Alle Beiträge von Maren Strauss

Hurwitz, Gregg – Meute, Die

Gregg Hurwitz‘ Romanfigur, der US-Marshall Tim Rackley, hat in „Die Meute“ bereits seinen dritten Auftritt. Auch dieses Mal ist er persönlicher in den Fall involviert als ihm lieb ist …

_Die Polizei in_ Los Angeles beobachtet den Krieg verfeindeter Motorradgangs mit Argwohn. Als bei einem Gefangenentransport zwei Biker auf spektakuläre Art und Weise befreit werden und dabei zwei Polizisten sterben, wollen sie nicht mehr nur länger zuschauen. Unter US-Marshall Tim Rackley formiert sich eine Truppe, die alles daran setzt, um die Bikergangs ein für allemal auszuschalten.

Als die hochschwangere Dray, Tims Frau, von den flüchtigen Gefangenen angeschossen wird, intensivieren sich Tims Bemühungen. Während Dray im Krankenhaus im Koma liegt und um ihr Leben kämpft, deckt ihr Mann etwas auf, womit keiner gerechnet hat. Erst löschen die Laughing Sinners mit einem einzigen Schlag die Cholos, ihre verfeindete Bikergang aus, dann zeichnet sich ab, dass sie an einem merkwürdigen Mord an einem jungen Mädchen beteiligt sind. Als sich allmählich die ganze Tragweite der Taten der Gang verstehen, ist es beinahe schon zu spät …

_Ein Thriller ist_ ein Thriller ist ein Thriller. Obwohl dieses Genre eigentlich von Natur aus spannend und mitreißend sein sollte, trifft das nicht immer zu. Es gibt diverse Stereotype, die nur allzu gerne befolgt werden. Gregg Hurwitz‘ Roman stellt da eine wohltuende Ausnahme dar. Mit Hilfe kleiner Besonderheiten hat er ein überaus lesenswertes Buch geschrieben.

Das beginnt bei der Handlung. Diese ist actiongeladen und baut von der ersten Seite an Spannung auf. Die Ermittler decken immer wieder kleine, aber wichtige Details auf und liefern sich mit den Sinners ein Kopf-an-Kopf-Rennen – bei dem sie häufig zu spät kommen. Der Anschlag auf Dray und die Ungewissheit über ihren Zustand sorgen zusätzlich dafür, dass man das Buch nicht weg legen kann. Hurwitz geht auch sonst nicht zimperlich mit seinen Figuren um. Wieso sollte er die junge Frau also nicht einfach sterben lassen? Diese Frage bleibt bis zu den letzten Seiten unbeantwortet. Ein geschickter Schachzug, denn auch wenn man die beiden vorherigen Bücher nicht kennt, wächst Dray einem ans Herz. Zum Einen durch Tims Erinnerungen, zum Anderen aber auch dadurch, dass er eine Weile im Kopf Dialoge mit seiner Frau führt.

Dray ist nicht die einzige Person, die Sympathien weckt. Eine von Hurwitz‘ Besonderheiten sind seine tollen, authentischen Charaktere. Er stellt diese weder als Gutmenschen noch als psychische Wracks dar. Trotz einiger Erschöpfungsstrecken wirken die Polizisten engagiert und verlieren zumindest ihren Humor nicht. Manchmal hat man sogar das Gefühl, bei den bewaffneten Herren würde es sich um normale Angestellte handeln, so wie sie flachsen. Von den auf Hochglanz polierten Helden anderer amerikanischer Thriller sind diese wunderbar weit entfernt. Es ist zwar ab und zu schwierig, die Vielzahl an Mitarbeitern auseinander zu halten, doch Hurwitz rückt Tim und seine direkte Partner in den Vordergrund, so dass man letztendlich ganz gut den Überblick behält.

Hinzu kommt ein lockerer Sprachstil, der die unkonventionellen Protagonisten unterstreicht. Die Dialoge gefallen durch ihre Lockerheit und den Humor. Hurwitz übertreibt es mit Letzterem nicht, lässt ihn aber immer wieder einfließen. Statt klinischem, aber flüssigem Stil, wie das in anderen Büchern häufig der Fall ist, geht es in „Die Meute“ rauer zu. Gut erzählt ist es trotzdem. Der Autor fasst sich kurz, lässt aber nichts Wichtiges aus. Durch geschickte Kapiteleinteilung baut er Spannung auf. Dass das Buch über 450 Seiten hat, merkt man nicht, denn es vergeht wie im Flug.

_Mit „Die Meute“_ ist Hurwitz ein überaus spannender, toll geschriebener Thriller gelungen, der sich an einigen Stellen angenehm von anderen Thrillern abhebt.

|Taschenbuch: 470 Seiten
Originaltitel: Troubleshooter
Deutsch von Wibke Kuhn
ISBN-13: 978-3426636923|
http://www.knaur.de

Sedgwick, Marcus – Todeskuss, Der

Vampire, wo man nur hinsieht! Doch die Blutsauger treiben sich nicht nur an amerikanischen High Schools herum. Marcus Sedgwick verlegt seine Geschichte „Der Todeskuss“ nach Italien, genauer gesagt in das historische Venedig.

_Marko reist nach_ Venedig, denn dort ist vor Kurzem sein Vater verschwunden. Ein Brief von einem Unbekannten hat die Familie des Arztes darüber in Kenntnis gesetzt und um ein Treffen gebeten. Zu Markos Überraschung ist dieser Unbekannte ein junges Mädchen. Sorrel ist ihr Name und ihr Vater Simono ist mit Markos befreundet. Sorrel zeigt sich enttäuscht darüber, dass auf ihre Bitte nur ein Junge und kein Erwachsener gekommen ist. Zähneknirschend nimmt sie ihn mit in ihr Haus, wo er Bekanntschaft mit ihrem Vater macht. Der ist auf Grund einer Krankheit halb von Sinnen. Er kann nicht schlafen, was ihn zur Verzweiflung treibt.

Als sich Sorrel und Marko auf die Suche nach seinem Vater machen, bringt ihnen dies nicht nur Freunde. Als sie in der Glasbläserei von Simono ankommen, wo er und Markos Vater zuletzt gesehen worden sind, werden sie dort nicht besonders nett begrüßt. Simonos Krankheit hat dazu geführt, dass er weder den Lohn an seine Arbeiter zahlen noch bestellte Waren an seine Kunden ausliefern kann. Ein Hinweis des Vorarbeiters führt sie zu einem Kloster – wo sie nur knapp einem Mordanschlag entgehen. Hilfe erhalten sie von einem mysteriösen Fremden, der die Situation, in die ihre Väter geraten sind, wesentlich besser zu durchschauen scheint als sie …

_“Der Todeskuss“ ist_ ein gut erzähltes Jugendbuch, das vor allem auf Spannung setzt, vom Aufbau her aber nicht immer überzeugt. Die Geschichte ist zwar gut konstruiert, doch es fehlt an wirklich zündenden Ideen. Die Suche nach Markos Vater wirkt etwas ziellos und einige Zufälle sind etwas zu zufällig. Das Einbringen der Vampirproblematik wirkt gekünstelt, auch wenn die zu Grunde liegende Idee durchaus originell ist. Sie hätte allerdings etwas ausführlicher dargestellt werden können. Insgesamt wirkt die Handlung nicht besonders einheitlich und ist wenig komplex. Dadurch, dass „Der Todeskuss“ vordergründig ein Abenteuerroman ist, geht der Autor historisch nicht ganz so sehr in die Tiefe.

Marko ist ein netter Protagonist, doch auch ihm fehlt es an Vielschichtigkeit. Er wirkt etwas farblos. Seine Charaktereigenschaften werden nicht so trennscharf dargestellt, dass man sie im Nachhinein ohne Probleme wiedergeben könnte. Ähnliches gilt für Sorrel. Sie wird als düsteres, geheimnisvolles Mädchen eingeführt, doch dieses Versprechen kann sie nur am Anfang einlösen. Es wäre sicherlich geschickter gewesen, sie und ihre Geschichte sowie ihren kranken Vater noch länger zu verschleiern, um mehr Spannung aufzubauen.

Geschrieben ist das Buch in einem angenehm einfachen Stil. Sedgwick vermeidet historische Gestelztheit, sondern benutzt einen simplen, aber effektiven Wortschatz, um die Ereignisse zu beschreiben oder einen Einblick in die Hauptfigur zu geben. Gerade für Jüngere ist das Buch dadurch sehr verständlich und lässt sich schnell lesen.

_Mit „Der Todeskuss“_ ist Marcus Sedgwick nicht unbedingt der große Wurf gelungen. Das Buch wirkt etwas unausgegoren, die Charaktere sind sehr einfach, einzig der Schreibstil weiß wirklich zu gefallen.

|Broschiert: 283 Seiten
Originaltitel:|Kiss of Death|
Deutsch von Renate Weitbrecht
ISBN-13: 978-3423248075|
http://www.dtv.de

_Marcus Sedgwick auf |Buchwurm.info|:_
[„Das Buch der toten Tage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1059

Scott, Elizabeth – Stealing Heaven

Traum oder Albtraum? Danielle, die Protagonistin in Elizabeth Scotts Jugendroman „Stealing Heaven“, muss weder zur Schule gehen noch muss sie abends zu festen Zeiten zu Hause sein. Stattdessen reist sie mit ihrer Mutter, einer professionellen Einbrecherin, durch die Staaten. Doch im Gegensatz zu ihrer Mutter macht sie das Leben „on the road“ nicht besonders glücklich …

_Danielle und ihre_ Mutter sind ein eingespieltes Team, wenn es um den Diebstahl von Silber geht. Zuerst kundschaften sie gemeinsam die Ortschaft aus, in die sie ihre Diebestour führt, dann schlagen sie zu und verschwinden. Das geht schon eine ganze Weile so, seit Danielles Vater im Gefängnis sitzt. Sie hat noch nie eine Schule von innen gesehen und Freunde hat sie auch keine. Sie hat niemanden – außer ihre junge, flippige, abenteuerlustige Mutter.

Das ändert sich, als die beiden sich in dem kleinen Örtchen Heaven einnisten. Ein paar Wochen wollen sie bleiben, um die Häuser auszuchecken, die sich für sie lohnen. Danielles Mutter treibt sich auf Partys herum, um etwas heraus zu finden, Danielle hingegen beginnt als Putzfrau zu arbeiten, um die teuren Villen von innen zu sehen. Außerdem freundet sie sich mit Allison, Tochter aus gutem Hause, an und lernt Greg kennen. Der attraktive, witzige junge Mann fasziniert sie sofort, doch obwohl ihre Mutter es gut findet, wenn sie etwas mit Männern anfängt, verbietet sich diese Liebschaft von selbst. Greg ist Polizist – und damit der natürliche Feind von Danielle und ihrer Mutter …

_“Stealing Heaven“ handelt_ prominente Jugendbuchthemen ab – Freundschaft und erste Liebe -, tut dies aber auf ungewöhnliche Art und Weise. Danielle ist nicht etwa deshalb eine Außenseiterin, weil es ihr schwer fällt, sich an ihrer Highschool einzufügen, sondern weil sie nie lange genug an einem Ort bleibt, um Menschen in ihrem Alter näher kennen zu lernen. Dieser besondere Hintergrund macht das Buch nicht nur interessant, sondern auch spannend. Man fragt sich ständig, für wen sich Danielle letztendlich entscheiden wird, was aus ihrer Mutter wird und weiteres – die Autorin legt eine Menge Spuren aus. Obwohl nicht explizit ein Krimi, entwickelt das Buch stellenweise eine entsprechende Atmosphäre. Trotzdem geht es vordergründig um Beziehungen, um Liebe, um Freundschaft. Mit sicherem Händchen und möglichst wenig Kitsch erzählt sie eine ansprechende Geschichte, die ans Herz geht.

Dass das Buch so gelungen ist, liegt mit an den Charakteren. Im Vordergrund stehen Danielle und ihre Mutter, die sehr gegensätzlich sind. Ihre Mutter ist attraktiv, gewinnt schnell die Herzen aller und legt auf Stabilität keinen Wert. Danielle hingegen ist ruhiger, fast schüchtern und sehnt sich nach einem festen Wohnsitz. Ihr fällt es schwer, sich gegen ihr Mutter durchzusetzen. Gleichzeitig wird ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Freundschaften immer stärker. Als sie sich schließlich in einen Polizisten verliebt, ist das Gefühlschaos komplett. Sie versucht sich mit allen Mitteln gegen dessen Avancen zu wehren. Scott erzählt aus Danielles Ich-Perspektive und legt sehr viel Wert auf ihre Gedanken und Gefühle. Diese stellt sie kitschfrei und sehr authentisch dar. Die Identifikation mit ihr fällt leicht, selbst wenn man älter ist, denn ihre Probleme sind jedem auf die eine oder andere Weise bekannt.

Geschrieben ist das Buch angenehm erwachsen. Scott verzichtet auf jugendlichen Slang und Kraftausdrücke, sondern schreibt ruhig und sicher. Anschauliche Sprachbilder unterstreichen ihren sauberen Stil und auch die ruhige Art ihrer Protagonistin.

_“Stealing Heaven“ ist_ ein tolles Jugendbuch, das völlig ohne Kitsch auskommt und eine interessante Geschichte erzählt. Dank des zeitlosen Schreibstils und der sympathischen Protagonistin ist der Roman auch für ältere Semester lesenswert.

|Taschenbuch: 283 Seiten
Originaltitel: Stealing Heaven
Deutsch von Ilse Rothfuß
ISBN-13: 978-3423714303|
http://www.dtv-dasjungebuch.de

Falko Löffler – Im Funkloch

Klassenfahrten sind für vieles bekannt, aber nicht dafür, dass sie besonders spannend sind. Falko Löffler ändert das. In „Im Funkloch“ beschreibt er eine Reise, die langweilig beginnt und beinahe tödlich endet …

Sammie, der in die zehnte Klasse einer Frankfurter Realschule geht, befürchtet das Schlimmste, als er zusammen mit seinen Mitschülern eine Woche im hessischen Örtchen Waldkappel verbringen muss. Einzig der Gedanke daran, dass Tina aus der Parallelklasse mitfährt, hält ihn am Leben. Er hofft, seinem Schwarm endlich näher zu kommen. Doch da gibt es noch ein kleines Problem: Lucas, der sich in der Klasse alles erlauben kann, ist ebenfalls mit von der Partie. Sammie, der erst vor Kurzem an die Schule gewechselt ist, hatte eine Weile mit ihm zu tun, bevor er sich von dem Klassenrowdy entfernt hat.

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Forrest, V. K. – In den Armen des Vampirs (Eternal 2)

_Eternal:_
Band 1: [Die Vampire von Clare Point]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6470
Band 2: _In den Armen des Vampirs_

FBI-Agentin Fia Kahill hat zwar den Mörder gefasst, der zwei ihrer Verwandten in ihrer Heimatstadt Clare Point getötet hat, doch weitere Arbeit bleibt nicht aus. In „In den Armen des Vampirs“ verbindet die Autorin V. K. Forrest erneut einen Krimi mit einem vampirischen Hintergrund.

_Im Mittelpunkt dieses_ Romans steht allerdings nicht Fia. Arlan, ihr gelegentlicher Liebhaber und guter Freund, reist als Killer durch die Lande. Seine Opfer: Gewaltverbrecher, Mörder, Kinderschänder, die die menschliche Polizei nicht zu fassen bekommt. Als Kia erfolglos einem irren Serienmörder hinterher jagt, der immer wieder ganze Familien auslöscht, fragt sie Arlan um Hilfe. Die einzige Spur, die die beiden haben, ist Maggie. So nennt sich die Anruferin, die Fia immer wieder Tipps gibt, wo und wann der Täter zuschlägt. Mehr scheint sie nicht zu wissen. Jedenfalls rückt sie nicht damit heraus.

Ihre Rolle in der Mordserie gibt den beiden zu denken. Nach langem Hin und Her schafft Fia es endlich, die anonyme Mitwisserin zu einem Treffen zu bewegen. Doch ein familiärer Notfall kommt ihr dazwischen und Arlan geht alleine zu dem vereinbarten Treffpunkt. Doch aus der Befragung wird mehr. Maggie, die eigentlich Macy heißt, und Arlan verlieben sich. Als er nach Clare Point, seine Heimatstadt, zurückkehrt, folgt sie ihm. Dass sie Gefallen an Arlan gefunden hat, bleibt dem Mörder, der in seltsamer Bekanntschaft mit ihr steht, nicht verborgen …

_Der zweite Band_ der Reihe „Eternal“ hält einige Überraschungen parat. Das beginnt schon damit, dass Fia nicht mehr die Protagonistin ist. Statt dessen stehen Arlan und Macy im Vordergrund sowie deren sich langsam entwickelnde Beziehung. Die Autorin setzt also auch in diesem Band auf einen guten Schuss Romantik und Erotik – in den meisten Fällen jedenfalls. Eine Beziehung aus dem ersten Buch der Reihe geht nämlich in die Brüche, obwohl man eher das Gegenteil erwartet hätte. Die Ermittlungen von FBI-Agentin Fia bleiben erneut oberflächlich. Da sie aber nicht die Hauptrolle spielt, stört das nicht besonders. Erfreulich ist hingegen, dass die Autorin weitere Details über das Örtchen Clare Point und die dort wohnende Vampirpopulation preis gibt. Sie erklärt vor allem die Geschichte der Vampire und ihr Alltagsleben, was definitiv sehr interessant ist. Insgesamt wirkt dieser Roman etwas ausgewogener als der letzte, der stellenweise doch etwas zu sehr Frauenroman war, um auch Nicht-Fans dieses Genres zu gefallen.

Die Figuren in diesem Buch sind, ähnlich wie die aus dem ersten, symapthisch, aber nicht besonders originell. Sie erinnern häufig an Figuren aus anderen Büchern und haben meist nur wenig Interessantes zu bieten. Sie fügen sich zwar gut in die Geschichte ein, aber wirklich mitreißen können sie nicht.

Die wohl größte Überraschung ist Forrests Schreibstil. Dieser hat sich gesteigert. Sie weiß zwar weiterhin sicher und flüssig zu erzählen, zeigt aber deutlich mehr sprachliche Raffinesse. Mit unerwartet heiteren Einwürfen bringt sie Leben in die Geschichte, ohne dabei lächerlich zu wirken.

_“In den Armen_ des Vampirs“ ist ein Buch, das Krimi, Vampire und ziemlich viel Romantik miteinander verbindet. Das ist sicherlich nichts für jedermann. Erfreulich ist allerdings, dass die Autorin sich sprachlich verbessert hat. Ihre humorvollen Einwürfe kommen häufig unverhofft und lockern die Geschichte merklich auf.

|Taschenbuch: 391 Seiten
Originaltitel: Undying
Deutsch von Barbara Imgrund
ISBN-13: 978-3426504741|
http://www.knaur.de

Galenorn, Yasmine – Hexe, Die (Schwestern des Mondes 01)

_Schwestern des Mondes:_
Band 1: _Die Hexe_
Band 2: Die Katze
Band 3: Die Vampirin

Feen, Vampire und Dämonen in der Menschenwelt? Das kann ja nur Ärger bedeuten. Um diesen zu minimieren, hat der AND, der Anderwelt-Nachrichtendienst, drei Schwestern in die Menschenwelt abkommandiert, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Doch das ist nicht immer einfach, wie die Autorin Yasmine Galenorn in „Die Hexe“, dem ersten Band der Reihe „Schwestern des Mondes“, erzählt.

Camille ist eine Hexe, wenn auch keine besonders gute. Da sie halb Mensch, halb Elfe ist, neigen ihre Zauber dazu, nach hinten loszugehen. Ihre Schwestern Delilah und Menolly, die eine ist eine Werkatze, die andere ein Vampir, haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Deshalb wurden sie von ihrem Arbeitgeber, dem Anderwelt-Nachrichtendienst AND, in die Erdwelt nach Seattle versetzt. Dort sollen sie ermitteln, falls die Anderweltwesen Ärger machen.

Und den machen sie! Jocko, ein für den AND arbeitender Riese, ist erdrosselt worden. Als ob das noch nicht genug wäre, zeigt Chase Johnson, der örtliche Detective, der zur Zusammenarbeit mit dem AND abgestellt wurde, Camille die Tatwaffe: ein Lederriemen, der nach Dämon riecht. Camille ist alarmiert, denn Dämonen haben weder in der Erd- noch in der Anderwelt etwas zu suchen. Es scheint jedoch, als ob sich einige dieser böswilligen Wesen daran nicht halten wollen. Ausgerechnet Schattenschwinge, der Fürst der Unterirdischen Reiche, hat seine Fühler ausgestreckt und drei Dämonen in die Erdwelt geschickt. Nun ist es an den drei Schwestern, diese in ihre Schranken zu weisen …

„Die Hexe“ ist ein wenig wie Bridget Jones mit Zauberkräften. Trotz einer gehörigen Portion Fantasy hat Yasmine Galenorn einen leichtfüßigen und amüsanten Chick-Lit-Roman geschrieben, an dem man Gefallen findet oder eben nicht. Ihr Buch ist sicherlich keine große Literatur, aber unterhaltsam und lustig geschrieben. Harmlos, möchte man beinahe sagen, denn auch wenn der Roman nicht besonders gehaltvoll ist, kann man ihm nicht böse sein. Das beginnt bei den Protagonistinnen. Drei Schwestern leben unter einem Dach und könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem halten sie stets zusammen und bekämpfen gemeinsam das Böse. Im Mittelpunkt dieses Buchs steht Camille, die Ich-Erzählerin mit der Vorliebe für hohe Schuhe, Make-Up von MAC und Heavy-Metal-Musik. Sie ist eine umgängliche junge Frau, die immer eine heitere Bemerkung auf den Lippen hat und ihre Zauberunglücke mit Humor erträgt. Mit ihrer manchmal sarkastischen Art erinnert sie tatsächlich an eine Light Version von Bridget Jones, was aber nicht unbedingt ein Nachteil ist. Galenorn schafft es nämlich, sie geschickt auszubalancieren, so dass sie nicht übertrieben mädchenhaft wirkt.

Die Fantasiewelt, die Galenorn erschafft, ist ganz gut durchdacht und bezieht viel Spannung aus der Gegenüberstellung mit der Erdwelt. Die Autorin greift hauptsächlich auf Altbewährtes wie Dämonen, Drachen und ähnliches zurück, bringt aber auch den einen oder anderen eigenen Einfall. Obwohl vor allem die Idee mit dem AND angenehm auffällt, wird die Kulisse echte Fantasyfans nicht zufrieden stellen. Dazu ist sie doch etwas zu einfach.

Auch bei der Handlung sollte man nichts zu Kompliziertes erwarten. Galenorn steuert geradlinig auf die Eliminierung der drei frei gelassenen Dämonen zu, legt zwischendurch noch ein paar Spuren zu möglichen Hilfsmitteln aus und garniert das Ganze mit der einen oder anderen frivolen Szene. Camilles Ex-Lover Trillian, ein überaus attraktiver Svartaner, wird zum Dienst auf der Erdwelt abkommandiert und gleichzeitig erhalten die Schwestern Hilfe von dem mysteriösen Fuchsdämon Morio. Camille steht plötzlich zwischen den beiden Männern – was sie gerade überhaupt nicht gebrauchen kann. Fans von derartigen Chick-lit-typischen Liebeswirren kommen also ebenfalls auf ihre Kosten.

Der erste Band von „Schwestern des Mondes“ von Yasmine Galenorn ist vor allem für die interessant, denen „Bridget Jones“ und „Sex and the City“ zu magiefrei sind. Mit ein bisschen Urban Fantasy, einer frechen, jungen und (eigentlich) unabhängigen Hauptperson sowie etwas Spannung und allerlei (Liebes-)Fettnäpfchen ist „Die Hexe“ ein amüsantes Büchlein, das hartgesottene Fantasyfans vermutlich nicht überzeugt, dafür aber überaus unterhaltsam ist.

|Broschiert: 396 Seiten
Originaltitel: Witchling
Deutsch von Katharina Volk
ISBN-13: 978-3426501559|
http://www.knaur.de/
http://www.schwestern-des-mondes.de/
http://www.galenorn.com/

Saintcrow, Lilith – Höllenschlund (Dante Valentine – Dämonenjägerin 5)

_Dante Valentine – Dämonenjägerin:_
Band 1: [„Teufelsbraut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5288
Band 2: [„Höllenritt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5957
Band 3: [„Feuertaufe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6150
Band 4: [„Sündenpfuhl“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6353
Band 5: _Höllenschlund_

Dante Valentine kämpft nun mehr seit vier Büchern gegen Luzifer höchstpersönlich. In „Höllenschlund“, dem letzten Band der Reihe „Dante Valentine -Dämonenjägerin“, tritt sie dem Herrscher der Hölle ein letztes Mal gegenüber …

Als Dante aufwacht, ist sie ein körperliches und seelisches Wrack. Schwer verletzt ist sie aus der Hölle zurück gekommen. Der Zusammenstoß mit Luzifer hat sie beinahe getötet. Als ihr Geliebter, der mächtige Dämon Japhrimel, davon erfährt, beschließt er, dem Teufel, seinem ehemaligen Gebieter, den Krieg zu erklären und ihn zu töten.

Gemeinsam mit Dante und seinem Gefolge macht er sich auf nach Konstans-Stamboul. Dort wollen sie eine Waffe an sich bringen, die im Stande sein wird, den Fürsten der Hölle zu töten. Dass das nicht einfach sein wird, war den beiden klar, doch sie müssen sich mit mehr herumschlagen, als sie erwartet haben. Verräter in den eigenen Reihen, Heerscharen von Dämonen und dann ist da noch das kleine „Geschenk“, das Luzifer Dante mitgegeben hat …

Der letzte Band der Reihe fährt noch einmal alle Geschütze auf und überzeugt auf ganzer Linie, auch wenn es nicht unbedingt ein klassisches Happy-End gibt. Die Handlung der Serie war von Band 1 an komplex und hat sich mit der Zeit eher noch verkompliziert. Die verschiedenen Handlungsstränge, die Intrigen der Dämonen, die zahlreichen Wendungen – sie alle haben dazu beigetragen, dass die Geschichte zwar immer spannend, aber manchmal auch ein bisschen unübersichtlich wurde. Im letzten Band konzentriert sich Lilith Saintcrow zum Glück darauf, keine weiteren Erzählstränge einzuführen. Statt dessen nimmt sie die Wichtigsten und führt sie konsequent weiter bis zum Ende. Je weiter man liest, desto mehr erschließt sich die gesamte Reihe. Die Autorin löst zum Abschluss so gut wie alles auf, vergisst darüber aber nicht, Neues in die Geschichte einzubauen. Neue Verschwörungen, überraschende Wenden und eine große Anzahl von Actionszenen sorgen für die richtige Spannung und ein fantastisches Finale, das auch auf der handwerklichen Seite überzeugt.

Toll ist auch, dass Saintcrow erneut den Schauplatz wechselt. Die Welt, die sie in ihren Büchern geschaffen hat, ist eine Science-Fiction-Version der heutigen Welt, inklusive fliegender Skateboards und bösartiger Fantasywesen. Nach dem sie schon diverse Pendants zu gegenwärtigen Städten besucht hat, liegen dieses Mal Konstans-Stamboul und Paradisse auf der Reiseroute. Ersteres dürfte Istanbul, zweiteres Paris entsprechen. Beide verwandelt die Autorin in mehrstöckige Städte mit imposanten historischen Gebäuden, die trotz der Fortschrittlichkeit wie eine Brücke in die Alte Zeit wirken. Trotzdem haftet ihnen etwas Düsteres an, da Dante es jedes Mal schafft, in den kriminelleren Teilen der Stadt zu landen.

Was ihre Heldin angeht, foltert Lilith Saintcrow ihre Leser dieses Mal ganz besonders. Dante kommt am Anfang verletzt und mit zerstörten psinergischen Schutzschilden aus der Hölle zurück. Danach wird sie manchmal absichtlich, manchmal unabsichtlich in einen Kampf nach dem anderen hinein gezogen. Sie leidet fast die Geschichte durch, vor allem daran, dass sie immer noch nicht weiß, ob sie Japhrimel, eigentlich ihre große Liebe, vertrauen kann. Auch andere Leute enttäuschen sie und man merkt es ihr an. Ihr Zynismus ist noch stärker als sonst und sie wirkt erschöpft. Es fällt nicht schwer, sich in sie hinein zu versetzen und mit dieser außergewöhnlichen Heldin zu fühlen.

Der Schreibstil ist so dicht und flüssig wie eh und je. Aus der Sicht von Dante erzählt, fließen immer wieder ihre Gedanken und sarkastischen Bemerkungen mit ein. Die Beschreibungen sind sehr detailliert und zeugen von einem großen Wissen der Autorin. Sie helfen, sich die fremde Welt sehr gut vorzustellen und nach fünf Bänden ist man auch mit dem besonderen Vokabular vertraut. Saintcrow hat sehr vielen Dingen eigene Namen gegeben, vor allem Fahrzeugen und Materialien. Nicht jedes davon wird im Glossar am Ende des Buches erklärt. Dieses bezieht sich hauptsächlich auf die verschiedenen Wesen im Buch und ist auch bei der Auffrischung von Wissen sehr nützlich.

Mit „Höllenschlund“ ist Lilith Saintcrow ein fantastisches Finale ihrer Reihe um die Dämonenjägerin Dante Valentine gelungen. Sie führt erneut interessante Schauplätze ein und bringt die Fäden der Vorgängerbände zusammen, um sie sicher zu einer Auflösung zu führen. Damit gehört die Serie definitiv zum Besten, was die Urban Fantasy zu bieten hat. Abseits von romantischen Vampirgeschichten und verzauberter Chic-Lit erzählt sie eine düstere und spannende Geschichte, die sicherlich nicht nur Frauen ansprechen wird.

|Broschiert: 427 Seiten
Originaltitel: To Hell and Back
Deutsch von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
ISBN-13: 978-3802583056|
http://www.egmont-lyx.de

About Lili

Farrow, John – Treibeis

Mit „Treibeis“ erscheint der zweite Krimi von John Farrow. Auch dieses Mal stehen der kauzige kanadische Kommissar Cinq-Mars und seine ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden im Vordergrund. Ähnlich wie in [„Eishauch“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5659 kämpft er auch dieses Mal gegen das organisierte Verbrechen …

Émile Cinq-Mars ist ein Polizist der alten Schule. Er bevorzugt menschliche Informanten statt Computerprogrammen, er arbeitet lieber alleine als im Team und vor allem ist es sein erklärtes Ziel, das Verbrechen zur Strecke zu bringen. Von Korruption und Wegschauen hält er wenig. Er bohrt auch da nach, wo es weh tut und nimmt es in Kauf, in die Schusslinie zu geraten.

Eines Tages bekommt er einen Anruf. Er soll zum Eisangeln zum Lake of Two Mountains fahren und dort warten. Tatsächlich trifft er dort jedoch keinen Informanten, sondern einen Toten. Im Eisloch in der Hütte der jungen Mutter Camille befindet sich die Leiche eines Mannes und er ist nicht ertrunken. Er wurde erschossen.

Wer ist der Tote? Und wieso musste er überhaupt sterben? John Farrow nimmt sich an dieser Stelle viel Zeit, um die Geschichte von Andy, dem Verstorbenen, Lucy und Camille zu erzählen. Die drei sind Angestellte eines kanadischen Pharmaunternehmens, dessen Geschäfte nicht immer legal sind. Sie machen sich auf den Weg, um, getrieben vom dem Willen, Menschenleben zu retten, noch nicht zugelassene AIDS-Medikamente an amerikanischen Patienten auszuprobieren. Die meisten ihrer „Versuchskaninchen“ könnten sich anders eine Behandlung niemals leisten. Lucy, die die Medikamente verabreicht, macht diese Tour nicht zum ersten Mal – doch dieses Mal läuft etwas nicht nach Plan. Andy, der für die Sicherheit der Unternehmung zuständig ist und außerdem Interesse an ihr gefunden hat, erzählt ihr, dass es vielen der Patienten nicht besser, sondern schlechter geht. Bald gibt es die ersten Toten und die drei müssen auf einmal fürchten, dass ihre illegalen, aber gut gemeinten Taten auffliegen …

„Treibeis“ hinkt seinem Vorgänger „Eishauch“ deutlich hinterher. Schuld daran ist das Nebeneinander zweier Geschichten. In der einen ermittelt Cinq-Mars, wie man das auch erwartet, doch in der anderen spielen Andy, Lucy und Camille die Hauptrollen. Letztere dominiert das Buch weitgehend. Statt um Mord und Totschlag geht es in diesen Abschnitten um die Pharmaindustrie, um Intrigen in Unternehmen und die folgenschwere Mission in Amerika. Farrow versäumt es, genug Krimispannung einzubauen. Stattdessen dümpelt der Roman über weite Strecken vor sich hin. Erst gegen Ende, wenn Cinq-Mars und sein junger Partner Bill Mathers endlich zu Wort kommen, fängt sich die Geschichte. Die beiden versuchen den Mord aufzuklären, was sich aber als sehr schwierig gestaltet. Schließlich wird auch noch eine junge Frau entführt, Verbindungen zu den Bikerbanden in Montreal, Cinq-Mars natürliche Feinde, ergeben sich. Dies sind die Stellen, an denen man an die Spannung des Vorgängers erinnert wird, doch sie sind erstens viel zu selten und zweitens zu schnell vorbei.

