Schlachtenlärm und Liebesdrama: Kampf um Englands Thron
England im Jahr 1455: Zwischen den beiden Adelshäusern Lancaster und York beginnen die „Rosenkriege“. Für Julian und Blanche of Waringham, Sir Robins Nachkommen, brechen schwere Zeiten an, denn mit dem Widerstand gegen das neue Regime riskieren sie nicht nur ihr eigenes Leben. Julian unterstützt die Yorks, bis er unverhofft selbst Familienoberhaupt wird und erkennt, auf welche Seite er in diesem Konflikt gehört.
Seine Zwillingsschwester Blanche bandelt unterdessen mit König Henrys Halbbruder Jasper Tudor an. Als jedoch mit Edward VI. ein Mann der Yorks die Krone erringt, muss auch Blanche sehen, wo sie bleibt. Die Handlung erstreckt sich von 1455 bis 1485, also 30 Jahre.
Die Autorin
Die Autorin Rebecca Gablé ist der Künstlername der deutschen Schriftstellerin Ingrid Krane-Müschen. Sie studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und Übersetzerin. Sie lebt mit ihrem Mann in einer ländlichen Kleinstadt am Niederrhein.
Romane
Waringham-Reihe
• Das Lächeln der Fortuna, 1997
• Die Hüter der Rose, 2005
• Das Spiel der Könige, 2007
• Der dunkle Thron, 2011
• Der Palast der Meere, 2015
• Teufelskrone, 2019
• Drachenbanner, 2022
• Der König der purpurnen Stadt, 2002, ist in Teilen ein Prequel des ersten Bandes der Waringham-Reihe
Kriminalromane
• Jagdfieber, 1995
• Die Farben des Chamäleons, 1996
• Das letzte Allegretto, 1998
• Das Floriansprinzip, 1999
Helmsby-Reihe
• Das zweite Königreich, 2000
• Hiobs Brüder, 2009
• Der Rabenthron, 2025
Otto-der-Große-Reihe
• Das Haupt der Welt, 2013
• Die fremde Königin, 2017 (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 6. bis zum 12. Mai 2017)
Die Sprecher/Die Inszenierung
Mehr als 70 Schauspieler haben an diesem Hörspiel mitgewirkt. Ich kann nur die wichtigsten Rollen kurz mit ihren jeweiligen Sprechern vorstellen.
Die Rollen und ihre Sprecher:
Erzähler: Hans-Michael Rehberg
Erzählerin: Doris Kunstmann
Julian of Waringham: Max von Pufendorf
Blanche of Waringham, seine Zwillingsschwester: Christina Kühnreich
Kate of Waringham, ihre ältere Schwester: Maria Munkert
Lady Juliana, die Mutter der drei: Johanna Gastdorf
Robin of Waringham: Andreas Potulski
Henry VI: Rainer Homann
Edmund Tudor, Earl of Richmond, König Henrys Halbbruder: Simon Roden
Jasper Tudor, dito, gelegentlich Earl of Pembrokeshire (Wales): Herbert Schäfer
Henry Tudor, genannt “Richmond”: Olliver Dollansky
Richard, Duke of York: Andreas Grothgar
Edward, sein Sohn, erst Earl of March und dann Edward VI., König von England
George, Duke of Clarence, sein Bruder
Richard Neville, Earl of Warwick, genannt “Königsmacher”: Udo Schenk
George Neville, sein Bruder, Bischof von Exeter: Philipp Schepmann
John Morton, Bischof von Ely: Philipp Schepmann
Christopher Urswick, Mortons Spion und Megan Beauforts (der Frau Edmund Tudors) Beichtvater: Götz Schulte
Die Hörspielbearbeitung erfolgte durch Ariane Skupch, Regie führte Axel Pleuser, die Musik komponierte Gerd Nesgen. Er war auch zusammen mit Olaf Dettinger, dem Aufnahmemixer, für die Aufnahme zuständig. Weil sich die biografischen Informationen zu den Machern und Sprechern in den CD-Einlegern befinden (s.u.), verzichte ich an dieser Stelle auf biografische Angaben.
Hintergrund: Die Rosenkriege
Als Rosenkriege (englisch Wars of the Roses) (22.5.1455 bis 16.6.1487) werden die mit Unterbrechungen von 1455 bis 1487 geführten Kämpfe zwischen den beiden rivalisierenden englischen Adelshäusern York und Lancaster bezeichnet. Die Adelshäuser waren verschiedene Zweige des Hauses Plantagenet und führten ihre Stammlinie auf König Eduard III. zurück, woraus sie ihren Anspruch auf die englische Königskrone ableiteten: Die Lancasters waren 1399 auf den Thron gelangt, doch das Haus York sah sich übergangen.
Als König Heinrich VI. aus dem Haus Lancaster in geistige Umnachtung fiel, löste dies schließlich den offenen Bürgerkrieg aus. Die Auseinandersetzungen forderten einen sehr hohen Blutzoll im britischen Adel und beendeten unter anderem die männlichen Linien dieser beiden Häuser. (Quelle: Wikipedia) Die Folge: Das Haus Tudor übernimmt 1487 die Herrschaft über England, mit Heinrich VIII und Elizabeth I.
Handlung
Die Handlung setzt eine Generation nach der des John of Waringham, Hauptfigur des Romans Die Hüter der Rose, und zwei Generationen nach Robin of Waringham aus „Das Lächeln der Fortuna“ ein. Die Geschichte, die sich über mehr als 30 Jahre erstreckt, verfolgt das wechselvolle Schicksal der Adelsfamilie von Waringham parallel zur ebenso turbulenten Geschichte der englischen Könige und Thronanwärter in dieser Zeit.
Die Adelshäuser Lancaster und York liegen im Streit darüber, welcher Spross ihrer Familien mehr Anrecht auf den Thron des englischen Königs hat. Henry VI. aus dem Hause Lancaster ist ein schwacher König, der dem Gebet und der Schwermut mehr zugeneigt ist als den Regierungsgeschäften. Seine französische Gemahlin ist bei Volk und Adel unbeliebt. Edward aus dem Hause York sucht seine Chance – mit Intrigen und auf dem Schlachtfeld.
Die Schlacht von Towton bringt 1461 das Haus York an die Macht und Edward auf den Thron. Die französische Königin und die Lancastertreuen aber geben den Kampf nicht auf, und so gelingt es ihnen, König Henry VI. noch einmal für einige Monate auf den Thron zu bringen. Letztlich aber kann dieser – inzwischen völlig regierungsunfähig – seine Position nicht halten und muss erneut Edward IV. weichen. Nachdem Edward IV. gestorben war, übernimmt sein jüngerer Bruder Richard – nachdem er die Söhne Edwards, die Thronfolger, hat ermorden lassen – als Richard III. die Krone.
Weiterhin gibt es noch Henry Tudor, den Earl of Richmond, der auf seine Stunde wartet. Seine Kindheit verbringt er größtenteils als Geisel der Yorkisten in Wales, später hält er sich jahrelang im bretonischen Exil verborgen. Am Ende des Buches erringt er als Henry VII. die englische Krone, vereinigt durch seine Ehe mit Elizabeth of York die Adelshäuser York und Lancaster und beendet so die Rosenkriege. Mit ihm beginnt die Herrschaft der Tudors in England.
Bei allen Intrigen, Bündnissen und Schlachtplänen spielt der Earl of Warwick eine überaus wichtige Rolle: zwar streckt er nicht selbst die Hand nach der Krone aus, aber gegen ihn kann sich kein Machtanspruch auf Dauer behaupten. Er wird der „Königsmacher“ genannt.
Die Waringhams
Wie auch seine Vorfahren steht Julian of Waringham trotz berechtigter Zweifel fest und in Treue zum Hause Lancaster, ja selbst zur unbeliebten Königin Margarete von Anjou. König Edward IV., nach seiner ersten Thronbesteigung 1461 auf Versöhnung der verfeindeten Parteien bedacht, arrangiert eine Zwangsheirat mit einer glühenden York-Anhängerin – eine schwierige Konstellation für die Hauptfigur.
Julians Zwillingsschwester Blanche trifft ein hartes Schicksal: Ihr Ehemann entpuppt sich als grausamer Finsterling, der schon vor Blanche zwei junge Gattinnen unter die Erde gebracht hat. Dieser unglückseligen Ehe entgeht sie nur durch Flucht, nachdem sie ihrem Mann die Hand abgeschlagen hat. Später geht sie eine glückliche Verbindung mit Jasper Tudor, dem Halbbruder des Königs, ein, die allerdings ohne den Segen der Kirche bleiben muss, da ihr Mann noch immer lebt – und sie sucht, um sich an ihr zu rächen.
Jasper Tudor und Julian of Waringham werden zu Seefahrern und Schiffseignern, die den Widerstand über das Wasser hinweg organisieren, in Frankreich, in der Bretagne, in der Normandie. Wie schon in den vorhergehenden Romanen kämpfen die Waringhams um ihren Titel, ihr Hab und Gut und entkommen mehrfach nur mit Mühe dem Tod, ehe sich nach jahrelangem Exil 1485 mit der Schlacht von Bosworth Field alles zum Guten wendet. (Quelle: Wikipedia.de)
Mein Eindruck
Auch in diesem Roman verknüpft Gablé die Mitglieder der Familie Waringham mit verschiedenen historischen Personen, Orten und Geschehnissen. Es gibt eine Fülle an Personen, die entweder alle den gleichen Vornamen tragen oder unter verschiedenen Namen auftreten, die fast alle miteinander verwandt sind und sich ständig als Cousins bezeichnen.
Die Autorin hat daher die Stammbäume der verschiedenen Familienzweige beigefügt, um den Lesern einen besseren Überblick zu bieten. In diesem Roman Gablés ist die Zahl der historischen Personen wesentlich größer als in den vorhergehenden Romanen, wohingegen die Zahl fiktiver Personen vergleichsweise klein gehalten wird. Abgesehen von den Waringhams taucht jedoch auch die aus Gablés Buch „Der König der purpurnen Stadt“ bekannte Familie Durham auf. (Wikipedia.de)
Die Sprecher/Die Inszenierung
Die Sprecherinnen und Sprecher sind von allerbester Qualität.
Geräusche
Diese Inszenierung setzt vereinzelt auch Geräusche ein. Vielfach sind Hufgetrappel, Wiehern, Peitschenhiebe zu hören, in den Außenszenen erklingt Vogelgezwitscher, aber in den Schlachten von Tewkesbury und Bosworth stehen andere Geräusche im Vordergrund: Kanonendonner, Schwertergeklirr und Männergeschrei.
Musik
Um die Stimmung in einer Szene zu evozieren, ist Musik im Hintergrund unerlässlich. Diese wechselt je nachdem, was die Szene verlangt. Schlachtenlärm verlangt andere Musik als etwa eine Hochzeitsszene. Mitunter dient Musik als Intermezzo, am Schluss begleitet Musik als Outro quasi den Abspann, in dem die Credits verlesen werden.
Die Booklets
Die Anhänge sind auf vier Booklets aufgeteilt. In den ersten drei Booklets finden sich die Liste der Macher sowie die ziemlich lange Liste der Rollen und ihrer Sprecher.
Eine Landkarte aus dem „DTV-Atlas der Weltgeschichte Band 2“ zeigt „Die britischen Inseln im 14. und 15. Jahrhundert“, also die Zeit vom Hundertjährigen Krieg über die engl. Bauernaufstände bis zum Ende der Rosenkriege (1278-1485). Des Weiteren finden sich Werbung und eine Danksagung.
Weitere Informationen sind auf den Rückseiten der CD-Einleger zu finden: Biografien zu:
Autorin Rebecca Gablé
Regisseur Axel Pleuser
Bearbeiterin Ariane Skupch
Sprecher Max von Pufendorf
Sprecher Hans-Michael Rehberg
Sprecherin Doris Kunstmann
Sprecher Udo Schenk
Unterm Strich
Dreißig Jahre deckt die verzweigte Handlung dieses Hörbuchs ab, und was für Jahre: Die Rosenkriege sind in vollem Gang, und erst die finale Schlacht von Bosworth anno 1485 bereitete dem Chaos ein Erde. Für die Zwillingsgeschwister Julian und Blanche of Waringham, Sir Robins Nachkommen, brechen 1455 schwere Zeiten an, und Blanche muss sogar rohe Gewalt anwenden, um sich gegen ihren fiesen Ehemann durchzusetzen. Da bleibt ihr nur die Flucht und die Hoffnung, dass sie ihre Bruder eines Tages in besseren Zeiten wiedersehen kann.
Die große Zahl der Rollen und ihre Verwicklungen strapazieren das Erinnerungsvermögen des Hörers. Dieser muss sich zunehmend auf die vielen Biografien und Landkarten stützen. Am besten legt man nach jeder CD eine größere Pause ein, oder man fertigt, wie ich, gleich Notizen an. Ich brauchte neun eng beschriebene Seiten, um das Geschehen festzuhalten.
Das Hörbuch
Dies ist eine professionelle Inszenierung, die erstklassige Sprecherinnen und Sprecher, Geräusche und sogar Musik umfasst. Es ist aber dennoch kein Hörspiel. Der hohe Aufwand von 70 Mitwirkenden muss für den Hörverlag den ungewöhnlich hohen Preis gerechtfertigt haben. Möglicherweise ging die Rechnung nicht auf: Die nächsten Waringham-Abenteuer wurden von Lübbe Audio mit ähnlichem Aufwand produziert.
Bis zum Auftauchen von Amazon im Web um das Jahre 2010 herum konnten die Verlage mit hohen Endpreisen ihre Produktionskosten wieder hereinholen. Danach ging das nicht mehr. Und heute werden nur noch MP3-Hörbücher oder Podcasts produziert.
7 CDs: 450 Minuten,
ISBN 9783867173063
www.hoerverlag.de
Der Autor vergibt: