Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Azzarello, Brian / Risso, Eduardo – Jonny Double

Kurze, knackige Krimis sind immer eine knifflige Angelegenheit: Sobald man anfängt, etwas über die Handlung zu erzählen, entsteht daraus ziemlich schnell eine Rutschpartie, auf welcher der Leser Spannung verliert. Man läuft schlicht und einfach Gefahr, beim Erzählen zu viel zu verraten. Der Leser reagiert verärgert, vollkommen zu Recht, weil er die Geschichte selber lesen, weil er selber gerne überrascht werden möchte.

Mit dem neuen Einzelband aus der Lizenzschmiede |Cross Cult| verhält es sich eben genau so. „Jonny Double“ ist ein spannender Krimi mit überraschenden Wendungen, über dessen Inhalt nicht zu viel verraten werden sollte. Das durch die Thriller-Serie „100 Bullets“ bekannte Duo Azzarello und Risso legte mit dieser Geschichte sein Debüt vor. Erschienen ist sie zum ersten Mal 1998, in vier Heftchen bei |DC Comics|.

Vielleicht ist es ja eine gute Lösung, über etwas anderes als die Handlung zu sprechen. Vielleicht lohnt es sich, eine interessante Nebensächlichkeit näher zu betrachten, die das ganze Szenario durchzieht, aber vielmehr zum Stil, zur Atmosphäre als zur Handlung beiträgt. Bei Jonny Double gibt es zum Glück solche Nebensächlichkeiten, die letzten Endes auch der Grund dafür sein dürften, warum man die Geschichte mehrmals liest.

Beim groben Blick über die Handlung fallen zwei verschiedene Gruppen auf, um die das ganze Geschehen kreist. Eine Gruppe vertritt dabei das Heute, die andere das Gestern. Jonny Double gehört zur letzteren. Um ihn herum gruppieren sich seine Kumpanen, Nebenfiguren, verkorkst, arm und kurz vor dem Ende. Zu nennen wären da Henry der Säufer oder Koo der Kiffer. Auch Larry der Barkeeper oder Otis der Hotelbesitzer gehören dazu. Jonny passt gut in diesen Kreis, vom Leben hat er nicht mehr viel zu erwarten. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Die Mitglieder der zweiten Gruppe sind beträchtlich jünger, noch fern der Dreißig, selbstbewusst und frech. Dexter, der freundliche Kiffer von nebenan, sitzt da am Tisch, gemeinsam mit dem Hacker Angel, der Sexbombe Faith und noch einigen anderen.

Damit die Geschichte ins Rollen kommt, beginnt natürlich eine Annäherung zwischen den beiden Gruppen. Der Fokus liegt dabei auf der Hauptfigur, auf Jonny. Zunächst sieht er sich bei der jüngeren Gruppe nur um, zieht sich wieder zurück und überschreitet schließlich aber eine Grenze. Er erinnert sich an die Zeit, als er noch jung war. Er sinniert, möchte vielleicht vergessen, dass er auf dem Abstellgleis des Lebens gelandet ist. Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger, da gab es noch Gemeinschaftssinn. Man wollte damals sein Bewusstsein erweitern und die Welt zu einem besseren Ort machen. Zu langsam realisiert Jonny, dass seine Zeit vorbei ist. Auf einer illegalen Party wird er Zeuge, wie junge Leute sich heutzutage amüsieren. Man nimmt Reißaus vor einer untergehenden Welt, in der nichts zählt und nichts mehr Bestand hat. Gemeinschaftssinn goodbye.

Jonny Double kämpft darum, etwas zurückbekommen, was es längst nicht mehr gibt. Als Leser wittert man intuitiv von Anfang an die Fallstricke, über die er am Ende stürzen wird. Die Sache kann einfach nicht gut gehen. Aber die Hauptfigur ist in ihrer Idee gefangen, und man kann sie nicht warnen. Bleibt nur Zugucken bis zum bitteren Ende. Und da steht bei solch einer Geschichte immer eine Entscheidung: Entweder stirbt die Hoffnung oder man stirbt selbst. Pointierter kann eine Crime-Noir-Story nicht sein.

http://www.cross-cult.de/

Vaughan, Brian K. / Guerra, Pierra / Marzan jr., José – Y: The Last Man 3 – Ein kleiner Schritt

Band 1: [„Entmannt“ 3282
Band 2: [„Tage wie diese“ 3586

_Story_

Nach der unheilvollen Begegnung mit den Amazonen befinden sich Yorick, Dr. Mann und Agentin 355 weiterhin auf der Flucht vor denjenigen, die die Jagd auf den letzten verbliebenen Mann eröffnet haben. Auf einer Zugfahrt treffen sie dabei auf die kasachische Agentin Natalya, die mit einer Riesenüberraschung aufwarten kann: Ein russischer Astronaut und ein amerikanischer Kollege befinden sich gemeinsam mit einer Wissenschaftlerin an Bord der Raumkapsel Sojus und werden in unmittelbarer Zukunft zurück in die Erdatmosphäre treten.

Die Gefährtin und ihre Begleiterin aus Kasachstan reisen zur vermeintlichen Landestelle der Kapsel und treffen dort auf zwei weitere namhafte Wissenschaftlerinnen, die das Team sofort willkommen heißt. Doch kurz bevor die Raumfahrer sich ankündigen, kommt es zu einem erneuten Eklat. Eine israelische Söldnerinnen-Truppe greift das Lager aus einem Hinterhalt an und entführt Yorick. Aus Verlegenheit berichtet 355 den Radikalen von der Ankunft zweier weiterer Männer, in der Hoffnung, Yorick im Austausch dafür zurückzubekommen. Doch statt ihm wirklich zu helfen, bedroht sie hiermit alles männliche Leben, das auf dieser Welt noch existiert.

_Meine Meinung_

Auch im dritten Band von „Y – The Last Man“ zeigt sich Autor Brian K. Vaughan äußerst erfinderisch und integriert Inhalte und Ideen in seinen außergewöhnlichen Plot, die einerseits vollkommen nahe liegen, andererseits aber auch wieder so originell wirken, dass man dem Erschaffer der Geschichte um die entmannte Welt ein großes Lob aussprechen muss.

Die Story beginnt dabei ähnlich fulminant, wie sie in der Schlacht gegen die Amazonen endete; Yorick und seine Begleiterinnen machen Bekanntschaft mit einer kasachischen Reisenden und erfahren, dass der junge Mr. Brown ggf. doch nicht der letzte Mann auf Erden ist. Eine Weltraumkapsel, die seit Monaten zur Landung überfällig ist, schwebt nach wie vor in der irdischen Umlaufbahn und verharrt doch auch, weil die Insassen fürchten, ihre Rückkehr mit dem Tod durch die Seuche zu bezahlen. Von dieser Neuigkeit in ihrer Motivation bekräftigt, folgen Agentin 355, Dr. Mann, Yorick und dessen Äffchen Ampersand der Osteuropäerin auf ihrer Fährte in das Geheimlabor der beiden Hartle-Schwestern Heather und Heidi.

Dort finden sie nicht nur Unterschlupf, sondern auch weitere Informationen über die Befindlichkeit der längst überfälligen Astronauten. Jene bereiten sich mittlerweile auf ihre oft verschobene Rückreise vor, angetrieben durch das Problem, dass die Gerätschaften langsam nicht mehr über die nötigen Energiekapazitäten verfügen. Nichts ahnend treten sie in die Erdatmosphäre ein, werden dort aber ebenso wie Yorick und Co. Opfer einer militanten Gruppe israelischer Söldnerinnen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Schicksal der Männerwelt selber in die Hand zu nehmen. Denn Yorick zu besitzen, heißt unter den aktuellen Bedingungen auch, Macht zu haben. Daher möchte die kriegerische Einheit den Krieg schon gewinnen, bevor er überhaupt angefangen hat. Und dabei ist ihnen jedes Opfer recht, schließlich ist ihr Besitz nur dann wirklich einmalig, wenn die verbleibenden Optionen, also die beiden männlichen Astronauten, ausgeschaltet sind.

Brian K. Vaughan lässt es im dritten Teil mit dem Untertitel „Ein kleiner Schritt“ mal wieder in allerlei Hinsicht krachen. Die einerseits beklemmende, andererseits aber auch wieder paradiesisch anmutende Stimmung, die sich wie ein Wechselbad durch den gesamten Plot zieht, hält auch hier weiter an und bringt die drei Hauptakteure von einer nervenaufreibenden Situation in die nächste. Ist es zunächst das seltsame Aufeinandertreffen mit Natalya bzw. die gehaltvolle Nachricht, welche die Dame aus Osteuropa überbringt, kommen später brisante politische Inhalte hinzu und erweitern das thematische Spektrum von „Y – The Last Man“ um eine weitere interessante Nuance.

Diesbezüglich hatte der Autor bereits im vergangenen Band einige Andeutungen gemacht, nun aber zeichnet er ein exaktes Bild davon, wie radikal die Beteiligten versuchen, den außergewöhnlichen Aspekt dieser Extremsituation für sich zu nutzen und mit dem Besitz des einzig verbliebenen Mannes das Weltgeschehen zu kontrollieren. Yorick ist sich dessen indes immer noch nicht bewusst und stattdessen stets zu Scherzen aufgelegt. Er überspielt seine Sonderrolle mit einem gesunden Humor und glaubwürdigem Zweckoptimismus, denn wirklich wichtig sind ihm nur zwei Dinge: seine Freundin wiederzufinden und endlich wieder zur Ruhe zu kommen.

Daran ist jedoch vorerst nicht zu denken, denn in immer größeren Kreisen scheint bekannt zu werden, dass die Katastrophe über eine Ausnahme hinweggesehen hat. Yorick läuft immer mehr Gefahr, zum Spielball verschiedener Interessengemeinschaften und schließlich auf überregionalem Gebiet zum Zünglein an der Waage der internationalen Machtansprüche zu werden. In der dritten Folge ist ihm diese zweifelhafte Ehre sogar mehrfach beschieden, was an anderer Stelle dazu führt, dass den verschollenen Astronauten nur noch eine geringfügige Bedeutung innerhalb der Machtpolitik der beteiligten Staaten zukommt. Es geht in der gesamten Geschichte nur noch um die Verteilung von Macht bzw. darum, diese vor den falschen Vertretern fernzuhalten, und auch wenn sich die Begleiterinnen von Yorick Brown dieser Tatsache bewusst sind, so können sie zu zweit insgesamt doch nur wenig ausrichten – und müssen tatenlos zusehen, wie das militante Ensemble die neuesten Informationen zu einem Attentat auf das im Landeanflug befindliche Raumschiff nutzt.

So geht die Flucht schließlich weiter, mit unbestimmtem Ziel, unbekannten Größen auf der Gegenseite und hoffentlich auch mit demselben unverhältnismäßig großen Glück, das der junge Brown bislang gepachtet hat. Die Faszination für die Situation bleibt indes auch im dritten Teil erhalten, unter anderem dadurch begünstigt, dass Vaughan einige überragende Charakterzeichnungen erstellt und die Geschichte weiterhin mit außergewöhnlichen Szenarien versorgt hat, die den Mix aus skurrilen Inhalten und einer (in diesem Fall sogar recht großen) Prise Gesellschaftskritik sehr schön zur Geltung kommen lässt. Die Attribute ‚amüsant‘, ‚unterhaltsam‘, ’spannend‘ und ‚vielschichtig‘ bleiben also auch bei „Ein kleiner Schritt“ stilprägend und verhelfen der dritten deutschen Ausgabe zum Status der exzellenten Fortsetzung einer elegant inszenierten, authentisch wirkenden Gesamtstory.

[Verlagsseite zur Serie]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10452

Holguin, Brian / Anacleto, Jay – Spawn: Godslayer

_Story_

Einst waren Bairn und Neva Geliebte. Sie stammten aus gutem Hause, und ihre Verbindung wurde allerorts begrüßt. Doch Bairn musste in den Krieg ziehen und für sein Land kämpfen – und für sein Land sterben. Jahre später bleibt Neva nur die Erinnerung. Sie ist das Gefäß der Göttin Llyra, der Hüterin von Nevas Heimat Endra-La, und erlebt die schönsten Tage am Hofe der Göttin. Doch dann machen sich in Endra-La Angst und Schrecken breit.

Ein fürchterlicher Dämon kündigt sein Kommen an und tobt wie ein Sturm über den Palast. Der Götterschlächter sucht Endra-La heim, um Rechenschaft abzulegen und zu erzählen, was tatsächlich mir Bairn geschehen ist. Die beiden Geliebten treffen in einer fernen Zukunft aufeinander, und Neva vergibt ihm für sein Fortbleiben. Doch in der Gestalt des Götterschlächters ist Bairn nach allem anderen als Vergebung zumute …

_Meine Meinung_

Die Geschichte vom Godslayer wurde vorab als ein weiteres Highlight im prestigeträchtigen Universum der „Spawn“-Comics angepriesen und bildet zweifelsohne eine der interessantesten Veröffentlichungen, die aus dem näheren Umfeld der Comic-Ikone Todd McFarlane auf den Markt gekommen ist. Ein knappes Jahr nach dem Original-Release in den Staaten wurde der Oneshot nun auch ins deutsche Programm des neuen „Spawn“-Anbieters |Panini| aufgenommen, wo in Zukunft auch eine eigenständige Serie um den Götterschlächter erscheinen soll. Doch dies ist erst einmal noch Zukunftsmusik.

Beschäftigen wir uns also mit dieser abgeschlossenen Geschichte, dem Ursprung für die angekündigte Serie, für den Brian Holguin verantwortlich zeichnet. „Spawn Godslayer“ ist an für sich ein recht typischer „Spawn“-Comic, eingeleitet mit einem pathetischen Erzählpart aus der Perspektive Nevas, anschließend jedoch mit recht wenig Handlung und einem Finale, das man in dieser Form auch schon öfter von McFarlane und Co. aufgetischt bekommen hat. Mit anderen Worten: Holguin hat sich von der Durststrecke der letzten deutschsprachigen „Spawn“-Hefte (damals noch über |Infinity| erschienen) anstecken lassen und sich einzig und allein auf herkömmliche, bereits mehrfach erprobte Elemente verlassen, die „Spawn Godslayer“ nicht wie erhofft aus der Masse herausheben.

Nervig ist zum Beispiel, dass die eigentliche Geschichte erst beginnt, nachdem man bereits die Mitte des Heftes überschritten hat. Bis dahin überzeugt lediglich Zeichner Jay Anacleto mit einigen hervorragenden Fantasy-Zeichnungen, die den künstlich aufgebauschten epischen Text zum größten Teil überspielen, jedoch sicher nicht darüber hinwegtäuschen, dass Holguin nur wenig Spektakuläres eingefallen ist. Als übergeordnete Einleitung sei die Geschichte um Neva und Bairn bzw. ihrer beider Schicksal noch toleriert, aber für einen eigenständigen Plot passiert hier einfach viel zu wenig, so dass man nach einer knappen Viertelstunde entnervt die Frage stellt, ob das nun alles sein soll.

Das Dilemma der aktuellen „Spawn“-Ära ist eigentlich ganz simpel formuliert: Es besteht nämlich darin, dass die Zeichnungen mittlerweile komplett die Oberhand gewonnen haben und die Autoren die Herausforderungen ihrer Kollegen kaum noch annehmen und sich von den Illustrationen kaum noch inspirieren lassen. Diesbezüglich hätte bei „Spawn Godslayer“ definitiv mehr herausspringen können, hätte der Autor sich bereit erklärt, die Idee etwas breiter anzulegen und die Story möglicherweise sogar über einen längeren bzw. zwei Bände aufleben zu lassen. Stattdessen hat Holguin die Prioritäten sehr ungünstig, um nicht zu sagen sehr schlecht verteilt, das Potenzial der Geschichte leichtfertig verschenkt und für die bald folgende Serie kein gutes Omen hinterlassen. Lassen wir uns künftig dennoch eines Besseren belehren und schreiben „Spawn Godslayer“ nicht sofort ab. Doch dieser erste, unabhängige Oneshot ist auf jeden Fall schon mal eine herbe Enttäuschung, wenn auch gut illustriert.

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Johns / Morrison / Rucka / Giffen / Bennet – 52 – Sonderband 2

[„52 – Sonderband 1“ 3423

_Story_

Die Folgen der |Infinite Crisis| sind überall auf der Welt noch deutlich spürbar. Vor allem in Gotham City herrscht noch großes Chaos, weil die Welt der Superhelden nach wie vor schwer erschüttert scheint und die einst so großen Helden spurlos von der Bildfläche verschwunden sind.

Unterdessen verfolgt Clark Kent die Entwicklung neuer Superhelden wie Booster Gold und Supernova aus nächster Nähe. Zwischen diesen beiden kommt es alsbald zum Konflikt, als Booster Golds kalkulierte Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung auffliegen und der gefeierte Supernova seinem Kollegen mit heroischen Taten den Rang abläuft. In einer letzten Verzweiflungstat versucht Booster Gold, seine Stellung wieder zurückzuerlangen – und findet den sicheren Tod.

Black Adam verweilt derweil wieder in Kahndaq, wo er Adrianna Tomaz zu seiner neuen Lebensgefährtin macht und sie mit Hilfe der Magie des Tempels in Isis verwandelt. Die beiden kündigen ihre Hochzeit an und bereiten auch schon die Feier vor. Kurz vor der Eheschließung tauchen jedoch dann plötzlich Renee Montoya und ihr Partner Charlie auf und verhindern ein Bombenattentat am Schauplatz des Festes. Als Retter gefeiert, heißt Adam sie willkommen; doch Renee kann den sich bietenden Obsessionen nicht widerstehen und schürt so den Hass der Herrschers von Kahndaq erneut.

Auch Ralph Dibny ist nicht untätig. In der verzweifelten Hoffnung, seine Frau könne von den Toten zurückkehren, lässt er sich von Wonder Girl auf die Spur einer Sekte bringen, welche die Wiederkehr Superboys herbeibetet. Gemeinsam mit Green Lantern und einigen Verbündeten besucht er eine Sitzung des Ordens und entlarvt ihn als Fälschung. Dann jedoch ergeben sich plötzlich doch einige Spuren aus dem übersinnlichen Bereich, die Dibny daran zweifeln lassen, ob Sektenführer Devem nicht doch über Möglichkeiten verfügte, mit den Verblichenen zu kommunizieren …

_Meine Meinung_

Im zweiten Sammelband der in Amerika wöchentlich erscheinenden Heftreihe „52“ geht es weitaus kontrollierter zu als noch im Debüt der Reihe, die im unmittelbaren Anschluss an die |Infinite Crisis| veröffentlicht wurde und die dortigen Ereignisse bzw. die sich daraus ergebenden Folgen verarbeitet.

Der Fokus liegt dabei auf insgesamt vier parallel verlaufenden Handlungsabschnitten, die im Laufe der Story mehr und mehr aufeinander zulaufen und auch in vielerlei Hinsicht einander bedingen, hier aber noch zu eng mit dem Schicksal der einzelnen Charaktere verknüpft sind. Die Story beginnt mit einer Auseinandersetzung zwischen Black Adam und der verwaisten Adrianna, die sich letztlich doch noch auf die Seite der Herrschers von Kahndaq schlägt, sich von ihm verführen lässt und durch magische Kräfte den Rang einer Königin erhält, wie ihn einst Kleopatra innehatte. In der Rolle der Isis strahlt sie plötzlich Seite an Seite von Adam große Macht aus und stimmt seinem Heiratsangebot bedingungslos zu. Doch insgeheim wird dem Leser schon in diesem Band klar, dass dieser abhängige Bund für die gemeinsame Zukunft der beiden nichts Gutes verheißt. Dafür nämlich sind ihre Ansichten zu unterschiedlich.

Renee Montoya und Charlie begeben sich indes ebenfalls nach Khandaq, um mehr über die Pläne von Black Adam in Erfahrung zu bringen. Kurz zuvor trafen sie bereits auf eine neue Schurkin im Fledermauskostüm, die mit ihren Monstern Gotham City unsicher macht: Batwoman. Mit viel Glück überleben sie deren Attentat und reisen nach Afrika. Doch Montoya verfolgt gleich mehrere Ziele; ihr Hauptanliegen besteht darin, die beruflichen Versäumnisse und den Verlust der Polizeimarke zu verdrängen. Aber auch die Vergangenheit und ihre Beziehungen zum gleichen Geschlecht hat sie nicht verarbeitet, so dass der drohende Eklat vorherbestimmt ist.

Einem solchen wohnt der ehemalige Elastoman Ralph Dibny bei der Sitzung einer merkwürdigen Sekte bei. In der letzten Hoffnung auf eine Rückkehr seiner verstorbenen Frau lässt er sich auf die Versammlung ein, zerschlägt sie aber dann kurzerhand mit seinen Freunden. Doch die Erkenntnis, dass der Draht zum Übersinnlichen so dünn gar nicht sein muss, verführt ihn dazu, in dieser Sache weiterzuforschen. Allerdings hat er keine Ahnung, was er mit der Berufung des Shadowpact auslöst.

Im letzten Strang kommt schließlich der Fall von Booster Gold zur Sprache. Aufgrund seines Wissens über die Zukunft konnte er Verbrechen stets vorhersehen und sie rechtzeitig entschärfen. Der Betrug flog auf, und der Ruf war ruiniert. Als plötzlich ein neuer Superheld namens Supernova auftaucht, kann Gold dies nicht akzeptieren; er sucht nach Mitteln und Wegen, um den Kollegen in die Schranken zu weisen, ist jedoch meist zur richtigen Zeit am falschen Ort. In einer direkten Konfrontation verliert Booster Gold schließlich die Kontrolle über sich und sein Handeln. Eine letzte Probe soll beweisen, dass er der Superheld Nr. 1 ist; doch der Tod kommt ihm zuvor.

„52“ hält in der Fortsetzung des Auftaktbandes, was die umfangreiche Storyline bereits vorab versprochen hat. Das DC-Autoren-Team hält die Geschichte schön bunt und vielschichtig, konzentriert sich angenehmerweise mal fast ausschließlich aus die Helden aus der zweiten Reihe und lotet diesbezüglich auch inhaltlich neue Grenzen aus. Interessant ist in diesem Sinne auch der Zugewinn neuer, prägender Gestalten wie zum Beispiel Batwoman oder der hinterlistige Mörder Lobo, der hier einen prächtigen Einstieg in die DC-Comic-Landschaft erfährt.

Weiterhin sehr lobenswert ist der Spannungsaufbau in diesem zweiten Sammelalbum. Die Autoren wechseln stets am Höhepunkt die Szenarien und warten dabei auch reihenweise mit Überraschungen auf. So tauchen am Ende plötzlich wieder Schurken wie Devilance auf, die im Vorgängerband noch eine elementare Rolle spielten, dann aber außen vor blieben. Oder es wird der schmerzlich vermisste Lex Luthor beim sich anbahnenden Ende mit einem Mal wieder einbezogen, während man sich schon die ganze Zeit fragte, welche Rolle ihm nun wohl zukommt. Greifbar ist auch die spannende Frage, wann Batman und Superman wieder aktiv ins Geschehen eingreifen. Letzterer erhält zwar in Form von Clark Kent einige kurze Gastauftritte, hält sich aber noch bewusst aus dem Geschehen raus. Mal sehen, ob diese Figuren erst im Finale eingesetzt werden. Zeichen ihrer Rückkehr bzw. zumindest derer Supermans tauchen in Band 2 jedenfalls zuhauf auf.

Wie wird es nun weitergehen? Eine Frage, die man sich natürlich in jeder stringent fortgeführten Reihe stellt, die aber in diesem Fall kaum zu beantworten ist. So viele Verstrickungen schmücken bereits jetzt die Handlung, enorm viele weitere Komplexe bahnen sich schon für die Zukunft an. Wo hingegen ein Schwerpunkt der folgenden Ausgabe liegen könnte, kann beim besten Willen nicht vorhergesagt werden, weil die ständigen Überraschungen im Verlauf der bisherigen Geschichte jegliche Prognose verbieten. Dies zeichnet „52“ schlussendlich aber aus, dieses Gefühl von ‚alles ist möglich, nichts ist sicher‘, welches sich unablässig durch Teil 2 zieht und die Serie zu dem eleganten Crossover macht, den man sich davon erhofft hatte. Wie bereits zuletzt resümiert: Die Welt von |DC| gerät derzeit in euphorischen Aufruhr ob der hier geschilderten Ereignisse. Und das mit Sicherheit völlig zu Recht!

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Straczynski / David / McKone / Calero – Civil War 1 (Marvel Monster Edition 19)

Story

In der Nähe von Atlanta schlägt ein mysteriöser Meteor ein und hält die Staaten in Atem. Die Fantastischen Vier reisen zum Ort des Geschehens und machen eine merkwürdige Entdeckung. Thors Hammer ist in den Boden eingeschlagen und mit ihm der in die Hölle verbannte Viktor von Doom mit einer ganzen Riege seiner Doombots. Sofort zieht der Hammer die Umgebung in seinen Bann, und beim Versuch, in aus dem Boden zu ziehen, kommt es zu kurzen Gefechten, bei denen Johnny schwer verletzt wird. Noch im Krankenhaus diskutiert das verbliebene Trio über die jüngsten Ereignisse und das bevorstehende Gesetz zur Registrierung der Superhelden. Während sich seine Kollegen einig sind, widerstrebt es dem Ding, Partei für eine Seite zu ergreifen. Erst als er mit ansehen muss, wie ein Verfechter der alten Superhelden bei einer Revolte der Befürworter des Gesetzes ums Leben kommt, ist er dazu in der Lage, einen folgenschweren Entschluss zu fassen.

Auch She-Hulk wird ständig mit dem neuen Gesetzesentwurf konfrontiert. Als eine Internet-Seite die Aufdeckung verschiedener Heldenmasken zu einem Spiel umformt, sieht sie sich gezwungen, einzugreifen und ihren Standpunkt zu überdenken. Die Befürchtung, der begonnene Krieg könne noch weitere Todesopfer fordern, hilft auch ihr schließlich bei der Meinungsbildung.

Währenddessen sucht Tony Stark nach immer abstruseren Mitteln, um weitere Helden für seine Sache und das Gesetz zu gewinnen. Schließlich rekrutiert er die Thunderbolts und deren Anführer Zemo, um selbst Schurken auf seine Seite zu ziehen. Der gerissene Zemo jedoch geht ohne Starks Wissen seinen eigenen Weg und nähert sich auch Captain America und dem Stamm derjenigen an, die der Registrierung nicht zustimmen wollen. Während Iron Man und der Captain überzeugt davon sind, Zemo und die mächtiger werdenden Thunderbolts glaubten, einen starken Verbündeten gefunden zu haben, plant dieser im Hintergrund ganz andere Dinge. Und auch im Lager der X-Men geht es heiß her. Quicksilver taucht nach längerer Abstinenz wieder auf – und sagt Stark und Co. ganz leise den Kampf an.

_Meine Meinung_

Nun findet der „Civil War“ auch im neuen Sonderband der „Marvel Monster Edition“ statt und bringt neben zwei größeren Hauptplots einige Tie-ins und Hintergrundstorys zur Geschichte über die Superheldenregistrierung. Im Mittelpunkt des Interesses steht zunächst das Team der Fantastischen Vier, die in der vierteiligen Mini-Geschichte „The Hammer Falls“ noch die Zeit vor der Ankündigung des verheerenden Gesetzesentwurfs erleben. Schreckliche Dinge ereignen sich derweil in den Staaten und künden von einer ungeahnten Bedrohung.

Symbolisch hierfür sind auch die ersten Reden von Tony Stark alias Iron Man, der den tagtäglich wachsenden Zwist zwischen den Fraktionen aller Superhelden schürt und so auch für Szenen sorgt, die man im |Marvel|-Universum selten zuvor erlebt hat. Vertreter der guten Seite stehen sich plötzlich gegenüber und versuchen mit aller Gewalt, den jeweils anderen ihre Meinung aufzuzwingen. Stark auf der einen und Captain America auf der anderen Seite führen die Fronten an und scheuen kaum davor zurück, sich mit ihren neuen Gegnern öffentlich zu messen. Das Ding betrachtet diese Dinge aus der Ferne und scheint vorerst das Zünglein an der Waage zu sein. Doch weil Ben Grimm sich nicht dazu berufen fühlt, in diesem neuen Konflikt zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, schließt er sich keiner Seite an – bis schließlich ein neu gewonnener Freund bei einer eskalierenden Auseinandersetzung mit dem Leben bezahlen muss.

In dieser Geschichte wird wohl der moralische Konflikt am besten beschrieben. Die Meinungen klaffen unheimlich weit auseinander, doch die Überzeugung aller ist ungebrochen und kaum beeinflussbar. Die Fantastischen Vier waren bisher außen vor bei der Meinungsmache, sind als unmittelbar Betroffene nun aber auch in der kniffligen Situation einer schnell erforderten Entscheidungsfindung. Doch auch intern sind die Lager gespalten; man ist sich nicht mehr ganz grün und beschreibt damit die Atmosphäre, die in der Welt der |Marvel|-Actionhelden herrscht. Eine greifbare Spannung liegt in der Luft, und während die bekannten Stars sich bekriegen und eine Gruppe Verzweifelter versucht, Thors Hammer aus dem Boden zu ziehen, bereitet Doom seinen nächsten Schlag vor.

Die zweite große Geschichte handelt von denjenigen, die den Civil War nutzen, um ihre eigenen Forderungen langfristig durchzubringen. Die Gruppe der Thunderbolts und ganz besonders ihr verwegener Anführer Zemo biedern sich beiden Parteien unabhängig voneinander an, sind aber weder von der einen noch von der anderen sonderlich angetan. Doch Zemo verfügt über genügend Überzeugungskraft, um seine Ansprechpartner Iron Man und Captain America zu täuschen. Beide sind skeptisch, doch keiner von ihnen hat auch nur die leiseste Ahnung von Zemos unbändiger Entschlossenheit.

„Taking Civil Liberties“ ist vom Spannungsaufbau sicherlich die beste Story in diesem mit 200 Seiten sehr üppigen Sonderband und aufgrund der großen Masse auftretender Charaktere sicherlich auch einer Monster Edition würdig. Problematisch wird dies jedoch an den Stellen, wo die unendliche Liste der mitwirkenden Helden zu einem echten Overkill avanciert und man mehr damit beschäftigt ist, die Namen in sich aufzusaugen, als die Handlung weiterzuverfolgen. Hier verliert man das Wesentliche aus den Augen und blendet den Leser mit vielen Namen, die sicherlich auch alle ihre Daseinsberechtigung haben, aber zu sehr vom eigentlichen Geschehen ablenken. Wobei dies wiederum recht unsinnig ist, denn „Taking Civil Liberties“ ist, wie bereits festgehalten, eine sehr gute Geschichte mit Potenzial für eine noch bessere Fortsetzung.

Die verbleibenden beiden Storys haben indes den Charakter eines klassischen Tie-ins, also einer Nebenhandlung zum Hauptstrang, wobei der Plot um She-Hulk eher ein Lückenfüller mit kurzer unspektakulärer Stellungnahme ist, der jedoch mal eine Heldin hervorbringt, die hierzulande eher ein Mauerblümchendasein fristet. Dennoch: Wirklich lesenswert ist „Civil Union“ nicht.

Die Story um die Rückkehr Quicksilver ist hingegen die wohl verworrenste, aber auch die finsterste. Seltsame Dinge gehen in der Welt der X-Men vor, und auch Spider-Man wird genötigt, einzugreifen, als Wolverine und Co. sich über ihre Meinung zur Registrierung austauschen. Wichtig ist allerdings zum Ende nur eins: Quicksilver ist wieder zurück und wird den „Civil War“ zweifelsohne noch deutlich prägen.

In der aktuellen Ausgabe der „Marvel Monster Edition“ wird der „Civil War“ aus ziemlich vielen unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und dabei vermehrten Wert darauf gelegt, dass auch die zweite Riege der Superhelden, unter anderem das Team von Thunderbolt, in den Plot einbezogen wird. Dies hat zwar zur Folge, dass die vier verschiedenen Erzählungen vielmehr eine Standort- bzw. Momentaufnahme zur aktuellen Lage im Bürgerkrieg der Superhelden sind, soll aber nicht heißen, dass die Spannung darunter wesentlich leiden würde. Anders gesagt: Die Geschichten haben nicht ganz den Unterhaltungswert der regulären Heftserien zu diesem Crossover, sind aber eine kaum verzichtbare Ergänzung, um den gewaltigen Komplex noch besser überschauen zu können. Und hält man sich mal allgemein vor Augen, wie selten die Monster-Editionen bislang Elementares aufgeboten haben, muss man von dieser Warte her sowieso ein Lob sprechen. Statt massiver Quantität glänzt Ausgabe 19 nämlich auch größtenteils mit gutklassiger Qualität.

Comic: 236 Seiten
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Dabb, Andrew / Kurth, Steven / Raffaele, Stefano / Weis, Margaret / Hickmann, Tracy – Drachenzwielicht II (Die Chronik der Drachenlanze)

[„Drachenzwielicht I“ 3499

_Story_

Nachdem sich Goldmond bereitwillig für ihre Gefährten geopfert hat, schwört ihr Freund Flusswind Rache für ihr fürchterliches Schicksal. Ein für allemal wollen er und seine Begleiter, die Zwerge, Elfen und Menschen den finsteren Magier Verminaard, die Drakonier und die Drachen besiegen und die Tyrannei über Krynn zerschlagen. Gemeinsam reisen sie nach Qualinost, wo das Volk sich in Aufbruchstimmung befindet. Die einst so prunkvolle Stadt sucht Schutz vor dem bevorstehenden Angriff der finsteren Krieger.

Doch die Gefährten wollen nicht mit ansehen, wie das Land von den bösen Kräften Verminaards überrannt und seine Menschen von ihm versklavt werden. Bei einem Bankett in Qualinost beschließen sie, selber in die Offensive zu gehen und sich in der Festung Pax Tharkas den Urhebern der Tyrannei zu stellen.

Dort angekommen, finden sie ein Bild des Schreckens vor. Die Krieger des Landes leben in Sklaverei und werden durch die Gefangenschaft ihrer Familien in Schach gehalten. Flussmond und seine Leute sehen rot und stürmen die Festung – doch ihren Gegnern hat bislang noch niemand standgehalten.

_Meine Meinung_

„Drachenzwielicht II“ hatte von Beginn an einen sehr schweren Stand und den erheblichen Nachteil, dass der zweite Band der Comic-Adaption zur „Chronik der Drachenlanze“ aufgrund der schwachen ersten Folge in erster Linie Wiedergutmachung für die enttäuschen Eindrücke des Auftakt-Sammelbandes leisten musste. Insofern wurde die Fortsetzung des von Margaret Weis und Tracy Hickman recht finster gehaltenen Epos von der ersten Seite an besonders kritisch beäugt und speziell darauf geachtet, inwiefern es doch noch bewältigt werden könne, die allzu sprunghaften Szenarien ein wenig zu entzerren, ohne dabei das Tempo herauszunehmen. Doch obwohl der zweite Teil mit den Kapiteln 5-8 der Original-Serie diesbezüglich sicherlich einige Fortschritte aufbietet, ist „Drachenzwielicht II“ nur unwesentlich gelungener als der eher durchschnittliche Anfangsband.

Erneut versucht das Autorenteam, eine erhebliche Masse an Handlung auf gerade einmal einhundert Seiten zu platzieren und raubt der Story somit schon einmal jede Gelegenheit, überhaupt ein bisschen Spannung aufzubauen. Vielmehr gleicht das Ganze einer phantastischen Berichterstattung, bei der es mehr darum geht, Fakten zu veräußern als wirklich stimmungsvoll zu erzählen. So schreiten unsere Gefährten von Schauplatz zu Schauplatz, erleben dort über die Folge von ganz wenigen Bildern spektakuläre Ereignisse, ziehen dann aber auch schon wieder fort, ohne dass man einen Eindruck davon bekommen konnte, von welcher Bedeutung die jüngste Begebenheit für die Gesamthandlung sein könnte. Insbesondere die ersten beiden Kapitel, in denen Flussmond, Tanis und die übrigen Gefährten von Landstrich zu Stadt zu Landstrich zu Festung etc. ziehen, besteht aus einem unverhältnismäßigen Kontrast aus erhöhtem Erzähltempo, lediglich dokumentarischer Erlebniskonstruktion und eher plastisch, aber eben nicht sphärisch aufgebauter Spannung.

Dies führt wiederum zu der bereits beim ersten Band vermeldeten Kritik, dass sich die Autoren weder Raum noch Zeit gelassen haben, die detailreichen Events und Highlights der Geschichte hervorzuheben bzw. ihren teils folgenschweren Effekt für den weiteren Verlauf des Plots zu fokussieren. Manche entscheidenden Kämpfe werden zum Beispiel wegen dieser Knappheit gar nicht erst ausgetragen und stattdessen nur als Ergebnis festgehalten.

Spätestens an diesen Stellen nimmt man der Geschichte innerhalb dieser Comic-Adaption ihre Glaubwürdigkeit, denn wenn schon elementare Handlungspunkte außen vor bleiben, warum bemüht man sich dann überhaupt, eine solch fantastische Serie in illustrierter Form aufzuarbeiten? Es ist jedenfalls schwer vorstellbar, dass die Möglichkeit zu einer erheblicheren Ausweitung mitsamt der damit einhergehenden Detailverliebtheit nicht gegeben war. Schließlich hätte sich jeder Anhänger des „Dungeons & Dragons“-Universums riesig darüber gefreut, ein qualitativ adäquates Pendant zu einer der zweifellos besten Storys der „Drachenlanze“-Serie zu entdecken. Doch diesem Anspruch wird auch das zweite Sammelalbum von „Drachenzwielicht“, trotz deutlicher Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger, zu keiner Zeit gerecht. Leider!

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Arakawa, Hiromu – Fullmetal Alchemist 4

[Band 1 2885
[Band 2 3147
[Band 3 3425

_Story_

Nach einer Explosion im fünften Forschungsinstitut geraten Alphonse und Edward in arge Bedrängnis. Letzterer muss sich gegen die gerissene Envy behaupten und trägt schwerwiegende Verletzungen davon. Mit Winrys Unterstützung kommt er rasch wieder auf die Beine, muss sich nun aber vor den Kollegen in der Armee rechtfertigen, die den heimlichen Vorstoß der beiden Elric-Brüder nicht gutheißen können.

Das zerbrochene Vertrauen innerhalb des Militärs überträgt sich jedoch auch auf Alphonse und Edward, nachdem Al sich mittlerweile immer stärker mit dem Gedanken auseinandersetzen muss, dass in Wirklichkeit lediglich die Erinnerung an Alphonse Elric hinter seiner metallenen Rüstung steckt, nicht jedoch die lebendige Person. Dennoch ist der gemeinsame Wille, den Stein der Weisen zu entdecken und das Schicksal herauszufordern, ungebrochen. Als Oberleutnant Hughes dann jedoch plötzlich heimtückisch ermordet wird, werden ihre Pläne vorerst auf Eis gelegt. Was steckt hinter diesem eigenartigen Komplott, der dieses Opfer forderte?

_Meine Meinung_

Im vierten Band um die Elric-Brüder führt Hiromu Arakawa zum ersten Mal im Laufe der Serie den Strang konsequent fort. Das Aufeinandertreffen von Alphonse und Edward auf der einen und Lust und Envy auf der anderen Seite entwickelt sich zu einem erbitterten Kampf, der beinahe in einer Katastrophe endet. Keiner der beiden Brüder kommt ungeschoren davon, wobei der Schmerz, den Al erleiden muss, eher seelischer Natur ist. Ed hingegen erhält eine Ganzkörperbandage und er bedarf der mentalen und physischen Unterstützung Winrys, um schnell wieder auf die Beine zu kommen. Doch unterdessen muss er die Schelte seiner Kollegen in der Armee fürchten. Dort holt er sich zwar eine geladene Watsche ab, realisiert dann jedoch, dass er als Fullmetal Alchemist über den Dingen stehen sollte und sich nicht als untergebener Soldat behandeln lassen muss. Dies stimmt ihn jedoch auch kaum besser, als er von den Befürchtungen seines Bruders erfährt. Gemeinsam resümieren sie die gemeinsamen letzten Wochen und Ereignisse und kommen zu dem Schluss, dass Alphonse realistisch betrachtet die reale Inkarnation von Alphonse ist. Ob dies aber auch tatsächlich der Fall ist, bleibt unerwiesen.

Während die Elric-Brüder über Moral und persönliche Hintergründe diskutieren, taucht der harmoniebedürftige Oberleutnant Hughes ins Szenario ein und nervt seine Soldaten mit dem ständigen Gerede über seine Familie zu Tode. Doch hinter seinem penetranten Getue scheint sich mehr zu verbergen, als man zunächst erahnen mag. Als Hughes dann auf zwielichtige Art und Weise um die Ecke gebracht wird, eröffnet dies viele Freiräume zur Spekulation. Die Geschichte dokumentiert den Vorfall zwar aus nächster Nähe und zeigt auch ganz offen den Attentäter, doch kann man sich fürs Erste gar keinen Reim auf diesen Akt machen. Die Geschichte wird komplexer, sowohl für den Leser als auch für die Protagonisten, deren Suche nach dem Stein der Wesen nach wie vor höchste Priorität hat. Doch weder Lust und Envy noch die neue unbekannte Kraft schlafen diesbezüglich und setzen dem Brüderpaar ständig neue Hindernisse in den Weg. Und außerdem wäre da noch der untergetauchte Scar, der im Hintergrund bereits die nächsten Missetaten vorbereitet und die Serie weiter spannend hält.

Band 4 der preisgekrönten Serie bietet einmal mehr witzige, aber auch ziemlich spannende Unterhaltung, begleitet durch einen emotionalen Strang um die Geschichte Alphonses. Die Handlung entwickelt in der jüngsten Ausgabe eine neuerliche, aber schließlich nur dezente Komplexität und fügt währenddessen geschickt neue tragende Charaktere und Ideen in die Story ein. So geht es temporeich und fließend weiter, wenngleich große Überraschungen im aktuellen Band ausbleiben. Macht jedoch im Grunde genommen nichts, denn „Fullmetal Alchemist 4“ verfügt über die gewohnt überzeugenden Qualitäten früherer Ausgaben und ist dementsprechend auch eine gelungene Fortsetzung der tollen, mittlerweile auch auf DVD erhältlichen Reihe.

[Verlagsseite zur Reihe]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10426

Verlagsspezial: http://www.paninicomics.de/fma/

Millar, Mark (Autor) / Land, Greg (Zeichner) – ultimativen Fantastischen Vier, Die – Band 1: Präsident Thor

_Story_

Ben Grimm fühlt sich in Gestalt des Dings seit langer Zeit nicht mehr wohl. Während die übrigen Superhelden auch als Menschen anerkannt werden, fristet er in der Gestalt des versteinerten Mutanten eine beständige Einsamkeit, für die sich Reed Richards verantwortlich fühlt, dem einst ein großer Fehler unterlief, der zum Teleportationsunfall mit diesem Ausmaß führte. Mithilfe von Zeitsprüngen versucht Richards nun, die Geschichte wieder in den Fluss zu bringen und den Unfall ungeschehen zu machen.

Ein Jahr später scheint dies auch gelungen; die ganze Menschheit ist dank der Pillen, die das außerirdische Volk der Skrulls als Präsent mit zur Erde gebracht hat, zu Superhelden geworden. Lediglich Ben hat auf dieses Geschenk verzichtet und erfreut sich seiner wiedererlangten menschlichen Natürlichkeit. Doch die Skrulls verfolgen finstere Pläne, so dass es an Grimm liegt, die Menschheit als letzter Überlebender vom Aussterben ihrer Art zu retten. Erneut reist er in die Vergangenheit, in der er wiederum das Ding ist. Reed ist verzweifelt; seine Versuche scheinen zum Scheitern verurteilt, und nun ist auch noch Johnny infiziert und droht, in einer Woche zu sterben …

_Meine Meinung_

Fans der „Fantastischen Vier“ sind in den vergangenen Monaten und Jahren gleich vor mehrere härtere Proben gestellt worden. Ständig wurde die Serie auf dem deutschen Markt unterbrochen, wieder neu gestartet und dann sogar das Ende verkündet. Allen Befürchtungen zum Trotz erscheint nun aber doch wieder ein neuer Band mit den vier mutierten Superhelden, dieses Mal jedoch als 96-seitiges Paperback mit den amerikanischen Heftnummern 27-30 von „Die ultimativen Fantastischen Vier“.

Dieses Verwirrspiel macht es für den Leser folglich auch nicht gerade leicht, auf Anhieb den Durchblick zu bekommen. Man darf zwar voraussetzen, dass der Großteil der Leserschaft bereits mit der Hintergrundstory um besagten Unfall vertraut ist, aber man darf auch nicht außer Acht lassen, dass es sich bei dieser Juni-Ausgabe um eine neue Nr. 1 handelt und potenzielle Neueinsteiger sicher auch gerne einiges über die Vorgeschichte erfahren würde, bevor sie in die Story einsteigen. Und diesbezüglich liefert man weder im Vorwort noch in der seltsamen Nachrede, die dieses Mal aus einem Frage/Antwort-Spiel der Leserbrief-Redaktion stammt, wirkliche Aufklärungsarbeit. Keine gute Lösung!

Inhaltlich ist die Geschichte jedoch auch auf eher bescheidenem Niveau angesiedelt und teilweise auch viel zu verwirrend konstruiert. Es wird zwar in groben Zügen klar, dass Reed sich Bens Schicksal angenommen hat und mit aller Macht versucht, die Folgen des Unfalls rückgängig zu machen, doch entwickeln sich die Zeitreisen der Fantastischen Vier zu einigen losgelösten Strängen, bei denen man irgendwann nicht mehr weiß, in welcher Zeit, wo und vor welchem Hintergrund man sich befindet. Zwar ist der Action-Anteil recht hoch und treibt auch das Erzähltempo permanent an, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die eigentliche Story eher oberflächlich und berechenbar ist.

Spätestens mit dem erneuten Auftauchen des echten Ben Grimms in der ’neuen Welt‘ wird dem Leser allzu deutlich, dass der versteinerte Mutant im Kampf gegen die Skrulls die einzige nützliche Waffe sein kann, deswegen aber auch die erwünschte Rehabilitation nicht erfahren wird. Das Drumherum untermalt dieses Drama zwar ganz ordentlich, aber da die Spannung sich hier auf verhältnismäßig niedrigem Niveau festsetzt und die farbenfrohe Umsetzung sich nur auf das äußere Erscheinungsbild, nicht aber auf den flachen Inhalt bezieht, kommt hier selten die erhoffte Atmosphäre eines typischen „Die Ultimativen Fantastischen Vier“-Comics auf und bringt die vermeintlichen Superhelden nicht in die Rolle, die ihnen eigentlich gebührt. Und das ist insbesondere in einer Geschichte, deren Protagonisten zu den gefeierten Action-Helden des |Marvel|-Universums zählen, schon verheerend.

Die künstlich inszenierten emotionalen Momente verfehlen ihre Wirkung schließlich auch. Das Ding in der Opferrolle bzw. als stetig heulendes, von Suizid-Gedanken geplagtes Geschöpf wirkt kaum authentisch, wenn man an die Einsätze in früheren Storys denkt. Doch all diese Eindrücke harmonieren letztendlich mit dem Schlussgedanken, dass diese hier illustrierte Mini-Serie inhaltlich weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Zu undurchsichtig die als bekannt vorausgesetzten Hintergründe, zu platt die eigentliche Story: „Präsident Thor“, der Schlusspunkt der Ära Millar/Land, ist ein alles andere als überzeugender Einstieg in die neue Serie.

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Kirkman, Robert / Adlard, Charlie – Zuflucht, Die (The Walking Dead 3)

Band 1: [„Gute alte Zeit“ 2257
Band 2: [„Ein langer Weg“ 2677

_Story_

Rick und der Trupp der Überlebenden haben in einem Hochsicherheitstrakt eines verlassenen Gefängnisses vorzeitig einen sicheren Zwischenhort auf der Flucht vor den Zombies gefunden. Ein hoher Sicherheitszaun wird erstellt und das gesamte Gebäude eingezäunt, um weitere Angriffe der Untoten im Keim ersticken zu können. Doch während sich vor den Toren des Geländes eine immer größer werdende Schar Zombies versammelt, wächst innerhalb der Festung der Hunger der Verfolgten. Rick bricht mit seinem Motorrad zur Farm des einst verstoßenen Hershel auf, um ihn um Hilfe zu bitten.

Derweil erkunden seine Gefährten das Gebäude und stoßen in der Turnhalle auf eine böse Überraschung: Auch intern befinden sich diverse Untote, die erst einmal ordentlich ausgeräuchert werden müssen. Doch nicht nur das: Auch vier weitere Überlebende, allesamt vergessene Sträflinge, sitzen inmitten der Mauern und verfügen über ein reichhaltiges Kontingent an Vorräten. Doch Rick wird alsbald misstrauisch: Einer von ihnen ist wegen Mord an seiner Familie hinter Gitter gekommen und weckt, mit diesem Makel behaftet, nicht gerade das Vertrauen in der Truppe. Als dann schließlich noch Hershels Kinder auf mysteriöse Weise ums Leben kommen, wird die Gemeinschaft in regelrechte Panik versetzt.

_Meine Meinung_

Auch wenn man mit Zombie-Geschichten in erster Linie Action und blutige Szenarien in Verbindung bringt, tut Robert Kirkman im dritten Sammelband seiner Heftreihe „The Walking Dead“ gut daran, auch einmal näher auf die Emotionen der Beteiligten einzugehen. Brachen in der Vorgeschichte bereits öfter Hysterie und Chaos ob der unbegreiflichen Situation aus, scheinen die Protagonisten in der zeitweiligen Sicherheit des Gefängnistrakts nun zum ersten Mal ein wenig zur Ruhe zu finden. Dies birgt aber auch in sich, dass man Muße findet, sich intensiver mit dem Erlebten zu beschäftigen und all die Verzweiflung, die sich während der schier aussichtslosen Flucht aufgestaut hat, mit einem Mal herauszulassen.

Diese Darstellung ist dem Autor in „Die Zuflucht“ wirklich perfekt gelungen. Leute am Rande des Nervenzusammenbruchs befinden sich auf engstem Raum, stets in bleibender Angst vor der permanenten Bedrohung und der Befürchtung, dass der Tod in den nächsten Tagen bevorsteht. Und dennoch ist man mutig, hält sich aufrecht und kämpft mit den letzten verzweifelten Mitteln um Vernunft und Beherrschung. Doch mit wachsender Dauer gerät das Szenario dennoch aus den Fugen. Selbst die starken Bande zwischen Rick und Tyreese, der zwischenzeitlich sogar mal von Zombies umzingelt und zurückgelassen wird, wird des Öfteren auf eine harte Probe gestellt. Beide maßen sich zudem an, die Führungsrolle der Gemeinschaft zu übernehmen und andere mit ihrer eigenen Meinung zu überstimmen, was bei all den starken Charakteren eine weitere Schwierigkeit ist, die den Frust der Leute fördert und schließlich zu mehreren Eskalationen führt. Nicht zuletzt als die vier verborgenen Gefängnisinsassen entdeckt werden und allerorts verschärfte Diskussionen auslösen, scheint die Situation außer Kontrolle zu geraten. Statt den gemeinsamen Feind zu bekämpfen, gehen die Überlebenden sich selber an die Wäsche und verlieren, geprägt vom Außergewöhnlichen, für kurze Phasen den letzten verbleibenden Teil ihrer Vernunft.

Die vielfältigen Emotionen, die Robert Kirkman in einer solchen Extremsituation beschreibt, mögen zwar lediglich auf dem vollkommen fiktiven Inhalt fußen, erscheinen aber vor dem Hintergrund der sich breitmachenden Verzweiflung erstaunlich authentisch und machen „The Walking Dead“ erneut zu mehr als nur einer bloßen, typischen Zombie-Story. Bereits die Tatsache, dass die verhältnismäßig dürre Präsenz der Untoten sich kaum nachteilig auf die beklemmende Atmosphäre der Handlung niederschlägt, spricht dafür, dass Kirkman ein Künstler auf seinem Gebiet ist und es jederzeit versteht, Action, Zwischenmenschliches und auch den gewissen Anteil Splatter, den er hier eingeflochten hat, zu einem stimmigen Ganzen zusammenwachsen zu lassen. Die Story berührt und verführt zu Gedanken über das eigene Verhalten in einer (natürlich im übertragenen Sinne) vergleichbaren Extremsituation, bleibt dabei ohne Unterlass spannend und bringt die gesamte Serie auf eine noch anspruchsvollere Ebene, was – und das sei hier noch einmal explizit betont – für eine Handlung innerhalb eines solchen Settings mehr als ungewöhnlich ist. Gleichermaßen unterstreicht dies aber auch, wie speziell „The Walking Dead“ in wirklich jederlei Hinsicht ist.

Mit „Die Zuflucht“ erreichen der Plot und die Reihe an sich ihren vorläufigen Höhepunkt und bestätigen eindrucksvoll, dass es sich um die wohl beste illustrierte Geschichte ihrer Art handelt. Wer für das Genre schwärmt und sich noch immer nicht hat verführen lassen, sollte spätestens jetzt nicht zu sehr in den Nachholbedarf abrutschen. „The Walking Dead“ sollte man nämlich als Comic-Liebhaber dringend gelesen haben.

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Trainor, Mark – Simpsons Comics 127

_Inhalt_

|“Bis dass der Ned uns scheidet“|

Flanders‘ Söhne Todd und Rod reisen ins Bibel-Ferien-Camp und lassen ihren verwitweten Vater für ein paar Tage alleine zurück. Aus Mitleid für den einsamen Ned bittet Marge ihren Gatten, den Nachbarn für diese Zeit im Hause der Simpsons wohnen zu lassen. Flanders stimmt diesem Angebot sofort zu und erlebt im Hause von Homer und Co. den verrückten Alltag. Mit vielen Floskeln nimmt er die sich hier bietenden Hürden und krempelt das Leben der Simpsons gewaltig um.

Während Marge über den Eifer des neuen Mitbewohners begeistert ist, zieht sich Homer genervt zurück. Als Todd und Rod schließlich zurückkommen, realisiert Flanders, dass seine Söhne im Gegensatz zu Bart und Maggie nicht mehr viel Unterstützung brauchen. Also verbringt er weiterhin die Zeit im Nachbarhaus, was Homer dazu veranlasst, es dem verhassten Weltverbesserer gleichzutun und seinerseits nach Todd und Rod zu sehen. Das Chaos ist vorprogrammiert …

_Meine Meinung_

Geschichten, die sich mit der dauerhaften Fehde zwischen Homer und Ned Flanders auseinandersetzen, haben es eigentlich immer in sich, weil das Simpsons-Oberhaupt im Widerstreit mit seinem Nachbarn stets zur Hochform aufläuft. Daher ist er auch sehr genervt, als Marge von ihm verlangt, Flanders in sein Haus einzuladen. Seiner Frau zuliebe resigniert er jedoch und stimmt dem Einzug zu, bereits ahnend, dass dieser einige Schwierigkeiten mit sich bringen wird.

Flanders fühlt sich nämlich in fremder Umgebung von Anfang an pudelwohl und scheint für jedes Problem eine Lösung zu finden. Permanent wirft er mit Redensarten und Sprichwörtern um sich und treibt Homer damit zum Wahnsinn. Auch der Rest der Familie mag die ständigen Weisheiten ihres Nachbarn nicht länger ertragen, erweist sich jedoch standhafter als der älteste Simpson, weil Flanders auf der anderen Seite auch Schwung in den Haushalt bringt. Für jeden nimmt er sich Zeit und packt Dinge an, auf die Homer entweder nie Lust hatte bzw. mit denen dieser überfordert war. Dies geht Marges Gatten irgendwann so auf den Zeiger, dass er einen hinterlistigen Racheplan schmiedet. Er tritt an Neds Stelle als Vaterfigur für Rod und Todd auf und bringt ihnen all die Ungepflogenheiten bei, die Flanders in Jahren konsequenter Erziehung vermeiden wollte. Als Letzterer seine Kinder schließlich in einem verwahrlosten Zustand antrifft, läuft für ihn das Fass des Erträglichen über.

In der aktuellen Geschichte von Mark Trainor steht die Handlung als solche nicht direkt im Mittelpunkt, sondern dient vorrangig als Anlass für eine überdimensionale, ausufernde Phrasendrescherei von Seiten aller Protagonisten. So redet Ned oft im übertragenen Sinne mittels Floskeln, Redewendungen und Sprichwörtern. Auf jeden Einwand hat er eine frohe, klischeehafte Antwort, und überhaupt beinhaltet jeder Kommentar des Mannes mit dem grünen Pulli eine kleine Phrase. Homer bringt dies zur Weißglut, doch weil er seinem Nachbarn Paroli bieten möchte, schlägt er ähnliche Töne an, verdreht dabei aber ein Sprichwort nach dem anderen und strickt sich seine Sätze genau so, wie sie gerade zur Situation passen.

Dies ist dann auch der eigentlich witzige Teil einer Handlung, die inhaltlich nicht ganz so interessant ist und den Leser partiell auch auf eine harte Probe stellt, weil die permanente Phrasendrescherei mitunter sehr anstrengend ist. Lediglich Homers antisoziales Verhalten verleitet wieder zum Schmunzeln und wertet den Plot auf, schützt aber nicht vor der Kritik, dass sie ein wenig einseitig aufgebaut ist. Die Idee hinter „Bis dass der Ned uns scheidet“ mag sicher gut sein, aber wenn das Ganze nach und nach zum unkontrollierten Selbstläufer wird und auch nicht in jeder Situation angebracht scheint, kommt man wieder zu dem Schluss, dass weniger manchmal doch mehr ist – um es standesgemäß ebenfalls mit einer Phrase auszudrücken.

Negativ ist des Weiteren leider auch aufgefallen, dass der Werbeanteil der Ausgabe Nr. 127 mal wieder sehr groß ausgefallen ist. Der Comic nimmt nur gute zwei Drittel des Heftes ein; der Rest wird mit mehr oder minder interessanten Rubriken und seitenweise Anpreisungen für andere Magazine gefüllt. Auch hier würde also das oben zitierte Sprichwort greifen, jedoch mit der Einschränkung, dass die Hintergrundinformationen, die später geliefert werden, wirklich lesenswert sind.

Dennoch ist die neue Ausgabe der „Simpsons Comics“ definitiv keine der besten ihrer Art. Die Hauptgeschichte ist inhaltlich eher durchschnittlich, der knappe Bonus-Strip ziemlich überflüssig und die Werbung nervig. Im Gegensatz zu manch anderer Simpsons-Publikation der letzten Monate ist die Empfehlung daher auch stark eingeschränkt, soll heißen wirklich überzeugt haben die „Simpsons Comics 127“ nicht.

[Verlagsseite]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10310

Arleston / Floch – falsche Ophyde, Die (Die Schiffbrüchigen von Ythaq 2)

Band 1: [„Terra Incognita“ 3722

_Story_

Granit und Narvarth befinden sich mit ihren neuen Gefährten noch auf der Flucht vor Ophyde und deren rechter Hand Dhokas, als sie plötzlich erneut auf einer kleinen Lichtung inmitten eines Flusses stranden. Der Gaukler Zompar befreit die Truppe und nimmt sie in seinen Wanderzirkus auf, der wiederum alsbald von sich reden macht, als sich die Mitglieder ein Gefecht mit dem Piraten Blaubart liefern. Dieser wird infolge dessen für seinen ungerechten Angriff verurteilt und auf eine Gefängnisinsel verfrachtet, auf der Granit und Co. auch ihre verlorene Gefährtin Callista vermuten.

Nicht wissend, dass jene inzwischen die Stellung der Markgräfin eingenommen hat und ihre Stellung in ihrem neuen Palast auch tatkräftig ausspielt, begibt sich der Trupp der Gestrandeten ebenfalls auf die Seufzerinsel, um nach Callista zu suchen. Ausgerechnet dort soll ein großer Empfang für Ophyde (alias Callista) und ihre Schwester vorbereitet werden, weshalb die falsche Markgräfin befürchtet, ihre falsche Tarnung könnte auffliegen. Doch gerade als ihre Maskerade entlarvt wird, tauchen ihre einstigen Begleiter auf, um sie zu befreien. Mit einem Mal treffen alle Seiten im Turm des Gefängnistrakts aufeinander: Die einen auf der Jagd nach der Betrügerin Callista und ihrem Rettungsteam – und die anderen auf der Suche nach dem großen Geheimnis, welches im Palast von Ythaq seit einer halben Ewigkeit verborgen ist.

_Meine Meinung_

Formidabel und weiterhin mit großem Tempo führt Christophe Arleston die Geschichte um die gestrandeten Weltraumreisenden von Ythaq fort, lässt dabei den Humor des ersten Bandes aber keinesfalls abreißen. Die Action beginnt direkt wieder auf den ersten Seiten, als die Protagonisten bei ihrer Flucht vor den Schergen der Markgräfin von einer Horde Flugtiere attackiert und bei ihrer Rettungsaktion an einen Felsen inmitten eines reißenden Flusses gespült werden. Nur mit Hilfe des Gaukles Zompar können sie ihrer neuen Bredouille entkommen, sind jedoch verpflichtet, sich vorerst an ihn zu binden.

Es geht zurück in die Stadt Kreac’h zum Palast der Markgräfin Ophyde, die ja mittlerweile ermordet und von der gesuchten Callista ersetzt wurde. Granit und ihre Freunde ahnen jedoch nichts von dieser hinterhältigen Tat und suchen in ganz Kreac’h nach ihrer verlorenen Wegbegleiterin. So liefern sie sich Gefechte mit einer gemeinen Piratenbande, dringen in das Gefängnis auf der Seufzerinsel ein und entdecken überraschenderweise weitere Passagiere ihres gestrandeten Schiffes. Auch Callista glauben sie entdeckt zu haben, jedoch handelt es sich bei der befreiten Schönheit um die eingekerkerte Schwester von Ophyde, die wiederum von Callista (in Gestalt von Ophyde) eingesperrt wurde, um die eigene Maskerade nicht ans Tageslicht kommen zu lassen. Erst später fliegen die falschen Verkleidungen auf.

Sein und Schein, der tatsächliche Tod von Ophyde und das Ränkespiel, das Dhokas in der Zwischenzeit betrieben hat, werden offen gelegt und münden in einem rasanten Finale, welches eine plötzliche Wendung nimmt, als den Schiffbrüchigen bewusst wird, dass sich eine neue Möglichkeit ergeben könnte, schnellstmöglich von Ythaq zu verschwinden. Doch hierzu müssen sie genau ins Zentrum des Palastes, vorbei an Dhokas, der inzwischen entflohenen Schwester der Markgräfin und all ihren Wachen. Und dies scheint bei der strengen Bewachung kaum möglich.

Rein inhaltlich passiert im zweiten Band der neuen Arleston-Serie wieder eine ganze Menge, und dies in allen Nebensträngen der Handlung. Granit und Narvarth stehen dabei natürlich im Mittelpunkt bei ihrer Suche nach Callista. Diese bekleidet mittlerweile von Unsicherheit geplagt ihren neuen Posten und verrät sich von Tag zu Tag mehr als falsche Markgräfin. Nur die Hoffnung auf eine rasche Befreiung macht sie weiter stark, und mit einzelnen Verlegenheitstaten gelingt es ihr tatsächlich, sich selbst gegen ihren machtbesessenen Verbündeten Dhokas und die standhafte Schein-Schwester zu behaupten. Doch dann verrät Dhokas ihr, dass er ihr Spiel durchschaut hat. Und von dort an lebt sie im Palast nur noch in Angst.

Auf anderer Ebene wird auch die Geschichte einiger Nebendarsteller erzählt. So zum Beispiel treffen der weise Feng und sein missratener Vater wieder aufeinander und nähern sich nach ihrer schwierigen gemeinsamen Vergangenheit langsam wieder einander. Aber auch die Fehde zweier neuer Figuren, nämlich die zwischen Blaubart und Zompar, wird mehrfach aufgegriffen und im rasanten Schlussabschnitt endgültig entscheiden. Der Kreis schließt sich später, als Granits ehemaliger Vorgesetzter im Gefängnis gemeinsam mit vielen weiteren Insassen des Raumschiffs entdeckt wird und sich mit den Verbliebenen der Besatzung darum bemüht, mit der geheimnisvollen Kraft, die der Palast birgt, wieder von Ythaq zu fliehen. Und somit ist auch schon der Grundstein für die zukünftige Handlung gelegt!

Viel Tempo, viel Inhalt und eine wirklich faszinierend fortgeführte Geschichte – „Die falsche Ophyde“ erweist sich als adäquater Nachfolger zum fantastischen Auftaktband und erweitert die Story um viele weitere interessante Nuancen. Die Charaktere werden von Arleston weiter geformt und die Spannung nimmt durch den brisanten Handlungsverlauf von Seite zu Seite zu. Da zudem auch die Zeichnungen aus der Feder von Adrien Floch höchsten Ansprüchen genügen und der Atmosphäre der Abenteuergeschichte enorm zuträglich sind, bleibt zum Schluss nichts als dem kreativen Team hinter „Die Schiffbrüchigen von Ytahq“ ein weiteres großes Lob für die in Teil zwei geleistete, meisterhafte Arbeit auszusprechen.

http://www.splitter-verlag.de/

Bergting, Peter – The Portent – Zeichen des Unheils 1: Das Reich der Geister

Helden haben’s schwer. Da will man sich als Held nützlich machen und die Welt retten und eh man sich versieht, hat man selbige auch schon versehentlich zerstört. So ergeht es Milo, dem Helden in Peter Bergtings Comic-Werk „The Portent – Zeichen des Unheils 1: Das Reich der Geister“.

Milo ist der Held, der gesandt wurde, die Welt vor den Dämonen zu schützen und den Geist der Menschheit zu retten. Das zumindest glaubt der Rat und schickt Milo zusammen mit zwei Vertretern des Rates los, um genau diese Mission zu erfüllen. Die eine ist die junge Frau Lin, der andere ist der Wächter des Rates Alkuin. Sie sollen zusammen mit Milo Dai-Jiu den ersten und ursprünglichen Geist der Menschheit vor der Zerstörung durch den Mokkurkalven bewahren, einen mächtigen Diener des bösen Dämons Guishen, der die Macht über das Reich der Lebenden erringen will.

Doch die Mission misslingt, am Ende ist Dai-Jui zerstört und die Welt damit dem Untergang geweiht. Nun verdunkelt sich die Welt und das Zeitalter der Toten bricht heran. Milo muss sich in der Welt der Geister direkt Guishen zum Kampf stellen und versuchen, dort einen Sieg zu erringen, um das dunkle Schicksal der Menschheit abzuwenden …

Die Zusammenfassung von „Das Reich der Geister“ klingt nach einem gruseligen Horror-Fantasy-Mix, doch Peter Bergting vereint in „The Portent – Zeichen des Unheils“ einiges mehr. Peter Bergting selbst sagt, dass er das „F-Wort“ (Fantasy) nicht mag, auch wenn sein Verlag „The Portent“ als Fantasy vermarktet. Er sieht sein Werk vor allem als mythologisch inspirierte Horrorgeschichte, aber eben als eine Horrorgeschichte, bei der nicht einfach Dämonen abgeschlachtet werden, sondern als komplexe und vor allem auch dramatische Geschichte voller „echter“ Gefühle.

„The Portent“ ist von der ersten Seite an durch eine melancholische Grundstimmung geprägt, die den Charakter der Geschichte sehr stark dominiert. Bergting bedient sich ausgiebig chinesischer und nordischer Mythologien und bindet sie als feste Bestandteile in seine Geschichte ein. Durch diesen Mythenmix entsteht eine ganz faszinierende Grundstimmung, die „The Portent“ zu einem besonderen Genuss macht.

Mit Milo wirft Bergting eine Art tragischen Antihelden in den Ring. Milo hat gute Absichten, will ein großer Held werden und steht sich dabei doch einigermaßen selbst im Weg. Wenn man hört, dass die Hauptfigur versehentlichen die Welt zerstört, erwartet man einen trotteligen, tollpatschigen und witzigen Titelhelden. Doch diese Vorstellung deckt sich absolut nicht mit dem, was Bergting uns in der Person des Milo serviert. Milo ist selbstbewusst und geht keinem Kampf aus dem Weg. Ihn umgibt ein sonderbares Geheimnis, das sich im Laufe von „Das Reich der Geister“ auch nicht wirklich lüftet.

Die heimliche Heldin der Geschichte ist im Grunde Lin. Sie ist eine weniger ambivalente Figur als Milo, der Held und Zerstörer zugleich ist. Sie weiß, was zu tun ist und schreckt vor keinem Dämon zurück. Sie stellt sich mutig dem Kampf und stellt damit auch Milo leicht mal in den Schatten.

Peter Bergting hat „The Portent“ im Alleingang geschaffen. Er ist der alleinige Autor, er zeichnet und koloriert seine Geschichte selbst. Besonders die Zeichnungen verdienen dabei Lob. Die Farben spiegeln die wunderbar melancholische Atmosphäre der Geschichte wider, schaurige und düstere Elemente kommen sehr schön zur Geltung. Die Ausdruckskraft von Bergtings Geschichte liegt vor allem in der Kraft seiner Bildern begründet.

Ein Grund dafür ist sicherlich auch darin zu suchen, dass Bergting auf erzählerischer Ebene noch einige Schwächen offenbart, die den Lesegenuss von „The Portent“ leider trüben. Da Bergting seine Geschichte an manchen Stellen etwas verwirrend erzählt, da dem Leser manche Verknüpfungen und Zusammenhänge auch bei zweimaliger Lektüre nicht unbedingt klar werden, geht die Anziehungskraft von „The Portent“ eben in erster Linie von den Zeichnungen aus. Von der Geschichte selbst bleibt am Ende leider kaum etwas hängen. Klappt man den Comic zu, wird man das Gefühl nicht los, eine entscheidende Szene verpasst zu haben, und wenn man daraufhin das ganze Werk noch ein zweites Mal liest, ändert sich das Gefühl leider nicht wesentlich.

Manchmal sind es Bezüge zwischen Personen, die Bergting undeutlich lässt, mal ist es der gesamte Handlungsrahmen, der etwas wackelig erscheint. Der Leser bleibt mit vielen unbeantworteten Fragen zurück und dem Wunsch, Bergting hätte sich etwas klarer ausgedrückt. So bleibt der Gesamteindruck am Ende ein flüchtiger und es bleibt einfach zu viel Raum für Interpretationen. Man hat Schwierigkeiten, die Geschichte überhaupt richtig zu rekapitulieren, und so ist „The Portent“ eben auch ein sehr komplexes Werk, das nicht immer klar und verständlich ist. Das ist gerade deswegen sehr bedauerlich, weil ansonsten die Zutaten stimmen: hervorragende Zeichnungen, eine dichte Atmosphäre und ein eigentlich interessanter Plot.

„The Portent“ ist ein Stoff, aus dem man eigentlich Großartiges machen könnte, aber wenn unterm Strich in der Umsetzung nicht alle Elemente überzeugen können und die erzählerischen Mängel sich am Ende als großes Manko entpuppen, bleibt außer schönen Bildern und einer schönen Idee leider nicht mehr viel im Gedächtnis haften. Bleibt zu hoffen, dass Peter Bergting sich mit den folgenden Bänden der Reihe weiterentwickelt und diese anfänglichen Schwächen noch ausbügeln kann.

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Huston, Charlie (Autor) / Finch, David (Zeichner) – Moon Knight 1 – Ganz unten (100% Marvel 27)

_Story_

Einst war Marc Spector ein gefeierter Held. In der Gestalt des Moon Knight trat er für Gerechtigkeit ein, schlug dabei aber auch brutale Methoden an, um seinen Ruf schnell auszubauen. Mehrere Tode ist er gestorben, seitdem er einst unter dem Regiment des Gottes Khonshu wieder auferstanden war. Nun jedoch quält sich Spector verkrüppelt und von aller Welt missachtet durch sein Leben. Abgeschieden verbringt er seine Tage in der verlassenen Wohnung, verbittert über die Trennung von seiner langjährigen Gefährtin Marlene und den Schaden, der ihm zugefügt wurde.

Erst als ein merkwürdiges Komitee sich aufmacht, seine Freunde zu bedrohen und in Lebensgefahr zu bringen, sieht sich Marc gezwungen, wieder zur Tat zu schreiten. Zum ersten Mal seit ewiger Zeit tritt er wieder in die Öffentlichkeit und statuiert ein Exempel an seinen Gegnern. Doch wie der Moon Knight kurz darauf feststellen muss, befindet sich die größte Bedrohung in seinem Inneren – und ist dafür verantwortlich, dass Spector nach wie vor am Leben ist.

