In der Nähe von Kassel verschwinden plötzlich drei Menschen, und ein weiterer wird von Wölfen angefallen und getötet. Die Spur führt in den Klosterwald. Der Bischof, ein Freund von David Gallun, bittet die PSA um Hilfe und die schickt ihren besten Mann: Spezialagent X-Ray-3 alias Larry Brent.
Um möglichst im Geheimen ermitteln zu können, wird Larry selber zum Mönch und kommt einem unheimlichen Ritual auf die Spur, mit dessen Hilfe sich der Abt, ein Schwarzmagier, der bereits über 400 Jahre alt ist, weiterhin Jugend und Unsterblichkeit sichern will. Doch auch eine Hexe namens Lilith will sich an der Zeremonie beteiligen, verfolgt dabei aber ganz eigene Absichten. Larry droht zwischen die Fronten zu geraten …
_Meinung:_
Der achte neue Fall führt Larry Brent ein weiteres Mal nach Deutschland und sogar in ein Kloster. Doch seine neue Identität als Mönch bereitet dem Agenten mehr Schwierigkeiten als erwartet, und nicht alle Mitbrüder sind dem „Neuen“ wohlgesonnen. Mit „Kloster des Grauens“ ist dem Autoren-Team Maran O’Connor sein bislang überzeugendster und bester Larry-Brent-Auftritt gelungen, der mich wirklich bis zur letzten Seite gut unterhalten hat. Die Kloster-Atmosphäre wird perfekt wiedergegeben und auch die Passagen in der Vergangenheit sind hervorragend zu lesen. Dass alles wieder einmal auf ein großes Ritual hinausläuft, ist man von den Autorinnen ja schon gewohnt, allerdings spielt dieser Roman ja chronologisch gesehen vor „Luzifers Gitarre“ und „Insel des Verderbens“, womit ich diesen Punkt dem Buch nicht anlasten möchte.
Das Eingreifen der Hexe Lilith führt einen weiteren Unsicherheitsfaktor ein und erhöht die Spannung noch einmal. Larry und Iwan tragen dieses Mal nicht wirklich viel zur Lösung bei, dafür ihre junge Kollegin Josiane. Und auch ein junger sympathischer Nachrichtenagent der PSA hat einen Auftritt und darf an der Seite des besten PSA-Agenten ermitteln. Die Charaktere sind alle sehr überzeugend gelungen, so dass dieser Roman jedem Larry-Brent-Fan wärmstens empfohlen sei. Abgerundet wird der Mystery-Genuss durch die gelungenen Illustrationen von Pat Hachfeld. Die kleinen Kunstwerke machen die Bücher zu echten Sammlerstücken.
Zum Titelbild: Leider ist das Cover des Buches eher langweilig und wirkt wieder wie einem Computerspiel entliehen. Ein Rudel zähnefletschender Wölfe vor dem Kloster hätte die Gruselatmosphäre bestimmt treffender wiedergegeben.
In diesem Buch sind die Heftromane „Leichenvögel“ und „Kastell des Dämons“ enthalten, die erstmals als |Silber-Grusel-Krimis| Band 77 und 79 erschienen sind.
_Leichenvögel_
|“Wer einmal den Vogel sieht, der ist verloren.“|
So erzählen es sich die Leute in Tonklin, einem verschlafenen Nest in England. Der Antiquitätenhändler David Gander schlägt die Warnungen in den Wind und stattet der alten Frau, die etwas außerhalb wohnt, einen Besuch ab. Kurz darauf sieht er den Leichenvogel und wird von Ensebeth Mallory ebenfalls in eine solche Kreatur verwandelt.
Die PSA wird auf das Treiben der Leichenvögel aufmerksam und schickt Larry Brent und Morna Ulbrandson vor Ort. Die Computer in der New Yorker Zentrale geben Alarm, denn es scheint, dass die Dämonengöttin Rha-Ta-N’My hinter den Vorfällen steckt. Doch die beiden PSA-Agenten sind nicht vorsichtig genug und werden von der Hexe und ihren dämonischen Helfern ausgeschaltet. In der Dimension des Grauens sollen sie ebenfalls zu Leichenvögeln werden. Kann Iwan Kunaritschew, alias X-RAY-7, seine Freunde noch retten?
_Kastell des Dämons_
Nahe einem spanischen Kastell mitten in England wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die durch mehrere Messerstiche ums Leben gekommen ist. Der Mann ist in dem düsteren Gemäuer verschwunden. Der Reporter Douglas Learmy will dem Geheimnis des verlassenen Gemäuers, von dem man berichtet, dass es dort spukt, auf den Grund gehen.
Die Computer der PSA haben ebenfalls Alarm geschlagen, und so schickt David Gallun seine beiden besten Agenten vor Ort: Larry Brent und Morna Ulbrandson.
Larry soll den Reporter überwachen und gegebenenfalls schützen. Morna hingegen erhält eine Anstellung als Zimmermädchen bei den Nachbarn. Diese haben vor drei Jahren ihre dreizehnjährige Tochter verloren und dennoch sieht man das Mädchen immer noch an den Rosenträuchern, die sie so sehr liebte. Auch Learmy hat bereits mit dem hübschen Mädchen gesprochen. Doch nicht nur die Geister Verstorbener gehen um. Der Urheber ist ein grausamer Dämon namens Asunta …
_Beurteilung_
Auch dieses Buch hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Der erste Roman ist ein kleines Highlight und hat neben dem Auftreten des Dreiergespanns Brent/Ulbrandson/Kunaritschew auch eine erneute Interaktion der sagenumwobenen Dämonengöttin Rha-Ta-N’My zu bieten, die eigentlich die Erzfeindin von Macabros ist, Dan Shockers zweitem geistigen Kinde, welches ebenfalls im |BLITZ|-Verlag zu neuen Ehren kommt.
Darüber hinaus lebt die Geschichte von der unheimlichen Atmosphäre eines alten, englischen Dorfes inmitten klirrender Winterkälte. Die Attacken der Leichenvögel sind brutal und schonungslos und die Agenten müssen all ihr Können unter Beweis stellen, um dem Grauen Herr zu werden. Stilistisch bleibt Dan Shocker sich treu und fabrizierte einen zeitlosen Klassiker der anspruchslosen Horror-Unterhaltungsliteratur.
Das gilt übrigens auch für die zweite Story, welche nicht unheimlicher beginnen könnte. Ein Auto bleibt vor einem gespenstischen Haus stehen, die Frau wird das Opfer eines unheimlichen Mörders und der Mann verschwindet spurlos. Wieder einmal spielt Dan Shocker perfekt auf der Klaviatur menschlicher Ängste, und obgleich das mit beinahe altbacken wirkenden Methoden geschieht, verfehlt es seine Wirkung keineswegs. Auch das messerschwingende Mädchen, welches tagsüber Rosen pflückt und bereits drei Jahre tot ist, passt hervorragend in diese unterschwelligen Gruselstimmung.
Leider gleitet der Roman in der zweiten Hälfte zu sehr ins Kuriose ab. Die düstere Atmosphäre wird von unmotivierten Aktionen und übertriebenen Actionszenen abgelöst. Mit dem Auftreten des Dämons verliert der Roman einen großen Teil seines Reizes. Auch die Seance, welche Larry mit Hilfe eines Mediums abhält, wirkt konstruiert und unglaubhaft. Das Ende plätschert langweilig vor sich hin und ist darüber hinaus alles andere als originell. Dadurch, dass die Mutter des toten Mädchens an der Beschwörung teilnimmt und ebenfalls bereits unter dem Bann Asuntas steht, was ihre Begleiter allerdings nicht ahnen, bringt der Autor ein dramatisches Element mit ins Geschehen. Doch leider werden die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft und die psychologische Spannung durch die Actionszenen zerstört. Die Darstellung des Dämons als wolkenartiges Wesen mit Rüssel wirkt eher lächerlich als bedrohlich.
Damit bleibt bei diesem Roman ein sehr zwiespältiges Gefühl zurück. Die erste Hälfte ist super, die zweite eher unterdurchschnittlich. Dennoch liest sich der Roman sehr flüssig und schlägt nicht allzu große Kapriolen, die bei Dan Shocker oft schwer nachvollziehbar sind.
Die Illustrationen von Pat Hachfeld sind der ideale Beweis für die künstlerischen Fähigkeiten des Zeichners. Insbesondere das Bild zu „Leichenvögel“ gehört zu den besten Werken des Wolfsburgers und vermittelt einen perfekten Eindruck des Romans. Das vielfarbige Cover zeigt das überaus stimmungsvolle Originaltitelbild des Silber-Grusel-Krimis 77.
Fazit: Durchwachsener Grusel im Doppelpack. Der erste Roman bietet die altbekannte gruselige Unterhaltung, wie man sie vom Autor gewohnt ist, während der zweite Roman nur in der ersten Hälfte zu überzeugen vermag und sich zum Ende hin in Belanglosigkeiten und einem unoriginellen Finale verliert.
Das Buch enthält die beiden Heftromane „Ruine der Kopflosen“ und „Atoll des Schreckens“, welche erstmals als in der Reihe |Silber-Grusel-Krimi| als Heftromane erschienen sind.
_Ruine der Kopflosen_
Zwei Fahrradtouristen auf einer Tour durch Schottland werden in der Nacht Zeugen eines unheimlichen Geschehens. Wo eben noch die Ruine einer Burg stand, erhebt sich plötzlich ein intaktes, düsteres Gemäuer, und zwei Degenfechter duellieren sich im Mondschein. Geisterspuk!
Kurz darauf wird einer der beiden Touristen enthauptet, sein Begleiter als Hauptverdächtiger verhaftet. Doch es wurden bereits mehrere kopflose Torsi in der Umgebung gefunden, und so schickt die PSA ihren besten Agenten vor Ort: Larry Brent.
Auch X-RAY-3 wird Zeuge des grauenhaften Geisterduells. Der besiegte, enthauptete Burgherr tötet als lebender Toter seinen Kontrahenten und geht anschließend auf den PSA-Agenten los. Auch der Torso des geköpften Touristen greift Larry an. Doch wie soll man sich gegen lebende Tote wehren, die selbst den Strahlen aus Larrys Laserwaffe widerstehen?
_Atoll des Schreckens_
Auf einer kleinen Insel auf Tahiti sind acht junge, blonde Frauen spurlos verschwunden. Larry Brent und seine attraktive Kollegin Morna Ulbrandson sollen den Fall aufklären. Die blonde Schwedin ist der ideale Köder. Doch gegen die Gegner, die wirklich hinter den Entführungen stecken, sind die Agenten nicht gewappnet. Die Produkte eines zwanzig Jahre zurückliegenden Atomtestes sind wahre Monster …
_Beurteilung_
Zwei Geschichten, welche die Vielfalt und Ambivalenz der Larry-Brent-Geschichten einmal mehr eindrucksvoll beweisen.
Die „Ruine der Kopflosen“ spielt im klassischen Gruselland Schottland und bedient sich darüber hinaus auch der Elemente der Gothic-Novel. Eine gespenstische Burg, kopflose Geister und ein alter Fluch. Dan Shocker vermengt diese Zutaten darüber hinaus mit kriminalistischen Anteilen, und zu guter Letzt kommt auch noch ein dämonisches Ritual ins Spiel. Die Beschreibung des unterirdischen Gewölbes und des Irrsinns, der den Professor befallen hat, gelingt dem Autor wieder bestens; plastisch kann man als Leser den gruseligen Schädel des Druiden-Priesters in dem Geflecht der Baumwurzel vor Augen sehen. Das Motiv hätte ich mir viel eher als Illustration für die Story gewünscht; der abgeschlagene Schädel auf dem Pflock gelang dem Künstler Pat Hachfeld dieses Mal nämlich nicht so gut. Das Grauen, welches die Menschen durchmachen müssen, wenn sie der kopflosen Leichen ihrer Mitmenschen gewahr werden, ist fast greifbar. Ein echter, schnörkelloser Grusel-Krimi.
Im Gegensatz dazu verschlägt es den braungebrannten Sonnyboy Larry in der zweiten Geschichte in die tropischen Gefilde Tahitis. Hier nimmt sich der Schriftsteller die Folgen einer Atomexplosion als Urheber des Grauens vor. Natürlich auf einem Niveau, welches zeigt, dass die Geschichte lediglich dem Unterhaltungswert dient. Aber dann doch nicht wieder so abgedroschen, dass Riesenechsen über die Lande stampfen. Vielmehr geht es um die Züchtung einer neuen Rasse und um Menschenversuche, außerdem um ein Eifersuchtsdrama mit (fast) tödlichem Ausgang.
Der Roman gestaltet sich sehr kurzweilig, auch wenn einige der Ideen alles andere als neu sind und Morna in der klassischen Opferrolle die Errettung durch Larry herbesehnen darf. Die Dialoge sind sehr realistisch und sprühen vor Wortwitz. Das Lektorat wetzt die eine oder andere Scharte hervorragend aus.
Die Illustration zu der zweiten Geschichte zeigt wieder uneingeschränkt das Talent des Zeichners und vermittelt mit einem vergleichsweise einfachen Motiv einen Eindruck von den Geschehnissen. Das Cover zeigt das Original-Titelbild von Lonati, wie es vor dreißig Jahren einen Heftroman zierte. Das Bild zeigt puren Trash und ist in seiner übertriebenen Darstellung schon fast wieder kunstvoll zu nennen. Die Frau mit den kleinen, spitzen Brüsten und dem knappen Bikini ist das typische Frauenbild, des mittlerweile verstorbenen Malers, wie es oft auf seinen Werken zu sehen ist.
Fazit: Leichte und dennoch spannende Gruselkost mit typischem Shocker-Plot.
Das Buch beinhaltet die Larry-Brent-Romane „Borro, der Zombie“ und „Dr. Satanas – Herr der Skelette“, die erstmals in der Reihe |Silber-Grusel-Krimi| erschienen sind.
_Borro, der Zombie_
Larry Brent macht Urlaub in Afrika, doch bald wird er wieder in einen Strudel rätselhafter und grauenhafter Vorgänge verwickelt.
Eine grausam entstellte Frauenleiche wird entdeckt, die aussieht, als sei die betreffende Person eine Greisin, obwohl die Frau eigentlich erst 27 Jahre alt ist. Larry informiert seinen Chef David Gallun, der den Agenten offiziell für Ermittlungen einsetzt und ihm die Unterstützung der örtlichen Behörden zusichert. Gemeinsam mit einem Polizei-Captain besucht Brent, alias X-RAY-3, einen Medizinmann, der eventuell mehr über den unheimlichen Mord zu berichten weiß. Doch der Schamane ist vor allem Larry Brent gegenüber eher feindselig eingestellt und überwältigt die beiden Ermittler mit einem Gift, um sie mit einem Voodoo-Zauber anschließend zu töten und wieder ins Leben zurückzuholen. Jetzt weiß Larry auch, mit wem er es zu tun hat: Zombies – die ihren Opfern die Lebenskraft entziehen …
_Dr. Satanas – Herr der Skelette_
Dr. Satanas hat ein Präparat entwickelt, mit dem er ungeborene Kinder im Mutterleib in Skelette verwandeln kann, die anschließend zum Leben erwachen, um als kleine Killer mit übermenschlichen Kräften dem teuflischen Verbrecher zu dienen. Dr. Satanas hat zu diesem Zweck die Identität des Gynäkologen Dr. Roche angenommen.
Die PSA schickt ihre besten Agenten, Larry Brent und Iwan Kunaritschew, nach Paris, wo Kommissar Marcel Tolbiac die Ermittlungen bereits aufgenommen hat. Larry Brent schleust sich mit einer werdenden Mutter in die Klinik ein, wo Satanas sein Unwesen treibt. Doch der Teufel in Menschengestalt ist der PSA bereits auf der Spur …
_Beurteilung_
Der Beginn der ersten Story ist bereits geprägt von klassischen Elementen der Grusel- und Horror-Literatur. Ein altes Schiff, nachts in einem mörderischen Sturm, mit einem Untoten an Bord, der von dem letzten Überlebenden mit einer Ankerkette gefesselt und in die tobende See geworfen wird. Die Szene lebt von einer unheimlichen Spannung, die mit den Ereignissen in Afrika fortgesetzt wird, als ein zum Zombie mutierter Mann sich aus der Erde wühlt.
Der Auftritt Larry Brents wirkt da zunächst wie ein Einschnitt und beehrt den Leser mit dem typischen Humor Dan Shockers. Die Kulisse Afrikas ist nur bedingt dazu geeignet, Spannung zu erzeugen, obwohl der Autor dieser Aufgabe ziemlich gut gerecht wird. Getrübt wird der Lesegenuss im Prinzip nur durch einen haarsträubenden Zufall. Denn ausgerechnet als Borro, der Zombie, am Strand gefunden wird und wieder auf Beutezug geht, macht eine junge Frau in Afrika Urlaub, die ihrer Großmutter zum Verwechseln ähnlich sieht, welche vor mehr als 60 Jahren dem Menschen, der einst Borro war, ihre Liebe verweigerte. Borror schwor finstere Rache und will diese natürlich an der jungen Urlauberin vollenden. Diese hanebüchene Story ist umso ärgerlicher, da die Geschichte auch hervorragend ohne diesen Einschub funktioniert hätte. Auch wenn Larry Brent dann nicht als strahlender Retter hätte fungieren können.
Der zweite Roman ist wieder einmal ein Fall, in dem der berüchtigte Erzfeind der PSA, Dr. Satanas, die Fäden zieht. Bereits zu Beginn darf der Menschenfeind zeigen, wozu er fähig ist und mit welcher Teufelei er dieses Mal vorhat, die Menschheit zu vernichten. Leider wird der zweite Auftritt des wahnsinnigen Wissenschaftlers mit keiner Silbe erwähnt, nur die erste Begegnung von Larry und Iwan mit Dr. Satanas (nachzulesen in Band 30 „Wahnsinnsbrut“) findet Erwähnung. Darüber hinaus wird berichtet, dass der letzte gemeinsame Fall mit Kommissar Marcel Tolbiac die Geschichte mit dem Nachtmahr sei, welche im Roman „Im Würgegriff des Nachtmahrs“ erzählt wird und erst im Buch Nummer 61 erscheint. Allerdings haben Larry Brent und Tolbiac erst im letzten Buch (Band 34 „Der Unheimliche”) einen Fall zusammen bearbeitet, nämlich im Roman „Der Unheimliche aus dem Sarkophag“.
Ansonsten ist dieser Roman aber äußerst spannend geschrieben worden. Das teuflische Doppelspiel des Dr. Satanas ist dazu angetan, einen Schauder des Gruselns zu erzeugen. Hier kann der Leser wieder das Misstrauen des Autors gegenüber Ärzten deutlich spüren. Die Angriffe der kleinen Skelett-Killer haben etwas Beklemmendes, da es für einen Unbewaffneten unmöglich erscheint, sich gegen die Wesen mit den übermenschlichen Kräften zu wehren. Sprachlich und stilistisch bewegt sich Dan Shocker auf einem einfachen Niveau, was der Lesbarkeit des Textes sehr zuträglich ist.
Der neue Satzspiegel sorgt für eine deutliche Reduzierung des Seitenumfangs der Bücher, was sich aber nicht auf die Textmenge niederschlägt. Der alte Satzspiegel mit der größeren Schrift ließ sich allerdings viel besser lesen und die Bücher waren irgendwie handlicher und griffiger.
Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld fangen die Atmosphäre der Romane perfekt ein. Insbesondere die Interpretation Borros gelingt dem Wolfsburger besser als Lonati, dessen Bild als Cover auf der Vorderseite des Buches zu sehen ist und bereits den Original-Heftroman zierte.
Fazit: Abwechslungsreiche Horror-Trips aus der Feder Dan Shockers, mit kleinen Schwächen in der Handlung.
Im Alter von nur 77 Jahren verliert der junge Lindwurm und Dichter Hildegunst von Mythenmetz seinen geliebten Dichtpaten Danzelot von Silbendrechsler. Dieser hinterlässt ihm nicht mehr als ein Manuskript (abgesehen von einem Garten), welches er vor Jahren von einem jungen Talent zugesandt bekam. Und tatsächlich entpuppt sich dieses Manuskript als das wertvollste, schönste und vollkommenste, was Hildegunst je gelesen hat. Er begibt sich auf die Suche nach dem Schöpfer dieses Werkes. Und welcher Ort wäre besser dafür geeignet, einen Autor ausfindig zu machen, als Buchhaim, die Stadt der Träumenden Bücher?
Dort angekommen, überwältigt diese Stadt Hildegunst mit ihrem ganz besonderen Charme, dem er sofort verfällt. Alles ist der Literatur und der Dichtkunst gewidmet. An jeder Ecke finden sich Antiquariate, Lektorate, Büchereien und gemütliche Cafés, in welchen regelmäßig Dichterlesungen gehalten werden. Kurzum, diese Stadt ist eine einzige Ode an das Lesen. Hildegunst möchte nicht mehr fort und vergisst kurzfristig, weshalb er überhaupt nach Buchhaim kam.
Doch die Stadt hat auch ihre Schattenseiten in Form eines riesigen unterirdischen Höhlenlabyrinthes. Angeblich lebten dort die ersten Bewohner von Buchhaim, bevor die Stadt erbaut wurde. Und so befinden sich dort die wahren Schätze Buchhaims. Bücher von unermesslichem Wert. Gehoben werden diese Schätze von skrupellosen Buchjägern. Die Labyrinthe sind kein Ort, an welchem sich Hildegunst gerne aufhalten würde. Doch genau dorthin verschlägt es den Helden dieser Geschichte, als er mit seinen Nachforschungen bezüglich des Manuskriptes beginnt.
Welches Geheimnis verbergen die dunklen Schatten? Welche Gefahren lauern dort unten außer Spinxxxen, Harpyren und den schrecklichen Buchlingen? Und welches Geheimnis umgibt den mysteriösen Schattenkönig?
|“Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir. Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.“| Dieses Zitat eines gewissen Danzelot von Silbendrechsler beschreibt treffend genau, in welche Welt Walter Moers den Leser entführt. Eine Welt voller Mysterien, in der die Fantasie des Autors in allen nur denkbaren Facetten dem Leser entgegenschwappt.
Walter Moers versteht es wie kein anderer, vor dem inneren Auge des Lesers eine Welt zu erschaffen, die so unmöglich, so fantastisch, so farbenfroh, so erheiternd und gleichzeitig so grausam sein kann. Mit seiner unbeschwerten Art des Schreibens entführt er den Leser auf eine leichtfüßige Reise durch Zamonien. Selten habe ich bei der Lektüre eines Buches im einen Moment so herzhaft gelacht, nur um Augenblicke später vor Spannung fast zu erstarren.
Dieses Buch ist eine Hommage für alle Buchliebhaber. Die bildhaften Beschreibungen Walter Moers‘ ließen mich das alte Pergament förmlich riechen. Inhaltlich setzt sich Walter Moers mit allerlei Klischees auseinander, und wirklich jeder der Branche bekommt sein ‚Fett weg‘; vom Autor über den Verleger bis zum Kritiker. Niemand wird verschont, doch dies immer auf eine liebenswerte Art und Weise. Ein weiteres Highlight des Buches sind die vielfach verwendeten Namen bekannter Zamonischer Dichter und Autoren, die nahezu alle Anagramme bekannter Größen der Literatur sind und auch diesen somit die Ehre erweisen.
„Die Stadt der Träumenden Bücher“ war mein erster Zamonien-Roman bislang, und ich denke, der Ausflug nach Zamonien hat sich gelohnt. Weder hatte ich als ‚Quereinsteiger‘ Schwierigkeiten, mich in diese mir unbekannte Welt hineinzudenken, noch fiel es mir schwer, mich auf das Abenteuer einzulassen. Einzig und allein das Trompaunenkonzert war für meinen Geschmack etwas zu langatmig ausformuliert. Doch auch das kann nicht über die Klasse des Autors, der ja eigentlich nur der Übersetzer war (Leser des Buches werden wissen, was ich meine), hinwegtäuschen.
Ich bin mir sicher, dass Walter Moers das Orm erworben hat. Anders kann ich mir die Qualität des Buches nicht erklären. Dieses Werk kann uneingeschränkt denjenigen empfohlen werden, die gerne auf fantastischen Pfaden wandeln und sich auf ein unvergleichliches Abenteuer einlassen möchten. Auch Zamonien-Einsteigern sei das Buch sehr ans Herz gelegt.
Das Buch enthält die beiden Larry-Brent-Romane „Die Lady mit den Totenaugen“ und „Der Unheimliche aus dem Sarkophag“, die erstmals in der Reihe Silber-Grusel-Krimi als Band 67 und 68 erschienen sind.
_Die Lady mit den Totenaugen_
Eigentlich sind Larry Brent und Iwan Kunaritschew, ihres Zeichens PSA-Agenten im Dienste der Menschheit, auf dem Weg in den Urlaub, als ihnen eine Frau über den Weg stolpert, der man die Augen entnommen hat. Als die Frau am nächsten Tag aus der Klinik verschwindet, wittern die Agenten einen neuen Fall und setzen ihren Chef, David Gallun, von den Geschehnissen in Schottland in Kenntnis. Die Spur führt zunächst zu einem nahegelegenen Sanatorium, welches Lord Billerbroke in seinem Schloss untergebracht hat. Larry gibt sich als Scotland-Yard-Beamter aus. Tatsächlich scheint der Lord ein grausiges Geheimnis zu hüten.
Was hat es beispielsweise mit dem seltsamen Meteor zu tun, der letzte Nacht unweit des Schlosses niederging? Gibt es Parallelen zu dem Himmelskörper, der vor fünfzig Jahren fast an der derselben Stelle herabstürzte?
Und wer ist der Wahnsinnige, der unschuldigen Menschen die Augen herausschält?
_Der Unheimliche aus dem Sarkophag_
In Paris wird die Mumie des verstoßenen Hohepriesters Ak-Hom wiedererweckt. Ak-Hom diente zu Lebzeiten dem Dämonengott Orus und hat mit seiner Hilfe den Tod überwunden. Nun ist er auf der Suche nach seiner Geliebten Nafri, deren Mumie ebenfalls in Paris aufbewahrt wird. Auf dem Weg zu seiner einstigen Liebe hinterlässt Ak-Hom eine Spur aus bestialisch zugerichteten Leichen. Mit jedem weiteren Opfer verwandelt sich der ehemalige Hohepriester mehr und mehr selbst in den Dämonengott.
Können Larry Brent und Morna Ulbrandson den Unheimlichen aufhalten?
Der erste Roman lebt von einer bedrückenden Atmosphäre, die zum großen Teil dadurch erzeugt wird, dass der Roman viel in der Nacht und dazu an sehr unheimlichen Orten spielt. Eine einsame Gegend mitten in Schottland und ein Schloss, welches zugleich als Sanatorium für psychisch Kranke gilt. Hier hat Dan Shocker einen dramaturgischen Geniestreich getan, als er zwei typische Schauplätze des Genres verknüpfte.
Die Tatsache, dass jungen Menschen, vorzugsweise Frauen, die Augen aus dem Kopf geschält werden, ist mit verantwortlich für den Gruseleffekt, denn fast ebenso gravierend wie die Angst vor dem Tod ist die Angst vor dem Verlust des Augenlichts. Allerdings wird nicht schlüssig erklärt, weshalb die Täter ihre Opfer laufen bzw. überhaupt am Leben lassen und damit die Gefahr der Entdeckung in Kauf nehmen. Auch die beiden Meteoritenabstürze, welche sich in 50-jährigem Abstand ereigneten, werden nur unzureichend erklärt. Davon abgesehen, zieht einen die Geschichte unweigerlich in ihren Bann und endet in einem dramatischen Finale, das noch einmal alle Register des Grauens zieht.
Der zweite Roman beginnt mit einer stimmungsvollen Szene aus dem alten Ägypten, bevor sich die Handlung, für den Leser unerwartet, in das Paris der Gegenwart verlagert. Lebende, mordende Mumien sind ein beliebter Stoff für klassische Gruselgeschichten. Dan Shocker fügt diesem Topoi eine gehörige Portion Brutalität hinzu und kreiert einen Grusel-Krimi, der auf magisch-dämonischen Ursachen basiert und keine pseudowissenschaftliche Erklärung heranzieht. Die Erschaffung eines Klons der Pharaonentocher Nafri ist eine Nebenhandlung, welche Leser und Ermittler in die Irre führen soll und daher den Faktor Zufall arg strapaziert.
Der Roman bietet dennoch sehr spannende und kurzweilige Unterhaltung, was vor allem an der lebendigen Sprache des Autors und der Überarbeitung durch das hervorragende Lektorat liegt, welches die bisweilen stark antiquierten Texte um so manche Stilblüte erleichtert. Sehr gut herausgearbeitet wurde auch die geistige Abhängigkeit einer Kunststudentin, welche die Mumie in einem geerbten Haus entdeckt und zum Leben erweckt. Während alle Menschen in ihrer Umgebung die Mumie als das wahrnehmen, was sie wirklich ist, nämlich ein ausgetrockneter Leichnam, sieht sie nur einen attraktiven Mann. Das verleiht der Szenerie etwas Morbides und Nekrophiles, ohne dabei die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten.
Abgerundet wird der Band durch die Illustrationen von Pat Hachfeld, der sein Können abermals eindrucksvoll unter Beweis stellt. Besonders die „Lady mit den Totenaugen“ stellt das Original-Cover von Lonati, auf welches der Verlag mit gutem Grund verzichtete, mühelos in den Schatten.
_Fazit:_ Klassische Grusel-Romane aus der Feder Dan Shockers, die – auch wenn es abgedroschen klingt – nichts für schwache Nerven sind.
Sibylle Zimmermann
Achim Wagner
Malte König
Dietmar Hübner
Michaela Grollegg
Angelika Brox
Bettina Jungblut
Christoph Schwarzenböck
Michael Metzner
Lutz Schafstädt
Ingrid Fohlmeister
Gudula Goering
Werner Anthon
Annemarie Nikolaus
Sibylle Luithlen
Silvia Konstantinou
Ingeborg Restat
Birgit Erwin
Anant Kumar
Ulrich Meurer
Anne Zeisig
Evelyn Sperber
Marion Schäfer
Fran Henz
Iris ter Haar
Barbara Jung
Mit „Honigfalter“ hat der |Schreiblust|-Verlag von Andreas Schröter 2003 seine erste große Anthologie herausgegeben, die immer noch zu den meistverkauften Büchern des Verlags gehört. 26 Autorinnen und Autoren haben sich mit dem zeitlosen Thema „Liebe“ auseinandergesetzt, welches laut Klappentext zu Kurzgeschichten führte, die jenseits von Kitsch und Schwülstigkeiten liegen. Eine Vorgabe, die freilich nicht jede Story erfüllt. Die Beiträge „Paris“ und „Hochwasser“ wurden nicht nur sehr gefühlvoll erzählt, sondern sind auch stark angereichert mit verträumten, ein wenig schnulzigen Liebesbekundungen.
Doch originell sind sie alle, die Geschichten um Liebesglück und Liebesschmerz. Und so, wie in vielen Kriminal-, Science-Fiction- und Fantasy-Romanen eine Liebesgeschichte vorkommt, spielen einige der Storys in dem vorliegenden Buch in eben jenen Genres. „Der einsame Fels“ beispielsweise ist eine Science-Fiction-Geschichte, in der es um eine bedingungslose Liebe zu einem vollkommen fremdartigen Wesen geht. Auch „Anders“ bewegt sich vor einem futuristischen Hintergrund.
Zwei historische Liebesgeschichten schrieben Ingrid Fohlmeister und Fran Henz mit ihren Storys „Bluthochzeit“ und „Träume“. Beide wurden nicht nur flüssig und anschaulich verfasst, sondern zeugen auch von einem hervorragenden Fachwissen und guter Recherche. Die erstgenannte Geschichte handelt dabei von einem bekannten Freibeuter namens Störtebeker.
Eine sehr fantasievolle Episode steuerte Marion Schäfer mit „Casanova Clothing Trade Mark“ bei, welche aus einer vollkommen unerwarteten Sichtweise geschildert wurde. Sehr humorvoll ist dagegen Malte Königs Geschichte „Hannos erster Kuss“, der sich sehr einfühlsam mit den Tücken des Erwachsenwerdens auseinandersetzt. Aber auch die dunkle Seite der Liebe wird nicht unter den Tisch gekehrt und kommt in der Erzählung „Als die Farben Trauer trugen“ von Silvia Konstantinou zur Sprache.
Dass jedem Leser jede Geschichte gleich gut gefällt, kann nicht erwartet werden, aber es sind mit Sicherheit für jeden Leser einige Beiträge enthalten, mit denen er sich identifizieren kann.
Das Cover wirkt aufgrund seiner einfachen Gestaltung ein wenig bieder, und auch auf Illustrationen muss der Leser verzichten, obwohl sie gerade diesem Band gut zu Gesichte stünden. Dafür wurde bereits diese erste Anthologie mit stabilem Karton broschiert und auf hochwertigem Papier gedruckt.
_Fazit:_ Eine abwechslungsreiche Reise durch die Welt der Liebe mit originellen Beiträgen, die nur selten in die kitschigen Gefilde abdriften. Ein Buch, das sein Geld ebenso wert ist wie die Zeit, die der Leser für die Lektüre investieren muss.
Der Band enthält die beiden Romane „Gruft der bleichenden Schädel“ und „In den Katakomben der Gräfin Redziwihl“, welche 1983 in der gleichnamigen Heftromanserie aus dem |Zauberkreis|-Verlag erschienen sind.
_“Gruft der bleichenden Schädel“_
Miriam Brent, die jüngere Schwester des Staragenten, möchte ihren Freund Harry van Loose auf eine Expedition nach Borneo begleiten. Dort soll vor zwei Jahren bereits eine Gruppe von Forschern verschollen sein. Als Miriam bei einem Fernsehinterview mit Harry van Loose einen riesigen Totenschädel sieht, informiert sie ihren Bruder Larry. Dieser hält Rücksprache mit seinem Chef David Gallun, welcher herausfindet, dass der Sohn des verschwundenen Expeditionsleiters erst kürzlich in London auf mysteriöse Art und Weise ums Leben kam. Er befürchtet Zusammenhänge zwischen den Ereignissen und genehmigt Larrys Teilnahme an der Reise in den Dschungel. Doch kaum ist die Gruppe in die grüne Hölle vorgedrungen, überschlagen sich die Ereignisse. Die Geister verstorbener Zauberpriester fordern ihre Opfer …
Der erste Roman des Buches beginnt zunächst sehr verhalten, gewinnt aber spätestens mit der Schilderung der Geschehnisse auf der Expedition gewaltig an Tempo. Dan Shocker gelingt es gut, die Atmosphäre des Dschungels dem Leser nahe zu bringen, ebenso wie die Bedrohlichkeit der Situation, sich in unbekanntem Terrain zu orientieren, nicht wissend, welche Gefahren einen erwarten. Die Morde der bleichenden Schädel sind nichts für schwache Nerven, ebenso wie die Ereignisse in London, wo die letzte Überlebende der ersten Expedition ihr Dasein fristet.
Leider kommt die Charakterisierung der anderen Expeditionsteilnehmer ein wenig zu kurz und auch der Part von Miriam Brent hätte weiter ausgebaut werden können. Insbesondere ihre Beziehung zum Expeditionsleiter wird nur kurz angerissen, wobei man noch nicht mal genau weiß, ob sie nun ein Paar bilden oder nicht.
Dafür bieten beide Handlungsstränge spannende und rasante Unterhaltung, wobei das Finale noch eine böse Überraschung für den Leser bereithält. Ein echter Gruselschocker.
_“In den Katakomben der Gräfin Redziwihl“_
Eine seit dreihundert Jahren tote Gräfin wird mit Hilfe eines Dämons zu neuem untotem Leben erweckt. Um ihre Jugend und Schönheit zurückzuerlangen, muss sie Menschenblut trinken. Die beiden Spitzenagenten der PSA Larry Brent und Morna Ulbrandson sollen die Vampir-Gräfin stoppen …
Mit diesem Beitrag zur Larry-Brent-Serie schuf Dan Shocker eine klassische Gruselgeschichte, die mit einer stimmungsvollen Episode aus der Vergangenheit beginnt, in der aufgebrachte Frauen das Schloss der Blutgräfin stürmen, um den Tod ihrer Männer zu rächen. Der Roman lebt von seinem unheimlichen Gruselflair, das vor allem durch die Kulisse einer alten Schlossruine erzeugt wird. Die Figur der Gräfin Redziwihl erinnert unweigerlich an die Blutgräfin Elisabeth Báthory, welche wirklich lebte und angeblich über sechshundert junge Mädchen ermorden ließ, um in ihrem Blut zu baden.
Die Handlung stagniert in der Mitte kurzfristig, als der Autor den Besuch Larrys mit seinem Freund Iwan Kunaritschew bei einer Wahrsagerin schildert. Zwar erfährt man als Leser ein wenig mehr über das Privatleben von X-Ray-7 alias Iwan, die Handlung selber wird aber nicht vorangetrieben. Auch das Erscheinen des Dämons Akba wirkt aufgesetzt und unmotiviert, wie eine Verlegenheitslösung, um unglaubwürdige Zufälle logisch erklären zu können. Doch das letzte Drittel entschädigt wieder reichlich für diverse Längen und Ungereimtheiten und bietet eine Menge Action und Dramatik. Ein Larry-Brent-Roman der alten Schule und damit ein echter Klassiker.
Beide Storys wurden mit brandneuen, unheimlichen Illustrationen versehen, welche exklusiv von Pat Hachfeld für „Larry Brent“ entworfen wurden. Die Vorlieben des Künstlers für das Morbide, Bizarre und Groteske sind ein echter Gewinn und passen perfekt zu der Atmosphäre der Dan-Shocker-Romane. Das vielfarbige Cover zeigt das Original-Titelbild von Lonati zum gleichnamigen Heftroman der zweiten Story.
Beide Romane sind Perlen der unterhaltsamen Gruselliteratur und als Neuauflage in Buchform ein echtes Liebhaberstück.
Dieses Buch enthält die beiden Silber-Grusel-Krimis 56 und 57 mit den Titeln „Das Tor zur Hölle“ und „Monster-Bestie Gorho“. Diese Romane bilden die Fortsetzung und den Abschluss einer Trilogie, die mit dem Roman „Corrida der Dämonen“ ihren Anfang nahm, welcher in Band 27 dieser Serie nachgedruckt wurde.
_Das Tor zur Hölle_
In London wird der Körper Larry Brents gesichtet, der kurz darauf spurlos verschwindet. Ist X-RAY-3 der unheimliche Phantommörder, der seit einiger Zeit die Stadt in Angst und Schrecken versetzt? Ist der beste Agent der PSA dem Wahnsinn verfallen? Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 fliegt nach London, um diese Fragen zu klären.
Lord und Lady Bramhill scheinen mehr über denn Sachverhalt zu wissen. Die beiden sind erst vor kurzem von einer viermonatigen Reise nach Machu Picchu zurückgekehrt. Dort waren sie am Tor zur Hölle, einer unterirdischen Grotte, in der sich ein schmaler Steg über einen tiefen Abgrund spannt und in einem schädelgleichen Felsen mündet. Dort wird die Rückkehr Rha-Ta-N’Mys vorbereitet. Ihr Begleiter Steven Arlidge stürzte ab und verschwand im Höllentor. Lady Bramhill kehrte als Dämonin zurück und der Lord verfällt immer mehr dem Wahnsinn.
Unterhalb des Anwesens des Lords, mitten in England befindet sich Gorhos Bett, ein Altar aus schwarzem Stein, welcher Menschen frisst. Die beiden Adligen wollten nämlich in Peru die Rückkehr der Monster-Bestie bewerkstelligen. Nun soll auch X-RAY-7 das Schicksal vieler Opfer teilen und von dem Altar gefressen werden – ein Schicksal, welches auch Larry Brent erlitt …?
|Beurteilung:|
Die Suche nach Larry Brent geht in die zweite Runde. Dieses Mal schlägt die Handlung einen weiten Bogen nach England. Und da kommt es unweigerlich zu einem Bruch in der Handlung und dem logischen Ablauf. Von der Opferung der sieben Frauen wird nichts mehr berichtet und von Gorho ist immer noch nichts zu lesen, abgesehen von seinem Bett, jenem menschenverschlingenden Altar. Weshalb dieser aber in England stehen soll, wird nicht ausreichend erklärt. Ebenso effektheischend ist das Erscheinen des Astralleibes von Larry Brent, was die Handlung nicht weiterbringt und den Leser nur zu verwirren versucht, aber nicht konsequent durchgeführt wurde, um glaubhaft zu wirken.
Dafür wurde die Ermittlung von Iwan Kunaritschew fesselnd beschrieben, der hier im Prinzip ebenfalls ein Solo absolviert, denn bis auf seinen Geistkörper spielt X-RAY-3 immer noch keine wichtige Rolle. Besonders einfallsreich sind der fressende Altar und die Dämonenwerdung von Lady Bramhill. In einer Nebenhandlung beschäftigt sich ein Wissenschaftler mit der Entschlüsselung einer alten Schriftrolle, die Morna im letzten Fall ergattern konnte. Auch hier erwartet den Leser eine böse Überraschung und zeigt ihm, wie schrecklich die Macht der Dämonengöttin wirklich ist.
Als kleines Schmankerl erhält zum Ende hin der PSA-Agent James Turnwood seinen ersten Auftritt innerhalb der Serie. Leider bleibt auch bei X-RAY-8 die Charakterisierung sehr oberflächlich und beschränkt sich lediglich auf die Beschreibung des Aussehens und der Vorlieben des Agenten. Im Gegensatz zum ersten Teil endet dieser aber mit einem echten Cliffhanger.
_Monster-Bestie Gorho_
Iwan Kunaritschew ist durch das Tor zur Hölle in den Abgrund gestürzt. Unten angelangt, trifft er auf seinen vermissten Kollegen Larry Brent sowie den Fotoreporter Steven Arlidge und die Journalistin Pascuala de la Bailar. Gemeinsam entdecken die Gefährten eine technische Anlage, die scheinbar von einer prähumanen Superrasse hinterlassen wurde, um die Herrschaft der Dämonengöttin im Ansatz zu vereiteln. Durch diese Anlage gelangen Iwan und Larry gemeinsam mit den stark geschwächten Journalisten ins Freie. Nicht ohne zuvor die Bekanntschaft eines veränderten Indios zu machen, der sich durch einen Schuss aus der Laserwaffe in ein Skelett verwandelt.
Währenddessen verfolgt die PSA-Agentin Morna Ulbrandson die Spur des Arabers Achmed Khaa-Shazaam. Mehrere Frauen sind nach einem Besuch in dessen Haus spurlos verschwunden. Ebenso wie zwei Einbrecher, von denen einer urplötzlich wieder auftaucht und die Figur eines Götzen mit sich trägt, die jedem, der sie berührt, den Wahnsinn bringt, woraufhin er Selbstmord begeht. Der PSA-Nachrichtenmann Franco de Calvados soll die Figur sicherstellen, bevor sie in falsche Hände gerät.
Derweil gelingt es Morna, das Vertrauen des Arabers zu gewinnen, der sie mit in sein Haus nimmt. Doch dort erwartet die Schwedin das personifizierte Grauen: die Monster-Bestie Gorho …
|Beurteilung:|
Mit diesem Roman beendet Dan Shocker seine erste Trilogie um die finstere Gottheit Rha-Ta-N’My und ihren schwarzen Sklaven Gorho. Unweigerlich streben die Ereignisse einem Höhepunkt zu. Leider wirken die Passagen von Larry Brent und Iwan Kunaritschew sehr stark konstruiert und die Idee einer prähumanen Superrasse, die sich im Clinch mit den Dämonen befand, ist zwar durchaus interessant, liest sich aber wie eine Abhandlung eines Erich von Däniken.
Die Handlung um Franco de Calvados und die Figur des Todesgötzen ist dagegen äußerst spannend geschildert worden und wirkt sehr bedrohlich. Bleibt die Frage, ob Dan Shocker nicht einen eigenständigen Roman daraus hätte machen können. Denn auch in diesem Roman wird die Figur des Agenten James Turnwood alias X-RAY-8 sehr stiefmütterlich behandelt und zunächst wird er nur in Nebensätzen erwähnt, bis er zum Schluss hin wieder auftaucht, so, als ob ihn der Autor im Laufe der Handlung vergessen hätte und sich erst kurz vor dem Ende erst wieder erinnerte.
Ein weiteres Problem ist die Darstellung von Nebencharakteren: Dan Shocker versucht hier, wie so oft, seinen Figuren Leben einzuhauchen, indem er ihren Alltag minutiös schildert statt ihnen durch Beschreibungen und Handlungen eine charakterliche Tiefe zu verleihen. In dem vorliegenden Roman äußert sich das, indem er beschreibt, was für eine Serie die Schauspielerin Britta Karguson produziert. Natürlich alles gepaart mit vielen Anzüglichkeiten. Ebenso verhält es sich mit dem Araber Achmed Khaa-Shazaam, dessen Bücher zwar ein wichtiger Hintergrund für die Handlung sind, aber dennoch nicht in so vielen Einzelheiten hätten geschildert werden müssen.
Bei der Figur des Arabers und vor allem bei der Beschreibung der Bestie wird wieder einmal die Anlehnung an Lovecrafts Werk offenkundig. So kann man diesen Roman auch durchaus als Hommage an den Cthulhu-Mythos sehen. Vor allem Gorho und dessen Art zu töten wurden von Dan Shocker äußerst anschaulich und unheimlich beschrieben, und das Finale verlangt der PSA-Agentin Morna alles ab – ein weiterer Pluspunkt des Romans und ein imposantes Zeugnis von der Innovation der Geschichten, denn es ist nicht der Titelheld, der hier letztendlich alles ins Lot bringt. Obwohl schon in den siebziger Jahren erschienen, scheute sich der Autor schon damals nicht, seine Frauen als gleichwertige Partnerinnen den Männern an die Seite zu stellen.
Sehr eindrucksvoll sind auch die Illustrationen des Wolfsburger Künstlers Pat Hachfeld gelungen, der sich auch nicht scheute, der Monster-Bestie Gorho ein schauderhaftes Antlitz zu verleihen. Das Titelbild hingegen zeigt Lord Bramhill vor dem dunklen Geist Gorhos und dem Astralleib von Larry. Das Cover ist nicht gerade unheimlich und hat einen starken Comiccharakter.
_Fazit:_ Düster-beklemmende Fortsetzung der Ereignisse aus Band 27. Die Handlung schlägt dabei einige mehr oder weniger spannende Kapriolen und überrascht den Leser immer wieder aufs Neue, bis es zum Showdown mit der Monster-Bestie kommt. Larry Brent und seine Kollegen von der PSA treten dieses Mal nicht gegen fehlgeleitete oder verbrecherische Wissenschaftler an, sondern müssen sich gegen finstere Dämonengötter behaupten. Hochspannung garantiert, wie es so schön auf dem Klappentext heißt.
Christoph Aistleitner
Dirk-Uwe Becker
Katharina Bendixen
Verena Blecher
Philipp Bobrowski
Nadine Boos
Carsten Burfeind
Stefan Fischer
Annegret Glock
Claudia Göpel
Anne Grießer
Andreas Gruber
Katja Hille
Kathrin Hornung
Bernhard Horwatitsch
Katharina Joanowitsch
Michael Jordan
Marc Lehmann
Barbara Lehner
Monique Lhoir
Regina Lindemann
Sabine Ludwigs
Karl-Heinz Manier
Eva Markert
Sascha Mrowka
Stephanie Pappon
Hendrik Peeters
Moni Schreckenberg
Susanne Schubarsky
Andrea Tillmanns
Marc Wiswede
Eine zum Leben erwachte Jesus-Figur, eine Badematte als Haustier, eine Teekiste voller skurriler Monster, die ins Rampenlicht streben, und ein kleiner Junge namens Dennis, der Hunde besonders gerne mag. Fantasievoll, aber auch mal bodenständig, spannend und witzig sind die Geschichten dieser außergewöhnlichen Anthologie.
„Viele Autoren können schreiben, aber nur wenige können originell schreiben. Wir präsentieren Ihnen die Stecknadeln aus dem Heuhaufen“, so heißt es auf dem Klappentext des Buches, und jedes Wort entspricht der Wahrheit! Die zum Teil recht kurz gehaltenen Beiträge sind wahrlich einzigartig auf dem deutschen Buchmarkt. Um so schöner, dass sich ein Verlag gefunden hat, diese Werke zu sammeln und ein Buch damit zu füllen, das jedem Literaturbegeisterten wärmstens empfohlen sei.
Der Krimifreund kommt hier ebenso auf seine Kosten wie der Liebhaber düsterer Horror-Geschichten oder der Leser humoristischer Episoden. Die Palette der Autoren reicht von noch unbekannten Namen bis hin zu berühmteren Schriftstellern des deutschen Buchmarktes, wie beispielsweise Andreas Gruber oder Susanne Schubarsky, welche neben diversen Krimis auch die Kolumne „Die Angst des Autors“ im |Schreiblust|-Print-Literaturmagazin verfasst.
Die Aufmachung ist dem Verlag wieder perfekt gelungen, und neben der bekannt hochwertigen Papierqualität erwartet den Leser eine sehr kunstvolle und passende Grafik von Michael Henke als Titelbild. Das Einzige, was das Gesamtbild abrunden würde und leider fehlt, sind diverse Illustrationen zu den Geschichten, welche das Tüpfelchen auf dem i darstellen würden. Doch auch ohne diesen Bonus ist das Buch sein Geld wert und ein ideales Geschenk für alle Liebhaber ungewöhnlicher literarischer Experimente.
_Fazit:_ Herrlich abgedrehte Kurzgeschichten mit viel schwarzem Humor und originellen Ideen.
Ellen Balsewitsch-Oldach
Mischa Burrows
Elli Dammermann
Wolfgang M. Epple
Birgit Erwin
Christiane Geldmacher
Iris Grädler
Andreas Gruber
Fran Henz
Franziska Kelly
Holger Kutschmann
Monique Lhoir
Sabine Ludwigs
Eva Markert
Ulf Meierkord
Annemarie Nikolaus
Stefan Preuss
Susanne Schubarsky
Saza Schröder
Christine Spindler
Kai Splittgerber
Jutta Strzalka
Rainer Wedler
Patricia Vohwinkel
Barbara Willich
Maria Zocchetti
Wieder sind es 26 Autoren, die sich für den |Schreiblust|-Verlag die Mühe machten, originelle Geschichten zu entwerfen. Dieses Mal für das zeitlose Genre der Krimi-Geschichte. Herausgekommen sind 26 Storys, zusammengefasst in einem Buch, welches jedem Krimi-Fan wärmstens empfohlen sei. Vom mörderischen Stressabbau über die Entledigung unliebsamer Nachbarn oder kleiner Geschwister bis hin zu knallharten Verschwörungstheorien und humorvollen Anekdoten reicht das Repertoire dieser Anthologie.
Eingeleitet wird der mörderische Reigen durch ein Vorwort des Herausgebers und Verlegers Andreas Schröter, bevor die Autoren selbst zu Wort kommen. Den Lesern der anderen Publikationen des Verlages dürfte die Liste der Autoren nicht allzu fremd vorkommen, und wer die Beiträge der |Schreiblust|-Print-Ausgaben ebenso genossen hat wie die Storys aus dem Band „Der Tod aus der Teekiste“, dem sind die Namen Susanne Schubarsky, Eva Markert, Monique Lhoir und Andreas Gruber nicht nur ein Begriff, sondern ein Garant für kurzweilige, anspruchsvolle Unterhaltung.
„Krimis müssen nicht grundsätzlich damit beginnen, dass der Kommissar zum Tatort gerufen wird.“ So heißt es auf dem Klappentext des Buches. In Wirklichkeit spielen Polizisten in den wenigsten Storys eine tragende Rolle, bilden vielmehr eine notwendige Staffage. Hier kommen sowohl Opfer als auch Täter zu Wort und geben Einblick in faszinierende und gleichzeitig auch teuflische Verbrechen. Jede einzelne Geschichte ist ein literarischer Leckerbissen und hervorragend für den kleinen Krimi-Genuss zwischendurch geeignet.
Das Format ist leider etwas unhandlicher als die anderen Bücher des Verlags, aber das Titelbild von Frank Hoese ist wieder einmal ausgezeichnet gelungen. Ein kleiner Hinweis für alle Hobbyköche: Das Rezept zu der „Pizza d’amore“ aus der gleichnamigen Geschichte von Franziska Kelly schmeckt wirklich hervorragend und ist nur zu empfehlen.
_Fazit:_ Die Autoren dieses Buches haben bewiesen, dass die Krimi-Literatur noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Eine rundum gelungene Anthologie mit 26 Volltreffern.
Das Buch enthält neben dem Heftroman „Lady Frankenstein“, welcher erstmalig als Silber-Grusel-Krimi 53 erschienen ist, den ersten Teil eines Dreiteilers mit dem Titel „Corrida der Dämonen“. Dieser Roman erschien erstmals als Band 55 der Reihe Silber-Grusel-Krimi.
_Lady Frankenstein_
Larry Brent und Iwan Kunaritschew wollen bei ihrem Kollegen Alfonso Gomez alias X-RAY-12 Urlaub in den spanischen Pyrenäen machen. Als sie die einsame Berghütte erreichen, finden sie nur noch die Leiche ihres Freundes. Die Arme wurden ihm ausgerissen. David Gallun, der geheimnisvolle Chef der PSA, beauftragt seine Agenten damit, Licht in das Dunkel um die Ermordung von Gomez zu bringen.
Sie treffen auf den Farmer Paco Arimez-Prado. Seit geraumer Zeit wurde das Vieh von Paco getötet und nun wollte er mit seinem Knecht den unheimlichen Killer stellen. Dabei wurde der Knecht das Opfer eines Monsters. Paco verdächtigt den reichen Haziendero Alfredo Mojales und vor allem dessen Frau Carmen. Eher zufällig haben Larry und Iwan auch die Bekanntschaft mit Carmen Mojales und deren Tochter gemacht. Für die PSA-Agenten ist es ein glücklicher Umstand, dass sie zu einem Fest auf der großen Hazienda der Mojales eingeladen werden, nicht ahnend, dass Carmen Mojales niemand anders ist als – Lady Frankenstein …
|Beurteilung:|
In diesem Roman hat ein weiterer PSA-Agent einen Auftritt, der leider wieder einmal viel zu kurz ausfällt. Der Leser erfährt so gut wie gar nichts über Alfonso Gomez, bevor er ermordet wird. Der Autor täte gut daran, solche Charaktere in einem anderen Fall vorzustellen, bevor er sie sterben lässt. So berührt einen das Schicksal des Agenten nicht sonderlich.
Ansonsten ist der Roman äußerst kurzweilig und rasant geschrieben worden und weist lediglich kleine Längen bei Larrys Gespräch mit der Tochter von Carmen Mojales auf. Die Story über den echten Frankenstein, der Jagd auf seine ehemaligen Assistenten macht, wurde spannend erzählt und gipfelt in einem dramatischen Finale. Die Charaktere wirken alle sehr glaubhaft, insbesondere der ältere Farmer Paco Arimez-Prado wurde sehr sympathisch dargestellt. Das Highlight ist aber unbestritten der Auftritt des Barons von Frankenstein, der ebenso wie in dem Roman von Mary Shelley kein wahnsinniger oder gar bösartiger Wissenschaftler ist, sondern anfangs durchaus das Wohl der Menschheit im Blickpunkt hatte. Es ist immer wieder faszinierend zu lesen, wie Dan Shocker bekannte Begebenheiten mit seinen eigenen Ideen zu verknüpfen versteht.
_Corrida der Dämonen_
Larry Brent ist verschollen! Sein letztes Lebenszeichen stammt aus Mexico City, wo der Agent in einem Hotel wohnte und einer Sekte auf der Spur war, welche der finsteren Dämonengöttin Rha-Ta-N’My huldigt.
Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C wird beauftragt, den Fall von X-RAY-3 zu übernehmen und das Schicksal ihres Kollegen zu klären. Ersten Aufschluss soll der Fund der Leiche eines gewissen Phil Hawkins geben, der entlang einer Bahnlinie durch den Dschungel gefunden wurde. Scheinbar wurde der Mann in einer Corrida, einem Stierkampf, als Pendant zu dem Tier zu Tode gehetzt.
Morna findet darüber hinaus heraus, dass Larry kurz vor seinem Verschwinden Kontakt zu der Sängerin Ondella Marichi hatte. Dadurch trifft sie auf Raymondo Camero, der den Kult anführt. Ehe Morna sich versieht, wird sie überwältigt und erwacht in einer verfallenen Arena mitten im mexikanischen Dschungel, wo sie bei der Corrida der Dämonen sterben soll …
|Beurteilung:|
Mit diesem Roman wagte sich Dan Shocker seinerzeit in mehrfacher Hinsicht auf Neuland.
Zum einen spielte sein Titelheld Larry Brent gar nicht aktiv mit, so dass der Leser hier einen Morna-Ulbrandson-Soloroman in Händen hält. Gleichzeitig ist dies auch der erste Teil der ersten Larry-Brent-Trilogie. Zwar erschien in der eigenständigen Serie bereits ein Dreiteiler, doch die Romane wurden von Shocker neu geschrieben, während der vorliegende Band bereits als Silber-Grusel-Krimi Nr. 55 veröffentlicht wurde.
Die Story an sich ist mehr als lesenswert und entführt den Leser in die Welt der dunklen Kulte und der finsteren Gottheiten. Die Bedrohung durch Rha-Ta-N’My wird auch in diesem Roman niemals konkret und schwebt wie ein Damoklesschwert unsichtbar über den Protagonisten. Allerdings wurde das Leben und Wirken von Bill Hathly zu minimalistisch und detailliert geschildert, was der übrigen Story nicht gerade zuträglich ist. Die Corrida wurde sehr realistisch beschrieben, und wenn man sich eine solche Marter plastisch vorstellt, kann einem schon die eine oder andere Gänsehaut befallen.
Sehr unheimlich schildert der Autor auch die Verwandlung der Frauen in schleimige Monstren, welche als Bräute der Dämonenpriester zu Opfergaben für die Monster-Bestie Gorho werden. In diesem Kontext ist es aber für den Leser schlecht nachvollziehbar, weshalb die Frauenmonster einfach verbrannt werden, obwohl sie mit den Priestern gar nicht in Kontakt kamen. Und nachdem sie geopfert wurden, liest man auch nichts weiter über den Schwarzen Sklaven Rha-Ta-N’Mys namens Gorho. Dennoch sind die Szenen alle durchzogen von einem Gefühl düsterer Beklemmung, und auch der Part von Morna Ulbrandson wurde packend geschildert, so dass man die Abwesenheit von Larry Brent auch gar nicht weiter vermisst.
Das Cover zeigt die teuflische Corrida der Dämonen in voller Aktion. Die Qual des Opfers wurde gut eingefangen, obwohl der Gesichtsausdruck auch ein wenig debil wirkt. Einen ärgerlichen Fehlgriff erlaubte sich der Verlag allerdings mit dem Rahmen, der in einem viel zu grellen Blau daherkommt und neben den anderen Büchern der Reihe unangenehm hervorsticht und deplaziert wirkt. Die Illustrationen von Pat Hachfeld hingegen sind echt schaurige Hingucker, die beide perfekt zur jeweiligen Handlung passen.
_Fazit:_ Auch in diesem Band präsentiert der |BLITZ|-Verlag zwei Klassiker des Gruselheftromans aus der Feder Dan Shockers. Leider wird in dem Buch nicht erwähnt, dass „Corrida der Dämonen“ der erste Teil eines Dreiteilers ist. Die Handlungen vermögen trotz kleinerer Längen gut zu unterhalten und machen Lust auf mehr.
Das Buch enthält die beiden Heftromane „Im Labyrinth des Ghuls“ und „Die Alpträume des Mr. Clint“ welche als Silber-Grusel-Krimis Nr. 51 und 52 erschienen sind. Ihre Neuauflage erlebten sie als Larry-Brent-Romane in der eigenständigen Serie.
Im Labyrinth des Ghuls
In London scheint ein Ghul sein Unwesen zu treiben. Angefressene Leichen werden gefunden. Die PSA schickt ihren besten Mann Larry Brent nach England, damit dieser Chefinspektor Edward Higgins unterstützt. Zeitgleich soll Larrys Kollege Iwan Kunaritschew den Schriftsteller Janosz Bracziskowsky interviewen, der Bücher über düstere, bedrohliche Begebenheiten verfasst, die nicht gänzlich erfunden sein können.
Dieser Band enthält die beiden Heftromane „Hexensabbat“ und „Die Horror-Maschine“, welche erstmalig als Silber-Krimis Nr. 970 und 974 erschienen sind und später in der eigenständigen Heftromanserie „Larry Brent“ als Band 85 und 49 neu aufgelegt wurden.
|Hexensabbat|
In London kommt es zu einer Häufung von Kindesentführungen. Viele Anzeichen deuten auf ein verstärktes Treiben von Hexenzirkeln hin und die Computer der PSA stellen einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen fest. Larry Brent soll den ermittelnden Inspektor Paul Tabbert unterstützen. Gemeinsam befragen sie eine Zeugin in einer Spielwarenabteilung, wo das letzte Kind verschwunden ist. Dort kommt ihnen Kommissar Zufall zu Hilfe, denn die Zeugin entdeckt just in diesem Moment jene Frau, welche sie mit dem entführten Kind hat weggehen sehen.
Unauffällig verfolgen sie die Frau in ein abgelegenes Waldstück, wo sie ihre Spur verlieren. Larry Brent wird bei der Suche nach der Frau von einem gewissen Lord Shanny niedergeschossen. Als der Agent wieder erwacht, kümmern sich der besorgte Lord und seine Frau um Brent. Der begeisterte Jäger hat den Agenten mit einem Wildschwein verwechselt und glücklicherweise nur einen Streifschuss gelandet. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Gespräch, an dessen Ende sich für Larry immer mehr Verdachtsmomente gegen die Adeligen verhärten. Kurz darauf wird Paul Tabbert telefonisch bedroht und wenig später stirbt der Inspektor an plötzlichem Herzversagen. Ist Hexerei und Teufelsspuk mit im Spiel?
Derweil schafft es Larrys Kollegin Morna Ulbrandson, die ebenfalls auf den Fall angesetzt wurde, sich in einen der Hexenzirkel einzuschleichen und an dem größten Hexensabbat Englands teilzunehmen, zu dem sich sämtliche Satansschwestern unter der Führung des Great Ram versammelt haben, um dem Teufel zu huldigen …
Zunächst beginnt der Roman wie ein gewöhnlicher Sektenroman, wie sie in den siebziger Jahren zu Dutzenden erschienen sind, doch schon bald merkt man, dass man einen echten Larry-Brent-Roman in Händen hält. Es kommt zwar nicht allzu viel Action vor, dafür aber eine Menge Atmosphäre und ein kräftiger Schuss Okkult-Horror, wie man ihn aus Filmen wie „Das Omen“ oder „Rosemaries Baby“ kennt.
Die Identität des Great Ram überrascht den erfahrenen Gruselromanleser zwar nicht allzu sehr, ist aber durchaus logisch und fesselnd beschrieben worden. Die unsichtbare Bedrohung durch den magisch begabten Teufelsdiener, der mittels Voodoo-Magie seine Opfer zu töten vermag, erhöht den Gruselfaktor und lässt auch den Serienhelden in ernste Gefahr geraten. Äußerst gelungen ist auch der Humor, der durch eine gewisse Situationskomik das Geschehen an den richtigen Stellen aufzulockern versteht. Besonders lesenswert ist die Stelle, an der Larry Brent völlig sediert durch ein Gift von Morna Ulbrandson geweckt wird und sich einfach wieder schlafen legen will.
|Die Horror-Maschine|
In China verschwindet ein junger Mann namens Pao Lim spurlos. Er wurde entführt von einer schrecklichen Mutation mit sechs Armen. Die Zeugin des Vorfalls, Tschiuu Lo, erhält einen so schweren Schock, dass sie die Sprache verliert. Die Kreatur bringt Pao Lim zu einem abgelegenen Gebäude, in dem der wahnsinnige Genetiker Professor Wung Experimente mit menschlicher DNS durchführt. Durch eine Maschine ist es ihm gelungen, die Erbinformationen in menschlichen Zellen so zu verändern, dass diese sich wie Krebszellen verformen und Geschöpfe erschaffen werden, die dem Willen des Professors gehorchen.
Um weiterhin mit Menschen experimentieren zu können, lässt Wung Menschen entführen und pflanzt ihnen mit Hilfe seines Assistenten Lon Tung einen Elektrochip ins Gehirn. Einem der Gefangenen, der sich als Geistesgestört ausgegeben hat und dadurch der Operation entgangen ist, gelingt die Flucht. X-RAY-1, der Wind von den Vorgängen in China bekommen hat, reist in die Provinz Kwangchow und verhört den Mann. Anschließend schickt er seinen besten Mann X-RAY-3 inkognito nach China.
Larry gibt sich als amerikanischer Reporter aus und simuliert durch eine von den Medizinern der PSA entwickelten Droge einen Herzinfarkt und seinen daraus resultierenden Tod. Larry wird in das Krankenhaus überführt, in dem auch Tschiuu Lo behandelt werden soll. Doch Lon Tung, der in einer zweiten Existenz dort als Arzt arbeitet, will Tschiuu endgültig in den Wahnsinn treiben und schiebt die Chinesin regelmäßig in die Leichenhalle, wo er sie allein in der Dunkelheit stehen lässt.
Als Larry zu sich kommt und sich mit Hilfe einer biosynthetischen Maske ein neues Aussehen verleiht, erscheint wieder der verbrecherische Arzt mit seinem Opfer. Als sie allein sind, will Larry Tschiuu befreien. Durch diesen neuerlichen Schock erhält sie zwar ihre Stimme wieder und beginnt zu schreien, aber zugleich wird Tung auf die Geschehnisse aufmerksam und überwältigt den Agenten und die Frau. Er nimmt sie mit in Wungs geheimes Labor. Dort erwartet den Amerikaner und seine Begleiterin das nackte Grauen …
Rasant, actionreich, unheimlich und fesselnd. So lässt sich der Roman in wenigen Worten beschreiben. Die Handlung wird konsequent weitergeführt, ohne das Langeweile aufkommt. Larrys Eingreifen wird in allerbester Geheimagenten-Manier geplant, vorbereitet und durchgeführt, dass James Bond vor Neid erblassen würde. Allein das Präparat für den künstlichen „Tod“ des Agenten und die biosynthetischen Masken sind klasse. Die einzelnen Erklärungen, auch bezüglich der Experimente des Professors, sind durchaus schlüssig, wenn auch teilweise sehr an den Haaren herbeigezogen. Aber immerhin ist das hier auch ein Unterhaltungsroman und keine wissenschaftliche Abhandlung.
Auf alle Fälle ist dies ein erstklassiger Larry-Brent-Roman mit einer altbekannten Storyline, eben einem wahnsinnigen Wissenschaftler, der in seinem geheimen Labor menschenverachtende Experimente durchführt und sich ganz nebenbei auch auf die Weltherrschaft vorbereitet. Eines der Lieblingsthemen des Autors, welchem er sich im Laufe der Jahre des Öfteren widmete. Die vorliegende Variante dieses Themas ist wirklich super umgesetzt worden.
|Insgesamt|
Beide Geschichten spielen jede auf ihre Weise mit den Stereotypen des Gruselromans, gewinnen ihnen aber auch jede Menge neue Aspekte ab. Während sich „Hexensabbat“ mit okkulten Phänomenen, basierend auf satanistischem Aberglauben, befasst, beschäftigt sich „Die Horror-Maschine“ mit der Bedrohung durch skrupellose Wissenschaftler, und das mit einer Thematik, wie sie gerade heute wieder hochaktuell ist, wo die Genetik immer mehr ins Kreuzfeuer der Kritik gerät.
Die Romane wurden wieder eindrucksvoll von Pat Hachfeld illustriert, der nicht nur das Ambiente des Hexensabbats grotesk darstellte, sondern auch einem Monster aus der Horror-Maschine ein Gesicht verlieh. Das Artwork des Künstlers passt zu den bizarren Geschichten Dan Shockers wie die Selbstgedrehte zu Iwan Kunaritschew. Das Cover zeigt den Hexensabbat in voller Blüte. Das Bild vermittelt exzellent die Atmosphäre der satanistischen Veranstaltung und präsentiert im Hintergrund die typischen Frauengestalten, wie sie Lonati am liebsten darstellte: Jung, grazil, mit kleinen festen Brüsten, die am liebsten aus dem Bild zu hüpfen scheinen.
_Fazit:_ Spannende Grusel-Thriller mit abwechselungsreichen Handlungen und originellen Einfällen. Dan Shocker in Reinkultur!
Das Buch enthält die beiden Heftromane „Der Gehenkte von Dartmoor“ und „Bis zum letzten Schrei“, die zum ersten Mal 1972 in der Reihe Silber-Krimi aus dem |Zauberkreis|-Verlag erschienen sind.
|Der Gehenkte von Dartmoor|
David Gallun, alias X-RAY-1, empfängt in der PSA-Zentrale in New York das Signal vom Tod seines Agenten X-RAY-14. Der letzte Aufenthaltsort des Agenten war Dartmoor, das berüchtigste Sumpfgelände Englands. Larry Brent, alias X-RAY-3, erhält von seinem Chef den Auftrag, den Tod seines Kollegen aufzuklären. Da Chiefinspector Higgins von Scotland Yard das mysteriöse Verschwinden von 19 Häftlingen aus dem berühmten Gefängnis im Moor aufklären soll, schließt sich Larry Brent seinem alten Freund an.
Doch die Rätsel sind noch viel verworrener, als die beiden Kriminalisten zunächst annehmen. Die Leiche von X-RAY-14 wird an einem berüchtigten Galgen inmitten des Sumpfes gefunden, die rechte Hand wurde dem Agenten abgetrennt. Den PSA-Ring, der das Signal an die Zentrale in New York weiterleitet, entdeckt Larry in der Auslage eines Antiquitätengeschäftes, der Selbstzerstörungsmechanismus hat nicht angeschlagen. Wie passen aufgebrochene Särge, denen die Nägel fehlen, der größte Gangsterboss Londons, der sein Quartier nahe Dartmoor aufgeschlagen hat, und der exzentrische Sir Charles Parkinson ins Bild?
|Bis zum letzten Schrei|
Auf einem Schloss im Elsass geht die Weiße Frau um. Alle hundert Jahre fordert sie neue Opfer. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der sie wieder zuschlägt. Eine junge Frau, die eine Nacht in dem geschichtsträchtigen Gemäuer verbringt, wird ihr erstes Opfer. Larry Brent wird von seinem Chef David Gallun nach Frankreich geschickt, da die Computer der PSA die Wiederkehr des Geistes errechnet haben und eine Untersuchung des Phänomens für Notwendig erachten. Getarnt als Geisterjäger, begibt sich der PSA-Agent mit einer Reisegruppe zum Ort des gruseligen Geschehens …
Bereits auf den ersten Seiten stellt Dan Shocker seinen enormen Ideenreichtum unter Beweis. Die Story um den Gehenkten in Englands berühmtesten Sumpf erinnert unweigerlich an alte Edgar-Wallace-Filme und verströmt immer noch den trashigen Charme der siebziger Jahre. Es ist faszinierend zu lesen, wie sich eine Frage nach der anderen dem Leser und den Protagonisten stellt und wie der Autor die Handlungsfäden zusammenführt und den Gordischen Knoten in einem dramatischen Finale löst.
Die Lösung des Falles wirkt dabei so unglaublich überzogen, dass es einfach Spaß gemacht hat zu lesen, wie Larry den Tätern auf die Spur kam. Die plastische Schilderung des Schauplatzes Moor hat zu einem Großteil zu der schauerlichen Atmosphäre des Romans beigetragen.
Interessant zu lesen war auch, dass mal ein anderer Agent außer Larry Brent oder seine Kollegen Iwan Kunaritschew und Morna Ulbrandson erwähnt wurde. Leider erfährt der Leser außer dem Namen nichts über X-RAY-14. Mit der Erklärung des defekten Selbstzerstörungsmechanismus des PSA-Ringes macht es sich der Autor dagegen ein wenig zu leicht. Doch der Leser wird mit einer rasanten Handlung, liebevoll gezeichneten Charakteren und einem Wiederlesen mit Chiefinspector Higgins belohnt.
Die zweite Story ist eine geradezu klassische Gespenster-Geschichte um das Phänomen der „Weißen Frau“. Der Text hat zwar einen nicht unbeträchtlichen Gruselfaktor, allerdings plätschert die Handlung auch seitenlang vor sich hin, ohne dass die Handlung großartig vorankommt. Larry selbst kommt erst nach 28 Seiten ins Spiel und es dauert abermals 35 Seiten, bis er richtig in den Fall einsteigt.
Dafür beschreibt der Autor einen Urlaub von Morna Ulbrandson, der mit dem Fall eigentlich nichts zu tun hat, außer, dass sie zufällig den Sohn des Schlossbesitzers trifft, der hoch verschuldet ist. Und natürlich treffen sich Morna und Larry am Ende des Romans auch rein zufällig vor dem Tor des Gemäuers. Wenn die aparte Schwedin nicht schon zuvor nicht schon seitenlang als Spannungskiller aufgetreten wäre, dann wäre das zufällige Treffen der beiden Agenten ein richtig guter Gag geworden.
Larrys Inkognito war dagegen sehr gelungen, und es wirkte schon amüsant, wie sich Larry als schrulliger Geisterjäger ausgegeben hat. Nur die ständige Titulierung als „Ghost Hunter“ hat genervt und ist einfach nicht zeitgemäß. In den Siebzigerjahren war es modern, wenn in Heftromanen englische Begriffe fielen, doch heutzutage liest es sich eher altbacken. Larrys Verfolgungsjagd durch die unterirdischen Gewölbe wird von dem Autor gekonnt dargestellt und die beklemmende Atmosphäre der stockdunklen Gänge überträgt sich unweigerlich auf den Leser. Leider wurde das Finale sehr abrupt und unspektakulär abgehandelt, so dass der Leser den Roman unbefriedigt zur Seite legen muss.
Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld runden den Gesamteindruck des Buches hervorragend ab. Das Bild zum zweiten Roman wirkt allerdings sehr fade, aber es gibt auch keine wirklich unheimliche Szene in dem Roman, die zeichnerisch gut darzustellen gewesen wäre. Das Cover des Buches ziert das Original-Titelbild des Heftromans „Bis zum letzten Schrei“ und zeigt eine Szene aus dem Traum des Schlossherren.
_Fazit:_ Origineller, kurzweiliger Einstieg vor der unheimlichen Kulisse einer englischen Moorlandschaft und ein fader, begrenzt spannender Abschluss des Buches. Der Band zeigt, wie ambivalent die Storys bisweilen ausfallen können und wie schwierig dadurch die Bewertung des Buches wird.
Der Band enthält die beiden Heftromane „Die Mordfalter“ und „Die Leiche aus der Kühltruhe“, welche erstmals als Silber-Krimi Band 954 und 958 erschienen sind.
|Die Mordfalter|
Larry Brent soll in Paris einen Mittelsmann der PSA treffen, der angeblich eine besondere Entdeckung gemacht hat. Doch Landrue hält sich nicht an den vereinbarten Termin. In seiner Wohnung findet Larry Brent die Leiche eines Mannes, der an Herzversagen starb, aber es ist nicht Landrue. Auf Nachfrage bei seinem Chef X-RAY 1 erfährt Larry, dass sich Landrue mit einem Insektenforscher namens Dodot getroffen hat und sich der PSA-Mitarbeiter mit gehäuften Fällen von Herzversagen befasste. Bei der Obduktion der Leiche finden die Ärzte heraus, dass das Opfer keinerlei Rückenmark mehr besitzt und sich stattdessen Insekteneier mit Raupenlarven dort befinden.
Larry fährt in die Gegend, wo sich der Forscher angeblich herumtreibt, nämlich eine alte verrufene Kneipe in der Nähe einer Müllhalde. Doch der PSA-Agent muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Larry Brent und die Pariser Polizei wollen einen weiteren Insektenforscher hinzuziehen, da der Verdacht besteht, dass die gehäuften Fälle von Herzversagen auf die Raupen und Falter zurückzuführen sind. Sie übergeben ihm die Eier aus der obduzierten Leiche. Als Larry mit der Polizei vor der Wohnung des Wissenschaftlers steht, sehen sie Hunderte von Faltern durch das Fenster. Der Entomologe wurde ein Opfer der Mordfalter. Versuche, die Tiere mit DDT auszuräuchern, scheitern und den Tieren gelingt die Flucht. Was steckt hinter dem Überfall der Mordfalter? Eine Laune der Natur oder der kranke Geist eines verrückten Wissenschaftlers?
|Die Leiche aus der Kühltruhe|
Gerome Wallace leidet an einem inoperablen Krebsgeschwulst. In der Hoffnung, dass in nicht allzu ferner Zukunft ein Heilmittel gefunden wird, schließt der Großindustrielle einen Vertrag ab, in dem er festlegt, dass er sich einfrieren lässt, bis eine Heilung möglich ist.
Als der klinische Tod von Wallace schneller eintritt als erwartet, wird alles nach den Wünschen des Todkranken erfüllt. Doch etwas läuft gewaltig schief, denn plötzlich erwacht Gerome Wallace in seiner Kühltruhe und entsteigt seinem kalten Grab. Ein lebender Toter, dessen Psyche erheblich Schaden genommen hat. Als Gerome dann erfährt, dass seine um viele Jahre jüngere Frau Linda ihn seit längerem mit einem guten Freund betrügt, brennen bei der lebenden Leiche sämtliche Sicherungen durch und ein grausamer Rachefeldzug nimmt seinen Anfang.
Larry Brent wird auf den Fall aufmerksam, als ihn ein befreundeter Psychiater auf den Fall einer jungen Frau hinweist, die sich von einer grauenhaften Gestalt verfolgt sieht. Was zunächst als Halluzinationen abgetan wird, erweist sich bald als Irrtum. Denn die junge Frau namens Sandy Jovlin ist das uneheliche Kind eines gewissen Gerome Wallace, der vor kurzem angeblich verstorben ist …
Das Buch bietet dem Leser zwei kurzweilige, spannende Gruselgeschichten aus der Feder Dan Shockers, hervorragend überarbeitet von einem gewissenhaften Lektorat, welches den einen oder anderen sprachlichen Fauxpas ausgewetzt hat.
Die erste Story ist ein klassischer Ökothriller und zugleich ein düsterer Tierhorror-Roman, welcher in einfacher, heftromantypischer Manier vor den Folgen übermäßigen Einsatzes von Insektiziden warnt und dem Leser drastisch vor Augen führt, dass sich der Mensch dadurch letztendlich selber gefährdet. Die Art und Weise, wie Dan Shocker seine Mordfalter sich vermehren und auf Raubzug gehen lässt, legt Zeugnis ab von dem schöpferischen Ideenreichtum des Autors. Dass die Falter ihre Eier in das ausgesaugte Rückenmark legen, erhöht dabei den Ekelfaktor, macht den Roman aber auch irgendwie glaubhafter.
Einzig und allein der Bankraub und die Handlung um die beiden Bankräuber nimmt sehr viel Raum ein, der später bei der Darstellung der Falterbedrohung und deren Bekämpfung fehlt. Dafür wurde die Atmosphäre der fragwürdigen Spelunke und der Müllhalde plastisch und lebensnah beschrieben.
In der zweiten Geschichte hat Dan Shocker eine Rachegeschichte konstruiert, die sich aber auch differenziert mit der Angst vor dem Sterben befasst und sich dem umstrittenen Thema widmet, ob es sinnvoll ist, sich einfrieren zu lassen, um später wiederbelebt zu werden, wenn eine Heilung erfolgversprechend ist. Sehr gekonnt und realistisch beschreibt der Autor die Angst des Gerome Wallace vor dem Tod und sein Entsetzen, als er bemerkt, wie er lebendig eingefroren werden soll. Auch das Erwachen in der Kühltruhe lässt den Leser nicht nur vor der erwähnten Kälte schaudern.
Leider verschenkt der Schriftsteller viel Potenzial bei der Handlung um Sandy Jovlin. Diese Nebenhandlung birgt zwar einige interessante Facetten, wird aber im Finale eher unbefriedigend aufgelöst. Auch der Psychoterror, den Gerome seiner Frau angedeihen lässt, wird zu überhastet abgearbeitet, um den Leser wirklich zu berühren. Man merkt dem Roman deutlich an, dass er zu wenig Seiten hat, um beiden Plots gerecht zu werden. Gemeint ist zum einen die Story um die Rache des wiedererwachten Gerome Wallace und zum anderen die Aktion mit dem Doppelkörper des Untoten aus einer parallelen Antiwelt. Gerade das Finale wurde viel zu schnell über die Bühne gebracht. Viel zu nüchtern, sachlich und undramatisch wird das Problem aus der Welt geschafft.
Dass der Roman schon vor zirka 30 Jahren geschrieben wurde, merkt man ihm trotz allem an einer Szene deutlich an, in der Tequila als neuartiges, noch unbekanntes Getränk angepriesen wird und der Autor das Ritual mit Salz und Zitrone minutiös beschreibt, weil es in Deutschland noch nicht so bekannt ist. Das wirkt für den heutigen Leser sehr amüsant, wo das richtige Genießen von Tequila quasi zur Allgemeinbildung gehört. Dem Seriencharakter wird in diesem Band insofern Rechnung getragen, als sich Larry Brent an zwei Fälle erinnert, die er erst vor Kurzem erlebt hat. Das gibt dem Leser ein größeres Gefühl der Zusammengehörigkeit mit der Hauptfigur, mit der er quasi die gleichen Erinnerungen teilt.
Die Illustrationen von Pat Hachfeld sind beide äußerst gelungen, und vor allem das Bild zu den Mordfaltern gehört mit zu Hachfelds besten Arbeiten. Das Frontcover ist dagegen eine der überzeugendsten Arbeiten des mittlerweile verstorbenen Künstlers Lonati. Es ist das Originalcover zu dem Roman „Die Leiche aus der Kühltruhe“ und wurde speziell für diesen Roman angefertigt, was den Wiedererkennungswert der Szenen in der Geschichte erhöht. Zum Ende hin wird Gerome genau so beschrieben wie auf dem Bild dargestellt, und der rote Hintergrund einschließlich dem dämonische Antlitz vermittelt eine stimmige Gruselatmosphäre.
_Fazit:_ Zwei klassische Larry-Brent-Abenteuer, welche das Talent und den Einfallsreichtum Dan Shockers dokumentieren. Nur in der zweiten Story geht der Geschichte zum Ende hin die Luft aus und schließt den Roman eher unbefriedigend ab.
Wieder einmal hat Anita Blake reichlich Aufregung in allen Bereichen ihres Lebens. Ein bei „lebendigem“ Leibe verfallender Meistervampir und sein menschlicher Diener bitten sie um Hilfe, um den Vampir zu heilen. Privat kämpft sie mit den Schwierigkeiten, die eine Beziehung zu einem Werwolf mit sich bringt. Das Wolfsrudel, dessen Verhalten für einen Menschen extrem irritierend und gefährlich ist, ist in zwei Gruppen gespalten. Da ihr Freund Richard der Anführer der einen Partei ist, wird sie in die Auseinandersetzung hineingezogen. Dass ihr gleichzeitig ein bezahlter Killer nach dem Leben trachtet, macht ihren Alltag noch komplizierter. So erkennt sie erst spät die Gefahr, die ihr von dritter Seite droht. Bei all den mörderischen Herausforderungen bleibt der Autorin aber viel Raum, um die Heldin reichlich erotisch angehaucht mit den zwei Männern in ihrem Leben turteln zu lassen.
Wie auch schon in früheren Bänden um die Totenerweckerin Anita Blake ist die Hauptfigur die Erzählerin der Geschichte. Cool und selbstsicher, wie weibliche Helden heute im Fantasy- und Horrorgenre sind, hat sie die Gefahren ihres Jobs stets im Griff. Ergänzt wird sie vom genretypischen Personal: einem französisch sprechenden Liebhaber, der natürlich ein schöner Frauentyp ist, dem kühl berechnenden Auftragskiller, gut in die bürgerlich-menschliche Gesellschaft integrierten Lykanthropen und in der Gastronomie tätigen Vampiren.
Was den Schreibstil anlangt, bleibt die Autorin ihrer in dieser Reihe eingeschlagenen Richtung treu. Mit der gebotenen Toughness schildert Anita Blake die Ereignisse und ihre Gefühle. Wieder kabbelt sie sich mit Meistervampir Jean-Claude, der sie in bewährter Manier umschmeichelt.
In diesem Buch treibt Laurell K. Hamilton die schwülstige Erotik zwischen der Vampirscharfrichterin und ihren zwei Verehrern jedoch auf die Spitze. Immer wieder wird die äußere Handlung durch anzüglichen Schlagabtausch unterbrochen. Das erinnert selbst die geneigte Leserin sehr an den Kitsch von Groschenheften mit Liebesgeschichten. Die gruseligen Szenen werden in der heute üblichen Manier drastisch genug geschildert.
Im sechsten Band um Anita Blake mutet die Autorin der Heldin und vor allem den Leserinnen viel zu. Leserinnen, weil wohl kaum Männer solchen schwülstigen Erotik-Unsinn mit Horror-Rahmenhandlung lesen würden, auch wenn es in den hinteren Kapiteln des Buchs befremdend nach Männerphantasie aussieht.
So, wie Anita und ihr Werwolffreund Richard entschlossen unentschlossen einander umschleichen und dann doch nie zur Sache kommen, passt es auf keine Monsterhaut. Dabei kann man Laurell K. Hamilton wirklich keine mangelnde Verwendung des f-Wortes vorwerfen. Aber das Ausmaß an gefühlsmäßiger Verwirrung und Verstrickung der Protagonistin lässt selbst die geneigte Leserin zu oft auf den nächsten Anschlag des Killers hoffen, um von den Passagen abzulenken, in denen man vom Erotikkitsch fast erschlagen wird. Die zum Finale hin sich anhäufende sexualisierte Gewalt erzeugt ebenfalls eher Unbehagen als Spannung. Schade, denn es stecken gute Ideen und überraschende Wendungen in der Story.
|Reihenfolge der Anita-Blake-Romane:
Guilty Pleasures ([Bittersüße Tode, 1009 2003)
Laughing Corpse ([Blutroter Mond, 1027 2005)
Circus of the Damned ([Zirkus der Verdammten, 2165 2005)
The Lunatic Cafe (Gierige Schatten, 2006)
Bloody Bones (Bleiche Stille, 2006)
The Killing Dance (Tanz der Toten, 2007)
Burnt Offerings (Dunkle Glut, 2007)
Blue Moon
Obsidian Butterfly
Narcissus in Chains
Cerulean Sins
Incubus Dreams
Micah
Danse Macabre
The Harlequin |
Diese Erzählung in Form einer Novelle führt den Leser |in medias res| in die Gewölbe der Pariser Bastille zu Zeiten Karls VI., König von Frankreich.
In der Exposition wird der Hofnarr Bouchet des Hochverrats angeklagt und dazu verurteilt, bis zu seiner Hinrichtung in sieben Tagen eingekerkert zu sein. In sechs weiteren Kapiteln setzt sich die Erzählung fort, wobei das letzte Kapitel etwa die Hälfte der gesamten Erzählung umfasst. Historisch gesehen ist es das Jahr 1392, jenes Jahr, in dem sich in König Karl VI., der schon im Alter von zwölf Jahren den Thron bestieg, erstmals Symptome seines beginnenden Wahnsinns zeigten.
Bouchet trifft auf den Henker des Königs, Saberge, und liefert sich manch ein Wortgefecht mit ihm. Gleich einem Harlekin spricht der Narr in Versen und Metaphern, doch der Henker ist seinen Späßen anfangs nicht zugänglich. Beide teilen nicht nur das Schicksal, ihr Ich unter einer Maske bzw. Kapuze zu verbergen zu müssen, sondern auch ihre Funktionalität in den Gefügen der Gesellschaft, die von der Willkür eines Königs bestimmt ist. Doch der Narr schafft es nicht nur, Spiegel des Königs und der Gesellschaft zu sein, sondern auch ein Spiegel des Henkers zu werden.
Dies führt zu „einer sich ereignenden unerhörten Begebenheit“ in der Erzählung, die nach J. W. von Goethe in einem Gespräch mit Johann Peter Eckermann Merkmal einer Novelle ist und zu einem Wendepunkt überleitet. Denn am zweiten Tag schließen sie eine Freundschaft, die im Henker einen Zwiespalt zwischen der Loyalität zum König und seiner Freundschaft zum Narren erzeugt. Erzählerisch erfolgt die Annäherung auch durch ein vertrautes ‚Du‘ unter ihnen – das der Autor nicht konsequent einhält, der später noch mal in ein ‚Sie‘ zurückfällt -, das Fallenlassen der Masken und die körperliche Verteidigung des Narren vor sadistischen Kerkerwachen. Ebenso werden geschickt Erzählungen aus der Vergangenheit des Henkers sowie des Narren eingeflochten.
Insgesamt werden die beiden Figuren zunehmend personifiziert und aus ihrer Funktionalität herausgeholt; so spricht der Narr nicht mehr in Versen und der Henker entwickelt eine vielfältige Gefühlswelt. Es ist eine Entwicklung, die bis zum Ende fortdauert und in die Freiheit führt. Über die listige, humorvolle und spannende Flucht beider sei hier nicht viel verraten, führt sie aber in eine nur mit „Nur der Horizont war das nächste Ziel, und er würde es auch für immer bleiben“ (S. 99) angedeutete Zukunft – ebenfalls ein typisches Novellenmerkmal.
Auch wenn manchmal der österreichische Dialekt durchkommt, so erleichtert der Autor Werner Mittelberger durch seine der Zeit nachgeahmte Sprache dem Leser das Hineinfühlen in diese Epoche.
Mittelbergers Erstlingswerk bietet gehobene sowie spannende und humorvolle Unterhaltung, die Freude macht auf sein nächstes Werk. Ob der geringen Editionsauflage ist auch der Preis von 11,90 € gerechtfertigt. Das Titelbild von Svend Richter ist ebenso symbolträchtig wie die Erzählung.
Dirk Gently, der holistische Privatdetektiv, schlittert durch den merkwürdigen Tod eines neuen Mandanten wieder in einen skurrilen Fall. Erneut gerät er an Polizisten, die ihn schon kennen und nicht mögen, plagt sich mit seinem chronischen Geldmangel und einem kaputten Kühlschrank herum und schließlich noch mit einem rabiaten goldenen Adler. Auch Kate Schechter, eine in London lebende Journalistin, hat eine Pechsträhne. Als sie nach diversen Widrigkeiten endlich am Flughafen Heathrow ankommt, fliegt sie mitsamt dem Schalter und einem sturen Fluggast in die Luft. Bei ihren anschließenden Recherchen nach dem verschwundenen Mann gerät sie an Dirk Gently und in eine haarsträubende Geschichte.
Die Hauptfigur des Romans ist der Privatdetektiv Gently, den der Leser schon aus [„Der Elektrische Mönch“ 3097 kennt. „Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele“ ist allerdings keine Fortsetzung, sondern ein eigenständiger Roman. Das sehr individuelle Romanpersonal umfasst nordische Gottheiten, eine praktisch veranlagte Journalistin, einen Psychologen, der sich selbst der beste Patient sein könnte, ein fernsehsüchtiges Kind und ein typisches Yuppiepaar. Die Charaktere sind größtenteils recht schräg, wie es für Adams typisch ist.
Wie schon im ersten Buch mit Dirk Gently ist die Handlung Nebensache. Während jedoch im Vorgänger einiges noch nachvollzogen werden konnte, dient die Handlung in „Fünfuhrtee“ nur noch dazu, den Zeitgeist aufs Korn zu nehmen. Der Geschichte fehlt jede Logik, alles ist sinnlos absurd. Adams schildert erneut seine Sicht auf diese Zeit durch witzig-überspannte Gedanken zu alltäglichen Situationen, die jeder Leser kennt. Natürlich gibt es auch wieder den bekannten Sprachwitz, aber vor allem sehr viel Absurdes.
Die ebenso irre wie wirre Handlung beleuchtet das Leben der nordischen Götter, die in dieser Welt zurechtkommen müssen. Auch sie können sich den Zeichen der Zeit nicht entziehen: Donnergott Thor wird von Schwindel, Schuldgefühlen und allerhand Modekrankheiten geplagt, gegen die in der Fernsehwerbung Mittel angepriesen werden. Odin ist ein müder alter Mann, der mit einem Anwalt einen Vertrag abschließt, damit ihm ein gemütliches Dasein als umhegter Patient in einer Privatklinik garantiert ist. Fast alle Götter haben Alkohol- und Psychoprobleme, denn die Menschen, von deren Welt sie abhängen, glauben nicht mehr an sie.
Wer sich nicht an der völlig konfusen und von Zufällen vorangetriebenen Handlung stört, kann sich am bewährten Witz von Adams erfreuen. Einer der Höhepunkte der Geschichte ist sicher die Fähigkeit des Autors, zahlreiche Begriffe für unfreundlich herumlungernde Kellner zu finden. Aber auch die Situationen, die sich aus der Überschneidung der Welt der nordischen Götter mit jener der Menschen aus dem heutigen London ergeben, bieten gute Unterhaltung, zum Beispiel wenn Gently einen goldenen Adler in seiner Küche durchs Schlüsselloch ausspionieren will:
|“Zuerst meinte er, er könne gar nichts sehen, es sei offenbar von irgendwas verstopft. Ein leichtes Flackern und Glänzen ganz dicht an der anderen Seite enthüllte ihm dann plötzlich die erschreckende Wahrheit, dass auch der Adler ein Auge am Schlüsselloch hatte und zu ihm hinüberspähte.“|
Zwar kommt die Geschichte abrupt zum Ende und wirkt so, als habe Adams das Buch eben beenden müssen, doch wer sich für absurde Ideen und bissige Beschreibungen des Alltags begeistern kann, wird sich bei dieser Zeitgeistsatire gut unterhalten.
In dem ganz wunderbaren Buch „Fragen an Kandinsky oder: wie ich den Geist im Werke rief“ geht Alexander Graeff, und der Autor möge mir diese Reduktion verzeihen, dem Zusammenhang zwischen Kunst und Freiheit nach. Das Setting: eine Séance und zwölf Fragen, die er in einem tranceähnlichen Zustand dem Impressionisten Wassily Kandinsky (1866-1944), oder dem Geist Kandinski, oder – noch besser – der Idee Wassily Kandinsky stellt. Was sich hier okkult anhört, ist auch tatsächlich okkult, so denn der Okkultismus die „Lehre des Verborgenen in all ihrer weiten Dimensionen ist, also des Psychologischen, Phänomenologischen, Anthropologischen und Kosmologischen“ (Graeff). Und was schließlich in der Seance geschieht, ist weder Hokuspokus noch esoterische Weichspülerei. Methodisch, unkonventionell und eigentlich im Vorübergehen – denn die Séance als Methode wird selbst nicht thematisiert – räumt Graeff mit einer Unmenge von Vorurteilen und Unschärfen bezüglich dieser alten magischen Praktik auf, wofür manch anderer tausend Seiten benötigt und trotzdem scheitert.
In Graeffs Fall wird indes die Methode an ihrer Funktionalität gemessen. Seine Intention liegt klar darin, dem Leser die Möglichkeit zu geben, seine Erfahrungen und Erkenntnisse, die er durch das Studium der Kunst im Allgemeinen, Kandinskys im Besonderen und des Okkulten empfangen durfte, zu reproduzieren. Sein Ziel ist die Freiheit, sein Stilmittel die Kunst, die sich in reflexiver Weise wie auch in literarisch-okkulter Form selbst beschreibt. So bleibt Graeff letzten Endes stets bei Innenansichten (und muss es bleiben, will er Erfahrung vermitteln) die sich in einem denkwürdigen Zwiegespräch mit dem Kandinsky-Phänomen ausdrücken, in Themen wie dem Wesen der Kunst, den Dualismen Form und Inhalt, Ordnung und Chaos sowie Freiheit und – ihrem Gegenpart – der Bindung. Doch das Subjektive dieser okkult-kandinskyschen Erfahrung, die Graeff postuliert, wird nicht thematisiert. Sie erschließt sich dem Leser auf wundervolle Weise durch die Lektüre selbst, verbleibt aber dann im Verborgenen der Seele des Lesers und darf nicht externalisert werden, ohne damit von dem Inhalt zur Form zu wechseln und das Erfahren zu zerstören. Ermöglicht wird dieser Effekt unter anderem durch die hervorragenden Illustrationen von Andrea Schmidt, die meines Erachtens eher den Namen „Seelenbilder“ verdienen. Auch hier paart sich das Künstlerische mit dem Künstlerischen – das Auditive des Textes mit dem Visuellen der Bilder – und ermöglicht so eine Erfahrung wirklich okkulter Natur, die in ihrem inneren Effekt ähnlich ist, wenn man sich zum erste Mal mit den mathematischen Theoremen Gödels oder den selbstreferentiellen Theorien der Wissenschaftler Luhmann und Maturana auseinandersetzt. Was jeweils bleibt, geboren aus dem wissenschaftlichen oder wie in Graeffs Fall, dem künstlerischen Ansatz, ist reine Selbst-Erfahrung.
http://www.alexander-graeff.de
http://www.otrd.de/autorenprogramm.html
oder bei http://www.seitenschauer.de