Karen Miller – Königsmacher (Kingmaker 01)

Packendes Epos über Magie, Hass, Freundschaft und Verrat

Asher ist nur der Sohn eines einfachen Fischers, doch durch Mut und Tatkraft gewinnt er die Freundschaft von Prinz Gar. Was auch immer die wert sein mag, denn der Prinz ist der Einzige seiner Familie, der keine Magie wirken kann. Darum wird er nie den Thron besteigen dürfen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Ein schwarzer Magier ermordet die gesamte Herrscherfamilie bis auf Prinz Gar. Und plötzlich muss Asher, der Sohn eines Fischers, sich fragen, was er zu riskieren bereit ist – für die Freundschaft eines Prinzen … (Verlagsinfo)

Die Autorin

Karen Miller wurde in Vancouver, Kanada, geboren und zog schon im Alter von zwei Jahren nach Australien. Sie arbeitete in den verschiedensten Berufen, u.a. als Pferdezüchterin in England. Sie lebt mittlerweile in Sydney und widmet sich ganz dem Schreiben. Ihre Dilogie „Königsmacher/Königsmörder“ war ein Bestseller.

Kingmaker, Kingbreaker Universe

• Kingmaker, Kingbreaker (title of omnibus edition)
o The Innocent Mage (2005)
o Innocence Lost (The Awakened Mage in US/Canada/UK) (2005)
• Fisherman’s Children
o The Prodigal Mage (2009)
o The Reluctant Mage (2010)
• Prequel
o A Blight of Mages (2012)

Godspeaker
• Empress of Mijak (Empress in US/Canada/UK) (2007) (deutsch als “Die Herrscherin“ bei Penhaligon)
• The Riven Kingdom (2007) (dt. als “Die Thronerbin” bei Penhaligon)
• Hammer of God (2008) (dt. Als “Die Tyrannin” bei Penhaligon)

Rogue Agent
• The Accidental Sorcerer (2008) writing as K. E. Mills. ISBN 978-0-7322-8763-4
• Witches Incorporated (2009) writing as K. E. Mills. ISBN 978-0-316-03544-6
• Wizard Squared (June 2010) writing as K. E. Mills. ISBN 978-1-84149-729-7
• Wizard Undercover (May 2012) writing as K. E. Mills. ISBN 978-1-84149-994-9

The Tarnished Crown
• The Falcon Throne (2014)

Star Wars
• The Clone Wars: Wild Space (2008)
• Clone Wars Gambit: Stealth (2010)
• Clone Wars Gambit: Siege (2010)
• „Roll of the Dice“ (2012), in Star Wars Insider

Stargate SG-1
• Alliances (2006)
• Medical Considerations (2006) in the Stargate Magazine
• Do No Harm (2008)

Handlung

Bei Nacht und Nebel verabschiedet sich der 20 Jahre alte Asher von seinem Vater, seinem Fischerdorf Restharven und von seinem besten Freund Jed. Als jüngster Sohn einer umfangreichen Familie wird er hier auf keinen grünen Zweig kommen, glaubt: Seine vielen Brüder werden alles mit ihm teilen wollen, was immer es sei. Er wird niemals einen eigenen Kutter für den Fischfang haben, um damit bis zum Wall der Drachenzähne fischen zu gehen. Seine Bestimmung liegt woanders: in Dorana. In einem Jahr will er zurückkehren.

Dorana ist die Hauptstadt des Reiches und wird von Magie beherrscht, sagt man. Von dort könne man die goldene Mauer von Barls Wall sehen, die die Dämonen fernhält, heißt es. Als er schon ziemlich abgebrannt endlich auf dem Marktplatz von Dorana eintrifft, sucht er Arbeit, aber keiner will Muskeln einstellen, höchstens Magie. Da kommt Prinz Gar mit seiner Garde auf den Platz geritten, ganz in Seide auf einem edlen Roos. Man munkelt, er besäße keine Magie, ein Schandfleck der zaubermächtigen Herrscherfamilie.

Begegnung

Als das Pferd des Prinzen scheut und ihn abwirft, gelingt es Asher geistesgegenwärtig, das Tier bändigen, nicht ohne eine Verletzung am Kopf zu erleiden. Auf einmal interessiert sich der Prinz für diesen Fischersmann, der so respektlos ist. Da gesellt sich eine Frau zu ihnen, die der Prinz respektvoll grüßt: Als Buchhändlerin sammelt Dathne nämlich Wissen, und das braucht beispielsweise Gars 15-jährige Schwester Fane gerade sehr dringend für eine Prüfung durch den Meistermagier Durm. Dathne macht den Vorschlag, wenn Asher eine Arbeit suche, dann sei vielleicht der königliche Stall der richtige Ort. Und den leitet der gestrenge Matt. Zu einem angemessenen Lohn ist Asher einverstanden.

In den Ställen

Monate vergehen, und aus dem Fischerjungen wird ein fähiger Reiter: Er ist sehr lernfähig, und Meister Matt sorgt für angemessene Arbeitsbedingungen. Was Matt und Dathne ihm verschweigen: Asher ist Teil einer Prophezeiung: Die Ankunft des unschuldigen Magiers läute das Ende der Welt ein, heißt es. Aber es ihm zu sagen, würde den Lauf der Dinge verändern, und so schweigen sie beiden eisern, selbst wenn düstere Vorahnungen von kommendem Unheil sie heimsuchen und ihnen schlaflose Nächte bereiten.

Guter Rat

Eines Tages lädt der Prinz Asher ein, ihn zur Halle der Gerechtigkeit zu begleiten. Es gilt einen Erbschaftsstreit unter den bürgerlichen Olken beizulegen, einer der beiden Volksgruppen in Lur; Gar gehört zu den edlen und magiebegabten Doranern. Der olkische Asher hat die Ehre, vor Gars Urteilsspruch konsultiert zu werden. Asher ist nach dem Urteil zufrieden: Gerechtigkeit darf nicht käuflich sein. Im Anschluss bittet ihn Gar, sein persönlicher Berater zu werden. Er selbst sei zum Olkentribun ernannt worden, kenne sich aber in Olkenangelegenheiten und -gebräuchen nicht gut aus, als Doraner. Asher würde natürlich entsprechend entlohnt werden und ein Pferd erhalten.

Aufstieg

Nach mehr oder weniger intensiven Unterredungen mit Matt und Dathne zieht Asher in den Wohnturm des Prinzen ein. Dieser Rüpel mit den dreckigen Schuhen, soll ihm gleichgestellt sein?, empört sich Darran, der Privatsekretär des Prinzen und Chef des Protokolls. Der Prinz macht ihm klar, dass Asher so etwas wie ein Kämpe, also sein persönlicher Interessensvertreter sein werde. Der offizielle Titel: „Vizetribun für olkische Angelegenheiten“. Mit eigenen Gemächern, eigener Kleidung und eigenem Ross – sowie angemessenem Gehalt, versteht sich. Doch am Ende dieses umwälzenden Tages zieht es Asher wieder zurück zum Stall, zu Matt und seinem neuen Pferd Cygnet. Matt rät ihm, Gars „Freund“ zu werden, erwähnt aber nichts von der Prophezeiung, in der der „Unschuldige Magier“ die Hauptrolle spielen wird.

Das Grauen

Die Buchhändlerin Dathne ist die Erbin eines olkischen Propheten. Dieser Jerval hat ihr seine Prophezeiung über die Letzten Tage und die Rolle des Unschuldigen Magiers, der in den „Turm des Usurpators“ einziehen wird, überliefert. Zwei der Schritte dieses Schicksals sind bereits vollzogen, der Rest wird folgen. Niemand außer den Angehörigen ihres Zirkels weiß, dass auch Olken über eine Art von Magie verfügen: Erdmagie. Würden die Doranen, die sich im alleinigen Besitz von Magie wähnen, davon erfahren, wären die Folgen Folter und Hinrichtung.

Sie schließt ihren Buchladen ab und will nach oben in ihre kleine Wohnung steigen, als die Vision sie mit voller Wucht erfüllt. Sie stürzt und erschaut: Hagelkörner aus Feuer, die vom Himmel fallen und noch viele schreckliche Dinge mehr. Dies ist das Ende des Landes und des Reiches der Doranen. Dahinter verbirgt sich ein Ungeheuer der Bosheit, das vor Jahrhunderten angeblich von den Doranen während ihres Bürgerkriegs erschaffen wurde: Morg. Doch wer wird sein Vorreiter und Türöffner sein?

Mit einem magischen Quarzstein nimmt Dathne telepathischen Kontakt mit ihrer betagten Kollegin Veira auf. Diese ist über die Vision bestürzt, ermahnt Dathne aber, nichts zu übereilen, was den Unschuldigen Magier Asher angehe. Dann bekommt Veira selbst eine telepathische Nachricht aus der Stadt Grundberg: Der alte und sterbende Edvord Spake hat seinem Sohn Timon die Magie der Olken offenbart, doch was macht dieser übermütige junge Mann? Er versucht sich in doranischer Magie. Blöd, dass er dabei gesehen worden ist, nun wird er in Ketten nach Dorana gebracht, damit der königliche Olken-Richter, also Prinz Gar, ihn zum Tode verurteilt.

Nun ist die Prüfung des prinzlichen Beraters Asher schneller als gedacht gekommen.

Unterdessen

Die Gefahr ist groß, dass der junge Timon Spake den Zirkel der Olken-Magier enthüllt und so die Prophezeiung in Gefahr bringt. Damit er bei der Folter und in der Gerichtsverhandlung nichts Falsches ausplaudert, bereitet Dathne ein paar Küchlein vor, die mit Gift der Drachenwurzel getränkt sind. Es gelingt ihr, sich an Asher zu hängen und in die Polizeiwache vorzudringen. Timon bekommt von ihr ein Buch mit Heldensagen, doch als sie ihm auch die Küchlein überreicht hat, geht alles schief…

Mein Eindruck

Der Fall Timon Spake wirft ein Schlaglicht auf das gespannte Verhältnis, das zwischen den beiden Volksgruppen herrscht. Jede Störung des Gleichgewichts hat schwere Folgen. Die Doraner sind vor rund 600 Jahren aus ihrem von Magie und Bürgerkrieg zerstörten Reich nach Lur geflohen, um hier eine wohlwollende Tyrannei zu errichten. Anführerin ist damals die Zauberin Barl, die damals auch die magische Mauer gegen die Dämonen und das Ungeheuer Morg errichtete. Wohlwollend ist an dieser Tyrannei vor allem die Wettermagie. Sie spielt für die Handlung eine wesentliche Rolle.

Der König und die Königin üben die Wettermagie aus, um Stürme fernzuhalten und alles Wachsende gedeihen zu lassen. Sie lassen es beispielsweise regnen, wenn und wo es nötig erscheint. Doch nach Jahrzehnten der anstrengenden Ausübung dieser Magieform ist König Borne erschöpft. Dass sein Sohn Gar ihm nicht helfen kann, ist für ihn eine bittere Enttäuschung – und er lässt es ihn spüren. Prinzessin Fane ist noch in Ausbildung und darf noch keine anspruchsvollen Aufgaben übernehmen.

Gar hat sich auf die Geschichtsforschung verlegt und übersetzt eifrig alte Manuskripte, doch das Hilft ihm nicht, auch Zaubersprüche zu entdecken. Erst ein Zufallsfund ein Jahr später verhilft ihm zu tieferen Einsichten, was 600 Jahre zuvor zwischen Barl und ihrem Geliebten – Morgan? – passiert ist. Gar ahnt nicht, dass sich Meistermagier Durm heimlich eines Büchleins mit Zaubersprüchen bemächtigt hat und nun den mächtigen Zauber testet. Damit beschwört er das Unheil herauf, denn der Gegner bemerkt sein Treiben sofort…

Weil die Doraner einer nach dem anderen mit ihrer Magie scheitern, ja, sogar ihren eigenen Untergang herbeiführen, muss es eine Art Ausgleich dafür geben. Der kommt von den Olken, auch wenn deren Magie, wie Timon Spakes Hinrichtung belegt, streng verboten ist. Es ist Asher, der „unschuldige Magier“, der möglicherweise olkische Magie einbringt. Allerdings ist er in dieser Hinsicht sehr unschuldig, denn nichts deutet daraufhin, dass er sich seiner Kräfte bewusst wäre.

Höchstens jener Zwischenfall an der Küste, als ein Sturm aus dem Nichts die Boote zum Kentern bringt, könnte als magische Situation betrachtet werden: Asher rettet Prinz Gar das Leben. Doch nicht Freundschaft ist die Folge, sondern ein schweres Zerwürfnis. Versteh einer mal die Männer, denkt sich Dathne im fernen Dorana. Sie macht sich große Sorgen wegen der Wettermagie des Königs, die versagt hat, ebenso wie er selbst. Jetzt wäre heilende Magie wirklich hilfreich, und die kommt nicht von Asher, sondern von der Königin. Insofern erscheint mir die Bezeichnung „unschuldiger Magier“ fehl am Platz.

Humor

Die Autorin hat sich in Australien und England nicht nur ein weitreichendes Wissen um Pferdezucht angeeignet, sondern einen trockenen, ironischen Humor, der mir wirklich gut gefallen hat. Auf der realistischen und glaubhaften Grundlage des Pferdewissens wirken die allenthalben auftauchenden kritischen Spitzen gegen Asher und viele andere Figuren durchaus unterhaltsam. Die Ironie wirkt nicht verbiestert, sondern angenehm, wie eine würzige Zutat.

Das ist aber zunehmend nötig, denn das Drama der Doraner nimmt seinen Lauf und bringt Unheil mit sich. Die Auseinandersetzungen bei den Royals werden heftiger, und es kommt zu einer feindlichen Übernahme durch einen bösen Geist. Dieser erste Band der Dilogie endet mit einem dramatisch inszenierten Cliffhanger.

Die Übersetzung

Die Übersetzerin hat ihren eigenen sprachlichen Stil bei dieser Übersetzung angewandt, der heute – 17 Jahre später – schon leicht antiquiert wirkt. Aber für eine abenteuerliche Fantasy-Geschichte mag es genau der richtige Ton sein. Ihr sind etliche Druckfehler unterlaufen.

S. 112: „Was is[s]t damit?” Das zweite S ist überflüssig. Hier geht’s nicht ums Essen.

S. 150: Die Prophezeiung. Kann man immer wieder nachschlagen.

S. 203 + 208: „Stake” statt “Spake”: Timons Familienname.

S. 266: “sei[n]en sie nun real oder eingebildet“: Das N ist überflüssig.

S. 269: “die modrige alte Krähe und ihren Lakaien, die Do[h]le.“ Das H fehlt.

S. 365: “von seinen eigenen Angelegenheit[en] hat.“ Die Endsilbe EN fehlt.

S. 470: “Wie könnt[e] Ihr mich das fragen?“ Das E ist überflüssig.

S. 496: “Also konnte es nicht bedauern sein, das[s] die Winkel seiner geborgten Lippen nach unten zog.“ Das zweite S ist überflüssig.

S. 557: Ein Sachfehler? „als sie (…) Königin gestattet haben, ein zweites Kind zu zeugen.“ Magie hin oder her, aber für eine Zeugung sind meist zwei Partner nötig, und es ist in der Regel der männliche Partner, der ein Kind zeugt, und nicht die Frau: Die empfängt den zeugenden Samen.

Dem Buch ist auf den zwei Einbandinnenseiten je eine Landkarte des Reiches Lur beigefügt.

Unterm Strich

Ich habe die 605 Seiten in nur wenigen Tagen mit Vergnügen gelesen. Zwar ist von Spannung und Action nur wenig zu finden, dafür mehr düstere Anspannung, Humor und geschliffene Dialoge. Voll überzeugt hat mich das Wissen der Autorin der Autorin um Pferde und ihre Psychologie. Dieses Wissen kommt laut Biografie aus erster Hand. Am gelungensten sind daneben die klar gezeichneten Charaktere, die alle ihr eigenes Schicksal haben.

Erst im letzten Viertel gewinnt die Spannung die Oberhand, denn die Royals stoßen auf Barls geheime und schwer geschützte Bibliothek. Barls Buch der Zaubersprüche auszuprobieren, erweist sich als ganz schlechte Idee: Der Meistermagier, der es wirklich besser wissen sollte, wird von einer feindlichen Macht übernommen. Diese setzt den allmählichen Untergang der Royals und ihres Reiches in Gang. Die Spannung kommt für meinen geschmack etwas zu kurz.

Der Schluss kommt etwas abrupt und endet in einem Cliffhanger. Wenn das nicht zufriedenstellt – und wie könnte es? – , der muss die Fortsetzung : „Königsmörder“ lesen, die ebenfalls bei Penhaligon veröffentlicht wurde.

Taschenbuch: 605 Seiten
O-Titel: The Innocent Mage, 2005;
Aus dem Australien-Englischen von Michaela Link.
ISBN 9783764530037

https://www.penguin.de/verlage/penhaligon