_Meine Meinung_

Die Geschichte von „Moon Knight“ ist in etwa vergleichbar mit der des „Ghost Rider“. 1975 wurde die Figur von Doug Moench und Don Perlin in der Serie „Werewolf By Night“ ins Leben gerufen und bekam später sogar ihre eigene Heftserie. Ende der Achtziger verschwand er dann für einige Zeit von der Bildfläche und kehrte lediglich für einige Gastauftritte zurück. Es war schließlich der renommierte Buchautor Charlie Huston, der die Figur im letzten Jahr wieder rekrutierte, nachdem er bereits lange Jahre eine tiefe Verbundenheit zum Rächer im weißen Gewand spürte. Unter dem Titel „The Bottom“ erschien schließlich zwischen Juni und November 2006 die Comeback-Serie, die nun, ein halbes Jahr später, auch auf dem deutschen Markt erhältlich ist, und dies als Sammelband in der Reihe „100% Marvel“.

Allerdings ist die Rückkehr ein zweischneidiges Schwert, welches über weite Strecken leider der erforderlichen Spannung entbehrt und erst bei der schlussendlichen Auflösung so etwas wie eine diesbezügliche Steigerung erfährt. Das Bild, das der (Anti-)Held bis dorthin abgibt, ist äußerst kümmerlich (was ja auch bezweckt ist), zieht sich in dieser Fassung jedoch auch ein Stück zu lange. Alleine die Rückblende in die Vergangenheit, die für neuere Fans sicherlich ein wichtiger Aspekt innerhalb der Geschichte ist, vollzieht sich über den Umfang eines gesamten Drittels der Story und wird lediglich von einzelnen Einsprengsel des verbitterten, an den Rollstuhl gefesselten Spector unterbrochen, der knallhart mit sich und seinem Leben abrechnet. Erst als die Dinge ins Rollen kommen und Spector von den jüngsten Ereignissen erfährt, gewinnt die Story an Schwung und entwickelt sich über einen angenehm komplexen Aufbau schließlich doch noch zu einem würdigen Vertreter der prestigeträchtigen „100% Marvel“-Serie.

Dabei ist interessant zu sehen, wie der Autor seinen geliebten Charakter auf allzu autodestruktive Weise darstellt. Spector lebt in einer Art Trance-Zustand, der ihm einerseits keine weitere Hoffnung erlaubt, ihn andererseits jedoch hoffen lässt, dass seine Gottheit Khonshu ihn wieder ins reale Leben zurückholt. Dieser Zeitpunkt scheint gekommen, als sein Erzfeind, der Taskmaster, wieder in sein Leben tritt und Unschuldige und Bekannte bedroht. Spector ringt mit seinen Kräften und der Aussicht, doch wieder den Bund mit Khonshu einzugehen, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Doch erst nachdem er auf dieses Angebot zurückgegriffen hat, merkt er, dass er den Fesseln des ägyptischen Gottes hilflos ausgeliefert ist. Sein Leben ist an ihn gebunden, seine Zukunft von seinem Dasein als Moon Knight abhängig und sein Wille nach dem kurzen euphorischen Hoch wieder gebrochen. Ist diese uneingeschränkte Aufopferung jedoch auch diesen hohen Preis wert?

Nun, der Plot ist recht ungewöhnlich und lässt den eigentlichen Helden nur ganz kurz in der Rolle seines Alter Egos auftreten. Es ist zwar ein „Moon Knight“-Comic, doch beschäftigt er sich vornehmlich mit dem Mann hinter dem Mutanten und Rächer, nicht aber mit der Kreatur, die sich der vermeintliche Action-Fan herbeigesehnt hat. Das macht die Geschichte aber sicherlich nicht schlechter, wenngleich der Einstieg in den Sammelband einige kleine Probleme mit sich bringt. Ob es nun auch ein Comic ist, der dem Standard des Titels gerecht wird, vermag ich indes nicht zu beurteilen, weil mir die ersten Serien nicht geläufig sind. Auf jeden Fall bringt Houston aber einen interessanten Charakter des |Marvel|-Universums auf die Comic-Landkarte zurück und bietet mit „The Bottom“ bzw. „Ganz unten“ ein unterhaltsames, zwar nur bedingt spannendes, aber dennoch gutes Comic-Abenteuer.

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_Charlie Huston bei |Buchwurm.info|:_

[„Der Prügelknabe“ 1469
[„Der Gejagte“ 1518
[„Ein gefährlicher Mann“ 3142

Boothby, Ian – Futurama Comics 27

_Inhalt_

|“Robot-Robin Hood“|

Bender und Fry suchen im Holodeck ihres Schiffes neue Abenteuer, als sie plötzlich von einem seltsamen Fliegenvolk angegriffen werden, das es nicht nur auf ihre Ladung, ein überdimensionales Jauchefass, sondern auf das Leben der Insassen abgesehen hat. Mit einem gewagten Manöver landet die Besatzung auf einem merkwürdigen Planeten, auf dem der Sheriff von Bottingham regiert.

Er unterwirft das Volk mit unbezahlbaren Steuerforderungen und nutzt die Abwesenheit von König Richard Linux-Herz, um seine Tyrannei fortzutreiben. Bender lässt sich dies jedoch nicht lange bieten. Als gewiefter Taschendieb wird er schnell zum Held der Armen und bringt den korrupten Sheriff um den Verstand. Doch der Robot-Robin Hood gibt sich mit seinem ersten Diebesgut nicht zufrieden und plant, beim Bogenwettbewerb des Sheriffs die ganz große Beute zu machen.

_Meine Meinung_

Diese Geschichte ist der helle Wahnsinn und wahrscheinlich die zynischste, frechste Story, die Ian Boothby in seiner Karriere als „Futurama“-Autor bislang verfasst hat. Nie zuvor wurden so viele bissige Anspielungen und sarkastische Dialoge geführt, und nie zuvor durften sich begeisterte Fans verschiedener Kult-Serien, -Comics und –Legenden derart angegriffen fühlen wie in der Erzählung um den falschen Robin Hood in Gestalt Benders.

Direkt zu Beginn werden einige scharfe Geschosse abgefeuert, als Bender und Fry sich freizügig über „Star Trek“ lustig machen. Es folgen humorvolle Interpretationen der „Robin Hood“-Legende mit Inhalten wie der neunschwänzigen Katze, unzählige Seitenhiebe zum Comic-Helden „Richie Rich“, eine nette Parodie auf den „Star Wars“-Jedi-Lehrmeister Yoda, Anspielungen auf Dagobert Duck und seine Neffen sowie ein tolles Abschlussszenario im „Asterix“-Stil. Zwischendurch wird heiter gegen aktuelle Auswüchse der Soap-Landschaft gewettert („Lotta In Love“), ein merkwürdiges Bild der Beatles gezeichnet und derart viel Selbstironie verbreitet, dass der Schwenk von Bild zu Bild von einem dauerhaften Schmunzeln mit ständigen Lockerungsübungen der Lachmuskeln begleitet wird.

Schön ist vor allem, dass Boothby nicht einfach nur plump und ziellos umherschießt, sondern seine zynischen Kommentare stets an den Punkten der Handlung platziert, wo sie einfach exakt passen. Und dennoch werden gerade die krasseren Seitenhiebe eher beiläufig angefügt, was dem Comic eine Souveränität verleiht, wie man sie bislang beinahe ausschließlich aus der gleichnamigen TV-Serie kannte.

Schlussendlich hat der Autor damit genau das geschafft, was in einschlägigen Kreisen gerade an den Comic-Serien der Simpsons und eben derjenigen zu „Futurama“ immer wieder gerne als nicht existent kritisiert wird. In Band 27 nämlich bietet er der preisgekrönten TV-Produktion locker Paroli und präsentiert die wohl beste illustrierte Geschichte der bisherigen Serie.

[Panini Comics – Futurama]http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10311

Ange / Xavier, Philippe – verlorene Paradies, Das – Band 3: Paradies

Band 1: [„Hölle“ 3712
Band 2: [„Fegefeuer“ 3713

_Story_

Verbannt aus dem Himmel und seiner Engelswürde beraubt, kehrt Gabriel auf die Erde zurück und erblickt dort ein wahrhaft fürchterliches Szenario. Die Bürger leben in Angst und Schrecken und sind den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert, ohne dabei zu wissen, dass das drohende Ungleichgewicht, das nach dem Krieg zwischen Himmel und Hölle bevorsteht, für diese Entwicklungen verantwortlich ist. In einem kompromisslosen Rachefeldzug bricht Gabriel durch die Tore über eine Zwischenpassage erneut zu seinen alten Befehlshabern auf, um ihnen die Augen zu öffnen, vor allem aber auch seinen Schützling Julien zu schützen, den der führende Engel sich einst zunutze gemacht hat, um seine kriegerischen Absichten zu verwirklichen.

Juliens Kraft ist derweil angewachsen; der Konfrontation mit der Dämonin Anya, Gabriels Geliebter, trotzt er mit einem einzigen Handgriff und verdeutlicht damit seine Stellung als das Machtinstrument des naiven Engelsheers. Doch als Gabriel schließlich in den Himmel zurückkehrt und eine chaotische Rebellion auslöst, wird sich der Junge bewusst, dass er eventuell doch nicht der erhoffte Retter sein könnte, der das Paradies herbeiführen wird. Als schließlich die Horden der Hölle den Himmel stürmen, müssen sogar alle Engel einsehen, dass sie einem schrecklichen Irrtum erlegen sind …

_Meine Meinung_

Mit zunehmender Erzähldauer wird die Geschichte um Gabriel, Julien, Anya und die selbstgerechten Vertreter aus Himmel und Hölle immer komplexer und ausgefallener. Die Fronten verhärten sich und deuten hinter allerhand Gutgläubigkeit im Himmelsreich bereits den befürchteten Krieg an, in dem Gabriels ehemalige Verbündete sich endgültig die Verbannung der höllischen Geschöpfe erhoffen.

Die Bestie ist bereits erweckt, doch mit Juliens Hilfe soll sie endgültig vernichtet und somit die Vormachtstellung des Himmels besiegelt werden. Doch während Gabriels unfreiwilliger Rückkehr zur Erde hat der ehemalige Portalwächter zur Himmelspforte gesehen, welche Folgen die übermenschlichen Machenschaften beider Seiten haben. Die Welt wird von einem permanenten Erdbeben erschüttert, und allerorts entstehen Szenarien von Verderben und Zerstörung – Dinge, die Gabriel sich selbst in seinen schlimmsten Träumen nie ausgemalt hatte. Für ihn galt bislang immer nur die Treue und Unterwürfigkeit und somit das Pflichtbewusstsein, seine Aufgabe makellos auszuführen. Doch mit den wachsenden Selbstzweifeln und der endgültigen Enthebung seines Dienstes hat sich seine Perspektive drastisch gewandelt. Er war eingetreten, um die Bestie auszurotten und das Paradies herbeizuführen, doch als Dank für seine Dienerschaft blieb ihm nur eine Liste mit Anklagen, die ihn in die jetzige Situation brachte und den Hass auf diejenigen schürte, die sich der Realität anscheinend schon seit ewiger Zeit verschlossen haben.

Gabriel schwört Rache und unternimmt alles in seiner Macht Stehende, um Gerechtigkeit walten zu lassen. Ohne Gnade kämpft er sich empor, schlachtet ehemalige Verbündete ab und stellt sich den Widersachern, die sich für unantastbar halten. Bis zur Pforte zum Paradies dringt er vor, entdeckt aber dabei die Scheinheiligkeit dieses Ortes und beschließt nun erst recht, eine Revolution der rohen Gewalt über die Engel hereinbrechen zu lassen. Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein: Die Schergen der Hölle stehen vor dem Tor – und der lange angekündigte Krieg kann endlich beginnen.

Abseits davon beginnt Julien seine Stellung zu erforschen und erprobt seine Kräfte an der überheblichen Anya. Darauf aufbauend hofft er, die ihm auferlegte Mission souverän zu lösen und seine neuen Verbündeten zufrieden zu stellen. Aber als das Chaos über den Himmel hereinbricht, kehrt er unverhoffter Dinge auf die Erde zurück. Traum oder Realität? Als Julien auf Gott trifft, fühlt er sich endgültig seiner Orientierung, aber auch seines Glaubens beraubt. Welche Rolle spielt er nur in diesem finsteren Machtspiel?

Es ist mitunter schwer, den Gedankensprüngen des Autorengespanns im dritten Teil der Serie zu folgen. Zu konfus sind phasenweise die Ideen, zu undurchsichtig die Wendungen. Lediglich Gabriels strikter und äußerst brutal aufgearbeiteter Weg zurück in den Himmel ist linear dargestellt und beschreibt dabei auch das hohe Tempo, mit dem man sich in „Paradies“ über weite Strecken bewegt. Doch am Ende verbindet sich die hohe Geschwindigkeit erneut mit einigen sehr philosophischen Ansätzen, sodass schlussendlich viele Fragen im Raume stehen bleiben, die man gerne schon hier beantwortet hätte – was aber natürlich nicht geschieht.

Unklar ist vor allem die Stellung Juliens und Anyas. Immer wieder säumen sie das Bild, und bei jedem Auftreten verrät ihre Ausstrahlung etwas komplett anderes über ihre allgemeine Rolle. Selbst der kleine Junge, der einst quasi als Opfer in die Sache hineingerutscht ist, schwankt zwischen den Parteien und wird damit zu einem entscheidenden Teil der Entwicklung zu einer noch komplexeren Handlungsstruktur. Dieser Schritt ist an sich zwar gar nicht zu kritisieren, doch wünscht man sich an gewissen Stellen schon ein bisschen mehr Transparenz, um der Story auch mit vollem Verständnis folgen zu können. Und dieser Aspekt ist in manchen Passagen dieses dritten Bandes einfach nicht gegeben.

Dennoch bleibt der Gesamteindruck letztendlich ein durchaus positiver, weil die beklemmende Atmosphäre des Plots sich einerseits noch verdichtet und die Wendungen, die die Geschichte nimmt, trotz der aufgezählten Schwierigkeiten, sehr interessant sind. Die Spannung ist mittlerweile auch auf einem Level angelangt, bei dem eine weitere Steigerung kaum noch möglich scheint, auch wenn das überraschende Ende für die weitere Zukunft eine weitere Intensivierung suggeriert. Insofern kann man sich auch auf einen weiteren Teil einer sehr eigenwilligen, wenn auch mit leichten Einschränkungen in der fehlenden Linearität der Story packenden Serie freuen, mit der die beiden Autoren einmal mehr ihre Sonderstellung als extravagante Künstler im Comic-Bereich unter Beweis gestellt haben. „Paradies“ führt die Reihe ansprechend und überzeugend fort und macht definitiv Lust auf mehr.

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Way, Daniel / Texeira, Mark / Saltares, Javier – Ghost Rider 1 – Teufelskreis

_Story_

Johnny Blaze ist zurück auf der Erde, wird aber nach seiner Flucht aus der Hölle nach wie vor von Luzifer verfolgt. Doch bevor er sich für ein neues Leben außerhalb der Höllenfeuer rüsten kann, kehren die Flammen bereits in seinen Kopf zurück. An einer Raststätte begegnet er dem Teufel erneut und realisiert, dass er ihm nie entkommen kann. In Form des Ghost Riders gelingt ihm die kurzzeitige Flucht, die ihn sofort in die Arme von Stephen Strange führt.

