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Schwekendiek, Margret / Ippensen, Antje – Spur ins Parakon (Titan-Sternenabenteuer 18)

Mit dem 18. Band der „Titan“-Reihe starten die beiden Autorinnen Margret Schwekendiek und Antja Ippensen mit einem neuen Zyklus, dem so genannten Parakon-Zyklus. Diese Idee ist hauptsächlich deswegen entstanden, weil einige Leser den Wunsch geäußert hatten, dass die damals liegen gebliebenen Geheimnisse der „Promet“-Reihe irgendwann weiterverfolgt werden sollten, und deshalb geht man mit diesem hier vorliegenden Taschenbuch auch wieder komplett zurück zu den Wurzeln der Serie.
Dabei war es dem Herausgeber ein Anliegen, sowohl klassische Figuren in die Geschichte einzuflechten, gleichzeitig aber auch die von Thomas Ziegler entwickelte Welt nicht aus dem Auge zu verlieren.
In Band 18, „Spur ins Parakon“ geht es in erster Linie um Ereignisse, die in der ersten Hälfte von „Promet Classics 6“ eine Rolle spielten. Mehr dazu in der folgenden Inhaltsangabe:

_Story_

Vor 17 Jahren stieß die „Promet II“ auf ihrem Jungfernflug auf den Planeten Akat/Okan. Auf diesem Planeten entdeckte die Crew die größte bekannte Stadt in der gesamten Galaxis, jedoch völlig leblos und inaktiv. Dennoch werden genau hier, im Zentrum eines scheinbar nicht mehr bewohnten Planeten, stellare Impulse registriert.

Die Spur dieser Impulse führt zu einem riesigen Wasserplaneten, auf dem ebenfalls kein Leben entdeckt wird. Als sich das Schiff „Tereschkova“ jedoch auf den Weg zu diesem Planeten macht, um die Impulse aufzuspüren, wird es vom Gedankenstrom der dort lebenden Goldschater mit einem Schlag vernichtet. Für die beiden stärksten und stabilsten Schiffe der CRC herrscht von da an Alarmbereitschaft. Beim Versuch, nach Überlebenden der Raumschiffexplosion zu suchen, entdecken sie ebenfalls diesen Planeten, werden aber Zeugen einer weiteren, noch viel mächtigeren Explosion …

An anderer Stelle herrscht größte Aufregung: Luisa di Cantoras erwartet in der Asteroidenwerft die Ankunft ihres neuen Vorgesetzten Amos Carter. Doch was genau macht sie so nervös? Und warum bricht sie kurz vor seiner Ankunft völlig zusammen? Carter ist ebenfalls nicht frei von Sorge; Insider haben herausbekommen, dass ein Anschlag auf ihn geplant ist, jedoch sind keine genauen Details bekannt. Beim Probelauf eines neuen Antriebs kommt es dann aber doch zur befürchteten Katastrophe …

Für mich war dieser Band der Einstieg in die Serie, und auch wenn ich bislang noch keine Informationan zu „Titan“ hatte und auch die „Promet“-Reihe nur vom Hörensagen her kenne, ist es mir außerordentlich leicht gefallen, in die Geschichte hineinzukommen. Die beiden Autorinnen haben einen sehr einfachen, leicht verständlichen Stil und überfallen den Leser auch nicht mit überzogenen, für die Handlung völlig unwichtigen Details. Stattdessen stellen sie die beiden verschiedenen Handlungsstränge sofort in den Mittelpunkt und beginnen direkt mitten im Geschehen. Keine lange Einleitung ist hierfür nötig, schließlich benutzen Schwekendiek und Ippensen im Laufe des Buches immer wieder die Gelegenheit, um genauere (für die Handlung relevante) Rückblicke einzuwerfen, die jede Unstimmigkeit im Keim ersticken. So erfährt man nach und nach mehr über die Entwicklung auf dem rätselhaften Wasserplaneten, blickt Schritt für Schritt hinter das Mysterium um die stellaren Impulse und kann auch den Gedankengängen der sehr gut dargestellten Hauptfiguren stets sehr leicht folgen.

Wegen all dieser Gründe werden jetzt sicherlich viele mit Parallelen zur wohl berühmtesten Weltraumserie „Perry Rhodan“ kommen, aber diese sind auch gerne willkommen, schließlich handelt es sich auch hier um eine nicht zu komplexe, auf die einzelnen Veröffentlichungen aufbauende Space-Opera, bei der ich bereits nach diesem ersten Buch das sehr gute Gefühl habe, dass mir „Titan“ noch ziemlich lange Freude bereiten wird. Der Einsteig mit „Spur ins Parakon“ hat definitiv sehr gut gemundet, und die Spannung ist mit dem Ende des Buches noch einmal richtig angewachsen. Die besten Voraussetzungen also für eine starke Fortsetzung und für mein weiteres Interesse an dieser vielversprechenden, wenn auch nicht unbedingt superspektakulären Reihe. Daher wage ich zum Ende dieser Rezension auch das Fazit, dass jeder, der auf „Perry Rhodan“ steht, „Titan“ ebenfalls mögen wird. Auf ins Parakon!

http://www.blitz-verlag.de/

Stewart, Paul / Riddell, Chris – Helden von Muddelerde, Die

Als ich den Titel zum ersten Mal sah, dachte ich, dass es sich bei „Die Helden von Muddelerde“ um eine Kindererzählung mit starken Parallelen zu „Herr der Ringe“ handeln würde. Der Name der Welt und Charaktere wie der verrückte Zauberer Randalf legen ebenfalls nahe, dass Paul Stewart und Chris Riddell die berühmte Vorlage von Tolkien bemüht und für ihr farbenfrohes Märchen genutzt haben. Am Ende lösen sich diese Vergleiche allerdings in Luft auf, sieht man mal davon ab, dass sich hier auch einige Gefährten auf den Weg machen, um ihre Heimat zu retten – nur eben, dass die beiden Autoren das Ganze etwas durchgeknallter gestaltet haben.

_Story_

Muddelerde ist in Gefahr und braucht dringend einen Helden – ansonsten wird der grauenhafte Dr. Knuddel sehr bald die Herrschaft an sich reißen. Der ziemlich zerstreute Magier Randalf der Weise sieht sich deswegen in der Pflicht und zaubert einen Helden dabei. So findet sich der ganz normale Schuljunge Joe Jefferson urplötzlich in einer fremden Welt statt in seiner Schuklasse wieder – und seinen Hund Henri hat er auch direkt mitgebracht.

Das Team von der Erde hat jedoch nicht lange Zeit, sich großartig auf die neue Umgebung umzustellen, denn auch wenn Randalf von seinem seltsamen Helden nicht gerade begeistert ist, verlangt er von ihm, dass er als Heldenkrieger „Joe, der Barbar“ das große Zauberbuch beschafft und Dr. Knuddel und seine Besteckarmee von ihren schrecklichen Plänen abhält.

Gemeinsam mit dem Zauberer, dem trotteligen Oger Norbert, dem vorlauten Wellensittich Veronika und seinem Gefährten Henri macht sich Joe schließlich auf den Weg, um die für ihn völlig fremde Welt vor ihrem dunklen Schicksal zu retten …

_Meine Meinung_

Nachdem mir bereits die erste Folge der [„Klippenland-Chroniken“ 1936 von Paul Stewart und Chris Riddell sehr gut gefallen hatte, konnte mich nun auch die Geschichte aus Muddelerde von Anfang bis Ende begeistern. Wiederum hat Stewart eine wunderschöne und sehr humorvolle Geschichte inszeniert, der Riddell auf dem Cover und im gleichnamigen Buch mit verschiedenen bunten Illustrationen noch den letzten Feinschliff verpasst.

Erneut hat das Team sehr vielseitige Charaktere kreiert, die sich in ihren Eigenschaften kaum größer unterscheiden könnten, sich aber gerade deshalb auch so gut ergänzen. So sind coole Dialoge, witzige Kommentare und vor allem auch jede Menge Action garantiert. Doch bei „Die Helden von Muddelerde“ ist es auch die Landschaft, die uns des Öfteren zum Schmunzeln verleitet. So stoßen unsere Helden zum Beispiel auf ihrem Weg nach Koboldingen auf den verzauberten See, der allerings über der Erde schwebt. Desweiteren führt sie ihr Weg durch das Müffelgebirge, das seinen Namen aus eben jenem Grund, den manche hier vermuten werden, trägt. Es sind genau solch simple Wortwitze, die diese Erzählung auszeichnen und den besonderen und kinderfreundlichen Humor von Stewart ausmachen – und so auch aus „Die Helden von Muddelerde“ ein weiteres Muss für Freunde des modernen (Fantasy-)Märchens werden lassen.

Das Hörbuch zu „Die Helden von Muddelerde“, das wiederum vom einmaligen Volker Niederfahrenhorst erzählt wird, hat bei einer Spielzeit von 318 Minuten sogar genügend Freiraum, um die drei Kapitel des Buches detailreich und lückenlos wiederzugeben, und wiederum gelingt es dem Erzähler dabei, der Handlung seinen eigenen Stempel aufzudrücken und sie letztendlich komplett zum Leben zu erwecken. So hat man reichlich seinen Spaß, wenn Niederfahrenhorst dem ziemlich dummen Oger Norbert seine Stimme leiht, im nächsten Moment die schrille Stimme des Wellensittichs erklingen lässt und dann wiederum so weise klingt, wie die Rolle des Zauberers Randalf es erfordert. Und selbst die Kinderstimme von Joe bekommt er prima hin, und das war wohl mitunter eine der schwersten Aufgaben.

Ein irrwitziges Abenteuer – der Text auf dem Backcover verspricht nicht zu viel. Wie bereits gewohnt, beschert das Team Stewart & Riddell seinem Zielpublikum eine eigenartige, außergewöhnliche, aber dennoch sehr spannende und dringend lesens- bzw. in diesem Fall hörenswerte Geschichte, die in der gesamten Spielzeit nie langweilig wird und uns selbst nach mehr als fünf Stunden noch zum Lachen bringt. Wollen wir hoffen, dass die Fabelwesen aus Muddelerde und die Helden aus dieser Geschichte irgendwann wieder einen gemeinsamen Auftritt haben werden, denn das hier Gehörte schreit nach mehr. Eine sehr empfehlenswerte Angelegenheit, und das für alle Altersklassen!

_Details_

Erzähler: Volker Niederfahrenhorst
Musik: Barbara Buchholz
Ton: Ansgar Machalicky und Georg Niehusmann, Sonic Yard Studio, Düsseldorf
Bearbeitung und Regie: Dirk Kauffels
Illustrationen: Chris Riddell
http://www.patmos.de/

Denning, Troy – Ruf, Der (Die Rückkehr der Erzmagier 1)

Mit „Die Rückkehr der Erzmagier“ hat Troy Denning eine weitere Fantasy-Reihe kreiert, die sich thematisch auf das Rollenspiel „Dungeons & Dragons“, genauer gesagt auf die Kampagnenwelt „Vergessene Reiche“, stützt und daher gerade für erfahrene Spieler interessant sein sollte. Denning hat bis dato schon mehr als 20 Romane unter seinem Namen sowie dem Pseudonym Richard Awlinson geschrieben, darunter den Bestseller „Waterdeep“ und weitere auf Rollenspielen wie „Forgotten Realms“ und „Planescape“ basierende Werke.
Mit „The Summoning“ bzw. „Der Ruf“ legt er nun den Grundstein für eine weitere Trilogie, die in vielen Punkten erstaunlich zahlreiche Ähnlichkeiten mit einem gewissen Tolkien-Klassiker aufweist …

_Story_

Der Grabwächter Galaeron Nihmedu entdeckt eines Tages in einer der zu bewachenden Kammern menschliche Grabräuber – so glaubt er zumindest. Bei seinem ungeschickten Versuch, die Gräber vor den vermeintlichen Räubern zu retten, wird jedoch ein Schutzzauber gebrochen, der einigen gefährlichen Monstern erlaubt, wieder aus ihrem Verlies auszubrechen. Diese Wesen, die man als Phaerimm kennt, waren über Jahrhunderte in den tiefen Gemächern eingsperrt und werden alsbald zur größten Bedrohung, die Galerons Heimat Immereska je gesehen hat.

Nachdem er sein Misstrauen gegenüber den Menschen abgelegt hat, beschließt der Elf, sich deren Zauberer Melegaunt und seiner Gefährtin Vala anzuschließen, um die Ursache der von Magie ernährten Monster aufzuspüren und die Bedrohung auszurotten. Jedoch rennt der Gruppe die Zeit davon, und die Tatsache, dass einige ihrer elfischen Mitstreiter in einem Gefecht mit den Phaerimm nur schwer angeschlagen befreit werden können, macht die Sache nicht leichter. Dennoch gehen Vala, Melegaunt und Galeron ihren Weg und finden unterwegs immer neue Gefährten, die sich dem gemeinsamen Ziel, die Heimat zu retten, anschließen. Trotz allem ist Galaeron allerdings von Zweifeln geplagt und tritt dem Magier Melegaunt sehr skeptisch gegenüber. Sein Misstrauen bringt die Mannschaft des Öfteren in Schwierigkeiten, aber schlussendlich gelingt es der Gruppe dennoch, die mächtigen Erzfeinde der Phaerimm wieder zum Leben zu erwecken und ihre Chancen auf den zunächst aussichtslos erscheinenden Sieg gegen die magischen Monster zu erhöhen …

Während ich dieses Buch gelesen habe, gab es immer wieder irgendwelche Schwierigkeiten in Bezug auf die Handlung. Anfangs greifen allzu viele verschiedene Charaktere ins Geschehn ein und erschweren den Zugang. Das alles wird noch dadurch begünstigt, dass auch die Beziehung zwischen den einzelnen Völkern und Menschen nie so wirklich klar ist, alle Probleme mit bis dato unbekannten Sprüchen gelöst werden und Autor Troy Denning immer wieder von einem Ort zum anderen springt, was zur Folge hat, dass man nie so genau weiß, was denn jetzt genau Sache ist. Genau dieses Manko hat sich leider über die ersten 200 der insgesamt rund 480 Seiten gezogen und mich das Buch das ein oder andere Mal entnervt zur Seite legen lassen.

Schließlich gelingt es dann aber dennoch, sich in der von Denning geschilderten Welt zurechtzufinden, denn ab dem Zeitpunkt, an dem der Riese Aris die Truppe verstärkt, sieht man endlich mal klarer, weil der Autor hier die einzelnen Schauplätze ausführlicher beleuchtet und die Szenensprünge nicht mehr so rasant folgen. Es kann aber nicht verschwiegen werden, dass das hohe Erzähltempo und die manchmal komplexen Situationsbeschreibungen immer wieder zur unnötigen Verwirrung führt, was schließlich zu vermeiden gewesen wäre, hätte man manches Detail genauer dargestellt.

Nun gut, das hindert die Geschichte trotzdem nicht daran, in der zweiten Hälfte des Buches eine wirklich gute Entwicklung durchzumachen, bei der die Spannung von Seite zu Seite steigt. Zwar werden die Magie und die damit verbundenen Zaubersprüche im Verlauf des ganzen Romans relativ unbefriedigend geschildert, weshalb man auch immer wieder zweimal lesen muss, was welcher Zauber nun genau bezweckt, doch ansonsten kann die Geschichte hinsichtlich des Aufbaus und vor allem der Logik richtig schnell wachsen und weiß trotz des irgendwann vorhersehbaren Endes dennoch zu gefallen.

Am besten gelungen ist dem Autor dabei die Figur des stets von Zweifeln geplagten Galaeron, dem Hauptcharakter dieses Buches, ohne den Immereska und die gesamte Welt gar nicht erst in Gefahr geraten wäre. Alleine durch ihn bekommt der Roman die nötigen Wendungen und schließlich auch die Spannung, die sich anfangs bei den vielseitigen Darstellungen von Monstern, Magie, wichtigen Figuren und Ländern und Elfen nicht so richtig einstellen will.

Es liegt mir jetzt fern, „Der Ruf“ als sehr gute Fantasy-Literatur anzupreisen, dafür weist die Geschichte einfach zu viele (teils auch logische) Mängel auf. Aber schlecht ist die Erzählung von Troy Denning dann auch nicht, und wer schließlich bis zum Ende bei der Stange bleibt, wird letztendlich auch belohnt und sicher auch die Fortsetzung „Die Belagerung“ mit Interesse verfolgen.

Hallervorden, Dieter – Wer immer schmunzelnd sich bemüht …

„Palim, Palim“ – wie oft begrüßte Dieter Hallervorden seine Gäste und Zuschauer mit diesen berühmten Worten? Seit vielen Dekaden begeistert der eigenwillige Komiker mit der einzigartigen Mimik und dem großen Talent für tolpatschige Rollen in Film und Theater das deutsche und internationale Publikum und gedenkt auch anlässlich seines 70. Geburtstages, den Hallervorden am 5. September dieses Jahres feierte, keinesfalls sich zurückzuziehen.

Den Höhepunkt hat ‚Didi‘ zwar schon längst hinter sich gebracht, aber immer noch zieht er die Fäden in einigen TV-Produktionen, ist ein gern gesehener Gast in diversen Comedy- und Sketch-Sendungen und hat quasi als Hobby noch immer sein Berliner Theater „Die Wühlmäuse“, das sich über 45 Jahre lang im Geschäft standhaft gehalten hat.

Hallervorden hat in diesen 70 Jahren eine Menge erlebt, ganz besonders im Hinblick auf seine Karriere als Kabarettist und Schauspieler. Grund genug also, um einen Rückblick auf ein ereignisreiches, aber nicht immer erfolgreiches Leben zu werfen. Eigens hierzu hat Hallervorden eine sehr persönliche und nicht selten selbstkritische Biografie verfasst, in der er die wichtigsten Stationen seiens Lebens Revue passieren lässt und diese beständig mit wunderbaren Anekdoten unterlegt. Der Autor tut dies jedoch nicht ohne seinen gewohnten Wortwitz und dementsprechend ist auch „Wer immer schmunzelnd sich bemüht …“ ein Werk geworden, das zu einhundert Prozent dem entspricht, was man von diesem Menschen erwarten durfte.

Hallervorden beginnt seinen Rückblick mit einer kurzen Erzählung über eine Nachtbar, die er als Fünfzehnjähriger mit seinem schwerreichen Onkel in Westberlin besuchte. Hier entdeckte der zukünftige Star sein Faible für die Bühnen dieser Welt, fiel aber gleich auch mit seinem Ungeschick auf, das er später in vielen Rollen bewusst verkörperte. Anschließend beginnt Hallervorden chronologisch mit der Erzählung seines Lebens, berichtet über das Ende der Kriegszeit, hält eine Lobrede auf seine tapferen und stolzen Eltern und beschreibt, wie er als Querkopf seine Schulzeit erlebte, dennoch aber seinen Abschluss schaffte und so fürs Studium zugelassen wurde.

Während seiner Zeit als Student fühlte sich Hallervorden allerdings nicht sonderlich wohl, vor allem, weil ihm so manche politische Meinung seitens der SED übel genommen wurde. Rechtzeitig erkannte er die Zeichen der Zeit und flüchtete in den Westen – zwei Stunden bevor zwei Hauptmänner mal mit ihm ’spazieren gehen wollten‘.

Doch ein solches Glück war dem jungen Hallervorden in der Folgezeit nicht immer beschieden. Zwar entdeckte er seine Berufung als Schauspieler in Westberlin, konnte sich aber mit seinen ersten Rollen nie durchsetzen – meist eben auch wegen seiner eigenbrödlerischen Art. So leistete er sich in der ersten TV-Produktion einige Seitenhiebe und ließ der Aufforderung, dies zu unterlassen, eine Trotzreaktion folgen, die zur Folge haben sollte, dass der Rundfunk ihn eine ganze Weile boykottierte.

Seine politische Gesinnung stand ihm auch weiterhin immer wieder im Weg. Erst als er sich mit seinen Slapstick- und Comedy-Shows auf regionaler Ebene durchsetzen konnte, wurden die Macher des öffentlichen Fernsehens wieder auf den Herren mit der flotten Schnauze aufmerksam und verhalfen ihm schließlich zum endgültigen und lang ersehnten Durchbruch.

Der Rest der Geschichte ist bekannt. Hallervorden wurde zusammen mit Persönlichkeiten wie Harald Juhnke zur Ikone der deutschen Comedy und erntete für seine zahlreichen Sketche durchgängig Lob. Auch als Film-Schauspieler versuchte sich der in Dessau geborene Hallervorden, konnte in seinen Rollen als ‚Didi‘ aber nicht ganz an den Erfolg seiner Bühnenperformances anknüpfen.

