E. & H. Heron – Flaxman Low – Der Fall Teufelsmoor (Gruselkabinett Folge 149)

Dämonenjagd im Moor

Die Familie von Colonel Daimley sieht sich merkwürdigen Ereignissen im das Familien-Anwesen umgebenden Moor gegenüber, die sie sich nicht erklären können. Glücklicherweise ist gerade der Meisterdetektiv für übernatürliche Fälle, Flaxman Low, ihr Gast. Die Sache stellt sich bei näherer Betrachtung als weitaus ernster heraus, als die Moorbewohner zunächst angenommen hatten… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 14 Jahren.

Die Autoren

E. & H. Heron sind ein Autorenpaar. Sein Serienheld Flaxman Low agiert in mehreren Gruselkabinett-Episoden.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Rollen und ihre Sprecher:

Flaxman Low: Rolf Berg
Col. Winston Daimley: Gerhard Fehn
Ilivia Daimley: Mia Geese
Lane Chaddam: Nils Kreutinger
Pflegerin: Fabienne Hesse
Schrecken aus dem Moor: Marc Gruppe

Die Macher

Regie führten die Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die Aufnahmen fanden im Titania Medien Studio statt. Die Illustration trug Ertugrul Edirne bei.

Handlung

Geisterjäger Flaxman Low hat sich auf das abgelegene Anwesen Low Riddings begeben, wo der verwitwete Colonel Daimley und seine erwachsene Tochter Olivia leben. Low will mit dem Oberst Enten im nahegelegenen Moor jagen. Zu Besuch ist auch Lane Chaddam, ein Cousin des Obersts, der offenkundig ein Auge auf Olivia geworfen hat. Bei der Erörterung von Lows Tätigkeit kommt die Sprache auf Dämonen und dergleichen Gelichter.

Der Spuk im Moor

Lane erwähnt, dass im Moor so ein Geist hause; der Oberst habe das verschwiegen, weil er nicht an solche Phänomene glaube. Doch Lane hat den Spuk persönlich im Moor gesehen und seine Macht gespürt. Als er auf dem Weg vom Fliegenfischen am Fluss zum Anwesen radelte, habe er sich deswegen fast das Genick gebrochen. Die Gestalt sah im Dämmerlicht wie ein flimmernder Umriss aus, der leuchtete. Wäre er ein Mann gewesen, hätte man ihn wegen der Lumpen, die er anhatte, für einen Landstreicher halten können. „Plötzlich verschwand der Kerl“, berichtet Lane erstaunt. „Da waren keine Fußspuren. Dann packte mich etwas von hinten.“ Aber da sei nichts gewesen, was er hätte packen können.

Olivia ruft zum Abendessen. Die charmante junge Lady bittet Low, sie zu duzen, was er mit Freuden tut. Denn es gibt nun einen Anlass, sich um sie zu sorgen: Werktäglich radelt sie durchs Moor zur Poststation, um Briefe abzuholen. Was, wenn er ihr der Dämon auf dem Rückweg begegnete und sie angriffe? Lane macht sich ebenfalls Sorgen um seine Verlobte in spe.

Begegnungen

Als sie am nächsten Morgen berichtet, sie sei dem „Gespenst“ schon einmal begegnet, lässt der Oberst vor Schreck seine Kaffeetasse fallen. Sie hat Mitleid mit dem „armen Landstreicher“, der so erbärmlich röchelt und bestimmt eine schlimme Erkältung habe. Low und Lane suchen vergeblich im Moor, doch beim Abendessen berichtet Olivia, sie habe besagten Landstreicher im Cottage von Scully gesehen, dem Verwalter. Auch ihr kam es vor, als leuchte der alte, kranke Mann. Nur sein eiskalter Blick erfüllte sie mit Beklommenheit.

Die Nachtwache verläuft ereignislos, doch im Morgengrauen wird Alarm geschlagen. Der Oberst holt sein Gewehr, doch nachdem Lane und Low vergeblich nach dem Phantom gesucht haben, stoßen sie auf den am Boden liegenden Colonel. Das röchelnde Phantom sei ihm entwischt, klagt er. Da fällt ihr Blick auf das Gewehr des Obersts und sie stellen schaudernd fest, dass es sich nur noch um einem Klumpen Metall handelt. Welche Hitze dieser Dämon wohl ausstrahlt? Der Oberst will aus Low Riddings ausziehen, um seine Tochter in Sicherheit zu bringen.

