Alien-Gentechnologie als Rettung der Menschheit
Lilith Iyapo ist in den Anden, als der Atomkrieg beginnt, der die Erde zerstört. Jahrhunderte später erwacht sie an Bord eines Raumschiffs der mysteriösen Oankali. Die Aliens haben die überlebenden Menschen von der verseuchten Erde geholt und sie in einen Kälteschlaf versetzt. Anschließend studierten die Oankali die Erde und ihre Bewohner und retteten den Planeten. Und sie vermischten menschliche DNA mit ihrer eigenen. Jetzt sollen Lilith und die anderen Überlebenden auf die Erde zurückkehren – doch sie müssen sich ihre Heimat mit unheimlichen, nicht menschlichen Kreaturen teilen: ihren eigenen Kindern. Dies ist ihre Geschichte … (Verlagsinfo)
Die Autorin
Octavia Estelle Butler (* 22. Juni 1947 in Pasadena, Kalifornien; † 24. Februar 2006 in Lake Forest Park bei Seattle) war eine amerikanische Science-Fiction-Autorin. Sie war eine der wenigen schwarzen Schriftstellerinnen des Science-Fiction-Genres und die erste, die größere Bekanntheit erreichte. Ihr Werk behandelt häufig feministische und rassenproblematische Themen, so sind ihre Protagonisten oft Teil einer Minderheit. (Wikipedia.de)
Bibliografie
Patternist / Musternisten (Romanzyklus)
1 Patternmaster (1976)
Deutsch: Als der Seelenmeister starb. Übersetzt von Inge Pesch von der Ley. Bastei Lübbe Science Fiction Special #24037, 1982, ISBN 3-404-24037-5.
2 Mind of My Mind (1977)
Deutsch: Der Seelenplan. Übersetzt von Rosemarie Macke. Bastei Lübbe Science Fiction Special #24039, 1983, ISBN 3-404-24039-1.
3 Survivor (1978)
Deutsch: Alanna. Übersetzt von Waltraud Götting. Bastei Lübbe Science Fiction Special #24052, 1984, ISBN 3-404-24052-9.
4 Wild Seed (1980)
Deutsch: Wilde Saat. Übersetzt von Will Platten. Bastei Lübbe Science Fiction Special #24060, 1984, ISBN 3-404-24060-X.
5 Clay’s Ark (1984)
Seed to Harvest (Sammelausgabe von 1,2,4,5; 2007)
Xenogenesis / Lilith’s Brood (Trilogie)
1 Dawn (1987)
Deutsch: Dämmerung. Übersetzt von Barbara Heidkamp. Heyne SF&F #4765, 1991, ISBN 3-453-04478-9.
2 Adulthood Rites (1988)
Deutsch: Rituale. Übersetzt von Barbara Heidkamp. Heyne SF&F #4766, 1991, ISBN 3-453-04479-7.
3 Imago (1989)
Deutsch: Imago. Übersetzt von Barbara Heidkamp. Heyne SF&F #4767, 1991, ISBN 3-453-04480-0.
Xenogenesis (Sammelausgabe von 1–3; 1989, Sammelausgabe; auch: Lilith’s Brood, 2000)
Deutsch: Die Genhändler. Übersetzt von Barbara Heidkamp. Heyne SF&F #5998, 1999, ISBN 3-453-14897-5.
Parable / Parabel (Romanzyklus)
1 Parable of the Sower (1993; auch: The Parable of the Sower, 2017)
Deutsch: Die Parabel vom Sämann. Übersetzt von Kurt Bracharz. Heyne SF&F #5997, 1999, ISBN 3-453-14896-7.
2 Parable of the Talents (1998; auch: The Parable of the Talents, 2016)
The Parable of the Sower / The Parable of the Talents (Sammelausgabe von 1 und 2; 2016)
Einzelromane
Kindred (1979)
Deutsch: Vom gleichen Blut. Übersetzt von Peter Rummel. Bastei Lübbe Science Fiction Special #24042, 1983, ISBN 3-404-24042-1. Auch als: Kindred – Verbunden. Übersetzt von Mirjam Nuenning. w_orten & meer (w-orten & meer #5), 2016, ISBN 978-3-945644-05-8.
Fledgling (2005)
Sammlungen
Bloodchild and Other Stories (1995; auch: Bloodchild and Other Stories, Second Edition, 2005)
Unexpected Stories (2014)
1) Handlung von Dämmerung
Die Oankali sind Genhändler. Seit Millionen von Jahren reisen sie mit ihren riesigen gezüchteten Raumschiffen durch die Galaxis, um interessante Lebensformen aufzuspüren. Sie bieten anderen Rassen Erbmaterial an, um sie zum Beispiel von Krankheiten zu heilen, sie zu vervollkommnen und vielgestaltiger zu machen. Als Gegenleistung fordern sie Genmaterial, um es selbst zu nutzen oder es zu ihren Züchtungen zu verwenden.
Sie finden die Reste der Menschheit auf der vergifteten und verseuchten Erde – weit in unserer Zukunft. Die Oankali erkennen, dass hier eine Fehlentwicklung des Lebens stattgefunden hat, die in einem Wesen gipfelt, das in seinen Genen ebenso verseucht ist wie die Welt, die es zugrunde gerichtet hat. Seine Machtgier, seine Neigung zu Hierarchie und Unterdrückung, sein Hass auf alles Fremde (territoriale Aggression) und jede Veränderung macht den Menschen zu einem Gefahrenherd für die Entwicklung des Lebens im Kosmos, der beseitigt werden muss. Das Urteil ist unerbittlich: Die positiven menschlichen Erbanlagen werden in den galaktischen Genpool aufgenommen, doch als eigene Rasse darf sich der Mensch nicht länger fortpflanzen.
Dies ist die Geschichte von Lilith Iyapo, einer Menschenfrau, die von den Oankali auf einem Raumschiff im Tiefkühlschlaf gefunden und an Bord ihres Schiffes gebracht wurde. In Abschnitten mit dem Titel „Schoß“, „Familie“, „Kinderstube“ und „Ausbildungsraum“ durchlebt sie in engem Dialog mit Vertretern der Oankali eine radikale Umerziehung, einen Neuanfang im Sinne der Oankali. Diese sehen zunächst erschreckend wie Medusenhäupter aus, mit abstehenden Haaren bzw. Kopferweiterungen. Ihre Verwandtschaftsverhältnisse sind kompliziert, denn es gibt drei Geschlechter; man pflanzt sich außerhalb des Körpers fort. Erst allmählich findet sie heraus, dass sie mit Genmaterial Handel treiben.
Einige der Aliens, die sogenannten ooloi, pflanzen sich mit Menschen fort, verändern dabei das Erbgut und bringen besondere Mischwesen hervor – halb Mensch, halb Alien – die die größte Faszination auf den Leser ausüben. Wie sich herausstellt, können die Oankali mit ihrer Technik menschliche Frauen schwängern und sich so fortpflanzen. Lilith nimmt am Züchtungsprogramm der Oankali teil. Die Aufgabe der ooloi ist es, einen Frieden zwischen zwei völlig fremden Rassen herzustellen und die Evakuierung der Erde einzuleiten.
2) Handlung von „Rituale“
Lilith und ihre Schicksalsgenossen leben in einem Reservat, einer künstlichen kleinen Erde. Sie stehen vor der Wahl, dass sie sich nur dann fortpflanzen dürfen, wenn sie sich einer genetischen „Operation“ unterziehen, um ihre mörderischen Erbanlagen zu beseitigen.
Die meisten Menschen lehnen dies ab, verfolgen vielmehr die friedfertigen Aliens, die nur ihr Bestes wollen, mit hasserfüllter Brutalität. Sie erschlagen sogar ihresgleichen, die zu einer Kooperation mit den Fremdweltern breit sind.
Da tritt ein „Konstruierter“, Kind beider Rassen, ein genetischer Mischling, auf den Plan und macht sich zum Anwalt der Menschen, um sein Recht auf eine eigenständige Spezies durchzusetzen. Sie gründen eine Kolonie auf dem Mars.
3) Handlung von „Imago“
Der in Band 2 – „Rituale“ – aufgetretene „Konstruierte“ Jodahs, ein Mischling aus Mensch und Oankali, verfügt als Geschlechtsloser über die Gabe des Genheilens. Durch seine Abstammung hat er ein menschenähnliches Aussehen, und es gelingt ihm eher als den Oankali, das Vertrauen der Erdlinge zu gewinnen und ihnen zu helfen, den Abscheu vor den Fremden zu überwinden. Und durch sein in Jahrmillionen biologisch trainiertes Oankali-Erbe setzt er die stärkste Waffe ein, die es gibt: die sexuelle Anziehungskraft.
Kurzer Eindruck
Die amerikanische Autorin stellt diese unglaubliche Geschichte in einem bildhaften, plastischen Stil dar, der nicht nur große Menschenkenntnis voraussetzt, sondern auch Menschenliebe. Die Handlung ist sehr lebendig und anrührend erzählt, so dass der Schock der Begegnung mit den Aliens den Leser ebenso direkt trifft wie der Verlauf von Liliths Leben.- Die biblische Lilith war übrigens die erste Frau Adams, Eva erst die zweite.
Zusätzlich dazu gelingt der Autorin das Kunststück, die Psychologie und Kultur der Aliens glaubwürdig vor dem Leser auszubreiten. Die Oankali werden sehr überzeugend als absolut fremdartige Spezies dargestellt. Dennoch muss die Protagonistin Lilith die abstoßenden Fremden ernstnehmen und sich mit ihnen arrangieren, sonst kostet es ihr Leben. Die pessimistische Autorin sieht nur einen Ausweg für das Überleben der Menschheit – die Gentechnologie.