In den letzten Jahren wurde es schließlich etwas stiller um Dieter Hallervorden, auch wenn er weiterhin seiner Rolle als Kabarettist fröhnte. Doch seine Fernsehshows brachten nicht den erwünschten Erfolg. Heute trifft man ihn aber dennoch immer mal wieder in den allabendlichen TV-Shows, in denen er teils alte, teils brandneue Sketche aufführt, in denen er seinen einzigartigen Stil und vor allem seine Mimik nach wie vor bestens zum Einatz bringen kann.

Kürzlich feierte Hallervorden mit einer prunkreichen Gala schließlich in gebührendem Maße Geburtstag und durfte durch die allgemein erbrachte Ehrerbietung zahlreicher Prominenter erneut erfahren, welche einflussreiche Rolle er für die deutsche TV- und Theaterlandschaft hatte und immer noch hat.

In seiner Biografie sucht sich Hallervorden vornehmlich Schlüsselpunkte aus seinem bisherigen Leben heraus, anhand derer er schließlich seine ganz eigene Geschichte erzählt. Einen Schwerpunkt legt er dabei auf seine Laufbahn als politischer Kabarettist, die ihm neben viel Ruhm auch einiges an Ärger einbrachte. Doch auch die Zeiten, in denen er von Erfolg ‚verschont‘ blieb, meistert der Autor und Komödiant in Personalunion an dieser Stelle mit einer Menge Humor und einer gehörigen Portion Sarkasmus – Didi at his best! Natürlich greift Hallervorden hierbei auch immer wieder auf seine freche Berliner Schnauze und den bekannten Umgangston zurück; er verstellt sich also auch bei diesem Projekt nicht. Das macht das Buch schließlich auch zu einem echten Original.

Auf der anderen Seite gibt der Mann auch einige sehr private Einblicke in sein Leben und sein Lebensglück, das er mittlerweile auf einer Insel in der Bretagne gefunden hat. Untermauert wird dies durch viele Fotos und Momentaufnahmen, die Hallervorden in sämtlichen Lebenslagen zeigen sowie einige Plakate seiner ehemaligen Produktionen.

Doch so ungewöhnlich, wie der Mensch war und ist, so ungewöhnlich ist schließlich auch seine Autobiografie. Hallervorden hält sich stilistisch und inhaltlich absolut nicht an irgendwelche Vorgaben und orientiert sich an seinem eigenen durchgängigen Faden. Zwar ist die Erzählung in einen chronologischen Rahmen eingebettet, aber durch die eigensinnige Wortwahl entwickelt das Ganze schließlich ein Eigenleben. Aus diesem Grund wird man auch beim Lesen des Öfteren lachen und schmunzeln müssen, aber ist es nicht auch gerade das, was Hallervorden immer wieder zu erreichen suchte? Hier ist es ihm jedenfalls erneut gelungen – auch wenn er in einem Atemzug auch den Beweis antritt, dass das Leben eines Komikers nicht immer nur lustig sein muss!

Egal, wie man zum Menschen Hallervorden und zu seinem Humor auch stehen mag – dieses Buch mit den vielfältigen Rückblicken und ausführlichen Situationsschilderungen ist wirklich sehr gut geworden und zeigt den Jubilar ganz genau so, wie man ihn kennt, nämlich als eine Person, die sich nie hat verbiegen lassen und von allseits gängigen Schemata nicht sonderlich viel hält. Meinen Glückwunsch!

http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter__Hallervorden
http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de/eng/dieterhallervorden.html

Chrono, Nanae – Peace Maker Kurogane 02

Die Geschichte von Tetsunosuke, dem Burschen der Shinsengumi-Spezialeinheit, geht im zweiten Band von „Peace Maker Kurogane“ weiter und gewinnt in diesem merklich an Erzähltempo. Nachdem [Buch 1 1888 der Nachfolgereihe zu „Peace Maker“ noch sehr komplex aufgebaut war und sich hauptsächlich mit der Einführung der verschiedenen Charaktere auseinandersetzte, wird Autorin Nanae Chrono hier schon konkreter und widmet sich hauptsächlich einem Teil des Handlungsstrangs – nämlich der Geschichte des besonnenen Vize-Kommandeurs der Shinsengumi, Keisuke Yamanami.

_Story_

Im Lager der Shinsengumi herrscht Aufruhr; neue Mitglieder sind der Samurai-Schutztruppe beigetreten, und nicht jeder ist frei von Skepsis, als die frischen Leute sich vorstellen. Ganz besonders diejenige Person, die sich unter dem Namen Kashitaro Ito vorstellt, ist Teilen der Truppe nicht ganz geheuer.

Währenddessen erinnert sich Yamanami an seine finstere Vergangenheit und beschließt, endlich „raus“ zu kommen, sich von der Dienerschaft bei der Shinsengumi zu befreien und ein normales, friedliches Leben zu führen – nach Möglichkeit mit seiner heimlichen Liebe, der jungen Akesato. Doch natürlich kann der Vize-Kommandeur sich nicht so einfach aus dem Staub machen. Sofort nach seinem Verschwinden lässt die Shinsengumi nach ihm suchen und legt für den Deserteur auch den Seppuku als Strafe fest, einen rituellen Selbstmord, bei dem sich das Opfer selber die Bauchhöhle öffnen muss. Yamanami ist sich der Tatsache bewusst, dass er so oder so sterben muss – entweder wegen seiner Vergangenheit oder aber wegen seiner Flucht. Als er schließlich aufgespürt wird, stellt er sich seinem Schicksal …

Nanae Chrono weicht in diesem Band ein wenig von der eigentlichen Hauptfigur des Tetsunosuke ab und konzentriert sich hauptsächlich auf die Entwicklungen in der Schutztruppe der Shinsengumi, was dem Leser aber auch dabei hilft, sich noch mehr mit den einzelnen bedeutsamen Figuren innerhalb der Shinsengumi vertraut zu machen – genau das war ja beim ersten Band noch deutlich erschwert worden. Natürlich lässt sie aber die Nebenschauplätze (so zum Beispiel die Intrige von Suzu) nicht außer Acht, schneidet sie allerdings nur kurz an, um sich später ganz und gar auf das Leben des Vize-Kommandeurs Yamanami und dessen merkwürdige Vergangenheit zu beschränken. Das alleine reicht aber schon, um die Geschichte enorm weit nach vorne zu bringen, schließlich steht die Zeit an anderen Orten nicht still. So schwenkt Chrono zwischendurch auch ins Lager der Shinsengumi zurück, wirft zwischendurch auch mal einen Blick auf Tetsu und erörtert auch ständig die Zusammenhänge im Bezug auf Yamanami.