Schon am Abend des nächsten Tages wird Lane, der für den kranken Scully einen Arzt holen will, brutal angegriffen. Wie also kann Low jetzt unverfroren behaupten, der Spuk sei jetzt vorbei?

Mein Eindruck

Der Plot besteht aus einer Folge von Begegnungen mit dem Dämon aus dem Moor, und schnell wird den drei Männern bewusst, dass ihre Aufgabe darin besteht, die schöne Jungfer Olivia vor dem Angriff des Bösen zu schützen. Sie sind also quasi Ritter ehrenhalber und der Hörer drückt ihnen die Daumen. Dieses Unterfangen erweist sich indes als nicht so einfach. Mit einem Gewehr ist ein Geist jedenfalls nicht zu erschießen. Viele Begegnungen dienen dazu herauszubekommen, von welcher Natur der Moorgeist ist. Diese Ermittlung verleiht der Handlung ein gewisses Maß an Spannung.

Das große Rätsel, das es zu lösen gilt, ist die wahre Natur des Phantoms. Auch diese Aufgabe ist knifflig und gefahrvoll. Lane wird im Kampf mit dem Wesen völlig zerkratzt, und ein Gewehr schmilzt beim Kontakt mit dem Geist, Außerdem scheint er im Dunkeln zu leuchten. All dies passt nicht zu jenen Geistern, die im Grunde Erinnerungen sind, also ihren Ursprung in der Vergangenheit haben. Die Auflösung kommt kurz vor dem überraschenden Finale, und mit der Erwähnung eines Erdbebens in einem Steinbruch ist auch schon die Auflösung angedeutet.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Der Geisterjäger wird von Rolf Berg mit einer tiefen, vertrauenerweckenden Stimme gesprochen. Sein Gegner ist „Der Schrecken aus dem Moor“, den Marc Gruppe hörbar mit großem Spaß röchelt, keucht und hustet. Zwischen diesen beiden Gegensätzen stehen die beiden Männer Col. Daimley und Lane Chaddam. Weil Gerhard Fehn als Oberst einen recht betagten Mann darstellt, wundert es nicht, wenn dessen erstes treffen mit dem Dämon mit einer Niederlage endet.

Lane Chaddam müsste eigentlich den jugendlichen Helden mimen, doch Nils Kreutinger hat sich für eine Darstellung entschieden: Sein Lane ist kein tumber Haudrauf, sondern zögert, bevor er in den heroischen Einsatz zieht – ein denkender Bursche, wie es scheint. Dass Olivia, gesprochen von Mia Geese, nichts Böses ahnt und mit dem „armen, alten kranken Mann“ sogar Mitleid empfindet, nimmt den Hörer schnell für sie ein. Die Pflegerin, gesprochen von Fabienne Hesse, ist lediglich Staffage, was bei einer so guten Sprecherin – sie taucht in vielen späteren Folgen auf – schade ist.

Geräusche

Eine schier unglaubliche Vielfalt von Geräuschen verwöhnt das Ohr des Zuhörers. Der Eindruck einer real erlebten Szene entsteht in der Regel immer. Eine tickende Standuhr, gluckernder Tee, klappernde Teetassen, knisterndes Kaminfeuer – all diese Samples setzt die Tonregie zur Genüge ein, um einer Szene eine Fülle von realistisch klingenden Geräuschen zu vermitteln. Diesmal kommt das unheimliche Röcheln des Phantoms hinzu, das dem Hörer kalte Schauder den Rücken hinunterjagt. Einmal vermeinte ich sogar ein Käuzchen rufen zu hören.

Die Musik

Von einem Score im klassischen Sinn kann keine Rede mehr sein. Hintergrundmusik dient nur dazu, eine düstere oder angespannte Stimmung zu erzeugen, und zwar nur dort, wo sie gebraucht wird. Hier steigert sich die Spannung sehr dezent von Szene zu Szene, denn die Handlung besteht aus einer Abfolge von sich steigernden Konfrontationen. Der Score klingt in langsamen Kadenzen aus, die mit ihrer Harmonie signalisierten, dass wieder alles in Ordnung ist.

Das Booklet

Das Titelmotiv zeigt die Szene, in der der Dämon in glanzvoll buntem Outfit den Weg des Betrachters kreuzt. Man beachte den todschicken Hut und die Alien-hafte Nase. Dass die Beine direkt aus dem Erdboden zu wachsen scheinen, deutet schon die erdhafte Natur des Dämons an.

Im Booklet sind die zahlreichen Titel des GRUSELKABINETTS bis Herbst 2019 verzeichnet. Die letzte Seite zählt sämtliche Mitwirkenden auf.

Ab Frühjahr 2019

144: Arthur Machen: Der gewaltige Gott Pan
145: M.R. James: Das unheimliche Puppenhaus
146: H.G. Wells: Der rote Raum
147: Per McGraup: Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni (Original-Hörspiel!)
148: Louisa May Alcott: Im Labyrinth der Großen Pyramide
149: E. & H. Heron: Flaxman Low – Der Fall Teufelsmoor

Ab Herbst 2019:

150: Lovecraft: Herbert West, der Wieder-Erwecker
151: Ewers: Die Topharbraut
152: England: Das Ding
153: Storm: Bulemanns Haus
154: Hodgson: Tropischer Schrecken
155: E. & H. Heron: Flaxman Low – Der Geist von Baelbrow

Ab Frühjahr 2020

156: Krabat
157: Bierce: Das Auge des Panthers
158: Machen: Das innerste Licht
159: Hauff: Das kalte Herz
160: Crawford: Denn das Blut ist das Leben
161: McGraup: Heimflug

Unterm Strich

Dieser Fall des Geisterjägers Flaxman Low wird zunehmend spannend, denn es ist klar, dass die holde Jungfer Olivia Daimley um jeden Preis von drei Männern beschützt werden muss – der Hausverwalter ist bereits von einer rätselhaften Krankheit außer Gefecht gesetzt worden. Die erfreulich zahlreiche Action steigert sich von Begegnung zu Begegnung, so dass das Zögern Lane Chaddams durchaus nachzuvollziehen ist. Tollkühnheit führt hier nicht zu Erfolg, wohl aber seine besonnene Ritterlichkeit. Ein Feigling ist er gewiss nicht. Umso verblüffender daher Lows Behauptung, der Spuk sei bereits vorüber.

Dass das Erscheinen des Dämons, der über große Kräfte verfügt, etwas mit einem Erdbeben zu tun haben könnte, wird am Anfang des letzten Viertels erwähnt. Die Vermutung liegt nahe, dass das Wesen aus der Erde stammt. Das würde es allerdings zu einem furchtbaren Geschöpf machen, denn wir Menschen wandeln alle auf dem Erdboden und vertrauen ihm jeden unserer Schritte an, obwohl wir manchmal dazu gar keinen Anlass haben. Das Vertrauen beruht nur auf Gewohnheit, ähnlich wie das Atmen.

Doch die Serie von Vulkanausbrüchen und Erdbeben, die in den letzten Jahren zu verzeichnen war und weiterhin ist, sollte den Hörer eines Besseren belehren. Der Erdboden ist ein schwankendes Gebilde, das auf einer Scholle ruht, die sich aufgrund der Kontinentalverschiebung ständig in Bewegung befindet. Wenn das Eis der großen Gletscher schwindet, so auch deren Gewicht auf der Erdkruste. Das könnte auch in Europa zu erheblichen Veränderungen führen, wenn sich die Schollen der Erdkruste emporheben, etwa in Grönland und Island.

Das Hörspiel

Wie in praktisch allen Episoden mit Flaxman Low spielt die Hintergrundmusik und die sonstige akustische Untermalung eine wichtige Rolle. Der Dämon soll ja nicht komisch, sondern furchteinflößend erscheinen, und das funktioniert nur über die Emotionen, die die Akustik evoziert. Die Reihe hat sich meines Erachtens in der Ausgefeiltheit der Klangkulisse vom vorliegenden Fall Nr. 149 bis zum Fall „Yand Manor House“ (Nr. 193) erheblich gesteigert.

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen.

Die Sprecherriege für diese neue Reihe ist höchst kompetent und renommiert zu nennen, handelt es sich doch um die deutschen Stimmen von Hollywoodstars. Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für spannende Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling.

CD-Länge: ca. 49 Minuten
ISBN 97837857-5949-3

www.titania-medien.de

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