Die Welt, in der Wolverine umherwandelt, hat sich komplett verändert. Nur noch Mutanten machen die Runde, und die wenigen menschlichen Überlebenden halten sich in der Gosse des New Yorker Stadtteils Hell’s Kitchen auf und müssen in ihrem Dasein als letzte Verbliebene der Gattung Homo sapiens sapiens in größter Furcht leben. Wolverine begibt sich alsbald auf die Suche nach seinen alten Kumpanen und erfährt über die aktuelle Tageszeitung, dass sich die Welt in ihren Grundfesten komplett verändert hat. Die Mutanten sind an der Macht und werden von einem gewissen Lord Magnus, früher bekannt unter dem Pseudonym Magneto, angeführt.
Bereits 30 Jahre sind vergangen, nachdem die Mutanten unter seiner Führung die Welt von der Unterdrückung durch die Homo sapiens sapiens befreit wurden, und dies kann Wolverine nicht einfach so hinnehmen. Er hofft, an alter Wirkungsstätte auf Bekannte und zumindest auf Charles Xavier zu stoßen, wird aber bei seinem Inkognito-Aufenthalt im Stark Tower nicht gerade freundlich begrüßt. Mit letzter Kraft gelingt es ihm, aus der drohenden Gefangenschaft zu entfliehen, und so gelangt er nach Hell’s Kitchen, wo er ebenfalls zunächst auf wenig Gegenliebe stößt.
Weil er einen Counter bei sich trägt, können ihn die Mutanten dort jedoch schnell entdecken, doch ihm gelingt es ein weiteres Mal zu fliehen. Schließlich trifft er tatsächlich auf alte Verbündete und versucht auch in ihnen die Erinnerung an die Vergangenheit hervorzurufen. Ein wenig Überzeugungskraft reicht schließlich aus, um einige alte Freunde wieder zu bekehren und in ihnen die verlorene Besinnung zu wecken. Nun ist Wolverine nicht mehr alleine …
_Meine Meinung_
Nachdem sich die Handlung im ersten Teil noch nicht konkret auf einen Schauplatz konzentrierte, macht sich die Entwicklung des Comics bzw. des eigentlichen Helden hier schon deutlicher bemerkbar. Es liegt tatsächlich an Wolverine, die Hintergründe zu erforschen und die fehlgeleiteten Mutanten wieder auf die rechte Bahn zu geleiten. Doch dazu muss er erst einmal herausfinden, wo sich seine ehemaligen Heldenfreunde derzeit befinden – was gar nicht so einfach ist, weil die Mutanten von Lord Magnus und dem House of M ihm dicht auf den Fersen sind. Doch Wolverine wäre nicht Wolverine, wenn er nicht selbst solch außergewöhnlichen Extremsituationen gewachsen wäre …
Spannend geht die Geschichte weiter, diesmal aber auch ein ganzes Stück linearer. Die Autoren konzentrieren sich in Band zwei hauptsächlich auf den Plot um Wolverine, der hier durchgängig beschrieben wird. Was indes mit den übrigen Mutanten geschehen ist, bleibt noch unklar. Lediglich einige Schnipsel in einer Zeitung lassen auf den Verbleib von Peter Parker schließen, der anscheinend noch lebt. Auch Emma Frost taucht zum Ende wieder auf, doch wo Charles Xavier und die übrigen Figuren abgeblieben sind bzw. wie ihr derzeitiger Zustand ist, dies kann man nicht einmal erahnen. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Lord Magnus, der Vater von Scarlet Witch, hier seine Hände im Spiel hat und (vielleicht auch unbewusst) das Schicksal der übrigen X-Men und des Bundes der Neuen Rächer in der Hand hat. Und wieder steigt die Spannung, schließlich will man ja mehr wissen.
Bis zur nächsten Fortsetzung wird es nun allerdings noch einen Monat dauern; der dritte Teil von „House Of M“ wird nämlich am 8. Juni erscheinen. Bis dahin sind jedoch in „Wolverine 29“ und „X-Men 65“ noch kurze Tie-ins geplant. Das wird zwar für den echten Fan ziemlich teuer, ist aber äußerst lohnenswert. So viel Action auf einmal ist nämlich selbst bei |Marvel| nicht Standard …
Mr. Janus, ein neuer Untertan der Hölle, macht sich auf, John Sinclair endgültig aus dem Weg zu räumen. Um seinen Plan auch durchzusetzen, ohne dabei als Dämon Spuren zu hinterlassen, wendet sich der Mann mit dem zweiten Januskopf an das Verbrechersyndikat von Alex Terras und erzwingt unter Androhung eines Anschlags auf die Killerbrigade dessen Mithilfe. Um seine Macht zu demonstrieren, tötet der Dämon mit seinem zweiten Gesicht ein junges Mädchen, das beim bloßen Anblick der teuflischen Fratze in sich zerfließt.
Terras hetzt seinen besten Killer auf Sinclair und glaubt, dass ihm Mr. Janus im Nachhinein nicht mehr gefährlich werden kann, und dieser spürt Sinclair tatsächlich bewaffnet auf dem Friedhof auf. Doch der Geisterjäger und sein Gefährte Suko können sich mit Geschick ihres Widersachers entledigen und die Hintergründe des Mordes an der jungen Mandy weiter erforschen.
Ihre Spur führt sie schließlich zu Terras, wo Suko auf einen alten Bekannten trifft, mit dem er damals in einem mächtigen chinesischen Orden gekämpft hat. Mit dessen Hilfe kann sich der Asiat in das Hauptquartier des Syndikats einschleichen, während Sinclair sich auf offiziellem Wege ins Büro von Terras begibt. Doch dort erwarten ihn auch schon der finstere Dämon und sein tödliches zweites Gesicht …
_Meine Meinung_
Bei den letzten rezensierten Hörspielen aus der John-Sinclair-Reihe fühle ich mich fast immer dazu bewegt, von der bislang besten Episode zu reden. Dieses Mal bin ich mir aber sicher 😉 Von den ersten fünf Folgen der Edition 2000 ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ die mit Abstand spannendste und daher auch ganz klar beste.
Obwohl die Rollen hier klar verteilt sind, ist die Handlung von „Der Mörder mit dem Januskopf“ reich an Wendungen und Verstrickungen, denn im Reich der mafiösen Gangster weiß niemand so recht, wem er trauen soll, und so ergeben sich gerade von der bösen Seite her immer neue Wendungen. Außerdem muss Sinclair seinen Kopf hier mehr als einmal aus der Schlinge ziehen, denn eigentlich wähnte man ihn bereits bei der Gegenüberstellung mit dem Auftragskiller von Alex Terras im Reich der Toten. Und auch im finalen Showdown mit der Brut der Unterwelt scheint die Situation in diesem Fall so aussichtslos, dass die Spannung bis zur letzten Sekunde am Siedepunkt bleibt.
Hinsichtlich der Rahmenbedingungen der Erzählung ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ aber auch der bislang stärkste Tobak. Der Tod ist in diesem Fall nicht nur der größte Feind des Geisterjägers, sondern ein mehrfach wiederkehrender Mythos, bei dem jeder der mitwirkenden Charaktere das nächste Ziel sein könnte. Und selbst der geschickte Martial-Arts-Spezialist Suko und sein populärer Kumpane geraten nicht selten in das Kreuzfeuer des Sensemanns.
Die Story ist also wirklich topp, was zu gewissen Teilen aber auch an der faszinierenden Ausstrahlung des Monstrums festzumachen ist. Im Sinclair-Universum gibt es ja haufenweise düstere Schergen, aber eine Gestalt, deren verstecktes Antlitz einem das gesamte Gesicht entstellt und es zu einer unkenntlichen Masse zerfließen lässt, ist schon eine echte Ausnahmeerscheinung, weil sie eben so untypisch ist. Doch ohne die darum gesponnene, ebenfalls faszinierende Handlung und die von den immer wieder zu lobenden Sprechern toll in Szene gesetzten Charaktere würde auch „Der Mörder mit dem Januskopf“ nicht adäquat funktionieren, doch hier ist ebenfalls alles spitze.
Deswegen kann ich diese Rezension auch mit einem „Lange Rede, kurzer Sinn“-Fazit abschließen: „Der Mörder mit dem Januskopf“ ist eine super-spannende, fesselnde Horror-Erzählung und samt den tollen Effekten der Edition 2000 eines der besten düsteren Hörspiele auf dem gesamten (Sinclair-)Markt. Wem diese Story nicht gefällt, der ist des beliebten Geisterjägers einfach nicht würdig!
http://www.sinclairhoerspiele.de/
_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)
Nach längerer Zeit hat man sich Hause Marvel wieder an eine Crossover-Serie herangewagt, und dabei – so versprechen die Macher von „House Of M“ – eines der gewaltigsten Unterfangen der Comic-Geschichte kreiert. Die Story knüpft jedoch nahtlos an die aktuellen Geschehnisse im Marvel-Universum an, genauer gesagt an die „Heldenfall“-Saga, in der Scarlet Witch, die Tochter von Magneto, bereits einmal die Kontrolle über ihre die Realität verändernden Kräfte verloren hat. Und genau dies passiert der eigentlich unter scharfer Bewachung von Charles Xavier, dem mysteriösen Dr. Strange und Magneto stehenden Dame nun ein weiteres Mal. Nur dass das Ausmaß der Katastrophe diesmal weitaus verheerender ist …
_Story_
Wanda erwacht im Krankenhaus und hält ihren Neugeborenen in den Händen. Dabei ist ihr die Zeugung von Nachwuchs strengstens untersagt, schließlich hat sie durch den Missbrauch ihrer Mutantenkräfte schon zu viel Unheil angerichtet. Magneto und Charles Xavier gelingt es ein weiteres Mal, sie durch den Gebrauch von Drogen zu beruhigen, jedoch ist beiden bewusst, dass dies keine dauerhafte Lösung sein kann. Um der drohenden Gefahr vorzubeugen, beruft Xavier eine große Versammlung ein, an der die bekanntesten Helden und Mutanten zusammentreffen und beratschlagen, wie sie Wanda alias Scarlet Witch das Handwerk legen können. Man diskutiert, ob der fehlgeleitete Mutant besser sterben oder mit neuen, bisher noch unbekannten Methoden geheilt werden soll, und die Diskussionen verschärfen sich. Doch das Meeting in Genosha bleibt ohne Ergebnis. Ein gleißender Lichtblitz überdeckt die Welt und verändert mit einem Schlag die gesamte Realität. Wanda hat wieder zugeschlagen …
_Meine Meinung_
Es erfordert schon eine gewisse Vorkenntnis, wenn man die weit reichenden Hintergründe dieser ziemlich umfassenden Story auf Anhieb verstehen möchte, und so fiel es mir anfangs auch schwer, tiefer in die Materie einzudringen. Allerdings haben sich die Macher dieses Comics alle Mühe gegeben, selbst Neulingen den nötigen Input durch eine ziemlich lange Einleitung zu verschaffen, so dass man auch als Laie sofort in der Welt von „House Of M“ zu Hause ist. Und da die Action hier ebenfalls sehr zügig voranschreitet, bekommt man sowieso nicht sonderlich viel Raum, um mal Luft zu schnappen, denn die Bedrohung für das Universum beginnt bereits mit der ersten Seite.
In der ersten Ausgabe wird der Crossover der verschiedenen Serien allerdings noch nicht so deutlich offenbar. Bis auf die Einberufung der vielen Helden in Genosha handelt es sich beim ersten Teil lediglich um eine größere Einleitung, bei der die drohende Katastrophe in ihrem gesamten Ausmaß geschildert wird, aber auch noch sehr, sehr viele Fragen offen bleiben. In der zweiten Hälfte (es handelt sich bei der deutschen Version um Sammelbände, die jeweils zwei Episoden der achtteiligen Originalreihe enthalten) zeigen sich dann die Folgen, die der erneute Energieschub von Scarlet Witch ausgelöst hat.
In allen Teilen der Welt hat sich Grundlegendes geändert, und auch die Helden aus der Vergangenheit sind in dieser zukünftigen Welt nicht mehr von Belang – sofern sie überhaupt noch existieren. Denn dies wird hier auch noch nicht so ganz deutlich. Lediglich einer ist noch geblieben und erinnert sich zum ersten Mal überhaupt an seine Vergangenheit zurück: Wolverine. Anscheinend ist er auch die einzige Figur, die nicht von den unkontrollierbaren Kräften Wandas betroffen ist. Und so liegt es an ihm, die alten Helden aufzusuchen, sie zu retten und mit ihnen gemeinsam wieder das verloren gegangene Gleichgewicht herzustellen.
Teil 1 (von 4) ist auf jeden Fall ein sehr gelungener Einstieg in die Serie und bietet Comic-Action auf höchstem Niveau. Leichte Kost ist „House Of M“ allerdings nicht, denn die Handlung findet an sehr vielen Schauplätzen zur gleichen Zeit statt, und es dauert eigentlich bis zum Ende, bis man all das, was sich hier prinzipiell in wenigen Momenten abgespielt hat, durchblickt. Dabei ergeben sich recht viele Mysterien und Unklarheiten. So ist die Rolle von Magneto ebenso unsicher wie die von Wolverine. Und auch die Frage nach den Auswirkungen auf Spiderman, die X-Men und all die übrigen Neuen Rächer bleibt weiter offen und wird erst in den nächsten Ausgaben bzw. in den verschiedenen Tie-ins in den folgenden „X-Men“- und „Spiderman“-Comics geklärt. Doch das macht die Sache auch so spannend; sie spielt sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig ab, bringt einem dabei alle Lieblinge aus dem Marvel-Universums nahe und ist doch so verzwickt, dass man schon genau hinschauen muss, um die vielen Details aufzufassen. Oder mit anderen Worten: Marvel-Action wie Fans sie sofort lieben werden. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung!
Courtney und Mark haben es nicht immer einfach. Sie sind die besten und vertrautesten Freunde des urplötzlich verschwundenen Bobby Pendragon und kennen als Einzige dessen tatsächlichen Aufenthaltsort. Tagtäglich beschäftigen sie sich mit den heldenhaften Sagen, die Bobbys Leben in fremden Welten erzählen, und bewahren so das letzte verbliebene Lebenszeichen des durch die Galaxien beamenden (oder hier flumenden) Jungen. Doch statt ihr Wissen mit anderen zu teilen, verstecken sie diese Geschichten als ihre am besten gehüteten Geheimnisse vor der Außenwelt. Sobald die Polizei nämlich davon etwas erfahren würde, ginge die Suche nach dem schon aufgegebenen 14-Jährigen in eine neue Runde, und das könnte für alle Beteiligten sehr unangenehm werden.
Was Bobby allerdings zu erzählen hat, fasziniert seine irdischen Freunde jedoch von Tag zu Tag mehr. Sein neuestes Abenteuer spielt in der Wasserwelt von Cloral, in die Bobbys geretteter Onkel den jungen Helden führt. Saint Dane, Bobbys neuester Konkurrent, beobachtet dies ganz genau und verfolgt Bobby auf Schritt un Tritt. Statt ihn aber auf direktem Wege zu vernichten, sorgt er dafür, dass die Bewohner von Cloral nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgt werden bzw. dass Cloral vergiftet wird, und plant somit, die gesamte Wasserwelt ins Verderben zu stürzen.
Auf der Suche nach Rettung scheint dem Volk nur noch die mysteriöse Stadt Faar zu bleiben, die dem Mythos nach vor ewiger Zeit im Meer versunken ist. Bobby und sein Kumpane Spader begeben sich daran, das Volk von Cloral zu ihrer eigentlichen Heimat zu führen. Doch wiederum scheint ihnen Saint Dane zuvorgekommen zu sein …
_Meine Meinung_
Die Story des jungen Pendragon geht weiter, bleibt aber ihren Ursprüngen aus dem ersten Band rein charakteristisch weiterhin treu. Natürlich hat sich D. J. MacHale stilistisch nicht vom eingeschlagenen Kurs hinweg bewegt, und ehrlich gesagt fallen einem die sprachlichen Defizite hier sogar noch stärker auf, aber irgendwie bekommt der TV-erfahrene Autor dann doch noch die Kurve und das Buch rund.
In diesem Fall geingt ihm dies durch eine erhebliche Steigerung des tatsächlichen Fantasy-Anteils bei gleichzeitigem Ansteig der echten Action. Mit der Legende von Faar belebt er zudem eine faszinierende Sage von Neuem, deren geheimnisvolle Ausstrahlung einen auch fortlaufend dazu bewegt, weiterzulesen und mehr über den Mythos zu erfahren. Spannung ist also weiterhin garantiert und im Grunde genommen erkennt man in „Die verlorene Stadt Faar“ die recht amitionierte Vorgehensweise des Autors auch an, aber eine gewisse Ablehnung des Stilbildes dieses Buches lässt sich einfach nicht vermeiden. Keine Ahnung ob es jetzt an der Übersetzung oder an einer eher zweitklassigen Originalvorlage gelegen hat, aber die viel zu lässige Sprache bleibt ein Störenfried, der einfach nicht zum abenteurlichen Inhalt passen möchte.
Eine andere Sache, die es zu kritisieren glt, ist die Art und Weise, wie MacHale das Buch aufgebaut hat. Prinzipiell baut „Die verlorene Stadt Faar“ nämlich fast ausschließlich auf Rückblicken auf, die Bobbys Freunde Mark und Courtney in den Journalen, die sie von Bobby geschickt bekommen, nachlesen und aus neutraler Perspektive nachempfinden können. Es ist dabei schon ziemlich oft so, dass die Situation für die Hauptfigur äußerst prekär ist, doch weil Bobby seine schriftlichen Abenteuerberichte ja stets nachher einreichen muss, weiß man, dass er selbst aus der gefährlichsten Situation entrinnen wird. Dieser Aspekt hemmt die Entwicklung ein wenig, zumal die Zwischensequenzen von der Erde den Plot auch nicht weiter voranbringen, ihn eigentlich sogar ausbremsen. Eigentlich interessiert den Leser nämlich nur, was mit Bobby geschieht und was es mit Faar auf sich hat, und da ist die irdische Realität eher zweitrangig. Und in diesen Szenen darf man im Übrigen dann auch nicht mehr von Fantasy sprechen …
Warum ich „Die verlorene Stadt Faar“ aber dennoch empfehlen möchte? Nun, dafür gibt’s keinen plausiblen Grund, aber zumindest mehrere Ansätze. Zunächst einmal finde ich es immer ungünstig, eine Serie mittendrin zu unterbrechen oder gar zu beenden, weil sie mal kurz lahmt. Dann möchte ich darauf hinweisen, dass die Ideen in diesem zweiten Buch grundlegend gut sind und es dem Autor auch sehr schön gelungen ist, eine eigene Welt aufzubauen, deren Schauplätze und Figuren auch glaubwürdig sind. Spannung ist ebenfalls kein Fall für die Klagemauer und in manchen Passagen sogar enorm gut ausgeprägt. Und auch die neuen Charaktere bekommen alsbald Sympathien zugesprochen, da sie sich prima in die Gesamthandlung einfügen.
Es gibt also reichlich Argumente pro und kontra, doch für mich überwiegen letztendlich schon die positiven Eindrücke, die mich ohne Ausschließung der Kritikpunkte auch neugierig auf den nächsten Teil der Reihe machen. Auch wenn die moderne Fantasy-Literatur sicherlich Besseres zu bieten hat als „Pendragon“ … Ich bleibe dran.
Ein Buchrücken, der nicht viel Interessantes verspricht, ein Cover, das wegen der kitschigen Darstellung mehr abschreckt als einlädt, und eine Saga, die sich über ganze sieben Bände erstrecken soll, nach dem Erkunden der Inhaltsangabe aber eher darauf schließen lässt, als echte Serie nicht sonderlich gut geeignet zu sein. Das ist „Pendragon“, eine noch recht frische Fantasy-Serie vom amerikanischen TV-Drehbuchautor D.J. MacHale und laut mehreren Zeugenaussagen die Fantasy der Zukunft. Doch trifft dies wirklich zu?
_Story_
Bobby Pendragon ist der Star der Highschool, und das mit gerade mal 14 Jahren. Und diesen Ruf möchte er in Kürze noch weiter ausbauen, denn im entscheidenden Spiel der schulinternen Basketballmeisterschaft ist er in der ersten Garde des Teams seiner Highschool. Beflügelt durch einen überraschenden Kuss der schönen und beliebten Courtney bereitet er sich im Stillen auf das große Match vor, doch dann wendet sich das Blatt.
Freut sich Bobby anfangs noch über den erneuten Besuch seines Onkels, macht dieser ihm letztendlich einen Strich durch die Rechnung. Er erzählt Bobby von der bedrohten Welt und davon, dass er die einzige Person ist, die das furchtbare Schicksal noch wenden kann. Doch dazu bedarf es sofortigen Handelns und somit auch des Aufgebens seines jetzigen Umfelds. Kein Basketballfinale, keine Courtney, keine Starallüren. Bobby ist jedoch skeptisch und mit der Bitte eines Onkels überhaupt nicht einverstanden.
Erst als sich die beiden in eine verlassene U-Bahn-Station inmitten der New Yorker Bronx begeben und der junge Pendragon Zeuge einer wilden Verfolgungsjagd wird, der sein Onkel als Gefangener zum Opfer fällt, ist Bobby bereit, seiner Berufung zu folgen. Durch ein Wurmloch gerät er schließlich in eine andere Welt, in der er auf weitere Gefährten trifft, die ein ähnliches Schicksal wie er teilen. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach Bobbys Onkel und den geheimnisvollen Rittern, die ihn auf der Erde entführt haben. Doch die eigene Familie ist nicht sein einziges Problem. Ein Krieg steht nämlich unmittelbar bevor, und bevor sich Bobby versieht, muss sich der Teenager der drohenden Vernichtung stellen – und das ohne jegliche Vorahnung …
_Meine Meinung_
Na ja, die Ideen, die D.J. MacHale hier in den Plot einfließen lässt, sind alles andere als neu, geschweige denn in irgendeiner Form innovativ. Ein junger Mann soll als Zeitreisender eine fremde Welt retten und wird von einem Tag auf den nächsten von seinem Schicksal überrannt. Klingt wie der Plot eines kitschigen Hollywood-Streifens und kommt dem eigentlich auch sehr nahe. Kitsch auch deswegen, weil die Statusbeschreibung des Protagonisten anfangs auch an die Einleitung einer zweitklassigen Highschool/Teenie-Geschichte wirkt. Bereits hier merkt man, dass der Autor über fortgeschrittene Erfahrungen aus der Filmbranche verfügt und diese auch flächendeckend einsetzt.
Andererseits ist MacHale aber auch ein toller Erzähler, denn seine Geschichte ist sehr phantasievoll gestaltet und bietet auch genügend Spannung, um den (jugendlichen) Leser von der ersten bis zur letzten Seite bei der Stange zu halten. Schon ab dem Moment, in dem Bobbys Onkel ins Geschehen eingreift und die Welt des beliebten Teenagers durcheinander bringt, gewinnt die Story ordentlich an Fahrt und Vielschichtigkeit, die MacHale indes wieder dazu nutzt, um der Geschichte einen tollen Hintergrund zu verpassen. Die Welt, in der sich Bobby nach seinem Sprung durch Zeit und Raum aufhält, ist dabei das Sahnestück einer farbenfrohen, sehr ausgefüllten Standortbeschreibung, die ganz klar zu den Stärken des Autors zu zählen ist.
Dem gegenüber steht aber leider ein allzu plumper Schreibstil, der in vielen Szenen nicht darüber hinausreicht, immer wieder klarzustellen, wie cool doch alles ist. Bobby erlebt auf seiner Reise so viele verschiedenartige Dinge, doch nur selten gelingt es MacHale auch, diese Ereignisse mit ähnlich atemberaubender Präzision in Szene zu setzen wie die eindrucksvollen Schilderungen der Handlungsschauplätze. Und schon haben wir den nächsten, weitaus schwerwiegenderen Ausflug nach Hollywood entdeckt, dessen Beigeschmack diesmal deutlich fader ist. Manche Dialoge finden zum Beispiel auf einem sprachlich eher minderwertigen Niveau statt und unterstreichen die eingangs erwähnten Kitsch-Anteile von „Pendragon“. Das mag den jüngeren Leser zwar jetzt weniger stören als das anspruchsvolle Fantasy-Publikum, wird aber mit zunehmender Lesedauer doch als störend empfunden.
Große Teile der sprachlichen Defizite kann MacHale dann aber – besonders in der zweiten Hälfte von „Der Händler des Todes“ – durch die relativ souveräne Entwicklung des Inhalts kaschieren. Sobald Bobby Pendragon nämlich seine Überheblichkeit abgelegt hat und sich vom vorbestimmten in einen tatsächlichen Helden verwandelt, beginnt man, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren und Sympathien für seinen Charakter zu entwickeln. Gleichzeitig gelingt es dem Leser dann auch, sich durch die oberflächlichen Anfangsdialoge durchzukämpfen und schließlich in die Welt des jungen Reisenden einzutauchen, die nach späteren Erkenntnissen weitaus größer und umfangreicher ist, als man dies zunächst vermuten mag. Und dass MacHale spätestens hier ganze Arbeit geleistet hat, indem er die Spannungskurve linear ansteigen lässt, kann man trotz der anfänglichen und zu Recht geäußerten Bedenken nicht mehr abstreiten.
Diese neue Serie sollte man daher auch in zwei Seiten aufteilen. Auf der einen steht eine spannende, schöne Geschichte, auf der anderen einige Defizite, die in erster Linie mit der auf modern getrimmten, aber nicht gerade der modernen Fantasy-Literatur entsprechenden Sprache zu tun haben. Gerade jüngeren Lesern möchte ich diese neue Reihe aber dennoch empfehlen, denn auf der Suche nach kurzweiliger Unterhaltung (und das beziehe ich zunächst nur auf „Der Händler des Todes“) ist man bei diesem ersten Band genau richtig.
Mit gerade einmal 25 Jahren gehört Licia Troisi sicherlich zu den jüngsten Fantasy-Autorinnen weltweit, kann aber dennoch auf eine gehörige Reputation aufblicken, die ihr besonders ihre neue Trilogie „Die Drachenkämpferin“ eingebracht hat. Die Geschichte der Saga ist dabei aber auch ziemlich spektakulär. Noch während ihres Studiums im Bereich der Atomphysik arbeitete Troisi das Manuskript der Buchreihe aus, klopfte anschließend mal ganz vorsichtig bei einem Verlag an und verkaufte kurze Zeit später bereits mehr als 100.000 Einheiten der Geschichte um die junge Nihal. Und dies, den Eindrücken des ersten Bands „Im Schatten des Windes“ zufolge, verdientermaßen!
_Story_
Im zarten Alter von gerade mal 14 Jahren schlägt sich ein junges Mädchen namens Nihal mit ihren ausschließlich männlichen Freunden durch die Straßen von Salazar und hat wegen ihrer kämpferischen Raffinesse mittlerweile auch schon so etwas wie eine Anführerrolle übernommen. Aus der Reihe der Gleichaltrigen scheint ihr niemand gewachsen zu sein, und von Tag zu Tag kann Nihal den Status der Gefürchteten weiter ausbauen. Dann jedoch trifft sie auf den arroganten Sennar, der ihr die eigenen Grenzen aufzeigt. Er verfügt über magische Fähigkeiten und weist das Mädchen relativ schnell in die Schranken.
Nihal mag ihren neuen Gegner zwar nicht, ist aber dennoch von dessen Eigenschaften fasziniert. Entgegen des Wunsches ihres Vaters Livon, der sich seine Brötchen als Waffenschmied verdient, sucht sie ihre Tante Soana auf, die angeblich ebenfalls der Magie mächtig ist.
Soana ist ebenfalls nicht begeistert von der plötzlichen Ankunft Nihals. Um sie als Schülerin aufzunehmen, muss sie zunächst eine Prüfung in einem gefürchteten Wald auf sich nehmen. Dort trifft sie dann auch einen alten Bekannten wieder, der dieses Mal jedoch auf ihrer Seite steht und zu einem wichtigen Verbündeten wird: Sennar! Gemeinsam meistern sie die Situation und unterziehen sich fortan beide ihren Prüfungen bei Soana. Sennar als Anwärter auf eine Position im Rat der Magier, Nihal als angehende Zauberin, wobei sie zudem die Kunst des Schwertkampfes erlernen soll.
Eines Tages trifft sie dann auf den Drachenreiter Fen und ist sofort begeistert von dessen Ausstrahlung und Anmut. Er wird ihr nicht nur ein Vorbild, sondern vom ersten Tag an ist sie in den Hüter des erhabenen Tieres verliebt. In ihm erkennt sie auch die eigene Zukunft wieder. Gegen den Rat ihrer neuen Freunde beschließt sie, ebenfalls die harte Schule der Drachenreiter zu durchlaufen. In vielen ausgedehnten Trainingseinheiten erlangt sie hierzu die wichtigsten Fertigkeiten und bewirbt sich nach langem Zureden tatsächlich für die Akademie. Doch wiederum stößt sie auf wenig Gegenliebe. Rivan, Leiter der Schule akzeptiert keine Frauen in seiner Elitestätte, lässt sich aber schließlich doch auf Nihals stures Verlangen ein.
Und erneut setzt sie sich durch, übersteht die eigentlich umöglich zu bewältigende Aufnahmeprüfung und steht kurz vorm Ziel ihrer Träume. Als es dann aber in die erste Schlacht geht, muss Nihal die bitterste Niederlage ihres gesamten Lebens hinnehmen. Sie erfährt von ihrer tatsächlichen Herkunft, von ihrem Schicksal als die letzte verbliebene Halbelfe und muss zusehen, wie ihr Ziehvater Livon im Kampf von einem feindlichen Fammin niedergestreckt wird. Der Hass auf den Tyrannen, der seit geraumer Zeit die Länder der Aufgetauchten Welt plagt, steigt ins Unermessliche, und Nihals Entschluss, sich dem mächtigen Gegner im Krieg entgegenzustellen, steht fest. Als dann in einem schweren Gefecht auch noch ihr angebeteter Fen, gleichzeitig Soanas Gemahl, im Kampfe stirbt, gibt es für die niedergeschlagene Nihal kein Zurück mehr. Ihre Bestimmung besteht darin, als Drachenreiterin den Tyrannen zu vernichten und ihr Volk sowie ihre Verbündeten zu rächen. Doch schon bald muss die junge Halbelfe erkennen, dass Willenskraft und stures Verlangen hierzu nicht ausreichen …
_Meine Meinung_
Das Buch hat knapp 400 Seiten und wurde von mir innerhalb eines langen Abends goutiert. Eigentlich brauche ich jetzt schon nichts mehr darüber zu schreiben, denn das Tempo, mit dem ich dieses Buch verschlungen habe, sagt eigentlich schon genug über den fabelhaften Inhalt von „Im Land des Windes“ aus. Dabei war der Anfang alles andere als spektakulär, denn die Geschichte um das eigenartige Mädchen, das sich in der Gesellschaft von kampfeslustigen Jungs viel besser aufgehoben fühlt als unter ihresgleichen, bot relativ viele bekannte Zitate und schien noch auf der Suche nach einer eigenen Identität zu sein. Dann aber, mit zunehmender Entwicklung und gleichzeitig arg beschleunigtem Erzähltempo, sorgt die Autorin für fast schon dauerhaft anhaltende Gänsehautmomente, die sehr eng mit dem mysteriösen Schicksal der blauhaarigen Halbelfe verknüpft sind.
Doch wer ist diese Nihal, die seit Jahren in ihren Träumen von schrecklichen Visionen und beschwörenden Stimmen verfolgt wird? Was genau steckt hinter diesem Mädchen, dem immer wieder nur Steine in den Weg gelegt werden? Diese Frage gilt es in „Die Drachenkämpferin“ zu ergründen, denn diese kleine Lady hat so viele verschiedene Seiten, dass sie immer wieder mit unerwarteten, überraschenden Handlungen die gesamte Geschichte der Aufgetauchten Welt auf den Kopf stellt. Jedoch scheint ihr Weg trotz aller Hindernisse vorbestimmt, denn was immer sich ihr auch in den Weg stellt, die zurückgelassene Halbelfe hat stets eine schlagkräftigere Antwort parat und kann sich selbst gegen die gröbsten Widersacher durchsetzen. Dies mag dann ein Mangelpunkt sein, den man als Leser kritisieren darf, denn dass das junge Mädchen wirklich jeden Kampf früher oder später für sich entscheiden kann, macht die Geschichte in gewissen Punkten zu vorhersehbar. Dass sie Soanas Prüfung übersteht, geht ja noch in Ordnung, und dass sie in der Akademie der Drachenreiter eine Chance bekommt, ebenfalls, doch schon an der Stelle, wo sie ganzen zehn erfahrenen Drachenkämpfer in der Arena den Garaus macht, fragt man sich, wann Nihal mal ernsthafte Rückschläge im Kampf erleben wird. Immerhin ist die junge Dame bis dorthin immer noch minderjährig und ihre maskulinen Kontrahenten sind zumeist weitaus muskulöser und kampferprobter …
Dafür muss Nihal dann aber andere Rückschläge einstecken, und die sind im Grunde genommen noch schwerwiegender als die vergleichsweise kleinen Niederlagen, die ihr sonst blühten. Jedoch stehen all diese negativen Ereignisse nicht in ihrem Einfluss. Der Tod von Fen, das Schicksal ihres niedergemetzelten Volkes, der Tod ihres Ziehvaters, die vergebene Liebe zu Fen, die selbst vor ihrem Tod aussichtslos war. Kann sie die Dinge hingegen selber anpacken, geht sie stets siegreich hervor, und das ruft zwischenzeitlich einige (bzw. die einzigen) Zweifel auf den Plan.
Ihre Entwicklung ist jedoch dennoch wirklich toll beschrieben. Aus dem freudigen, lebenslustigen Mädchen wird eine ernste, nachdenkliche, bisweilen auch ängstliche junge Frau, der das Leben trotz der vielen Erfolge sehr oft übel mitspielt. Auf selbst erlangte Fortschritte folgen meist fremd beeinflusste Niederlagen, und so gilt es für Nihal erst einmal, ihren eigenen Weg zu finden, bevor sie in den Kampf ziehen kann. Ihr neuer Lehrer Ido zeigt ihr mit ernüchternder Ehrlichkeit auf, wo Nihal ihre Defizite hat und weist sie gleich mehrfach zurück. Obwohl diese weiß, dass Ido Recht behält, kommt sie mit der Kritik nicht klar, kann sie nicht akzeptieren. Sie ist schließlich die starke Person, das Mädchen, das sich gegen alle durchgeboxt hat, und ausgerechnet der verwegene Gnom soll ihr dabei Grenzen setzen? Doch Nihal erkennt, dass sie im Unrecht ist und denkt über ihre Rolle nach. Immer mehr isoliert sie sich von ihrer Umwelt, kämpft für ihre eigenen, vom Hass getrieben Ideale und rennt dabei gegen eine Wand an. Noch hat sie Erfolg mit ihrer eigensinnigen Art, doch sie weiß auch, dass ihr das Glück nicht immer hold sein kann.
Diese Misere zu umschiffen, ist Nihals größte Prüfung. Sie muss lernen, das Leben zu lieben und sich selber gegenüber nicht gleichgültig zu sein. Es gilt ihre Motive zu überdenken, nicht blindwegs in den Tod zu laufen und ihren Hass zu kanalisieren. Im Kampf gegen den Tyrannen kann sie nur dann zur ausschlaggebenden Waffe werden, wenn sie lernt, ein Teamspieler zu werden. Und das, obwohl die letzten Jahre ganz im Zeichen der Einzelkämpferin Nihal standen …
Was Licia Troisi aus dieser Figur macht, ist einfach nur ganz große Klasse. Als vereinsamtes, ungeliebtes Kind des Schicksals gibt Nihal die perfekte Hauptfigur eines Fantasy-Romans ab und bleibt in ihrem Wesen dabei ähnlich undurchdringlich wie die Geschichte selber. Es gibt noch so viel zu ergründen, so viele Geheimnisse aufzudecken, und zum Ende hin offenbart sich „Im Land des Windes“ sogar als Beginn einer noch größer angelegten Serie. Der Umfang wird immer größer, die Verstrickungen immer tiefer und die Atmosphäre immer dichter – dieses Buch hat bis zum Ende all das zu bieten, was man von einem fesselnden Serienauftakt erwartet, und noch ein bisschen mehr. Mir tut es zwar schon ziemlich weh, dass ich mich jetzt bis 2007 bzw. 2008 gedulden muss, um die Fortsetzungen zu lesen, aber die hier in kürzester Zeit aufgesogenen Eindrücke sind so tief durchgedrungen, dass ich die Person Nihal und ihr tragische Schicksal bis dahin sicherlich nicht vergessen werde. Nein, dafür habe ich mich zu sehr in diese sture Heldin verliebt.
Band 1: [„Die Suche nach dem Auge der Welt“ 700
Band 2: [„Die Jagd beginnt“ 730
_Story_
In der Schlacht von Falme hat sich Rand al’Thor endgültig als die Reinkarnation des Drachen offenbart, doch er fühlt sich dieser Aufgabe derzeit noch nicht gewachsen. Er sucht in den Bergen Unterschlupf und möchte dort lernen, mit der verfluchten männlichen Seite der Wahren Quelle umzugehen. Da er bevorzugt, alleine weiterzureisen, beseitigt er sämtliche Spuren und wähnt sich bereits in Sicherheit, ahnt jedoch nicht, dass Moiraine, Perrin und Lan ihm auf den Fersen sind.
Rands Weggefährten haben jedoch auch einige harte Kämpfe zu bestehen. So leidet Mat immer noch unter den Folgen des Fluchs des gestohlenen Dolchs. Zurück in Tar Valon, sucht er die heilende Rettung bei den Aes Sedai, die ihn schließlich auch von seiner Last befreien können. Doch schon kurze Zeit später wird Mat eine weitere Bürde auferlegt: Er ist die ausgewählte Person, die als einzige das Horn von Valere blasen kann und somit im strategischen Kriegsgeplänkel das Zünglein an der Waage darstellt.
Sein Freund Perrin hingegen ringt weiter mit dem Schicksal der Wölfe, das unmittelbar mit seiner Person verknüpft ist. Die Magie erfüllt ihn mit den Realträumen der Wölfe, und während Perrin damit beschäftigt ist, ihre Hintergründe zu erforschen, muss er sich gleichzeitig darum kümmern, dass seine Begleiter nichts von den ihn plagenden Visionen erfahren. Doch Moraine kann man nur schwerlich etwas vorenthalten …
Auf ihrem Weg zur Aes Sedai erleben Nynaeve, Egwene und Elayne einen ersten ernsthaften Rückschlag. Nachdem sie einer Hinterlist der schwarzen Ajah zum Opfer gefallen sind, wird ihnen eine harte Strafe auferlegt, aber weil die Novizinnen für die Gilde der Magierinnen unverzichtbar sind, werden sie nicht aus dem Lehrstuhl entlassen. Stattdessen sollen sie Tar Valon nach der bösen Seite der Aes Sedai ausspionieren. Doch ihre Spur weist in die Festung Tear, in welcher der Sage nach das kristallerne Callandor beherbergt wird, ein magisches Schwert, mit dem der wiedergeborene Drache ein für allemal die bösen Mächte aus der Welt vertreiben soll. Rand macht sich alsbald auch auf den Weg, um die Prophezeihung zu erfüllen, doch wiederum plant die schwarze Ajah einen Hinterhalt. Nur seine Freunde können Rand nun noch vor der Falle bewahren und den Untergang des Dunklen Herrschers in die Wege leiten …
_Meine Meinung_
Nachdem der letzte Band der „Rad der Zeit“-Saga sich zunehmend konfuser gestaltete, spinnt Robert Jordan die Fäden in „Die Rückkehr des Drachen“ wieder in geordnete Gewebe und löst viele offene Handlunseinheiten schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt auf. Ruhe lässt der Autor den Lesern allerdings nicht, denn schon wieder gilt es für Rand und seine Wegbegleiter, neue Abenteuer zu bestehen, neue Hürden zu bewältigen, weiterhin aber dieselben alten Gegner zu bekämpfen. Besonders die schwarze Ajah wird in diesem Buch zu einer sehr mächtigen Gegenspielerin, der alle Mittel recht sind, um den einzig würdigen Widersacher ihres Herrschers in die Schranken zu weisen. Und dies scheint ihr auch zu gelingen; jedenfalls schreibt Jordan die Geschichte teilweise aus einer sehr pessimistischen Perspeketive, aus der Rand heraus trotz scheinbar optimaler Voraussetzungen quasi in die Falle tappen muss. Er hat sich selber die Bürde auferlegt, die Prophezeihung im Alleingang zu erfüllen, doch ausgerechnet diese Engstirnigkeit soll ihm anschließend zum Verhängnis werden – zumindest wenn die geheimnisvolle Ajah ihre Pläne verwirklichen kann …
Andererseits ist der dritte Band der Werkausgabe gespickt mit den persönlichen Schattenseiten der Hauptcharaktere. In diesem Sinne rückt auch der bislang etwas abseits agierende Perrin immer weiter in den Vordergrund. Ebenso wie seinem alten Freund aus Emondsfeld, Mat Cauthon, liegt auch seinem zukünftigen Weg eine Prophezeihung zugrunde, deren tatächliche Bedeutung er jedoch noch nicht abschätzen kann. Stattdessen muss er sich erst einmal mit den magischen Realträumen der Wölfe beschäftigen und sie analysieren, was ihm angesichts der kritischen Situation um Rand al’Thor noch um einiges erschwert wird.
Mat hingegen blickt optimistisch voraus. Er ringt noch mit dem Tode, doch er hat wieder Hoffnung, denn die Aes Sedai scheinen mächtig genug, um ihn vom Fluch der Schatten zu befreien. Die Magierinnen wissen jedoch auch um den Wert des jungen Kriegers. Ohne ihn kann das Horn von Valere nämlich nicht geblasen werden, was für die Gilde im Falle des Krieges einen erheblichen Nachteil nach sich ziehen würde.
Die Hauptfigur wird dafür in „Die Rückkehr des Drachen“ ziemlich stark an den Rand gedrängt. Dieses Mal sind es die anderen Helden, um die sich das Geschehen dreht, denn neben den beiden Jungen aus Emondsfeld übernehmen auch die drei angehenden Aes Sedai einen sehr wichtigen Part. Zum ersten Mal seit Beginn der Saga wird ihnen eine gewisse Verantwortung zugesprochen, und ähnlich wie ihre Kollegen wissen sie damit auch umzugehen. So entwickeln sich auch die letzten vordergründigen Charaktere aus der umfangreichen Serie ein ganzes Stück weiter, zumal sie auch in ihrer Lehre erhebliche Fortschritte machen.
Die Geschichte lässt also mal wieder keine Wünsche offen, ist aber durch den gradlinigeren Aufbau auch wieder angenehmer zu lesen. Durch den Abschluss verschiedener Nebenstränge kann Jordan außerdem wieder sehr fokussiert arbeiten und lässt parallel neben der Flucht von Rand al’Thor nur noch zwei weitere Einheiten laufen, was den Überblick über die hier schon unheimlich breit gefächerte Geschichte enorm erleichtert. Das heißt aber nicht, dass sich zum Ende des Buches nicht schon wieder unzählige neue Möglichkeiten ergäben. In diesem Punkt ist sich der Autor nämlich voll und ganz treu geblieben.
Nach den ersten drei Bänden frage ich mich daher auch, warum die Serie so stark kritisiert wird, denn bis auf die etwas übertrieben komplexe Herangehensweise aus dem zweiten Buch der Originalausgabe kann ich keine wesentlichen Angriffspunkte ausmachen. Da im hier vorgestellten Band nun auch noch die Ähnlichkeiten zu „Der Herr der Ringe“ größtenteils beseitigt wurden, kann ich mich nur voll des Lobs über „Das Rad der Zeit“ äußern. Und daher noch ein weiteres Mal die Empfehlung: Wer die erforderliche Zeit aufbringen kann, sollte sich möglichst schnell mit dieser Materie auseinander setzen!
Lernvideos für angehende Musiker sind meist nicht sehr billig, weshalb es sich auf jeden Fall lohnt, vorher intensiv zu recherchieren, bevor man am Ende 50 € und mehr in den Sand gesetzt hat, ohne einen entsprechenden Gegenwert für sein Geld bekommen zu haben. Diesbezüglich ist übrigens auch darauf hinzuweisen, dass die allseits beliebten Profivideos bekannter Musiker erst dann zu empfehlen sind, wenn man auch schon über gewisse Kenntnisse verfügt, was ja leider oft fehlinterpretiert wird.
Um diese Grundkenntnisse dann jedoch zu erlernen, braucht es Stoff, der einem das Spiel – egal nun an welchem Instrument – von der Pieke an zeigt, das heißt vom Aufbau über die ersten Gehversuche bis hin zum semi-professionellen Spiel. Erfahrenen Musikern erzähle ich hiermit zwar jetzt sicher nichts Neues, aber ich wollte es eingangs noch mal kurz erwähnt haben, denn zu viele sind schon auf derartige Veröffentlichungen hereingefallen.
Nun, die Bosworth Music GmbH hat vor kurzem auch einige solcher Lernvideos auf den Marmkt gebracht, darunter auch das hier vorliegende „Kick Off Drums“, welches einem die ersten Schritte am Schlagzeug näher bringt und auch sehr gut verständlich vermittelt. Rudi Hagenau, seines Zeichens professioneller Drummer seit mehr als anderthalb Dekaden, erklärt wirklich jeden Schritt, den es zu berücksichtigen gilt, angefangen bei der Wahl seines Instruments bis hin zur gekonnten Bedienung – und dies alles in einem sehr gemäßigten Tempo, dem selbst Kinder problemlos folgen können sollten.
Hagenau beginnt seine Moderation, indem er die Zielsetzung und das Konzept der DVD erklärt und einiges über seine Erfahrungen als Schlagzeuger erzählt und beginnt auch schon alsbald mit der Erklärung der grundlegenden Informationen. Hierunter fallen neben den Namen der einzelnen Kessel auch zugehörige die Bespannung und die Anordnung bzw. die jeweilige Funktion. Bis man sich zu diesem Punkt durchgearbeitet hat, weiß man schließlich schon fast alles, was man an Basiswissen benötigt.
Weiter geht’s dann mit der richtigen Haltung der Stöcke und den ersten Schlägen, bevor Hagenau dann mit seinem bewusst albernen Kollegen mit Notenlehre und ersten Grundrhythmen beginnt. Dabei zeigt er immer wieder Beispiele von ganz jungen Nachwuchsmusikern, die bereits im Alter von sieben Jahren ihre Rhythmen halten können. Diesen Aspekt finde ich insofern sehr wichtig, als dass der Moderator hier auch praktisch zeigt, dass man das Schlagzeugspiel in wirklich jeder Altersklasse erlernen kann.
Und so steigert sich die Sache dann immer mehr; die Grundrhythmen werden leicht variiert, immer weiter ausgebaut und Schritt für Schritt werden Schlagzahl und Anforderung erhöht – bis man dann am Ende einige Songs, die hier auch auf einer extra beigefügten Audio-CD enthalten sind, schon komplett begleiten kann. So einfach, und vor allem so schnell geht das!
Für meinen Geschmack hat Rudi Hagenau hier ein richtig gutes Lehrvideo zusammengestellt. „Kick Off Drums“ baut auf einem angemessenen Tempo auf und schließt so auch aus, dass der angehende Schlagzeuger bei seinen Studien überfordert wird. Außerdem gefällt die simple, dafür aber umso verständlichere Art der Erklärungen. Hagenau lässt zwar hier und dort einige Fachbegriffe einfließen, bleibt aber letztendlich sprachlich auf einem Level, dem auch Anfänger problemlos werden folgen können. Und auch die Tatsache, dass der Lehrer seine Schüler erst dann ans Instrument lässt, wenn alle erforderlichen Nebenkenntnisse erlernt sind, finde ich lobenswert, denn so gibt er der Zielgruppe nicht nur Struktur, sondern läuft auch nicht Gefahr, sich irgendwie überschlagen zu müssen. Kurzum: sehr gut gemacht!
Wenn es an der DVD dann aber doch noch etwas auszusetzen gibt, dann die etwas bescheidene Bildqualität. Das Material wurde über einen Zeitraum von zehn Jahren aufgezeichnet und kommt leider in den älteren Aufnahmen ohne dezente Flimmereffekte nicht aus. Und auch der Wechsel zwischen den alten und neuen Einstellungen wirkt anfangs ein wenig verwirrend, doch nach kurzer Zeit hat man sich daran gewöhnt. Der Fluss des Lernens wird durch diese kleinen Schönheitsfehler aber eigentlich nicht beeinträchtigt.
Fazit: Gute Lernvideos gibt es viele auf dem Markt, wirklich effektive Releases für Beginner jedoch leider nur selten. In Sachen Drums gehört „Kick Off Drums“ daher ganz klar zur Referenzklasse, trotz, oder vielleicht doch gerade wegen seiner simplen Aufmachung. Zusammen mit der beiliegenden Audio-CD und dem gehaltvollen Booklet, in dem die Theorie noch einmal schwarz auf weiß nachzuarbeiten ist, sollte es hier jedem halbwegs talentierten Nachwuchsmusiker spielerisch gelingen, die Basics für das Schlagzeug zu erlernen. Und deswegen spreche ich dem hiermit angesprochenen Publikum auch ganz klar meine Empfehlung für dieses DVD/CD-Set aus.
„Das Rad der Zeit“ ist die wohl umfangreichste und aus diesem Grunde auch oft am heftigsten kritisierte Fantasy-Serieauf dem gesamten weltweiten Buchmarkt. Knapp 30 Bände zählt Robert Jordans englischsprachige Originalausgabe bereits, und nach aktuellem Stand ist auch noch immer nicht ganz klar, wann das Rad seine Rotation beenden wird. Aus diesem Grunde sollte man sich schon sehr gut überlegen, ob man die Geduld und vor allem die Zeit hat, um sich dieser Zerreißprobe auszuliefern, und dabei auch die gelegentliche Kritik nicht außer Acht lassen. 10.000 Seiten und mehr sind nun mal kein Pappenstiel, und mittendrin aufzuhören, ist ja auch nicht das erklärte Ziel des Fantasy-Lesers. Nachdem ich nun den ersten Band der Serie in der Originalzusammenstellung ziemlich rasch verschlungen habe, plädiere ich aber definitiv dafür, Zeit und Umwelt sich selbst zu überlassen und dem Riesenprojekt zu folgen. Warum? Nun, bitte weiterlesen:
_Story_
Jedes Jahr wieder feiern die Bewohner des Dörfchens Emondsfeld das traditionsreiche Frühlingsfest Bel Tine. Auch Rand al’Thor und sein Vater Iam sehen den bald anstehenden Festlichkeiten mit großer Vorfreude entgegen und nehmen rege an der Vorbereitung der üppigen Feier teil. Bevor es jedoch losgehen kann, ereignen sich seltsame Dinge in und um Emondsfeld. Seltsame schwarze Reiter werden gesichtet und verbreiten unter manchen Bewohnern des Ortes Unruhe. Und auch der gerne gesehene Händler Padan Fain zeugt nicht gerade von Optimismus, als er seinen Freunden von den düsteren Geschehnissen aus der Ferne berichtet. Padan Fain weiß von einem bevorstehenden Krieg und berichtet auch von einem versteckten Drachen, der in wahrer Gestalt die einzige Person sein soll, die die befürchtete Herrschaft des aus der Gefangenschaft entflohenen Dunklen Königs aufhalten kann. Als dann auch noch Lady Moiraine Damodred und ihr Leibwächter Lan Mandragoran in Emondsfeld auftauchen, ist der Gemeinderat zutiefst verunsichert. Die Lady ist zwar ein willkommener Gast, doch meist verbirgt sich hinter ihrer Ankunft auch ein besonderer Zweck. Und der scheint nach den jüngsten Begebenheiten kein erfreulicher zu sein …
Auf dem Weg zurück zur Hütte der Familie al’Thor lässt Rand die Ereignisse der letzten Stunden Revue passieren und erinnert sich dabei vor allem an die mehrfach gesichteten schwarzen Ritter. Und seine Sorge soll sich alsbald auch als berechtigt herausstellen, denn sein Vater und er werden in der Dunkelheit von den mysteriösen Trollocs überfallen, seltsamen Hybridwesen, die dem Jungen bisher nur aus Sagen bekannt waren. Iam wird dabei schwer verletzt und bedarf dringender Hilfe, die ihm nur noch die Magierin Moiraine gewähren kann. Diese hat nämlich den gleichzeitig gestarteten Angriff auf das Dorf mit der Kraft ihrer magischen Formeln – sie gehört der verachteten Gruppe der Aes Sedai an – gerade noch abwenden und die völlige Zerstörung verhindern können und besitzt als Einzige die Möglichkeit, Rands Vater zu heilen. Doch der Preis ist hoch: Moiraine fordert von Rand, dass er sie in die Stadt Tar Valon begleitet, und verspricht, dass sie dort Hilfe finden werden. Sie eröffnet ihm, dass er eine der drei jungen Personen ist, die vom Dunklen Herrscher und dessen Mächten gesucht werden. Die übrigen sind Rand ebenfalls nicht unbekannt; es sind seine beiden besten Freunde Perrin und Mat, die sich der neu geformten Gemeinschaft widerstandslos anschließen und gemeinsam mit Egwene al’Vere, der Tochter des Dorfvorstehers, dem komischen Barden Thom Merrlin und der Seherin Nynaeve al’Meara die lange Reise antreten.
Geplagt von den schrecklichen Zuständen in Emondsfeld geht die Gruppe ihren Weg, wird dabei allerdings von weiteren Rückschlägen heimgesucht. Rand muss sich damit auseinander setzen, dass der zurückgebliebene Iam nicht sein wahrer Vater ist und wird zudem von Alpträumen und Visionen geplagt. Doch eine nähere Auseinandersetzung ist vorerst nicht möglich, denn auf ihrer Flucht in die scheinbare Sicherheit sind ihnen die Trollocs und ihre Befehlshaber, die Myrdraal, dicht auf den Fersen. Mit der List der Aes Sedai und ihrer neuen Gehilfin Egwene gelingt es dem Trupp mehrfach, den feindlichen Attacken zu trotzen, bis sie dann in den Ruinen von Shagar Logoth in einen weiteren Hinterhalt geraten und schließlich getrennt werden. Geführt von Rand, der Aes Sedai und Egwene suchen die Kleingruppen ihren eigenen Weg nach Tar Valon, bestehen dabei gefährliche Abenteuer und finden wieder zusammen. Denn nur gemeinsam können sie den Dunklen Herrscher davon abhalten, das Auge der Welt zu blenden. Und wäre dies nicht schon Last genug, muss sich Rand auch noch seinem eigenen Schicksal stellen …
_Meine Meinung_
Es ist schon der helle Wahnsinn. Da schreibt man schon eine ellenlange Inhaltsangabe und deckt damit trotzdem nur gut die Hälfte der tatsächlichen Erzählung in diesem ersten Band ab. Robert Jordans Welt um die bemerkenswerten Helden Rand, Mat und Perrin ist bereits hier so umfassend eingeleitet worden, dass man schon erahnen kann, welche Dimensionen das „Rad der Zeit“ eines Tages annehmen würde. Natürlich nutzt Jorden den Umfang der Geschichte aber auch dazu, seine Charaktere sehr eingehend vorzustellen. Wirklich jede Person unterliegt einer sehr genauen Betrachtung, und obwohl man in den vielen Dialogen unheimlich viel über die Hauptpersonen erfährt, wird das Wissen auch in späteren Passagen immer noch durch sehr wichtige Nuancen ergänzt. Und dennoch hat man den Eindruck, als stünde man gerade erst am Anfang damit, die einzelnen Personen kennen zu lernen.
Die Kunst dabei ist zweifelsohne, den Plot nicht mit den großzügigen Darstellungen zu ersticken, und diesbezüglich scheint Jordan ein absoluter Meister seines Faches zu sein. Der Autor nimmt sich Zeit, viel Zeit, baut das Ganze aber so geschickt auf, dass er den Leser nicht mit zu vielen Informationen erdrückt. Die Mischung aus Action, Hintergrundinformationen, Zwischenmenschlichem und handlungstechnischer Weiterentwicklung ist exzellent ausgewogen und hält den Leser durchgehend bei der Stange. Selbst nach der überlangen Einleitung, die an manch anderer Stelle schon dazu geführt hätte, dass man das Buch auf Nimmerwiedersehen beiseite gelegt hätte, ist die Neugier nach dem Fortschritt der Geschichte unheimlich groß und kann trotz der Masse an Inhalt kaum befriedigt werden. Man fühlt sich geradezu überwältigt von der Legende des Drachen und dem fortwährenden Kampf gegen den Dunklen Herrscher, und selbst wenn dieser erste Band (bei sage und schreibe knapp 900 Seiten!) mehr oder weniger nur die Einleitung zu einem gewaltigen Epos ist, findet man sich schon sehr schnell in der großen Welt um das Rad der Zeit (bzw. hier um das Auge der Welt) zurecht. Bis zum Ende hält die Neugier an, und selbst die schon bald zu erahnende Ernüchterung über die vielen offen bleibenden Handlungsabschnitte, die in irgendeinem Folgeband wieder aufgegriffen werden müssen, stört nicht.
Den Autor gilt es schließlich auch noch deswegen zu loben, weil er bei all den Möglichkeiten dennoch nicht auf ziellose Komplexität setzt. Der Plot ist zielstrebig geschrieben, allerdings nur sehr umfangreich ausgeschmückt worden. Wer also hier den Faden verlieren sollte, hat entweder nur halbherzig die Geschichte verfolgt oder ist der Fantasy-Welt Jordans nicht würdig.
So, tief durchatmen, denn bei aller Genialität des ersten Buches (wir sprechen bei „Die Suche nach dem Auge der Welt“ übrigens über einen neu veröffentlichten Sammelband in Originalumfang, in dem die beiden vorherigen deutschen Ausgaben „Drohende Schatten“ und „Das Auge der Welt“ zusammengefasst wurden), darf man aber auch nicht über die Kehrseite hinwegsehen. Und an der werden sich vor allem die Geister der Tolkien-Anhänger scheiden. Bei wohl keinem anderen Fantasy-Zyklus – gut, ich spreche hier vom eröffnenden Buch – sind die Parallelen zum Vaterwerk „Der Herr der Ringe“ so deutlich wie hier. Sowohl bei den verschiedenen Hauptfiguren als auch im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Story findet man so viele Ähnlichkeiten, dass sich der Autor wohl kaum den Vorwürfen des Ideenklaus widersetzen können wird. Auch hier tritt eine zunächst aussichtslose Ansammlung von stillen Helden eine lange Reise an, wird zwischendurch getrennt, von furchtbaren schwarzen Reitern getrennt, durch eine Magierin beschützt und in den Kampf gegen den Dunklen Herrscher getrieben. In diesem Sinne hätte Jordan seine Charaktere auch Gandalf, Frodo und Sauron, die Reiter Nazgul und die Welt Mittelerde nennen können. Aber lassen wir das.
Festzuhalten bleiben enorm starke Übereinstimmungen, an denen man sich aber nur dann stoßen wird, wenn man sich nicht wirklich auf den Plot einlassen möchte. Ich wage nämlich einfach mal zu behaupten, dass einen die Erzählung bei neutraler Herangehensweise mit sofortiger Wirkung beeindrucken wird und man sich mit solchen Stolpersteinen schließlich auch nicht mehr aufhalten wird. Penible Gemüter, und nur diese, sollten daher die Finger von diesem Monster-Zyklus lassen! Alle anderen, sollten sie die erforderlichen Wochen und Monate aufbringen und investieren können, dürfen indes nicht am „Rad der Zeit“ vorbeisehen – was ja schließlich auch kaum möglich ist, wenn man mal bedenkt, wie viel Platz die Serie mittlerweile in den Regalen der Händler einnimt. Mein erster Eindruck ist jedenfalls durch und durch positiv, und dies bezieht sich auf wirklich alles, was in „Die Suche nach dem Auge der Welt“ geschieht. Gott, was freue ich mich auf die Fortsetzung!
Ernest de Lorca ist wie ausgewechselt; er glaubt erfahren zu haben, dass seine Frau Lucille, mit der er jahrelang glücklich verheiratet war, ihn aus unerfindlichen Gründen umbringen möchte. Um ihr zuvorzukommen, schleicht er sich eines Nachts an sie heran und bedroht sie mit einer Waffe. Lucille hingegen streitet entsetzt alles ab und bekommt auf den ersten Schock Hilfe von ihrer Tochter Damona. Wenige Sekunden später bekommt Ernest zu spüren, dass seine Vermutung richtig war …
Kurze Zeit später wird auch der Cousin von Polizeichef Powell tot aufgefunden; er kam bei einem seltsamen Verkehrsunfall ums Leben, in den anscheinend seine Frau involviert war. Einen Tag vorher konnte er Powell noch darüber informieren, dass seine Frau der mysteriösen Damona-Sekte beigetreten ist und sich seitdem völlig verändert habe.
Sir Powell, gleichermaßen Vorgesetzter von John Sinclair, setzt zwei seiner besten Leute auf den Fall an. Neben Sinclair stellt auch dessen Kollegin Jane Collins erste Ermittlungen an und bekommt kurze Zeit später den Auftrag, die erste Spur näher zu ergründen und sich bei der Sekte einzuschleusen. Als ihr dies zu ihrer eigenen Überraschung sehr schnell gelingt, stellt sie jedoch fest, dass sie der telekinetischen Kraft Damonas nicht gewachsen ist. Hypnotisiert von ihrer Aura lässt sie sich von der Führerin des neuen Kults komplett vereinnahmen, muss aber zum endgültigen Einstieg erst noch eine Reifeprüfung ablegen. Und in der geht es darum, sich einer ganz bestimmten Person zu entledigen: John Sinclair!
_Meine Meinung_
„Damona, Dienerin des Satans“ ist ganz klar eine der stärksten bisher gehörten Sinclair-Folgen, selbst wenn die Hintergründe nicht wirklich neu sind und Jason Dark auch wieder reichlich mit Klischees gearbeitet hat. Namen wie Lucille und Damona sprechen schließlich für sich. Doch ehrlich gesagt, ist mir dies im hier besprochenen Beispiel eigentlich nur recht, denn von den beiden erwähnten Personen wird tatsächlich das echte Böse verkörpert, kompromisslos und infernalisch, und da passen diese Namen wie die Faust aufs Auge.
Doch ich möchte hier nicht über Namen, sondern vielmehr über eine erneut superb aufgebaute Story sprechen, in der die bekannten Sprecher mal wieder eine phänomenale Leistung abgeben. Diesmal sehr stark: Franziska Pigulla (besser bekannt als Synchronstimme von „Akte X“-Agentin Dana Scully) in der Rolle der Jane Collins, die vor allem nach der dämonischen Beschwörung durch Damona de Lorca auftrumpfen kann. Ihre Wandlung hin zum Sektenkult kauft man ihr sofort ab, und überhaupt scheint ihr die Rolle des kurzzeitigen Gegners sehr gut zu liegen.
Jane Collins‘ Entwicklung sagt auch sehr viel über die stetige Wandlung des Plots aus. Bereits am Anfang vermutet man im besessenen Ernest de Lorca den wahren Schurken, doch man hat sich offensichtlich getäuscht und von den widrigen Umständen verwirren lassen. Später dann ist die Rolle der Agentin Collins ungewiss. Ist sie tatsächlich der Sekte verfallen oder spielt sie nur? Außerdem stellt sich während der gesamten Erzählung die Frage, welchen Part Damonas Schwester Teresa nun einnimmt. Bei ihrer Rückkehr erwischt sie ihre verbliebene Familie beim Begraben ihres Vaters und wird anschließend gezwungen, der Frauenpower-Sekte ebenfalls beizutreten. Dies tut sie nicht mit Überzeugung, aber sie steigt ein und wird schließlich zu einer entscheidenden Figur für das Finale.
Während im Vordergrund die Geschichte um Damona und ihre Widersacher steht, erfährt der Hörer gleichzeitig einiges über die Hintergründe und Ideale der Sekte. Bloß für die Macht des weiblichen Geschlechts einzutreten, scheint bei den Handlungsabläufen ein bisschen wenig zu sein, um die bösartige Motivation der de-Lorca-Familie zu rechtfertigen. Es muss mehr dahinterstecken, aber was? Dies alles gilt es im Laufe der knappen Stunde, die „Damona, Dienerin des Satans“ andauert, zu ergründen.
Die vierte Hörspiel-Episode ist gleichzeitig auch das vierte Heftabenteuer um den Geisterjäger und erschien im Original bereits im Jahre 1978. Staub angesetzt hat die Handlung seitdem nicht, wobei man schon sagen muss, dass die erzählte CD-Fassung merklich von den vielen tollen Soundeffekten profitiert, die die Spannung immer wieder ordentlich vorantreiben, dabei aber nicht von der Geschichte ablenken. Und so gibt es schließlich auch in „Damona, Dienerin des Satans“ allerbeste Unterhaltung auf typisch hohem Sinclair-Niveau, und dies einmal mehr mit exzellenten Sprechern. Fans werden das Teil wahrscheinlich schon besitzen, alle anderen sollten die vierte Folge dringend antesten!
Mehr Infos zu dieser Episode gibt’s [hier.]http://www.sinclairhoerspiele.de/hoerspiele.php?hsp=4
_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)
Bereits im ersten Teil des „Drachen-Nimbus“ hegte ich einige Zweifel am qualitativen Output von Irene Radford. Die Dame zeigte nämlich bei der Einführung von Charakteren, Schauplätzen und der grundlegenden Problematik zwei elementare Schwächen, die sich in ihrer Erscheinung eigentlich widersprechen. Zum einen nämlich brauchte die Autorin unheimlich lange, um mit der Schilderung der Lage um die vom Aussterben bedrohten Drachen mal auf den Punkt zu kommen, und zum anderen nahm sie vielen Handlungseinheiten schon vorweg die Spannung, weil ihre geheimnisvollen Umschreibungen viel zu leicht durchschaubar waren. Man sollte meinen, dass Radford aus ihren Fehlern gelernt hat, und dennoch tritt sie auch in der Fortsetzung zu [„Der Glasdrache“ 1755 von einem Fettnäpfchen in das nächste …
_Story_
Die Lage um Coronnan ist weiterhin prikär. Der einst verschollene Prinz Darville ist durch die bedrohliche Magie weiterhin gefährdet, im Körper des Wolfes weiterzuleben und vorerst ohnmächtig in seiner Handlungsfähigkeit. Diese Schwäche nutzt der verräterrische Vetter des Prinzen, Krej, um weitere finstere Intrigen zu spinnen. Während er den Fürsten des Rates von Coronnan glaubhaft seine Treue versichert, plant er im Hintergrund die endgültige Machtergreifung, die er momentan nur vorübergehend bis zur Rückkehr von Darville innehat. Falls dieser überhaupt wieder dazu befähigt wird, seinen Thron einzunehmen.
Währenddessen wird die Gefahr durch die feindlichen SeLenicca immer größer; eine Invasion droht, und damit das Ende der Krone von Coronnan. Um dem hinterhältigen Treiben ein Ende zu bereiten, entschließt sich Darville zu einer Hochzeit mit der fremdrassigen Prinzessin Rossemikka, die im Gegenzug zum Treuebund eine Armee zur Verfügung stellt, um Coronnan zu verteidigen. Doch auch ihre Hilfe wird immer zweifelhafter, denn nach ihrer Ankunft verhält sich die zweckgebundene Gattin immer merkwürdiger und scheint nicht das zu sein, wofür Darville sie anfangs gehalten hat.
Währenddessen plagen Jaylor ganz andere Probleme; er ist nicht mehr dazu in der Lage, magische Sprüche zu wirken und somit auch ungeschützt vor feindlichen Übergriffen. Sein Verhältnis zu Brevelan ist indes sehr viel inniger geworden, so dass die beiden sich kurzerhand vermählen und ihr erstes gemeinsames Kind erwarten. Statt harmonischer Zweisamkeit erwartet die beiden jedoch eine allzu brutale Realität. Brevelan und das Kind geraten in große Gefahr, und aufgrund seiner neuerlichen magischen Starre ist Jaylor auf fremde Hilfe angewiesen. Ausgerechnet Krej soll als mächtiger Verbündeter aushelfen …
Wird Darville trotz allem auf den Thron zurückkehren können? Ist Krej wirklich so vertrauenswürdig, wie Jaylor es sich erhofft? Und welche Rolle spielt eigentlich die mysteriöse Katze Mica, die sich unablässig in der Nähe Darvilles aufhält?
_Meine Meinung_
Der zweite Band der Trilogie beginnt recht gefällig und nimmt den Faden aus „Der Glasdrache“ ohne Umschweife wieder auf, so dass man sich trotz längerer Pause relativ zügig wieder in den Machtspielchen um Coronnan zurechtfindet. Und im Gegensatz zum vorangegangenen Buch geht Irene Radford auch ein ganzes Stück gradliniger vor und hält sich (zunächst) nicht an nebensächlichen Randschauplätzen auf. Dann aber gerät die Geschichte zunehmend ins Stocken; die Autorin eröffnet noch einige und meiner Meinung nach zu viele neue Handlungseinheiten, um die Story ein wenig komplexer zu gestalten, was aber absolut nicht vonnöten gewesen wäre. Und dennoch verwendet sie dabei die schon durchgekauten Elemente des ersten Buches, so zum Beispiel hinsichtlich der ach so rätselhaften Katze, die als Darvilles ständiger Wegbegleiter ein fester Bestandteil des Buches ist und um die Radford ein großes Mysterium machen möchte. Dabei hat man bereits seit geraumer Zeit eine Vorahnung über den wahren Hintergrund Micas, der zu einem späteren Zeitpunkt dann – und das ähnlich wie damals bei Darville – mit einem Schlag und völlig unspektakulär aufgelöst wird. Hier offenbart sich die eingangs erwähnte Unlogik ein weiteres Mal: Erst wird eine Sache ellenlang durch die Story getragen, um dann später ganz abrupt und plötzlich aus dem Fokus genommen zu werden. Das nervt und zeugt nicht gerade von der Klasse der Autorin!
Doch noch mal zurück zur Erweiterung der Rahmenhandlung: Grundsätzlich ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn Radford neue Alternativen zur Fortgestaltung des eigentlichen Plots heranschafft, doch dann sollte sie diese auch konsequent ausführen. Immer wieder treten Ungereimtheiten infolge zu schwammiger Abarbeitungen auf, sei es nun beim seltsamen Zusammenschluss von Krej und Jaylor oder aber beim Auftreten der Prinzessin Rossemikka, die einem schon merkwürdig vorkommt, bevor sie in Erscheinung tritt. Hier lässt die Autorin die Hauptfigur Darville in ihrem Handeln recht unlogisch auftreten, denn eigentlich sollte er schon vorab wissen, dass an der Prinzessin und der dürftigen Zukunftsplanung etwas faul ist bzw. ihre Heirat als letzter Rettungsanker für seinen Thronanspruch und die Rettung Coronnans als Lösung eher zweifelhaft erscheint. Wären diese Gedankengänge von Radford (und gleichermaßen auch in der dürftigen Übersetzung) besser durchdacht und logischer umgesetzt worden, hätten sie das Salz in der Suppe sein können. Nun aber stellen sie lediglich Anteilscheine an einer komisch überfrachteten Fantasy-Aktie dar, die durch das unnötig schwächelnde „Der verbotene Zauber“ in den Keller zu sinken droht.
Zu viele Köche verderben den Brei; diese alte Phrase hätte sich die Urheberin des „Drachen-Nimbus“ mal besser zu Herzen nehmen sollen. Nach gutem Beginn weicht Radford immer mehr von ihrer willkommen stringenten Erzählform ab und verliert die ursprüngliche Hauptthematik meines Erachtens zu oft aus den Augen. Zu selten ist vom Vermächtnis der Drachen die Rede, und zu häufig stören Kleinigkeiten den Erzählfluss. Dazu bleiben viele wichtige Fragen unbeantwortet, was manchmal eine recht große Tragweite nach sich zieht. Ich frage mich, wie Irene Radford all die ungeklärten Ereignisse im letzten Buch der Trilogie noch logisch auflösen will. Weitere radikale Schnitte scheinen mir der letzte, wenngleich alles andere als wünschenswerte Ausweg. Doch da Autorin auf diesem Gebiet ja in den ersten beiden Büchern schon massig Erfahrungswerte gesammelt hat, wird dies, einhergehend mit der zunehmenden Abnahme der Spannung, die einzige Lösung sein. Schade um viele gute Ideen, schade um die gar nicht mal schlecht umschriebenen Charaktere, die sich leider nicht entsprechend weiterentwickeln können.
Wer „Der Glasdrache“ bereits gelesen hat, kann sich ja dennoch mal an „Der verbotene Zauber“ versuchen. Neueinsteigern hingegen möchte ich schon fast von dieser mageren Fantasy-Kost abraten.
Band 1: [„Der magische Spiegel“ 2420
Band 2: [„Zwischen den Welten“ 2431
_Story_
Artus ist am Ziel seiner Träume angelangt. Auf einer Insel vor Venedig stationiert, bereitet er sich auf den Zug in die Heilige Stadt vor und wird in einem feierlichen Akt zum Ritter geschlagen. Doch schon bald merkt er, dass seine neue Position nicht nur mit Ruhm und Glorie verbunden ist. Die Motive der Kreuzzüge scheinen nämlich weitaus unehrenhafter zu sein, als Artus sich dies in seinen Träumen ausgemalt hatte. Innerhalb der eigenen Reihen kommt es zu Streitigkeiten und Rivalitäten, und statt gemeinsam gegen den Feind vorzugehen, stürzen sich die gekränkten Christen auf ihre eigenen Leidensgenossen.
Artus hingegen sitzt mit seiner Flotte in einer Seeenge bei San Nicola fest und muss darauf hoffen, dass die Verhandlungen mit dem Dogen der Stadt Venedig sich nicht allzu lange hinziehen. Doch immer mehr schwindet Artus‘ Hoffnung, als glanzvoller, prächtiger Ritter in Jerusalem einzumarschieren, denn die Verstrickungen in den eigenen Reihen nehmen langsam aber sicher überhand und die Zukunft des Kreuzzuges wird immer ungewisser. Und als die riesige Armee dann ein weiteres Mal erschüttert wird, rückt die Heilige Stadt für Artus de Caldicot in immer weitere Ferne …
Dem König Artus von Camelot ergeht es ähnlich wie seinem Namensvetter zu See. Er ist in einem Stein gefangen und nimmt alles andere als die edelmütige Haltung eines Ritters ein. Artus de Caldicot fühlt sich mit ihm verbunden, versteht aber immer noch nicht die direkten Zusammenhänge zwischen dem Lebensweg des Königs von Camelot und seinem eigenen Schicksal als einfacher Ritter im Namen des Kreuzes. Dann trifft er aber noch ein letztes Mal auf seinen alten Freund, den Zauberer Merlin, und plötzlich lernt der mit 16 Jahren immer noch sehr junge Held die gesamte Wahrheit, die sich unter der Oberfläche des Obsidians verbirgt, kennen.
_Meine Meinung_
Welch toller Abschluss dieser bezaubernden Jugendbuchreihe! Würdevoll wie die Entwicklung des Artus de Caldicot beschreibt Kevin Crossley-Holland die letzten Schritte zur Ritterehre des einstigen Knappen und die daraus resultierende Euphorie. Und ebenso feinfühlig bremst er den Hochmut dann auch wieder aus, indem er sein umfangreiches Hintergrundwissen zu den Kreuzzügen in die Handlung einbringt und dem Leser die zweifelhaften Ideale der Kreuzzüge nahe bringt; dies jedoch weitestgehend in reduzierter Form, die erst gar keine Diskussionen zu diesem Thema aufkommen lassen. Der Autor stellt nämlich keine Thesen oder Vermutungen auf, sondern verbindet die ernüchternde Realität sehr harmonisch mit der recht zügig voranschreitenden Heldensaga um den Jüngling de Caldicot, und dies funktioniert wie auch schon in den beiden Vorgängerbänden sehr, sehr gut.
Was man (wie im Übrigen auch schon bei „Zwischen den Welten“) kritisieren kann, ist die manchmal doch recht einfache Erzählsprache, mit der Artus die Geschehnisse in einer Art Tagebuch aus seiner eigenen Perspektive berichtet. Er erzählt von der niederträchtigen Stimmung innerhalb der Flotte, beschreibt, wie er langsam aber sicher selber den Mut verliert, und wie sich die Atmosphäre generell mit seiner Vorstellung des Ritterlebens vereinbaren lässt, bedient sich dabei aber stets eines eingeschränkten Wortschatzes, der letztendlich auch die klare Trennlinie zwischen Jugendbuch und Erwachsenenliteratur zeichnet. Was allerdings nicht bedeuten soll – ich erwähnte es schon in den vorangegangenen Rezensionen – dass „Im Schatten des Kreuzes“ für ältere Jahrgänge nicht geeignet ist. Das genaue Gegenteil ist nämlich der Fall!
Was im letzten Band doch ein wenig auffällt, ist, dass das Augenmerk der Geschichte vorrangig auf den jugendlichen Artus gelegt wird, was zur Folge hat, dass der gedanklich Verbündete aus Camelot und dessen Legende nicht mehr ganz so ausführlich beleuchtet werden. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, in dem die lange erahnten Zusammenhänge endlich auch vom Autor bestätigt werden. Doch dies muss der Leser selber herausfinden, nachdem er sich durch diese durchweg überzeugende Trilogie mit all ihren verschiedenen Teilepisoden gekämpft hat.
„Im Schatten des Kreuzes“ entführt den Leser ein letztes Mal in eine Welt zwischen den Welten und zeigt aller Skepsis zum Trotze, dass man der viel zitierten Artus-Sage tatsächlich noch etwas Neues abgewinnen kann – sofern man nur die richtigen, in diesem Fall sehr lebendigen Ideen hat. Und dass die Trilogie alles in allem ziemlich leichte Kost ist, macht die Sache irgendwie noch charmanter, schließlich haben sich schon zu viele Autoren und andere Künstler zu verkopft an die Heldensaga herangemacht. Kevin Crossley-Holland indes hat den perfekten Mittelweg zwischen historischem Jugendbuch und unterhaltsamem Ritterepos gefunden und damit eine überaus symapthische Romanreihe erschaffen. Unbedingt empfehlenswert!
Die Märchen aus dem europäischen Kulturkreis haben in den letzten Jahren ein wenig an Bedeutung verloren. Dies liegt jedoch nicht daran, dass sie nach all den Jahren weniger interessant wären, sondern einfach nur daran, dass sich die belesenen Märchenkenner über die Grenzen der eigenen Kultur hinaus weiter umsehen. Neben den orientalischn Geschichten, die besonders im letzten Jahrzehnt Hochkonjunktur hatten, und den weisen japanischen Erzählungen sind diesbeüglich auch die lehrreichen Sagen der Indianer sehr beliebt. Der |Patmos|-Verlag hat dies auch erkannt und sieben solcher Kurzgeschichten auf eine CD gepresst, die bereits 2003 als Kassette auf den Markt gekommen ist und nun auch mein Interesse geweckt hat.
Das schlicht „Indianermärchen“ (nicht zu verwechseln mit dem etwas bekannteren „Indianermärchen aus Nordamerika“) betitelte Werk enthält dabei jeweils kurze Märchengeschichten von sechs verschiedenen Stämmen sowie eine recht lustige Geschichte über die eigenwillige Namensfindung der Indianer von Richard Melach.
Abgehandelt werden hierbei unter anderem Themen, die besonders indianische Kinderherzen beschäftigt haben müssen. So werden unter anderem der Ursprung des Feuers und die Herkunft der Büffel in einem kurzen Märchen erzählt. In „Der Geist, der so gerne tanzte“, einer alten Sage der Arikara, beschäftigt man sich hingegen mit dem Mystischen, das ja in der Indianerkultur ebenfalls eine gewichtige Rolle spielte. Der Beitrag des Stammes der Lakota hingegen besteht aus einer lustigen Heldengeschichte, die von einem jungen Mann handelt, der sich vor gar nichts fürchtete. Den sonderbarsten, gleichzeitig aber auch humorvollsten Plot liefern indes die Irokesen in Form von „Blauwolke und der fliegende Riesenkopf“. Bleibt noch die schönste Geschichte, und die entstammt dem Volke der Cree. „Der Windigo am Ende der Fährte“ beschreibt die Geschichte eines Jungen, der mit seinem neuen Gefährten gegen einen bösen Geist vorgeht und für das Gute einsteht.
Alle sieben Geschichten sind natürlich in erster Linie für ein kindliches Publikum geschrieben und werden dementsprechend auch sehr langsam, dennoch aber lebhaft von den beiden Sprechern Anja und Volker Niederfahrenhorst erzählt. Es sind allesamt kleine Lehren, teils gespickt mit einem moralischen Aspekt, teilweise aber auch nur unterhaltsam und fröhlich und trotzdem in ihrer Art sehr eigenwillig. Der Ursprung der gänzlich andersartigen Kultur der Indianer ist schnell erkennbar, gleichermaßen aber auch die Tatsache, dass sich die verschiedenen Stämme in ihren Wurzeln noch einmal stark voneinander unterscheiden. Natürlich kann man von diesen Kurzgeschichten nicht auf ein ganzes Volk schließen, aber es sind schon einige kleine Unterschiede, die sich in den Ansätzen von beispielsweise „Der Geist, der so gern tanzte“ und „Wie das Feuer auf die Erde kam“ gut herausfiltern lassen.
Doch die Märchen sind nun nicht dazu gedacht, irgendetwas Tiefsinniges zu analysieren. Sie sollen unterhalten und dem nach unten hin altersmäßig uneingeschränkten Zielpublikum Freude bereiten. Und genau dies ist, vor allem durch die beruhigenden Erzählstimmen der beiden Niederfahrenhorsts, absolut der Fall. Wer seinen Kleinen mal eine Freude machen möchte, ist mit diesem kurzweiligen Hörbuch bestens beraten.
_Übersicht_
1. Wie die Büffel in die Welt kamen (Märchen der Comanchen)
2. Der Geist, der so gern tanzte (Märchen der Arikara)
3. Sonne-über-dem-Kürbis (von Richard Melach)
4. Der Windigo am Ende der Fährte (Märchen der Cree)
5. Blauwolke und der fliegende Riesenkopf (Märchen der Irokesen)
6. Wie das Feuer auf die Erde kam (Märchen der Cherokee)
7. Der Junge, der vor nichts Angst hatte (Märchen der Lakota)
Hörproben gibt es übrigens [hier.]http://www.patmos.de/title/23/349124071/mode/quick/singleBook.htm
Leider hat die Freude über den fünften Band der „Peace Maker Kurogane“-Serie auch einen negativen Beigeschmack, der sich auf die Zukunftspläne von Nanae Chrono bezieht. Die Autorin möchte nämlich zunächst mal eine längere Pause einlegen und die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen – und dies ausgerechnet an einem Punkt, an dem die Spannung nicht größer sein könte. Aaaarrrgghhh …!
Nun, freuen wir uns aber jetzt erst einmal über diesen fünften Band, denn der hat es, was die Action anbelangt, wirklich in sich!
_Story_
Die politischen Zustände haben sich in letzter Zeit deutlich zugespitzt, besonders nach dem Tod von Ryoma Sakamoto, für den verfeindete Gruppen Tetsu verantwortlich machen. Weiterhin scheint die Organisation des verräterischen Ito, die „Kaiserliche Grabwache“, nach dem Einstieg der beiden geheimnisvollen Shinsengumi-Persönlichkeiten Heisuke Todo und Hajime Saito immer mehr an Macht zu gewinnen und ihren alten Auftraggeber langsam zu untergraben. Der Kampf scheint vorprogrammiert, und nach einem weiteren Aufeinandertreffen zwischen Ito und den Shinsengumi kommt es zu einem Überfall, bei dem der stark angetrunkene Führer der „Kaiserlichen Grabwache“ hinterhältig ermordet wird.
Dessen Handlanger, darunter eine beträchtliche Zahl Ronin-Söldner, lassen sich nicht lange bitten, rücken in voller Kampfmontur und Heerstärke gegen die Shinsengumi vor und umzingelt die zahlenmäßig unterlegene Organisation. Es kommt zu einer brutalen, blutigen Schlacht, in deren Mittelpunkt einmal mehr Tetsu steckt, der aufgrund des Mordverdachts zum Tode verurteilt wurde. Der wahre Mörder Sakamotos hingegen spinnt eine Intrige nach der anderen und freut sich über jeden weiteren Shinsengumi, der ohne besondere Anzeichen Hochverrat begeht.
In einem Rückblick wird die Geschichte von Soji Okita erzählt, der wegen seines mädchenhaften Äußeren in seiner Kindheit eines Samuraikämpfers für nicht würdig befunden wurde. Katsuta Kondo und Toshiza Hijikata, gerade mal 18 bzw. 17 Jahre alt, finden jedoch schnell heraus, dass sich hinter dem kleinen unscheinbaren Jungen ein furchtbares Geheimnis verbirgt, das unmittelbar mit einem verschollenen Schwert in Verbindung steht …
_Meine Meinung_
Der fünfte Teil der Serie ist auf jeden Fall der gradlinigste bislang. Es ist zwar weiterhin nicht gerade einfach, die vielen gemeinen Intrigen zu durchschauen, doch da sich die Verräter dieses Mal nicht mehr so sehr im Verborgenen aufhalten und durch die Vorgeschichte langsam Licht ins Dunkel gekommen ist, bekommt man hier relativ schnell den Durchblick.
Und sobald man sich hier (in meinem Fall nach längerer PMK-Abstinenz) wieder zurecht gefunden hat, steckt man auch schon mitten drin in der Action. Band 5 ist gefüllt von weiteren hinterhältigen Mordplänen, vielen Schwertkämpfen, verräterischen Hinterlisten und Ungerechtigkeiten, in deren Mittelpunkt wiederum Tetsunosuke Ichimara steht, der diesmal das Opfer eines feigen Komplotts werden soll. Hintergründige Gefühle und Emotionen spielen kaum noch eine Rolle, und auch die politischen Schachzüge finden hier in den rasanten Kampfhandlungen ein jähes Ende.
Leider aber gilt dieser Schlussstrich fürs Erste auch für die gesamte Handlung; etwa zur Mitte des Buches – der Kampf zwischen den Ronin und der Shinsengumi ist gerade beendet, die Spätfolgen sind aber noch nicht geklärt – stoppt Nanae Chrono den Hauptplot und führt den Leser über einen größer angelegten Flashback zurück in die Kindheit des zart wirkenden Sojimoro Okita, hinter dem sich insgeheim aber ein brutaler Kämpfer und offenkundiger Mörder verbirgt. Mehr dazu möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, aber mit dem Beginn der so genannten Hino-Kapitel startet die Autorin eine weitere sehr interessante Facette, die den gesamten Storyverlauf sicherlich noch ein weiteres Mal umkrempeln wird und das Hintergrundwissen um einen weiteren wichtigen Charakter aufwertet. Hinter dem heutigen Shinsengumi Soji steckt viel mehr als das, was die kindliche Seele nach außen hin ausstrahlt, und diesen Kontrast hat Chono auch wieder sehr gut in die Zeichnungen mit aufgenommen.
Zu Letztgenannten möchte ich abschließend auch noch ein paar Worte loswerden; was mir nämlich sehr positiv aufgefallen ist, sind die weniger hektischen Bildfolgen in den Action-Szenen. Die Kampfhandlungen verschwimmen nicht im Wust an überladenen Skizzen, sondern sind in ihren Details sehr gut zu differenzieren. Selbst die Passagen, in denen die Ronin mit ihrer geballten Masse gegen die Shinsengumi vorgehen, entbehren der vorher schon mal öfter aufgetreten, illustrierten Hektik und zeugen von einer optimalen Weiterentwicklung seitens der Zeichnerin. Kompliment an Nanae Chrono, die sich jetzt leider erst einmal für unbestimmte Zeit zu Ruhe setzen möchte. Angesichts des prima Spannungsaufbaus und der toll inszenierten Action wäre es jedoch wünschenswert, wenn die Dame auf schnellstem Weg mit einem weiteren „Peace Maker Kurogane“-Band aus dem Handgelenk käme – auch wenn man landläufiger Meinung nach eigentlich auf dem Höhepunkt aufhören sollte! Band 5 ist ein – man verzeihe mir die ungezügelte Ausdrucksweise – endgeiles Manga-Erlebnis!
Es ist erst ein Jahr ins Land gezogen, seit Artus von Merlin den geheimnisvollen Obsidian geschenkt bekommen hat, und dennoch hat sich in dieser Zeit unheimlich viel ereignet. Artus hat über sein gleichnamiges Spiegelbild in der anderen Welt bereits eine Menge in Erfahrung bringen können, versteht aber noch immer nicht ganz die Zusammenhänge, die sich für sein eigenes Leben dadurch ergeben. Gleichzeitig muss er die Wahrheit seiner Herkunft verarbeiten, denn in Wirklichkeit ist Lord Stephen sein leiblicher Vater, wohingegen die Frage nach seiner richtigen Mutter noch geklärt werden muss. Dadurch ergeben sich auch Komplikationen für die vielen Verehrerinnen Artus’; die schwärmende Grace ist aus dem Rennen ausgeschieden, wohingegen mit der rothaarigen Winnie eine neue Bewerberin hinzugekommen ist. Zunächst bleibt Artus von Caldicot allerdings noch seiner derzeitigen Freundin Gatty treu …
Währenddessen ist Artus auf dem Weg zum Ritter ein ganzes Stück weitergekommen; Stephen hat ihn zum Knappen beordert und ihm wichtige Fertigkeiten in seiner Ausbildung zum Schwertkämpfer beigebracht. Gleichzeitig widmet sich Artus aber auch der Poesie, die ihm von seiner Tätigkeit am Hofe auch abverlangt wird. Doch für Romantik ist in Großbritannien nicht mehr viel Zeit; nach der Ära von Richard Löwenherz ist das Reich am Boden und die sind Menschen von Tag zu Tag unzufriedener. Als Papst Innozenz schließlich die Kreuzzüge einberuft, schließt sich Artus seinem Vater an, begleitet ihn nach Frankreich und leistet dort einen Schwur auf das Kreuz ab. Und damit sind seinem Ziel, als tapferer Ritter für sein Land zu kämpfen, kaum noch Hindernisse im Weg.
Zur gleichen Zeit hat Artus aber auch hart an der verbotenen Suche nach seiner Mutter zu knabbern. Er spürt, dass er einem undurchdringlichen Mysterium auf der Spur ist, das mit ihrem Verschwinden in direktem Zusammenhang steht. Weil ihm die Entwicklungen in der Heimat aber keine andere Wahl lassen, stellt er dieses Thema erst mal wieder hinten an. Die Ereignisse, die er im Spiegelstein von Merlin sieht, lassen ihn indes auch bei seinem Aufbruch zu den Kreuzzügen keine Ruhe. Dort nämlich wird ihm zum ersten Mal das Bild einer mächtigen Tafelrunde offenbart, an der auch ein Ritter namens Artus teilnimmt …
_Meine Meinung_
Kevin Crossley-Holland vertieft im zweiten Teil seiner Artus-Trilogie die Geschehnisse in der von Artus erblickten Parallelwelt und führt den jungen Artus immer mehr an sein eigenes Schicksal heran. Ständig wechselt der Autor zwischen der Erzählung der Legende um König Artus und der Entwicklung des schmächtigen Knappen am Hofe von Lord Stephen und hält so in beiden Hauptsträngen die Spannung auf einem konstant hohen Level.
Insgesamt aber ist „Zwischen den Welten“ noch einmal um einiges umfangreicher als der vorangegangene Band, und das nicht etwa nur wegen der etwas größeren Seitenzahl. Crossley-Holland bearbeitet wesentlich mehr Themen und erforscht vor allem die Herkunft des 13-jährigen Artus und die sich daraus ergebenden Konsequenzen etwas genauer. Zudem rückt das Liebesleben des angehenden Ritters etwas weiter in den Vordergrund, zumal hier auch neue weibliche Charaktere, allen voran Stephens Nichte Winnie, in den Plot eingeführt werden und ihn entscheidend verändern. So fühlt sich Artus zwischenzeitlich hin- und hergerissen zwischen der Treue zu seiner derzeitigen Herzensdame Gatty und der Frau, in die er sich bei Ankunft auf dem Hofe des leiblichen Vaters sofort verliebt hat.
Der wichtigste Punkt der Handlung ist aber natürlich die weitere Ausbildung zum Ritter, bei welcher der ehrgeizige Jüngling ein erstaunliches Talent zeigt und dementsprechend auch große Fortschritte macht. Daher sind die Zweifel, die Artus anfangs noch an seinem Zukunftsweg hegte, mittlerweile auch völlig verschwunden, erst recht ab dem Moment, in dem der junge Knappe realisiert, dass ihm die Ehre zuteil wird, als Ehrenmann in die Kreuzzüge aufzubrechen. Der romantische Zwiespalt muss hintanstehen, denn die Verwirklichung der selbst auferlegten Bestimmung ist das Nahziel, und bevor Artus sich versieht, wird ein Traum endlich Wirklichkeit – ähnlich wie beim jungen König Artus, dessen Abenteuer der Sohn des Lords weiterhin durch den Obsidian Merlins beobachtet.
Der Autor hat den Plot nicht nur logisch weiterentwickelt, sondern ihn auch um viele neue Binnenhandlungen bereichert. Die Schwerpunkte werden dabei gleichmäßig verteilt und beschreiben die Hauptperson sowohl in der Rolle des mutigen und wissbegierigen Ritteranwärters, als auch in der Figur des emotionalen Jünglings, der ebenso mit den Schatten der Vergangenheit wie mit den durch die verschiedenen Liebeleien aufgeworfenen Beziehungsschwierigkeiten umgehen muss – und dies alles, während im parallel ablaufenden Strang die Legende von König Artus erzählt wird. Stark gemacht! Wenn man „Zwischen den Welten“ überhaupt etwas anlasten kann, dann ist es der manchmal doch etwas kindliche Stil des Autors, doch weil weder die Atmosphäre noch die Story selber darunter leiden, ist dies kein Nebeneffekt, der nicht zu verschmerzen wäre. Insofern: sehr schöner zweiter Teil einer bis dato herausragenden Jugendbuchtrilogie.
Das Leben des großen Feldherren Alexander ist ja schon in vielen historischen Romanen aufgearbeitet worden, in denen der junge König meistens mehr schlecht als recht weggekommen ist. Vom ersten echten Pascha war da mal die Rede, an anderer Stelle aber auch vom klugen Kriegsstrategen. Es ist eben die Frage, aus welcher Sicht man Alexander betrachtet, als Menschen oder als Herrscher. Joann Crispi hat sich zum Beispiel in ihrem Roman „Roxane und Alexander“ vorwiegend auf den erstgenannten Teil konzentriert und diesbezüglich speziell die Beziehung zwischen Alexander und seiner Gattin Roxane analysiert – und dies aus Sicht der zunächst unfreiwillig Vermählten, die nach dem Tode ihres Mannes im Alter von gerade mal zweiunddreißig Jahren die Geschichte ihres gemeinsamen Lebensabschnitts niederschreibt.
Wer sich einmal etwas näher mit der Artus-Sage befasst hat und einen der unzähligen Romane zu diesem bereits unzählige Male verarbeiteten Thema gewälzt hat, wird der Geschichte sicherlich kaum noch etwas abgewinnen können. Schließlich unterscheiden sich die verschiedenen Abhandlungen nur in geringen Details voneinander. Warum also jetzt einen weiteren Anlauf starten, gerade wo die hier vorliegende Auflage in erster Linie auf ein eher jugendliches Publikum zugeschnitten ist? Nun, ganz einfach: Autor Kevin Crossley-Holland betrachtet die Sage aus einer ganz anderen Perspektive und kopiert die vielen Vorlagen nicht blindwegs nach. In seiner mittlerweile schon zum dritten Mal aufgelegten Trilogie (hier erstmals im Taschenbuchformat erhältlich) beschreibt er die Geschichte aus der Sicht des jungen Artus. Und dies liest sich im ersten Band „Der magische Spiegel“ wie folgt:
Richard A. Knaak wurde in den USA in Chicago geboren. Dort verbringt er noch immer einen großen Teil seines Lebens und Schaffens, ist aber inzwischen auch in Arkansas zu Hause.
Ursprünglich galt sein Interesse weniger der Schriftstellerei als der Chemie, und so beschäftigte er sich an der Universität von Illinois ausgiebig mit den Elementen. Dann erkannte er jedoch seine Liebe zur Sprache und zum Schreiben und wechselte zur Rhetorik, worin er auch seinen Abschluss machte, bevor er seine Autoren-Karriere startete. Seine Liebe als Schriftsteller gehört dem Fantasy-Genre. Bestens bekannt und ein weltweiter Topseller ist seine „DragonLance“-Saga, auf der auch der hier vorliegende Band basiert. Seine Affinität zum Comic-Genre hat Knaak auch noch als Autor der inzwischen sehr angesagten Manga-Serie „Ragnarok“ unter Beweis gestellt, die jüngst auch in Amerika erfolgreich publiziert wurde. Zudem machte er sich einen Namen mit Adaptionen zu weltberühmten PC- und Konsolen-Games wie „Warcraft“ oder „Diablo“ (auch diese Romane sind auf Deutsch bei Panini erschienen), die mehrfach ausgezeichnet und in vielen Ländern zu absoluten Verkaufsschlagern wurden. Werke von Richard A. Knaak werden seit 1987 veröffentlicht und die meisten davon wurden inzwischen auf Deutsch, Italienisch, Tschechisch, Polnisch, Finnisch, Ungarisch, Japanisch, Chinesisch, Türkisch, Russisch und viele weitere Sprachen übersetzt. Seine Bücher werden auf der ganzen Welt gelesen.
_Story_
Schlimme Zeiten herrschen auf Krynn: Die hinterhältige Königin Takhisis möchte das gesamte Land unterjochen und schickt hierzu die große Schar ihrer fiesen Handlanger ins Geschehen. Ihnen gegenüber stehen die Anhänger des ehrenwerten Gottes Paladin, zu denen auch die Ritter von Solamnia gehören. Einer von ihnen ist Huma, ein recht unauffälliger Zeitgenosse, dem erst vor kurzem die Ritterehre zuteil geworden ist. Bei einer ganz normalen Routine-Patrouille schlägt seine Stunde, als er die feindlichen Goblins besiegt und den gefangenen Minotaurus Kaz befreit. Dieser ist ihm unheimlich dankbar und verbrüdert sich mit dem tapferen Ritter, als dieser ihn ein weiteres Mal vor dem Tod durch einen Drachen bewahrt. Doch Kaz kann sich auch nur schwerlich durch das Land bewegen, denn die Minotauren zählen als Verbündete der Oger ebenfalls zu den Untergebenen von Takhisis.
Obwohl es um die Ritter von Solamnia gar nicht gut bestellt ist und der Krieg schon entschieden scheint, kämpfen Huma und Kaz erfolgreich gegen ihre Feinde; so gelingt es ihnen unter anderem, die Abgesandten der Schwarzen Garde unter der Führung von Galan Dracos in die Flucht zu schlagen, als sie mit diesen in einen Kampf verwickelt werden. Huma wird jedoch selbst verwundet, woraufhin sich der Minotaurus zum ersten Mal revanchieren kann und ihn vor dem sicheren Tod bewahrt. Wieder genesen, wird Huma als Wachtposten eingesetzt, verfolgt während seiner ersten Schicht einen weiteren Anhänger Dracos‘ und stößt dabei auf seinen alten Kumpel Magus, mit dem er einen großen Teil seiner Jugend verbracht hat.
Allerdings erkennt er in ihm nicht mehr den vertrauten Freund von einst wieder. Magus hat sich über die Jahre durch verschiedene Magierschulen ausbilden lassen, bleib aber weiterhin unabhängig. Daher sind seine Motive auch nicht klar. Weil Huma aber weiterhin an die Ehre seines alten Freundes appelliert, schenkt er ihm Glauben und schließt sich ihm an – ganz zum Widerwillen von Kaz, der mit Magus überhaupt nicht gut zurecht kommt. Magus versteckt den Vertreter Solamnias und den Minotaurus in seinem Turm, angeblich, um ihn vor Dracos und dem rachedürstigen Crynus zu beschützen. Doch ist der Magier tatsächlich so ehrenwert, wie er fortwährend vorgibt?
_Meine Meinung_
|Panini| haben die Zeichen der Zeit erkannt und mit dieser Graphic Novel eine gänzlich neue Reihe begonnen, die sich in mehreren bereits gesicherten Nachfolgewerken ausschließlich mit dem Thema Fantasy beschäftigen soll. Unter anderem wird im Mai der erste Teil der Fantasy-Reihe „Die Saga vom Dunkelelf“ auf den Markt gebracht werden. Allerdings sind die hier im Comic-Format herausgebrachten Geschichten alte Bekannte; so basiert „Die Legende von Huma“ beispielsweise auf dem bekannten Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ und wurde später in „Die Chroniken der Drachenlanze“ auch in Romanform bearbeitet. Und auf Letztere bezieht sich auch die hier vorliegende Graphic Novel.
Bereits die ersten Eindrücke der 144 prall gefüllten Seiten haben mich förmlich umgehauen; schnell wird klar, dass es den verschiedenen Zeichnern wunderbar gelungen ist, den breit gefächerten, mitunter komplexen Inhalt der zugrunde liegenden „Drachenlanze“-Bände „Das Ehrenwort“ und „Verrat unter Rittern“ adäquat wiederzugeben. „Die Legende von Huma“ ist kein bloßer Bilderband, über den man mal eben so drüberfliegt, dafür sind unter anderem die Sprech- und Gedankenblasen viel zu umfangreich. Man hat stattdessen eine ganze Menge von Richard A. Knaaks Romanvorlage übernommen, um so viel Story wie möglich in den Comic zu packen.
Dass die Erzählung aber dennoch nicht überladen wirkt, spricht für die äußerst gelungene Umsetzung von des Teams. Es gibt sowohl lyrisch als auch hinsichtlich der Zeichnungen so viele Eindrücke zu verarbeiten, dass man bei normalem Lesetempo locker mal zwei Stunden mit „Die Legende von Huma“ verbringen kann, ohne dabei jedoch die vielen versteckten Details erkannt zu haben. Damit hebt sich der erste Teil der Serie insofern von vergleichbarem Material ab, als man manchmal glaubt, einen umfangreich bebilderten Roman, jedoch keinen Comic zu lesen. Und das sollten Comic-Freunde jetzt nicht in den falschen Hals bekommen, es sollte nämlich vielmehr ein Lob wegen der wunderbaren Symbiose aus komplexer Erzählung und facettenreichen Zeichnungen sein.
Die Geschichte selber ist ebenfalls super; selten zuvor habe ich in einem Comic einen derart tollen Spannungsaufbau erlebt! Von der Darstellung der Charaktere über die sehr unterschiedlichen Stimmungen an den verschiedenen Handlungsschauplätzen bis hin zu den vielen Richtungsänderungen des Plots ist hier alles in bester Ordnung und wird von den teils düsteren, teils aber auch sehr farbenfrohen Illustrationen noch einmal prima unterstützt. Und noch einmal: Vergleichbar Tolles ist mir selten untergekommen.
Woran die Investition jetzt noch scheitern könnte, ist der Preis. Immerhin 16,95 € muss man für das aufwendig gestaltete Paperback berappen, und da muss selbst der Fanatiker erst einmal schlucken. Doch ist dies eine Summe, die sich im Nachhinein in vielerlei Hinsicht lohnt, denn „Die Legende von Huma“ ist absolute Referenzklasse und bietet im Gesamtüberblick nicht eine einzige Schwäche auf. Und außerdem: Warum nicht mal eine CD im Regal stehen lassen und sich dafür etwas phantasiereicher unterhalten (lassen)? Ich blicke jetzt schon mit großer Vorfreude auf die weiteren, bereits angekündigten Bände aus diesem Bereich voraus und lege sowohl Comic- als auch Fantasy-Fans dieses fabelhafte Buch wärmstens ans Herz – auch (oder gerade?) wenn man die Welt der Drachenlanze schon aus dem Effeff kennt.
Mit „Der Untergang des Hauses Usher“ veröffentlichen |Titania Medien| nun einen weiteren Klassiker der Weltliteratur, genauer gesagt eine weitere Erzählung des legendären Edgar Allan Poe. Damit wagt sich das preisgekrönte Hörspiel-Label auf ein bereits erkundetes Feld, denn die Geschichte um den zerstreuten Roderick Usher, seine Schwester und Geliebte Madeline und ihre erschreckende Familiengeschichte wird nicht zum ersten Mal in dieser Form aufgelegt. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass andere Versionen dieser Erzählung so packend inszeniert wurden wie die hier vorliegende!
_Story_
Philipp Belfield und Roderick Usher sind alte Jugendfreunde, die sich irgendwann im jungen Erwachsenenalter aus den Augen verloren, den Kontakt aber nie gänzlich abgebrochen haben. Daher macht sich Belfield Jahre später auch sofort auf den Weg zum Landsitz der Ushers, als Roderick ihn um dringende Hilfe bittet. Das Bild, das sich Philipp auf der Festung inmitten einer Sumpflandschaft bietet, ist allerdings erschreckend.
Roderick lebt total zurückgezogen als verschandeltes Wrack in der Dunkelheit seiner Behausung und lässt keine Menschenseele an sich heran. Er leidet unter einer schrecklichen Krankheit und ist dem Tode geweiht, möchte aber vor seinem Ableben noch die zukünftigen Geschicke seiner aussterbenden Familie lenken. Doch auch abseits des Leidens seines Freundes erkennt Philipp in Roderick nicht mehr denselben Menschen, den er über die Jahre wie einen Bruder geliebt hat. Schließlich erfährt er von dessen Schwester, mit welch schrecklichem Fluch die Familie belastet ist, und dass der sichere Tod, der auch die sterbenskranke Madeline in Kürze ereilen wird, die einzige Chance ist, den Fluch zu bannen. Doch dazu muss Philipp erst einmal in Erfahrung bringen, welche Auswirkungen dieser Fluch auf das ungleiche Geschwisterpaar gehabt hat …
_Meine Meinung_
Ich bin immer wieder ausgesprochen angetan von den Resultaten, die |Titania Medien| bei der Wiederbelebung von literarischen Meisterwerken erzielen. Ob nun im Krimi-, Jugend- oder Horrorbereich – das Label und ihre herausragenden Sprecher kreieren immer wieder eine fabelhafte Hörspiel-Atmosphäre, die den Hörer an das jeweilige Werk fesselt. Nicht umsonst ist die „Gruselkabinett“-Reihe vor zwei Jahren mit dem deutschen Hörspielpreis ausgezeichnet worden. Und diese Auszeichnung könnte sich prinzipiell in diesem Jahr für das gleiche Projekt wiederholen, denn auch mit den neuen Episoden dieser Serie liefert das Label Referenzprodukte ab. Nach dem bereits sehr starken [„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 folgt nun eine weitere Klassikeradaption, deren schauriges Flair in diesem recht kompakten Hörspiel sehr gut eingefangen wurde. Die Geschichte liefert aber auch die nötigen Eckpunkte, um eine solch tolle, düstere Stimmung zu ermöglichen. Es sind zwar allseits bekannte Grusel-Elemente wie ein verlassenes Schloss, ein durchgedrehter, dem Tode naher Besitzer und ein dämonischer Fluch, dessen wahrer Ursprung nicht bekannt ist, jedoch wird dies alles so intensiv dargestellt, dass einem zwischenzeitlich ganz anders wird.
Sehr wichtig sind diesbezüglich die einzelnen Soundeffekte, deren beklemmende Geräuschkulisse prima mit dem selbstzerstörerischen Gedankenleben von Roderick Usher harmoniert. Der Mann sinkt immer tiefer in seinen Wahn hinein, wird im Laufe des Plots stetig unberechenbarer und wirkt zum Ende hin vollkommen geistesgestört. Aber trotz der eindeutigen Aussagen der erkrankten Hauptfigur erfährt man nicht, welch eigenartiger Charakter sich hinter dem zerstreuten, zurückgezogen lebenden Mr. Usher in Wirklichkeit verbirgt. Gleiches gilt für seine Schwester, die anscheinend sehr unter der Unterdrückung ihres Bruders leidet. Sie offenbart Philipp auch die wahre Geschichte um das Haus Usher, den Selbsterhaltungstrieb, die Wichtigkeit des Fortbestandes der Familie, den Fluch und die Ursache allen Übels: die Inzucht, mit der jeder, der unter dem Namen Usher gelebt hat, zurechtkommen musste.
Das Puzzle fügt sich zusammen, der Todeswunsch von Roderick wird verständlich und der Drang, Madeline ebenfalls sterben zu lassen, logisch. Doch genau in dem Moment, in dem das Schicksal des Hauses Usher besiegelt ist und Roderick seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekommen hat, beginnt das Grauen noch schlimmer als zuvor zu wüten und die Historie dieser seltsamen Familie noch erschreckender zu werden, als sie es ohnehin schon ist. Der dabei betriebene Spannungsaufbau ist richtiggehend genial. Über mehreren Übergängen verwandelt sich die anfängliche Harmonie in ein grausiges Schauermärchen, das bisweilen sehr tief unter die Haut geht und gerade deswegen auch den Status eines Klassikers erreicht hat. Die Entwicklung der Usher-Geschwister ist dabei der Höhepunkt dieses finsteren, todesromantischen Melodrams, dessen gar nicht mal so realitätsferner Grundgedanke damals wie heute einen sehr erschütternden Eindruck hinterlässt. Doch genau für Derartiges war Edgar Allan Poe zu Lebzeiten ja auch bekannt.
Für das Resümee zu „Der Untergang des Hauses Usher“ brauche ich mich folgerichtig auch kaum anzustrengen. Wiederum ist es den Machern gelungen, ein vergleichsweise uraltes Stück mithilfe von bekannten Synchronstimmen in ein sehr lebendiges Hörereignis zu verwandeln, das dem prämierten Ruf der genialen „Gruselkabinatt“-Reihe aus dem Hause |Titania Medien| (übrigens zweimal in Folge „Bestes Hörspiel-Label“; Hörspielpreis 2004 & 2005) vollends gerecht wird. Wem düstere Poesie zusagt, der sollte bei diesem tollen Werk sofort zugreifen.
Über die beiden bisherigen Startepisoden der neuen |Lausch|-Hörspielreihen „Caine“ und „Die schwarze Sonne“ habe ich mich an dieser Stelle schon sehr euphorisch geäußert. Insofern stand für mich bereits im Voraus fest, dass auch das dritte Hörspiel dieser immer noch recht neuen Produktionsfirma ein Hit sein muss. Warum ich jetzt so eine Einleitung schreibe, ist sicherlich klar: „B.Ö.S.E.“ ist nicht der erhoffte nächste geniale Angriff auf die Lauscher, sondern schlicht und einfach ein ziemlich albernes, auf unzähligen Klischees basierendes Comedy-Hörspiel, dessen Wortwitz bestenfalls für den ein oder anderen Schmunzler sorgen wird – um die Lachmuskeln aber tatsächlich in Bewegung zu bringen, erfordert es allerdings schon etwas mehr als Chaos und Vulgärsprache.
_Story_
Lange Jahre war B.Ö.S.E. der führende Konzern für Angst- und Hysterieprodukte, jetzt aber fällt es der Firma zunehmend schwerer, mit den Entwicklungen auf dem weltweiten Markt Schritt zu halten. Besonders die Konkurrenzprodukte aus der neutralen Zone sind stark auf dem Vormarsch und bei den Abnehmern mittlerweile auch beliebter als das eigene Sortiment. Vorstandsvorsitzender STAN und seine Mannschaft müssen also zur Tat schreiten, sind aber mit der aktuellen Situation deutlich überfordert. Mehr und mehr werden die Leute glücklicher, entdecken das Gefühl von Schönheit wieder für sich und senken so die Nachfrage nach den Artikeln von B.Ö.S.E. Als dann auch noch ein dämonisches Duo dafür sorgt, dass diese Anzeichen von ‚Besserung‘ bis in die Unterwelt durchdringen, ist die Katastrophe perfekt. Criz, Turbo Hacken Giga und die Dreckschleimers müssen den nahe stehenden Untergang aufhalten, ansonsten kehrt nämlich wieder Frieden ein – und das will in der Unterwelt nun wirklich niemand …
_Meine Meinung_
„B.Ö.S.E.“ ist Klamauk auf sprachlich recht minderem Niveau. Wenn nach zwei Minuten schon das erste „Fick dich!“ ertönt und gleichzeitig jedes Wort, das auch nur irgendwie mit Harmonie und Frieden in Verbindung zu bringen ist, ins Negative umgekehrt wird, ist das schon irgendwie recht seltsam, um nicht zu sagen ziemlich einfallslos. Dabei offenbart die Rahmenhandlung – sofern man beim hier veranstalteten Chaos überhaupt noch von einer solchen reden kann – sehr viele interessante Ansätze, um die herum man eine sehr gute und vor allem auch lustige Story hätte stricken können. Doch leider wird hier lieber das Alberne in den Vordergrund gestellt. „B.Ö.S.E.“ ist dabei bissig und orientiert sich voll und ganz am aktuellen Zeitgeschehen; so mancher Seitenhieb ist ziemlich offensichtlich und wird innerhalb der (nomen est omen) hysterischen Geschichte auch noch ziemlich gut verpackt, doch viel mehr holen die erneut vorzüglichen Sprecher aus dem Plot um den recht merkwürdigen Konzern in der noch merkwürdigeren Welt nicht heraus.
Die Dialoge sind weitestgehend flach. Als ich seinerzeit noch in die Grundschule ging, hätte ich wohl über diesen Stil lachen können, aber für die angesprochene Zielgruppe („B.Ö.S.E.“ wird ab 15 Jahren empfohlen) ist das Niveau dann doch ein wenig zu niedrig. Oder sind wir in Deutschland mittlerweile doch so weit gekommen, dass man sich auf solch geringem Level amüsieren muss?
Eine Stelle fand ich aber dann doch ganz witzig, nämlich als der allmächtige Gott mit dem Vornamen Karel vorgestellt wird. Ja, gelacht haben wir, doch jetzt wo ich die Pointe in diesen Zeilen bereits getippt habe, ist das Beste bereits vorweggenommen worden. Und alleine das sagt meiner Meinung nach schon viel über dieses Hörspiel aus!
„B.Ö.S.E.“ bietet Atmosphäre und Stimmung auf mittlerweile bewährtem |Lausch|-Level, fällt aber inhaltlich durch eine viel zu hohe Zahl an dämlichen Plattitüden sehr negativ auf. Außen klebt der Comedy-Stempel drauf, innen drin sieht’s diesbezüglich hingegen mau aus. Nach bravourösem Auftakt nun der erste kleine Einbruch bei diesem vielversprechenden Hörspiel-Label. An den Sprechern hat’s nicht gelegen, sondern ausschließlich an den abgeschmackten Ideen. Was soll’s, die Vorfreude auf den zweiten Teil von [„Caine“ 2050 (VÖ: Juni 2006) lasse ich mir dadurch trotzdem nicht nehmen!
http://www.merlausch.de/
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