Alle Beiträge von Jürgen Pern

Geboren als Tutenchaton. Sohn des Amenophis iV, welcher später als Ketzterkönig Echnaoton in die Geschichte einging, und seiner Frau Nofretete. Im Alter von 19 Jahren aus machtpolitischen Motiven heraus hinterrücks ermordet.

Minninger, André (Adaption) / Stine, Megan & H William (Autoren) – Die drei ??? – House of Horrors / Haus der Angst (Top Secret Special, Fall 2) (Hörspiel)

Mit „House of Horrors – Haus der Angst“ wurde nun auch endlich der zweite Band (chronologisch ist es sogar der Erste) aus der jüngst erschienenen „Top Secret Edition“ vertont, welche insgesamt drei lange verschollene – und daher bis zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichte – Storys enthält. Darunter auch diese Geschichte vom Autorenpaar Megan und H. William Stine aus dem Jahr 1986, die zu den hierzulande recht unbekannten Mitmach-Fällen („Find Your Fate“, kurz: FYF) gehört, welche die deutschen Leser bis dato in dieser Form nicht zu Gesicht bekamen, da sie von der damaligen Übersetzerin Leonore Puschert gleich zu „normalen“ Romanen umgebastelt wurden. Dies betraf bisher die Fälle „Das Volk der Winde“ und „Der weinende Sarg“. Das „House of Horrors“ folgt nun auch auf dem deutschen Markt – sowohl als Buch von |KOSMOS|, wie auch in der Hörspiel-Adaption der |EUROPA|-Studios – dem originalen FYF-Konzept.

_Zur Story_

Tony ist ein begeisterter Besucher des Vergnügungsparks von Rocky Beach und speziell der Geisterbahn „House of Horrors“ zugetan. Zudem ist er ein Schulfreund der drei ???, deren Ermittlerfähigkeiten er, nach seinem letzten Besuch des ihm so vertrauten Fahrgeschäftes, nur zu gerne in Anspruch nehmen würde. Zumindest ihre Meinung möchte er hören, denn das plötzliche Stehenbleiben der Wagen und ein nicht zur Show gehörender, panischer Hilfe-Schrei eines Mannes, sind doch recht mysteriöse Vorgänge, deren Untersuchung sich für die drei Detektive, die sich um solcherlei ja bekanntlich balgen, vielleicht lohnt. Das tut es auch, denn bei einer weiteren Tour, zu viert durch die Geisterbahn, kommt es wieder zu einem abrupten Halt und geschrien wird auch – diesmal ist es jedoch eine Frau. Joey, der etwas windige Betreiber der Attraktion, benimmt sich sonderbar und der Fund eines mysteriösen Arnzei-Fläschchens bringt die Juniorspürnasen erst recht in Wallung: Hier stimmt was nicht. Tonys Gefühl hat ihn nicht getrogen. Mehr noch. Er darf bei diesem sonderbaren Fall tatkräftig mitmischen.

_Eindrücke_

Ein Fall bei dem der Hörer, durch die Trackwahl das Schicksal der vier Jungs mitbestimmt, ist ein Novum in der Serie (sieht man vom Spin-off „Die Dr3i“ mal ab, wo dies bereits schon einmal erprobt wurde) und funktioniert somit prinzipiell genauso wie im Buch – nur eben per Skip-Taste und nicht mit Umblättern. Und wer nun meint, da er das entsprechende Buch schon kennt, wäre das Hörspiel langweilig, täuscht sich da ein wenig. Das Hörspiel ist zwar fast auf den Punkt mit der Vorlage identisch, kann jedoch naturgegeben auf Stimmen, Soundeffekte und Musik bauen. Das schafft schon mal eine ganz andere Atmosphäre, die speziell beim Rummelplatzambiente sehr vorteilhaft zum Tragen kommt. Nichtsdestoweniger besitzt auch die Vertonung den teils schön schwarzen Humor und die Extraeinlagen – ein glatter linearer Durchmarsch auf dem kürzesten Weg (d. h. man entscheidet sich immer „richtig“) ist nicht unbedingt die unterhaltsamste Lösung. Die eigentlich interessanten und lustigen Dinge passieren eher auf den Seitensträngen.

Doch Vorsicht! Entgegen aller bisher in Deutschland üblichen Drei-???-Traditionen, können diese Abzweige auch mit ernsten, ja geradezu gemeinen Konsequenzen enden. Manche davon sogar sehr endgültig. Meist betrifft dies Tony, aus dem – anders als im Buch, dort ist der Leser selbst der „vierte Detektiv“ – eine eigene Figur wurde. Diese kleine Änderung macht hier durchaus Sinn. Einige fruchtlose Nebenhandlungen kann man auch relativ schadlos wieder verlassen und man gelangt wieder auf den rechten Weg der Geschichte zurück, andere führen wiederum automatisch zum Ende des Abenteuers, wie die Sprecherin (bei den Sondereditionen scheint Stamm-Erzähler Thomas Fritsch nicht mitzuwirken) zuweilen nicht ohne hämischen Kommentar feststellt. Wohl dem, der seine Sinne beisammen hat und sich stets im gewohnten Geist der drei ??? entscheidet. Diese güldene Daumenregel bewahrt meist vor Schlimmerem, ist aber auch keine Garantie. Hinweise auf die nächsten möglichen Schritte geben übrigens auch die 58 Track-Titel im Booklet der Doppel-CD. Einige davon riechen förmlich nach Falle …

Die Sprecherliste ist sehr umfangreich, doch ist es nicht gesagt, dass man auch wirklich alle Charaktere kennenlernt, wenn man, nennen wir es mal nonchalant den „Pfad der Tugend“ nicht verlässt. Muss man auch nicht, um innerhalb einer guten Stunde mit der eigentlichen Story durch zu sein. Andere (Schlüssel-)Figuren sind dagegen Pflichtprogramm (z. B. Kommissar Reynolds, Morton) und können lediglich in der möglichen Interaktion differieren. Stichwort Morton: Leider befindet sich Andreas von der Meden (Synchronstimme von David Hasselhoff u. a.) irgendwie nicht ganz auf der Höhe, selten war seine Performance als sonst so würdevoller britischer Chauffeur und Freund der drei ??? derart schlecht und holprig. Als Skinny Norris geht er spätestens seit „Grusel auf Campbell Castle“ auch nicht mehr so recht durch. Umgekehrte Vorzeichen bei Santiago „Spongebob“ Ziesmer, der klingt ausgerechnet als „Bärtige Marylin“ diesmal viel weniger nach Schwammkopf als im vorgenannten Fall. Auch ansonsten gibt es von der Sprecherleistung und Produktion eigentlich nur Erfreuliches zu berichten.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

|Sprecher und Figuren|

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Claudia Stocksieker (Erzählerin), Andreas von der Meden (Morton / Skinny Norris), Wolfgang Draeger (Hauptkommissar Reynolds), Stefan Kaminski (Tony), Christine Pappert (Anna Millar), Santiago Ziesmer (Die bärtige Marilyn), Tommaso Cacciapuoti (Joey), Klaus Dittmann (Bubba Detroit), Verena Wolfen (Lily), Ben Hecker (Bruce Millar) uva.

_Fazit_

Zum einmaligen Hören ganz klar zu schade, der Versuchung nachzugeben, sich auch der Sackgassen und Umwege zu widmen, ist nämlich durchaus lohnenswert. Stimmungsvoll, witzig und durchaus selbstironisch kommt das Hörspiel daher und steht der Vorlage in nichts wirklich nach, kann sogar einige atmosphärische Pluspunkte zusätzlich einheimsen. Die Grundstory an sich hat mit Arzneimittelbetrug durchaus aktuellen Bezug, wobei man nicht vergessen darf, dass es sich um eine Geschichte aus dem Jahr 1986 handelt. Damit haben die Stines damals erstens sehr viel Weitsicht bewiesen und zweitens hat sich das Problem in all den Jahren offenbar kaum abgegriffen – allenfalls nur ins Internet verlagert, wie wohl jeder an den Mails in seinem SPAM-Order deutlich ablesen kann. Wie dem auch sei: Ein außergewöhnlicher wie gelungener Fall, dessen FYF-System bislang einen Sonderstatus innehat. Hoffentlich bleibt er nicht allein …

|2 Audio-CDs mit ca. 120 Min. Gesamtspieldauer
Story von Megan und H. William Stine nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886977733628|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

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Minninger, André (Adaption), Erlhoff, Kari (Autor) – Die drei ??? und die feurige Flut (Hörspiel) (Folge 148)

Nun nähert man sich auch bei den |EUROPA|-Studios mit der Vertonung der „regulären“ Folgen der magischen 150-Fall-Linie und somit einem weiteren Jubiläum in der erfolgreichen Geschichte der inzwischen legendären Serie. Nähme man die ganzen Sondereditionen und -folgen hinzu, hätte man diese Marke bereits jetzt überschritten, wo Nummer 148 „Die drei ??? und die feurige Flut“ Mitte August anno 2011 veröffentlicht ward. Die Buchvorlage dieser Geschichte von Kari Erlhoff stammt übrigens schon aus dem Jahre 2009, was wieder einmal deutlich macht, dass die Hörspieladaptionen den Bänden des |KOSMOS|-Verlags immer noch ein gutes Stück hinterherdackeln.

_Zur Story_

Allie Jamison, eine – aus zwei lange zurückliegenden Fällen – alte Bekannte der drei Fragezeichen, ist wieder da. Das sonst so selbstbewusste Mädel hat einen bedrohlich klingenden Fall für die drei Detektive auf Lager: Allie befürchtet nämlich allen Ernstes, verflucht worden zu sein und binnen weniger Tage zu sterben. Sie ist, da ihre Eltern mal wieder unterwegs sind, derzeit mit ihrer Tante Patricia Osborne in einer Art Zauberer-WG an der Küste Santa Monicas wohnhaft. Dort tummelt sich allerhand seltsames Volk unter einem Dach, von der Handleserin bis zum Alchimisten – und genau jener ist es auch, der das anstehende Problem verursacht hat. Das heißt, eigentlich sein Sohn Emerald Pendragon, mit welchem sich Allie inzwischen ein wenig angefreundet hat. Sie wollte dem jungen Mann, in ihrer typisch forschen Art, eigentlich nur ein wenig unter die Arme greifen.

Der angehende Alchimist sollte nämlich von seinem Vater geprüft werden, ob er des Berufes – welchem die ganze Familie seit Generationen anhängt – würdig sei. Leider ist der Filius nicht so ganz auf der Wellenlänge seines alten Herrn und nutzt während dessen mehrtägiger Abwesenheit lieber das Mittel des Beschisses. Mit anderen Worten: Er will schummeln, indem er das umfangreiche Formelbuch seines Daddys konsultiert, von welchem er schließlich genau weiß, wo dieser es aufbewahrt. Da hat er allerdings die Rechnung ohne seinen mit allen Wassern chemisch rein gewaschenen Erzeuger gemacht, der seinen faulpelzigen Sohnemann offenbar doch bestens kennt. Der olle Wälzer enthält offenbar eine perfide Sicherung gegen unbefugten Zugriff. Diese erwischt Allie und Emerald, deren Gesundheitszustand sich seither zusehends verschlechtert. Das Buch stellt aber auch Rettung in Aussicht. Natürlich in Form eines kniffligen Rätsels.

_Eindrücke_

Schon die Romanvorlage wusste geschickt mit alten Elementen und eben auch der Figur der Allie Jamison zu spielen, die hier – nach den Klassikern „Singende Schlange“ und später noch einmal in der „Silbermine“ – ihr Revival feiert. Selbstverständlich hat sich der Charakter ein wenig gewandelt, oder besser gesagt: Er ist behutsam modernisiert worden. In den seligen Sechzigern und Siebzigern war sie noch so etwas wie das Sinnbild des hochnäsigen Pferdemädels, heute spielt ihr Pferd „Queeny“ keine Rolle mehr, findet aber in Anlehnung an gute, alte Zeiten hier wenigstens ansatzweise Erwähnung. Allie besitzt jedoch noch immer ein selbstbewusstes und eigensinniges Wesen, ein Umstand, durch den man sich manchmal an die nicht minder starke Persönlichkeit Jelena Charkovas erinnert fühlt, deren Figur ganz ähnlich ausgelegt ist und deren frühes Role Model Allie durchaus sein könnte. Leider kommt ihre esoterisch-spinnerte Tante Patricia diesmal nicht in persona vor, doch ihre schrägen WG-Mitbewohner machen die Scharte mehr als wett.

Das trifft auch auf das Hörspiel zu, wo die SprecherInnen passend zu ihren teils ganz schön überkandidelten Freak-Rollen agieren, ohne dabei jedoch zu sehr ins Kitschige abgleiten. Wieder einmal in einer Gastrolle: Comedian und Schauspieler Tetje Mierendorf, wo er sich erneut gut macht, wie bei seinem ersten Auftritt im ???-Fall „Pfad der Angst“. Von den Stammsprechern darf man solcherlei natürlich ohnehin erwarten – insofern bietet sich auch dort allerbeste Performance. Die Geräuschkulisse sowie die Musik passen bei dieser Folge ebenfalls sehr gut, besser als bei manch anderen Adaptionen der jüngeren Vergangenheit. Klar, die Story an sich ist mit ihrem Schüttelrätsel nun kein Ausbund an Innovation und der Plot streckenweise ein wenig herbei gedichtet, doch wir sind hier ja bei den drei ??? und da erwartet man Derartiges irgendwo ja – und vor allem, wenn es so stimmig präsentiert wird, macht’s auch Freude.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

|Sprecher und Figuren|

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Katrin Fröhlich (Allie Jamison), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Birke Bruck (Ursula Burns), Monty Arnold (Emerald Pendragon), Peter Weis (Carl Parsley), Dagmar Dreke (Sunshine), Tetje Mierendorf (1. Mann), Costa Litow (2.Mann)

_Fazit_

Die Lösung des Falles findet auf mehreren Ebenen statt und erst ganz am Schluss werden alle Stränge zusammengeführt bzw. Rätsel nachvollziehbar aufgelöst. Das will schon was heißen. Pädagogisch gesehen gibt diese Folge der Zielgruppe recht brauchbares Allgemeinwissen über Chemie mit auf den Weg. Die Kürzungen, zur doch ausführlicheren Handlung des zugrunde liegenden Buches, fallen nur moderat aus und schaden dem Gesamtkonzept keineswegs. Die rund 66 Minuten Spielzeit reichen vollkommen, um diese nach klassischem Muster gestrickte Geschichte spannend und flott unter – und auf den Punkt – zu bringen. Produktionsseitig gibt man sich auch keine Blöße und liefert besonders saubere Arbeit ab. Bei aller gewohnten Professionalität, scheint es, als motiviere eine gute Vorlage doch noch mal zusätzlich und steht dieser in nichts nach: Das Hörspiel ist dem Team bei |EUROPA| ebenso stimmungsvoll wie schlüssig gelungen. Daumen hoch.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 66 Minuten
Story von Ben Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014825|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

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Dingemann, Rüdiger – TATORT: Das Lexikon

Die dienstälteste und mit Sicherheit auch beliebteste deutsche Krimiserie feierte unlängst ihr 40-jähriges Jubiläum: Der TATORT. Grund genug diesem Phänomen der hiesigen Medienlandschaft ein Denkmal in Form eines eigenen Lexikons zu schaffen, muss sich Autor Rüdiger Dingemann gedacht haben. Seit November 2010 ist es dann auch so weit gewesen. Auf fast 480 Seiten sind „Alle Fakten, alle Fälle, alle Kommissare“ verewigt, damit wirbt jedenfalls die Tagline des Buches aus dem Hause |Knaur| um die Gunst der Leser. Diese dürften sich vermutlich fast ausschließlich aus den Reihen der nachweislich treuen TV-Gemeinde rekrutieren. Bei durchschnittlich 6 – 8 Millionen Zuschauern jede Woche (allein am Sonntagabend in der ARD, die Wiederholungen im Lokalfernsehen nicht mitgerechnet) ein beachtlicher, potenzieller Käuferkreis.

_Inhalt und Eindrücke_

Anders als ein klassisches Lexikon, funktioniert dieses Nachschlagewerk nicht nach Stichworten, sondern hauptsächlich nach den chronologisch korrekt in ihrer Abfolge sortierten Folgen. Diese Gliederung ist logisch und nachvollziehbar. Zunächst erklärt eine mehrere Seiten umfassende Einleitung den TATORT und beleuchtet sein Erfolgsrezept von seinen Anfängen – bei denen noch niemand seinen Erfolg absehen konnte und wollte – bis hin zu den modernen Vertretern der Serie. Allen gemein ist, dass die nie zu abgehobenen, stets realitätsnahen Fälle immer ein Spiegel ihrer Zeit waren und sind. Auch diesen wichtigen Umstand der Generationen übergreifenden Unterhaltung, weiß Rüdiger Dingemann zu würdigen und hervorzukehren. Somit ist der interessierte Leser schon einmal gut darauf eingestellt, mit Hilfe des Buches, 40 Jahre TATORT und somit auch deutsche Geschichte zu erkunden.

Allerdings muss da noch ein wenig mehr kommen als nur ein simpler Episoden-Guide, wenn man sich als Untertitel „Alle Fakten. Alle Fälle. Alle Kommissare“ auf die Fahnen geschrieben hat. Wobei man „Alle Fälle“ schon gleich einmal relativieren muss, denn diese reichen bis zum Oktober 2010 – geschickterweise hat man genau beim Jubiläum den Cut gemacht. Die allerneuesten Folgen sind somit nicht mit drin. Die teilweise neuen Gesichter und Konzepte, welche erst 2011 so richtig beim Publikum ankommen sollen, finden aber durchaus schon Erwähnung. Beispielsweise solche mit dem türkischstämmigen Undercover-Solisten Cenk Batu aus Hamburg, Murot, der Ermittler mit dem Hirntumor oder das neue Frankfurter Team, welches dort unlängst das langjährige Duo Dellwo und Sänger ablöste. Selbstverständlich dürfen sich ganz besonders die Freunde der „alten Garde“ auf ein Wiedersehen mit inzwischen legendären Figuren freuen.

Haferkamp, Stoever/Brockmöller und Schimanski/Thanner sind nur einige aus dieser illustren Gesellschaft, die wohl auch heute noch fast jedes Kind kennt. Und wer diesbezüglich eine Gedächtnisstütze braucht, bekommt sie in zwei Abschnitten mit den entsprechenden Fotos zu den Hauptakteuren. Um die wichtigsten Mitwirkenden schnell zu finden, gibt es noch eine tabellarische Kommissar-Übersicht mit dem Wer, Was, Wann und Wo (mit-)gespielt hat. Interessant, dass einige der Kommissare auch mal in Nebenrollen anderer TATORTe auftauchen und dabei sogar gelegentlich der anderen Seite des Gesetzes standen: Jörg Schüttauf (Fritz Dellwo), Ulrich Tukur (Murot), Martin Wudke (Andreas Keppler) oder auch Axel Milberg (Klaus Borowski) haben durchaus schon mehr als einmal zwielichtige Rollen innegehabt. Um einige der bekannteren aus der jüngeren Vergangenheit mal exemplarisch zu nennen. Im Episodenführer erfährt man nebenher so einige weitere Anekdoten und Facts über manche Folge und Darsteller.

_Fazit_

40 Jahre TATORT auf rund 480 Seiten zu würdigen ist sicherlich nicht leicht. Das Lexikon schafft den Spagat zwischen Fakten und Unterhaltung aber recht passabel und ist alles andere als trocken. Im Gegenteil, man bekommt Lust sich die eine oder andere Folge doch noch einmal zu Gemüte zu führen und auf einige Dinge speziell zu achten. Eins der Probleme des Buches ist – neben einigen deftigen Lektoratsfehlern – ein eher grundsätzliches: Da die Serie andauert, hakt es mit der Aktualität irgendwann – aufgrund seiner geschickten Machart mit dem sauberen Schnitt, laufen die Informationen darin allerdings nicht Gefahr drastisch überholt zu werden. Und wer weiß? Vielleicht kommt ja zum nächsten anstehenden Jubiläum dann Band 2 als Ergänzung. Bis dahin bleibt es das einzige Nachschlagewerk für TATORT-Enthusiasten.

|Taschenbuch, 476 Seiten
ISBN 978-3-426-78419-8|
[www.droemer-knaur.dehome]http://www.droemer-knaur.de/home

_Rüdiger Dingemann bei |Buchwurm.info|:_
[„Deutschland in den 50er Jahren. Das waren noch Zeiten!“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2742

Joe Schreiber – Star Wars: Der Todeskreuzer

Es gibt ja nichts, was es nicht gibt. Da ein Horror-Roman im „Star Wars“-Universum lange zu den Dingen zählte, die es bis dato wirklich noch nicht gab, wurde im Ersterscheinungsjahr 2009 darob eine recht umfangreiche Internet-Werbekampagne gestartet. Allerdings war davon hierzulande dann nicht mehr so viel zu sehen und |Blanvalet| veröffentlichte die deutsche Fassung Joe Schreibers „Death Troopers“ eher unspektakulär im August 2010, als der künstlich erzeugte Hype aus den USA bereits deutlich abgeflacht war. „Der Todeskreuzer“, wie er hierzulande heißt, gehört zu den so genannten „Expanded Universe“ (kurz UE) Storys von George Lucas epochaler Sternenkrieger-Saga. Das heißt, er hat der eigentlichen Kerngeschichte nichts elementar beizutragen, sondern benutzt hauptsächlich die Kulisse und Figuren – in diesem Fall dürfen zwei sehr bekannte Schmuggler am Grauen teilhaben: Han Solo und Chewbacca.

Joe Schreiber – Star Wars: Der Todeskreuzer weiterlesen

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Sirius-Patrouille (Weltraumpartisanen – Band 18)

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_

Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962
Band 16: [„PILGRIM 2000“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7167
Band 17: [„Der Spiegelplanet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7194
Band 18: [„Sirius-Patrouille“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7267

_Band 18: Sirius-Patrouille_

Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.

Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.

_Vorgeschichte_

Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder als Cheftester in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.

_Zur Story_

Nach ihrem unerwartet langen Testflug mit der |Kronos|, der Commander Mark Brandis und seine Crew einmal um die Sonne herum führte (Band 16 und 17) herrscht wieder halbwegs „normaler“ VEGA-Testalltag. Die Kronos-Baureihe ist erwiesenermaßen ein guter Griff und nun bereit als schlagkräftige Ausgangsplattform für schwere Kreuzer in den Dienst der strategischen Raumflotte gestellt zu werden. Der SK |Invictus| wurde bereits mit allen Waffensystemen ausgerüstet und harrt seines letzten Fluges unter dem VEGA-Banner, danach wird er offiziell dem Militär überstellt. Die so genannte „Sirius Patrouille“, auf welcher das Schiff einem allerletzten Funktions-Check unterzogen werden soll, steht nominell unter dem Befehl von EAAU-Major Degenhardt. De facto gibt es aber zwei Kommandanten an Bord. Da die |Invictus| nämlich noch nicht rechtskräftig übergeben wurde, hat streng genommen der „technische Berater“ Brandis das Kommando eigentlich in allerletzter und höchster Instanz.

Der und sein Begleiter, Iwan Stroganow, sind aber prinzipiell nur Gäste auf diesem Flug. Die Kompetenzen für diesen Einsatz sind klar abgegrenzt. Ebenfalls mit an Bord befindet sich der Reporter Martin Seebeck, welcher für die oft stringente Routine eher hinderlich ist, und somit die Funktion des fünften Rades am Wagen innehat. Die für gewöhnlich als kreuzlangweilig verschriene Patrouille quer durch das Sol-System bekommt aber eine neue Qualität: Der Notruf eines |Najade|-Frachtschiffes lässt darauf schließen, dass es von einem neuartigen VOR-Raumer bedrängt wird. Für Degenhardt klares Signal sich schnellstmöglich auf die Socken zu machen und die Kavallerie zu mimen. Als man die im All treibende |Najade| aufspürt, ist es zu spät. Brandis, der das Wrack inspiziert, findet etwas, das ihn stutzig werden lässt – doch kurz darauf verunfallt er schwer und fällt ins Delirium. Für den Major steht ohnehin felsenfest, dass die Schlitzaugen Schießübungen auf Zivilisten veranstaltet haben und somit erklärt er die Jagd für eröffnet.

_Eindrücke_

Dies ist wieder einmal einer der Romane, in denen von der sonst bei MB üblichen Ich-Form abgewichen wird. Stattdessen werden die Ereignisse aus der neutralen dritten Person heraus geschildert – basierend auf den angeblichen Aufzeichnungen des Reporters Martin Seebeck. Wie schon in der Vergangenheit geschehen, erklärt Nikolai von Michalewsky – respektive sein fiktives Pendant Mark Brandis, dessen „Memoiren“ der Leser schließlich in der Hand hält – warum er so verfährt bzw. verfahren musste: Die Ereignisse hat die Hauptfigur aufgrund seines Gesundheitszustandes nur bruchstückhaft bewusst miterlebt und zudem unterlagen sie bislang der militärischen Geheimhaltung. Dieser Kniff aus der selbstauferlegten, manchmal doch wohl zu engen, Korsage der Ego-Perspektive der zu entfliehen, ist dem Serienkenner indes nicht Neues. Wann immer NvM sein geistiges Kind (man kann getrost auch „Zwilling“ sagen) mal wieder ein wenig überhöhen und heroisieren wollte, griff er zu diesem stilistischen Mittel.

Auch der Rest der Mitwirkenden bietet keine wirklich originellen Charaktere und rekrutiert sich aus dem recht stereotypen Baukastensystem NvMs. Der heilige Zorn des Autors richtet sich mal wieder gegen das Militär und seine Betonköpfe, speziell der verbohrte Major hat es ihm angetan. Dabei fällt die Figur ebenso zweidimensional-berechenbar wie unglaubwürdig aus. Selbstverständlich können auch Offiziere einen an der Ratsche haben, doch fällt es schwer zu glauben, dass man solch heißspornigen Erst-schießen-dann-fragen-Knilchen tatsächlich ein solch potentes Raumschiff anvertrauen würde. Mit einem derartigen John-Wayne-Gehabe sind die diplomatischen Verwicklungen ja bereits – dieser kleine Wortwitz sei gestattet – VORprogrammiert. Zudem ist es erstaunlich, dass bei MB diese Typen sich in letzter Konsequenz entweder doch noch für die gute Sache begeistern können, und/oder den Heldentod sterben. Nie hatte NvM einen im Ärmel, der sich tatsächlich mal zu seinem Bockmist bekennt und sich vor Gericht stellen lässt. Eigentümlich.

|Spoilerwarnung: Enthält sensible Informationen und Rückschlüsse|

Das bringt uns zum Storytelling. Auch hier herrscht recht müdes Einerlei. Alle Teile der Geschichte hat man schon in den anderen Bänden so oder so ähnlich bereits gesehen, insbesondere auch was das unrühmliche, ehrenrührige Ende des Majors betrifft. Zudem will dem Rezensenten partout nicht einleuchten, wie Brandis (und später auch Stroganow) anhand eines einzigen, kleinen Trümmerteils den wahren Sachverhalt so exakt bestimmen können – und dann auch noch recht spät. Sicher ist es für die Geschichte spannender, Indizien zu sammeln und sie langsam konkreter werden zu lassen. Wobei die grundsätzliche Frage aufkommt, warum so alte Raum-Hasen wie Degenhardt und Brandis den Grund für die Katastrophe nicht gleich auf einen Blick feststellen konnten, zumal das typische Schadensbild mühelos schon von außen hätte bemerkt werden müssen. Damit wäre Brandis‘ Exkursion und Unfall allerdings auch vollkommen obsolet geworden. Die Formulierung, dass es eine „Stichflamme“ war, die dem Transporter zum Verhängnis wurde, erscheint auch eher unglücklich. Ein weniger spezifischer „schwerer Brand an Bord“ hätte es dramaturgisch wahrscheinlich genauso gut (und im Übrigen auch glaubhafter) getan.

|Spoilerentwarnung: Die Luft ist rein – und raus|

_Fazit_

Nach „Der Spiegelplanet“, welcher demonstrierte, wie haarsträubend ein MB-Roman ausfallen kann, zeigt sich „Sirius-Patrouille“ wieder etwas deutlicher im interstellaren Aufwind. Plot und Figurenzeichnung sind zwar 08/15 und quer aus dem reichhaltig-moralinsauren Brandis-Sortiment zusammengebastelt, doch weiß die, nicht vollends überzeugende, Story immerhin ganz gut zu unterhalten und ihre zeitlose Message zu transportieren. Nämlich die, dass Vorurteile sowie Militärs nix taugen – und schon gar nicht in Kombination miteinander. Ein paar kleinere Unpässlichkeiten in Sachen Logik, Physik/Technik und Stil sind auch (wieder mal) zu vermelden, gehören aber zum Charakter der Serie und machen sich nicht weiter störend bemerkbar. Jedenfalls wesentlich weniger als bei manchem anderen Band. Als Leckerli gibts im Anhang noch ein interessantes Interview mit Mechthild von Michalewsky, der Witwe des Autors.

|Taschenbuch, 176 Seiten
Ersterscheinung: 1979 – Herder, Freiburg
Sammleredition/Neuauflage: 2010/2011
ISBN: 978-3-938065-66-2|
[www.wurdack-verlag.de]http://www.wurdackverlag.de

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 [„Pilgrim 2000 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7059
14 [„Pilgrim 2000 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7060
15 [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7128
16 [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7129
17 „Alarm für die Erde“ (für Herbst 2011 angekündigt)
18 – für Herbst 2011 angekündigt –

Minninger, André (Adaption), Nevis, Ben (Autor) – Die drei ??? und die Rache der Samurai (Folge 145) (Hörspiel)

Mit Folge 145 leisteten die inzwischen zu |Sony Music| gehörenden |EUROPA|-Studios ein weiteres Pensum an Vertonungen der berühmten Jugendbuchserie „Die drei ??? ® „. Damit hinkt man in Hamburg allerdings dem Stuttgarter Stammhaus der Reihe aber immer noch gut 10 bis 15 Fälle hinterher, denn bei |Kosmos| hat man die magische 150er-Marke inzwischen längst satt überschritten und die Fälle 160+ sind bereits fest angekündigt. Doch die Hörspiele holen, im Moment jedenfalls, wacker auf, den pro Quartal durchschnittlich zwei neu veröffentlichten Büchern, stehen derzeit drei Audio-Adaptionen im gleichen Zeitraum entgegen. Wobei die Hörspiele in Deutschland fast schon traditionell die größere Anhängerschaft vorweisen können. Im März 2011 konnte diese dann auch endlich Ben Nevis‘ „Rache der Samurai“ in ihre CD-Player stopfen – nach immerhin zwei Jahren Wartezeit.

_Zur Story_

Takashi Yukawa, der Schulleiter des „Shadowstone“-Jungeninternats wendet sich Hilfe suchend an die drei Detektive: Der Schüler Percy Zuckerman ist seit fünf Tagen verschwunden. Die Polizei ist zwar verständigt, geht aber davon aus, dass Percy einfach mal wieder abgehauen ist. Dazu muss man wissen, dass sich das Klientel des Internats sehr stark aus recht schwer erziehbaren Sprösslingen reicher Familien rekrutiert und somit nicht den allerbesten Ruf besitzt. Der Schulleiter ist allerdings ziemlich sicher, dass etwas anderes dahinter steckt. Percy hatte zuvor einen anderen Schüler bezichtigt einen Diebstahl sowie einen tätlichen Angriff auf den Hausmeister begangen zu haben, worauf hin dieser von der Schule flog. Kurz darauf fand sich ein japanischer Schriftzug in blutroter Farbe, welcher „Percy Verräter“ kundtat. Offensichtlich das Werk eines der Schüler aus der elitär-verschworenen Samurai AG, zu der auch der Geschasste gehörte. Percy jedenfalls verschwand darauf spurlos. Flucht, Entführung oder vielleicht Schlimmeres?

Die drei ??? willigen ein, sich als vermeintliche Interessenten ins Internat einschleusen zu lassen. Das heißt, Justus und Peter werden dort mit getürkter Vita einquartiert, Bob übernimmt den Außenposten im angrenzenden Örtchen. Die Schulregeln sind rigide: Feste Schlafens- und Essenszeiten, keine Handys – und als Krönung mögen die alteingesessenen Schüler keine Frischlinge. Schon gar nicht, wenn sie neugierige Fragen stellen und herumschnüffeln. Was sich ohnehin als schwierig entpuppt, da Mr Yukawa ihnen keine Schützenhilfe geben kann, weil er wegen dieser Vorkommnisse vor dem Trägerverband der Schule antreten muss und daher die nächsten drei Tage nicht vor Ort ist. Alsbald kristallisiert sich heraus, dass an der ominösen Samurai AG mehr dran ist, als bloßes sportliches Interesse an japanischen Kampftechniken und Traditionen seitens seiner Teilnehmer. Mancher Schüler der AG hat sich mit der Krieger-Philosophie dermaßen identifiziert, sodass es schon in Fanatismus ausartet. Kotzbrocken Sean Doherty, vormals Percys, und jetzt ausgerechnet Peters, Zimmergenosse ist der Glühenste von ihnen.

_Eindrücke_

Die Grundstimmung geht irgendwie gefühlt in Richtung des ebenfalls kürzlich veröffentlichten und vertonten Falles „Brainwash – Gefangene Gedanken“. Wieder einmal müssen die drei Detektive undercover tätig werden, wobei sich zumindest im Hörspiel doch sehr viel Mühe gegeben wird, dies – auch vor den Augen der anderen Schüler – plausibel aussehen zu lassen. Das erfordert zwar ein gerüttelt Maß an Geschwafel zu Beginn, doch ab dem zweiten Drittel zieht das Tempo dann doch merklich und dankenswerterweise an. Selbstverständlich dürfen auch einige Actionelemente nicht fehlen und dennoch bleibt die Geschichte eher eine der gemächlicheren Vertreterinnen ihrer Zunft, wobei Titel und Coverbild durchaus etwas anderes signalisieren. Prinzipiell ist an der Story nicht viel auszusetzen, nur dass sie sich trotz der Kürzungen gegenüber der Vorlage, immer noch vergleichsweise zäh hinzieht und sich zuweilen in überzogenem Geplänkel verliert. Die Akteure muss man aber sowieso erst einmal in Ruhe mental sortieren, sonst blickt man nicht zuletzt dank einiger Namensähnlichkeiten nicht mehr so recht durch, wer mit wem und warum.

Handwerklich ist man bei den Profis von EUROPA selbstredend mal wieder auf der sicheren Seite, wobei ein paar kleine Extra-Bonbons das „Look and Feel“ im Kopfkino noch etwas hätten steigern können. Das ganze Japan-Thema etwa hätte durch die Verwendung authentischer(rer) Begriffe den letzten Schliff erhalten. Das fängt mit dem „Schwertkampf“ an, der zu Übungszwecken eigentlich immer ein Stockkampf ist – das berühmte „Kendo“, dementsprechend müsste die AG auch so heißen und nicht „Samurai“. Der angeblich so japanophile Lehrer unterbricht einen Kampf nicht mit dem korrekten Kommando („Ma-te!“), sondern mit einem westlichen „Halt!“. Auch die Anrede „Meister“ klingt für Freunde der besagten Krieger-Kultur befremdlich und spätestens seit den „Teenage Mutant Ninja Turtles“ weiß jedes Kind, dass dieser vorzugsweise und stilecht mit „Sensei“ tituliert wird. Aber das ist jetzt alles ziemliche Haarspalterei. Im Großen und Ganzen kann man mit der thematischen Umsetzung gut leben, grobe Schnitzer sind Fehlanzeige.

_Die Produktion_

Drehbuch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Conrad, George, Morgenstern

|Sprecher und Figuren:|

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Wilfried Diallaz (Takashi Yukawa), Michael Lott (Frank Hektor), Leonhard Mahlich (Sean Doherty), Jasmin Wagner (Mandy), Philipp Baltus (Zeno Daniels), Jesse Grimm (Percy), Jens Wendland (Keko), Peter Buchholz (Anthony Fender), Thomas Fritsch (Erzähler)

_Fazit_

Ein leichter Hauch von Hogwarts umweht diese Folge, nur dass die Zauberstabduelle hier auf Schloss Schattenstein (nicht zu verwechseln mit Schreckenstein) wesentlich rustikaler und fast ausnahmslos „voll auffe Omme“ ausfallen. Und das natürlich ganz ohne übersinnlich-magischen Hokuspokus. Insgesamt eine stimmungsvolle Folge, die sich aber mit einer Laufzeit von satt oberhalb einer Stunde die eine oder andere Länge gönnt und nicht immer den authentischen Ton des Grundthemas trifft, wodurch der Funke vielleicht nicht so recht überspringen mag. Selbstverständlich werden auch einige sattsam bekannte Serienklischees bedient. Wat mutt, dat mutt. Ansonsten gibt es an der sauber produzierten Umsetzung dieses Mittelfeld-Falles nicht viel auszusetzen. Eine 3+ kann man durchaus vertreten.

|Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 74 Minuten
Story von Ben Nevis nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014528|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

Mehr als 80 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

Die drei ??? – Grusel auf Campbell Castle (Folge 147)

Die EUROPA-Studios holen bei der Vertonung der berühmten Jugendserie gegenüber den „???“-Büchern aus dem |Kosmos|-Verlag stetig auf. Mit der Audio-Fassung des 147. Falles der drei Detektive im Juli 2011 verringert sich der Abstand auf nunmehr knapp zehn Bände. Das Original zu „Grusel auf Campbell Castle“ stammt von Marco Sonnleitner und datiert zurück auf das Jahr 2009. Es musste also demnach ganz schön lange auf seine Adaption warten, wie auch die anderen Fälle welche in diesem Jahr auf die treue, nach weiteren Geschichten lechzende Hörerschaft losgelassen wurden. Derzeit schaffen durchschnittlich zwei bis drei Storys im Quartal diesen Sprung, womit ihre Veröffentlichungsfrequenz im Moment etwas über der der Bücher liegt. Die kürzlich erschienenen und erscheinenden Sondereditionen sind dabei noch nicht einmal mit gerechnet.

_Zur Story_

Bob, der einen Artikel über das unweit von Rocky Beach gelegene Campbell Castle verfasst, wird vom Hausherren Adam Campbell eingeladen, an einer von ihm veranstalteten Séance teilzunehmen. Dort gelingt ihm ein Mitschnitt einer Geisterstimme, welche sich an Adam wendet und ihm ein Vermächtnis in Aussicht stellt – wenn er ein Rätsel löst. Zum Schluss gibt sich der angebliche Geist als sein verstorbener Vater Samuel zu erkennen, was Adam verständlicherweise sehr irritiert. Seine Eltern starben von 15 Jahren bei einem tragischen Brand im Schloss und er versucht eher schlecht als recht den Unterhalt für den Familienbesitz aufzubringen, weswegen er die inszenierten Geisterbeschwörungen zusammen mit dem treuen Butler Edward veranstaltet, um mit diesen Events etwas Geld in die bedrohlich klamme Kasse zu bekommen. Edward ist auch derjenige, der für die ganzen Special Effects des gefakten Spukprogramms zuständig ist.

Doch dieser war am fraglichen Abend mit einer Autopanne liegen geblieben und somit gar nicht im Schloss, um seine Aufgabe als vermeintlicher (und gut informierter) Geist wahrzunehmen. Die Stimme richtet sich normalerweise immer an einen der Gäste, über welche man zuvor gründliche Auskünfte einzog. Dass diesmal allerdings Adam selbst Ziel des Hokuspokus wurde und Edward definitiv als Quelle ausfällt, beunruhigt ihn. Das ruft die drei ??? auf den Plan, die alarmiert von Bob heraus finden möchten, wer dahinter steckt und warum. Als wäre das alles nicht geheimnisvoll genug, ist Edward tags darauf spurlos verschwunden und sein Zimmer durchwühlt. Zeit das Rätsel zu dechiffrieren und Klarheit in die Sache zu bringen. Und was für ein Vermächtnis beherbergt das alte Gemäuer – bedeutet es vielleicht sogar das Ende der finanziellen Sorgen Campbells? Ein windiger Immobilienmakler kreist schon wie ein Geier um das Schloss und würde gern einen Vergnügungspark daraus machen.

_Eindrücke_

Die Grundidee ist sicherlich alles andere als neu und mehr als einmal fühlt sich der Hörer um etliche Jahre in die Vergangenheit versetzt, in selige Zeiten des Klassikers „Gefährliche Erbschaft“ nämlich. Hier hat Marco Sonnleitner als Verfasser der Buchvorlage offenbar ganz kräftig gewildert und den Fall mit einigen weiteren Standard-Serienelementen aufgedonnert sowie modernisiert. Die rätselbefeuerte Schnitzeljagd ist ein Beispiel dafür und innerhalb der Serie eine sehr, sehr alte Bekannte wie Konstante. Eine leichte Spur „Gespensterschloss“ (sogar Erzfeind Skinny Norris taucht hüben wie drüben auf) kann diese Folge ebenfalls nicht verhehlen. Eine gewisse Langatmigkeit auch nicht. Dabei fällt das Gesamtkonzept aber noch gelungen aus. Motive und „Täter“ sind vielschichtig und die tatsächliche Faktenlage – was zumindest für das Miträtseln beim erstmaligen Kontakt mit der Story besonders positiv ist – trotz aller altbekannten stilistischen Kniffe und Versatzstücke, bis zuletzt unklar. Auch der recht unerwartete Finaltwist wertet die Geschichte ein Stück weiter auf.

Die Umsetzung zum Hörspiel oblag selbstverständlich wieder André Minninger, der ebenso selbstverständlich das Skript gegenüber dem Buch um einige Passagen kürzen musste. Weh getan hat es der Geschichte nicht, straff und gradlinig geht es voran und auch grobe Löcher in der Logik sind kaum anzutreffen – sieht man einmal davon ab, dass u. a. vier Personen sich, trotz offensichtlicher Gegenwehr bzw. hörbarem Gerangel, von einem einzigen Einbrecher/Räuber (Gastrolle: Patrick Bach) überrumpeln und ihn mit einer Schriftrolle entkommen lassen. Apropos: Gastsprecher. Anders als der vorgenannte Schauspieler, der nicht zum ersten Mal dabei ist, leiht Santiago Ziesmer (Adam Campbell) sonst Film- und TV-Figuren seine charakteristische, leicht quäkige Stimme, die aber wundersamerweise hier gar nicht mal so störend auswirkt, obwohl man irgendwie ständig „Spongebob“ in Ohr und Hinterkopf hat. Erschreckend gealtert ist die Stimme von Andreas von der Meden, der als Skinny Norris langsam nicht mehr so recht passt.

_Fazit_

Dem „Star Trek“ erprobten Rezensenten springt ein „Where ‚Gefährliche Erbschaft‘ has gone before“ spontan vors geistige Auge, doch das wäre zu platt und würde der Story nicht ganz gerecht. Aber: Wie viele alte Schlösser und Spukhäuser gibt’s in Kalifornien eigentlich noch? Na ja, es werden schon ein paar sein und die drei ??? somit nicht von der Arbeitslosigkeit bedroht sein. Alles in allem ist die Geschichte also nicht wirklich originell, doch insgesamt stimmig und gut umgesetzt. Sprecher und Geräusche sind auf gewohnt hohem Niveau. Sicher ein Fall, der so für zwischendurch wohl auch mal häufiger gehört werden wird.

_Die Produktion_

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

_Sprecher und Figuren_

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Santiago Ziesmer (Adam Campbell), Christian Rudolf (Henry Campbell), Holger Umbreit (John Taylor), Ben Hecker (Edward Crockett), Katja Brügger (Mrs. Harkort), Stefan Kaminski (Mr. Prescott), Andreas von der Meden (Skinny Norris), Volker Bogdan (Jack Leech), Holger Mahlich (Inspector Cotta), André Minninger (Godween), Patrick Bach (Einbrecher), Tommaso Cacciapuoti (Max)

Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 65 Minuten
Story von Marco Sonnleitner nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 886978014726
www.natuerlichvoneuropa.de

Erlhoff, Kari – Die drei ??? und der Meister des Todes (Band 155)

In letzter Zeit jettete man in einer von Deutschlands wohl beliebtesten, bekanntesten und dienstältesten Jugendserien von einem Jubiläum zum anderen. Und immer noch reißt der Strom an Neuveröffentlichungen nicht ab, wobei sich die „Die drei ???“ seit 1993 bekanntlich fest in deutscher Hand befinden. Zwei bis drei frische Bände erscheinen in der Regel pro Quartal. Die Zusammensetzung der Autoren bei |Kosmos| wechselte – vor allem in jüngster Geschichte – zwar immer wieder, Kari Erlhoff gehört jedoch seit ihrem Debüt „Tödliches Eis“ von 2008 inzwischen zum festen Stamm der aktiven Geschichtenschreiber. Der Fall „…und der Meister des Todes“ von August 2010 ist (neben ihrer Beteiligung an der Anthologie “ … und die Geisterlampe“) ihr 6. Beitrag zur Serie und insgesamt schon der 155. der berühmten Juniorschnüffler aus Rocky Beach.

_Zur Story_

Derzeit sind Filme als Schulprojekte angesagt, und da Justus, Peter und Bob sicher bei keiner Schnulze und auch keinem Pferdefilm mitwirken wollen, landen sie im Horror-Genre. Immerhin stimmt das thematisch mit ihren sonstigen Interessen als ambitionierte Junior-Detektive halbwegs überein. Wobei so ganz glücklich ist insbesondere Justus nicht über die Rolle des übergewichtigen Serienkillers. Er gibt aber sein Bestes. Peter ist schon besser dran, denn er ist selbstverständlich für die Tricks zuständig, schließlich arbeitet sein Dad ja in einer Special-Effects-Abteilung Hollywoods. Eigentlich sollte auch seine Freundin Kelly mitmachen, doch die fiel wegen Magen-Darm kurzfristig aus. Dafür meldete sich die als schräg geltende Latona als Ersatz. Bob hat eher kleinere Szenen und einen recht lauen Job, ebenso wie der zurückhaltende Frank. Komplettiert wird die Gruppe durch die etwas weinerliche Mary-Ann, die passenderweise die weibliche Opferrolle besetzt. Zuguterletzt ist da noch Zack, er hat das Drehbuch geschrieben und führt auch Regie.

Leider ist die Schule als Location nicht grade ideal und so kommt es, dass der Horror-AG durch Zufall ein altes, abseits an der Küste gelegenes Haus als Drehort angeboten wird. Dort können sie praktischerweise auch gleich übernachten. Es ist ein geheimnisvolles Fleckchen mit einer sehr bewegten wie düsteren Geschichte, wie die Besitzerin Mrs. Sciutto zu berichten weiß. Ihr Mann war passionierter Puppenspieler, eine Tradition, welche die Familie aus ihrer ursprünglichen Heimat Venedig mitbrachte. Er wurde „Der Meister des Todes“ genannt, denn angeblich starben die Sciutto-Puppenspieler niemals sondern verschwanden irgendwann einfach. Auf der anderen Seite gab es in ihrem Umfeld auch immer wieder rätselhafte Unglücksfälle, so als wolle der überlistete Gevatter Tod sich sozusagen zum Ausgleich anderweitig Kundschaft besorgen. Inzwischen steht das Haus schon lange leer, seit der letzte „Meister“ verschwand – doch seine Puppen hängen immer noch dort und erwarten die Jugendlichen als stummes Spalier. Darunter auch der Sensenmann.

_Eindrücke_

Kari Erlhoff hat sich inzwischen als feste Größe bei den neuen ???-Büchern etabliert, wobei bei ihr immer gern die „klassischen“ Serienelemente und Figuren besondere Beachtung finden. Hier ist es „nur“ Ersteres, und mal nicht ein Revival von Figuren wie Skinny Norris („Der unsichtbare Gegner“) oder Jamie Allison („Feurige Flut“). Das Line-Up besteht – abgesehen von den Hauptprotagonisten, natürlich – aus in der Serie bislang vollkommen unbekannten Mitschülern der drei Fragezeichen, denen wie in einem beliebigen, neuzeitlichen Teenie-Slasher, ganz bestimmte Funktionen zukommen. Da gibt es die panische Mary-Ann, den coolen Zack, die etwas abseitige Latona, den zurückhaltenden Frank und natürlich die allseits bekannten Charaktere der drei ???. Das alles passt ganz gut zur Thematik, denn in der Tat drehen die Jugendlichen ja einen Horrorfilm, wobei die schön spukige Kulisse wiederum Anleihen an den Achtzigerjahre Mystery-Streifen „Joey“ vermuten, und das Leitmotiv an den (Nicht-???-)Film „Das Geisterschloss“, denken lässt.

Selbstverständlich läuft das Ganze auf eine rationale Erklärung hinaus und geht ganz ohne Übersinnliches über die Bühne. Ehrensache. Obwohl mit dieser Karte – Pardon: Marionette – kräftig gespielt wird und natürlich auch wieder mit dem einen oder anderen liebgewonnenen Serienklischee. Auch das ist Ehrensache. Dass dabei aber auch so manch witziger Moment herumkommt, ist schon etwas mehr als nur Dienst nach Vorschrift und soll hier auch ruhig einmal anerkennend erwähnt werden. Genauso, dass die Geschichte sowohl gut durchdacht, als auch die Auflösung plausibel ausfällt, ist bei Weitem (leider) nicht (mehr) so selbstverständlich in letzter Zeit. Insgesamt zeigt sich „Der Meister des Todes“ als sauber inszenierter Fall alter Schule mit Witz und Charme gleichermaßen. Insbesondere der Epilog, oder nennen wir es „zweiter Showdown“, nämlich die Aufführung des fertigen Filmes in der Highschool, hat noch ein paar Schmunzler in petto. Soviel darf hier verraten werden.

Ein paar kleine Haare in der Suppe trüben das Bild nicht wirklich – man kann schließlich nicht alles wissen, dafür ist die Redaktion und Lektorat ja da – oder ein klugscheißerischer Rezensent. So wird die marode Hausinstallation als „Elektronik“ bezeichnet, „Elektrik“ ist jedoch der korrekte Ausdruck (S. 33). Dann spielt man „Tat oder Wahrheit“, was irgendwie seltsam klingt, wobei „Wahrheit oder Pflicht“ der weitaus geläufigere Begriff für das beliebte Party-Spiel wäre (S. 34). Auf Seite 100 (und später noch einmal) wird ein „Revolver entsichert“. Das klingt schön dramatisch, was ja wohl auch beabsichtigt und vollkommen OK ist. Die Kombination der beiden Worte jedoch sorgt bei jedem, der sich waffentechnisch ein wenig auskennt (etwa klugscheißerische Rezensenten mit solider militärischer Ausbildung), eher für ein schiefes Grinsen. Revolver entsichert man nämlich nicht, allenfalls „spannt man den Hahn“. Und selbst das brauchts heute im Prinzip nicht mal mehr. „Entsichert“ werden lediglich (semi-)automatische Waffen.

_Fazit_

Eine der gelungensten Veröffentlichungen der jüngeren Zeit und somit nicht nur für eingefleischte Fans empfehlenswert. Wohldosierte Old-School-Serienelemente treffen auf eine atmosphärisch dichte und bodenständige Story, deren stimmige Grundgeschichte mal nicht schon mehrfach wiedergekäut wurde. Natürlich ist sie auch keine Neuerfindung des Rades, aber immerhin originell genug, um aus der sonst dieser Tage leider viel zu oft präsentierten Massenware der Serie herauszustechen. Augenzwinkernde Figurenzeichnung, Witz und Nachvollziehbarkeit runden den „Meister des Todes“ ab und verleihen ihm obendrauf das Zeug vielleicht irgendwann mal zum Neo-Klassiker ernannt zu werden. Da hätte man gerne mehr davon.

|Hardcover: 128 Seiten
Erzählt von Kari Erlhoff nach Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Dold, Martina Zierold
ISBN 978-3-440-118467|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

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Die drei ??? – Zwillinge der Finsternis (Folge 144)

Der 144. Fall des berühmten Juniordetektiv-Trios musste vergleichsweise lange auf seine Vertonung vom Studio |EUROPA| warten. Die Vorlage von Marco Sonnleitner fiel im Jahr 2008 genau in die Zeit, in welchen der Lizenzstreit über die Rechte der Serie noch soeben schwelte bzw. dessen Auswirkungen unmittelbar spürbar waren. Bekanntlich wurden die angedachten, neuen Hörspiele der Originalserie dadurch zunächst auf Eis gelegt und stattdessen das (wenig erfolgreiche) Nebenprodukt „Die Dr3i“ ins Rennen geschickt. Bis dann im gleichen Jahr (glücklicherweise, für die große Fangemeinschaft) eine Einigung erzielt wurde. Vielleicht auch ein Grund, warum die Hörspiele den Büchern seither stets rund 10 – 15 Folgen hinterherhinken. „Zwillinge der Finsternis“ erreichte im März 2011 endlich die wartende Hörerschaft. Doch das Hamburger Studio, welches inzwischen zu |Sony Music| gehört, holt stetig auf.

_Zur Story_

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Die drei ??? – Der Biss der Bestie (Folge 146)

Seit über 30 Jahren ist es die wohl bekannteste und erfolgreichste Hörspielserie in der deutschen Medienlandschaft und immer noch gibt es neue Geschichten zu erzählen. Dabei hinken die EUROPA-Produktionen den aktuellen Buch-Veröffentlichungen aus dem Hause |Kosmos| stets etwas hinterher. Die 2008 beigelegten Lizenzstreitigkeiten machten die Situation nicht besser. Derzeit sind es rund 15 Fälle, die noch nicht als vertonte Version vorliegen, doch das Hamburger Studio, welches inzwischen zum Sony-Konzern gehört, knabbert stetig am Vorsprung. Der Daumenregel nach erscheinen im Quartal etwa drei bis vier neue Hörspieladaptionen „regulärer“ ???-Fälle. Kari Erlhoffs „Der Biss der Bestie“ ist der 146. Fall des Trios und brauchte immerhin noch gut zwei Jahre, bis er im Mai 2011 auch die Hörspielfans erreichte.

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von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Der Spiegelplanet (Weltraumpartisanen – Band 17)

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_

Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962
Band 16: [„PILGRIM 2000″]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7167
Band 17: _“Der Spiegelplanet“
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Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.

Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.

_Vorgeschichte_

Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder als Cheftester in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.

_Zur Story_

Noch gar nicht so lange her, nämlich im April 2080, da stieß die Besatzung der |Kronos|, die nach einer interstellaren Explosion weit vom Kurs abgekommen war, auf die seit 1991 verschollene Raumstation |Pilgrim 2000|. Diese befand sich auf der der Erde gegenüberliegenden Seite der Sonne, wohin es nun auch die |Kronos| verschlagen hatte. Commander Mark Brandis evakuierte die überlebenden Nachkommen der einstigen Siedler (vgl. Band 16) und setzt nun mit der überfüllten |Kronos| den beschwerlichen, langen Heimflug rund um die Sonne fort. Navigator Iwan Stroganow macht plötzlich eine sehr seltsame Entdeckung: Ein Planet, welcher der Zwilling der Erde sein könnte, taucht im Erfassungsbereich des Radars auf. Gleiche Größe, Masse und Rotation sowie Umlaufgeschwindigkeit um die Sonne. Daher ist auch er – wie schon die |Pilgrim| – zuvor wohl auch nie entdeckt worden. Eine Sensation und Weckruf an den Forscherdrang.

„Der Spiegelplanet“ wie ihn Brandis zunächst tauft, hat sogar das gleiche Verteilungsverhältnis von Wasser- und Landmassen. Und: Er ist bewohnt. Wie es scheint, haben sich die Bewohner aber noch nicht auf ins All gemacht, auch interstellare Raumüberwachung ist Fehlanzeige. Man bleibt also unbemerkt, als man neugierig in den Orbit einschwenkt. Brandis beschließt, mit den Leutnants Stroganow und Torrente zu einem Erkundungsflug mit dem Dingi aufzubrechen. Genau eine Woche soll Pilot Grischa Romen Ihnen Zeit geben, dann wollen sie zurück sein. Sollte ihnen dies nicht möglich sein, etwa bei Beschädigung des Dingis oder anderen Widrigkeiten, ist ein vermeintlich gut erreichbarer Treffpunkt auf einem abgelegenen Plateau ausgemacht, an welchem die |Kronos| dann landet und sie aufpickt. Verstreicht eine weitere Sicherheitsfrist hat er die strikte Weisung ohne Verzögerung auf Heimatkurs gehen. So jedenfalls der Plan.

Pläne haben allerdings bekanntlich die unangenehme Eigenschaft beim ersten Anprall mit der Realität zu zerbröseln wie trockene Kekse aus der Bordration. Zunächst sieht der Planet in den weitesten Teilen höchst idyllisch aus. Klare Seen, unberührte Wälder und Auen – einen ersten Riss bekommt das schöne Bild, als die heimlichen Besucher Zeugen eines durch Polizeikräfte verübten Mordes werden. Die Absonderlichkeiten gehen weiter, scheinbar wird der Rest der noch verbleibenden Landbevölkerung per Staatsdoktrin in die einzige große Stadt getrieben. Brandis und seine beiden Begleiter wagen sich zu nah vor ihre Tore und müssen sich notgedrungen als neue Stadtbewohner registrieren lassen, der Weg zum Dingi ist durch meterhohe Mauern und dem Polizeiapparat abgeschnitten. In der Stadt hat BIG MOTHER das Sagen: Alle haben reich, satt und glücklich zu sein. Jegliche Form von Arbeit ist strengstens verboten. Widerstand wird nicht geduldet – wer es dennoch tut, ist des Todes.

_Eindrücke_

Zeitreisen wären ein probates Mittel für Recherchen in der Zukunft und der Vergangenheit. Nikolai von Michalewsky geht den eigenständigen Weg und schreibt sich dazu einfach eine alternative Erde zurecht, die sich von seinem Bezugspunkt aus 12 Jahre in der Zukunft befindet und die er dann sozialkritisch auseinandernimmt. Der Rezensent wünscht sich dagegen eine solide konstruierte Zeitmaschine der Marke „Orwell Turbo“, um eben jenen Autor vor dessen Ableben zu fragen, was um alles in der (Anti-)Welt er sich bei diesem haarsträubenden Unsinn gedacht haben mag, den er sich da zurecht gepuzzelt hat. Wir werden es also wohl leider nie genau erfahren, sondern stets nur interpretieren können, ob NvM fast exakt zur Hälfte seine MB-Phase vielleicht so etwas wie einen kreativen Mariannengraben durchschritt. Man muss es auch als langjähriger Fan, welcher die Serie von Kindesbeinen an verfolgte, nämlich leider ganz knallhart formulieren: Alles andere als ein Verriss, wäre hier – Ironie des Schicksals für einen Sciencefiction-Roman – absolute Utopie.

| Spoilerwarnung: Weiterlesen verdirbt den Spaß am Buch nachhaltig!
Hinweis für Kritik-Allergiker: Kann Spuren von verbalen Kopfnüssen und Worthülsen enthalten|

Nun da die Katze aus dem Sack ist, dass „Der Spiegelplanet“ ziemlich desaströs ausfällt, bleibt noch die alles entscheidende Frage zu klären: Warum? Die Antwort darauf ist vielschichtig, denn es klemmt an vielen Ecken und Enden. Es ist dabei nicht einmal NvMs geradezu naive Art Technik und/oder (astro-)physikalische Zusammenhänge in seinen Büchern zu verarbeiten. Das kennt man schon und es gehört auch zur Serie wie die Mayo auf die Pommes. Das verbucht man vielleicht am Besten unter der Rubrik „Charme“ oder „es waren halt die Siebzigerjahre“, obwohl auch diese Entschuldigungen meist nicht weit genug greifen und schon genauso abgedroschen klingen wie „Er war jung und brauchte das Geld“ – was freilich auf NvM, zumindest bezüglich des ersten Punktes, schon nicht mehr zutraf. Schon damals hätte er vieles besser wissen und wissenschaftlich wasserdichter darstellen können (und eigentlich auch müssen). Aber dieser leidige Punkt ist hier nur ein Fragment des Problems.

Es ist auch nicht die Theorie eines planetaren Zwillings an sich, denn so neu ist dieser Mythos nämlich gar nicht. Schon die ollen Pythagoräer waren (wie einige andere Gelehrte vor wie nach ihnen) überzeugt, dass es einen geheimnisvollen 10. Planeten im Sol-System geben müsse: Antichthon – die „Gegenerde“ – stets auf der gegenüberliegenden Seite der Sonne gelegen und daher nicht sichtbar. Einen höchst interessanten Exkurs über das Thema findet man im Anhang des Bandes. Mal abgesehen davon, dass es 1978 schon allein aufgrund von gesicherten Gravitationsberechnungen sowieso vollkommen auszuschließen war, dass sie noch ein weiterer nennenswert großer Himmelskörper in unserem Sonnensystem – noch dazu exakt auf der Erdbahn – befinden könne, müsste spätestens mit der Besiedlung der Venus auch im MB-Universum Schluss mit inkognito gewesen sein. Denn die Venus hat eine ganz andere Umlaufzeit und -bahn, sodass man von dort aus sicherlich inzwischen auf den ominösen Planeten gestoßen wäre.

Nun ja wie gesagt, NvM, Naturgesetze und Logik passen oft nicht so ganz überein. Doch auch darüber hinaus hat er dieses Mal noch viel tiefer in die fiktionale Wundertüte gegriffen. Drastischer gesagt: ins Klo. Nicht nur dass die Gegenerde physikalisch wie landschaftlich ein fast perfektes Abbild der unsrigen darstellt, Nein, es kommt noch viel doller. Schrift, Sprache und Zeitrechnung sind (fast) identisch! Hoppla, das würde eine exakt gleiche Historie, technische Entwicklung sowie komplette Sozialisation ihrer Bewohner voraussetzen. Inklusive eines angeblichen Messias, von dessen Tod an die 1980 Jahre vergangen sind, denn auf (Achtung – Wink mit dem Zaunpfahl) „Mir“, wie die Bewohner ihren Planeten nennen, ist man ziemlich genau 100 Jahre (1980/2080 – welch Zufall) in der Entwicklung zurück, sieht man vom bemerkenswerten Fahlen der Raumfahrt einmal ab, wobei offenbar nach gregorianischem Kalender (Na da schau her!) gerechnet wird. Und was sagt uns das alles? Richtig. Schmarrn!

OK, wir schauen auf die Haben-Seite. Eine aus Zeiten des Kalten Krieges resultierende Sozialkritik am kommunistischen System wie es erscheint, mit welchem die ehemaligen Einheitsparteien sozialistischer Länder – sei es nun SED oder KPdSU (hier eben „Wohlstands-Partei“ genannt) – und ihr zentrales Verteilungssystem BIG MOTHER (George Orwells „1984“ lässt schön grüßen) durchaus gleichgesetzt werden können. Dazu passt auch die wahre herrschende Kaste der „Ingenieure“, die wie russische Oligarchen ausgestaltet sind. Der Polizeiapparatschik über den sie gebieten ist VoPo, Militär und Stasi zusammengenommen. Inklusive zivilem Denunziantentum. Die zentrale Frage, kann der Staat dem Bürger das Recht zu arbeiten und zu denken nehmen – oder in ein steriles Habitat stecken?, lässt sich natürlich nur mit einem Nein beantworten. NvM schwingt hier wieder einmal die ganz große Moral-Keule und Gutmensch Brandis schießt dabei aber kollossal über das Ziel hinaus.

Wobei er seine, sonst so plakativ präsentierten, preußischen Tugenden wegen eines hübschen, siebzehnährigen (!) Mädels fahren lässt, das noch nie die Stadt verlassen hat. Sapperlot! Ja, isses denn die Possibility? Da muss der Outworld-Galan natürlich ran. Wider alle Vernunft brodeln da Gerechtigkeitssinn wie Hormone und es geht illegal hinaus in Wald und Heidi – pardon: Heide. Fast vergessen sind Verantwortung für Schiff, Besatzung, die an Bord befindlichen Flüchtlinge und nicht zuletzt das sorgenvoll wartende Eheweib daheim. Dass er dann doch noch knapp die Kurve kriegt und es dann doch nicht zur drohenden Affäre mit etwaigem Beischlaf kommt, beruhigt dann, wenngleich es auch eine Spur weniger melodramatisch hätte ausgehen dürfen. Der inzwischen auch außerhalb von Polizeikreisen bekannte „Finale Rettungsschuss“, rettet hier buchstäblich Geschichte und Hauptfigur vor dem endgültigen Fiasko, welche diesbezüglich in „Die lautlose Bombe“ schon ein paar Fissuren bekam, als er an einer jungen hübschen Asiatin knusperte.

|Spoilerentwarnung: Ab hier geht es wieder entspannter zu Sache|

Was sich NvM letztendlich beim Spiegelplaneten gedacht haben mag, wird auf ewig (s)ein Geheimnis bleiben. Fest steht, dass dieser Roman einen Tiefpunkt innerhalb der Serie darstellt und allgemeinhin als der fehlerreichste seiner Art gilt. Und das auf beinahe allen Ebenen – physikalisch, logisch und emotional. Ging einfach nur die Fantasie mit ihm durch? Was sollte das Ganze bezwecken? Immerhin ist er auf diese Art die Quäker (= Siedler der |Pilgrim|) sozusagen gewinnbringend los geworden. Was aber wundert, ist die Inkonsequenz, nämlich dass in der gesamten restlichen Serie nicht ein nennenswertes Wörtchen mehr über „Mir“ und/oder die dort Zurückgelassenen fällt. Keine einzige Expedition zu den entfernten Verwandten im eigenen Sonnensystem (!), die schließlich mehr sind als nur Nachbarn. Es wären Brüder im Kampf gegen Hunger und Überbevölkerung auf der durch radioaktiven Fallout zerschundenen Erde (vgl. „Operation Sonnenfracht“ und darauf folgende Bände). Es ist wie in der Realität: Die „Gegenerde“ wird ein Mysterium bleiben.

_Fazit_

Kurz und bündig: Der altgediente Fan wird den Band sicher noch in schlechter Erinnerung haben, sich aber den seit Januar 2011 erhältlichen Reprint bestimmt trotzdem ins Regal stellen wollen. Möglicherweise zusätzlich zu den eventuell noch vorhandenen Original Hardcovern oder weil die Chronologie und/oder Vollständigkeit der Sammlung es verlangen. Neu- wie Quereinsteiger seien vor dieser grottenschlechten Geschichte gewarnt, welche glücklicherweise nicht für den Rest der Reihe repräsentativ ist: Lesen, schmunzeln (oder ärgern – je nach Temperament und Veranlagung) und am besten gleich ganz schnell wieder vergessen. Schon mit dem nächsten Abenteuer geht es wieder aufwärts.

|Taschenbuch, 194 Seiten
Ersterscheinung: 1978 – Herder, Freiburg
Sammleredition/Neuauflage: 2010/2011
ISBN: 978-3-938065-65-5|
[www.wurdack-verlag.de]http://www.wurdackverlag.de

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 [„Pilgrim 2000 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7059
14 [„Pilgrim 2000 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7060
15 [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7128
16 [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7129
17 „Alarm für die Erde“ (für Herbst 2011 angekündigt)
18 – für Herbst 2011 angekündigt –

Lerangis, Peter (Autor); Minninger, André (Adaption) – Die drei ??? – Brainwash / Gefangene Gedanken (Top Secret Special, Fall 1) (Hörspiel)

„Brainwash – Gefangene Gedanken“ ist die erste von drei EUROPA-Hörspiel-Auskopplungen bzw. Sonderausgaben aus der jüngst erschienenen „Top Secret Edition“ des Kosmos-Verlags. Diese beinhaltet die drei bislang verschollenen Fälle „House of Horrors“ (1986), „Brainwash“ (1989) und „High Strung“ (1991) der berühmten wie beliebten Junior-Detektei, welche bis dato in irgendeinem staubigen Archiv des damaligen Verlags schlummerten und erst kürzlich zurück ans Licht der Öffentlichkeit kamen.

Die Story von Peter Lerangis stammt aus den späten Achtzigern und somit zu den „Crimebusters“-Fällen, wie die drei ??? in ihrem Mutterland später hießen. Es war der Sprung, der die Jungs quasi über Nacht von 14- zu 17-Jährigen machte, eine mehr actionlastige Gangart anschlug und zu neuen Interessen wie Autos (Peter), Mädels (Bob) und Computer (Justus) führte, was die Einstellung der Serie in den USA aber eher beschleunigte denn verhinderte. Dieser zwölfte |Crimebusters|-Fall wurde damals schon nicht mehr veröffentlicht.

_Zur Story_

Gleich zwei Jungs aus dem Bekanntenkreis der drei ??? scheinen sich ganz plötzlich aus dem Leben, was ihnen von ihrem gesellschaftlichen Umfeld aufdiktiert wird, ausgeklinkt zu haben. Zwei ganz unterschiedliche Charaktere und Biografien, doch ein Ziel: Selbstbestimmung. Bei Ben Rademacher sind es die Eltern, welche ihn unter Leistungsdruck setzen, dabei ist er Klassenbester. Er verschwindet als Erster – nicht jedoch ohne vorher sein gesamtes Erspartes vom Konto geholt zu haben. Bei Slide Terranova, dem hochbegabten Gitarristen einer Newcomer-Rockband, welche Bob grade für Sax Sandler bei „Rock Plus“ betreut, ist es der Unmut immer nur die kommerziell erfolgreichen Songs spielen zu dürfen – nicht die eigenen, experimentellen und somit vermeintlich künstlerisch wertvolleren.

Das veranlasst ihn dann ausgerechnet bei ihrer Premieren-Tour in den Sack zu hauen und die Band im Stich zu lassen, von Bob und Sax ganz zu schweigen. Als sich die Hinweise verdichten, dass die beiden möglicherweise der derzeit auf allen TV-Kanälen für sich Werbung machenden „SynRea“-Vereinigung auf den Leim gegangen sein könnten, entscheiden sich Justus, Peter und Bob, dem angeblichen Paradies in der Nähe von New York mal einen Besuch abzustatten und sich dort einzuschleusen. Sax spendiert den dreien die Tickets – Bob hat bereits einen Tag Vorsprung, doch bald darauf lassen sich Peter und Justus am Flughafen ebenfalls von SynRea- Mitgliedern „überzeugen“ der Community probeweise beizutreten. Als „Romeo“, „Whizz Kid“ und „Iron Man“ starten sie ihre Undercover-Suche nach Ben und Slide in der Höhle des Löwen namens Pejo McGaskill. Seines Zeichens der Ober-Guru.

_Eindrücke_

Wer die erhellende Einleitung bzw. das Vorwort der Printversion nicht kennt, wundert sich vielleicht im Laufe des Hörspiels über so manch altertümlich anmutende Ausdrücke, die da fallen. „Floppy Disk“ etwa oder „Videorekorder“. Selbst der Computer quittiert Eingaben, mit einem Piepen, wie es die älteren von uns vielleicht noch aus seligen DOS-Zeiten kennen. Das ist – obwohl das erst kürzlich stattgefundene Erscheinen dieser Folge anderes nahelegt – allerdings auch kein moderner Fall aus heutiger Zeit. Die Geräuschkulisse und Sprache sind dem Entstehungsdatum in den späten Achtzigerjahren geschuldet und sie werden hier mit voller Absicht auch eingesetzt, um der Story das entsprechende Flair jener Ära zu verpassen, in welche auch das erstmalig vermehrte Auftreten der hier thematisierten Fernsehprediger und New-Age-Sekten in der (vorwiegend) amerikanischen TV-Landschaft fällt.

Das gelingt bis in die musikalische Untermalung hinein, welche sich aus altbewährten Soundsamples aus den allerfinstersten EUROPA-Archiven, bis hin zu rockig-poppigen Stücken, die offenbar eigens für diese Folge komponiert wurden. Schließlich spielt eine Band bzw. Gitarrist darin eine nicht unwichtige Rolle, womit man deren Auftritten musikalisch passend Rechnung trug. Handwerklich gibt es also nichts zu mosern, es wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Das Team um Produzentin/Regisseurin Heikedine Körting (die – vielleicht auch in Anlehnung an alte Zeiten – hier mal wieder als „Pamela Punti“ in der Sprecherliste auftaucht) versteht seinen Job seit Jahren. Die Riege der Sprecher präsentiert sich mit vielen bekannten wie routinierten (Synchron-)Stimmen. Neben den zahlreichen Stammsprechern wären da noch die Gastauftritte von Fabian Harloff und Enie van de Meiklokjes zu erwähnen.

|Spoilerwarnung: Enthält enthüllende Informationen!|

Die Geschichte krankt an einer zentralen Stelle und das ist beileibe nicht die Schuld der Hörspieladaption. Schon in der Vorlage geht alles viel zu schnell. Es ist nicht nachvollziehbar, dass die drei ??? innerhalb weniger Tage eine derart etablierte Sekten-Struktur nicht nur infiltrieren, sondern auch quasi im Vorbeimarsch gleich erfolgreich zum Einsturz bringen können. Im Hörspiel geht das aufgrund von Kürzungen gegenüber dem Buch sogar noch fixer – was ein Paradoxon entstehen lässt: Der Showdown selbst läuft hier nämlich erstaunlicherweise und trotz des radikal eingedampften und strafferen Zeitrahmens, sogar ein gewisses Maß glaubwürdiger ab. Diesen offensichtlichen Widerspruch zu erklären ist nicht ganz leicht.

Vereinfacht gesagt spart sich das Hörspiel eine ganze Reihe recht hanebüchener – dafür aber die Zusammenhänge und auch die SynRea-Figuren besser erklärende – Handlungsstränge. Bis auf die versuchte Gehirnwäsche bei Justus (die aber in einem anderen Kontext stattfindet) ist daraus nicht viel übrig geblieben. Der Aufstieg von Justus in die Führungsriege um den Oberguru Pejo McGaskill, wo er tiefe Einblicke in die Machenschaften und Vorgänge der Organisation erhält, fehlt komplett. Dieses Manko gleicht das Skript dadurch aus, dass Justus die Verfehlungen Pejos einfach als Faktum schildert. Unter dem Strich wirkt das Hörspiel aber vielleicht gerade dadurch glatter, obschon noch verwirrend und hopplahopp genug, da der Hörer – anders als der Leser – nicht weiß, wie Justus an die entsprechenden Informationen kam.

|Spoilerentwarnung: Ab hier ist das Weiterlesen halbwegs ungefährlich|

Woanders haben die Anpassung und die Lokalisierung aber deutliche Vorteile erbracht. Bei der Ausgestaltung der Hauptfiguren und des allgemeinen doch sehr oberflächlichen, actionlastigen „Crimebusters“-Stils des Originals nämlich. Während die Figuren mit ihren uns hierzulande zum Teil unbekannten Eigenschaften („Buchwurm-Bob“ als unbebrillter Teenage-Casanova oder ständig das Herumreiten auf Konfektionsgrößen sowie irgendwelchem Karate-Geschwafel und dergleichen mehr) bei dem deutschen Leser doch mindestens das Hochziehen einer spock’schen Augenbraue provozieren, bleibt dem Hörer dieser Kulturschock erspart. Das Hörspiel wurde von solch Anleihen an den amerikanischen Massengeschmack (man könnte auch Unfug sagen) dankenswerterweise bereinigt und die drei ??? agieren ganz so, wie man es von ihnen gewohnt ist. Interessanterweise diesmal ohne Erzähler (sonst: Thomas Fritsch) und mit der „alten“, per Vocoder eingesungenen Titelmelodie – nicht dem inzwischen verwendeten Instrumental.

_Die Produktion:_

Drehbuch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte, Bertling, Conrad, George, Morgenstern, Stahlberg, Kuntke

|Sprecher und Figuren:|

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Peter Kirchberger (Pejo), Fabian Harloff (Ben Rademacher), Nico König (Slide Terranova), Enie van de Meiklokjes (Werbestimme), Christian Concillio (Sax Sandler) u. a.

_Fazit_

Die atmosphärisch dichte Folge hinterlässt gemischte Gefühle, denn einerseits haben die Kürzungen und Anpassungen der Geschichte ihr nicht nur Übles angetan, sondern sogar positive Aspekte. Andererseits ging vom Original sehr viel flöten, was insbesondere bei diesem lange verschollenen „spezialgelagerten Sonderfall“ ein wenig frevelhaft erscheint. Vielleicht wäre eine inhaltlich nicht ganz so arg gestrippte Version auf einer Doppel-CD die bessere Lösung gewesen. Langweilig ist das Ganze jedenfalls nicht, sondern kommt schnell auf den Punkt. In mancher Hinsicht auch zu schnell. Immerhin ist „Brainwash – Gefangene Gedanken“ eines der gelungeneren Hörspiele, die in letzter Zeit ihr Roll-Out hatten. Und das ist doch auch schon mal was.

|Audio-CD mit ca. 69 Min. Spieldauer
Story von Peter Lerangis nach Figuren von Robert Arthur
EAN: 88697773332|
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

Mehr als 80 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .

von Michalewsky, Nikolai (als Mark Brandis) – Mark Brandis: Pilgrim 2000 (Weltraumpartisanen – Band 16)

_Mark Brandis bei |Buchwurm.info|:_

Band 01: [„Bordbuch Delta VII“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6535
Band 02: [„Verrat auf der Venus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6539
Band 03: [„Unternehmen Delphin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6536
Band 04: [„Aufstand der Roboter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6618
Band 05: [„Vorstoß zum Uranus“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6630
Band 06: [„Die Vollstrecker“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6636
Band 07: [„Testakte Kolibri“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 08: [„Raumsonde Epsilon“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6781
Band 09: [„Salomon 76“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6723
Band 10: [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6801
Band 11: [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6802
Band 12: [„Alarm für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6882
Band 13: [„Countdown für die Erde“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6908
Band 14: [„Kurier zum Mars“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6938
Band 15: [„Die lautlose Bombe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6962
_Band 16: „PILGRIM 2000″_

Es war eine der erfolgreichsten deutschen SciFi-Serien der Siebziger- und Achtzigerjahre. Nikolai von Michalewsky (1931 – 2000) alias „Mark Brandis“ schuf mit dem gleichnamigen Titelhelden, welcher quasi seine Memoiren in der Ich-Form präsentiert, einen wahren Klassiker. Zwischen 1970 und 1987 brachte er es immerhin auf 31 Bände, wobei die originalen Hardcover des |Herder|-Verlages nur noch antiquarisch, und – zumindest die Erstauflage – zu teils horrenden Preisen, zu bekommen waren bzw. sind. |Bertelsmann| scheiterte beim Versuch, sie als doppelbändige Taschenbuchausgaben über den hauseigenen Buchclub wieder zu etablieren. Bis zum Jahr 2000 senkte sich allmählich immer mehr Vergessen über die „Weltraumpartisanen“.

Ausgerechnet in seinem Todesjahr startete NvM den letzten Versuch der Wiederbelebung und Neuausrichtung seiner Figur, kam aber über einen einzigen – wenig beachteten und noch weniger geliebten – Band („Ambivalente Zone“) nicht mehr hinaus. Erst weitere acht Jahre später nahm sich der |Wurdack|-Verlag der Original-Serie noch einmal, mit der ihr gebührenden Ernsthaftigkeit, an und legte sie komplett neu auf: Jedes Quartal erscheinen seither zwei Bände als broschierte Sammlerausgaben für je 12 Euro. Dabei wurde der Inhalt (sogar die alte Rechtschreibung) unangetastet gelassen, das äußere Erscheinungsbild jedoch deutlich modernisiert und gelegentlich einige Randbeiträge eingebaut.

_Vorgeschichte_

Der Weltraum unseres Sol-Systems wird bereist und die nächsten Himmelskörper sind auch bereits kolonisiert. Die Zeiten einzelner Nationalstaaten sind lange vorbei. Nur zwei große Machtblöcke belauern sich auf dem Mutterplaneten Erde noch: Die Union Europas, Afrikas und Amerikas (EAAU) und die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR). Commander Mark Brandis, unfreiwilliger Bürgerkriegsheld (Band 1 – 4) und – seit dessen Ende – endlich wieder als Cheftester in der zivilen Institution VEGA (Venus-Erde Gesellschaft für Astronautik) tätig, hat in den Folgejahren schon so manchen heiklen Job im Dienste der Erde übernommen. Dabei ficht der deutschstämmige Kosmopolit und -pilot vehement für Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie und gegen Militar- sowie Rassismus. Kurzum: Eine bessere und friedlichere Welt.

_Zur Story_

Ein kosmische Explosion schleudert den VEGA-Prototypen |Kronos| von Mark Brandis und seiner erfahrenen Crew vom Kurs: in einen Raumsektor des Sol-Systems, welcher berechtigterweise als „JWD“ bezeichnet werden kann – nämlich „Janz Weit Draußen“. Zu allem Überfluss hat dieses galaktische Phänomen die Besatzung auch gesundheitlich teils arg mitgenommen. Abseits beflogener Routen ist man auf sich allein gestellt und im Sonnenschatten befindlich ist auch keinerlei Funkverbindung in die Heimat möglich. So bleibt nur der beschwerliche Weg des langsamen, etwa zwei Monate länger als geplant dauernden Heimfluges, bis die Zivilisation sie wieder hat. Plötzlich gerät ein riesiges Objekt auf Radarschirme der Kronos. Ein irrläufiger Asteroid, ein „Quick Running Object“ also, wie weiland der „QRO Helin“ (vgl. „Countdown für die Erde“)?

Nein, Brandis und Co. haben offensichtlich etwas viel geheimnisvolleres entdeckt. Ein fast hundert Jahre altes Raumschiff gigantischen Ausmaßes, welches 1991 im Angesicht des drohenden 3. Weltkriegs hastig zu den Sternen aufbrach. An Bord zehntausend enthusiastische Siedler, die nach alte Pilgerväter-Sitte die Erde und all ihre Schlechtigkeit hinter sich zu lassen gedachten, um anderswo eine bessere Welt zu finden bzw. eine friedvolle Zukunft aufzubauen. Die PILGRIM 2000 wurde als künstliches Paradies konzipiert. Felder, Wälder, Seen und ganze Städte fanden in ihr Platz. Sie verschwand allerdings kurz darauf spurlos in den Weiten des Alls und geriet allmählich in Vergessenheit. Bis jetzt. Nun im April des Jahres 2080 schickt sich die Kronos tatsächlich an dem 52 Kilometer langen und fast 10 Kilometer durchmessenden, verschollenen Leviathan anzudocken.

Stumm nimmt das alte Schiff – oder vielmehr Station – ihre Ankunft hin. Auf Funksprüche antwortete man bislang nicht. Die Landeplattform und die Schleusenanlage präsentieren sich ebenso verlassen wie verwahrlost. Lifte und andere Aggregate haben keinen Strom. Dennoch gelingt es sich Zutritt zum Inneren der Station zu verschaffen – auch hier bietet sich ein Bild des Verfalls. Die ehemals gepflegten Parks, Straßen und andere Infrastruktur zeigen sich von Korrosion gezeichnet, der dschungelgleichen Vegetation überwuchert – aber prinzipiell intakt. Die aus Reaktoren gespeiste Atmosphärenaufbereitung funktioniert ebenfalls weiterhin tadellos. Es ist jedoch gespenstisch menschenleer, grade so als wären die Siedler mitten aus ihrem Alltag einfach verschwunden, wie eine Überprüfung einiger Gebäude ergibt. Als sich jedoch ein primitiver Pfeil in Grischa Romens Schulter bohrt, wird klar, dass man wohl doch nicht so allein ist.

_Eindrücke_

Neues Schiff – alte Crew. Fast zumindest. Lt. Israel Levy ersetzt den beim Kampf gegen die FLOBs (vgl. „Kurier zum Mars“) gefallenen Antoine Mercier. Ein neues Gesicht an der Position des Funkoffiziers. Sonst gibt es keine personellen Veränderungen, was die etablierten Figuren angeht, ist man auf der bekannt-sicheren Seite. Das Schiff selbst ist natürlich mal wieder ein brandneuer, leistungsfähiger Vorserientyp, den die Test-Crew „einreiten“ soll. Die |Kronos| bleibt allerdings im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen ein blasser, ja für Brandis-Verhältnisse fast schon geradezu unpersönlicher Raumer, dem NvM mal nicht mit glühenden Worten herausragende Beschleunigung, Panzerung oder mögliche Bewaffnung andichtet. Es ist ein reibungslos funktionierendes Transportmittel modernster Bauart. Punkt. Was insofern von Vorteil ist, dass sich NvM diesbezüglich ausnahmsweise mal nicht auf wissenschaftliches Glatteis begibt.

Dieses bei allen seinen Romanen leidige Thema trifft der Leser aber an Bord der |Pilgrim| dafür wieder an. Wenn auch diesmal nicht ganz so störend. Nichteingeweihte sollten wissen, dass der multitalentierte und weit herumgekommene Nikolai von Michalewsky schon eine ganze Reihe beruflicher Engagements annahm, bevor er sich ans Schreiben machte – er selbst sah sich auch nie als „richtiger“ SciFi-Autor. Die Konsequenz dessen ist, dass seine Geschichten zwar in der Zukunft spielen, dem ganzen technischen Kram aber nie die Bedeutung zukam, wie anderen Vertretern des Genres. Das ist ein großer Pluspunkt der Serie. Auf der anderen Seite allerdings auch eine oft zurecht monierte Achillesferse. NvM verstrickt sich auf diesem Gebiet nämlich gerne in Fantastereien, die, wenn nicht schon auf den ersten, dann aber auf den zweiten Blick oft unplausibel erscheinen. Das betrifft meist das Science in der Fiction.

|Spoilerwarnung: Verrät spannungsförderliche Teile der Handlung|

Ein künstliches Weltraumhabitat, welches verschollen irgendwo hinter der Sonne herumtreibt, bietet für sich genommen natürlich eine schöne Spielwiese für Zukunftsfantasien und ist zudem eine spannende Kulisse eine zünftige Abenteuergeschichte. Das ist sie auch. Mit der Logik sollte man es aber dann doch nicht ganz so genau nehmen, denn über ein paar Ungereimtheiten muss man einfach hinwegsehen. Zuerst natürlich, dass es im Jahre 1991 möglich gewesen, wäre ein solch technisch anspruchsvolles Terraforming-Mammutprojekt zu realisieren. Vom Standpunkt des Autors aus gerechnet, waren dies lediglich magere 13 Jahre. Die Erdgeschichte bei MB stimmt mit der tatsächlichen bis zu den Neunzehnhundertsiebzigern überein. Damit ist die |Pilgrim 2000| unter den Rahmenbedingungen in der Serie eine ziemlich unglaubwürdige Utopie. So etwas kann man in der SciFi zwar getrost machen, d. h. wäre ausgerechnet MB nicht sonst so stark auf Realismus bzw. Machbarkeit aus heutiger Sicht geprägt.

Übrigens versetzt die Hörspieladaption Mark Brandis noch 100 weitere Jahre in die Zukunft, das macht es – speziell hier – ein Stück glaubwürdiger. Die Bewohner können innerhalb dieser sonst recht kurzen Spanne nicht plötzlich fast alles über ihre irdische Vergangenheit vergessen haben – auch wenn man zugrunde legt, dass es sich bei den ehemaligen Siedlern um weltfremd-fromme Leutchen (Parallelen zu den „Amish-People“ sind unverkennbar) handelte, deren Nachkommen inzwischen nur noch nach den Zeilen des „Buches“ (= Bibel) leben. Auch die körperliche sowie geistige Degeneration der so genannten „Ratmen“, die sich den – übertrieben weit entwickelten – Riesenratten unterwerfen, ist nicht nachvollziehbar. Die Zahl der Nager an Bord der |Pilgrim| ist überhaupt ein Punkt. Wovon sollte sich ein mehrere Zehntausende umfassendes Rattenheer auch ernähren? SO groß ist die Station nun auch wieder nicht.

Nun gut, mit dem Imperfekt, wobei die geschilderten Schnitzer nur die Gröberen darstellen, kann man sicherlich leben. Große und kleine Unplausibilitäten ist man bei NvM schließlich gewohnt, zumindest wenn man die Serie kennt oder gar zur nicht grade kleinen, alteingesessenen Fangemeinde gehört. Da nimmt man auch die an sich recht einfache Figurengestaltung in Kauf, was sich allerdings nicht auf die Hauptprotagonisten, sondern mehr auf die Randfiguren bezieht. Die scheinen doch sehr durchschaubar gestrickt, wohingegen Mark Brandis selbst – bestärkt nicht zuletzt durch die gewohnte Ich-Perspektive – wieder einmal facettenreich ausgestaltet ist. Was nicht wirklich wundert, da sich in MB ein großer Teil des Autors wiederfindet. Quasi als Alter-Ego. Sehr preußisch, tugendhaft und selbstzweiflerisch, sprich: Urdeutsch. Auch diese Tatsache ist hinlänglich bekannt und wird stets positiv hervorgehoben.

|Spoilerentwarnung: Ab hier ist das Weiterlesen ungefährlich|

Der Leser begleitet die Crew auf einem atmosphärisch dichten Höllentrip durch ein Beinahe-Geisterschiff im Kampf gegen gefährlich berechnende Riesenratten und deren verrohte menschliche Diener. Dabei ist „menschlich“ ein gutes Stichwort. MB steht seit jeher für diese Tugend. Es wird dem Ganzen auch (wieder einmal) die knifflige Frage beigegeben, ob Gewalt als Mittel zum Zweck – hier: Selbstverteidigung – dienen darf (und muss), auch wenn es der eigenen Grundhaltung komplett zuwiderläuft. Beide Lager gehen da unterschiedliche Wege. Die „modernen“ Raumfahrer sind da eher praktisch veranlagt und wollen mit allen Mitteln überleben, während die altruistisch veranlagten Pilger eine Art pazifistischem Fatalismus unterliegen: Lieber untergehen als die Hand erheben. Diese Gegensätze würzen den temporeichen Plot ungemein, sodass all die zweifellos vorhandenen Patzer dahinter beinahe verschwinden.

_Fazit_

Zurecht eine der beliebtesten Storys der Serie, auch wenn man manch arg konstruiert wirkendes Element des Setups einfach ausblenden oder als gegeben akzeptieren muss. Die darunter liegende Abenteuergeschichte ist aber sehr unterhaltsam, flott und sozialkritisch. Sie könnte auch ohne Weiteres auf der Erde stattfinden, die geheimnisvolle Raumstation mit ihren Eigenheiten ist natürlich eine um Längen spannendere Szenerie – insbesondere für das ehemals angepeilte Klientel der jugendlichen SciFi-Leserschaft. Dass diese nicht unbedingt nur männlich sein musste, beweist das Nachwort der Neuauflage: Es stammt von Christel Scheja, heute selbst Autorin im Bereich Fantasy/SciFi und bekennender MB-Fan fast der ersten Stunde.

|Taschenbuch: 186 Seiten
ISBN 13: 978-3-938065-60-0|
[www.wurdack-verlag.de]http://www.wurdack-verlag.de

_|Mark Brandis| als Hörspiel:_
01 [„Bordbuch Delta VII“ 4995
02 [„Verrat auf der Venus“ 5013
03 [„Unternehmen Delphin“ 5524
04 [„Aufstand der Roboter“ 5986
05 [„Testakte Kolibri 1“ 5984
06 [„Testakte Kolibri 2“ 5985
07 [„Vorstoß zum Uranus 1“ 6245
08 [„Vorstoß zum Uranus 2“ 6246
09 [„Raumsonde Epsilon 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6467
10 [„Raumsonde Epsilon 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6468
11 „Die Vollstrecker 1“
12 „Die Vollstrecker 2“
13 [„Pilgrim 2000 1“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7059
14 [„Pilgrim 2000 2“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7060
15 [„Aktenzeichen: Illegal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7128
16 [„Operation Sonnenfracht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7129
17 „Alarm für die Erde“ (für Herbst 2011 angekündigt)
18 – für Herbst 2011 angekündigt –

Nevis, Ben (Autor); Huber, Chris & Tracey (Übersetzer) – Die drei ??? – The Pharaoh\’s Message (American English)

Schon länger werden einige ausgewählte Fälle der Jugendserie „Die drei ??? ®“ ins Amerikanische übersetzt. Das mag ein wenig paradox erscheinen, früher war es schließlich umgekehrt – doch befindet sie sich bekanntlich seit 1993 fest in deutscher Hand. Das Reverse-Engineering ist auch nicht dazu gedacht, wieder auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen. Es dient vielmehr dazu, der Zielgruppe anhand der beliebten Geschichten um die inzwischen berühmte Junior-Detektei den Gebrauch von Alltagsenglisch näher zu bringen. Dieses Konzept läuft inzwischen so erfolgreich, dass bei |Kosmos| regelmäßig solche englischsprachigen ???-Bücher mit Vokabelhilfe erscheinen. Aus dem 129. Fall „SMS aus dem Grab“ von Ben Nevis wurde 2009 somit „The Pharaoh’s Message“.

_Concerning the story_

Die drei Fragezeichen schulden dem stadtbekannten Landstreicher „Rubbish“ George aufgrund einer verlorenen Wette noch 10 Dollar. Als Peter die Spielschulden überbringen will, findet er die Heimstadt ihres obdachlosen Freundes vollkommen verwüstet vor. Von George selbst fehlt jede Spur. Dafür wird Peter beim Inspizieren des vermeintlichen Tatorts von einer jungen Frau überrascht, die ihn zunächst mit einem Messer bedroht. Allerdings entpuppt sich die stumme Halb-Ägypterin Layla als Bekannte von George, die ihn ebenfalls verzweifelt sucht. Der aus Großbritannien stammende George Cooper – so sein richtiger Name – war vor Jahren als Banker in Kairo tätig, wo er mit Laylas Mutter liiert war. Bis er eines Tages von dort flüchtete, um schließlich im beschaulichen Rocky Beach inkognito als Tippelbruder zu leben.

Die Vergangenheit hat ihn in Gestalt von Layla offenbar nun eingeholt. Hat diese Vergangenheit aber überhaupt etwas mit seinem erneuten Verschwinden zu tun? Peter findet jedenfalls einen Hinweis darauf, dass Ägypten ein durchaus wichtiger Schlüssel sein könnte. In einem Fußballmagazin getarnt, entdeckt er einen rätselhaften und verschlüsselten Text, der verspricht, ein altes Menschheitsrätsel zu lösen: Die geheime Kammer des Sphinx. Es gibt eigentlich nur einen Weg dies herauszufinden und das ist vor Ort in Kairo. Glücklicherweise haben die drei ohnehin grade vor, transatlantisch zu fliegen, da sie eine Einladung aus England und entsprechende Tickets vorliegen haben. Diese werden kurzerhand umgebucht, um stattdessen dem ollen Sphinx einen Besuch abzustatten. Doch im Orient lebt sichs gefährlich – auch ohne altertümliche Flüche.

_Impressions_
|Warning: May contain spoilers – further reading at your own risk!|

Ben Nevis‘ Geschichten zeichnen sich stets durch Temporeichtum, Action und mehr als einen Hauch Technokratie aus, allerdings stehen auf der Kehrseite meist Dinge, welche sich mit der Realität oft nur schwer vereinen lassen. Zumindest auf den zweiten Blick. „SMS aus dem Grab“, dessen deutscher Original-Titel erstaunlicherweise einmal mehr als üblich Inhaltsbezug hat (ganz im Gegensatz zum „Pharaoh’s Message“, denn kein Pharao hat irgendeine Nachricht verfasst) bildet hier keine Ausnahme, in allen diesen Punkten ist die Story sozusagen ein „typischer Nevis“. Der Autor mit dem geheimnisvollen Künstlernamen liebt offenbar Handys. In Sachen Mobilfunkgeräte kommt diesmal ein regelrechtes Smartphone zum Einsatz, welches sogar getippte Worte in Sprache umzuwandeln vermag. Zur Zeit, als die Story entstand, pure Zukunftsmusik.

Die Idee eine inzwischen etablierte Randfigur der Serie in den Fokus eines Falles zu rücken ist gut – dass es sich dabei um Rubbish George handelt, sogar noch besser. Er ist ohnehin ein interessanter Charakter, wie in diversen Büchern zuvor schon durchblitzt. Allein das Drumherum will nicht ganz einleuchten, wie etwa Layla, die in Ägypten aufwuchs und quasi „mal eben“ in die USA tingelt, um im kalifornischen Kleinstadtkaff Rocky Beach den verflossenen Lover ihrer Mom – wie auch immer sie ihn aufgespürt haben will – zu (be-)suchen. Wenn George wenigstens (vielleicht) ihr Vater wäre, könnte man die Motivation eher nachvollziehen, warum die Jugendliche gegen den Willen ihrer Mutter in die USA reist – doch es wird von vorneherein klargestellt, dass ihr leiblicher Vater Ägypter ist. Somit ist auch die Pace aus diesem Strang schon einmal raus.

Doch sie ist nicht die Einzige, die sich aufgrund wackliger Indizienlage aufs interkontinentale Parkett begibt, auch unsere (siebzehnjährigen!) Helden treibt es buchstäblich ja auch mutterseelenallein – nämlich ohne irgendwelche Begleitung, Konsultation oder auch nur Information der Erziehungsberechtigten – in den Moloch Kairo. Nun ja. OK, es ist eine fiktive Abenteuergeschichte. Ob die angepeilte Zielgruppe eingedenk ihrer Jugend die Räuberpistole jedoch so kauft, sei dahingestellt. Dem Erwachsenen stehen beim Gedanken an solch unverantwortlich handelndem Nachwuchs jedenfalls bestimmt sämtliche noch vorhandenen Haare zu Berge. Von pädagogisch wertvoller Vorbildfunktion, wie sie bei den drei ??? sonst anzutreffen ist, also keine Spur. Geopfert auf dem Altar des Actiongottes.

[Anmerkung des selbst erziehungsgenötigten Rezensenten: Liebe Kinder, macht das also zuhause nicht nach. Mama und Papa kriegen sonst nicht nur Ärger mit sämtlichen Behörden des Orients wie des Okzidents, sondern auch ’nen Kabelbrand im Herzschrittmacher, der sich proportional zum Anschwellen der Halsschlagader sowie diametral gegenläufig zum Füllstand des Taschengeldkontos verhält. Danke.]

Nun gut. Zurück zum Wesentlichen. An und für sich ist die Story stilistisch gut aufgezogen, das heißt, sie hat Pep, Tempo und Action in ausgewogenem Verhältnis. Die beinahe obligatorischen Serien-Klischees und auch sanft dosierte Komik sind vorhanden – Letztere bezieht die Geschichte hauptsächlich aus dem dienstbeflissenen Taxifahrer Alaa Edine, der – fast schon wie ein ägyptischer Morton – stets im rechten Moment und mit trockenen Kommentaren zur Stelle ist. Hierbei ist die englische Sprache besonders passend für den Plot, grade vor dem Hintergrund, dass sich die drei amerikanischen Jungs in einem fremden Land befinden und kein Wort Arabisch können. Wenn wenn man nun das teils gebrochene Amerikanisch der Dialoge über den Umweg des Deutschen darstellen will, geht unter Umständen zu viel verloren. So wirkt es jetzt natürlich authentischer.

_Conclusion_

Die rätselgetriebene Schnitzeljagd als solche ist bei den drei ??? nun wahrlich kein unbekanntes Thema, die orientalische Kulisse reißt es aber dann doch etwas raus. Nur allzu genau hinsehen sollte man eben nicht, dann merkt man, dass schon das Grundgerüst auf recht wackeligem Fundament steht. Schafft man den Sprung über so manche mindestens hüfthohe Plausibilitäts-Hürde, wird man aber mit einem spannend wie flott gestalteten Fall belohnt, der keine Langeweile aufkommen lässt und auch sonst unterhaltsam ausfällt. Das verwendete alltagstaugliche American English passt zu diesem Abenteuer besonders gut – der eingeenglischte Titel leider dafür überhaupt nicht. Unterm Strich bleibt Mittelmaß – nicht mehr, nicht weniger.

|Hardcover: 144 Seiten
OT: „Die drei ??? SMS aus dem Grab“ – Band 129
Erzählt von Ben Nevis nach Figuren von Robert Arthur
Ins Amerikanische von Chris und Tracey Huber
Redaktion: Ina Brandt
ISBN 978-3-440-12115-3|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

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Loy, Hannsdieter (Roman-Adaption); Wogh, Michael (Original-Drehbuch) – TATORT: Starkbier

Das 40-jährige Jubiläum der wohl bekanntesten und mitunter beliebtesten deutschen Krimiserien liegt nach gar nicht so lange zurück. Unlängst hat der TATORT den Sprung vom Bildschirm in die literarische Welt geschafft: Seit 2009 erscheinen ausgewählte Fälle beim |Emons|-Verlag als broschierte Taschenausgaben. Als Basis für die Kriminalromane dienen hierbei die Drehbücher bereits ausgestrahlter Folgen. Hannsdieter Loys Roman „Starkbier“ ist neben Martin Schüllers Adaption zu „A g’mahde Wiesn“ nun schon der zweite Fall der Münchener Ermittler Leitmayr/Batic/Menzinger, der in Buchform vorliegt. Das TV-Debüt der von Michael Wogh für den Bayerischen Rundfunk geschriebenen Story liegt indes schon etwas zurück. Es war nämlich bereits im März 1999.

_Zur Story_

Mit dem Starkbieranstich auf dem Münchener Nockherberg beginnt traditionell „die fünfte Jahreszeit“ in der bayerischen Metropole. Während sich Leitmayr und Batic in einem Gewerbegebiet die Hintern platt warten, um einen kroatischen Dealerring samt dessen Häuptling hopszunehmen, welcher unter dringendem Tatverdacht des mehrfachen Mordes steht, vergnügt sich Kollege Carlo Menzinger bei eben jenem Starkbieranstich der traditionsreichen Benedictus-Brauerei. Der ehemalige Streifenpolizist, der vor einiger Zeit zur Kripo wechselte, wo er jetzt den beiden Altkommissaren Leitmayr und Batic zuarbeitet, ist passionierter Biertrinker und -kenner. Zudem ist er privat über den Fußballverein mit Brauerei-Klüngel mehr oder weniger – wie man mundartlich sagt – verspezlt. Was ihm schließlich auch die Einladung zu dieser recht exklusiven Veranstaltung brachte. Ausgerechnet dort kocht das Gerücht auf, dass die Brauerei demnächst verkauft werden soll.

Von feindlicher Übernahme wird gar gemunkelt. Mitinhaber Dr. Meindl ist darüber wohl vorher nicht informiert gewesen und entsprechend aufgebraucht, während sein Vize Eisinger abwiegelt. Der Brauerei steht offiziell auch auf soliden wirtschaftlichen Füssen: Ihr „Ultimator“-Starkbier ist ein Verkaufsrenner. Meindl sucht daraufhin wütend die Brauerei auf und wird tags darauf mitsamt seinem Auto aus der Isar gefischt. Und obwohl der Leichnahm immer noch stark nach Bier riecht, bestehen berechtigte Zweifel, dass es sich hier um einen einfachen Verkehrsunfall handelt. Da ist sich Carlo trotz dicken Schädels morgens am Fundort vollkommen sicher. Da Leitmayr und Batic scheinbar lieber ihren gewalttätigen Kroaten jagen, fühlt er sich bemüßigt fast allein zu ermitteln – schließlich ist er ja so was wie ein Insider und kennt die ganze Bagage. Außerdem kann er seinen beiden Vorbildern endlich beweisen, dass er mehr drauf hat, als nur Stichwortgeber zu sein.

_Eindrücke_

Es fällt schon fast von der ersten Seite an auf, dass der oberbayerische Romanautor Hannsdieter Loy viel mehr auf das Mundartliche setzt, als es Martin Schüller zuvor bei der Adaption zu „A g’mahde Wiesn“ tat. Der hatte den hiesigen Dialekt dort recht zurückhaltend eingesetzt, wobei dieses Phänomen sicherlich auch mit der Zeit der Entstehung der Vorlagen zu tun hat. Die älteren TATORTe – auch im TV – pflegten auf diese Art wesentlich mehr Lokalkolorit, als die Vertreter der neueren Generation, bei denen das inzwischen weitgehend eingesetzte Hochdeutsch die Sache nämlich entsprechend verwässert. Eine Entwicklung, die durchaus schade ist. Diese Gefahr besteht bei „Starkbier“ aber absolut nicht, da wird zünftig g’schwätzt und die Großkopferten abg’watscht. Somit passt auch die (text)sprachliche Atmosphäre höchst adäquat zu diesem – bekanntlich urbayerischen – Thema des Kriminalfalles: Bier und Spezlwirtschaft.

Natürlich macht auch die Tatsache, dass Carlo sich hier erstmals ernsthaft von den beiden Platzhirschen Leitmayr und Batic freischwimmen möchte zusätzlich interessant. Damals war er noch ganz der junge Wilde mit Cowboystiefeln, Hut, langen Haaren und (in den Achtzigern mal irgendwann schick gewesener) Rotzbremse – sprich: A fesch’m Oberlippenbart. Hier ist die Romanfassung deutlich im Nachteil , da die Figur (im TV dargestellt von Michael Fitz) und das Outfit auf dem Bildschirm mit seinen visuellen Möglichkeiten ganz anders wirken. In diesem Fall sogar besser. Das gilt selbstverständlich auch für seine Kollegen nicht viel weniger, wobei diese sich im Laufe der Zeit (rein optisch) nicht so sehr veränderten, wie Carlo.

Das heißt, wenn man die heutigen, selbstverständlich entsprechend gealterten, Gesichter Leitmayrs und Batics (Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec) einmal vor dem geistigen Auge hat, gelingt das Kopfkino auch damit hervorragend, zumal Hannsdieter Loy die recht typische Art der zwei (drei) Kommissare zu ermitteln und auch miteinander – sowie mit Zeugen und Verdächtigen – umzugehen, sehr gut aus der Vorlage extrahierte und in Textform goss. Diese Eigenheiten haben sich übrigens bis dato auch gar nicht gravierend verändert und sind noch heute das Erfolgsrezept der Münchener. Jetzt ist es allerdings längst kein Trio mehr – denn die beiden Platzhirsche ermitteln inzwischen (wieder) ohne den Sympathikus Carlo, welcher die Serie mit der Folge „Der Traum von der Au“ im Jahre 2006 endgültig verließ. Vielleicht auch grade deswegen, weil er – leider – eher selten so im Fokus gestanden wie in dieser recht frühen TATORT-Episode, wo die Figur grade frisch dabei war.

_Fazit_

Die Umsetzung ist gelungen und transportiert den Geist (und die Mundart) des Münchener Ermittlerteams sehr gut in die Romanform. Die Verluste an Lokalkolorit sind dank Hannsdieter Loys erfolgreicher Bemühungen den Dialekt herüberzuretten eher marginal. Wodurch man, zumindest in dieser Richtung, schlecht zu sagen vermag, ob einem die TV-Fassung oder das Buch besser mundet. Kommt vermutlich sehr stark darauf an, ob man der Kopfkino- oder doch eher der visuelle Typ ist. Auf jeden Fall ist der Roman mehr als nur eine simple Abschrift des Drehbuchs oder banale Gedächtnisstütze für vergessliche Couch-Potatoes. Es ist ein spannender, humoriger sowie urbayerischer Kriminalfall, den man sich auch ohne Kenntnis der TV-Vorlage bedenkenlos einverleiben kann. Eine gewisse Affinität zum Dialekt schadet aber definitiv nicht.

|Taschenbuch: 176 Seiten
Begleitbuch zur gleichnamigen ARD-Serie „Tatort“
Nach einem Drehbuch von Michael Wogh
ISBN: 978-3-89705-743-2|
[www.emons-verlag.de]http://www.emons-verlag.de

_TATORT bei |Buchwurm.info|:_
[„Blinder Glaube“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5914
[„Strahlende Zukunft“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5956
[„Todesstrafe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6346
[„Aus der Traum“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6547
[„Tempelräuber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6549
[„Die Blume des Bösen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6803
[„A gmahde Wiesn“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6804
[„Erntedank“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7000
[„Borowski und die einsamen Herzen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7105

Stine, Megan & H. William; Lerangis, Peter; Lynds, Gayle (als Stone, G. H.) – Die drei ??? – Top Secret Edition

Alle amerikanischen „Die drei ???“-Bücher wären längst übersetzt, dachten viele. Dass dem nicht so ist, kann man seit April 2011 in der „Top Secret Edition“ lesen. Dort finden sich nämlich drei Titel, welche es in Zeiten des Umbruchs der „Three Investigators“ zu den „Crimebusters“ (Zwischen 1986 – 1991) in ihrem Ursprungsland nicht (mehr) zu uns bzw. in die deutsche Übersetzung schafften. Darunter sogar ein hierzulande recht unbekanntes „Find your Fate“-Konzept (kurz: FYF), bei dem der Leser eine entscheidende Rolle beim Fortgang der Geschichte übernimmt. Ähnlich dem eines Adventures auf dem Computer. Die drei Erstveröffentlichungen kommen wie üblich aus dem Hause |Kosmos| und im schicken, magnetisch verschlossenen Schmuckschuber daher.

_Band 1: |House of Horrors – Haus der Angst|_

„Find your Fate – Finde dein Schicksal“. Diese Mitmachgeschichte aus dem Jahr 1986 bindet den Leser mit in die Story ein. Dabei ist innerhalb des Buches zu springen, wann immer man entweder dazu aufgefordert wird bzw. die Auswahlmöglichkeit angeboten bekommt, dem einen oder dem anderen Handlungsstrang zu folgen. Diese führen aber nicht selten in Sackgassen oder es ist ein Umweg zur endgültigen Lösung dieses ungewohnt ablaufenden Falles. Geschrieben hat ihn das amerikanische Autorenpaar Megan und H. William Stine, die noch vier weitere „Drei ???“-Bücher in ihrer Bibliographie aufweisen könnnen. Darunter mit „Der weinende Sarg“ ein weiterer FYF, welcher allerdings seinerzeit von Übersetzerin Leonore Puschert für den deutschen Markt in einen „normalen“ Fall umgewandelt wurde.

Die Story ist an sich recht simpel gestrickt und mit wenigen Worten wiedergegeben: Der Leser ist nach seltsamen Vorkommnissen in der Geisterbahn „House of Horrors“, sozusagen Auftraggeber der Drei ??? und gleichzeitig Aspirant auf die (imaginäre) Stelle des „Vierten“ Detektivs. Während es die ersten Seiten für das Grundgerüst noch linear vonstattengeht, gibt es alsbald mehr oder weniger fröhlich kreuz und quer durchs Buch. Je nachdem für welche Fährte man sich eben entscheidet, gelangt man entweder einen Schritt weiter oder es droht nicht selten ein unrühmliches Ende. Darunter auch welche, die sehr endgültigen Charakter für das Alter-Ego des Lesers haben. Manche Nebenhandlung bekommt man vielleicht überhaupt nicht mit, sofern man sich immer „richtig“ entscheidet und somit den kürzesten Weg geht – was allerdings ziemlich unmöglich sein dürfte.

|Zwischenresümee No. 1|

Vierter Detektiv gleich fünftes Rad am Wagen? Nervöses Blättern statt entspanntes Lesen? Allen Vorbehalten des in Ehren (teil)ergrauten, rezensierenden Alt-Fans zum Trotz hat dieses FYF-Teil was. Einen schön schwarzen und teilweise – zumindest für ein Jugendbuch – recht morbiden Humor nämlich. Allein aus diesem Grund lohnt es sich nach (hoffentlich) erfolgreichem Abschluss des eigentlich ziemlich kurzen Falles den anderen Möglichkeiten nachzugehen und dabei allerlei Schräges zu entdecken. Und obendrauf einen nicht geringen Schuss Selbstironie, denn ganz so ernst nimmt sich „House of Horrors“ nicht und zieht so einige Serien- wie auch Achtzigerjahre-Klischees ordentlich und gekonnt durch den Kakao. Ein paar kleine Lektoratsfehler trüben das Bild nicht, zudem gibt es ein Wiedersehen mit Gönner & Mentor Afred Hitchcock – Pardon: Albert Hitfield.

_Band 2: |Brainwash – Gefangene Gedanken|_

Es erfolgt der Sprung ins Jahr 1989, zu einer Story von Peter Lerangis. Der hat insgesamt nur zwei Bücher zu den Drei ??? beigesteuert: Eben „Brainwash – Gefangene Gedanken“ und „Gefahr im Verzug“. Dies hier ist der lange verschollene und nie veröffentlichte zwölfte Fall für die „Crimebusters“, wie das Trio Ende der Achtziger in den USA nun plötzlich hieß. Justus, Peter und Bob sind inzwischen siebzehnjährige Teenager mit Führerschein/Auto und gar einer Kampfsportausbildung. Peter bekam Kelly Madigan als Freundin und Bob arbeitet nebenher bei „Rock Plus“, der Musikagentur Sax Sandlers. Allesamt Umstände, die speziell beim vorliegenden Fall eine nicht unwichtige Rolle spielen.

Bei „Gefangene Gedanken“ geht es um das Thema (New Age) Sekten und deren Manipulationen insbesondere von Jugendlichen. Die Drei ??? werden von den Rademachers zur Hilfe gerufen, denn ihr Sohn Ben hat ihnen in letzter Zeit nicht viel Freude bereitet – Nun ist er sogar abgehauen, mitsamt seinen Ersparnissen. Ähnliches trifft wenig später auch auf Slide zu, den Gitarristen einer jungen Newcomer-Rockband, welche Bob gerade für „Rock Plus“ betreut. Es scheint, dass im Ausstieg der beiden ein Zusammenhang besteht – obwohl die Motive sehr unterschiedlich sind. Das Verbindungsglied heißt „SynRea“, eine Vereinigung mit ganz offenkundigem Sektencharakter. Doch die sitzen in der Nähe von New York. Dennoch machen sich die drei Detektive auf, die beiden Ausreißer genau dort aufzustöbern. In der Höhle des Löwen warten allerdings viele Verlockungen – und noch mehr Gefahren.

|Zwischenresümee No. 2|

Ein straffer und taffer Einsatz für die Juniordetektei. Taff deswegen, weil er sehr erstens ein sehr ernstes Thema hat und zweitens, weil er eher actionlastig ausgelegt ist, wobei die Kampfsportausbildung der drei immer wieder betont wird. Das gibt der Geschichte einen sehr amerikanischen Touch und ist ziemlich weit von dem entfernt, was unter deutscher Ägide verfasst wurde und wird. So ganz plausibel ist das Ganze auch nicht, es erscheint vor allem doch sehr weit hergeholt, dass Justus bereits nach wenigen Tagen in die Führungsriege der Sekte aufsteigen kann. Noch dazu ohne vorherige gründliche Überprüfung seiner Person. So unvorsichtig (oder dämlich) können weder der Obermotz noch seine Schergen des engsten Kreises nicht sein. Trotzdem ist der Fall spannend und mitreißend aufgezogen – immerhin gehören die Gegenspieler nicht grade zu den Gänseblümchenpflückern.

_Band 3: |High Strung – Unter Hochspannung|_

Noch einmal drei Jahre weiter. Wir schreiben das Jahr 1991. Der ebenfalls nie veröffentlichte Band 13 der „Crimebusters“ stellte, so verrät das aufschlussreiche Vorwort, Übersetzerin (und ebenfalls ???-Autorin) Astrid Vollenbruch zunächst vor ein etwas größeres Problem. Der Fund des Falles „High Strung“ in einem amerikanischen Verlags-Archiv kam hierzulande nur unvollständig an: Der Schluss der Geschichte fehlte. Glücklicherweise tauchten die letzten, originalen Manuskriptseiten von Autorin Gayle Lynds doch noch rechtzeitig wieder auf, bevor vielleicht ein neues Ende ersonnen werden musste. Von Gayle Lynds stammen außerdem noch die drei Fälle: „Gefährliche Fässer“, „Musikpiraten“ und „Angriff der Computer-Viren“ – allesamt unter ihrem Pseudonym G. H. Stone. Ihr 2005 verstorbener Ehemann Dennis (alias William Arden) brachte es übrigens auf deren dreizehn und war schon zu den frühen Anfangszeiten als erfolgreicher Autor in der Serie vertreten.

„High Strung“ steht voll im Zeichen einer Schnitzeljagd – nicht, dass das bei den Drei ??? wirklich ungewöhnlich wäre, doch diese wird vom lokalen Radiosender KFUN veranstaltet. Auf Rätselhinweise hin müssen die Hörer drei Wochen lang bestimmte Gegenstände sammeln, um am Ende den Hauptpreis von 5000 Dollar und eine olle Gitarre zu ergattern. Die beiden Deejays „Stinky“ Rossiter und „Doktor Ax Me“ sind inzwischen schon so etwas wie Kultfiguren geworden und haben halb Rocky Beach ins Suchfieber versetzt. Auch Justus hegt den Traum vom Sieg (und somit – endlich – vom eigenen Auto). Er hat natürlich alle bisherigen Rätsel aus dem Handgelenk gelöst und die entsprechenden Gegenstände zusammen. Bis er seiner Sammlung beraubt wird. Und das bleibt, wie sich herausstellt, kein Einzelfall. Da gibt sich jemand redlich Mühe den Schnitzeljägern das Leben schwer zu machen und die Jagd nach den noch ausstehenden Trophäen massiv zu behindern. Just wäre nicht Just, wenn ihn das nicht erst recht motivieren würde …

|Zwischenresümee No. 3|

Dieser Fall tendiert schon deutlicher in die Richtung, wie wir die Drei ??? heute kennen. Allerdings bestehen doch einige Unterschiede. Peter fährt hier zum Beispiel keinen roten MG, sondern einen schwarzen Honda Accord und Bob ist ein kleiner Weiberheld, der nun keine Brille mehr trägt. Die beiden versuchen, den übergewichtigen Justus gelegentlich zu verkuppeln. Apropos „Übergewicht“: Es wird behauptet, dass Justus 84 Kilo bei 1,78 cm Körpergröße auf die Waage bringt, das sind grade mal 6 Kilo über dem Normalgewicht. Man dürfte ihm also seine überzähligen Pfunde kaum ansehen – jedenfalls nicht so sehr, um ihn als „Fettsack“ zu titulieren. Überhaupt wird merklich viel mehr Wert auf Äußerlichkeiten sowie auf Actionelemente, inklusive – zumindest in dieser Massierung – unnötigem Kampfsportgefasel, gelegt. Es dürfte eigentlich ziemlich egal sein ob der Gegner nun mit einem Sushi-Rundumschlag oder Shitake-Edelpilzcremetritt zu Boden geschickt wird. Die Geschichte ist an sich jedoch spannend erzählt und keineswegs langweilig.

_Gesamtfazit_

Schön, dass auch diese verschollenen Fälle nach Jahrzehnten der Dunkelheit in irgendeinem Archiv endlich doch das Licht der Öffentlichkeit erblicken durften. Ganz besonders das hierzulande beinahe unbekannte „Find your fate“-Konzept von „House of Horrors“ ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, hat aber was – vor allem einen frech-frischen Ton. Fast schon schade, dass die ursprünglichen FYFs „Das Volk der Winde“ und „Der weinende Sarg“ damals für den deutschen Markt umgemodelt wurden. Doch die kann man sich ja – bei nun gewecktem Interesse – immerhin noch als amerikanische Originale besorgen, so man der englischen Sprache denn mächtig ist und sie noch ergattern kann. Wer weiß? Vielleicht bringt der Verlag ja auch irgendwann mal die alternativen FYF-Fassungen dieser Storys auf Deutsch heraus. Zwei fähige Übersetzerinnen hat man mit Astrid Vollenbruch und Kari Erlhoff ja.

Während „House of Horrors“ mit seinen damals weiterhin 14-jährigen Protagonisten, sozusagen noch das „alteingesessene“ bzw. „-gelesene“ Klientel bedient, sollten „Brainwash“ und „High Strung“ offenbar bereits eine ganz andere Lesergeneration ansprechen, was nachweislich im Falle der kurzen „Crimebusters“-Ära allerdings seinerzeit grandios nach hinten losging. Deren bis dato unveröffentlichte Bände 12 und 13 geben heute noch beredt darüber Auskunft, dass die vermeintlich modernere Ausrichtung der Drei ??? mehr hin zu körperbetontem „Crime“, selbst auf dem amerikanischen Markt nicht geschätzt wurde. Zu oberflächlich und weit weg von ihren bis ins Detail durchdachten Glanzzeiten wirkten die Geschichten der drei Detektive nun. Was für die Serie letztendlich auch dem Todesstoß in den USA bedeutete. Glücklicherweise galt das nicht für Deutschland, wo sie seit 1993 unvermindert weitergeführt wird.

Die in ihrem Schmuckschuber elegant und wertig wirkende „Top Secret Edition“ ist insgesamt betrachtet eine 1a-Zeitkapsel, und in diesem Kontext muss man die durchweg spannenden Titel auch sehen. Hilfreich sind dabei sowohl die Vorworte zu jedem Band, als auch so manch eingeschobene Anmerkung, welche auf interessante Besonderheiten rund um Zeitgeschehen, Mode, Gepflogenheiten, die Serie an sich oder amerikanische Geschichte hinweisen. Da tut man nebenher (wie so oft bei den Drei ???) was für seine Allgemeinbildung, nur dass Dwight D. Eisenhower der VIERTE US-Präsident („High Strung“, Seite 19 – Fußnote) gewesen sein soll, vergessen wir mal ganz schnell wieder: Er war nämlich der 34. Abgesehen von solch kleineren, verstreuten Lektoratsfehlern gibt es aber an der Box nichts Substanzielles zu meckern. Pflichtkauf für Fans.

|3 Hardcover im Schmuck-Case: 390 Seiten
Nach Figuren von Robert Arthur
Übersetzung: Astrid Vollenbruch und Kari Erlhoff
ISBN: 978-3-440-12493-2|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

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Marx, André – Die drei ??? – The Haunted Ship (American English)

Die Zeiten ändern sich. Wurden früher die Geschichten der drei Fragezeichen vom Englischen ins Deutsche übersetzt, geschieht dies heute umgekehrt. Allerdings nicht etwa zum Zwecke der Veröffentlichung im angloamerikanischen Sprachraum, auch diese Varianten einiger ausgewählter Stories, sind für den deutschen Markt bestimmt. Es sind bereits eine ganze Reihe Fälle diesen Weg gegangen – Das „Geisterschiff“ war mit einer der ersten, welcher diesem sprachlichen re-engineering unterzogen wurde. Der Kosmos-Verlag leistet damit seinen Beitrag der lernwilligen Zielgruppe modernes Alltagsenglisch („Ab dem 4. Lernjahr – mit Vokalbelhilfe“ weiß das Cover zu berichten) in Form des beliebten Jugend-Detektiv-Trios näher zu bringen.

_Zur Story_

Dichter Nebel liegt über der Bucht von Rocky Beach, als Peter und Kelly mit dem roten MG auf der Küstenstraße unterwegs sind. Die Stimmung steht nicht grade zum Besten. Man zofft sich grade. Beinahe überfahren sie dadurch eine Joggerin, welche sie vollkommen aufgelöst bittet sie zum Strand herunter zu begleiten – sie bräuchte dringend Zeugen. Für was sagt sie zunächst nicht. Dort angelangt ist aber nichts Außergewöhnliches zu entdecken, dabei schwört die Frau Stein und Bein, dass sie dort grade ein leibhaftiges Geisterschiff hat vorüberfahren sehen. Einen unter zerfetzten Segeln dahinziehenden Dreimaster, ohne Besatzung und noch dazu aschfahl-gespenstisch aus sich heraus leuchtend. Wie dem auch sei: Der Spuk ist jetzt aber offenbar vorüber und die Bucht Rocky Beachs präsentiert sich gespensterfrei wie eh und je.

Justus ist von der Geschichte fasziniert, als er sie am nächsten Tag von Peter geschildert bekommt. Interessanterweise hat ein Nachlass, den Onkel Titus gerade von Mr Qin erstanden hat ebenfalls Bezug zu Schiffen bzw. Piraten. Sogar einem der beiden berühmtesten aus der Gegend Kaliforniens: Hawk und Duncan, welche sich Zeit ihres Lebens gegenseitig bekämpft haben, was Duncan seinerzeit einen Arm und seinen größten Schatz kostete. Diesen hat Hawk so gut versteckt, dass er seither verschollen ist. Hawk ist übrigens der Ururururgroßvater von Mr Qin, der ausgerechnet dessen Sachen an Familie Jonas verkaufte. Befinden sich vielleicht handfeste Hinweise auf den Verbleib des Schatzes darunter? Bei einem buchstäblichen Nacht-und-Nebelausflug bekommen die drei auch endlich das Geisterschiff selbst zu Gesicht: Es ist die „Stormrider“, Duncans Flaggschiff.

_Eindrücke_

Die Elemente, welche André Marx in seiner Geschichte verwendet sind innerhalb der Serie alles andere als neu. Die Versatzstücke aus dem Fall „Phantomsee“ (geheimnisvolle Seemannskiste und daraus resultierend ein Rätsel über lange zurückliegende Ereignisse bzw. einen verschollenen Schatz) oder „Roter Pirat“ (Piratenthematik generell, sowie auch Leuchtturm im speziellen) sind überdeutlich. Nicht zu vergessen auch der dichte Nebel, wie er in diversen Storys als atmosphärenbildender, stummer wie verschleiernder Verbündeter – auf beiden Seiten: Gut wie Böse – häufiger auftritt: Alles selbstverständlich schon einmal, in dieser oder ähnlicher Form, dagewesen. Allerdings ist es bekanntlich nicht zuletzt die Mischung, welche über Wohl und Wehe entscheidet – und das ist hier nicht anders. Das Gesamtkonzept ist stimmig und trifft den von Fans so goutierten Stil quasi mit einer Punktlandung.

Figurenzeichnung, Spannungsbogen, Pace und Showdown passen ebenso, wie die kleinen Querverbindungen innerhalb der Serie, Peters Freundin Kelly Madigan und mal wieder ihre nervige Tante Eleonora (bekannt aus dem Fall „Poltergeist“) etwa. Auch versteckte Anspielungen auf Dinge außerhalb, real oder fiktiv, sind zu finden z.B. tragen die für die Lösung des Falles nicht unwichtigen Buddelschiffe allesamt Raumschiff-Namen aus der SciFi-Serie „STAR TREK“. Ein netter kleiner Gag, für welche Marx in der Fangemeinde bekannt und berühmt ist. Da sieht man es ihm auch nach, dass die Sache mit einem ausgewachsenen Dreimastschoner als Piratenschiff ein wenig überzogen ist. Realiter waren diese eher klein und vor allem wendig, grade in den tückischen Gewässern Kaliforniens. Eine Brigg, Brigantine oder Schaluppe dürften also wesentlich wahrscheinlicher sein, zumal wenn man sich damit so nah an die zerklüftete Küste wagt.

So ein stattlicher Dreimaster wirkt natürlich wesentlich anziehender und phantasieanregender, vor allem wenn sich ein solcher auch noch quasi vor Justus‘ superkritischem Auge in Luft auflösen kann, ohne dass der Oberschlauberger dafür eine Erklärung parat hat. Diese fällt im Übrigen wesentlich nachvollziehbarer aus, als in der gleichnamigen EUROPA-Hörspieladaption, wo das unter anderem aufgrund von Kürzungen zur Vorlage nicht so recht hinhaut. Doch das ist ein anderes Thema. Insgesamt geht der Plot bis zum Schluss gut und nachvollziehbar auf, wenngleich natürlich einige Klischees unbedingt bedient werden müssen. Klar. Das erwartet der – langjährige und erfahrene – Drei-Fragezeichen-Leser schließlich auch. Die Geschichte hat übrigens durch die Übersetzung ins Amerikanische nicht gelitten, sogar Marx‘ Stil blitzt weiterhin unverkennbar durch, wenngleich sich so mancher Satzbau vielleicht doch einen Tick zu „Deutsch“ liest.

_Fazit_

Um die Mission die Zielgruppe für das spielerische Sprachtraining zu gewinnen, erfolgreich abzuschließen, braucht man das nötige Rüstzeug. Das bringt „Das Geisterschiff“ in Form einer tollen, spannenden Geschichte sicherlich schon von Haus aus mit. Des weiteren ist positiv anzumerken, dass es sich bei der Übersetzung eben um das lebendigere, „rundere“ American English und nicht um das doch zuweilen recht dröge britische handelt, mit dessen „stiff upper lip“ man ehedem Generationen von Schülern traktierte und bestimmt dem einen oder anderen den Spaß am Erlernen des Englischen vergällte. Heute gibts Entertainment statt stupider Vokabelpaukerei – eine deutliche pädagogische Verbesserung.

|Hardcover: 146 Seiten
OT: „Die drei ??? ® und das Geisterschiff“
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von André Marx
Ins Amerikanische übersetzt von C. Vivien Arnold
Redaktion: Ina Pfitzer
ISBN: 978-3-440-10790-4|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

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Nygaard, Hannes – TATORT: Borowski und die einsamen Herzen

Begeisterte die TATORT-Serie schon über vier Jahrzehnte hinweg ein Millionenpublikum vor dem Fernseher, läutete der |Emons|-Verlag jüngst eine neue Ära ein: Die wohl bekannteste deutsche Krimiserie schaffte im Herbst 2009 auch den Sprung in die Literatur. Basierend auf Drehbüchern bereits gesendeter Folgen, werden seither eine ganze Reihe Fälle ausgewählter und beliebter Ermittler auch als Roman angeboten. Erfolgreich: Der ersten Welle von Veröffentlichungen folgten unlängst weitere. „Borowski und die einsamen Herzen“ gehört zur zweiten Tranche aus dem Frühjahr 2010. Das ungleiche Kieler Ermittlerteam, bestehend aus Hauptkommissar Klaus Borowski und Kriminalpsychologin Frieda Jung, bekommt seinem ersten gemeinsamen Fall.

_Zur Story_

Während der Frühling und die dazugehörigen Gefühle so langsam einziehen, welche auch den eigenbrötlerischen Kommissar Borowski nicht so kaltlassen, wie er es gerne hätte, ereignen sich in kurzer Folge zwei vollkommen unromantische Messermorde. Diese liefen nach gleichem Schema ab, was recht schnell die Theorie von einem Serientäter heraufbeschwört. Beide Opfer weisen nämlich deutliche Gemeinsamkeiten auf – sie hatten sogar ziemlich ähnlich lautende Kontaktanzeigen über den „Kieler Boten“ aufgegeben, was nahelegt, dass dort vielleicht verwertbare Hinweise zu finden sind. Die Analyse sämtlicher Annoncen des infrage kommenden Zeitraums fördert allerdings nicht viel Brauchbares zutage, außer vielleicht, dass „Durchschnittsmann“ Borowski sehr gut in das Beuteschema des vermeintlichen Serienkillers passt.

Da Borowski ziemlich auf der Stelle tritt, und ihm auch die kärglichen Erkenntnisse der Spurensicherung nicht wirklich weiterhelfen, wird ihm Kriminalpsychologin Frieda Jung zur Seite gestellt, was der zuweilen knötterige Kommissar mit gemischten Gefühlen sieht. Einerseits ist er ein Einzelgänger mit seinen ganz eigenen kriminalistischen Ermittlungsmethoden, andererseits hat er tief in seinem Innersten ein Auge auf die hübsche Frieda geworfen, die ihm aber nicht nur die kalte Schulter zeigt, sondern auch seine eigenen Unzulänglichkeiten. Zudem pflegt sie auch noch eine ganz andere Herangehensweise an den Fall. Von ihr stammt schlussendlich die Idee, dass sich Borowski als Lockvogel zur Verfügung stellt und selbst eine Kontaktanzeige aufgibt – der begibt sich aber erst in die abgrundtiefen Niederungen der Partnersuche, als sich noch ein dritter Mord ereignet.

_Eindrücke_

Anders als absolute Serienlieblinge vom Schlage Thiel/Boerne, welche selbst bekennende TATORT-Muffel begeistern können, ist der eigenwillige Klaus Borowski doch etwas sperrig und nicht jedermanns Geschmack. „Love it or leave it“ ist ein oft strapaziertes Motto, welches man hier aber getrost anwenden kann. Dabei ist es mit ihm, wie mit seinem alten VW-Passat: Da steckt mehr unter der Haube, als man auf den ersten Blick bemerkt. So benötigt der tüchtige und intelligente Kieler Ermittler sicherlich etwas Eingewöhnung, bis man mit ihm klarkommt. Das gilt für den Fernsehzuschauer übrigens gleichermaßen wie für den Leser der Adaption. Aber grade die Ecken und Kanten, speziell seiner Hauptfigur, machen den Kieler TATORT so interessant.

Dabei hat es Hannes Nygaard im Roman, dank der ihm hier zur Verfügung stehenden stilistischen Mitteln uns Einsicht in Borowskis Seele zu gewähren, sogar etwas einfacher, als Drehbuchautor Thomas Schwank und nicht zuletzt auch Borowski-Darsteller Axel Milberg, welche dem Kommissar bisher auf dem Bildschirm Kontur zu verliehen und halfen Sympathiepunkte zu sammeln. Mit dem Effekt, dass der literarische Borowski leichter zugänglich erscheint, als sein TV-Pendant, bei dem es schon einige Zeit braucht, bis man sich an seine nordisch-herbe Art gewöhnt hat und eventuell sogar Gefallen daran findet. Dennoch ist der Roman nah genug an der Vorgabe, um den Ton und die Atmosphäre daraus hinüberretten zu können.

Auch der Fall an sich ist mit Bedacht gewählt, handelt es sich bei diesem zwar nicht um einen absoluten Überflieger doch immerhin um jenen, an welchem Frieda Jung endgültig als Sidekick etabliert wird – und als Love Interest für Borowski. Im Roman wirkt sie allerdings etwas farblos und geht als Charakter ein wenig unter, während Schauspielerin Maren Eggert der Kriminalpsychologin in der TV-Fassung wesentlich mehr Präsenz und Profil zu verleihen versteht, als es hier gelingen mag. Insgesamt ist die Umsetzung aber stimmig und bis in die Dialoge hinein werkgetreu und realitätsnah. Nur eine Sache will partout nicht passen und das ist Borowskis Auto, welches angeblich über einen nachträglich eingebauten Hybridantrieb verfügen soll. Dieses Kunststück bei einem 80er-Jahre-Passat der Baureihe B1 fertigzubringen, darf man ins Reich der Fabel verbannen.

_Fazit_

Ein ziemlich typischer „Borowski“, was durchaus positiv verstanden werden will, und zudem einer, der sehr viel Persönliches über den Chefermittler preisgibt. Eventuell zu viel, denn einen Teil des Reizes des Kieler TATORT (zumindest im Fernsehen) besteht sicher darin, sich die nicht unschrullige, gelegentlich gar mysteriös wirkende, Hauptfigur Fall für Fall mehr zu erarbeiten und ihn vielleicht grade dadurch für sich zu entdecken. Der Roman ist da viel direkter und enthüllender. Was einem mehr liegt, muss jeder selbst entscheiden. Handwerklich ist der Adaption, bis auf ein paar Kleinigkeiten, jedenfalls nichts wirklich anzulasten: Ein routiniert nach Hause gebrachter, realitätsnaher Kriminalroman, der auch (noch) Nicht-Fans der Serie interessieren könnte.

|Taschenbuch: 154 Seiten
Roman zur gleichnamigen ARD-Reihe TATORT
Nach einem Drehbuch von Thomas Schwank
ISBN-13: 978-3-89705-745-6|
[www.emons-verlag.de]http://www.emons-verlag.de

_TATORT beim Buchwurm:_
[„Blinder Glaube“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5914
[„Strahlende Zukunft“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5956
[„Todesstrafe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6346
[„Aus der Traum“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6547
[„Tempelräuber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6549
[„Die Blume des Bösen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6803
[„A gmahde Wiesn“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6804
[„Erntedank“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7000

Kuhn, Oliver; Reinwarth, Alexandra; Fröhlich, Axel – große Brocklaus, Die – Das komplett erfundene Lexikon

Wenn man parodiert wird, hat man es irgendwie geschafft. Das trifft nicht nur für Personen zu. In diesem Fall erwischte es das altehrwürdige Brockhaus-Lexikon, welches seit Jahrzehnten eine Institution in seinem Bereich ist. Diese heilige Kuh unter den deutschen Vorzeige-Wissenssammlungen führt das Autoren-Trio Fröhlich/Kuhn/Reinwarth nun frech aufs Eis. Dem Original äußerlich sehr ähnlich, schummelten die drei ein entfremdendes „L“ in den berühmten Namen. Et voilà. „Die große Brocklaus – Das komplett erfundene Lexikon“ erschien 2010 als Leinen gebundenes Hardcover bei |Droemer| – und entgegen dem umfangreichen Vorbild in nur einem einzigen Band, welcher aber immerhin über 400 Seiten umfasst.

_Zum Inhalt_

Bereits der hintere Einband verrät, was den Leser erwartet: „Ein Leben ohne Brocklaus ist möglich, aber witzlos – |Viggo von Besser-Wisser|“ behauptet der gefakte Pressekommentar, wie er auf Büchern inzwischen Usus ist, keck. Dieser Spruch ist unverkennbar eine schlitzohrige Verballhornung des berühmten Loriot-Zitats. Und auch der ebenso frei erfundene „Prof. Roman Tisch“ seines Zeichens „Staatsminister für Kunst und Kultur“, des uns im Inneren immer wieder als Running Gag begegnenden Jux-Staates „Vulgarien“, weiß an gleicher Stelle zu schwärmen: „Wenn Sie Molwanien kennen, dann werden Sie dieses Buch lieben“. Na denn. NB: Witzigerweise ist eben jenem Quatschland übrigens kein eigener Beitrag zuteilgeworden.

Es gibt aber dennoch mehr als genug andere eingestreute Querverweise, und somit zu lachen, denn natürlich ist das Buch aufgebaut wie ein Standard-Lexikon: Mit alphabetischer Sortierung der Stichworte, (s/w) Illustrationen auf jeder Seite, einen Farbtafelteil in der Mitte und erklärenden Anhängen und allem Pipapo. Selbstverständlich, vom Hauptteil des Buches bis hin zu den Appendices, vollkommen aus der Luft gegriffenem Inhalts. Lediglich das Impressum der Mitwirkenden ist zum Teil echt, nämlich exakt im Punkt „Chefredaktion“ – nicht jedoch die Liste der angeblichen Autoren, bei denen es mächtig kalauert. Angebliche Professoren wie ein „Karl Auer“, eine „Martha Hari“, „Heinz Ellmann“ oder spätestens „Tim Buktu“, lassen wohl auch naivere Naturen Lunte riechen, dass jene umfangreiche Liste erstunken und erlogen ist.

Das Werk ist die alleinige Show der drei Autoren, die sich dafür auch nicht zu schade waren, sich – vorwiegend – höchst daselbst in oftmals schräger Maskerade und ebensolchen Posituren ablichten zu lassen, um ihre fiktiven Wissensbeiträge mit entsprechendem Bildmaterial auszustatten. Die Nonsens-Begriffserklärungen und haarsträubenden Personalien haben es dann genauso faustdick in sich, wie das Trio offensichtlich hinter den Ohren. Eine erweiterte Allgemeinbildung ist nicht zwingend Pflicht, erhöht den Lesespaß aber erheblich, da manche Herleitung oder Wortspielerei erst mit entsprechendem (insbesondere Sprach-)Vorwissen erst richtig wirkt und das Zwerchfell mitunter heftig strapaziert. Es lohnt sich definitiv zwischen den Zeilen zu lesen, damit nicht irgendein subtil-linguistischer Gag vielleicht unentdeckt bleibt.

Verständlicherweise läuft man bei einer solchen Parodie auch gern einmal Gefahr, den einen oder anderen Rohrkrepierer zu produzieren. Deren Anzahl hält sich hier in erfreulich engen Grenzen, was selbstredend auch immer stark vom individuellen Leser und dessen Humorverständnis abhängt. Wirklich grobe Plattitüden oder gar plumpe Obszönitäten findet man hingegen überhaupt nicht. Sollte es doch mal unter die Gürtellinie gehen oder es politisch-gesellschaftliche Spitzen geben, so sind diese meist schön feinsinnig verpackt – ein Effekt, der durch die pseudowissenschaftliche Schreibe logischerweise voll unterstützt wird. Auch die Kontinuität bestimmte Termini immer wieder anzutreffen (siehe „Vulgarien“) trägt ihr Scherflein dazu bei, dass das erfundene Lexikon – bei all seiner naturgegebenen Fiktivität – in sich doch recht glaubwürdig daherkommt.

_Fazit_

Die „Brocklaus“ definiert das berühmte |needless knowledge| neu und erhebt es in eine neue Dimension, die des „total needless and faked knowledge“. Was einerseits die Lachmuskeln massiert aber andererseits auch die Frage aufwirft, für wen das Buch denn nun zu empfehlen sei. Immerhin ist die Investition von 20 Euro für ein im Prinzip vollkommen sinnloses (aber nicht sinnfreies) Lexikon kein Sonderangebot. Besitzer der mehrbändigen Original-Enzyklopädie vielleicht, so als abschließendes i-Tüpfelchen, denn die haben offensichtlich Kohle genug – ob’s für Humor auch noch reicht, dürfte sich dann weisen. Unterhaltsam ist das gute Stück allemal, auch wenn man nur wenig praktischen Nutzwert daraus beziehen kann – doch dafür wurde es schließlich auch nicht erdacht.

|Hardcover: 416 Seiten
ISBN 978-3-426-27471-2|
[www.droemer.de]http://www.droemer.de

_Oliver Kuhn bei |Buchwurm.info|:_
[„Arschgeweih – Das wahre Lexikon der Gegenwart“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4162
[„Alles, was ein Mann wissen muss“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6848

Salvatore, R.A. – Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger

R. A Salvatore ist eigentlich eher bekannt für seine Fantasy-Romane, insbesondere die über den Dunkelelfen Drizzt. Doch auch im „Star Wars™“ Universum ist der vielseitige Autor anzutreffen. Hier sogar an besonders prominenter Stelle, denn ein Roman zum Film, stellt immer etwas Besonderes dar – in einer solchen Kultreihe sowieso. Apropos Besonderheiten und Film: Schon in der gebundenen Erstausgabe von |Blanvalet| finden sich, zusätzlich zur Novelle, 16 Seiten mit durchgängig farbigen Bildern der Leinwandfassung aus der zweiten Episode der inzwischen berühmten Weltraum-Saga.

_Zur Story_

Senatorin Padmé Amidala gilt nach dem Anschlag auf dem Flugfeld, der ihrem Double Cordé statt ihrer das Leben kostet, erst fälschlicherweise als tot – was im Senat mit Trauer und Bestürzung bedacht wird, als Kanzler Palpatine diese Nachricht dort verkündet. Die Opposition und politischen Gegner Padmés reiben sich natürlich die Hände. Freude und Erleichterung auf der einen Seite und Missmut auf der Anderen, als Padmé überaus lebendig doch im Senat auftaucht und die Gerüchte über ihren Tod Lügen straft. Meister Yoda hat das dumpfe Gefühl, dass sich noch etwas weitaus Dunkleres zusammenbraut und fürchtet um Padmés Sicherheit. Zwei Jedi werden zu ihrem Schutz abgestellt.

Selbstverständlich handelt es sich dabei um Meister Obi-Wan Kenobi und seinen inzwischen neunzehnjährigen Padawan-Schüler Anakin Skywalker. Immerhin kennt Padmé die beiden noch aus der Zeit, als sie noch Königin auf ihrem Heimatplaneten Naboo war. Das Verhältnis der beiden ist an sich sehr gut, sie sind ein perfekt eingespieltes Team – und doch belasten einige Dinge ihre Meister-Schüler-Beziehung mittlerweile ernsthaft. Anakins immer schlimmer werdende Alpträume betreffs seiner Mutter zum Beispiel. Aus Furcht Obi-Wan könne ihm dies als Schwäche auslegen, schweigt er über die wahre und bedrohliche Intensität und kehrt stattdessen den wilden Draufgänger raus. Genau das wiederum missfällt Obi-Wan.

Als sie dann Padmé gegenüberstehen, ist es um den jungen Erwachsenen dann vollends geschehen. Doch zum Verliebtsein bleibt ihm im Moment allerdings keine Zeit, denn schon gilt es, die Senatorin vor einem weiteren Attentat zu schützen. Bei einer wilden Verfolgungsjagd durch das nächtliche Coruscant, finden die beiden Jedi heraus, dass es um wesentlich mehr gehen muss, als nur Padmé allein. Obi-Wan wird diese frische Spur weiter verfolgen, während sein Schüler die protestierende, aber dennoch einsichtige, Senatorin heimlich auf ihren idyllischen Heimatplaneten schaffen soll, wo man sie in Obhut des fähigen Anakin in Sicherheit wähnt. Bis Anakin weitere Alpträume heimsuchen und er sich auf eigene Faust aufmacht, seiner Mutter beizustehen.

_Eindrücke_

Gerade das Meister-Schüler-Verhältnis gerät hier wesentlich runder und nicht so einseitig. Obi-Wan beschleicht oft ein vages Gefühl von Gefahr, was Anakin angeht (wie schon seinem alten Meister Qui-Gon Jinn gegenüber in Episode I geäußert), doch auch Obi-Wan ist nicht ganz eins mit sich und der Macht, er zweifelt nämlich an seinen Fähigkeiten als Lehrer. Er war immerhin der jüngste Jedi, der jemals einen Padawan zur Ausbildung anvertraut bekam. Da er Anakin wirklich sehr mag, schiebt er diese dunklen Vorahnungen auf seine mangelnde Erfahrung als Mentor. Von den inneren Konflikten Obi-Wans ist im Film kaum etwas übrig geblieben, dort wirkt das viel einseitiger.

Es wird wesentlich besser auf das Umfeld eingegangen, seien es die politischen Umstände oder die Reibereien im Jedi-Rat. Die gesamte Vorgeschichte und familiären Gegebenheiten auf Tatooine, bis hin zu Shmi Skywalkers Entführung und dem Rettungsversuch der Farmer, sie von den Tusken zu befreien. So erfährt der Leser, wie fürsorglich in der Familie Lars miteinander umgegangen wird und wie sehr Shmi ihren „Annie“ vermisst und sich nicht mehr wünscht, als ihn bei dem liebevollen Familien-Leben dabei zu haben. Auch wie C3-PO zu seiner Außenhülle bekam, findet kurze Erwähnung. All das geht im Film ziemlich unter oder ist etwas anders dargestellt.

Obi-Wans Recherchen sind viel weitreichender und führen ihn nicht sofort zu seinem alten Kumpel Dex, sondern er befragt erst die Analyse-Droiden des Jedi-Archivs, nach dem Giftpfeil. Die können ihm aber nicht weiterhelfen – vermutlich war dieser Teil ursprünglich auch im Film vorhanden, wurde aber wieder rausgeschnitten: Überbleibsel dessen ist wohl der komische, unzusammenhängend wirkende Satz von Dex: „[…]Eure Analyse-Droiden verlassen sich nur auf Symbole[…]“. Wer den Roman liest, versteht diese recht kryptische Einlassung aus der Filmszene endlich: Obi-Wan kommt gerade von dort und berichtet Dex, dass die Droiden nichts finden konnten.

Anakin lernt auf Naboo seine Schweigereltern sowie seine Schwägerin in spe kennen, welche die beiden zuerst besuchen, bevor sie zur amtierenden Königin und danach in das Versteck auf der Insel kommen. Diese Zwischenstation wird vom Film komplett ignoriert. Anakin fühlt sich sichtlich wohl bei diesen Leuten und es wird auch deutlich, dass Padmé sich eine eigene Familie wünscht, aber sich von der Pflicht als Senatorin manchmal zu sehr einnehmen lässt. Padmés Eltern sehen in ihm fast schon von Beginn an als so was, wie einen Schwiegersohn. Anakin lernt auf der anderen Seite ein Familienleben kennen, welches er nie kannte.

Jango und Boba Fett kommen ebenfalls ausführlicher weg. Das seltsame Vater-Sohn-Duo bekommt so was, wie eine Familiengeschichte und somit angemessene Tiefe ihrer Charaktere. Jango ist nicht so abgrundtief böse, wie im Film gezeigt, er hat sogar eine sehr väterliche Ader seinem Klon-„Sohn“ Boba gegenüber, den er anscheinend wirklich über alles liebt. Umgekehrt würde Boba alles für seinen Vater tun und ist ganz begierig darauf diesen stolz auf sich zu machen. Eine höchst gefährliche Mischung, wie die weitere Geschichte noch zeigen wird.

Padmé und Anakin werden nicht sofort in die Arena auf Geonosis geworfen, Count Dooku heuchelt vorher noch den hilfsbereiten Freund, der Padmé mit geschliffenen und einschmeichelnden Lügen anbietet Obi-Wan und Anakin freizulassen, sollte sie als Repräsentantin Naboos und Senatorin des großen Rates einen Vertrag unterzeichnen, der Naboo auf die Seite der Separatisten bindet. Erst als sie das Gespinst durchschaut und ablehnt, lässt er seine freundliche Maske fallen und schickt die beiden zu Obi-Wan, der bereits in der Arena zur Exekution angekettet ist.

Zu bemängeln gibts lediglich die Übersetzung, so sind der mit der Thematik bzw. „Star Wars“ offenbar nicht vertrauten Übersetzerin ein paar kleine Fehler unterlaufen. So wird aus den Astromech-Droiden (wie R2-D2 einer ist) stattdessen „Nav(igations)-Droiden“. Was sinngemäß zwar stimmt, dem sonst in der Serie durchgängig verwendeten Terminus aber nicht entspricht. An einer Stelle wird behauptet, Anakin wünschte, dass Shmi Padmé kennengelernt hätte. Das ist so nicht korrekt, denn die beiden kennen sich bereits (vgl. Episode I: „The Phantom Menace“). Hier ist stark zu vermuten, dass ein Adjektiv schlicht vergessen wurde. Fügt man gedanklich nämlich das kleine Wörtchen „näher“ oder „besser“ hinzu, liest sich der Satz plötzlich stimmig.

_Fazit_

Das ausführliche, aber nicht langweilige Drumherum macht aus der Story einen lesenswerten Stoff, der einen den (Kino-)Film mit anderen Augen sehen lässt. Einige der zusätzlichen Handlungen schafften es schließlich auf die DVDs, dennoch ist der Roman weiterhin klar im Vorteil. Alle Hauptfiguren bekommen mehr Aufmerksamkeit und man kann sogar den zwiegespaltenen Anakin nun viel besser verstehen und mitfühlen, in welchem Dilemma er steckt. R. A Salvatore schafft eine höchst dichte Atmosphäre, die das Buch zu einem rasch konsumierten Pageturner werden lassen.

|Taschenbuch: 349 Seiten
Originaltitel: STAR WARS: Episode 2 – Attack of the Clones
Nach der Idee und Figuren von George Lucas
LucasBooks / DelRey – Ballantine Publishers Group Inc.
Deutsche Lizenz: Blanvalet Verlag München – April 2002
Übersetzung: Regina Winter
ISBN: 978-3442357611|

auch erschienen als:

|Hardcover: 352 Seiten
ISBN: 978-3764500887|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

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