und giften sich im Folgenden immer mehr an. Dabei kämpfen sie beide darum, Thaddäus als neuen besten Freund zu gewinnen. Dieser ist sehr schnell von den ehemaligen Kumpels genervt und versucht, die Sache wieder zu bereinigen.
_Anstreicher_
Mr. Krabs beauftragt SpongeBob und Patrick damit, seine Wohnung neu zu streichen, warnt sie jedoch davor, auch nur einen Farbklecks der wasserunlöslichen Farbe an die falsche Stelle zu bringen. Der Job scheint zu gelingen, bis SpongeBob dann auf dem ersten Dollar, den Krabs je verdient hat, einen Farbstreifen entdeckt. Daraufhin versuchen die beiden alles Mögliche, um das Unglück zu vertuschen und hoffen, dass ihr Boss nichts bemerken wird. Doch der ist wie immer ziemlich wachsam …
Von den drei bislang erschienenen Mangas über SpongeBob ist dieser hier mein persönlicher Favorit, weil wirklich jede Geschichte über eine ganze Reihe von Lachern verfügt, die man aber wie immer auch nur dann lustig finden wird, wenn man die Materie an sich liebt. Alleine zu sehen, dass der dumme Patrick plötzlich mit einigen ‚gebildeten‘ Ausdrücken herausrückt, ist jedes Mal wieder eine Wonne, und das machen sich die verantwortlich Zeichnenden dieses Comics daher auch immer wieder zunutze. In diesem Fall sind es aber auch die Szenen, in denen die Kumpels die beiden gealterten Helden triezen oder in denen sie Thaddäus zum wiederholten Male zur Verzweiflung bringen, bei denen die Mundwinkel steil nach oben gehen. Oder aber die Situation, in der SpongeBob und Patrick die Strafe von Mr. Krabs fürchten – das ist einfach total komisch und von den Zeichnern wieder sehr schön und mit dem Blick fürs Wesentliche umgesetzt worden. Diese Mangas, und ganz besonders „Freunde für immer“, bieten kurzweilige Unterhaltung, und man darf sich jetzt schon auf die weiteren bereits angekündigten Bände von |Tokyopop| freuen. Viel Spaß aber erstmal mit diesem schönen Cine-Manga!
Wolf Serno hat lange als Werbetexter in großen Agenturen und 20 Jahre lang als Creative Director in einer großen Hamburger Agentur gearbeitet. 1997 beschloss Wolf Serno, nicht mehr für andere, sondern für sich selbst zu schreiben. Das Ergebnis war der Bestseller „Der Wanderchirurg“, dem später noch der Folgeband „Der Chirurg von Campodios“ und ganz aktuell „Die Mission des Wanderchirurgen“ folgen sollten. Der Autor lebt heute mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg.
„Kissing Chaos“ ist das Comic-Debüt von Arthur Dela Cruz, der 2002 für einen |Eisner Award| nominiert wurde – als Talent, das größere Aufmerksamkeit verdient hat. Die erste Miniserie, die in diesem Band gesammelt vorliegt, wurde außerdem von |Ain’t Cool News/Gray Haven Magazine| als eine der zehn besten Comic-Serien des Jahres ausgezeichnet.
Dela Cruz ist einer dieser aufstrebenden Zeichner, die in ihren Büchern Emotionen, Gewalt, Action und Tiefgang darstellen und somit auch ein gewises Maß an Melancholie kreieren. Bei „Kissing Chaos“ ist es dem Autor und Zeichner dabei gelungen, düstere Schwarzweiß-Ilustrationen mit einer wirklich sehr guten Geschichte zu verknüpfen, die darüber hinaus gar nicht mal so leicht durchschaubar ist – und das, obwohl Dela Cruz sich weitestgehend der Umgangssprache bedient.
_Story:_
Angela, Damien und Raevyn könnten von ihrer Ausstrahlung her kaum verschiedener sein. Erstere strahlt eine fast schon unheimliche innerliche Ruhe aus und spricht nicht ein Wort. Doch der äußere Schein trügt, denn Angela trägt ein schreckliches Geheimnis in sich, von dem nicht mal ihr Engel, der geliebte Damien, weiß. Damien ist ein ziemlich übler Draufgänger-Typ, dem jedes Mittel recht zu sein scheint – egal in welcher Hinsicht. Angela hat er nur zufällig getroffen, doch hat diese kurze Zeit schon gereicht, um ein Zeichen in ihrem Leben zu hinterlassen, das sich nicht mehr entfernen lässt. Raevyn hingegen ist eine ziemlich eigenbrödlerische Zicke mit einem übertriebenen Selbstbewusstsein, die ab und zu durch ihre flotten Sprüche Ärger provoziert. Sie war zudem einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und gerät mitten in eine recht chaotische Geschichte hinein.
Doch jetzt haben die drei Charaktere eines gemeinsam: Allesamt sitzen sie in einem gestohlenen Auto und fliehen darin vor der jüngeren und älteren Vergangeheit – und vor der Polizei, die den Mörder eines älteren Geschäftmannes sucht und ihn in diesem Wagen vermutet. Doch ihre Flucht verläuft alles andere als problemlos: Alle drei werden wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt, treffen dabei auf skrupellose Killer, Personen, die sie eigentlich nie wieder sehen wollten und geheimnisvolle Männer in Trenchcoats, die scheinbar überall anzutreffen sind. Und alle beherbergen sie nach wie vor ein individuelles, unheimliches Geheimnis …
Arthur Dela Cruz hat mit diesem Werk eine ziemlich komplexe und sehr tief greifende Geschichte entwickelt, bei der ich jetzt schon froh darüber bin, dass ich sie in diesem Sammelband komplett vorfinde. Ansonsten hätte man sicherlich ziemlich schnell den Faden verloren, denn der Autor und Zeichner wechselt fast beständig die Szenarien und schwenkt dabei immer wieder zwischen Vergangenheit, Illusion und Gegenwart hin und her.
Im Mittelpunkt steht dabei ganz klar die verlegene Angela, die unsterblich in ihren Begleiter Damien verliebt ist. Warum das so ist, kann man anfangs nur erraten, jedoch wird man im Laufe der Erzählung immer mehr mit dem gemeinsamen Geheimnis und ihrer seltsamen Verbindung konfrontiert. Angela spricht in diesem Buch nicht einen Satz, bekommt aber durch die verschiedenen illsutrierten Gedankengänge genügend Raum, um ihre Gefühle und Emotionen darzustellen. Die von Dela Cruz charakterisierte hübsche Frau wirkt dabei sehr zerbrechlich; erst blind aus Liebe, dann immer mehr von Selbstzweifeln geplagt und schließlich zu allem bereit, um die Illusion ihres Helden, ihres Engels aufrecht zu erhalten.
Und genau dieses Dilemma ist auch der Kernpunkt der Geschichte und wird durch die einzelnen Zwischenüberschriften beziehungsweise die poetisch vorgetragenen Übergänge zwischen den Kapitel deutlich verstärkt.
Es geht nämlich nicht in erster Linie um die fast schon oberflächlich erscheinende Flucht, sondern eher um die Umstände, die dazu führten. Sehr wohl beschäftigt sich „Kissing Chaos“ aber in gewisser Weise mit der Flucht vor Vergangenem und somit auch vor der Realität, und genau das wird durch die Gegenwartshandlung symbolisch geschildert.
Dela Cruz hat dabei als Autor, vor allem aber auch als Zeichner, der einen sehr guten Blick fürs Wesentliche hat und sich nicht mit unwichtigen Details aufhält, ganze Arbeit geleistet. Dies verraten auch die ganzen Hintergrundinformationen, die diesem Sammelband angehängt wurden. Hier bekommt Dela Cruz Gelegenheit, die einzelnen Charaktere noch einmal aus seiner Sicht vorzustellen und ihre Entstehungsgeschichte darzulegen. Dazu gibt es einzelne entfallene und alternative Sequenzen, welche die Geschichte dann nochmal in ein etwas anderes Licht rücken und Anlass zum Nachdenken geben.
Schlussendlich muss man jedenfalls sagen, dass hier das gesamte Paket ausgezeichnet ist, sowohl die Zeichnungen und die Story als auch die Aufmachung dieses edlen Bandes. Wer über den normalen Comic hinaus eine komplexe Story mag, der findet in „Kissing Chaos“ sicherlich das, wonach er sucht.
John Sinclair sollte absolut keinem Hörspiel-Fan unbekannt sein, immerhin zählt die erfolgreiche Serie um den mysteriösen Geisterjäger schon 34 Episoden (von denen die Folgen 31-34 im November & Dezember erscheinen werden). Abseits davon gibt es aber auch zwei Sondereditionen, von denen mir die erste, „Der Anfang“, nun zur Rezension vorliegt. Dieses besondere Hörspiel beschäftigt sich mit den Anfängen des jungen Inspektors von Scotland Yard sowie mit seinem ersten Kontakt mit übersinnlichen Erscheinungen.
Als Einführung in die Welt von John Sinclair ist „Der Anfang“ daher sowieso esenziell, doch auch im Bezug auf die Handlung ist dieses Hörspiel ein absolutes Klassewerk, das den ’normalen‘ Episoden aus dieser Reihe in nichts nachsteht.
_Story:_
In einer kleinen Gemeinde in Schottland ist ein junges Mädchen gestorben. Das Ehepaar Winston hat die gemeinsame Tochter gerade betrauert, da bricht auch schon der nächste Schock über sie herein. Kaltblütig wird die Mutter von einer sonderbaren Gestalt zur Strecke gebracht, während ihr Mann im Wohnzimmer des Hauses eingenickt ist. Nach dem bösen Erwachen sammelt Ronald jedoch zügig seine Gedanken und eilt seinen Kindern, die ebenfalls von dieser Erscheinung bedroht werden, zur Hilfe. Mit letzter Kraft gelingt es ihm, das mysteriöse Wesen zu erledigen, doch der sich ihm bietende Anblick ist noch schockierender als die Vision seiner verstorbenen Frau: Ronald sieht in dem Wesen den Geist der verstorbenen Tochter, der nach seinem Angriff zu Staub zerfällt.
Bei der ortsansässigen Polizei glaubt Ronald natürlich niemand, und so wird der Familienvater des Mordes an seiner Frau angeklagt, zumal ihn seine sprachlosen und noch immer schockierten anderen Kinder nicht entlasten können. Andererseits findet Winston bei den Behörden auch einen Fürsprecher, der nicht daran glaubt, dass der Mann zu einem solchen Verbrechen fähig ist. Als die jüngste Tochter dann die Geschichte ihres Vaters bestätigt, kommt für diesen schon jede Hilfe zu spät: Ronald hat sich im Gefängnis erhängt.
Hilfesuchend wendet sich der zuständige Polizeibeamte an Scotland Yard, woraufhin Inspector John Sinclair sich des Falles annimmt. Sinclair, eigentlich ein kühler Analytiker, der in der Regel seine Fälle durch rationales Denken und mit Hilfe seiner Berufsroutine löst, muss vor Ort jedoch schnell feststellen, dass hinter den Verbrechen mehr steckt, als sich der Normalsterbliche vorzustellen vermag. Die Spur führt ihn zu einem Schloss, von dem die ebenfalls frisch angereiste Klatschreporterin Ann Baxter nicht mehr zurückgekehrt ist, geradewegs in die Hände des russischen Professors Ivan Orgow. Doch Sinclair bleibt nicht viel Zeit, um neue Bekanntschaften zu machen; Orgow hat nämlich ein teuflisches Mittel entdeckt, um die Toten wieder auferstehen zu lassen, und dessen bedient er sich nun mittels eines Mediums, um somit durch die Unterstützung wandelnder Leichen die Weltherrschaft an sich zu reißen. Der Inspektor von Scotland Yard ist trotz der unglaublichen Geschehnisse dazu gezwungen, Ruhe zu bewahren, doch als eine Schar lebendiger Toter durch die Straßen der kleinen Stadt wandelt und gleichzeitig ein verheerendes Zugunglück den Ort erschüttert, verliert der ansonsten ruhige Beamte langsam aber sicher die Nerven …
Die Inszenierung der Handlung ist von den Machern dieses Hörspiels wirklich perfekt arrangiert worden. Beständig schwebt man als Hörer zwischen den Gedanken, ob es sich hier um reine Fiktion oder doch um die Realität handelt, denn immer wieder finden die ermittelnden Charaktere rationale Erklärungen für die seltsamen Geschehnisse, die sich in dem kleinen schottischen Dorf abspielen. Ergänzt wird diese Spannung durch die gruseligen Effekte, die ihre Wirkung selten verfehlen und den Hörer so manches Mal aufzucken lassen; das ist eben beste Gruselspannung und nicht zu Unrecht Teil einer Klassiker-Serie!
Einen noch größeren Anteil am Gelingen dieses Hörspiels haben aber die zahlreich involvierten Sprecher (über 30 an der Zahl), denen man deutlich anmerkt, dass sie die Geschichte nicht nur mit ihrer Stimme begleiten, sondern den Inhalt wirklich leben. Besonders im Falle des von Joachim Tennstedt (Stimme von John Malkovich, Dustin Hoffman, Michael Keaton) gesprochenen Kommissars Brad Jones und des gemeinen Ivan Orgow (gesprochen von Tilo Schmitz, der Stimme von Ron Perlman), aber natürlich auch beim Hauptdarsteller John Sinclair, dem Frank Glaubrecht (Stimme von Pierce Brosnan, Kevin Costner, Jeremy Irons, Richard Gere, Al Pacino, Christopher Walken und vielen mehr) wie immer seine Stimme geliehen hat, fällt dies sehr positiv ins Gewicht und verstärkt die enorm düstere Atmosphäre. Hier haben Idealisten gearbeitet, für die „Der Anfang“ nicht nur ein weiterer Job war! Aber – und da darf ich jetzt gerne eine fast schon klischeebehaftete, aber in der Tat allgemeingültige Aussage machen – Perfektion wird bei John-Sinclair-Hörspielen seit jeher groß geschrieben.
Andererseits sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass dieses Hörspiel wohl eher erst ab dem fortgeschrittenen Jugendalter zu empfehlen ist, denn die Geschichte mit ihren zahlreichen Morden und den teilweise blutrünstigen Charakteren ist in Sachen Brutalität schon ziemlich harter Tobak; gerade bei „Der Anfang“ geht es, um es einmal umgangssprachlich zu formulieren, ziemlich zur Sache. Die Action ist ständig im Gange, und wenn dann mal ein kurzer musikalischer Zwischenpart eingeflochten wird, dann auch nur, um die düstere Stimmung der Handlung nachhaltig zu unterstreichen.
Das Fazit zu „Der Anfang“ könnte also kaum besser sein: In 77 Minuten und über 30 Kapiteln entwickelt sich hier eine spannende, düstere und nicht gerade leicht verdauliche Story, die auf ständigen erzählerischen Höhepunkten aufbaut und nicht eine Minute Zeit zum Durchatmen lässt. Veredelt wird das Ganze übrigens vom rockigen Titelsong der Rockband BLACKMAIL, der zum Schluss für spürbare Entspannung sorgt. Dieses Hörspiel sollte man gehört haben, am besten noch bevor man sich so richtig an das Thema John Sinclair heranbegibt.
http://www.sinclairhoerspiele.de/
_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)
Band 1: [Zauberbann 892
Band 2: [Drachenschwur 909
Band 3: [Schattenpfad 1386
Jetzt, da ich dies schreibe, mag es ungefähr zehn Minuten her sein, dass ich die letzte Seite von „Himmelsriss“ gelesen habe, doch ich möchte die noch immer anhaltende Euphorie, vor allem aber die weiterhin sicht- und fühlbare meterdicke Gänsehaut, die mich im letzten Kapitel dieses Buches ergriffen hat, für diese Rezension nutzen. Mit dem vierten und wahrscheinlich auch düstersten Teil der „Chroniken des Raben“ ist es dem britischen Autor James Barclay erneut gelungen, eine fesselnde Fantasy-Geschichte zu erzählen bzw. den Faden weiterzuspinnen und somit die Geschichte noch weitschweifender auszubauen. Mehr denn je beschleicht mich mittlerweile das Gefühl, dass „Die Chroniken des Raben“ nur so nach einer Verfilmung schreien, denn wenn ich mir überlege, welches Kopfkino sich in den letzten Kapiteln dieses vierten Teils wieder in meinem Kopf abgespielt hat, dann hätten wir es hier bei einer entsprechenden Umsetzung mit einem Unterfangen zu tun, das selbst die Verfilmung von „Der Herr der Rings“ übertreffen könnte. Und das ist jetzt keine dramatisierte Übertreibung, sondern eine Tatsache, die lediglich von meiner Begeisterung für diese Reihe ein wenig getrübt sein könnte.
_Story:_
Der Riss im interdimensionalen Raum wird von Tag zu Tag größer, und die Drachenbrut der Kaan kann das Loch am Himmel nicht mehr lange gegen die verfeindete Brut der Naik verteidigen. Doch in Balaia ist sich nur die legendäre Söldnertruppe des Raben über die Tragweite dieses Himmelsrisses bewusst und macht sich auf den direkten Weg zum Kolleg von Julatsa, das weiterhin unter starkem Beschuss durch die Wesmen liegt. Den Rabenkriegern gelingt es, in das Kolleg einzudringen, um in der dortigen Bibliothek nach Hinweisen des genialen Magiers Septern zu suchen, mit Hilfe derer man schließlich das Loch im Himmel wieder schließen könnte. Tatsächlich finden sie einige Manuskripte und begeben sich anschließend wieder zurück zum Haus des Dimensionsmagiers Septern. Für Ilkar ist diese Entscheidung besonders schwer, denn er verlässt sein Heimatkolleg in dem Bewusstsein, dass er es bei einer eventueller Rückkehr nur noch in Schutt und Asche wiederfinden wird. Doch die gemeinsame Sache ist von größerer Bedeutung, und so entfernt sich der Rabe wiederum unbemerkt aus Julatsa.
