Lohnenswerter Roman für DUNE-Fans
Paul Atreides, gleichermaßen als Gott verehrt und als Tyrann verhasst, ist nach dem Tod seiner Geliebten Chani in der Wüste verschwunden und hat die Herrschaft über das Imperium seiner jungen Schwester Alia überlassen. Doch an allen Ecken des Reiches brodelt der Geist der Rebellion gegen die grausame Herrschaft der Atreides. Alia will mit allen Mitteln die Doktrinen ihres Bruders durchsetzen und eröffnet eine gnadenlose Jagd auf die Rebellen. In diesem Klima von Verrat und Intrigen versucht Pauls Mutter, Lady Jessica herauszufinden, was hinter dem geheimnisvollen Verschwinden ihres Sohnes steckt. Sie kommt einer gigantischen Verschwörung auf die Spur und muss sich schließlich entscheiden, ob sie das Andenken ihres geliebten Sohnes zum Wohle des Wüstenplaneten opfern soll … (Verlagsinfo)
Hinweis
Der Zeitraum, den dieser Band abdeckt, liegt zwischen den DUNE-Bänden 2 und 3. Es erweist sich als hilfreich, die Handlung von Band 2 zu kennen, aber die Geschehnisse werden am Anfang von „Stürme des Wüstenplaneten“ erneut aufgegriffen. Die Ereignisse in Teil 2 dieses Bandes führen die Handlung der Romane „Das Haus Atreides“ und „Paul Atreides“ fort. Diese zu kennen erweist sich ebenfalls als hilfreich.
Dieser Bericht beruht auf der englischsprachigen Originalausgabe „The Winds of DUNE“, die im Verlag Tor Books erschien.
Die Autoren
1) Brian Herbert, geboren 1947, ist der einzige Nachkomme Frank Herberts, der das Schriftstellergen geerbt hat. Mit seinem Vater schrieb Brian 1986 den SF-Roman „Mann zweier Welten“. Seine Biografie „Dreamer of DUNE“ (2003) ist sehr lesenswert und nicht nur wegen der Bibliografie seines Vaters ein Geheimtipp. Ergänzt wird sie durch die HUGO-nominierte Monografie von „The Notebooks of Frank Herbert’s Dune“, die er 1988 herausgab. Brian Herbert hat einen Zyklus zu veröffentlichen begonnen, der mit dem Roman „Timeweb“ startet.
Er fragte Kevin J. Anderson, ob dieser an einer DUNE-Vorgeschichte mitarbeiten wollen. Anderson, selbst Autor von über 15 Millionen verkauften Büchern (AkteX, Star Wars u.v.a.), sagte geehrt und begeistert zu.
2) Kevin J. Anderson, geboren 1962, veröffentlichte 1982 seine erste Kurzgeschichte. Bis 1992 hatte er über 100 Beiträge für Magazine geschrieben, denn Anderson kommt aus der Technik. Sein erster Roman „Resurrection Inc.“ erschien 1988 und enthielt Horrorelemente, danach folgte eine Trilogie um „Gamearth“ (1989/90). Danach folgten „Lifeline“ (1990) und „The Trinity Paradox“ (1991), beide zusammen mit Doug Beason.
Anderson ist ein äußerst effizient arbeitender Autor. Das zeigt sich auch an seinem Ausstoß an Star-Wars-Romanen für Jugendliche sowie an „Akte-X“-Romanen (15 Mio. Exemplare gibt Heyne an). Ab 2002 erschien sein neuer Zyklus „Die Saga der sieben Sonnen“, von dem die ersten Romane bei Heyne erschienen sind, darauf die HELLHOLE-Trilogie, die er mit Brian Herbert verfasste. Mehr Infos unter www.wordfire.com.
Das Ergebnis der Kooperation war zunächst die Trilogie der „Frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, die aus folgenden Bänden besteht:
1) Das Haus Atreides
2) Das Haus Harkonnen
3) Das Haus Corrino
Mittlerweile ist die zweite Trilogie „Der Wüstenplanet: Die Legenden“ abgeschlossen. Sie besteht aus folgenden Bänden:
1) Butlers Djihad (The Butlerian Djihad)
2) Der Kreuzzug (The Machine Crusade)
3) Die Schlacht um Corrin (The Battle of Corrin)
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
Mit
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, dt. 2007)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, dt. 2008)
…schließen sie den ersten Dune-Zyklus so ab, wie Frank Herbert es vorsah, bevor ein unzeitiger Tod ihn am Weiterschreiben hinderte. Die Bände 7 und 8 bilden eine Art Doppelroman, der zusammengehört, aber aus Platzgründen gesplittet werden musste, denn ein Roman von 1300 Seiten ist absolut unverkäuflich (es sei denn, man hieße „Tolkien“).
Weitere Romane: „Paul of DUNE“ (dt. Titel „Paul Atreides“), „Winds of DUNE“ („Stürme des Wüstenplaneten“). Ein weiterer Band namens „Träume vom Wüstenplaneten“ ist 2005 erschienen und bietet eine alternative Version des ersten Romans, mehrere Erzählungen, Briefe und ergänzendes Material.
Die Trilogie „Die großen Schulen des Wüstenplaneten“:
1) Sisterhood of Dune („Der Thron des Wüstenplaneten“)
2) Mentats of Dune („Die Mentaten des Wüstenplaneten“)
3) Navigators of Dune „Die Navigatoren des Wüstenplaneten“)
Alle drei Bände hängen nahtlos miteinander zusammen. Sie werden ergänzt durch die Novelle „Red Plague“,
2020 erscheint der Roman „Duke of Caladan“ (Der Herzog von Caladan) über Herzog Leto Atreides, den Vater von Paul Muad’dib. (ISBN 3453321731)
2021 erscheint The Lady of Caladan (Die Herrin von Caladan) , die Mutter von Muad’dib (ISBN 3453321952)
2022 erscheint Heir of Caladan (Der Erbe von Caladan, ISBN 345332224X).
Im Herbst 2023 ist der Roman „Princess of Dune“ erschien, der das Schicksal Prinzessin Irulans und Chani Kynes‘ erzählt. Dieser Band gehört zu der Reihe „Heroes of Dune“.
Handlung
Man schreibt das Jahr 10207 nach Gründung der Raumgilde, als ein Gildenraumschiff über Caladan erscheint. Eine Abordnung der Fremen des Dschihad, des Qizarat, überbringt der regierenden Herzogin Jessica die Nachricht vom Tod ihres Sohnes, des Messias Paul Muad’dib. Sie zeigt keine Regung, denn sie ist eine Bene Gesserit, vielmehr fragte sie nach Einzelheiten. Paul sei nach dem Anschlag auf ihn, der ihn erblinden ließ, im 14. Jahr seiner Regierung in die Wüste gegangen und dort verschwunden.
Das war schon vor 27 Tagen. Dies empört Jessica nun wirklich, und Gurney Halleck herrscht den Überbringer der Botschaft an. Nach dem Tod Chani Kynes‘ bei der Geburt ihrer Zwillinge (Zwillinge?!) sei nun die sechzehnjährige Alia, Jessicas Tochter, Regentin des bekannten Universums. Prinzessin Irulan, die Gattin von Paul Muad’dib, sei in Arrakeen eingekerkert. Der Botschafter hat eine Bitte: Lady Jessica möge den Schmähreden und Lügen des Bronson von Ix eine Ende bereiten, die das Vermächtnis des Messias in den Schmutz zerren. Jessica weigert sich, und die Gesandtschaft verschwindet wieder. Dennoch bricht sie zusammen mit Gurney Halleck nach Arrakis auf, um zu ermitteln, wer ihren Sohn Paul auf dem Gewissen haben könnte.
Alia und Jessica
Auf Arrakis sind die Verhältnisse nicht so einfach. Nach der großen Verschwörung der Bene Tleilax, der Raumgilde und der Bene Gesserit gegen Paul Muad’dib sind die Rädelsführer geschnappt worden. Stilgar hat zuerst Korba, den Fremen-Renegaten, dann Edric, den Gilden-Navigator, und schließlich die Mutter Oberin der Bene Gesserit Helen Gaius Mohiam selbst getötet. Die Gattin des Messias, Irulan Corrino schmachtet in einer Zelle im Todestrakt. Diese Verbindung zum vormaligen Imperator erweist sich als lästig: Eine Bote der Corrinos kommt und schlägt eine oder zwei eheliche Verbindungen vor. Nach der Ablehnung der Angebote stößt seiner Raumfähre ein fatales Missgeschick zu.
Daher freut sich Alia, als ihre Mutter endlich in Arrakeen eintrifft. Schon bei der Ankunft Lady Jessicas kommt es zu einem Bombenanschlag, doch Gurneys Körperschild verhindert Schlimmeres. Stilgar persönlich übernimmt die Leibwache, bis die Sayyadina-Priesterin die Sicherheit der Festung von Arrakeen erreicht hat. Der Fremen-Führer aus Sietch Tabr ist enttäuscht vom Irrweg, den sein Volk geht: Bequemlichkeit und Nachlässigkeit halten Einzug, ebenso wie das Wasser in den Kanälen, die Arrakeen City umgeben, um die Sandwürmer abzuhalten. Aber Stilgar ist immer noch fit genug, um einen Sandwurm durch die Wüste zu reiten. Für ihn ist das Wesen eine Verkörperung des verschwundenen Messias geworden.
Im Palast darf Lady Jessica als erstes ihre beiden Enkelkinder sehen: Leto und Ghanima sind erst einen Monat alt, kommunizieren aber bereits miteinander. Die Fremenfrau Harah, Jamis‘ Witwe und Nebenfrau Pauls, wacht mit Argusaugen über die beiden. Alia hat anderes im Sinn: Sie will eine große Gedenkfeier sowohl für den Imperator Paul Muad’dib als auch für Chani, seine bei der Geburt verstorbene Konkubine, ausrichten. Jessica ist zurückhaltend, was diesen Plan angeht.
Als erste Handlung befreit Jessica Prinzessin Irulan aus der Todeszelle. Das erfolgt gegen den Befehl Alias, der Regentin, die deshalb nicht begeistert ist, als sie davon erfährt. Aber Irulan ist die offizielle Biografin des Messias und wer würde seine Lehren dann verteidigen, wenn sie ausgerechnet von Pauls Nachfolgerin hingerichtet würde? Alia meint, dann könne Irulan wenigstens die lästigen Irrlehren dieses Bronso von Ix widerlegen. Wenigstens darin sind sich Mutter und Tochter einig.
Das erweist sich bei der Gedenkfeier zu Ehren Paul Muad’dibs als notwendiger denn je: Plötzlich explodieren Gasgranaten über der trauernden Menge in Arrakeen, und in den Gasschwaden erscheint das Gesicht des Ketzers Bronso von Ix. Er verkündet eine weitere häretische Botschaft, die in der Menge Panik auslöst. In dem Durcheinander gelingt es Stilgar, der Jessicas Einverständnis hat, das Wasser Chanis zu stehlen und durch gewöhnliches zu ersetzen. Mit diesem Schatz will er im Sietch Tabr, der ja Chanis Heimat war, eine traditionsgerechte Trauerfeier für die Konkubine Muad’dibs abzuhalten.
Alia beschließt, stärker gegen Bronsos Vorgehen vorzugehen und wendet sich an die freigelassene Prinzessin Irulan, damit diese ihre Biografie und „weisen Worte“ des Messias Paul Muad’dib revidiert. Sie wünscht nicht nur die bereits vorgenommene Revision der Biografie, sondern eine Art Lobhudelei. Die Drohung, Irulan zurück ins Verlies zu schicken, ist schlecht verhüllt, und so macht sich die Prinzessin gleich an die Arbeit.
Lady Jessica kommt diese Lobhudelei auf ihren Sohn zu Ohren und beschließt, Irulan mit der Wahrheit zu konfrontieren: Paul und Bronso von Ix waren Blutsbrüder, denn die Häuser der Atreides und Vernius waren von Alters her verbündet und eng verbunden: Als die Tleilaxu Ix besetzten, ging Graf Rhombur Vernius nach Caladan ins Exil, bis er mit den Atreides seine Heimatwelt Ix zurückerobern konnte. Paul ging ja in die Schule von Graf Rhombur, und gemeinsam überlebten Paul und Bronso den Assassinenkrieg zwischen den Häusern Ecaz und Moritani.
Sechs Monate nach deren Ende war Paul zwölf Jahre alt, und drei Jahre vor der Abreise der Atreides nach Arrakis kam es anno 10888 nach Gründung der Raumgilde zu dramatischen Ereignissen.
Teil 2 (ca. 120 Seiten)
Lady Jessica, eine Bene Gesserit, will die Familie Vernius auf Ix besuchen: Dort lebt ihre Ordensschwester Tessia als Konkubine von Graf Rhombur und Mutter des gemeinsamen Sohnes Bronso. Paul soll hier weiterhin Unterricht erhalten. Die Raumgilde bringt Jessica und Paul, aber auch Gurney Halleck und Duncan Idaho nach Ix, mit einer Fähre fliegen sie zur Oberfläche, wo ein Aufzug sie in die unterirdische Stadt bringt. Alles auf Ix muss sich vor der sengenden Sonne verbergen.
Graf Rhombur Vernius wäre in der zurückliegenden Reconquista fast gestorben, doch sein Hausarzt Dr. Wellington Yueh hat ihn wieder zusammengeflickt, aus biologischen und kybernetischen Teilen. Nun ist Rhombur ein Cyborg mit besonderen Fähigkeiten. Tessia begrüßt Jessica, der elfjährige Bronso seinen ein Jahr älteren Freund Paul. Die gute Stimmung erhält einen Dämpfer, als drei schwarz gekleidete Ordensschwestern in der Nähe auftauchen. Jessica fragt sich bang, was gleich zwei Ehrwürdige Mütter hier wollen, und macht sich quasi unsichtbar.
Die Ehrwürdige Mutter Stokiah erhält eine abendliche Audienz bei Tessia, um ihr zu befehlen, sich für drei weitere Schwangerschaften zur Verfügung zu stellen. Die Steuerung von Erbgutwegen ist nun mal die Kernkompetenz des Schwesterordens. Doch Tessia weigert sich, dem Befehl nachzukommen. Darauf setzt die Ehrwürdige Mutter eine neuartige Psychowaffe namens „Schuldübertragung“ ein, die auf Tessias Selbstbewusstsein eine verheerende Wirkung entfaltet: Tessia zweifelt, wankt und verfällt in einen katatonischen Zustand. Graf Rhombur ist entsetzt über ihren Zustand und ruft seinen leibarzt Dr. Yueh. Der hat gerade einen Besuch seiner Frau Wanna erduldet, der dritten Bene-Gesserit-Schwester. Er ist erschüttert zu erfahren, dass sie, die er nach einem Unfall für unfruchtbar gehalten hat, dem Orden vier Kinder geschenkt hat. Yueh kann kein Gift finden. Die BG-Schwestern bieten an, Tessia auf ihrer Heimatwelt zu behandeln. Rhombur, ein gebrochener Mann, kann nichts dagegen tun und Tessia verschwindet zusammen mit ihren Feindinnen.
Ausreißer
Nun begehrt der aus dem Gleichgewicht gebrachte Rhombur einen schweren Fehler: Er verrät seinem Sohn Bronso, dass er eigentlich gar nicht Tessias Sohn sei, sondern von einer dritten Frau stamme. Bronso hat nie, wie Paul, eine BG-Ausbildung genossen und rastet völlig aus. Nicht nur fliegen heftige Worte, die seine Verletztheit verraten, sondern er reißt auch noch aus.
Heimlich schmuggelt er sich an Bord einer Raumfähre, um Ix hinter sich zu lassen. Paul erwischt ihn in letzter Sekunde, um ihn zu beschützen. Zusammen lassen sie Ix hinter sich, wo man sich über Verbleib Sorgen zu machen beginnt. Jessica muss es leto sagen, und der trifft bald per Raumfrachter ein, um eine intensive Suche nach den Datenspuren der beiden Jungs zu fahnden. Sie stoßen auf die Spur eines Gildenschiffs, das unter anderem auf Chusuk Station gemacht hat…
Wayku
Paul und Bronso erhalten von den Wayku, raumfahrenden Zigeunern, eine Mitfahrgelegenheit: Sie müssen zum Ausgleich niedere Arbeiten verrichten, denn es mangelt an Personal. Unzählige Passagiere wollen an Bord dieses Gilden-Heighliners versorgt und bedient werden. Bronso kann seine Neugier nicht mehr kontrollieren: Er will unbedingt einen der legendären Navigatoren sehen – sind sie wirklich Mutanten oder noch Menschen?
Natürlich wird er von den Wächtern der Gilde erwischt und zusammen mit Paul vor den Sprecher der Wayku gebracht. Der hat dies alles bereits vorausgesehen und einen Plan B in der Schublade: Die beiden Jungs dürfen mit einer Truppe Jongleure auf der Welt Chusuk von Bord gehen, um dort als Handlanger zu dienen.
Jongleure
Rheinvar der Meister-Jongleur begrüßt sie. Schnell erkennt Paul, was diese Leute sind: Gestaltwandler, sogenannte „Gesichtstänzer“. Sie verursachen bei unvorbereiteten Betrachtern wie Bronso eine Hypnose, doch bei Paul funktioniert das nicht: Er durchschaut den Trick. Umso vorsichtiger wird er, als die Jongleure bei ihrer Varieté-Nummer in Sonance, der Hauptstadt von Chusuk, das ganze Publikum verzaubern.
Der Aufbruch von Chusuk ist am nächsten tag jedoch umso überstürzter. Die ganze Truppe eilt an Bord einer Raumfähre. Paul bemerkt, dass manche von ihnen blutige Hände aufweisen und nach Rauch stinken. Was haben sie in der Nacht getrieben, fragt er sich. Zusammen mit Bronso, der gar nichts mehr versteht, eilt er an Rheinvars Seite in die Raumfähre, die sie zu einem Heighliner bringen wird – zur nächsten Welt.
Suchtrupp
Duncan Idaho und Gurney Halleck, die besten Männer der Atreides, eilen nach Chusuk, um die beiden Jungs zu erwischen. Denn die Nachrichten, die ein Gildeninspektor nach Ix gebracht hat, sind alarmierend. Der Inspektor, der eigentlich bloß den Fortschritt beim Bau eines neuen Heighliners kontrollieren wollte, wird von Leto und Rhombur gezwungen, vertrauliche Kundeninformationen preiszugeben. Die Namen Chusuk und „Jongleure“ fallen.
Duncan und Gurney kommen genau drei Tage zu spät auf Chusuk an. Der ganze Planet ist in Aufruhr und unterliegt den strengsten Sicherheitsauflagen. Rauch steigt über Sonance auf und offenbar stehen ganze Haine von Harmoniebäumen in Flammen, die das Holz für das berühmteste Instrument dieser Welt liefern: das von Gurney geliebte und gespielte Baliset.
