Terry Goodkind – Die goldene Göttin (Die Kinder von D’Hara 01)

Schraffierte Killer

Der Krieg gegen die Alte Welt ist beendet, und Richard Rahl, der Herrscher des Reichs D’Hara, verspricht seinem Volk ein goldenes Zeitalter. Er ahnt nicht, welches Unheil er damit heraufbeschwört. Denn so wird die Goldene Göttin auf ihn aufmerksam. Ihr Botschafter verlangt die völlige Unterwerfung unter ihre Herrschaft. Sollte sich Richard weigern, würden er und alle seine Angehörigen eines schrecklichen Todes sterben. (Verlagsinfo)

Die Kinder von D’Hara bei Penhaligon:

1. Die goldene Göttin
2. Die Vorboten des Todes
3. Im Labyrinth des Zauberers
4. Der Bann der Hexe
5. Das Tor zur Dunkelheit

Der Autor

Mit seinem mehrbändigen Zyklus um „Das Schwert der Wahrheit“, die er 1994 begann, hat sich der 1948 in Nebraska geborene Amerikaner Terry Goodkind in die erste Reihe der meistverdienenden Fantasyautoren geschrieben. Heute lebt er in Neuengland.

Aus der Masse der High-Fantasy-Bücher heben sich seine Romane wie „Wizard’s First Rule“ oder „Stone of Tears“ durch eine nüchterne, wenn nicht sogar düstere moralische Vielschichtigkeit und durch Momente von Erfindungsreichtum – meist hinsichtlich unangenehmer Überraschungen – heraus.

Der Zyklus „Das Schwert der Wahrheit“ umfasst ein Dutzend Romane (in ersten deutschen Ausgaben jeweils aufgeteilt) und ist vorerst mit „Konfessor“ beendet worden. Mit „The Omen Machine“ scheint die Saga einen Neustart zu erleben.

Der Zyklus „Das Schwert der Wahrheit“

Band 0: Das Verhängnis der Schuld – Die Vorgeschichte von „Das Schwert der Wahrheit“ (Debt of Bones)

Band 1: Das erste Gesetz der Magie (Wizard’s First Rule 1)

Band 2: Der Schatten des Magiers (Wizard’s First Rule 2)

Band 3: Die Schwestern des Lichts (Stone of Tears 1)

Band 4: Der Palast des Propheten (Stone of Tears 2)

Band 5: Die Günstlinge der Unterwelt (Blood of the Fold 1)

Band 6: Die Dämonen des Gestern (Blood of the Fold 2)

Band 7: Die Nächte des roten Mondes (Temple of Winds 1)

Band 8: Der Tempel der vier Winde (Temple of Winds 2)

Band 9: Die Burg der Zauberer (Soul of Fire 1)

Band 10: Die Seele des Feuers (Soul of Fire 2)

Band 11: Schwester der Finsternis (Faith of the Fallen 1)

Band 12: Der Palast des Kaisers (Faith of the Fallen 2)

Band 13: Die Säulen der Schöpfung (The Pillars of Creation)

Band 14: Das Reich des dunklen Herrschers (Naked Empire, 2003; dt. im Sept. 2004)

Band 15: Die Magie der Erinnerung (Chainfire, 2004, dt. im Mai 2006)

Band 16: Das Ende der Welten (Phantom, 2006, dt. im April 2007)

Band 17: Konfessor (Confessor, 2008)

Band 18: Wahrheit (The First Confessor, 2012)

Der Zyklus “Die Legende von Richard und Kahlan”

1) Dunkle Omen (The Omen Machine, August 2011)

2) Das Reich der Jäger (The Third Kingdom, 2013)

3) Die Seelen der Toten (Severed Souls, 2014)

4) Das Herz des Bösen (Warhead, 2015)

Handlung

Der Friede ist endlich gesichert, und Richard Rahl herrscht mit der Konfessorin Kahlan an seiner Seite über die Welt von D’Hara. Erstmals können alle Untertanen ihre Anliegen bei Hofe vortragen, das heißt im Palast des Volkes. Doch es befindet sich auch ein Mann aus Estoria darunter, der eine unverschämte Forderung stellt: Richard solle die ganze Welt an seine Auftraggeberin, die goldene Göttin, übergeben. Denn da weder er noch seine Frau Kinder hätten, müsse die Welt nach ihrem Tod an einen Mitbewerber fallen.

Nun sind ja Estorier eher als Diplomaten bekannt, daher ist diese unverblümte Forderung ungewöhnlich. Kahlan bittet Richard, die Sache selbst in die Hand nehmen zu dürfen, was ihr natürlich gewährt wird. Er ist sich ebenso wie sie sicher, dass ihre entfesselte Konfessorinnenkraft diesen fetten Mann, der sich Nolo nennt, zur Schnecke zu machen. Als Nolo mit Kahlan allein ist, zückt er ein Messer und bedroht sie damit. Sie entfesselt ihre Macht, doch das Ergebnis ist unerwartet.

Alarm!

Eine Hexenmeisterin aus der Nördlichen Einöde nennt Richard einen Dummkopf. Er habe Kahlan vergessen. Sie müsste schon längst zurückgekehrt sein. Diese Shale, die über ungewöhnliche Kräfte verfügt, hat womöglich recht, denkt Richard und eilt mit seinen Mord-Siths zu dem Palastraum an der äußeren Mauer, wo Kahlan diesen Estorier verhören wollte. Schreie sind aus dem Inneren zu vernehmen. Doch die Tür ist verschlossen. Es ist die Kraft seines Schwertes nötig, um Schloss und Holz zu zertrümmern.

Als Richard in den Verhörraum eindringt, eilt der Estorier wie ein Irrer schreiend von Wand zu Wand, an denen er sich den Schädel blutig schlägt. Erst Shale kann ihn von seinem Wahn befreien und beruhigen. Kahlan hat es viel schlimmer erwischt. Nicht nur hat Nolos Messer ihr Herz nur knapp verfehlt, auch ihr Oberarm ist zerfetzt. Deutlich sind die Kratzspuren von drei riesigen Krallen zu erkennen. Richard steht vor einem Rätsel. Wieder heilt Shale an seiner Statt die größten Wunden.

Die ganze Wahrheit

Ein paar Tage später. Die Befragung des Diplomaten erfolgt in einem abgeschirmten Raum unter maximalen Sicherheitsvorkehrungen. Er ist der Konfessorin total ergeben, doch etwas veranlasst ihn, erneut zu wiederholen, dass diese Welt an die goldene Göttin übergeben werden soll. Was für ein Unsinn! Shale kennt kein Erbarmen: Sie entfernt dem Estorier beide Augäpfel, so dass die Göttin, die von ihm Besitz ergriffen hat, nicht mehr durch seine Augen sehen kann.

Nun endlich rückt er unter dem Einfluss der Konfessorin mit der ganzen Wahrheit heraus: Die goldene Göttin ist eine Weltensammlerin, und D‘Hara soll ihr nächstes Opfer werden, damit sie alle Lebewesen jagen und erlegen kann. Bisher war D’Hara zu weit entfernt für sie, doch wie Richard den Planeten verschoben hat, ist der Zugangsweg verkürzt worden. Nun erscheinen bereits allenthalben ihre Vorboten: schraffiert hingekritzelte Schattenwesen, die dennoch binnen Sekunden mit Krallen zuschlagen können.

Aus diesem Grund ist Shale aus dem fernen Norden gekommen: Diese Killer haben dort bereits angefangen, nicht nur kleine Tiere, sondern auch Menschen zu erlegen. Wie es auch der Totengräber Richard berichtet hat: Solche Beute erscheint nun auch hier auf den Gräbern…

Mein Eindruck

In der Tat hat Richard Rahl im vierten Band „Herz des Bösen“ der „Legende von Richard und Kahlan“ die Welt verschoben. Die Folgen sind auf ganz D’Hara vorzufinden, so etwa auch in den bislang unübersetzten „Nicci Chronicles“. Die Sternbilder sind nicht mehr wiederzuerkennen, und nun interessieren sich auch andere Mächte in der Galaxis für diese Welt. Die schraffiert hingekritzelten Männer, die den Originaltitel liefern, sind offenbar die blutdürstige Vorhut der goldenen Göttin.

Diese Göttin mit der Natur einer Heuschrecke hat ein gutes Argument auf ihrer Seite. Einerseits liefern Richard, der Kriegszauberer, und Kahlan, die Konfessorin, mit ihrer jeweiligen Art der Magie (additiv, subtraktiv usw.) die einzigen Quellen der magischen Macht auf D’Hara. Solche Magie kennt die goldene Göttin offenbar nicht, und das macht sie erst recht neugierig.

Andererseits legt sie den Finger in die Wunde: Richard und Kahlan, das herrschende Paar, verfügt bislang über keinen Nachwuchs, deshalb wird die schützende Magie mit ihrem Ableben erlöschen. Die Göttin braucht nur geduldig abzuwarten, bevor sie D’Hara übernehmen kann. Kahlan hatte einmal ein ungeborenes Kind, doch sie verlor es. Shale hat nun frohe Kunde: Kahlan ist erneut schwanger, und zwar mit Zwillingen! Es gibt also Hoffnung, doch wie lange noch?

Die Übersetzung

Die Gründe dafür, dass in keinem der fünf Bände des Zyklus „Die Kinder von D’Hara“ Caspar Holz als Übersetzer genannt wird, sind mir unbekannt. Dass alle fünf Bände gebunden veröffentlicht wurden, macht sie durch ihre Robustheit einerseits für Bibliotheken geeignet, andererseits aber auch relativ teuer: Jeder Band kostet schlappe zehn Euronen, macht unterm Strich rund 50 Euro für rund 1200 Seiten.

S. 30: „schwere Balken stütz[t]en die Bohlendecke“. Das T für die Vergangenheitsform Präteritum fehlt.

S. 53: „und dass [s]eine Göttin im Fall Eures Todes unsere Welt übernehmen wird?“ Da die Göttin niemandem gehört, ist das besitzanzeigende S überflüssig.

S. 60: „stieß auf seiner Suche einen Nach[t]tisch mit dem Fuß zur Seite.“ Das T fehlt, denn Richard hat keine Zeit für Nachtisch, also Dessert.

S. 61: „oben rechts in ihrem Brustkorb[s] steckte…“: Das S ist überflüssig.

100: „Ein we[i]nig verhält es sich so…“: Das I ist überflüssig.

Unterm Strich

Als Auftaktband der Reihe „Die Kinder von D’Hara“ hat das Buch die Aufgabe, vor allem neuen Informationen zu liefern. Diese betreffen in erster Linie die goldene Göttin und ihren blutdürstigen Vorboten. Andererseits soll der Band, wie der Rest des Zyklus „Das Schwert der Wahrheit“ nicht langweilig wirken. Das Attentat auf Kahlan sorgt für eine Menge Action, selbst wenn sie quasi off-screen stattfindet.

Umso spannender ist die schmerzhafte Befragung des Estoriers Nolo. Sowohl Kahlan als auch Shale setzen ihm schwer zu. Es ist nichts für zartbesaitete Leser, wenn ihm die Augäpfel bei lebendigem Leib herausgepresst werden. Doch diese Maßnahme erweist sich als notwendig, um ihn von seiner Besessenheit durch die Göttin zu befreien. Nicht dass es ihm auch das Leben retten würde. Wer einmal von der Magie der Konfessorin ergriffen worden ist, hat nicht mehr lange zu leben. (Das ist der Grund, warum für jeden, bei dem Kahlan auftaucht, sofort „Alarmstufe Rot“ gilt. Einzige Ausnahmen sind Richard Rahl und seine Verwandten.)

Es besteht also noch Hoffnung. Die „schraffierten Männer“ sind jedoch eine nie dagewesene Bedrohung D’Haras und seiner Bevölkerung, die noch für einige Spannung sorgen dürfte. Doch wie kam Kahlan zu ihren beiden Zwillingsbabys? Der Autor verschont den prüden und jugendlichen Leser mit den unappetitlichen Detailfragen nach erotischen und womöglich sogar sexuellen Begegnungen. Die Babys liegen schon fix und fertig in Kahlan bereit. Das ist einerseits praktisch und zeitsparend, andererseits aber auch ein Grund für Alarmstufe Rot: Sie sind der Schatz einer ganzen Welt, den es zu schützen gilt…

Gebunden: 175 Seiten
Originaltitel ‏: ‎ The Scribbly Man, 2019
Aus dem Englischen von Caspar Holz.
ISBN-13 ‏ : ‎ 9783764532413

Penhaligon

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