Schlagwort-Archiv: Klett-Cotta

Wolfgang Krege – Handbuch der Weisen von Mittelerde. Eine Enzyklopädie

Das Universum von Professor JRR Tolkien ist voller Namen, die in jedem seiner zahlreichen Leser eine Saite anschlagen: poetische Namen, furchterregende, erhabene, humorvolle usw. Der wer könnte sich noch an alle Namen und ihre Bedeutungen erinnern? Dazu wäre ein Lexikon oder – noch besser – eine Enzyklopädie nötig, die dem Wissensdurstigen gleich zeigt, was er sich unter einem Namen wie „Morgul-Messer“ oder „Palantir“ vorzustellen hat.

Diese Enzyklopädie bringt Klett-Cotta unter dem Titel „Handbuch der Weisen von Mittelerde“ seit 1996 unter die Tolkien-Fangemeinde. Geschrieben wurde es von Tolkien-Übersetzer Wolfgang Krege, der sich in diese Arbeit so vertieft hat, dass der Erscheinungstermin um zwei Monate verschoben werden musste.

Die Enzyklopädie ist mit Illustrationen, Karten und Stammbäumen versehen, mit Zeichnungen von Tolkiens eigener Hand ergänzt und wurde mit Geschichten und sogar „Vorgeschichten aus drei Zeitaltern“ vervollständigt und schön im festen Einband ediert.

Unterm Strich

Insgesamt eine schöne Ergänzung der Tolkien-Sammlung eines Fans, aber irgendwie auch leicht überflüssig angesichts der Existenz der umfangreichen Ardapedia. Diese wartet mit momentan 3792 Artikeln auf.

Gebunden: 226 Seiten
ISBN-13: 978-3608932157

www.hobbitpresse.de

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)

[NEWS] Birgit Mattausch – Bis wir Wald werden

Ein Hochhaus am Waldrand ist das Zuhause von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya. Einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, nun deckt Nanush die alte Frau abends mit einer Steppdecke zu. Voller Wärme und Poesie erzählt Birgit Mattausch von einem unzertrennlichen Familienband und einer ganz besonderen Hausgemeinschaft. (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten
Klett-Cotta

[NEWS] Tad Williams – Im dunklen Tal 2 (Der letzte König von Osten Ard 3)

Die Geschichte von Osten Ard reicht tief zurück in eine uralte Vergangenheit. Auch wenn die Menschen hier ihre Königreiche, die miteinander im Streit liegen, errichtet haben, droht doch immer wieder Gefahr von den unberechenbaren Wesen, die alle Zeiten überdauert haben. 
Eine tödliche Armee der Nornen, angeführt von der alterslosen, rachsüchtigen Königin Utuk´ku, marschiert in Erkynland ein und hat die Festung Naglimund erobert, ihre Bewohner abgeschlachtet und das uralte Grab Ruyans des Seefahrers geöffnet. (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 528 Seiten
Klett-Cotta

Andy Serkis & Gary Russell – Der Herr der Ringe: Gollum – auf die Leinwand gezaubert

Nach der Beendigung der letzten Dreharbeiten und Nachdrehs bekamen die Hauptdarsteller von Peter Jackson ein Erinnerungsstück überreicht: Orlando Bloom (Legolas) erhielt den schönen Galadhrim-Bogen und Elijah Wood als Frodo natürlich den originalen Einen Ring (von über einem Dutzend Kopien in allen Größen). Und was bekam Andy Serkis, der Gollum praktisch zum Leben erweckt hatte, nach fünf Jahren Arbeit? Einen blauen Lycra-Anzug…
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Russell, Gary – Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs: Die Erschaffung eines Filmkunstwerks

Wie die Extended-Fassung des jeweiligen HdR-Films in schöner Regelmäßigkeit zeigt, stellt der gezeigte Streifen das Ergebnis einer Auswahl dar, aus einer Vielzahl von Möglichkeiten. Diese Varianten findet man in diesem Buch. Es ist verblüffend zu sehen, was alles möglich gewesen wäre. Und es ist interessant zu erfahren, warum sich Regisseur Peter Jackson gerade für eine Variante entschied.

Der Autor

Gary Russell hatte während der fünfjährigen Vorarbeiten zum Film uneingeschränkt Zugang zu allem künstlerischen Material in den neuseeländischen Studios. Russell hat als Herausgeber eines Magazins, als Romanautor, Kolumnist und Hörspielproduzent gearbeitet. Er kam laut Verlag relativ spät zu Tolkien und dessen Mythologie. Frühere Publikationen beschäftigen sich mit der britischen Science-Fiction-Kultserie „Doctor Who“ und mit den Simpsons.
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J. R. R. Tolkien – Briefe vom Weihnachtsmann (erw. Neuausgabe)

Abenteuer am Nordpol: Von Elfen und Kobolden

Von 1920 bis 1942 schrieb Professor Tolkien für seine vier Kinder ganz besondere Briefe zu Weihnachten: die Briefe vom Weihnachtsmann. Hier erfuhren sie, was sich an sonderbaren, lustigen oder auch beängstigenden Begebenheiten am Nordpol zutrug. Auch mit Elfen, Kobolden, Schneejungs, Polarbären und – wie fast immer bei Tolkien – Drachen.

Der Autor

Professor John R. R. Tolkien (1892-1973) hat das „wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts“, so die Umfrageergebnisse, geschrieben: „Der Herr der Ringe“ (1954/55). Nicht allzu viele Menschen hingegen wissen, dass die Ereignisse, die in HdR geschildert werden, nur die Spitze des Eisbergs dessen darstellen, was Tolkien zeit seines Lebens geschaffen hat.

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Robin Hobb – Die Stunde des Abtrünnigen (Nevare 3)

Die Nevare-Trilogie (Soldier Son Trilogy):

Band 1: Die Schamanenbrücke (Shaman’s Crossing)
Band 2: Im Bann der Magie (Forest Mage)
Band 3: Die Stunde des Abtrünnigen (Renegade’s Magic)

Der abschließende Band von Robin Hobbs Nevare-Trilogie schließt nahtlos an das dramatische Ende von „Im Bann der Magie“ an und baut auf dem radikalen Schnitt dort auf. Nevare Burvelle ist offiziell tot. Degradiert zum Friedhofswächter und schließlich wegen Mordes und Leichenschändung zum Tod am Galgen verurteilt, zwingt die Magie ihn zum Äußersten: Er webt einen Trugbann über Gettys; alle die ihn kannten einschließlich der geliebten Amzil, seines Freundes Spinks und seiner Base Epiny haben die Erinnerung, dass Nevare grausam zu Tode geprügelt wurde.
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Robin Hobb – Im Bann der Magie (Nevare 2)

Die Nevare-Trilogie (Soldier Son Trilogy):

Band 1: Die Schamanenbrücke (Shaman’s Crossing)
Band 2: Im Bann der Magie (Forest Mage)
Band 3: Die Stunde des Abtrünnigen (Renegade’s Magic)

Die Fleckseuche hat in der Hauptstadt Gerniens und der Kavalla-Akademie gewütet. Viele Freunde und Feinde Nevares sind tot oder dienstuntauglich, Nevare aber hat die Seuche nicht nur überlebt, sondern legt zur Verwunderung von Dr. Amicas ordentlich an Gewicht zu. Während sich das Leben in der Akademie unter Oberst Rebins bewährter Führung zum Besseren wendet, ruft ein freudiger Anlass Nevare nach Hause: Sein älterer Bruder heiratet – für ihn die Gelegenheit, seine Familie und seine Angebetete Carsina wiederzusehen.
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[NEWS] Birgit Mattausch – Bis wir Wald werden

Ein Hochhaus am Waldrand ist das Zuhause von Nanush und ihrer Urgroßmutter Babulya. Einst hat die Urgroßmutter ihre Urenkelin von Sibirien nach Deutschland getragen, nun deckt Nanush die alte Frau abends mit einer Steppdecke zu. Voller Wärme und Poesie erzählt Birgit Mattausch von einem unzertrennlichen Familienband und einer ganz besonderen Hausgemeinschaft. (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten
Klett-Cotta

Robin Hobb – Die Schamanenbrücke (Nevare 1)

Die Nevare-Trilogie (Soldier Son Trilogy):

Band 1: Die Schamanenbrücke (Shaman’s Crossing)
Band 2: Im Bann der Magie (Forest Mage)
Band 3: Die Stunde des Abtrünnigen (Renegade’s Magic)

Der Lebensweg des jungen Nevare Burvelle wurde bereits durch die Reihenfolge der Geburt bestimmt: Als Zweitgeborener ist er der „Soldatensohn“, dazu bestimmt, in die Kavalla des Königs einzutreten, um die Expansion des Reiches voranzutreiben und seine Grenzen zu schützen. Im Osten hat man die nomadischen Flachländer besiegt und sesshaft gemacht, das Land wurde vom König unter seinen siegreichen Soldaten aufgeteilt und diese wurden in den Adelsstand erhoben, so auch Nevares Vater, ein ehemaliger Soldatensohn.
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[NEWS] Alan Garner – Treacle Walker. Der Wanderheiler

Als der junge Joseph diesem Ruf vor seinem Fenster folgt, findet er vor seiner Tür einen fahrenden Händler mit dem Namen Treacle Walker, sowie seinen Karren, auf dem er mit eine Kiste voller mysteriöser Gegenstände durch die englischen Lande zieht. Und so beginnt ein phantastisches Abenteuer voller magischer Begegnungen. (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 160 Seiten
Klett-Cotta

Zur REZENSION.

[NEWS] Meike Stoverock – Tod im Museum

»Zwei tote Archäologen in so kurzer Zeit – das riecht fischig!«
Überraschend stirbt der Vater von Skarabäus Lampe, ein bekannter Archäologe. Als es bei der Trauerfeier im Museum einen zweiten Toten gibt, ist das Misstrauen des Detektivs geweckt. Einmal mehr muss er ermitteln. Unterdessen wird die Stadt von einer Welle sozialer Aufwallung und Wut erfasst… (Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 280 Seiten
Klett-Cotta

Patrick Rothfuss – Der Name des Windes (Die Königsmörder-Chronik. Erster Tag)

Unkonventionelle Fantasy: Zwischen Drachen und Magie

Als Kvothe, der für die Magie begabte Sohn fahrender Spielleute, das Lager seiner Truppe eines Tages verwüstet vorfindet, muss er auch um Vater und Mutter trauern. Wer aber sind diese Chandrian, die weißglänzenden, schleichenden Mörder seiner Familie? Er will ihnen auf die Spur kommen, und zwar mittels Magie. Nach harten Jahren als Betteljunge wird er endlich an der Universität für hohe Magie angenommen. Vom Namenszauber, der ihn als Kind fast das Leben gekostet hätte, erhofft sich Kvothe die Macht, das Geheimnis der Mörder aufzudecken. Doch welchen Namen hat der Wind?

Der Autor

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Kevin Hearne – Erwischt (Die Chronik des eisernen Druiden 5)

Anti-Druiden-Verschwörung: Verfolgt von Dunkelelfen und Vampiren

Nach zwölf Jahren geheimer Druidenausbildung ist es endlich soweit: Atticus O’Sullivan kann seine Auszubildende Granuaile an die Erde binden. Auf diese Weise würde die Anzahl der Druiden auf der Welt auf einen Schlag verdoppelt werden. Unglücklicherweise fliegt auf dem Höhepunkt des Rituals Atticus‘ Tarnung auf.

Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit Granuaile und seinem Wolfshund Oberon an den Fuß des Olymps zu reisen. Dort hat allerdings der römische Gott Bacchus geschworen, Rache an ihm zu nehmen. Damit ist er aber nicht der Einzige. Er muss sich hinter einem alten Vampir und einer Horde dunkler Elfen anstellen. Bei denen steht die Ermordung von Atticus ganz oben auf der Prioritätenliste. (Verlagsinfo)
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Alan Garner – Treacle Walker, der Wanderheiler

„Knochen, Lumpen und Papier! Reibstein und Geschirr, das gibt der Lumpensammler dafür!“ Als der junge Joseph diesem Ruf von seinem Fenster folgt, steht vor seiner Tür ein fahrender Händler mit dem Namen Treacle Walker, sowie sein Karren, auf dem er mit einer Kiste voller mysteriöser Gegenstände durch die englischen Lande zieht. Und so beginnt ein phantastisches Abenteuer voller magischer Begegnungen. (Verlagsinfo)

Der Autor
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Tolkien, J. R. R. – Hobbit, Der

„Der Hobbit“ von J.R.R. Tolkien ist eine Art Vorgeschichte zum „Herr Der Ringe“, die sich ebenfalls in der Fantasiewelt Mittelerde abspielt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass manch einem, der den „Herr Der Ringe “ bereits gelesen oder den Kinofilm gesehen hat, einige Namen und Begebenheiten bekannt vorkommen werden: So zum Beispiel der Zauberer Gandalf oder der Hobbit Bilbo, der in diesem Buch die Hauptrolle spielt. Er entschließt sich nämlich – nach vielen Tricks und Überredungskunststücken des Magiers – dazu, einen kleinen Zwergentrupp auf ein Abenteuer zu begleiten. Diese wollen zum Einsamen Berg weit hinter dem Nebelgebirge und dem Düsterwald ziehen, wo einst ihre Vorfahren lebten. Denn dort haust nun der grausame Drache Smaug, der sich all der Zwergenschätze bemächtigt hat und die Gegend dort verwüstet. Sie wollen mit Hilfe des „Meisterdiebs“ (vgl. S.29), wie sie Bilbo nennen, den Schatz ihrer Ahnen wiedererlangen und den Drachen töten. Auf der Reise begegnen ihnen mancherlei Gefahren, aber auch immer wieder eine helfende Hand und eine Portion Glück. Viele der Geschehnisse, auf die Tolkien in „Herr Der Ringe“ zurückgreift, lassen sich hier in ausführlicherer Form wiederfinden. So erfährt man zum Beispiel, wie Bilbo zu all den kostbaren Stücken, die später auch Frodo auf seiner Reise begleiten, gekommen ist. Gemeint sind Dinge wie das wertvolle Kettenhemd aus Mithril, die Elbenklinge „Stich“ und natürlich der Ring, die Bilbo in „Herr Der Ringe“ Band I alle an Frodo weitergibt. Alles in allem ist „Der Hobbit“, sowohl als Einstiegsdroge, als auch für bereits vom Tolkien-Wahn Infizierte eine spannende Ergänzung zum absoluten Bestseller „Herr Der Ringe“.

Doch leider wird die Spannung des öfteren durch Tolkien selbst eingedämmt, der sich immer wieder als Schreiber in das Geschehen einmischt und den Leser direkt und in der Mehrzahl anspricht, was sich dann ungefähr so anhört: „Sicher habt ihr schon eher daran gedacht und könnt jetzt über ihn lachen, aber ich weiß nicht, ob ihr es an seiner Stelle wirklich klüger angestellt hättet.“ (S. 190) Das erweckt zum einen den Eindruck, als würde man selbst mitten unter einer kleinen Horde Kinder auf dem Boden vor Opa Tolkien sitzen und zuhören. Zum anderen ist es vor allem dann ärgerlich, wenn er dadurch schon den Ausgang einer brenzligen Situation vorwegnimmt, über die er anschließend noch einige Seiten schreibt.

Deshalb wird das Buch aber noch lange nicht langweilig, sondern ist und bleibt ein faszinierendes Werk, vor allem wenn man bedenkt, mit wie viel Liebe zum Detail sich Tolkien ganz Mittelerde, seine Geschichte und die dort lebenden Wesen ausgedacht hat um auf dieser Grundlage seine Bücher zu schreiben.

Bei dieser Ausgabe handelt es sich übrigens um eine 1998 neu überarbeitete Übersetzung von Wolfgang Krege. Aber ob sie nun besser oder schlechter als die alte Version ist, kann ich nicht beurteilen, da ich bis jetzt nur die neuere gelesen habe.

Melo, Patrícia – Ich töte, du stirbst

_Brasilianischer Psychothriller_

Die vernachlässigte Ehefrau Rita verdächtigt ihren Mann, ein berüchtigter Frauenmörder zu sein. Ist sie das nächste Opfer? – Ein pedantischer Bankangestellter will seine Nachbarin killen, muss sie aber zuerst verführen: ein todbringender Don Juan. Ist er der gesuchte Frauenmörder? – Zwei Episoden um Psychosen bilden diesen kriminell guten Roman einer Brasilianerin.

„Ich töte, du stirbst“ ist Patricia Melos erster Roman und erschien 1994. Nach „O Matador“ und „Wer lügt gewinnt“ ist dies der dritte von |Klett-Cotta| verlegte Roman Melos.

Patricia Melo wurde in zwölf Sprachen übersetzt und 1998 für „O Matador“ mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet. 2001 erhielt sie den begehrten Premio Jabuti ihres Heimatlandes.

|Die Übersetzerin|

Barabara Mesquita, 1959 in Bremen geboren, ist Dolmetscherin und Übersetzerin für Portugiesisch und Spanisch. Sie hat u. a. Luis Verissimo und Juan Manuel de Prada ins Deutsche übertragen. Ihre Arbeit an „Ich töte, du stirbst“ ist einfach makellos.

_Zwei Handlungen_

|Erster Teil|

Die Hauptfigur und Ich-Erzählerin des ersten Teils ist die junge Brasilianerin Rita. Sie sucht ein Polizeirevier auf, um dem Beamten zu berichten, sie vermute, ihr eigener Gatte sei der berüchtigte Frauenmörder des Stadtteils Lapa. Sie fürchte um ihr Leben. Das macht den Beamten erst einmal skeptisch.

Und uns auch, denn Rita, die vernachlässigte Gattin, die den ganzen Tag im Fernsehen amerikanische Krimiklassiker anschaut (diese Szenen verschwimmen mit der Realität), schnüffelt ihrem Männe, Rubem Marcondes, hinterher. Rubem ist Fernsehproduzent, und tatsächlich scheint ihn ein Geheimnis zu umgeben.

Auf ihren Beschattungsfahrten entdeckt Rita, wie ihr Angetrauter andere Frauen trifft, attraktive Blondinen gar, in Cafés und Bars. Ihre Paranoia wächst: Landet sie demnächst bald beim alten Eisen? Doch Rubem streitet natürlich alles als Einbildung und Unsinn ab. Rita zweifelt an ihrem Verstand.

Dann findet sie, ganz die Paranoikerin, in einem geheimen Versteck im Keller mehrere mysteriöse Ampullen: Darin befindet sich Aqua Toffana (vgl. O-Titel), jenes tückisch wirkende Gift aus der Renaissance, das so langsam tötet, dass es zwei Jahre (!) dauert, bis das Opfer verendet.

Der Polizeibeamte ist weiterhin skeptisch: Ist Rita nicht doch nur eine durchgeknallte Psychopathin? Wenig später wird die Leiche einer jungen Frau in Lapa gefunden, das sechste Opfer: Rita.

|Zweiter Teil|

Auch am Geisteszustand der zweiten Hauptfigur und des zweiten Ich-Erzählers des Romans gibt uns reichlich Anlass, ernsthaft an seiner geistigen Gesundheit zu zweifeln. Der unscheinbare, aber höchst penible Bankangestellte – er hat täglich nur Formulare abzustempeln, sonst nichts – und Vater zweier Kinder ist relativ besessen von Hemdkragen. Sie müssen a) von seiner Frau korrekt gebügelt sein und b) korrekt sitzen. Nur wenn sie richtig gebügelt sind, verleihen sie dem jeweiligen Träger jene lässige Eleganz (meint er).

In seine Albträume mischen sich Bilder von Stich- und Schneidewerkzeugen: Messer, Stichel, Dolche. Auch Revolver. Sein Hass richtet sich gegen seine etwas betagte Nachbarin Célia, eine gut erhaltene Vier- oder Fünfzigerin. Er schickt ihr Karten, Blumen. Irgendwie muss er ihr ja näher kommen. So nahe, dass er sie in ihrer Badewanne ertränken kann. Denn das ist der Trick: Den Mord so aussehen zu lassen wie einen Unfall: Das Badewasser läuft ihr in den Mund, ein Reflex hindert sie an der Gegenwehr, Affe tot.

Sein Wunschtraum geht in Erfüllung (oder ist alles nur Einbildung?): Er zerstückelt Célias Leiche und versenkt die Müllbeutel vor der Küste. Ha, wie soll man ihm nun auf die Spur kommen? Nie im Leben.

Doch als ihm niemand verdächtigende Fragen stellt, wird er unruhig. Eines Morgens liest er die Zeitung: Der Frauenmörder von Lapa hat ein sechstes Opfer gefordert. Unverzüglich meldet er sich auf dem Kommissariat und gesteht: Ich bin der, den ihr sucht. Der Kommissar schaut ihn erschrocken an.

_Mein Eindruck_

Patricia Melos Geschichten erinnern an die Mördergeständnisse in Edgar Allan Poes Geschichten „Die schwarze Katze“ und „Das geschwätzige Herz“: Der Mörder (?) empfindet mehr Einbildungen, leidet unter einer (imaginären?) Tat und stellt sich schließlich: entweder, wie bei Poe und Melo Nr. 2, dem Arm der Gerechtigkeit oder, wie bei Melo Nr. 1, dem unausweichlichen Schicksal.

Das Thema der beiden Novellen, die den Roman „Ich töte, du stirbst“ ausmachen, ist in jedem Fall Gewalt: sei sie nun real oder „nur“ eingebildet. Die Erzählweise ist brillant, vielseitig, schier atemlos dahinjagend in ihrer Paranoia. (Ich habe den Roman komplett an einem Tag gelesen.)

|“Paranoia me destroya“|

Woher kommt er, dieser Verfolgungswahn? Er hat viele Quellen. Die vernächlässigte Rita erfindet sich einen Mörder nach dem Vorbild der amerikanischen Krimis. Sie findet ihre höhere Bedeutung als Opfer, ein Opfer von derart durchtriebener Mordlust und Tücke, dass sie sozusagen die Krönung aller Opfer darstellt.

Auch der Bankangestellte stilisiert sich zu höherer Bedeutung: Direkte Einwirkung auf die Umwelt, nicht mehr nur denken, stempeln wie ein kleines Rädchen in der Maschine, nein, ein Mord muss her. Als ob eine solche Tat zum Heldentum tauge. So kommt man in die Zeitung. Berühmt oder berüchtigt – wo liegt da heutzutage der Unterschied?

In Washington, D.C., spielt jemand Gott, indem er wahllos Menschen abknallt. Terror oder ultimativer Horror (bei Rita) als Vergegenwärtigung des verschwindenden, anonymen Individuums. „Selbsternannte Götter“, wie Gert Heidenreich sie nennt, sind vielleicht die Agonie im Kampf des Einzelnen um Selbstbehauptung: Träume von Gift, Dolchen, Messern, Revolvern überschwemmen, freigelassen von den visuellen Medien, das Bewusstsein der Massen. Der Mörder und sein Opfer als Doppelheldenpaar. Für 15 Minuten bzw. Sekunden Ruhm.

_Unterm Strich_

Melo ist eine Entdeckung, nicht nur in Sachen Einfallsreichtum und Aussage des Inhalts, sondern auch in literarischer Hinsicht. So rasant und dennoch unter die Haut gehend erlebt man heute selten eine Erzählung. Das Thema sorgt ebenso wie seine brillante Umsetzung für wohlige Schauder beim Leser.

|Originaltitel: Aqua Toffana, 1994
Aus dem Brasilianischen übertragen von Barbara Mesquita|

Patricia McKillip – Schatten über Ombria

Sprachgewaltige Fantasy

Der König ist tot, lang lebe der König – doch wie lange noch? Unter dem wachsenden Schatten der zaubermächtigen Regentin muss der junge Thronerbe überleben, oder die Stadt wird untergehen. Die Freunde, die Kyel lieben, beschließen ihn unter Lebensgefahr zu retten, doch sie haben nicht mit der Macht der Regentin gerechnet.

Die Autorin
Patricia McKillip – Schatten über Ombria weiterlesen

Jim Crace – Das Ende der steinernen Welt. Roman

Von der Notwendigkeit des Erzählens

Das Dorf, in dem der Einarmige aufwächst, ist stolz auf seine Steinwerkzeuge, eine begehrte Handelsware, welche die Bewohner selbstgefällig macht und hart. Einer, der nicht wie sie arbeiten kann, hat hier keinen Platz. Doch der Einarmige lernt ein anderes Handwerk. Er bearbeitet die Worte, bis sie sich zu Geschichten formen, und er kündet von Veränderungen: Er hat Schiffe gesehen, Vorboten der neuen Zeit, in der Bronze den Stein ersetzen wird… (Verlagsinfo)
Jim Crace – Das Ende der steinernen Welt. Roman weiterlesen

Jim Crace – Der siebte Kontinent. Erzählungen

Ironische Erkundung des Fabellands

Bei Reisen auf den „Siebten Kontinent“ der Phantasie halten seltsame neue Orte Abenteuer für den Kopf sowie Wissen und Unterhaltung bereit. Dies ist die Erklärung für den seltsamen Titel, den Jim Craces Sammlung von sieben Erzählungen trägt. Meines Wissens war dies das erste Buch, das von ihm in Deutschland veröffentlicht wurde. Ich hörte diese wunderbaren Fabeln selbst, als der Autor zusammen mit Brian W. Aldiss am 2.2.1989 in Reutlingen las.

„Es sind sehr knappe, lakonische Geschichten, raffiniert erzählt, zart und hintergründig. Verhaltenes Gelächter und eine vage Melancholie sind ihre Grundstimmung.“ (Verlagsinfo)
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