Die Autorin ist Schwarze, ihre Vorfahren verschleppten die weißen Sklavenhändler in die Neue Welt – das war bereits die Begegnung mit einer fremden Spezies. In der Sklaverei zwang man sie zur Fortpflanzung und in die Unterdrückung, Opfer der Aggression des weißen Mannes. Die Genhändler-Trilogie ist insofern eine alternative, eventuell utopische Weiterführung des Schicksals von Butlers afrikanischen Vorfahren. In der pazifistischen Aussage der Romane liegt mit das Hauptverdienst von Butlers Trilogie.
(Aus der „Wikipedia“)
In seinem Essay über den soziobiologischen Hintergrund der Xenogenesis-Trilogie beschreibt J. Adam Johns, wie Butlers Geschichten gegen den Todestrieb ankämpfen, der hinter dem Impuls zur hierarchischen Unterwerfung steht. Das Gegenmittel ist eine inhärente Liebe zum Leben (Biophilie), isbesondere zu unterschiedlichem, fremdem Leben.
In Butlers Geschichten kommen Genmanipulation vor, Rassenvermischung, Symbiose, Mutation, Fremdkontakt, nicht-einvernehmlicher Sex, Verseuchung und andere Formen der Hybridmischung – alles als Mittel, um die soziobiologischen Ursachen der hierarchischen Gewaltanwendung zu korrigieren.
„In Butlers Geschichten findet die Auflösung des menschlichen Körpers sowohl wortwörtlich als auch im übertragenen Sinne statt“, so Jones. „Denn diese Auflösung bezeichnet die grundlegenden Veränderungen, die nötig sind, um eine Welt zu formen, die nicht von hierarchischer Gewaltanwendung organisiert wird.“ Die evolutionäre Reife, die vom gentechnisch veränderten Hybrid-Protagonisten am Schluss erzielt wird, signalisiert daher die mögliche Evolution der dominanten Gemeinschaft hinsichtlich Toleranz, Akzeptanz von Unterschieden einem Verlangen danach, Macht verantwortungsvoll zu gebrauchen.
Alternative Gemeinschaften
Vielfach kommen gemischte Gemeinschaften oder Gemeinden vor. Ihre Mitglieder können Menschen von afrikanischer, europäischer oder asiatischer Herkunft, aber auch Außerirdische sein (wie etwa die N’Tlic in „Bloodchild“). Sie können von einer anderen Rasse wie etwa Vampiren stammen oder aus einer Kreuzung wie in der Xenogenesis-Trilogie (Akin und Jodahs).
In manchen Erzählungen führt die Hybridität der Gemeinschaft zu einer eher flexiblen Sichtweise auf Sexualität und Geschlechtszugehörigkeit. Auf dieser toleranten Grundlage erschafft Butler Bindungen zwischen Gruppen, die im allgemeinen eher als getrennt und unverbunden betrachtet werden. Und sie schlägt Hybridität als „die potenzielle Wurzel eines guten Familien- und gesegneten Gemeindelebens“ vor.
Der/die Überlebende als Held/in
Eine Reihe von Butlers Protagonisten – etwa Lilith in „Xenogenesis 1“ oder Lauren Olamina in „Die Parabel vom Sämann“ – sind quasi enteignete Individuen, die radikale Veränderungen erst erleiden, dann sich damit abfinden und schließlich vollen Herzens akzeptieren, um überleben zu können. Meist handelt es sich um Angehörige von Minderheiten, deren jeweiliger geschichtlicher Hintergrund sie bereits eng mit brutaler Gewaltanwendung und Ausbeutung vertraut gemacht hat. Sie sind schon daran gewöhnt, Kompromisse einzugehen, um zu überleben. Selbst wenn sie – wie etwa Lauren Olamina – mit überragenden Fähigkeiten ausgestattet sind, sehen sich diese Figuren doch dazu gezwungen, unvorstellbares körperliches, geistiges und emotionales Leid sowie Ausgestoßensein zu erfahren. Nur so bewahren sie ein Mindestmaß an Handlungsfähigkeit, um die Menschheit von der Selbstzerstörung abhalten zu können.
Wandel und das Individuum
In vielen Geschichten Butlers werden aus den mutigen Handlungen dieser Einzelnen häufig Handlungen des Verständnisses und mitunter der Liebe, weil sie einen entscheidenden Kompromiss mit den Machthabern erzielen (etwa mit den Oankali). Letzten Endes dient der Fokus, den Butler in ihren Erzählungen auf entrechtete Figuren richtet, sowohl dazu, die geschichtliche Ausbeutung von Minderheiten (Afroamerikaner etc.) zu unterstreichen, als auch dazu auszudrücken, wie die Entschlossenheit eines solchen ausgebeuteten Individuums eine entscheidende Veränderung herbeiführen kann. (Quelle: en.Wikipedia.org; siehe die dortigen Referenzen)
Taschenbuch: 976 Seiten
O-Titel: Xenogenesis, 1989 (Sammelband)
Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Heidkamp.
ISBN-13: 978-3453322288
www.heyne.de
Der Autor vergibt: