Thomas Elbel liefert bei Piper düstere Science-Fiction ab: „Elysion“.
Das Jahr 2135. Um ihr Überleben in einer verwaisten Metropole zu sichern, dealt die siebzehnjährige Cooper Kleinschmidt mit der Droge Teer. Eine Droge, die ihren Usern außergewöhnliche Kräfte verleiht und nur durch die Tötung eines Malach gewonnen werden kann, jener gottgleichen Wesen, die über außergewöhnliche Macht verfügen und im »Elysion« außerhalb der alten Städte leben. Als Cooper auf ihrer Jagd nach Teer auf einen Malach trifft, der ihr eine geheimnisvolle Botschaft übermittelt, beginnt für sie eine Reise durch eine zerstörte, gefährliche Welt, in der eine falsche Entscheidung das Ende bedeuten kann.
Thomas Elbel, Jahrgang 1968, studierte Rechtswissenschaften in Deutschland und den USA. Anschließend erlitt er einen jahrelangen Anfall beruflicher Gestaltwandelei. Als Anwalt, Syndikus, Doktorand, Dozent und schließlich Ministerialreferent versuchte er sich an der Stiftung maximalen Unheils. Nachdem sein Plan, die Welt an den Rand des Abgrunds zu bringen, vorerst gescheitert ist, zerstört er sie jetzt von seinem Wohnort Berlin aus zumindest literarisch.
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Seine Bestseller um die »Orks« zählen zu den erfolgreichsten Fantasy-Romanen der letzten Jahre – nun führt Michael Peinkofer die schlagkräftigen Brüder Balbok und Rammar in ein neues Abenteuer: Nach langer Zeit in der Verbannung kehren die Orks nach Erdwelt zurück und finden ein vom Krieg zerrissenes Reich vor, in dem Elfen und Zwerge den Sieg unter sich ausmachen wollen. Nur haben sie nicht mit Balbok, Rammar und ihren Streitäxten gerechnet … Die Ork-Brüder Balbok und Rammar sind in einem Inselreich gestrandet und geben sich dort nach Lust ihres dunklen Herzens dem Blutbier und Fressgelage hin – und der Langeweile. Doch sie ahnen nicht, dass in der Welt außerhalb der Inseln inzwischen Jahrhunderte vergangen sind. Die alten Gesetze sind außer Kraft, die Verbündeten der Orks längst tot. Ihre Heimat, die Modermark, ist zur Gnomenmark geworden, und Elfen und Zwerge liegen in einem erbitterten Krieg um die Reiche von Erdwelt. Zeit für zwei Orks, für die ein klauenfester Streit ebenso erstrebenswert ist wie die Weltherrschaft …
Michael Peinkofer, geboren 1969, studierte Geschichte, Germanistik und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift »Moviestar«. Mit seinen »Orks«-Romanen avancierte er zu einem der beliebtesten Fantasy-Autoren Deutschlands. »Die Herrschaft der Orks« setzt die Abenteuer um Balbok und Rammar fort. Weiteres zum Autor unter: www.michael-peinkofer.de
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Brandon Sanderson führt bei PiperRobert Jordans Saga „Das Rad der Zeit“ mit dem 36. Band fort: „Die Schlacht der Schatten“.
Ein wahrlich grandioses Finale erwartet alle Robert-Jordan-Fans: Nach »Die Türme der Mitternacht« steht endlich die Letzte Schlacht vor ihrem Ausbruch, und schon fordern die ersten Kämpfe dramatische Opfer. Denn die Kräfte des Lichts beginnen sich gegen seitig zu misstrauen und stehen vor einer verheerenden Spaltung. Wird die Welt des »Rads der Zeit« zerbrechen, oder kann der Sieg doch noch errungen werden? Bestsellerautor Brandon Sanderson führt die phantastische High-Fantasy-Saga zu dem aufregenden Höhepunkt, den Robert Jordan vor seinem Tod für sie erdacht hat.
Robert Jordan, geboren 1948 in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina, schrieb zunächst »Conan«-Romane und begann in den Neunzigerjahren seinen weltberühmten Zyklus »Das Rad der Zeit«, ein in der Fantasy einzigartiges Werk epischer Breite, das weltweit unzählige Fans gefunden hat. 2007 verstarb Robert Jordan an einer seltenen Blutkrankheit. Weiteres zum Autor unter: www.radderzeit.de Brandon Sanderson, geboren 1975 in Nebraska, lebt als freier Autor und Lektor in Utah. Nach seinem Debütroman »Elantris« widmet er sich seit 2007 der Vollendung von Robert Jordans »Das Rad der Zeit«.
(Verlagsinfos)
Originaltitel: A Memory of Light (Teil 1)
Übersetzung: Andreas Decker
Taschenbuch, 624 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3492268257
Band 37, „Das Gedächtnis des Lichts“, ist für Juli 2013 angekündigt und beendet die Saga.
Für die Vampire in Mara Volkers‘ „Vampirjagd“ ist ihr Anderssein hauptsächlich ein lästiges Hindernis, dem sie mit Geld, kleinbürgerlichem Verhalten und strikter Angepasstheit zu entfliehen suchen. Sicher, es gibt da diese dumme Angewohnheit, von Zeit zu Zeit Menschenblut trinken zu müssen, aber ansonsten lassen es Daniela und ihr Mann Urban zivilisiert zugehen. Zusammen mit den sonstigen Vampiren von Wien haben sie sich in einem Club organisiert, haben sich strenge Regeln auferlegt und versüßen sich ansonsten das ewige Leben mit regelmäßigen Besuchen im Kaffeehaus und gepflegten Gesprächen mit seinesgleichen.
Die Ruhe wird jäh gestört als Daniela und Dilia mittels ihrer Fähigkeiten die geistige Spur eines unbekannten Vampirs aufnehmen, der sich kurz darauf an einem Menschen vergreift. Ein Sakrileg, finden die beiden. Schließlich verstößt es gegen die Regeln des Clubs (auch wenn der unbekannte Vampir vermutlich noch nie vom Club gehört hat) und kann nur in einem Desaster enden. Das kleine Grüppchen der Club-Vampire vermutet sofort einen großen Gegenspieler, der ihnen ans Leder will und so versuchen sie, sowohl an den unbekannten Vampir als auch an den vermuteten Hintermann zu gelangen. Ein Unterfangen, das, da es ständig durch exzessives Palatschinken-Essen unterbrochen wird, Dreiviertel des Buches einnehmen und sich dementsprechend hinziehen wird.
Was Daniela und ihre Freunde nicht wissen: Am anderen Ende der Stadt verwandelt sich gerade die junge Vanessa in einen Vampir. Und als ein paar Kleinkriminelle sie, ihre Schwester und ihren Mann in einer Holzhütte einem Feuer überlassen, das nur Vanessa überleben wird, schwört diese Rache. Ihrer Ansicht nach hat sie ihren neuen Zustand nur erlangt, um für den Tod ihrer Schwester Gerechtigkeit walten zu lassen.
Und so suchen auf der einen Seite Daniela und Urban nach einem unbekannten Vampir. Vanessa wiederum sucht nach den Mördern ihrer Schwester. Und die Kleinkriminellen um den verwöhnten Milliardärssohn Ferdinand Rubanter rauben eine Bank nach der anderen aus, ohne zu ahnen, dass sie es bald mit Vampiren zu tun bekommen.
_Mara Volkers konstruiert_ ihren Roman durchaus geschickt. Durch die Augen verschiedener Charaktere sieht der Leser die Handlung und weiß somit immer viel mehr als die Figuren selbst. Volkers gelingt es, anfangs scheinbar völlig voneinander unabhängige Handlungsstränge zu präsentieren, nur um diese später langsam immer mehr zueinanderzuführen wie einen Knoten, den man immer fester zieht. Diese Taktik garantiert Lesegenuss, denn sie macht es dem Leser leicht, bei der Stange zu bleiben. Leider unterwandert Volkers ihren guten Ansatz durch den eher dünnen Plot und vor allem durch die völlig austauschbaren Charaktere. Alle ihre handelnden Figuren sind Typen; Klischees auf Füßen, für die man sich nur schwerlich begeistern kann. Da sind Daniela und Urban, das versnobte Künstlerehepaar, das doch herzensgut ist und trotz des ganzen Geldes und der Berühmtheit so sympathisch auf dem Boden geblieben ist. Da ist Vanessa, die frustrierte Ehefrau, die ihrem Mann kaum mehr als eine Putz- und Bürohilfe ist. Da ist Ferdinand Rubanter, dessen Allüren in ihrer Maßlosigkeit bald nicht nur den Figuren, sondern auch dem Leser auf den Wecker gehen. Und da ist der Kleingangster Erwin, der zwar böse, aber auch irgendwie einfältig ist. Keiner der Charaktere erscheint wie ein echter Mensch – pardon, ein echter Vampir -, alle bleiben immer nur zweidimensionale Abziehbilder zwischen zwei Buchdeckeln.
Auch der Vampirismus kommt viel zu kurz. Daniela und ihr Vampir-Club wirken eher wie eine exklusive Clique als wie eine Gruppe Untoter. Man liest nichts, was man nicht schon irgendwoanders besser, schillernder oder zumindest gruseliger gesehen hätte. Es scheint, als wäre der Vampirismus der Figuren ein Anhängsel, aber eben nicht der Aufhänger. Und das ist sehr schade – schließlich lässt der Titel anderes vermuten.
Deshalb berührt es auch letztlich kaum, was mit diesen Charakteren im Laufe der Handlung passiert. Und da passiert durchaus Tragisches! Aber da Volkers‘ Charaktere nicht fähig sind, überraschende, interessante oder wenigstens authentische Reaktionen zu zeigen, bleibt die Tragik auch immer nur ein Element, um zum nächsten Handlungspunkt zu gelangen. Und da sich die Konflikte schließlich in Wohlgefallen auflösen werden und es auch keinen großen Gegenspieler im Hintergrund gibt (eine Tatsache, die der Leser recht bald begreift), hat man den Eindruck, die 400 Seiten des Romans plätscherten gemächlich dahin.
_Zumindest hat sich_ Mara Volkers Mühe gegeben, etwas Wiener Lokalkolorit in den Roman einfließen zu lassen: Da wird im Hawelka Kaffee getrunken und auf der Suche nach der Vampirin der Stephansdom umrundet. Es gibt ein paar typisch wienerische Ausdrücke und Redewendungen (ein Dank ans Lektorat, dass diese nicht glattgebügelt wurden) und es fehlte eigentlich nur noch, dass eine Szene auf dem Hauptfriedhof spielt. Dieser Aspekt von „Vampirjagd“ ist also wirklich gelungen, nur reicht großzügig versprühtes Wiener Flair leider nicht für ein wirklich spannendes Leseerlebnis. Damit steht der ultimative Roman über Vampire in Wien immer noch aus. Freiwillige vor!
Melissa Marr ist bislang eher für ihre Jugendbücher bekannt, die von meistens netten und nicht ganz so netten Elfen handeln. Mit „Graveminder“ legt sie nun ihren ersten Roman für Erwachsene vor – ganz ohne Elfen.
Das amerikanische Städtchen Claysville ist ein komischer Ort. Noch komischer, als Rebekkah glaubt, als sie zum Begräbnis ihrer Großmutter Maylene dorthin zurückkehrt. Maylene ist nicht eines natürlichen Todes gestorben. Sie wurde umgebracht. Doch wer ihr Mörder ist, scheint die örtliche Polizei nicht wirklich zu interessieren.
Siderea Aminestas ist mit ihrer Konjunkta so weit nach Süden geflohen, dass sie quasi komplett von der Landkarte verschwunden ist. In einer kleinen Wüstenstadt hat sie sich eine neue Basis geschaffen, und sinnt nun auf Rache an den Magistern. Der Erste, den ihre Rache treffen soll, ist Colivar.
Colivar ist sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Doch trotz all seiner Bemühungen und der seiner Magister-Kollegen ist die Hexenkönigin unauffindbar. In Colivar keimt ein Verdacht, und so bittet er Kamala um Hilfe.
Kamalas Suche scheint tatsächlich Erfolg zu haben. Allerdings ist Siderea währenddessen nicht untätig geblieben …
Neue Charaktere tauchen in diesem dritten Band kaum noch auf. Der einzig nennenswerte ist Nasaan, ein Wüstenkrieger. Zwar ist er gut und lebendig gezeichnet, nach seiner Rolle zu Beginn des Buches rückt er jedoch ziemlich an den Rand des Geschehens.
Wesentlich interessanter ist dagegen die Entwicklung Colivars, der sich im Laufe des Buches, je mehr seine Geheimnisse aufgedeckt werden, vom kalten, arroganten Unmenschen zu einem zerrissenen, verzweifelten Mann entwickelt. Sehr gelungen.
Nyuku dagegen gehörte zu denjenigen Charaktere, die nicht vertieft oder weiterentwickelt wurden, was ich fast ein wenig schade fand.
Die Handlung lässt sich diesmal wieder etwas mehr Zeit als in Band zwei. Bis Colivar Kamala um Hilfe gebeten hat und ihre Bemühungen erste Erfolge zeigen, vergehen fast zweihundert Seiten, und dann besteht der Erfolg zunächst in einem eher kleineren Scharmützel. Auch die Ereignisse in Tefilat könnte man mit diesem Begriff beschreiben. Und im Gegensatz zum zweiten Band verläuft die Spannungskurve hier nicht insgesamt stetig nach oben.
Was den Leser dennoch bei der Stange hält, sind die kleinen Überraschungen, die mit den einzelnen Scharmützeln verbunden sind. Celia Friedman versteht es immer wieder, ihre Erzählung in unerwartete Richtungen umzulenken, oder den Leser für die nachlassende Spannung mit kleinen interessanten Informationsbröckchen zu entschädigen.
Auf diese Weise baut die Autorin im Verlauf der Geschichte immer mehr Hintergrundaspekte weiter aus. Das gilt für die Historie der Welt ebenso wie für ihren Entwurf der Magie und der Ikati. Dabei wirken die Erweiterungen zu keiner Zeit bemüht oder gekünstelt, sondern fügen sich wie selbstverständlich in die bereits bekannten Teile ein. Das gilt auch für die Präsentation der Informationen. Jede Aufdeckung eines neuen Details hat eine glaubhafte und logische Ursache. Ich musste mich niemals fragen, warum eine Information gerade zu diesem Zeitpunkt auftauchte. Vor allem aber war jede Neuigkeit eine faszinierende Facette in einem interessanten, gut durchdachten Gesamtzusammenhang. Ebenfalls sehr gelungen.
Nach einer Menge unvorhersehbarer Wendungen, enthüllter Geheimnisse und neuer Erkenntnisse ist es etwa hundert Seiten vor Schluss dann doch so weit: der Showdown beginnt. Und auch hier ist es der Autorin wieder gelungen, mich zu überraschen. Dass nicht alles so läuft wie geplant, hatte ich erwartet. Aber nicht das, was letztlich geschieht. Das war einerseits erfrischend, andererseits kann ich nicht sagen, dass ich genauso feuchte Hände gehabt hätte wie bei der „Seelenzauberin“. Trotz der Komplikationen verlief die Auflösung der Situation dann doch recht glatt, auf ebenso unvorhergesehene Weise, wie sich die Komplikation eingestellt hat. Und obwohl ich nicht hätte vorhersagen können, zu welchem Ende die Bemühungen der Beteiligten letztlich führen würden, wollte echte Spannung nicht so recht aufkommen. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, die Situation könnte in eine Katastrophe führen, weder in Bezug auf den Gesamtzusammenhang, noch im Hinblick auf einzelne Charaktere wie Salvator oder Colivar.
So war der dritte Band zwar spürbar anders gewichtet als der Zweite, er gefiel mir aber genauso gut.
Insgesamt fand ich den gesamten Zyklus lesenswert. Man braucht ein wenig Geduld, bis die Geschichte in Fahrt kommt, sie bietet aber durchaus einiges an Spannung, und außerdem so viele Geheimnisse und Rätsel, eine so interessante und sauber abgestimmte Basis und so viele verschiedene, faszinierende und lebendige Charaktere, dass es auch in den spannungsärmeren Passagen niemals langweilig wird.
Celia Friedman hat lange als Kostümbildnerin gearbeitet, ehe sie sich gänzlich dem Schreiben zuwandte. Zunächst schrieb sie Science-Fiction, später auch Fantasy. Aus ihrer Feder stammen neben der Magister-Trilogie der Coldfire-Zyklus sowie der Zweiteiler Alien Shores und weitere Einzelromane. Allerdings wurden nicht alle ihre Bücher ins Deutsche übersetzt.
Eigentlich sucht George seinen Vater. Als er ihn findet, wird er in dessen Theatergruppe aufgenommen, die nach Feierabend die Apokalypse verhindert; es schließen sich gefährliche Abenteuer im Diesseits und anderen Welten an … – Es gibt sie also noch: Autoren für „Urban Fantasy“, die ein fantasiereiches Garn nicht ohne Längen und Klischees aber ohne kussfeste Vampire oder rollige Werwölfe spannend über die volle Seitendistanz bringen. Robert Jackson Bennett – Silenus weiterlesen →
Lorentha ist nicht glücklich über ihre Rückkehr nach Aryn, und das liegt nicht nur daran, dass ihr Vertrag bei der Garde wohl nicht verlängert werden wird. Ihre Erinnerungen an diese Stadt sind nicht gerade positiv, und ihr Vorhaben, den Mord an ihrer Mutter aufzuklären, rührt genau an diesen Erinnerungen.
Als wäre das noch nicht schlimm genug, wird sie, kaum dass sie das Schiff verlassen hat, zum Gouverneur zitiert, der ihr eröffnet, sie müsse zusammen mit einem manvarischen Adligen den Diebstahl des wertvollsten Artefakts der Stadt, des Falken der Göttin Isaeth, aufklären und dafür zunächst einmal einen dieser verhaßten Adelsbälle besuchen …!
„Sarg niemals nie“ wirbt im Klappentext mit dem Spruch: „Ein Sarg. Ein Pflock. Ein Bestseller“, und teilt dem potenziellen Leser damit auf nicht gerade subtile Art und Weise mit, dass es um Vampire geht und sich das Buch wie geschnitten Brot verkauft. Was wohl eine Aussage zur Qualität des Romans sein soll. Allerdings trifft dies auf fast jedes Druckerzeugnis zu diesem Thema zu und so bleibt es dem Leser überlassen, auf den recht schnell weggelesenen 300 Seiten festzustellen, dass er mit diesem neuen Roman von Dan Wells ein echt überflüssiges Produkt in den Händen hält.
01 [„Der letzte Vampir“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4613
02 [„Krieg der Vampire“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5894
03 [„Vampirfeuer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6230
04 _“Vergeltung der Vampire“_
05 „32 Fangs“ (noch ohne dt. Titel)
_Laura Caxton sitzt fest._ Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Um ihr Zeil zu erreichen, hatte sie in [„Vampirfeuer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6230 ihre Kompetenzen überschritten und zur Folter gegriffen. Dafür ist sie in einem Hochsicherheitsgefängnis gelandet – kein guter Ort für eine Polizistin, denn hier wird sie von den Wärtern verachtet und den Mitgefangenen gehasst. Ihr Vorhaben ist es nun, den Kopf einzuziehen, sich unauffällig zu verhalten und ihre Strafe abzusitzen. Doch da hat sie die Rechnung ohne Justinia Malvern gemacht …
Die uralte Vampirin hat in Laura offensichtlich ihre Nemesis erkannt und heckt einen komplizierten Plan aus, um Lauras habhaft zu werden. Mit Hilfe einer Schar Halbtoter und der Unterstützung der Gefängnisdirektorin (der sie im Gegenzug das ewige Leben versprochen hat) übernimmt sie die Herrschaft über das Gefängnis. Die Insassinnen werden zu Blutspenden herangezogen, was Malvern in einen gut genährten Vampir verwandelt. Sie schickt eine Armada Halbtoter in den Hochsicherheitstrakt, die Caxton fangen und ihr lebend bringen sollen. Doch Caxton ist nicht so einfach gefangen zu nehmen. Mit ihrer Zellengenossin erkämpft sie sich freie Bahn und kann sich fortan relativ frei, allerdings nur rudimentär bewaffnet, auf dem Gefängnisareal bewegen. Doch Malvern hat noch ein Ass im Ärmel: Lauras Freundin Clara, die sie in ihre Gewalt gebracht hat. Und Laura hat 23 Stunden, um Clara das Leben zu retten, indem sie sich selbst Malvern ausliefert.
_Wer die drei_ vorangegangenen Bände nicht gelesen hat, braucht die Lektüre von „Vergeltung der Vampire“ nicht zu scheuen. Wellington macht den Einstieg leicht, indem er zwar die wichtigsten Eckdaten seines Universum liefert, ansonsten jedoch eine in sich abgeschlossene Story bietet, mit der auch neue Leser ohne Probleme zurechtkommen können. Der in sich geschlossene Handlungsort (Wellington verlässt nur am Anfang und am Ende kurz das Gefängnis) tut ein übriges, um neue Leser mitzunehmen und ihnen alle Chancen zu geben, sich von Wellingtons Hochgeschwindigkeitsplot mitreißen zu lassen. Denn Wellington bietet auch hier wieder alles, was man mit seinem Namen verbindet: kurze, knackige Kapitel, eine actionlastige Handlung, kaum Verschnaufpausen und im Ganzen ein Roman, der ohne Ballast auskommt und der so dermaßen schnell voranschreitet, dass man auch als Leser kaum die Möglichkeit hat, zu Atem zu kommen.
Laura Caxton bekommt dazu ebenfalls kaum Gelegenheit. Seit dem Beginn der Reihe hat sie eine beachtliche Entwicklung durchgemacht, denn mittlerweile kann sie sich problemlos mit allerlei Actionhelden messen. John McLane in „Stirb Langsam“ kommt dem Leser zuweilen in den Sinn, genauso wie Ripley aus „Alien“. Dass sich gerade diese Vergleiche aufdrängen, liegt auch am Setting. Wie in „Stirb Langsam“ oder „Alien“ konzentriert sich die Handlung auf einen begrenzten Ort. Wie eine Maus im Labyrinth muss sich Caxton durch Gänge kämpfen und Halbtote überwinden, um schließlich ihrem Gegner gegenüberzustehen. Das Setting ist für den Roman also ein echter Glücksgriff. Auch, weil Wellington durchaus Zeit darauf verwendelt, das Klaustrophobische und Bedrückende des Gefängnisalltags darzustellen. Man fühlt sich mit Caxton eingesperrt sowohl an diesem Ort als auch in dieser Lage und es gilt, beidem irgendwie zu entkommen. Dieses grundlegende menschliche Bedürfnis nach Freiheit durchzieht den Roman – gleichzeitig stellt Wellington Caxton aber ein Hindernis nach dem anderen in den Weg, woraus die unglaubliche Spannung von „Vergeltung der Vampire“ entsteht.
Darum ist es noch nicht einmal Justinia Malvern, die hier der zentrale Gegenspieler ist. Stattdessen ist es der Ort der Handlung, den es zunächst zu überwinden gilt – um eben dann Malvern gegenübertregen zu können. Trotzdem gibt sie natürlich als vampirischer Mastermind ihr Bestes. Der von ihr erdachte Plan zeugt von geradezu fanatischen Rachegelüsten und wird in seiner ganzen Perfidität erst am Schluss des Buches klar. Denn natürlich endet Wellington auch hier wieder mit einem Cliffhanger. Offensichtlich hat er noch nicht genug von Laura Caxton und ihren Vampiren. Recht hat er, denn auch als Leser möchte man sofort wissen, wie es wohl weitergeht. Der fünfte Band wird dann aber wohl tatsächlich der finale Showdown sein. Mit dem Ende seiner Reihe um Laura Caxton darf er sich dann rühmen, im Genre Vampirroman eine der dichtesten, spannendsten und auch blutigsten Serien geschrieben zu haben. Diesen Titel macht ihm im Moment keiner so leicht streitig.
Zu wünschen wäre Wellington und seinen Fans, dass sich jemand die Filmrechte an „Vergeltung der Vampir“ sichert. Der Roman würde einen falbelhaften Actionkracher abgeben. Denn gegen Laura Caxton sähe mittlerweile wohl sogar Blade alt aus.
|Taschenbuch: 368 Seiten
Originaltitel: 23 Hours
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Andreas Decker
ISBN 9783492267205|
http://www.piper-fantasy.de
_David Wellington bei |Buchwurm.info|:_
[„Vampirfeuer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6230
[„Stadt der Untoten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4980
[„Welt der Untoten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6563
Band 1: _“Medizin um Mitternach“_
Band 2: „Moonshifted“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Shapeshifted“ (Juni 2013, noch ohne dt. Titel)
Man nehme: Eine gute Portion „Grey’s Anatomy“ und eine Prise „Anita Blake“, rühre alles kräftig durch, lasse es einmal aufkochen und raus kommt ein Buch wie Cassie Alexanders „Nightshifted: Medizin um Mitternacht“.
Klingt erstmal gut? Stimmt, die Idee ist alles andere als schlecht. In ihrem Romandebut platziert Cassie Alexander ihre Protagonistin Edie Spence als Krankenschwester auf der geheimen Station Y4 des County General. Auf Y4 wird alles behandelt, was übernatürlich ist: Vampire, Tageslichtagenten, Wertiere, Gestaltwandler und manchmal sogar Drachen. Da eine geheime Station im normalen Krankenhausbetrieb trotz des generellen Trubels vermutlich irgendwann auffallen würde, lauern im County noch die Schatten, um im Fall der Fälle beteiligten „Zivilisten“ das Gedächtnis zu löschen.
Edie ist Nachtschwester (sie braucht das Geld) und bei einem ihrer ersten Einsätze geht etwas völlig schief und ein Tageslichtagent pustet sein Lebenslicht aus; allerdings nicht, ohne ihr aufzutragen, Anna zu retten. Edie, die ein schlafwandlerisches Talent dafür hat, sich in Dinge einzumischen, die sie nichts angehen, macht sich auf die Suche nach der ominösen Anna und findet sie schließlich auch. Mit Weihwasser bewaffnet, befreit sie das misshandelte Vampirmädchen aus den Fängen des Bösewichts, ebenfalls ein Vampir. Der geht dabei drauf, was Edie in weitere Schwierigkeiten bringen wird. Denn die Vampire – lange nicht so impulsiv, wie man gemeinhin annimmt – stellen sie vor ein Tribunal. Nur wenn Edie die geflüchtete Anna auftreiben kann, damit diese zu ihren Gunsten aussagt, hat sie eine leise Chance, lebend und mit intakter Seele aus der ganzen Sache rauszukommen.
Und so findet sich Edie bald in einem Netz aus Vampirmachenschaften wieder, während sie versucht, Anna zu finden (die sich nach ihrer Rettung prompt aus dem Staub gemacht hatte) und ihr neu erwachtes Liebesleben zu ordnen. Eigentlich auf One-Night-Stands abonniert, machen Edie im Moment gleich zwei Männer den Hof: Ein attraktiver Gestaltwandler namens Asher und ein Zombie namens Ti, dem alle paar Seiten wichtige Körperteile abfallen (nein, nicht diese wichtigen Körperteile, keine Sorge). Besonders Ti wird viel zur Rettung Edies beitragen, indem er Anna ausfindig macht und generell für die tougheren Parts der Handlung zuständig ist.
_Eigentlich hat „Nightshifted“_ also alles, was eine gute Urban Fantasy ausmacht: Action, Romantik und eine Heldin zum Mitfiebern. Und doch will keine rechte Stimmung aufkommen. Das liegt zum einen daran, dass alle Charaktere – mit Ausnahme der Ich-Erzählerin Edie – blass und austauschbar bleiben. Ihre Kollegen auf Y4 haben Namen, aber keine Gesichter. Man erfährt absolut nichts über sie, was dazu beiträgt, dass alle Szenen auf Y4 uninspiriert heruntergeschrieben wirken. Seltsam, schließlich arbeitet Autorin Cassie Alexander tatsächlich als Krankenschwester. Man sollte also annehmen, dass dieser Aspekt ihrer Geschichte ihr besonders leicht von der Feder gehen sollte. Doch dem ist leider nicht so. Statt eines atmosphärischen Krankenhaussettings flüchtet sich Alexander zunehmend in Medizinsprech. Das soll wohl Glaubwürdigkeit suggerieren, nervt aber letztendlich nur und trägt nichts zur Handlung bei. Schließlich hat es für den Leser kaum Mehrwert zu erfahren, welche verschiedenen Infusionen gerade in einen der ebenfalls vollkommen austauschbaren Patienten gepumpt werden und wie viele andere Schwestern dafür gegenzeichnen müssen. „Bei der Arbeit komme ich ganz gut klar, aber niemand steht mir wirklich nahe,“ sagt Edie gegen Ende des Romans und beschreibt damit ein Gefühl, das sich über den Roman hinaus auf den Leser überträgt.
Selbiges gilt für die Patienten auf Y4. Sie sind hauptsächlich Staffage. Mal läuft ein Drache durchs Bild, mal wird ein Tageslichtagent in einen Vampir verwandelt. Das alles jedoch ist kaum mehr als pure Show, um auf eine Romanlänge von 400 Seiten zu kommen. Man erfährt fast nichts über die jeweiligen Subkulturen. Selbst die Vampire, die im weiteren Verlauf durchaus eine Rolle spielen werden, bleiben ein Enigma dahingehend, dass sie zwar als Gegenspieler, nicht aber als eigenständige Figuren agieren dürfen. Es fehlt definitiv ein wirklicher Bösewicht, um die dahinplätschernde Handlung aufzupeppen und der Protagonistin einen Kontrahenten gegenüberzustellen, an dem sie sich abarbeiten kann. Das schien Alexander zu viel Arbeit zu sein, weswegen die Vampire hauptsächlich im Dunkel bleiben und weder der Leser noch Edie wirklich dahintersteigen, welcherart Bedrohung sie nun darstellen sollen. (Edie allerdings ist daran nur bedingt interessiert. Der Leser jedoch schon.) Da wird mal etwas von verschiedenen Gruppierungen (Throne genannt) angedeutet, aber die Autorin wirft dem gegeigten Leser nie mehr als kleine Informationsbrocken hin. Damit bleibt die Welt von “Nightshifted” leider schwarz/weiß. Sie bekommt keine Konturen und wirkt nur als Leinwand, vor der Edie ihr recht durchschnittliches Leben leben kann (unterbezahlter Job, unleidliche Familie, kaum Sozialkontakte und ein verworrenes Liebesleben – kommt doch wohl vielen bekannt vor, oder?).
Darüber hinaus sind andere für die Action zuständig. In der Regel ist es Ti, der Feuerwehrmann-Zombie. Geht es um Ermittlungsarbeit (z. B. die Suche nach Anna), lässt Ti irgendwelche nicht näher beleuchteten Kontakte spielen, woraufhin die Handlung sich sprunghaft nach vorn bewegt. Da schimmert die Faulheit der Autorin durch, die sich auch sonst nur teilweise mit der Logik anfreunden kann. Wenn Ti z. B. in seinem Arm eine Knarre zum Tribunal schmuggelt (ja, wirklich – ein bisschen spritzendes Blut und abfaulende Körperteile sollte der Leser bei der Lektüre abkönnen), wäre es da nicht praktischer sie zu laden, anstatt die Kugeln einzeln im Fleisch der eigenen Zunge zu verstecken? Pfui deibel …
_“Nightshifted“ kommt mit_ einer guten Prämisse und einer durchschnittlich interessanten Heldin daher, passt also prima ins Genre der Urban Fantasy. Leider kommt bei der Lektüre keine wirkliche Stimmung auf. Selbst als Edie schon gefesselt ihrem Tod ins Auge sieht, bleibt man als Leser ziemlich ungerührt. Ob in diesem Universum jemand lebt oder stirbt, könnte egaler nicht sein.
Band 1: _“Frostkuss“_
Band 2: „Kiss of Frost“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Dark Frost“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Crimson Frost“ (2013)
Band 5-6: geplant
Mein Name ist Gwen Frost und ich verfüge über die seltene »Gypsy-Gabe« …
Sie sind die Nachkommen sagenhafter Kämpfer wie Spartaner, Amazonen oder Walküren und verfügen über magische Kräfte. Auf der Mythos Academy lernen sie, mit ihren Fähigkeiten umzugehen und sie richtig einzusetzen.
Thomas Elbel ist ein bisher in Genrekreisen völlig unbekannter Name, und auch sein Romanerstling Asylon blieb einige Zeit unbemerkt. Bekommt man das Buch dann in die Hände, reizt erstmal weder Titel noch Cover noch Klappentext übermäßig zum Lesen, denn offenbar handelt es sich um ein abgeschlossenes System, eine Stadt als Asyl für die letzten Menschen nach einer dramatischen Katastrophe – ein nicht gerade innovativer Plot. Nimmt man es dennoch zur Hand, bemerkt man schnell, dass sich Elbel von einer attraktiven Idee leiten lässt und das Buch mehr Charisma und Spannung und Grusel enthält, als man vermuten mochte.
Masterleveller Torn entdeckt eine Leiche in den besonderen Sperrzonen der Stadt Asylon, im Minenfeld, das die Stadt gegen das feindliche Umfeld und die sie belagernden Horden verseuchter Menschen schützt – so heißt es. Und so nimmt Torn auch vorerst an, die Leiche gehöre zu einem Eindringling. Seinem munteren Assistenten allerdings fällt auf, dass die Leiche derart ausgerichtet liegt, wie es nur bei der Bewegung nach außen, also weg von der Stadt, vorkommen kann. Bevor er seine Entdeckung allerdings mitteilen kann, wird er von Torns heftigstem Widersacher unterbrochen, dem Polizisten Rygor, der sich von Torn in seiner Kompetenz bedroht sieht und den Fall des vermeintlichen Eindringlings übernimmt. Und ab da überschlagen sich die Ereignisse, sodass die Entdeckung vorerst unbeachtet bleibt.
Torn ist ein Leveller, besser der Masterleveller Asylons, das heißt, er sorgt für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Gangstercliquen, um Stabilität zu garantieren. Seine drastischen, oft tödlichen Maßnahmen werden dabei von allen Seiten toleriert und als Notwendigkeit erkannt – bis Torn, noch aufgewühlt von seiner Konfrontation mit Rygor, in einen menschenverachtenden Konflikt einer Bande verwickelt wird und einen der Mächtigen, ein Stabilitätsfaktum, umbringt. Das führt dazu, dass er seiner Pflichten enthoben und geächtet wird, sodass er nun mittellos ein gejagter Gesetzloser wird. Und dass, wo doch seine Frau schwanger in der Klinik liegt.
Als das Neugeborene unter undurchsichtigen Umständen verschwindet und Torns Frau für verrückt erklärt wird, brechen alle Schranken und Torn begibt sich in einen Kampf zwischen die herrschenden Clans und die geduldete Regierung. Was er entdeckt bei der Suche nach seinem Kind, wirft sein gesamtes Weltbild und das Konstrukt der Realität, mit dem jeder Asylonier lebt, über den Haufen. Hier werden geheime Geschäfte abgewickelt, Kinder auf genetische Prädispositionen untersucht, Gerüchte vom freien Leben außerhalb der Stadt greifen um sich und die dubiosen Machenschaften der Machthaber lassen ihn an seinem Verstand zweifeln.
Thomas Elbel entwirft mal wieder ein dystopisches Zukunftsbild, so scheint es dem Leser anfangs. Doch was sich dahinter verbirgt, ist weit mehr als das. Es ist ein Betrug, der nicht nur die Menschen in der Stadt halten, sondern noch weit größere Verbrechen vertuschen soll. Dabei führt er uns häppchenweise in die Hintergründe ein, aber auf eine spannende, fließend in die Handlung integrierte Art; anders als oft in Ermanglung des nötigen Spielraums trocken aufgetischter Informationen bekommt man hier düstere, teils unglaubliche Verbrechen von bizarrer Brutalität serviert, die in sich den Hintergrund der Story tragen.
Der Betrug, der auf dramatische Weise für einen Teil der Verantwortlichen eine tragische Wendung nahm, ist schließlich der Punkt, der die Geschichte von ähnlichen Romanen um unwissende Gefangene abhebt. Hier geht es nicht darum, dass der Protagonist irgendwann eine Tür durchtritt und feststellt, die Apokalypse draußen hatte nie stattgefunden – das ist nur ein Teil der Lösung, die Elbel hier anbietet. Viel tiefer verschachtelt in mehrere Rätsel ist die Erkenntnis.
Trotz dieser Qualität des Entwurfs bleiben in der Ausführung Mängel, die den Leser in leider zu vielen Momenten verärgern. Die Bilder und Strukturen wirken verwaschen, wie schon oft gehörte Klischees solcher Endzeitstimmungen. Darüber sieht man manchmal hinweg im Bewusstsein, dies ist der Romanerstling des Autors. Doch man erwartet schließlich, dass ein ordentliches Lektorat solche Missstände aufdecken und wegarbeiten müsste, doch leider zieht sich dieses Bild durch den gesamten Roman.
Zum Glück spiegelt der Autor diese Probleme mit seiner besonderen Stärke, nämlich der Beschwörung horroriger Szenen, wie sie nicht besser zu diesem Buch hätten passen können. Die perverse Brutalität des Gegenspielers, sein Doppelbild für die Romanöffentlichkeit, die klaustrophobischen Szenen in der Leichenkammer … Das hält den Leser bei der Stange und bleibt glücklicherweise deutlicher in Erinnerung als der Ärger über stilistische Mängel.
Insgesamt ein durchaus beachtenswerter Romanerstling, der vor allem durch die Idee und die düsteren, perversen Szenarien besticht. Die erzählerische Leistung während füllender Handlungszeiten bleibt dabei ausbaufähig, sodass man auf weitere Geschichten Elbels warten darf mit Vertrauen in die Entwicklungsfähigkeit des Autors.
In den 1930er Jahren verfolgt eine Gruppe verzweifelter Landstreicher einen Serienkiller; Hunger, Unwetter und das korrupte Gesetz erschweren die Jagd auf „Mr. Shivers“, der womöglich dämonischer Herkunft ist … – Vor historischem Hintergrund zeichnet der Autor das Bild einer US-Nation im Untergang, in das sich übernatürliche Elemente unheilvoll harmonisch einfügen. Land und Leute werden einprägsam geschildert; die Intensität eines Joe Lansdale oder Jack Ketchum geht Robert J. Bennett freilich (noch) ab. Robert Jackson Bennett: Mr. Shivers weiterlesen →
Die 16 Jahre alte Lara McLane lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Großvater Henry McLane in Edinburgh. Ihre Eltern verstarben, als Lara noch ein sehr kleines Kind war, und so fehlt Lara, obwohl ihr Großvater ihr möglichst viele Fragen beantwortet, der richtige Bezug zu ihren Eltern.
An ihrem 16. Geburtstag bekommt sie von ihrem lebenslustigen Großvater neben einem MP3-Spieler auch einen geheimnisvollen Schlüssel geschenkt. Diesen erhält sie mit den Worten: „Betrachte dies hier als Möglichkeit“ und „Du wirst schon herausfinden, zu was dieser Schlüssel taugt“.
Wer heutzutage nicht wenigstens eine vage Ahnung davon hat, worum es in Stephenie Meyers backsteindicker [Twilight-Saga]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4600 geht, der hat in den letzten Jahren unter einem Stein gelebt. Unter einem ziemlich großen und schweren Stein. Der Erfolg der Reihe lässt sich nicht nur daran ablesen, dass tausende (meist jugendliche) Leserinnen an jedem Wort der Autorn hängen. Der Erfolg zeigt sich auch dadurch, dass die Reihe verfilmt wird – und dass sie Parodien hervorbringt, von der Stephfordy Mayos „Biss zum Abwinken“ tatsächlich nur eine ist. Dafür aber eine durchaus lesenswerte.
_Hella Wahn_ (der Name ist Programm) war mal ein Kinderstar in Büchern mit so bezeichnenden Titeln wie „Hella kriegt, was sie will“ und „Hella will noch mehr“. Doch dann ist es still um sie geworden – irgendwie hat sie wohl den Absprung vom Kinderbuchstar zum erwachsenen Charakter nicht so recht geschafft. Doch das soll jetzt anders werden. Deswegen zieht sie zu ihrem Dad nach Spachtel, da sich dort die „Spachtel Akademie für fiktionale Höchstleistungen“ befindet. Mit dieser fundierten Ausbildung, da ist sich Hella sicher, wird sie endlich den Sprung ins ernste Fach schaffen und an alte Erfolge anknüpfen.
Natürlich ist sie etwas vom Lehrstoff abgelenkt, als sie Teddy Kelledy kennen lernt. Die beiden sind Seelenverwandte, das erkennt sie sofort. Und natürlich ist auch Teddy ihr gleich ergeben – bis er sich mal einen Tag nicht blicken lässt und damit Hella in tiefste Depressionen stürzt: Selbstmordgedanken nicht ausgeschlossen. Als Teddy dann auch noch beschließt, für zwei Wochen nach Rumänien zu fahren und Hella ihn schlussendlich retten muss, da er kurz davor steht, einen Pornofilm zu drehen, wird die Handlung schon reichlich konfus. Und als dann auch noch die große UMGESTALTUNG eintritt und alle möglichen Horrorcharaktere sich treffen, um festzulegen, wer für die nächsten Jahre die Oberherrschaft im Film-, Serien- und Buchgeschäft haben wird, da weiß dann auch der letzte Leser – ernst ist anders!
_“Biss zum Abwinken“_ ist wirklich kurzweilige Unterhaltung, durchaus komisch und von einer Autorin geschrieben, die offensichtlich ein sehr gutes Auge für die Untiefen von Meyers erzählerischer Inkompetenz hat. Ein großer Teil der Komik erwächst aus der Tatsache, dass Mayo die Erzählstrategien Meyers gnadenlos bloßlegt und so der Lächerlichkeit preisgibt. Hella und Teddy, Mayos Versionen von Meyers reichlich unrealistischen Charakteren Bella und Edward, sind dafür ein gutes Beispiel. Hella, siebzehn, sieht sich ständig damit konfrontiert, dass sie für jünger gehalten wird, weil sie sich so kindisch benimmt. Auch ist sie eine egozentrische, eingebildete Ziege, die (ganz im Sinne der Pubertät) noch nicht begriffen hat, dass das Universum sich eben nicht um sie dreht. Was daran komisch sein soll? Dass Hella selbst sich als Bella sieht – schüchtern, hilfsbereit und unverstanden -, ihre Handlungen aber genau das Gegenteil implizieren. Der Gegensatz, wie ein Charakter erzählt wird und wie er tatsächlich beim Leser ankommt, ist eine der zentralen Strategien Mayos, um Komik zu erzeugen. Und natürlich kann diese Strategie nur erfolgreich sein, wenn man sie aus Meyers Prosa wiedererkennt.
Der Roman arbeitet einige der wichtigsten Handlungspunkte von Meyers Serie ab, schafft es aber – Gott sei Dank – in viel weniger Seiten zum fast selben Ergebnis zu kommen. Was das über Meyers Erzählerqualitäten aussagt, kann sich jeder selbst ausmalen. Stephfordy Mayo glänzt mit vielen literarischen Bezügen und kleineren artverwandten Gags (so werden beispielsweise den Verlierern bei der UMGESTALTUNG Nebenrollen bei „Supernatural“ versprochen), man könnte also durchaus von einer teilweise metaliterarischen Behandlung des Meyerschen Stoffes sprechen. Schließlich kann eine Parodie nur gut sein, wenn sie die Mechanismen des Originals durchschaut und es dann schafft, sie auf komische Weise sichtbar zu machen.
Das gelingt Mayo auch bei vielen anderen Kleinigkeiten, so zum Beispiel bei der unterdrückten Erotik der Twilight-Bücher. So zeigen sich auch Hella und Teddy reichlich ahnungslos, obwohl die sexuelle Komponente immer mitschwingt. So passiert zum Beispiel folgendes, als Hella intensiv über Teddy nachdenkt: „Warum fühlte sich mein Schritt nur so nass und klebrig an, wenn ich nur an ihn dachte?“ Der Leser kann es sich denken, doch dann kommt die 180-Grad-Drehung: „Ach so, das war ja nur meine verschüttete Limo.“
_“Biss zum Abwinken“_ ist eine wirklich gelungene Parodie. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht am eigentlichen Publikum (nämlich den Fans der Twilight-Reihe) vorbeigeschrieben ist. Denn wie meint Hella so schön: „Jede Geschichte mit mir im Mittelpunkt hat eine Ironie-freie Zone zu sein.“ Wünschen wir also den Fans eine große Dosis Ironie, damit sie über sich und ihr Lieblingsbuch mal herzlich lachen können!
|Broschiert: 254 Seiten
ISBN-13: 978-3492259262
Originaltitel: |New Moan. The Twishite Saga|
Deutsch von Henriette Zeltner|
Band 1: „Die Seelenjägerin“
Band 2: „Die Seelenzauberin“
Band 3: „Legacy of Kings“ (im Original: Mai 2011)
Kamala hatte Glück im Unglück. Obwohl sie mitten im Kampf mit dem Ikata von der Tanslatio überrascht wurde, hat sie überlebt. Ein Nordländer hat die Bestie getötet und Kamala konnte verschwinden. Jetzt will sie Antworten auf ihre Fragen haben. Und so hängt sie sich in der Gestalt eines Habichts an die Fersen jenes Nordländers, der den Ikata getötet hat …
Rhys, der Bruder der Großkönigin Gwynofar, wurde nach seinem Sieg über den Ikata nach Norden geschickt, um einen Blick auf die Speere im Gebiet der Alkalier zu werfen, denn von dort sind seit Monaten keine Berichte mehr eingetroffen. Doch nichts und niemand hätte ihn auf das vorbereiten können, was er in Alkal schließlich vorfindet!
Gwynofar hat unterdessen ihren zweitältesten Sohn Salvator aus dem Kloster zurück gerufen, damit er seinem Vater auf den Thron folgt. Aber kann ein Mann mit den Überzeugungen und dem Lebenswandel der Büßermönche überhaupt ein guter König sein?
Siderea, die Hexenkönigin von Sankara, jedenfalls beabsichtigt, genau diese mönchischen Eigenschaften zu fördern. Ihr unbändiger Lebenswille hat die Frau mit dem erlöschenden Athra dazu gebracht, ein Bündnis mit einem geheimnisvollen Fremden einzugehen, ohne zu versuchen, seine wahren Absichten zu ergründen, oder sich die Mühe zu machen, Erkundigungen über ihn einzuziehen.
Im Großen und Ganzen agieren in diesem zweiten Band des Zyklus‘ noch nahezu dieselben Charaktere wie im ersten Band. Allerdings hat sich das Augenmerk ein wenig verschoben:
Statt Gwynofar steht nun Rhys mehr im Mittelpunkt des Geschehens. Der mutige Mann ist der Bastardsohn des Erzprotektors von Kierdwyn und damit ein Halb-Lyr. Besonders glücklich ist er über keinen der beiden Umstände, scheint doch die Tatsache, dass er als Halb-Lyr besondere Fähigkeiten im Kampf mit den Ikati besitzt, seinen Sieg über das Ungeheuer zu schmälern. Außerdem fürchtet er – völlig ohne Grund – stets die Ablehnung seiner Stiefmutter. Halt scheint ihm nur sein Glaube an seine Götter und die alten Mythen zu geben. Als er auch diesen verliert, ist er ein gebrochener Mann.
Am anderen Ende der Welt hat sich die Gewichtung von Colivar hin zu Siderea verschoben. Sidereas Verzweiflung angesichts ihres erlöschenden Athras ist so groß, dass sie in der Überzeugung, nichts zu verlieren zu haben, jegliche Vorsicht über Bord wirft. Gleichzeitig entwickelt sie einen ungeheuren Hass auf die Magister, von denen sie sich im Stich gelassen fühlt. Am Ende des Bandes ist diese Frau einer der gefährlichsten Charaktere des gesamten Buches.
Der einzige wichtige Neuzugang, Nyuku, bleibt dagegen fast ein wenig blass. Aus seinem Werdegang werden lediglich einige kurze Ausschnitte erzählt, die aber außer einer wilden Entschlossenheit und einem rücksichtslosen Drang nach Wärme und Licht keine weiteren Eigenschaften verraten. Zumindest vorerst …
Ich fand diese neue Gewichtung innerhalb der Charakterzeichnung sehr gelungen. Es hat bereits interessante Charaktere noch weiter vertieft, ohne dabei die bisherigen zu vernachlässigen. Der einzige, der in dieser Beziehung bisher ausgespart wurde, ist Colivar, was allerdings kein Manko ist, denn schließlich ist seine Figur eines der zentralen Rätsel des Plots.
Der Plot wurde in diesem Band zusätzlich zu den lokalen Handlungssträngen noch um einen zeitlichen erweitert. Nyukus Geschichte wird in Rückblenden erzählt, was sich allerdings erst im Laufe des Buches bemerkbar macht. Eine zusätzliche Kapriole in diesem Strang wurde dann zum endgültigen Stolperstrick: Eine kurze Szene aus der Sicht eines hochrangigen Alkaliers, der sonst nur in der chronologischen Abfolge auftaucht, wird ebenfalls rückblickend erzählt, und der Leser muss erst einmal überlegen, in welchen Zusammenhang dieser Abschnitt gehört.
Ansonsten aber hat die Autorin ihren zweiten Band mit wesentlich mehr Tempo erzählt als den ersten. Das Ende des ersten Bandes wurde ohne überflüssige Weitschweifigkeit noch einmal in den Anfang eingebaut, sodass der Leser sofort wieder direkt im Geschehen ist, ohne sich erst ganze Passagen langweiliger Wiederholungen zu Gemüte führen zu müssen. Und die Spannungskurve wirkt wie eine Börsennotierung: Sie steigt und fällt, verläuft insgesamt aber stetig aufwärts, bis der Leser auf den letzten fünfzig Seiten nicht mehr weiß, woran er seine feuchten Hände noch trocken wischen soll.
Dazu kommen einige beiläufige Anmerkungen, die den aufmerksamen Leser interessiert aufhorchen lassen – zum Beispiel fällt das Wort „Konjunkt“ in diesem Band auch noch in einem ganz anderen Zusammenhang als bisher -, und überraschende Wendungen wie die im Zusammenhang mit der jungen Adligen Petrana, die selbst in den ruhigeren Passagen das Interesse des Lesers jederzeit wach und gespannt halten.
Die Karte, die in der Originalausgabe enthalten ist, hat Piper leider weggelassen.
Um es kurz zu machen: „Die Seelenzauberin“ hat mir, trotz der kleinen Stolperfalle innerhalb des rückblickenden Handlungsstrangs, noch besser gefallen als ihr Vorgänger. Das zügigere Erzähltempo ging weder auf Kosten der Charaktere noch auf die des Weltentwurfs, der Handlungsverlauf war abwechslungsreich und kaum vorhersehbar, die Erweiterung der Grundidee um den Rückblick bot eine weitere Perspektive. Und die kleinen Andeutungen von Colivar versprechen ausgesprochen interessante Aussichten für den Schluss der Trilogie. Die kommt aber leider erst im Mai nächsten Jahres unter dem Titel „Legacy of Kings“ in die amerikanischen Buchläden, da Celia Friedman während der letzten Monate an einem weiteren Band zu ihrer Coldfire-Trilogie saß.
Celia Friedman hat lange als Kostümbildnerin gearbeitet, ehe sie sich gänzlich dem Schreiben zuwandte. Zunächst schrieb sie Science Fiction, später auch Fantasy, allerdings wurden nicht alle ihre Bücher ins Deutsche übersetzt.
Band 1: [„Der letzte Vampir“ 4613
Band 2: [„Krieg der Vampire“ 5894
Vampire sind einfach nicht tot zu kriegen, das muss auch Laura Caxton langsam einsehen. In David Wellingtons Debutroman „Der letzte Vampir“ war sie eher zufällig in eine Vampirjagd geraten, doch seither lassen sie die Blutsauger nicht mehr los. Im zweiten Teil musste sie schon gegen eine ganze Hundertschaft von Untoten antreten. Nur knapp war sie mit dem Leben davon gekommen, ihren Vampirjägerausbilder Arkeley hatte es jedoch erwischt: Um Caxtons Leben zu retten, hatte er sich einverstanden erklärt, selbst zum Vampir zu werden. Sein Versprechen, zurück zu kommen und sich von Caxton endgültig töten zu lassen, hat er allerdings nicht gehalten.
Der dritte Band der Reihe, „Vampirfeuer“, setzt zwei Monate nach den verheerenden Ereignissen von Gettysburg ein. Caxton hat mittlerweile ihre eigene Abteilung bekommen – die SSU, Special Subjects Unit -, die sich vor allem mit der Vampirbedrohung befassen soll. Klar, die Unit besteht eigentlich nur aus Caxton und ihrem Kollegen Glauer, klar auch, dass sie komplett unterfinanziert ist. Und trotzdem – Caxton ist jetzt die offizielle Stelle für Vampiraktivitäten aller Art. Ihr Hauptaugenmerk liegt allerdings darauf, endlich Arkeley zu finden und dingfest zu machen. Da kommt es ihr sehr ungelegen, dass sie zwar zu einem viel versprechenden Tatort gerufen wird, sich der böse Vampir aber am Ende als Emo-Teenager mit Schminke und angeklebten Elfenohren herausstellt. Caxton ist entnervt, doch Glauer vermutet hinter der Attacke mehr und macht sich über das Tagebuch des selbsternannten Vampirs Rexroth her.
Gleichzeitig tritt auch Arkeley wieder in Aktion. Offensichtlich gefällt ihm seine Vampirexistenz, obwohl er sich wohl einsam fühlt. Und so bietet er nacheinander den Mitgliedern seiner Familie an, sich ihm doch anschließen. Welches Muster er verfolgt, wird Caxton leider erst klar, als bereits zwei Familienmitglieder tot sind, weil sie Arkeleys großzügiges Angebot abgelehnt haben. Und so gilt es, seine verhuschte Tochter und seinen bockigen Sohn gegen ihren Willen vor den scharfen Reißzähnen ihres Herrn Papa zu beschützen.
„Vampirfeuer“ erscheint etwas gemäßigter als seine beiden Vorgänger. Zwar beginnt der Roman gleich mit einem Kracher – einer ordentlichen Vampirjagd, ein paar Toten und spritzendem Blut -, doch Wellington konzentriert sich diesmal über weite Strecken auf einen konventionellen Krimiplot: Caxton versucht verzweifelt, Arkeleys Versteck ausfindig zu machen und Wellington folgt ihren Schritten minutiös und lässt den Leser miträtseln, was der böse Vampir wohl als nächstes geplant hat. Solide Polizeiarbeit steht also im dritten Teil der Reihe im Vordergrund, doch natürlich wird diese auch regelmäßig von actionlastigen Szenen unterbrochen – ganz abgesehen davon, dass der Roman mit einem im wahrsten Sinne heißen Showdown endet.
Großen Wert legt Wellington auf die charakterliche Entwicklung seiner Heldin Laura Caxton. Ihre Beziehung zu Arkeley war nie eitel Sonnenschein, war nie von persönlicher Sympathie geprägt. Zu Beginn verurteilte Caxton Arkeley noch wegen seinen Wildwest-Methoden und wegen seiner Unfähigkeit, an etwas Anderes als an die Vampirjagd zu denken. Umso interessanter, dass Caxton nun immer mehr in seine Fußstapfen tritt, manchmal gar, ohne es selbst zu merken. Ihre Freundin Clara foppt sie damit jedoch nicht. Sie meint über Arkeley: „Zuerst bringt er dich in Gefahr. Er hat dich zu seinem Vampirköder gemacht. Dann hat er dich zu einem echten Vampirkiller gemacht. Jetzt verwandelst du dich richtig in ihn. Vielleicht endest du auch genauso wie er. Dazu bereit, alles zu tun, nur um den Kampf fortzusetzen. Dazu bereit, schreckliche Dinge zu tun.“ Wer weiß, Claras Worte könnten prophetischen Charakter haben …
Arkeley zu finden und unschädlich zu machen ist für sie zur fixen Idee geworden, dem sich alles andere – auch persönliche Beziehungen – unterzuordnen hat. So ist ihre Denkweise zwar nachzuvollziehen, schließlich stellen die Vampire eine beängstigende Bedrohung dar. Gleichzeitig jedoch zeigt Wellington Caxtons langsames Abdriften in den Wahn. So scheut sie sich nicht, eine Leiche auf dem Polizeiparkplatz selbst zu verbrennen, weil sie kein Krematorium auftreiben konnte, das die Einäscherung noch am selben Tag vornehmen will. Dass Caxton nicht mehr klar denken kann, wenn es um Vampire geht, machen auch ihre manchmal sprunghaften und unlogischen Entscheidungen deutlich. Wie gut also, dass sie Glauer an ihrer Seite hat, einen herzensguten Cop, der auch viel besser mit Zivilisten umgehen kann als sie und der ihr ständig ins Gewissen redet und ihr klar zu machen versucht, dass sie als Dirty Henriette nicht weiterkommt: „Sie müssen vorsichtiger mit den Menschen in ihrer Umgebung sein. Vielleicht ist Ihnen ja egal, ob sie leben oder sterben …“ Und tatsächlich, Caxton wird zwar kurzfristig von Gewissensbissen geplagt, wenn sie Polizisten in den Tod schickt, doch letztendlich zählt für sie nur das große Ganze. Und unter großen persönlichen Opfern wird sie es auch schaffen, Arkeley schlussendlich zu stellen. Doch wird sie die Konsequenzen dafür tragen müssen, denn ihre Kompetenzen hat sie bereits weit überschritten.
Man muss es sagen: Wellington wird von Buch zu Buch besser. Zwar hat er den Horror- und Ekelfaktor in „Vampirfeuer“ um einiges herunter geschraubt, doch als Erzähler hat er sich seit seinem ersten Roman stetig weiter entwickelt und ein Universum geschaffen, dass auch im dritten Band weder langweilt noch stagniert. Langsam schließt sich der Kreis zum ersten Band, in dem noch Arkeley der große Vampirjäger war. Caxton hat in jeder Hinsicht seinen Platz übernommen. Doch heißt das tatsächlich, sie tut es ihm in jedem Fall gleich? Wird Clara recht behalten, wird Caxton vielleicht selbst als Vampir enden? Da muss man wohl einfach abwarten – der Folgeband ist in den USA bereits erschienen und kommt sicher bald auch in unsere Buchläden.
|Broschiert: 382 Seiten
ISBN-13: 978-3492267212
Originaltitel: |Vampire Zero|
Deutsch von Andreas Decker|
http://www.piper.de/
_Wellington beim Buchwurm:_
[Stadt der Untoten 4980
Band 1: „Die Seelenjägerin“
Band 2: „Wings of Wrath“ (noch ohne dt. Titel)
Vor der Tür des Einsiedlers Aethanus steht ein junges Mädchen namens Kamala. Sie besteht darauf, von ihm zum Magister ausgebildet zu werden. Der Blick aus ihren grünen Augen ist so diamanthart, dass Aethanus sich überreden lässt. Tatsächlich gelingt ihr, was noch keiner Frau je gelungen ist. Doch das heißt noch lange nicht, dass sie sich auch unter all ihren männlichen Kollegen durchsetzen kann. Eine Einsiedelei ist nur eine unvollkommene Vorbereitung auf die Welt, und so verläuft gleich ihr erstes Zusammentreffen mit anderen Vertretern ihrer Zunft katastrophal …
Während am einen Ende des Kontinents die erste Magisterin der Geschichte ihre ersten Schritte tut, erleidet am anderen Ende Prinz Andovan, dritter Sohn des Großkönigs Danton, plötzlich Schwächeanfälle, ohne dass einer der vielen Ärzte eine körperliche Ursache dafür finden könnte. Ramirus, der Magister des Großkönigs dagegen weiß ziemlich genau, worum es sich handelt, und genau das ist sein Problem. Denn es handelt sich dabei um eines der bestgehütetsten Geheimnisse der Magie überhaupt, was die Angelegenheit zu einer ziemlichen Zwickmühle macht. Doch noch ehe Ramirus eine Lösung für das Dilemma finden kann, nimmt der kranke Prinz die Sache selbst in die Hand, mit ungeahnten Folgen …
Der Titel lässt vermuten, dass das Buch Kamalas Geschichte erzählt. Das stimmt nur bedingt. Bei genauer Betrachtung stellt sich heraus, dass der Originaltitel – falls überhaupt – miserabel übersetzt wurde. Wörtlich übersetzt müsste er „Seelenschmaus“ lauten, was wohl nicht als verkaufsfördernd eingestuft wurde, den Inhalt aber wesentlich besser beschreibt.
Denn hier geht es um eine Art von Magie, die genau das tut: Sie verschlingt Seelen. Magie kann nur mit Hilfe von Athra gewirkt werden. Athra ist ein hübsches Wort für Lebensenergie oder auch für Seele. Die einfachen Hexen und Hexer verbrauchen ihre eigene Lebensenergie, wenn sie zaubern, deshalb altern sie alle vor ihrer Zeit und sterben früh. Die Magister haben sich damit offenbar nicht zufrieden gegeben, sie sind einen Schritt weiter gegangen und haben sich, nachdem sie ihre eigene Lebenskraft vollständig verbraucht haben, die Kraft einer fremden Seele unter den Nagel gerissen. Wobei es das nicht ganz trifft, denn die Magister saugen ihre Opfer nicht auf einmal aus wie ein Vampir. Man könnte sie eher mit Parasiten vergleichen. Wie ein Blutegel hängen sie sich an ihren Konjunkten und bedienen sich an seinem Athra. Dazu muss der Konjunkt nicht einmal in der Nähe sein. Tatsächlich weiß ein Magister in der Regel gar nicht, wer sein Konjunkt ist, und der Konjunkt weiß es erst recht nicht. Die wachsende Schwäche, die ihn mit der Zeit befällt, je nachdem, wie verschwenderisch der Magister Magie einsetzt, wird im Volk als unheilbare Krankheit betrachtet, die Schwundsucht genannt wird. Stirbt der Konjunkt, muss der Magister sich einen neuen suchen.
Das klingt nach Unsterblichkeit und tatsächlich sind einige Magister mehrere Jahrhunderte alt. Doch unverwundbar sind sie nicht, auch nicht außerhalb der Translatio, wie man den Wechsel eines Konjunkten nennt. Ein äußerst angenehmer Umstand, der dafür sorgt, dass die Magister weder allmächtig noch unbesiegbar sind.
Die Magister sind allerdings nicht die einzigen, die von der Seelenkraft ihrer Mitmenschen leben. Ikati, Ungeheuer mit hypnotischen Kräften, die wie überdimensionierte Libellen aussehen, nähren sich ebenfalls davon. Und obwohl man die Magister bezüglich der Ausbeutung ihrer Opfer wahrhaftig nicht als rücksichtsvoll bezeichnen kann, sind sie im Vergleich zu den Ikati geradezu fürsorglich. Ein Mensch, der einem Magister als Konjunkt dient, kann noch Jahre leben. Ein Mensch, der einem Ikata begegnet, ist so gut wie tot.
Gegen diese Ungeheuer hat die Menschheit bereits einen grausamen Krieg hinter sich, der nur durch die Selbstaufopferung zahlloser Hexen und Hexer gewonnen werden konnte. Wobei gewonnen relativ ist, denn die Ikati wurden nie vollständig ausgelöscht, sondern nur vertrieben, in die eisigen Gefilde des äußersten Nordens, wo seither die Protektoren und die Heiligen Hüter darüber wachen, dass keines jemals den Heiligen Zorn überschreitet, eine magische Grenze, die der Legende nach die Götter selbst errichtet haben. Doch dieselbe Legende besagt, dass die Ikati einst zurückkehren werden …
Die meisten Menschen glauben nicht mehr an diese Dinge. Königin Gwynofar jedoch ist in dem Glauben an die Wahrheit der alten Legenden erzogen worden und hat die Macht in den bizarren Felsnadeln, die man den Heiligen Zorn nennt, selbst gespürt. Die starke, aufrechte Frau ist überzeugt davon, dass die Legenden Recht haben, vorerst jedoch scheint alles in Ordnung. Bis ihr Sohn Andovan erkrankt und plötzlich alles aus dem Ruder läuft …
Andovan ist ein freundlicher junger Mann mit einem starken Drang zur Unabhängigkeit, der darauf besteht, sich ohne die Hilfe von Dienern anzuziehen und dem die Jagd wesentlich lieber ist als ein Thron. So froh er ist, dass er letzteren wohl niemals besteigen muss, da er ja noch zwei ältere Brüder hat, so unerträglich ist ihm der Gedanke, langsam dahin zu siechen und irgendwann hilflos im Bett zu verenden. Lieber will er gleich sterben.
Colivar hegt durchaus Sympathien für den jungen Prinzen, was ungewöhnlich ist, denn die meisten Magister blicken recht überheblich auf die Sterblichen herab. Auch im Gebrauch seiner Magie ist er bescheidener als manche anderen, die sie auch dazu benutzen, um möglichst eindrucksvoll zu wirken und ähnliches. Letztlich ist ihm aber nach einer Jahrhunderte umfassenden Lebensspanne genauso langweilig wie allen anderen Magistern. Wirklich reizen kann ihn außer dem rivalisierenden Gerangel mit Seinesgleichen nur noch das bisher nie Dagewesene … wie zum Beispiel ein weiblicher Magister! Und so entspringt seine Unterstützung für das Vorhaben Andovans eher egoistischen Motiven als echter Menschenfreundlichkeit, so wie er auch für Siderea Sympathie empfindet, sie aber im entscheidenden Augenblick im Stich lässt.
Siderea, die Hexenkönigin von Sankara, hat ihre Fähigkeiten kaum genutzt. Die verführerische Frau und gewiefte Politikerin hat panische Angst vor dem Tod, weshalb sie sich alles, was großen, magischen Kraftaufwand erfordert hätte, von Magistern hat abnehmen lassen, im Austausch gegen Informationen, an die sie Dank der strategischen Lage ihrer Stadt als dem Handelszentrum der Welt problemlos und in großem Umfang herankommt. Doch irgendwann geht auch einer Hexe, die ihre Kräfte nicht eingesetzt hat, das Athra aus …
Und dann ist da natürlich noch Kamala. Seit sie mit erlebt hat, wie eine Hexe für die Heilung von Kamalas kleinem Bruder mit dem Leben bezahlt hat, ist sie von dem Gedanken besessen, Magister zu werden und ihre Macht einsetzen zu können, ohne dafür mit dem Leben zu bezahlen. Die grausame Kindheit, die sie erlebt hat, hat sie auf eine Weise gehärtet, die sie tatsächlich zur Magisterin befähigt. Aber sie hat sich nicht durch die Wandlung zum Magister ablegen lassen und beeinflusst noch immer ihre Gefühle, Gedanken und Handlungen.
Bei so vielen zentralen Charakteren kann sich die Handlung natürlich unmöglich auf einen einzigen Strang konzentrieren. Flüchtig betrachtet sind es fünf, für jeden der genannten Charaktere einen. Bei genauerem Hinsehen stellt sich jedoch heraus, dass die Handlung nicht ganz so stark gesplittet ist.
Dass die Stränge von Kamala und Andovan miteinander verbunden sind, ist schon von Anfang an klar. Seltsamerweise allerdings kommt der Verbindung zwischen diesen beiden keine allzu große Bedeutung zu. Im Grunde spielt Kamala Andovan voll an die Wand. Was ihr widerfährt, ist wesentlich ausführlicher dargestellt als Andovans Erlebnisse. Letzten Endes zeigen aber auch sie lediglich, dass Kamala durch ihr Dasein als weiblicher Magister in jeder Hinsicht eine Außenseiterin geworden ist.
Viel bedeutsamer sind die Vorgänge, die durch Andovans Weigerung, sein Schicksal zu akzeptieren, ausgelöst wurden. Diese spielen sich allerdings unabhängig von dem ab, was um Kamala und Andovan herum geschieht. Aus der Sicht von Gwynofar erlebt der Leser mit, wie sich das Verhängnis im Schloss einschleicht, sich einnistet und immer weiter ausbreitet. Gwynofar scheint trotz ihrer inneren Stärke dagegen völlig hilflos.
Die Handlung um Colivar und Siderea ergänzt die Geschehnisse im Schloss durch die in der Außenwelt, die eine ebenso bedrohliche Entwicklung nehmen.
Celia Friedman hat ihren Plot langsam entwickelt. So langsam, dass ich mich anfangs etwas schwer tat, bei der Sache zu bleiben. Erst nach Kamalas erstem Zusammentreffen mit anderen Magistern nimmt die Handlung etwas mehr Fahrt auf. Von da an steigert sich die Spannung kontinuierlich. Die Bedrohung bleibt dabei vorerst noch gänzlich gesichtslos, denn der Antagonist besitzt keinerlei eigene Persönlichkeit und reicht deshalb nicht über seine Funktion als Bösewicht hinaus. Bis zum Ende des Bandes hat der Leser gerade mal erfahren, womit er es überhaupt zu tun hat, ja selbst das nur teilweise. Absichten und Motive des Gegners bleiben im Dunkeln. Das Ende selbst ist dann so dramatisch, dass ich mich an griechische Tragödien erinnert fühlte. Und der kurze Anflug von Triumph angesichts des besiegten Gegners, den der Leser vielleicht dabei empfunden haben mag, wird auf den letzten Seiten komplett zunichte gemacht.
Bleibt zu sagen, dass die Autorin nach einer längeren Anlaufzeit regelrecht zur Hochform aufgelaufen ist. Die Ausarbeitung der Charaktere fand ich sehr gelungen, selbst Nebenfiguren wie Kamalas Mentor und Ramirus waren gut getroffen und frei von Klischees. Die Handlung ist sauber aufgebaut und trotz der häufigen Sprünge nie unübersichtlich oder verwirrend. Der Plot ist vielschichtig und wenig vorhersehbar.
Allein der Entwurf der Magie hat, so interessant die Grundidee ist, einen logischen Haken: Denn wenn das Athra eines Menschen verbraucht ist, stirbt er. Das heißt, ein Magister, der diesen Zustand ja bewusst herbeigeführt hat, braucht das Athra seines Konjunkten nicht nur, um Magie zu wirken, sondern auch für ganz grundlegende Körperfunktionen wie Herzschlag und Atmung. Wenn also das Athra eines Konjunkten nicht mehr nur einen, sondern zwei Körper am Leben erhalten muss, dann ist es nicht möglich, daß Aethanus die Leben seiner Konjunkten durch sein Einsiedlerleben nur um wenige Wochen verkürzt. Eigentlich müsste es sich halbieren. Und auch das nur, wenn er gar nicht zaubert, ansonsten würde es noch kürzer.
Trotzdem bin ich neugierig auf den nächsten Band. Schließlich will ich wissen, wer wirklich hinter dem erneuten Auftauchen der Ikati steckt. Und ich will wissen, wie alt genau Colivar ist, der so erstaunlich viel über eine Vergangenheit weiß, an die selbst er sich eigentlich nicht erinnern können sollte.
Celia Friedman hat lange als Kostümbildnerin gearbeitet, ehe sie sich gänzlich dem Schreiben zu wandte. Zunächst schrieb sie Science Fiction, später auch Fantasy, darunter die Coldfire-Trilogie, die in der deutschen Übersetzung wieder mal zerpflückt und auf sieben Bände aufgeteilt wurde. Derzeit schreibt sie an einem weiteren Band zu diesem Zyklus. Der Magister-Zyklus soll ebenfalls drei Bände umfassen, der zweite erschien im November 2009 auf Englisch unter dem Titel „Wings of Wrath“.
Was wäre, wenn man sich für ein paar Jahre in die Wildnis zurückzieht und bei seiner Wiederkehr feststellen muss, dass die Welt untergegangen ist? Keine für uns noch alltägliche Technik, keine immer verfügbaren Informationen, das Gesetz ohne Bedeutung – eine Art „Wilder Westen“, in den es Mortimer Tate, den Protagonisten des vorliegenden Buches, verschlägt, nachdem er in der Einsiedelei den Weltuntergang verpasst hat …
Neun Jahre sind vergangen, seit Mortimer seine Frau hat sitzenlassen und sich in die Berge zurückzog, um erstens vor den Problemen einer Scheidung und zweitens vor dem bevorstehenden Armageddon zu fliehen. Jetzt macht er sich auf, seine Frau zu finden und zu sehen, ob es ihr gut geht, denn so viel Verantwortungsgefühl stellt sich doch plötzlich bei ihm ein. Dabei machen ihn seine gehorteten Vorräte an Whiskey zu einem der reichen Männer der neuen Weltordnung, in der die einzige Währung in den so genannten „Joey Armageddon’s Go-Go-Club“s etwas zu zählen scheint.
Mortimer findet sich nach anfänglichen Schwierigkeiten gut in der Gegenwart zurecht und wird alsbald in einen Konflikt zwischen den beiden die Gegend beherrschenden Geschäftsmännern verwickelt: Joey, der mit seinen Clubs eine neue Art von Zivilisation aufzubauen hofft und nebenbei einen lukrativen neuen Markt erschließt, und Franky, der mit seinen billigen Alkoholverschnitten den Markt überschwemmt und beherrscht, denn der Bedarf ist in dieser Zeit höher denn je.
Und obwohl Mortimer sich keine Rückkehr in eine Ehe mit seiner (bald als Exfrau bezeichneten) Frau vorstellen kann und unterwegs auch nichts anbrennen lässt, ist sein Antrieb vor allem der Wunsch, sie zu finden. An zweiter Stelle steht Kaffee, ein Luxusgut, für das Mortimer beinahe alles tut …
Zwischen Whiskey und Kaffee – sieht so die Währung der Zukunft aus? Nach Kriegsberichten gehören dazu noch Zigaretten, Konserven und Streichhölzer. Und bei Mad Max, der in diesem Buch mehrfach zitiert wird, ist natürlich das Benzin das teuerste Gut. Gischler schiebt noch eine Veränderung in den Vordergrund, die manchmal auch als radikaler Rückschritt erscheint: Frauen. Sie dienen in dieser postapokalyptischen Welt vor allem der Erbauung und Befriedigung von Männern – und sehen es auch noch als höchste Ehre an, in einem der Go-Go-Clubs zu arbeiten. Diese Arbeit umfasst neben der üblichen Tanzerei auch die leichtbekleidete Bedienung bei Tische, über Streicheleinheiten und Flirts bis hin zur horizontalen Vergesellschaftung mit ihrer Kundschaft. Im Mann dieser Zukunft erwacht das Tier zu schamloser Offenheit, Sex ist anerkanntes Zahlungsmittel und Kapital der Frauen, Monogamie praktisch ausgestorben. Eine optimale Situation also für Mortimer, der neun lange Jahre mutterseelenallein in einer Höhle hauste …
Mortimer, der selbst ein etwas blasser, weil jeder Situation gewachsen erscheinender und seltsam innenlebenloser Charakter ist, trifft auf seiner Konfrontation mit der bewohnten Welt auf einige schräge Typen; zumindest versucht Gischler eine abgefahrene, schräge Atmosphäre zu schaffen. Dabei wirken auch die anderen Agonisten der Geschichte entweder überzeichnet oder einseitig blass, so dass sich keine erzählerische Dichte einstellt.
Trotzdem sind einige Ideen durchaus interessant: Der Muskelexpress, eine von drogenabhängigen Muskelprotzen angetriebene Draisine als Gütertransport, wird von einer harten, einäugigen Piratin der Schienen kommandiert, und Gischler versucht tatsächlich eine Anlehnung an die Seefahrt früherer Zeiten, wenn er die Reise Mortimers mit diesem Gefährt beschreibt. Die Legende um den roten Zaren, der drei Meter groß sein und Zähne wie ein Haifisch haben soll, das ausgestorbene Atlanta, in dem der Zar vom CNN-Center aus regiert, die vom knappen Benzin angetriebene Heeresmacht der Minicooper mit Fahrer und MP-Schütze als Besatzung, das von einer rasenmäherähnlichen Finne angetriebene Luftschiff und schließlich der Möchtegern-Cowboy Buffalo Bill, der in der freien Welt der starken Männer irgendwie seinen Platz als Helfer der Schwachen zu suchen vorgibt – all das sind Details, die normalerweise für ein bizarres Charisma hätten sorgen müssen.
Insgesamt schafft es der Roman nur, flüssig und teilweise interessant, aber ziemlich trashig zu unterhalten. Das Attribut des „definitiven Endzeitromans“ wird ihm leider ungerechtfertigt verpasst. Was den Autor schließlich zu dieser Titelvergabe bewogen hat, mag höchstens noch die alte Weisheit „Sex sells“ gewesen sein, denn obwohl es im Roman von allerlei nackter Haut wimmelt, spielen die Go-Go-Girls eher keine Rolle. In Erinnerung bleiben einige wenige interessante Ideen und der Eindruck von erzählerischer Fläche ohne große Höhen und Senken, und so eignet sich der Roman zwar zur mühelosen Einschlaflektüre, doch nicht zum Abtauchen in fantastische Welten oder auch nur zu guter Unterhaltung.
Broschiert: 390 Seiten
ISBN-13: 978-3492291941
Originaltitel: Go-Go Girls of the Apocalypse
Deutsch von Andreas Brandhorst
Der Autor vergibt: (2/5) Ihr vergebt: (4 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)
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