Misstrauisch widersetzt sich der Ghost Rider den Angeboten seines Gegenübers und lädt ihn zum Kampf. Als er ihn dabei fast vernichtet, weil er ihn für eine weitere Inkarnation Luzifers hält, erkennt er erst den Fehler. Schließlich gelangt der Engel Numecet auf die Erde und öffnet Blaze die Augen: Der Teufel hat sich auf der ganzen Welt verstreut und sucht in 666 verschiedenen Gestalten nach dem Ghost Rider. Und für jede Inkarnation, die Blaze auf seinem Rachefeldzug tötet, werden die verbleibenden Geschöpfe stärker. Wiederum scheint für den stets Verfolgten kein Ausweg in Sicht.

_Meine Meinung_

Tatsächlich, |Marvel| haben ihn zurückgeholt, den legendären Ghost Rider, der nach einem kurzen Intermezzo auf den Kinoleinwänden und seinem Comic-Comeback in „100 % Marvel 26“ dringend wieder als Neuauflage herbeigesehnt wurde. „Die Straße zur Verdammnis“, die Geschichte aus besagtem Sonderband, legte schließlich den Grundstein für die Rückkehr des Flammenkopfs mit dem Höllenbike und setzte gleichzeitig die Basis für den ersten Teil der neuen Serie, die nun, zunächst halbjährig, in Sammelbänden auch den deutschen Markt wieder bereichern wird.

Mit „Teufelskreis“, der fünfteiligen Story des ersten Magazins, fällt das endgültige Comeback aber leider nicht ganz so spektakulär wie erhofft aus. Die sehr actionlastige Story kommt bei weitem nicht an die spannende Ursprungshandlung heran und abgesehen von einigen Duellen mit der satanischen Brut fällt die auf 124 Seiten verteilte Geschichte eher schwachbrüstig und unauffällig aus. Im Grunde genommen erhält man sogar am Ende den Eindruck, das hier Dargebotene sei lediglich die Einleitung zur richtigen Geschichte, doch nach der umfassenden Seitenzahl wäre diese Vermutung ja auch wieder ziemlich absurd.

Nun, dabei beginnt alles noch im angemessenen Rahmen. Der Ghost Rider entkommt der Hölle und sucht auf der Erde nach einem Unterschlupf. Luzifer höchstpersönlich macht ihm aber einen Strich durch die Rechnung und jagt ihn durch das gesamte Land. Ein unausweichliches Duell bringt die wahre Person hinter Johnny Blaze nach Tagen der Abstinenz wieder ans Tageslicht, doch mit ein wenig Geschick entgeht er den Fängen des Teufels, gerät aber direkt in eine weitere Konfrontation. Doch sein scheinbarer Widersacher ist gekommen, um ihn über die Wahrheit zu unterrichten. Blaze jedoch fürchtet, dass auch hinter Stephen Strange Luzifer steckt und bekämpft ihn mit fatalen Folgen. Dennoch wird ihm die wahre Geschichte über die Streuung der teuflischen Ausgeburten auf der Erde offenbart und ihm die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst. Doch der Ghost Rider ist besessen vom Willen, auch die letzte Teufelsbrut in die Hölle zu verbannen – und somit endlich freizukommen.

So weit, so gut – rein inhaltlich mag der Auftakt der neuen Serie sicher einiges hermachen, doch da der wohl entscheidende Part lediglich im Dialog zwischen Numecet und dem Ghost Rider erörtert wird und die Action fast schon zur überflüssigen Nebenerscheinung absinkt (zumindest bezogen auf die Entwicklung der Story), gelingt es kaum, das Potenzial der Geschichte über die gesamte Handlung auszuschöpfen. Es sind lediglich einige einprägsame Momente und kurze Highlights, mit denen der Plot voranschreitet, aber eben nichts, was den Leser irgendwie aus der Reserve locken könnte.

Zieht man da den Vergleich zur Story in der |Marvel|-Spezialausgabe, ist es schon fast erschreckend, wie simpel und plump „Teufelskreis“ aufgebaut ist. Die Spannung bleibt weitestgehend auf einem erstaunlich niedrigen Level und die Umsetzung der Ideen ist sowohl auf die Erzählung als auch auf die Zeichnungen bezogen bei weitem nicht mit so viel Liebe zum Detail gestaltet worden wie noch in „Die Straße der Verdammnis“. Dass dann auch noch die Original-Zeichner der 90er-Serie, nämlich Mark Texeira und Javier Saltares, an der Sache beteiligt sind, macht das Gesamturteil sogar noch vernichtender. Keine Ahnung, woher diese Lieblosigkeit rührt, aber der Würde und dem Status eines echten „Ghost Rider“-Comics wird dieser erste Teil keinesfalls gerecht. Bleibt zu hoffen, dass es eine Ausnahmeerscheinung ist und nicht wieder zur Folge hat, dass eine weitere Reihe um diesen Helden nach kurzer Zeit eingestampft wird.

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|Siehe auch:|

[„Ghost Rider – Die Straße zur Verdammnis“ 3598

Bajram, Denis – Universal War One 2: Die Frucht der Erkenntnis

Band 1: [„Genesis“ 3694

_Story_

Nachdem es dem geflüchteten Balti tatsächlich gelungen war, in die mysteriöse Mauer um den Saturn einzudringen, er aber dafür sein Leben lassen musste, ist die Stimmung in der Schwadron Purgatory sehr mies. Als ihnen dann auch noch der Vorwurf gemacht wird, ihren entflohenen Kollegen zu decken, fällt Kalish und seinen Männern nichts Besseres ein als bei der Rückkehr eine Schlägerei anzuzetteln, infolge derer die gesamte Einheit inhaftiert wird. Doch der Admiral weiß ganz genau, dass der begabte Physiker Kalish die einzige Person ist, die weiß, wie man einen Vortex in der Mauer öffnet. Er ist gezwungen, die Bedingungen des ehemaligen Verbrechers anzunehmen, ihn und die Staffel wieder freizulassen und schlussendlich auch noch das Kommando für die dritte Einheit an Kalish abzugeben.

Vereint versucht die Besatzung der |Dschingis Khan|, in die Mauer einzudringen und sie zu durchfliegen, doch kurz nach ihrem Start werden sie von feindlichen Schiffen angegriffen. Die Verluste des Kampfes sind verheerend, und zum Schluss bleibt nur noch die dritte Einheit als Überlebende übrig. Dennoch gelingt es einem erlesenen Team, durch die Mauer zu kommen und das Geheimnis, das sich dort verbirgt, zu erkunden. Allerdings ist der Preis, den Kalish und Co. dafür bezahlen müssen, hoch. Einer ihrer Piloten kommt bei der Expedition ums Leben.

_Meine Meinung_

Also, wenn man den Idealfall für den Verlauf einer Comicserie beschreiben müsste, könnte man auch genauso gut die bisherigen beiden Bände von „Universal War One“ vorzeigen. Nachdem der erste Band noch sehr ausführlich damit beschäftigt war, den Leser in die Situation einzuführen und die prägnanten Charaktere mit all ihren individuellen Eigenheiten zu beschreiben, geht es nun im zweiten Teil schon richtig rasant zur Sache.

Die spektakuläre Flucht Baltis und die damit verbundenen Reaktionen und Rückschlüsse auf die Eigenheiten der seltsamen Mauer spalten das Team der |Dschingis Khan|. Die von allen Seiten geächtete Schwadron |Purgatory| wird dafür verantwortlich macht, dass ihr ehemaliger Verbündeter bei seiner Flucht ein riesiges Debakel ausgelöst hat, wohingegen dessen Leiche und die Veränderungen, die während seines kurzen Aufenthalts in der Mauer stattgefunden haben, scheinbar wertlos sind.

Die Situation eskaliert, und der fiese Colonel entledigt sich der Schergen, indem er sie in den Knast stecken lässt. Doch Admiral Williamson kann sich diesen Skandal nicht leisten – ebenso wenig wie den Verzicht auf Kalishs Hilfe. Nur er hat eine Möglichkeit gefunden, die Mauer zu öffnen, und somit ist er der wertvollste Verbündete für den Admiral. Doch Kalish ist nicht sofort zur Mithilfe bereit: Er fordert die sofortige Freilassung seines Teams und einen besonderen Status auf dem Schiff. Der Admiral hat keine Wahl, zumal auch seine Tochter der Schwadron angehört und sie auch seit jeher anführt.

Und tatsächlich gelingt es dem verrückten Kalish, einen Weg durch die Mauer zu finden, den viele andere Piloten jedoch mit dem Leben bezahlen müssen. Weiterhin entdeckt er mysteriöse Veränderungen im Raum-Zeit-Gefüge und stößt am Ende des Gebildes plötzlich auf den Uranus. Erschreckender noch als die Tatsache, dass die Nähe des grünen Planeten zum Saturn unrealistisch erscheint, ist dabei der Fakt, dass der Uranus in der Mitte gespalten wurde. Es gilt zu handeln und die Mauer endgültig zu zerstören – doch damit beschwört Kalish eine Macht, von der bislang noch niemand etwas geahnt hatte. Ein feindliches Volk scheint zu erwachen – und ihre Instrumente zeugen von ungeheurer Kraft.

„Die Frucht der Erkenntnis“ ist eine in jeglicher Hinsicht überwältigender Graphic Novel. Der zweite Teil der auf insgesamt sechs Bände ausgelegten Serie besticht durch eine intelligente Storyline, umwerfende Figuren, eine temporeiche Erzählung, blitzartige Wendungen und dazu auch noch einige tiefgreifende Emotionen, die gerade in den kurzen, aber eben markanten Flashbacks ihre Wirkung entfalten. Die faszinierenden Bilder, aber auch die erschreckenden Ereignisse ziehen den Leser sofort in ihren Bann, besonders die fabelhafte Inszenierung der Zerstörung des Uranus.

Der packende Cliffhanger zum Schluss setzt schließlich das i-Tüpfelchen und gibt die Bestätigung dafür, dass Denis Bajram mit „Universal War One“ ein echtes Saison-Highlight geschrieben hat, dem man sich spätestens nach dieser zweiten Episode nicht mehr entziehen kann. Und glaubt man der indirekten Vorankündigung auf der letzten Seite, steht die eigentlich brisante Handlung ja erst noch bevor … Keine Frage, das hier ist illustrierte Science-Fiction vom Feinsten.

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Miller, John Jackson / Ching, Brian – Star Wars Sonderband 37: Knights Of The Old Republic II – Stunde der Wahrheit

_Story_

Auf den unterschiedlichsten Welten tobt die Invasion der Mandalorianer weiter. Allerorts wütet das erbarmungslose Volk und löscht in einem vernichtenden Krieg zahllose unschuldige Leben aus. Lediglich die Jedi scheinen in der Lage, sich auf Seiten der Republik für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen, doch auch ihre Welt ist zutiefst erschüttert, als eine Gruppe auszubildender Nachwuchs-Ritter von nur einer einzigen Person ermordet wird.

Der Hauptverdächtige für das Attentat bleibt dabei der verwegene Zayne Carrick, der fortan auf der Flucht ist, um seine Unschuld zu beweisen. Gejagt von den Hütern des Gesetzes, der Republik und den Schergen, die ihre grausame Tat vertuschen wollen, schlägt sich Carrick an der Seite einiger Kopfgeldjäger und Händler durch die Galaxis. Doch die Flucht endet inmitten eines weiteren Angriffs der Mandalorianer, den Zayne und sein Team nicht unbeschadet bestehen. Ihre Gefährtin Jarael wird im Glauben, eine Jedi zu sein, gefangen genommen und auf den Heimatplaneten des Kriegervolks verschleppt. Carrick, Camper und Co. machen sich an die Verfolgung und ziehen dabei einen mandalorianischen Deserteur auf ihre Seite. Doch während sie noch versuchen, Jarael aus den Fängen des fürchterlichen Dr. Demagol zu befreien, droht auch schon die nächste Gefahr. Zaynes alter Lehrmeister Lucien Draay, der tatsächliche Mörder der jungen Jedi-Schüler, sendet seine Jäger aus, um Carrick endgültig zu vernichten – und dem grausamen Draay sind alle Mittel recht.

_Meine Meinung_

Nachdem die beiden letzten „Star Wars“-Sonderbände nur wenig Herausragendes oder gar Begeisterndes aufbieten konnten, geht es nun mit dem zweiten, überaus spannenden Teil der „Knights of the Old Republic“ endlich wieder steil aufwärts. Die Fortsetzung um die Flucht des unschuldig verdächtigten Zayne Carrick im Rahmen eines allumfassenden Komplotts aus Lügen, Intrigen, hinterhältigen Machenschaften und von Hass getriebenen Machtspielchen ist dem Status des berüchtigten Sternenkriegs endlich wieder würdig und wartet zudem mit einigen (Anti-)Helden auf, wie sie das „Star Wars“-Universum nur in ihren besten Momenten hervorgebracht hat. Zayne Carrick, Jarael, ihre streitlüsternen Kumpanen, aber auch die Vertreter der anderen Seite können eine elementare Eigenschaft für sich verbuchen: Sie haben Ausstrahlung und Charisma, und vor allem ist ihr Handeln nicht vom permanenten Beharren auf ausgetretenen Klischees geprägt.

Carrick agiert zwar stellenweise wie der durchtriebene Han Solo in seinen besten Zeiten , ist währenddessen aber ungleich sympathischer und menschlicher. Er begeht gleich mehrfach entscheidende Fehler und ist sowohl als Mensch als auch als Jedi keinesfalls unantastbar. Dies hat für die Gesamthandlung natürlich auch einen enormen Effekt. Dadurch, dass Carrick definitiv nicht jeder Situation gewachsen ist und ohne die Schützenhilfe seiner zwielichtigen Verbündeten oft verloren wäre, ist er schon mal kein typischer Vertreter seiner Fraktion. Er ist kein standhafter Jedi, zwar mit vielen Talenten gesegnet, aber eben kein Abziehbild dessen, was innerhalb dieser Serie oft als Superheld verkauft wird – und damit ungleich willkommener als so mancher Skywalker-Klon, wie man ihn in manchen Comics leider häufiger antrifft.

Dieser markante Charakter färbt allerdings nicht ganz so direkt auch auf den Verlauf der Handlung ab, ist aber natürlich ihr wichtigster Protagonist. Dennoch sind es in „Knights of the Republic II“ gleich mehrere Personen, denen eine gehörige Bedeutung zukommt, so dass die gesamte, hier fortgesetzte Geschichte weiterhin absolut unberechenbar bleibt. Von Beginn an, vom ersten Täuschungsmanöver Carricks, eilt der Comic von Wendepunkt zu Wendepunkt, lässt Hoffnung für Zayne und seine Freunde ebenso schnell aufkommen wie sie auch wieder verschwindet, und berichtet von derart vielen Schauplätzen, dass man sich wundern muss, dass es den Autoren gelungen ist, bei dem vorgelegtem Tempo dennoch einen linearen, nicht allzu verschachtelten Plot aufzubauen. Sehr gut ist hierbei vor allem der Sprung zwischen den verschiedenen Haupt- und Nebensträngen gelungen. Der Weg von Zayne wird mit gleicher Vehemenz verfolgt wie das Schicksal des desertierten Mandalorianers, und während sich der Leser noch fragt, inwiefern die beiden einst gegnerischen Seiten künftig kooperieren könnten, erfährt man auch schon wieder mehr über den Werdegang und die Hintergründe des undurchsichtigen Lucien Draay.

Diese geschickte und insgesamt sehr elegant strukturierte Verquickung der unterschiedlichen Ereignisse treibt die Spannung letzten Endes auch mehrere Male bis zum Maximum und führt über ein zwischenzeitliches (Semi-)Finale in einen hoffnungsvollen Cliffhanger, der für den nächsten Band eine weitere Fortsetzung der hier aufgebotenen, genüsslichen „Star Wars“-Unterhaltung in Aussicht stellt. Kompliment an Autor John Jackson Miller und sein dreiköpfiges Zeichnerteam, die hier wirklich ganze Arbeit und einen der besten „Star Wars“-Sonderbände seit längerer Zeit erstellt haben!

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Arleston / Floch – Terra Incognita (Die Schiffbrüchigen von Ythaq 1)

_Story_

Eigentlich befand sich der Luxuskreuzer |Kometenstaub| auf einer Reise zu traumhaften Stränden innerhalb der Galaxis. Doch ein jäh auftretender Wirbelsturm vernichtet die rosigen Aussichten auf Urlaub für die Besatzung des großen Schiffes und zerstört den Kreuzer in der Umlaufbahn des Planeten Ythaq. Die Navigatorin Granit, der Bordtechniker Narvarth und die verwöhnte Passagierin Callista stranden schließlich mit ihrer Rettungskapsel in einem seltsamen Dorf, in dem das merkwürdige Völkchen der Banfoo-Gemeinschaft lebt.

Nachdem sich das Dreigespann zunächst für die bei der unfreiwilligen Landung entstandenen Schäden vor den prozesslustigen Bewohnern der Gemeinschaft verantworten muss, erhält man prompt auch erste Hinweise über weitere Wrackteile der |Kometenstaub|, die an anderen Orten auf Ythaq entdeckt worden sind. Dies ist auch der grausamen Herrscherin Ophyde nicht entgangen, die ihre Helfershelfer entsendet, um die Teile einzusammeln, die Gestrandeten gefangen zu nehmen und sich ihr Wissen anzueignen. Doch Granit und ihre Gefährten sind auf der Hut und ziehen auf der Suche nach weiteren Überlebenden alle Register.

_Meine Meinung_

Eine neue Serie, neue Helden und ein erneuter Volltreffer – nichts anderes durfte man nach einem kurzen Einblick in die Welt von Ythaq erwarten, und nichts anderes offenbart nun auch der erste Band der neuen Serie von Christophe Arleston, die hierzulande über den |Splitter|-Verlag veröffentlicht wird. Der Autor solcher Comics wie [„Elixier“ 2514 und „Die Feuer von Askell“ hat sich thematisch zwar durchaus an seinen bisherigen Werken orientiert, mit „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ aber (zumindest von den mir bekannten Serien und Einzelausgaben) sein bislang reifstes und auch schönstes Abenteuercomic konzipiert, und das kann man getrost schon nach nur einem einzigen Band behaupten.

Die einleitende Geschichte beginnt gewohnt rasant und führt den Leser sofort in ein temporeich vorgetragenes Szenario, in dem drei völlig konträre Figuren durch einen unglücklichen Umstand an einen abgelegenen Ort geführt und dort vor völlig unerwartete Aufgaben gestellt werden. Doch um sich lange auf ihre momentane Situation vorzubereiten, bleibt dem Trio keine Zeit. Die Gestrandeten des Luxussternenkreuzers werden von einigen kauzigen Wesen angegriffen, die ihnen vorwerfen, bei ihrer Landung bewusst das Eigentum der Banfoo-Gemeinschaft zerstört zu haben, so dass sie sich umgehend unter widrigsten Gegebenheiten vor Gericht rechtfertigen müssen. Ein Wink des Schicksals verhilft ihnen zur Freiheit, die jedoch umgehend von einem weiteren Abenteuer beeinträchtigt wird.

Die Aussicht auf weitere Überlende des Raumschiffunglücks treibt die wagemutige Granit, den tollpatschigen Narvarth und die großmäulige Callista auf die andere Seite des Planeten, wo die Tyrannin Ophyde bereits die Jagd auf die Weltraumreisenden eröffnet hat. Sie erhofft sich weitere Macht und noch mehr Einfluss durch das Wissen, welches von anderen Planeten herbeigeschafft wird, und startet so die unerbittliche Suche nach den drei verschollenen Besuchern. Doch Granit und ihre beiden zunächst unnützen Gefährten sind Ophyde und ihrer rechten Hand stets einen Schritt voraus und holen sich an Ort und Stelle die nötigen Informationen. Die Flucht in letzter Sekunde erweist sich aber dennoch als unglücklich. Callista wird mit einer List überrumpelt und muss zurückbleiben. Und ihre neue Vorgesetzte ist dafür bekannt, nicht gerade zimperlich mit ihren Gefangenen umzugehen.

Die Geschichte, die Arleston in dieser neuen Reihe auftafelt, beginnt wahrhaftig brillant. Der Mann verbindet in „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ Humor und Action mit einer abwechslungsreichen Abenteuerhandlung, die aufgrund ihres stets absolut unvorhersehbaren Verlaufs den Spannungslevel konstant hoch hält. Es darf gelacht werden, wenn die Mitglieder der Banfoo-Gemeinschaft ihren Sprachfehler ausleben oder der naive Narvath und die vorlaute Callista wieder einmal in eine neue Tollpatschigkeit hineinrennen. Genauso fiebert man an anderer Stelle mit, wenn Granit versucht, Ophyde und ihre Wachen zu überlisten oder die drei Gestrandeten ihre gesamte Überzeugungskraft dafür aufbringen, im ungleichen Prozess bei den Banfoos ihrem Schicksal zu entrinnen.

Und so vermischen sich diese beiden prägenden Elemente im Laufe der Handlung fast ständig, profitieren dabei aber auch von den tollen Charakterzeichnungen des Autors und den sympathischen Ideen, die Arleston fast Seite für Seite aufbringt. Mutig spielt er mit seiner außergewöhnlichen Kombination aus Science-Fiction und Fantasy und wartet dabei immer wieder mit frischen, innovativen Momenten auf, welche „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ respektive den ersten Band „Terra Incognita“ zu einer ganz besonderen Erscheinung der aktuellen Comic-Saison und somit zu einem weiteren |Splitter|-Geheimtipp machen. Für meinen Geschmack ist dies bereits jetzt einer der besten französischen Comics der letzten Jahre!

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Azzarelo, Brian / Risso, Eduardo – 100 Bullets Bd. 1 – Der erste Schuss

_Story_

Die junge Dizzy wird gerade wegen guter Führung aus dem Knast entlassen, als sie schon wieder in die Wirren eines fürchterlichen Bandenkriegs gerät. Kurz zuvor jedoch hat sie Bekanntschaft mit dem seltsamen Agenten Graves gemacht, der ihr anhand von schlüssigen Beweisen klargemacht hat, wer verantwortlich für den Mord an ihrem Mann und ihrem gemeinsamen Kind ist.

Und die erste Begegnung mit den augenscheinlichen Tätern lässt nicht lange auf sich warten: Zwei schmierige Cops setzen Dizzy unter Druck, jedoch zunächst ohne Erfolg. Obwohl sie eigentlich aus dem Bandenkrieg aussteigen wollte, erhofft sie sich in dieser Angelegenheit Unterstützung von ihrem Bruder Emilio. Dieser ist inzwischen zum Führer ihrer alten Gang herangewachsen, schweigt aber über die Vorfälle. Als schließlich ein blutiges Massaker die Stadt erschüttert und Emilio sich immer mehr um den Verstand redet, sieht Dizzy klar.

Lee ist bei seiner Familie in Verruf geraten, als eine Webseite mit pornografischen und pädophilen Inhalten mit ihm in Verbindung gebracht wurde. Die Urheber für diese Ungerechtigkeit hat Lee seitdem nicht ausmachen können – bis Agent Graves eines Tages auftaucht, ihm einen Koffer mit Waffe samt 100 Schuss Munition überreicht und ihn zur Selbstjustiz anstiftet. Sein Ziel ist die geschäftige Megan Dietrich, die offensichtlich einigen Dreck am Stecken hat. Doch Lee ist nicht dazu in der Lage, die Dame nach längerer Beobachtung ähnlich kompromisslos zu behandeln wie sie einst ihn. Und so soll ihm das lange Hadern zum Verhängnis werden …

_Meine Meinung_

Die Veröffentlichungspolitik von |Panini| mag im Falle der Neuauflage von „100 Bullets“ ein wenig seltsam anmuten, denn nach dem sechsten Band zum Ende des letzten Jahres folgt nun erst der Auftakt, der die chronologische Aufarbeitung der Storyline erlaubt. Wer jedoch eben jenen sechsten Teil bereits gelesen und sich dabei ein umfassendes Gesamtbild gemacht hat, der weiß, dass sich in dieser Serie erst zuletzt einige elementare Puzzleteile zusammenfügen, was auch erklärt, dass der lineare Ablauf der drei Geschichten im ersten Band keine echten Erzählhöhepunkte aufweist. Stattdessen sind sie nur Bruchstücke eines enormen Komplexes, der sich erst nach und nach erschließen lässt, wenn man die Gesamtausgabe verinnerlicht hat.

Warum diese skeptische Einleitung? Nun, „Der erste Schuss“ bietet zwar zwei bzw. mit der abschließenden Kurzgeschichte drei Handlungsstränge aus der Welt des Agenten Graves, ist aber in Sachen Spannungsaufbau noch nicht auf dem Level angelangt, welches man nach den begeisterten Statements solch populärer Comic-Autoren wie Jim Lee und Warren Ellis berechtigterweise erwarten durfte. Die beklemmende Atmosphäre und die merkwürdigen Begebenheiten, die vor allem im Beisein des im Hintergrund agierenden Graves vor dem geistigen Auge ablaufen, ziehen den Leser zwar schon in ihren Bann, aber zum Ende hin geht es in den diversen Sinneinheiten doch viel zu flott voran, und bevor der große Knall folgen kann, wählt Brian Azzarello ein eher stilles, bedächtiges Ende, das aufgrund des jeweils nicht ganz abgeschlossenen Handlungsabschnitts reichlich Raum für Spekulationen lässt, einen fürs Erste aber auch nicht zufriedenstellt.

Unwiderruflich ergibt sich die Frage danach, was genau nun hinter „100 Bullets“ steckt und warum der Autor seine Geschichten nicht weiter ausschmückt, quasi das Potenzial völlig ausschöpft. Doch daran ist Azzarello vorerst nicht gelegen. Er berichtet stattdessen aus dem brutalen Alltag zweier gebeutelter Protagonisten, die ihr Leben bislang auf der Verliererstraße verbracht haben und aufgrund ihrer bedrückenden Vergangenheit auch kaum Chancen haben, ihrer Misere zu entfliehen.

Sowohl die bis zuletzt inhaftierte Dizzy als auch der im Alkohol versunkene Lee haben nur wenig Aussicht darauf, ihre aktuelle Situation künftig verbessern zu können, weil sie einfach schon zu tief abgerutscht sind und jegliche Möglichkeit der Rehabilitation damit verschwenden, noch härtere Rückfälle zu erleiden. In diesen Momentan taucht dann Graves auf, bietet ihnen die einmalige Gelegenheit, mit ihren Problemen aufzuräumen und ihre Urheber inkognito zu vernichten. Ein lukratives Angebot für beide, denn der Verlust ihrer Familie und die damit einhergehenden Spätfolgen haben einen Hass in ihnen geschürt, dem sie schon lange nicht mehr gewachsen sind. Aber vor lauter Verzweiflung fehlen ihnen Umgangsmöglichkeiten mit ihren neuen Freiheiten.

Dizzy will ihre Vergangenheit hinter sich lassen und sieht im Verzicht auf ihre neuerliche Chance den einzigen Weg dorthin, und Lee ist gerade dabei, die Bande zu seiner Familie wieder zu knüpfen, als Graves sein unmoralisches Angebot in den Raum wirft. Die Verlockung raubt ihnen die letzte Hoffnung, bringt ihnen indes aber auch wieder lukrativere Zukunftsaussichten. Doch diese Zwickmühle droht sie hinzurichten, denn auch wenn der zwielichtige Agent seine indirekte Hilfe angepriesen hat – letztendlich sind sie noch mehr alleine als je zuvor.

Man muss in „Der erste Schuss“ ganz klar unterscheiden zwischen dem allgemeinen Szenario, das der Autor und sein Sidekick Eduardo Risso hier kreiert haben, und der eigentlichen Handlung, deren prägnante Plots aufgrund fehlender Spannungsmomente noch die erhofften Überraschungseffekte (so wie eben auch in Band 6) vermissen lassen. Die Erklärung hierfür wurde bereits geliefert und begründet sich ganz klar darauf, dass die einzelnen Kurzgeschichten später miteinander verwachsen werden und es zu diesem Zeitpunkt fatal wäre, das Ende nicht offen zu lassen. Nur muss sich der interessierte Leser dies auch bewusst machen, bevor anschließend Fragen ob der bis dato unbefriedigenden Auflösung der beiden Hauptgeschichten aufkommen.

Diese sind an sich betrachtet allerdings keinesfalls von schlechten Eltern und bieten vor allem Freunden actionreicher Kost beste Unterhaltung. Sowohl die Szenerie im Großstadtghetto in der Titelstory als auch der Rahmen von „Pur, ohne Eis“ sind ein lesenswerter Genuss, wenngleich das Streben nach mehr und damit nach einer zeitweiligen Auflösung der gesamten Hintergrundgeschichte stets die Storys begleitet. Doch man wird sich noch ein wenig gedulden müssen, um den Rachefeldzug von Agent Graves komplett erfassen und seine Motive begreifen zu können. Und wenn „100 Bullets Band 1 – Der erste Schuss“ nun auch keine revolutionären Inhalte feilbietet, so versteht sich dieses erste Sammelwerk immer noch als gelungener Einstieg in eine vielerorts hoch gelobte Serie, die man in ihrer chronologischen Abfolge von nun an endlich wieder verfolgen kann.

|Siehe ergänzend dazu:|

[„Der unsichtbare Detektiv“ 1781
[„Sechs im roten Kreis“ 3283

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