Dass der Kriminalfall in den Hintergrund rückt, sorgt unweigerlich dafür, dass auch Cinq-Mars weniger Auftritte hat. Das ist mehr als schade, denn sein Charakter würde einige Schwächen in der Geschichte wett machen. Farrow fügt seinem Protagonisten in diesem Buch weitere Facetten hinzu und erzählt weitere interessante Details aus seinem ungewöhnlichen Privatleben. Nicht jeder Polizist wird von sich sagen können, Poloponys zu züchten und eine jüngere amerikanische Ehefrau zu haben. Hinzu kommt seine kauzige Art, die skurrilen Dialoge und sein fantastischer Humor. Diese drei Dinge entfalten sich vor allem in der Zusammenarbeit mit seinem Partner Bill Mathers, der im ersten Buch neu zu ihm gestoßen ist. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten arbeiten die beiden nun sehr gut zusammen, auch wenn Bill ob der seltsamen Art seines Chefs manchmal die Stirn runzelt.

Sprachlich ist an der Geschichte nichts auszusetzen. John Farrow kann nicht verbergen, dass er ursprünglich belletristische Literatur schreibt (unter dem Namen John Ferguson). Er liefert wesentlich mehr als bloße Situationsbeschreibungen oder die Gedankengänge eines fokussierten Ermittlers. Immer wieder bezieht er das Privatleben seiner Personen ein, deren Gedankengänge und ihr Gefühlsleben. Er wählt dazu häufig gefühlsbetonte Wörter, die dem Leser helfen, sich in die Geschichte hinein zu versetzen. Seine Beschreibungen sind manchmal recht lang und scheinen zu Nebensächlichkeiten abzuschweifen, sorgen aber dafür, dass die Vorstellungskraft mit allem bedient wird, was sie braucht, um sich die Geschichte in bunten Farben auszumalen. Nicht unerwähnt darf der feine Humor bleiben. Die Dialoge animieren immer wieder zum Lachen, ohne die Geschichte ins Lächerliche zu ziehen und vor allem die Person Cinq-Mars lebt von diesen kleinen Bemerkungen.

„Treibeis“ ist gut geschrieben und in Ansätzen mitreißend. Allerdings vertut sich Farrow vor allem am Anfang ein bisschen. Dadurch, dass er die Geschichte in zwei Stränge aufteilt, geht ihr einiges an Spannung verloren. An den Vorgängerroman „Eishauch“ kommt er so nicht heran, auch wenn dieser nicht perfekt war.

|Taschenbuch: 565 Seiten
Originaltitel: Ice Lake
Deutsch von Friederike Levin
ISBN-13: 978-3426635131|
http://www.knaur.de

Forrest, V. K. – Vampire von Clare Point, Die (Eternal 1)

_Eternal:_
Band 1: _Die Vampire von Clare Point_
Band 2: In den Armen des Vampirs

In der Reihe „Eternal“ verbindet die amerikanische Autorin V. K. Forrest Krimi, Romantik und Vampire. Unerkannt lebt in dem kleinen Örtchen Clare Point eine ganze Vampirpopulation unter sich, deren Abkömmlinge sich längst in ganz Amerika verteilt haben. Fia Kahill beispielsweise lebt als FBI-Agentin in Philadelphia. In „Die Vampire von Clare Point“ muss sie zurück in ihre Heimatstadt fahren, um dort einen Mord aufzuklären.

Bobby, der Postbote von Clare Point, wird ermordet im Postamt aufgefunden. „Ermordet“ bedeutet in diesem Fall, dass er enthauptet und seine Leiche verbrannt wurde – anders lässt sich ein Vampir nicht endgültig töten. Die Gemeinde ist erschüttert und verängstigt. Wer kennt ihr wohlgehütetes Geheimnis?

Obwohl Clare Point eigentlich nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich liegt, wird Kia dorthin beordert – nicht ohne Hintergedanken. Immerhin ist sie selbst Vampirin, auch wenn sie unerkannt unter Menschen lebt und ihre Gelüste zumeist im Zaum halten kann. Doch auch sie hat ihre düsteren Geheimnisse … Wegen Abspracheproblemen bekommt sie einen FBI-Kollegen aus Baltimore an ihre Seite gestellt. Das ist ihr nicht gerade recht. Zu allem Überfluss sieht Glen Duncan einem ehemaligen Liebhaber von Fia täuschend ähnlich, der vor einigen Jahrhunderten beinahe die gesamte Familie Kahill auslöschte.

Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach dem Täter. Glen ist inmitten des Vampirdorfs natürlich nicht besonders willkommen. Fia macht ihm die Arbeit nicht immer leicht, denn er ist nicht nur ein Ärgernis, sondern auch ziemlich attraktiv. Dabei hat sie gerade schon genug am Hals. Ein ehemaliger Liebhaber droht, nach Philadelphia zu ziehen und Bobby soll nicht der einzige tote Vampir in der Stadt bleiben …

Eine vampirische FBI-Agentin – das klingt neu und frisch und nach einer ziemlich guten Protagonistin für ein spannendes Buch. „Die Vampire von Clare Point“ legt seinen Fokus aber weniger auf den Beruf von Fia, sondern auf andere Dinge. Fias Beziehungen, die vergangenen wie die zukünftigen, zum Beispiel, aber auch die eine oder andere erotische Szene. Die Zielgruppe für dieses Buch sind mehr Fans von Romantik- als von Agentengeschichten. Die beiden FBI-Ermittler tun zwar ihre Arbeit, aber Forrest schildert sie nicht im Detail, sondern nur sehr oberflächlich. Da ist mal von Autopsieberichten und Spurensicherung die Rede, viel mehr aber auch nicht. Gleichzeitig ist die Geschichte keine reinrassige Vampirgeschichte. Dafür ist dieser Hintergrund zu wenig ausgearbeitet und zu wenig präsent. Der Roman lässt sich wohl am ehesten als Frauenroman mit einigen ungewöhnlichen Zügen beschreiben. Da viel Platz für Liebe und Romantik eingeräumt wird, ist die Spannungskurve eher flach. Die Auflösung der Mordfälle folgt einem sehr einfachen Schema. Der Täter ist zwar nicht direkt vorhersehbar, aber sein Motiv und die Umstände reißen den Leser nicht gerade vom Hocker.

Fia Kahill, aus deren Perspektive zumeist erzählt wird, ist eine innerlich zerrissene Protagonistin, deren Leben von ihren düsteren Geheimnissen geprägt ist. Dass sie ein Vampir ist, ist dabei gar keine große Sache. Forrest stellt ihre Vampire sehr menschlich dar. Sie können ohne Probleme an Tageslicht gehen ohne zu sterben oder zu glitzern. Um sich zu ernähren müssen sie normalerweise auch keine Menschen töten. Deutlicher im Vordergrund stehen Fias Sexsucht sowie einige Ereignisse in ihrer Vergangenheit, die zumeist mit verflossenen Liebschaften zusammen hängen. In der Summe ergibt dies eine junge Frau, die man in dieser Form schon kennt. Forrest kann ihrer Hauptfigur nur wenig Neues hinzufügen und verlässt sich statt dessen auf bekannte Klischees.

Ähnliches lässt sich beim Schreibstil beobachten. Das Buch ist so geschrieben, wie man es von einer solchen Geschichte erwartet – einfach, ohne sprachliche Finessen, dafür aber flüssig und verständlich. Forrest stellt die Situationen gut dar und erklärt die inneren Vorgänge ihrer Hauptperson schön. Etwas wirklich Eigenes vermisst man jedoch im Schreibstil.

„Eternal – Die Vampire von Clare Point“ ist kein Buch für jedermann. Man muss derartige Bücher, die einen starken Fokus auf die weibliche, zumeist innerlich zerrissene Hauptfigur legen, mögen, denn ansonsten wird man nicht viel damit anfangen können.

|Taschenbuch: 359 Seiten
Originaltitel: Eternal
Deutsch von Barbara Imgrund
ISBN-13: 978-3426501733|
http://www.knaur.de

Jennifer Brown – Die Hassliste

Amokläufe an Schulen haben die Welt in den letzten Jahren immer wieder erschüttert. Jennifer Brown behandelt in ihrem Buch „Die Hassliste“ einen solchen Vorfall. Allerdings wählt sie eine ungewöhnliche Perspektive. Die Freundin des Amokläufers berichtet vom Leben danach – und von ihren eigenen Verwicklungen in die schreckliche Tat …

Valerie ist kein Kind von Fröhlichkeit. An ihrer Highschool ist sie eine Außenseiterin und wird „Todesschwester“ genannt, weil sie meistens schwarze Klamotten trägt. Zum Glück hat sie eine Clique von Leuten gefunden, die eine ähnliche Einstellung wie sie haben. Darunter ist auch Nick, ihr Freund.

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Gehm, Franziska – Tränenengel

In der Reihe „dtv pocket crime“ veröffentlicht der |Deutsche Taschenbuchverlag| spannende Krimis und Thriller für jugendliche Leser von zumeist deutschen Autoren. Einer der neusten Bände ist „Tränenengel“ von Franziska Gehm.

Die sechzehnjährige Flora wird eines nachts verletzt auf der kleinen Insel im Badesee des Örtchens Telpen gefunden. Zahlreiche Schnittwunden übersäen ihren Körper. Doch wer hat ihr das angetan? Flora selbst hat keine Antwort darauf. Sie hat die Erinnerung an diese Nacht verloren.

Für die Anwohner ist der Fall schnell klar. Ein aus der nahen Justizanstalt entflohener Sexualverbrecher muss der Täter sein. Doch Polizeihauptmeister Leif Sälzer ist sich da nicht so sicher. Er kann sich nicht vorstellen, dass der Entflohene in der Gegend geblieben ist und auch sonst entdeckt er einige Ungereimtheiten. Doch dank Zeugenaussagen kommt er bald auf weitere Spuren. Ein verschmähter Verehrer Floras wurde am Abend der Tat in der Nähe des Sees gesehen …

„Tränenengel“ wird hauptsächlich aus drei Perspektiven erzählt. Flora, Leif Sälzer und Floras beste Freundin Trixie berichten nicht nur von den Ermittlungen, sondern auch davon, wie Flora mit dem Erlebnis zurecht kommt und wie ihr Umfeld sich damit arrangiert. Die einzelnen Perspektiven unterscheiden sich durch verschiedene Schriftarten und sind unterschiedlich geschrieben. Floras Worte wirken stets sehr introvertiert und stellen ihre Gedanken und Gefühle in den Vordergrund. Trixie und Leif Sälzer hingegen liefern einen breiten Blick auf das Geschehen. Ihr Innenleben wird zwar ebenfalls beleuchtet, doch sie beschreiben auch Situationen und Ereignisse. Zusätzlich werden immer wieder Zeugenbefragungen oder Zeitungsartikel eingestreut.

Der junge Leser muss also diverse Eindrücke verarbeiten. Gehm nimmt in dem Buch eine eher neutrale Position ein, indem sie sich nicht auf eine Perspektive oder eine bestimmte Spur zum Täter festlegt. Dadurch kann man als Leser mit raten – auch wenn die Geschichte am Ende anders ausgeht als erwartet. Der Ausgangspunkt der Handlung ist eher einfach gewählt. Die Autorin spinnt trotzdem eine Geschichte zusammen, die ihre Spannung weniger aus Action bezieht als vielmehr aus den unterschiedlichen Ermittlungsansätzen. Nach und nach deckt Sälzer immer mehr mögliche Verdächtige auf. Die meisten haben ein gutes Motiv – und zumeist auch etwas, das sie entlastet. Gehm schafft es, die Spannung bis zum Ende aufrecht zu halten und dort mit einer überraschenden Lösung auf zu warten.

Die Figuren in der Geschichte sind leicht zugänglich und wirken real. Obwohl „Tränenengel“ ein Jugendbuch ist, gibt es einen Protagonisten im Erwachsenenalter: Leif Sälzer. Er wird jedoch verständlich dargestellt und kommt ohne die komplizierten Gedankengänge von Erwachsenen aus. Trixie hingegen ist ein etwas rebellisches Mädchen, das um seine Freundin sehr besorgt ist. Sie ist gut ausgearbeitet und vielschichtig. Es macht Spaß, ihr zu folgen, da sie ein bisschen anders ist als gewöhnliche Jugendbuchcharaktere und auch als ihre Freundin Flora. Von Flora bekommt man eigentlich nicht besonders viel mit, da sich bei ihr alles um ihr Innenleben dreht und weniger um das, was um sie herum passiert. Das meiste, was man über sie erfährt, erfährt man von den anderen Figuren im Buch. Normalerweise ist es nicht unbedingt lobenswert, wenn die Person, um die sich die Geschichte eigentlich dreht, die am wenigsten durchleuchtete ist, doch in diesem Fall ist es ein wirklich geschickter Schachzug.

„Tränenengel“ macht der Reihe, in der es erscheint, alle Ehre. Franziska Gehm hat einen ansprechenden, unterhaltsamen Krimi geschrieben, der durch seine Originalität in Aufbau und Handlung besticht.

|Taschenbuch: 286 Seiten
ISBN-13: 978-3423782432|
http://www.dtv-pocket-crime.de

Markus Zusak – Wilde Hunde

Markus Zusak ist ein oft ausgezeichneter australischer Jugendbuchautor. Zuletzt erhielt sein Roman [„Die Bücherdiebin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4909 2009 den deutschen Jugendliteraturpreis. Cbj veröffentlicht nun den Sammelband „Wilde Hunde“, der die Bücher „Vorstadtfighter“und „Cameron Wolfe“ vereint.

Die fünfköpfige Familie Wolfe wohnt in einer ärmeren Gegend Sidneys. Während der Vater nach einem Unfall arbeitslos ist und zu stolz, um zum Arbeitsamt zu gehen, schuftet die Mutter für den Lebensunterhalt der Familie. Der älteste Sohn Steve versucht alles, um sich aus der Armut hoch zu arbeiten. Seine jüngere Schwester Sarah hingegen feiert vor allem und betrinkt sich.

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Welsh, Louise – Alphabet der Knochen, Das

Drugs, Sex und Gedichte – so in etwa sah das Leben des jung verstorbenen Dichters Archie Lunan aus. Wie das häufig der Fall ist, sind die Umstände seines Todes merkwürdig. War es Selbstmord oder ein Unfall, als er während einem Segeltörn verunglückte? In dem Buch „Das Alphabet der Knochen“ von Louise Welsh versucht der Literaturwissenschaftler Murray Watson dieser Frage auf den Grund zu gehen.

_Murray Watson verwendet_ sein Forschungssemester auf Archie Lunan, einen nicht besonders bekannten und jung verstorbenen Dichter der 70er Jahre, der an seiner Universität in Glasgow studiert hat. Fasziniert von Lunans Poesie sucht er nach biografischen Eckdaten. Er befragt ehemalige Studienkollegen von ihm, doch das Bild, das sie von dem Dichter zeichnen, ist inkonsistent. Einige beschreiben ihn als Trunkenbold, andere als untalentiert.

Um den mysteriösen Umständen seines Todes nachzugehen, fährt Murray auf die Insel Lismore, wo das Unglück passierte. Auf der Insel wohnt auch Christie Graves, die Freundin von Lunan. Sie könnte Murray sicherlich viele Anhaltspunkte für sein Buch liefern, doch sie hat ihm über seinen Anwalt ausrichten lassen, dass sie nicht an einem Gespräch interessiert ist. Doch so eine Insel ist klein. Vielleicht zu klein …

_Was bei „Das_ Alphabet der Knochen“ sofort auffällt, ist Louise Welshs ungewöhnlicher Schreibstil. Sie schreibt auf der einen Seite nüchtern und sachlich, beinahe distanziert, so wie man es aus vielen Krimis kennt. Sie berichtet detailliert, sowohl über das Privatleben ihres Erzählers als auch über den „Fall“. Allerdings lockert sie die Geschichte immer wieder mit ungewöhnlichen Metaphern und Sprachbildern auf, dank derer das Buch wesentlich lebendiger wird. Welsh hat dadurch ihren ganz eigenen Schreibstil, der sie von anderen Autoren unterscheidet.

Doch ein guter Schreibstil macht nicht automatisch ein gutes Buch. Der Knackpunkt des Romans ist die Handlung. Es ist keine richtige Krimihandlung, keine ordentliche historische Geschichte und für bloße Belletristik ist ein bisschen zu viel von beidem dabei. Murray erforscht das Leben von Lunan, doch was er zu finden hofft, bleibt im Verborgenen. Sucht er nach Fakten für sein Buch oder möchte er den Unfall aufklären? Murrays Motivation ist für den Leser nicht immer nachvollziehbar. Nach und nach findet der Literaturwissenschaftler zwar Details heraus, indem er Leute befragt – wie in einem Krimi -, doch es fehlt an Spannung. Zusammenhänge, vielleicht Intrigen, offene Enden, Überraschungen sucht man umsonst. Das Buch kriecht zäh voran, am Ende steht kein richtiges Ergebnis.

Die langsame Handlung überschattet die Personen in der Geschichte. Erzählt wird in der dritten Person aus Murrays Perspektive. Sein Charakter ist wirklich gut ausgearbeitet. Er ist nicht besonders interessant, eher langweilig, so wie man sich einen Literaturwissenschaftler eben vorstellt. Allerdings hat auch er seine Momente, seine Schattenseiten, in denen er dann nicht wie ein trockener Akademiker wirkt. Er hat ein Verhältnis mit der Frau des Dekans seiner Fakultät, zerstreitet sich mit seinem Bruder, denkt ein bisschen zu oft an Sex. Dadurch wird er interessanter und überrascht den Leser an der einen oder anderen Stelle.

_Letztendlich hilft die_ halbwegs interessante Hauptfigur und der tolle Schreibstil nicht über die Schwächen in der Handlung hinweg. Bei über 400 Seiten ist das durchaus ein Ärgernis.

|Gebunden: 428 Seiten
Originaltitel: Naming the Bones
Deutsch von Wolfgang Müller
ISBN-13: 978-3888976766|
http://www.kunstmann.de
http://www.das-alphabet-der-knochen.de

_Louise Welsh beim Buchwurm:_
[Der Kugeltrick 2755

Kliesch, Vincent – Reinheit des Todes, Die

Von einem wie ihm hätte man eigentlich Anderes erwartet. Vincent Kliesch, Moderator und Komiker, hat nicht etwa ein Buch voller unterhaltsamer Witze geschrieben, sondern gleich einen Thriller – der mit Komödie eigentlich gar nichts zu tun hat. „Die Reinheit des Todes“ ist sein erstes Buch.

_Julius Kern ist_ Ermittler beim LKA Brandenburg. Nachdem er während seiner Zeit in Berlin einen sadistischen Massenmörder gestellt hat aber nicht hinter Gitter bringen konnte, ist er nicht mehr derselbe. Seine Frau hat sich von ihm getrennt und ist mit der kleinen Tochter ausgezogen, Kern kümmert sich nicht ordentlich um sich selbst. Trotzdem holt Quirin Meisner, Leiter der Berliner Mordkommission, ihn ins Boot, als ein Serienmörder in Berlin sein Unwesen treibt. Seine besonderen Kennzeichen: Er hinterlässt jeden Tatort klinisch rein. Alles ist gründlichst geputzt, die Leiche wird gewaschen und in einem weißen Hemd aufgebahrt.

Bislang hat die Polizei keine einzige verwertbare Spur – wie auch, wenn der Mörder, intern „der Putzteufel“ genannt, alles steril zurück lässt. Meisner hofft, dass Kern durch seine kreative Ermittlungsweise frischen Wind in die Mordkommission bringt. Tatsächlich hat er bald erste Erfolge. Indem er sich in den Täter hinein versetzt, kommt er ihm allmählich auf die Spur. Doch die Ermittlungen sind zäh. Obwohl sich die Persönlichkeit, die der Mörder haben muss, heraus kristallisiert, bleibt seine Identität weiterhin unbekannt. Die Zeit läuft, denn alles spricht dafür, dass er bereits ein neues Opfer ausgespäht hat …

_Zugegeben: Am Anfang_ macht Kliesch nicht gerade die beste Figur. Der Anfang der Geschichte wirkt etwas zerfahren, da neben dem aktuellen Handlungsstrang häufig Rückgriff auf die Ereignisse vor drei Jahren genommen wird, die Kern beinahe kaputt gemacht haben. Als Leser stellt man sich die Frage: Wo möchte der Autor eigentlich hin? Und wieso erzählt er zwei Fälle in einem Buch? Hinzu kommt, dass die ersten Kapitel den Eindruck erwecken, dass hier noch ein deutscher Möchtegernpsychokiller zu Gange ist, der sich an amerikanische Vorbilder anlehnt. Mit der Zeit gewinnt Kliesch jedoch nicht nur mehr Sicherheit, sondern baut auch vermehrt Spannung auf. Am Ende präsentiert sich ein ziemlich komplexer Fall, an dem viele beteiligt sind und der die gegenwärtigen Ereignisse und die vor drei Jahren geschickt verbindet. Zahlreiche Überraschungen und Wendungen sorgen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann, so fesselnd ist es.

Auch der Möchtegernserienkiller entpuppt sich als durchaus nette Eigenkreation des Autors. Die Tätercharaktere sind nicht immer davor gefeit, an bestimmte Klischees zu erinnern, gewinnen mit der Zeit aber eine eigene Stimme und stechen dadurch hervor. Neben den Bösen steht natürlich Julius Kern im Mittelpunkt, ein eigensinniger Kommissar mit einer eigenen Ermittlungstaktik. Positiv an ihm ist, dass diese eigene Ermittlungstaktik tatsächlich deutlich wird. Es fällt auf, dass er die Fälle anders angeht, als man es erwartet und als es seine Kollegen tun. In vielen Büchern, in denen Ermittler angeblich eigene Methoden zur Fallaufklärung anwenden, wird deren Eigenständigkeit nie richtig deutlich. In „Die Reinheit des Todes“ schon. Allerdings kann man sich von Kern ansonsten kein besonders gutes Bild machen. Er wirkt etwas verschwommen, vor allem im privaten Bereich. Weil konkrete Anhaltspunkte fehlen, steckt man ihn als Leser in bekannte Ermittlerschubladen – in diesem Fall tendenziell in die des melancholischen skandinavischen Ermittlers. Das ist ein bisschen schade, lässt sich aber möglicherweise in Folgebänden, wenn es welche geben sollte, beheben.

Klieschs Schreibstil ist handwerklich gut, ausführlich und anschaulich. Er kann dem Buch zwar keine wirklich eigene Note verpassen, vermittelt die Geschichte aber sehr ansprechend und unterhaltsam.

_Kurzum: Was eher_ langweilig und banal beginnt, entwickelt sich zu einem spannenden Buch, das einiges an Potenzial aufweist, dieses aber gerade am Anfang nicht voll ausschöpft. „Die Reinheit des Todes“ macht jedoch Lust auf weitere Bücher mit Julius Kern und seiner ganz eigenen Ermittlungsweise.

|Broschiert: 313 Seiten
ISBN-13: 978-3442374922|
http://www.blanvalet.de

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Boudinot, Ryan – Sperm & Egg. Eine Liebesgeschichte

Erwachsenwerden ist nicht leicht. Probleme mit sich selbst, Probleme mit den Eltern und die erste Liebe sind alleine schon schwer zu bewältigen, aber wenn diese drei Dinge zusammen treffen, dann steckt man wahrlich in einem Schlamassel. Schlamassel machen allerdings ziemlich gute Bücher. Ein aktuelles Beispiel ist „Sperm & Egg – Eine Liebesgeschichte“, der Debütroman von Ryan Boudinot.

_Um seine große_ Liebe Kat Daniels zu beeindrucken bringt Cedar sein Sperma zum Mikroskopieren in den Biologieunterricht mit. Und tatsächlich! Es funktioniert. Die beiden kommen zusammen, doch so einfach, wie er sich das mit der ersten Liebe vorgestellt hat, ist sie nicht. So richtig klappt das mit dem Sex leider nicht – und als Kat von einer Urlaubsreise zurück kommt und plötzlich schwanger ist, läuten bei Cedar die Alarmglocken. Er ist sich ziemlich sicher, dass er es nicht war, doch Kat möchte nicht damit heraus rücken, wer sonst in Frage kommt. Also reimt sich Cedar zusammen, dass es George gewesen sein muss, der Freund von Kats Mutter, den diese nicht besonders leiden kann.

Er steigert sich in diese Theorie rein und steht Kat natürlich hilfreich zur Seite, als sie beschließt, das Baby abzutreiben. Doch die dankt es ihm nicht. Nach der Abtreibung zieht sie sich immer mehr von ihm zurück bis die Beziehung auseinander bricht. Dabei hätte Cedar eine Schulter zum Anlehnen gebrauchen können. Seine Eltern sind nämlich auf die Idee gekommen, sich scheiden zu lassen. In seiner Wut konzentriert er sich auf den mutmaßlichen Vergewaltiger George und heckt einen teuflischen Plan aus …

_“Sperm & Egg“ lässt_ einen als Leser etwas ratlos zurück. Boudinot hat gute Ideen und auch sein Erzählstil mit den sehr konkreten, häufig überraschenden Metaphern und dem unterschwelligen Humor kann sich sehen lassen. Die Handlung des Buches lässt allerdings Fragen offen. Obwohl die oben erwähnten Ereignisse aus dem Teenagerleben von Cedar und Kat im Mittelpunkt stehen, konstruiert Boudinot eine Rahmenhandlung außenrum, die mehr oder weniger unnötig ist. Zwanzig Jahre später treffen Kat und Cedar sich, da Kat ein Buch über diese Phase ihrer Jugend geschrieben hat und sich absichern will, dass Cedar sie nicht wegen der darin beschriebenen Ereignisse verklagen wird. In dieser Rahmenhandlung passiert aber nichts Wichtiges außer ein bisschen Geplänkel zwischen den Ex-Geliebten. Umso störender ist es da, dass die Kerngeschichte dadurch nicht nur unterbrochen wird, sondern auch seltsam komprimiert wirkt. Sie hätte alleine genug Kraft gehabt, um ein ziemlich gutes Buch zu werden, wenn Boudinot sie entsprechend noch etwas erweitert hätte. Sie ist komisch, dramatisch und mitreißend. Sie hat alles, was man sich von einem guten Coming-Of-Age-Roman wünscht und da ist es mehr als schade, dass der Autor den Leser mit Fragezeichen in den Augen und einer unpassenden Rahmenhandlung abspeist.

Cedar und Kat, aus deren Ich-Perspektive abwechselnd berichtet wird, sind zwei charmante Charaktere, die neben viel Witz auch eine gewisse Ernsthaftigkeit besitzen. Dadurch ähneln sie Figuren aus anderen Pubertätsromanen nicht besonders, was gut ist. Obwohl Boudinot sie immer wieder in skurrile Situationen schickt, wirken die beiden echt und lebensnah. Es macht Spaß, ihnen zu folgen – auch als erwachsener Leser. Die unbedarfte und unverfälschte Sichtweise der zwei auf das Leben und vor allem auf die Erwachsenen, gerade ihre Eltern, ist stellenweise wie ein Spiegel. So ist es kein Wunder, dass gerade diese am Negativsten betrachtet und häufig beinahe ins Lächerliche gezogen werden. Das ist zum Einen der jugendlichen Perspektive geschuldet, die die eigenen Probleme als wichtiger erachtet als die Scheidung der Eltern. Zum Anderen treffen sie dabei auch den einen oder anderen wunden Punkt.

Sprachlich findet Boudinot einen guten Mittelweg zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Seine Schreibweise ist nicht gewollt witzig. Vielmehr entstehen Scherze aus der Situation heraus, als Reaktion auf Gesagtes oder ein Ereignis. Der Autor übertreibt es dabei aber nicht. Er zieht weder die Geschichte noch deren Charaktere ins Lächerliche. Außerdem verlässt er sich nicht auf den Humor, sondern hat auch sonst einiges zu bieten. Sein lockerer Umgang mit Metaphern, die teilweise ungewöhnlich sind, und anderen Sprachbildern lassen „Sperm & Egg“ zu einem fluffigen Lesevergnügen werden, das man schon alleine deshalb in einem Rutsch liest, weil man gespannt auf die nächste sprachliche Raffinesse ist.

_“Sperm & Egg“ macht_ definitiv einen guten ersten Eindruck auf dem Büchermarkt. Die lockere, witzige Schreibweise und die gut durchdachte Kerngeschichte zeigen, dass Boudinot sein Handwerk beherrscht. Die Rahmenhandlung allerdings schmälert den Genuss etwas.

|Taschenbuch: 224 Seiten
Originaltitel: |Misconception|
Deutsch von Silke Jellinghaus
ISBN-13: 978-3499253744|
http://www.rowohlt.de

Saintcrow, Lilith – Sündenpfuhl (Dante Valentine – Dämonenjägerin 4)

_Dante Valentine – Dämonenjägerin:_
Band 1: [„Teufelsbraut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5288
Band 2: [„Höllenritt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5957
Band 3: [„Feuertaufe“ 6150
Band 4: _Sündenpfuhl_

Lilith Saintcrow schont ihre Heldin Dante Valentine nicht. Die Halbdämonin hat schon einige Rückschläge in der Serie einstecken müssen. In „Sündenpfuhl“ werden nicht nur zwei ihrer besten Freunde umgebracht, sondern ihr Geliebter, der gefallene Dämon Japhrimel, treibt auch noch ein Verwirrspiel mit ihr.

Dante Valentine hat sich dazu verpflichtet, dem Teufel persönlich zur Seite zu stehen, wenn ihr Geliebter, einst die rechte Hand von Luzifer, bei ihr auf der Erde bleiben darf. Doch ihre Aufgabe, vier aus der Hölle entflohene Dämonen zu fassen, widerspricht ihr, da einer der Dämonen Eve ist, die Tochter einer verstorbenen Freundin. Japhrimel hingegen will die Jagd unbedingt durchziehen, unabhängig davon, was Dante sagt.

Zwischen den beiden entsteht Misstrauen. Dante hat das Gefühl, dass Japh sie überwacht, damit sie seine Mission nicht vermasselt. Er erzählt ihr nicht mehr, was er plant, doch auch sie behält ihre Gedanken für sich. Als sie von ihrer Freundin Gabe einen Hilferuf bekommt, sieht sie ihre Chance, von Japh weg zu kommen. Doch er macht ihr einen Strich durch die Rechnung und beschließt, sie zu begleiten. Gemeinsam reisen sie nach Saint City, Dantes Heimatstadt. Dort findet Dante heraus, dass Gabes Mann Eddie gestorben ist. Wenig später ist auch Gabe tot. Es scheint, als ob Eddie ein Heilmittel gegen die Chill-Sucht gefunden hat, die eigentlich als unheilbar gilt, und deshalb verfolgt wurde. Doch wer trägt die Schuld am Tod des Ehepaars? Die Mafia? Die Polizei? Die Pharmaindustrie? Oder jemand ganz anderes? Dante macht sich auf die Suche nach dem Täter und gerät dabei selbst in Gefahr …

„Sündenpfuhl“ unterscheidet sich von seinen Vorgängerbänden dadurch, dass er sehr eng mit Band 3 verknüpft ist. Die Suche nach den entflohenen Dämonen spielt noch immer eine wichtige Rolle, rutscht aber zu Gunsten der Aufklärung von Gabes Tod in den Hintergrund. Trotzdem ist die Handlung an einigen Stellen etwas undurchsichtig. Gerade die Beziehung zwischen Japh und Dante ist manchmal schwer zu verstehen, gerade wenn die Lektüre der anderen Bücher der Serie schon etwas zurückliegt. Andererseits ist die Haupthandlung in diesem Fall aber weit greifbarer als das in vorherigen Büchern der Fall war. Sie ist spannend und wird überraschend aufgelöst.

Nach wie vor verdient die Welt, die Saintcrow in der Reihe geschaffen hat, höchstes Lob. Sie wirkt häufig mehr wie eine Science-Fiction-Kulisse als die eines typischen Urban-Fantasy-Buches. Diverse Formen von Menschen mit übersinnlichen Kräften und andere Wesen teilen sich eine Stadt, die düsterer nicht sein könnte. Verbrechen, Schmutz und Korruption sind in Saint City Gang und Gäbe. Romantik, Liebe oder Zärtlichkeiten trifft man hier eher selten. Obwohl im gleichen Genre angesiedelt, hat die „Dante Valentine“-Reihe wenig Ähnlichkeit mit anderen Urban-Fantasy-Serien. Das mag auch daran liegen, dass Saintcrows Figuren selten den gängigen Klischees entsprechen. Nach verführerischen Vampiren oder Werwölfen sucht man in diesem Buch vergebens. Die Beziehung zwischen Dante und Japhrimel ist das, was Romantik am nächsten kommst – und selbst diese Liebe ist in diesem Buch noch weit von dem entfernt, was andere Autoren unter diesem Begriff kredenzen.

Ähnlich düster wie die Kulisse ist die Hauptfigur Dante Valentine, die sich vom ersten Buch an konstant weiter entwickelt hat. Mittlerweile wirkt sie wesentlich gesetzter, enttäuschter, aber sie kämpft immer noch mit aller Kraft gegen das Böse und für die Menschen, die sie liebt. Sie entwickelt mit jedem neuen Buch mehr Tiefe und die tragischen Abenteuer, in die sie gerät und die häufig auch ihr Privatleben beeinflussen, sorgen dafür, dass sie einem immer mehr ans Herz wächst. Dass sie direkt aus der ersten Person erzählt, kommt noch dazu. Da Saintcrow zu einer detaillierten, aber nicht ausufernden Schreibweise neigt, wird man direkt in Dantes Gedankenwelt gezogen. Die häufig sehr bildhafte Sprache mit starken Vergleichen und Metaphern lässt nicht nur Dante, sondern auch die Geschichte und ihren einzigartigen Hintergrund lebendig werden.

„Sündenpfuhl“, der vierte Band der Serie um Dante Valentine, enttäuscht nicht. Die Geschichte geht rasant weiter und nimmt eine weitere, unerwartete Wendung. Der Fan kann auch dieses Mal getrost zugreifen.

|Broschiert: 780 Seiten
Originaltitel: Saint City Sinners
Deutsch von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
ISBN-13: 978-3802582974|
http://www.egmont-lyx.de

About Lili

Marr, Melissa – Gegen die Finsternis

Nach [„Gegen das Sommerlicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5611 legt die amerikanische Autorin mit einem zweiten Buch nach, das zwar das Setting mit dem ersten teilt, aber aus einer ganz anderen Perspektive erzählt wird.

_Im Mittelpunkt von_ „Gegen die Finsternis“ steht Leslie, eine Freundin von Ash, der Heldin des ersten Buchs. Obwohl Ash, mittlerweile die Sonnenkönigin der Elfen, nicht der einzige bekannte Charakter der Geschichte ist, entführt Marr dieses Mal in eine andere Welt: in die der Dunkelelfen. Diese sind nicht besonders freundlich, sondern manchmal geradezu blutrünstig. Der Hof um den Dunkelelfenkönig Irial ernährt sich von negativen Gefühlen, die zum Beispiel während eines Krieges mit den Sommerelfen aufkommen. Doch seit Frieden herrscht wird Irials Gefolge unruhig. Sie dürsten nach Blut, nach negativen Gefühlen.

Um Meuterei zu verhindern, sucht Irial sich ein Schattenmädchen, das als Mediator für die Gefühle dienen soll. Sein Auge fällt auf Leslie, die durch Ash zum weiteren Umfeld von Keenan, dem Sonnenkönig, seinem Feind, gehört. Als das Mädchen, das aus einem kaputten Elternhaus stammt, sich ein Tattoo machen lassen will, wählt sie ein Motiv mit Elfenmagie, das sie mit Irial verbindet. Obwohl sie sich viel stärker für den mysteriösen Niall aus Keenans Gefolge interessiert, kann sich Leslie Irials Macht nicht entziehen – mit verheerenden Folgen für das junge Mädchen …

_Den Charme des_ ersten Bandes kann Marr mit „Gegen die Finsternis“ nicht erreichen. Dafür geht es in der Handlung etwas zu wirr zu. Die Kulisse ist nach wie vor sehr schön, auch wenn sie dieses Mal zu Gunsten der Menschenwelt etwas zurück stecken muss. Dieses Mal dreht sich zudem alles um die Dunkelelfen, die wesentlich düsterer und „unelfenhafter“ sind als ihr sommerliches Pendant. Marr punktet auch dieses Mal mit unterschiedlichen Arten von Elfen, die gut ausgearbeitet sind und anschaulich dargestellt werden.

Die Handlung kann diese schillernde Vielfalt nicht bieten. Dazu fehlt es an Spannung, an Höhepunkten, an Zugkraft. Es gibt einige Stellen, an denen es schwer fällt, überhaupt weiter zu lesen. Es wird nicht so ganz ersichtlich, wo das Buch eigentlich hinführen soll – und das ist in diesem Fall nicht vorteilhaft. Soll es eine Liebesgeschichte zwischen Leslie und Irial sein? Oder eine zwischen Niall und Leslie? Eine Geschichte über Elfenintrigen, über den gefährlichen Bann, in den Leslie gezogen wird? Die Autorin versucht all diese Themen und noch einige mehr ab zu haken. Dabei gehen sie selten wirklich ineinander über, um einen Spannungsbogen zu bilden. Sie stehen vielmehr lose nebeneinander und bilden keine wirkliche Einheit. Das Buch verliert damit an Spannung und an Konsistenz – und franst erst sehr stark aus, um gegen Ende viel zu flott voran zu eilen.

Leslie, die Protagonistin, hat gute Ansätze. Ihr familiärer Hintergrund ist gut ausgearbeitet und hebt sie hervor. Gleichzeitig wirkt sie aber immer ein bisschen wie die Nebendarstellerin in einem Buch, in dessen Mittelpunkt sie steht. Sie geht unter und ihr Charakter, der eigentlich interessant ist, kann sich nicht richtig entfalten. Irial und Niall, zwei weitere wichtige Personen in der Geschichte, geht es nicht anders. Auch sie können sich nicht wirklich im Kopf des Lesers festsetzen. Ihre Hintergrundgeschichten sind gut, gerade die Verflechtungen zwischen den beiden Elfen, aber darüber hinaus können sie nicht überzeugen.

Der Schreibstil ist einfach, ein wenig poetisch und so, dass junge Fans von Stephenie-Meyer-Büchern sich sofort wohl fühlen werden. Die zauberhafte Leichtfüßigkeit des ersten Buches fehlt aber auch hier. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass Marr die Welt der Dunkelelfen und auch Leslies etwas düsteres Gemüt besser darstellen wollte. Allerdings ist das Buch dafür noch nicht tiefgehend genug.

_Während „Gegen das_ Sommerlicht“ durchaus einen Versuch wert war, da leichtfüßig und lebendig, überzeugt „Gegen die Finsternis“ nicht wirklich. Insgesamt fehlt es dem Buch an Zutaten, die den Leser fesseln. Sowohl die Handlung als auch die Figuren können in dieser Hinsicht nicht überzeugen.

|Taschenbuch: 330 Seiten
Originaltitel: |Ink Exchange|
Deutsch von Birgit Schmitz
ISBN-13: 978-3492253291|
http://www.piper-fantasy.de
http://www.melissa-marr.com

Puhlfürst, Claudia – Ungeheuer

Der Blanvalet-Verlag verspricht mit „Ungeheuer“ von Claudia Puhlfürst „Mord in Germany – 100% Hochspannung“. Ob dieses Versprechen gehalten wird?

_Die Journalistin Lara_ Birkenfeld wacht immer wieder aus erschreckend realen Albträumen auf. In diesen befindet sie sich in den Körpern junger Frauen, die nackt durch einen Wald gejagt und anschließend brutal getötet werden. Eines Tages liest sie eine Meldung, in der genau so ein Mord, wie sie ihn geträumt hat, beschrieben wird. Und es bleibt nicht der einzige Todesfall, den Lara im Schlaf gesehen hat …

Die junge Frau ist verunsichert und macht sich Sorgen um ihre geistige Gesundheit. Mark Grünthal, ein befreundeter Psychologe, der in dem Fall des Serientäters die Polizei berät, will ihr helfen und lässt ihr interne Informationen zukommen. Lara möchte abklären, ob sie die Morde tatsächlich vorhersieht, was der Fall zu sein scheint. Wenig später erscheint in Laras Zeitung ein Artikel, der genau auf diesen Insiderinformationen beruht. Unterschrieben ist er mit Laras Namen, obwohl sie selbstverständlich nie auf die Idee gekommen wäre, Marks Vertrauen auszunutzen. Es scheint, als möchte jemand sie in Misskredit bringen, denn natürlich bleibt der Ärger mit dem Chefredakteur nach diesem Vorfall nicht aus. Doch das ist nicht Laras einziges Problem. Der Täter ist mit der Art der Berichterstattung nicht einverstanden. Er findet, dass seine Taten nicht entsprechend gewürdigt werden und tritt deshalb mit der Redaktion in Kontakt. Dabei fällt ihm Lara ins Auge, die genau seinem Beuteschema entspricht …

_Claudia Puhlfürsts Thriller_ fällt durch seinen minutiösen, sachlichen Stil auf, der detailliert alle Ereignisse wiedergibt. Die Autorin erspart dem Leser auch nicht die bluttriefendsten Details. Das macht die Geschichte zwar gut vorstellbar, ist aber sicherlich nicht jedermanns Sache. Da die Beschreibungen dadurch teilweise sehr lang sind, wirkt sich das negativ auf die Geschichte aus. Sie hat einige Längen. Das ist jedoch nicht das einzige Manko der Geschichte. Die Handlung bietet nichts wirklich Neues. Sie erinnert an amerikanische Psychothriller. Dass die Geschichte unter anderem aus der Perspektive einer Journalistin erzählt wird, ist allerdings eine nette Abwechslung. Trotzdem ist die Handlung manchmal etwas holprig. Zu viele Zufälle und zu schnelle Ergebnisse bei den Ermittlungen nehmen dem Buch Spannung.

Lara Birkenfeld bleibt als Charakter leider etwas farblos. Die distanzierte Schreibweise trägt sicherlich dazu bei, dass man ihr nicht wirklich nahe kommt. Die nüchternen, sorgfältig gewählten Worte lassen einen unterkühlten Eindruck der Protagonistin entstehen. Ihre Gedanken und Gefühle werden zwar beschrieben, man kann sich aber kaum mit ihnen identifizieren. Auch die anderen Personen bleiben blass. Der einzige, der noch etwas Eindruck hinterlässt, ist der Täter. Neben Lara ist er die prägnanteste Person, aus deren Perspektive erzählt wird. Auch ihm kommt man nicht wirklich nahe, doch man erfährt seine Leidensgeschichte, die ihn zu der Person gemacht hat, die er ist. Mehr derartiger Vergangenheitsbezüge hätten vielleicht auch Lara ganz gut getan. Allerdings gilt auch hier: Obwohl gut von der Autorin erklärt, erinnert das Martyrium des Täters stark an gängige Klischees.

_“Ungeheuer“ ist ein_ ziemlich detaillierter Thriller, der einen starken Fokus auf den Täter legt. Die Perspektive der Journalistin Lara Birkenfeld ist zwar interessant, aber durch die Farblosigkeit der Hauptperson und einige Stolpersteine in der Handlung kann sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen.

|Taschenbuch: 350 Seiten
ISBN-13: 978-373543|
http://www.blanvalet.de

Saintcrow, Lilith – Dämonenmal (Jill Kismet 01)

_Jill Kismet:_
Band 1: _Dämonenmal_

Mit der „Dante Valentine“-Serie hat sich die amerikanische Autorin Lilith Saintcrow in die Herzen ihrer deutschen Fans geschrieben. Mit Jill Kismet schickt sie eine weitere Heldin ins Rennen, die es mit Dämonen und anderen paranormalen Wesen aufnehmen muss. „Dämonenmal“ ist der erste Band der Reihe, die im englischen Original bereits vier Bücher umfasst.

_Jill Kismet ist_ in einer düsteren amerikanischen Großstadt Jägerin. Ihr Job ist es, die paranormalen Wesen der Schattenwelt in ihrer Stadt in Schach zu halten. Um gegen die Dämonen und andere Höllenbrut ankommen zu können, hat sie einen Pakt mit dem Dämonen Perikles geschlossen. Er hat sie mit besonderen Kräften ausgestattet und im Gegenzug steht sie ihm im Monat eine Stunde für seine Psychospielchen zu Verfügung.

Als die Stadt plötzlich von merkwürdigen Todesfällen heimgesucht wird, muss sie enger mit Perikles zusammen arbeiten als ihr lieb ist. Mehrere bestialische Polizistenmorde geben ihr Rätsel auf. Alles weist auf einen Täter aus der Schattenwelt hin, doch etwas an seiner Fährte ist komisch. Er riecht sowohl dämonisch als auch nach einem Werwesen. So etwas ist Jill noch nicht untergekommen. Obwohl sie ahnt, dass dies kein gewöhnlicher Fall ist, setzt sie alles daran, dem Mörder auf die Schliche zu kommen. Deshalb ist sie nicht gerade glücklich, als sie mit drei Werwesen des FBI zusammen arbeiten soll. Es scheint, als ob der Mörder bundesweit seine Spuren hinterlassen hat. Doch die Kooperation gestaltet sich schwierig. Der junge Werpuma Saul unterstellt Jill, mit Dämonen zusammen zu arbeiten, doch ihre Antipathien schlagen schnell in etwas anderes um …

_Auf den ersten_ Blick erinnert Jill Kismet stark an Dante Valentine. Beide sind starke, unabhängige Frauen, die brutalen Männerjobs nachgehen und dabei mehr mit Dämonenwesen zu tun haben als ihnen lieb ist. Allerdings gibt es auch einige Unterschiede. Saintcrows neue Reihe spielt nämlich nicht in der Science-Fiction-Welt von Dante Valentine, sondern hat einen Schauplatz, der trotz der Fantasy-Elemente eher an bereits existierende Städte erinnert. Einen Namen nennt die Autorin zwar nicht, doch die Stadt mit all ihrem (paranormalen) Chaos wirkt trotzdem gut ausgearbeitet, interessant und düster.

Die Stimmung im Buch ist wohl eine der stärksten Parallelen zur Dante-Valentine-Serie. Auch hier geht es düster, beinahe freudlos zu. Die Hauptperson hat eine nicht besonders glückliche Vergangenheit, die sie zu einer sarkastischen, harten Frau gemacht hat. Die Liebe ist etwas, an dass sie nicht glaubt, vor allem dann nicht, wenn sie vor ihr steht. Saintcrow passiert nicht der Fehler, dass sich ihre beiden Heldinnen zu sehr ähneln. Auch wenn Jill nach dem ersten Band als Person noch etwas schwammig ist, hat sie ihre eigene Stimme. Sie ist wesentlich frecher, humorvoller und jugendlicher als Dante, teilweise sogar übermütig und herb. Es bleibt abzuwarten, welche Entwicklung sie im weiteren Verlauf der Serie noch durchmachen wird.

Alles in allem kaut das Buch daran, das erste in der Serie zu sein. Die Handlung, eigentlich spannend und weniger kompliziert als die Plots in Saintcrows anderen Büchern, wird immer wieder für Erklärungen über Jill, ihre Vergangenheit oder ihre Arbeit unterbrochen. Leider dauern diese Pausen häufig zu lange. Saintcrow macht den Fehler, bereits in diesem Band das Geheimnis um den Tod von Jills Meister rückblickend aufzuklären. Geschickter wäre es womöglich gewesen, dies auf mehrere Bücher zu verteilen. Das hätte für zusätzliche Spannung gesorgt und der Story in diesem Buch den Platz eingeräumt, den sie gebraucht hätte. Die Jagd nach dem Täter hat nämlich eigentlich alles, was eine spannende Mörderjagd braucht: Action, Intrigen und überraschende Wendungen.

Der Schreibstil ist, wie man das von Saintcrow kennt, detailliert, originell und düster. Dadurch, dass Jill wesentlich kratzbürstiger und auch ein wenig humorvoller als Dante Valentine ist, wirkt das Buch häufig lockerer und witziger. Es finden sich auch wesentlich weniger Fantasiebegriffe darin, da die Geschichte mehr in der realen Welt verankert ist. Trotzdem lässt sich die Geschichte gut lesen, ist interessant und gefällt durch den lässigen, aber gekonnten Umgang mit der Sprache. Ein Feuerwerk des Humors sollte man allerdings trotzdem nicht erwarten. Mit Autorinnen wie Kim Harrison hat Saintcrow nicht wirklich viel zu tun.

_“Dämonenmal“ ist der_ erste Band einer neuen Serie und er besitzt genug Potenzial, um Jill Kismet zu einer ähnlich kultigen Sache zu machen wie Dante Valentine. Angenehm dabei ist, dass die neue Reihe nicht ganz so komplex und dem Alltag des Lesers etwas näher ist. Jill ist darüber hinaus frecher, härter, vielleicht auch unreifer (und dadurch interessanter) als Dante. Allerdings kämpft der erste Band mit Kinderkrankheiten: Die Handlung ist nicht so straff, wie sie sein sollte, und die Autorin muss sehr viel erklären. Das hätte man geschickter lösen können. Andererseits ist nun viel gesagt, dass in den nächsten Bänden nicht mehr erläutert werden muss. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Reihe weiter entwickelt.

|Broschiert: 361 Seiten
Originaltitel: |Night Shift|
Deutsch von Nadine Mannchen
ISBN-13: 978-3802583063|
http://www.egmont-lyx.de

About Lili

_Lilith Saintcrow bei |buchwurm.info|:_
[„Teufelsbraut (Dante Valentine – Dämonenjägerin 1)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5288
[„Höllenritt (Dante Valentine – Dämonenjägerin 2)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5957
[„Feuertaufe (Dante Valentine – Dämonenjägerin 3)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6150

Harrison, Kim – Blutkind

_Rachel Morgan:_
Band 1: [„Blutspur“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3253
Band 2: [„Blutspiel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4512
Band 3: [„Blutjagd“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5252
Band 4: Blutpakt
Band 5: [„Blutlied“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5897
Band 6: [„Blutnacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5988
Band 7: _Blutkind_

Mit „Blutkind“ veröffentlichen Heyne und Kim Harrison den siebten Band der Rachel-Morgan-Serie. Dieser spielt eine besonders wichtige Rolle, da er den Tod von Rachels Geliebtem Kisten aufklärt, der bereits in Band 5 ums Leben gekommen ist.

_Schock für die_ Hexe Rachel: Glenn, ein guter Freund von ihr, liegt im Krankenhaus. Anscheinend hat er einen Mordanschlag überlebt, denn man hat ihn in der Wohnung der Geliebten seines Freundes gefunden. Dieser Freund ist allerdings vor kurzem gestorben und Glenn ermittelt auf eigene Faust, weil er nicht an einen natürlichen Tod glaubt.

Edden, der Captain des FIB, des Federal Inderland Bureau, und Glenns Vater bittet Rachel um Mithilfe bei der Suche nach dem Täter. Als sie den Tatort sichten, finden sie heraus, dass die kleine Familie, die dort wohnte, schon längst nicht mehr lebt. Stattdessen haben andere ihre Namen angenommen und geben sich für sie aus. Im Kinderzimmer findet Rachel einen Hinweis, der ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt: Die Träne einer Banshee. Banshees leben von den Emotionen der Menschen um sie herum und können diese töten, wenn sie alle Gefühle aus ihnen heraus saugen. Banshees sind sehr gefährlich und selbst Rachel ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, eine solche Inderländerin jagen zu müssen.

Die Banshee denkt allerdings gar nicht daran, sich fangen zu lassen. Immer wieder entwischt sie den Ermittlern, bis Rachel und ihre Partnerin Yvy ihr auf die Spur kommen. Doch Rachel muss dafür teuer bezahlen. Die kleine Tochter der Banshee, Holly, sieht zwar aus wie ein ganz normales Kind, doch als Rachel sie in den Arm nimmt, saugt sie ihre gesamte Aura auf …

_“Blutkind“ ist das_ siebte Buch einer Reihe, deren einzelne Bände nie dünner als 500 Seiten sind und ein ähnlich hohes Niveau haben. Es gehört schon einiges dazu, eine Reihe so zu schreiben. Band 7 enttäuscht, wie die Vorgänger, kein bisschen. Im Gegenteil ist dies der vermutlich bislang beste Titel. Die Handlung ist dieses Mal wesentlich konsistenter und fokussierter. Die Haupthandlung – die Suche nach der Banshee – steht im Vordergrund, alles andere fungiert als unterstützende Nebenhandlung. Dass dabei der Mord um Kisten aufgeklärt wird, sorgt für zusätzliche Spannung, lenkt aber nicht von den anderen Ereignissen ab. Darüber hinaus gibt es die üblichen kleinen Katastrophen: Rachel macht sich unbeliebt, tritt in ein paar Fettnäpfchen, versagt in der Liebe, hat Ärger mit dem Dämonen Al, ihren Mitbewohnern und ihrer Mutter und trifft auf ihren Todfeind Trent Kalamack. Harrison bedient wie gewohnt alle Gefühle von Herzschmerz bis Zorn.

Rachel Morgan, die Ich-Erzählerin, die dem Fan der Reihe schon längst ans Herz gewachsen ist, zeigt sich auch dieses Mal als toller, facettenreicher Charakter. Sie ist humorvoll, schlagfertig, gleichzeitig aber auch sehr emotional. Harrison hat kein Problem damit, Rachel auch mal tieftraurig, nachdenklich und verletzt sein zu lassen. Hinzu kommt, dass sie, trotz der vorangegangenen sechs Bände, immer noch ein paar Überraschungen bereit hält. Auch die Persönlichkeiten der anderen auftretenden Figuren entwickelt sich stetig weiter. Langweilig wird einem mit dieser Reihe sicherlich nicht.

Herausragend ist auch wieder der Schreibstil. Sicher, gewitzt und manchmal fast schon eigen erzählt Harrison ihre Geschichte. Die schlagfertigen Dialoge und vor allem die fantasievollen Flüche des Pixies Jenks machen dabei besonders viel Spaß. Einziges Manko sind die manchmal etwas langatmigen Beschreibungen von bestimmten Ereignissen. Das fällt vor allem im ersten Kapitel negativ auf. Einleitend scheint Harrison die erneute Besichtigung des Tatorts von Kistens Mord besonders in die Länge zu ziehen, um Spannung zu erzeugen. Das Gegenteil ist leider der Fall. Allerdings kennt der Fan dieses Vorgehen schon und weiß, dass es danach besser wird.

_Wer noch nicht_ Fan ist, dem sei wärmstens ans Herz gelegt, einer zu werden. Kim Harrisons Serie um die chaotische Erdhexe Rachel Morgan gehört zu den besten Urban-Fantasy-Serien. Allerdings empfiehlt es sich, bei Band 1 anzufangen, da man sich sonst mit sehr vielen losen Enden konfrontiert sieht.

|Taschenbuch: 780 Seiten
Originaltitel: |White Witch, Black Curse|
Deutsch von Vanessa Lamatsch
ISBN-13: 978-3453533523|
http://www.heyne.de
http://www.kimharrison.net