Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Groening, Matt – Beste Grüße von den Simpsons. Simpsons Postkartenbuch

Also, langsam denke ich auch, dass die Ausschlachtung rund um den Simpsons-Kinostreifen Dimensionen annimmt, die weder pädagogisch noch finanziell für den begeisterten jungen Fan vertretbar sind. Vor allem im Comic-Bereich wird derzeit nicht mit allerhand Extramaterial zum gelben Movie gespart. Nach der zugegeben beachtenswerten „Galerie der Meisterwerke“, einem sehr ansprechenden Posterbuch mit Motiven aus allen Lebenslagen von Homer, Bart und Co. legt der |Panini|-Verlag nun mit einem vergleichbaren Objekt nach, welches die Simpsons und ihre Freunde und Feinde auf Basis von Postkarten porträtiert.

Unter dem Titel „Beste Grüße von den Simpsons“ sammeln sich 32 exklusive Fotos und Karten zum Ausreißen. Der Schwerpunkt liegt dieses Mal ganz klar auf Charakterprofilen von mehr oder minder wichtigen Gestalten aus dem gelben Universum, die in recht skurrilen Steckbriefen festgehalten wurden. Im Zuge dessen hat man zum Beispiel Duff-Vernichter Barney Gumble und Kwik-E-Markt-Besitzer Apu Nahasapeemapetilon kurz auf den Zahn gefühlt und die wichtigsten Infos um die jeweilige Person in recht informativen Kurztexten auf eine bebilderte, bunte Karte gesetzt. In dieser Reihe kommen dann auch einige Figuren aus dem Bereich der Springfielder A-Prominenz zu Postkarten-Ehren, allen voran das Zweigespann Smithers/Burns, Pub-Besitzer Moe oder aber die häufig sträflich vernachlässigte Maggie Simpson.

Während diese steckbriefartigen Profile rund die Hälfte des Sets ausmachen, hat man die verbliebenen Karten mit vielen Alltagssituationen der TV-Serie gefüllt. Ned Flanders wirbt zum Beispiel für Gott und Linkshänder, Itchy & Scratchy stellen ihren hauseigenen Freizeitpark vor, Homer genießt einen weiteren Abend in Moe’s Taverne, Krusty treibt seine Späßchen mit den Angestellten seiner Show und zu guter Letzt hat man auch die Filmszene entwendet, in der Bart splitterfasernackt durch die Stadt rennt.

Insofern ist die Auswahl schon recht gut und überdies auch sehr vielschichtig, wobei man sich natürlich fragt, welche Käuferschicht letztendlich für diesen bodenständigen Spaß ihr Geld hergeben wird. Die Idee ist sicherlich nett, die Umsetzung definitiv gelungen, und auch der Zeitpunkt könnte kaum besser sein. Jedoch ist die aggressive Merchandise-Maschinerie zum erfolgreichen Kinofilm mittlerweile so aufgebläht worden, dass man gerade derartige Artikel skeptisch und bedächtig beäugen sollte. Für das, was es schließlich ist, macht „Beste Grüße von den Simpsons“ zweifelsohne einen guten Eindruck. Aber andererseits fühle ich mich ob der Flut an solchen Bonus-Schmankerln zur berüchtigten Familie ebenfalls in meinem Empfinden bestätigt, wenn ich da auf dem Cover des Sammelwerks lese: „Noch ein ‚Sind wir bald da?‘-Buch“. Entscheiden, ob es wirklich für den festgelegten Preis von 9,95 € die Anschaffung lohnt, muss aber letzten Endes jeder Fan selbst. Ich persönlich denke darüber eher mit gemischten Gefühlen …

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Gimenez, Juan – Vierte Macht, Die – Band 2: Mord in Antiplona

Band 1: [Supramental 3867

_Story_

Leutnant Iron Ferr ist seit geraumer Zeit auf der Suche nach seiner ehemaligen Gefährtin und Partnerin Gal, die einst bei einem verhängnisvollen Kampf gegen ein weganisches Piratenschiff im Weltraum verschwand. Obwohl ihr Tod die logische Konsequenz des Verschwindens zu sein scheint, hat Ferr die Hoffnung nicht aufgegeben, Gal wiederzufinden, und begibt sich zwecks dessen in die Casinowelt von Antiplona.

Dort erschüttert derzeit eine Reihe von Bombenattentaten die verruchte Heimat der unzähligen Spielhöllen. Ferr lässt sich jedoch nicht beeindrucken und scheint seinem Ziel nahe, als er eine magische Artistin mit dem Künstlernamen ‚Suprema Power‘ entdeckt. Doch ob es sich dabei wirklich um seine einstige Geliebte handelt, kann er nicht mehr herausfinden. Iron Ferr wird zum Opfer der Krommioner, die auch zehn Jahre nach dem Krieg gegen die Menschheit nicht davon abgelassen hat, nach der Superwaffe QB4 zu forschen. Und diese Waffe scheint in jener Frau verborgen, die auf Antiplona ein neues Leben als Kabarett-Künstlerin begonnen hat: Gal!

_Persönlicher Eindruck_

Mit dem zweiten Band der neuen |Splitter|-Serie „Die Vierte Macht“ bekommt die Handlung des Lebenswerks von Juan Gimenez (der Mann verbrachte geschlagene 17 Jahre mit der Erstellung dieses Gesamtwerks) einen noch komplexeren Unterbau. Die Kriegswirren aus „Supramental“ sind zumindest oberflächlich ausgemerzt, und einen Verweis auf die Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Krommionern liefert „Mord auf Antiplona“ zunächst auch nicht. Des Weiteren arbeitet der Autor erst einmal mit bislang unbekannten Charakteren und kreiert in dieser zweiten Episode einen weitestgehend unabhängigen Plot, der inhaltlich ebenso als Auftaktstory geeignet gewesen wäre. Erst im späteren Verlauf ergeben sich dann die zweckmäßigen Parallelen, müssen jedoch vom Leser Stück für Stück erarbeitet werden, weil sie sich im Rahmen der Erzählung nicht zwangsläufig herausschälen. Erst die letzten Seiten, auf denen wieder die Rede von der überirdischen Superwaffe ist, schließen einen Teil des Kreises und erstellen wenigstens einige lose Verbindungen zum Kriegsszenario, das vor genau zehn Jahren das gesamte Universum heimsuchte.

Doch nicht nur darauf bezogen sind verschleiert Gimenez bewusst wesentliche Aspekte der Handlung, was sich auch nachhaltig auf die Charakterprägung der einzelnen Beteiligten niederschlägt. Weder echte Sympathieträger noch generell schlüssige Figuren zieren „Mord in Antiplona“, resultierend in einer verzwickten Interaktion zwischen den Protagonisten, die wiederum für den Spannungsaufbau recht förderlich ist. Kaum ein Punkt der Geschichte ist tatsächlich vorhersehbar, weil sich der Autor das Recht herausgenommen hat, an vielen entscheidenden Eckpunkten dramatische Wendungen einzuführen, in deren Verlauf sich die Story so manches Mal regelrecht überschlägt. Dadurch bedingt ist die Erforschung der jüngsten Ereignisse respektive ihre Einordnung in die Gesamthandlung ein anspruchsvoller Prozess, der sich auch noch durch die nächsten Alben ziehen wird.

Man merkt, dass „Die Vierte Macht“ ziemlich weit ausholt, bevor überhaupt die Gelegenheit bestehen kann, das komplette Konstrukt zusammenzufügen. Ergo ist die eigentliche Geschichte trotz zwei klar definierter Episoden – an sich ist „Mord auf Antiplona“ schon schlüssig und eindeutig – zu einer recht komplexen Sache herangewachsen, bei deren gesamter Betrachtung es schwerfällt, etwas Greifbares, Festes zu finden, an das man sich vorerst klammern kann. Sehr viele Entscheidungsträger säumen den Plot bis dato und sorgen bisweilen für Verwirrung, jedoch verliert man nie die Hoffnung, dass Gimenez bereits in Bälde mit der Homogenisierung beginnen wird.

Zumindest liegt diese Vermutung aufgrund der intelligenten Verstrickungen und der wirklich berauschenden Atmosphäre sehr nahe. Nicht zuletzt der tolle Showdown auf den letzten Seite sowie die philosophische Seite, die so mancher spätere Dialog aufweist, beruhigen die leicht verwirrten Gemüter am Schluss des zweiten Bandes wieder und lassen das vorzeitige Resümee nicht abreißen, dass der Autor hier ein kleines, wenn auch sperrig konzipiertes Meisterwerk erschaffen hat, das zweifelsohne imstande wäre, den Comic-Markt in Sachen Science-Fiction ebenso zu revolutionieren wie jüngst „Universal War One“. Das Potenzial scheint jedenfalls vorerst unerschöpflich und meißelt die bewusste Garantie, dass hier noch weitere Geniestreiche folgen werden, ein Stück tiefer ein.

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Art Spiegelman – Maus. Die Geschichte eines Überlebenden (The Complete MAUS)

Um diesen ambitionierten Comic zu schreiben, benötigte der Autor & Zeichner Art Spiegelman rund dreizehn Jahre (von 1978-1991). „Maus“ ist die Geschichte seines Vaters, der als Pole 1939 zunächst in deutsche Kriegsgefangenschaft gerät, dann nach seiner Freilassung als Jude untertauchen muss, im Untergrund von Menschenschmugglern verraten und von den Deutschen zunächst nach Lublin und später dann nach Auschwitz und Dachau deportiert wird. Gleichzeitig ist der Comic aber auch die Geschichte der Entstehung dieses Buches, und damit ein Stück weit auch Familiengeschichte der Spiegelmans insgesamt, denn auch die Ereignisse um den herzkranken Vater, seine unter dessen Marotten leidende Lebensgefährtin sowie die Lebensgeschichte anderer Familienmitglieder nehmen neben der Leidensgeschichte des Vaters und dessen Erzählungen im Beisein des für sein Buch recherchierenden Sohnes einen gewissen Raum ein.

|Struktur|

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Trainor, Mary – Simpsons Comics 130

Inhalt

„Die Simpson-Familie Robinson Crusoe“

Marge ist bester Dinge, endlich mal wieder einen Familienabend ins Leben zu rufen. Nach kurzer Diskussion einigt man sich darauf, Lisas Buch um die schweizerische Familie Robinson vorzulesen, zu der Homer noch einen kleinen Trumpf in der Hinterhand hat. In seiner Kramkiste entdeckt er einen alten Comic, der die Geschichte ein wenig vereinfacht, dafür aber auch leicht verdreht erzählt. In seinem illustrierten Klassiker liest er schließlich von einer wohlhabenden gelben Familie, die wegen der Unfähigkeit ihres Kapitäns bei ihrer Schiffsreise auf einer Insel strandete und dort gemeinsam mit einem seltsamen Professor ums nackte Überleben kämpfen muss. Obwohl die Kinder währenddessen allerhand Lehrreiches erfahren, will jedoch niemand sehen, dass der Ausweg aus der von Nebel umsäumten Landzunge lediglich einen Katzensprung entfernt ist …

Persönlicher Eindruck

Die 130. Ausgabe der „Simpsons Comics“ steht ganz im Zeichen des Schiffbruchs. Wie der Titel schon verheißt, lieferte Daniel Defoes Geschichte um den gestrandeten Robinson Crusoe zu diesem Thema die nötige Inspiration, wenngleich sich Autorin Mary Trainor vornehmlich auf eine abgewandelte Version des schweizerischen Stadtpfarrers Johann David Wyss beruft, der Ende des 18. Jahrhunderts, ebenfalls von Defoe beeinflusst, eine modifizierte Fassung auf den Markt brachte.

Nichtsdestotrotz nimmt sich Trainor natürlich die Freiheiten heraus, an den entscheidenden Eckpunkten der Handlung zu improvisieren. In diesem Sinne mag es zu Beginn schon fast als Verschmähung des Originals verstanden werden, dass Homer nicht aus dem Originalwerk vorliest, sondern lieber zur illustrierten Variante greift. Dies ist jedoch lediglich als eine kleine Ehrerbietung an die in Amerika berühmte Reihe „Classics Illustrated“, die in Deutschland jedoch eher mäßig lief, zu verstehen und als solche wirklich gut gelungen.

Indes sind die einzelnen Gags auf der einsamen Insel mal wieder köstlich. Homer in der Rolle des Familienoberhaupts kopflos über den Strand watscheln zu sehen, ist eine Pracht, nicht zu vergessen seine permanente Tollpatschigkeit: Zunächst baut er in einer Höhle ein Schiff, das er auf den Namen ‚Poseidon‘ tauft, bemerkt aber dann, dass es zu groß geworden ist, um es aus der Höhle herauszubekommen. Später fürchtet er sich dann vor einigen Fußspuren, bei denen er eine fremde Bedrohung wähnt, letztendlich aber bemerkt, dass er eine ganze Weile im Kreis gelaufen ist. Und auch mit geschlossenen Augen durchs Fernglas zu schauen scheint eine neue seltsame Qualität des Ober-Simpsons zu sein! Der Schluss setzt dem Ganzen schließlich die krönende Pointe auf und entschädigt definitiv für die zunächst recht zäh voranschreitende Story. Doch wie gehabt sitzen die Sprüche ebenso wie die ständige Situationskomik.

Dennoch geht Trainor bei der Inszenierung nicht ganz so bissig zu Werke wie meinetwegen Stammschreiber Ian Boothby, der sich in den letzten Jahren innerhalb der Reihe einen Namen als Meister der Ironie gemacht hat. Moralische Grenzen werden eingehalten, derbe Anspielungen werden kaum gewagt. Dies sagt aber beileibe nichts über die Qualität des Comics aus, denn die Geschichte respektive die eigenwillige Adaption dieses Klassikers macht wiederum richtig Spaß und rechtfertigt auch die Empfehlung für diese Ausgabe der Heftserie. Nicht zuletzt die Tauglichkeit für eine animierte Fassung der Story im Rahmen der Fernsehserie sollte dies noch einmal unterstreichen!

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Templeton, Ty / Dixon, Chuck / Lash, Batton – Simpsons Super-Spektakel 1

_Inhalt_

|“Heiliger Bimbam! Ist der Tortenmann jetzt ein Schurke?“|

Homer bekommt in seiner zweiten Rolle als Tortenmann gehörige Schwierigkeiten; ein Double beraubt mehrere Krusty-Burger-Filialen und zerstört den guten Ruf. Als Hauptverdächtiger wird Homer kurzzeitig festgenommen. Doch wieder wird eine Imbissbude überfallen, und endlich erhält der Tortenmann die Gelegenheit, sich bei seinem Doppelgänger zu rächen.

|“Verbrechen auf Springfield 2″|

Als ein Tier in furchtbarer Not ist, sind Bartman und Houseboy sofort zur Stelle. Sie ermitteln in Springfields Kanalisation und stoßen plötzlich in eine andere Dimension vor. Dort treffen sie ihre Doubles Kampfeule und Vierauge, mit denen sie sich auf die Suche nach Squirrel Girl begeben, die das ganze Fiasko angezettelt haben soll. Doch in Springfield 2 ist nichts mehr so, wie es einmal war …

|“Radioactive Man“|

Claude Kane III. staunt nicht schlecht, als er infolge eines atomaren Unfalls plötzlich Superkräfte erbt, die ihn aus seiner Rolle als unbeholfenen Playboy entlassen. Kane fühlt sich mit einem Mal dem Gesetz und dem Staat verpflichtet und schlüpft schließlich in die Rolle des Radioactive Man. Als solcher muss er einen kleinen Jungen aus einem tagelangen Traum erwecken, in den Weltraum reisen und zu guter Letzt auch noch die Riesenechse Lautbrülla bekämpfen. Schwere Zeiten für einen kürzlich gekürten Superhelden …

_Persönlicher Eindruck_

Während der unaufhaltsamen Kinofilm-Euphorie steht auch die Comic-Welt um die gelbe Familie nicht still. Zahlreiche Sonderhefte werden dieser Tage veröffentlicht, und mit dem „Simpsons Super-Spektakel“ startet sogar eine ganz neue Serie, die – so scheint es jedenfalls – sich ganz besonders mit dem Superheldentum im Umfeld der Simpsons beschäftigt.

Aus diesem Anlass wird gleich zu Beginn eine neue Heldenikone geschaffen; der Tortenmann, verkörpert von niemand anderem als dem Tortenverschlinger höchstpersönlich, gerät ins Blickfeld, als ein merkwürdiges Double Springfield, und hier besonders die Filialen des Krusty-Unternehmens, in Atem hält. Der ahnungslose Homer ahnt noch nichts von dem Frevel, als Chief Wiggum ihn bereits abführen lässt. Doch der dickste aller Helden schlägt zurück und entlarvt Unglaubliches.

Bartman ist schon ein etwas bekannterer Charakter, der im Laufe der „Simpsons Comics“ schon des Öfteren zum Zuge gekommen ist. Gemeinsam mit seinem Kumpan Houseboy, verkörpert natürlich vom trotteligen Milhouse, wird er unverhofft in eine andere Dimension transferiert, in der Kampfeule und Vierauge das Gesetz hüten. Hier schimmert nun einmal mehr das Talent der Comic-Zeichner durch, die eigenen Charaktere noch einmal gehörig auf die Schippe zu nehmen, dabei aber auch schön auf den derzeit währenden Wahnsinn im Multiversum der DC-Comics zu schießen. Auch hier gibt es parallele Universen, in denen sich Abbilder der Superhelden tummeln – nur haben sie im schmaleren Kosmos der Simpsons Eulenaugen und eine merkwürdig mechanische Brille. Köstlich!

Mit den Abenteuern des Radioactive Man wagt man sich schließlich an einige Storys heran, die trotz großen Interesses bislang häufig stiefmütterlich behandelt wurden. Autor und Zeichner Batton Lash führt seine Leser schließlich in einer Zeitreise durch die Welt von Barts liebstem Comic-Helden, allerdings nicht ohne einige humorige Anspielungen auf vergleichbare Superhelden-Serien loszuwerden. So ist Radioactive Man in vielerlei Hinsicht das gelbe Abbild von Superman, begründet durch Name, sozialen Status und Souveränität. Nur eben sind seine Abenteuer ein wenig universeller und kontrastreicher. Zum einen muss er einen Jungen aus einem fortlaufenden Traum erwecken, zum anderen trifft er auf bedrohliche Riesenmonster wie Lautbrülla (tatsächlich ein lauter Brüller …) und einen gewissen Riesenaffen namens Kinga – Parallelen natürlich nur rein zufällig. Aber mit welch unkonventionellen Mittel er diese Probleme löst – nun, die Lachmuskeln werden gefordert!

_Fazit_

Insgesamt ist hier eine wirklich würdige und vor allem superkomische neue Serie entstanden, bei der weder besonders viel rezitiert noch auf ständig gleichem Terrain gearbeitet wird. ‚Neue Helden braucht das Land‘, diese Prämisse trifft sicherlich auch auf die „Simpsons Comics“ zu – und so kommt das „Simpsons Super Spektakel“ gerade recht. Mit den Storys um den Tortenmann sowie den berüchtigten Radioactive Man holt man zwei angehende Klassiker aus der Versenkung und erweitert den Rahmen der hauseigenen Comics um einige entscheidende Nuancen. Keine Frage, hiervon darf’s künftig gerne mehr sein!

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Baru – Autoroute du soleil

Mit über vierhundert Seiten erweckt „Autoroute du soleil“ des französischen Comic-Künstlers Baru zunächst den Eindruck, ein ziemlicher Lesebrocken zu sein. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. In ungeheuer dynamischen Panelabfolgen, die in ihrer Geschwindigkeit manchmal an Otomos „Akira“ denken lassen, erzählt Baru die Geschichte der beiden jungen Franzosen Karim und Alexandre. Auf der Flucht vor Rechtsradikalen reisen sie durch Frankreich und lernen dabei Drogendealer, LKW-Fahrer und großbrüstige Urlauberinnen kennen.

Baru verpackt die Themen Diskriminierung, Gewalt und soziale Ausgrenzung geschickt in einer rasanten Story, die den Adrenalinspiegel des Lesers auf Touren kommen lässt. Und der anhaftende Esprit und Feinsinn verleiht der Story einen Glanz, in dem viele amerikanische Actionszenarios geradezu plump und roh erscheinen. Barus anspruchsvoller Roadtrip sollte in keiner Comic-Sammlung fehlen.

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Edginton, Ian (Autor) / Pugh, Steve (Zeichner) – Hellgate: London

_Story_

Ein wahrlich apokalyptisches Szenario eröffnet sich dem weiblichen Agent Darius bei einer Routinemission. Derzeit ermittelt ihr Team in einer Serie rätselhafter Verschleppungen, deren Opfer jüngst auch die Enkeltochter von Lord Patrick Sumerisle war, und entdeckt dabei im Londoner Underground einen höllischen Kampf zwischen monströsen Kreaturen und besagtem Sumerisle, der in moderner Rüstung gegen die teuflischen Bestien vorgeht.

Kurze Zeit später öffnet sich in Englands Hauptstadt das Tor zur Hölle: Immer mehr Biester stoßen durch das Portal und stillen ihren Hunger an menschlichem Fleisch. Jahre später führt Sumerisles Enkelin Jessica den Trupp der überlebenden Widerstandskämpfer an; doch auch eine Gruppe militanter Strategen, die Kabbalisten und Dämonenjäger verbünden sich mit Jessicas Templern und versuchen die Erde vor der endgültigen Katastrophe zu bewahren. Ihre Hoffnung beruht auf den Schriften eines Buches, in dem der Traum der Erkenntnis verankert ist. Doch auch in Zeiten der ultimativen Bedrohung sind Machtstreben und Intrigen an der Tagesordnung.

_Persönlicher Eindruck_

Parallel zum mittlerweile heiß ersehnten PC-Game „Hellgate: London“ veröffentlicht der |Panini|-Verlag dieser Tage gleich zweigleisig die literarischen Begleitwerke. Neben einer mehrteiligen Buchreihe fällt unter diese frisch herausgegebenen Adaptionen auch ein Comic-Band, der die Geschehnisse des RPG-Gemetzels in groben Zügen zusammenfasst.

Doch gerade diese äußerst grobe Erzählweise wird der Story alsbald zum Verhängnis. Die Geschichte wirkt wie eine aneinander gequetschte Fülle von Ereignissen, die weder fließend ineinander übergehen noch irgendeine direkte Verbindung erahnen lassen. Unschlüssige Zeitsprünge scheinen ebenso normal wie eine spannungs- und stimmungsarme Gesamthandlung, deren Hintergründe teils sogar echt lächerlich sind. Die philosophischen Exkurse mit Bezug auf Religion (hier wird einmal mehr der Templerorden heraufbeschworen) und Antike wirken nicht nur aufgesetzt, sondern vor allem peinlich, zumal sie überhaupt nicht mit dem höllischen Treiben in London harmonieren können. Hier wurde der Versuch gestartet, um ein apokalyptisches PC-Szenario eine tiefgreifende Geschichte zu spannen, ohne dabei jedoch erst einmal an der Basis anzufangen. Stattdessen werden viele unpassende Informationen in den Raum geschmissen, auf haltlose Charaktere verteilt und unter der Prämisse ‚irgendwie wird’s schon funktionieren‘ losgelassen – tut mir leid, aber so geht’s nun mal nicht!

Damit weist „Hellgate: London“ wie so viele vergleichbare Produkte das große Probleme einer PC-Spiel-Adaption auf: Die Story, auf der die Vorlage basiert, ist von Beginn an ziemlich dünn und bedarf einer außerordentlichen Begabung, um sie derart auszuweiten, dass man den Rahmen nicht verlässt, aber dennoch bis an die Grenzen geht. Hiervon ist in diesem Comic rein gar nichts zu spüren. Man verlässt sich auf die üblichen Stilmittel und übersieht immer wieder, dass sie an keiner Stelle wirklich angebracht sind. Dass man darüber hinaus nichts Greifbares findet, nicht einmal Charaktere, die eine gewisse Orientierung ermöglichen, macht die Sache nicht besser. Innerhalb der überschaubaren Welt eines Ego-Shooters mag der Inhalt gerade mal ausreichen, um das Interesse zu wecken. Aufs Literarische übergeleitet, fehlt es aber ohne entsprechende Erweiterungen – und diese fehlen ganz einfach – an Potenzial, so dass die Story innerhalb der immerhin noch gutklassigen Illustrationen ziemlich schnell verkümmert. Selbst diejenigen, die von der Bildschirm-Ballerei mächtig angetan sind, können ruhigen Gewissens die Finger von „Hellgate: London“ lassen. Dieser Versuch ist nämlich sang- und klanglos gescheitert!

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McCann, Amanda / Trainor, Mary / McCann, Jesse – Bart Simpson Comics 32 – Rudelführer

_Inhalt_

|“Schwein gehabt“|

Ralph Wiggum besucht mit seinen Eltern den Jahrmarkt, macht dort aber zunächst keine glücklichen Erfahrungen. Bereits bei seinen ersten Schritten wird ihm sein Geld hinterlistig entwendet. Doch Ralph lässt sich den Spaß von den Rabauken nicht rauben und macht alsbald Bekanntschaft mit dem Schwein ‚König Kotelett‘. Gemeinsam suhlen sie sich durch den Schlamm und haben eine Menge Freude – bis bekannt wird, dass der rosafarbene Vierbeiner die Prämie eines Kuchenwettessens ist. Der Sieger nimmt jedoch versehentlich Ralph als Preis mit, wohingegen Kommissar Wiggum das Schwein ins Haus holt …

|“Klon der Angst“|

Bart ist von den beiden Zwillingen so sehr beeindruckt, dass in ihm der Wunsch reift, ebenfalls einen Doppelgänger zu besitzen. Mittels eines Klonkastens aus dem Merchandise-Programm Krustys bastelt er sich über Nacht einen zweiten Bart. Allerdings ist der Doppelgänger ebenso aufmüpfig wie das Original, so dass der richtige Bart händeringend nach Möglichkeiten sucht, sein Experiment ungeschehen zu machen.

|“Der Fluch des … Babys“|

Homer angelt beim Badeurlaub einen goldenen Fisch, der seiner Inschrift nach verflucht ist, sobald er gestohlen wird. Niemand will so recht auf den seltsamen Gegenstand aufpassen, so dass Mont Burns leichtes Spiel hat, das scheinbar wertvolle Artefakt aus Maggies Händen zu stehlen. Doch das Simpson-Baby jagt dem gemeinen Millionär hinterher und sorgt dafür, dass der Fluch in Kraft tritt …

_Persönlicher Eindruck_

Drei nette Storys, ziemlich coole Gags, allerdings keine echten Kracher-Geschichten – so lautet das vorläufige Resümee zur 32. Ausgabe der „Bart Simpson Comics“. Der eigentliche Protagonist steht dieses Mal vermehrt im Hintergrund, was den Verlag dazu verleitet hat, ihn in einem kurzen Interludium zu klonen. Allerdings fehlt es gerade dieser Kurzstory in der Mitte an Schärfe und Biss, was man jedoch von derartigen Zwischensequenzen mittlerweile schon gewohnt ist. Als Überleitung taugt sie jedoch allemal.

Interessanter ist indes die Auftakterzählung um Chief Wiggum und seinen verkorksten Sohn Ralph, zwei Charaktere, die eigentlich viel zu selten so richtig zum Zuge kommen. Ralphie macht Bekanntschaft mit einem Schwein und nimmt dessen grobmotorische Eigenheiten auch sofort für sich an. Vom Matsch besuhlt, staunt er dann aber nicht schlecht, als plötzlich der Sieger des Wettbewerbs im Kuchenessen vorm Gehege steht und verlangt, seinen Preis, das Schwein, mitzunehmen. Ralph droht auf den Speiseplan zu kommen, während das Schwein zunächst unbemerkt zu den Wiggums gebracht wird. Aber auf ihre Weise haben beide letztendlich ‚Schwein gehabt‘.

Die wohl beste Geschichte, gleichzeitig diejenige mit dem würzigsten Humor, wartet am Schluss des Heftes auf den Leser. Einmal mehr ist es Mr. Burns, der über die Stränge schlägt und den Simpsons einen prinzipiell wertlosen goldenen Fisch raubt. Maggie jedoch fühlt sich in die Pflicht genommen, das Artefakt zurückzuholen, besonders nachdem Homer sie für das Verschwinden gerügt hat. Also nutzt sie die Gelegenheit und trampt unbemerkt auf Smithers Wagen zu Burns‘ Anwesen, um dort einiges auf den Kopf zu stellen. Alsbald entdeckt sie die Schatzkammer des Großindustriellen und findet dort auch ein Kreuz, welches Burns für sein baldiges Treffen mit seiner Gemeinschaft des Krimkrieges benötigt. Erst als dieses urplötzlich verschwindet, glaubt der Dieb an den Fluch – der jedoch eigentlich nur auf den Namen Maggie Simpson hört.

Alles in allem bietet also auch Heft Nr. 32 Unterhaltung auf gutem Niveau, wenngleich der eigentliche Titelheld ein wenig in den Hintergrund gerät. Dafür wird man jedoch mit Storys um die selten dumme Familie Wiggum und einer neuen Fehde zwischen den Simpsons und Mr. Burns entschädigt, die kurz vor Schluss noch einmal ein richtiges Gag-Feuerwerk auslöst.

Ich bin zwar nach wie vor der Meinung, dass eine längere Story besser ist als drei Mini-Plots, doch in diesem Fall zahlt sich auch die mehr und mehr bevorzugte Struktur der Heftmagazine aus. Simpsons-Fans werden dieser Tage arg verwöhnt. Neue Serien und Sonderausgaben zieren die Veröffentlichungsliste und dezimieren den Inhalt des Geldbeutels. Doch im Grunde genommen lohnt sich die Investition – gerade wenn man solch gelungene Ausgaben wie diese dafür erhält!

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Hideshi Hino – Red Snake (Hino Horror 1)

Hideshi Hino ist ein hierzulande noch recht unbekannter Manga-Autor, der sich in der asiatischen Heimat zuletzt mit seinen völlig verstörten Horror-Storys einen Namen gemacht hat. Geprägt von der schaurigen Welt Lovecrafts, der Edo-Zeit und nicht zuletzt auch Splatter-Streifen wie „The Texas Chainsaw Massacre“,  hat er in den vergangenen Jahren mehrere Einzelbände veröffentlicht, die nicht nur über den guten Geschmack hinausgingen, sondern ihm auch den Ruf einer der kontroversesten Personen in der Welt der Illustrationen einbrachte. Der |Schreiber & Leser|-Verlag nahm dies zum Anlass, dem Mann eine eigene Serie namens „Hino Horror“ zu gönnen. „Red Snake“ bildet nun den Auftakt einer außergewöhnliche, teils auch abstoßenden, dennoch interessanten Reihe, die jedoch Nerven aus Stahl erfordert, um dem Horror-Szenario standzuhalten. Auf geht’s!

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Le Floc’h, Bruno – Leuchtturm, Der

Atmosphäre ist ein wichtiges Anliegen von Bruno Le Floc’h. Sein Werk „Der Leuchtturm“ konzentriert sich auf die raue, maritime Stimmung der Bretagne. Selbst Bretone, gestaltet Le Floc’h ein ruhiges, sehr realistisches Szenario, in dem ein Ingenieur von Außerhalb den Bau eines Leuchtturms vorantreiben will. Die Arbeit auf einem kleinen Felsen, der die meiste Zeit des Jahres unter Wasser liegt, stellt sich als äußerst gefährlich heraus und wird, trotz guter Bezahlung, nicht von jedem Helfer dankbar angenommen. Das zunächst herrische Auftreten des Ingenieurs gegenüber den Einheimischen verwandelt sich mit der Zeit in Zuneigung.

„Der Leuchtturm“ kann gelesen werden als eine Hommage an die See, an die Steilküsten und an einen ganz besonderen Menschenschlag in der Bretagne. Sie atmet den freien Geist von Hugo Pratts „Corto Maltese“.

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Godderidge / Floch – Slhoka 2 – Die Gärten der Sangali

Band 1: [„Die vergessene Insel“ 3795

_Story_

Im erbitterten Krieg zwischen Zeide und Okrane ist bereits das siebte Jahr angebrochen, doch scheinbar haben die rücksichtslosen Machthaber aus Okrane nun endlich eine Waffe erschaffen, mit der sie die Schlacht zu ihren Gunsten entscheiden können. Im Gebiet des Lamprizer-Archipels bereiten sie vor allen verborgen die absolute Waffe vor, müssen sich jedoch ständig gegen die Guerilla-Kämpfer der einstigen Paradieswelt Link-Arkhoide behaupten, die die Infiltration der brutalen Okraner keinesfalls tolerieren möchten.

Unterdessen macht auch Slhoka ein weiteres Mal Bekanntschaft mit Coroner Kraal und seinen Spießgesellen, die sich seine Mutantenkräfte einverleiben möchten und die von ihm ausgehende Gefahr einzuschränken versuchen. Als Slhoka mit Hilfe der Götter flüchten kann, gerät er urplötzlich vor das Anwesen seines einstigen Freundes und Kollegen Ar’n, der in einer Holo-Botschaft eine geheime Botschaft für Slhoka hinterlassen hat und ihm darin verdeutlicht, dass Okrane das Ende der Welt vorbereitet. Nur mit den Informationen, die Ar’n in einem weiteren Holo gespeichert hat, könnte Zeide ihre Kontrahenten aufhalten und die Apokalypse verhindern, so dass ihm die Hilfe der verräterischen Söldnerin Svendai gerade recht kommt, als Okrane ihn ein weiteres Mal angreift.

Mit Svendai versucht er nach Zeide durchzubrechen, wird auf dem Weg jedoch gleich mehrfach angegriffen. Doch Slhoka muss noch eine weitaus bitterere Pille schlucken: Seine einstige Geliebte Leidjill wurde von den Feinden derart manipuliert, dass sie zur erbitterten Kampfmaschine mutierte und sich nun eiskalt gegen ihren Partner stellt. Wird er seine Liebe je wiederfinden? Und droht sie ebenso wie die gesamte Welt Link-Arkhoide in Trümmer zu stürzen?

_Persönlicher Eindruck_

In der zweiten Episode der frisch aufgelegten Comic-Serie aus der Feder von Ulrig Godderidge ergeben sich nunmehr die ersten deutlichen Zusammenhänge. Waren die Zusammenhänge in „Die vergessene Insel“ noch recht vage und lieferten lediglich die Basis für eine ansprechende und durchweg gelungene Einleitung, so klärt die Rahmenhandlung in „Die Gärten von Sangali“ nun viel deutlicher auf und macht „Slhoka“ endgültig zu einem enorm temporeichen Spektakel, eingebettet in eine äußerst vielschichtige, schwer durchschaubare Story.

Die Rollen der Hauptcharaktere bringen immer mehr Details hervor; so erfährt man einiges über die eigentliche Bedrohung, die Link-Arkhoide eventuell den Untergang bescheren wird. Von einer ultimativen Waffe ist die Rede, einem Machtkonstrukt, das die Verhältnisse des Krieges mit einem Mal auf den Kopf stellen könnte, und dessen Existenz erst jetzt ans Tageslicht kommt. Infolge dessen sind die einzelnen Parteien nun zum Handeln gezwungen; die Dschungelbewohner stellen sich dem Kampf, Zeides Söldnereinheit greift ins Geschehen ein und auch Slhoka wird sich seiner neuerlichen Funktion immer deutlicher bewusst und ist fest entschlossen, die Mission, die er einst mit seinem Freund Ar’n Arunja startete, würdevoll zu einem Ende zu bringen.

Insofern öffnet sich gleichzeitig ein viel breiterer Kosmos, der eine ganze Reihe neuer Charaktere in die Geschichte einfügt und darüber hinaus auch reich an geschickten Wendungen im Laufe der Handlung ist. Weiterhin gelten die wichtigsten Figuren als undurchschaubar, wenngleich ihre Motivationen prinzipiell eindeutig scheinen. Aber sowohl Svendai als auch die Dschungelbevölkerung sind eine geheimnisvolle Unkonstante, deren unscheinbares Dasein der Spannung zusätzlich zuträglich ist. Spannung geht zudem von den zahlreichen inhaltlichen Umbrüchen aus; Godderidge lässt es sich selten nehmen, den Plot durch radikale Einschnitte wieder auf den Kopf zu stellen, ohne dabei in irgendeiner Form für Konfusion zu sorgen.

Dies ist schlussendlich auch die wohl überzeugendste Kunst, die der Autor im zweiten Band meistert: „Die Gärten von Sangali“ ist gezeichnet von Überraschungen, Niederschlägen und vielfältigen Wendungen, bleibt als Story jedoch konstant homogen und in sich schlüssig. So gelingt es ihm einerseits, nach und nach etwas Licht in die vorab noch leicht verworrene Handlung zu bringen, andererseits aber auch, die mysteriöse Komponente der Erzählung samt der stetigen Unberechenbarkeit beizubehalten. Dank der erneut atemberaubenden Illustrationen seines Sidekicks Adrian Floch hat Godderidge somit erneut ein bildgewaltiges, spannendes und unheimlich abwechslungsreiches Comic-Werk erschaffen, das langsam alle gewöhnlichen Inhalte abstreift und sich zu einem eigenständigem, durch und durch überzeugenden Fantasy-Spektakel mausert. Respekt für diese tolle Symbiose aus mitreißender Erzählung und betörender Optik!

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Palmiotti, Jimmy / Gray, Justin / Higgins, John / Hurst, S. J. – The Hills Have Eyes – Der Anfang

Wes Craven wird gerne als einer der noch lebenden Altmeister des US-Horror-Kinos gehandelt. Das Remake seines Films „The Hills Have Eyes“ darf sich auf jeden Fall sehen lassen. Das Original kam 1977 in die Kinos, das Remake 2006. Die Geschichte über eine amerikanische Familie, die während einer Reise durch die Wüste von New Mexiko in die Fänge von Mutanten gerät, war hart, blutig und ungeheuer spannend. Endlich einmal wieder ein Horror-Film, bei dem man die Fingernägel ins Sitzpolster graben konnte! Im März dieses Jahres folgte dann die Fortsetzung des Remakes, „The Hills Have Eyes 2“. Wer Spaß an den Mutanten-Szenarios hatte, bekommt jetzt das passende Lesefutter dazu. Der kürzlich bei |Cross Cult| erschienene Comic-Band erzählt die Vorgeschichte und füllt die Lücke zwischen dem ersten Film und der Fortsetzung aus.

Die Hauptfigur ist ein großer, kräftiger Mutant namens Hades, der sich zum Anführer der schlagkräftigen Truppe entwickelt, die sich in den verlassenen Bergwerken versteckt. Erzählt wird aus seiner Perspektive, der Leser blickt dem Monster sozusagen direkt über die Schulter. Viel Neues hat die Geschichte nicht zu bieten. Wer die Filme kennt, wird sich schnell in dem Comic-Szenario zurechtfinden und wissen, wohin der Hase läuft. Spaß macht das Lesen trotzdem. Die beiden streitenden Parteien, die Mutanten und das Militär, begegnen sich nämlich nicht als jeweils homogene Gruppe, sondern sie sind auch untereinander zerstritten. Eine gewisse Orientierungslosigkeit ist die Folge, die Schuld bleibt an der Atombombe hängen. Die Story ist durchdrungen von Grausamkeiten auf beiden Seiten der Kriegslinie. Die Dialoge sind akzeptabel und das Artwork und die Aufmachung des Comics sehen prima aus. Sicherlich eines der hochwertigeren Fan-Produkte, dem man nicht nur die Begeisterung für den Film, sondern auch für Comics – und das ist hier wichtiger – anmerkt.

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Ennis, Garth / Robertson, Darick – The Boys 1 – Spielverderber

»Achtung! Nur für harte Jungs!« Der rote Button auf dem Umschlag von „The Boys“ spricht wahr. Garth ‚The Preacher‘ Ennis ist wieder da! Und mit ihm eine neue Bande von Kneipenschlägern, die der Welt mit abgefuckten Armeestiefeln in den Arsch treten will. Derbe Sprüche, Sex und Gewalt – davor soll der rote Button jeden potenziell uninformierten Leser warnen.

Mit gutem Grund. „The Boys“ ist eine Gruppe von fünf Radaubrüdern der übelsten Sorte. Okay, eine Schwester – genannt: »Das Weibchen« – ist auch dabei, sie spricht aber nicht, sondern beschränkt sich darauf, Anlass für mehr oder minder bescheuerte Sprüche zu sein. Oder sie zieht Machos die Haut vom Gesicht, kann auch vorkommen. Kopf und Anführer der Terrorbrigade ist Billy Butcher, der deklariert wird als »der vielleicht gefährlichste Mann, dem die C.I.A. je begegnet ist«. Gefährlich macht ihn in erster Linie seine Rücksichtslosigkeit, mehr nicht.

Superkräfte haben andere. Und zwar die Gegner von The Boys. Das sind Superhelden wie der Homelander oder A-Train, glänzende Übermenschen, Reminiszenzen an Superman und The Flash, die sich um das Schicksal und das Leben gewöhnlicher Leute einen feuchten Dreck kümmern. Stattdessen pflegen sie ihre Eitelkeiten und, im Verborgenen, ihre perversen Obsessionen. Die Superhelden sind degenerierte, arrogante Arschlöcher. Und ihre Widersacher, The Boys, sind plumpe, derbe Kneipenschläger.

Zu einer optimistischen Weltsicht geben beide Gruppen nicht den geringsten Anlass. Hoffnung geben höchstens Hughie und Starlight, beides Neueinsteiger, aber auf unterschiedlichen Seiten der Front. Sie finden das Verhalten beider Gruppen nicht in Ordnung, laufen aber trotzdem mit. Vielleicht kommen sie irgendwann dahin und gehen ihren eigenen Weg. Bis es so weit ist, darf Garth Ennis es aber gerne noch ein bisschen krachen lassen. Wer seinen „Preacher“ oder „Die Schlampe“ mochte, wird an „The Boys“ nicht vorbeikommen.

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Robert Kirkman, S. Phillips – Marvel Zombies (MAX 17)

_Story_

Vor einiger Zeit entdeckten Reed Richards und sein Team der Fantastischen Vier in den Weiten des Multiversums ein Parallel-Universum, welches von einem abscheulichen Virus befallen war. Auf der entfernten Erde hat sich längst die gesamte Bevölkerung in fleischeslustige Zombies verwandelt, darunter auch die komplette Riege der Superhelden und Schurken, deren Hunger kaum mehr stillbar ist.

Während die Fantastischen Vier mit Magnetos Hilfe zurück ins heimische Universum fliehen konnten, muss der Herr des Magnetismus in der fernen Ödnis zurückbleiben und sich dem Heer der Zombies stellen. Doch gegen die Übermacht der grauenvoll entstellten Helden, die inzwischen die gesamte Menschheit ausgerottet haben und auch weiterhin begierig nach neuen Speisen Ausschau halten, scheint auch der einst so mächtige Magneto chancenlos.

_Persönlicher Eindruck_

Die Geschichte der hier vorliegenden Mini-Serie geht auf die Story der beiden Heftmagazine 12 & 13 aus der Reihe „Die Ultimativen Fantastischen Vier“ zurück, in denen die entsetzliche Reise von Richards und seinen Gefolgsleuten sowie die spektakuläre Rückkehr zur Erde erzählt wird. Seither hat sich jedoch niemand mehr mit dem Schicksal der Zombies auf dem verseuchten Planeten des Paralleluniversums beschäftigt, was die |Marvel|-Bosse dazu veranlasste, den aktuell anhaltenden Zombie-Boom zu nutzen und gemeinsam mit Altmeister Robert Kirkman eine Fortführung der Story zu kreieren. Und der Verantwortliche für die bereits legendäre Zombie-Reihe „The Walking Dead“ hat es sich im Zuge dessen auch nicht nehmen lassen, dieses Angebot für eine wahrhaftige Splatter-Orgie auszunutzen. In „Marvel Zombies“ präsentiert er die gesamte Superhelden-Prominenz in gänzlich entstellter Form und darüber hinaus auch mit vollständig neuen, eher unvorteilhaften Charaktereigenschaften, die das bisherige Bild komplett auf den Kopf stellen.

Captain America hat sich mit seinem eigenen Schild die Schädeldecke abgesägt, Daredevil verwahrt in einem geheimen Labor Menschenfleisch als Nachschub für schlechtere Zeiten, der Hulk bedient sich an seinem Unverdauten, um seinen ständigen Hunger zu stillen, und lediglich Spider-Man steht als weinerliches Etwas außen vor und bereut es, seinen Trieben nicht widerstanden zu haben, als er seine Frau und seine Tante verschlang. Verkehrte Welt im |Marvel|-Kosmos! Während der Inhalt jedoch eher gewöhnlich ist und sich bei so ziemlich allen Klischees des Splatter-Genres bedient, ist die Darstellung der Charaktere eine echte Wucht.

Kirkman und sein zeichnender Kollege Sean Philips verzerren sämtliche bis dato bekannten Bildnisse der berüchtigten Helden, entstellen ihr Angesicht teilweise sogar derart krass, dass man das Original kaum mehr wiedererkennen kann. Aber auch ihr allgemeines Handeln im Rahmen dieser Mini-Serie gleicht einem durchweg revolutionären Akt; die Heldenschar schreckt vor nichts und niemandem zurück, hat in der Vergangenheit die gesamte Menschheit ausgelöscht und bedient sich nun am verbliebenem Ersatzteillager von einstigen Freunden, um die unmenschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Alleine diese verquere Darstellung ist schon Grund genug, sich zumindest mal einen kurzen Eindruck von diesem außergewöhnlichen Sammelband zu verschaffen, der auch ohne inhaltliche Meilensteine sicherlich eines Tages unter die Kategorie Klassiker fallen wird.

Dies hat man aber zweifelsohne Robert Kirkman zu verdanken, der sich hier alle Freiheiten herausnimmt, jegliche Konventionen überschreitet und das Idealbild unserer geliebten Comic-Idole zumindest für die Dauer dieses hier zusammengefassten Fünfteilers in Form eines aggressivsten Gewaltausbruchs durchbricht. Dementsprechend wäre eine gewisse Altersfreigabe für „Marvel Zombies“ auch sicherlich angebracht, denn sobald die Action in dieser Ausgabe voranschreitet, geschieht dies auf mächtig brutale Weise und nimmt der Story jegliche Jugendfreundlichkeit.

Dennoch: Der Autor hat hier ein kleines, relativ mutiges Meisterwerk geschaffen, das einerseits zwar makaber und pietätlos sein mag, andererseits jedoch dank der radikalen Inhalte und der ausnahmslos ergreifenden Atmosphäre zur Befriedigung eines jeden Genre-Fans beitragen sollte. Vorsicht ist lediglich für diejenigen geboten, die ihre |Marvel|-Comics durch die bewährte rosarote Brille begutachten, da ein solch krasser Einschnitt für diese Zielgruppe wohl tatsächlich der wahre Horror sein sollte – was Kirkman und Phillips in der extremen Außenwirkung ihres Comics allerdings weiter bestätigen sollte!

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Bilson, Danny / Demeo, Paul / Lashley, K. – Flash – Diagnose Tempo-Tod (100% DC 8)

_Story_

Ein Jahr nach der Infinite Crisis scheint die Speed Force am Boden zerstört. Die Einbeziehung von Superboy Prime in die legendäre Temposquadron brachte die Speedster auseinander und läutete das Ende einer der wichtigsten Superhelden-Vereinigungen des gesamten Multiversums ein. Und dennoch besteht ein wenig Hoffnung, denn der einstige Impulse scheint die Kräfte der Speed Force in seinem Körper zu vereinigen und die Reinkarnation des Teams zu forcieren. Bart Allen ist sich seiner neuen Aufgabe aber noch nicht bewusst und nicht sicher, ob er diese große Last tragen kann. In Zeiten, wo der erste Flash Jay Garrick jedoch altersbedingt langsam schwächelt und ausgerechnet Barts bester Kumpel Griffin sich anmaßt, in die Rolle des Superhelden zu schlüpfen, bleibt dem jungen Allen keine Wahl. Er muss das Kostüm des roten Blitzes überstreifen, um die Stadt vor dem größenwahnsinnigen Griffin und dem zurückgekehrten Mota zu bewahren. Doch ist er dieser Aufgabe überhaupt schon gewachsen?

_Persönlicher Eindruck_

Aus unerfindlichen Gründen ist der Flash in den vergangenen Jahren schon beinahe in die zweite Reihe abgedrängt worden, denn auch wenn der schnelle Flitzer in manchem Crossover noch eine Hauptrolle übernehmen durfte, so haben ihn Gestalten wie Superman und Batman längst aus der vorderen Eliteklasse des |DC|-Universums verdrängt. Dass diese Entwicklung definitiv kritisch zu bewerten ist, belegt nun die achte Ausgabe der Sonderreihe „100% DC“, die ein fulminantes Revival des roten Blitzes einläutet, wenngleich mal wieder eine neue Figur das Kostüm des Flash übergestreift hat. Allerdings ist dies ein Schritt, der in der langen Historie der Kultfigur durchaus legitim ist und auch vom Publikum schön des Öfteren hingenommen und akzeptiert wurde, schließlich handelt es sich beim Titelhelden von „Diagnose Tempo-Tod“ um eine Figur, die stets fortschrittlich behandelt wurde und den Sprung durch die Generationen wohl am authentischsten vollzogen hat.

Dementsprechend werden Hardliner auch nichts auszusetzen haben, wenn sie nun den schon länger auserkorenen Bart Allen in der Rolle des Speedsters erleben, zumal es den beiden Autoren Danny Bilson und Paul Demeo wahrlich eindrucksvoll gelungen ist, den jungen Burschen in die Rolle des Superhelden einzuführen. Dabei ist Allen alles andere als der typische Heldencharakter; lange Zeit hadert er mit der Entscheidung, die Bürde des Kostüms zu tragen und die Speed Force wiederzubeleben, denn zu groß scheint die Aufgabe, die ihn an dieses Schicksal bindet. Jedoch kann er auch nicht tatenlos zusehen, wie die Welt um ihn herum sein Einschreiten von Tag zu Tag konsequenter einfordert, und als schließlich sein bester Freund Griffin über Nacht dem Größenwahn erliegt, sieht Bart seine Zeit gekommen, um dem Chaos Einhalt zu gebieten.

Unterdessen ringt der junge Allen mit seinen Gefühlen für Valerie Perez, eine Mitarbeiterin des S.T.A.R.-Labors, die ebenfalls begierig auf die Rückkehr der Speed Force wartet. Aber auch sie verbirgt ein düsteres Geheimnis, welches sie plötzlich wieder einzuholen droht und zur zweiten Nebenspielwiese des roten Renners wird.

Insgesamt ist es dem Autoren-Team mit großer Überzeugungskraft gelungen, die Legende ein weiteres Mal in diesen zwei Parallelhandlungen aufleben zu lassen. Die Charaktere sind sehr detailliert und glaubwürdig in Szene gesetzt worden, die Dialoge sowie die generelle Sprache auf einem ziemlich hohen Niveau und der Inhalt sowie das allgemeine Potenzial der Story äußerst beachtlich. Zwar knüpfen Demeo und Bilson bisweilen ein wenig zu sehr an die Ereignisse der „Infinite Crisis“ an (besonders in der Schlusssequenz), obwohl die Story durchaus für sich alleine stehen kann, allerdings hat man von Flash in der größer angelegten Reihe „Ein Jahr danach“, die sich derzeit durch verschiedene Releases zieht, nichts mehr gehört, weshalb dies auch wieder legitim ist.

Schwierig ist hingegen der Aufbau der Illustrationen; insgesamt fünf unterschiedliche Zeichner haben der Geschichte ihren Stempel aufgedrückt, was insofern ungünstig ist, dass sich die Stilistiken teilweise doch gravierend voneinander unterscheiden. So kommt es zu einem kleinen Zwiespalt in Sachen Homogenität, die inhaltlich zwar vollends gegeben ist, in den Illustrationen jedoch nicht ganz reflektiert wird.

Alles in allem sind die kleinen Störfaktoren aber kaum als Beeinträchtigungen des Gesamtgenusses zu bewerten. Vielmehr überwiegt die Freude über die erneute Rückkehr des roten Superhelden, die hier mit einer sehr spannenden, würdig inszenierten Handlung und einem charismatischen neuen Helden begangen wird. Bleibt zu hoffen, dass es sich bei diesem Comeback nicht um eine Eintagsfliege handelt und künftig eventuell wieder eine neue Serie um den Anführer der Speed Force aufgelegt wird. An mangelndem Interesse sollte es bei solch fulminanten Storys wie dieser sicherlich nicht scheitern!

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Willingham, Bill / Buckingham, Mark – Fables 3 – Märchenhafte Liebschaften

Mit [„Fables: Legenden im Exil“ 3175 und „Fables: Farm der Tiere“ hat Bill Willingham eine lesenswerte Reihe um die aus ihrer Welt geflohenen Märchenwesen geschaffen. Willingham erzählt fantastische, amüsante und spannende Geschichten darüber, wie die Märchenfiguren in New York in einer eigens gegründeten Gemeinde namens Fabletown sesshaft wurden und nun unerkannt in der Welt der Menschen leben.

In Band 3 der Reihe trifft der Leser in erster Linie alte Bekannte aus den beiden Vorgängerbänden: Snow White (Schneeweißchen), Bigby Wolf (der böse Wolf in menschlicher Gestalt), Prince Charming, Bluebeard (König Blaubart), Flycatcher (der zurückverwandelte Froschkönig) und einige andere mehr. Neu ist diesmal Briar Rose (Dornröschen) dabei, die auf ihre ganz eigene Art sehr zum Gelingen des Plots beiträgt.

Erzählten „Legenden im Exil“ und [„Farm der Tiere“ 3506 immer konsequent eine durchgängige Geschichte, so unterteilt sich „Märchenhafte Liebschaften“ in mehrere Einzelerzählungen. Der erste Teil „Jack in America“ erzählt von der Liebschaft des Gauners Jack Horner zu einer wohlhabenden Südstaatenlady zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges.

Der zweite Teil berichtet von den Geschehnissen rund um „Die Sharp-Affäre“, mit der sich die Gemeinde von Fabletown konfrontiert sieht. Ein Reporter der |Daily News| glaubt das Geheimnis der Fables herausgefunden zu haben und konfrontiert Bigby Wolf mit der Behauptung, er könne beweisen, dass sie alle schon seit Jahrhunderten in Fabletown leben würden. In einem großen Artikel will er die Bombe platzen lassen. Das können die Fables natürlich nicht hinnehmen, und so arbeiten sie einen raffinierten Plan aus, der verhindern soll, dass ihre geheimen Identitäten auffliegen. Natürlich kommt es dabei zu einigen brisanten Verwicklungen …

„Die Mäusepolizei schläft nie“ dreht sich um die Intrige, die Bluebeard ersinnt, um die seit Band 2 flüchtige Revoluzzerin Goldilocks vor der Entdeckung durch die entsandten Mäusepolizisten zu schützen. Mit einem perfiden Plan entführen Bluebird und Goldilocks Bigby Wolf und Snow White in die Cascade Mountains, wo Goldilocks dann den Rest erledigen und die beiden beseitigen soll, damit nicht herauskommt, dass Bluebird der Revoluzzerin Unterschlupf gewährt hat. Doch der Plan hat so seine Tücken und fernab der Zivilisation haben Bigby Wolf und Snow White endlich einmal Zeit, ungestört zu reden …

Zu guter Letzt geht es in der kurzen Geschichte „Gerstenkornbräute“ um das Schicksal der liliputanischen Armee, die auszog, um die Heimat vor den vorrückenden Truppen des Feindes zu schützen. Auch sie mussten schließlich in unsere Welt fliehen und gründeten auf der Farm ihre eigene Gemeinde, wobei ihr größtes Problem darin bestand, dass sie nur Männer waren. Doch es gibt Hoffnung in Form von Gerstensamen …

„Märchenhafte Liebschaften“ vereint also Geschichten, die allesamt irgendwie mit dem Thema Liebe verknüpft sind (die einen mehr, die anderen weniger). Das Konzept, mehrere Einzelgeschichten zu erzählen, tut der Reihe dabei sichtlich gut. Willingham gibt viele fantastische Ideen zum Besten, die er in einer einzigen Geschichte wohl niemals komplett hätte unterbringen können. So ist „Fables“ auch mit dem dritten Band immer noch gleichermaßen einfallsreich wie unterhaltsam. Es gibt viel zu schmunzel über die pfiffigen Ideen, mit denen Willingham die Geschichten um seine Protagonisten ausbaut, und auch die Spannung kommt dabei nicht zu kurz.

Gerade „Die Sharp-Affäre“ und „Die Mäusepolizei schläft nie“ überzeugen durch ihre Spannungselemente. Willingham streut immer wieder Andeutungen ein und lässt den Leser dann nach und nach selbst herausfinden, was wirklich passiert. Beide Geschichten können mit klassischen Elementen des Spannungsromans aufwarten, und so blättert man gierig durch die Seiten, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Wer schon die ersten beiden Bände der „Fables“-Reihe mochte, der wird auch vom dritten Teil nicht enttäuscht sein. Hier sind es gerade die Ausgewogenheit zwischen Witz und Spannung und die Souveränität, mit der Willingham den Leser durch seine Geschichten lotst, die besonders überzeugen. Was dennoch etwas erstaunt, ist die Brutalität, die sich diesmal teilweise in den Geschichten widerspiegelt. Eine der entscheidenden Szenen, die Bigby Wolf und Snow White in den Bergen erleben, mutet über mehrere Seiten wie ein echter Splatter an. Das ist bei den „Fables“ doch etwas ungewohnt, trübt den Lesegenuss aber nicht weiter.

Bei den Zeichnungen wird die Linie der ersten beiden Bände konsequent fortgeführt. Die Zeichner Mark Buckingham, Lan Medina und Bryan Talbot legen die Figuren wieder einmal schön lebendig an, in klaren und gradlinigen Bildern. Lediglich die Geschichte um die „Gerstenkornbräute“, die von Linda Medley gezeichnet wurde, sticht optisch durch einen gänzlich anderen Stil hervor. Doch auch Medleys Stil wirkt gefällig und passt gut zur erzählten Geschichte.

Bleibt unterm Strich also wieder einmal ein positiver Eindruck zurück. Bill Willingham setzt seine „Fables“-Reihe auch mit „Märchenhafte Liebschaften“ gelungen fort und zaubert mit Hilfe eines überzeugenden Zeichnerteams gleichermaßen amüsante wie spannende Geschichten auf die Seiten. Wer schon für die ersten beiden Bände etwas übrig hatte, dem sei dringend dazu geraten, auch den dritten Band nicht auszulassen. Willingham hat mit „Fables“ in jedem Fall ein unterhaltsames und eigenwilliges Kleinod der Comic-Kunst geschaffen, das die Lektüre wert ist.

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Lim, Dall-Young / Roh, Sang-Yong – Zero: Circle Of Flow 1 – Das Treffen der Brüder

_Story_

Yugi ist ein außergewöhnlicher junger Mann mit ganz speziellen Talenten, die ihn nicht nur bei den üblichen Prügeleien auf der Highschool schützen, sondern auch auch in der Gunst der Mädchen ganz nach oben gebracht haben. Seine Schwester hingegen mag nicht mit ansehen, dass er von allen Seiten umschwärmt wird. Sie hat sich selber in Yugi verliebt, wünscht sich indes jedoch, dass er eines Tages die vier Jahre ältere Iri heiratet, die jedoch kein Interesse an Yugi zeigt.

Mit Emotionen und Liebe kann sich der junge Schüler jedoch eines Tages kaum mehr auseinandersetzen; er wird bereits seit geraumer Zeit von einer merkwürdigen Vision verfolgt, die ihm bislang nur in seinen Träumen begegnet ist. Seit er jedoch ein Mädchen bei einem Autounfall gerettet hat und darauf hin ins Koma gefallen ist, plagen ihn die seltsamen Eindrücke einer anderen Welt immer häufiger und bestimmen in gänzlich unpassenden Momenten seinen Alltag. Auf Empfehlung seiner Lehrerin Estelle Valentine, die ebenfalls ein Auge auf den jungen Schüler geworfen hat, besucht er einen Wahrsagerclub und erfährt dort wahrlich Seltsames: Ein Seher, der ihm aus den Händen liest, behauptet, Yugi sei bereits gestorben. Ist dies der Grund für seine ständig neu aufkeimenden Visionen?

_Persönlicher Eindruck_

Mit „Zero: Circle Of Flow“ erscheint dieser Tage beim |Planet Manhwa| eine recht interessante Serie, die einerseits auf gewohnten Standards einer klassischen Highschool-Reihe basiert, andererseits aber auch übersinnliche Inhalte thematisiert und sich somit auch wieder gekonnt von den zu erwartenden Klischees löst. Im Mittelpunkt der Handlung steht der souverän auftretende Yugi, ein Musterknabe, wie er im Buche steht, stark, charismatisch, charakterlich gefestigt und doch unentschlossen. Tag für Tag umgeben seinen Geist mehr Geheimnisse um seine Existenz und sein Dasein auf der Erde, das scheinbar etwas Größerem unterworfen ist. Gewaltige Visionen machen ihm zu schaffen, erzählen ihm von einer anderen Dimension, in der zwei Clans gegeneinander fechten und eine geheimnisvolle Frau namens Gai die Gemüter verzückt und erhitzt.

Gleichermaßen ist er von den Wirren des Alltags umgeben; seine Schwester ist verrückt nach ihm und kanalisiert ihre unmoralische Liebe in einer Herrschsucht, die jeglichen Kontakt zum anderen Geschlecht schwierig gestaltet. Nichtsdestotrotz sucht Yugi die Nähe der holden Weiblichkeit, lässt sich gerne umschwärmen und ist ganz verdutzt, als eines Tages die hübsche Na Ha wieder auftaucht, das Mädchen, das er bei seinem Unfall vor dem Tod gerettet hat, und die nun tief in seiner Schuld steht. Auch der Kontakt zu seiner Lehrerin, die sich offenkundig für Yugis jüngste Probleme und dessen Tagträume interessiert, gestaltet sich fortan stetig intensiver, wobei Miss Valentine sich offenbar tatsächlich ebenso in den jungen Schüler verliebt hat. Yugis Welt gerät permanent weiter aus den Fugen und entwickelt sich zu einem recht chaotischen Konstrukt, über das er die Kontrolle zu verlieren droht. Was ist Wirklichkeit, was ist Fiktion? Welche Bedeutungen haben die Flashbacks, die er in seinen Träumen durchlebt? Und was führt den seltsamen Kay plötzlich auf Yugis Highschool? Weiß er wirklich etwas über die Ursache der Erlebnisse, die in den Träumen des begehrten Teenagers ineinander verschwimmen?

Der erste Band der neuen Manhwa-Reihe öffnet bereits ein sehr weitreichendes inhaltliches Portal: Zahlreiche Charaktere entern die Bühne und erleben in einer Reihe von zunächst lediglich lose zusammenhängenden Handlungssträngen vermehrt Merkwürdiges. Dabei hat sich Lim Dall-Young redlich bemüht, das Charakterprofil eines jeden einzelnen mit sehr viel Liebe zum Detail zu erstellen und somit zumindest schon einmal eine gewisse Klarheit über die Rolle der verschiedenen Protagonisten zu schaffen. Darüber hinaus gelingt es dem Autor auch sehr schön, die differenzierten Inhalte bereits im ersten Band Stück für Stück miteinander verschmelzen zu lassen, dabei aber dennoch die eigentliche Geschichte in einer Serie von Mysterien zu beschreiben.

Die Hintergründe liegen offen und werden anhand einer prinzipiell simpel aufgebauten Story mit weitestgehend leicht verdaulichen Elementen transferiert, jedoch entwickelt sich aus der allzu gewöhnlichen Action-Love-Story schon bald ein weitaus tiefgründigeres Werk, das nach und nach immer mehr Potenzial offenbart und schon nach der ersten Ausgabe zu den überzeugendsten Verlags-Debüts seit längerer Zeit gezählt werden darf. Sieht man mal von der Tatsache ab, dass bestimmte Eckpunkte der Handlung vorhersehbar erscheinen (der Titel des ersten Bandes sagt diesbezüglich schon mal einiges aus), ist „Zero: Circle of Flow – Das Treffen der Brüder“ ein überaus gelungener Auftakt einer neuen, vielversprechenden Manhwa-Reihe, die man sowohl als Action- als auch als Love-Story-Anhänger in diesem Genre nicht missen sollte. Zumindest nicht, wenn man nach anspruchsvoller Unterhaltung im Bereich der asiatischen Comic-Kunst sucht!

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Davis, Alan – Fantastischen Vier, Die – Das Ende (100 % Marvel 29)

_Story_

Viele Jahre sind ins Land gezogen, seit die Fantastischen Vier zum letzten Mal Seite an Seite gekämpft haben. Doch nach jenem schicksalhaften Tag, an dem Victor Doom die beiden Kinder von Reed Richards im Kampf tötete, war der Funke endgültig erloschen und trennte das einst so erfolgreiche Mutantenteam voneinander. Das Ding führt seither ein friedfertiges Familienleben auf dem Mars, die Fackel kämpfte zwischenzeitlich bei den Rächern, Sue galt jahrelang als verschollen, weil auch sie den Tod von Franklin und Valeria nicht verkraften konnte, und Reed arbeitet derweil an einer Maschinerie, die ihm die Reisen durch den Weltraum gehörig vereinfachen soll.

Eines Tages jedoch droht der Erde, die mittlerweile zum friedlichen Utopia emporgestiegen ist, eine neue Gefahr. Aus den Tiefen der Galaxis greift eine Truppe mysteriöser Anarchisten an, um die Quarantäne der Schurken endgültig zu beenden. John spürt die Gefahr als Erster und begibt sich an der Seite des Silver Surfer umgehend zu Ben auf den Mars. Allerdings ist dieser historische Moment für beide nur teilweise erfreulich, denn wie sie beide schmerzlich erfahren müssen, besteht insgesamt kein großes Interesse mehr an der Rückkehr der Fantastischen Vier. Doch extreme Situationen erfordern extreme Interventionen – und so treffen eines Tages doch wieder vier einst verbündete Superhelden aufeinander, um das Chaos in der Galaxie erneut in Ordnung zu bringen und Vergeltung für das harte Schicksal der Vergangenheit zu üben.

_Persönlicher Eindruck_

„Das Ende“, ein recht kontroverser Titel, wenn man mal bedenkt, inwieweit die Welt der |Marvel|- und |DC|-Comics in den letzten Jahren an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat, nachdem derartige Ankündigungen meist schon nach wenigen Monaten wieder ad absurdum geführt wurden. Insofern ist die Skepsis über ein vorzeitiges Finale auch im Hinblick auf die Fantastischen Vier durchaus berechtigt, schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass sich das Quartett um Chefdenker Reed Richards dazu entschließen sollte, die Karriere an den Nagel zu hängen.

In diesem Sonderband aus der Reihe „100 % Marvel“ gehört jener Prozess allerdings schon der Vergangenheit an; die vier Protagonisten sind längst in alle Winde verstreut und haben sich seit ewigen Jahren nicht mehr gesehen. Sue und Reed Richards haben sich fast vollständig von der zivilisierten Welt distanziert, weil sie nach dem plötzlichen Tod ihrer Kinder im Kampf gegen Victor Doom kaum mehr Sinn im eigenen Fortbestehen sahen. So ging auch das berüchtigte Pärchen fortan getrennter Wege und ließ nicht nur die Familie, sondern auch die dramatische Vergangenheit komplett hinter sich.

Das Szenario, das Alan Davis nun, etliche Jahre nach jenem tragischen Ereignis, auffährt, ist daher zunächst auch ziemlich ungewöhnlich, um nicht zu sagen gewöhnungsbedürftig. Die Erde lebt seit einiger Zeit in Frieden, während die Riege der Schurken ohne Ausnahme in eine ferne Quarantäne versetzt wurde, um jenes friedliche Miteinander zu gewährleisten. Innerhalb dieses Settings sind auch die Hauptakteure kaum mehr wiederzuerkennen. Ben Grimm alias Das Ding ist endlich mit sich im Reinen und hat eine Möglichkeit entdeckt, seine Gestalt wieder in die eines Menschen zu verwandeln. Er lebt in beständiger Harmonie mit seiner Familie auf dem Mars und lüstet definitiv nicht mehr nach den Zwistigkeiten gegen die Elite der Superschurken. Auch Sue und der völlig zerstreute, stark gealterte Reed sind nur noch ein Schatten ihrer Selbst und als Identifikationsfiguren keinesfalls mehr geeignet. Depressiv auf der einen, fast schon gefühlskalt auf der anderen Seite, geben sie ein trauriges Bild ab und beschreiben ein Szenario, wie es sich Fans der Fantastischen Vier sicherlich nicht als optimale Zukunftslösung vorstellen würden.

Diesbezüglich hat Davis zweifelsohne einen interessanten Rahmen für seine Story geschaffen und sich auch sehr gut vom klischeehaften Treiben, welches oft derartige Finals ziert, gelöst. Allerdings wirkt seine Geschichte bisweilen einfach zu selbstverliebt und unstrukturiert. Der Autor, selbst ein riesiger Fan der bereits 1961 vom legendären Stan Lee ins Leben gerufenen Reihe, ließ es sich nicht nehmen, alle elementaren Charaktere in seine Handlung aufzunehmen und somit einen wahren Overkill an Action und Informationen zu verbraten, unter dem der stringente Fluss der Handlung ein wenig leidet. Des Weiteren sind die Übergänge zwischen den einzelnen Situationen selten fließend. Davis springt allerorts umher, was gerade zu Beginn für reichlich Verwirrung sorgt, zumal immerzu weitere Nebenstränge eröffnet werden. Die Fronten sind erst abgesteckt, als die Story bald zu Ende geht, gerade auf Seiten der Schurken, wo man kaum ausmachen kann, wer die Anarchisten nun tatsächlich anführt. Stattdessen schien es dem Autor wichtiger, möglichst viele berüchtigte Figuren wie Annihilus, Galactus, den Super-Skull und natürlich auch Victor Doom einzubeziehen, was ihn letztendlich auch daran hindert, inhaltlich fokussiert zu arbeiten.

Dennoch ist „Das Ende“ in Relation zu vergleichbaren Werken sicherlich ein lesenswerter Comic, der sich nach anfänglicher Komplexität langsam aber sicher zu einem heldenhaften Bombastwerk entwickelt und alleine schon wegen des hohen Maßes an Action den Fan der klassischen Serie überzeugen sollte. Alan Davis, der im Übrigen auch den Part des Zeichners übernommen hat, und das weitestgehend zufriedenstellend, hat zwar sicherlich keine Blaupause eines „Fantastic Four“-Comics abgeliefert, aber eine durchweg eigenständige, grundsolide Story, deren Unterhaltungswert mit wachsender Seitenzahl deutlich steigt und den treuen Anhänger schlussendlich überzeugen sollte.

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Freidrich, Gary / Thomas, R. / Ploog, M. / Sutton, T. – Marvel Horror: Ghost Rider 1

_Story_

Kurz nach dem Tod seiner Eltern wird Johnny Blaze von den Eignern einer Motorrad-Stunt-Show adoptiert und reist fortan mit dem erfolgreichen Wanderzirkus durch die Lande. Jedoch ist der Tod ein ständiger Begleiter Johnnys: Bei einem Brand des großen Stunt-Zeltes wird seine Adoptivmutter tödlich verletzt, und auch sein Stiefvater und Mentor Crash Simpson, selber als Stuntman aktiv, sieht dem Tod ins Auge, als ihn eine schwere Krankheit befällt. Um ihn vor dem sicheren Ende zu retten, erinnert sich Blaze an ein satanisches Ritual und beschwört den Teufel, Crash Simpson zu heilen. Allerdings wird Johnny vom Höllenfürsten übergangen, der sich Simpson auf andere Weise in die Hölle holt.

Der Preis für sein Beschwörungsritual ist hoch: Aus dem einstigen Stuntman ist der Ghost Rider geworden, ein entflammtes Skelett, in das sich Blaze bei Einbruch der Dunkelheit verwandeln muss. Aber auch seine neue Gestalt hat ihm den Mut nicht genommen; aus Liebe zu seiner Stiefschwester Roxanne führt er die Show weiter und trotzt dem Teufel gleich mehrfach, selbst als dieser die Gestalt Crash Simpsons annimmt und sich gegen ihn stellt. Denn wer sich mit dem Ghost Rider anlegt, begibt sich zumeist auf eine tödliche Höllenfahrt in die endgültige Verdammnis.

_Persönlicher Eindruck_

|Marvel| haben anscheinend eine neue Lieblingsfigur (wieder)entdeckt. Im Anschluss an die gefeierte Verfilmung mit Nicolas Cage sind bereits mehrere Comic-Alben um den Flammenkopf Johnny Blaze auf den Markt gekommen, und nun lebt der „Ghost Rider“ auch noch in den Horror-Comics des legendären amerikanischen Verlags auf.

Allerdings handelt es sich bei der ersten Ausgabe von „Marvel Horror“ keinesfalls um neuen Stoff; stattdessen hat man einige Ausgaben aus dem „Marvel Spotlight“ aus den Jahren 1972-73 für das wiederholte Revival ausgewählt und damit gleichzeitig einen wahrhaftig denkwürdigen Beitrag aus dem großen Fundus der verlagseigenen Gruselgeschichten wiederbelebt. Erzählt wird einmal mehr die Ursprungsgeschichte des lange verschollenen Helden, welche im Übrigen schon aus allerlei Perspektiven geschildert wurde, in diesem Fall aber wohl die beliebteste Fassung enthält.

Johnny Blaze ist noch nicht gänzlich dem Satan verfallen und schlüpft lediglich bei Dunkelheit in die Rolle seines unfreiwilligen Alter Egos, erweckt dann jedoch Kräfte in sich, die ihn in Windeseile zu einer der am meisten gefürchteten Figuren des Landes machen. Jedoch weiß niemand von seinem neuerlichen Doppelleben, geschweige denn von seinen Motiven, die ihm dieses Schicksal beschert haben. Blaze handelte stets aus Großmütigkeit und Nächstenliebe und zahlt einen undankbaren Preis für seinen Bund mit dem Teufel. Er ist verdammt bis in alle Ewigkeit, den Ghost Rider zu mimen, bekommt aber dennoch häufig die Gelegenheit, dem betrügerischen Satan Paroli zu bieten und für eine Verbesserung seines Schicksals zu streiten. Aber ständig wird ihm sein Beschützerinstinkt zum Verhängnis: Zunächst will er Crash Simpson vor dem endgültigen Zugriff des Teufels retten, später ist es dann gleich mehrfach dessen Tochter Roxanne, Johnnys Geliebte, die seiner Hilfe bedarf, um nicht auch dem Höllenfürsten in die Hände zu fallen. Und so durchlebt der Stuntman in seinem neuen Part als flammenköpfiger Gerechtigkeitskämpfer ein Abenteuer nach dem nächsten, stets in Begleitung der Aura seines ärgsten Widersachers aus dem Schlund der Hölle und immerzu auf der Schwelle zwischen Leben, Tod und seinem verfluchten Schicksal.

Zweifelsohne hat der Verlag mit dieser Klassiker-Serie ein echtes Juwel des illustrierten Horror-Genres hervorgekramt, gottlob aber auch unbearbeitet in deutscher Sprache aufgelegt. Die Zeichnungen versprühen den Geist der klassischen 70er-Comics, die Farbgebung ist wirklich prächtig und erinnert an die kultigen „Gespenster-Geschichten“ und der Inhalt ist wirklich brillant und lebt – man lese und staune – von den ausgeprägten Klischees, die Autor Gary Friedrich an kaum einer Stelle ausgelassen hat. In diesem Sinne sollten sich Skeptiker mit Kommentaren bezüglich der als unnötig erachteten Verwertung älteren Materials doch deutlich zurückhalten. Welcher Zeitpunkt könnte schließlich besser sein, um diese vernachlässigte Ikone der |Marvel|-Historie mit ihren besten Comics zu würdigen? Gerade wenn man bedenkt, dass es sich hierzulande ja immer noch um eine Erstveröffentlichung handelt. Meinetwegen dürfen |Marvel| die 35(!) Jahre alte Serie gerne komplett neu auflegen; diese Storys sind nämlich definitiv Kult!

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|Siehe ergänzend dazu auch:|

[„Ghost Rider 1 – Teufelskreis“ 3724
[„Ghost Rider – Die Straße zur Verdammnis (100 % Marvel 26)“ 3598

Crisse, Didier (Autor) / Meglia, Carlos (Zeichner) – Canari 2: Die letzte Welle

[„Canari 1: Die goldenen Tränen“ 3179

_Story_

Auf der Suche nach ihrem verschollenen Bruder erhält Canari immer mehr Indizien für die Entführung des jungen Xaotil. Der Bund zwischen den Menschen und den Göttern scheint durch ihre eigene Unachtsamkeit nunmehr endgültig zerbrochen, weil die Verbindung infolge Canaris Missgeschick und des unvorsichtigen Überstreifens des Armreifes gestört ist. Aber Canari gibt nicht auf und folgt der Himmelsgöttin Citlaligua in deren Heimat, wo sie sich mehr Hinweise über den Aufenthaltsort Xaotils erhofft.

Doch die Gewissheit, die ihr dort kundgetan wird, ist furchtbar: Ihr Bruder wurde als Opfer gewählt, um die lose Verbindung zwischen Menschen und Göttern ein für allemal zu durchbrechen und die Menschen aus der Unterwürfigkeit zu den Göttern zu befreien. Ausgerechnet ihr Vater, der sie für ihr jüngstes Vergehen völlig verachtet, soll das Urteil vollstrecken und Xaotil töten. Canaris Rettungsaktion soll den geliebten Spross vor Schlimmerem bewahren; doch sie kommt zu spät und muss einen weiteren hohen Preis zahlen.

Unterdessen versteht Wayne Jahrhunderte nach den Vorgängen im mexikanischen Dschungel nach wie vor nicht, warum ihn dieser Strand an der Küste Mexikos so sehr begeistert, dass er regelmäßig dorthin aufbricht. Die unglaublichen Wellen ziehen ihn geradezu magisch an, besonders nach dem Brief, der ihm kürzlich verraten hat, dass das Geheimnis seiner Herkunft an diesem speziellen Ort begraben liegt. Doch dann wird er bei einem weiteren heißen Wellenritt von der Flut erfasst – und verschwindet spurlos …

_Persönlicher Eindruck_

Ein ganzes Dreivierteljahr hat man sich beim |Splitter|-Verlag Zeit gelassen, um die heiß ersehnte Nachfolgestory zum Debütalbum der neuen Erfolgsserie von Didier Crisse zu veröffentlichen – eine Zeit, in der manch andere Comic-Gestalt längst in Vergessenheit geraten wäre. Allerdings hat die hübsch illustrierte Canari einen merklichen Eindruck hinterlassen, so dass selbst nach dieser vergleichsweise langen Überbrückungszeit kaum Schwierigkeiten dabei auftreten, den Faden wieder aufzunehmen. Und dennoch macht es der Autor seinem Publikum nicht sonderlich leicht, den Wiedereinstieg problemlos zu schaffen, was darin begründet liegt, dass Crisse nach wie vor am hohen Erzähltempo des Vorgängerbandes festhält. Ständig wechselt er die Szenarien, pendelt zwischen Canaris Schicksal in der Vergangenheit und Waynes wachsenden Zweifeln in der Gegenwart und bringt die parallel erzählten Geschichten auch noch rasend schnell vorwärts.

Anhand der Geschwindigkeit lässt sich schließlich auch die enorme Entwicklung der Geschichte(n) ablesen. Canari springt von einer Bredouille in die nächste und sieht sich mit einer wachsenden Zahl wenig wünschenswerter Situationen konfrontiert, für die sie alleine keine Lösung findet. Der Armreif belastet sie ebenso wie das Verschwinden ihres Bruders, für das sie sich selber verantwortlich macht. Außerdem ruht der Fluch eines ganzen Volkes auf ihren kleinen Schultern, da Xaotil in ihrem Beisein ausgerechnet einen Tag vor dem Ix, dem Tag der Begegnung von Menschen und Göttern, verschwunden ist. Sie sucht Beistand bei den Göttern, erfährt jedoch nur noch mehr Grausames: Eine Priesterschaft hat sich des Jungen angenommen und möchte ihn als Opfergabe darbringen, um die Menschen endgültig zu befreien. Canari ist sich der Tragweite dessen mit einem Mal bewusst und unternimmt einen verzweifelten Versuch, Xaotil zu befreien. Aber wie schon zuletzt, so versagt sie auch nun und muss für ihre Fehlbarkeiten endgültig die Konsequenzen tragen.

Jahrhunderte später am selben Ort wird Wayne von seiner Vergangenheit eingeholt und mit der Frage nach seiner Abstammung gegenübergestellt. Erste Hinweise lassen ihn darauf schließen, dass die Faszination für die mexikanische Küste mit seiner Herkunft in Verbindung zu bringen ist. Doch die Indizien sind haltlos und unlogisch. Und dennoch geschieht an einem schicksalhaften tag genau das, was Wayne immer befürchtet, gleichzeitig aber auch irgendwie erhofft hat. Eine Riesenwelle erfasst ihn auf seinem Board und ebnet ihm den Weg über die perfekte Welle – aber auch den plötzlichen Untergang. Wird dies der erste Schritt in die Vergangenheit sein?

Crisse hat sich redliche Mühe gegeben, die Entwicklung einerseits nuanciert, andererseits auch ziemlich zügig zu forcieren, und letztendlich eine adäquate Fortsetzung zum starken Debütband kreiert. Er greift das Potenzial der Story von der ersten Seite an wieder auf, nimmt sich das Recht heraus, weiterhin zwei zunächst differenzierte Handlungsstränge aufzubauen und ausgeprägt darzustellen, eröffnet derweil ein etwas komplexeres, inhaltliches Puzzle und lässt auch keine Gelegenheit aus, den Feinschliff seiner beiden Rohdiamanten Canari und Wayne zu erledigen. Insofern dürfte es also kaum verwundern, wenn der Zuspruch für „Die letzte Welle“ ähnlich groß sein wird wie im November letzten Jahres das Interesse an „Die goldenen Tränen“. „Canari“ hat sich längst zum absoluten Geheimtipp gemausert und ist als solcher nicht nur eine Empfehlung, sondern nun auch im Doppelpack einen verpflichtenden Eintrag auf dem Einkaufszettel wert. Dies allerdings in der Hoffnung, dass nicht wieder so viele Monate vergehen müssen, bis das dritte Hardcover-Album dieser Reihe endlich in den Regalen steht.

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