Was die Jungs denn jetzt schon wieder angestellt? Gurney ahnt noch nicht, welche Schrecken die nahe Zukunft bereithält…
Arrakis
Alia will den Ghola Duncan Idaho heiraten, und dafür eine große internationale Zeremonie veranstalten. Ihre Mutter, die von Chanis Beisetzung im Sietch Tabr zurückgekehrt ist, erhält von ihrem eigenen Spionage-Netzwerk eine alarmierende Nachricht: Drei Männer aus der lokalen Priesterschaft wollen die Gelegenheit nutzen, die Heilige Alia zu beseitigen, um dann im Schein ihres Märtyrertodes über die Gläubigen zu herrschen. Dazu lässt es Jessica nicht kommen: Sie sendet Gurney aus, um die Gefahr ein für alle Mal zu beseitigen…
Bronso Vernius
Mithilfe der verstreut lebenden Wayku hat sich Bronso Vernius von Ix jahrelang vor seinen diversen Häschern verstecken können: vor Alia, vor Gurney und vor den Inspektoren der Raumgilde. Nun nimmt er wieder Kontakt mit seinen alten Freunden unter den Jongleuren und Gesichtstänzern auf. Er will sie dafür gewinnen, einen großen Schlag gegen das zu führen, was er am meisten hasst: das Image Paul Muad’dibs als eines Propheten – „Er war nur ein Mensch!“ Alias Hochzeitszeremonie scheint ihm die ideale Gelegenheit zu sein, um zuzuschlagen. Niemand würde die Gesichts Tänzer durch ihren Gestaltwandel erkennen. Außerdem wollen sie sich an den Atreides rächen: Sie haben ihren Kollegen Scytale getötet…
Das Jahr 10207 N.G.
An einem sehr abgeschieden gelegenen Ort in Der Arrakis-Wüste offenbart Lady Jessica anno 10207 N.G. ausschließlich Prinzessin Irulan, der Chronistin, und Gurney Halleck, ihrem Meisterspion, die Wahrheit über den Tod ihres Sohnes, des Imperators Paul Muad’dub im Jahr 10200 N.G., sieben Jahre nach seiner Thronbesteigung.
Die Regentin Alia darf keinesfalls die Wahrheit über Pauls Ende erfahren, hat Jessica entschieden, und Irulan wie auch Gurney sind alarmiert. Was kann so staatsgefährdend an dieser Wahrheit sein, fragen sie sich. Und warum soll Bronso von Ix bis zum heutigen Tage durch Alias und Duncan Idahos Nachstellungen verfolgt werden?
Mein Eindruck
Schließlich kommt es zu einer dramatischen Zuspitzung der Ereignisse, als Bronso gefasst wird. Doch Bronso hat einen Plan. Er hat seinen alten Freund Paul Atreides nicht ohne Grund lange Jahre hindurch diffamiert, um sein Denkmal als Prophet und Imperator zu beschmutzen. Der Grund dafür darf hier keinesfalls verraten werden. Aber Bronsos Gefangennahme bringt Jessica, Irulan und Gurney in ein Dilemma. Tatsächlich muss Gurney bereits bei Bronsos Verfolgung so tun, als ob, um nicht Duncans Verdacht zu erregen: Stecken sie etwa mit dem Verräter unter einer Decke?
Zeitschichten
Die Haupthandlung mit Jessicas Erzählung spielt im Jahr 10207, also nach Pauls Verschwinden (s.o.). Nun stellt sich die Frage, wie mit seinem öffentlichen Image als Messias und Prophet umgegangen werden soll. Die Frage scheint trivial zu sein, doch nicht in Betracht der Tatsache, der unter Pauls Befehl als Imperator draußen im Kosmos immer noch der Heilige Krieg tobt. Und auch die Corrinos sind nicht untätig, sondern bereiten weitere Attentate vor.
Zwei Intermezzi
Damit der Leser zusammen mit Jessicas Zirkel beurteilen kann, wer dieser Bronso Vernius überhaupt ist und warum er die ganze Zeit so eine verborgene Rolle gespielt hat, aber immer noch nicht gefasst ist, wird die Vorgeschichte in zwei eingeschobenen Episoden erzählt. Diese bereiten wirklich Lesevergnügen, wenn der Leser ein DUNE-Fan ist.
Im Jahr 10188 NG ist Paul erst zwölf Jahre alt und muss erst in drei Jahren Caladan verlassen. (Mehr dazu in der CALADAN-Trilogie, s.o.) Sein bester Freund ist Bronso Vernius auf dem Planeten Ix. Zusammen büxen sie aus und erkunden das Universum. Dabei stoßen sie auf mehrere Gruppen, die im ersten DUNE-Roman nur ganz am Rande auftauchen: die Wayku an Bord der Gildenschiffe und die Jongleurs, die Gesichtswandler.
Der zweite Einschub
Beide Begegnungen sind wichtig für spätere Ereignisse, so etwa im zweiten Einschub, der im Jahr 10200 NG spielt. Da Paul bereits verschwunden ist, spielen hier Jessica, Gurney und Bronso eine prominentere Rolle. Das Intermezzo endet mit eine packenden Szene: Nachdem sie die Heimatwelt der Bene Gesserit besucht hat, steht Jessica unter einem induzierten Schuldkomplex.
Sie ist nun das Werkzeug der BG-Hexen und soll die Abscheulichkeit des Kwisatz Haderach, den sie einst befehlswidrig in die Welt gesetzt hat, aus der Welt schaffen… Mehr darf nicht verraten werden. Aber nun erfährt Jessica den wahren Willen ihres Sohnes. Wird sie ihn zusammen mit Bronso ausführen?
Unterm Strich
Entgegen den negativen Rezensionen, die über diesen Roman zu lesen waren (und die mich lange vom Kauf abhielten), liest sich der Roman in allen seinen fünf Teilen ausgezeichnet, klug und vielschichtig. Weibliche Figuren stehen noch stärker im Vordergrund als in den ersten sechs Bänden des ursprünglichen DUNE-Zyklus. Alia ist die Regentin, und Irulan als Muad’dib-Biografin die Verwalterin des öffentlichen Images des verschwundenen Messias.
Lady Jessica wird zu einer Schlüsselfigur aufgebaut, denn sie ist nicht nur unter den Fremen eine Hohepriesterin, unter den Bene Gesserit eine Rebellin, sondern auf Caladan eine echte Herzogin. An all diesen Orten muss sie harte Entscheidungen fällen, die nicht jedem Leser gefallen werden (und Gurney schon gleich gar nicht).
Besonders gefielen mir aber die neuen Akteure im ersten Intermezzo: Paul und Kumpel Bronso leben nicht nur unter den Jongleur-Gesichtswandlern, sondern werden selbst welche. Sie leben wie Schiffsratten an Bord der riesigen Navigatorenschiffe und ahnen die Rolle, die das Spice für die Navigatoren spielt – eine Substanz, die es nur auf einem einzigen Planeten des Universums gibt: Dune.
Fazit: Dieser komplex aufgebaute Roman lohnt das zwei- oder dreimalige Lesen, denn jeder der fünf Teile hat seine speziellen Reize und Zutaten zur Gesamtgeschichte zu bieten. Und jeder Teil belohnt den Leser mit einem spannenden oder zumindest fesselnden Finale. Das einzige Manko: Chani tritt hier gar nicht auf, dafür aber ihre beiden Kinder Ghanima und Leto, die noch eine wichtige Rolle spielen werden. Chani wird in dem Roman „Princess of Dune“ (s.o.) gewürdigt, der bei uns noch nicht erschienen ist.
Taschenbuch: 592 Seiten.
O-Titel: The Winds of Dune, 2009
Aus dem Englischen von Jakob Schmidt.
ISBN-13: 978-3453526938
Der Autor vergibt: