Kantirans Geliebte Thereme ist tatsächlich tot. Hinterlistig wurde sie in der Abwesenheit ihres ergebenen Freundes ermordet und hinterlässt diesen voller Selbstzweifel und Traurigkeit. Der Kadett der Militärakademie Arkons wird durch diesen unerwarteten Vorfall völlig aus der Bahn geworfen, beschließt schließlich aber doch, seine Ausbildung zu Ende zu bringen. Kantiran begibt sich gleichzeitig aber dennoch an die Fahndung nach dem Mörder Theremes, macht dabei die Bekanntschaft eines rätselhaften Katers und dringt immer tiefer in eine Verwicklung von verschiedenen Unwahrheiten und Geheimniskrämereien vor. Über die einst ausgesandte Mascantin Ascari da Vivo bringt er Schritt für Schritt mehr Informationen über die Geschichte seiner direkten Vorfahren in Erfahrung und muss dabei erschrocken feststellen, dass seine Vergangenheit unmittelbar mit den jüngsten Ereignissen in Verbindung steht.
_Meine Meinung_
Nach der Pflicht nun die Kür: Während der erste Teil der neuen „Perry Rhodan“-Hörspielserie weitestgehend dazu verwendet wurde, die Rahmenbedingungen sowie die allgemeine Situation abzustecken, entwickelt sich der Plot in „Die Mascantin“ mit einem Mal rasend schnell fort und wird bereits von zahlreichen Überraschungen gezeichnet, welche sich bereits zu diesem Zeitpunkt erheblich auf den Umfang der Geschichte auswirken sollten. In der zweiten Episode werden nämlich mittels der Aufklärung verschiedener Geheimnisse die Grundsteine für mehrere Sub-Plots gesetzt, von denen Kantirans Vergangenheitsaufarbeitung natürlich den wichtigsten diesbezüglichen Aspekt ausmacht.
Andererseits heißt dies aber auch, dass das Regisseur-Team im Gegensatz zur vorangegangenen Folge nicht mehr lange fackelt und ohne Umschweife in die Details geht. Die Action um Kantiran herum nimmt deutlich zu, und der Kreis derer, die anscheinend eine ganze Menge zu verbergen haben, wächst auch von Minute zu Minute, wodurch das Potenzial der Geschichte natürlich ebenfalls in regelmäßigen Schüben anwächst.
Rein inhaltlich werden ebenfalls schon einige revolutionäre Schritte vollzogen, allen voran natürlich bei der Begegnung zwischen Ascari da Vivo und Kantiran, die für Letztgenannten ein geradezu verheerendes Ausmaß annimmt – doch hierzu möchte ich noch nicht zu viel verraten. Weiterhin ist der frühe Tod einer tragenden Figur natürlich auch eine krasse Entscheidung seitens des Autors, aber auch der scheinbar notwendige Fortschritt, um die Story anzuheizen, eine Vielzahl von Konflikten zu schüren sowie überhaupt den später beobachteten Schwung in die Sache hineinzubringen. Man kann hierbei getrost von der ersten, enorm wichtigen Schlüsselszene innerhalb der gesamten Saga sprechen, wenngleich es innerhalb der zweiten Episode nicht die letzte bleiben soll.
Eine gezielte Auseinandersetzung mit dem Verlauf der Geschichte ist indes nicht möglich, weil es kaum möglich ist, zu viel über den Inhalt zu sagen, ohne dabei entscheidende Details zu verraten. Doch das spricht ja im Grunde genommen auch nur für die gute Adaption seitens der Regisseure und ihrer hochkarätigen Sprecher-Riege sowie natürlich der Audioschmiede, die hier einmal mehr vom Berliner Filmorchester unterstützt wird.
Obwohl der eigentliche Titelheld auch in „Die Mascantin“ keine echte Rolle einnimmt (allerdings stets präsent ist), entwickelt sich die Story bereits frühzeitig zu einem spannenden Science-Fiction-Epos in typischer „Perry Rhodan“-Manier und sollte deswegen auch keinen Anhänger der Heftromane enttäuschen. Wenn nämlich bei einer Spielzeit von ca. 73 Minuten keine Längen auftreten, und das, obwohl die Geschichte rein quantitativ nicht dringend so viel hergibt, um diese Minuten stets imposant zu füllen, darf man ohne Umschweife von Top-Qualität sprechen. Und nachdem ich nun schon einen ziemlich guten Eindruck von diesem Serienstart gewonnen habe, läge mir alles andere auch definitiv fern.
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[Ausführlicher Überblick über diesen Zyklus der Heftromanserie]http://www.perrypedia.proc.org/Der__Sternenozean__%28Zyklus%29
Fans der großen Weltraum-Saga „Perry Rhodan“ sind sich häufig nicht einig, ob die vertonten Adaptionen ihrer Lieblingsserie auch wirklich das Niveau der unendlich währenden Heftroman-Serie halten können. Dennoch kommen die Hörspiel-Labels immer wieder auf den legendären Romanhelden zurück, wobei die riesige Anhängerschaft derzeit mit den Hörbüchern zu den so genannten Silberbänden eigentlich noch bestens versorgt sein müsste. Nichtsdestotrotz hat man sich nun auch bei der renommierten Hörspiel-Firma |Lübbe Audio| dazu entschlossen, eine eigene „Perry Rhodan“-Reihe zu starten, die – ersten Angaben zufolge – mit insgesamt 40 geplanten Folgen die bislang üppigste ihrer Art werden soll. Nun, man darf gespannt sein, ob tatsächlich so viele Episoden auf den Markt kommen werden, doch nimmt man einfach mal den ersten Teil, „Der Sternenbastard“, als Maßstab, dann kann ich persönlich diese Entscheidung nur freudig begrüßen.
_Meine Meinung_
Kantiran wuchs nach dem Tod seines terranischen Vaters und seiner arkonidischen Mutter als Waise auf und verbrachte seine Kindheit bis zu seinem 14. Lebensjahr auf einem weniger bekannten Kolonialplaneten. Er wird wegen seiner weißen Haare und roten Augen als Aussetziger behandelt, obwohl in ihm ebenfalls das Blut der Arkoniden fließt.
Kantirans Leben soll sich aber schnell ändern, als er Besuch von der seltsamen Ascari da Vivo bekommt, die ihn für die Militärakademie Arkons verpflichten möchte. Der Mischling nimmt dieses Angebot dankend an, wird aber in der namhaften Akademie von Beginn an sehr rau angepackt. Dennoch erkämpft sich Kantiran nach und nach den Respekt der übrigen Schützlinge, die ihm gegenüber zunächst mit großer Arroganz und Hochnäsigkeit auftreten. Währenddessen lernt er auch die junge Thereme kennen und verliebt sich prompt in das Mädchen. Immer stärker fühlt er sich ihr verbunden, ahnt dabei aber noch nicht, welch grausames Schicksal diese Partnrschaft schon bald erwarten soll.
_Meine Meinung_
Nun, dass an diese Serie enorm hohe Erwartungen geknüpft sind, dürfte wohl jedem klar sein. „Perry Rhodan“ gilt hierzulande als eine der erfolgreichsten Science-Fiction-Serien und fußt auf einer unheimlich großen Fanschar, die vollkommen zu Recht hohe Ansprüche an den hier beschriebenen Zyklus „Sternenozean“ haben dürfen. Doch wie ich eingangs bereits andeutete, hat das Regieteam diese schwere Aufgabe mit Bravour gemeistert und ein sphärisch atemberaubendes und inhaltlich sehr spannnendes Hörspiel inszeniert, bei dem man bereits nach wenigen Minuten um die Tragweite der Dinge, die noch folgen werden, weiß. Aber dazu später mehr.
„Sternenozean“, der zugrunde liegende Zyklus, den erfahrene Leser sicher schon kennen werden (er wurde mit dem Heftroman Nr. 2200 eingeführt), erzählt die Geschichte des Mischlingsjungen Kantiran, dessen Leben bislang davon geprägt war, gegen die Schmähungen gegen seine ungeliebten terranischen Vorfahren anzukämpfen. Er lebt auf einem unbedeutsamen Planeten gemeinsam mit dem Volk seiner verstorbenen Mutter, wird von diesem aber wegen seines ‚unreinen‘ Blutes nicht in entsprechendem Maße akzeptiert. Aus diesem Grunde sieht er die Möglichkeit, einen Platz in der Militätakademie einzunehmen, auch als einzig realistische Chance, seinem unliebsamen Schicksal zu entfliehen und an einem fernen Ort ein besseres Leben zu führen. Andererseits jedoch hat Kantiran auch seine Zweifel; schließlich ist es normalerweise nur Kadetten adliger Abstammung vorbehalten, sich auf dieser Hochschule ausbilden zu lassen, und dies fördert in den ersten Tagen auch seine Skepsis. Völlig zu Recht, wie sich später herausstellen soll, denn auch auf neuem Terrain ist Kantiran ständigen Konfrontationen ausgesetzt und zieht sich schon in seinen ersten Stunden einige erhebliche Prellungen zu. Doch sein Ehrgeiz wird mit Respekt belohnt, und bevor sich der junge Kadett versieht, hat er zum ersten Mal in seinem Leben das Gefühl, wirklich geachtet zu werden.
Parallel pflegt Kantiran eine eigenartige Beziehung zur jungen Thereme, in die er sich direkt beim ersten Aufeinandertreffen Hals über Kopf verliebt hat. Allerdings kann er seine Liebe nicht so offen ausleben, wie er dies gerne tun würde, und muss vor allem der harten Ausbildung zu dieser Zeit einen hohen Tribut zollen. Als dann aber doch die Chance kommen soll, sich intensiver Thereme zu widmen, macht Kantiran eine Entdeckung, die seinen gerade geschöpften Lebensmut mit einem Mal wieder beiseite fegen soll …
Im ersten Teil der Hörspiel-Saga passiert noch nicht sonderlich viel, so dass man genügend Zeit hat, sich mit den wichtigsten Figuren vertraut zu machen bzw. sich einen detaillierten Überblick über das allgemeine Geschehen zu verschaffen. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei zwar nur um etwas breiter inszeniertes Anfangsgeplänkel ohne wirklich tief greifende Handlungsabschnitte, doch für den Start ist dies genau richtig, zumal der Zyklus ja bekanntermaßen recht umfangreich ist. Lediglich in der Mitte des Hörspiels wird die Umsetzung der Story nicht ganz so gefällig gelöst, so dass einige kurze Hänger hingenommen werden müssen, die aber bereits nach wenigen Minuten wieder abklingen.
Quasi als Entschädigung für diese geringfügige, unfreiwillige Verschnaufpause ist „Der Sternenbastard“ dann aber mit tollen Effekten und wunderbarer Begleitmusik ausgestattet. Eigens für diese Serie haben sich die Macher die Dienste des Berliner Filmorchesters unter der Leitung von Christian Hagitte gesichert, welches der jeweiligen Situation entsprechend für eine dezente oder eine gar bombastische Untermalung sorgt. Allerdings wirkt dies nie übertrieben, sondern ist völlig an die Geschichte angepasst worden und setzt gerade in den etwas betriebsameren Momenten wichtige Akzente.
Ob diese neu aus der Taufe gehobene Serie ebenfalls Akzente setzen wird, möchte ich nach diesem ersten Teil indes noch nicht beurteilen. Feststeht bis hierhin, dass „Sternenozean“ einen ziemlich guten Start hingelegt hat, sehr viele vielversprechende Versatzstücke beinhaltet und schon nach dem Ende von „Der Sternenbastard“ genügend Fragen offen hält, die für die Motivation, weiter am Ball zu bleiben, immens förderlich sind. Gute Voraussetzungen also für eine neue Erfolgsserie im Universum des beliebten Sternenabenteurers.
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Sergej Lukianenkos Buchreihe um das Hin und Her der Mächte des Lichts und des Dunkels in den Straßen von Moskau hat auch außerhalb Russlands ihre Fangemeinde gefunden. Zwar dürfte der Erfolg in Deutschland etwas geringer ausfallen als in Lukianenkos Heimat, wo die Reihe in etwa so populär sein soll wie der „Herr der Ringe“ (mit dem das Werk unverständlicher Weise immer wieder verglichen wird), dennoch ist die Geschichte um die „Wächter der Nacht“ durchaus reizvolle Fantasykost.
Grund genug für das Hörbuchportal |Audible|, sich der Sache anzunehmen und mit einer selbstproduzierten Hörbuchreihe Lukianenkos Werk auch für die Freunde des vorgelesenen Wortes zu erschließen. Dass |Audible| ein gutes Händchen in der Hörbuchproduktion hat, zeigt die Qualität der zuletzt veröffentlichen Produktionen deutlich genug. So ist z. B. „Die Anstalt“ von John Katzenbach nicht zuletzt dank der überragenden Leistungen der beiden Sprecher Thomas Danneberg (Synchronstimme u. a. von Arnold Schwarzenegger, John Travolta und Nick Nolte) und Simon Jäger (Synchronstimme u. a. von Josh Hartnett und Heath Ledger) ein echter Hörgenuss.
Somit darf man zu Recht auch an die Produktion von „Wächter der Nacht“ hohe Erwartungen knüpfen. |Audible| hat sich die Veröffentlichung der gesamten bisherigen Bände der Reihe zum Ziel gesetzt. Von August 2006 bis April 2007 erscheint jeden Monat ein Teil der Reihe, der von |Audible|-Abonnenten runtergeladen werden kann. Wer nicht |Audible|-Kunde ist, hat übrigens schlechte Karten – wie die übrigen |Audible|-Produktionen auch, erscheint auch „Wächter der Nacht“ exklusiv bei |Audible|. Anderswo im Handel wird man vergeblich danach suchen.
Jedes Buch wird in seine drei Einzelbücher gesplittet, von denen jeden Monat eines veröffentlicht wird. Damit wird die Geschichte natürlich unschön auseinandergerissen, was gerade in Anbetracht der Tatsache, dass Lukianenko sich gerne eines Cliffhangers bedient, um die Spannung zu steigern, schon mal Unmut und Ungeduld hervorrufen kann. Am Ende einer Geschichte vier Wochen auf die Fortsetzung warten zu müssen, während einem tausend Fragen im Kopf herumspuken, ist halt weniger schön und hat etwas von einem literarischen |Coitus interruptus|.
Die ersten drei Teile der Hörbuchreihe werden jeweils aus der Sicht von Anton, einem Mitarbeiter der Nachtwache, erzählt. Lukianenko zeigt dem Leser/Hörer die Welt, in der Anton lebt. Anton lebt in Moskau, sieht die Welt aber anders als der Normalsterbliche, denn Anton ist ein so genannter Anderer. Die Anderen gibt es schon seit ewigen Zeiten. Sie sind Magier, Vampire oder Gestaltwandler. Sie leben unerkannt unter den Menschen und können in eine Art Zwischenwelt, das Zwielicht, abtauchen. Ganz grob unterteilt man die Anderen in die Lichten und die Dunklen. Beide Gruppen überwachen sich gegenseitig, denn ihr Ziel besteht nicht darin, die Übermacht zu gewinnen, sondern den Status Quo zu wahren. Für dieses Ziel arbeiten Anton und die anderen Lichten der Nachtwache genauso wie seine dunklen Kollegen der Tagwache.
_Wächter 1: Das eigene Schicksal_
Anton hat bei der Nachtwache immer im Innendienst gearbeitet, bis er eines Tages in den Außendienst versetzt wird. Ohne es zu ahnen, gerät Anton gleich bei seinem ersten Einsatz zwischen die Fronten. Zum einen versucht er ,den zwölfjährigen Jegor aus den Klauen einer Vampirin zu befreien, zum anderen beobachtete er auf seiner nächtlichen Streife eine Frau, über deren Kopf ein schwarzer Wirbel schwebt. Ein schwarzer Wirbel zeigt einen Fluch an, aber wie groß und mächtig der Fluch ist, der auf der jungen Frau lastet, wird Anton und seinen Kollegen von der Nachtwache erst klar, als der Wirbel so große Ausmaße annimmt, dass er für ganz Moskau eine Bedrohung darstellt …
_Wächter 2: Der eigene Kreis_
Eine Reihe von Morden sorgt in den Reihen der Anderen für Aufregung. Als Täter kommt nur ein Anderer in Frage, vermutlich ein Lichter. Der Chef der Nachtwache betraut Anton mit den Ermittlungen, der schon bald feststellen muss, dass er selbst der Einzige ist, der kein Alibi hat. Das bleibt auch den Kollegen von der Tagwache nicht verborgen, und so ist Anton schon bald auf der Flucht durch die Straßen von Moskau und auf der Suche nach dem wahren Täter …
_Wächter 3: Im eigenen Saft_
Für die Nachtwache ist Urlaub angesagt. Zusammen mit seinen Kollegen fährt Anton hinaus zur Datscha von Kollegin Tigerjunges, die ruhig und beschaulich auf dem Land lebt. Hier findet Anton endlich Zeit, sich über sich selbst und seine Rolle in der Welt der Anderen Gedanken zu machen. Als sich jedoch unerwartete Geschehnisse andeuten, kehrt Anton nach Moskau zurück, wo sich schon bald die Ereignisse überschlagen, in denen ein Schicksalsbuch und ein Stück Kreide eine zentrale Rolle spielen …
Lukianenko baut „Wächter der Nacht“ als drei einzelne Geschichten auf. Sie bauen jeweils aufeinander auf, sind aber dennoch in gewissen Teilen in sich abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es aber noch ein großes Ganzes, das Lukianenko dem Leser/Hörer erst im Laufe der Zeit Stück für Stück offenbart. Doch der Weg zur finalen Erkenntnis ist gespickt mit falschen Fährten, und so gehen die Vermutungen auch schon mal in die falsche Richtung. Lukianenko baut den Plot eben spannend und mit einigen Wendungen auf.
Dazu gehört auch, dass die Figuren sich nicht ganz plump in Gut und Böse einteilen lassen. Die Übergänge zwischen beiden Gruppen sind fließend. Die Lichten sind längst nicht die uneingeschränkt Guten, für die man sie anfangs halten mag, und so ist man als Leser/Hörer immer wieder gezwungen, seine Sympathien zu überprüfen und den Figuren gegenüber kritisch zu bleiben. Lukianenko betreibt eben keine zweidimensionale Schwarzweiß-Malerei, und so gesehen ist der Leser/Hörer mehr gefordert, sich seinen Teil zu denken.
Lukianenkos Welt der Anderen kommt atmosphärisch und düster daher, was zum Teil auch dadurch bedingt ist, dass ein Großteil der Handlung nachts spielt. Doch auch die Trostlosigkeit, die das Leben vieler Menschen in einer Stadt wie Moskau prägt, trägt zur Gesamtstimmung bei.
Zum Teil macht den Reiz der Geschichte sicherlich auch ihr naher Bezug zur Realität aus. Während viele Fantasygeschichten in komplett abgeschlossenen Welten spielen, die mit unserem Alltag kaum etwas verbindet, gibt es bei Lukianenko eine sehr große Schnittmenge zwischen Fantasy und realer Welt. Am ehesten lässt sich das vielleicht noch mit Werken von Autoren wie Neil Gaiman oder Christoph Marzi vergleichen, die auf ähnliche Art unsere Welt mit einer Phantasiewelt kreuzen.
Die Hörbuchproduktion ist im Großen und Ganzen durchaus gelungen. Die Lesung ist ungekürzt, was für sich genommen schon mal sehr positiv ist. Jeder Teil dauert etwa fünf bis sechs Stunden. Als Sprecher der Prologe der einzelnen Geschichten wurde Achim Höppner verpflichtet, der unter anderem schon als Synchronsprecher für Ian McKellen, Michael Caine und Clint Eastwood tätig war.
Die eigentliche Geschichte aus der Perspektive des Anton wird von Oliver Brod gesprochen. Brod klingt im ersten Moment etwas holprig und schleppend, wird aber doch recht schnell warm mit seiner Rolle und liefert dann eine überzeugende Vorstellung. Die Rollen der unterschiedlichen Figuren differenziert er recht ordentlich, wenngleich es Sprecher gibt, die gerade die Unterschiede zwischen den einzelnen Figuren besser herausarbeiten können. Dennoch passt Oliver Brods Stimme zur Figur des Anton sehr gut und ist deswegen nicht unbedingt eine schlechte Wahl.
Unterm Strich kann man die Hörbuchproduktion von |Audible| zu Sergej Lukianenkos „Wächter der Nacht“ als durchaus hörenswert bezeichnen. Die Geschichte an sich ist spannend und absolut empfehlenswert und auch die Hörbuchproduktion ist ein kurzweiliges Hörvergnügen. Etwas unschön mag die Aufteilung in drei monatlich erscheinende Einzelbücher sein, die den Hörer nach einem Cliffhanger dann schon mal vier Wochen in der Luft hängen lässt, aber das lässt sich ja umgehen, indem man sich die Einzelteile der Bücher erst dann runterlädt, wenn alle drei erschienen sind. Pech nur für denjenigen, der kein |Audible|-Abonnent ist, denn für den gibt es derzeit keine Möglichkeit, anderweitig in den Genuss des Hörbuches zu kommen. Aber so ist das nun einmal bei Exklusiv-Titeln. Wenn’s jeder hören könnte, wäre es schließlich nicht mehr exklusiv …
Spieldauer: 5 Stunden und 56 Minuten Sprecher: Oliver Brod, Achim Höppner
Die „Wächter“-Reihe bei Audible: http://www.audible.de/adde/site/Serien-Mikrosite/index.jsp?BV__UseBVCookie=Yes
David Copperfield – Stefan Schwade
Mrs. Copperfield – Reinhilt Schneider
Clara Pegotty – Karin Lieneweg
Mr. Pegotty – Andreas von der Meden
Emily – Manuela Dahm
Mr. Murdstone – Horst Breiter
Mrs. Murdstone – Heikedine Körting
Betsey Trotwood – Marga Maasberg
Mr. Dick – F. J. Steffens
Mr. Creakle – Peter Kirchberger
Mrs. Crakle – Marianne Kehlau
Mister Tungay – Klaus Klein
Mr. Micawber – Werner Cartano
Rosaly – Wanda Osten
_Story_
Der Halbwaisenjunge David Copperfield wächst wohlbehütet bei seiner Mutter und dem sympathischen Kindermädchen Clara Pegotty auf. Er ist ein glücklicher Junge, besonders in jenem Moment, als er im Urlaub mit Pegotty seine Jugendliebe Emily kennen lernt. Doch eben dieser Urlaub wird ihm später zum Verhängnis. Hinter seinem Rücken haben sich der kaltherzige Mr. Murdstone und seine Mutter das Jawort gegeben, ganz zum Unwillen Davids.
Fortan ändert sich sein Leben komplett: Aus dem liebevollen Umfeld wird ein erbitterter Kampf gegen seinen neuen Vater, den David durch seine Abschiebung ins Internat frühzeitig verliert. Ein halbes Jahr geht er durch diese harte Schule, bis ihm dann die Nachricht des Todes seiner Mutter ereilt. David ist tieftraurig über den Verlust, sieht darin aber auch die Chance, sich von seinem bösen Steifvater zu lösen. Allerdings endet seine Flucht vor dem angeheirateten Elternteil im totalen Elend, und mit einem Mal werden dem jungen Copperfield beinahe alle Hoffnungen entzogen, je wieder frei von Murdstone und dessen hinterhältiger Schwester zu sein.
_Meine Meinung_
Beim Namen „David Copperfield“ kommen einem natürlich erst einmal Gedanken an den weltberühmten Magier, der ja unlängst auch hierzulande wieder auf Tournee war. Allerdings arbeitet der Mann nur unter einem Pseudonym und verwendet für sein Künstlerleben den Namen einer tragischen Romanfigur aus dem Werk von Charles Dickens, der zu Lebzeiten auch die traurige Geschichte dieses hin und her geschubsten Waisenknaben erzählt. Dabei ist „David Copperfield“ im Vergleich zu den meisten anderen Werken des berühmten britischen Schriftstellers keine rein moralische Erzählung, sondern vielmehr der Bericht über einen Jungen, der sich trotz aller Gemeinheiten und Widrigkeiten nie hat unterkriegen lassen.
Copperfield hat es von Beginn an nicht gerade einfach. Er wächst ohne seinen Vater auf und hat als Bezugsperson nur die Haushaltshilfe Pegotty. Seine Mutter ist indes kaum für ihn da und lässt ihn erst recht im Stich, als sie gegen den Willen ihres Jungen mit dem strengen Mr. Murdstone anbandelt und ihn schließlich auch ehelicht. David ist entsetzt und erschrocken zugleich, denn ihm ist bewusst, dass die daraus resultierenden Entwicklungen ihn ausschließlich negativ berühren werden und er vom liebevollen Leben der Vergangenheit mit sofortiger Wirkung Abschied nehmen muss. Bereits wenige Tage nach der Hochzeit erklärt Murdstone ihm, was er von seinem neuen Sohn erwartet und lässt auch keine Zweifel daran kommen, dass er seinen drohenden Worten Taten folgen lässt. Die erste Auseinandersetzung endet für David in einer Ohnmacht, auf die schließlich die unfreiwillige Unterbringung im Internat folgt. Die Schicksalsschläge wollen auch im Folgenden nicht abreißen und bringen den jungen Mann ganz tief auf den Boden und in einen Zustand, von dem er sich kaum noch erholen kann.
Doch gerade jetzt, wo er weder Vertraute noch Fürsprecher an seiner Seite hat, ist er mehr denn je entschlossen, sich gegen alle Ungerechtigkeiten, die ihm in letzter Zeit widerfahren sind, zur Wehr zu setzen und auf eigenen Füßen doch noch glücklich zu werden. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein weiteres Mal ein, und nur noch seine entfernte Familie, bestehend aus der barschen Betsey Trotwood, kann ihm in seiner Not noch beistehen.
Charles Dickens’ Drama wurde 1975 auch vom populären Hörspiel-Label |Europa| vertont, und zwar unter der Regie der erfahrenen Heikedine Körting, die nebenbei auch noch eine kleine Sprecherrolle innehatte. Damit war sie jedoch eine der wenigen bekannten Namen, die an dieser rund dreiviertelstündigen Produktion beteiligt waren, was „David Copperfield“ rein äußerlich schon mal zu etwas Besonderem macht. Auch inhaltlich ist die Geschichte in dieser Fassung sehr gut umgesetzt, kommt schnell auf den Punkt und wird deshalb auch nie wirklich langweilig, wenngleich es zwischendurch ein paar kurz andauernde Längen gibt, in denen die Handlung etwas träge voranschreitet. Doch Kritik wäre diesbezüglich nicht angebracht.
Viel kritischer hingegen muss man die einzelnen Sprecher betrachten, ganz besonders Stefan Schwade, dem hier die Titelrolle zukommt. Er spielt die Rolle des jungen, naiven Copperfield bis zu einem gewissen Punkt ganz ordentlich, schafft es aber nicht einmal im Ansatz, die verschiedenen melancholischen Emotionen des ständig erniedrigten Hauptcharakters den Anlässen entsprechend nach außen zu tragen. Sinnbildlich hierfür ist der Moment, als David vom Tod seiner Mutter erfährt; an dieser Stelle erwartet man zwar kein überzogenes Schluchzen, aber zumindest etwas mehr Sensibilität. Stattdessen wird das Geschehnis kurz kommentiert, mit aufgesetzter Traurigkeit diskutiert und danach schon wieder fast vergessen. Aber auch die Szenen, in denen David von seinem brutalen Ziehvater Schläge einstecken muss, sind recht unglaubwürdig dargestellt, zumal es schon mehr Bedarf als ein paar „Aua!“-Schreien, um die Tragweite dieses Ereignisses (immerhin wird der Junge dabei bewusstlos) entsprechend zu transferieren. Es sind zwar immer nur kleine Zeiteinheiten, die einen über die emotionalen Regungen des Hauptakteurs nachdenken lassen, doch in all jenen Augenblicken kommt man immer wieder zu dem Schluss, dass Schwade der Rolle als tragische Figur nicht wirklich gewachsen ist bzw. war.
Ansonsten gibt es aber kaum etwas an „David Copperfield“ auszusetzen. Mal davon abgesehen, dass die Erzählform mehr einem Bericht ähnelt und deswegen auch nicht ganz so spannend ist, entwickelt sich dieses legendäre Drama mit wohlgesetzten Schritten vorwärts und kann dank seiner rasch inszenierten Wendungen letztendlich auch über die Gesamtdistanz überzeugen. Für meinen Geschmack hätte das etwas abrupte Ende noch etwas ausgedehnt werden können, denn nach den vielseitig umschriebenen Jugendtagen, die Copperfield zu dem gemacht haben, was er in seinem Aufeinandertreffen mit Betsey Trotwood ist, geht es plötzlich richtig hurtig auf den Schluss zu, und bevor man sich versieht, hat einen die Geschichte schon überrumpelt und ist geendet.
Aber so sei es. „David Copperfield“ hat zwar bezüglich der Inszenierung einige dezente Schwächen, gefällt aber als unterhaltsames Hörspiel dennoch sehr gut. Für Anhänger der vorangegangenen Episoden der „Europa-Originale“, zu denen die neue Aufarbeitung dieses Hörspiels gehört, ist dies genau der richtige Stoff, nur eben mit der Einschränkung, dass die ‚Star‘-Sprecher durch die hier eingesetzten unbekannten Namen kaum ersetzt werden können.
Burg Csetje um 1600: Der verwitwete Baron Ferenc Nádasdy trauert noch immer seiner ersten Frau Elisabeth nach, die bereits seit mehreren Jahren in der Gruft liegt. Obwohl er mittlerweile wieder neu verheiratet ist und mit seiner zweiten Gattin Katharina sogar Kinder hat, lebt er sehr unglücklich und fühlt sich einsam in seiner Haut.
Eines Nachts trifft er den Entschluss, Elisabeth am Grab zu besuchen, die Gruft zu öffnen und die Überreste seiner verstorbenen Ehefrau zu beschauen. Dabei stellt er fest, dass bei der Dame keine Spur der Verwesung zu entdecken ist. Dies macht ihn stutzig, und von nun an besucht er das Mausoleum der Toten regelmäßig und jeden Abend.
Ferenc‘ Treiben bleibt nicht unbemerkt, und als er den bizarren Wunsch äußert, wieder mit Elisabeth Bathory vermählt zu sein, nimmt ihn eine weise Frau beim Wort, nennt ihm die Bedingungen und erweckt die Verstorbene tatsächlich zu neuem Leben. Ferenc ist überglücklich und sofort bereit, der Auferstandenen jeden Wunsch zu erfüllen. Allerdings ist ihm nicht bewusst, dass Elisabeths zweites Leben von einem ständig zu befriedigenden Blutdurst genährt wird, und erst viel zu spät erkennt Ferenc die Folgen seiner schändlichen Tat.
_Meine Meinung_
Erneut haben sich |Titania Medien| für ihr „Gruselkabinett“ einen schaurigen Klassiker der Weltliteratur ausgesucht, der sich aufgrund seiner vampiristischen Hauptdarstellerin besonders in Düsterromantik-Kreisen immer noch einer sehr großen Beliebtheit erfreut. Die Blutbaronin Elisabeth Bathory diente unter anderem als Namensgeberin einer bekannten nordischen Musikformation, wurde aber auch schon von zalreichen Bands (unter anderem CRADLE OF FILTH) mit stimmungsvollen Songbeiträgen geehrt, in denen die herrschsüchtige Natur der blutrünstigen Baronin umfassend besungen wurde.
Davon abgesehen ist die Geschichte um den zur Depression neigenden Baron Ferenc und seine unglücklich geschiedene Ehe hierzulande nicht in größerem Maße bekannt. Zwar stammte der Autor des Stückes aus Deutschland, jedoch wurde dieser eher durch seine dramatischen Bühnenstücke zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt. Der „Blutbaronin“ (Originaltitel: „Lasst die Todten ruhen“) hingegen wurde lediglich von einem erlesenen Publikum die Rolle des Klassikers zugeschrieben, dies jedoch wiederum völlig zu Recht, denn rein qualitativ unterscheidet sich das Werk wohl kaum von den übrigen Dramen, die Raupach zu Lebzeiten verfasst hat.
Rein inhaltlich ist „Die Blutbaronin“ ein typischer Vertreter (dies ist keineswegs im negativen Sinne zu verstehen) dieser Reihe. Es geht ein weiteres Mal um die Auferweckung von Toten – wie zuletzt noch in [„Frankenstein“ 2960 – und die unheilvollen Konsequenzen, die diesem Entschluss folgen sollen. Ferenc ist bisweilen derart besessen vom Gedanken, seine alte Gemahlin wieder zurückzubekommen, dass er hierfür jeden Preis in Kauf zu nehmen bereit ist, was er schließlich auch unbewusst tut. Lady Bathory setzt ihren vor Freude blinden Gatten von Anfang an unter Druck, bestimmt sein Tun und Handeln in jeder Sekunde, nimmt ihn und sein Umfeld völlig aus und lässt ihn zum Schluss noch bitterlicher vereinsamen, als er dies zuvor empfand. Elisabeth lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass sie in der erneuten Position als Baronin die eigentliche Herrscherrolle einnimmt, und versetzt die Dienerschaft ihres Mannes in Angst und Schrecken. Nach und nach verschwinden diejenigen, die Zweifel an ihr äußern, und vor allem die Personen, die behaupten, es handle sich bei der Dame um ein und dieselbe Person wie Ferenc‘ erste Ehefrau, müssen auf blutige Weise, abseits von Ferenc‘ Einfluss, schmerzhaft in Erfahrung bringen, wie hoch der Preis für kritische Worte der Blutbaronin gegenüber ist.
Der Baron indes lässt sich selbst von den vielen Warnungen seiner Bediensteten und Freunde nicht umstimmen, zieht nicht einmal in Erwägung, die jüngsten Geschehnisse auf seinem noblen Sitz zu hinterfragen. Er nimmt es als gegeben hin, dass von Zeit zu Zeit Leute verschwinden, und kann sich kaum vorstellen, dass grausame Gewalttaten oder dergleichen hinter diesen Ereignissen stehen. Erst als es seiner eigenen Familie und speziell seinen Kindern an die Wäsche geht, blickt der gutherzige, jedoch geblendete Baron Nádasdy hinter die wahren Hintergründe, doch zu diesem Zeitpunkt ist das verheerende Schicksal nicht mehr abzuwenden bzw. sind seine Geliebten allesamt dahingerafft.
Die Story wird von den Machern des „Gruselkabinetts“ mal wieder sehr stimmungsvoll inszeniert. Erneut trifft man auf tolle, schaurige Musikbeiträge, viele wohldosierte Klangeffekte und natürlich exzellente Beiträge seitens der Sprecher. Marc Gruppe und sein erfahrenes Team bewähren sich in diesem Fall vor allem darin, dass sie die Tragik der Handlung authentisch transferieren, gleichzeitig aber auch für eine ansteigende Spannungskurve und mehrere Überraschungsmomente sorgen. Zwar hat man das traurige Ende ein wenig zu breitformatig gestaltet und die erschreckende Wirkung damit etwas zu stark ausgereizt, doch ansonsten ist das Hörspiel mal wieder fantastisch aufgebaut, im übertragenen Sinne farbenfroh inszeniert und in dem Maße bewegend, dass nebenbei auch noch das Interesse für weitere Werke des Autors geweckt wird.
Mit einem Satz: „Die Blutbaronin“ vereint einmal mehr sämtliche Stärken dieser Reihe und ist ein würdiger Vertreter der preisgekrönten Produktionen von |Titania Medien|.
Die junge Mutter Marianne Belder wird in einem Wald nahe Dedenborn in der Nordeifel von einem Osteuropäer überfallen und vergewaltigt. Sie soll nicht das einzige Opfer bleiben. Kurze Zeit später wird eine Jugendliche vergewaltigt und ermordet.
Mariannes Ehemann Wolfgang arbeitet die Polizei zu langsam, ihre Ehe hat unter der Vergewaltigung gelitten und er beauftragt die Privatdetektive Alwin Schreer und Anne-Catherine Vartan mit Ermittlungen. Bei Schreer kann er sich des nötigen Engagements sicher sein, denn Marianne war seine Jugendliebe.
Die Vergewaltigungsserie reißt nicht ab und wird zum politischen Problem. Die Besucherzahlen des Nationalparks Eifel könnten leiden und die wirtschaftlich schwache Region schädigen. Für Schreer und Vartan ist es jedoch schon lange kein Auftrag mehr, sondern etwas Persönliches.
Wolfgang Bender wird bei dem Versuch, den Mörder zu stellen, von ihm getötet. Eine junge Türkin aus Schreers Bekanntenkreis wurde ebenfalls vergewaltigt und hat bisher aus Scham geschwiegen. Als wäre das nicht genug, wird eine Informantin Alwins, deren Aussage aufgrund eines Fehlers seinerseits in die Lokalpresse gelangte, von mehreren Personen entführt und brutal misshandelt. Auch auf Schreer und seine Partnerin wird ein Anschlag verübt – eine ganze Bande wehrt sich vehement gegen die Nachforschungen, die immer mehr in die Richtung einer Verwicklung deutscher Geschäftsleute zielen. Die Vergewaltigungen stellen nur die Spitze eines Eisbergs dar …
_Der Autor_
Der 42-jährige Deutsch-Belgier Jean-Louis Glineur wurde im belgischen Verviers geboren, wohnt in Dedenborn in der Eifel, ist gelernter Industriekaufmann und freier Mitarbeiter der Kölnischen Rundschau.
Der Lokalkolorit des Hörbuchs und seine Erfahrungen mit Presse und Polizeiarbeit sind somit aus erster Hand. Vorlieben des Autors wie Formel-1-Rennen und schnelle Autos zeichnen auch seinen Hauptcharakter Alwin Schreer aus, der dadurch besonders authentisch wirkt. „Todesangst in der Nordeifel“ ist sein Debütroman.
_Der Sprecher_
Julian Mehne ist Ensemblemitglied des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin. Er wurde 1998 in Nordrhein-Westfalen als Nachwuchsdarsteller des Jahres ausgezeichnet und erhielt 2001 den Bad-Hersfeld-Preis. Als Hörbuchsprecher scheint jedoch auch bei ihm ein Debüt vorzuliegen.
Mehne stellt für das Hörbuch einen echten Glücksgriff dar, er hat eine angenehme und deutliche Stimme und kann zwischen verschiedenen Dialekten und Akzenten wechseln, ohne in übertriebene Betonungen zu verfallen.
_Ein einfühlsamer Privatermittler_
Alwin Schreer ist ein Detektiv, dessen Stärke in seinem Einfühlungsvermögen und seiner Menschlichkeit besteht. Er versteht es nicht nur, sowohl mit dem aufgebrachten Ehemann und der verstörten Marianne als auch mit seinem alten Freund Kommissar Welsch umzugehen, als toleranter Typ hat er auch keine Probleme im Umgang mit Homosexuellen, Prostituierten und Ausländern. Rücksichtslos sensationslüsternen Reportern gegenüber kann er jedoch auch eine härtere Gangart einschlagen, was sonst eher seiner schönen und schlagkräftigen Partnerin Anne-Catherine Vartan vorbehalten bleibt.
Bei aller Einfühlsamkeit mangelt es Schreer doch oft an Professionalität, er ist oft nachlässig und unvorsichtig, durch einen Fehler seinerseits wird die Zeugin Jana Kohlstock erst gefährdet. Er ist aber auch ein findiger Ermittler, durch seine Methoden und Intuition wird die Polizei erst auf übersehene Indizien und Zusammenhänge aufmerksam.
Der sympathische Detektiv ist der am besten ausgearbeitete Charakter des Hörbuchs; auffallend ist, wie wenig er äußerlich beschrieben wird, während andere Charaktere meist mit bildhaften Vergleichen charakterisiert werden. So wird Mariannes Ehemann Wolfgang als „Conan der Barbar“ vorgestellt, er verhält sich auch entsprechend impulsiv und ist versessen auf Rache und Vergeltung. Leider werden auch andere Charaktere wie der Journalist Pierre derart beschrieben, er sieht aus wie „George Clooney“, womit dann alles gesagt ist. So bleiben viele Charaktere leider blasse und unterentwickelte Abziehbilder ihrer Vorlagen.
Ein Hauch Romantik und Sexappeal liegen im Verhältnis Schreers zu Frauen, der immer noch für seine einstige Jugendliebe Marianne schwärmt und auch gerne mal bei seiner begehrenswerten Partnerin Anne landen würde, die leider erst spät zum Zuge kommt.
Besonders gelungen ist die Behandlung brisanter Themen wie der oft schuldzuweisenden Haltung der Gesellschaft gegenüber Vergewaltigungsopfern, Vorurteilen gegenüber Ausländern sowie der komplexen Beziehung zwischen den Medien und der Polizei. Wie die Region Eifel selbst leidet auch die Polizei unter Sparzwängen; Personalmangel und –einsparungen zwingen Kommissar Welsch widerwillig zum Pakt mit dem Teufel, das heißt einer Zusammenarbeit mit der Presse und Schreer. Dabei zeigt Glineur deutlich, wo man eine Grenzlinie zwischen verantwortungsvollem und für alle Seiten nützlichen Journalismus und rücksichtsloser und gefährlicher Berichterstattung in Revolverblättern ziehen muss.
Interessante Wendungen gewinnt der Roman durch die Behandlung eben dieser Themen; so baut Glineur bewusst auf Klischees und Vorurteile, um diese zu widerlegen oder falsche Spuren zu legen. Das einzige Klischee, das er ungeschoren davonkommen lässt, ist das des bei jeder Gelegenheit rauchenden Detektivs – Schreers gesammeltes soziales Umfeld greift interessanterweise ebenso zwanghaft und beständig zum Glimmstengel.
Die Handlung selbst schreitet rasant voran, es fliegen des Öfteren die Fäuste, und passend zu diesem Tempo sind Schreer und Vartan oft mit dem Auto unterwegs – mit überhöhter Geschwindigkeit selbstverständlich. Der Plot ist sehr gut und überzeugend ausgearbeitet, die angesprochenen Klischees und Aspekte fügen sich harmonisch in die Handlung ein und geben genügend Anreize zum Spekulieren und Kombinieren, hervorragend gelungen ist die Verbindung mit der geographischen und politischen Lage (Grenznähe) der Eifel, die Vor-Ort-Kenntnisse des Autors wirken sich hier sehr bereichernd aus.
_Fazit:_
Liebenswerter und einfühlsamer Humor zeichnet die kurzweilige, rasante Geschichte und ihren Hauptcharakter Alwin Schreer aus. Julian Mehne scheint wie geschaffen für diese Sprecherrolle, denn er beherrscht die leisen Töne und schafft das Kunststück, polnische Akzente und Eifeler Dialekt semi-authentisch und dennoch gut verständlich zu sprechen. Auf Geräusche oder Musikuntermalung wurde dabei verzichtet, was jedoch angesichts des hohen Erzähltempos und der spannenden Geschichte gar nicht stört. Es fällt jedoch eine gewisse Hetze auf; die 225 Minuten des Hörbuchs sind auf drei CDs verteilt, was bei den üblichen 74 Minuten einer CD sehr knapp wird. Hier wollte der Verlag sich die vierte CD offensichtlich sparen; so gibt es kaum eine Sekunde Pause zwischen den Kapiteln und auf den üblichen Abspann am Ende eines Hörbuchs hat man ebenfalls verzichtet, nicht einmal ein kurzes „Ende“ oder „Sie hörten …“ folgt.
Neben den etwas dürftig bildlich beschriebenen Nebencharakteren störte mich nur die vielen Actioneinlagen stets vorangehende unglaubliche Dummheit der jeweils verwickelten Personen. Diese wirkt aufgesetzt und unglaubwürdig, was jedoch glücklicherweise vom hohen Tempo und den vielen Wendungen der mit Themen dicht gepackten Geschichte kaschiert wird. Für 9,80 EUR erhält man einen hervorragenden Krimi, der mich auf einsamen Autobahnfahrten gut unterhalten hat. Die unkompliziert, temporeich und spannend erzählte Geschichte und die kaum übersehbare Liebe des Autors für Autos prädestinieren „Todesangst in der Nordeifel“ geradezu dafür.
Käpt’n Bligh – Richard Lauffen
Maat Fletscher Christian – Volker Brandt
Matrose Thomas Burkett – Gernot Endemann
Waffenmeister Charles Churchill – Rolf Mamero
Offizier Fryer – Helmo Kindermann
Schiffsjunge Robert – Alexander Glauber
Bootsmaat Morrisson – Heinz Trinxer
Sprecher – Lutz Mackensy
Regie: Heikedine Körting
_Story_
Die ‚Bounty‘, der Stolz der britischen Flotte, sticht erneut in See, um mit einigen naiven Eingeborenen Handel zu betreiben. Doch vor der Küste Tahitis kommt es zum Skandal. Die Matrosen, die mit der strengen Ausrichtung von Käpt’n Bligh nicht mehr einverstanden sind, lehnen sich gegen ihren Bootsführer auf und leisten gegen seine Vorschriften Widerstand. Eine Gruppe von Meuterern übernimmt fortan die Regie über die ‚Bounty‘ und entlässt den Kapitän sowie seine treuen Untergebenen ins Beiboot des riesigen Schiffes. Fletscher Christian, Anführer der Aufständigen, ernennt sich selbst zum Kapitän und ordnet als erste Amtshandlung nach dem Sturz des etatmäßigen Käpt’ns ‚Rum für alle‘ an. Allerdings weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es seinem ehemaligen Vorgesetzten tatsächlich gelingen wird, mit seinem spärlichen Boot wieder heimischen Boden anzusteuern.
_Meine Meinung_
Über die „Meuterei auf der Bounty“ sind sich Historiker bis heute nicht ganz einig. Es bestehen jedenfalls verschiedene Ansichten darüber, was genau an jenem 28. April im Jahre 1789 an Bord des Schiffes geschah bzw. was letztendlich zum Entschluss zur Meuterei führte. Feststeht lediglich, dass es sich bei diesem Vorfall um ein reales Ereignis handelt, welches nicht nur wegen seiner Brisanz sondern auch aufgrund des unrühmlichen Endes der Aufständigen in die britische Seegeschichte eingegangen ist. Fletscher Christian, der stellvertretend für seine Leidensgenossen später eine Art Märtyrertod starb, sowie sein Widersacher, Kapitän Bligh, sind zentrale Punkte der Navy-Historie und lieferten durch ihren fulminanten Showdown auf hoher See die Basis für gleich mehrere literarische Bearbeitungen und natürlich für den berühmten Film mit einem jungen Marlon Brando in der Hauptrolle.
Auch das Hörspiellabel |Europa| hat sich Mitte der Siebziger, genauer gesagt 1977, dieses Themas angenommen und die Geschichte in einer kurzen Handlung reflektiert, reicht dabei aber leider nicht an den zu Recht gefeierten Kinostreifen heran. Und dafür gibt es schon einmal einen wesentlichen Grund: Die Audio-Variante ist schlichtweg zu kurz.
Ein so geschichtsträchtiges Abenteuer wie jenes von Maat Christian und Käpt’n Bligh adäquat aufzuarbeiten, ist nämlich gar kein leichtes Unterfangen, zumal es ja schon diverse andere Abhandlungen gegeben hat, die die Erwartungshaltung an ein derartiges Unternehmen in die Höhe getrieben haben, und daher sind 35 Minuten (nicht grundsätzlich, aber in diesem spezifischen Fall) nicht ausreichend, um die Tragweite des Dramas originalgetreu zu dokumentieren.
Dabei ist jedoch nicht zu leugnen, dass es sich beim fünften Teil der „Europa-Originale“ um ein spannendes Hörspiel handelt. Die Geschichte wird ziemlich flott und durch die verschiedene Meinungen der Schiffsbesatzung auch spannend erzählt und lässt diesbezüglich auch eine stetig ansteigende Kurve erkennen. Nur zum Ende hin wird es dann ein bisschen knapp, so dass das tragische Ende fast schon beiläufig angehängt wird. Möglicherweise hätte die Zeit ja dann ausgereicht, wenn man sich nicht so lange mit dem paradiesischen Leben bei den Eingeborenen beschäftigt hätte, doch dies sind alles Spekulationen ohne belegbaren Nährboden.
Aus diesem Grund muss man das Hörspiel nun auch für zwei Interessengruppen splitten. Diejenigen nämlich, die einfach nur kurzweilig unterhalten werden wollen und nicht so viel Wert auf die Schwerpunkte des historischen Events legen, werden die Erzählung unter der Regie von Heikedine Körting sicherlich lieben. Die übrigen, und das ist die Gruppe derjenigen, denen es auf die geschichtliche Originalität ankommt, werden bestimmt ein wenig enttäuscht sein über die stark gekürzte Hörspielfassung, aber ggf. dennoch ihren Spaß haben. Oder um es kurz zu sagen: Als Hörspiel taugt diese Produktion voll und ganz, aber mit vergleichbaren Inszenierungen des bekannten Stücks kann der fünfte Teil der ersten „Originale“-Staffel nicht ganz Schritt halten.
Kurze Zeit, nachdem Victor Frankenstein einen entscheidenden Fortschritt in seinen Forschungen hat erzielen können, wird ihm das Resultat all dessen zum Verhängnis. Das schreckliche Geschöpf, das er erschaffen hat, wendet sich gegen ihn, als Victor ihm seine Abneigung deutlich macht. Gleichzeitig wird Frankenstein von einem herben Schicksalsschlag getroffen, als die Nachricht vom Tode seines jungen Bruders William eintrifft.
Dieser ist unter mysteriösen Umständen umgekommen, und weil Victors Vater umgehend nach Vergeltung verlangt, spricht sich das Kammermädchen Justine selber schuldig und wird öffentlich hingerichtet. Frankenstein kann nicht fassen, was sich in seiner Gegenwart abspielt und ist fest davon überzeugt, dass die hässliche Kreatur, die plötzlich aus seinen Augen verschwunden ist, für all das Grauen verantwortlich ist. Victor hat jedoch schon im Gefühl, wo er den mutmaßlichen Mörder seines Bruders auffindet, und tatsächlich kommt es auf dem Gipfel des Mont Blanc zu einem weiteren Aufeinandertreffen, bei dem Victor die Chance hat, seinen Fehler wieder zu korrigieren. Doch Herr Frankenstein geht nicht auf die Kompromisse seines Gegenübers ein und stürzt sich damit noch tiefer ins Elend.
_Meine Meinung_
Frankenstein, die Zweite. Nachdem die erste Episode dieses Zweiteilers schon eine sehr vielversprechende Basis für das Finale des legendären Meisterwerks von Mary W. Shelley geliefert hat, kommt es nun bereits zur Entscheidung, und die hat es, genauso wie man es erwarten durfte, auch wirklich in sich. Jetzt, wo die Pässe gespielt sind und das Drama seinen Lauf nehmen kann, dringt erst die tatsächliche Tragik der Handlung nach außen. War Victor Frankenstein im ersten Part noch recht überheblich, was seine wissenschaftlichen Forschungen anbelangte, wird ihm nun die Kehrseite der Medaille mit all ihren Konsequenzen offenbart. Das Monstrum hat sich an seinen Angehörigen vergriffen und damit ebenso Missbrauch betrieben wie Frankenstein einst, als er bei seiner Ursachenforschung die Unantastbarkeit des menschlichen Wesens missachtete und sich an diesem toten Patchwork-Wesen vergriff, das ihm anschließend zum Verhängnis werden sollte.
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies alles aufzuarbeiten, so dass auch eben jene Tragik derart zur Geltung kommt, wie es die Originalvorlage eigentlich verlangt. Das Produktionsteam des Hörspiels hat sich dafür entschieden, nach einer rasant fortschreitenden Handlung plötzlich die Bremse anzuziehen und einen ziemlich langen Monolog von Seiten des fiesen Geschöpfes einzuschieben. Dies erweist sich allerdings als nicht ganz so günstig, weil die Spannung dadurch für eine kurze Zeit gänzlich herausgenommen wird und die mittlerweile dritte Geschichte in der eigentlichen Geschichte erzählt wird (nämlich der Rückblick des unmenschlichen Wesens auf all die Ereignisse, die sich in den vergangenen Wochen zugetragen haben). Erst später nimmt die Erzählung dann wieder Fahrt auf und steigert sich hinsichtlich der Dramaturgie bis zum Maximum, so dass man auch wieder auf die gewohnte Qualität trifft. Doch mittendrin, eigentlich am vorläufigen Höhepunkt, bricht die Geschichte ein wenig ein und zieht sich für einen kurzen Zeitraum unnötig in die Länge (nein, das ist kein Widerspruch!), ohne dass dabei entscheidende Dinge passierten.
Davon einmal abgesehen, wurde auch der zweite Teil des Hörspiels wirklich fabelhaft inszeniert. Die Atmosphäre ist einfach nur großartig und trotz der teilweise recht einseitigen Dialoge – die Sprecherparts sind teilweise tatsächlich sehr lang – sehr belebend, so dass sich die Tragödie ziemlich bemerkenswert entwickeln kann. Dabei kommt es zu einigen erschütternden Momenten, die im Hörer Sympathien für das ungewollt reanimierte Monster wecken, die dann aber wieder aufgehoben werden, wenn gezeigt wird, wie es reagiert, wenn man seine Bedürfnisse nicht befriedigt. Aber es gibt Szenen, in denen man sich in einem echten Zwiespalt befindet, in dem dann abgewogen werden muss, ob man nun Mitleid für die eine oder doch die andere Seite empfinden sollte. Zumindest manchmal geht dem Zuhörer das Ganze schon ziemlich nahe, weil die Charaktere sehr emotional auftreten und von ihren jeweiligen Sprechern auch mit einer Spitzenperformance bedacht werden. Doch diese Punkte sind ganz klar auch die Highlights eines nur kurzzeitig ins Stocken geratenden Hörspiels, das dem Anspruch der Vorlage von Mrs. Shelley in fast allen Belangen vollends gerecht wird.
Im Gegensatz zu den vorherigen Folgen aus dem „Gruselkabinett“ ist es dieses Mal aber auch so, dass nicht nur ausschließlich Lob ausgesprochen werden kann. „Frankenstein 2“ hat ein paar geringe Schwächen, die aber nach dem erneut sehr positiven Gesamteindruck dieser vertonten Geschichte wieder locker unter den Tisch gekehrt werden können. Käufer des ersten Teils müssen ja sowieso zuschlagen – wenngleich ich nicht ganz verstehe, warum das Ganze nicht als Doppel-CD veröffentlicht wurde – aber auch Fans der übergeordneten Serie sollten sich nicht von der leichten Kritik abschrecken lassen, denn selbst mit Einschränkung gehört auch der zweite Teil von „Frankenstein“ immer noch zu den führenden aktuellen Hörspielproduktionen auf dem deutschen Markt.
Chronist – René Genesis
Glaukus – Rudolf H. Herget
Sallust Edgar Maschmann
Nydia – Herma Koehn
Arbaces – Benno Gellenbeck
Diomed & Christ – Rolf E. Schenker
Kalenus – Horst Beck
Jone – Reinhilt Schneider
Apäcides – Peter von Schultz
Olinth – Konrad Halver
Sklavin – Bärbel Schmitt
Julia – Ingeborg Kallweit
Hexe – Katharina Brauren
Centurio – Marco Fehrs
Prätor – Kurt Blachy
Regie: Konrad Halver
_Story_
In der wunderschönen Stadt Pompeji treffen die verfeindeten Griechen und Ägypter aufeinander und verurteilen den Glauben des jeweils anderen Volkes. Ihre Vertreter: Der Hellene Glaukus, dem man nachsagt, ein Ehrenmann zu sein, sowie auf der anderen Seite der Ägypter Arbaces, der wegen der Orgien, die angeblich in seinem Haus gefeiert werden, beim Volke verpönt ist.
Arbaces und Glaukus streiten jedoch nicht nur um ihre Götter, sondern auch um die Gunst der wunderschönen Jone, die ebenfalls von Glaukus sehr angetan ist. Dennoch versucht sein Widersacher mit aller Macht, sich ihrer zu bemächtigen und erzählt dabei Lügen über Glaukus. Jener wiederum wird von der blinden Dienerin Nydia begehrt, die allerdings weiß, dass sie bei ihrem Rang keine Chancen beim Griechen haben wird. Sie bittet Arbaces um Hilfe und bekommt einen scheinbaren Liebestrunk als Geschenk. Doch der Trunk stimmt Glaukus nicht um, weil die Hexe am Fuße des Vesuvs, die Arbaces hierzu beauftragt hat, das Gebräu vergiftet hat. Just in dem Moment, in dem der Vulkan nach jahrelanger Stille wieder ausbricht und die Stadt dem Untergang weiht, kommt es zwischen den verschiedenen Völkergruppen zum Skandal …
_Meine Meinung_
Die Erde bebt, eine sprechende Statue kündet Unheilvolles an, und ein seltsamer Trank entfacht unter den Menschen in Pompeji ein Eklat – das ist die Geschichte vom Untergang der historischen Stadt, die nach außen hin so prachtvoll schien, innerlich aber von Hass, Rachsucht und intriganter Gotteslästerung zerworfen wurde. Und eben jene Geschichte, die bereits 1971 als Langspielplatte veröffentlicht wurde, wird nun erstmals als CD neu aufgelegt und setzt die Serie „Europa – Die Originale“ mal wieder etwas andersartig fort. Regisseur Konrad Halver versetzt uns zurück in die Zeit, zu der Griechen und Ägypter wegen ihrer verschiedenen Religionen arg verfeindet waren und sich in der Gemeinschaft nur schwer dulden konnten. Allerdings bezieht die Erzählung deutlich Stellung für die Hellenen, deren Figuren in „Die letzten Tage vom Pompeji“ die Rolle der ‚Guten‘ zukommt. In erster Linie ist es Glaukus, oftmals gebeutelt durch Verrat und unberechtigten Zorn, der hier den Part des intelligenten, wohlbesonnen Helden einnimmt und sich auch sofort die Sympathien der Hörer erkämft, während sein Kontrahent Arbaces von Beginn an als widerspenstiger, ungerechter Fiesling dargestellt wird, dem keine Lüge zu viel ist, um den Glauben an seine Götter aufrecht zu erhalten und gleichzeitig seine Macht und Liebe durchzusetzen.
Natürlich kommt es zu Konflikten, die im Hörspiel dann auch sehr spannend inszeniert wurden. Halver hat die Romanvorlage von Edward George Bulwer-Lytton daher auch kaum entschärft und die hasserfüllte Stimmung sowie die bösartigen Gefechte prima in seinen Plot aufgenommen. Gleich mehrere differenzierte Ausschreitungen zeichnen das Hörspiel, und immer wieder sind neue Personen am Geschehen beteiligt, so dass die Handlung ein wenig komplexer gerät. Allerdings liegt hier auch eine kleine Schwäche versteckt, denn dadurch, dass sich immer mehr Figuren in den aktiven Part der Geschichte einklinken, verliert man schon mal schnell die Übersicht, zumal die Sprecherstimmen, abgesehen von denen Glaukus‘ und Arbaces‘, sich in gewiser Weise schon ähneln. Dies wird noch durch den etwas rauen Ton verschärft, der zwar für sein Alter gut erhalten ist, aber eben auch die Zeichen der Zeit nicht verbergen kann.
Andererseits ist durch diese Vielseitigkeit auch flächendeckend für Spannung gesorgt, denn während der letzten Tage von Pompeji wird die Stadt gleich von mehreren Dramen heimgesucht, und jedes Mal sind wieder andere Menschen davon betroffen. Hinzu kommt, dass die Vertonung durch die gehobenere Sprache ein ganzes Stück anspruchsvoller erscheint, wenngleich es einleitend einer kurzen Gewöhnungszeit bedarf, bis man sich ‚hineingehört‘ hat. Von dort an macht das dreiviertelstündige Treiben in Pompeji allerdings auch eine Menge Spaß, vorrangig natürlich, weil bis auf den betitelten Untergang absolut nicht ersichtlich ist, was aus Jone, Nydia, Arbaces, Apäcides und natürlich Glaukus werden wird.
Der 15. Teil der „Europa-Originale“ zielt zwar auf ein bestimmtes Publikum, sollte jedoch nicht nur von Historienfreunden angetesten werden. Es handelt sich natürlich nicht gerade um ein modernes Lustspiel, aber immerhin noch um eine sympathisch aufgebaute, spannende und wirklich sehr unterhaltsame Produktion, die trotz oder vielleicht sogar wegen ihres außergewöhnlichen Erscheinungsbilds wunderbar in diese Serie hineinpasst – und nach der ziemlich schwachen Episode „Die Irrfahrten des Odysseus“ beweist, dass Hörspiele mit historischem Inhalt keinesfalls schlecht sein müssen.
Erzähler – Hans Paetsch
Kapitän Hornblower – Helmo Kindermann
Mr. Bush – Horst Stark
Gerard – Gernot Endemann
Lady Wellesly – Ingrid Andree
Don Julian – Rolf Mamero
Hernandez – Heinz Trixner
Bauer – Franz-Josef Steffens
Bearbeitung: H.G. Francis
Regie: Heikedine Körting
Musik: Tonstudio EUROPA
Künstlerische Gesamtleitung: Prof. Dr. Beurmann
_Story_
Die englische Fregatte „Lydia“ wird von seiner Admiralität nach Mittelamerika entsandt, um dort Aufständische zu unterstützen, die sich der spanischen Monarchie widersetzen. Großbritannien steht nach wie vor im Krieg gegen Spanien, und um ein Zeichen zu setzen, ist der befehligte Kapitän Hornblower darauf angesetzt worden, das mächtige Kriegsschiff „Natividad“ anzugreifen und nach Möglichkeit zu versenken. Während Hornblower sich zum Golf von Fonseca aufmacht, entspannen sich die Verhältnisse zwischen den beiden Großmächten unerwartet vollständig. Es kommt zu einem Friedenspakt, von dem die Besatzung der „Lydia“ auf offener See allerdings nichts erfährt. Also segelt Hornblower weiter nach Mittelamerika, wo er auf den anvisierten Großgrundbesitzer Don Julian trifft. Mit ihm soll er vor Ort Handel treiben, obwohl es dem Kapitän widerstrebt, sich mit dem mächtigen Sklaventreiber, der sich selbst El Supremo nennt, einzulassen. Doch er hat einen Auftrag, den es zu erfüllen gilt, und als er schließlich doch noch von den politischen Änderungen erfährt, hat er seinem ungeliebten Komplizen bereits zu noch größerer Macht verholfen …
_Meine Meinung_
„Hornblower“, so der Originaltitel des Hörspiels, basiert auf einem alten Roman des britischen Autors Cecil Scott Forester und wurde 1953 bereits mit Gregory Peck in der Hauptrolle verfilmt. Dennoch ist es innerhalb der zweiten Staffel wohl dasjenige Hörspiel, welchem vom Bekanntheitsgrad wohl der geringste Wert zukommt, weil die Romanvorlage bislang (und wahrscheinlich auch in Zukunft) nicht den Status eines Klassikers erfahren hat.
Allerdings sollte man deswegen keine falschen Schlüsse ziehen, denn auch wenn ich dies im Zusammenhang mit der Hörspielreihe „Europa-Originale“ schon häufiger geschrieben habe, ist dies die bislang spannendste und beste Geschichte im Rahmen dieser tollen Neuauflagen. Dies mag sicher daran liegen, dass die Geschichte eben bis dato nicht bekannt war und so die Überraschungseffekte eine deutlichere Wirkung zeigen. Und davon gibt es innerhalb der Handlung ja so einige.
Zunächst einmal muss die Story aber in zwei Ebenen getrennt werden. Da wäre zum einen der stetige Konflikt des hochmütigen Kapitäns, der sich auf fremdem Land nicht zu schade ist, den dortigen Tyrannen auf die Probe zu stellen. Zwar ist er angewiesen, mit ‚El Supremo‘ zusammenzuarbeiten, bestimmt dabei aber selber die Regeln. Jedoch läuft Hornblower trotz der offenkundigen Überlegenheit in die Falle, nicht jedoch ohne vorher einige Zeichen gesetzt zu haben. So sind manche Mitglieder der Besatzung zutiefst erschüttert von den Maßnahmen des Großgrundbesitzers und erwägen, auch körperlich gegen ihn anzugehen. Als ein unschuldiger Bürger, der nicht einsehen wollte, in Don Julian den Allmächtigen zu sehen, an einen Pfahl gebunden wird und verdursten soll, platzt der Besatzung ob des unmenschlichen Umgangs der Kragen.
Der Konflikt eskaliert aber nicht – womit wir beim zweiten Teil wären – denn mittlerweile hat das Schiff bereits unter dem Kommando von Hornblower die „Natividad“ eingenommen und sie an Don Julian weitervererbt. Dass dies ein leichtsinniger Fehler war, ist offensichtlich, war aber im Vertrag so festgesetzt. Dass Hornblower diese Handlung allerdings so schnell bereuen wird, hätte er nicht gedacht, doch als ein Vertreter der spanischen Regierung ihn darauf aufmerksam macht, dass jegliche Kriegshandlungen zwischen Großbritannien und Spanien ein Ende gefunden haben, muss er seine Naivität schmerzlich eingestehen. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Fehler wiedergutzumachen, nämlich das erneut feindliche Schiff zu versenken. Doch damit hätten die Spanier den Stolz ihrer Flotte endgülig eingebüßt, was den jungen Frieden zwischen den beiden Nationen ein weiteres Mal auf die Probe stellen könnte.
„Kapitän Hornblower“ ist nicht nur das beste sondern auch das abwechslungsreichste Hörspiel in dieser Reihe. Die Geschichte ist sehr stark von den unerwarteten Wendungen geprägt und rast so trotz der relativ umfassenden Spieldauer (45 Minuten sind für diese Serie schon recht anständig) ziemlich schnell auf das opulente Finale zu. Außerdem sind die Sprecher mal wieder souverän, selbst wenn hier einige neue Stimmen mitgewirkt haben. Und da die 13. Episode nun auch die erste ist, bei der man nicht einmal einen klitzekleinen Schwachpunkt entdecken kann, bleibt mir auch nichts anderes übrig, als diese vergleichsweise unbekannte Geschichte dringend weiterzuempfehlen.
Christian Wagner kehrt nach mehreren Jahren wieder in seine Heimatstadt zurück und wird bereits kurze Zeit später Zeuge einer grausamen Mordserie. Seine ehemalige Gattin Alexa, mittlerweile bei der Polizei aktiv, informiert ihn über den Fund einer geköpften Leiche und bittet den Kulturwissenschaftler, am Tatort einen Befund über die seltsame Tätowierung der Leiche zu erstellen. Doch schon auf dem Weg zur Fundstelle ereignen sich seltsame Dinge; Christian bekommt einige ungewöhnliche Kurzmitteilungen auf sein Handy geschickt und gerät bereits vor seiner Ankunft tiefer in die Geschehnisse herein, als er es sich hätte träumen lassen. Zudem entdeckt Wagner dann auch noch, dass die Leiche die gleiche Tättowierung wie er selber trägt, was ihm langsam aber sicher Angst einflößt. Er entlarvt die Tote als eine ‚Nephilim‘, eine sektenartige Gruppierung, die vor einigen Jahren als Gegenpol zu den geförderten ‚Titanen‘ ins Leben gerufen wurde.
Als sich der verdeckte Ermittler gezwungenermaßen näher mit dem Thema beschäftigt, drängen sich ihm immer mehr Parallelen zu seinem eigenen Leben auf. Er erinnert sich an seine für tot erklärte Freundin Billie und einen gewissen Adrian, der in der Ägyptologie Seth, den Gegenspieler seines selbst erkorenen Alter Egos Osiris, abgegeben hat und sich zufälligerweise auch gerade in der Stadt herumtreibt. Nach einem Besuch in der finsteren Diskothek werden Christian dann die Augen geöffnet; er wird von einem erotischen Schauspiel verführt und wird sich der tatsächlichen Tragweite der jüngsten Entwicklungen bewusst. Als er am nächsten Morgen unbekleidet aufgefunden wird, helfen ihm die Erinnerungen der letzten Nacht, endlich Licht ins Dunkel zu bringen.
_Meine Meinung_
Unter dem Titel „Schattenreich“ ist unlängst eine neue Hörspiel-Serie gestartet, die sich – der Titel lässt es bereits vermuten – mit düsteren Phänomenen und übersinnlichen Themen beschäftigt. Die Serie wird außerdem von Gothic-Magazin „Sonic Seducer“ präsentiert, was natürlich sofort einige Vorurteile mit sich bringt, die auch prompt in der ersten Episode „Die Nephilim“ bestätigt werden. Doch was es damit auf sich hat, dazu möchte ich später noch einmal gesondert kommen.
Das Konzept von „Schattenreich“ ist jedenfalls nicht gerade herkömmlich; Ziel war es, eine Mischung aus stimmungsvoller Gothic-Musik und dichter Hörspiel-Atmosphäre zuschaffen, was den Machern auch weitestgehend gelungen ist, sieht man mal von den raschen Schwenks zwischen diesen beiden Elementen ab. Hier hätte man sich noch einige fließendere Übergänge gewünscht, denn es ist schon so, dass die Musik manchmal ruckartig mit mächtigen Beats einsetzt und so die letzten bzw. ersten Worte des Hörspiels zu stark überlagert. Letztendlich ist das nur ein kleiner Schönheitsfehler, aber es fällt eben schon auf.
Rein inhaltlich, und damit wären wir bei besagten Vorurteilen, orientiert sich „Die Nephilim“ indes an altbekannten Klischeethemen. Es geht um eine seltsame, nur unterschwellig thematisierte Sekte, unerklärliche Todesfälle, Fabelwesen wie eine Medusa und die zunächst einmal unwahrscheinlich erscheinenden Zusammenhänge zwischen alldem, erforscht vom Ermittlergespann Alexa und Christian. Und eigentlich ist dies auch alles ziemlich gut zusammengefügt, nur eben nicht wirklich ideenreich konstruiert worden. Vor allem beliebte Mystery-Thriller-Autoren wie Dan Brown (und ganz besonders der) werden hier in anders benannten Themenkomplexen zitiert und teilweise auch kopiert, wenn auch auf etwas finsterere Art und Weise. Aber die Parallelen zwischen den Hauptfiguren des Millionensellers „Sakrileg“ und der inhaltlichen Struktur von „Die Nephilim“ sind schon signifikant, wenngleich sie sich zum Ende hin dann doch ganz unterschiedlich entwickeln. Während Brown jedoch bis zum Finale auf höchstem Niveau agiert, müssen die beiden Produzenten Astrid Meirose und Volker Pruß vergleichsweise kleinere Brötchen backen, weil es ihnen zum Schluss nicht sonderlich überzeugend gelingt, das Ende ‚rund‘ zu bekommen. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und nach all dem Spannungsaufbau der ersten Dreiviertelstunde wird die bis dahin tolle Atmosphäre abrupt zerstört und die Geschichte eher unbefriedigend aufgelöst. Und dies muss man dem Hörspiel bzw. der Handlung auch als Schwäche auslegen.
Andererseits ist die Inszenierung bis zu diesem Punkt (und rein äußerlich auch über die gesamte Spielzeit) fabelhaft. Die düstere musikalische Untermalung ergänzt sich sehr schön mit den dramatischen Akten des Plots und ist hinsichtlich der Gesamtwirkung tatsächlich eine echte Bereicherung. Und auch die Auswahl der finsteren Kompositionen ist lobenswert, weil für jede Stimmung, die sich innerhalb der Story auftut, eine passende Begleitung oder aber ein angenehmr Kontrast vorhanden ist – sei es nun von Gruppen wie SECRET DISCOVERY und ZERAPHINE oder eben vom Berliner Filmorchester und Kammerchor.
Aus diesem Grunde ist es auch etwas schade, dass die Handlung nicht auf Top-Niveau angesiedelt ist. Die Geschichte ist sicherlich spannend und von Sprechern und Musik erstklassig ausgemalt worden, lässt aber im Hinblick auf den Faktor Innovation ein wenig zu wünschen übrig und ist an manchen Stellen außerdem auch noch unlogisch aufgebaut. Sieht man davon mal ab, ist der erste Teil der „Schattenreich“-Serie ein absolut anständiges Hörspiel, welches, sobald inhaltlich noch leichte Verbesserungen erzielt werden, durchaus Lust auf mehr macht.
Mehr Infos gibt es unter http://www.schattenreich.net.
Mr. Mondo und seine Gefolgschaft haben John endgültig in ihre Fänge bekommen und sehnen sich nun danach, ihn zu einem mächtigen Verbündeten zu machen. Ein bösartiges Serum verwandelt den Geisterjäger innerhalb weniger Minuten in einen blutrünstiegn Werwolf, der alle Kommandos seines Herrchens befolgt. Allerdings sind nicht alle Gefährten des psychiatrischen Facharztes mit dieser Verwandlung einverstanden. Die radikale Pamela zum Beispiel sinnt darauf, Sinclair sofort zu töten, doch dies kann Mondo nicht akzeptieren. Stattdessen übergibt er seinen neuen Schützling in die Hände der Dämonin Lupina, die wiederum einen Kampf zwischen Sinclair und einem weiteren Werwolf inszeniert. John geht als Sieger hervor, bindet sich dadurch aber noch stärker an seine neue Herrin. Wird es seinem Team um Suko, Bill Conolly und seine Geliebte Jane Collins gelingen, John wieder seine echte Identität zu verschaffen?
_Meine Meinung_
Ganz ehrlich: Ich bin ein wenig enttäuscht von der Fortsetzung des genialen [„Mr. Mondos Monster“. 2154 Irgendwie ist es nämlich nicht gelungen, die hierin begonnene, äußerst vielversprechende Geschichte fließend aufzunehmen und sie auf gleichem Niveau zu Ende zu bringen. So viel schon mal zum ersten Eindruck.
Nun, beginnen wir aber mal beim eigentlichen Problem, den fehlenden Verknüpfungen. Rein äußerlich sind die Episoden 34 und 35 ein zusammengehöriger Zweiteiler, in dem es um die gewaltigen Resultate der Forschung von Mr. Mondo geht. Allerdings ist hiervon in „Königin der Vampire“ kaum noch die Rede. Mit einem Mal schwenkt die Handlung nämlich komplett um und beschränkt sich nur noch auf die finstere Inkarnation des John Sinclair, ohne dabei jedoch zu weit in die Tiefe zu gehen. Das soll sicher nicht heißen, dass die Geschichte deswegen enorm an Spannung einbüßt, doch es ist schon so, dass wichtige, prägnante Elemente des ersten Teils gänzlich abhanden gekommen sind, wie zum Beispiel der nette Humor um die schrullige Sarah Goldwyn oder aber die rasante Action, die sich während der Verfolgungsjagd von Mr. Mondos Schergen auf Sinclair und eben jene alte Dame ergeben hat.
Gewichen sind sie einem selbst für Sinclair-Verhältnisse enorm düsterem Schauspiel, welches den Protagonisten aus einer völlig anderen Perspektive zeigt. Sinclair gehört plötzlich dem Bösen an, kämpft an entgegengesetzter Front, kann aber an dieser Seite nicht so ganz überzeugen. Das mag zum einen auch daran liegen, dass es einfach ungewohnt ist, den Geisterjäger so zu hören, entspricht aber auch ansonsten nicht so recht den Vorstellungen der ihm hier zugedachten Rolle. Mit anderen Worten: Die Umsetzung ist – und das ist innerhalb dieser Reihe nun wirklich mal eine Ausnahme – trotz aller Effekte und Klangmalereien nicht so toll, wie man es eigentlich gewohnt ist.
Natürlich muss man sich diesbezüglich aber auch vergegenwärtigen, dass die Erwartungen an diese Hörspielserie enorm groß sind und man eben nicht immer nur Highlights bekommen kann. Ich will diese leicht verpatzte Gelegenheit, aus der Doppelfolge ein echtes Event zu machen, zwar nicht mit irgendwelchen Floskeln rechtfertigen, aber darauf hinweisen, dass selbst diese Episode immer noch mit großem Abstand besser ist als 99 Prozent der übrigen Hörspiele und -bücher aus diesem Bereich. Dass es keine 100 Prozent sind, liegt schlicht und einfach daran, das man die Rahmenhandlung ziemlich grob auseinandergerissen und die Schwerpunkte denkbar ungünstig und im Großen und Ganzen auch zu oberflächlich verteilt hat. Zudem fehlt irgendwie der Witz an der Sache. Ich halte es für ziemlich ungünstig, den Plot mit zünftigem Humor zu beginnen (so geschehen in „Mr. Mondos Monster“) und anschließend mit einer bierernsten, bitterbösen Fortsetzung abzuschließen. Irgendwie beißen sich diese Gegensätze bezogen auf den Inhalt ganz gewaltig.
Zusammengefasst hat sich das Produktionsteam schlicht und einfach nicht auf seine eigentlichen Stärken besonnen, die prinzipiell darin bestehen, in kürzester Zeit eine flotte Action/Horror-Geschichte mit Spannung zu füllen und sie zielstrebig bis zum Schluss zu verfolgen. Was vor einem halben Jahr gut begonnen hat, findet hier ein etwas lahmes, nicht ganz zufriedenstellendes Ende. Sinclair-Fans müssen sich von dieser Kritik jetzt aber nicht vollständig irritieren lassen, sollten aber berücksichtigen, dass diese Doppelfolge in ihrem zweiten Part einige überraschende Schwächen hat. „John Sinclair“ gibt’s auch besser, zum Beispiel gleich in der nachfolgenden Episode, und das ist letztendlich auch der einzige Fakt, der zählt.
http://www.sinclairhoerspiele.de/
_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)
Ismael – Erzähler, Siegmar Schneider
Starbuck – Joachim Rake
Quiqueg – Rudolf H. Herget
Elias – Malte Petzel
Stubb – Bernd Kreibich
Flask – Michael Korrontay
Archy – Jürgen Lier
Kapitän Ahab – Benno Gellenbeck
Schmied – Heinz Erdmann
Kapitän Gardiner – Horst Beck
Seeräuber – Chris Heinrich
Fedallah – Hans Meinhardt
Bearbeitung: Eberhard Alexander-Burgh
Regie: Dagmar von Kurmin
Musik: Tonstudio EUROPA
_Story_
An Bord der „Albatros“ befinden sich einige der mutigsten Schiffsleute der ganzen Welt, denn alle wissen sie, dass ihr Kapitän nur eines im Sinn hat: Rache nehmen für die Schmach, die ihm der gefürchtete Riesenwal Moby Dick bei seinem letzten Gefecht zugezogen hat. Schwer verletzt – Moby Dick raubte ihm ein Bein – sticht der entschlossene Kapitän dennoch wieder in See, um dem Monstrum ein für alle Mal den Garaus zu machen. Und schon bald nimmt die „Albatros“ wieder die Fährte des gewaltigen Wals auf und jagt ihn unerbittlich durchs Meer. Allerdings ist das Schiff für einen Kampf gegen Moby Dick nach wie vor nicht gewappnet. Schier blind vor Eifer und Hass steuert Ahab sein Schiff und auch seine Mannschaft auf offener See mitten ins Verderben.
_Meine Meinung_
Herman Melvilles viel zitierte Geschichte um den gefürchteten Riesenwal wurde nun ebenfalls im Rahmen der „Europa-Originale“ neu aufgelegt, leider aber im Vergleich zur ursprünglichen Version ein wenig gekürzt. Ohrenzeugen zufolge fehlt ein großer Teil der Anfangssequenz, was besonders deswegen unverständlich ist, weil zum einen das Fassungsvermögen einer CD den Umfang einer LP deutlich übersteigt, und zum anderen kaum vorstellbar ist, dass inzwischen einige Teile zensiert werden mussten – schließlich hält sich das Hörspiel konsequent an die Vorlage Melvilles und zeichnet die düstere Atmosphäre dieses literarischen Klassikers wunderbar nach.
Nun, wer die Geschichte in dieser Fassung zum ersten Mal hört, wird sich daran aber eher weniger stören, denn „Moby Dick“ ist in der |Europa|-Version ein echtes, wenn auch sehr kurz geratenes Schmankerl. Die Nr. 8 der im letzten Jahr neu gestarteten Serie gehört in Sachen Spannungsaufbau zur internen Spitze, was unter anderem auch an besagter Atmosphäre liegt. Regisseurin Dagmar von Kurmin ist es tatsächlich gelungen, den Hörer nach kurzer Zeit Teil der Besatzung der „Albatros“ werden und ihn dabei auch all die Ängste und Hoffnungslosigkeit spüren zu lassen.
Zugleich ist man auch begeistert und ergriffen von der Beharrlichkeit des sturen Kapitäns, der seinem Leben nur noch dieses eine Ziel gesetzt hat, diesen Wal ein für alle Mal zu fangen und zu töten. Ahab missachtet jegliche Vernunft, lässt sich nur noch von seinen suchtbefangenen Sinnen betäubten und realisiert dabei erst viel zu spät die Ausweglosigkeit seiner momentanen Lage.
Allerdings sind die Vorzeichen für den besessenen Kapitän von Anfang an schlecht. Ohne die tatkräftige Unterstützung seiner ergebenen, später jedoch zweifelnden Mannschaft wird er niemals dazu in der Lage sein, den Wal zur Strecke zu bringen. Aber auch dies scheint ihn nach einer Weile nicht mehr zu interessieren. Er gibt das Kommando, widersetzt sich schließlich der angsterfüllten Mehrheit und führt sie alle in den sicheren Tod.
Die Tragik der Geschichte wird im Hörspiel ebenfalls sehr gut eingefangen, was man insbesondere daran festmachen kann, dass Ahab-Sprecher Benno Gellenbeck seine Rolle sehr überzeugend spielt. Seiner authentischen Darbietung merkt man an, dass er sich komplett in die Lage des verzweifelten Schiffsführers versetzt hat und seine Gedanken auch nachempfinden kann, was für eine solche Produktion ja auch unheimlich wertvoll ist. Nicht weniger überzeugend sind indes die Sprecher der unsicheren Matrosen, wie zum Beispiel der erzählende Ismael (intoniert von Siegmar Schneider), der seinen Entschluss, sich eine zweitklassige Heuer zu verdienen, schon nach wenigen Stunden bereut. Begleitet von tollen, sphärischen Effekten macht das Team von |Europa| hier einen fabelhaften Job, dessen einzige Schwierigkeit in der Tatsache liegt, dass er nach viel zu kurzer Zeit schon getan ist. Hinsichtlich des Umfangs wäre „Moby Dick“ sicherlich noch ausbaufähig gewesen, zumal man gerade in den entscheidenden Schlusssequenzen ordentlich gespart hat. Etwas mehr Detailverliebtheit in diesen Szenen, und es hätte wirklich nichts zu meckern gegeben.
Andererseits: Meckern ist prinzipiell gar nicht angebracht. Die Handlung ist spannend inszeniert, super dargeboten und wird der Vorlage von Herman Melville inhaltlich vollends gerecht. Und somit darf es auch keinen Zweifel daran geben, dass „Moby Dick“ in dieser Variante ein absolutes Hörspiel-Highlight ist. Wer sich nicht dazu entschließen sollte, die erste Staffel als Ganzes zu kaufen, sollte deswegen auch darauf achten, dass zumindest diese achte Episode mit in die Sammlung kommt – auch in der kurzen Fassung.
R. A. Salvatores |Saga vom Dunkelelf| ist in letzter Zeit sehr gefragt. Nachdem sich |Panini Comics| erst vor kurzem die Lizenz des „Dungeons & Dragons“-Ablegers gesichert hatten, hat nun auch das junge Hörspiel-Label |Lausch| zugegriffen und eine der wohl besten Fantasy-Storys aller Zeiten in ihr Programm aufgenommen. Wie gehabt erscheint die neue Serie als Dreiteiler, und wie immer hat sich das Label mal wieder ordentlich ins Zeug geworfen, um dem viel gerühmten Original vollends gerecht zu werden.
_Story_
Menzoberranzan, die Heimat der Drow, der düsteren Dunkelelfen und gleichzeitig Thronsitz über das Unbeherrschbare. In dieser geheimnisvollen Welt lebt das Haus Do’Urden, welches in der Hierarchie der Spinnenkönigin Lolth noch nicht die oberste Priorität genießt. In jener Nacht, als das Haus Do’Urden gegen das Haus Hu’nett marschiert, um dieses vollständig auszulöschen, wird auch das Schicksal des jungen Drizzt besiegelt. Eigentlich dazu verdammt, als Drittgeborener geopfert zu werden, überlebt er in letzter Sekunde, als bekannt wird, dass sein älterer Bruder im Kampf gefallen ist. Doch von Glück kann Drizzt dennoch nicht sprechen, denn in der glücklosen Welt der Drow gibt es wenig Erstrebenswertes.
Dann jedoch werden die übermächtigen Fähigkeiten des jungen Dunkelelfen offenbar, und nach und nach bemerkt auch seine Erzeugerin, Malice Do’Urden, dass Drizzt eines Tages zu einer mächtigen Waffe werden könnte. Doch der Drittgeborene wählt nicht den Weg des Bösen; er kämpft für Gerechtigkeit. Damit ist sein Weg auch vorbestimmt und geprägt von unerwarteten Feindschaften – sowohl im eigenen Haus als auch in der Familie des andersartigen Drow. Aber kann Drizzt den Kräften seiner Mutter und der Spinnenkönigin tatsächlich standhalten?
_Meine Meinung_
Erst vor wenigen Wochen habe ich mich noch intensiv mit dieser Geschichte beschäftigt und mit Begeisterung die Comic-Reihe von |Panini| verschlungen. Deshalb ist die Hörspiel-Serie in gewisser Weise auch so etwas wie ein Déjà-vu-Erlebnis, welches aber auch unwiderruflich dazu führt, dass man Vergleiche zwischen den beiden Veröffentlichungsformen antritt.
Während im Comic (natürlich) die visuellen Eindrücke herausragen, sind es bei der Lausch-Adaption ganz klar die vielen Soundeffekte, mit denen die Story zusammengehalten wird. Fast permanent wird die Geschichte von Hintergrundgeräuschen wie aufeinandertreffende Klingen, Kriegsgebrüll und erliegendem Jammern begleitet, was jedoch auch manchmal etwas irritierend ist, denn es kommt häufiger vor, dass die vordergründigen Dialoge im Sog der vielen Geräusche etwas untergehen. Gerade zu Beginn, wo die Action schon vollständig ausgeprägt ist und der Zuhörer nicht nur von den Ereignissen, sondern auch vom Prozess des Kennenlernens der einzelnen Figuren überrollt wird, ergeben sich so einige Schwierigkeiten, gerade für diejenigen, die zum ersten Mal mit der „Saga vom Dunkelelf“ in Berührung kommen. Dass man natürlich im Vorteil ist, wenn man den Plot bereits kennt, ist ja selbstverständlich, aber in diesem Fall fände ich es schon wichtig, den Hörer nicht direkt am Anfang bereits zu überfordern.
Andererseits deutet sich hier bereits an, welch rasantes Erzähltempo einen im ersten Teil „Der dritte Sohn“ erwartet. Pausenlos kommt es zu Konflikten und offenem Schlagabtausch zwischen den Obersten von Menzoberranzan, und bevor man sich versieht, sind schon Jahre vergangen und aus dem kleinen Baby Drizzt (übrigens charmant mit kindlichem Geschrei unterlegt) ist eine der gefürchtetsten Personen in der Unterwelt der Dunkelelfen geworden.
Nun, was dies betrifft sowie generell, weicht die Handlung in der Audio-Version nicht wesentlich von der Originalvorlage ab, wohl aber, was die Art und Weise der Präsentation betrifft. Wie man nach Titeln wie „Caine“ und „Die schwarze Sonne“ fast schon erwarten konnte, ist das Hörspiel etwas moderner und vor allem auch frecher aufgebaut. Es werden keine geschwollenen Phrasen gedroschen, sondern mit beinahe zeitgemäßer Sprache verkehrt, was den anfangs noch erschwerten Zugang dann auch wieder erleichtert und einem überhaupf dabei hilft, sich besser mit den Charakteren zu identifizieren. Allerdings liefern die Sprecher von „Die Saga vom Dunkelelf“ auch wieder eine absolut umwerfende Vorstellung ab. Gerade die Rollen der Bösewichte sind spitzenmäßig besetzt und wirken mit ihrer spitzen Zunge noch angsteinflößender als in Salvatores Roman. Und wenn wir diesbezüglich noch einmal auf den eingangs bemühten Vergleich mit der Comic-Serie zurückommen, dann ist die vierte Reihe des exquisiten Labels zumindest hier klar im Vorteil.
Andererseits sollte man besser nicht vergleichen, denn wirklich beide Umsetzungen sind ziemlich genial und in Sachen Spannungsaufbau echte Kracher. Zwar braucht das Hörspiel ein wenig länger, um auf die ersten Höhepunkte zuzusteuern, doch dies liegt in erster Linie daran, dass bei einer Spielzeit von 65 Minuten auch relativ wenig Zeit bleibt, um den umfassenden Inhalt adäquat und sinngemäß wiederzugeben. Dies könnte man sicherlich kritisieren, wenn die Geschichte darunter zu leiden hätte, doch da die Schwerpunkte ziemlich gleichmäßig verteilt sind und auf diese Weise auch eventuellen Längen vorgebeugt werden konnte, wäre dies dann doch nicht angebracht.
Alles in allem werden die hohen Erwartungen somit auch beinahe gänzlich erfüllt. Die Geschichte des selbstbewussten Einzelkämpfers Drizzt Do’Urden bietet aber auch einen reichhaltig besäten Nährboden für ein solches Hörspiel, mit dem hier jedes einzelne Detail prächtig gefüttert werden konnte. Und da es sicherlich keine einfache Aufgabe ist, den hohen Qualitätsstandards von Salvatores Meisterwerk gerecht zu werden, muss man vor dem ersten Teil der Saga auch schon mal respektvoll den Hut ziehen. D&D-Fans dürfen hier sogar blind zuschlagen. Alle anderen sollten sich diese einmalige Chance, in die atmosphärisch dicht ausgemalte Welt der Vergessenen Reiche einzutauchen, ebenfalls nicht entgehen lassen.
Erzähler – Hans Paetsch
Kapitän – Claus Wagener
Jones – Michawel Weckler
Robinson – Peter von Schultz
Steuermann – Edgar Maschmann
1. Matrose – Walter Petersen
2. Matrose – Alexander Berger
3. Matrose – Michael Vulpius
Papagei – Christoph Rudolf
Freitag – Konrad Halver
Spanier – Rudolf H. Herget
Regie: Konrad Halver
_Story_
Wir schreiben das Jahr 1659, als ein britisches Schiff mit seiner vierzehnköpfigen Besatzung in der Nähe des Äquators von einem Orkan erfasst wird und diesem schließlich zum Opfer fällt. Die gesamte Mannschaft wird bei diesem Unglück umgebracht – bis auf den tapferen Robinson Crusoe, der nach langem Kampf gegen die Tücken des Ozeans als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel landet.
Zunächst dankbar für die unverhoffte Rettung, steigt in ihm mit der Zeit das blanke Entsetzen über die dortige Einsamkeit. Keine Menschenseele treibt sich auf dem Eiland herum, und auch die Versorgung mit Nahrung ist für den verwöhnten Reisenden recht spärlich, denn wirklich Nahrhaftes gibt es nicht zu finden. Für Robinson beginnt der nackte Kampf ums Überleben, in der stillen Hoffnung, eines Tages entdeckt zu werden und in die Heimat zurückzureisen.
Doch statt eines rettenden Schiffes gelangt ein Boot mit Kannibalen auf die Insel; diese verfolgen einen der ihren auf grausame Weise vor Robinsons Augen. Der schreitet ein, vertreibt die unmenschlichen Bestien und gewinnt ganz unerwartet sympathische Gesellschaft. Crusoe nennt seinen neuen Gefährten Freitag, frei nach dem Tag, an dem er ihn kennen gelernt hat, und bringt ihm nach und nach seine Sprache bei. Aus den beiden werden richtig dicke Freunde, und obwohl Robsinson insgeheim immer noch hofft, nach langen Jahren seine Heimat wiederzusehen, hat er sein neues Leben mittlerweile voll akzeptiert. Dann aber geschieht ein Schicksalsschlag in Freitags Leben, und es sieht so aus, als müssten sich die beiden wieder voneinander trennen …
_Meine Meinung_
Mit „Robinson Crusoe“ haben |Europa| vor ziemlich genau 35 Jahren einen der schönsten Klassiker der Jugendbuch-Literatur aufgegriffen und ihn dazu auch noch in sehr sympathischer Form aufgearbeitet. Die Geschichte vom Schiffbrüchigen Crusoe, der fortan und ungeplant sein Überleben in stiller Einsamkeit ausfechteb muss, ist ja allgemeinhin schon dutzende Male verfilmt oder vertont worden, sollte im Grunde genommen auch jedem bekannt sein, wenngleich es hier noch sehr feine Unterschiede bezüglich der Umsetzung gibt. Während die Buchfassung natürlich von Daniel Dafoe zu empfehlen ist, kann ich Mattscheiben-Stammgästen vor allem die Verfilmung mit Tom Hanks namens „Cast Away“ ans Herz legen, welche wahrscheinlich auch die modernste Variante aller bisherigen Adaptionen ist. In Sachen Hörspiel hat indes die im letzten Jahr neu aufgelegte Fassung von |Europa| die Nase vorn, ganz einfach deshalb, weil die Atmosphäre der teils bedrückten, teils aber auch von Hoffnung geprägten Handlung hier am authentischsten herübergebracht wird.
Allerdings ist dies bei der Starbesetzung von „Robinson Crusoe“ auch kein Wunder. Hans Paetsch als Erzähler ist einfach eine Institution, die einen auch hier wieder sehr stimmungsvoll durch die Geschichte führt. Weiterhin trifft man auf alte Bekannte wie Konrad Halver (der im Übrigen auch die Regie übernommen hat), Rudolf H. Herget und Claus Wagener, die allesamt schon einmal für einen sehr ansprechenden Rahmen sorgen.
Doch abgerechnet wird bekanntlich erst später, weshalb die Geschichte noch einmal genauer analysiert werden muss. Wie gehabt, beginnt man mit einer kurzen Beschreibung der Motivation hinter dieser verhängnisvollen Schiffsreise, die dann ziemlich rasant auch in das Debakel übergeleitet wird und nach wenigen Minuten schon Robinsons schier ausweglose, verlassene Situation beschreibt. Von hier an wird die Story auch erst so richtig interessant, denn gleich mehrfach ist Robinson dem Tode näher als dem Überleben; er muss sich mit allen versteckten Tücken seines neuen Umfelds herumschlagen, dabei stets auf der Hut sein, um rettende oder gefürchtete Personen zu erkennen und darf bei all dem auch nicht den Lebensmut verlieren, der durch seine stete Einsamkeit schon arg getrübt ist. All dies wird schon einmal prima erzählt, jedoch nicht bewusst bedrückend, sondern schon durchgehend mit einem gewissen Hoffnungsschimemr, der sich in den Stimmen von Erzähler und Robinson auch deutlich widerspiegelt.
Die Lage verändert sich allerdings mit dem Hinzukommen von Freitag; plötzlich hat Robinsons Leben völlig neue Prioritäten und er lernt viel einfacher, mit seiner misslichen Lage umzugehen. Der Gestrandete empfindet seine Situation nicht mehr einzig und allein als Misere und kann der Angelegenheit sogar positive Aspekte abgewinnen. Von hier an wird der Wert der moralischen Normen auch immer schwerwiegender. Es geht um Tapferkeit, Freundschaft, Zusammenhalt und letztendlich auch darum, selbst in den ausweglosesten Situationen nicht aufzugeben. Dies alles kombiniert, ergibt die Geschichte von Robinson Crusoe und seinem ungleichen Gefährten Freitag, die in diesem Fall von einer teils recht humorvollen Seite bestimmt wird und sich somit auch wieder als allerbeste Familienuntehaltung herausstellt. Es darf nämlich trotz allem gelacht werden, so etwa, wenn Robinson seinem Kumpanen die ersten Worte beibringt, dabei aber erst einmal nur Unsinn herauskommt. Kein bahnbrechender Witz, aber doch sehr lustig und nicht zu plakativ umgesetzt – eben das, was man von einem guten Hörspiel erwartet.
Kurz zusammengefasst, ist „Robinson Crusoe“ ein weiteres Goldstück in der „Europa-Originale“-Serie und mitunter auch einer der besten Vertreter der neu aufgelegten Klassiker von damals. Ein Bekannter meinte hierzu, dass es seiner Meinung nach die harmonischste Adaption dieses literarischen Meisterwerkes sei, und dem kann ich mich fast gänzlich anschließen. „Robinson Crusoe“ ist einfach nur schön, mehr braucht man darüber dann auch gar nicht mehr zu sagen.
„Ihr werdet behütet“ bzw. „Euch schützt die Masse“ – dies sind die ersten Worte des Holiday-Killers, der in verschiedenen Episoden auf sein bisheriges Leben zurückblickt. In ihm vereinen sich die finstersten Schatten der menschlichen Seele, und diese legt er nun in kompromisslosen Rückbesinnungen ein weiteres Mal offen: sein erster Mord, sein brutales Vergehen an einem unschuldigen Touristenpärchen, der Umgang mit seinen weiblichen Begleitungen und natürlich seine harte Kindheit, die in einer unrühmlichen Heimkarriere gipfelte. Dieser Mann hat die niederträchtigsten Seiten des Lebens kennen gelernt und sie bewusst gelebt, Rache und Vergeltung geübt und aus purer Lust gemordet; einmal, zweimal, dutzende Male, und jedes Mal wieder ohne Reue. Er kennt keine Gnade, denn das ist seine Geschichte, und nun will er, dass auch jeder sie erfährt.
_Kritik_
Bereits die Romanvorlage von Stefan T. Pinternagel sorgte vor einiger Zeit für Begeisterung und Entsetzen zugleich, denn dem Autor war es in seiner ausführlichen Portraitierung eines Massenmörders enorm gut gelungen, die abstrakten Gedankengänge des vom ihm entworfenen Protagonisten sehr authentisch darzustellen und der tragischen Geschichte ein recht abschreckend erscheinendes Forum zu bieten. Nun legt das erst vor kurzem neu gegründete Audio-Label |Hörplanet| die Story auch als Hörbuch auf und unterlegt die aus der eigenen Perspektive dargestellte Erzählung noch mit einer eiskalten, herzlosen Stimme (gesprochen von Dennis Rohling), die einem das Grauen im Inneren des brutalen Schlächters noch gezielter näher bringt.
Zwischenzeitlich wird einem dabei gar nicht bewusst, welcher Teil des Inhalts am meisten abstößt bzw. ob man den Fakt, dass es sich bei „Fragmente“ nicht bloß um die Schilderung einer fiktiven Geschichte handelt, abscheulicher findet als das inszenierte Selbstporträt des erbarmungslosen Killers. Mit diesem Medium fühlt man sich dem Mörder über die gesamte Distanz verbunden, wird bisweilen sogar ein Teil von ihm und wird dabei auch noch auf eine schonungslose Härteprobe gestellt. Sobald man nämlich tief in das Seelenleben des Erzählenden eingetaucht ist, beginnt man zu verstehen, verurteilt sich dann aber selber dafür, für die grässlichen Taten Verständnis aufzubringen oder sie gar zu akzeptieren. Dieser Aspekt der Geschichte ist mitunter der am schwersten verständliche und will einem auch irgendwie nicht mehr aus dem Kopf gehen, denn schließlich erlebt man jeden einzelnen Mord noch einmal detailgetreu mit und lernt das Ich der Erzählung zu verachten und zu hassen.
Und während der Holiday-Killer seine schrecklichen Verbrechen noch ein weiteres Mal durchlebt, begegnet man sich immer öfter beim Ausfechten dieses moralischen Konfliktes, der durch die von Sprecher Rohling vollführte emotionale Achterbahnfahrt noch verstärkt wird. Man entwickelt einerseits Sympathie für die arme Seele, die sich hinter der charakterisierten Person befindet, fiebert sogar bei seinen ‚Abenteuern‘ mit, kommt gleichzeitig aber auch an seine nervliche Belastungsgrenze, denn was in „Fragmente“ so alles vor sich geht, sprengt partiell die Grenzen der eigenen Vorstellungskraft – immer und immer wieder.
Man sollte allerdings nicht den Fehler begehen, das Buch bzw. das Hörbuch als großflächig inszenierte Gewaltorgie zu betrachten. Sicherlich geht der Autor nicht gerade zimperlich mit seinem Publikum um. Eingeweide und Blutorgien gehören in „Fragmente“ zum ‚guten‘ Ton und müssen als wichtiges Symbol akzeptiert werden, was noch einmal deutlich machen soll, dass die Sache alles andere als leichte Kost ist. Eher im Gegenteil. Doch die Brutalität, die Pinternagel in seinem Werk offenbart, ist vordergründig psychischer Natur und steigert sich auch erst in den Moment, in dem der im Grunde genommen stark angepasste Killer die Kontrolle verliert und seinen kaum zu befriedigenden, unmenschlichen Reizen nachgeben muss – und dies passiert innerhalb der 450 Minuten nicht gerade selten!
Ich habe das zugehörige Buch leider nicht gelesen, weshalb ich Vergleiche erst einmal nicht anstellen kann. Allerdings fällt mir die Vorstellung schwer, dass geschriebene Worte die kühle Stimme des Sprechers samt dessen Performance des Inhalts noch übertreffen könnten. Was Rohling hier vorliest, ist hart und stellenweise kaum erträglich. Da dankt man dem Produktionsteam, dass es zwischendurch zumindest mal einige kurze musikalische Lockerungsübungen eingeflochten hat, denn ohne einige wenige Verschnaufpausen wäre die Aufnahme des Inhalts kaum mehr erträglich gewesen.
Doch auch wenn es schwer verdaulich ist, was der |Hörplanet| an die Öffentlichkeit trägt, es ist auf jeden Fall ein sehr empfehlenswertes, wenn auch gewöhnungsbedürftiges Tondokument, das die menschliche Seele von einer bisher noch ungeahnten Seite präsentiert. Mich schaudert’s noch jetzt beim Gedanken an die reflektierte Welt des schizophrenen Psychopathen, doch gleichermaßen möchte ich die hier erlebten Erfahrungen auch nicht mehr missen. Wer Pinternagels literarischen Geheimtipp bis dato noch nicht verschlungen hat, ist mit der hier vorgestellten Hörbuch-Fassung wirklich super beraten. Voraussetzung: Nerven, die stärker als stark sind!
http://www.hoerplanet.de/
|Ergänzend dazu: Unsere [Rezension 1910 der Buchausgabe.|
Ingolstadt 1811: Der junge Victor Frankenstein, aufgewachsen in der Schweiz mit seiner geliebten Stiefschwester Elizabeth und dem kleinen Bruder William, begibt sich als Student an die Geheimnisse der menschlichen Existenz. In der Energie sieht er den Ursprung der menschlichen Schöpfung, allerdings sind seine Möglichkeiten in der Heimat begrenzt, um sich diesem Thema umfassender zu widmen. Deshalb reist er für unbestimmte Zeit in die Universitätsstadt und forscht abseits der Aufsicht der Professoren weiter in seinem Fachgebiet.
Schließlich gelingt es ihm tatsächlich, Fortschritte zu erzielen, und er scheint dem Geheimnis der Schöpfung dicht auf der Spur. Als er seinem Mentor diese Resultate präsentiert und mitten in einer düsteren Novembernacht tatsächlich ein grässliches Geschöpf von den Toten zum Leben erweckt, stößt er auf Bewunderung und Verachtung zugleich. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Frankenstein allerdings noch nicht, welche verheerenden Folgen die Wiederbelebung dieser Kreatur für sein weiteres Leben haben wird.
_Meine Meinung_
Mit Mary W. Shelleys „Frankenstein“ wagen sich |Titania Medien| in ihrer „Gruselkabinett“-Reihe erneut an einen Zweiteiler heran und gleichzeitig an eine der wohl berühmtesten Geschichten der Grusel- und Horror-Historie. Das Leben des vom Forscherdrang getriebenen, gutherzigen Frankenstein ist zwar schon dutzende Male (vermehrt auch als Hörspiel) publiziert worden, eröffnet einem aber immer wieder neue Facetten, so auch in Kapitel 12 dieser Klassikerreihe.
Die Erzählung wird dabei aus der Sicht von Autorin Mary Shelley höchstpersönlich dargeboten, der zu Beginn auch eine kurze Sprecherrolle zukommt, in der ihre zweite Stimme Monica Bielenstein erörtert, unter welchen Umständen die Legende seinerzeit entstanden ist. Und zu erfahren, dass Miss Shelley das Drama damals eher zufällig geschrieben hat, versetzt einen dann auch in reges Staunen, gerade wenn man bedenkt, wie tief die Autorin bereits damals in die (un)menschliche Psyche eingedrungen ist.
Andererseits ist das Thema, welches der Geschichte zugrunde liegt, derzeit aktueller denn je. Manipulation von Erbmaterial, moralische Verstöße gegen die Unantastbarkeit der menschlichen Existenz und weitestgehend schwer vertretbare Experimente an den Genen Verstorbener – was Victor Frankenstein in der fiktiven Erzählung damals versuchte, war nicht nur arg fortschrittlich, sondern bezogen auf den Inhalt von Shelleys Werkauch von zeitlosem Ausmaß. Oder will etwa jemand bezweifeln, dass Frankensteins Ideen in der heutigen Wissenschaft relevant sind?
Aber ich möchte in diesem Fall nicht mehr auf den Inhalt als solchen eingehen, sondern ausschließlich die Umsetzung erörtern, denn bei der großen Auswahl an „Frankenstein“-Literatur gilt es auf jeden Fall zwischen ‚hochwertig‘ und ’nicht empfehlenswert‘ zu selektieren, wobei – das konnte man fast schon erwarten – die |Titania|-Version ganz klar zur ersten Kategorie gehört. Mal ganz abgesehen davon, dass die Sprecherrollen mal wieder top besetzt sind (Peter Flechner als emotional agierender Frankenstein ist eine Wucht), ist auch der Aufbau des Hörspiels interessant.
Zunächst einmal wird die Entstehungsgeschichte analysiert und dezent humorvoll wiedergegegeben, anschließend trifft man dann den zerrütteten Frankenstein, wie er irgendwo auf einem See von einer Schiffsmannschaft von einer Eisscholle gerettet wird und dem Kapitän anschließend von den Gräueln seiner jüngsten Vergangenheit erzählt. Victor, zu diesem Zeitpunkt schon beinahe 30 Jahre alt, hat bereits mit seinem Leben abgeschlossen, fühlt sich ausgelaugt und mental angeschlagen und macht dabei einen äußerst depressiven Eindruck. Doch die Reflektion seiner persönlichen Lebensgeschichte heilt einige Wunden und hat zumindest für kurze Zeit den Effekt einer Therapie, bis sich der Mann dann wieder der schrecklichen Realität besinnt, die zu diesem Zeitpunkt für den Hörer noch verschollen ist – sofern er die Story nicht schon kennt.
Das Regieteam Stephan Bosenius und Marc Gruppe hat das Ganze wirklich sehr geschickt eingefädelt, indem es von Anfang an wegen der ernüchternden Grundstimmung für Spannung sorgt, den Zuhörer auch mit einzelnen Hinweisen in die richtige Richtung lenkt, ihm aber bei weitem noch nicht das gesamte Ausmaß von Frankensteins Handlungen nahe bringt. Dieses gilt es sich Stück für Stück zu erarbeiten, doch es wird einem nicht einfach gemacht, weil die Geschichte wirklich sehr detailliert geschildert wird und es immer noch mehr bei den persönlichen ‚Ermittlungen‘ zu berücksichtigen gilt.
Davon mal ganz abgesehen, darf man natürlich auch mit sich selbst hadern, inwiefern man nun mit dem Schicksal des jungen Frankenstein leiden muss oder ob seine unmoralischen Ansätze zu verurteilen sind. Die erzählte Handlung liefert Argumente für beide Seiten, lässt aber diesbezüglich genügend Freiräume für eine eigene Interpretation dieser Dinge.
Allerdings kommt es auf derartige Aspekte im Endeffekt eher weniger an. Wichtig ist, dass die Spannung schnell am Siedepunkt ist und sich dort auch überraschend lange halten kann, sei es nun mittels der Beschreibung der zerrissenen Seele der Hauptfigur oder hinsichtlich der Erwartungshaltung an die Versuche, die Frankenstein im Laufe der Handlung startet. Dies alles wird mal wieder von wunderbaren Klangeffekten unterlegt und auch gewohnt harmonisch miteinander verflochten, so dass bereits die erste Episode zu den weiteren Highlights aus dem preisgekrönten „Gruselkabinett“ zu zählen ist. Die Fortsetzung ist übrigens löblicherweise zeitgleich erschienen, weshalb sich eigentlich eine Veröffentlichung als Doppel-CD gelohnt hätte. Aber wer Interesse an diesem Zweiteiler hat, wird auch gerne den zweifachen Preis zahlen, schließlich stellt sich hier einmal mehr der gute Ruf des Qualitätslabels |Titania| heraus.
Uther Pendragon, der britische König, ist besessen von dem Gedanken, eine Liebschaft mit Ygerne, der Gattin des Herzogs von Gorlois, einzugehen. Sein Berater, der Zauberer Merlin, ist bereit, ihm hierbei zu helfen, stellt jedoch auch einige Bedingungen an den Herrscher. Doch Pendragon, ganz wild auf die Möglichkeiten, die ihm der mächtige Magier verschaffen kann, lässt sich zu diesem Zweck auf jedes Bündnis ein und gelangt, von Merlin in die Gestalt des Herzogs verzaubert, in die Gemächer der nichts ahnenden Herzogin.
Einige Monate später gebiert die Herrin von Gorlois ihren gemeinsamen Sohn und tauft ihn auf den Namen Artus. Er ist das Produkt einer verbotenen Liebschaft, geboren als Resultat einer fiesen, lustgesteuerten Intrige, aber dennoch ein Sohn des Königs. Doch genau dieser Status wird ihm als Jüngling nicht gewährt. Stattdessen wird er von seinem Stiefbruder Kay getrieben und angeleitet, bis zu dem Tag, als Artus völlig überraschend und ohne zu wissen, was er da gerade tut, ein geheimnisvolle Schwert aus einem Stein zieht und somit genau das schafft, was unzähligen Vorgängern nie gelungen ist.
Von diesem Moment an ändert sich das Leben von Artus schlagartig. Er wird als König vereidigt und soll trotz seiner Jugend das Land in den Frieden führen, bekommt aber bei seiner Ernennung zum neuen König nicht den Respekt, der ihm als führender Monarch zusteht. Doch Artus geht seinen Weg, beruft die legendäre Tafelrunde von Camelot ein und erweist sich als vorbildlicher König. Allerdings ist sein Leben nicht ausschließlich von positiven Entwicklungen gezeichnet. Seine Halbschwester Morgan LeFay hat ihn in einer leidenschaftlichen Nacht hinters Licht geführt und ihm einige Zeit später einen Sohn geboren, von dem Artus lange Zeit gar nichts wusste. Und hiermit ist laut Aussage des Hofzauberers Merlin auch ein sehr pessimistisches Omen verbunden, denn es heißt, dass Artus’ Nachwuchs, Mordred genannt, eines Tages den Tod des Königs inszenieren wird.
_Meine Meinung_
Es ist immer wieder unglaublich festzustellen, wie viel Potenzial sich nach all den Jahren und unzähligen Abhandlungen noch immer hinter der Artus-Sage verbirgt. So viele Autoren haben sich bereits an der Geschichte versucht, und wie ich unlängst schon bei der Jugendbuch-Fassung von Kevin Crossley-Holland vom |dtv|-Verlag andeutete, ist es deswegen auch schwer vorstellbar, dass es einem Schreiber tatsächlich noch gelingen kann, der Handlung aus dem Reiche Camelot etwas Neues abzugewinnen.
Nun, dass dies dennoch möglich ist, hat Karlheinz Koinegg mit seiner Fassung bewiesen. Unter dem Titel „König Artus und die Tafelrunde“ hat er eine recht moderne Version der Geschichte entwickelt, die sich nicht ganz so steif an den groben Umrissen der bekannten Überlieferung orientiert. Er hat stattdessen Charaktere entwickelt, die in ihrem Auftreten lebendiger wirken, und diese in eine Geschichte integriert, in der geschickt alle sich bietenden Freiräume mit neuen Ideen und etwas lockeren Dialogen gefüllt werden. |Der Hörverlag| hat ebendiese Variante der legendären Sage als Hörspiel veröffentlicht und mit dem gut 3,5 Stunden andauernden Werk wohl eines seiner besten Produkte dazu auf den Markt gebracht.
Dass dies der Fall ist, hat man in erster Linie den hervorragenden Sprechern und der sprachlich verjüngten Umsetzung der Geschichte zu verdanken. Koinegg und Hörspielregisseurin Angeli Backhausen haben nichts dem Zufall überlassen und sich in den Hauptrollen mit einiger Prominenz verstärkt, die sich wiederum kaum bitten lässt und eine sprachlich sowie dramaturgisch absolut astreine Performance abliefert. Neben Konstantin Graudus in der Hauptrolle des Thronfolgers liefert diesbezüglich ganz besonders Peter Nottmeier in der Rolle des stets zerstreuten Sir Kay einen spitzenmäßigen Job ab. Nottmeier zeigt gerade für die lustigeren Stellen ein besonderes Feingespür bei der Umsetzung des umfassend eingefügten Humors und schafft es in diesem Sinne zum Beispiel, trotz sehr lockerer Zunge die Nerven des Hörers angenehm zu schonen. Kay mag vielleicht in der Erzählung ein unverschämtes Plappermaul sein, doch seine Reden werden nicht penetrant und kommen zudem auch noch sehr ehrlich herüber.
Der Einsatz solcher Leute macht sich allerdings auch an vielen anderen Punkten der Handlung bemerkbar, weil sie in ihrer individuellen Vielfalt für angenehme Kontraste sorgen, sowohl auf die jeweilige Person selber bezogen als auch auf den zwischenmenschlichen Bereich, in dem es unter den miteinander agierenden Charakteren einige deutliche Gegensätze gibt. Prädestiniert für ein hiermit verbundenes Beispiel sind ganz besonders Artus und Kay. Während der König eher als ruhiger, gutmütiger und besonnener Herrscher auftritt, ist Kay ein stets aufbrausender Zappelphilipp, auffällig durch kesse Bemerkungen und seine seltsamen Vorlieben. Sie sind in diesem Sinne auch ein Brüderpaar, wie es im Buche steht, nämlich grundlegend verschieden und sich andererseits doch wieder so ähnlich, und alleine die Darstellung dieses Umstands ist in „König Artus und die Ritter der Tafelrunde“ schon ein echter Höhepunkt.
Bezogen auf die Story zeigt sich Koinegg als ein unberechenbarer Inszenator, der sich nur sehr vage an die Vorgaben der klassischen Geschichte um die Tafelrunde hält. Stattdessen legt er in seiner Ausführung größeren Wert auf die verschiedenen Beziehungsgeflechte in Camelot und betont erst danach die politischen Entwicklungen bzw. die Zusammenkunft der Tafelrunde. Statt des herkömmlichen Abenteuers kommt so zum Beispiel ein ganzes Stück der Kindheitsgeschichte – und zwar ein wenig humorvoll und lebendig porträtiert – zum Zuge. Außerdem bleiben viele Spielräume für die Personen in Artus’ Umfeld offen und werden genutzt, um die etwas losgelösten Geschichten von der Begegnung zwischen dem Grünen Ritter und Sir Gawain zu erzählen oder etwas tiefer in die Beziehung von Sir Kay und der mit knapp 30 Jahren schon als alt abgestempelten Zofe von Artus’ neuer Gemahlin Guniver einzudringen.
Unabhängig vom Handeln der Tafelrunde werden hier die Schwerpunkte der bekannten Handlung zugunsten neuer, erfrischender Aspekte ausgetauscht, die man in dieser Form wohl kaum irgendwo anders so ausführlich vorgesetzt bekommt wie in Koineggs endgültiger Fassung. Dennoch bleibt das Treiben am Hofe des Königs natürlich das vorgegebene Konstrukt und damit auch unverändert der wesentliche Teil der Artus-Sage, wobei verglichen mit dem Gros der bislang bekannten Abhandlungen schon starke Schwankungen zwischen der individuellen Prioritätenverteilung zu erkennen sind. Der Autor hat dadurch aber auch einen sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung gewagt und nicht bloß das nacherzählen lassen, was man grob mit der Artus-Sage in Verbindung bringt. Dies ist zwar ein Wagnis, aber wie sich herausstellt, auch ein sehr Erfolg versprechendes, weil es sich bewusst und bisweilen gar revolutionär von den vereinheitlichen Varianten dieses keltisch-christlichen Klassikers distanziert, ohne dabei die wichtigsten, wesentlichen Inhalte zu vernachlässigen.
Darüber hinaus muss man dem Team, das dieses Hörspiel eingespielt und produziert hat, ein großes Lob aussprechen. Es ist nämlich gar nicht mal so einfach, die Spannung der Dialoge über einen so langen Zeitraum aufrecht zu erhalten, aber dies haben die Sprecher bzw. die Regisseurin tadellos umgesetzt, indem sie plötzlich neue Figuren in die Hauptrolle verfrachten und ihnen auch die hierzu erforderlichen Voraussetzungen geschaffen haben. Ich mag mich hierin wiederholen, aber mir ist es einfach wichtig, dass noch einmal herausgestellt wird, dass es sich nicht bloß um eine schlichte Nacherzählung, sondern um eine recht moderne Interpretation handelt, die dem angestaubten Thema deutlich neue Impulse verleiht und die ansonsten oft so angespannte Stimmung aufgrund der etwas lustigeren Darbietung spürbar auflockert.
Mit anderen Worten: „König Artus und die Ritter der Tafelrunde“ ist ein vollkommener, jugendlich gebliebener Hörgenuss mit erstklassig auftretenden Sprechern und einer superben Aufarbeitung des klassischen Themas. Gerade diejenigen, die eigentlich schon längst genug von Artus und der Tafelrunde zu Camelot haben, sollten sich einmal mit diesem Hörspiel beschäftigen, da es handlungstechnisch ganz anders als all das ist, was man von vornherein erwartet hätte. Und das ist dann auch nur einer von vielen Gründen, den mit 14,95 € (|amazon.de|: 11,95 €) auch noch erschwinglichen Preis in dieses herrlich aufgemachte Hörspiel (Digipak mit eingeklebtem Booklet und ausführlichen Linernotes zu den wichtigsten Sprechern) zu investieren. Das ist definitiv Camelot in neuer Frische!
Eine interessante Ausschreibung in einer Zeitungsauslage erweckt das Interesse der beiden WG-Bewohner David und Paul. Gesucht werden hier zwei Mitspieler für ein Rollenspiel, welches an den Sommerwochenenden ausgetragen werden soll. Spontan antworten die beiden auf die Anzeige, denken sich aber nichts weiter mehr dabei. Daher sind sie auch ziemlich überrascht, als wenige Tage später tatsächlich ein Brief mit der Zusage ins Haus flattert und das Zweigespann zu einem ersten Treffen einlädt. Ein Treffen mit Folgen, denn bereits bei der ersten Zusammenkunft mit der außergewöhnlichen Rollenspiel-Vereinigung treffen David und Paul auf einige obskure Gestalten, und bevor sie sich versehen, müssen sie sich mittels ‚Pen & Paper‘ in einer dämonischen Welt voller Mysterien durchsetzen, sich gegen Vampire behaupten und unerwarteten Gefahren trotzen.
_Meine Meinung_
„Erstes Blut“ – der Titel deutet es schon an – ist der Auftakt einer neuen Serie des Independent-Projektes |Farelia Records| und liefert nach den Label-Debüts „Farelia? – Der betrogene Betrüger“ und „Flüche, Geister & Dämonen – Der Kontakt“ einen weiteren Einblick hinter die Kulissen eines wirklich sehr viel versprechenden, aufstrebenden Verlags. Es handelt sich hierbei zwar noch immer um eine Amateur-Produktion, aber immerhin auch um ein Hörspiel, welches abgesehen von den kleinen, zu Beginn noch tolerierbaren Schönheitsfehlern durchaus ernst zu nehmende Konkurrenz für die renommierten Hörspielreihen dieser Zeit darstellt.
Allerdings ist „Flüche, Geister & Dämonen“ etwas anders aufgebaut als die üblichen Horror-Hörspiele, wobei der Term Horror auch nur bedingt angebracht ist. Wie die Inhaltsangabe nämlich schon deutlich zeigt, stehen hinter dieser Reihe einige begeisterte Rollenspieler, die ihre diesbezüglichen Visionen nun schon zum zweiten Mal vertont haben und im Großen und Ganzen auch sehr stark auf die typischen Inhalte ihrer ‚Pen & Paper‘-Fantasywelt zurückgreifen. So werden zum Beispiel Gefechte mit verschiedenen Würfeln ausgetragen und Probleme nur selten aus dem Affekt heraus gelöst, sondern erst einmal diskutiert – sofern es die jeweilige Situation zulässt. Es ist also keine ’normale‘ Action-Geschichte mit stringentem Verlauf und durchschaubarem Aufbau, sondern schon eher etwas ganz Spezifisches, erschaffen von einem zielsicher ausgerichteten Produzententeam, aber durchaus tauglich für Leute, die sich im richtigen Leben kaum bis nie den fernen Welten einer Rollenspielgemeinde hingeben.
Davon mal abgesehen, ist „Erstes Blut“ aber auch nicht bloß zu dem Zweck gemacht worden, Rollenspiel-Fremdlinge von der Magie dieses Zeitvertreibs zu überzeugen. Es geht nämlich vorrangig immer noch darum, eine spannende Geschichte zu erzählen, die ganz klar auf den Strukturen eines klassischen solchen Spiels beruht, durch ihre tolle Atmosphäre aber nicht ausschließlich darauf beschränkt wird.
Im Gegenteil, das Team von |Farelia Records| hat es sehr gut hinbekommen, Realität (und diese findet ja vor Pauls und Davids Reise auch noch tatsächlich statt) und Fiktion zu vermischen, wobei die Trennlinie bewusst schmal ist. Nicht selten stellt sich einem die Frage, was nun real und was genau fiktiv ist, bzw. was zur Gedankenwelt der spielenden Protagonisten gehört und welcher Teil der Reise sich im jeweiligen Abschnitt auch wirklich in der Jetztzeit ereignet. Alleine hiervon geht auch ein großer Teil der Spannung aus, denn es kommt recht häufig vor, dass man Begebenheiten, die unmittelbar mit den Abenteurern in Verbindung stehen, unterschätzt und damit auch gar nicht so recht auf plötzliche Wandlungen und Wendungen vorbereitet ist. „Erstes Blut“ hat viele Momente, in denen es zu Überraschungen kommt, weil die oben genannte Trennlinie kaum wahrnehmbar ist.
Doch auch sonst ist die Geschichte relativ professionell umgesetzt worden, gerade was die Einbeziehung der verschiedenen Soundeffekte anbelangt. Schaurige Geräusche und düstere Musik untermalen die bisweilen auch recht gruselige Handlung und werden auch stets sehr passend eingesetzt. Man spart zwar nicht gerade mit solchen Effekten, überlädt die Geschichte aber auch nicht damit, und das ist ein weiterer Aspekt, den man (u.a. auch im Vergleich zu ähnlichen Hörspielen) positiv hervorheben muss.
Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann die manchmal etwas überambitioniert auftretenden Sprecher, die ihre Parts stellenweise ein bisschen zu akzentuiert erbringen. Manche Betonungen wirken ein wenig künstlich und sind der jeweilgen Situation nicht immer angepasst, wobei sich selbst dieser Punkt noch in einem angemessenen Rahmen hält und den Gesamteindruck wenn überhaupt nur leicht beeinflusst.
Letzterer ist dementsprechend auch ziemlich gut, weil |Farelia Records| mit „Erstes Blut“ (es gibt im Übrigen noch drei weitere Nachfolger) eine erfrischende, andersartige, spannende und rundum überzeugend umgesetzte Geschichte aufgelegt bzw. eingespielt haben und sich für ein Newcomer/Independent-Label absolut professionell präsentieren. Auf jeden Fall ist „Erstes Blut“ eine Story, auf der man für die Zukunft aufbauen kann.
http://www.farelia.de/
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