Actionreicher Thriller der Gegenspionage
Die Explosion eines SUV in der Prager Altstadt tötet einen Treadstone-Agenten. Das führt zwei Blackbriar-Agenten in einen Wirbelsturm aus Anschlägen und Verteidigungsgefechten. Die Blackbriar-Organisation ist auf Gegenspionage spezialisiert und gar nicht auf ausgedehnte Gefechte vorbereitet. Hinzukommt, dass die Vorgesetzten dieses Treadstone-Agenten nicht wissen, wozu er überhaupt in Prag war.
Helen Jouvert, ehemals FBI, und Donovan Wade, vormals CIA und Militär-Spezialtruppen, überprüfen den Anschlag. Dabei stellt sich – unter heftigem Beschuss – heraus, dass zwei amerikanische Journalisten das eigentliche Ziel waren. Einer davon hat überlebt und in Skopje, Nordmazedonien, brisantes Recherche-Material über ein geheimnisvolles „Projekt Wahrheit“ hinterlassen, hinter dem nun russische Spezialkommandos und mexikanische Kartellsöldner her sind. Eine unheilige Allianz, erkennen Jouvert und Wade. Doch was steckt hinter „Projekt Wahrheit“?
Hinweis
Dies ist der einzige Thriller über die ominöse Organisation „Blackbriar“, denn zur Fortsetzung mit Simon Gervais ist es offenbar nicht gekommen. Dabei können es die Agenten der Gegenspionage mit jedem Treadstone-Killer aufnehmen. Sie sind sogar schlauer, denn sie müssen innovative Techniken anwenden, um ihre Gegner auszutricksen und zu besiegen.
Die Autoren
1) Robert Ludlum wurde 1927 in New York City geboren. Nach dem II. Weltkrieg begann er eine Karriere als Schauspieler, die er verfolgte, bis er vierzig wurde, also bis 1967. Er studierte Kunstgeschichte und fing mit dem Schreiben an. 1971 schießt sein erster Thriller „Das Scarlatti-Erbe“, an dem er 18 Monate schrieb, an die Spitze der Bestsellerlisten. Als ähnlich erfolgreich erwiesen sich auch alle weiteren Romane, so etwa „Das Osterman-Wochenende“ (verfilmt), „Die Scorpio-Illusion“ oder „Der Ikarus-Plan“.
Seine Erfahrung als Schauspieler kam ihm zugute: „Man lernt, wie man die Aufmerksamkeit des Publikums behält.“ Seine Bücher wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von mehr als 280 Millionen Exemplaren (Verlagsangabe Heyne). Zuletzt wurden die drei legendären Bourne-Thriller mit Matt Damon höchst erfolgreich verfilmt. Ludlum lebte bis zu seinem Tod am 12. März 2001 mit seiner Frau Mary und seinen Kindern in Florida und Connecticut.
Mehrere Autoren schreiben an den Serien, die Ludlum schuf, weiter. Derzeit befinden sich die Verfilmungen zu „The Matarese Circle“/“Der Matarese-Bund“ (mit Denzel Washington) und „The Chancellor Manuscript“/“Das Kastler-Manuskript“ (mit Leonardo DiCaprio) in der Produktion. Außerdem gibt es seit 2008 das Videospiel „Robert Ludlum’s: Das Bourne-Komplott“ für PlayStation 3 und Xbox360.
2) Simon Gervais
Simon Gervais wurde in Montreal, Kanada, geboren. Nach seiner Dienstzeit in der Armee wechselte er 2001 in den Staatsdienst und ermittelte gegen internationale Drogenkartelle und Terroristen. Er arbeitete auch als Leibwächter; so schützte er etwa Queen Elizabeth oder US-Präsident Barack Obama bei Besuchen in Kanada.
Nachdem sein erster Roman The Thin Black Line 2015 überraschend zum Bestseller wurde, gab Simon den Job auf und lebt nun als freier Schriftsteller. Er wohnt mit seiner Frau und den beiden Kindern im Wechsel in Ottawa und Florida.
Simon Gervais was born in Montréal. After serving in the military he became a federal agent in Toronto, often working in close collaboration with his American colleagues from the DEA. In 2004, he was placed with a federal antiterrorism unit, and was later deployed in Europe and the Middle East.
Mike Walton
1) The Thin Black Line
2) A Red Dotted Line
3) A Thick Crimson Line
4) A Long Gray Line (Novelle)
Caspian Anderson
1) The Elias Network
2) The Elias Enigma
3) The Elias Conspiracy (7/2026)
Pierce Hunt
1) Hunt them down
2) Trained to hunt
3) Time to hunt
Clayton White
1) The last protector
2) The last sentinel
3) The last guardian
Chase Burke
1) The Second Son (Ryan Steck, 1.12.2025)
Simon Gervais auf Deutsch bei Festa (2016):
https://www.amazon.de/Thin-Black-Line-werden-Thriller/dp/3865525105/
Die Bourne-Serie
1) Die Bourne-Identität (The Bourne Identity, von Ludlum, 1980)
2) Das Bourne-Imperium (The Bourne Supremacy, von Ludlum, 1986)
3) Das Bourne-Ultimatum (The Bourne Ultimatum, von Ludlum, 1990)
4) Das Bourne-Vermächtnis / The Bourne Legacy (von Eric Lustbader, 2004)
5) Der Bourne-Betrug / The Bourne Betrayal (von Eric Lustbader, 2007)
6) The Bourne Sanction / Das Bourne Attentat (von Eric Lustbader, 2008)
7) The Bourne Deception / Die Bourne-Intrige (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2009)
8) The Bourne Objective / Das Bourne-Duell (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2010)
9) The Bourne Dominion / Der Bourne-Befehl (von Eric Lustbader, 2011)
10) The Bourne Imperative / Der Bourne-Verrat (von Eric Lustbader, 2012, dt. 2014)
11) The Bourne Retribution / Die Bourne-Vergeltung (von Eric Lustbader, Veröffentlichung 2013, dt. 2015)
12) Die Bourne Herrschaft (The Bourne Ascendancy, von Eric Van Lustbader, 2014), 2016
13) Das Bourne Enigma (The Bourne Enigma, von Eric Van Lustbader, 2016), 2018
14) Die Bourne Initiative (The Bourne Initiative, von Eric Van Lustbader, 2017), 2019
15) Die Bourne Evolution (The Bourne Evolution, von Brian Freeman, 2020), 2023
16) Die Bourne Lüge (The Bourne Treachery, von Brian Freeman, 2021), 2024
17) The Bourne Sacrifice (2022)
18) The Bourne Defiance (2023)
19) The Bourne Shadow (2024)
20) The Bourne Vendetta (2025)
21) The Bourne Escape (2025)
22) The Bourne Revenge (2026)
Handlung
Treadstone ist inzwischen das Programm des Pentagon für die Aufklärung und verdeckte Operationen, Blackbriar ist das Schwesterprogramm des Außenministeriums für Gegenspionage und Terrorismusbekämpfung. Nachdem Edward Russell, der stellvertretende Assistenzaußenminister, in Kairo in ein beinahe tödliches Feuergefecht mit Hisbollah-Kämpfern geraten war, gründete er Blackbriar zusammen mit seinem Lebensretter Oliver Manton. Jetzt, vier Jahre später, haben die beiden alle Hände voll zu tun. Russel darf sich jetzt Director of National Intelligence (DNI) nennen. Es war leicht, Manton aus den Trainingskursen rauszuholen: Er will lieber etwas direkt an der Front bewirken. Und die ist überall.
Dicke Luft in Kairo
Beunruhigende Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und Manton ist stets auf dem Laufenden. Im Operationszentrum wurde er informiert, dass erstens ein Agentenpaar – alle Teams gehen immer zu zweit raus – in Belarus keine Statusmeldung geschickt hat. Dass das Agententeam aus Helen Jouvert und Donovan Wade in Athen ganze Arbeit geleistet hat, bevor das FBI überhaupt sein Außeneinsatzteam schicken musste. Und dass der iranische Geheimdienst aus einer Quelle in höchsten Geheimdienstkreisen aktuelle Informationen erhält. Dieser Maulwurf erst machte den Angriff in Kairo durch die Hisbollah möglich.
Ein Maulwurf in der eigenen Botschaft? Das klingt sehr gefährlich. Manton leitet den Heimflug von Ex-FBI Helen Jouvert und Ex-CIA Donovan Wade aus Athen nach Kairo um. Nun will der DNI persönlich kommen Binnen kürzester Zeit hat der Maulwurf dessen Reiseroute nicht weniger als sechs Mal ins Dark Web hochgeladen, entweder für die Russen oder die Iraner. Helen hat die Idee, von Blackbriar einen weiteren Reiseplan mit gefälschten Angaben im Intranet der Kairoer Botschaft veröffentlichen zu lassen. Schon bald dürfte sich zeigen, wer ihn von wo hochlädt. Als ein betrunkener Hausbewohner bei ihnen eindringt, beschließen sie, in eine alternative Adresse umzuziehen. Man weiß ja nie.
Gegenspionage in Prag
John Dixon, ein als Investmentmakler getarnter Treadstone-Auftragskiller, will in der Tschechischen Republik zwei potentielle Kunden treffen, die angeblich ein erfolgreiches Startup gegründet und kürzlich lukrativ verkauft haben. Jetzt wollen sie den Erlös entsprechend sicher anlegen, ohne dass das Finanzamt zuschlägt. Diese Art von Geldwäsche ist genau die Spezialität von Raphael Feldmann, wie sich Dixon seit 20 Jahren nennt. Der Job bei einer Züricher Bank hat ihm ein Vermögen eingebracht.
Als er kurz vor Prag merkt, dass er beschattet wird, dreht er den Spieß um und schaltet einen seiner Beschatter – es sind drei Teams in drei Autos – kurzerhand aus und befragt den Überlebenden. Zu seinem Erstaunen handelt es sich investigative Journalisten aus einem Zirkel, der von der „Süddeutschen Zeitung“ angeführt wird. Das Treffen in Prag war nur ein Köder, um ihn anzulocken. Nun tut Dixon ganz unschuldig: Er wolle seinen dubiosen Klienten entkommen, bevor auf ihn wieder ein Anschlag verübt werde. Diesen Köder schlucken ihrerseits die Reporter. Allerdings müssen sie ihm Vertraulichkeit zusichern. Zusammen fahren sie weiter nach Prag zum Treffpunkt, einem Café in der Altstadt. Dort sollen sie zwei Journalisten von Real U treffen einem Zulieferer des globalen Netzwerks Mind U, für das die Frau von Steven Cooper als Managerin arbeitet. Cooper leitet die Security der US-Botschaft in Kairo.
Heißer Boden in Kairo
Was Helen Jouvert und Donovan Wade vor dem Internet Café in der Altstadt per MiniCam beobachten, versetzt sie in Alarmbereitschaft. Nicht nur ist Steven Cooper, der die Security der US-Botschaft leitet, hineingegangen. Sondern ihm folgt der russische Statthalter des Geheimdienstes FSB in Ägypten, ein Leibwächter und eine geheimnisvolle Frau. Dieses Treffen sieht schon sehr konspirativ aus. Mit einem Signalstörer wird Donovans MiniCam außer Gefecht gesetzt: Er konnte lediglich ein einziges Foto machen, das er sofort an Manton schickt. Der warnt ihn vor der Frau: Svetlana Krupin sei eine Offizierin des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Wenige Minuten später stürmt Cooper zornig aus dem Internet-Café: Was ist passiert? Manton macht klar, dass sie Cooper direkt befragen müssen.
Endstation in Prag
Der Treffpunkt in der Prager Altstadt erweist sich als Falle in einer Falle, denn das, was John Dixon den Reportern vorgeflunkert hat, wird plötzlich Realität: Seine zwielichtigen Klienten in Mexiko wollen wohl einen lästigen Mitwisser loswerden. Die Explosion des Mercedes SUV, der direkt vor der Tür des Cafés abgestellt wurde, wird Dixon zum Verhängnis…
Maximaler Bleigehalt
Donovan Wade hat Coopers Haus durchsucht und nur zwei versteckte Handfeuerwaffen gefunden. Er berichtet dies sofort per Funk an Helen. Statt jedoch wie befohlen zu verschwinden, wartet er, bis Cooper heimgekehrt ist, bevor er sich bemerkbar macht – mit vorgehaltener Pistole, denn der Sicherheitschef ist natürlich bewaffnet. Cooper erkennt Donovan wieder: Der Sergeant war einst in Camp Pendleton sein Auszubildender, bevor beide nach Afghanistan in den Einsatz gingen. Nun trifft auch Heather ein. Donovan will natürlich wissen, warum Cooper zum Verräter geworden ist. Cooper erklärt es ihnen: Die Russen haben den geheimen Account seiner Tochter Britney gehackt und ein ekliges Porno-Video fabriziert, das sie zu veröffentlichen drohen, sollte Cooper ihn nicht alles geben, was sie verlangen, so etwa die Codes für den Mind-U-Zentralserver.
Manton warnt Heather, dass ein russisches Killerteam auf dem Weg zu Coopers Villa sein. Heather, Cooper und Donovan gehen in Deckung. Zwei Mann dringen an der Vordertür ein, aber Heather hat das dritte Teammitglied übersehen, das nun durch die Hintertür feuert…
Mein Eindruck
Jouvert und Wade stoßen, wie eingangs erwähnt, auf das „Projekt Wahrheit“, das anscheinend von einer unheiligen Allianz aus einem Bündnis mexikanischer Kartelle – sie haben das Geld – und russische Spezialisten für hybride Kriegsführung – sie haben das Know-how und die Technik – in Gang gesetzt wird. Das Ziel scheint es zu sein, die Social-Media-Plattform Mind U zu missbrauchen, um die US-amerikanische Gesellschaft durch Fake News so zu spalten, dass sie in einen Bürgerkrieg stürzt. Dieses Szenario war schon 2022 furchterregend genug, wenn man bedenkt, dass es schon damals zahlreiche spaltende Anschläge mit rassistischem Hintergrund gegeben hat.
Um sich Reputation zu verschaffen, hat Mind U angesehene Investigativjournalisten aus den USA und Europa angeheuert, die u.a. bei der nordmazedonischen Online-Plattform UR Real News veröffentlichen. Dazu gehören die beiden Brüder William und Lucas Miller. Doch Lucas Miller überlebt zur allgemeinen Überraschung den Anschlag in Prag. Jouvert und Wade, seit der Sache in Kairo ein eingespieltes Team, erkennen konsterniert, dass er das eigentliche Ziel des Anschlags war. Der Treadstone-Agent war „nur“ ein Kollateralschaden. Was John Dixon natürlich nicht im mindesten hilft. Die Blackbriar-Agenten müssen herausfinden, was Lucas Miller zum „Projekt Wahrheit“ gefunden hat, bevor die Gegenseite alles Recherchematerial vernichten kann.
Ein ernstzunehmender Gegner
Sie schaffen es jedoch nicht, Lucas am Leben zu erhalten, als der schwerverletzte Mann im Krankenhaus Besuch von einem eiskalten mexikanischen Killer erhält. Francisco Abalos leitet alle Europa-Operationen für General Velasquez, den ehemaligen Verteidigungsminister, der das Bündnis der mexikanische Drogenkartelle geschmiedet hat. Abalos musste bestürzt mitverfolgen, wie die beiden Amerikaner seine erste Söldnertruppe von acht Mann im Alleingang ausgeschaltet haben. Diese Schande kann er nicht auf sich sitzen lassen. Er schickt seinen jüngeren Bruder Thiago mit weiteren sieben Mann los, um die Amerikaner endgültig zu eliminieren. Er selbst will nach Skopje in Nordmazedonien, wo Lucas Miller sein Material versteckt hat.
Kluge Frauen
Wie sich herausstellt, hat er die Rechnung ohne die beiden Amerikaner und die sie unterstützende Organisation gemacht. Manton, der Retter von Russell in Kairo, hat eine kleine, aber feine Truppe aufgestellt, in der Frauen eine bedeutende Rolle spielen. Manton hat zwei kluge Analystinnen, die den Mexikanern und Russen auf die Schliche kommen. Und sie finden einen Weg, wie man das Kartenhaus, das Velasquez gebaut hat, zum Einsturz bringen kann – mit einem einzigen Schuss.
Auch Helen Jouvert stammt nicht von schlechten Eltern. Sie ist die Tochter eines couragierten US-Piloten von Privatflugzeugen. Sie wusste bis jetzt nur, dass er eine A-10 in Kriegsgebieten wie dem Irak geflogen hat, doch seitdem hat sie den Kontakt einschlafen lassen. Deshalb ist es für sie total überraschend, als er sie persönlich aus einem Kampfgebiet an der deutsch-tschechischen Grenze ausfliegt und nach Skopje bringt. Eine tränenreiche und womöglich peinliche Szene hat sich der Autor allerdings zum Glück verkniffen.
Name-dropping
Immer wieder werden solche Verbindungen in der Militär- und Agentengemeinde der USA aufgezeigt. Sie sind die zweite Front der Amis hinter dem Militär und den Spezialkommandos. Das dürfte auch das ständige Name-dropping erklären: Immer wieder werden Treadstone-Agenten wie der abtrünnige Jason Bourne und der zwielichtige Adam Hayes erwähnt. Das ist natürlich auch kluges Marketing: Auf diese Weise wird der Roman in die Welt des JASON BOURNE eingefügt, die Robert Ludlum einst so erfolgreich erschaffen hat. Das Buch hätte genauso gut in die COVER-ONE-Reihe gepasst.
Unterm Strich
Ich habe das Buch, das wohl als Startband einer Blackbriar-Serie vorgesehen war, im Original als E-Book gelesen. Diese Lektüre gestaltete sich erfreulich flott. Die Kapitel sind kurz, die Lesegeschwindigkeit wird mit auf KINDLE als hoch angezeigt und der noch zu lesende Rest schwindet dahin wie Schnee in der Sonne. Solche Romane sind also auf die schnelle Lektüre ausgelegt, folglich muss jeder Actionhöhepunkt des Thrillers genau vorbereitet und eingehend geschildert sein. Bei diesem Buch hat das ausgezeichnet geklappt. Auf der Strecke bleiben daher psychologische Tiefgründigkeit und endlose Monologe. Recht so!
Spezialwissen
Am besten gefielen mir diejenigen Szenen, in denen der Autor seine Spezialkenntnisse zum Einsatz bringt. So war mit etwa der wichtige Begriff der „Surveillance Detection Route“ (SDR) völlig neu. Mit dieser Wegeplanung wird vom gegenspionage-team die Aufdeckung einer möglichen Beschattung bezweckt. Diese Methode, die der Autor selbst beim Personenschutz anwenden musste, bewährt sich in den Prager Kampfszenen, besonders aber in den Gefechten in Skopje. Dort zeigt sich für Wade, dass es nicht ausreicht, das in vielen Trainingseinheiten Gelernte nach Schulbuch anzuwenden, sondern auch den sechsten Sinn und das Bauchgefühl zu hören. Jouvert tut dies nicht und hört auch nicht auf seine Bitte, die Operation abzubrechen. Sie ist die Teamleiterin – und zahlt einen hohen Preis die Missachtung von Wades Rat.
Kameradschaft
Dass die Amerikaner schließlich obsiegen und zurückschlagen, ist der Autor seinen Landsleuten, die sein Buch lesen sollen, schuldig gewesen. Dennoch darf er es seinen Heldinnen und Helden nicht zu leicht machen. Immer wieder erleiden sie schwere Verwundungen und tappen – besonders in Skopje – in hinterlistige Fallen. Nur wenn sie einander das Äußerste geben, können sie ihre Mission überleben. Das verlangt schon die Kameradenehre. Semper fi[delis]!
Das Generalthema
Aber auch das Generalthema „Projekt Wahrheit“, eine ironische Bezeichnung, ist durchaus ernstzunehmen. Wer es nämlich schaffen würde, beispielsweise Facebook und Instagram zu unterwandern und sie zu einer Schleuder für Fake News umzufunktionieren, der könnte angesichts der Macht der sozialen Medien durchaus eine Gesellschaft spalten oder gar in den Bürgerkrieg treiben. Manton muss in dieser Hinsicht noch einige Updates von seinen klugen Analytikerinnen erhalten. Die Russen sind ja, wie sich immer wieder zeigt, Meister der hybriden Kriegsführung. Im konkreten Fall versuchen sie, an die Authentifizierungscodes des Zentralservers zu gelangen. Sollte ihnen dies gelingen, könnten sie Mind U übernehmen und erheblichen Schaden anrichten, etwa durch Deepfakes.
Offene Frage
Das einzige, was ich weniger verstanden habe, ist Russells Position des DNI, des Directors of National Intelligence. Heißt das jetzt, dass er die Leiter der Programme „Treadstone“ (Pentagon) und „Blackbriar“ (CIA) unter sich hat? Es sieht so aus, als ob er diese Black-Ops-Programme am Kongress vorbei dirigiert, was ja eigentlich ziemlich regelwidrig ist. Dass der Autor eher Sympathien für die Republikaner à la Trump hegt, kommt in vielen Aussagen zum Ausdrucken. Da darf auch schon mal der neue Chef des FBI eine taffe Frau sein.
Der Autor vergibt: