Alle Beiträge von Gastautor

Shocker, Dan – Höllenbrut, Die (Larry Brent, Band 4)

Der Band enthält die beiden Larry-Brent-Romane „Der Satan schickt die Höllenbrut“ und „Das Totenhaus der Lady Florence“ aus der gleichnamigen Heftromanserie aus dem Jahre 1982.

_Der Satan schickt die Höllenbrut_

Innerhalb kürzester Zeit werden in Hongkong drei Menschen scheinbar zum Opfer eines entflohenen Löwen. David Gallun, Chef der geheimnisvollen PSA, vermutet einen verbrecherischen Hintergrund und schickt Larry Brent vor Ort, der sehr schnell die Bekanntschaft einer jungen Privatdetektivin namens Su Hang macht. Su kommt durch Zufall zwei Killern auf die Spur, die den toten Löwen vergraben wollen. Sie überwältigen die junge Frau und wollen sie zusammen mit der toten Raubkatze verscharren. Larry befreit Su Hang, aber bei dem Kampf kommt einer der Gangster ums Leben, während der Zweite entkommt. Zuvor kann der Sterbende dem Agenten mitteilen, dass der Löwe bereits seit mehr als einem Tag tot ist und somit nicht für alle Morde verantwortlich gemacht werden kann. Sehr bald bekommt Larry am eigenen Leib zu spüren, wer die Menschen auf grauenhafte Art und Weise ins Jenseits befördert hat. Ein tödlicher Schwarm ist darauf programmiert worden, den besten Agenten der PSA zu vernichten …

Der Roman beginnt vielversprechend mit einem grauenhaft Mord an einer amerikanischen Undercover-Agentin. Dass aber weder der Polizeiarzt noch einer der besten Spezialagenten der Welt die Wunden, welche von einer Großkatze verursacht werden, von den Verletzungen durch Insekten unterscheiden können, ist unglaubhaft und hanebüchen. Dabei ist die Story selber gar nicht schlecht, denn ein Wissenschaftler hat einen Lockstoff für Stubenfliegen entwickelt, der die Tiere aber dummerweise ziemlich aggressiv macht. Natürlich interessieren sich diverse Gangster für dieses Präparat und ziehen ein Komplott auf, das selbst die PSA vor ein Rätsel stellt. Leider übersieht der Autor dabei völlig, dass Stubenfliegen, allein aufgrund ihrer Anatomie, dem Menschen gar nicht gefährlich werden können. Die Haut des Menschen ist für die kleinen Insekten eine undurchdringliche Barriere.

Lesenswert ist der Roman im Prinzip nur, weil Su Hang, eine von Larrys späteren Kolleginnen, hier ihren ersten Auftritt absolviert. Einmal mehr beweist Dan Shocker, dass auch Frauen die Heldenrolle steht, aber dass Su mit einer Schusswunde noch Auto fährt und es nicht mal für nötig hält, einen Arzt aufzusuchen, ist schon sehr übertrieben. Stilistisch gesehen ist der Roman von gewohnter Qualität und auch die Charakterisierung gelingt dem Autor perfekt. Insbesondere Su Hangs Freunde aus dem Kuriositäten-Kabinett sind sehr sympathisch und beweisen einmal mehr, dass ein guter Charakter nicht vom äußeren Erscheinungsbild abhängig ist. Eine Botschaft, die für Heftromane aus den siebziger und achtziger Jahren nicht immer selbstverständlich war. Leider wird der Lesespaß durch schlechte Recherche und eine mangelnde Glaubwürdigkeit zunichte gemacht, so dass der Roman nur für Komplettisten interessant ist.

_Das Totenhaus der Lady Florence_

Der Wissenschaftler Winston Yorkshere wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Herzinfarkt, lautet die Diagnose, doch Yorkshere war ein kerngesunder Mann gewesen und außerdem arbeitete er an einem bedeutungsvollen Experiment. Gründe, welche den Supercomputern der PSA, |The clever Sofie| und |Big Wilma|, genügen, um den Einsatz der Agenten Brent und Kunaritschew zu rechtfertigen. Yorkshere hatte einen Kollegen, Sir David Dodgenkeem, der bereits vor zwei Jahren verstarb. Vor Kurzem starb auch dessen Frau Lady Florence. In derselben Nacht, in der sie in der Familiengruft beigesetzt wurde, starben der Arzt der Lady und der Pfarrer ebenfalls an Herzschlag. Bald kommen die PSA-Agenten einem fantastischen Geheimnis auf die Spur: Dodgenkeem und Yorkshere haben eine Strahlung entwickelt, die unsichtbar macht. Doch diese Gabe ist auch mit einem Fluch belastet. Jeder, der von dem Unsichtbaren berührt wird, bekommt einen heftigen elektrischen Schlag, der schnell zum Tod führt. Jetzt hat der Schriftsteller Richard Burling das Haus gemietet, um in der Abgeschiedenheit des Moores in Ruhe arbeiten zu können. Doch bald merkt Burling, dass er nicht mehr allein in dem riesigen Haus ist …

In diesem Roman erwartet den Leser ein alter Menschheitstraum und gleichzeitig ein klassisches Gruselthema: die Unsichtbarkeit. Sich von anderen unbemerkt bewegen zu können, hat sich wohl jeder schon einmal gewünscht, und im Umkehrschluss ist ein Gegner, den man nicht sieht, immer eine ungeheure Bedrohung. Typischerweise verwendet der Autor wieder mal keine übernatürliche Erklärung, sondern legt dieser überaus spannenden Geschichte ein wissenschaftliches Experiment zu Grunde. Die Rahmenhandlung verläuft dabei wieder in einigen Windungen und der Leser muss mit einigen Überraschungen rechnen. Ein echter Leckerbissen für alle Fans bildet vor allem der Auftritt von Larrys jüngerer Schwester Miriam, auch wenn für deren Involvierung in die Handlung der Zufall herhalten musste. So ist es wirklich mehr als unglaubwürdig, dass die zufällig in England weilende Miriam die Tochter des Schriftstellers Burling kennen lernt, der zufällig das Haus der Dodgenkeems gemietet hat, wo sich zufällig das Labor des Unsichtbaren befindet. Darüber hinaus trifft Iwan in Plymouth zufällig in einem Nachtclub, wo er sich vor der Polizei versteckt, die Freundin Yorksheres, die zufällig an dem Abend tanzt. Dennoch verpackt Dan Shocker diese Glücksfälle auf eine geschickte Art und Weise, so dass der Lesespaß nicht beeinträchtigt wird, und der rasante, lebensnahe Erzählstil tut ein Übriges, damit keine Langeweile aufkommt. Insbesondere die düstere Stimmung innerhalb des verlassenen Hauses, als Richard Burling die Schritte hört, obwohl sich niemand in dem Haus befindet, nimmt den Leser sofort gefangen. Das und die Umgebung des nebelverhangenen Moores bilden die perfekte Kulisse für eine klassische Gruselatmosphäre.

Die Illustrationen zu den Geschichten stammen wie immer von Pat Hachfeld, der für den ersten Roman eine seiner schwächeren Arbeiten ablieferte, aber in Anbetracht der Vorlage ist das durchaus vertretbar. Umso gelungener wirkt die Gruft der Dodgenkeems, welche der Künstler für den zweiten Roman zu Papier brachte. Das Cover zeigt das Original-Titelbild zu dem Heftroman „Der Satan schickt die Höllenbrut“. Auch der Künstler Lonati hat schon bessere und stimmungsvollere Werke kreiert, wirken doch die Fliegen und ihr Opfer ein wenig unbeholfen.

Alles in allem ein sehr durchwachsenes Buch, dessen erste Story zu den schwächeren Beiträgen zur Serie gehört. Die folgende Geschichte hingegen bietet Spannung pur und hat alles, was einen spannenden Larry-Brent-Roman ausmacht.

http://www.blitz-verlag.de

_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Todestreppe, Die (Larry Brent, Band 3)

Dieser Band enthält die Heftromane „Nachts, wenn die Toten kommen“ und „Die Treppe ins Jenseits“. Beide Romane erschienen in der Serie „Larry Brent“ als Band 05 und 25.

_Nachts, wenn die Toten kommen_

Larry Brent soll einen okkulten Zirkel untersuchen, der Seancen abhält, bei denen der Kontakt zu Verstorbenen gesucht wird. Tatsächlich erscheint der Geist des toten Millionärs Mike Boddingham. Ein Detektiv, mit dem der PSA-Agent Kontakt aufgenommen hat, ist bei diesem Phänomen Zeuge. Bei dem Versuch, das Geheimnis zu lüften, stirbt er eines schrecklichen Todes. Als der tote Körper des Detektivs am Steuer eines Autos einen Mordanschlag auf Larry verübt, weiß X-Ray-3, dass seine Anwesenheit mehr als gerechtfertigt ist …

Die erste Story vermittelt zunächst den Eindruck, ein gewöhnlicher Roman über eine obskure Sekte zu sein. Doch schon bald stellt der Leser fest, dass die Hintergründe weitaus komplizierter sind, als es sich im ersten Moment darstellt. Auf relativ wenig Seiten werden unheimlich viele Namen und Charaktere eingebaut, so dass der Leser schnell durcheinander kommt. So wie der Autor, denn kurz vor dem Ende erscheint abermals der Geist Mike Boddinghams, heißt dort aber plötzlich Mike Hoggan. Hoggan lautet allerdings der Name eines Anwalts in dem Buch. Nichtsdestotrotz bietet der Roman eine schaurige Gruselatmosphäre, wie es Larry-Brent-Fans gewohnt sind.

Darüber hinaus gehört die Geschichte zu den Highlights innerhalb der Serie, denn zum allerersten Mal spielt Monra Ulbrandson alias X-Girl-C mit. Sie ist die erste und beste Agentin der PSA und eine von Larrys engsten Freunden. Dass Dan Shocker starke Frauen mit in die Geschichten eingebunden hat, macht seine Roman ebenfalls zu einem Novum, denn in den meisten Geschichten dieser Sparte spielten Frauen ein Schattendasein, in dem sie eigentlich nur als schreiende, wehrlose Opfer herhalten mussten, die vom strahlenden Helden gerettet wurden.

Die Geschichte kann man in einem Rutsch gut lesen, die Dialoge sind lebhaft und die Beschreibungen sind nachvollziehbar. Am Schluss könnte dem geneigten Leser noch die eine oder andere Frage über die Durchführbarkeit so mancher technischer Spielerei kommen, allerdings sollte man dahingehend den Roman nicht allzu ernst nehmen und ihn als das ansehen, was er im Grunde genommen ist – gute Unterhaltung.

_Die Treppe ins Jenseits_

172 Stufen führen steil an Englands Küste in der Nähe von Dover in die Tiefe, und auf der 14. Stufe lauert der Tod. Ein schrecklicher Fluch traf den Sohn Lord Callaghans und stürzte ihn ins Verderben. Daraufhin verkaufte der Lord den Familienbesitz an den Millionär Edward Baynes. Doch auch seine jüngere Tochter Eve wird zum Opfer des Fluchs. Auf sie wartete aber nicht der Tod, sondern ein Dasein im Rollstuhl. Seitdem hat auch die Familie Baynes das Anwesen verlassen. Als Edward Baynes stirbt, holt die Vergangenheit Eve wieder ein, denn die Testamentsvollstreckung soll in eben jenem düsteren Haus auf den Klippen vollzogen werden. Schon bald werden Eve und ihre ältere, schwachsinnige Schwester Jeanette Opfer von geisterhaften Erscheinungen und merkwürdigen Phänomenen. Einer der Gäste spielt falsch und will das Erbe der Töchter für sich beanspruchen. Doch Larry Brent ist auf der Hut. Als Chauffeur der Millionärstochter ermittelt er vor Ort …

Mit diesem Roman beweist Dan Shocker einmal mehr, dass er ein Meister des subtilen Schreckens ist. Die Gefahr, die der jungen, an den Rollstuhl gefesselten Frau droht, wird einfühlsam beschrieben, wohl nicht zuletzt deswegen, weil der Autor selber diese Erfahrung machte. Der perfide Plan der Erbschleicher könnte dämonischer nicht sein und das einsame Haus an den Klippen bietet eine nahezu klassische Kulisse für diesen Gruselroman. Dabei geht die eigentliche Gefahr wieder einmal von den Menschen aus, obwohl der Autor in diesem Fall auch übersinnliche Kräfte mitwirken lässt.

Eindrucksvoll gelingt es dem Schriftsteller, die Gefühle seiner Protagonisten auf den Leser zu übertragen. Die unheimliche Treppe ist dabei nur Staffage und eigentlich muss man sich wundern, wieso die Leute immer wieder dorthin gehen, obwohl sie genau wissen, was sich dort abgespielt hat. Aber genau das ist vermutlich der Reiz, dem viele Menschen auch in Wirklichkeit erliegen würden. Wenig nachvollziehbar ist zunächst die Motivation des liebenden Vaters, lebensechte Puppen von seinen Töchtern anfertigen zu lassen, damit er beim Betrachten der Abbilder eventuell Anzeichen des Schwachsinns bei Eve erkennen würde, dem bereits seine ältere Tochter Janett erlegen ist. Nichtsdestotrotz strömen gerade die Szenen mit den lebensechten Puppen eine sehr gruselige Atmosphäre aus.

Die Charaktere wirken sehr natürlich und auch die Dialoge fügen sich perfekt in das Gesamtbild ein, obwohl man dem Roman deutlich anmerkt, dass sich der Autor bemühen musste, das enge Korsett des Heftromans nicht zu sprengen.

Zwei typische Larry-Brent-Romane mit einem unheimlichen Flair, viel Handlung, vielen Charakteren und viel, viel Atmosphäre, die durch das moderne Lektorat noch besser zur Geltung kommt. Beide Storys wurden wieder von Pat Hachfeld illustriert, der besonders für den zweiten Roman ein hervorragendes, metaphorisches Bild zeichnete. Auch das Titelbild des Romans gehört zu den Spitzenwerken des Künstlers Lonati.

Ein gelungenes Buch für alle Freunde des gepflegten Gruselns.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

Brunner, John – Chaos Erde

Drei Jahre, nachdem Brunners „Muddle Earth“ bei Ballantine Books New York erstmals erschienen ist, konnten endlich auch die deutschen Fans den letzten Roman des großen englischen SF-Autors in die Hände nehmen.

Der des Englischen kundige Leser erkennt gleich, dass der Originaltitel des Werkes ausnahmsweise einmal richtig auf Deutsch widergegeben wurde, was ja heutzutage nicht immer unbedingt die Regel bei den einzelnen Verlagen zu sein scheint. Auch der Klappentext auf der Rückseite bezieht sich peinlich genau auf den tatsächlichen Inhalt des Buches. Weiß eigentlich jemand, was ein Exoplantetare ist? Nicht? Es ist ein Druckfehler, das Wort soll eigentlich Exoplanetarer heißen, leider fällt er aber sofort ins Auge, denn wer liest nicht schon im Laden das, was hinten draufsteht, bevor er sich zum Kauf entschließt.

Brunner liefert mit dem vorliegenden Text nicht unbedingt das Highlight seiner schriftstellerischen Karriere ab, aber das Ergebnis seiner Anstrengungen bot mir trotzdem ein lustiges Lesevergnügen, wohl weil der Autor sich hier nicht so ernst nimmt wie in [„Morgenwelt“ 1274 oder „Schafe blicken auf“, auch wenn sein Anliegen, nämlich die Kritik an allen möglichen gegenwärtigen und zukünftigen unhaltbaren Zuständen, die einer weiteren Entwicklung der Menscheit möglicherweise unangenehm im Magen liegen könnten, das alte geblieben ist.

Die Erde hat es endlich geschafft, an ihrer eigenen Umweltverschmutzung zugrunde zu gehen, verbunden mit einem unheilvollen Chaos vieler gleichzeitig existierender wunderlicher Gesellschaftssysteme, deren Gesamtheit vom Einzelnen kaum noch zu überblicken, geschweige denn nachzuvollziehen ist (selbst als Leser wird man vollkommen überfordert).

In dieser Situation wird der Planet galaxisweit zur Restauration ausgeschrieben und flugs erscheint eine Exoplanetaren-Treuhandgesellschaft, die die Abwicklung der Pleitewelt übernimmt.

Halt mal, das scheint doch gerade so, als hätte Brunner den Hintergrund seines Romans in den neuen Bundesländern recherchiert und die vorgefundene Situation hier sarkastisch überdreht beschrieben! Vielleicht hat der Übersetzer aber auch nur durch den wiederholten Einsatz gewisser, jedem Neubundesbürger seit der Wende sattsam bekannter Vokabeln den Zweck erreichen wollen, den deutschen Lesern einen möglichst echten Realitätsbezug zu vermitteln.

Rimpoche Quaddel, ehemaliger, wenn auch unfreiwilliger Religionsschwindler, seit vielen Jahren tot und eingefroren, wird auf Betreiben der Mafia aufgetaut und wiederbelebt, da diese der Meinung ist, er könne Auskunft über die einst verschollene und nie wieder aufgetauchte Portokasse der ehrenwerten Familie Verdi geben. Als Quaddel auch noch, desorientiert und bis an den Hals mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt, mitbekommt, dass ein außerirdischer Gourmet ebenfalls auf ihn Anspruch erhebt, da er unbedingt humanoides Eiweiß kosten möchte – und frisch belebtes Gefrierfleisch (so werden die Aufgetauten liebevoll von ihren Mitmenschen bezeichnet) keine bürgerlichen Rechte genießt -, zieht er sich dilettantisch aus der beginnenden Massenschlägerei zurück und begibt sich auf eine irrwitzige und haarsträubende Flucht.

Versteckt in einer Herde Touristen, die von allen möglichen und unmöglichen Planeten zu stammen scheinen, gerät Quaddel in einen gigantischen Vergnügungspark, in dem berühmte historische Szenen als Touristenattraktion für gelangweilte Extraterrestrier entstehen sollen.

Darin sind die nur noch spärlich existierenden Erdbewohner als Angestellte der Treuhand dazu angehalten, z. B. Originalsmog zu produzieren, echte Unfälle vorzuführen, zu zeigen, wie man in Old England mit Maria Stuart umgesprungen ist und so weiter und so fort … Dabei bekommen viele jeden Tag eine andere Rolle zugewiesen, und es kann schon mal passieren, dass man gestern noch Josephine Mutzenbacher darstellen musste und heute Dienst als Haushälterin bei Sherlock Holmes und Dr. Watson hat. Wenn man dabei bloß nicht immer den Jargon verwechseln würde!

Noch einmal zieht Brunner über Umweltverschmutzung, Bürokratismus und dubiose Geschäftemacherei her. Noch einmal bekommt so ziemlich jede Weltreligion ihr Fett weg. Und ganz nebenbei wird auch noch das Thema „Tief-/Kälteschlaf“ in die Pfanne gehauen, nur diesmal nicht so bierernst wie in seinen berühmteren Werken, sondern eher persiflagemäßig.

Auch wenn Brunner hemmungslos übertreibt, ein makaber-witziger Charme ist diesem Roman nicht abzusprechen, wenn ich auch nicht so laut lachen musste wie bei Brunners überaus komischem „Der Galaktische Verbraucherservice: Zeitmaschinen für Jedermann“, einer frühen Storysammlung des Autors, 1976 bei |Goldmann| erschienen.

Genau dieses Büchlein scheint Herr Pukallus nicht zu kennen, denn er lässt sich in seinem Nachwort „Tod und Auferstehung als Science Fiction Groteske – über John Brunners Roman ‚Chaos Erde'“ zu ein paar Äußerungen herab, denen ich nicht unwidersprochen zustimmen kann. Sicher hat er recht, wenn er feststellt, dass es Brunner in den 80er Jahren, nachdem er Witwer geworden war, an ‚Kreativität und Schaffenskraft‘ für ‚bedeutendere Texte‘ mangelte.

Aber: „Es ist ein zu bedauerndes Phänomen, daß gerade Zeiten ihrer Krise Schriftsteller dazu verleiten, Übergangswerke zu schreiben, die hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleiben … und allzu rasch ist dann die Idee da, es mit dem Humoristischen zu versuchen, ein Einfall, der dem Autor nie gekommen wäre unter anderen, besseren Umständen.“

Oder: „… Mein Postulat lautet, soweit es … vorsätzlich als Ganzes humorvoll gemeinte Werke anbelangt, die fast immer Zeugnisse des Brachialhumors werden, daß die Geschichte des Humors in der Science Fiction im wesentlichen nichts anderes ist als ein Museum der Peinlichkeiten …“

Na, das ist doch endlich mal ein klares Wort, und, falls es von anderen deutschsprachigen Autoren beherzigt wird, eine der möglichen Ursachen, warum deutsche SF noch nicht mal im eigenen Land sonderlich beliebt ist. Ich überlege immer noch, ob ich mich jetzt schämen soll, weil mir z. B. E. F. Russells „Menschen, Marsianer und Maschinen“ oder L. Nivens „Die fliegenden Zauberer“ gefallen, obwohl es sich um durchgehend humorvolle SF-Bücher handelt.

Weiter unten in seinem Nachwort bemängelt Pukallus, dass sich „kurios viele Episoden des Romans“ auf Toiletten abspielen – den Eindruck hatte ich allerdings nicht; ich entdeckte nur eine solche Szene (Seiten 135 bis 138).

Ansonsten weiß der Übersetzer sich ziemlich kompetent zu Brunner zu äußern, gerät aber im Romantext bei besonders lang geratenen Schachtelsätzen Brunners ab und zu grammatikalisch etwas daneben; und gelernt habe ich außerdem noch, dass es jetzt nicht mehr „gesundheitsgefährdend“ sondern „gesundheitsgefährlich“ heißt (Seite 290).

Pukallus gibt an, dass dem von ihm übersetzten englischen Arbeitsexemplar eine Notiz Brunners angeheftet war; des Inhalts „Wenn es jemand auf dieser Erde gibt, der meinen Quatsch auf deutsch übersetzen kann, so ist es fast zweifellos der Pukallus.“

Meiner Meinung nach geht der Verfasser des Nachworts mit dem Text Brunners, den dieser selbst als „Quatsch“ bezeichnet hat, zu hart ins Gericht. Er scheitert in seinem eigenen Anspruch an Brunner, da er offensichtlich eine Art letztes Meisterwerk erwartet hat und dann enttäuscht wurde.

© _Norbert Danziger_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Bridges, Bill – letzte Schlacht, Die (Werwolf – Die Zeit der Abrechnung, Band 2)

|Die letzte Schlacht – oder: Und der Letzte macht die Lichter aus …|

„Die letzte Schlacht“ ist der mittlere Akt der „Zeit der Abrechnung“-Triologie, welche die „Welt der Dunkelheit“ zu ihrem Ende führt. Während es im ersten Akt „Die letzte Nacht“ die Spielwelt „Vampire: Die Maskerade“ trifft, beendet Bill Bridges mit diesem Teil „Werwolf: Die Apokalypse“ auf knapp 350 Seiten.

Während der englischsprachige Leser eine ganze Reihe alter Bekannter aus den Stammesromanen wiedertrifft, wird der deutschsprachige Leser ins kalte Wasser geworfen. Ihn erwartet eine Vielzahl von Charakteren, die durch häufigen Szenenwechsel blass bleiben und deren Eigenarten einem nicht so recht einleuchten wollen.

Die Garou sind quer in aller Welt zersplittert, auch wenn einige Anführer den Versuch unternehmen, sich zu einen. So ist König Albrecht, der die amerikanischen Garou hinter sich hat, gerade bei der russischen Anführerin Twariwitsch zu Besuch, als beide schlimme Nachrichten erreicht. Überall auf der Welt regt sich der Wyrm, lange gebundene und gefangene Kreaturen befreien sich von ihren Banden. Mordgeister, Fomorer und andere Plagen halten überall auf der Welt die verschiedenen Rudel in Atem.

Während sich Twariwitsch dem Marktgrafen Konietzko, Herrscher der europäischen Stämme, anschließen will, beschließt Albrecht nach Amerika zurückzukehren, um ebenfalls eine Armee um sich zu scharen. Denn der Marktgraf will mit einer großen Streitmacht in die Narbe, die Heimatebene des Wyrm im Umbra, vordringen und eine letzte Schlacht ausfechten.

Jedoch wird bei Albrechts Rückweg die Mondbrücke zerstört. Mondbrücken sind mystische Wege durch die Geisterwelt des Umbra, und wenn man einmal vom Weg abgewichen ist, findet man sich in den unterschiedlichsten Reichen des Umbras wieder. So ist er gezwungen, in den entscheidenden Stunden aus den Tiefen des Umbras herauszufinden …

Doch auch der Wyrm schläft nicht; Zhyzhak, eine der mächtigsten Tänzerinnen der schwarzen Spirale, will durch das sagenumwogende Labyrinth schreiten, um zum Wyrm selbst vorzudringen. Anders als ihre Vorgänger, welche die verschiedenen Kreise tanzten, hat sie einen Fetisch, mit dem sie Anthelios, den Roten Stern, sehen und so als Leitstern nutzen kann.

Aber auch im Norden Amerikas dringt der Wyrm vor; so ist eine der fünf Klauen des Wyrms, einer seiner mächtigsten Diener, dem Bann der Uktena entkommen. So fällt es Evan Heilt-die-Vergangenheit, einem Rudelgefährten Albrechts, zu die Garou gegen diese Gefahr um sich zu scharen. Doch nur wenige Rudel können Gefährten entsenden, denn auch in Amerika bedrängt der Wyrm die Werwölfe mit vielen kleinen Plagen.

Zahlreiche individuelle Questen werden beendet. Der deutschsprachige Leser ist dem allerdings ohne Vorkenntnisse ausgesetzt, aber auch den Kenner der Stammesromane werden diese Enden nicht recht zufrieden stellen. Es wirkt zu plump, zu gedrängt, wie Bill Bridges auf wenigen Seiten versucht, eine lang aufgebaute Queste von Knall auf Fall zu beenden.

Überhaupt, in der ersten Hälfte nimmt der Roman nicht viel Fahrt auf, danach wird er action- und temporeicher, aber absolut vorhersehbar.

Entgegen einer klassischen Triologie laufen die Ereignisse der drei „Zeit der Abrechnung“-Romane parallel und bauen nicht aufeinander auf. Während der erste Teil, wie erwähnt, sich um „Vampire: Die Maskerade“ kümmert, folgt im letzten Akt „Magus: Die Erleuchtung“.

Normalerweise würde man dies als durchschnittlichen Roman mit gequetschter Handlung und vielen Vorgaben abhaken, aber er ist der letzte Roman zu dem Rollenspiel und die deswegen hoch gesteckten Erwartungen werden vollends enttäuscht.

Leser der WdD-Romane werden sicherlich nicht um den vorletzten Roman herumkommend; für Leser von allgemeiner Werwolf-Literatur ist dies sicher kein Einstiegsroman: fortgeschrittene Handlung, viele WdD-Spezifika und zudem eher eine actionorientierte Atmosphäre.

© _Ingo Schulze_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

R. A. Salvatore – Die zwei Schwerter (Die Rückkehr des Dunkelelf 3)

Band 1: „Die Invasion der Orks“
Band 2: „Kampf der Kreaturen“

Im hohen Norden der vergessenen Reiche zieht sich eine gewaltige Orkarmee zusammen. Unterstützt von den fast unverwundbaren Trollen und den gigantischen Eisriesen, versucht Orkkönig Obould die Zwerge zu vernichten und ein eigenes Reich zu gründen. Da er von der Kraft seines Gottes durchdrungen ist, scheint dieses Vorhaben zu gelingen.

Doch die Zwerge leisten erbitterten Widerstand. Tatsächlich gelingt es ihnen, ihre Heimat, die Festung Mithril-Halle, zu verteidigen. Doch dafür werden große Opfer verlangt. Und obwohl die Halle gehalten werden kann, graben sich die Orks ein und beginnen mit dem Aufbau ihres Reiches.

R. A. Salvatore – Die zwei Schwerter (Die Rückkehr des Dunkelelf 3) weiterlesen

Interview mit Alisha Bionda

|Die Autorin, Herausgeberin und Lektorin Alisha Bionda wurde in Düsseldorf geboren, lebt derzeit auf Mallorca und gehört mittlerweile fest zur deutschsprachigen Phantastik-Szene. Bekannt ist sie unseren Lesern neben ihrer Redaktionsarbeit vor allem durch ihr Wirken beim BLITZ-Verlag. Mehr über sie und ihre vielfältige Arbeit erfahrt ihr im nun folgenden Gespräch, das Gastautor Florian Hilleberg mit ihr führte.|

_Florian Hilleberg:_
Wie kam der Kontakt mit dem BLITZ-Verlag zustande?

_Alisha Bionda:_
Ich stand mit Jörg Kaegelmann schon 1999 kurz in Kontakt, der sich aber verloren hatte. Dann bot ich ihm vor vier Jahren einige meiner Manuskripte an. Da er auch eine Mitarbeiterin in einigen Bereichen des Verlages suchte und ein anderer Autor – der zu der Zeit ebenfalls im BLITZ-Verlag veröffentlichte – auch hier auf der Insel lebt, entschloss sich Jörg Kaegelmann, mir 2002 einen Besuch abzustatten. So kam unser erneuter Kontakt zustande. Unsere Zusammenarbeit ist seither stetig gewachsen und hat sich immer mehr gefestigt. Wir sind uns in den wesentlichen Dingen und Ansichten sehr ähnlich, üben aber auch gegenseitig konstruktive Kritik – alles, was zu einem guten Team gehört.

_Florian Hilleberg:_
Wie sieht ein Arbeitstag bei dir aus und wie eng sind die Termine gelegt? Hast du überhaupt einen „richtigen“ Feierabend?

_Alisha Bionda:_
Einen richtigen Feierabend in dem Sinne, dass ich zu einer bestimmten Zeit den Mac ausschalte, habe ich nicht. Aber das bleibt mir selbst überlassen. Der schönste Aspekt dieses Berufes ist es, dass man die freie Wahl hat. In allem. Ebenso, wie lange ich arbeite und welche Projekte ich durchführe. Da habe ich BLITZ einiges zu verdanken, und ich bin an Erfahrung reicher geworden. (Auch was menschliche Verhaltensweisen angeht.) Ich gebe zu, dass ich oft zu lange |wirke|. Aber das liegt vor allem daran, dass ich erstmals in meinem Leben einen Beruf ausübe, der mir richtig Spaß macht, und ich darüber hinaus ein Mensch bin, der sich ohnehin immer sehr einsetzt. Es liegt natürlich auch immer an den Zusammenarbeiten. Bei BLITZ ist z. B. eine kleine Familie entstanden, durch das Lektoratsteam (TTT), das ich vor vier Jahren gegründet habe, durch die Zusammenarbeit mit dem Setzer und den Grafikern, aber auch den Autoren. Das funktioniert alles sehr gut und auf freundschaftlicher Ebene.

Wie mein Arbeitstag aussieht, bestimmt immer meine Wochenplanung – und das, was an Projekten gerade anliegt. Das kann man so pauschal nicht sagen. Aber grob ist es so, dass ich meist tagsüber meine Verlagstätigkeiten ausübe und abends/nachts schreibe. Da muss ich sagen, dass die Termine immer enger beieinander liegen. Aber das ist natürlich. Und man kann ja froh sein, wenn die Auftragslage halbwegs stimmt. Da ich sehr diszipliniert und belastbar bin, kann ich aber mit Fug und Recht sagen, dass ich mehr schaffe, als das manch anderer kann.

_Florian Hilleberg:_
Wie entspannst du dich am besten?

_Alisha Bionda:_
Die Frage kann ich nicht so einfach beantworten. Ich entspanne mich, wenn ich beispielsweise meinen Morgen oder Abend am Meer starte/beende, mit meiner Windhunddame Jamila am Strand entlanggehe, einen Cappu und Zigarillo in meinem Stammcafé am Meer genieße und dort in einem Buch (meist Rezensionsbücher) schmökere.

Hin und wieder zieht es mich hier ins Gebirge. Natur ist für mich Entspannung.
Es kommt für mich oft auf die Intensität des Augenblicks an – das kann ich nicht pauschal beantworten.

Am besten entspanne ich mich in der Gesellschaft der wenigen Menschen, die mich erreichen. Die kann man aber an einer Hand abzählen, umso wichtiger sind sie mir. Und ich hoffe immer, sie wissen das. Darunter sind zwei Menschen, denen ich mich besonders verbunden – nein, dem einen zugehörig fühle. Sie bereichern mein Leben, und auch wenn ich an sie denke, bewirkt das in mir eine Form der Entspannung.

_Florian Hilleberg:_
Kannst du dir die Serien und Reihen, die du lektorierst, aussuchen? Wie viel Spielraum hast du in Hinsicht auf Gestaltung und Änderungen der Bücher?

_Alisha Bionda:_
Grundsätzlich kann ich das natürlich aussuchen, weil es ja reine Auftragsarbeiten sind. Ich bin keine fest bezahlte BLITZ-Kraft. Aber es besteht eine Absprache mit dem Verlag, dass möglichst einheitlich lektoriert werden soll, und so gibt es da feste Regeln. Und ich versuche, gewisse Titel selbst zu lektorieren. Nun kommt es aber vor, dass ich an der einen oder anderen Serie selbst mitschreibe, da muss ich dieses Lektorat vergeben. Was den Spielraum angeht, so liegt das in der Ethik des Berufes. So, wie man nicht in seine Kinder hinein-, sondern herauserziehen soll, sollte ein Lektorat den Text eines Autors unterstützen und nicht zu Tode lektorieren – oder nach dem eigenen Geschmack vergewaltigen. Die Autoren bei BLITZ werden in das Lektorat mit einbezogen, soweit das von Verlagsseite vertretbar ist. Die Gestaltung sprechen Jörg Kaegelmann und ich ab, wir haben uns das in etwa aufgeteilt. Das ergibt einen Sinn.

_Florian Hilleberg:_
Mit „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“ ist dir ein großer Wurf gelungen; welchen Anteil hatte dabei der Namensgeber der Serie?

_Alisha Bionda:_
Einen wesentlichen insoweit, dass sie nie diese enorme Beachtung erfahren hätte. Durch die Zusammenarbeit mit Weltbild, die Jörg Kaegelmann initiiert hat, erreicht die Serie einen Zuspruch, den sie aber ohne Wolfgang Hohlbeins Herausgabe nicht erzielt hätte. Im Zuge dessen prüft er natürlich jeden Titel und ist somit nicht nur ein Namensgeber, und daher für alle, die mit der Serie zu tun haben, ein Ansporn, sie in seinem Sinne weiterzuführen.

Alles in allem bin ich ihm da zu großem Dank verpflichtet!

_Florian Hilleberg:_
Serien über weibliche Vampire sind mittlerweile keine Seltenheit mehr, ich denke da an „Vampira“ und „Vampir-Gothic“, die neue Serie von Martin Kay. Auch im Kino kann man starke Vampirinnen in Filmen wie „Underworld“ bewundern. Wieso hast du dich trotz der großen Konkurrenz entschieden, ebenfalls einer Untoten die Hauptrolle zu geben?

_Alisha Bionda:_
Wahrscheinlich, weil ich nie einen Vampira-Roman gelesen habe. Mittlerweile besitze ich zwei Vampir-Gothicbände, die ich aber aus Zeitmangel noch nicht lesen konnte.

Warum ich einer Untoten die Hauptrolle gegeben habe? Im Grunde ist sie es nicht wirklich. Ihr Gefährte Calvin hat einen ebenso großen Anteil, wie auch andere Charaktere der Serie. Es ist eine immer mehrschichtigere Vampirgesellschaft / Schattenwesenwelt, die wir schaffen. Um Dilara dreht es sich zwar, aber ich würde sie nicht als alleinige Hauptperson bezeichnen.

_Florian Hilleberg:_
Ist das Konzept der „Schattenchronik“ auf eine bestimmte Anzahl von Bänden ausgelegt, oder lasst ihr (du und die anderen Autoren) euch da überraschen?

_Alisha Bionda:_
Wir planen immer in Zweijahresabständen. So werden Jörg Kleudgen und ich in den nächsten Wochen die Bände 13 bis 20 konzipieren. Mit Jörg entwickele ich die Serie ab Band 4 zusammen weiter. Bei ihm möchte ich mich hier mal bedanken, weil er wirklich immer zur Stelle ist, wenn ich ihn zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten |nerve| und ihm mit „kannst du mal dies“ und „kannst du mal das“ oder „sollen wir nicht noch hier mal eben eine Dilara-Kurzgeschichte schreiben?“ komme. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Immerhin hat er einen stressigen Beruf mit wechselnden Arbeitszeiten, eine Frau, seine Band |The House of Usher| inklusive Auftritte, auch im Ausland. Aber er hat noch nicht einmal in den letzten Monaten zu mir gesagt: „Jetzt reicht es aber, Alisha!“ Man kann das nicht genug würdigen. Daher erwähne ich es.
Zurück zur Serienplanung: Was die Ideen angeht und die Lust am Schreiben, so sind wir alle so motiviert und voller Ideen, dass es eine Endlosserie werden könnte. Das entscheidet daher letztendlich der Leser.

_Florian Hilleberg:_
Wie viele Autoren werden an der Serie mitschreiben, und ist ein Roman von Wolfgang Hohlbein eingeplant?

_Alisha Bionda:_
Bisher war mein Wunsch immer zwei Co-Autoren, die ja vorhanden sind, aber ich habe noch die ein oder andere Idee. Da kann man sich überraschen lassen!

_Florian Hilleberg:_
Bislang haben schon Marc-Alastor E.E., Jörg Kleudgen und S.H.A. Parzzival an der Serie gearbeitet. Wie kam der Kontakt zustande? Welchen Anteil haben die anderen Autoren an der Entwicklung der Serie?

_Alisha Bionda:_
Es war so, dass ich mit der Serienidee bereits einige Jahre „schwanger“ gehe und nun die Gelegenheit erhielt, sie in Angriff zu nehmen. Da habe ich Marc-Alastor E.-E. gefragt, ob er Lust hätte, an der Serie mitzuwirken. Und er |hatte|, was mich sehr glücklich stimmte, da ich ihn für ein großes Talent halte – du selbst sagtest ja letztens, dass er eine Bereicherung für die Serie war, denn du kennst ja alle sechs Bände. Er hat auch der Serie in den Anfängen durch einige Charaktere, die er geschaffen hat, wesentlichen Atem eingehaucht.

Später kam Jörg Kleudgen dazu und hat sich wundervoll eingefunden. Die Serie hat dadurch eine etwas andere Richtung eingeschlagen, weil er Marc-Alastor nicht ersetzen konnte, sollte und wollte. Aber die neue Richtung gefällt mir, weil für jeden Leser etwas dabei ist.

Dann kam wiederum S.H.A. Parzzival dazu, der den Vampircop Mick als Idee einbrachte – gewürzt mit meiner Bitte, diesem ein Voodoo-Vampir-Zwitterwesen zu geben. Insoweit haben alle drei einen Anteil an der Entwicklung der Serie. Ich möchte da keine Gewichtung vornehmen.

_Florian Hilleberg:_
Wie sieht die Mitarbeit mit anderen Autoren aus? Gibt es eine strikte Arbeitsteilung? Schickt ihr euch einzelne Abschnitte zu, die der andere weiterentwickeln muss?

_Alisha Bionda:_
Das ist unterschiedlich. Wir sprechen uns vorher ab, teilen auch auf, das geht nicht anders. Aber es besteht eine tägliche Kommunikation, daher verzahnt sich ein großer Teil der Texte automatisch, den Rest passe ich in der nachfolgenden Überarbeitung an. Es herrscht die richtige „Chemie“ zwischen uns. Das merkt man besonders bei dieser Zusammenarbeit. Aber wir arbeiten selten gemeinsam an einer Szene.

_Florian Hilleberg:_
Habt ihr vor, auch andere Wesenheiten des Horror-Genres auftreten zu lassen, z. B. Werwölfe?

_Alisha Bionda:_
Haha … Da schweige ich wie ein Grab. Ich will dem Leser doch nicht die Spannung nehmen! Aber: Bei uns ist man nie vor Überraschungen sicher!

_Florian Hilleberg:_
In der Magic Edition ist dein Roman [„Regenbogen-Welt“ 2149 erschienen. Wie und wann kam dir die Idee dazu, und warum ausgerechnet ein Mythos der Navajo-Indianer?

_Alisha Bionda:_
Die Idee kam mir schon sehr früh. Und es hatte mehrere Gründe. Ich möchte meinen Lesern zeigen, dass ich viele Facetten habe. Aber ich greife auch immer wieder Themen für Einzelprojekte auf, die mich beschäftigen oder reizen. Die sind gänzlich unterschiedlicher Natur. Sei es nun die Mythologie der Navajo-Indianer oder ein Gen-Roman. Da ist die Bandbreite bei mir recht groß. Zu den Navajos bin ich über viele Wege gekommen. Das würde zu weit führen und ist auch zu privat, weil es mit einem dunklen Kapitel meines Lebens zu tun hat. Aber: Es hat mir persönlich sehr geholfen, mich damit zu beschäftigen. Ich bin zwar überhaupt nicht esoterisch veranlagt, doch es gibt viele Dinge, die wir von der Natur lernen können, wenn wir nur richtig hinschauen … und vieles mehr.

_Florian Hilleberg:_
Kann man mit einem ähnlichen Projekt von dir in absehbarer Zeit rechnen?

_Alisha Bionda:_
Mit einem ähnlichen nicht, aber dafür mit anderen interessanten Projekten, etwa ein mystischer Mallorcaroman „Das Grab des Poeten“ mit Jörg Kleudgen, aber auch andere Co-Projekte, auf die ich mich freue. Aber sicher auch wieder Einzelromane, die bei mir immer sehr in die Tiefe gehen und während des Entwicklungsprozesses und des Schreibens – die dann einen Teil von mir beinhalten – auch in mir Spuren hinterlassen.

_Florian Hilleberg:_
Bald erscheinen auch neue Abenteuer mit „Larry Brent“ von dir und S.H.A. Parzzival. Du hattest schon einmal gesagt, dass ihr mehrere Bände zu LB schreiben wollt. Wer wird noch zu dem neuen Autorenteam gehören?

_Alisha Bionda:_
S.H.A. Parzzival und ich haben einige Titel geplant, die wir zusammen bestreiten werden. Es sollen nun weitestgehend Zyklen erscheinen. Der erste wird sich um den Dämonensohn ranken (LB 113 bis 115), danach gibt es einen Zyklus, den ich mit Christian von Aster, S.H.A. Parzzival und der österreichischen Erfolgsautorin Barbara Büchner verfasse. Weitere Zyklen sind in Planung. Wer außer S.H.A. Parzzival und meiner Wenigkeit mitschreiben wird, steht noch nicht fest. Daher lohnt sich immer ein Blick auf unsere [Verlagsseite,]http://BLITZ-Verlag.de die wir täglich auf aktuellem Stand halten. Auch unsere Vorschau ist immer sehr pünktlich online. Da kann sich jeder informieren, aber auch über den Kontaktbutton auf der Verlagsseite täglich mit uns Kontakt aufnehmen.

_Florian Hilleberg:_
Fällt es dir schwer, mit den vorgegebenen Charakteren umzugehen?

_Alisha Bionda:_
Nein, überhaupt nicht, wenngleich man sich natürlich Projekte herauspickt, die einem als Autor auch liegen. Aber man schafft ja parallel zu den vorgegebenen Charakteren auch immer neue und baut – darüber hinaus – die vorgegebenen noch aus. Da bleibt genug Raum für die schriftstellerische Entfaltung. Für Projekte, die zu enge Vorgaben machen, würde ich nicht schreiben. Das reizt mich nicht.

_Florian Hilleberg:_
Habt ihr vor, der Serie einen neuen roten Faden zu verleihen, oder verlegt ihr euch auf einzelne Fälle?

_Alisha Bionda:_
Es wird auf jeden Fall einen roten Faden geben. Wie erwähnt, sind Zyklen geplant. Ich denke, da erwarten die Larry-Brent-Leser, aber auch die Neueinsteiger interessante Titel.

_Florian Hilleberg:_
Inwieweit sprecht ihr euch mit Dan Shocker über die Entwicklung der Serie ab?

_Alisha Bionda:_
Wir sprechen uns bei jedem Band mit ihm ab.

_Florian Hilleberg:_
Die neuen Titel versprechen zumindest ein Wiederlesen mit dem Dämonensohn des Dr. Satanas. Werden auch andere alte Feinde, wie Dr. X, Mystex oder Dr. Tschang Fu wieder mitspielen?

_Alisha Bionda:_
Wir werden mit Sicherheit immer Charaktere der Serie aufgreifen. In welcher Form und welchem Umfang, richtet sich dann nach den jeweiligen Plots. Es muss ja alles stimmig sein. Ich gehe davon aus, dass wir eine gesunde Mischung aus Althergebrachtem und Neuem anbieten werden.

_Florian Hilleberg:_
Mit der „Magic Edition“ wurde eine vielversprechende Reihe beendet, welche Einzelromane verschiedener Genres vereinte. Gibt es ein ähnliches Konzept für eine neue Reihe? Oder werden in Zukunft auch einzelne Romane außerhalb einer Serie oder Reihe veröffentlicht?

_Alisha Bionda:_
Da ist derzeit nichts geplant. Es ist sinnvoll, sich auf weniges zu konzentrieren und das dann möglichst immer weiter zu verbessern und pünktlich zu bringen. Diese Politik verfolgen wir und sie greift. Das heißt aber nicht, dass wir nicht neue Ideen entwickeln. Das sieht man gerade jetzt, in Form des [„Titan-Comic“,]http://www.blitz-verlag.de/index.php?action=serie&id=39 dessen erster Band im Juni erscheint.

Im Übrigen gibt es die „Magic Edition“ ja noch bis Ende 2006. Wer flott zugreift, kann sie sich noch sichern. Wer sie komplett erwirbt, erhält auch signierte Exemplare – und hat somit in mehrfacher Sicht schöne Sammlerstücke.

_Florian Hilleberg:_
Werden in naher Zukunft weitere Bücher von dir im BLITZ-Verlag, außerhalb der Serien „Schattenchronik“ und „Larry Brent“, erscheinen?

_Alisha Bionda:_
Ich schreibe 2007 und 2008 an jeweils zwei Bänden der Serie „Titan-Sternenabenteuer“ mit und bin ansonsten immer offen für Projekte, in die ich mich auch einbringen kann. Ich muss das Gefühl haben, dem auch gerecht zu werden. Aber ich habe schon die eine oder andere Idee an den Verlag herangetragen.

Darüber hinaus gebe ich dieses Jahr noch je eine Anthologie in der „Poe“- und „Sherlock Holmes“-Reihe heraus.

_Florian Hilleberg:_
Im Herbst dieses Jahres möchtest du eine neue Internet-Seite veröffentlichen, u. a. mit Rezensionsmöglichkeiten für Bücher. Kannst du darüber ein wenig berichten? Was unterscheidet beispielsweise deine Seite von anderen Homepages dieser Art?

_Alisha Bionda:_
Das stimmt nicht so ganz. Im Herbst soll erst einmal meine neue Autorenseite programmiert werden, die ich dann selbst täglich auf aktuellem Stand halten kann. Alles andere ist noch nicht spruchreif, da sich leider Verzögerungen ergeben haben.

_Florian Hilleberg:_
Wie bist du zum Schreiben gekommen, wann stand für dich fest, selbst schriftstellerisch tätig zu werden?

_Alisha Bionda:_
Da ich, so lange ich denken kann, lese-lese-lese, habe ich auch recht früh begonnen zu fabulieren, dann tummelte ich mich jahrelang in der Literaturzeitschriftenszene, habe einige Jahre auch selbst eine herausgegeben – nach alter Undergroundmanier, was für mich mehr Herz und Seele hatte als die heutigen Hochglanzmags. Auch wenn sie alle mit tollem Layout daherkommen. Sie lassen für mich manchmal den persönlichen Fingerabdruck vermissen.

Zurück zum Schreiben: Ich habe neben meinem erlernten Beruf immer Zusatzstudien absolviert, so auch einiges in Richtung Literatur, Journalismus, aber auch Marketing. Und das andere hat sich dann natürlich entwickelt. Es vergeht kein Tag, ohne dass ich lese und schreibe. Das gehört zu meinem Leben.

Ich bin eine, die sehr intuitiv lebt und agiert. Dennoch zielstrebig. Auch wenn sich das widersprüchlich anhört, so ist es das nicht. Ich bin immer sehr authentisch – daher auch schon mal sehr unbequem – und das, was in mir ist, muss heraus: das geschriebene Wort und die Gefühle für die wenigen Menschen, die ich liebe …

Aber bei beidem bin ich nicht inflationär. Ich schreibe nicht alles und liebe nicht jeden.

_Florian Hilleberg:_
Gibt es ein Thema, außer den Vampiren, über das du am liebsten schreibst? Was wäre dein größter Wunsch, welche Projekte würdest du gerne verwirklichen?

_Alisha Bionda:_
Auch Vampire sind nicht mein Lieblingsthema. Ich bin da nicht festgelegt. Der Plot muss mich ansprechen und gefangen nehmen. Das beste Beispiel sind meine „Schattenchronik“-Bände und die „Regenbogen-Welt“. Erstere sind ja eher düster und melancholisch und letzter ein lichter phantastischer Schöpfungsroman der etwas anderen Art. Ich sage es mal so: Außer reinen Liebesromanen reizt mich so ziemlich alles. Wie im Leben: Alles zu seiner Zeit! Das sieht man auch daran, dass es Zeiten gibt, da möchte ich auf jeden Fall alleine schreiben. Und dann wiederum fruchtet gute Zusammenarbeit, aber das kann ich nur mit ganz bestimmten Personen. Ich bin nicht der Typ, der mit jedem Co-Autor zusammenarbeiten könnte und wollte. Es gibt noch zwei Wunschkandidaten, mit denen leider bisher noch nichts in der Art zustande gekommen ist, wie ich es ab Band 4 in der „Schattenchronik“ begonnen habe.

Kommen wir zu deiner Frage, was mein größter Wunsch ist. Ich bin mal so kühn und äußere gleich zwei: Ich würde gerne eine ganz bestimmte Trilogie mit Wolfgang Hohlbein zusammen verfassen. Das ist ein sehr lange gehegter Wunsch. Und ich möchte mit Marc-Alastor E.-E. eine stilistisch schöne und |ausgereifte| düstere Novelle schreiben, die mit Muße reifen soll und mit viel Liebe zum Detail geschrieben wird. Ich hoffe, ich habe zu beidem die Gelegenheit! Die Zeit wird es zeigen!

_Florian Hilleberg:_
Welche Projekte von dir sind sonst noch geplant?

_Alisha Bionda:_
Über die BLITZ-Projekte hinaus – was nicht gerade wenige sind – möchte ich für drei meiner schon vor längerer Zeit begonnenen Anthologien eine Verlagsheimat finden, was zugegebenermaßen derzeit schwer ist. Aber dennoch bleibe ich am Ball, zumal die Anthologien sehr gut sind, sowohl inhaltlich, als auch von der Aufmachung wie Innenillus/ Grafiken. Dann werde ich zusammen mit Jörg Kleudgen noch den einen oder anderen Roman verschiedener Genres (u. a. einen Fantasy-Jugendroman) verfassen. Sonstige Co-Projekte sind auch angedacht. Aber mir schwirren auch zwei Romane im Kopf herum, für die ich mir so viel Zeit lassen möchte wie für die „Regenbogen-Welt“. Beide sind völlig gegensätzlicher Natur, was mich ja ohnehin reizt. Man muss immer alle seine Möglichkeiten ausschöpfen. Nur daran wächst man. Nichts ist schlimmer und erstickender als Stagnation. Privat und beruflich.

_Florian Hilleberg:_
Woher nimmst du deine Ideen? Gibt es auch Zeiten, in denen du eine Schreibblockade hast?

_Alisha Bionda:_
Was die Ideen angeht, so ist das sehr vielschichtig. Da sprühe ich ziemlich über, und daran mangelt es mir nicht. Ich müsste so alt wie Dilara werden, um alle umzusetzen – haha … Woher ich meine Ideen nehme? Wenn ich eine bestimmte Musik höre oder unterwegs bin, oder manchmal ist es ein Satz, den ich aufschnappe oder irgendwo lese. Und daraus entsteht etwas völlig Anderes, aber es sind Ideenlieferanten. Oder wenn es Auftragsarbeiten sind, befasst man sich mit der vorgegebenen Grundidee und recherchiert. Dank Internet ist das heutzutage immer interessanter und optimaler zu handhaben. Schreibblockaden hatte ich nie, bis vor gut einem Jahr. Da war ich während meiner Vampirserienarbeit in einer persönlich sehr emotional angespannten Situation und hatte die erste (und sofort heftige) Blockade, die furchtbar war, weil es einer inneren Gefangenschaft gleichkam – für ein ansonsten so reges Wesen wie mich doppelt schwer erträglich, und bleibt mir künftig hoffentlich erspart.

Aber es hat mir gezeigt, dass auch ich nicht davor gefeit bin. Ich bin ohnehin ein Mensch, der optimaler arbeiten kann, wenn er in sich ruht, dann explodiere ich förmlich vor Energie. Gottlob ist ein Teil meiner Wesenheit fast immer so … Ich bin emotional eine recht ausgeglichene Seeleneinheit: das Energiebündel und die stille, sanfte Melancholikerin. Ich genieße beide Seiten an und in mir und hoffe, die wenigen Menschen, die mir etwas bedeuten, auch. Weil ich in beiden Wesenheiten den wenigen, mir wichtigen Menschen sehr viel zu geben habe. Aber ich räume ein, nicht alle können damit umgehen. Der ein oder andere fühlte sich da schon überfordert und hat es vorgezogen, sich aus meiner Welt zu schleichen.

_Florian Hilleberg:_
Wer Romane schreibt, kommt unweigerlich in die Lage, seine Werke im Licht der Öffentlichkeit und im Kreuzfeuer der Kritik zu sehen. Wie gehst du damit um? Zumal Kritik leider nicht immer objektiv bleibt.

_Alisha Bionda:_
Das stimmt. Generell kann ich zur Kritik sagen: |Ich trage sie wie meine Diamanten, nämlich mit Fassung|. Besonders wenn sie erkennen lässt, dass der Rezensent nichts verstanden hat oder schon krude an das Buch heranging, wie z. B. jüngst die Rezension meines Romans „Regenbogen-Welt“ bei MEDIA MANIA. Da lache ich dann eher drüber und reagiere auch nicht, weil die Rezension dann für sich selbst steht und spricht; vor allem, wenn sich derjenige auch noch darin widerspricht. Manche denken halt, wer viel liest, kann auch rezensieren. Das ist ein Trugschluss.

Man muss es gelernt haben, Texte zu analysieren. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Der Rezensent eines Fantasy-Romanes |muss| erkennen können, dass es sich um |Fantasy| handelt, in der Insekten auch gerne mal nicht zu hundert Prozent einem Sachbuch entsprechen müssen. Vor allem!, wenn es sich um eine Schöpfungsgeschichte handelt, also eben jene Insekten bereits einen menschlichen Funken in sich haben und sich im Laufe der Handlung wandeln. Das zu erkennen, gelingt halt nicht jedem. Wenn derjenige eine hochentwickelte und mit Respekt zu behandelnde Mythologie als Esoterikkram abtut – nur weil er sie nicht verstanden hat – hat er in mehrfacher Sicht gefehlt. Da ist es verschwendete Zeit, sich darüber zu ärgern. Die kann man besser nutzen.
Darüber hinaus wusste schon MRR zu sagen: |besser schlecht besprochen, als gar nicht erwähnt|.

_Florian Hilleberg:_
Du mußt von Berufswegen schon sehr viel lesen, liest du privat auch noch Bücher, und wenn ja, welche?

_Alisha Bionda:_
Ich gestehe, dass ich kaum noch privat lesen kann, aber diese wenigen Bücher genieße ich dann besonders. Sie sind eher philosophischer Natur und beschäftigen mich daher meist auch recht lange. Was das Gros der anderen Bücher angeht, die ich lese, also Rezensionsbücher, so versuche ich nur solche zu wählen, die ich auch gerne privat lesen würde.

_Florian Hilleberg:_
Hast du einen Lieblingsort, an dem du liest?

_Alisha Bionda:_
Ich lese bevorzugt in freier Natur. Also am Strand, im Wald oder Gebirge.

_Florian Hilleberg:_
Was sind deine Hobbys?

_Alisha Bionda:_
Literatur, Kunst, Musik sind die wichtigsten Eckpfeiler meiner Hobbys. Fast alles, was damit zu tun hat, interessiert mich. Ich bin zum Beispiel eine rege Konzertgängerin. Aber es gab früher in meinem Umfeld auch kaum eine Vernissage, auf der ich nicht anzutreffen gewesen wäre. Reisen würde ich auch dort eingliedern, wenngleich ich es eher als kulturelle Horizonterweiterung ansehe.

Dann habe ich bestimmte Rituale, wie ich meinen Tag hier auf der Insel beginne und ausklingen lasse. Beides am Meer. Morgens – im Sommer schwimmend – bei Sonnenaufgang (das hat etwas Meditatives, weil ich dann mutterseelenalleine im Wasser bin) und nachts, in der Dunkelheit am Meer, an den Klippen, am Strand. Ich sitze dann da, lausche der Brandung, genieße meinen Zigarillo, und egal, was am Tag war – es fällt von mir ab. Dann wünsche ich mir eigentlich nur noch eines: den Mann, den ich liebe, an meiner Seite.

_Florian Hilleberg:_
Vielen Dank für dieses Interview, Alisha, und viel Erfolg für deine Projekte.

_Alisha Bionda:_
Ich habe zu danken!

http://www.alisha-bionda.de/
http://www.blitz-verlag.de/

Alisha Bionda, S.H.A. Parzzival – Calvin (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 6)

Band 1: „Der ewig dunkle Traum“
Band 2: „Kuss der Verdammnis“
Band 3: „Die Kinder der fünften Sonne“
Band 4: „Blutopfer“
Band 5: „Der Schattenkelch“

Calvin ist nach Santa Barbara gereist, um sich mit seinem Vater auszusprechen. Dessen Brief, den er seinem Sohn hat überbringen lassen, war allerdings nur eine Finte, um Calvin nach Kalifornien zu locken, denn Anton Percy Vale sieht in seinem Sohn den Mann, der das Wissen hat, um an den heiligen Gral zu kommen. Zu diesem Zweck verabreicht er Calvin ein Mittel, welches sogar die Erinnerung an Dilara auslöscht. Die Vampirin merkt das Zerreißen des unsichtbaren Bandes zu ihrem Gefährten und reist ihm nach.

Alisha Bionda, S.H.A. Parzzival – Calvin (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 6) weiterlesen

Bionda, Alisha / Kleugden, Jörg – Schattenkelch, Der (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 5)

Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977

Nach Antediluvians Tod bricht unter den Vampiren ein blutiger Kampf um die Vorherrschaft aus. Derweil errichtet Coyolxa unter dem Pseudonym Luna ein gigantisches Wirtschaftsimperium. Doch die Ziele der Mondgöttin sind gänzlich anderer Natur; sie will in den Besitz des sagenumwobenen Schattenkelchs kommen, mit dem Vampire gegen das tödliche Wasser immun werden können. Doch darüber hinaus ist Luna auch an Dilara, der sie verblüffend ähnlich sieht, und deren Gefährten Calvin interessiert. Diese befinden sich ebenfalls auf der Suche nach dem Kelch, denn Calvins Vater ist ein hohes Mitglied eines Geheimbundes, der den Gral verehrt.

Dilara erinnert sich in diesem Zusammenhang an ein Erlebnis, welches sie 1914 nach Frankreich zu der Seherin Geneviève führte. Dilara wollte bei einer spiritistischen Sitzung mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Doch unter den Gästen befanden sich auch zwei Vampire, welche die Seherin entführten. Sie sollte den Aufenthaltsort des Schattenkelchs verraten, damit die Vampire endlich die Vorherrschaft über die Menschen antreten können. Dilara folgte den Untoten und geriet selbst in Gefangenschaft. Doch mit Hilfe von Zigeunern, zu denen auch Genevièves Ehemann gehörte, gelang den beiden Frauen die Flucht.

Fast hundert Jahre später erinnert sich die Vampirin an den Bruder der Seherin. Der erzählt ihr und Calvin von dem Zigeunerwallfahrtort Les Saintes Maries-de-la-Mer. Die beiden Vampire machen sich auf den Weg, gefolgt von den Spionen Lunas …

Nahtlos setzt sich die „Schattenchronik“ fort und beginnt mit der Jagd nach dem Schattenkelch mit einem neuen Kapitel, welches eng mit der Vergangenheit Calvins verknüpft ist. Luna scheint eine interessante Gegnerin zu werden, welche skrupellos und unbeirrbar ihre Ziele verfolgt. Die Rolle der Konzernchefin steht dabei fast stellvertretend für die menschlichen Firmenbosse unserer Zeit, die oftmals nicht minder gefühlskalt ihren Geschäften nachgehen.

Besonders spannend ist, wie eigentlich immer, die Erinnerung Dilaras an vergangene Zeiten. Dieses Mal wird der Leser in das Frankreich kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges entführt. Aber auch die anderen Handlungsebenen werden von den Autoren gekonnt weiterverfolgt und entwickelt.

Viel Wert legen die Verfasser auf die Gefühlswelt und Gedankengänge ihrer Protagonisten und deren Gegenspielern, was zu einer tief gehenden Charakterisierung führt, die ihresgleichen sucht. Man merkt den Romanen das Herzblut regelrecht an, das die Autoren hineinfließen lassen. Mit den Zeitangaben droht man hingegen schnell durcheinander zu kommen, denn während Dilara und Calvin sich bereits im Juni dieses Jahres tummeln, sitzen Mick und Cassandra noch mitten im März in der Wohnung der Polizistin. Im Ganzen betrachtet, sind dies aber Punkte, die durch gute Lesbarkeit und einen spannenden Plot wettgemacht werden.

Die Innenillustrationen stammen, wie immer von [Pat Hachfeld,]http://buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=66 der sich wieder mächtig ins Zeug legte, um die Atmosphäre der jeweiligen Kapitel einzufangen. Gelungen ist auch das vielfarbige Cover, welches Calvin mit dem Schattenkelch in der Hand darstellt. Bedauerlicherweise wurde bei der Gestaltung des Titels und der einzelnen Kapitel-Überschriften auf den antiquierten Schrifttyp verzichtet, welcher die ersten vier Bände auszeichnete.

Fazit: Dark Fantasy, die mehr auf Atmosphäre baut als auf blutige Action.

http://www.blitz-verlag.de/

_Florian Hilleberg_

Interview mit Pat Hachfeld

Pat(rick) Hachfeld, 1969 in Wolfsburg geboren, ist Illustrator und bebildert unter anderem die Serien „Larry Brent“, „Macabros“ und „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“ für den |BLITZ|-Verlag. Florian Hilleberg hat sich mit dem Künstler unterhalten:

_Florian Hilleberg:_
Hallo Pat, wie bist du eigentlich zum Zeichnen gekommen?

_Pat(rick) Hachfeld:_
Also, ich bin hundertprozentig überzeugt, dass mein Onkel dafür die Verantwortung trägt! Er hat früher immer echt geile Comicfiguren gezeichnet; Silver Surfer, Spiderman, Hulk usw. Und da dachte ich mir als Fünfjähriger: Hey, was der große Mann da kann (er war 17 Jahre), das musst du auch versuchen. Tja, und so kam der erste Kontakt mit diesen „langen dünnen Dingern“ zustande. Ich malte und malte … und irgendwann, nach gefühlten 80 Jahren, sind dann die ersten erkennbaren Figuren entstanden.

_Florian Hilleberg:_
Ist das Zeichnen dein Hauptberuf?

_Pat Hachfeld:_
Mh, wenn man das, was ich mache, als Beruf bezeichnet (Beruf klingt fast immer nach ungeliebter Arbeit), kann ich sagen: „Ja“. Wobei ich das Zeichnen – ob Illustration, Portrait, Wunschportrait, oder private Auftragszeichnungen – |nicht| als Arbeit bezeichnen möchte. Dafür hat es für mich eine viel zu persönliche Bedeutung, und ich verdanke dem Zeichnen sehr, sehr viel!

_Florian Hilleberg:_
Orientierst du dich beim Zeichnen an bestimmten Stilrichtungen, hast du Vorbilder?

_Pat Hachfeld:_
Als ich die Comicfiguren „im Sack“ hatte, bekam ich die erste LP von |IRON MAIDEN| zwischen meine Finger. Ich war circa 11 Jahre „alt“, und das Cover fand ich einfach so |hammergeil| – es war der gute alte „Eddi“ – dass ich |den| auch zeichnen wollte.
Also begann ich damit und raffte alles zusammen, was diese für mich damals |härteste| Heavy-Band der Welt so hatte. Und so entdeckte ich für mich, dass mir das Zeichnen von etwas düsteren und morbiden Bildern viel mehr Spaß machte als die „schöne heile Welt“.
Später wurde ich sicherlich von H. R. Giger und Paul Booth (Tattoowierer aus den USA) inspiriert.

_Florian Hilleberg:_
Mittlerweile bist du wohl der produktivste Künstler, der für den [BLITZ-Verlag]http://www.BLITZ-Verlag.de arbeitet. Wie kam der Kontakt zustande?

_Pat Hachfeld:_
Das war eigentlich kein großes Ding. Ich habe den Suchbegriff „Fantasie und Autoren“ eingegeben, und das Suchergebnis war dann Bernd Rothe (für Bernd habe ich auch die Fantasy-Anthologie „Rattenfänger“ illustriert, sie erschien ebenfalls im BLITZ-Verlag). Ich habe seine HP angeklickt und ihm eine E-Mail mit drei meiner Zeichnungen geschickt.
Bernd hat dann Alisha Bionda angeschrieben, ob sie noch einen Illustrator sucht. Alisha schaute sich dann auf meiner HP um, und so bin ich zu meiner ersten Buchillustration „Der ewig dunkle Traum“, Band 1 von „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“ gekommen, die Alisha Bionda zusammen mit Michael Borlik herausgegeben hat.

_Florian Hilleberg:_
Woher nimmst du deine Inspirationen?

_Pat Hachfeld:_
Wenn ich Bilder für meine [DUNKELKUNST]http://www.dunkelkunst.de zeichne – diese Motive werden bald im Shop als T-Shirts erhältlich sein -, kommen die Ideen ganz von selbst und aus meinem tiefen Inneren. Da die Bilder sehr „finster“, „morbid“ und „detailverliebt“ sind, und wegen der steigenden Anzahl der Aufträge, kommt es vor, dass ein Bild schon mal bis zu seiner Vollendung an die sechs Monaten braucht. Aber, wie gesagt, bedingt durch die Auftragsarbeiten habe ich |für mich| das letzte Mal vor circa zwei Jahren gezeichnet.

_Florian Hilleberg:_
Kennst du eigentlich die Romane, die du illustrierst, oder gibt dir der Verlag Vorgaben, nach denen du die Motive zeichnest?

_Pat Hachfeld:_
Das ist unterschiedlich. Bei den Anthologien, z. B. „Der ewig dunkle Traum“, „Rattenfänger“, „Wellensang“ (herausgegeben von Alisha Bionda und Michael Borlik, erschienen im |Schreiblust|-Verlag) oder aktuell eine Katzenanthologie (Hrsg. Frank W. Haubold & Alisha Bionda), bekomme ich die gesamten Geschichten zugeschickt. Ich picke mir dann eine Story raus, mache mir beim Lesen kleine Notizen, und meistens bilden sich dann schon die ersten Illus in meinem Kopf.
Bei den Dan-Shocker-Serien „Macabros“ und „Larry Brent“ oder der Fortsetzung von „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“ im |BLITZ|-Verlag bekomme ich von Alisha Bionda grobe Illustrationswünsche, die ich dann versuche umzusetzen. Und damit fahren wir eigentlich sehr gut.

_Florian Hilleberg:_
Wie weit lässt dir der Verlag in der Interpretation Freiraum?

_Pat Hachfeld:_
Der Freiraum, den mir der Verlag (den ich aber auch brauche) lässt, ist nahezu grenzenlos! Ich habe festgestellt – durch die vielen Illustrationen, die ich bisher für den |BLITZ|-Verlag erstellt habe -, dass ich mit Alisha, bezogen auf die Bilder, geschmacklich sehr nahe beieinander liege. Sie muss mich manchmal sogar etwas zügeln, weil ich sehr detailverliebt bin, und hier und dort noch eine Kleinigkeit hinzeichnen möchte.

_Florian Hilleberg:_
Wie auf deiner Homepage zu lesen ist, zeichnest du auch Portraits und nimmst Auftragsarbeiten an. Dagegen wirken die Illustrationen zu „Larry Brent“ und „Macabros“ recht surreal. Welche Motive zeichnest du am liebsten?

_Pat Hachfeld:_
|Das| ist das Faszinierende an Kunst! Man kann „düster“, „morbid“ und „hart“ zeichnen, je nach Vorlage der Geschichte oder der Serien, und seiner Fantasie freien Lauf lassen. Wobei es mir sehr, sehr wichtig ist, dass die Illustrationen |nicht| „billig“ und „flach“ wirken. Ich versuche also immer, „noch einen Hauch“ Ästhetik mit einfließen zu lassen.
Und dazu steht dann das Portraitzeichnen im krassen Gegensatz – alles sehr feine Linien und sehr weiche Übergänge.
In mir ist die Frage aufgetaucht, ob ich nicht meinen Stil, also das „Düstere“, in die Weichheit des Portraitzeichnens einfließen lassen kann.
Und dadurch bin ich auf die Idee des „Wunschportraits“ gekommen.
Das heißt, wenn beispielsweise jemand Fan, egal ob Weiblein oder Männlein, des Fantasiespiels „Warhammer“ ist, und so wie eine Figur aus dem Spiel gezeichnet werden möchte, dann zeichne ich den Auftraggeber so. Aber auch als verführerische Hexe, oder als Zombie. Entscheidend dabei ist allerdings, dass der, der sich portraitieren lassen möchte, seiner Phantasie freien Lauf lässt! Da bin ich dann sogar etwas abhängig von der Vorstellungskraft meines Auftraggebers!
Daher: Ich bin immer bestrebt, mich zeichnerisch weiterzuentwickeln, so dass ich |nicht| sagen kann, welche Motive ich am liebsten zeichne.

_Florian Hilleberg:_
In welchem Umfeld arbeitest du am liebsten?

_Pat Hachfeld:_
Am liebsten zu Hause. Ich habe mir im Dachgeschoss unserer Maisonettewohnung einen kleinen Platz geschaffen, wo alles in meiner Nähe ist, was mir wichtig ist – meine Verlobte Angie, unser grüner Leguan Jabba, die Musikanlage (ohne Musik geht echt nix!, ich liebe |System of a Down|, |Slipknot|, |Rammstein| usw.) und natürlich Fernseher.

_Florian Hilleberg:_
Gibt es bestimmte Tageszeiten, zu denen du besonders kreativ und produktiv bist?

_Pat Hachfeld:_
Ich muss sagen, dass ich am produktivsten in den frühen Morgenstunden bin. Soll heißen, dass ich gegen sechs Uhr aufstehe, nach oben gehe, mir meinen frischen Guten-Morgen-Kaffee schnappe, ins Wohnzimmer wanke, mir eine Zigarette drehe (Kaffee und Zigarette gehören zusammen), den Fernseher anschalte, um Nachrichten (Euro News) zu sehen, und beginne so gegen 6 Uhr 30 mit dem Zeichnen, was ich dann zwei bis drei Stunden am Stück mache.

_Florian Hilleberg:_
Was für Projekte hast du für deine nähere Zukunft geplant?

_Pat Hachfeld:_
Neben dem Wunschportrait, was sehr gut angenommen wird, arbeite ich (hier allerdings reines Portraitzeichnen) neuerdings mit Schauspielern aus einer TV-Serie, die auf RTL im Vorabendprogramm ausgestrahlt wird, zusammen. Sie schicken mir ihre Fotos zu, welche ich dann auf DIN A3 zeichne. Bis jetzt ist das ziemlich interessant und aufregend für mich, weil es absolutes Neuland ist, bezogen auf das Zeichnen von Schauspielern aus dem TV.
Dann illustriere ich die Horroranthologie „Blutmond“ (wo ich auch Mit-Herausgeber bin) für Bernd Rothe. Die Katzenanthologie „Fenster der Seele“ mit Alisha Bionda läuft auch noch zeitgleich. Die beiden Serien „Larry Brent“ & „Macabros“ für den BLITZ-Verlag. Hier und da private Auftragszeichnungen (vor kurzen einen japanischen Drachen auf DIN A3 für ein Geburtstagsgeschenk) oder ein schönes Familienportrait. Und bald starten auch die Illustrationen für die nächsten „Schattenchronik“-Bände.

_Florian Hilleberg:_
Lebst du vom Zeichnen oder hast du noch einen Brotjob?

_Pat Hachfeld:_
Ich denke, ich kann sagen: „Ja, ich lebe davon“; zwar noch sehr wacklig, aber es geht. Es müssen halt mehrere „Zahnräder“ ineinander greifen: Portrait, Wunschportrait, Buch und Romanillustrationen, Auftragszeichnungen – z. B. Tattooflashs – entwerfen.

_Florian Hilleberg:_
Da du durch die enge Zusammenarbeit mit Alisha Bionda und dem BLITZ-Verlag ja überwiegend literarische Projekte illustrierst, drängt sich die Frage auf: Was liest du? Welche Autoren bevorzugst du?

_Pat Hachfeld:_
Also, ich lese sehr gerne John Grisham und Brad Meltzer und mag ihre Schreibweise. Ich finde es sehr gut, dass bei John Grisham ein überschaubarer Personenkreis mitwirkt und dass die Personen leicht verständliche Namen erhalten, so dass man nicht ständig sieben bis zehn Seiten zurückblättern muss, um nachzulesen, was oder wer „Mister X“ war, bzw. so gemacht hat. Ich mag sehr gerne Thriller oder Geschichten, die vor Gericht spielen („Die Jury“).
Außerdem lese ich sehr gerne historische Romane. Aktuell lese ich „Die Rächer“ von Aaron J. Klein über das Attentat auf die Israelis während der Olympischen Spiele 1972 in München. Ab und zu ziehe ich mir auch mal den guten alten |Larry Brent| rein.

_Florian Hilleberg:_
Was gibt es noch über den |Menschen| Patrick Hachfeld zu sagen? Was ist dir wichtig? Welche Wertigkeiten hast du? Welche Menschen sind dir, neben deinem direkten privaten Umfeld, über das du ja schon gesprochen hast, wichtig?

_Pat Hachfeld:_
Mh, was gibt es über mich zu sagen? Mir ist Ehrlichkeit sehr, sehr wichtig! Dass ich sehr viel Wert darauf lege, Freundschaften zu pflegen, und sei es auch nur ein kurzes Telefongespräch. Mit der Zeit hat sich auch eine freundschaftliche Beziehung mit Alisha Bionda und Bernd Rothe entwickelt, und mit Bernd habe ich mich auch schon drei-, viermal privat getroffen. Er lebt ja nun mal in meiner Lieblingsstadt Hameln, die ich schon von meinen früheren Besuchen auf der „Hameln-Tattooconvention“ her kenne und deren Ruhe und Altstadt ich sehr zu schätzen gelernt habe.

_Florian Hilleberg:_
Welche Projekte würdest du gerne noch machen? Was würdest du gerne selbst initiieren?

_Pat Hachfeld:_
Ich möchte mich noch stärker, bezogen auf das Wunschportraitzeichnen, in die Gothic-Szene einbinden lassen. So kann ich meinen Stil mit dem Portraitzeichnen verbinden. Außerdem möchte ich mit meinen Illustrationen aus der DUNKELKUNST wieder verstärkt an Ausstellungen teilnehmen. Zwar nicht hier in Wolfsburg, sondern mehr die Richtung Ruhrpott, Gelsenkirchen, Essen usw.

_Florian Hilleberg:_
Gibt es dabei Menschen/Kollegen/Verlage, mit denen du bevorzugt arbeiten würdest? Oder zählt für dich nur die „Auftragslage“?

_Pat Hachfeld:_
Abgesehen von dem BLITZ-Verlag, wo ich mich sehr wohl fühle, ist es mir eigentlich (fast) egal, mit welchen Verlagen oder Menschen ich zusammenarbeite. Ich versuche einfach, jeden Auftrag so umzusetzen, dass nach Erledigung der Zeichnung die Leute oder der Verlag sagen: „Ja, war eine prima Zusammenarbeit, hat echt Spaß gemacht“. Und so baut man(n) sich gleichzeitig wieder neue Brücken.

_Florian Hilleberg:_
Vielen Dank für das Interview.

_Pat Hachfeld:_
Ich habe zu danken für die interessanten Fragen. Ich hoffe, ich habe nicht zu umfassend geantwortet. Hat mir echt großen Spaß gemacht, und wenn jemand Interesse an einem Portrait, Wunschportrait oder Ähnlichem hat, so kann er ganz zwanglos und locker mit mir Kontakt aufnehmen. Ich freue mich sehr!
In diesem Sinne, „mit einem Segen auf den Lippen“ – alles Gute und danke!

Bye, Pat
http://www.dunkelkunst.de/

Knaak, Richard A. – Erwachen, Das (WarCraft: Krieg der Ahnen, Buch 3)

Band 1: [„Die Quelle der Ewigkeit“ 1258
Band 2: [„Die Dämonenseele“ 2337

Die Stimmung auf Seiten der Verteidiger Kalimdors ist nicht die allerbeste. Die anfänglichen Erfolge im Kampf gegen die Brennende Legion erweisen sich schnell als trügerisch. Als dann noch der eitle Nachtelfen-General Stareye seinem Schöpfer gegenübertritt, glaubt trotz des unterstützenden Eingreifens der Tauren, Irdenen und Furbolgs kaum einer der Helden mehr an einen Sieg. Doch Kalimdors Götterwelt ist groß und es bedarf nur eines kleinen Anstoßes, die trägen Überirdischen zu mobilisieren.

Dieses ist – wie so oft – Malfurions Aufgabe. Erstens soll er seinen Mentor, den Waldhalbgott Cenarius anspitzen, damit dieser seine besonders gesegneten Kumpel von der „anderen Seite“ scharf aufs Dämonen-Hauen macht.

Zweitens soll er Selbiges mit den Drachen versuchen. Die Flattermänner haben nach Neltharions brutaler Machtübernahme den Flattermann gemacht und hocken nun irgendwo im smaragdgrünen Traum, die Flügel schützend über ihre Köpfe gelegt. Immerhin gelang es Krasus, Brox und dem Druiden zwischenzeitlich, dem üblen Erdwächter seinen Baseball-Schläger, die Dämonenseele, abzujagen; leider waren sie dämlich genug, sie im gleichen Atemzug an den zur Legion übergelaufenen Illidian zu verlieren.

Irgendwie schafft es Malfurion tatsächlich, beide Nachrichten korrekt zuzustellen und schon geht das große Match “Götter & Drachen & Restbevölkerung vs. Dämonen” in die finale Runde. Der Sieger erhält einen hübschen Pokal, einen Kuss von Tyrande und die Herrschaft über Kalimdor.

Nachdem Knaak schon im zweiten Band einen angeschlagenen Eindruck machte, geht er nun endgültig zu Boden. Knockout in der dritten Runde! Selbst sein nach wie vor gefälliger Stil vermag es nicht, die wirre Story zu retten, den Charakteren oder der Welt Kalimdor Leben einzuhauchen.

Viele, viele Helden und noch mehr (Quasi)Götter – zuweilen stellt sich der Leser die Frage, wie und wo zwischen allen den Göttern, Halbgöttern, Drachen, Halbdrachen, Dämonen, Halbdämonen, Satyrn, Titanen, Aspekten und Herrn Tur Tur, dem Scheinriesen, humanoide Lebensformen überhaupt noch Platz zum Atmen finden – bedeuten den totalen Figuren-Overkill.

Die logische Konsequenz ist, dass keiner der Protagonisten auch nur annähernd differenziert gezeichnet ist. Klischeehafte, eindimensionale Charaktere stolpern von einem Kampf in den nächsten, sodass man nach der Hälfte des Buches versucht ist, darum zu betteln, der Ober-Dämon Sargeras möge endlich Klaimdor betreten und dem ganzen Übermenschengesocks den Garaus machen. Doch ein ums andere Mal heißt es nur, „bald ist es soweit“, „das Portal ist fast offen“, „noch wenige Augenblicke“, „eigentlich sollte er schon da sein“, etc.; und so quält sich der Leser durch immer neue Kämpfe und noch mehr Götter und noch mehr Zauber und noch mehr langweilige Szenen.

In wenigen – genau genommen zwei – Passagen kommt tatsächlich etwas Spannung auf, blitzt ein Funke Originalität durch den trüben Schlachtennebel. Dieses sind die Momente, in denen der Erdwächter, Neltharion (aka Deathwing), in das Geschehen involviert ist. Doch bedauerlicherweise sind diese Stellen für die Geschichte letztlich vollkommen unerheblich. Dies lässt sich auch über Tauren und Irdenen sagen, die kaum mehr als nur erwähnt werden – natürlich mit ähnlich dämlichen englischen Nachnamen (Ironcutter, Highmountain) wie ihre nachtelfischen Brüder (Shadowsong, Ravencrest, Whisperwind, …) – und damit, bar jeglichen eigeständigen kulturellen Backgrounds, allenfalls einen peinlichen Kniefall vor den „World of Warcraft“-Spielern unter der Leserschaft darstellen.

Unterm Strich scheitert Knaak daran, in drei Bänden Kalimdor mit Leben zu erfüllen und ein kohärentes Pantheon zu entwerfen. Was als epische Story begann, endet in einem kleinkarierten Hack ’n’ Slay.

Wie schon der zweite Band der Trilogie bietet auch dieser dritte magerste Fantasy-Durchschnittskost ohne Höhepunkte oder originelle Ansätze, wobei es ist nicht auszuschließen ist, dass sich Fans der Warcraft-PC-Spiele an der wirren und tumben Action tatsächlich ergötzen.

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Knaak, Richard A. – Dämonenseele, Die (WarCraft: Krieg der Ahnen, Buch 2)

Band 1: [„Die Quelle der Ewigkeit“ 1258

Zwar konnten Malfurion, Krasus, Rhonin, Illidian und die Nachtelfen unter Führung Lord Ravencrests einen ersten Vorstoß der Brennenden Legion nach Kalimdor stoppen, doch das Tor inmitten der Hauptstadt der Elfen, Zin-Azshari, in das Reich des Dämonenherrschers Sargeras steht noch immer offen. Mit Unterstützung der verderbten Königin, Azshara, und der Kaste der Hochwohlgeborenen strömen unaufhörlich Heerscharen von Dämonen in die Welt, darunter auch mächtige Gefolgsleute des Bösen, wie der gefürchtete Archimonde oder der wiedererweckte Lord Xavius. Die eigentliche Schlacht steht also noch bevor.

Während Rhonin, Krasus und Malfurion dafür plädieren, die anderen Völker Kalimdors, Zwerge und Tauren, um Hilfe zu bitten, setzen der arrogante Ravencrest und seine Mannen auf einen Alleingang ihres Volkes und rennen prompt in einen Hinterhalt der Brennenden Legion. Im allerletzten Moment und unter großen Verlusten können sie eine vernichtende Niederlage abwenden und beschließen daraufhin in ihrer Euphorie – nicht klüger als vorher – Zin-Azshari ohne Hilfe zu befreien, um ihre vermeintlich unschuldige Herrscherin zu retten. Allerdings reicht der Arm Sargeras schon bis in die Reihen der Helden. Fasziniert und angezogen von der Mächtigkeit der Magie der Brennenden Legion wird Illidian zunehmend unberechenbarer, während gleichzeitig seine Eifersucht auf den Bruder, Malfurion, ins Unermessliche wächst, telepathisch geschürt durch den dämonischen Xavius.

Unterdessen treibt der schwarze Drache Neltharion seine finsteren Pläne voran. Mittels seiner Magie und mit Unterstützung der ahnungslosen übrigen Clans schmiedet der Erdwächter unter dem Vorwand, die Legion bekämpfen zu wollen, die Drachenseele, ein machtvolles magisches Artefakt, mit dem er alles Unreine vom Antlitz der Welt fegen und sich selbst zum absoluten Herrscher krönen möchte. Krasus, der weiterhin mit seinem Alter Ego Korialstrasz eng verbunden ist, und der Druide Malfurion spüren die drohende Gefahr. Sie machen sich auf den Weg zu den Drachen, nur um festzustellen, dass sie zu spät gekommen sind, und der Erdwächter den Verrat schon begangen hat.

Nachdem der erste Band der „Krieg der Ahnen“-Trilogie noch rundherum überzeugen konnte, beginnt Richard A. Knaak nun deutlich zu schwächeln. Zwar befleißigt er sich weiterhin eines gefälligen, angenehm zu lesenden Stils, führt den Leser mit lockerer Hand durch seine epische Geschichte, im Aufbau der Handlung und in der Zeichnung der Charaktere zeigt er jedoch unverkennbar eine große Einfallslosigkeit.

Wenn Neltharion quasi aus einer Rolle Pfefferminzdrops (oder irgendetwas anderem) mal so eben ein gewaltiges Artefakt, die Drachenseele, bastelt, Malfurion im Vorübergehen von Cenarius die mächtigste druidische Magie eingetrichtert bekommt, Illidian und Rhonin mit fast göttlicher Macht Legionen von Dämonen plätten und Tyrande, kaum dass sie ihrem Schülerinnendasein entwachsen ist, zur „Mutter Mond“ avanciert, dann sind das [Kotaus]http://de.wikipedia.org/wiki/Kotau vor Erfahrungspunkte-geilen und Level-maximierenden Warcraft-Spielern und ihrem Greinen nach mehr Power, mit nachvollziehbarer oder gar glaubhafter Charakterentwicklung hat das nichts mehr zu tun.

Beliebigkeit und Opportunismus auf der einen Seite, vollkommene Vorhersehbarkeit auf der anderen: die Protagonisten – angefangen bei „A“ wie Archimonde, über „N“ wie Nachtelfenklüngel und seine zeitgereisten Verbündeten bis hin zu „X“ wie Xavius – agieren stereotyp und klischeehaft, spielen die ihnen zugedachten Rollen zu perfekt, sind Fantasycharaktere nach Schema „F“, ohne Ecken und Kanten und daher ohne Überraschungen. Leser, die nach Band 1 gehofft hatten, die Dreiecksbeziehung „Illidian, Malfurion & Tyrande“ werde sich wenigsten ansatzweise originell gestalten oder die Anatgonisten zögen mehr als kleinkarierte Intrigen ab, werden bitter enttäuscht.

Ähnliche Einfallslosigkeit zeichnet die Schlachten und Kämpfe aus: vorhersehbar bis zum letzten Tröpfchen Blut; plastisch geschildert und dennoch langweilig, da stets irgendein Zauber aus der großen Wundertüte der Guten ebendie triumphieren lässt. Nur in ganz wenigen Momenten entsteht ein „Sense of Wonder“, etwa wenn Malfurion und Krasus im Reich der Vogelgöttin Aviana erwachen oder der Druidenschüler seine Zauber wirkt; immer dann blitzt die Fantasie hinter dem Handwerk auf.

Etwas, wofür nicht der Autor verantwortlich zeichnet und das mich im ersten Band aufgrund der weniger bedeutenden Rolle der Nachtelfen noch nicht störte, ist die fehlende Übersetzung der sprechenden Nachnamen der Elfen. Es mag sein, dass ich tatsächlich „Das Schwarze Auge“-geschädigt bin oder grundsätzlich eine gewisse anglophobe Haltung habe, aber Namen wie Rivertree, Shadowsong, Whisperwind, Feathermoon, Stareye u.a.m. stören meines Erachtens die Atmosphäre in einem deutschen Text. Dass es auch anders geht, dass sich gerade solche Namen fantasievoll und kongenial übersetzen lassen, wurde – und ich weise immer wieder gerne daraufhin – im |Covenant|-Zyklus Donaldsons schon vor vielen Jahren bewiesen.

Fantasy-Durchschnittskost, die zwar gut geschrieben, aber in vielerlei Hinsicht zu vorhersehbar und zu wenig originell ist, um überzeugend zu sein.

|Originaltitel: Warcraft: War of the Ancients Trilogy Book 2 – The Demon Soul
Übersetzung: Claudia Kern|

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Simmons, Dan – Olympos

Reichlich anderthalb Jahre hat es gedauert, bis die ungeduldig erwartete Fortsetzung von [„Ilium“ 346 (Heyne, 2004) nunmehr erschienen ist – keine sehr lange Zeit, wenn man den veritablen Umfang (960 Seiten!) des neuen Bandes und die aufwendige Übersetzungsarbeit berücksichtigt. Peter Robert, der schon „Ilium“ übersetzt hatte, hat diese gewiss nicht leichte Aufgabe in sprachlich-stilistischer Hinsicht hervorragend gemeistert. Leider ist das auch schon das einzig Positive, was aus Sicht des Rezensenten zu „Olympus“ gesagt werden kann.

„Ein epochales Werk – nach seinem preisgekrönten Roman ‚Ilium‘ stellt Dan Simmons mit ‚Olympus‘ einmal mehr unter Beweis, dass er der bedeutendste mythenschaffende Schriftsteller unserer Zeit ist“, verkündet vollmundig der Verlag auf dem Rücktitel – ein Anspruch, dem das vorliegende Werk leider zu keinem Zeitpunkt gerecht werden kann. Angeblich erzählt das Buch die Geschichte von Thomas Hockenberry, Philosophie-Professor und Homer-Experte aus „Ilium“, weiter, was jedoch nur sehr eingeschränkt der Fall ist, denn Hockenberry spielt in der Fortsetzung eine eher untergeordnete Rolle. Andere Protagonisten wie der Altmensch Harmann und seine schwangere Freundin Ada werden weitaus intensiver und liebevoller geschildert, wie sich insgesamt das Geschehen weitgehend auf die „alte“ Erde verlagert.

Bezog „Ilium“ seinen Charme aus dem Gegensatz zwischen der zumeist nur angedeuteten Hochtechnologie einer fernen Zukunft und dem antiken Gemetzel zwischen Griechen und Trojanern, wobei die Götter eine sehr undurchsichtige und deshalb geheimnisvolle Rolle spielten, so versteht es der Autor in der Fortsetzung nicht, weiter mit diesem Pfund zu wuchern. Zwar geht die Schlacht weiter – blutiger als je zuvor, nachdem die Menschen ihren Kampf gegen die Götter aufgegeben haben und der Kampf um „Ilium“ in scheinbar geordneteren Bahnen seine Fortsetzung nimmt (allerdings ohne den „Göttervater“ Zeus, der von Hera in eine Falle gelockt und in einen Dauerschlaf versetzt wurde), auf Dauer langweilen die exzessiven Schlachtszenen jedoch nur noch, zumal die zahlreichen Wendungen des Geschehens willkürlich und aufgesetzt erscheinen.

Inzwischen haben sich die Moravecs (von Menschen konstruierte roboterähnliche Entitäten mit künstlicher Intelligenz) auf den Weg in Richtung Erde gemacht, da sie dort den Ursprung des Konflikts vermuten. Mit an Bord sind der von Ilium entführte Odysseus und (zeitweise) Thomas Hockenberry, dessen Rolle bis zuletzt unklar bleibt. Ebenso undurchsichtig erscheint das Geschehen auf der alten Erde, wo sich die Voynixe (ehemals dienstbare Roboterwesen) gegen die Altmenschen erhoben haben und diese zu Hunderten massakrieren. Harman, Daeman und Ada überleben den Angriff zunächst, allerdings scheint ihre Lage zunehmend aussichtslos, zumal sich zusätzlich zur Voynix-Plage eine ebenso mächtige wie übelwollende Gottheit namens Setebos auf Mutter Erde niedergelassen hat und einen Zufluchtsort der Altmenschen nach dem anderen unter tödlich-blauem Eis ersticken lässt. Auch der Magier Prospero ist wieder mit von der Partie, ebenso wie die blutgierige Kreatur Caliban, der bereits der überwiegende Teil der so genannten „Nachmenschen“ zum Opfer gefallen ist.

Einer bzw. eine dieser Nachmenschen hat allerdings in einem Sarkophag auf dem Gipfel des Himalaya überlebt, und es bleibt Harman im Rahmen einer äußerst rätselhaften Mission vorbehalten, diese jüngere Version der „ewigen Jüdin“ Savi wiederzuerwecken. Die junge Frau namens Moira verfügt über im Wortsinne unglaubliche Fähigkeiten, die – wie sich später herausstellt – zu großen Teilen auch den Altmenschen zur Verfügung stehen. Die Erklärung bleibt vage, sowohl von genetischer Manipulation als auch von Nanotechnologie ist die Rede, was z. B. angesichts der Fähigkeit zum „Freifaxen“ (sich an einen beliebigen Ort versetzen) mehr als fragwürdig erscheint.

Überhaupt benutzt der Autor die spektakulärsten wissenschaftlichen Ideen der Neuzeit ohne erkennbare Skrupel oder den Versuch einer seriösen Begründung. Es wimmelt von Bran-Löchern, alternativen Universen, Logosphären-Avatars und sogar den guten alten Black Holes in Miniaturausführung, die Dan Simmons zu einem pseudowissenschaftlichen Cocktail mischt, der sich mit zunehmender Länge des Werkes als unverdaulich erweist. Spätestens nach der Hälfte des Buches fragt sich der Leser ernsthaft, was denn das Ganze nun eigentlich soll, und die Antwort – so man denn überhaupt von einer solchen sprechen kann – fällt leider alles andere als befriedigend aus und offenbart einen gewissen Hang des Autors zur Metaphysik. Zu den metaphysischen Schrecken gesellt sich dann auch noch menschliche Bosheit, die zu allem Überfluss auch noch in ein ideologisches Gut-Böse-Raster gepresst wird.

Wie nach dem 11. September offenbar modern und mehrheitsfähig, sind es die bösen Moslems, die die Erde mittels einer Seuche fast vollständig entvölkert haben und nur durch unsere Helden daran gehindert werden können, die alte Erde sozusagen post mortem mittels einiger hundert Schwarzer Löcher in eine Staubwolke zu verwandeln. Derartige ideologisch-politische Konstrukte mögen bei Near-Future-Szenarien ihre Berechtigung haben; bei einer Handlung, die angeblich mehrere tausend Jahre in der Zukunft spielen soll, wirken sie etwa so glaubwürdig wie ein Mongolensturm auf den Asteroidengürtel und alles andere als „mythenschaffend“.

Beinahe noch ärgerlicher ist die Neigung des Autors, mittels exzessiver Sex- und Gewaltszenen ein Publikum zu erreichen, das wohl sonst keine Bücher lesen würde. Die entsprechenden Organe haben zumeist Unterarmlänge (nur kein Neid) und Körpersäfte werden mindestens literweise ausgeschüttet bzw. mit Hieb und Stichwaffen extrahiert. Die Figur des Achilles wird vermutlich einzig aus diesem Grund so ausgiebig geschildert, denn sinnvoll erscheinen die Aktivitäten des Achäerhelden zu keinem Zeitpunkt.

Leider ist dieses Fazit der weitgehenden Sinnfreiheit des Gesamtwerkes das Einzige, was dem geneigten Rezensenten nach der Lektüre der fast 1000 Seiten geblieben ist. Normalerweise werden inhaltliche Defizite bei Dan Simmons‘ Büchern durch ein hohes Maß an Spannung kompensiert (was bei „Ilium“ durchaus noch der Fall war), doch auch die fehlt bei „Olympus“ über weite Strecken. Die Protagonisten sind erstens zu zahlreich, um Interesse an den Geschicken des Einzelnen aufkommen zu lassen, und der letztendliche Erfolg der Unternehmungen der „Guten“ scheint von Beginn an wenig zweifelhaft. So stellt sich „Olympus“ am Ende als eine ärgerliche Kombination von Seitenschinderei, Spannungsarmut, Pseudowissenschaftlichkeit und ideologischer Determiniertheit dar, mit der der Autor der genialen Hyperion-Gesänge weder sich noch dem Publikum einen Gefallen getan hat.

|gelesen von [Frank W. Haubold]http://www.cis-gate.de/homepages/haubold/home.htm
Übertragung aus der alten in die reformierte Rechtschreibung durch den Editor|

Rothe, Bernd (Hrsg.) / Haubold, Frank W. / Aster, Christian von / Rößler, Armin / Bionda, Alisha u.a – Rattenfänger (Magic Edition, Band 8)

Die alte Sage vom Rattenfänger ist im Anhang dieses Buches abgedruckt. Sie umfasst nicht einmal eine Seite. Rund 370 Seiten dagegen beanspruchen die 18 Geschichten, die das Thema variieren. Auf Einladung des Herausgebers Bernd Rothe, eines gebürtigen Hamelners, lieferten beim BLITZ-Verlag 18 AutorInnen, die in verschiedenen Bereichen des Phantastischen zu Hause sind, ihren Beitrag zu dem ewig jungen Stoff ab. Entstanden ist eine lesenswerte Anthologie, die bekannten und weniger bekannten Namen auf den Spuren einer der bekanntesten deutschen Sagengestalten folgt.

In der Tat bietet der kleine Ausgangstext viele verschiedene Ansatzpunkte für Phantasien und Phantastisches. Da sind erstens die menschlichen Protagonisten: der Rattenfänger, ein Spielmann, ein Outlaw, aber vielleicht auch der Teufel; das saturierte Bürgertum, das ihn um seinen Lohn betrügt; die Kinder dieser Bürger. Schon vor x Jahren lieferte der Liedermacher Hannes Wader seine Version des Geschehens, die den Rattenfänger entteufelt und die Karten neu mischt – einige der AutorInnen folgen dieser Lesart, am deutlichsten Stefanie Bense („Schattenschläger“, die Eingangsgeschichte) und Frank W. Haubold („Der Puppenmacher von Canburg“, immer wieder lesenswert, ein Highlight des Bandes). – Zweitens wäre da die Idee, es doch auch einmal aus der Perspektive der Ratten zu versuchen – am eindrucksvollsten gemeistert von Barbara Jung in „Die Königin und ihr Gardist“. – Drittens bietet das Wort „Rattenfänger“ in seiner übertragenen Bedeutung wundervolle Ansatzpunkte, für die Satire etwa; wer aber könnte die in einem solchen Forum besser meistern als Christian von Aster („Niederfrequenzmanipulation oder Des großen Rattenfänger Trick“)? Aber auch Christian Schönwetter liefert zu dieser Lesart eine gute Story ab („Die Rattenfänger sind in der Stadt!“). – Sodann haben wir natürlich das Thema des Betrugs und der darauf folgenden Rache (u. a. in Armin Rößlers SF-Geschichte „Der Verlorene“ umgesetzt). Hybriden Gestalten aus Ratte und Menschen entstehen in Alisha Biondas „Mephisto“, wobei auch das Teuflische und das Erotische zum Tragen kommen, oder in Dominik Irtenkaufs „Der Lichtfänger“, eine Geschichte, die in nahezu schwelgerischen Bildern ein hier oft präsentes weiteres Thema ausschmückt: das des Verfalls nicht nur einer Stadt, sondern auch der sozialen Bindungen zwischen den Menschen. Vielleicht ist dieses Motiv nicht das eigentliche Zentrum der ursprünglichen Rattenfänger-Sage, in der Anthologie jedoch rückt es in den Fokus vieler Erzählungen.

Blieben noch zwei besondere Beiträge zu erwähnen: Marc-Alastor E.-E.s dunkeldüstere Vampir-Novelle „Nicht ohne Wut, sei vom Lamm das Blut“, welche sprachlich exorbitant die Sage vom Bingener Mäuseturm mit der Hameln-Geschichte und dem Vampirmotiv verquickt, und Markus K. Korbs spannende Horror-Story „Rattenfänger GmbH“, die durch eine außergewöhnliche Hauptfigur und durch einen Showdown in dunklen Gängen überzeugt (Leser mit Ratten- und Klaustrophobie seien vor ihr dringlichst gewarnt).

Auch die übrigen, hier aus Platzgründen nicht genannten VerfasserInnen leisten durchaus Solides, so dass diese Anthologie insgesamt bestens unterhält. BLITZ-Stammillustrator Pat Hachfeld gibt jeder Geschichte per Titelblatt ein eigenes Gesicht; die Autoren zeigen Gesichter in der abschließenden Galerie. Gesamtprädikat: lohnenswert!

http://www.blitz-verlag.de/

© _Peter Schünemann_

Abnett, Dan – Ehrengarde (Warhammer 40.000)

Neun Monate sind seit dem Fall der Vervunmakropole auf Verghast vergangen. Doch noch immer sind Spannungen zwischen den Tanithern und den Vergasthitern, die sich damals freiwillig dem „Ersten und Einzigen Tanith-Regiment“ angeschlossen haben, an der Tagesordnung und drohen, die aktuelle Mission zu überschatten.

Die Schrein- und Heimatwelt der Heiligen Sabbat, Hagia, wurde von Chaos-Anbetern infiltriert und weitgehend besetzt, zahlreiche Reliquien und Heiligtümer sind in die Hände des Feindes gefallen. Gaunts Geister sollen im Verbund mit anderen imperialen Streitkräften die Abtrünnigen vernichten, um die symbolisch bedeutsame Welt zu retten. Als der anfänglich erfolgreiche erste Vorstoß in die Hauptstadt Doctrinopolis und gegen die heilige Zitadelle in einem Debakel endet, gibt die militärische Führung allein den ungeliebten Tanithern die Schuld daran, dass nun eine unermesslich große Flotte aus Chaos-Raumschiffen auf den Planeten zusteuert.

Während die übrigen imperialen Truppen und die planetare Herrscherklasse von Hagia evakuiert werden, schickt Marschall Lugo die Tanither und eine Pardus-Panzer-Kompanie auf ein neues Himmelfahrtskommando: Als so genannte Ehrengarde sollen sie die heiligsten Reliquien Sabbats aus einer Feste tief in den verschneiten Bergen vor dem Zugriff der Kultisten in Sicherheit bringen. Der Weg führt die Kämpfer durch unwegsame Regenwälder und vom Feind besetzte Dörfer, vorbei an Flüchtlings- und Pilgerströmen; und hinter jedem Baum könnte ein Hinterhalt liegen, jeder Mensch ein Attentäter sein.

Doch nicht alle Tanither sind mit von der Partie. Einige müssen verwundet in Doctrinopolis zurückgelassen werden, darunter auch der hünenhafte Bragg, der geniale Corbec, Dorden, der Arzt, und Bran Daur von den Verghastitern. Als diese einen seltsamen, unterschwelligen Ruf spüren, der von der Bergfeste auszugehen scheint, und in ihren Träumen immer wieder das Wort „Sabbatmärtyrer“ auftaucht, machen sie sich trotz ihrer Verletzungen in einem fast schrottreifen Panzer an die Verfolgung der einige Tagesmärsche entfernten Ehrengarde.

Nachdem die ersten beiden der „Gaunt´s Ghosts“-Romane lesenswert waren, der dritte aber äußerst eintönig mit vielen Mängeln im Detail daherkam, bietet dieser vierte Band sowohl Licht als auch Schatten.

Im Entwerfen unterschiedlicher Schlachtenszenarien, der Erläuterung von Taktiken und Strategien (ungeachtet derer Realitätsnähe) und dem Schaffen einer düsteren, blutigen Schlachtfeldatmosphäre erweist sich Abnett nach wie vor als wahrer Meister, wobei sein Hang, sich in eintönigem Kanonendonner und Lasergewehr-Gewitter zu verlieren, unverkennbar ist. Dennoch setzt er in diesem Roman genug Akzente – z. B. im Panzergefecht um das kleine Dorf Bhavnager oder den Handlungsbogen um die „Verfolger“ -, um nicht mit endlosen, immer gleich anmutenden Kämpfen zu langweilen.

So fähig er in der Darstellung authentischer Action ist, so schwach ist der Autor im Aufbau vielschichtiger, glaubwürdiger Charaktere und eines befriedigend, plausiblen Abschlusses der Geschichte. Einmal mehr lassen zahllose Figuren keinen Raum, irgendeine von ihnen genauer zu beleuchten, gibt Abnett den zentralen Protagonisten (Larkin, Bragg, Corbec, Rawne, Mkoll, etc.) keine Gelegenheit, aus ihren schon bekannten -und mittlerweile langweilig-vorhersehbaren Verhaltensmustern auszubrechen; und bedauerlicherweise zeichnet sich für die neu ins Regiment integrierten Verghastiter (Daur, Kolea u. a.) eine ähnliches Schicksal „schematischer Einfallslosigkeit“ ab. Der Einzige, der mal wieder etwas mehr Aufmerksamkeit des Autors auf sich zieht, ist Gaunt. Allerdings ist dessen Charakterentwicklung, die Flucht in den Alkohol und das An-den-Tag-legen verhaltener Verzweiflung, vollkommen „out of character“.

Ein weiteres Problem, welches am Horizont auftaucht, ist die Integration der Verghastiter in den tanithischen Hintergrund. Die besondere Fähigkeiten des „Ersten und Einzigen“ im Tarnen, Täuschen, Anschleichen und Erkunden ergeben sich unmittelbar aus den Lebensbedingungen auf der untergegangenen Heimatwelt. Und nun will uns Abnett weismachen – indem er das Problem nicht thematisiert -, die Stadtmenschen der Vervunmakropole seien ein gleichwertiger Ersatz für die gefallenen Geister.

Unbefriedigend ist auch diesmal wieder das Auftreten der Antagonisten: eine uniforme und zudem stupide und dumm agierende Masse von Chaosanbetern auf der anderen Seite der Frontlinie und vom Ehrgeiz zerfressene Offiziere in Reihen des Imperiums.

Ist es denn so schwer insbesondere den Chaosanhänger ein Gesicht zu geben und sie rational agieren zu lassen? Immerhin infiltrieren sie Welten, bauen militärische Infrastrukturen auf und malen ihre Panzer hübsch limonengrün an. Wieso verhalten sie sich in Kämpfen wie Idioten – und damit ist nicht „unlogisch“ oder „unvorhersehbar“ gemeint, sondern „dumm wie Schwarzbrot“? Dieses intellektuelle Stigma dürfte auch die Chaos-Spieler unter den Warhammer-40.000-Tabletop-Anhängern kaum zu Freudensprüngen veranlassen.

Zu den ganz großen Ärgernissen dieses Romans gehört das Abnett-typische Finale, über das man besser keine Worte verlieren sollte. „Reset-Button“ und „aus heiterem Himmel“ müssen deshalb genügen.

Um mit einem positiven Aspekt abzuschließen: Endlich erfährt man, woher der Sabbat-Kreuzzug seinen Namen hat, und man erhält weitere Einblicke in die theokratische Organisation des Imperiums sowie die Absonderlichkeiten der Heiligen-Verehrung.

Licht und Schatten halten sich die Waage: Drohende Eintönigkeit wird durch mitreißende Schlachtenbeschreibungen durchbrochen, interessante Hintergrundinformationen werden durch Unlogik, Vorhersehbarkeit und ein indiskutables Ende relativiert.

|Originaltitel: Honor Guard
Originalverlag: Games Workshop
Übersetzt von Christian Jentzsch|

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Shocker, Dan – Parasitengruft, Die (Macabros, Band 22)

Dieser Band beinhaltet die Heftromane Band 47/48 der Serie und erschienen erstmals im Jahre 1977.

_Formicatio – Welt des Unheils_

Ches Morgan beginnt sich langsam aber sicher zu erinnern – an sein Leben als Björn Hellmark. Als der AD-Inspektor und sein Freund und Partner Frankie Lane auf einem ihrer Patrouillenflüge im Weltraum ein Schiffswrack finden, welches mit hunderten von Siedlern vor 150 Jahren spurlos verschwand, trifft Ches im Innern des Wracks auf Asymeda. Björn kennt die Tempeldienerin von seinem Abenteuer auf der Welt Tschinandoah. Asymeda klärt Björn über seine Identität auf und hilft ihm sich zu erinnern, dabei erklärt sie ihm auch, dass er sich in einem Traumgefängnis seines Todfeindes Molochos befindet.

Die gesamte Welt, in der er als Chester Morgan lebt, ist eine erdachte Welt des Dämonenfürsten, die dieser dazu nutzt, Menschen zu quälen und sie ihrer Identität zu berauben. Asymeda nutzt ein magisches Feld, um ihr Gespräch mit Björn vor Molochos zu verbergen, und zieht sich daraufhin zurück. Björn macht sich wieder als Chester daran, das Schiffswrack zu untersuchen, und trifft auf Dr. Herold (siehe Band 21 [„Das Blutsiegel“), 2202 der als unförmiger Fleischberg sein Dasein fristen muss. Doch damit ist das Grauen noch nicht zu Ende. Chester Morgan wird durch ein Dimensionstor auf eine andere, fremde Welt geworfen: Formicatio. In dieser Dimension herrschen Riesenameisen und terrorisieren die verschwundenen Siedler des Raumschiffwracks. Doch die Wahrheit ist noch viel grausamer …

_Die Parasitengruft_

Björn Hellmark trifft auf Formicatio, der Welt der Riesenameisen, unerwartet auf zwei alte Freunde: Camilla Davis, das Medium, und Alan Kennan, einen hellseherisch begabten jungen Mann. Gemeinsam geraten sie in die Gewalt von Insektenmenschen. Die Anführerin, eine berückend schöne, menschliche Frau, nimmt Björn mit in ihren Palast, während Camilla und Alan in Minen schuften müssen, wo ein seltsames, poröses Gestein abgebaut wird. Dieses Gestein dient dazu, die einzige weißmagische Bastion auf Formicatio zu neutralisieren, welche Molochos noch immer an der uneingeschränkten Herrschaft hindert: Die Parasiten-Gruft. Die Herrscherin des Insektenvolkes, Shiane, sieht in Björn eine Gestalt aus ihren Träumen, welche sie zu erlösen vermag, denn sie wurde von Molochos verflucht und ihr Volk muss in den Minen für die Insektenmenschen arbeiten.

Derweil bereitet Molochos auch auf der Erde einen Schlag gegen Hellmark und seine Freunde vor: Frank Holesh, der junge Parapsychologe im Dienste Richard Patricks, wird von dem Dämonenfürsten mit unglaublicher Macht ausgestattet, welche ihm alle Wünsche zu erfüllen vermag. Er lockt ihn in den Keller einer Farm, wo er ihn endgültig zu seinem Diener macht. Nach und nach lockt Frank alle Mitglieder des Forschungskreises um Richard Patrick in den Keller, um sie zu Dienern des Dämonenfürsten zu machen …

Rasant geht Dan Shocker’s Zyklus um das Blutsiegel weiter, und gleichzeitig kehrt der Autor in gewohnter Weise zu seiner Mischung aus Horror und Fantasy zurück. Die Ideen, die er dabei entwickelt, sind so bizarr und fantasiereich, dass man richtig spüren kann, wie viel Spaß es Dan Shocker gemacht haben muss, sich in dieser Serie gedanklich mal so richtig auszutoben. Riesenameisen, die sich Schlachten mit Menschen liefern, eine Traumwelt des Dämonenfürsten und lebende Skelette sind dabei nur die Eckpfeiler der Story, die dem Leser kaum Zeit zum Atmen lässt, so schnell entwickeln sich die Dinge. In einer Nebenhandlung kann man übrigens mitverfolgen, wie Richard Patrick, ein Freund Hellmarks, auf der Erde eine Forschungseinrichtung für Parapsychologie einrichtet und mit zunächst fünf ausgesuchten Wissenschaftlern in Betrieb nimmt. Bei einem ersten Einsatz entpuppt sich die Farm einer von seltsamen Visionen geplagten Witwe als Verbindung zu Molochos’ Blutsiegel.

Der zweite Roman des Buches bildest den Abschluss der kleinen Saga innerhalb des großen Zyklus um Björn Hellmark und ist auch gleich der spannendste und rasanteste Teil. Atmosphärisch und temporeich erzählt Dan Shocker die Geschichte, und besonders Björns maßloser Hass seinem Erzfeind gegenüber wird hervorragend wiedergegeben. Ein wenig Tragik fließt mit dem Schicksal der Herrscherin Shiane in den Roman mit ein, auch wenn der Begriff Lykanthrop für sie nicht der richtige zu sein scheint, denn als Wolf tritt sie ja nicht in Erscheinung. Mit der Storyline um Frank Holesh bindet der Autor ein wenig von der klassischen Faust-Geschichte in die Handlung ein.

Mit diesem Band beendet Dan Shocker Björn Hellmarks Odyssee um das Blutsiegel und Formicatio und zieht dabei noch einmal alle Register seines Könnens. Ganz nebenbei wird schon der Grundstein für neue spannende Abenteuer gelegt, denn mit dem Samen des Molochos entstehen dem Dämonenjäger neue Gegner aus den eigenen Reihen. Der Dämonenfürst selbst hat sogar einen eigenen fulminanten Auftritt als Drache, auch wenn der große Kampf zwischen ihm und Hellmark alias Macabros noch ausbleibt. Darüber hinaus erhält Björn auch sämtliche Waffen und Artefakte zurück, welche er bei seinem Sturz in das Blutsiegel verloren hat.

Gemeinsam mit [Band 21 2202 der liebevoll aufgemachten Buch-Edition von „Macabros“ bildet „Die Parasitengruft“ einen eigenständigen kleinen Zyklus und lässt sich dank des Glossars und der Ausführungen des Autors ohne weiteres unabhängig von den anderen Bänden lesen.

Mit den Innenillustrationen hat sich Pat Hachfeld selbst übertroffen, gehören sie doch zu den überzeugendsten Werken seines Schaffens. Das vielfarbige Titelbild wurde hingegen dem ursprünglichen Heftroman 45 „Das Geheimnis der grauen Riesen“ entliehen, der in dem Band 21 „Das Blutsiegel“ neu aufgelegt wurde. Seitens des Verlags eine nicht unkluge Wahl, denn die Cover der Heftromane 47 und 48 vermögen nicht zu überzeugen.
Dan Shocker präsentiert hier Fantasie vom Feinsten, die sich ihren eigenen Weg ebnet. Dabei verzichtet er auf Orks, Trolle und Elfen und lässt die gängigen Genre-Klischees außen vor.

http://www.blitz-verlag.de/

_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Blutsiegel, Das (Macabros, Band 21)

Das Buch enthält zwei Geschichten aus der Heftromanserie „Macabros“ aus dem Jahre 1977.

_Das Geheimnis der grauen Riesen_

Dr. Henry Herold stößt im Zuge von Privatforschungen auf ein Dimensionstor, welches ihn zu der Welt der grauen Riesen bringt. Diese Wesen leben in Höhlen, die ihnen als Transporter durch sämtliche Dimensionen dienen. Schon vor Urzeiten hatten sie Kontakt mit den Menschen, diesen aber abgebrochen, da die grauen Riesen mit den Menschen schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Henry Herold informiert seinen Bruder Kenneth von seiner Entdeckung und macht sich mit ihm gemeinsam auf den Weg zu den grauen Riesen. Als sie den Rückweg antreten wollen, gelingt aber nur Kenneth die Reise, Henry bleibt auf der Welt der grauen Riesen verschollen.

Dorthin verschlägt es auch Björn Hellmark, der eigentlich mit dem Lichtwesen D’Dyll auf dem Weg zur Erde ist. Auf ihrer Reise vernimmt D’Dyll plötzlich Signale eines weiblichen Wesens seiner Art und lässt Björn auf der Welt der grauen Riesen zurück. Dort macht der Deutsche eine grauenhafte Entdeckung: Seit Urzeiten bewachen die grauen Riesen einen Gegenstand, den die Schwarzen Priester unter allen Umständen in ihre Finger bekommen wollen: Das Blutsiegel des Molochos, welches Pest und Tod über die Menschen bringen kann …

_Blutsiegel des Molochos_

Björn Hellmark ist auf der Welt der grauen Riesen in Molochos Blutsiegel gestürzt. Sein Geist fährt in den Körper von Chester Morgan, einem Inspektor für außerirdische und ungewöhnliche Angelegenheiten aus dem Jahre 2318. Der hat gerade einen Strahlenunfall hinter sich und wird aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen. Kurz darauf wird Morgan zu einem ungewöhnlichen Mordfall gerufen. Der Millionär Fred Cassner wurde ermordet. Mit einem Schwert, welches aus dem Jahr 1495 stammt und erst wenige Wochen alt zu sein scheint. Mit seinem Partner Frankie Lane geht Chester Morgan dem Fall auf den Grund, immer verfolgt von seltsamen Erinnerungen und Visionen eines Mannes namens Björn Hellmark …

|Macabros| zeichnet sich durch einen stark zyklenhaften Aufbau aus, was es dem Leser nicht einfach macht, mit einem Buch zu beginnen, welches mitten in der Gesamthandlung anzusiedeln ist. Doch durch Erklärungen und Einführungen gelingt es dem Autor schnell, dem Leser zu vermitteln, was nun für die vorliegende Story von Belang ist und was nicht. In diesem Band erwartet uns wieder eine gekonnte Mischung aus Fantasy-, Science-Fiction- und Horror-Elementen. Letztere kommen aber nur in der ersten Geschichte und dort zum größten Teil in der Nebenhandlung um Kenneth und Liz Herold zum Tragen, die zu Spielbällen des Schwarzen Priesters werden. Die titelgebenden grauen Riesen sind interessante Geschöpfe, deren Leben zu analysieren sich schon lohnt, und das Blutsiegel des Molochos ist im Prinzip eine Art Büchse der Pandora, welche noch spannende Verwicklungen verspricht. So ganz klar wurde allerdings nicht, weshalb D’Dyll gerade in dem Moment die Signale seiner Partnerin vernahm, als er sich in der Nähe der Welt der grauen Riesen befand. War das nun ein Zufall oder eine Falle? Vielleicht wird dieser Umstand in späteren Romanen noch einmal aufgegriffen.

Weshalb nun ausgerechnet die zweite Story den Titel „Blutsiegel des Molochos“ trägt, ist etwas unverständlich, spielt besagtes Blutsiegel doch in der vorliegenden Story so gut wie keine Rolle mehr, außer, dass Björn hineinfällt und in Chester Morgan wiedererwacht. Darüber hinaus scheint der ganze Roman aus dem Zusammenhang gerissen zu sein, denn eigentlich dreht sich alles um den Mordfall Fred Cassner, und Björn Hellmark wird eigentlich nur am Rande erwähnt und kurz zum Schluss wieder verstärkt zur Sprache gebracht.

Was bleibt, ist ein unterhaltsamer Science-Fiction-Roman, der für seinen geringen Umfang eine ungewöhnlich komplexe Handlung aufweist, die aber zuweilen sehr verwirrend aufgebaut ist und durch schnelle Szenenwechsel, bedeckt gehaltene Aussagen der Charaktere und zu viele Fakten einfach überladen wirkt. Weniger wäre an dieser Stelle einfach mehr gewesen und ein wenig mehr Action hätte der Story sicherlich ganz gut getan. So bleibt ein durchschnittlicher Roman übrig, bei dem man trotzdem gespannt die Fortsetzung der Geschehnisse um Björn Hellmark herbeisehnt.

Die Illustrationen von Pat Hachfeld sind wieder von sehr guter Qualität und insbesondere das Titelbild fällt sofort ins Auge, denn es gibt das Blutsiegel genau so wieder, wie es im Roman beschrieben wird, was dem Leser die Vorstellung dieses Artefaktes enorm erleichtert, und auch wenn der Hintergrund dafür in einem eintönigen Schwarz gehalten wurde, gibt es auf dem Siegel selbst so viel zu entdecken, dass man das gar nicht mehr bemerkt. Hervorzuheben ist bei diesem Buch noch das Glossar, welches bei einer Serie wie „Macabros“ ungleich sinnvoller ist als vergleichsweise bei „Larry Brent“, der ersten Serie des Autors.

Leider wurde auf allgemeine Informationen über die Serie verzichtet; so haben es Neuleser, die noch nie mit Macabros Kontakt hatten, ungleich schwerer, sich zu orientieren und zurecht zu finden als jene, welche die Serie noch aus Zeiten der Heftromane kennen oder durch die Hörspiele des Tonstudios |Europa| bereits Berührung mit Macabros hatten.

Im Ganzen betrachtet, ein abwechslungsreiches und vielschichtiges Buch mit einem faszinierenden Kosmos voller bizarrer Welten und Geschöpfe, welches leider in der zweiten Hälfte erhebliche Mängel in Punkto Serienkontinuität und Storyaufbau aufweist.

http://www.blitz-verlag.de/

_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Dämonenaugen (Larry Brent 02)

Band 1: [„Das Grauen“ 2164

_Im Kabinett des Grauens_

Larry Brent und Iwan Kunaritschew befinden sich auf dem Rückflug nach New York, als plötzlich die Maschine von einem Unbekannten entführt und die Piloten zur Rückkehr gezwungen werden. Nachdem die Maschine nahe London auf einer Straße notgelandet ist, versucht der Kidnapper mit dem Co-Piloten als Geisel zu entkommen. Larry Brent greift ein, kann aber nicht verhindern, dass der Co-Pilot schwer verwundet wird. Auch Iwan wird bei der Verfolgung angeschossen. Larry erfährt von dem schwer verletzten Co-Piloten Colin Perkins, dass er von Derry Cromfield niedergeschossen wurde, einem Verbrecher, der von Colins Großvater Sir Harold vor zwanzig Jahren hingerichtet wurde.

Während Colin Perkins und Iwan Kunaritschew gemeinsam in ein nahe gelegenes Krankenhaus eingeliefert werden, beschließt Larry an dem mysteriösen Fall dranzubleiben. Larry besucht am nächsten Tag Sir Harold auf dessen Wohnsitz in der Nähe der Millionenstadt und erfährt von ihm, dass seine Enkelin Jane ihn bald besuchen kommen will. Larry entschließt sich, zusammen mit dem ehemaligen Henker auf dem Bahnhof die Ankunft der jungen Frau zu erwarten. Tatsächlich lässt sich der Mörder die Gelegenheit nicht entgehen, Jane zu ermorden. Aber ein engagierter Detektiv und der PSA-Agent können die Bluttat im letzten Moment vereiteln. Larry gelingt zudem ein Treffer aus der Laserwaffe, woraufhin sich ihm ein grauenhaftes Geheimnis offenbart: Der Mörder ist eine lebendige Wachsfigur, nahezu unbesiegbar …

_Der Dämon mit den Totenaugen_

David Gallun alias X-Ray-1 und Chef der PSA hat einen Hinweis bekommen, dass sich Ron Silker wieder in der Stadt befindet. Silker war vor drei Jahren für den Unfall Galluns verantwortlich, der den ehemaligen FBI-Beamten das Augenlicht kostete. Silker will sich der geheimnisvollen Verbrecherorganisation von „M“ anschließen. M beabsichtigt, sämtliche Agenten des FBI und der CIA auszulöschen. 17 Agenten gehen bereits auf das Konto der unheimlichen Mörder, die sich alle mit totenkopfähnlichen, fluoreszierenden Masken tarnen. Da die Bande mit neuesten Errungenschaften der Technik ausgestattet und hervorragend organisiert ist, setzt David Gallun alle verfügbaren PSA-Agenten auf den Fall an. Doch nur einer schafft es scheinbar, sich an die Fersen von „M“ und seinen „Totenköpfen“ zu heften: PSA-Agent Larry Brent alias X-Ray-3. Aber die Bande dreht den Spieß um und Larry wird zum Gejagten …

Die erste Geschichte schließt nahtlos an das zweite Abenteuer Larry Brents an und präsentiert in rasanter Satzfolge einen geradezu klassischen Gruselkrimi. Die Idee der lebenden Wachsfiguren war ja schon immer ein beliebtes Thema des Genres, und der Hauch des Ungewissen, ob nicht doch Leben in diesen realistisch modellierten Gesellen steckt, fasziniert immer noch Millionen von Menschen. Dass die Thematik noch lange nicht zum alten Eisen gehört, beweist der Film „House of Wax“, welcher im vergangen Jahr das Horror-Genre bereicherte. Im Bereich des Horror-Heftromans war Dan Shocker wohl der Erste, der diese Spielart in einem Roman verarbeitet hat, und das in seinem unnachahmlich atmosphärischen Erzählstil.

Die Lösung ist hierbei nicht gar so einfach, wie man vermuten mag, und als Leser ist man vom Anfang bis zum Ende hin gefangen von dieser unheimlichen Szenerie. Dabei verwendet der Autor wieder einmal klassische Begebenheiten und Schauplätze, die seit jeher für ein angenehmes Gruselambiente sorgen: ein nebelverhangenes London mitten im November, ein düsterer Friedhof, ein englisches Herrenhaus und ein altes Wachsfigurenkabinett. In einer kleinen Nebenhandlung geht der Autor auch auf allzu eifrige Journalisten ein, die für eine gute Story einfach alles tun und sogar den Tod eines Menschen in Kauf nehmen würden, um die Auflage in die Höhe schnellen zu lassen. Hier kommt Nostalgie pur auf und trotz seines Alters ist dieser Roman immer noch empfehlenswert und hat nichts von seinem Charme eingebüßt.

In der zweiten Story greift der PSA-Chef David Gallun zum ersten Mal persönlich ins Geschehen ein, und mit dem Auftreten des Verbrechers Ron Silker legt der Autor bereits den Grundstein für den gefährlichsten Feind, den die PSA je erhalten wird: Dr. Satanas. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und selbst Dan Shocker wird zu dem Zeitpunkt, als er diesen Roman schrieb, noch nicht in eine so ferne Zukunft geschaut haben.

So gruselig der Titel auch klingen mag, so wenig folgt die Story den gängigen Horror-Klischees, denn der „Dämon“ ist keineswegs ein hässliches Monstrum aus den tiefsten Gefilden der Hölle. Die Bezeichnung gilt vielmehr der Maskierung der Banditen und orientiert sich einmal mehr in die Richtung der Bösewichter, wie sie auch Edgar Wallace ins Leben rief. Die Totenaugen spielen allerdings eine wirklich frappierende Rolle, denn dem Anführer des Syndikats „M“ ist es tatsächlich möglich, durch einen suggestiven Blick das Herz seines Opfers stehen bleiben zu lassen. Zudem bekommt es Larry hier mit LSD, Gaspistolen und hochexplosiven Nitroglycerin-Folien zu tun. Hier zeigt sich wieder, wie vielseitig der Autor seine Themen ausgewählt hat, denn vom Genre her kann man diese Geschichte eher im Bereich Spionage, Krimi oder Thriller einordnen als in die Kategorien Grusel oder Horror – obwohl eine sehr beklemmende Szene darstellt, wie ein Verbrecher, der die Organisation verlassen will, lebendig begraben wird.

Als ein wenig fahrlässig ist die Aktion von David Gallun zu bewerten. Als Chef eines so hoch entwickelten Geheimdienstes wie der PSA selbst einzugreifen, noch dazu mit einer nicht unerheblichen Behinderung, nämlich Blindheit, ist mehr als brisant. Immerhin kennt niemand der Agenten den Boss persönlich, und wenn dieser dennoch Tag und Nacht für seine Agenten erreichbar sein will, kann er nicht so ohne weiteres auf eigene Faust ermitteln und sich in Gefahr begeben. Wie gut, dass keiner der im Einsatz befindlichen Agenten Kontakt zur Zentrale aufgenommen hat, während David Gallun bewusstlos und mehrere Stunden außer Gefecht gesetzt war.

Was die Handlung betrifft, geht es im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag, so dass man kaum dazu kommt, die Geschehnisse zu verdauen. Die Aushebung des Verbrechernestes durch zwei Agenten nimmt der Gefährlichkeit des Syndikats ein wenig von seiner Glaubwürdigkeit. Mehr gibt es an diesem ansonsten hochspannenden Roman wirklich nicht zu bemängeln, und es ist immer noch eine sehr empfehlenswerte Geschichte.

Die Innenillustrationen sind eine hervorragende Bereicherung der Geschichten und vervollständigen die Aufmachung. Das vielfarbige Cover zeigt das Oberhaupt der „Totenköpfe“ vor der Grabplatte des besten PSA-Agenten. Ein schaurig schönes Cover, welches wieder perfekt zur Story passt und bereits auf dem Originalroman der eigenständigen Heftromanserie zu bewundern war. Weder das Titelbild noch die Geschichten haben im Laufe der Zeit an Spannung eingebüßt und bieten immer noch hervorragende Unterhaltung für lange Winterabende.

http://www.blitz-verlag.de/

_Florian Hilleberg_

Dan Shocker – Das Grauen (Larry Brent, Band 1)

Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus

Im französischen Ort Maurs werden die Menschen Opfer von Vampiren. Zunächst werden nur vereinzelt Menschen angezapft, ohne getötet zu werden, dann gibt es die erste Leiche. Die französische Regierung bittet den amerikanischen Geheimdienst um Amtshilfe. David Gallun, Chef der geheimnisvollen PSA, der Psychoanalytischen Spezialabteilung, schickt seinen Agenten Henry Parker, alias X-Ray-18, nach Frankreich. Tatsächlich gelingt es dem Amerikaner, eine Menge Informationen zu sammeln. Dreh- und Angelpunkt ist das Anwesen des Ägyptologen Professor Bonnard, der gemeinsam mit dem undurchsichtigen Dr. Canol obskure Forschungen betreibt. Henry Parker setzt sich auf die Fersen von Canol, um die entscheidenden Beweise zu erbringen, und läuft direkt in die Falle.

Dan Shocker – Das Grauen (Larry Brent, Band 1) weiterlesen

Bionda, Alisha – Regenbogen-Welt

Der größte Traum der Gottesanbeterin Saha ist es, die fünf Ebenen der Regenbogen-Welt, die sich über die verwaiste Erde wölbt, zu erkunden. Doch ihre Freunde, ebenfalls Angehörige des Insektenvolkes und anderer Tiergemeinschaften, stehen dieser Idee eher skeptisch gegenüber, sehr zum Verdruss der abenteuerlustigen Saha. Schließlich gelingt es der jungen Gottesanbeterin mit Hilfe der weisen Eule Uhura, ihre Gefährten zu überzeugen. Von der alten Heuschrecke Iman erhält Saha einige Artefakte, die ihr auf dem langen beschwerlichen Weg helfen sollen, und so machen sich Saha, ihr Gefährte, die Libelle Ishtar, die Eule Uhura, die Schlange Kasur, der Käfer Tuc, das Eichhörnchen Hazee, die Fledermaus Jabani, die Riesenameise Shirkan und Sahas beste Freundin, der Schmetterling Barb, auf den Weg in unbekannte Welten.

Auf ihren gefahrvollen Reisen schließen sich der Gemeinschaft eine Menge neuer Freunde an und in mörderischen Gefahren muss sich die Freundschaft und der Zusammenhalt der unterschiedlichen Charaktere mehr als einmal beweisen. Dabei stoßen Saha und ihre Kameraden auf Relikte der ersten Menschen, die sich selbst und die Erde zerstört haben. Und bald wird Saha die gesamte Wahrheit offenbar, denn langsam beginnt sich die Gottesanbeterin zu verwandeln. Sie bekommt Hände mit fünf Fingern und wird zu einem Menschen, der zur zweiten Rasse gehört. Doch bevor sie mit ihren Gefährten die Erde neu bevölkern kann, muss sie die fünfte Ebene der Regenbogen-Welt erreichen. Und bis dahin ist es ein beschwerlicher Weg, auf dem weitere tödliche Gefahren lauern …

Mit „Regenbogen-Welt“ erwartet den Leser ein Fantasy-Roman der etwas anderen Art und der faszinierendste Beitrag zur |Magic Edition|. Ein sehr philosophisch ausgelegter Roman, denn so wie man sich selbst im Laufe des Lebens entwickelt und geistig wächst, so entwickelt sich auch die Protagonistin Saha und wird vom naiven Mädchen zu einer erfahrenen Frau. Die äußerliche Wandlung ist dabei sekundär.

Ein besonderer Appell geht dabei an die Freundschaft, und genau wie im richtigen Leben treffen Saha und ihre Freunde auf neue Weggefährten, während andere zurückbleiben oder sogar den Tod finden. Die Charaktere, so unterschiedlich sie von Gestalt und Gesinnung auch sein mögen, wurden allesamt liebevoll dargestellt und es ist kaum jemand dabei, den man nicht in sein Herz schließt. Die Interaktion zwischen den unterschiedlichen Freunden ist oft sehr witzig, manchmal auch traurig oder dramatisch aber nie langweilig, und besonders auffällig ist die gut recherchierte Hintergrundgeschichte, welche sich auf einen Mythos der Navajo-Indianer bezieht, in deren Sagen und Geschichten die Regenbogen-Welt eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt.

Insekten-Liebhaber sollten bei der Beschreibung von Saha und ihren Gefährten das eine oder andere Mal die Augen zudrücken, so z. B. wenn Saha ihre bewimperten Augenlider niederschlägt oder eine Libelle ins Schwitzen gerät. Die meisten anatomischen Besonderheiten und Verhaltensweisen werden aber vollkommen naturgetreu wiedergegeben und man sollte nicht außer Acht lassen, dass mit diesem Buch ein Fantasy-Roman vorliegt und keine wissenschaftliche Abhandlung.

Der Roman ist keineswegs ein Kinderbuch, sondern betrachtet das Leben an sich aus einer sehr realistischen Sichtweise, wo auch schon mal der eine oder andere Freund stirbt. In einer Vision erleben die Kameraden zudem, wie die Spanier Amerika entdecken und dabei das Volk der Indianer niedermetzeln, um an Gold und Reichtümer zu gelangen. In jeder Welt erwarten den Leser, genau wie die Reisenden, neue gefährliche Abenteuer. Selbst mit feuerspeienden Drachen bekommen es die Gefährten zu tun, so dass auch die Freunde der „altmodischen“ Fantasy auf ihre Kosten kommen.

Abgerundet wird der Band durch die stimmungsvollen Illustrationen von Barbara Emek, welche teils kindlich verspielt anmuten oder melancholisch verträumt den Beginn eines Kapitels zieren. Selten haben Schrift und Zeichnung eine so vollkommene Einheit gebildet. Das Titelbild fügt sich mit seiner schlangenhaften Spirale gut in das Gesamtbild ein und bietet für das Auge einen ersten Blickfang, ohne überfrachtet zu wirken. Die indianischen Symbole und die Farbgebung, welche an den hoffnungsvollen Schimmer des Sonnenaufgangs erinnert, vermitteln einen ersten Eindruck von der Atmosphäre des Buches.

Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen, und wer Lust hat, sich auf eine wundervolle und fantastische Reise zu begeben, der sollte sich diese Geschichte nicht entgehen lassen. Es ist eine wunderschöne Hommage an Freundschaft und Toleranz sowie ein Wegweiser in eine bessere Welt und ein harmonisches Miteinander.

http://www.blitz-verlag.de/

_Florian Hilleberg_

Perry, Steve / Perry, S. D. – Aliens versus Predator 1: Beute

|Auf der einen Seite: ein alptraumhaftes Geschöpf mit schwarz glänzendem Panzerkörper, messerscharfen Zähnen, Säure statt Blut und einem tödlichen Zungenkuss. Der perfekte Organismus. Das Alien! Auf der anderen Seite: ein gnadenloser Killer mit perfekter Tarnung, unfehlbarem Instinkt und einem Arsenal an High-Tech-Waffen. Der perfekte Jäger. Der Predator! In Computerspiel, Comic und Kinofilm stießen die beiden Ikonen des Science-Fiction-Horrors hier in Deutschland bereits aufeinander. Jetzt ist bei Dino der erste Roman zum Clash der Weltraummonster erschienen.|

_von Bernd Perplies
mit freundlicher Unterstützung unseres Partnermagazins http://www.ringbote.de/ _

1979 kam Ridley Scotts Tiefraumschocker „Alien“ in die Kinos, ein klaustrophobisch-düsterer Streifen über eine Frachtercrew, die sich fernab jedweder Zivilisation einen feindseligen Organismus an Bord holt und diesem Mann für Frau zum Opfer fällt. Der Film brachte eine neue Dimension des Horrors in das Science-Fiction-Genre und sein Erfolg zog drei Sequels und zahlreiche Nachahmer nach sich. Acht Jahre später trat in John McTiernans darwinistischem Dschungelbuch „Predator“ mit einem unsichtbaren galaktischen Trophäenjäger ein weiterer extraterrestrischer Schrecken auf die große Leinwand. In der Fortsetzung „Predator 2“ (1990) kam jemandem dann der Gedanke, das perfekte Raubtier mit dem perfekten Jäger zu verknüpfen, was in der augenzwinkernden Schlusspointe eines Alien-Schädels in der Trophäensammlung des Predators resultierte. Dieser Moment, so will es der Mythos, war die Geburtsstunde des Franchises „Alien vs. Predator“.

Besonders groß oder öffentlichkeitswirksam war es nie – vielleicht schon deshalb, weil es auf zwei Filmreihen basierte, die sich mit Einstufungen „FSK 16 aufwärts“ und den Genres Sci-Fi/Horror kaum an ein wirkliches Massenpublikum wandten. Trotzdem erschienen, neben den zwei recht bekannten Ego-Shooter-Games aus den Jahren 1999 und 2001, zwischen 1989 und 2000 eine ganze Reihe Comics, in denen sich der außerirdische Safari-Tourist und der säureblütige Xenomorph graphisch gewalttätig gegenseitig und ihrer Umgebung die Rübe einschlugen. Der Klassiker unter diesen Konfrontationen trägt den simplen Titel „Alien vs. Predator“ (1989/1990).

Die Geschichte handelt von einer Gruppe Kolonisten auf dem Planeten Ryushi, deren einfaches Leben als Rancher auf nachhaltige Weise gestört wird, als sie in einen Initiationsritus für eine Rasse tödlicher Jäger – Predatoren! – geraten, die es allerdings nicht auf die Menschen abgesehen haben, sondern auf etwas weit gefährlicheres: Aliens! (Die zu diesem Zwecke auf der Planetenoberfläche „gesäht“ wurden.) Durch die ungeplante Anwesenheit der Menschen geraten die Aliens allerdings außer Kontrolle und um zu überleben, sehen sich Predator und Mensch letztendlich gezwungen, zusammenzuarbeiten, namentlich die Kolonie-Aufseherin Machiko Noguchi und der Jäger-Veteran Dachande, die den fiesen ‚Hartfleischern‘ am Ende mit großem Feuerzauber den Garaus machen.

Exakt dies ist auch der Inhalt des 1994 erschienen Romans von Steve Perry und S. D. Perry, der mit zehn Jahren ‚Verspätung‘ im Rahmen des Hypes um Paul W. S. Andersons Kino-Monsterhatz „Alien vs. Predator“ über den |Dino|-Verlag den Weg in deutsche Buchhandlungen fand. Die Handlung ist dabei konsequent zweigeteilt und folgt einerseits der Perspektive Noguchis, die sich als neue Aufseherin der Rancher-Community auf Ryushi mit abweisenden Rynth-Züchtern herumschlagen muss, und andererseits jener Dachandes, der als Ausbilder eine Gruppe junger Yautja (so nennen sich die Predatoren selbst; die Bezeichnung „Predator“ fällt im ganzen Roman kein einziges Mal) auf die abgelegene Welt begleitet, auf der sie ihre Mannbarkeitsprüfung bei der Jagd auf die „Kainde amedha“, die Hartfleischer, ablegen sollen.

Dadurch, dass diese doppelte Perspektive auch dann noch durchgehalten wird, wenn sich Noguchi und Dachande als letzte Krieger gegen die Alienhorden zusammengeschlossen haben, erhält die Geschichte zwischenzeitlich sogar eine unterschwellig humoristische Note, denn es wird klar, wie unterschiedlich die Mentalitäten der beiden ungleichen Partner sind, deren gemeinsamer Erfolg gerade aus grenzwertigen Missverständnissen resultiert. Will Noguchi beispielsweise eher kameradschaftlich erscheinen, hält Dachande sie für aggressiv und gerade diese Dreistigkeit der kleinen Menschin imponiert ihm, womit der beabsichtigte Schulterschluss erreicht wäre, wenn auch unter völlig unterschiedlichen Grundvoraussetzungen.

Die Handlung an sich ist relativ gradlinig und folgt bekannten Mustern. Eine Gruppe Menschen an einem Ort fern jedweder Zivilisation führt ein beschauliches Leben, dann häufen sich seltsame Vorzeichen – Leute verschwinden, Schleim an den Wänden, Unsichtbare vor den Toren usw. – und schließlich kommt es zum rasenden Showdown mit horrender Todesrate. Trotzdem macht es Spaß, die Konfrontation zu verfolgen, gerade weil sie eine gekonnte Mischung aus Bekanntem und neuen Elementen ist. Vermutlich kann man den Autoren vorwerfen, dass sich die kreative Eigenleistung in Grenzen hält, denn ich nehme an, dass sich Comicvorlage und Roman tatsächlich sehr ähnlich sind (umso mehr fragt man sich, warum die Bücher seinerzeit überhaupt in Auftrag gegeben wurden). Kennt man die Comics indes nicht, wird dieser Kritikpunkt hinfällig.

Für Fans auf jeden Fall spannend sind die zahlreichen Einblicke, die uns die Autoren in die Gesellschaft der Predatoren gewähren, vor allem die Motivationen und Rituale rund um die Jagd. Wer den Kinofilm von Anderson gesehen, der wird einiges davon bereits kennen, aber hier muss für die Autoren (bzw. die ursprünglichen Comicautoren Randy Stradley und Phill Norwood von Dark Horse) eine Lanze gebrochen werden: Sie waren zehn Jahre vor dem britischen Regisseur dran.

_Fazit:_ Für Fans der zwei berühmten Weltraummonster bietet „Aliens vs. Predator: Beute“ ohne Zweifel gute Unterhaltung. Gekonnt vermischen die Autoren bekannte (und beliebte) Elemente beider Universen mit neuen Ideen und gewähren dabei interessante Einblicke in die Gesellschaft und Denkweise der Predatoren. Das einzige wirklich Manko ist der hohe Preis: Knapp 10 Euro für 267 Seiten Lesestoff sind ziemlich viel Holz, selbst für einen Fan der Materie. (Aber relativ hohe Buchpreise sind leider ein generelles Problem des |Dino|-Verlags.)