So hat der Wandel hinsichtlich der Entwicklung des Vize-Kommandeurs auch weit reichenden Einfluss auf das übrige Geschehen, jedoch kann man sich dessen Tragweite erst mit dem Folgeband bewusst machen, weil mit dem Tod von Yamanami Buch numero zwo abrupt endet. Allerdings hat man bis dahin wieder so viele Denkanstöße sammeln können, um sich selber die verschiedensten Visionen über den fortschreitenden Plot ausmalen zu können, dass man erst einmal eine Weile damit beschäftigt ist, die Dinge zu ordnen. Und trotzdem: Der Drang, unbedingt wissen zu wollen, wie das Ganze jetzt weitergeht, ist unheimlich groß. Ergo hat Nanae Chrono spätestens jetzt ihr Ziel erreicht und den Leser endgültig an „Peace Maker Kurogane“ gefesselt. Für mich ist die Serie bereits eine der vielversprechendsten ihrer Zunft, und ich kann jedem Manga-Fanatiker nur allerwärmstens empfehlen, hier neu einzusteigen. Und jetzt warte ich brennend auf den nächsten Band …

http://www.tokyopop.de/

|Siehe auch die [Rezension]http://www.powermetal.de/video/review-584.html zur ersten DVD der Serie.|

Anika Flock – Die Kristallwandler

_Die Autorin_

Anika Flock wurde 1974 in Worms geboren, wuchs in der Nibelungenstadt am Rhein auf und machte dort 1994 ihr Abitur. In Mannheim studierte sie Diplom-Anglistik mit den Schwerpunkten Amerikanistik und Betriebswirtschaft. Gleich nach dem Studium schrieb sie eine erste, grobe Fassung der „Kristallwandler“, bis sie eine Stelle als Online-Redakteurin antrat. Ende 2002 wechselte sie wieder in eine geringfügige Beschäftigung, um wieder mehr Zeit für das Schreiben zu finden. Im Februar 2005 veröffentlichte Anika Flock ihre eigene Anthologie namens „Das Auge der Elster“, eine Sammlung tierisch-phantastischer Kurzgeschichten.

_Story_

Die Völker der Koldaren und der Aeniren leben beide in der Welt Naru, wissen aber nichts von der Existenz des jeweils anderen Volkes. Zwischen der Heimat der einzelnen Stämme liegt nämlich ein als lebensgefährlich verrufener Streifen Land namens Sturmbann, der die beiden Seiten trennt. Während die Koldaren auf der vulkanischen Tagseite Narus leben, müssen sich die Aeniren mit der eiseskalten, ungemütlichen Nachtseite dieser Welt zufrieden geben.

Eines Tages mischen sich das Wetter und die Götter, gleichermaßen aber auch die Politiker in das Leben der dort lebenden Menschen ein, und beide Völker sehen sich dazu gezwungen, den gefürchteten Landstreifen aufzusuchen und endlich zu erkunden, was sich darin und dahinter verbirgt. Mittendrin in dieser Bewegung: die Koldarin Meruna und der Aenire Elderas, die unfreiwillig miterleben müssen, wie das Weltbild der beiden Völker unwiderruflich erschüttert wird und sich die Geschichte der Welt Naru komplett ändert.

_Meine Meinung_

Eines muss man vorab schon mal sagen: Ganz unabhängig von der eigentlichen Geschichte ist es manchmal eine ziemliche Qual, dieses unförmige, seltsam aufgebaute Buch zu lesen. Nicht nur das ungewöhnliche Format, sondern vor allem die kleine Schrift auf den recht großen Seiten bereiten einem ständig Probleme, was dazu führt, dass man immer wieder in der Zeile verrutscht und zwischendurch auch schon mal Kopfschmeren bekommt, weil das alles die Wirkung einer absoluten Reizüberflutung entwickelt. Warum nicht einfach die Geschichte auf eine größere Seitenzahl erweitern und den Leser schonen? Das wäre weitaus angenehmer gewesen …

Davon mal abgesehen, ist die Geschichte zwar nicht wirklich genial, aber immerhin recht gut gelungen und auf einem stets guten Niveau angesiedelt. Ein Problem besteht lediglich darin, dass sich Anika Flock immer sehr lange daran aufhält, Landschaftsbilder und Personen ausufernd zu charakterisieren, so dass die Handlung manchmal stockt und zu schleppend vorankommt. Das Erzähltempo ist folglich (gerade zu Beginn) auch ziemlich gering, weshalb man öfter mit sich ringen muss, die Lektüre fortzusetzen.

Die Erzählung als solche hingegen kann sich dann aber doch sehen lassen. Die Geschichte um die Koldarin Meruna und den Aeniren Elderas entwickelt sich nach anfänglichem Stocken sehr gut und bekommt nach gut hundert Seiten dann endlich auch ein gesundes Maß an Spannung verpasst, wobei natürlich erst einmal alles auf die Begegnung mit dem mysteriösen Sturmbann bzw. dem Treffen der beiden unabhängigen Völker hinausläuft. Irgendwann kommt der Moment, da findet man sich endlich in der Phantasiewelt Naru zurecht und bekommt einen Zugang zu den beiden Hautfiguren, ohne dass dieser durch exzessiv betriebene Personen- und Lokalbeschreibungen unterbrochen oder gestört wird. Und so wächst das Ganze dann bis hin zu einem irgendwann schon zu erahnenden, aber dennoch sehr gut inszenierten Finale, das weiterhin einige Fragen offen lässt, den Leser aber dann nach dem harten Kampf durch die anstrengenden Seiten entsprechend belohnt.

Es gibt zwar sicher bessere Romane als „Die Kristallwandler“, und der Aufbau des Buches spricht auch nicht gerade dafür, sich einmal mit dem neuen Roman von Anika Flock auseinander zu setzen, aber insgesamt betrachtet, hat sich das Buch dann doch noch gelohnt und die vielen, zwischendurch aufgekommenen Zweifel ob der Rahmenbedingungen für den Leser vergessen lassen. Mit der entsprechenden Konzentration wird man jedoch die hier aufgeworfenen Hürden meistern – aber auch nur dann!

Stewart, Paul / Riddell, Chris – Twig im Dunkelwald (Die Klippenland-Chroniken 1)

„Die Klippenland-Chroniken“ – da denkt man sofort an Fantasy, doch genau dies steckt nicht hinter dieser Geschichte von Paul Stewart und Chris Ridddell. Vielmehr haben die beiden Autoren ein recht modernes Märchen mit witzigen Hauptfiguren, einer recht einfachen (und daher auch für Kinder geeigneten) Handlung und klassischen Genre-Elementen gezaubert, über dessen Hauptfigur man im Laufe der Erzählung noch das ein oder andere Mal wird lachen können. Keine schwere Kost, aber eben auch kein voreilig inszeniertes Projekt – die Geschichte um den jungen Troll Twig, der auszieht, um die Welt zu entdecken, bietet Spaß für Jung und Alt!

_Story:_

Twig lebt bei seiner Familie im Reich der Waldtrolle, die mit dem jungen Tolpatsch allerdings nicht so viel anfangen können. Selbst diejenigen, die Twig anfangs für seine Freunde hält, stellen sich ihm in entscheidenden Situationen in den Weg und lassen ihn fallen. Als seine Mutter Spelda ihm dann auch noch eröffnet, dass er ein Findelkind ist, scheint die Katastrophe perfekt. Doch kurz vor seinem 13. Geburtstag, dem Tag, an dem man als Waldtroll erwachsen wird, schickt ihn Spelda fort, damit ihn die gefürchteten Himmelspiraten nicht holen können. Sie erklärt ihm noch den Weg durch den Dunkelwald und fordert ihren Stiefsohn auf, diesen Pfad niemals zu verlassen, doch dann lässt sie Twig auch schon losziehen, damit er sich in Sicherheit bringen kann.

Und so zieht Twig auf seinem einsamen Weg los, verläuft sich aber alsbald und trifft fortan auf immer seltsamere Gestalten. Da begegnet ihm der gefährliche Schwebewurm, dem er gerade noch so entkommen kann, er trifft auf einen fiesen Schlächter, dem er das Leben rettet, entwischt Skalpell und Bluteiche, eilt einem Banderbären zur Hilfe und lebt eine Zeit lang als Schoßhündchen bei den Höhlenfurien.

Twig sammelt eine Menge Erfahrungen, doch seine Abenteuerlust treibt ihn schließlich genau zu den Menschen, vor denen er sich eigentlich verstecken soll. Und so stößt er eines Tages auf das wohl prächtigste Piratenschiff, das je den Himmel befuhr …

„Die Klippenland-Chroniken“ und ihre Hauptfigur Twig sind in ganz Deutschland beliebt. Bereits 10.000 Leser haben sich dafür entschieden, zusammen mit Twig durch die gefährliche Welt des Dunkelwaldes zu reisen, was schließlich dazu führte, dass man die Geschichte auch als Hörbuch auflegte. Und hier, wo die Story jetzt zum Leben erweckt wird, fängt der Spaß erst richtig an, was hauptsächlich auch daran liegt, dass die Erzählstimme von Volker Niederfahrenhorst wirklich einmalig ist. Von einem Moment auf den nächsten wechselt er von der hohen in die tiefe Stimmlage und übernimmt einen völlig anderen Charakter. Der Mann verfügt tatsächlich über einen enormen Stimmumfang und lässt den Dunkelwald von der ersten bis zur letzten Sekunde mit all seinen Stimmungen aufleben.

In der Geschichte selber bekommt der Erzähler allerdings auch genügend Anlässe geboten, um sich richtig auszutoben, sei es nun bei der Begegnung mit dem Schlächter oder im Reich der Höhlenfurien, beim Anblick des Piratenschiffes oder beim traurigen Abschied von der Stiefmutter. Niederfahrenhorst durchlebt den Charakter des jungen Waldtrolls in der Erzählung, und das verhilft diesem Hörbuch natürlich auch zu einem großen Teil zu seiner Klasse.

Die Handlung an sich ist jedoch auch sehr schön. Natürlich finden sich viele Parallelen zu anderen Märchen (Thema: ein Junge wird verstoßen und kommt auch noch vom rechten Weg ab …), stellenweise auch zu bekannter Fantasy-Literatur, was aber kaum Einfluss auf den sehr eigenwilligen Charakter dieser Erzählung hat. Mit viel Wortwitz und nicht wenigen flotten Sprüchen begegnet Twig seinen neuen Freunden und Bekannten und kann so die Traurigkeit über sein trostloses Leben leicht überspielen. Aus dem eigentlich ernsten Stück wird so eine bunte, teils schillernde und allseits fröhliche Geschichte, deren Darsteller man sofort lieb gewonnen hat. Auf der ereignisreichen Reise durch den Dunkelwald findet man eine Menge Spaß, so dass die drei CDs mit einer Gesamtspielzeit von 215 Minuten wie im Flug vergehen. Kein Wunder also, dass der erste Teil der „Klippenland-Chroniken“ bereits einige Kritikerpreise hat einheimsen können – vor allem dank Volker Niederfahrenhorst. Von meiner Seite aus gibt es aber auch eine richtig dicke Empfehlung für dieses farbenfrohe und effektreiche (sehr schöne Sounds von Percussionist Olaf Normann) Märchen!

Wer sich einmal einen kleinen Eindruck verschaffen möchte, kann sich [hier]http://www.patmos.de/title/23/349124073/mode/quick/singleBook.htm eine kurze Hörprobe zu Gemüte führen.

_Details:_

Erzähler: Volker Niederfahrenhorst
Percussion & Sounds: Olaf Normann
Ton: Georg Niehusmann, Sonic Yard Studio, Düsseldorf
Illustrationen: Chris Riddell
aus dem Englischen von Wolfram Ströle

CD 1
1. Die Schnappholds
2. Der Schwebewurm
3. Die Schlächter
4. Das Skalpell

CD 2
1. Die Bluteiche
2. Der Banderbär
3. Der Faulsauger
4. Die Höhlenfurien I

CD 3
1. Die Höhlenfurien II
2. Garble, Plapperdrude und der Herzzauber
3. Die Himmelspiraten
4. Der Schleimschmeichler
5. Jenseits des Dunkelwaldes

Lewis, Clive Staples – Ritt nach Narnia, Der (Die Chroniken von Narnia, Band 3)

[Das Wunder von Narnia 1858
[Der König von Narnia 1758
[Der König von Narnia 356 – Hörbuch

Der dritte Teil der „Chroniken von Narnia“ ist für meinen Geschmack der bisher beste, weil einerseits Clive Staples Lewis hier ein wenig von seiner Rolle als Kinder- und Jugendbuchautor abgewichen ist, und andererseits die Geschichte noch ein ganzes Stück spannender ausfällt als der Plot in den vorherigen beiden Bänden. Neue Charaktere werden in die Handlung integriert, das Anfangsszenario ist komplett neu und der Verlauf noch weitreichender als in „Das Wunder von Narnia“ und „Der König von Narnia“, aber dennoch findet sich der Leser sofort wieder in der Welt von Narnia zurecht und wird, selbst wenn er die beiden anderen Bücher noch nicht gelesen hat, kein Problem damit haben, einen Einstieg zu finden.

_Die Geschichte:_

In Kalormen ist das Leben ganz anders als in Narnia. Die Menschen leben nicht dringend in Frieden miteinander, und auch nicht jedes Lebewesen wird gleich behandelt. Zudem besitzen die Tiere nicht die Gabe zu sprechen. Mitten in diesem Land, das südlich von Narnia gelegen ist, wohnt der junge Shasta bei seinem Adoptivvater, einem Fischer, der seinen Jungen lediglich für die harte Arbeit rund um seine Hütte benötigt. Natürlich fühlt sich Shasta mit seinem derzeitigen Leben nicht erfüllt, meckert aber nicht herum, weil er dankbar ist, dass Arsheesh ihn seinerzeit aufgenommen hat. Als jedoch eines Tages ein adliger Arashin die Hütte des Fischers aufsucht, um den Jungen als Burschen zu erwerben, sieht Shasta die Möglichkeit, andrenorts ein neues, glücklicheres Leben zu beginnen. Da jedoch meldet sich das Pferd des Arashin zu Wort und erzählt Shasta von den grausamen Bedingungen, unter denen der Junge im Falle des Falles leben würde. Noch bevor Shasta seinem Erstaunen über die besonderen Fähigkeiten des Tieres Ausdruck verleihen kann, schließt er sich dem Gaul bei der Flucht an und tauft es bei seinem ersten Ritt auf den Namen Bree.

Gemeinsam wollen die beiden in die ursprüngliche Heimat des Pferdes nach Narnia reisen, um dort ihr Glück zu finden. Doch der Weg dorthin ist nicht gerade leicht zu bewältigen. Sie werden von Rittern gejagt, von Löwen verfolgt und müssen diverse Hindernisse nehmen. Als sie eines Tages auf die Königstochter Aravis und ihr ebenfalls sprechendes Pferd Hwin teffen, schließen sich die beiden Gruppen zusammen und reiten gemeinsam nach Narnia.
Doch schon in Tasbaan werden Shasta und die anderen voneinander getrennt. Der fliehende Junge wird mit Corin, dem Sohn des Königs vom Archenland, verwechselt und auf direktem Wege in dessen Kammer geführt.

Natürlich genießt er den plötzlichen Luxus als potenzieller Königssohn, entschließt sich bei Corins Rückkehr aber wieder Fersengeld zu geben, bevor man ihn als Betrüger entlarvt, und macht sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit Aravis und den beiden Pferden. Doch auch diese Gruppe kommt nicht ungeschoren durch die Stadt und muss sich verstecken. Als man schließlich wieder vereint ist, steht Shasta aber auch schon wieder die nächste Gefahr bevor. Prinz Rabadash will das friedliche Land Narnia angreifen und Königin Suse ehelichen. Nur Shasta ist in der Lage, den König rechtzeitig zu warnen, und macht sich alsbald allein auf den Weg zum Palast von Narnia. In einer großen Schlacht entscheidet sich schließlich das Schicksal des Landes von Löwenkönig Aslan.

_Meine Meinung:_

Wie ich bereits sagte, ist „Der Ritt nach Narnia“ das mit Abstand spannendste Narnia-Buch bislang, gleichzeitig aber auch das härteste (in Bezug auf die Handlung). In Form des jungen Shasta, der eigentlich der Zwillingsbruder von Prinz Corin ist, findet man auf Anhieb eine Identifikationsfigur, mit der man sich auf den Weg nach Narnia und durch spannende Abenteuer begibt und den man sofort in sein Herz geschlossen hat. Die Tatsache, dass er nicht gerade der geschickteste Vertreter seiner Art ist, macht ihn umso sympathischer. Dagegen wirkt die weibliche Hauptfigur Aravis stets kühl und zickig, was ihre sehr wechselhafte Beziehung zu ihrem männlichen Gegenpart aber erst besonders reizvoll macht. Shasta hat nicht nur damit zu kämpfen, überhaupt nach Narnia zu gelangen, nein, er muss gleichzeitig auch noch um die Gunst von Aravis buhlen – zumindest bis man gemeinsam am Ziel angelangt ist. Auch hier arbeitet Clive Staples Lewis wieder mit moralischen Inhalten. So muss Aravis am Schluss erkennen, dass sie mit ihren Vorurteilen bezüglich Shasta nicht Recht hatte. Dieser wiederum muss erkennen, dass er die Fehler anderer nicht als Maßstab für sein eigenes Verhalten nehmen darf, während der Hengst Bree später bei der Begegnung mit Aslan feststellt, dass er mit seiner Ehrlichkeit immer am weitesten kommt.

Wie auch schon zuvor, so gibt es auch hier immer wieder einige Parallelen zur Bibelgeschichte, die aber keine missionarische Funktion übernehmen, schließlich war es die Hauptintention des Autors, eine spannende Geschichte zu schreiben, und genau das ist ihm hier erneut vortrefflich gelungen!
Ich habe mit diesem Band mehr Freude denn je an den „Chroniken von Narnia“ bekommen und kann „Der Ritt nach Narnia“ aus diesem Grunde vor allem auch Neueinsteigern empfehlen – zumal jene, die bereits bei den ersten beiden Bänden ‚Blut geleckt‘ haben, auch mit dieser Fortsetzung ganz sicher am Ball bleiben werden. Viel Spaß mit diesem Buch, denn den werdet ihr garantiert haben!

Die Reihe in der chronologischen Erzählfolge:
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Veröffentlichungsreihenfolge:
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Verlags-Website zur Narnia-Welt: http://www.narnia-welt.de/

Narnia-Filmseite: http://www.narnia.de

[Der Reiseführer durch Narnia 1664

Schnett, Beverly – Völker der Sonne. Der Aufbruch der Menschheit in das Sonnensystem

Edition Kaitain ist ein Verlag für Erotik, Phantastik und Wissenschaft. Eine seltsame Kombination, wie sicher nicht nur ich finde, und beim Blick in das dort erschienene Werk „Völker der Sonne“ werde ich auch darin bestätigt, dass das Buch von Beverly Schnett aufgrund der skurillen Verbindungen aus erotischer Freizügigkeit und moderner Science-Fiction nicht ganz so funktioniert, wie man sich dies vielleicht gewünscht hätte.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen bei diesem Buch verschiedene Figuren, die infolge von aneinandergereihten Episoden in den Themenbezug eingeflochten werden. Da wäre als Erste Amal, ein Mädchen deutsch-arabischer Abstammung, das als erste schwerelose Tänzerin Karriere macht. Ihre Geschichte ist recht zügig erzählt. Sie trifft einen guten Freund, tanzt vor ihm, zieht sich aus und schläft mit ihm. Davon selber schwer beeindruckt, startet sie eine Reise in den Weltraum, wo sie ihrer Begabung weiter nachgehen und Karriere machen möchte.

Im nächsten Kapitel wird der Schwerpunkt der Brisanz anderweitig verlagert: Maurice und Manuel leben irgendwo in der Gegend um den Planeten Merkur. Maurice hat sich in seinen Freund verliebt und lässt, um desen Gunst zu erlangen, eine Geschlechtsumwandlung an sich vollziehen. Gemeinsam bekommen sie den Sohn Mari Jose. Während dieser erwachsen wird, geht andernorts der wilde Beischlaf weiter. Mal hier, mal da eine Runde Sex, aber alles total billig dargestellt und wenig sinnlich – von knisternder Erotik keine Spur!

Wie auch immer, Mari Jose wird zum Hauptakteur des nächsten Plots und angelt sich eine recht alte Dame als Partnerin. Aber dies hält nicht für lange, denn wiederum wenige Zeit später unterwirft er sich einem Mann, der vorher schon eine ‚Sicherheitskopie‘ bzw. einen Klon von Mari Jose erstellt hat …

Oh Mann, das hier ist wirklich kein Buch, das man einfach so mal liest. Ziemlich durchgeknallt, was die Autorin hier so alles zusammenschmeißt. Im Grunde genommen geht es allerdings nur um eins, nämlich billige Effekthascherei in Form von vielen bildlichen Sexszenen, die im Endeffekt jedoch mehr abschrecken als antörnen – oder was immer der Zweck dieser Handlungen sein soll. Jeder darf hier mal mit jedem in die Kiste, Tabus gibt es keine. Und dementsprechend wird die komplette, immer wieder zweirangige Handlung vollkommen in den Hintergrund gedrängt, weil gerade wieder Figur A ein Techtelmechtel mit Person B hat.

