Archiv der Kategorie: Horror & Unheimliches

Kimura, Suiren – Resident Evil 9 – Tödliche Freiheit

_Story_

U. S. Marshal José Lopez wird zusammen mit seinem Kollegen Kulik zu einer Routinemission nach Großbritannien geschickt, von wo aus die beiden Regierungsbeamten den Serienmörder Jack Trump in die Staaten zu überführen haben. Weil dieser unter Klaustrophobie leidet, tauchen die beiden Marshals mit dem gefangenen Killer inkognito auf einem Schiff des Pharmakonzerns Umbrella unter und treten die längere Heimreise über den Atlantik an.

Währenddessen erprobt der machtbesessene Wissenschaftler Robert Chan sein neues C-Virus vor den Augen der Umbrella-Mitarbeiter und offenbart ihnen seine finsteren Pläne. Die revolutionäre Verbindung aus Red-Light- und Green-Light-Viren ermöglicht es den Menschen, ihren Wünschen entsprechend zu mutieren und somit auch übermenschliche Kräfte zu erlangen. Chans Kollegin und Geliebte Louise Kah ist mit einzelnen Proben ausgestattet an Bord des Handelsschiffes, das gerade von England nach New York reist, und soll Chan dabei helfen, das vernichtende Virus auf dem dortigen Markt zu etablieren. Und um seine Wirkung noch einmal gezielter zu testen, soll zunächst einmal Jack Trump damit infiziert werden, der Mann, der in den Augen Chans die Bösartigkeit in Person ist.

Beim Versuch, Kulik und Lopez zu überrumpeln und Trump das Virus zu injizieren, scheitert Kah jedoch. Stattdessen schnappt sich ein bislang unbeteiligter, allerdings verdächtig neugieriger Reporter das Virus und metzelt im mutierten Körper sowohl die Besatzung der |Liberty| als auch die von Umbrella verständigten Militäreinheiten nieder, die mit einem U-Boot herbeigeeilt waren. In Wahrheit war er nämlich der gefürchtete Serienmörder, der in seinem Bestreben nach Perfektion nun die ultimative Waffe entdeckt hat …

_Meine Meinung_

Eine viel versprechende Handlung, ein rasanter Start, dann aber mal wieder viele Ungereimtheiten und aufgrund des unglaubwürdigen Verlaufs schließlich nur eine mäßige Story. Dieses bedauerlich Resümee war nach knapp 300 Seiten blutiger Action leider das Resultat der vielen Eindrücke des neunten Romans zur erfolgreichen Computerspiel-Reihe „Resident Evil“ (die Buchreihe hat sich bislang 150.000-mal verkauft). Dabei hatte Autor Suiren Kimura so gut angefangen und mit der Einführung des abgebrühten Agenten Lopez sowie des unbekannten und schier wahnsinnigen Kontrahenten Robert Chan den Nährboden für einen spannenden Horror-Thrller ausgelegt.

Alles schien zu funktionieren; die parallel ablaufenden Geschichten um Chans Pläne sowie den Transport des vermeintlichen Serienkillers werden Schritt für Schritt und auch ziemlich spannend zusammengefügt, die Bedrohung sehr transparent dargestellt und im Hintergrund werden auch einige merkwürdige Rätsel erstellt. Doch bevor dann im zweiten Teil die bluttriefende, brutale Action lostritt, kommt es schon zu ersten Logikfehlern, zu denen parallel auch noch die effektvollen Ideen ausgehen. Kimura verstrickt sich indes in immer merkwürdigere Szenarien und entwickelt die Story schließlich mit Ereignissen, deren Ursprung an den Haaren herbeigezogen wurde. Zudem erweist es sich als ungünstig, dass die vielen Geheimnisse, die im ersten Teil noch gesponnen werden, zu einem relativ frühen Zeitpunkt aufgedeckt werden. Zum Beispiel hätte man die Tatsache, dass der depressive Kleinganove Trump eigentlich gar nicht der gesuchte Killer ist, ruhig noch etwas länger verschweigen können, weil die Handlung zu Beginn von solchen Mysterien lebte.

Aber dies ist jetzt nicht der springende Punkt: Schade ist einfach nur, dass der Blutrausch nachher überwiegt und die Story inhaltlich kaum noch Fortschritte erzielt. Das Gemetzel auf dem Schiff sowie die allzu pathetisch aufgebaute Verfolgungsjagd zwischen dem Mutanten und den einzig Überlebenden der |Liberty| bestimmen stattdessen das Geschehen, entfernen aufgrund ihres gekünstelten Erscheinungsbilds jedoch auch sämtlichen Anspruch, den „Tödliche Freiheit“ in den ersten Abschnitten de facto ja auch besessen hat. Bemühte Emotionalitäten wie die Aufarbeitung der Vergangenheit von Jack Trump sowie die klischeebesetzte Befreiung eines kleinen, von einer schweren Krankheit zum Tode verurteilten Mädchens sorgen schließlich dafür, dass eine gute Romanhandlung ungewollt ins Lächerliche gezogen wird. So gut die Action an manchen Stellen auch sein mag, aber ein derart biederes Kontrastprogramm zerstört letztendlich die meisten guten Eindrücke, die „Resident Evil 9“ kurzzeitig hinterlassen hatte, und führt zu dem enttäuschenden Fazit, dass hier inhaltlich sehr viel Potenzial verschwendet wurde. Schade um die vertane Chance.

http://www.paninicomics.de/

H. P. Lovecraft: Das schleichende Chaos

lovecraft-chaos-cover-kleinDiese Sammlung präsentiert zwölf Storys des Genre-Großmeisters H. P. Lovecraft (1890-1937), die vor allem den jungen, noch sehr einer literarischen Pseudo-Klassik verhafteten Autoren zeigen, der mit den Jahren an Erfahrung und Erzählkraft gewinnt und den Schrecken zunehmend in einer – freilich kunstvoll verfremdeten – Realität ansiedelt. In neuer Übersetzung und Aufmachung bleibt Lovecraft auch im 21. Jahrhundert Pflichtlektüre für alle Freunde des Phantastischen.
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Keene, Brian – Reich der Siqqusim, Das

|“Auferstehung“|, S. 3-246: Eigentlich sollten die aktuellen Experimente mit dem Nuklearbeschleuniger der Havenbrook National Laboratories in Hellerton, US-Staat Pennsylvania, das Wissen um die Bausteine des Universums erweitern. Stattdessen öffneten sie eine Pforte zwischen den Dimensionen, die besser verschlossen geblieben wäre: Aus der „Leere“, in die sie einst verbannt wurden, kommen die Siqqusim, die der Mensch als „Dämonen“, „Teufel“ und unter vielen anderen Namen kennt, auf die Erde zurück. Sie werden körperlich, indem sie in die Leichen toter Menschen und Tiere fahren. Intelligente und bösartige Zombies führen einen blutigen Krieg gegen die verhassten Menschen, die auf der ganzen Welt massakriert und gefressen werden.

Eine kleine Gruppe verzweifelter Männer und Frauen stemmt sich gegen den Untergang. Da ist Jim Thurmond, der seinen Sohn Danny retten will, nachdem ihn dessen letzter telefonischer Hilferuf aus New Jersey erreichte, wo er mit seiner Mutter lebt. Ihm schließt sich der Pfarrer Thomas Martin an, der Gott in der derzeitigen Apokalypse sucht. Zu ihnen stoßen Frankie, eine drogensüchtige Prostituierte, die aus den Ruinen der Stadt Baltimore entkam, und Professor William Baker, der wissenschaftliche Leiter von Havenbrook und mitverantwortlich für das Inferno. Man schlägt man sich durch ein Land der Sterbenden und der Toten, die sich mit buchstäblich teuflischer Schläue auf die Spur der Reisenden setzen. Doch immer noch ist der schlimmste Feind des Menschen der Mensch selbst – hier in Gestalt des Colonels Schow. Er schwingt sich zum Herrscher seines eigenen Reiches auf, das er mit seinen Soldaten als Diktator beherrscht und dessen „Bürger“ er in Sklaven verwandelt …

|“Stadt der Toten“|, S. 247-490: Nachdem Schow geschlagen und Danny gerettet werden konnte, können sich die wenigen Überlebenden aus „Auferstehung“ in den festungsartig gesicherten Ramsey Tower in New York durchschlagen. Hier hat sich der Milliardär Darren Ramsey zum Schutzherrn von 300 Menschen ernannt, die den Zombies entkommen konnten. Nur Leibwächter Bates weiß, dass Ramsey unter einem ausgewachsenen Messiaskomplex leidet und allmählich den Bezug zur Realität verliert. Bates trifft bereits Vorkehrungen, denn er glaubt nicht an die Sicherheit des Turms.

Inzwischen setzt Dämonenfürst Ob den Feldzug zur Eroberung der Erde fort. Ramsey Tower ist ihm ein Dorn im Auge, denn hier hält sich das verhasste „Fleisch“ hartnäckig gegen die Attacken der Siqqusim. Ob bereitet deshalb einen massiven Angriff vor. Er zieht das Millionenheer der Zombies, die einst New Yorks Bürgerschaft bildeten, zusammen und rüstet es mit schweren Waffen aus. Ob steht unter Zeitdruck, denn in der „Leere“ warten bereits die Dämonenstämme der Elilum und Teraphim voller Ungeduld auf ihren Durchbruch in die reale Welt. Doch Ob will seine Rache an den verhassten Menschen und ihrem Schöpfer auskosten und sperrt sich gegen die Invasion seiner „Kollegen“, die den endgültigen Untergang der Erde einleiten würden.

Während Ob seine Truppen formiert, hält Ramsey in seinem Wahn eine Eroberung des Towers für unmöglich. Bates sucht und findet einen möglichen Fluchtweg, doch sein irrsinniger Chef kann ihn austricksen. Der Sturm auf Ramsey Tower findet statt und wird zur letzten Schlacht zwischen Menschen und Dämonen. Zwischen allen Fronten kämpfen wieder Jim Thurmond, Sohn Danny, Frankie und einige neue Mitstreiter um ihr Leben, das von den Untoten ebenso bedroht wird wie von den Lebenden, die selbst angesichts des nahen Endes von Egoismus und Eigennutz getrieben werden …

Da sind sie wieder einmal – die Zombies, noch mehr als die Werwölfe proletarische Schmuddelkinder des Horrorgenres. Sie sind schrecklich anzuschauen (und zu riechen) und benehmen sich auch so. Allerdings endet hier die Ähnlichkeit zwischen den „klassischen“ Zombies, deren Gestalt und Verhalten von George A. Romero definiert wurden, und den Siqqusim, die Brian Keene auf die Menschheit loslässt. Während Erstere von diffusen Urinstinkten und der Gier nach Menschenfleisch getrieben werden, sind Letztere buchstäblich von Dämonen beseelt, die nach äonenlanger Verbannung in menschliche Leichen fahren und weder blöd noch unbeholfen, sondern sehr zielorientiert ihren Gemeinheiten frönen.

Die daraus entstehende Apokalypse schildert Keene auf eigentlich wenig originelle Weise. Was die Zombiefizierung der Welt tatsächlich bedeutet, erfahren wir nur nebenbei. Keene konzentriert sich lieber auf einige Figuren, die stellvertretend für die Menschen der (nordamerikanischen) Welt mit der neuen Situation konfrontiert werden. Sie begeben sich auf ihre private Questen, deren Ziele die Ankunft an einem hoffentlich sicheren Ort bzw. die Rettung geliebter Familienmitglieder darstellen. Bis es so weit ist, bildet der Weg dorthin eine Kette gefährlicher Abenteuer – ein simples Handlungsgerüst, das freilich gut funktioniert, wenn es so geschickt mit Inhalt gefüllt wird wie durch Keene.

Wobei die Kompromisslosigkeit, mit der Keene zu Werke geht, eine wichtige Rolle spielt. Er verzichtet auf eine politisch korrekte Dämpfung des Schreckens. Schwangere Frauen, Kleinkinder, Priester, Ärzte, Polizisten und andere normalerweise sakrosankte Respektspersonen reihen sich nahtlos ein in sein Kaleidoskop des Grauens. Sie werden konsequent ausgelöscht, wenn ihre Stunde gekommen ist, und wirken besonders abstoßend, wenn sie als Untote wiederkehren, denn Keene spart nie mit Einzelheiten, wenn gemordet oder gemetzelt wird.

Die wenig innovative aber funktionierende Handlung wird durch diverse hübsche & hässliche Einfälle horribel aufgeladen. Damit sind nicht einmal die Splattereffekte gemeint, obwohl diese mit viel Liebe zum faulig-blutigen Detail und mit immer neuen Schauerlichkeiten beschrieben werden (bis man sich – darf man es so ausdrücken? – daran „satt“ gelesen hat).

Nein, Keene hat sich Gedanken zum Zombie-„Leben“ gemacht, die längst überfällig waren, aber auch in den aktuellen Filmen ignoriert werden. Wieso sind Zombies so stark, obwohl sie doch sichtlich verwesen und verfallen? Wie überleben sie, obwohl sie ihrer Nahrung – Menschenfleisch – irgendwann nicht mehr in erforderlicher Quantität habhaft werden können? Keene „erklärt“ diesen Widerspruch überzeugend: „Seine“ Zombies fressen Menschen, weil sie ihnen schmecken. Ansonsten hält sie eine unbekannte Kraft zusammen, die den Verlust lebenswichtiger Organe oder Gliedmaßen kompensiert. So können sie quasi bis zum Skelett verfaulen und trotzdem agil bleiben.

Keene berücksichtigt außerdem einen weiteren, eigentlich naheliegenden Gedanken: Wenn tote Menschen neu „belebt“ werden, gibt es keinen logischen Grund, dass Tiere ausgespart bleiben – sie sind ebenfalls Lebewesen! Die Notlage der lebenden Menschen verschärft sich um ein Vielfaches, wenn sie nunmehr auch den Attacken untoter Hunde, Katzen oder Vögel ausgesetzt sind. Keene geht noch einen Schritt weiter: Die beliebte Flucht in die zombiefreie Wildnis fällt bei ihm aus, denn dort, wo keine untoten Menschen auf ihre Opfer lauern, hausen jetzt neu „belebte“ Bären, Hirsche und andere Wildtiere, die ihre Ernährungsroutinen radikal umgestellt haben. Einige grandiose Szenen verdanken ihre Wirkung dem bizarren Effekt dieser Tierzombies: So wird der unglückliche Baker einmal von blutgierigen Eichhörnchen und Karnickeln durch die Wälder gehetzt. Hitchcock hatte Recht, als er Vögel als potenzielle Gegner der Menschen brandmarkte. Frankie erlebt Grausiges, als sie von den in ihren Käfigen und Gehegen verhungerten und wieder belebten Kreaturen des Zoos in Baltimore gejagt wird; ein Zombie-Löwe ist ein wahrlich erschreckender Gegner!

„Auferstehung“, der 2003 entstandene erste Teil von „Das Reich der Siqqusim“, ist der mit Abstand bessere Teil der Saga. Keene bleibt vage mit seiner Hintergrundgeschichte, was klug ist, wie wir erkennen, wenn er sie in „Stadt der Toten“ doch enthüllt. Zwei Jahre später als Teil 1 geschrieben, nahm sich Keene die Kritik seiner Leser zu Herzen; leider meldeten sich offensichtlich nur jene zu Wort, die mit der reizvollen Diffusität der „Auferstehung“ und dem offenen Ende dieses Buches überfordert waren und Aufklärung forderten.

Die Handlung setzt nahtlos im Finale des Vorgängerbandes ein und nimmt den sattsam bekannten Verlauf: Alles rennt, rettet, flüchtet sich vor den Zombiehorden, die stets aus allen Richtungen herbeiströmen und doch zuverlässig ins Leere greifen, bevor sie unseren Helden das wortreich angedrohte Ende bereiten können.

„Wortreich“ ist das Stichwort für weitere Kritik: In „Stadt der Toten“ werden die Zombies erstaunlich schwatzhaft. Das schließt ihren Anführer Ob ausdrücklich ein. Wirklich nur grinsen kann man bei der Lektüre einer Szene, in der er sich genötigt sieht, ausgerechnet einer völlig unwichtigen Nebenfigur (und uns Lesern) haarklein die Geschichte der Siqqusim sowie die Planungen zur Übernahme der Universums – Gottes Sturz vom Himmelsthron eingeschlossen – zu erzählen. (Dazu weiter unten mehr.)

Solche unfreiwillig komischen Momente mehren sich leider; Keene wusste offensichtlich, wieso er „Aufstehung“ in Momentaufnahmen einer Gesamthandlung gestaltete, die sich die Leser selbst zusammenreimen konnten und mussten. Für die Inszenierung einer biblisch-monumentalen Konfrontation zwischen Gut & Böse fehlt ihm offenkundig das schriftstellerische Format. „Stadt der Toten“ verkommt in dieser Hinsicht zum Kasperle-Theater.

Auch sonst kommt die Story im breiten Mittelteil buchstäblich zum Stillstand. Die Lebenden verbarrikadieren sich in einem festungsgleichen Hochhaus, das von den Siqqusim belagert wird. Wie die Geschichte nunmehr ablaufen wird, ist einfach zu erraten, vor allem für diejenigen unter uns, die Romeros „Land of the Dead“ gesehen haben; der Horrorfilm-Altmeister hat sich anscheinend stark von „Stadt der Toten“ „inspirieren“ lassen …

Natürlich gelingen Keene neuerlich Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Sex mit Zombies ist beispielsweise ein bisher im Horrorgenre unerwähnt gebliebener Aspekt. (Nicht, dass wir ihn vermisst hätten …) Auch Frankies Sturz in ein schmutziges Schwimmbecken, das zu allem Überfluss von einer hungrigen Wasserleiche bevölkert wird, jagt Schauder über Leserrücken. Doch andere Konfrontationen stellen nur Wiederholungen sattsam bekannter Schnetzeleien dar, deren Wirkung verpufft ist. Überstrapaziert wird vom Verfasser in „Stadt der Toten“ auch das Prinzip des Cliffhangers: Immer wenn unsere Menschenhelden in einer schier aussichtslosen Situation stecken, bricht die Handlung ab und schwenkt zu einem anderen Punkt des Geschehens. Irgendwann tauchen die Verdammten wieder auf und wir erfahren, dass besagte Not gar nicht so groß war, weil … und es folgt eine enttäuschende Erklärung. „Stadt der Toten“ wirkt verglichen mit „Auferstehung“ wie Routine oder eine Pflichtübung, zu der sich der Verfasser von seinem Verlag oder seinen Lesern überreden ließ.

Normalbürger werden mit dem Unbeschreiblichen konfrontiert: Es ist ein bewährtes Prinzip, das uns in holzschnitthafter Prägnanz vor allem aus Hollywoods Horror- und Katastrophenfilmen vertraut ist. Am Beispiel von Menschen, die eben keine omnipotenten Superhelden sind, werden Grundzüge der menschlichen Psyche herausgearbeitet. Keene wandelt hier auf vertrauten Pfaden. Da haben wir u. a. den schlichten „Mann aus dem Volk“, der Himmel und vor allem Hölle in Bewegung setzt, um seinen über alles geliebten Sohn zu retten. Zu ihm gesellen sich: die Nutte mit Herz, die sich im Rahmen dieser edlen Mission bewähren und somit „reinwaschen“ darf; der reuevolle Wissenschaftler, der zu neugierig war und das Verderben über die Welt brachte; der standhafte Pfarrer, der noch in der Apokalypse einen göttlichen „Sinn“ findet. Konfrontiert werden sie mit weiteren Klischeefiguren wie dem überschnappten Militär, der Kaiser von China (oder Ähnliches) werden will; dem geilen Spießer, der endlich die Sau rauslassen kann; dem feigen Mitläufer; dem Psychopathen, der mit den Untoten um die Wette murksen darf. Zombies sind Monster, so Keenes Credo, aber die Menschen stehen ihnen auf ihre Art wenig nach. Der Verfasser ist ein Pessimist, der nicht davon ausgeht, dass eine elementare Krise den Zusammenhalt fördert. (Anmerkung: In einem Spektakel wie diesem lässt man dem Verfasser die Klischees insgesamt durchgehen; im Detail muss Keene freilich für die Erfindung der schrecklichsten Kinderfigur gegeißelt werden, mit der man in den letzten Jahren gequält wurde. Danny – „Ich will meinen Daddy!“ – ist ein schafsblödes Balg, das prompt dann in Schreckstarre verfällt, ins Stolpern gerät oder sich in einer Telefonzelle verläuft, wenn gerade tausend geifernde Zombies um die Ecke biegen.)

Keenes Siqqusim-Zombies wurden weiter oben bereits für ihre Bedrohlichkeit gelobt. Erste Kritik schimmerte ebenfalls durch: Je länger die Dämonen wüten, desto deutlicher fällt auf, dass sie geistig wohl doch keine Leuchten sind. Diese Vermutung wird in „Stadt der Toten“ zur traurigen Gewissheit. Hier reden die Zombies nicht nur, sie kalauern plötzlich wie deutsche Comedians auf einem ihrer spätpubertären TV-Gipfeltreffen. Die dümmsten Sprüche fließen ihnen von den verrottenden Lippen, während sie in Stücke geschossen, gesäbelt oder gefahren werden. Nun mögen Dämonen nicht zu den Intellektuellen dieser oder einer anderen Welt zählen. Man sollte in einem Horrorroman allerdings nicht über sie lachen müssen. Bei näherer Betrachtung wirken sie in „Stadt der Toten“ so „böse“ wie die klassischen |Marvel|-Schurken: Erst stellen sie sich hin und beschreiben ausführlich, was sie gleich anrichten werden, dann tun sie es, wobei ihr Mund auch nicht stillsteht, und anschließend stoßen sie sich in die Rippen und schwelgen in lustvollen Erinnerungen daran, was für verkommene Mistkerle sie sind. Das kommt so lächerlich an, wie es klingt; keineswegs singulär in ihrer Wirkung ist eine Szene, in welcher der Siqqusim-Fürst schwer beleidigt ist, weil die Menschen nicht wissen, wer sie drangsaliert: „Ich werde siebzehn Mal im Alten Testament erwähnt! Siebzehn Mal! Ich bin Ob der Obot! Ich führe die Siqqusim an! … Ich bin Ob, der aus dem Kopf spricht!“ Schon traurig, wenn man mit solchen Referenzen vor eine Menschheit tritt, die nicht mehr so bibelfest wie einst ist …

Im Finale findet Keene, das muss zu seiner Ehrenrettung gesagt sein, zur alten Form zurück. So konsequent & kohlrabenschwarz endete sicher kaum ein Roman zum Thema Weltuntergang. Üblicherweise blitzt irgendwo ein Lichtlein auf: Es wird trotz aller Qualen weitergehen. Hier nicht, und obwohl Keene tröstliche Visionen eines kitschigen Kinderbibel-Paradieses einschneidet, mildert es nicht die Wucht eines Endes aller Dinge, das beeindruckt und überzeugt: ganz großes Kino, Mr. Keene!

|Exkurs: Die deutsche Inkarnation|

„Das Reich der Siqqusim“ glänzt in seiner deutschsprachigen Ausgabe mit äußeren und inneren Werten. Was Erstere angeht, so orientierte man sich im |Otherworld|-Verlag offenbar an der US-amerikanischen Erstauflage, die im kleinen aber feinen Haus |Delirium Books| erschien. So erhält der Leser (und Sammler) für sein Geld nicht nur ein gebundenes, sondern ein richtig gut gebundenes Buch; wer fragt, was denn da der Unterschied sei, nehme eine dieser lieblos produzierten Schwarten in die Hand, die von modernen Buchfabriken auf den Markt geworfen werden und schon beim ersten Öffnen unheilverkündend krachen, weil man sie mehr schlecht als recht und viel zu eng in ihre Einbände presste.

Dazu gibt es ein Schutzcover aus steifem, d. h. widerstandsfähigem Papier und mit einem schaurig-schönen Titelbild von Anne Stokes – kein Foto aus einem billigen Bildstock! Zwei fies anzuschauende Innenillustrationen steuerte Jan Balaz bei. Ein Lesebändchen findet man auch, und ein Personenverzeichnis am Ende des Buches hilft, die zahlreichen Figuren zuzuordnen, sollte die Übersicht verloren gehen.

Die Übersetzung kann sich sehen bzw. lesen lassen – dieses knappe Urteil beschreibt gute, i. S. von „unsichtbare“ Textarbeiter im Hintergrund, die fremde Wörter so flüssig in unsere Muttersprache übertragen, dass es bei der Lektüre gar nicht auffällt. Wenn man als Leser überhaupt über etwas stolpert, dann vielleicht über die ungewöhnlich kleine Schrift. In diese 500 Seiten wurde deutlich mehr Text als üblich gepackt, was den Eindruck unterstreicht, dass einem mit „Das Reich der Siqqusim“ wirklich etwas für sein Geld geboten wird! Diverse Seiten fallen durch ihren noch einmal engeren Zeilenabstand aus dem Gesamtbild; auch eine Anzahl unkorrigiert gebliebener Rechtschreibfehler zeigt, dass es mit der (Schluss-)Redaktion wohl (noch) ein wenig hapert – das ewige Problem kleiner Verlage, die mit viel Enthusiasmus und Liebe, aber wenig Geld zu Werke gehen (müssen).

_Brian Keene_ (geboren 1967) wuchs in den US-Staaten Pennsylvania und West Virginia auf; viele seiner Romane und Geschichten spielen hier und profitieren von seiner Ortkenntnis. Nach der High School ging Keene zur U.S. Navy, wo er als Radiomoderator diente. Nach Ende seiner Dienstzeit versuchte er sich – keine Biografie eines Schriftstellers kommt anscheinend ohne diese Irrfahrt aus – u. a. als Truckfahrer, Dockarbeiter, Diskjockey, Handelsvertreter, Wachmann usw., bevor er als Schriftsteller im Bereich der Phantastik erfolgreich wurde.

Schon für seinen ersten Roman – „The Rising“ (2003), eine schwungvolle Wiederbelebung des Zombie-Subgenres – wurde Keene mit einem „Bram Stoker Award“ ausgezeichnet. Ein erstes Mal hatte er diesen Preis schon zwei Jahre zuvor für das Sachbuch „Jobs In Hell“ erhalten. Für seine Romane und Kurzgeschichten ist Keene seitdem noch mehrfach prämiert worden. Sein ohnehin hoher Ausstoß nimmt immer noch zu. Darüber hinaus liefert er Scripts für Comics nach seinen Werken. Außerdem ist Keene in der Horror-Fanszene sehr aktiv. Sein Blog „Hail Saten“ gilt als bester seiner Art; die Einträge wurden in bisher drei Bänden in Buchform veröffentlicht.

Brian Keene hat natürlich eine Website, die sehr ausführlich über sein Werk und seine Auftritte auf Lesereisen informiert (www.briankeene.com). Über den Privatmann erfährt man allerdings nichts; es gibt nicht einmal die obligatorische Kurzbiografie.

|Originaltitel: The Rising (North Webster : Delirium Books 2003) & City of the Dead (North Webster : Delirium Books 2005)

Übersetzung: Michael Krug|

http://www.otherworld-verlag.de

Delaney, Matthew – Dämon

Schwarz und Weiß, Tag und Nacht, Gut und Böse, Engel und Dämonen. Zu jedem Positiven existiert das Negative Pendant in dieser Welt, um ein Gleichgewicht herzustellen oder um eine Weiterentwicklung durch dynamische Prozesse zu ermöglichen.

Weiß die katholische Kirche mehr über die aus dem Himmel gestürzten Engel, die in fast jeder Kultur und auf jedem Kontinent als böse Geister oder Dämonen bekannt sind? Gibt es Überlieferungen, nicht nur im Alten Testament, gibt es Beschwörungen, um sich einen Dämon zu Willen zu machen? Gibt es Exorzisten? Das Thema „Dämonen“ ist so alt wie die Menschheit und Inhalt unzähliger Erzählungen, Fabeln und Mythen, Überlieferungen und nicht zuletzt der faustischen Literatur und des Filmes.

Zuletzt habe ich zu diesem Thema den Roman „Dämon“ von Matthew Delaney geradezu verschlungen:

_Die Geschichte_

1943. Der zweite Weltkrieg findet nicht nur in Europa statt, auch auf den nördlichen Pazifikinseln wird gekämpft; auf zumeist kleinen, strategisch oftmals unwichtigen Inseln stehen sich die kaiserlichen Soldaten Japans und die amerikanischen Truppen gegenüber.

Bei der Invasion dieser von Japanern besetzten Inseln kommt es zu unerklärlichen Zwischenfällen. Die ersten gewaltsamen Tode lassen die erfahrenden Soldaten angsterfüllt zurück. Wer ist der geheimnisvolle Feind, der ein ganzes Lager von Japanern auslöscht und eine Brutalität an den Tag legt, die nie zuvor jemand erlebt hat? Wer tötet so bestialisch und hinterlässt geheimnisvolle Schriftzeichen und Sätze, die niemand versteht?

Die amerikanische Einheit wird fast aufgerieben und nach und nach fallen die Soldaten einem Wesen zum Opfer das über unnatürliche Kräfte verfügt. Trotzdem überleben Teile der Einheit und werden von nachrückenden Soldaten auf dem Truppentransporter |Galla| in Sicherheit gebracht. Doch nicht nur verletzte Soldaten finden Zuflucht auf diesen Schiff … Bei einem Flugzeugangriff der Japaner wird die |Galla| versenkt und findet in mehreren tausend Metern unter dem Meeresspiegel vorerst ihre letzte Ruhestätte, wie so viele Schiffe im umkämpften Pazifik.

Fast 75 Jahre später unternimmt ein privates Forschungsschiff eine Expedition in diese Gewässer. Die Meeresforscher finden den gesunkenen Truppentransporter |Galla|, bergen einen Großteil des Wracks, das merkwürdig gut erhalten ist, und bringen ihren Fund in das Meeresmuseum in Boston.

Kurz darauf geschehen in der Stadt bizarre Morde, brutal und immer nach gleichem Muster. Die Opfer weisen immer drei Schnitte auf, die kein Mensch verursachen könnte, und immer wieder begegnen den Kriminalbeamten merkwürdige und offenbar mit einem verborgenen Sinn behaftete Sätze. Hinweise oder Warnungen – |mea est ultio|.

Der Kreis um die Opfer schließt sich immer mehr. In einem getöteten Körper findet ein Gerichtsmediziner DNA-Spuren nichtmenschlichen Ursprungs. Die Strukturen der DNA weisen keine Elemente auf, die Erbanlagen tragen bzw. diese weitergeben können – es scheint fast so, als würde die DNA im Stande sein, sich individuell und aus sich selbst heraus zu verändern.

Der Gerichtsmediziner vertraut sich den ermittelnden Beamten an und weist darauf hin, dass in den Zwanzigerjahren ein Skelett gefunden wurde, dessen DNA identisch ist. In St. Petersburg liegen die Überreste des Skelettes, der Öffentlichkeit nicht zugänglich, weil jeder logisch denkende Wissenschaftler der Ansicht ist, es könne nur eine perfekte Fälschung sein. Denn dieses Skelett ist teilweise menschlich, teilweise gleicht es einem Raubtier mit Fangzähnen und einer erschreckenden Knochenstruktur.

In St. Petersburg erklärt der Museumsdirektor den erschreckten Beamten seine Theorie von vier Dämonen, gefallenen Engeln, die seit der menschlichen Zeitrechnung auf Erden wandeln. Diese Dämonen wurden um 1187 von Tempelrittern besiegt und getötet, ihre Überreste auf verschiedenen Kontinente vergraben, versteckt in der Hoffnung, dass diese niemals gefunden werden. In Bann geschlagen durch vier Grabtuchteile Christi – zusammen mit Pergamenten, welche die Geschichte der Dämonen überliefern. Diese gefallenen Engel können, wenn sie von Menschen „eingeladen“ werden, deren Körper übernehmen; dadurch erschienen sie mit ihren übernatürlichen Kräften als perfekte Krieger, die aber an ihre Körper gebunden sind, auch nach deren natürlichem oder unnatürlichem Tod.

Diese Dämonen, ihre bösen Seelen, suchen einander in teilweise unkörperlicher Gestalt und wechseln ihren Körper nach belieben. Es ist so ähnlich wie bei den drei Musketieren: Einer für alle, alle für einen.

In den Katakomben befindet sich aber auch die letzte Ruhestätte eines der Tempelritter, der die Dämonen besiegt hat. In diesem Grab befinden sich die Aufzeichnungen über die Kämpfe mit den „Engeln des Bösen“ und darüber, wie man diese vielleicht besiegen kann. Aber die letzten Seiten dieses Manuskript fehlen. Wer hat außerdem Interesse an den Dämonen?

_Kritik_

Es mag erscheinen, als hätte ich vieles schon verraten. Dem ist nicht so, denn allein Delaneys Theorie um die gefallenen Engel würde diese Rezension sprengen. Der Schriftsteller erzählt diesen theoretischen Aufbau spannend und detailreich genug, um neugierig auf mehr Hintergrundwissen zu machen.

Matthew Delaney beschreibt in „Dämon“ seine Hauptcharaktere nicht als übermenschlich gute, ohne dunkle Momente handelnde Menschen, sondern lässt diesen auch durchaus Zeit und Raum, ihre eigenen Dämonen und Geschichten zu erklären, und auf keiner der 764 Seiten lässt das erzählerische Talent Delaneys nach.

Als Kritikpunkt sei allerdings anzumerken, dass der Autor sich teilweise in seinen Theorien widerspricht, und leider hatte ich oftmals auch den Eindruck, dass er verschiedene Gedankensprünge etwas verwirrend erklären wollte und dabei den eigentlichen Weg ein wenig aus dem Blick verloren hat. Trotzdem kann ich jedem Leser, der spannende Geschichten rund um das Okkulte liebt, diesen Roman empfehlen.

http://www.bastei-luebbe.de
|Siehe ergänzend die [Rezension 1108 von Dr. Michael Drewniok.|

Heitz, Markus – Ritus

Geister, Dämonen, Vampire, Monster, Werwölfe – all diese „Schattenwesen“ kommen in jeder Mythologie der unterschiedlichsten Länder und Regionen vor. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind gefesselt von den Erzählungen dieser stets von einer dunklen, gar bösartigen Aura umwaberten Fabelwesen.

Widmen wir uns den Werwölfen. Die Lykanthropie beschreibt die Verwandlung eines Menschen in Vollmondnächten in einen „menschenähnlichen“, auf zwei Beinen laufenden Wolf. Am Ende werde ich dazu auf die Legendenbildung und auf die Fakten der Forschung eingehen, die dem Roman „Ritus“ von Markus Heitz als Basis gedient haben.

_Die Geschichte_

Frankreich 1764 im Gévaudan. Jean Chastel und seine Söhne Antoine und Pierre sind erfahrene Wildhüter und in den Osten Frankreichs gereist, um einen Wolf zu töten, der seinerseits schon mehrfach Schafe, Kühe und zuletzt einen armen Hirten getötet hat. Bei dieser Suche finden sie die Leiche eines merkwürdigen wolfsähnlichen Lebewesens, das keiner dieser drei Männer auf seinen Reisen je gesehen hat. „Loup-Garou“, murmelt der ältere Sohn Antoine und erklärt damit, dass es sich der Legende nach um einen Werwolf handelt.

Die drei Jäger, erstaunt und vertieft in den Anblick des Werwolfes, ahnen nicht, dass sie beobachtet werden. Ein zweiter Werwolf greift an, und wider Erwarten zeigt dieser nicht die Spur von Angst oder Dummheit. Im Gegenteil: Grausam, bösartig und voller Intelligenz, verwickelt dieses Wandelwesen die drei Menschen in einem ungleichen Kampf. Doch die drei Jäger und auch der Werwolf überleben diese erste schicksalhafte Begegnung, die alles zu ändern vermag. Antoine und Pierre werden durch die Zähne und die Klauen des Werwolfes schwer verletzt, und der Vater Jean weiß, dass vielleicht der Fluch des Werwolfes an seine Söhne weitergegeben wurde.

Nach diesem Angriff geht das Morden im Gebiet Gévaudan brutal weiter. Die Bestie kennt keinen Unterschied zwischen Frau und Mann, Kind oder Erwachsenem. Unzählige Opfer lassen auch den König von Frankreich aufhorchen und reagieren. Ein Preis wird auf die Bestie vom Gévaudan ausgesetzt. Doch Jean Chastel geht es nicht um die Belohnung. Im Laufe der Zeit zeigt sich, dass seine Söhne sich verändern, ihr Verhalten, ihre Aggression ist die eines wilden Tieres und nicht mehr die eines Menschen. Jean Chastel, der erfahren hat, dass einzig und allein das Blut eines Werwolfes die Heilung des Fluches birgt, begibt sich auf seinen ganz persönlichen Rachefeldzug.

Gegenwart – 2004. Eric von Kastel wird Zeuge, wie sein Vater Johann von Kastel von Wandelwesen, nicht nur Werwölfen, sondern auch Werschakalen, getötet wird. Die Wut der Wandelwesen ist zerstörerisch und fordert neben dem Leben seines Vaters auch das herrschaftliche Anwesen als Opfer. Alles wird zerstört. Unsagbar wichtige Informationen, die über Generationen der Familie von Kastel (Chastel) auf der Jagd nach den verfluchten Wesen geholfen haben, sind auf immer verloren.

Eric von Kastel, ausgebildet als Werwolfjäger, hat selbst ein dunkles Geheimnis, und genau wie sein Vorfahre hat er persönliches Interesse daran, die Wandelwesen zu jagen und zu vernichten …

Doch gibt es auch andere Gruppen, die sich für diese Wesen interessieren, und selbst der Vatikan mit seinen vielen Geheimnissen spielt eine ungewisse Rolle. Im Laufe der Jagd wird klar, dass es eine Vereinigung, einen Kult von Lykanthropenfreunden gibt, die darauf aus sind, freiwillig das Opfer eines Werwolfes zu werden, um damit fast unsterblich und gottgleich zu sein.

_Kritik_

Markus Heitz hat es geschafft, einen historisch authentischen, phantastischen und wirklich spannenden Roman zu schreiben. Ab und an hat der Roman logische Schwachpunkte (z. B. fragte ich mich, wie ein Wandelwesen in Berührung mit Silber kommen kann, ohne Verletzungen davonzutragen), trotzdem gehört dieser Roman zu den spannendsten, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.

Der eine oder andere Leser des Romans „Ritus“ wird, was die beiden Handlungsstränge angeht, verwirrt sein. Diese wechselnde Erzählart ist oftmals zwar eine Nervenprobe, bindet den interessierten Leser aber immer mehr an das Buch. Persönlich fand ich die Erzählung in der Vergangenheit weitaus interessanter und stärker interpretiert als die in der Gegenwart, was wohl an der Charakterisierung der Personen liegt. Jean Chastel, der ungläubig der Kirche gegenübersteht und sein ganz eigenes Interesse hat, entwickelt mit seinen beiden sehr unterschiedlichen Söhnen eine Eigendynamik, die der Erzählung wunderbar dient.

In der Gegenwart hingegen ist die Person von Eric arg überzeichnet und fast schon klischeehaft. Oftmals kam es mir so vor, als hätte Markus Heitz unter Zeitdruck gestanden. Wer die Filme um die Comicfigur „Blade“ kennt, wird sich unweigerlich genau an diesen Typ von Mensch und Jäger erinnern können. Auch in den oftmals schwachen Dialogen hat mich das immer wieder gestört, wenn auch der Handlungsstrang hier nicht weniger spannend ist. Stilistisch gesehen, wäre es vielleicht besser gewesen, aus diesem Roman selbst wieder einen Zweiteiler zu machen – einen Band, der den Ursprung dieser Geschichte trägt und im Frankreich des 17. Jahrhunderts spielt, und der zweite logisch gesehen in der Gegenwart, aber besser ausgearbeitet.

Die Werwölfe dagegen werden hier wirklich als böse dargestellt und legendentreu mit Silberwaffen gejagt. Ihre Beschreibung ist gelungen, denn der Autor zeichnet diese Wesen nicht als Tiere ohne Intelligenz. Im Gegenteil, die Charakterisierung und die Ziele dieser Wandelwesen werden spannend und interessant erzählt.

_Fazit und Historie_

Markus Heitz hat sehr gut recherchiert und erzählt in der Vergangenheitsebene die Geschichte der „Bestie vom Gévaudan“ ganz neu. Ich kann diesen Roman durchaus empfehlen, allerdings nur, was den Spannungsaufbau angeht, nicht aber die Charaktere. Auch historisch gesehen, hat mich der Autor nicht enttäuscht, ja sogar meine Erwartungen übertroffen, aber letztlich erzählt der Roman über die Legende eines Werwolfes herzlich wenig Neues. Trotzdem gibt es von mir das Prädikat „gut“ und damit eine Empfehlung.

Wer den Film „Pakt der Wölfe“ von Christophe Gans kennt, wird die Parallelen zweifellos bemerken. Auch dieser Film basiert wie der Roman „Ritus“ auf den historischen Überlieferungen. Die Familie von Chastel wie auch die Bestie vom Gévaudan gab es wirklich. Es begann als ein bloßes Gerücht: Ein eigenartiges Wesen durchstreift das ländliche Gévaudan und tötet in rascher Folge meist Kinder und Frauen. Die Leichen sind verstümmelt, oftmals sind die Köpfe abgetrennt, die Eingeweide herausgerissen.

Das Grauen bekommt mit dem Namen „Loup-Garou“ einen schrecklichen Ruf – der Wolfsmensch. Die Menschen rufen nach Hilfe und finden auch Gehör. Ein Preis wird vom französischen König Ludwig XV. für die Tötung der Bestie ausgesetzt. Es beginnt eine regelrechte Hetzjagd auf die Wölfe in der Region, gemäß der Logik: Je mehr Wölfe man tötet, desto mehr Chancen hat man, dass die Bestie unter ihnen ist. Doch ohne Erfolg – das Morden geht weiter.

Ludwig XV. wird unter Druck gesetzt, denn die Bestie wird inzwischen durch die Söldner, die sich an der Jagd beteiligen, international bekannt, und zwingt seine Jäger zum Erfolg. Letztlich wird wohl ein „Wolf“ von Jean Chastel getötet, da aber der Körper zu groß ist, wird nur eine Pfote der Bestie als Beweis dienen können. Zweifelhaft, sehr zweifelhaft.

Es gibt verschiedene Theorien rund um diese „Bestie vom Gévaudan“. Auch Jean Chastel wird beschuldigt, irgendetwas mit den Morden zu tun zu haben, denn immer, wenn die Leichen der Opfer gefunden werden, sind er und seine Söhne unmittelbar im selben Gebiet. Letztlich ist dies nie geklärt worden, und wie es bei Legenden so ist, bleibt immer ein Körnchen Wahrheit verborgen.

Am Schluss sei erwähnt, dass der zweite und abschließende Roman [„Sanctum“ 2875 ebenfalls erschienen ist. Und dieser liest sich durchaus noch besser als „Ritus“.

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Connolly, John – Nocturnes

In zwei Novellen und 13 Kurzgeschichten erkundet Connolly, sonst als Meister des psychologischen Thrillers bekannt, die Abgründe nicht nur menschlicher Seelen:

– „Der Krebscowboy reitet“ (The Cancer Cowboy Rides), S. 5-83: Die moderne Pest hat Köpfchen und lässt ihren unglücklichen Wirt dafür sorgen, dass stets frische Opfer ihren tödlichen Weg kreuzen …

– „Mr. Pettingers Dämon“ (Mr. Pettinger’s Daemon), S. 84-99: Gräbst du unter einer alten Kirche nach einem Geheimnis, kann es sein, dass es sich dir entgegenwühlt …

– „Der Erlkönig“ (The Erlking), S. 100-110: Er haust im Wald, hat Kinder zum Fressen gern und lässt sich gar nicht gern um sein Opfer betrügen …

– „Die neue Tochter“ (The New Daughter), S. 111-125: Elfen mögen klein sein, sind aber gar nicht niedlich & gehen des Nachts gern auf Kinderfang …

– „Das Ritual der Knochen“ (The Ritual of the Bones), S. 126-140): Der englische Arbeiter ist nicht nur das Salz, sondern auch das Blut der Erde, das die Oberschicht zur Wahrung ihrer Privilegien lieber vergießt als den eigenen Lebenssaft …

– „Der Heizungskeller“ (The Furnace Room), S. 141-154: Der Eingang zur Hölle ist für manchen Sünder näher, als er sich vorstellen mag – bis es zu spät ist …

– „Die Hexen von Underbury“ (The Underbury Witches), S. 155-198: Eine echte Hexe ist durch ihren Tod nicht aufzuhalten …

– „Der Affe auf dem Tintenfass“ (The Inkpot Monkey), S. 199-210: Ein bisschen Blut im Austausch gegen Tinte, die Bestseller entstehen lässt? Der erfolglose Schriftsteller denkt nicht lange nach, doch sein dämonischer Helfer hat eigene Pläne …

– „Treibsand“ (The Shifting of the Sands), S. 211-225: In diesem Küstenstädtchen halten sich die Bürger lieber an ihre seit Urzeiten bekannten Götter, auch wenn hier und da ein Menschenopfer fällig wird …

– „Manche Kinder laufen aus Versehen weg“ (Some Children Wander by Mistake), S. 226-237: Der Zirkus kommt in die Stadt, und als er sie verlässt, hat er eine neue Attraktion …

– „Dunkles Grün“ (Deep Dark Green), S. 238-247: Manches Übel ist nicht dadurch zu stoppen, dass man es zu ertränken versucht …

– „Miss Froom, Vampirin“ (Miss Froom, Vampire), S. 248-260: Vampire sind gar keine garstigen Untoten, erfährt ein verliebter Jüngling; nur neigen sie leider zur Lüge …

– „Nocturne“ (Nocturne), S. 261-273: Wie kämpft man gegen einen Mörder, wenn dieser längst tot ist, aber nicht in Frieden ruhen mag?

– „Die Wakefordschlucht“ (The Wakeford Abyss), S. 274-288: Meidet diesen Ort, warnt der alte Bauersmann, was zwei wackere Wanderer natürlich nicht abhält, genau dorthin zu gehen – mit den üblichen Folgen …

– „Das spiegelnde Auge“ (The Reflecting Eye: A Charlie Parker Novella), S. 289-410: Ein ertappter Kindermörder meint den idealen Zufluchtsort gefunden zu haben, doch der Teufel ist einfallsreich, wenn es gilt, ihm zustehende Sünderseelen einzutreiben …

John Connolly gehört zu den großen Stars des aktuellen Buchthrillers. Seine Romane um den vom Schicksal hart geprüften Privatdetektiv Charlie „Bird“ Parker gehören zu den modernen Klassikern ihres Genres. Selten gelingt es einem Schriftsteller – zumal auf dem gern verachteten Sektor der Unterhaltung – so gut, die dunklen Seiten der Psyche in Worte zu fassen.

Dabei sieht Connolly das Böse als reale Kraft, die nicht zwangsläufig dem menschlichen Hirn entspringt, sondern in einer Sphäre außerhalb der Welt, wie wir sie kennen, beheimatet ist. Immer wieder entstehen „Portale“, durch die es in Gestalt von Dämonen und anderen Kreaturen der Finsternis ins Diesseits vordringt, wobei diese Durchgänge oft in den Köpfen derjenigen Zeitgenossen entstehen, die wir als Sadisten oder Serienmörder bezeichnen. Hier scheint der Durchbruch einfacher zu sein, da es zwischen diesen Unmenschen und den Kräften von „draußen“ eine eigene Affinität zu geben scheint: |“Es gibt Mythen, und es gibt die Realität. Wir erschaffen Ungeheuer und hoffen, dass die Moral, die in den Geschichten verpackt ist, uns leiten wird, wenn wir dem größten Schrecken im Leben begegnen. Wir geben unseren Ängsten falsche Namen und beten, dass wir möglichst nichts Schlimmes erleben werden als das, was wir selbst erschaffen haben.“| (S. 101) Was geschieht, wenn diese Rechnung nicht aufgeht, beschreibt der Autor in den hier vorgelegten Storys.

Diese eigenwillige Definition des Bösen belegt, dass Connolly den Thriller mindestens so liebt wie die Phantastik. In der Tat schreibt er schon seit vielen Jahren Kurzgeschichten um Gespenster und Gruselwesen, die er u. a. auf seine Website gestellt hat. Mit dem Erfolg der Charlie-Parker-Serie wuchs das Interesse an diesen Storys, aus denen sich womöglich ebenfalls Profit schlagen ließ. In seinem Nachwort erläutert Connolly, wie die ehrwürdige BBC ihn beauftragte, für eine Reihe von Grusel-Hörspielen Vorlagen zu schreiben – ein Vorhaben, das von großem Erfolg gekrönt und wiederholt wurde. Neun der hier versammelten Geschichten gehen auf diese Projekte zurück. (Eine Forderung scheint übrigens gewesen zu sein, dass diese Storys in den Jahren nach dem „Großen“, d. h. dem I. Weltkrieg von 1914-18, spielen, als die klassische angelsächsische Geistergeschichte ihre letzten Höhepunkte erreichte.)

„Erinnert an Stephen King – aber Connolly schreibt besser“, liest man auf der Rückseite des Buchumschlags. Es ist eine dieser wie gekauft wirkenden, völlig nutzlosen „Kritiken“, der man in einem Punkt indes zustimmen kann: Storys wie „Der Krebscowboy reitet“ oder „Der Erlkönig“ lesen sich in der Tat wie vom Horrorkönig aus Maine verfasst. Das bedeutet freilich nicht, dass Connolly diesen imitiert, sondern bezieht sich auf die Meisterschaft, mit der es ihm gelingt, das Grauen in einer ansonsten fast aufdringlich durchschnittlichen Alltagswelt zu erden. Connollys Kreaturen drängt es nicht zur Weltherrschaft. Sie tun, was sie tun müssen, und haben die Regeln der Welt, in die es sie verschlagen hat, gut begriffen: Verhalte dich unauffällig, meide das Licht der Öffentlichkeit, vergreife dich an denen, die niemand vermisst.

In unserer unmittelbaren Nachbarschaft gibt es diffuse aber sehr aktive Wesen, die unsere Ahnen noch sehr gut kannten und fürchteten, während wir „modernen“ Menschen nicht mehr an sie glauben. Eine Ausnahme gibt es: Kinder besitzen in ihrer „irrationalen“ Unschuld einen besonderen Sinn für diese Eindringlinge. Deshalb schweben vor allem sie in Gefahr. Nicht, weil sie „wissen“: Diesen Kreaturen ist es gleichgültig, ob man an sie „glaubt“. Sie „sind“ – und sie nutzen die Chancen, die ihnen die ihre Anonymität bietet („Treibsand“, „Dunkles Grün“, „Die Wakefordschlucht“). So breitet sich das Böse nicht unbedingt aus; es fristet sein Dasein und richtet örtlich begrenzt seinen Schaden an, bis es entdeckt, aber nicht unbedingt unschädlich gemacht wird.

Dabei nimmt es viele Gestalten an. Viele sind klassisch: Gespenster („Nocturne“), Hexen („Die Hexen von Underbury“), Vampire („Miss Froom, Vampirin“), Dämonen („Mr. Pettingers Dämon“), das „kleine Volk“, das so gar nichts gemeinsam hat mit den liebenswerten Elfen, wie wir sie heute „kennen“ („Die neue Tochter“). „Der Erlkönig“ ist die weitere Variante einer Natur, deren Palette des Lebens weitaus breiter ist, als wir Menschen wissen oder wissen möchten. Wie es eine gute Gruselgeschichte auszeichnet, kommt der Schrecken manchmal umso besser an, wenn er mit grimmigem Humor dargeboten wird („Miss Froom, Vampirin“, „Der Affe auf dem Tintenfass“).

Die Fans der erwähnte Charlie-Parker-Serie wird aufhorchen lassen, dass Connelly seinen „Nachtstücken“ – so die Übersetzung von „Nocturnes“ – eine bisher unbekannte, 120-seitige Novelle um seinen beliebten Anti-Helden beifügt. Sie verschärft die Neuorientierung der Reihe, die viele Leser, die Connolly als Meister des Psychothrillers schätzen, vor ein Problem stellt: Charlie Parker bekommt es als Detektiv nicht mehr nur mit „normalen“ Kriminellen, sondern mit den Ausgeburten des Jenseits zu tun. Diese Wendung ist nicht ohne Risiko, da Connolly damit zwischen den Stühlen steht: Rationale Krimi-Freunde und Geisterfans stehen meist in unterschiedlichen Leser-Lagern. Allerdings hält Connolly die Balance auf dieses Messers Schneide mit erstaunlicher Souveränität. „Das spiegelnde Auge“ spielt kurz nach den Ereignisse des vierten Romans (dt. „Die weiße Straße“) und ist daher ein wichtiger Mosaikstein, der dem düsteren Universum des Charlie Parker eine weitere Fassette hinzufügt. „Das spiegelnde Auge“ ist außerdem die mit Abstand beste Geschichte dieser Sammlung. Sie spielt in der Gegenwart, der Connolly meisterhaft die Regeln der phantastischen Literatur anzupassen weiß, und komplettiert den rundum positiven Eindruck dieser „Nocturnes“, die zu den angenehmen Überraschungen gehören, die das noch junge Buchjahr 2007 den deutschen Gruselfreunden bieten konnte.

John Connolly ist ein waschechter Ire, der nicht nur in Dublin geboren wurde (1968), sondern dort auch aufwuchs, studierte und (nach einer langen Kette von Aushilfsjobs, zu denen standesgemäß einer als Barmann gehörte) als Journalist (für „The Irish Times“) arbeitete; Letzteres macht er weiterhin, obwohl sich der Erfolg als freier Schriftsteller inzwischen eingestellt hat. Die amerikanischen Schauplätze seiner von der Kritik gelobten und von den Lesern geliebten Charlie-Parker-Thriller kennt Connolly indes durchaus aus eigener Erfahrung; schon seit Jahren verbringt er jeweils etwa die Hälfte eines Jahres in Irland und den Vereinigten Staaten.

Verwiesen sei auf die in Form und Inhalt wirklich gute [Connolly-Website,]http://www.johnconnollybooks.com die nicht nur über Leben und Werk informiert, sondern quasi als Bonus mehrere Gruselgeschichten und Artikel präsentiert.

http://www.ullstein.de/

_John Connolly bei |Buchwurm.info|:_

[„Das dunkle Vermächtnis“ 2251
[„In tiefer Finsternis“ 1803
[„Die weiße Straße“ 3098

[„Die Insel“ 1646

Koontz, Dean / Anderson, Kevin J. – Frankenstein: Das Gesicht

_Handlung_

Deucalion hat nach über 200 Jahren der Verfolgung in einem buddhistischen Kloster im Himalaja seinen Frieden gefunden. Von den dortigen Mönchen wird er respektiert und vor allem akzeptiert. Doch als ein Bote eine Nachricht ins Kloster bringt, ist die Ruhe vorbei: Der Brief enthält ein Bild seines Schöpfers, der nach all der Zeit immer noch am Leben ist …

Eine schreckliche Mordserie erschüttert New Orleans. Allen Mordopfern fehlen bestimmte Teile des Körpers. Detective Carson O’Connor und ihr Partner ermitteln in dem Fall, der immer merkwürdiger wird, als ein narbengesichtiger Mann auftaucht und behauptet, dass sein Schöpfer an der Mordserie Schuld sein soll.

_Die Autoren_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Romane – Thriller und Horrorromane – wurden sämtlich zu internationalen Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat er bislang über 250 Millionen Exemplare verkauft. Seine letzten Veröffentlichungen waren „Der Wächter“, die „Frankenstein“-Reihe, „Die Anbetung“ und „Trauma“. Im März 2007 erscheint „Todesregen“.

Kevin J. Anderson, geboren 1962 und studierter Physiker, ist einer der populärsten amerikanischen Science-Fiction-Autoren. Er wurde durch seine Star-Wars-Romane und -Anthologien international bekannt. Seine High-Tech-Thriller und Akte-X-Romane stürmen die Bestsellerlisten. Die Romanreihe um die „Young Jedi Knights“ schrieb er gemeinsam mit seiner jungen Ehefrau Rebecca Moesta. Zudem schrieb er die „Saga der sieben Sonnen“ sowie einige |Wüstenplanet|-Romane zusammen mit Brian Herbert.

_Mein Eindruck_

Eigentlich klingt ein Remake von Mary Shelleys „Frankenstein“ nicht besonders spannend. Zu oft wurde der Stoff verfilmt, durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen und veralbert. Doch Dean Koontz wäre nicht Dean Koontz, wenn er dem Stoff nicht eine völlig neue Sichtweise hinzufügen könnte: Was wäre, wenn ein Viktor Frankenstein die technischen Möglichkeiten unserer heutigen Zeit zur Verfügung hätte? Und genau hier wird der Stoff langsam richtig interessant. Der Frankenstein in Koontz‘ Roman hat es geschafft, sich über die 200 Jahre am Leben zu erhalten, und lebt mittlerweile in New Orleans. Dort ist er ein reicher Mann und betreibt seine Studien. Er gräbt zwar keine Leichenteile oder ähnliches aus, aber er bedient sich der Möglichkeiten der modernen Wissenschaft: Klonen und Genmanipulation.

Hier schlägt Dean Koontz eine ähnliche Richtung ein wie in seinem Roman „Die zweite Haut“: Er befasst sich mit der ethischen Problematik des Klonens und beschreibt, dass ein Mensch mehr ist als die Anzahl seiner Gene. Und diese Botschaft verstärkt sich noch, indem er das allseits bekannte frankensteinsche Monster als geläuterte Person darstellt, die ihrem diabolischen Erschaffer das Handwerk legen will.

Selbstverständlich ist dieser Roman keine wissenschaftlich-ethische Abhandlung, sondern ein spannender und sehr lesenswerter Horror-Roman, wie man sie von Dean Koontz nur zu gut kennt. Die Handlung ist rasant, es gibt einige sehr unerwartete Wendungen, und das Tempo ist hoch. Das liegt auch daran, dass einige Handlungsstränge nebeneinander herlaufen. Da die Kapitel sehr kurz sind, springt der Leser von Strang zu Strang, was eine ungeheure Spannung aufbaut. Dem Tempo merkt man an, dass die Reihe eigentlich eine Serie fürs Fernsehen werden sollte, mit keinem Geringeren als Martin Scorsese als Executive Producer. Da dies aber nicht zustande kam, hat sich Koontz entschieden, sein Projekt in Buchform zu verwirklichen. Und das hat er wie gesagt sehr gut gemacht. Der Roman hat zwar schon ein gewisses Tempo, doch sind die Beschreibungen und die Ausgestaltung der Personen nicht von fersehtypischer Konturlosigkeit geprägt. Die Charaktere sind sehr interessant gestaltet, auch wenn mich Detective O’Conner doch sehr an andere Protagonistinnen aus früheren Romanen des Autors erinnert. Sie ist stur, selbstbewusst, ein wenig bärbeißig aber nichtsdestotrotz attraktiv. Hier wühlt er mir ein wenig zu tief in Klischees oder eben in seinen älteren Romanen wie „Unheil über der Stadt“ oder „Drachentränen“, die sehr ähnliche Polizistinnen präsentieren. Ansonsten sind die Charaktere aber sehr interessant gestaltet und die Dialoge teilweise äußerst amüsant geworden.

„Frankenstein: Das Gesicht“ ist kein abgeschlossener Roman, sondern nur der Auftakt zu einer Frankenstein-Trilogie, die sich mit „Frankenstein: Die Kreatur“ fortsetzt. Wenn sich die Qualität in diesem Band auch auf die nachfolgenden Bände erstreckt, können wir einer sehr gelungenen Reihe entgegenblicken.

_Fazit_

Nicht umsonst ist Dean Koontz neben Stephen King einer der wenigen Horror-Autoren, die regelmäßig die US-Bestsellerlisten anführen. Hier zeigt er mal wieder, wie es geht. Dass er sich mit Kevin J. Anderson einen starken Autor an seine Seite geholt hat, bringt einige sehr interessante und frische Ansätze in den Roman. Bester Popcornlesegenuss, bei dem man das Buch am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Man darf auf die Fortsetzung gespannt sein

|Originaltitel: Dean Koontz‘ Frankenstein 1: Prodigal Son
Aus dem Amerikanischen von Ursula Gnade
Taschenbuch, 384 Seiten|

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Haubold, Frank W. (Hrsg.) – Jenseitsapotheke, Die (Jahresanthologie 2006)

„Die Jenseitsapotheke“ ist die Jahresanthologie 2006 und gleichzeitig die Jubiläumsausgabe 200 des Magazins |Fantasia|, das vom Ersten Deutschen Fantasy Club e. V. herausgegeben wird. 25 Geschichten von 25 Autoren aus allen Bereichen der Phantastik wurden hier von Frank W. Haubold zusammengestellt und von Gabriele Behrend mit zwölf ganzseitigen Schwarzweiß-Illustrationen versehen.

Nähere Informationen unter:
http://www.edfc.de
http://www.frank-haubold.de

|“Die Rückkehr“| (Michael Siefener): Mehr als zehn Jahre ist es her, dass der Ich-Erzähler seine Eltern zuletzt gesehen hat. Nie wieder wollte er den düsteren Waldturm seiner Kindheit betreten. Doch ein drängender Anruf seines Vaters bringt ihn dazu, nach Hause zurückzukehren. Seine Eltern liegen im Sterben, ein fremder Mann hält sich bei ihnen auf. Noch ehe der Sohn klären kann, um wen es sich bei dem Fremden handelt, sterben seine Eltern. Und der Fremde hat merkwürdige Vorstellungen von der Beerdigung …

|“Sturmreiter“| (Armin Rößler): Die Freunde Mercand, Bottrill und Dyn bilden ein eingeschworenes Team von Sturmreitern. Auf ihren Sagyen fliegen sie durch die Lüfte und machen Jagd auf Toncerleys. Bei einem ihrer Ritte taucht ein riesenhafter Vogel auf, der eine Katastrophe auslöst. Die Freundschaft der drei wird bald nie mehr so sein wie früher …

|“Eine Viertelstunde Sonne“| (Heidrun Jänchen): Die einsame Sanne hat eine Erscheinung im morgendlichen Sonnenlicht auf ihrem Balkon: Ein seltsames Wesen, das in allen möglichen Farben schillert, stattet ihr kurze Besuche ab. Sanne ist überzeugt davon, dass es sich um einen Engel handelt. Mit jedem weiteren Mal fasziniert sie das fremde Wesen mehr und Sanne möchte am liebsten, dass es sie nie mehr verlässt …

|“Die Chronistin von Chateauroux“| (Anke Laufer): Im Jahr 2121 reist die junge Chronistin Moira Mongulu mit einem zwanzigköpfigen Trupp als Beauftragte für die Neubelebung vergessener Güter im Namen des Revolutionsrates zum Schlosshotel Chateauroux. Die Welt hat sich stark verändert: Dank moderner Reproduktionstechnik sind Eltern überflüssig geworden, alternde Menschen gibt es nicht mehr und Moira ist mit ihren sechzehn Jahren bereits eine der ältesten der Truppe. Auf Chateauroux werden die Kinder mit unheimlichen Vorgängen konfrontiert …

|“Der Wolkentreiber“| (Dimitrij Makarow und Erik Simon): Es ist Sommer und alle von Tims Freunden sind mit ihren Eltern in den Urlaub gefahren. An einem Tag schlendert der Junge von zuhause los, ohne bestimmtes Ziel. Unterwegs trifft er auf einen alten Mann, der ihn in ein seltsames Gespräch verwickelt …

|“Jackson-Gate“| (Christian Schmitz): Leon Binzenberger tritt seinen neuen Job als Moral-Assistent beim ZDF an. Um Skandale bei Live-Sendungen zu vermeiden, werden alle Übertragungen mit zehnsekündiger Verspätung gezeigt, damit sie gegebenenfalls rechtzeitig unterbrochen werden können. Gleich an seinem ersten Arbeitstag gerät Leon in eine prekäre Lage während einer Debatte der beiden Kanzlerkandidaten …

|“Die Jenseitsapotheke“| (Hartmut Kasper): Ullrich wird als Kind von einem Auto angefahren und trägt schwere Verletzungen davon. Einige Wochen später erzählt er seinem Klassenkameraden von der Jenseitsapotheke. Eines Abends machen sich die beiden Jungen auf den Weg dorthin …

|“Der Schattenprinz“| (Jasmin Carow): Nach und nach zieht sich eine Frau aus der Öffentlichkeit zurück. Was bleibt, ist der Kontakt zu einem Internetfreund …

|“In der Dunkelheit Edens“| (Jennifer Schreiner): Kurz nach der Erschaffung des Paradieses und der ersten Menschen streiten sich die Engel über Jahves Schöpfung. Während die Erzengel Michael, Gabriel und Raffael die Menschen verteidigen, lehnt sich der gefallene Engel Samiel auf …

|“An der Großen Marina“| (Matthias Falke): Eine Gruppe von Freunden postiert sich vor der gewaltigen Festung eines Oberförsters, der Atomgranaten verschießt. Mit Rockmusik beschallen die Rebellen das Gebiet. Eines Tages schlagen ihre Gegner zurück. Nach vergeblicher Flucht werden die Freunde gefangen, in Zellen gesperrt und sehen einem ungewissen Schicksal entgegen …

|“Mein lieber Rene“| (Stephan Peters): Rene und Viktoria sind ein junges Pärchen, das erstmals eine räumliche Trennung erlebt. Während Viktoria in Wilhelmshaven ihr gebrochenes Bein pflegt, richtet Rene bei Oldenburg ihr zukünftiges gemeinsames Haus ein. Um die Sehnsucht erträglich zu machen, schreiben sich die beiden regelmäßige Briefe. Nach und nach kristallisiert sich bei Rene ein Trauma aus der Vergangenheit heraus, das sich in der Moorgegend noch weiter verstärkt …

|“Das Großvater-Parodoxon“| (Wilko Müller jr.): Da die Handlungen eines Zeitreisenden katastrophale Folgen haben könnten, ist der Bau von Zeitmaschinen verboten. Nicht zum ersten Mal hört Student Kevin in einer Vorlesung die Theorie vom Großvater-Paradoxon. Im Gegensatz zu seinem Dozenten glaubt Kevin allerdings, dass man das Paradoxon umgehen könnte. Nicht nur das: Er hat sich in den Kopf gesetzt, seinen Großvater per Zeitreise ausfindig zu machen …

|“Das Jesus-Attentat“| (Achim Stößer): Ben erhält überraschend Besuch von seinem alten Highschool-Freund Tony. Tony hat ein verrücktes Vorhaben: Er will in die Zeit zurückreisen, um die Ermordung Jesu Christi zu verhindern. Ben wird gezwungen, ihn zu begleiten. Die Folgen dieser Reise sind ganz anders als erwartet …

|“Erbsünden“| (Silke Rosenbüchler): Eine Selbsthilfegruppe von Jugendlichen bespricht ihre elterlichen Probleme, die sie mittels versteckter Kamera aufzeichnen und untereinander präsentieren. Studentin Marian erklärt ihnen die Verhaltensmuster ihrer Eltern. Zum Agressionsabbau dient die Stimulationskammer, in der sich die Teenager im Scheinkampf gegen ihre Eltern wehren können. Aufgrund einiger unglücklicher Vorfälle sind diese Kammern jedoch inzwischen offiziell verboten, sodass die Gruppe heimlich eine Testkammer nutzt …

|“Eva“| (Alexander Amberg): Ein Journalist kämpft mit seiner Alkoholsucht, mit beruflichen Problemen, mit kriminellen Verfolgern und mit dem Verlust seiner verstorbenen Frau. Doch auch wenn Eva tot ist, heißt das nicht, dass er sie nicht mehr sieht …

|“Die Stadt der Träume“| (Christel Scheja): Der kleine Tom ist ein Junge aus ärmsten Verhältnissen, der sich seinen Hungerlohn in den Kohlegruben verdient. In seinen Träumen flüchtet er sich in die märchenhafte Stadt Er’Ylin, von der ihm früher seine Großmutter erzählt hat. Dort sollen alle Menschen glücklich sein und in Wohlstand leben. Aber existiert die Stadt wirklich nur in seinem Traum …?

|“Eros hinter dem Vorhang“| (Natalia Andreeva): Emilia und German sind ein ungleiches Geschwisterpaar. Emilias Vater kommt kurz vor ihrer Geburt durch einen Unfall ums Leben, und kaum ist das Mädchen auf der Welt, verstirbt auch ihre Mutter. Emilia wächst bei ihrem deutlich älteren Bruder auf. Schon in jungen Jahren wird Emilia von Männern umschwärmt und der Eros bestimmt ihr Leben – was ihrem Bruder ganz und gar nicht gefällt …

|“Um Kopf und Kragen“| (Charlotte Engmann): Der Student Martin hat widerwillig einen Kater in Pflege genommen. Am Morgen überrascht ihn das Tier mit einem toten Papagei, den es gerissen hat. Kurz darauf findet Martin auch die Überreste von einem Fisch und Chinchillas, alles Haustiere aus der Nachbarschaft. Als der Kater auch noch ein Chaos in der Bibliothek anrichtet, ahnt Martin, dass er es mit keinem gewöhnlichen Tier zu tun hat …

|“Audio!“| (Volker Groß): Filmore Mayers arbeitete an einer Biographie über den genialen Arthur William Blown, den Meister des Obskuren. Obwohl seit einer Ewigkeit niemand Blown mehr zu Gesicht bekommen hat, ist Filmore überzeugt davon, dass der geheimnisvolle Mann noch lebt. Um seine Biographie zu vervollständigen, besucht er Blown in seinem verfallenen Haus und macht eine folgenschwere Entdeckung …

|“Der Tausendäugige“| (Frank W. Haubold): Ein Erkundungstrupp untersucht einen Raumsektor, der vor mehr als 200 Standardjahren gesperrt wurde. Offizielle Begründungen wurden nicht bekannt. Während Kommandant Nik Thornton die Expedition bedenkenlos einleitet, ahnt die Pilotin Liza Santini, dass ihnen ein Unheil droht. Je weiter die Gruppe in die verlassene Stadt vordringt, desto stärker werden Lizas Befürchtungen …

|“Das Fest der Einzelteile“| (Stefan Pfister): Die Transplantationsmedizin hat ihre Grenzen mittlerweile ausgeweitet. Nicht nur Organe, auch Körperteile werden verpflanzt. Die staatliche Kommission für Sterilität und Hygiene untersucht jedoch einige mysteriöse Vorfälle, bei denen die behandelten Patientin sich die Körperteile selbst entreißen und teils schwer verletzt überleben, teils dabei sterben. Ein rotes Auge erteilt angeblich die Befehle, gegen die die Betroffenen sich nicht wehren können …

|“Ein kurzer Zwischenbericht der Evolution“| (Wolfgang G. Fienhold): Das Neandertalervolk der Nandis sieht sich vom Stamm der Cro bedroht, die andere Denkweisen vertreten. Bei einer launigen Tavernensitzung diskutiert man mögliche Lösungsansätze …

|“Der Spielmann“| (Sabine Mehlhaff): Eine Rattenplage liegt über der Stadt und kein Mittel scheint zu helfen. Bis eines Tages ein Fremder mit einer Flöte vortritt und verspricht, innerhalb einer Nacht die Ratten zu verjagen. Als Lohn fordert er, dass er ein paar Kinder mit sich nehmen darf, um sie das Spielmannshandwerk zu lehren. Der Meister der Stadt willigt ein und tatsächlich ist die Stadt am nächsten Tag von der Plage befreit. Doch der Preis dafür ist hoch …

|“Verbrechen aus Leidenschaft“| (Malte S. Sembten): Ein Liebespaar plant in einer Vollmondnacht einen kaltblütigen Mord an jemandem, der zwischen ihnen steht – doch der Schein trügt …

|“Sternzerstörer“| (Niklas Peinecke): Irgendwann in einer hochmodernen Zukunft: Sinan erhält den Auftrag, eine spezielle Waffe zu besorgen. Gemeinsam mit zwei Kollegen lässt er sich auf ein gefährliches Unternehmen ein, um an die gewünschte Anti-Helikopter-Waffe zu kommen. Seine Auftraggeberin Nika hat damit einen besonderen Plan …

Die Jubiläumsausgabe 200 des Magazins |Fantasia| vereint 25 Geschichten aus dem Bereich der Phantastik, wobei die Untergebiete Horror, Fantasy und Science-Fiction quantitativ etwa zu gleichen Teilen bedacht werden. Diese bunte Mischung verspricht Abwechslung und hält mit Sicherheit für jeden Phantastik-Leser einen Favoriten parat.

Die Auftaktgeschichte „Die Rückkehr“ besinnt sich auf traditionelle Horrorelemente. Ein einsamer Turm am Meer, ein düsterer Wald, eine dunkle Vergangenheit und ein mysteriöser Fremder lassen ein typisch unheimliches Setting entstehen, das nicht nur den Protagonisten, sondern auch den Leser in einen geheimnisvollen Bann zieht. Die dichte, beklemmende Atmosphäre hält sich von Beginn bis Ende und dürfte vor allem den Freunden altmodischer Schauergeschichten im Stil von H. P. Lovecraft gefallen, auch wenn der Schluss etwas uninspiriert wirkt.

Armin Rößlers „Sturmreiter“-Geschichte spielt in einer fremden Welt mit fremden Wesen und überzeugt durch flüssigen Stil, eine spannende Handlung und einen leicht nachdenklich stimmenden Schluss. Auf wenigen Seiten gelingt es dem Autor, seinen Charakteren Lebendigkeit einzuhauchen und den Leser in ihr Schicksal einzufangen. Dabei ist lediglich schade, dass die fremdartigen Gestalten der Sagyen und Toncerleys zu blass bleiben und man gezwungen ist, sich eine sehr eigene Vorstellung von den Wesen zu erschaffen. Ein paar weitere kleine Hinweise über ihr Aussehen hätten dem Text gut getan, der nichtsdestotrotz zu den besten der Sammlung gehört.

Heidrun Jänchen bietet mit ihrer kleinen aber feinen Geschichte ein weiteres Highlight der Anthologie. „Eine Viertelstunde Sonne“ ist ein poetisches Kleinod, das auf nicht einmal sechs Seiten eine melancholisch-phantasievolle Atmosphäre verbreitet, die den Leser auf Anhieb berührt. In ruhigen Worten offenbart sich hier das Leben einer einsamen Frau, die Trost und Hoffnung in einer Engelsgestalt findet, die sie mit jeder Begegnung mehr in den Bann zieht. Einzig der vorhersehbare Verlauf der Geschichte trübt das Gesamtbild ein wenig – dennoch bleibt eine schöne Erzählung, die auch nach dem Lesen noch lange im Gedächtnis verweilt.

„Die Chronistin von Chateauroux“ braucht eine kleine Anlaufzeit, ehe man sich als Leser eingewöhnt und einen Überblick über die Ausgangslage gewonnen hat. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist man jedoch gefesselt und verfolgt gespannt, wie sich die Ereignisse zuspitzen und die unheilvolle Stimmung auf den Höhepunkt zustrebt. Die Geschichte erhält gegen Ende einen leichten Horroreinschlag, der für eine intensive Nachwirkung sorgt. Insgesamt ist Anke Laufer hiermit eine bedrückende und überzeugende Erzählung über eine deprimierende Zukunft gelungen.

Melancholisch-nachdenklich ist auch der Tenor der Geschichte von Dimitrij Makarow und Erik Simon, die uns in die Zeit der Kindheit zurückversetzt. Erinnerungen werden wach an Sommertage, wie sie der Protagonist erlebt; stille Ferientage, die Freude im Urlaub, die Eltern auf der Arbeit, die Straßen leer und der Kopf voller seltsamer Gedanken. Es ist eine unspektakuläre, aber nachhaltige Begegnung, die der Junge mit dem „Wolkentreiber“ macht. Die Geschichte überzeugt durch die Atmosphäre, die sie transportiert, auch wenn die Handlung auf ein Minimum beschränkt ist.

Christian Schmitz entführt den Leser mit seiner Mediensatire „Jackson-Gate“ in eine ferne oder vielleicht doch nicht allzu ferne Zukunft, die ein unterhaltsames Lesevergnügen bietet. Allein die Namen der Kanzlerkandidaten, Oleg Müntefering und Monika Strauß-Berlusconi, laden zum Schmunzeln ein und es gelingt recht gut, sich mit dem Protagonisten und seinen Sorgen bezüglich des neuen Jobs zu identifizieren. Überraschende Wendungen garantieren, dass keine Langeweile aufkommt, und eine nette Pointe rundet den positiven Gesamteindruck ab. Negativ zu vermerken ist nur, dass der Protagonist sehr häufig mit sich selber spricht, was eine sehr unelegante Art ist, den Leser über seine Gedanken zu informieren.

Die Titelgeschichte von Hartmut Kasper reiht sich in die melancholisch orientierten Werke der Anthologie ein. Richtiger Horror will nicht aufkommen, dafür aber eine bizarre Atmosphäre mit kafkaesken Anleihen, die an einen fiebrigen Traum erinnern und für subtilen Grusel stehen.

Die Geschichte „Der Schattenprinz“ der leider bereits verstorbenen Autorin Jasmin Carow fällt in eine ähnliche Sparte wie Heidrun Jänchens „Eine Viertelstunde Sonne“. Der Text ist kurz gehalten und wird mit poetischen Worten erzählt. Der sanfte, schöne Stil entschädigt für die etwas dünn geratene Handlung, die man noch intensiver hätte gestalten können. Was bleibt, ist eine Erzählung mit wehmütiger Atmosphäre, die man gerne gelesen hat. Sehr schön ist das sehr persönlich gehaltene Nachwort, das sich ausführlich der Autorin widmet.

„In der Dunkelheit Edens“ schildert die Beziehung zwischen dem Engel Samiel und Adams erster Frau Lilith sowie seinen dämonischen Fall. Ohne religiöse und mythologische Vorkenntnisse sorgt die Geschichte vermutlich vor allem für Verwirrung. Mit der entsprechenden Kenntnis liest sie sich unterhaltsam, vor allem durch die recht menschliche Darstellung der Engel und ihrem Verhalten untereinander. Die uralte Thematik ist allerdings eher für Liebhaber von Engels- und Mythengeschichten geeignet und lässt für Nichteingeweihte ein gewisses Flair vermissen.

„An der Großen Marina“ gehört zu den actionlastigen Geschichten des Bandes. Nur wenige Atempausen gönnt Matthias Falke seinen Lesern und ebenso seinen Charakteren in einer expressionistisch-kafkaesk anmutenden Erzählung, die etwas mehr Geradlinigkeit verdient hätte.

Viel Licht und viel Schatten bietet die aus Briefen bestehende Geschichte „Mein lieber Rene“ von Stephan Peters. Der Beginn ist verheißungsvoll, die Charaktere der beiden Hauptfiguren erscheinen lebendig durch ihre eigenen Schreibstile. Ein junges Paar, das eine räumliche Trennung durchmacht und sich schon sehr aufs Wiedersehen freut, scheint der positive Ausgangspunkt zu sein – doch nach und nach zeigt sich, dass der idyllische Schein bloß ein Trugbild ist. Bis dahin überzeugt die Geschichte, aber leider nimmt die Handlung einen sehr vorhersehbaren Lauf, der sich früh abzeichnet. Zu allem Überfluss wird der Leser gegen Ende beständig durch einen detaillierten Monolog Viktorias informiert, der leider komplett konstruiert wirkt und glaubwürdiges Verhalten vermissen lässt.

Auch wer nicht zu den regelmäßigen Science-Fiction-Lesern gehört, dürfte dem Großvater-Paradoxon, mit dem sich Wilko Müllers gleichnamige Geschichte befasst, bereits begegnet sein. Weitere Vorkenntnisse sind nicht notwendig, um der Handlung zu folgen; auf Fachchinesisch wird angenehmerweise verzichtet und der Plot verläuft in einem kompakten Rahmen. Der Schluss bringt zwar keine große Überraschung mit sich, aber solide Unterhaltung ist garantiert.

Die zweite Zeitreisegeschichte in diesem Band bietet ein weiteres Highlight. Sehr vergnüglich und kurzweilig wird mit einem eigentlich altbekannten Thema umgegangen. Hin und wieder übertreibt es der Autor Achim Stößer mit den humorvollen Einlagen, sodass die Geschichte einen satirischen Unterton erhält, etwa wenn der Protagonist in jeder noch so prekären Lage einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Dennoch überzeugt die Story im Ganzen und bietet dem Leser gute Unterhaltung, auch für Nicht-Kenner der Science-Fiction. Etwas unglücklich ist die direkte Anordnung von zwei Zeitreisegeschichten hintereinander.

„Erbsünden“ von Silke Rosenbüchler entwirft eine technisch ausgefeilte, aber emotional kalte Zukunftswelt. Nach verwirrendem Einstieg braucht es knapp zwei Seiten, bis der Leser sich über die Situation im Klaren ist. Inhaltlich wie stilistisch wird solide Unterhaltung geboten, die leider nicht wie erwartet mit einer überraschenden Pointe endet, sodass ein Rest Unzufriedenheit zurückbleibt.

In „Eva“ präsentiert Alexander Amberg das Bild eines zerrütteten Protagonisten, ein Journalist mit Konflikten in allen Lebensbereichen, der sich schon bald von gefährlichen Kriminellen verfolgt sieht. Für die Kürze des Textes ist die Handlung recht überladen und raubt dem Leser die Konzentration auf einen Schwerpunkt. Durch das rasante Tempo, das die Geschichte anschlägt, lässt sich die Story rasch lesen; unterm Strich hätte sie jedoch etwas mehr Stringenz und Klarheit vertragen können.

„Die Stadt der Träume“ entführt in das Reich der Fantasy. Die Geschichte besticht durch eine originelle Idee, die auf ein ungewisses Ende hinsteuert und den Leser dadurch bis zum Schluss fesselt. Anklänge an „Die unendliche Geschichte“ werden wach, wenn sich zwei Welten miteinander vermischen und ein kleiner Junge dabei eine große Rolle spielt. Während die Handlung überzeugt, sind vor allem die Stellen, die in der Stadt Er’Ylin spielen, übertrieben schwülstig geschrieben, sodass der Stil einer Eingewöhnung bedarf.

Der „Eros hinter dem Vorhang“ von Natalia Andreeva ist eine anspruchsvolle Geschichte über das außergewöhnliche und letztlich auch fatale Verhältnis einer Bruder-Schwester-Beziehung. Nach einer kurzen Orientierungsphase werden die grundverschiedenen Charaktere der beiden Geschwister vor den Augen des Lesers lebendig und man nimmt Anteil an der Gedankenwelt der Ich-Erzählerin und ihrem von Hassliebe geprägten Leben. Freunde von wortgewaltigen und poetischen Texten kommen dabei auf ihre Kosten, während der Rest sich von der Komplexität von Inhalt und Stil überladen fühlen könnte.

In Charlottes Engmanns Geschichte geht es im wahrsten Sinn „Um Kopf und Kragen“, denn was als skurrile Handlung beginnt, nimmt bald böse Formen an. Die Story besticht durch eine gelungene Mischung aus Humor und fieser Pointe, lässt sich leicht herunterlesen und setzt den vielen melancholisch gehaltenen Geschichten mal eine andere Grundstimmung entgegen.

Horrorfreunde werden in „Audio!“ gut unterhalten. Die unheilvolle Stimmung begleitet den Leser bis zum konsequenten Ende hin. Die Geschichte ist eine Mischung aus bewährten Gruselelementen und Wissenschaftshorror, dabei solide und flüssig geschrieben.

Mit „Der Tausendäugige“ von Herausgeber Frank W. Haubold, dem amerikanischen SF-Autor A. E. van Vogt gewidmet, hält eine Hard-Science-Fiction-Geschichte Einzug, die für unerfahrene Leser des Genres sicher keine leichte Kost ist. Dennoch lohnt es, sich auf den komplexen Text einzulassen, der von Beginn an ein unterschwellig bedrohliches Flair aufbaut, das sich für Charaktere ebenso wie für den Leser im weiteren Verlauf intensiviert. Kleine persönliche Spitzen zwischen Liza und Nik sorgen für subtile Auflockerungen, die die Erzählung davor bewahren, aufgrund der vielen wissenschaftlichen Details zu trocken zu geraten.

„Das Fest der Einzelteile“ von Stefan E. Pfister zeigt erneut eine hochtechnologisierte Zukunft, die von grausigen Hintergründen überschattet wird. Die morbiden Schilderungen geben der Geschichte ihren grotesken Charakter, der einerseits blutige Details enthält und andererseits satirisch überhöht ist. Der makabere Unterton versteht zu unterhalten, die Pointe allerdings hinterlässt einen eher blassen Eindruck.

Der „Kurze(r) Zwischenbericht zur Evolution“ von Wolfgang G. Fienhold entpuppt sich als prägnante und sehr humorvolle Geschichte über das Leben der Neandertaler, der man die routinierte Erfahrung ihres vielveröffentlichten Autors anmerkt. Die kurze Erzählung, die sich nicht zu ernst nimmt, ist mit viel Wortwitz gespickt, wenn auch die modern-satirischen Anklänge teilweise übertrieben werden und manche Zote zu bemüht wirkt. Eine nette Pointe rundet das kleine Werk ab, das den Leser auf amüsante Weise gut unterhält.

Malte S. Sempten liefert mit seiner zweiseitigen Vignette die kürzeste Geschichte des Bandes und zugleich eines seiner Frühwerke ab. Der Text wird flott erzählt, ist aber ganz auf die Pointe ausgerichtet, die zwar nicht schlecht ist, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Aufgrund der Kürze erwartet der Leser allerdings wohl auch kaum ein nachhaltiges Machwerk, sodass man von einem kurzen, wenn auch nicht weiter beeindruckenden Zeitvertreib sprechen kann.

Sabine Mehlhaffs „Spielmann“ ist eine flüssig erzählte und atmosphärisch dichte Variante der bekannten Rattenfänger-Sage. Auch wenn der Grundplot altbekannt ist, liest sich die Erzählung unterhaltsam und bleibt bis zum Schluss spannend, da die Autorin es versteht, die berühmte Geschichte mit eigenen Elementen zu füllen.

Niklas Peineckes „Sternenzerstörer“ bildet den düsteren Abschluss der Anthologie und steht somit sinnbildlich für die beklemmende Stimmung, die den Großteil der Erzählungen ausmacht. Auch wenn die Charaktere etwas an Intensität vermissen lassen, besitzt der Inhalt viel Potenzial, um den Leser zu beschäftigen und nachdenklich werden zu lassen.

_Unterm Strich_ bietet die Anthologie ein enorm breites Spektrum der Phantastik, die wie alle Geschichtensammlungen Höhen und Tiefen bereithält, insgesamt aber für alle Freunde der phantastischen Literatur zu empfehlen ist. Die Mischung setzt sich aus jungen Talenten und erfahrenen Autoren zusammen, die verschiedene Thematiken und Stile aufbieten können. Eine wirklich schlechte Geschichte ist nicht vertreten, dafür aber einige Höhepunkte, die sich durch originelle Umsetzungen, ansprechenden Stil und intensive Atmosphäre auszeichnen. Von Humor bis zur Melancholie und purem Horror sind alle Stimmungen vertreten, sodass Abwechslung garantiert wird. Zwar sind in fast jeder Geschichte ein paar Tippfehler vorhanden, die sich aber lediglich auf Satzzeichen beziehen und daher beim Lesen so gut wie gar nicht auffallen. Erfreulicherweise setzen die Science-Fiction-lastigen Geschichten überwiegend keine große Sachkenntnis auf diesem Gebiet voraus, auch Einsteiger werden also ihre Freude daran haben. Die Schwarzweiß-Illustrationen von Gabriele Behrend erinnern durch ihren expressionistisch-surrealistisch anmutenden Stil meist an Traumsequenzen und unterstreichen den phantastischen Gehalt der Geschichten.

_Der Herausgeber_ Frank W. Haubold, Jahrgang 1955, studierte Informatik und Biophysik. Seit 1989 veröffentlicht er in unterschiedlichen Genres. 1997 erschien sein Episodenroman „Am Ufer der Nacht“. Weitere Werke sind u. a. die Geschichtensammlungen „Der Tag des silbernen Tieres“ (mit Eddie M. Angerhuber), „Das Tor der Träume“ und „Das Geschenk der Nacht“. Parallel dazu gab er mehrere Anthologien heraus.

Harrison, Kim – Blutspur

In den USA ist Kim Harrison mit ihrer Protagonistin Rachel Morgan längst Kult, in Deutschland ist man erst jetzt, knapp drei Jahre später, auf den Geschmack gekommen – auf den Geschmack von mysteriösen Kräutern und Blut!

Denn Rachel Morgan ist eine Hexe. Sie lebt in Cincinnati, das jedoch mit dem „realen“ Cincinnati nicht wirklich vergleichbar ist. Es gibt dort nämlich nicht nur Menschen, sondern auch so genannte Inderländer, Wesen wie Rachel, also Hexen, Vampire, Tiermenschen, Pixies, Faeries und Dämonen. Diese Wesen haben schon immer auf der Welt gelebt, aber erst eine weltumspannende Seuche, übertragen von genmanipulierten Tomaten, führte dazu, dass die Inderländer sich ins öffentliche Leben trauten, nachdem die Bevölkerung dezimiert wurde. Nun lebt man in mehr oder weniger friedlicher Eintracht, auch wenn sich natürlich Viertel wie die Hollows gebildet haben, wo nur Inderländer leben und sich die Menschen nicht hintrauen.

Rachel arbeitet als Runner für die I. S., die Inland Security, doch sie hat die Schnauze voll von ihrem mickrigen Job und der Art ihres blasierten Chefs Denon. Also kündigt sie ihren lebenslangen Vertrag, denn sie weiß, dass Denon sie gerne los wäre. Dass sie seine beste Runnerin, den lebenden Vampir Yvy (lebend bedeutet, dass sie zwar ein Vampir ist, aber noch kein richtiger. Das geschieht erst, wenn sie stirbt und eine Untote wird), mitnimmt und diese schließlich Agenturpartner werden, war nicht vorgesehen. Deshalb hat Rachel plötzlich ein Problem, denn Denon hat alles darangesetzt, um sie umzubringen. Sie sieht nur eine Möglichkeit, um ihr Leben zu retten: Sie muss Trent Kalamack, ein hohes Tier in der Politik, des Schmuggels mit der Droge Brimstone überführen. Er ist der I. S. schon lange ein Dorn im Auge, doch bis jetzt konnte man ihm nie etwas anhängen …

Liest man ein paar Seiten von „Blutspur“, steigen unweigerlich ein paar Assoziationen auf. Die Art der Protagonistin Rachel Morgan und der Schreibstil sowie das ganze Ambiente erinnern stark an die Sorte amerikanischer Romane, in deren Mittelpunkt eine junge, toughe, gut aussehende Frau in einem Männerberuf steht, die sich als Ermittlerin oder Ähnliches gegen die Schmähungen der Kollegen, ihre Vergangenheit, ihre Gefühle und fiese Verbrecher durchsetzen muss.

Ein solcher erster Eindruck ist natürlich nicht unbedingt der beste. Schließlich möchten wir keinen neunhundertsten Aufguss dieser Thriller lesen, sondern etwas Frisches. Leider hört Harrison nicht auf unsere Bitte. Auf weiten Strecken erinnert „Blutspur“ deshalb an die einschlägige Literatur und schwächelt gerade im Spannungsaufbau ein wenig. Zu vorhersehbar und zu gewöhnlich, möchte man sagen, wenn da nicht noch dieser kleine Touch Magie und Untote wäre.

Die Welt, welche die amerikanische Autorin entwirft, ist wunderbar komplex gestaltet und die mystischen Elemente von den Vampiren bis zur Hexenkunst sind gut an unsere Zeit angepasst. Magie kann man mittlerweile studieren und es gibt Leute, die sich bereitwillig von Vampiren aussaugen lassen, im Sinne von grenzwertigen Sexualpraktiken. Rachel verhext Menschen und sich selbst hauptsächlich, indem sie Amulette benutzt, und der kleine Pixie Jenks, ihr Partner mit der großen Familie, treibt entweder seine kleinen Späßchen mit ihr, wenn er nicht gerade in eine Clanfehde mit anderen Pixies oder Faeries verwickelt ist.

Wie man sieht, vermischt Kim Harrison viele verschiedene Elemente der Mystery sehr geschickt und lässt all diese unterschiedlichen Wesen wie Elfen, Hexen und Vampire nebeneinander existieren, ohne dass das Buch zu überfüllt wirkt. Im Gegenteil macht diese Masse einen gewissen Reiz aus, weil man beständig von Neuem überrascht wird.

Was ebenfalls für den Roman spricht, ist die sympathische Protagonistin, die aus der Ich-Perspektive schreibt. Auch wenn ihre mutige, aber ab und an selbstmörderische, freche Art leicht nach dem Thrillerfrauenprototyp schmeckt, können ihre Bodenständigkeit und ihr Humor sie davor retten, zu banal zu wirken.

Die anderen Personen in dem Buch sind ebenfalls sehr gut ausgearbeitet, wobei der Pixie Jenks und seine große Familie immer wieder für ein Grinsen sorgen. Besonders Jenks resolute Frau, unter deren Pantoffel er steht, bereitet Freude, genau wie ein ehemaliger Kollege von Rachel, der aber stellenweise vielleicht ein wenig zu sehr dem Klischee des speichelleckenden Arschlochs entspricht.

Der Schreibstil passt wunderbar zu den übrigen Bestandteilen des Buches – nur leider klingt er wirklich sehr „amerikanisch“. Frech und frisch, mit ein wenig Humor versetzt und immer für eine intensive Beschreibung der Actionszenen gut. Harrison unterscheidet sich dabei nicht wirklich von anderen Autoren, was schade ist. Sie setzt kaum Akzente durch eigentümliche Formulierungen oder die Wiederholung bestimmter rhetorischer Mittel mit Wiedererkennungswert.

Deshalb bleibt „Blutspur“ letztlich doch nur „ein weiteres“ Buch. Auf dem Buchrücken wird der Roman als „Kult-Bestseller“ betitelt und die richtigen Zutaten für einen Mainstreamkult weist er definitiv auf. Eine sympathische Protagonistin (weiblich, jung, ständig in Schwierigkeiten), eine Handlung, die mit einem Hauch Sex und recht viel Crime angereichert ist, und ein verständlicher, frecher Schreibstil. Kim Harrisons Debüt ist nichts für den großen Literaturliebhaber, aber doch ein gutes Exemplar für einen unterhaltsamen Nachmittag auf dem Sofa.

|Paperback, 576 Seiten, 13,5 x 20,6 cm|
http://www.heyne.de

Samuels, Mark – weißen Hände und andere Geschichten des Grauens, Die (Edgar Allan Poes Phantastische Bibliothek 4)

„Die Weißen Hände“ (The White Hands, S. 9-35): Was wäre, wenn die großen Geister dieser Welt nur körperlich sterben, während ihr Intellekt nicht nur präsent bleibt, sondern die Geheimnisse des Jenseitigen erforscht? Ein Literaturforscher beschließt, diese Theorie durch einen Blick in den Sarg einer berühmten, sehr lange toten Schriftstellerin zu überprüfen …

„Das letzte Spiel des Großmeisters“ (The Grandmaster’s Final Game, S. 37-55): Ein misanthropischer Schachspieler hat durch den Tod weder seine Kunst verlernt noch seinen Jähzorn gebändigt, wie sein aktueller Gegner am Brett leidvoll feststellen muss …

„Momentaufnahmen des Schreckens“ (Mannequins in Aspects of Terror, S. 57-79): In einem verlassenen Bürohochhaus gerät ein frustrierter Zeitgenosse in eine Schreckenswelt, die ihm merkwürdig vertraut vorkommt …

„Appartement 205“ (Apartment 205, S. 81-103): Der seltsame Zimmernachbar hat ein Spiegelsystem ersonnen, das den Blick ins Reich der Toten ermöglicht – oder ist es eher umgekehrt?

„Die Sackgasse“ (The Impasse, S. 105-123): Wer für diese Firma arbeitet, muss sich um sein Privatleben keine Gedanken mehr machen, denn er wird sie nicht mehr verlassen …

„Kolonie“ (Colony, S. 125-139): In einem abgelegenen Stadtviertel findet ein neugieriger Forscher endlich die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, was ihn freilich wie alle anderen, denen dies gelang, endgültig aus dieser Welt entfernt …

„Vrolyck“ (Vrolyck, S. 141-163): Ein neuer „Plan 9 aus dem Weltraum“ wurde in Gang gesetzt – und dieses Mal scheint er zu funktionieren …

„Die Suche nach Kruptos“ (The Search for Kruptos, S. 165-183): Wissen ist Macht, lautet ein altes Sprichwort, doch was geschieht, wenn das Wissen selbst so mächtig geworden ist, dass es das menschliche Begriffsvermögen übersteigt?

„Schwarz wie die Finsternis“ (Black as Darkness, S. 185-203): Der Nachlass einer vergessenen Schauspielerin entwickelt ein Eigenleben, der ihren Witwer erst in den Bann und dann ins Verderben zieht …

„Nachwort: Allein auf dem fremdesten aller Planeten: Die urbane Phantastik des Mark Samuels“ (von Thomas Wagner, S. 205-218)

Entfremdung und Einsamkeit – dies sind die beiden Begriffe, die einem sofort einfallen, will man diese neun Geschichten unter einen Titel fassen. Die Figuren sind zwar in der Regel nicht namenlos, doch sie gehören zu jenen Zeitgenossen, die niemand wahrzunehmen scheint. In einer Welt, die sich zu schnell für sie zu bewegen scheint, sind sie aus ihrem sozialen Umfeld gefallen. Ihre Interessen decken sich nicht mit denen der Mitmenschen. Der Alltag, der von diesen anscheinend zufrieden gelebt wird, bietet keine Heimat. Privat besteht kein Interesse an „normalen“ zwischenmenschlichen Beziehungen. Stattdessen ist da die Sehnsucht nach einer anderen Welt, in der man sich endlich zu Hause fühlen wird.

Fatal erweist sich für Samuels‘ Protagonisten stets, dass sie selbst nicht definieren können, was sie sich eigentlich wünschen. Der Verfasser geht von der Existenz fremder Welten oder Sphären aus. Er lässt sie seine Figuren finden. Dabei stellt sich – banal ausgedrückt – heraus, dass auch dort niemand auf sie gewartet hat. Im Gegenteil: Die Welten jenseits der Welt sind vor allem fremd – so fremd, dass der Schrecken, der die Reisenden aus dem Diesseits dort erwartet, nicht einmal persönlich gemeint ist. Sie lassen sich auf ein Abenteuer ein, für das sie weder mental noch körperlich gerüstet sind. Die Konsequenzen sind entsprechend. Den Leser lässt dies übrigens ziemlich kalt – die literarischen Figuren, deren Untergang er beobachtet, bleiben auch ihm gleichgültig, was ihr Verderben besiegelt.

Die Portale zu diesen fremden Welten liegen bei Samuels nur selten dort, wo sie die klassischen Horrorautoren lokalisieren: in fernen, schwer erreichbaren Regionen. Muss diese Reise unternommen werden (wie in „Die Suche nach Kruptos“), führt sie dorthin, wo der Verfasser die ideale Brutstätte des Seltsamen vermutet: ins Herz der modernen Großstadt, die für Samuels‘ tragische „Helden“ ein Ort ist, an dem sie in einer anonym bleibenden Menschenschar verloren gehen. Wo man sich nicht umeinander kümmert, ist es zu erwarten, dass das Fremde erfolgreich eigene Vorstöße in diese Welt unternimmt („Vrolyck“).

Denn dies ist die zweite Prämisse, die Samuels immer wieder ins Spiel bringt: Das Jenseits braucht den Menschen nicht. Womöglich ist die uns bekannte Welt nur eine Spiegelung von Träumen merkwürdiger, gleichgültiger Wesenheiten. Auch die Toten kommen in Frage, doch sie sind ungleich gefährlicher, denn sie erinnern sich ihrer Existenz im Leben und können gezielt nach Opfern suchen. Warum sie dies tun, bleibt letztlich rätselhaft. Samuels weigert sich nicht, die „Motive“ der Fremden zu nennen; er geht davon aus, dass es gar keine Motive gibt. Seine Figuren bringen enorme Opfer, um in das erhoffte Paradies zu gelangen. Am Ziel angelangt, müssen sie erkennen, dass dort nur Dunkelheit und Leere sind („Die Weißen Hände“, „Appartement 205“).

Mark Samuels verfasst Storys, die sich eher subtil dem Phantastischen widmen. Die bekannten Kreaturen der Nacht wird man hier nicht finden. Solche Zurückhaltung liebt die Literaturkritik, die davon ausgeht, dass der feine Pinsel mächtiger ist als der breite Quast. Als seine Vorbilder nennt Samuels Edgar Allan Poe, Arthur Machen, H. P. Lovecraft und andere Klassiker des Genres, aber auch moderne Meister wie Robert Aickman, Thomas Ligotti oder Ramsey Campbell. Diese klingen sehr deutlich durch – vielleicht noch zu deutlich, denn der fleißige Leser phantastischer Geschichten wird so manchen Plot rasch wiedererkennen. Darüber hinaus wird die finale Auflösung der komplexen, viel mehr versprechenden Vorgeschichte nur selten gerecht (vgl. besonders „Das letzte Spiel des Großmeisters“ und „Momentaufnahmen des Schreckens“), muss bzw. soll Stimmung eine plausible Story ersetzen („Kolonie“) – alte Probleme nicht nur, aber vor allem der Phantastik. Stil und Ausdruck machen diese „Anlehnungen“ sowie die Tatsache, dass Samuels sich durchaus überschätzen kann („Die Sackgasse“ wirkt wie eine Franz-Kafka-Parodie, und die Nazis in „Die Suche nach Kruptos“ entlehnt der Verfasser offenbar einer schundigen TV-Vorabendserie), wieder wett. (Interessant ist auch die Tatsache, dass eine ganz „normale“ Gruselgeschichte wie „Das letzte Spiel des Großmeisters“ besser „funktioniert“ als manche angestrengt ambitionierte Samuels-Story.)

Interessante Hintergrundinfos erhält der Leser durch ein Essay, in dem Thomas Wagner Mark Samuels‘ Werk (auf dem Stand des Jahres 2004) erläutert sowie ein Interview mit dem Schriftsteller selbst führt. Aus diesem (und noch mehr aus dem biografischen Abriss auf seiner Website; s. u.) kann man herauslesen, dass Samuels eigene Wesenszüge und Erfahrungen in seine Figuren einfließen lässt. Sein Bürojob frustriert ihn, aber als Vollzeit-Autor sieht er sich nicht. Immerhin bieten ihm seine Geschichten einen privaten „Fluchtweg“ aus dem Alltag.

Die deutsche Ausgabe von „Die Weißen Hände“ ist ein gar nicht kleines & feines Buch. Das sauber gebundene, mit einem von Mark Freier gestalteten Cover versehene – im Zeitalter der Bildstock-„Titelbilder“ ist das schon eine Erwähnung wert! – Paperback enthält sogar zu jeder Story eine schwarzweiße Innenillustration von Denis Vidinski. Die Übersetzung von Monika Angerhuber ist kompetent und flüssig lesbar. Zudem bietet die |BLITZ|-Ausgabe dieser Sammlung den ursprünglichen Samuels: Für die |Tartarus|-Erstausgabe von 2003 nahmen sich die englischen Herausgeber die Freiheit (oder Frechheit), die Titelgeschichte sowie „Momentaufnahmen des Schreckens“ zu „bearbeiten“, d. h. zu „entschärfen“ und lesermassenkompatibler zu gestalten. Der Kaufpreis fällt erfreulich moderat aus und lässt den Gruselfreund mit etwas weiterem Lektürehorizont gern zugreifen.

Mark Samuels wurde 1967 in Clapham, Südlondon, geboren. Hauptberuflich ist er für eine Firma tätig, die Theaterliteratur herausgibt sowie Schauspieler u. a. Bühnenvolk vertritt. Als Schriftsteller debütierte er 1988. Storys erschienen in wenig auflagenstarken Magazinen; der ausbleibende Erfolg veranlasste den frustrierten Verfasser, das Schreiben vorläufig aufzugeben. Erst 1999 kehrte er an den Schreibtisch zurück. Nunmehr fand er seine Nische als Verfasser anspruchsvoller Phantastik, die zwar klassische Vorläufer des englischen und US-amerikanischen Grusels aufgreift, auf Spukhäuser, Gespenster und Monster jedoch weitgehend verzichtet. Stattdessen steht der „urbane“ Horror der Gegenwart im Vordergrund: Gesellschaftliche Außenseiter scheitern im und am „normalen“ Leben, in dem sie keine Erfüllung finden. Ihre Suche führt sie nur weiter in die Isolation, in den Wahnsinn und schließlich in eine jenseitige Welt, die in ihrer Fremdartigkeit auch keine Zuflucht bietet, sondern neuen Schrecken birgt.

Samuels ist ein Schriftsteller, der ausschließlich in seiner Freizeit aktiv ist, da er zwar von der Kritik, jedoch weder von der Mehrheit der Leser noch von den großen Buchverlagen bisher „entdeckt“ wurde. Sein Werk ist deshalb schmal und bisher vor allem denjenigen Lesern bekannt, die in Sachen Phantastik ein wenig über den flachen King/Koontz/Rice-Topfrand blicken. Samuels hat eine nüchtern aber elegant gestaltete, sehr aktuell gehaltene Website, auf der er detailliert über seine Werke Auskunft gibt: http://www.marksamuels.net.

http://www.BLITZ-Verlag.de

Jim Butcher – Sturmnacht [Harry Dresden 1]

Detektiv und Magier Harry Dresden kommt einem mörderischen Hexer auf die Spur, den er unbedingt fassen und ausschalten muss, da man sonst ihm die Untaten anhängen wird … – Auftakt einer erfolgreichen Serie, die erfolgreich, unterhaltsam und unter Einsatz trockenen Humors den „Private Eye“-Krimi mit dem Horror-Thriller kombiniert.
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Harris, Charlaine – Vampire bevorzugt

Band 1: [„Vorübergehend tot“ 788
Band 2: [„Untot in Dallas“ 939
Band 3: [„Club Dead“ 1238
Band 4: [„Der Vampir, der mich liebte“ 2033

„Vampire bevorzugt“ ist der fünfte Streich von Charlaine Harris‘ Serie um die gedankenlesende Kellnerin Sookie Stackhouse. Und bevor irgendwelche falschen Vorstellungen aufkommen: Wie auch schon im Vorgängerband, ist der Titel unglücklich gewählt. Denn wenn Sookie in den vergangenen Bänden etwas gelernt hat, dann auf jeden Fall, dass Vampire nicht zu bevorzugen sind. Leider hat sich |dtv| nicht auf die Masche der Autorin eingelassen, in jedem Titel das Wort „dead“ vorkommen zu lassen. Das führt leider dazu, dass die deutschen Titel reichlich hölzern und unhandlich wirken. Doch sollte man sich davon nicht abhalten lassen (genauso wenig wie vom Glitter auf dem Cover) und „Vampire bevorzugt“ möglichst an einem freien Wochenende zu Hand nehmen. Denn eines kann Charlaine Harris garantieren: dass man ihre Bücher so schnell nicht aus der Hand legt!

Um auf die Vampire zurückzukommen: Da wäre zunächst Bill, der es sich mit Sookie verscherzte, als er mit seiner Meisterin in die Laken hüpfte. Und dann wäre da noch Eric, der nordische (und untote) Sexgott, der sich während seines Gedächtnisverlustes zwar zum perfekten Liebhaber entwickelte, aber nach der Aufhebung des Fluchs keinerlei Erinnerung mehr daran zu haben scheint, dass er zusammen mit Sookie sämtliche Stellungen des Kamasutra ausprobiert hat. Kurzum: Sookie hat die Nase voll. Sie will einfach nur in Ruhe gelassen werden, zur Arbeit gehen und sich vielleicht ein neues Auto kaufen.

Doch das wäre natürlich kein Stoff für einen Roman. Stattdessen stellt sich heraus, dass in Bon Temps, Sookies provinziellem Heimatort, ein Unbekannter auf Gestaltwandler schießt. Als es auch ihren Boss Sam erwischt (der sich gern mal in einen Collie mit samtweichem Fell verwandelt), muss Sookie nach Shreveport fahren und Eric um einen Ersatzbarkeeper bitten. Der stellt ihr Charles Twining zur Verfügung, einen charmanten Piraten mit Augenklappe, der nur deshalb keinen Papagei auf der Schulter trägt, weil das Halten von Tieren in einer Bar mit zu hohen Auflagen verbunden ist. Charles, charmant und ein echter Haudegen, ist natürlich eine fleischgewordene Anspielung auf einen gewissen Piratenfilm, der in den letzten Jahren mit ziemlichem finanziellen Erfolg gesegnet war. Unser Vampir hatte sogar mal die Gelegenheit, nach Tortuga zu segeln. Wenn das kein Glück ist …

Charles soll eigentlich in der Abstellkammer des „Merlotte’s“ schlafen, doch Sam überredet Sookie, den Vampir mit zu sich nach Hause zu nehmen. Das erweist sich durchaus als sinnvoll, denn gleich in derselben Nacht legt jemand Feuer an Sookies Haus. Charles kann den Brandstifter festsetzen, bricht ihm aber im Eifer des Gefechts das Genick. Sookie hat den Toten noch nie gesehen, warum sollte dieser also ihr Haus anstecken?

Es geht ähnlich rasant weiter: Alcide, Sookies Werwolf-Bekannter, versucht ständig, ihr Avancen zu machen und schleppt sie zu Veranstaltungen seiner Werwolf-Gemeinde, die sie lieber nie gesehen hätte. Eric versucht dauernd, sie zu überreden, ihm doch zu erzählen, was während der Zeit seines Gedächtnisverlusts zwischen ihnen passiert ist. Bill ist hauptsächlich deprimiert, aber trotzdem immer zur rechten Zeit am rechten Ort. Und schließlich wird auch noch Sookie selbst angeschossen, als sie ihre Bücher zur Bibliothek bringen will.

Man sieht, als Leser hat man – wie Sookie selbst auch – auf den 300 Seiten des Romans kaum Zeit, einmal durchzuatmen. Charlaine Harris scheint mit jedem Band mehr Freude daran zu finden, ihre Handlung flott voranzutreiben und damit ein hohes Tempo vorzulegen. Dabei entfernt sie sich immer mehr vom Schnulzencharakter des ersten Bandes und setzt stattdessen auf Action, Mystery und fesselnde Charaktere. Das soll natürlich nicht heißen, dass die Romantik ganz flöten ginge, im Gegenteil: So viele Männer wie in „Vampire bevorzugt“ hat Sookie wohl noch nie geküsst. Sämtliche männlichen Supras in ihrer näheren Umgebung scheinen magisch von ihr angezogen und Sookie kann sich all der Avancen kaum erwehren. Doch läuft die Buhlerei um ihre Gunst kaum auf eine heiße Affäre hinaus. Vielmehr hat man als Leser den Eindruck, dass sie Exposition für viele neue Probleme in zukünftigen Bänden ist. Man darf also gespannt sein!

Harris‘ Pool an Charakteren und übernatürlichen Gattungen erweitert sich ständig, und es ist eine wahre Freude, ihr bei der Entwicklung ihres Romankosmos zuzuschauen. Ihre Figuren werden dreidimensionaler und Sookie ist im fünften Band weit entfernt von der scheuen und sozial zurückgezogenen Kellnerin, die sie noch im ersten Band war. Ähnliches könnte man über einen Großteil von Harris‘ Charakteren sagen – ihre Welt wird mit jedem Roman kompletter, bunter, aber auch gefährlicher. Sookie gerät ins Schussfeld von immer mehr konkurrierenden Gruppierungen und damit erhöht sich selbstverständlich auch die Spannung für den Leser. Trotzdem verliert Harris nie den Sinn für Humor und Ironie. Sie schafft es sogar, ihre eigene Schreibe auf die Schippe zu nehmen; inwiefern, wird der Leser aber erst erfahren, wenn am Ende des Romans der Bösewicht enthüllt wird.

Bis dahin kann man nur wünschen: Gute Unterhaltung!

http://www.dtv.de

Stephen King – Puls

King Puls TB 2007 kleinDer „Puls“, ein mysteriöses Signal, das per Handy verbreitet wird, lässt den Großteil der Menschheit mörderisch mutieren. Drei Überlebende verlassen die Großstadt Boston auf der Suche nach einem sicheren Ort … – Ein weiteres Weltuntergangsdrama, dieses Mal entfesselt von Bestsellerautor Stephen King, der sehr routiniert und unterhaltsam aber ohne Innovationen sein Garn spinnt: keiner von des Meisters guten Romanen.
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Bionda, Alisha / Parzzival, S. H. A. – Finale (Larry Brent, Band 115)

Es ist ruhig um den Dämonensohn geworden. Die Gelegenheit nutzen Larry Brent, Iwan Kunaritschew und Morna Ulbrandson, um ihren ersten gemeinsamen Urlaub zu unternehmen. Zusammen wollen sie die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland besuchen, nicht ahnend, dass Labal und die Dämonen der Goetia, allen voran der Höllenfürst, ihren neuen Stützpunkt ebenfalls in Deutschland aufgeschlagen haben.

Auch Laurent begibt sich in die BRD, da er spürt, dass das Geheimnis seiner Herkunft nur dort, am Ort seines Ursprungs, gelüftet werden kann.

Weder der Mann mit den tierisch-magischen Genen noch die PSA-Agenten ahnen etwas von der Bedrohung durch den Höllenfürsten und seine Diener, denn Labal gelingt es, einen PSA unter seine Kontrolle zu bringen …

Der Abschlussband der Trilogie ist wieder eine Gemeinschaftsarbeit. Dieses Mal von Alisha Bionda und S. H. A. Parzzival, die beide schon erfolgreich in der Reihe „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“ zusammengearbeitet haben.

Das titelgebende Finale schließt den Kreis und endet dort, wo der Fall im Prinzip begonnen hat: in Deutschland. Die Autoren haben die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und die Fußballweltmeisterschaft zur Kulisse des Kampfes gemacht. Der Roman wirkt insgesamt sehr viel straffer und rasanter und die PSA-Agenten dürfen dieses Mal so richtig auftrumpfen. Dabei wird auch David Gallun alias X-Ray-1 nicht vergessen, der vor 1 1/2 Jahren wieder genesen ist, also Anfang des Jahres 2005.

Hervorragend ist darüber hinaus das Hightech-Wohnmobil der PSA, die |Dark Lady|, die wie weiland James Bonds Autos mit allerlei Schnickschnack ausgerüstet ist, ohne die Grenzen der Glaubhaftigkeit zu übertreten.

Aber den alteingesessenen Fan erwarten noch mehr Überraschungen. Neben einem erneuten Auftreten des schwedischen Agenten Nils Hellström erinnern sich die Agenten auch an das Marburg-Abenteuer mit den Ratten (siehe Band 110 „Das Methusalem-Projekt“) sowie an ihre erste Begegnung mit dem Dämonensohn. Damit fügt sich die Trilogie in das Gesamtbild der Serie ein und verleiht ihr mehr Kontinuität. Dabei werden die einzelnen Handlungsstränge geschickt beendet, gebündelt und zum Ende hin aufgelöst.

In Deutschland beginnt dann die entscheidende Runde, in der die Dämonen der Goetia zeigen können, wie vielschichtig sie sein können. Insbesondere die Szenen, in denen die beeinflussten Agenten Morna und Iwan aufeinander losgehen, sind schlicht genial.

Nils Hellström, alias X-Ray-4, entwickelt sich langsam zu einer sehr sympathischen Figur. Im Gegensatz zu seinen Kollegen ist der schwedische Agent nämlich kein Supermann, dem alles gelingt und der jede Situation souverän meistert. Dieses Image bröckelt in der Trilogie aber auch erstmals von Larry Brent und seinen Freunden ab, denn so stark wie in diesem Buch waren die PSA-Agenten noch nie auf die Hilfe Dritter angewiesen. Würde in der Dämonenfamilie mehr Einigkeit herrschen, hätten die Helden nicht den Hauch einer Chance gehabt.

Labals Eigenschaften werden ihm schlussendlich zum Verhängnis. Obwohl mehrfach von Asmoday und dem Höllenfürsten gerügt und bestraft, sieht er die Fehler nie bei sich selbst, ist der festen Überzeugung, den „richtigen“ Weg eingeschlagen zu haben. Der interessanteste Gegner in diesem Buch ist aber Andras, der Dämon der Zwietracht, der es sogar schafft, dass sich zwei PSA-Agenten bis aufs Messer bekämpfen, eine der eindringlichsten, spannendsten Szenen des Buches. Das Finale setzt dem durchgehend aufrechterhaltenen Spannungsbogen noch einen drauf und übertrumpft sogar den Endkampf im Vorgängerband. Wie im Zentrum eines Spinnennetzes treffen sich die wichtigsten Pro- und Antagonisten zum Showdown, und wer das Schlachtfeld gesund und lebend verlässt, ist alles andere als offensichtlich.

Hervorzuheben ist auch die exzellente Papierqualität. Die Seiten strömen nicht nur einen angenehmen Geruch aus, sondern sind auch stabil und nicht so grellweiß, dass es in den Augen schmerzt. Pat Hachfeld hat in diesem Buch zum einem dem Dämon Forneus eine Gestalt in Form eines Riesenfischs gegeben, der in Marburg sein Unwesen treibt, und zum anderen dem Höllenfürsten selbst, der durch die Macht des Schädelgürtels auf die Erde kam. Beide Illustrationen zeugen von dem großartigen Talent des Künstlers. Das Titelbild zeigt geheimnisvolle Schriftzeichen der Goetia und einen von der Macht eines Dämons beeinflussten Menschen über einem Stadion. Der unruhige Hintergrund und die dunkle Farbwahl passen sich zum einen ideal dem Rahmen an, vermitteln aber auch einen ersten Eindruck von dem drohenden Inferno, welches die Menschheit durch die Dämonen blüht.

Fazit: Rundum gelungenes Finale der neuen, erstmals nicht von Dan Shocker verfassten Larry-Brent-Trilogie. Hier kommt nicht nur der Fan auf seine Kosten, sondern auch der Neuleser, der sich von den mysteriösen Fällen der Psychoanalytischen Spezialabteilung unterhalten lassen will.

_Florian Hilleberg_

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Bionda, Alisha – Schädelgürtel, Der (Larry Brent, Band 114)

Kelly Parker bringt ein Kind zur Welt, welches Labal, der Dämonensohn, aufziehen will. Doch Larry Brent und Iwan Kunaritschew gelingt es, den Säugling aus den Klauen des Dämons zu befreien, während Kelly Parker den Tod findet. Labal wird von Asmoday in die Schranken verwiesen, denn der Dämonensohn wollte das Kind nicht den Dämonen der Goetia weihen, sondern für sich in Anspruch nehmen und damit seine neuen Verbündeten verraten.

Der Dämonensohn sinnt auf Rache und beabsichtigt, den sagenumwobenen Schädelgürtel in seinen Besitz zu bringen. Mit diesem Artefakt könnte er nicht nur gegen die Dämonen der Goetia vorgehen, sondern auch die Menschheit ins Verderben stürzen.

Larry Brent und Iwan Kunaritschew folgen Labal in die Gewölbe unterhalb des National Forests, um den Sohn des Dr. Satanas endlich zu vernichten. Derweil hat der Dämonenkönig Asmoday seine eigenen Pläne mit den PSA-Agenten und dem verräterischen Labal …

Währenddessen spürt Laurent, der Mann, der durch Genmanipulation und schwarze Magie entstand, dass sein dunkles Erbe stärker wird …

Der zweite, von Alisha Bionda allein verfasste Band der Dämonensohn-Trilogie schließt nahtlos an den Vorgänger an. Labal entpuppt sich als intriganter Feigling, der mehr und mehr die Fäden aus dem Hintergrund zieht. Asmoday hingegen verfolgt ganz eigene Pläne und entwickelt sich zu einem Gegner, dem es nicht auf sinnlose Zerstörung und Tod ankommt, sondern einzig und allein um Macht. Damit bildet er im Prinzip den Hauptantagonisten des Buches.

Larry Brent und Iwan Kunaritschew stehen dabei vor einem ihrer schwersten Kämpfe und müssen einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie zu den besten Agenten der Welt gehören.
Dabei wird offensichtlich, dass auch diese „Wundermänner“ auf Hilfe angewiesen und eigentlich machtlos gegen die mächtigen Dämonen der Goetia sind.

Die Charakterisierung der Nebenfiguren Adrienne und Laurent, ihrer Freunde und Bekannten und den Beziehungen untereinander wurde viel Text gewidmet, wodurch diese Figuren sehr lebensecht wirken. Den Protagonisten Larry Brent und Iwan Kunartischew wird dabei bisweilen die Show gestohlen. Die Agenten haben von ihrem Schöpfer Dan Shocker ein recht starres Raster erhalten, in das sie immer wieder gepresst wurden, so dass eine Entwicklung der Charaktere auf der Strecke blieb. Dieses Versäumnis kann natürlich nicht in einem Buch nachgeholt werden.

Das Finale des Romans zieht alle Register der Dramaturgie und bietet dem Leser ein atemberaubendes Feuerwerk an Spannung und Action.

Labal ist nun auch nicht mehr nur der Dämonensohn des Dr. Satanas, sondern ein dämonisches Kunstgeschöpf mit eigenen Charaktereigenschaften. Ein Erzbösewicht mit ausgeprägtem Hang zur Selbstüberschätzung und keinerlei Kritikfähigkeit.

Das Cover des Buches zeigt den Dämonenkönig Asmoday und den Schädelgürtel in all seiner höllischen Pracht. Das Bild strahlt eine überaus düstere Atmosphäre aus, bedingt durch rötlich-violette Farbgebung. Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld zeigen dem Leser den Schädelgürtel und das Tor zum „Tempel der toten Namen“ in Form eines gigantischen, dämonischen Totenschädels.

Fazit: Die zweite Runde im Kampf gegen den Dämonensohn bietet eine angenehme Mischung aus Action und Charakterzeichnung. Die Ermittlungen der PSA-Agenten fallen zu Gunsten der Nebencharaktere sehr kurz aus, enden aber mit einem überraschenden Knalleffekt.

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_Florian Hilleberg_

Giesa, Werner K. / Bionda, Alisha / Shocker, Dan – Dämonensohn, Der (Larry Brent, Band 113)

_Teil 1: Der Dämonensohn schickt den Todesboten_

Larry Brent und Iwan Kunaritschew untersuchen in Chewenshere, England, mysteriöse Todesfälle, die in einem Umkreis von sieben Meilen um das Anwesen des Earl of Hampton geschehen sind. Der alte Mann avancierte damit zum Hauptverdächtigen. Doch als die Agenten der PSA den Earl überführen wollen, werden sie Zeuge eines Mordanschlags auf den Alten, durchgeführt von einem sensenschwingenden Gerippe, welchen die beiden Agenten im letzten Moment verhindern können. Im Keller der Villa finden Larry und Iwan scheußliche Dämonenfigürchen, die scheinbar magisch aufgeladen sind. Larry Brent will die Mini-Skulpturen zur näheren Untersuchung nach New York bringen lassen. Bevor der Nachrichtenagent eintrifft, erscheint aber ein demoliertes Auto mit zwei jungen Frauen, die unweit der Villa aus einem alten Landhaus fliehen konnten, in der ein scheinbar verrückter alter Mann eine Leiche in einer mit Säure gefüllten Badewanne entsorgen wollte. Larrys Ahnung wird bald zur Gewissheit. Der Dämonensohn des Dr. Satanas hat erneut zugeschlagen …

_Teil 2: Die Einfalt der neuen Götter_

Zwei amerikanische Wissenschaftler führen im Jahr 1965 ein gewagtes Experiment durch und pflanzen einer Frau menschliche und tierische Gene ein. Die Frau wird binnen kürzester Zeit schwanger und gebiert bald darauf ein Kind, welches schneller heranreift als andere Kinder. Die Mutter stirbt bei der Geburt und Laurent, so heißt der Mutant, wird von den beiden Wissenschaftlern aufgezogen. Doch skrupellose Mitwisser wollen das Geheimnis von Laurent für sich nutzen, so dass sich der Hauptinitiator mit Laurent nach Los Angeles absetzt, wo Laurent innerhalb weniger Jahre zu einem Mann heranwächst.

Im Jahr 2005 findet die Journalistin Kelly Parker Hinweise auf unerklärliche Ereignisse und Verbrechen in und um Los Angeles. Sie informiert ihren Freund Larry Brent über ihre Entdeckung, der hinter diesen Vorkommnissen einmal mehr eine Aktion des Dämonensohns vermutet, welcher dem PSA-Agenten mehrfach im Traum erschienen ist und seine Rache angekündigt hat.

Bald schon werden Kelly Parker, Larry Brent und Iwan Kunaritschew auf eine brutale Motorradgang aufmerksam, sich „Höllenhunde“ bzw. „Pavlov Dogs“ nennt. Iwan beobachtet eine Schwarze Messe, in der mehrere Mitglieder der Gang Asmoday beschwören, einen Dämonenkönig der Goetia. Scheinbar hat sich der Dämonensohn mit dem Dämonenbund verbündet, um noch mehr Macht zu erlangen. Darüber hinaus wird der Unhold in den Bund aufgenommen und trägt ab sofort den Namen des mächtigen Dämons Labal.

Derweil macht Kelly Parker in den Wäldern um Los Angeles Bekanntschaft mit dem Mutanten Laurent, der die Journalistin vor den Motorradrüpeln rettet.

Labal wird bald auf Laurent aufmerksam, denn er spürt, dass bei der Entstehung des Tiermenschen nicht nur Genforschung, sondern auch Schwarze Magie eine Rolle spielte. Der Dämonensohn holt zu einem mächtigen Schlag aus, um die PSA-Agenten zu vernichten und das Geheimnis der Tiermenschen in seine Gewalt zu bekommen …

Der Auftakt der Trilogie um den Dämonensohn beginnt mit einem Roman, den Werner Kurt Giesa nach einem Exposee von Dan Shocker geschrieben hat. Alisha Bionda hat sich dieses Stoffes angenommen und weitergeführt, um einem der interessantesten Gegner der PSA ein Profil und einen Charakter zu verleihen, der ihn vom Abziehbild des legendären Dr. Satanas zu einem ernst zu nehmenden Gegner macht.

Die erste Geschichte beginnt schon sehr düster und unheimlich in einer verregneten Nacht, einem einsamen Landhaus und mit zwei Frauen, die sich verirrt haben. Das ist der Stoff, aus dem Horror-Geschichten gemacht sind. Die Story handelt viel von Magie und Dämonen, enthält aber auch eine große Portion Psychothrill, welche die Geschichten um Dr. Satanas immer ausgezeichnet haben.

Der Part von Larry Brent und Iwan Kunaritschew beginnt zunächst sehr schleppend, aber spätestens mit dem Eingreifen des Dämonensohns gewinnt die Handlung an Tempo und Dramatik.

Die Storyline von Alisha Bionda konfrontiert den Leser zunächst mit einem Schnitt in der Handlung und beginnt in der Vergangenheit mit einem Experiment in Sachen Genforschung. Einem Thema, das auch für Dan Shocker immer interessant war und mit Sicherheit in einem seiner Romane noch deutlicher ausgeführt worden wäre, wenn er selber noch aktiv schreiben würde.

Schnell verlagert sich die Geschichte in die Gegenwart, die im Jahr 2005 spielt. Die Darstellung der Protagonisten gelingt der Autorin sehr gut, vor allem den Humor des kauzigen Russen Iwan Kunaritschew erkennt man schnell wieder. Leider geraten die Handlungsstränge der PSA-Agenten leicht ins Hintertreffen und werden von der Charakterisierung und der Beziehung zwischen Kelly Parker und Laurent schnell überlagert. Zum Ende hin rückt die Fehde zwischen Larry Brent und Labal aber wieder rasant in den Vordergrund.

Die Idee mit dem Bund der Dämonenkönige verspricht noch einige spannende Verwicklungen. Bedauerlicherweise durfte Labal im zweiten Teil des Buches seine besonderen gestaltwandlerischen Fähigkeiten nicht einsetzen, auch wenn das Misstrauen der Agenten glaubhaft dargestellt wurde, die sogleich die Identität von Bekannten und Freunden hinterfragen, wenn sich diese seltsam benehmen. Zu tief sitzen die Wunden noch, die der Terror durch Dr. Satanas geschlagen hat.

Ein weiteres Highlight erwartet den Larry-Brent-Fan mit dem ersten Auftritt von X-Ray-4, alias Nils Hellström, der zwar seit Bestehen der PSA mit von der Partie sein soll, aber innerhalb von mehr als 192 Heftromanen, bzw. 112 Bänden des BLITZ-Verlages, noch keinen Auftritt absolviert hat. In diesem Buch lernt der Schwede Larry Brent und Iwan Kunaritschew kennen und unterstützt seine Kollegen mit neuen Ideen.

Warum der Titel von Giesas Roman „Der Dämonensohn schickt den Todesboten“ nicht übernommen und als Kapitelüberschrift für den ersten Teil genommen wurde, wird nicht weiter erklärt. Der Roman erschien übrigens nie in der eigenständigen Heftromanserie, sondern wurde vor gut zehn Jahren als der erste Band einer vierbändigen Reihe namens „Dan Shocker“ vom |Zaubermond|-Verlag herausgebracht.

Darüber hinaus bietet der neue Band ein ganz besonderes Bonbon, denn als Titelbild wird ein Originalcover von Lonati präsentiert, welches der Künstler im Jahr 1986 für den Roman „Der Dämonensohn schickt den Todesboten“ anfertigte, welcher ja nie in der Serie erschienen ist, da diese vorzeitig eingestellt wurde (s. o.). Der |Zaubermond|-Verlag musste vermutlich aufgrund rechtlicher Angelegenheiten auf ein neues Titelbild zurückgreifen. Das Cover von Lonati passt allerdings ideal zu der Handlung des Giesaschen Romans und zeigt die Fratze des Dämonensohns mit dem Todesboten im Vordergrund, der auch symbolisch als der Tod gewertet werden kann, der immer dicht im Fahrwasser des Dämonensohns anzutreffen ist. Weiter aufgewertet wird das Buch durch zwei eher schlicht gehaltene, aber nicht weniger eindrucksvolle Illustrationen des Wolfsburger Künstlers Pat Hachfeld. Besonders das Porträt von Labal, dem Dämonensohn, sei hier erwähnt.

Fazit: Das neue Abenteuer bietet dem Fan Altbekanntes und Neues in einer einzigartigen Mischung aus Wissenschaftsthriller und Horror. Für die alteingesessenen Dan-Shocker- und Larry-Brent-Fans wird das neue Abenteuer sicherlich gewöhnungsbedürftig sein, bietet aber auch ein Potenzial, auf dem die neuen Fälle aufbauen können, um auch neuen Lesern die Abenteuer von Larry Brent näher bringen zu können.

Gute und spannende Unterhaltung ist jedenfalls garantiert und die nächsten Bände versprechen noch rasanter und dramatischer zu werden, um schlussendlich im langerwarteten „Finale“ zu gipfeln.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Wahnsinnsbrut (Larry Brent 30)

_Sanatorium der Toten_

Angelique Gourmon, Tochter eines erfolgreichen Theaterproduzenten, erwacht eines Nachts in einem schwarzen Sarg. Verängstigt rennt sie auf die Straße, direkt vor einen Krankentransportwagen, der vom nahe gelegenen Sanatorium Professor Mineaus kommt. Die Pfleger wollen der armen Frau helfen und lassen sie einsteigen. Doch im Wagen sieht Angelique keine Bahre, sondern den schwarzen Sarg. Die junge Frau verliert darüber den Verstand und wird in das Sanatorium eingeliefert.

Derweil hat Larry Brent den Auftrag erhalten, das Verschwinden mehrerer junger, hübscher Frauen zu untersuchen. Erster Anhaltspunkt ist ein Edelbordell, in dem eine Frau namens Yvonne Basac arbeitet, die mehr von den Geschehnissen zu wissen scheint. Larry verabredet sich mit der Dame, die zuvor aber ein Date mit einem Mann hat, der sich nur „Marquie“ nennt. Doch der Besuch verläuft anders als geplant und Yvonne wird entführt. Larry verfolgt die Kidnapper bis zur Ruine des sagenumwobenen Marquie de Noir, der vor 200 Jahren jungen Frauen nachstellte. Doch Brent kann Yvonne nicht befreien und wird niedergeschlagen und mit Whiskey abgefüllt. Die alte Bäuerin Louise findet den Agenten und gibt ihm ein gutes Frühstück. Dabei erzählt sie ihm die Geschichte des grausamen Edelmannes und die Sage, dass sein Geist angeblich immer noch in der Gegend umherspuke.

Larry kehrt zum Bordell zurück, findet die Puffmutter aber nur noch erstochen vor. Die Rätsel werden immer zahlreicher, und so schickt David Gallun, alias X-Ray-1 seinem Agenten Unterstützung in Form von X-Girl-C, alias Morna Ulbrandson.

Die Schwedin, die in das Raster der verschwundenen Frauen passt, soll sich als Reporterin im Sanatorium umsehen und den Lockvogel spielen. Doch die attraktive Schwedin gerät in die Falle der unbekannten Verbrecher. Larry Brent kann seiner Kollegin nicht helfen, denn bei einer erneuten Untersuchung der Ruine gerät X-Ray-3 ebenfalls in Lebensgefahr …

Der Roman bietet eine ausgeklügelte Kriminalstory mit einer hervorragenden Gruselatmosphäre. Die Action kommt dabei zwar sehr kurz, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Nur sorgen die vielen Handlungsabläufe und agierenden Personen schnell für Verwirrung, insbesondere die Täuschungsmanöver und der Psychoterror, welcher die Frauen in den Wahnsinn treiben soll. Letzterer ist dabei sehr eindringlich dargestellt worden und der Autor hat mit diesem Roman wieder eines seiner Lieblingsthemen aufgegriffen, die Behandlung von Geisteskranken. Die medizinischen Details zum Ende der Geschichte sind dabei sehr haarsträubend, aber auch faszinierend, und die Beweggründe des Drahtziehers sind auch stückweise nachzuvollziehen. Im Finale schafft es Dan Shocker auch wie immer, die Fäden zu einem Ganzen zusammenzufügen und die Geschehnisse plausibel zu erläutern.

Ein spannender Roman, der leider durch seine komplexe Handlung einige Längen aufweist.

_Die Wahnsinnsbrut des Dr. Satanas_

In Montevideo tritt plötzlich eine grauenvolle Form des Wahnsinns auf: Menschen werden von Hunden angegriffen, beißen die Tiere aber selber tot und fangen an, die Hunde zu fressen. X-Ray-1 schickt seine besten Agenten nach Uruguay: Larry Brent, alias X-Ray-3, und Iwan Kunaritschew, alias X-Ray-7.

Larry rollt den Fall von Anfang an auf und besucht die Familie des Mannes, der als erstes vom Wahnsinn befallen wurde.

Iwan hingegen besucht die Anstalt, in der die veränderten Menschen untergebracht wurden. Dabei erfährt der Russe aus erster Hand eine ungeheuerliche Tatsache. Die Wahnsinnigen scheinen keine Menschen mehr zu sein, denn anstelle von Organen befindet sich in den Körpern eine graue undefinierbare Masse. Iwan verlässt die Anstalt, um im Hotel auf seinen Freund und Kollegen Larry zu warten. Doch der hat die Spur eines sechzehnjährigen Mischlingsmädchen aufgenommen, das scheinbar eng mit dem mysteriösen Dr. Satanas zu tun hat. Tatsächlich lockt es X-Ray-3 zu einem großen, schwarzen Schiff, in dem Dr. Satanas sein Hauptquartier eingerichtet hat. Er überwältigt den Agenten und bietet ihm an, an seiner Seite zu arbeiten. Der Verbrecher weiß über die PSA und ihre Aufgabe Bescheid und will sich den Feind zum Verbündeten machen. Er verankert einen hypnotischen Befehl in Larry, so dass er glaubt, Iwan sei selber schon vom Wahnsinn befallen und damit ein Feind, den es zu vernichten gilt.

Zur selben Zeit befreit Dr. Satanas die Wahnsinnigen aus der Anstalt und eine wahre Hölle bricht los …

Ein Meilenstein innerhalb der Serie und gleichzeitig einer der gefährlichsten und haarsträubendsten Fälle von Larry Brent und Iwan Kunaritschew. Der Wahnsinn der Befallenen und das Grauen, welches sie verbreiten, werden eindrucksvoll beschrieben. Besonders im Falle von Amarilia Lavalleja wird das plastisch demonstriert, denn die junge Frau muss mit ansehen, wie ihr Freund zum Hundefresser und später von Hunden zerrissen wird.

In diesem Roman schafft es der Autor auf eine unnachahmliche Art und Weise, eine schockierende Atmosphäre mit Action zu verknüpfen und eine Glanzleistung unter den Gruselromanen abzuliefern.

Mit Dr. Satanas betritt nun auch endlich das verbrecherische Genie die Bühne, welches zum Albtraum der gesamten PSA werden soll und bei den Fans für ein Leuchten in den Augen sorgt, wenn sein Name fällt. Kein anderer Gegner hat ein derartiges Potenzial und wird so gefährlich und menschenverachtend dargestellt wie Dr. Satanas.

Der Verbrecher verlässt sich dabei nicht nur auf sein eigenes Genie, sondern pflegt auch intensive Kontakte zum Dämonenreich und zum Jenseits, welches ihn ausgiebig mit Wissen und Informationen versorgt.

Der perfide Plan, in dem er dafür sorgt, dass Larry seinen besten Freund Iwan umzubringen versucht, zeugt von der Macht dieses Mensch-Dämons, und seine Fähigkeit, die Gesichter anderer Menschen zu kopieren, kann wahre Paranoia auslösen.

Die Szene, in der X-Ray-7 seinen besten Freund ans Bett fesseln musste und dieser der festen Überzeugung war, dass Iwan unter dem Einfluss des Verbrechers stand, gehört zu den eindringlichsten Abschnitten des Romans und ging merklich unter die Haut. Insbesondere, da der Serienheld derjenige war, welcher dem bösen Einfluss erlag, und nicht sein Partner.
Darüber hinaus hat es der Autor verstanden, einen hervorragenden Spannungsbogen aufzubauen, der erst langsam beginnt, mit der Szene, in der Fred Martin, der Nachrichtenmann der PSA, dem Verbrecher in die Falle läuft, und seinen Höhepunkt in dem Massaker in der Anstalt findet.

Fazit: Einer der spannendsten und schockierendsten Romane der Serie mit einem hohen Ekelfaktor und einigen Splattereinlagen.

Beide Romane ähneln sich thematisch durch ihren Schwerpunkt, den der Autor auf Wahnsinn und Geisteskrankheit legt. Bei beiden missbrauchen Ärzte und Wissenschaftler ihr Wissen, um egoistische Forschungen zu betreiben und in beiden Fälle bleiben dadurch Unschuldige auf der Strecke.

Und doch unterscheiden sich die Geschichten in ihrer Umsetzung und ihrem Ausmaß an Grauen. Der erste Roman geht noch sehr subtil an die Geschehnisse heran und viel Wert wurde dabei auf einen kriminalistischen Hintergrund gelegt, welcher sich im Endeffekt um das Schicksal eines einzigen Menschen dreht.

Der zweite Roman erzählt die Geschichte eines Größenwahnsinnigen, welcher mit außerirdischen Sporen die Weltherrschaft an sich bringen will. Die Story gleitet bisweilen ins Groteske ab und bezieht gerade daraus ihre Faszination. Zudem benötigt der Leser stärkere Nerven in Hinsicht auf Brutalität und Ekel; die Szenen, in denen die Wahnsinnigen Hunde fressen und Menschen anfallen, sind nichts für schwache Nerven.

Pat Hachfeld hat beide Geschichten mit neuen und geradezu genialen Illustrationen bereichert. Das Titelbild gehört eigentlich zum Larry-Brent-Roman „Lebende Leichen“, passt aber thematisch auch zu den Geschichten dieses Buches.

Beide Romane, so ambivalent sie sein mögen, bieten hervorragende Unterhaltung und Abwechslung; insbesondere die zweite Story macht dieses Buch zu einem echten Highlight und zu einem Muss für jeden Larry-Brent-Fan.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Sumpfhexe, Die (Larry Brent 29)

_Lebende Leichen_

In dem kleinen österreichischen Ort Moolstadt erwachen kürzlich Verstorbene wieder zum Leben. Dabei versuchen sie, ihr altes Leben wieder aufzunehmen, doch das neue Leben währt nur kurze Zeit und die lebenden Leichen sterben für immer. Larry Brent befindet sich auf der Durchreise nach Budapest, als er auf die merkwürdigen Vorkommnisse aufmerksam wird und beschließt, den Fall aufzuklären. Allzu bald wird er selbst zum Zeugen des grausigen Geschehens und die Angst der Bewohner ist fast körperlich zu fühlen. Hinzu kommt das mysteriöse Verschwinden der Hunde von Moolstadt. Der PSA-Agent steht vor einem Rätsel. Dann geschieht der erste Mord …

Unheimlich beschreibt Dan Shocker das Erwachen der Leichen und die Angst der Bewohner vor einem Fluch. Die bedrückende Atmosphäre überträgt sich unwillkürlich auf den Leser und auch wenn die Leichen nicht aggressiv gegenüber den Lebenden auftreten, verbreitet das unheimliche Wiedererwachen ein Gefühl des Schauderns. Besonders als das ertrunkene Mädchen an die Tür ihrer Pflegemutter klopfte, war sehr gruselig.

Die beginnende Hysterie der Stadtbewohner wurde ebenfalls treffend dargestellt und gekonnt beschreibt der Autor, wie die Angst umschlägt in Wut, als die Menschen endlich glauben, einen Schuldigen gefunden zu haben, den sie für die Geschehnisse verantwortlich machen können. Somit beinhaltet der Roman auch einen Hauch Gesellschaftskritik.

Der Urheber des Grauens ist dieses Mal auch kein abgrundtief bösartiger Charakter oder ein menschenverachtendes Individuum, sondern ein fehlgeleiteter Mensch mit durchaus noblen Gesinnungen.

Der Schreibstil ist zu beginn ein wenig holprig, bedingt durch die schnellen Szenenwechsel, wird aber schnell flüssig und rasant, obwohl die Story mit Action sehr sparsam umgeht. Aber gerade das ist eine Stärke des Romans, der sich hauptsächlich auf eine düster-unheimliche Stimmung konzentriert.

Unverständlich bleibt Larrys Verhalten, extra ein Telefongespräch nach New York anzumelden, um Bericht zu erstatten. Den hätte er auch mit seinem PSA-Ring durchgeben können, zumal er sowieso einen Rückruf abwarten musste. Auch seine Laserwaffe hatte der Agent scheinbar zu Hause gelassen, denn bei der Belagerung der Burg seines alten Freundes
durch die Bewohner von Moolstadt hätte er sich mit der Pistole zumindest Respekt verschaffen können. Doch die Smith & Wesson-Laser wird nicht mal erwähnt.

Fazit: Ein unheimlicher, spannender Thriller, weitab von gängigen Zombie-Klischees mit einer raffinierten Hintergrundgeschichte und nur kleinen Schwächen und Ungereimtheiten.

_Machetta – Sumpfhexe vom Mississippi_

Als Larry Brent mit einer Bekannten zusammen in einem Taxi durch New York fährt, läuft ein Passant vor den Wagen, entkommt aber scheinbar unversehrt. Brent findet die Brieftasche des vermeintlichen Unfallopfers und erfährt, dass es Perry Wilkinson heißt. Der PSA-Agent beschließt am nächsten Tag, den Mann aufzusuchen, um zu sehen, wer einen Autounfall so unbeschadet zu überstehen vermag. Doch Wilkinson wiegelt den Agenten ab und auch ein Vertreter, der Wilkinson aus Schultagen her kennt, wird von diesem barsch abgewiesen. Larry trifft diesen Vertreter zufällig am selben Abend in einem Restaurant wieder, wo er Larry von dem seltsamen Geschehen berichtet. Der Vertreter macht sich auf der Toilette frisch, wo ihn Larry später erwürgt auffindet. Doch niemand konnte unbemerkt in die verschlossene Kabine hineingelangen.

Kurz darauf wird auch Larrys Schwester Opfer eines geisterhaften Anschlags. Ein nebelhafter Schemen versucht, die Schauspielerin in ihrer Garderobe zu erdrosseln. X-Ray-3 kommt gerade noch rechtzeitig, um das Schlimmste zu verhindern, doch ab jetzt steht der Agent selbst auf der Abschussliste von – Machetta …

Der Roman beginnt mit der Szenerie in New York noch etwas zäh und schleppend, gewinnt aber im Verlauf des Romans an Tempo und das Rätsel um Perry Wilkinson verleiht dem Roman etwas Mysteriöses.

Die Handlung um das Ausreißerpaar, welches im Sumpf eine verlassene, mit Totenschädeln geschmückte Hütte findet, ist dagegen von Anfang an spannend und beschreibt eine düstere, drückende Sumpfatmosphäre. Die Szenen, in denen die beiden jungen Leute das scheinbar verlassene Haus erkunden und das Mädchen eine mumifizierte Leiche findet sowie der Kampf mit der eigentlichen Bewohnerin erinnern stark an Filme wie „Wrong Turn“ oder „Texas Chainsaw Massacre“. Wie die Sumpfhexe ihre Opfer ins Jenseits befördert und die Schädel aushöhlt, um damit ihre Hütte zu schmücken, und zudem noch in der Lage ist, den Leichenteilen der Opfer Leben einzuhauchen, ist ein echtes Stück Splatter-Horror.

Ein wenig zu zufällig ist allerdings die Begegnung Larrys mit dem Vertreter, den er am Vormittag erst vor der Wohnung von Wilkinson traf.

Das Finale, so kurz und schnörkellos es letztendlich auch ist, ist dennoch dramatisch und hochspannend.

Im Ganzen betrachtet ein Gruselkrimi, den zu lesen es sich lohnt.

Beide Geschichten sind flott und kurzweilig geschrieben und bieten dem Leser geradlinigen, echten Horror vom Feinsten.

Beide Storys wurden von Pat Hachfeld gekonnt illustriert und auch das vielfarbige Cover gehört zu den besten Titelbildern der Larry-Brent-Serie. Schon beim Originalroman fand dieses Cover Verwendung, und seitdem hat es nichts von seiner Faszination eingebüßt. Machetta vor ihrer Behausung und eines ihrer Opfer. Auch wenn diese Szene so im Roman nicht vorkommt, vermittelt es einen passenden Eindruck von der Handlung, die den Leser erwartet. Ein unheimliches und gruseliges Cover, bei dem die Angst dem armen Mann buchstäblich ins Gesicht geschrieben steht.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Feuerbestien (Macabros, Band 28)

Der Band enthält die beiden Heftromane „Die Feuerbestien von Kh’or Shan“ (63) und „Es erwacht der Ursenwahn“ (64), welche 1978 zum ersten Mal im |Zauberkreis|-Verlag erschienen sind.

_Die Feuerbestien von Kh’or Shan_

Unweit von Marlos, der unsichtbaren Insel, auf der Björn Hellmark und seine Freunde Zuflucht gefunden haben, entsteht durch einen Vulkanausbruch ein neues Eiland: Die Insel Kh’or Shan. Susan Andrews und Mike Randok, zwei Prominente, die mit einem Fesselballon den Pazifik überfliegen wollen, um ihr lädiertes Image aufzupolieren, werden Zeuge der Geburt von Kh’or Shan und stürzen mit ihrem Gefährt ab. Kurz darauf verschwindet Susan durch eine Nebelwand in einer anderen Dimension, während Mike von flammenden Gestalten angegriffen wird: Den Feuerbestien von Kh’or Shan.

Die Dämonen machen Mike zu einem der ihren. Auch Susan droht in der anderen Dimension Opfer der Feuerbestien zu werden, doch da erscheint Björn Hellmark, der mit seinen Freunden die Geburt der Insel von Marlos aus beobachtete.

Björn gelingt es zwar, Susan zu retten, doch dabei rutschen beide durch einen Krater in das Innere von Kh’or Shan. Eine Rückkehr in die normale Welt ist in diesem Fall auch Macabros nicht möglich, denn als Björn durch die Nebelwand schritt, um Susan zu finden, stellt er fest, dass sie nur nach einer Seite hin durchlässig ist.

Zur selben Zeit stattet Björns Freund Rani Mahay dem Sprachwissenschaftler Bert Merthus einen Besuch ab. Merthus hat Björn schon wertvolle Dienste erwiesen, als er das Buch der Gesetze entschlüsselte, welches die Prophetien des versunkenen Kontinents Xantilon enthält.

Rani wird in Marbella, wo sich Merthus zur Zeit aufhält, von der örtlichen Polizei festgenommen. Er steht unter dem dringenden Verdacht, den Professor ermorden zu wollen. Der ist nur durch viel Glück einem Anschlag entgangen, liegt aber seitdem im Krankenhaus. Rani kann die Polizisten davon überzeugen, dass er mit Merthus sprechen darf. Dieser testet Mahay mit einem Amulett, welches er kürzlich entdeckte, und bestätigt dadurch, dass Rani ein echter Mensch und kein Dämon ist. Doch damit ist die Gefahr noch nicht gebannt, denn Merthus ist am Ende seiner Kräfte und kann Rani noch wertvolle Hinweise geben, bevor er stirbt. Dadurch fällt der Verdacht erneut auf den Inder, Merthus ermordet zu haben.

Währenddessen vernimmt Carminia Brado, die Gefährtin Björn Hellmarks, auf Marlos den Lockruf von Kh’or Shan und begibt sich gleichfalls auf die Insel der Feuerbestien …

_Es erwacht der Ursenwahn_

Björn sieht völlig entsetzt, wie vier Feuerbestien einen Thron in den unterirdischen Tempel tragen, auf dem seine Freundin Carminia sitzt. Carminia erkennt ihn nicht und hält sich für die Herrscherin Loana. Als Loana veranlasst sie die Feuerbestien, Susan Andrews, welche Björn zuvor gerettet hat, zu einer der ihren zu machen, während Björn, alias Kaphoon, in ein Verlies geworfen wird. Dorthin wurde auch Pepe, Björns Adoptivsohn gebracht, der Carminia heimlich folgte, als sie unvermittelt Marlos verließ. Björn und Pepe können ihr Gefängnis mit Hilfe der telekinetischen Kräfte des Jungen verlassen. Hellmarks Fähigkeit der Bilokation hingegen versagt in Kh’or Shan, so dass er auf die Hilfe von Macabros verzichten muss. In einem verlassenen Tempel finden sie Carminia, die offensichtlich ihr Gedächtnis wiedererlangt hat. Als die Feuerbestien angreifen, müssen die drei Freunde fliehen.

In Björn, eben so wie in Carminia, beginnen sich alte Erinnerungen zu regen. Beide Menschen waren in ihrem früheren Leben schon einmal auf Kh’or Shan gewesen, und so weiß Hellmark, wo ein sicheres Versteck zu finden ist. Allein schleicht er sich zurück in den Thronsaal, wo er seine Waffen wiederfindet. Aber auch die veränderte Susan Andrews wartet auf den blonden Mann. Doch ihre Veränderung ist nur rein äußerlich, ihre Menschlichkeit hat sie sich bewahrt, so dass sie Björn wertvolle Informationen geben kann. So wurde bereits eines der sieben Siegel von Kh’or Shan erbrochen und ein Reiter der Dämonin Apokalypta ist frei, zudem befinden sich Björn und seine Freunde quasi in der Gedankenwelt des Dämonenfürsten Seequs, des Herrschers der Ursen. Seequs ist der wahre Herr über Kh’or Shan und hat sich vor Jahrtausenden dem Dämonen Molochos angeschlossen. Seequs aber wurde durch Kaphoon verbannt und wartet nun auf seine Rückkehr, um sich an Björn zu rächen. Und diese Rückkehr steht kurz bevor …

Währenddessen geht Rani Mahay in Marbella einem Hinweis nach, den ihm der verstorbene Professor Merthus gegeben hat. Der Inder soll das Schiff „Esmeralda“ untersuchen. Dieses Schiff wollen die fischköpfigen Ursen dazu nutzen, hundert Menschen, die sie zuvor haben rauben lassen, mitzunehmen, um sie gegen ihre Völker zu tauschen, die in einer anderen Dimension festsitzen. Auf hoher See erlebt Rani plötzlich, wie die Ursen mit Einmannraum-schiffen gegen fliegende Städte kämpfen. Im Tohuwabohu der Schlacht wird die Esmeralda zerstört. Rani Mahay wird dabei in das Maul eines riesigen Unterseebootes der Ursen gezogen, das die Form eines Haifisches besitzt. Zwei weitere Menschen, die Kellnerin Conchita Funchal und Capitano Montez, haben ebenfalls den Untergang der Esmeralda überstanden und landen, wie der Inder, in einer gigantischen Müllverarbeitungsanlage. Während Rani und seine Gefährten ihre Lage noch auskundschaften, leiten die Ursen hochätzende Säure in das Becken …

Der neue Zyklus beginnt gleich temporeich, mit viel Action und dem nötigen Schuss Horror-Atmosphäre.

Die Feuerbestien stellen sich als unüberwindbare Gegner heraus, die allein durch Berührung einen Menschen zu einem der Ihrigen machen können, und selbst Wasser kann das magische Feuer nicht löschen. Die Macht der Feuerbestien wird eindrucksvoll bewiesen, als sie anfangs eine Yacht angreifen. Natürlich kommen dem Leser diese Szenen sofort bekannt vor, denn erst im vorangehenden Band wurde eine Yacht durch dämonische Mächte attackiert (siehe Band 27). Allerdings könnten sich die Angreifer nicht stärker unterscheiden, denn in Band 27 waren es menschenfressende Schatten, während es hier die Feuerbestien sind.

Die Idylle der Insel Marlos steht als krasser Gegensatz zu der Brutalität und Kompromisslosigkeit der Dämonen, die dieses Mal quasi direkt vor der Haustür stehen.

Dem Inder Rani Mahay fällt in diesem Abenteuer eine wenig dankbare Aufgabe zu, denn er wird nicht nur zum Mordverdächtigen, nein, er muss auch mit ansehen, wie sein alter Freund Bert Merthus stirbt. Obwohl der Tod des Professors nicht besonders spektakulär in Szene gesetzt wurde, berührte er mich sehr. Das liegt vermutlich daran, dass ich den Charakter noch von den Hörspielen her kenne und er dort sehr sympathisch und liebenswert dargestellt wurde. Eine echte Großvater-Figur, die leider zum Opfer dämonischer Mächte wurde.

Rani nimmt sich auch kurz Zeit zum Trauern, obwohl er sie diesmal wirklich nicht hat, denn die Polizei ist ihm dicht auf den Fersen. Aber gleichzeitig verleiht der Tod Merthus’ der Serie den nötigen Schuss Authentizität, denn auch Björn und seine Freunde können nicht immer rechtzeitig zur Stelle sein, um die Dämonen in ihre Schranken zu verweisen. Das beweist wieder einmal, wie komplex und anspruchsvoll diese recht kurzweilige Heftromanserie ist.

Der zweite Teil um Kh’or Shan geht gleich in die Vollen und hält sich nicht mit viel Vorgeplänkel auf. Der Beginn des Roman, wo eine junge Frau gekidnappt wird, ist zwar noch recht normal zu nennen und hätte auch aus einem Kriminalroman stammen können, doch spätestens, als die beiden Menschenräuber vor ihrem Auftraggeber stehen und dieser sich als Urse entpuppt, geht der Tanz los.

Dabei bewegt sich die Story in einem aberwitzigen Tempo voran, dass man manches Mal ins Schleudern gerät. Insbesondere die Szene, als die Ursen gegen die fliegenden Städte antreten, wirkt deplatziert und unpassend. Dafür wurde die Flucht aus dem Säurebecken sehr dramatisch und spannend erzählt.

Björns Part ist dagegen nicht minder interessant. Seine Gefühle werden nachvollziehbar beschrieben, als er seiner Geliebten gegenübersteht, die ihn nicht nur nicht erkennt, sondern auch noch vernichten will. Später stürzen aber so viele Informationen auf den Leser ein, dass man gehörig aufpassen muss, alles in die richtige Reihenfolge zu bringen. Bewundernswert, dass der Autor da den Überblick nicht verloren hat. Die Geschichte um Seequs und sein Reich Kh’or Shan nimmt immer mehr Gestalt an und der Titel ist wahrhaftig wörtlich zu nehmen. Wie allerdings die geheimnisvolle Apokalypta und ihre Reiter in das Geschehen passen, müssen die nächsten Romane zeigen, aber auch dafür wird Dan Shocker sicherlich eine schlüssige Lösung haben.

Von den Innenillustrationen Pat Hachfelds ist vor allem die erste hervorzuheben, welche eine der Feuerbestien zeigt. Ein richtiges Kunstwerk und passend zu der Horror-Stimmung des Romans. Das Cover zeigt das Original-Titelbild des Heftromans „Die Feuerbestien von Kh’or Shan“, und illustriert, wie die Feuerbestien aus dem Inneren der Insel hervorsteigen. Besser hätte man das karstige Eiland und einen seiner Bewohner nicht malen können.

Das Buch hat alles, was dem Macabros-Fan das Herz höher schlagen lässt: ein neuer Zyklus mit vielversprechender Handlung, mächtige Gegner wie die Feuerbestien und die Ursen, und die Helden in aussichtslosen Situationen. Horror, verbunden mit dem nötigen Schuss Fantasy und Science-Fiction.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Menschenfressende Schatten (Macabros, Band 27)

In diesem Band sind die Romane „Die menschenfressenden Schatten“ (Band 59) und „Dwahls Hirnpuppen greifen an“ (Band 60) enthalten, die im Jahre 1978 in der Heftserie „Macabros“ zum ersten Mal erschienen sind.

_Die menschenfressenden Schatten_

Björn Hellmark will den Entführer seiner Freundin Carminia zur Rechenschaft ziehen und herausfinden, weshalb Frank Holesh seine Freunde verraten hat. Zu diesem Zweck observiert Björn den ehemaligen Parapsychologen. Dieser will den LKW-Fahrer Henry Fisher töten, weil der Carminia gefunden und damit gerettet hat. Doch bevor Holesh seinen Plan in die Tat umsetzen kann, erscheint Björns Doppelkörper Macabros mit der Dämonenmaske und setzt Frank außer Gefecht. Holesh hat sich aus freien Stücken dem Bösen verschrieben und dadurch Macht und Reichtum erlangt. Doch als Björn die Dämonenmaske erneut einsetzen will, richtet Molochos den Versager und Frank Holesh stirbt.

Anschließend gesellt sich Björn Hellmark zu Oceanus und Mirakel, die in der Tiefsee nach einem Tor in die Welt der Leichenpilze suchen. Als sie einen Zugang finden, befreien sie dadurch einen Schwarm dämonischer Schatten. Diese Schatten sind nichts anderes als ein veränderter Aggregatzustand der Leichenpilze. Diese dienen dem Schattenfürsten, welchem auch die Kugelköpfe untergeben sind (siehe Band 54). Oceanus erinnert sich langsam an alte Überlieferungen, in denen diese Schatten nur gebannt werden können, indem an dem Ort, wo sie sich versammeln, der Name des Schattenfürsten ausgesprochen wird.

Oceanus dringt in die Pilzwelt vor, um Angehörige seines Volkes zu suchen, während Björn in die Welt der Menschen zurückkehrt, um die menschenfressenden Schatten zu bannen. Doch diese haben bereits eine ganze Yacht entvölkert und nähern sich dem Festland …

_Dwahls Hirnpuppen greifen an_

Nach der Vernichtung der Pilzschatten dringt Björn Hellmark erneut in die Welt der Leichenpilze ein. Er findet seinen verschollenen Freund Rani Mahay wieder; schwer verletzt konnte er merkwürdigen fliegenden Kreaturen entkommen. Mit der Hilfe seines Ätherkörpers Macabors bringt Björn seinen indischen Freund auf die Erde zu einem Arzt.

Zurück in der Dimension der Leichenpilze, findet Björn einen toten Artgenossen von Oceanus, doch von dem Herrscher aus der Tiefe selbst gibt es keine Spur. Dafür findet er die restlichen Vermissten, die aus der Nähe des Palais von Richard Patrick verschwunden sind (siehe Band 26). Sie berichten, dass ein fremder Mann ihnen geholfen hat, aus den Pilzen zu entkommen. Diese stellen kaum noch eine Gefahr dar, da durch das Amulett, welches Oceanus wieder in seinen Besitz gebracht hat, der Bann ausgelöscht wird, welcher die Pilze zu dämonischen Kreaturen machte.

Nachdem Björn die Überlebenden in einer Höhle in Sicherheit gebracht hat, findet er den mysteriösen Fremden. Es ist Dwahl, ein Schwarzer Priester, der sich von Molochos gelöst hat und zum Verräter wurde. Der Dämonenfürst kann den Abtrünnigen zwar nicht töten, dafür aber manipuliert er das Gehirn Dwahls. Grauenerregende Kreaturen entstehen: Dwahls Hirnpuppen, die bereits Rani Mahay attackierten und Tod und Verderben bringen. Selbst auf der Erde treten sie in Erscheinung, wie Rani und sein Arzt erleben müssen. Auch Björn wird von den Hirnpuppen angegriffen und muss einsehen, dass gegen diese Kreaturen selbst das Schwert des toten Gottes und seine Dämonenmaske nutzlos sind …

Währenddessen versucht auch Mirakel in die Geschehnisse einzugreifen und läuft direkt in die Falle seines Erzfeindes Mysterion. Das Schicksal des Übermenschen scheint ebenfalls besiegelt zu sein …

Auch in diesem Roman schafft es der Autor, Horror und Fantasy geschickt zu verbinden und eine packende Story zu schreiben, die den Leser sofort in ihren Bann zieht. In diesem Buch wird das Kapitel um Frank Holesh und die magische Beeinflussung von Richard Patrick und seinen Mitarbeitern zum Abschluss gebracht. Besonders interessant ist dabei der Abschnitt, in dem Holesh erzählt, was er in der Dämonenmaske gesehen hat.

Der Vorstoß in die Welt der Leichenpilze und die Befreiung der Schatten bilden die Schlüsselszenen des Romans, der seinen Höhepunkt in dem Überfall der menschenfressenden Schatten auf die Yacht erreicht. Einzig die Szene zu Beginn des Romans, in der die Schatten zum ersten Mal im Garten eines reichen Geschäftsmannes zuschlagen, wirkt etwas langatmig. Ansonsten ein sehr spannender und kurzweiliger Grusel-Fantasy-Roman.

Hochdramatisch läutet Dan Shocker im zweiten Roman das Ende seines Leichenpilz-Abenteuers ein und fügt die einzelnen Fäden gekonnt zusammen. Allerdings begnügt er sich nicht damit, bekannte Handlungsabläufe zu einem logischen Schluss zu führen, auch neue Aspekte bereichern dieses Finale noch um interessante Facetten. Mit bekannten Handlungssträngen sind in erster Linie die Auseinandersetzung zwischen Mirakel und Mysterion gemeint sowie der verschollene Rani Mahay und seine Rettung.

Der bemerkenswerteste neue Aspekt hingegen ist mit Abstand Dwahl. Ein schillernder Charakter, da er als Schwarzer Priester ursprünglich dem Bösen diente und durch Nachdenken und Hinterfragen zum Verräter wurde. Solcherlei Personen bergen gemeinhin eine Menge Potenzial und Zündstoff für eine gute Geschichte. Bei Dwahl kommt hinzu, dass er der achte Schwarze Priester ist, der in den Prophezeiungen aber nie erwähnt wurde. Dort werden nur sieben Schwarze Priester genannt, die den Dämonenfürsten Molochos unterstützen. Dadurch, dass Dwahl eigentlich helfen will und unbeabsichtigt, allein durch die Macht seiner Gedanken, die er zeitweise nicht steuern kann, tödliche Kreaturen am Fließband erschafft, wird er zu einer sehr tragischen Figur.

Die Attacken seiner Hirnpuppen sind eine der tödlichsten Bedrohungen, denen Björn je gegenüberstand, da seine Waffen, auf die er sich sonst immer hundertprozentig verlassen kann, versagen. Auch das Verwirrspiel, was nun hinter den Hirnpuppen steckt und woher sie kommen, gelingt dem Autor hervorragend. Die Story um Mirakel, alias Frank Morell, wirkt dagegen regelrecht banal in ihrer Geradlinigkeit, gewinnt dadurch aber an Tempo und stört den Lesefluss in keiner Weise.

Das Cover besitzt eine sehr düstere Atmosphäre und wirkt dadurch äußerst stimmungsvoll, nur die Dame im Hintergrund wirkt etwas puppenhaft. Die Illustrationen erzeugen dagegen ein eher ambivalentes Gefühl. Ist die Zeichnung zu „Die menschenfressende Schatten“ noch spitzenmäßig, wirkt die zweite Illustration schon erheblich liebloser, zumal das Motiv eine Verbindung zu den Hirnpuppen impliziert, die nicht vorhanden ist, denn dieser Kopf stellt einen Dykten dar, also eines jener Wesen, welche Mirakel ihr Erbe hinterließen und ihm die übermenschlichen Kräfte verliehen.

Alles in allem ein rundum gelungener Macabros-Roman, in dem schlussendlich auch das Schicksal Carminias geklärt wird und lediglich das Schicksal von Oceanus offen bleibt.

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_Florian Hilleberg_