Derweil haben die Wesmen große Teile von Balaia eingenommen und einen erheblichen Teil der gegnerischen Streitkräfte besiegt. Lediglich eine kleine Garnison unter der Führung des berüchtigten Generals Darrick leistet noch Widerstand. Verbündet mit den einflussreichen Baronen Grese und Blackthorne, bekämpft er die übermächtige Wesmenarmee unter der Führung von Lord Tessaya und gewinnt so wichtige Zeit für den Raben. Dieser nämlich hat sich durch das Tor in Septerns Haus in die Welt der Drachen begeben, um von dort aus gemeinsam mit dem ehemaligen Herrscher von Xetesk, Styliann, den entscheidenden Spruch zur Schließung des Himmelsrisses zu wirken. Doch die Söldner mitsamt ihrer Magier haben nur noch wenig Zeit, denn das Loch kann nicht mehr lange verteidigt werden. Und rund um Septers Haus können Stylianns Protektoren die heranstürmende und zahlenmäßig deutlich überlegene Wesmenarmee, die mittlerweile von der Mission des Raben erfahren hat, nicht mehr lange in Schach halten. Der Krieg kommt somit in seine entscheidende Phase, sowohl in Balaia als auch in der Dimension der Drachenbruten …
Es vergehen jeweils drei Monate, bis endlich die deutsche Fortsetzung dieser Serie auf den Markt kommt, und diese drei Monate sind jedes Mal von Neuem eine ziemlich harte Zeit, gerade nach dem ereignisreichen und offenen Ende des Vorgängerbandes „Schattenpfad“. Doch nachdem man dann die ersten Seiten des neuen Buches gelesen hat, fühlt man sich sofort wieder heimisch – heimisch in der Welt von Balaia und in der Welt von James Barclay.
In diesem Fall weicht die Spannung jedoch erst einmal der Brutalität der Vorgänge an den verschiedenen Schauplätzen der Handlung. „Himmelsriss“ steht besonders im Zeichen der Schlachten zwischen den Wesmen und den Streitkräften von Korina, die das Land Balaia verteidigen wollen, und dementsprechend ausführlich beschreibt Barclay auch die Verläufe der Gefechte und deren blutige Folgen, ganz besonders im ersten Drittel. Dann jedoch holt der Autor wieder sehr weit aus und wechselt fast von Seite zu Seite den Schauplatz, springt vom Raben zur Situation in Julatsa, dann wieder in die Drachendimension, anschließend zu den Kämpfen an Septerns Haus und schließlich zum taktischen Gefecht zwischen Lord Tessaya und den beiden Baronen Blackthorne und Gresse sowie ihrem Verbündeten, General Darrick.
Hier zeigt sich wieder die ganze Klase von James Barclay, indem er alle Punkte bis ins letzte Detail schildert, kurz vorm finalen Moment aber wieder in eine andere Szene springt und den Leser somit auch spielend ans Buch fesselt. Der Drang, schnellstmöglich Lösungen und Entscheidungen in Erfahrung zu bringen, ist enorm groß; ergo verschlingt man auch dieses Buch mit derselben Intensität, wie es bei den drei Vorgängerbänden der Fall war.
Weiterhin ausgezeichnet finde ich, wie Barclay die einzelnen Rollen der Charaktere sehr offen lässt; man weiß nicht immer, ob man Xetexk-Magier Styliann, dem Brutführer Sha-Kaan, dem Gestaltenwandler Thraun oder aber den Protektoren trauen kann, und das macht einen nicht unerheblichen Reiz bei diesem Buch und der Serie im Gesamten aus.
Und doch sind es im Endeffekt die Beschreibungen der Szenarien, die für die eingangs erwähnte Gänsehaut verantwortlich zeichnen. Ich würde gerne vorgreifen und erklären, was mich am Ende so euphorisch gestimmt hat, aber damit würde ich zu viel über den Verlauf der Geschichte preisgeben. Nur so viel: Es ist ein wahrlich erhabenes Gefühl, das ich in dieser Form nur bei den finalen Momenten der „Herr der Ringe“-Filme verspüren konnte – und damit habe ich jetzt wahrscheinlich doch schon zu viel verraten …
„Himmelsriss“ ist wiederum all das, was den modernen Fantasy-Autor James Barclay auszeichnet und diese Reihe so wertvoll macht, und ein Grund mehr, sich mit den „Chroniken des Raben“ auseinanderzusetzen. Selten hat mich eine Fantasy-Reihe derart ergriffen, wie es hier der Fall ist. Und jetzt folgen eigentlich wieder drei harte Monate bis zur Veröffentlichung von „Nachtkind“, aber aufgrund einer längeren Lesepause meinerseits darf ich mich bereits in wenigen Wochen auf die Lektüre des fünften Bandes freuen.
Vor einiger Zeit hat es schon einmal die Diskussion gegeben, ob man ein so brisantes Thema wie den Holocaust durch die Darstellung in einem Comic verharmlosen darf. Auslösender Faktor war damals der Band „Auschwitz“ von Pascal Croci, den die Comic-Schmiede |Ehapa| seinerzeit veröffentlichte und damit in Teilen der Fangemeinde – immerhin werden auch die Geschichten von Micky Maus und Donald Duck über diesen Verlag auf den Markt gebracht – für Entrüstung sorgte. Völlig unsinnig, wie ich finde, denn wer die Intention der Geschichte begriffen hat, sollte wissen, dass man erstens mit Comics keine realen Fakten verharmlost, zweitens lediglich seine Fantasie in Bilder fasst und drittens nicht gleich politisch Stellung bezieht, wenn man sich einem schwierigen Thema widmet. Eigentlich spielt meine Meinung diesbezüglich hier nur eine zweitrangige Rolle, aber ich finde ganz und gar nicht, dass schwarze Flecken in der Geschichte auf ewig ein Tabuthema bleiben sollten, und deswegen kann ich gegen eine derartige, in gewisser Hinsicht sicher außergewöhnliche Herangehensweise auch absolut nichts einwenden.
Das hat sich wohl auch Joe Kubel, ein gebürtiger Pole, der bereits 1926 im Alter von gerade mal zwei Monaten in die Vereinigten Staaten auswanderte, gedacht und zum 60. Jahrestag des Aufstands im Wahrschauer Ghetto einen ganz besonderen Comicband erstellt, der teils auf realen Fakten basiert, teilweise aber auch fiktiv inszeniert wurde.
In „Yossel, 19. April 1943“ beschreibt Kubert nämlich die Situation im Wahrschauer Ghetto, in der er selbst damals zwar nicht gewesen ist, er versetzt sich allerdings auch selber in die Lage der dort zusammengepferchten Juden und erzählt die Geschichte aus der Perspektive eines gefangenen Juden. Im Mittelpunkt steht der „Was wäre wenn“-Gedanke, der Kubert wohl sein ganzes Leben begleitet hat. Womöglich befände dieses Buch jetzt gar nicht in meinen Händen, wären Kuberts Eltern nicht damals ausgewandert, und alleine diese Tatsache mutet schon ziemlich seltsam an, verdeutlicht aber auch, welches Glück der Autor und Zeichner einerseits hatte, auf der anderen Seite aber auch, dass die grausame Gefangennahme von zwei Millionen Menschen damals auch den sehr wahrscheinlichen Tod bedeutete. Dies alles sind Themen, die man ja heutzutage gerne von sich schiebt, doch in Person dieses fast 80-jährigen Mannes, dessen glückliches Schicksal ihm damals unwissend das Leben gerettet hat, noch einmal auf eine recht seltsame Weise vor Augen geführt bekommt und die nicht weniger schockieren als vergleichbare Bände der allgemeinen Literatur.
_Geschichte:_
Joe Kobert alias Yossel wird infolge des deutschen Angriffs mitsamt seiner Familie von den Nazis ins Warschauer Ghetto gesperrt und dort unter menschenunwürdigen Bedingungen am Leben gelassen. Tagtäglich beobachtet er, wie Leute in seinem direkten Umfeld in deutsche Arbeitslager gebracht werden, denen man nachsagt, dass sie gleichzeitig auch Todeslager seien. Währenddessen hat sich der Junge, der ein besonderes Talent im Zeichnen hat, auch einer Gruppe von jungen Rebellen angeschlossen, die insgeheim schon Fluchtpläne schmieden.
Bei einer Routinekontrolle entdecken die Gefängniswächter das Talent von Yossel und laden ihn ins Hauptquartier der Polizei ein, wo seine Darstellungen von Heldenfiguren als Symbol für den arischen Übermenschen interpretiert und gut geheißen werden, woraufhin Yossel von nun an Tag für Tag zu diesen Menschen gebeten wird, um sie mit seinen Zeichnungen zu unterhalten. Die übrigen Menschen im Ghetto mögen die plötzliche Sonderstellung des jungen Zeichners gar nicht und beäugen ihn misstrauisch, sehen teilweise sogar einen Verräter in ihm. Doch seine Familie ermutigt ihn, seiner Bestimmung zu erfolgen und so dem kaum vermeidbaren Tod zu entrinnen – diese Option bleibt ihnen nämlich nicht mehr, denn trotz Yossels Bemühungen um einen weiteren Verbleib werden seine Angehörigen allesamt nach Auschwitz gebracht.
Im Folgenden beteiligt sich Yossel mehr und mehr an den Aktivitäten der von einem gewissen Mordacai geführten Rebellengruppe und nutzt seine Kontakte zu den Deutschen, um als Spion tätig zu werden. Gemeinsam und von Angst vor dem Tod getrieben, plant man den Aufstand im Ghetto, auch wenn er für den größten Teil der eingesperrten Juden mit dem Todesurteil gleichzusetzen ist.
Grundsätzlich gefällt mir die Idee, Realität und Fiktion miteinander zu verknüpfen, in diesem Fall sehr gut; was mir aber nicht so gut gefällt, ist die Tatsache, dass Joe Kubert die von ihm verkörperte Hauptfigur Yossel anfangs zum Helden einer Geschichte machen will, die einen solchen Typen gar nicht verlangt, und der dabei die eigentliche Tragik und das unglaubliche Verbrechen der Nationalsozialisten (so unsinnig das im Hinblick auf den grausamen Hintergrund auch klingen mag) auf eigene Faust zu aufzulösen versucht.
Kubert stellt dabei immer wieder sein zeichnerisches Talent in den Mittelpunkt der Handlung und erwähnt auch wiederholt, wie fabelhaft dies alle Menschen in seinem Umfeld fanden, und irgendwann nervt das und führt dazu, dass die notwendige Ernsthaftigkeit hinter diesem Thema verloren geht. Ein fataler Fehler, den ich hier ganz stark krisieren möchte, denn die eigentliche Absicht wird hier teilweise ad absurdum geführt.
Es ist zu begrüßen, dass Kubert bemüht ist, einen Comic zun entwerfen, in dem er Historisches mit fiktiven Einschüben kombiniert, aber er hat sich dort an ein Themengebiet herangewagt, in dem die künstlerischen Freiheiten sehr stark limitiert sind, und mir persönlich sagt die Art und Weise, wie er sich an dieses Thema heranwagt, nicht besonders zu, auch wenn dieses Bild im Verlauf der Geschichte immer besser wird. Ich möchte nicht außen vor lassen, dass mich die von ihm entworfenen Bleistiftzeichnungen zum Aufstand im Warschauer Ghetto zutiefst berührt haben, auch nicht, dass die schrecklichen Bilder den Schrecken von damals ziemlich authentisch widergeben, aber sobald der Wahl-Amerikaner seine eigene Note in die Handlung einbringt, leistet er sich grobe Schnitzer und dreht die Geschichte in seiner Erzählung in eine Richtung, die zumindest in den Texten des Comics nicht einmal ansatzweise den Schrecken des Lebens in dieser Nazieinrichtung originalgetreu reflektiert. Lediglich die Zeichnungen sind voller Tiefgang, aber da der Text hier größtenteils das Geschehen überlagert, geht dieser Aspekt sehr häufig unter.
Vielleicht ist dieser Punkt nun auch eine allzu harte Kritik, denn es ist sicherlich nicht Kuberts Ziel, die eigene Person zu rühmen und die Zustände im Warschauer Ghetto durch den fiktiven Einbezug des jungen Helden Yossel herunterzuspielen (und das tut er besonders in der zweiten Hälfte ganz bestimmt nicht, eher im Gegenteil), aber wir haben es hier nun einmal mit einem Thema zu tun, das nach wie vor nicht einfach ist, und an das man zu Recht mit einer gespannten Erwartungshaltung und gänzlich anderen Kriterien herangeht als an eine ’normale‘ Geschichte. Und wenn man das berücksichtigt, dann hat der Mann hinter diesem Hardcover-Band abgesehen von den Zeichnungen ein wenig das Ziel verfehlt.
Zu erwähnen wäre noch, dass der Text in „Yossel, 19. April 1943“ an zu vielen Stellen eine gewichtigere Rolle spielt als die bewusst grob gehaltenen Zeichnungen, und das ist ein weiterer Punkt, den man kritisieren könnte, vor allem, weil Kubert durchaus in der Lage wäre, seine Bilder ganz für sich sprechen zu lassen. Ich kann einfach nicht oft genug betonen, dass der Mann tatsächlich aus diesem Buch eine bewegende und mit vielem Emotionen geschmückte Erzählung hätte kreieren können, und ich merke, dass ich während dieser Rezension doch noch versuche, die positiven Aspekte dieser Schöpfung irgendwie herauszustellen, aber schlussendlich muss ich mir vielleicht auch eingestehen, dass ich ein wenig davon enttäuscht bin, dass Kubert das Potenzial hinter seiner Idee nur in seinen Zeichnungen, nicht aber im Gesamtwerk ausgelebt hat. Eine zwiegespaltene Angelegenheit also, ich empfehle jedoch Interessenten dieses Themenbereichs, mal einen Blick in das Buch zu werfen, die Texte erstmal außen vor und sich von den Bildern leiten zu lassen. Zumindest das wird einem unter Garantie ein paar atemberaubende Momente bescheren, von denen der Autor locker noch mehr hätte erschaffen können. Wie gesagt, im Endeffekt finde ich es schade um die ungenutzte Chance.
Band 1: [Das Zeichen der Schatten 1625
Band 2: [Der Flug des Drachen 1638
Band 3: [Das Zeichen der Dämonen 1697
Band 4: [Die Stunde der Schlange 1767
Band 5: [Scharlachroter Tanz 1768
Mit dem sechsten Band von „Die Chroniken des schwarzen Mondes“ tat sich in dieser Serie eine gewichtige Änderung auf. Von nun an war Cyril Pontet für die grafische Gestaltung der Comics zuständig und löste den etatmäßigen Olivier Ledroit ab.
Cyril Pontet wurde 1971 in Marseille geboren und begann nach dem Abitur Psychologie zu studieren. Doch mittendrin brach er das Studium ab, um Comics zu zeichnen. Seine Inspiration holte er sich sowohl von amerikanischen Comics als auch aus der Fantasy-Literatur von Tolkien, Fritz Leiber, Michael Moorcock sowie Lovecraft und Ramsey Campbell. „Die Chroniken des schwarzen Mondes“ ist seine erste Serie.
_Story:_
Der Krieg scheint beendet und der Kaiser wähnt sich nach der offensichtlichen Niederlage und dem Tod von Hazeel Thorn und dem Baron von Moork als sicherer Sieger. Doch mit der Eintracht ist es nicht lange her, denn von Neuem werden Intrigen gesponnen, um dem Landesherren die Macht streitig zu machen. Der eigens von Kaiserhand entmachtete Fratus Sinister schwört ebenso Rache wie der sich verraten gefühlte Parifal, und auch Hazeel Thorn und der Baron von Moork, die ihr Leben irgendwie dennoch haben retten können, schmieden bereits neue Pläne, um den schwarzen Mond an die Macht zu bringen.
Wismerhill kann die beiden dazu ermutigen, erst einmal eine Zeit lang von der Bildfläche zu verschwinden und ihn über Moork herrschen zu lassen. So können sie fernab des Kaiserreichs einen neuen Angriff vorbereiten und den Kaiser schließlich gänzlich in die Knie zwingen. Der jedoch weiß nichts von diesen Machenschaften und entsendet Graf Horkher nach Moork, um ihm die Macht über das Gebiet des ehemaligen Barons zu überlassen. Horkher glaubt zu träumen, als er in Moork von einer netten Bevölkerung begrüßt und herzlich aufgenommen wird.
Doch der Schein trügt; Wismerhill hat dem Grafen einen Hinterhalt gelegt und überfällt sein Gefolge in einem blutigen Attentat. Den Grafen verschont er unter der Bedingung, dass er ihm seine Stadt überlässt und als Graf abdankt. Horkher bleibt keine andere Wahl, und in einem weiteren blutigen Anschlag nimmt Wismerhill seine Stadt ein – aus weiter Ferne wird er allerdings von Hazeel Thorn und dem Baron von Moork beobachtet, die seinem Treiben mit Wohlwollen zuschauen. Auch der Kaiser bekommt von Wismerhills Feldzug Wind, und als der Ritter schließlich vor ihn tritt, um dem Kaiser Treue und Gefolgschaft zu schwören, erahnt der alte Herrscher den erneuten Hinterhalt und schwört sich insgesheim, Wismerhill und seine Helfershelfer teuer bezahlen zu lassen.
In „Die Krone des Schattens“ legt François Froideval ein gehöriges Erzähltempo vor, was leider, wie auch schon im vorangegangenen Band, dazu führt, dass es nicht immer leicht ist, dem wilden Treiben im Kaiserreich Lhynn zu folgen. Dieses Mal ist es sogar noch ein ganzes Stück schwerer, weil zum Beispiel die Rolle des Succubus und der plötzliche Sinneswandel Wismerhills, der hier immer mehr zum brutalen Räuber und machtgierigen Herrscher avanciert, nicht eindeutig dargestellt werden. Er allein weiß von der weiteren Existenz Hazeel Thorns, doch erklärt das noch lange nicht den kompromisslosen Machtmissbrauch und seine kaltherzige Herrschaft, der selbst seine eigenen Leute zum Opfer fallen. Es wird also mal wieder komplex, was gleichzeitig bedeutet, dass der Autor erneut weitere Nebenhandlungen aufbaut, die jedoch hier noch nicht mal ansatzweise gelöst werden. Man muss also weiterhin auf seinen langen Atem vertrauen und sich bis zur Fortsetzung im nächsten Buch vertröstet lassen, ist sich andererseits aber auch irgendwie sicher, dass später wieder alles logisch zusammenfällt, man selber sich aber gleichzeitig ärgert, dass man diverse Hintergründe nicht schon früher durchschaut hat. Aber genau das ist ja auch in gewissem Maße die Stärke von „Die Chroniken des schwarzen Mondes“ und ihrem Schöpfer François Marcela Froideval.
Andererseits gehen die Zeichnungen des neuen Grafikers Cyril Pontet genau die umgekehrte Richtung und sind ein wenig runder und simpler dargestelt, als dies bei seinem Vorgänger der Fall war. Andererseits hat er aber ganz klar den Schriftzug von Olivier Ledroit übernommen, nur dass Pontet nicht ganz so viele Details in seinen Zeichnungen unterbringt. Aber ich muss zugeben, dass es auch sehr schwer fällt, die einzelnen Unterschiede, die sich wirklich auf Feinheiten beschränken lassen, festzustellen und der Leser dies wahrscheinlich auch nicht sehen würde, wenn er nicht wüsste, dass hier ein neuer Zeichner am Werk ist. Der Wechsel der Zeichner hat also nur minimale Änderungen hervorgerufen, die aber für die weiterhin geniale, dieses Mal wieder weniger brutale Serie quasi gewichtslos sind. Als Fan kann und muss man die Geschichte mit „Die Krone des Schattens“ in aller Ruhe weiterlesen.
Im ersten Teil der Cinemanga-Reihe zum Thema „SpongeBob Schwammkopf“ beschäftigen sich alle Mini-Comics mit dem Arbeitsplatz des kleinen gelben Schwamms, der so genannten „Krossen Krabbe“. Hier treibt er unter der Leitung des geldgierigen Mr. Krabs von morgens früh bis abends spät sein Unwesen und bringt seinen Kollegen Thaddäus Tentakel dabei jedes Mal wieder zur Verzweiflung.
„Krosse Krabbe-Abenteuer“ enthält wiederum vier Hochglanz-Comics, bei denen erneut alle Freunde und Widersacher von SpongeBob mit von der Partie sind.
Bernd Hoffmann, geboren 1962 in Horn, untermauert seine Theorie der geheimnisvollen Katharer Schriften und des heiligen Grals mit vielen historisch verbürgten Gegebenheiten, etwa der politischen Situation in Italien und Deutschland, dem Jesuiten-Orden und schließlich der Reise der Italia, die am 25. Mai 1928 vor Grönland abstürzte und von der weder Gepäck noch Überlebende geborgen werden konnten. Der Autor erzählt eine ungewöhnliche Geschichte, in der sich Abenteuer und historischer Mystizismus mischen. Er lässt seinen Ermittler tief in die Welt der Geheimbünde eintauchen und zeigt faszinierende Aspekte der frühen Christenheit auf. Ein spannender Roman, der seine Leser in die Vergangenheit entführt und die Zeit vergessen lässt.
Von Bernd Hoffmann erschien 2003 „Das Gemälde“, ein historischer Krimi um ein verschollenes Kandinsky-Bild.
_Das Buch:_
Im Berlin des Jahres 1928 arbeitet der Archäologe Dr. Julius Weymann an der Übersetzung und Restauration einiger mysteriöser und anscheinend sehr wichtiger Schriftrollen. Kurz darauf begeht er Selbstmord.
Adalbert von Grolitz, ein junger Geschäftsmann und ein Bekannter Weymanns, misstraut der Zeitungsmeldung über dessen Tod und vermutet Mord hinter Weymanns plötzlichem Ableben. Bei seinen Recherchen stößt er auf eine Verbindung zur Prieuré de Sion, eines tausend Jahre alten Geheimbundes, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Dokumente des von der katholischen Kirche vernichteten Katharer-Ordens zu schützen und zu bewahren. Diese Schriftrollen sind seit Weymanns Tod verschwunden und es wird bald deutlich, dass sie in den falschen Händen einen großen politischen und gesellschaftlichen Schaden anrichten können.
Adalbert von Grolitz wird auf Wunsch seines Berliner Verbindungsmannes Kessler in die Schweiz geschickt, wo man die geheimen Dokumente vermutet.
Sein Weg führt ihn nach Grindelwald in die Gegen des Eiger-Bergmassivs. Dort trifft er auf seinen neuen Verbindungsmann Max Strickler, der ihm nach und nach mehr über den Inhalt der mysteriösen Schriften erzählt. Gemeinsam kommen sie der Spur einer geheimnisvollen Seilschaft unter der Führung eines Ordensbruders auf die Spur und entdecken so den Aufenthaltsort der gestohlenen Dokumente.
Dieser verbirgt sich mitten in einem Höhlensystem und ist von einer mit Sprengzündern ausgestatteten Wand geschützt. Von Grolitz und Strickler bleibt nichts anderes übrig, als weitere Leute für ihre Mission zu gewinnen, die aber gleichzeitig nicht zu viel von der wahren Begebenheit wissen dürfen. Mit einem kleinen Team erfahrener Alpinisten planen sie den Abtransport der Schriften, was jedoch nicht unbeobachtet gelingt, denn die Ordensbrüder sind ihnen immer einen Schritt voraus und schrecken mittlerweile auch vor keiner Methode mehr zurück …
_Meine Meinung:_
Es ist schon fast unheimlich, mit welchem Erzähltempo Bernd Hoffmann in diesem Roman loslegt, und wie viele verschiedene Aspekte er schon auf den ersten fünfzig Seiten berücksichtigt. Der Autor schildert so zum einen die Brisanz der nationalen Zeitgeschichte und das Aufkeimen der Nationalsozialisten, die es unter anderem auch auf den linksgerichteten Großunternehmer von Grolitz abgesehen haben, andererseits aber natürlich auch die unheimlichen Enthüllungen, die sich hinter den Katharer Schriften verbergen, wobei er die Geschichte schon noch eine ganze Weile lang unter einem Schleier des Geheimnisvollen verhüllt und erst nach und nach Details freigibt.
Hoffmann hat sich wirklich sehr intensiv mit der Theorie der Katharer auseinandergesetzt und deren Vermutung, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat und nach Frankreich fliehen konnte, um dort ein abgeschiedenes aber friedliches Leben mit Familie zu führen, bis ins letzte Detail in den Roman einfließen lassen. Selbst der größte Zweifler wird hier nach und nach erkennen, dass diese Theorie zwar einerseits ziemlich weit hergeholt scheint, andererseits aber so logisch und schlüssig dargestellt wird, dass man auch gut glauben könnte, dass es tatsächlich so gewesen ist und die vielen Mysterien um den Tod Jesu an den Haaren herbeigezogen wurde. Und was dabei herumkommt, ist wirklich sehr interessant und spannt den Bogen um die Entstehung der Kirche über die Tempelritter und den heiligen Gral bis hin zur politisch sehr brisanten Situation des dritten Jahrzehnts in Italien und Deutschland, alles vergepackt in eine unglaublich spannende Abenteuergeschichte, deren Reiz vor allem auf dem historischen Mystizismus beruht.
Ich muss zugeben, dass ich lange überlegt habe, aus welcher Richtung ich diese Rezension angehen sollte, und bin dabei in Versuchung gekommen, das tatsächliche Mysterium dieses Romans genauer zu beschreiben und Kernpunkte der Story nachzuerzählen. Doch genau damit würde man dem Buch einen erheblichen Teil der Spannung nehmen und schon zu weit vorgreifen. „Die Katharer Schriften“ ist jedoch ein Werk, das man erleben muss, in dessen faszinierende Theorien man eintauchen muss, denn nur so wird man auch erkennen können, welche Auswirkungen die Geschichte für den Verlauf der Weltgeschichte gehabt hätte, hätte sie tatsächlich den hier als wahrhaftig dargestellten Verlauf genommen. Das mag dem rational denkenden Menschen möglicherweise schwerer fallen als dem träumerischen Charakter, aber darin liegt ja zu einem gewissen Teil auch das Verlockende hinter den Katharer Schriften. Man muss sich auf einen Prozess einlassen, der einem mit wachsender Dauer immer suspekter, vielleicht als gläubigem Christen auch unangenehmer erscheinen mag, weil man ja schließlich keine Zweifel an seinem Glauben duldet.
Und all das ist ja letztlich auch nur ein Nebeneffekt dieser mitreißend geschriebenen und in Hinsicht auf das stetig hohe Spannungslevel intelligent strukturierten Abenteuergeschichte. „Die Katharer Schriften“ zählt jedenfalls, das steht für mich bereits jetzt fest, zu den besten Büchern, die ich je gelesen habe, nicht zuletzt, weil es einfach Spekulationen und Gedankengänge in mir geweckt hat, die zwar vom Verstand abgelehnt werden mögen, aber trotzdem nicht abgelegt werden können – auch jetzt nicht, wo das Buch längst beiseite gelegt wurde. Daher möchte ich diesen Bericht mit einem lautstarken Applaus für Bernd Hoffmann beschließen, der es geschafft hat, mich stunden- und tagelang in eine ganz andere Welt abtauchen zu lassen. „Die Katharer Schriften“ ist definiv ein Buch, das man so schnell nicht mehr vergessen wird.
Bo R. Holmberg wurde 1945 in Ådalen geboren. Er ist heute als Lehrer in Bredbyn im Ångermanland tätig, dort lebt er auch mit seiner Frau Dorotea und seinen drei Kindern. Bo R. Holmberg ist mit seinen Kinderbüchern auch in Deutschland sehr erfolgreich.
Sein erster Kriminalroman „Rabenseelen“ wurde von der Presse mit Begeisterung aufgenommen und mit dem Schwedischen Krimipreis ausgezeichnet.
Mehr Infos zum Autor findet man [hier.]http://www.schwedenkrimi.de/bo__holmberg__biografie.htm
_Story:_
Die kleine Pfarrei Anundsjö im Jahre 1849: Im selbst für die frostigen Witterungsverhältnisse ungewöhnlich tiefen Schnee wird eine Leiche entdeckt, deren Arm aus dem Schnee herausragt. Schon tagelang muss der erstochene, ziemlich große Mann unter der Schneedecke versteckt gewesen sein, bis er schließlich nach leichtem Abtauen gefunden wird.
Polizeiamtmann Harald Morell macht sich gemeinsam mit seinem jungen Helfer Johan Anundsson auf die Suche nach dem Mörder. Dabei stoßen sie nur auf wenige hilfreiche Informationen, weil die Spur des Täters ganz aus Anundsjö herauszuführen scheint. Dann verschwindet eines Tages die Altenpflegerin Greta Sigurdsdotter, und die Beamten vermuten das Schlimmste. Tatsächlich wird auch sie gefunden, nachdem die erneut heftigen Schneefälle nach acht Tagen endlich beendet sind. Die Art und Weise der schrecklichen Tat scheint ähnlich; auch Gretas Arm ragt aus dem Schnee empor, und auch sie hat Wunden, die auf Messerstiche schließen lassen.
Für Länsmann Morell, der sich gleichzeitig auch um seine zutiefst depressive Frau und seinen neugeborenen Sohn kümmern muss, steht fest, dass es zwischen den beiden Mordfällen einen Zusammenhang gibt, und als sie schließlich den Hauptverdächtigen Grels Persson gefangen nehmen, ist der Fall für Morell eigentlich schon abgeschlossen. Persson gesteht schließlich den ersten Mord und bezeichnet sein Handeln als Notwehr. Jedoch bestreitet er, auch Greta umgebracht zu haben, doch da Morell dem Verbrecher, der auch wegen verschiedener Raubdelikte angeklagt wird, nicht glaubt, bleibt dieser bis zur Verhandlung in Haft. Dann jedoch taucht die neue Altenpflegerin Lisbet im Hause Morells auf und erzählt ihm von ihren Beobachtungen und Vermutungen. Auf einmal zieht auch Morell die Unschuld Perssons in Erwägung, auch wenn die neue Wahrheit sehr seltsam klingt …
_Bewertung:_
„Schneegrab“ ist ein Krimi, der sich einfach liest, durch seine chronologische Abfolge stets nachvollziehbar bleibt und diesbezüglich auch wenig Tiefgang beinhaltet. Aber das ist auch nicht die Intention des Autors. Bo R. Holmberg hat nämlich eine Geschichte über ganz einfache Menschen geschrieben; Bauern, Mägde, Knechte und das arme Volk stehen im Mittelpunkt seines neuen Romans „Schneegrab“, und alleine aus der Stellung und der oftmals damit verbundenen Armut lassen sich für dieses Buch auch schon diverse Tatmotive ableiten, die man während der 350 Seiten immer wieder im Hinterkopf behalten sollte.
Doch „Schneegrab“ ist nicht ausschließlich Krimi, dieses Werk ist auch in gewissem Maße eine Beschreibung der bürgerlichen Gesellschaft Schwedens zur Mitte des 19. Jahrhunderts, und genau hierbei setzt Holmberg schließlich auch die Glanzpunkte. Holmberg beschreibt das simple Gefühl der Geborgenheit, erörtert die Schlichtheit der Liebe zweier ganz einfacher Menschen, er philosophiert über die Dunkelheit und den Winter in seiner Heimat und schlussendlich zeichnet er auch noch ein authentisches Bild der damaligen Umgangsformen nach, das einerseits erschreckend, andererseits aber auch erstrebenswert klingt. Die Charaktere in Holmbergs Roman geben sich mit dem wenigsten zufrieden, werden aber zu reißenden Tieren, wenn man ihnen ausgerechnet dies noch nimmt. Das Leben als Ein und Alles, so erfährt man es im Alten- und Armenhaus von Anundsjö, so verkörpern es einfache Mägde wie Lisbet, die Tochter des plötzlich verstorbenen Herrn Olofsson, die ermordete Greta Sigurdsdotter, der Polizeigehilfe Johan Anundsson samt seiner Verlobten Annika, aber auch der lediglich aus Überlebenstrieb stehlende Gauner Grels Persson.
Es gibt einige Momente im Buch, da vergisst man die grausamen Morde und taucht selber in diese Zeit ein, denkt dabei über sein eigenes Umfeld nach und beginnt zu hinterfragen, warum der Mensch eigentlich nie zufrieden ist. Dies ist ein Thema, das Holmberg unterschwellig (vielleicht sogar unbewusst) in den Kapiteln von „Schneegrab“ versteckt hat, das sich aber auch irgendwie als roter Faden durch das Werk zieht.
Davon einmal abgesehen, ist das Buch aber natürlich auch ein spannender Krimi, bei dem es um die Schicksale der Betroffenen geht. Da wäre der Komissar Harald Morell, dessen Frau nach drei Fehlgeburten endlich einen Sohn gebar, seitdem aber fast geistesabwesend in ihrem Bett liegt. Sie kann ihr Kind nicht stillen, so dass Harald eine Magd für diese Aufgabe hinzuziehen muss. Das Dilemma, eigentlich glücklich über das Kind, andererseits aber auch traurig über das geistige Ableben der eigenen Gattin zu sein, trägt Morell schließlich auch in sich, als er nach dem Mörder von Greta sucht. Als er glaubt, ihn gefunden zu haben, wird Harald aus Wut und Bosheit richtig aggressiv und brutal und schlägt wohl teilweise auch aus einer Verzweiflung heraus auf ihn ein.
Es sind diese Momente, die aus diesem Krimi eine ganz besondere Geschichte machen und mich schließlich doch zu der Aussage führen, dass Holmberg eine sehr tiefgreifende Story kreiert hat, zu der die simple Stilistik und das umgangssprachliche Schriftbild fast schon konträr sind. Dies hat jedoch auch eine ganz spezielle Wirkung, denn so findet man sich schnell in die Handlung ein, begreift aber dennoch, dass hinter „Schneegrab“ mehr als nur ein Kriminalroman steckt. Was soll ich sagen, mich hat das Buch auf eine ganz eigene, schwer zu beschreibende Art und Weise berührt. Ich liebe diese Geschichten, in denen ganz einfache Leute die Hauptrollen übernehmen, und in dieser Hinsicht ist „Schneegrab“ wirklich eine Ausnahmeerscheinung.
Der schwedische Krimi hat ja aufgrund der ureigenen Mentalität der dort lebenden Menschen ohnehin eine Sonderstellung inne, und mit diesem Buch hat er diese noch weiter ausbauen können.
Band 1: [Das Zeichen der Schatten 1625
Band 2: [Der Flug des Drachen 1638
Band 3: [Das Zeichen der Dämonen 1697
Band 4: [Die Stunde der Schlange 1767
Nach der einstimmigen Kriegserklärung sämtlicher Parteien werden nun im fünften Band, leider dem letzten unter der Mitwirkung von Olivier Ledroit, das Zusammentreffen der unterschiedlichen Armeen und der Verlauf der blutigen Schlacht beschrieben. Die Geschichte befindet sich auf ihrem vorläufigen Höhepunkt, doch François Marcela Froideval, der Ideengeber dieser Serie, hat auch hier wieder einige Überraschungen aus dem Ärmel gezaubert, welche die Geschichte zum Ende hin erneut in eine unerwartete Richtung lenken …
_Story:_
Lange hing der Krieg wie ein Diamoklesschwert in der Luft, nun ist das Urteil ausgesprochen und der Ort der Schlacht besiegelt. Wismerhill, der seinem neuen Herren Hazeel Thorn einen Lehnseid geleistet hat, richtet derweil in den Ländereien der kaiserlichen Vasallen weitere Blutbäder an und plündert Stadt für Stadt und Dorf für Dorf. In Tsaroth versammeln sich schließlich die gesamten Streitkräfte zum vereinigten Kräftmessen und zur Entscheidung über die Neuverteilung der Macht im Kaiserreich. Obwohl die Truppen des Kaisers zahlenmäßig überlegen sind, gelingt es Hazeel Thorn in dieser Schlacht durch Einsatz seiner Magie einen entscheidenden Vorteil herauszuschlagen, indem er die Armee der Untoten herbeiruft.
Und dies ist nicht der einzige kluge Schachzug des Meisters, denn schließlich verwandelt er sich selber in einen monströsen Riesen und schickt eine tödliche Feuersbrunst über das Schlachtfeld. Die Armeen des Kaisers können dem Angriff dennoch standhalten und zerstören den Titanen, wähnen sich am Ende sogar als sichere Sieger nach diesem blutigen Massaker. Wismerhill und seine Gesellen haben die Schlacht aber ebenfalls unbeschadet überstanden, da sie sich ebenso wie Fratus Sinisters Armee der weißen Ritter aus dem Geschehen herausgehalten haben.
Ansonsten scheinen die Führer aber allesamt die Kämpfe mit dem Tod bezahlt zu haben, selbst Großmeister Parzival und der von Thorn beauftragte Baron Greldinard von Moork. Wismerhill wähnt sich im Nachhinein als einziger wahrer Eroberer dieser Stadt und wandert nach Moork, um dort den Stuhl des verstorbenen Barons einzunehmen. Doch da macht er erneut eine unglauebliche Begegnung …
Der Höhepunkt ist schließlich erreicht, das gilt für den Inhalt der gesamten Serie als auch für die Kombination aus Wort und Bild, die hier einmal mehr wahrhaft fabelhaft geworden ist. Olivier Ledroit hat in seinem letzten Band für „Die Chroniken des schwarzen Mondes“ noch einmal die ganze Palatte seines zeichnerischen Könnens bereitgestellt und mit einer weiteren Darstellung des Schnitters in Verbindung mit dem Tanz der Toten erneut eine doppelseitige Illustration kreiert, die uns minutenlang völlig verblüfft auf das Bild starren lässt. Gleiches gilt für die verschiedenen Darstellungen der Schlachtsequenzen und der darin wütenden Monster. Selbst wenn Ledroit hier sehr offenherzig und auch ziemlich brutal zeichnet – was er zu Wege bringt, ist einfach beeindruckend. Dieser Mann versteht sein Handwerk, und ich bin jetzt schon sehr gespannt, ob ihm sein Nachfolger bei diesem Projekt das Wasser reichen kann.
Aber auch Froideval ist über sich hinausgewachsen und hat sich auch für den weiteren Verlauf der Geschichte alle Trümpfe zurückbehalten. Die Schlacht scheint entschieden, der schwarze Mond gefallen und Hazeel Thorn besiegt, und auch die Rollenverteilung scheint klarer nie gewesen zu sein. Doch da verblüfft uns der Autor am Ende wieder mit einer vollkommen überraschenden Wendung, und es kommen dem Betrachter tausend mögliche Gedanken in den Kopf, wie es denn nun weitergehen mag. Die Antwort darauf kann nur der sechste Band, „Die Krone des Schattens“, geben, und auch wenn ich das wohl irgendwie in jeder Rezension zur Serie geschrieben habe, so möchte ich meiner vorzeitigen Spannung darauf durch eine erneute Begeisterungsbekundung Luft machen. Diese farbenfrohe und zunehmend verzwicktere Serie ist schlichtweg genial!
„Die vergessene Welt“ („The Lost World“) aus der Feder von Sherlock-Holmes-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle wurde im Jahr 1912 zunächst als Fortsetzungsroman im britischen |Strand Magazine| veröffentlicht, eroberte kurz darauf als Buch die Bestsellerlisten und gilt heute zusammen mit Werken wie Jules Vernes „20.000 Meilen unter den Meeren“ und H. G. Wells‘ „Die Zeitmaschine“ als Meilenstein der phantastischen Literatur und des SciFi-Genres. Die |Great Britain Oxford Press| nennt „The Lost World“ eine der größten Abenteuergeschichten, die je geschrieben wurden. Conan Doyles Urzeitriesenspektakel war außerdem Inspirationsquelle für Werke wie „King Kong“ und „Jurassic Park“.
_Die Sprecher in der Reihenfolge ihres Auftretens:_
Maple White: Robert Missler
Blondell: Thomas Nicolai
McArdle: Jochen Schröder
Edward D. Malone: Timmo Niesner
Der alte Malone (Erzähler): Peter Weis
Professor Summerlee: Jürgen Thormann
Dr. Illingworth: Lothar Blumhagen
Professor Challenger: Klaus Sonnenschein
Lord Roxton: Ronald Nitschke
Sir Douglas: Friedrich Schoenfelder
Affenmenschen und Indianer: Die Maulhelden
Musik und Sounddesign: Jan-Peter Pflug
Geräusche: Martin Langenbach
Technik Berlin: Ahmed Chouraqui und Max von Werder
Technik Hamburg: Fabian Küttner
Regieassistenz: Antje Seibel/Kai Lüftner
Hörspielbearbeitung, Produktion und Regie: Frank Gustavus
Aufgenommen im On Air Studio Berlin, April 2005
Hörsaalaufnahmen: Museum für Völkerkunde Hamburg, Mai 2005
Gemischt im Eimsbütteler Tonstudio Hamburg, Juli/August 2005
http://www.ripperrecords.de
_Story:_
London im Jahre 1912: Der durchgeknallte Professor Challenger ist unter seinen Kollegen alles andere als beliebt und gilt gemeinhin als Aufschneider, der keinen Widerspruch duldet und auch gerne mal handgreiflich wird, wenn man versucht, ihm ins Werk zu pfuschen. Dementsprechend froh ist der Redner einer Podiumsdiskussion auch, als der verschrobene Wissenschaftler nicht wie angekündigt an dieser teilnimmt. Als dann aber bei eben jener Sitzung über das Leben von Tieren aus der Urzeit gesprochen wird, taucht Challenger plötzlich auf und behauptet, auf einem Hochplateau im südamerikanischen Dschungel lebendige Dinosaurier entdeckt zu haben.
Natürlich wollen ihm seine Kollegen nicht glauben, doch als der Redner die Menge anstachelt und schließlich veranlasst, dass Challengers größter Kritiker Professor Summerlee, sein Anhänger Lord Roxton und der abenteuerlustige Zeitungsreporter Edward D. Malone sich vor Ort selber ein Bild machen sollen, um die Welt vom Wahrheitsgehalt von Challengers Aussagen zu unterrichten, brechen die Abenteurer zu einer Expedition in den südamerikanischen Urwald auf, die sie wohl ihr Leben lang nicht vergessen werden …
Bevor sie jedoch im Dschungel ankommen, fühlen sie sich schon gelinkt, weil der angebliche Lageplan eine Fälschung ist. Dann taucht jedoch der Überraschungsgast Challenger auf und betont, dass er dringend bei dieser Reise selber dabei sein muss.
Gemeinsam zieht das vierköpfige Team, unterstützt von einigen Expeditionshelfern, mitten in den Urwald, und noch bevor Summerlee Challenger zum hundersten Mal beschuldigt, dass dieser sich lediglich Lügengeschichten ausgedacht habe, muss auch der ‚vernünftige‘ Professor feststellen, dass der Dschungel voll von Sauriern, totgeglaubten Vögeln und verschiedenen Eidechsen ist. Und bevor sich Summerlee und seine Gefährten richtig eingelebt haben, werden sie auch schon von diesen Geschöpfen verfolgt, müssen sich vor Flugsauriern verstecken und aus der Gefangenschaft eines Stammes von Affenmenschen entfliehen. Das Abenteuer in der vergessenen Welt hat begonnen …
„Die vergessene Welt“ ist ein vielzitierter Klassiker, der ganz klar als Inspiration für diverse Monster-Filme aus der Mitte des letzten Jahrhunderts, aber auch für solche Spektakel wie „Jurassic Park“ hergehalten hat.
Die Hörspiel-Version dieses legendären Werkes bringt es insgesamt auf eine Spielzeit von 122 Minuten, und obwohl die Art und Weise, wie die Geschichte aufgebaut ist, und auch der inhaltliche Aspekt wirklich vom Allerfeinsten sind, wünscht man sich zwischendurch noch etwas mehr Detailarbeit, denn für meinen Geschmack kommt die Action im Dschungel ein wenig zu kurz. Natürlich ist es nicht leicht, die dort vorherrschende Atmosphäre auf diesem Medium originalgetreu wiederzugeben, gerade wenn man bedenkt, dass der Schwerpunkt auf den Dialogen liegen muss. Aber hier hätte man meiner Meinung nach ein wenig die Prioritäten verschieben müssen. Ich finde nämlich, dass die ständigen Feindseligkeiten zwischen Challenger und seinem gesamten Kollegium zugunsten tiefer ausgeschmückter Action-Sequenzen etwas in den Hintergrund gehören, aber da kann man sicher auch geteilter Meinung sein.
Ansonsten ist „Die vergessene Welt“ allerdings wirklich ein echtes Meisterwerk, auch als Hörspiel. Die Geschichte um den Professor, dem keiner glaubt, das von ihm entdeckte Urzeit-Gebiet und die spannende Expedition von vier vollkommen unterschiedlichen Charakteren, gibt nun mal eine ganze Menge her, und |Ripper Records| haben diese Vorgaben auch fabelhaft umgesetzt.
Das Abenteuer wird aus der Perspektive des alten Malone erzählt, der rückblickend wie in Tagebuch-Form von seinem Erlebnis im südamerikanischen Urwald mit den beiden Professoren und dem schießwütigen Lord Roxton berichtet. Dabei wechselt das Szenario im Jahre 1912 immer wieder zwischen dem Professoren-Kollegium in London, das den Schilderungen des Zeitungsreporters Malone in seinem Stammblatt |Gazette| keinen Glauben schenken will, und den vier Menschen, die im Urwald um ihr nacktes Überleben kämpfen. Vielleicht hätte man auch hier nicht immer wieder betonen müssen, dass die Menschen abseits des Dschungels die Ergebnisse der Expedition für bloßes Gewäsch halten, denn das kommt seitens der Erzählerstimme wirklich sehr häufig durch. Ansonsten ist das ständige Pendeln aber genau das richtige Mittel, um die beiden Welten sinnvoll miteinander zu verknüpfen und die Spannung in Bezug auf das eigentliche Abenteuer immer am Höhepunkt zu halten.
Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich den Roman von Sir Arthur Conan Doyle noch nicht gelesen habe, gelobe aber für die nächsten Wochen Besserung. Das Hörspiel hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht, und wenn die Romanvorlage nur ansatzweise so gut gestaltet ist wie dieses zweistündige Hörspiel, dann blicke ich der Lektüre mit großer Vorfreude entgegen. Aber immerhin hat ja hier der Autor von Sherlock Holmes zur Feder gegriffen …
_Fazit:_
„Die vergessene Welt“ ist ein tolles Abenteuer-Hörspiel, das zwar in wenigen Passagen ein bisschen überdramatisiert dargestellt wird, ansonsten aber von der fabelhaften und ausnahmslos überzeugenden Performance der Sprecher über die Produktion bis hin zum wundervollen Inhalt gelungen ist.
„Mr. & Mrs. Smith“ – was hat dieser Kinostreifen in der Klatschpresse nicht alles ausgelöst. Die angebliche und stets abgestrittene Beziehung zwischen den beiden Hauptdarstellern Angelina Jolie und Brad Pitt wurde über Monate hinweg in sämtlichen Schmierheftchen dargestellt, und irgendwie interessierte sich ein großer Teil des Publikums im Nachhinein mehr für dieses Techtelmechtel als für den eigentlichen Film. Regisseur Doug Liman war das allerdings ziemlich egal; Hauptsache die Leute strömten in Massen ins Kino und schauten sich die gewagte Action-Komödie mit ihren pikanten Hauptfiguren an, und das taten sie dann auch – vielleicht nicht ganz wegen der Story, sondern schon eher wegen der Reize von Herrn Pitt und Frau Jolie. Verdenken kann man es keinem, aber vielleicht war das ja auch gerade der Grund dafür, dass die meisten doch recht enttäuscht aus der Vorstellung kamen, denn Liman hat aus der interessanten Geschichte einen typischen Hollywood-Reißer gemacht, dessen Besonderheit lediglich die Schauspieler waren. Irgendwie ging dem Streifen der Witz ab, und um dies zu kaschieren, lag die Betonung auf den zahlreichen Actionszenen. Schön und gut, ganz normales Bubblegum-Kino eben, aber richtig anspruchsvoll war das Ganze eben nicht.
Nun ja, es gibt aber noch eine zweite Chance, nämlich das Buch zum Film, und siehe da, dieses kommt wie so oft ein ganzes Stück besser weg, denn obwohl man die beiden Hauptfiguren Pitt und Jolie bildlich immer vor Augen hat, betrachtet man sie im Buch fernab vom übertriebenen Rummel, der um sie gemacht wird, und kann sich so voll und ganz auf die Story einlassen. Das Ende vom Lied: „Mr. & Mrs. Smith“ macht plötzlich doch noch eine Menge Spaß und begeistert durch eine intelligent arrangierte, von Autor Mark Wexler gut in Szene gesetzte Handlung.
_Story:_
Mr. & Mrs. Smith führen scheinbar eine Bilderbuch-Ehe: Sie sind attraktiv, gut situiert und wohnen in einem hübschen Haus vor den Toren New Yorks. Was aber niemand weiß, der Ehepartner eingeschlossen: Hinter der Fassade des bürgerlichen Lebens sind John und Jane als hoch bezahlte Auftragskiller für zwei verfeindete Organisationen tätig. Die ständige Heimlichtuerei hat ihre Ehe zu einer reinen Zweckgemeinschaft gemacht, in der beide eigentlich todunglücklich sind. Als sie bei einer Auktion ihrer Nachbarn vier Sitzungen beim Eheberater gewinnen, ist das die Chance, einander wieder näher zu kommen. Eines Tages holt sie jedoch die Realität des Killergeschäfts ein: Sie werden beide aufeinander angesetzt. Und so nimmt ein mörderisches Katz- und Maus-Spiel seinen Lauf, das beide mit voller Leidenschaft austragen.
_Bewertung:_
Auch wenn sich das Buch sehr stark am Film orientiert, so hat die Story hier insgesamt doch sehr viel mehr Freiräume, und ich behaupte einfach mal, dass man, wenn man den Streifen noch nicht im Kino gesehen hat, auch noch viel besser auf die cineastisch gezwungen wirkende Handlung eingehen kann. Die Angelegenheit beginnt mit den ersten beiden Sitzungen des Ehepaars, die quasi als Rückblick zu betrachten sind. Anschließend werfen beide individuell einen Blick auf die turbulenten Geschehnisse der letzten Wochen, Monate und Jahre, in denen das Drama um ihre Ehe langsam aber sicher ausgelöst wurde. So erzählen sowohl John als auch Jane, was ihnen widerfahren ist, wie es zu dieser Zweckgemeinschaft namens Ehe überhaupt kommen konnte und welche Beweggründe dazu führten, sich gegenseitig umbringen zu wollen. Besonders Jane erzählt sehr schön, wie aus einer unterbewussten Vorahnung (sie wusste zunächst natürlich nicht, dass der andere Agent ihr Mann ist) die Gewissheit wurde, dass sie ihr Privatleben und schließlich ihren Gatten für den Job opfern musste. Auf der anderen Seite steht schließlich John, der die Sache in dieser Form gar nicht wahrhaben wollte, sich aber irgendwann darauf eingelassen hat und schließlich ebenfalls die Bereitschaft erlangte, seine Frau zu töten, auch um sich selbst zu schützen.
Dadurch, dass hier auch die gesamten Gedankengänge der beiden Hauptpersonen viel besser beschrieben werden, geht die Handlung im Buch besonders bei den actiongeladenen Szenen über das pure Geballer des Films hinaus und bekommt, man glaube es oder nicht, stellenweise auch ein wenig Anspruch und Tiefgang, wobei der Wortwitz und der Komödien-Anteil natürlich weiterhin im Vordergrund stehen. Die Geschichte ist eben durch ihre seltsame Handlung auch witzig, und das kommt hier viel besser rüber als im Film.
Und das sollte dann auch die Hauptaussage dieser Rezension sein: Ein Film kann mit noch so vielen Stars, noch so viel Action und noch so viel Charme auftreten – sobald der zugehörige Autor des Begleitbuches auch nur über ein wenig Witz und Gefühl für seine Wortwahl verfügt, ist seine Version immer vorzuziehen. Und genau das ist bei „Mr. & Mrs. Smith“ der Fall. Den Kinofilm fand ich eher bescheiden, das Buch hingegen wirklich unterhaltsam und gelungen.
Begleitend zur erfolgreichen TV-Serie um den kleinen lustigen Schwamm haben |Tokyopop| in der hauseigenen Reihe „Cine-Manga“ nun auch die Geschichten von SpongeBob, dem Seestern Patrick, ihrem genervten Kumpel Thaddäus, oder besser gesagt die Welt von Bikini Bottom in Comicform herausgebracht und in verschiedenen Bänden jeweils vier Kurzgeschichten über den Schwammkopf hineingepackt, die alle einem bestimmten Thema zugeordnet sind.
In „Geschichten aus Bikini Bottom“ wird dabei jedoch allgemein das Zuhause des gelben Tausendsassas vorgestellt, das heißt das Thema ist die Umwelt von SpongeBob, und dazu gibt es folgende Mini-Comics:
_“Heimat, süße Ananas“_
SpongeBobs Haus ist plötzlich vom Erdboden verschluckt worden, und der kleine Schwamm sieht sich dazu gezwungen, zurück zu seinen Eltern zu gehen. Doch sein Freund Patrick macht ihm Mut und gemeinsam hecken sie einige Pläne aus, wie sie die goldene Ananas wieder neu aufbauen können.
_“F.U.N.“_
Plankton versucht erneut, das Rezept für den Krabbenburger zu stehlen, wird aber wiederum von SpongeBob erwischt und zieht sich enttäuscht zurück, weil er glaubt, ein Verlierer zu sein. SpongeBob nimmt sich seiner an und versucht, das Gute in ihm zu erwecken, doch das grüne Ungeziefer kann trotz des guten Willens des Schwammes von seinen Plänen einfach nicht ablassen.
_“Bis zur Erschöpfung“_
SpongeBobs Freundin, das Eichhörnchen Sandy, hat nur noch eine Woche Zeit, bis ihr Winterschlaf beginnt. Bis dahin will sie noch jede Menge Spaß haben und gemeinsam mit SpongeBob einiges erleben. Doch der Schwamm hält ihrer hyperaktiven Wochengestaltung nicht tagein, tagaus stand.
_“Der Fan“_
Bei einem Besuch auf der Quallen-Fischermesse trifft SpongeBob auf sein Idol, den Quallenjäger Kevin, und bittet ihn, auch in den Club der Quallenjäger aufgenommen zu werden. Kevin hat eigentlich kein Interesse an diesem Engagement, unterzieht SpongeBob aber zur eigenen Belustigung trotzdem einiger Einstellungsprüfungen – die der Schwamm wundersamerweise allesamt besteht …
Auch wenn man irgendwie die tolpatschig-tiefe Stimme von Patrick und das kindliche Organ von SpongeBob vermisst, so sind auch die Comics zur Serie überaus witzig und diesbezüglich ähnlichen Serien wie zum Beispiel dem „Lustigen Taschenbuch“ um einiges voraus. Von der Machart her ist die legendäre |Ehapa|-Serie aber dennoch mit dem fast 100 Seiten dicken Comic zu SpongeBob zu vergleichen, nur dass dieser hier in Hochglanz und mit noch bunteren Farben daherkommt. Rein zeichnerisch hingegen entdeckt man viele Ähnlichkeiten zu den Geschichten um Donald Duck und Co., das lässt sich sicher nicht abstreiten, aber weil man bei den albernen Witzen, dem kindlichen Humor und den coolen Darstellungen von Patrick und SpongeBob immer wieder ein Grinsen auspacken muss, würde ich dem Schwammkopf ganz klar den Vorzug geben. Andererseits sollte sich jeder, der die Serie nicht mag, auch gar nicht erst mit der Materie des Comics beschäftigen, denn dieser baut ausschließlich auf seinem TV-Pendant auf.
In diesem speziellen Fall, also bei „Geschichten aus Bikini Bottom“, gefällt mir besonders die Geschichte mit dem Eichhörnchen Sandy; hier wird SpongeBob mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Richtig lachen musste ich hingegen beim letzten Kapitel namens „Der Fan“, in dem Patrick beim Besuch der Ausstellung konsequent die Vorgaben des Wächters ignoriert, wodurch seine offensichtliche Dummheit wieder mal der Auslöser für einen Lachanfall ist – ebenso im ersten Kapitel, als der dumme Seestern sich beim ersten Hammerschlag schon auf den Finger prügelt.
Mit einem Satz: Diese Comics sind verdammt komisch, eben weil der Humor von SpongeBob etwas eigensinnig ist. Ich freue mich jetzt schon auf die anderen beiden Exemplare, die mir derzeit noch vorliegen!
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