Ich habe echt keine Ahnung, wer so etwas ernsthaft gut finden soll, denn warum sollte man sich als Liebhaber pornographischer Inhalte die Mühe machen, dieses wirre Buch zu lesen? Die rein visuelle Variante ist da doch weitaus leichter konsumierbar und erforder viel weniger Mühe. Und außerdem: Meistens ist dort die Handlung auch noch sinniger …

Tut mir Leid, aber Beverly Schnett bekleckert sich hier ganz und gar nicht mit Ruhm und überantwortet das eh schon bizarre Thema der vollkommenen Absurdität. Das Ganze dann auch noch mit schlechter Science-Fiction zu mischen, schlägt dem Fass schließlich den Boden aus und zerstört auch noch das letzte bisschen Atmosphäre. Nein, nein, das hier zu lesen gleicht purer Zeitverschwendung – und diese vertane Zeit bereue ich im Nachhinein ganz deutlich!

http://www.edition-kaitain.de/

March, Hannah – Lied der Ringeltaube, Das

Nachdem mich Hannah March’s zweiter Roman um den Lehrer und Erzieher Robert Fairfax wirklich umgehauen hatte, beschloss ich, mir auch die Vorgänger-Story zu besehen, auf die die Autorin in [„Als wär’s der Teufel selbst“ 1763 des Öfteren zurückblickt. Leider jedoch ist „Das Lied der Ringeltaube“ bei weitem nicht so stark wie das Zweitwerk der in Peterborough (England) geborenen Schriftstellerin. Es will einfach nicht vorangehen, und wenn dann endlich mal ein Anflug von echter Spannung auftaucht, befindet man sich auch schon auf den letzten Seiten – aber dazu später mehr.

_Story:_

Ein neuer Auftrag für Robert Fairfax: Der wohlhabenede Ralph Hemsley möchte, dass sein Sohn Matthew den letzten Feinschliff in seiner Erziehung bekommt und wendet sich an den erfahrenen Fairfax. Dieser nimmt den Auftrag an und reist zusammen mit Matthew nach London, um ihn dort mit der Kultur und der Administration der Hauptstadt bekannt zu machen. Allerdings verlaufen die Dinge zu Beginn ganz anders, als der alte Hemsley es für seinen Sohn vorgesehen hatte.

Matthew erblickt auf einem Flugblatt das Bild der jungen und gerade aufstrebenden Theater-Schauspielerin Lucy Dove und ist sofort fasziniert von dieser schönen Dame. Als er dann auch noch zufällig einen Bekannten aus seiner Schulzeit trifft, der Kontakte zu Doves Bruder hat, ist Matthew wie verzaubert und bekommt alsbald die Chance, Lucy im Theater selber kennen zu lernen. Fairfax ist zwar anfangs nicht begeistert von Matthews Hingabe, lenkt aber schließlich ein und begleitet seinen Schützling. Für diesen jedoch besteht die Welt nur noch aus Luca Dove; der junge Hemsley hat sich Hals über Kopf in die Schauspielerin verliebt, und als er später auch noch ein Attentat auf die Angebetete vereiteln kann, hat er auch ihre Freundschaft gewonnen.

Einen Abend später sitzen Doves Bruder (ein ehemaliger Kapitän der britischen Marine), Matthew, sein Freund Mallinson und Fairfax beim gemeinsamen Kartenspiel in der Wohnung des Captains, als unerwartet ein Brief für Matthew eintrifft. Von seinem anschließendem Gang zum Abort kehrt Hemsley nicht mehr zurück, und die anderen (bis auf den betrunkenen Mallinson) machen sich auf die Suche nach ihm. Er wird schließlich völlig niedergeschlagen vor Lucys Wohnung gefunden, in der die Schauspielerin von ihm tot aufgefunden wurde. Und da Matthew sich des Schocks wegen nicht mehr an die Geschehnisse in Lucys Wohnung erinnern und sich so auch nicht verteidigen kann, wird er letztendlich auch beschuldigt, seine Geliebte umgebracht zu haben. Das Gericht lässt Matthew einsperren, und Fairfax macht sich an die Arbeit, die Unschuld seines Schützlings zu beweisen – auch um selber nicht als Versager dazustehen.

Im Grunde genommen ist die Geschichte sehr gut und bietet auch hinsichtlich der Spannung ein gehöriges Potenzial. Einige in Frage kommende Mörder, ein wirklich sehr gut inszenierter Schauplatz für die Geschichte und charismatische Akteure – das alles spricht für diesen Roman. Das Problem ist lediglich, dass March fast die Hälfte der Zeit für die Einleitung verschwendet. Bevor die Geschichte erst mal ins Rollen kommt – sprich, bis der Mord geschehen ist – vergehen mal eben 130 Seiten, in denen nichts Wesentliches passiert. Gut, man erhascht einen Blick auf das Umfeld der Ermordeten und lernt auch Matthew und Fairfax kennen, aber die hierbei vorangeschobenen Informationen sind zu vielen Teilen recht belanglos und bringen weder die Geschichte noch die Entwicklung der CHaraktere sonderlich voran. Außerdem sind es einfach zu viele zufällige Bekanntschaften, die das Gespann Fairfax/Hemsley in London machen, das wirkt irgendwann nicht mehr realistisch.

Nach dem Wendepunkt durch den Mord an Lucy Dove schreitet das Erzähltempo dann endlich im gewohnten Maße voran, allerdings hat die Autorin sich für diesen Part nicht mehr besonders viel Raum gelassen, um die Handlung noch ausschmücken zu können. Folglich ist Hannah March also bemüht, die verloren gegangene Zeit wieder aufzuholen und überschlägt sich quasi auf den letzten Seiten.

Es hätte in diesem Falle also zwei Optimallösungen gegeben: Entweder hätte March die Seitenzahl strecken und die eigentliche Handlung weitaus fokussierter beschreiben sollen; oder aber sie hätte nicht so viel Wert auf die Darstellung der einzelnen Charaktere gelegt und sich stattdessen einzig und allein auf den Plot an sich konzentriert. Beides ist nicht der Fall, so dass die Spannung letztendlich über weite Strecken ausbleibt und dies den Roman schließlich verblassen lässt. Im Vergleich zu „Als wär’s der Teufel selbst“ jedenfalls ist „Das Lied der Ringeltaube“ nur ein nettes Büchlein für zwischendurch, während das Zweitwerk durchaus als Weltklasse-Krimi bezeichnet werden darf. Auch wenn sich der Hauptdarsteller Robert Fairfax im zweiten Buch wieder blicken lässt, so braucht man den ersten Teil deswegen nicht dringend gelesen zu haben. Im Gegenteil, dies birgt die Gefahr, dass man das Interese an der Autorin vrliert und so „Als wär’s der Teufel selbst“ als Lektüre gar nicht mehr in Erwägung zieht. Mein Rat daher: Einfach mit dem zweiten Buch beginnen und dann selber entscheiden, ob dem Leser das nicht wirklich geglückte Krimi-Debüt der Britin die Zeit wert ist. Ich persönlich fand die Geschichte um die ermordete Schauspielerin nicht ganz so prickelnd …

Wagner, Jan Costin – Schattentag

_Der Autor_

Jan Costin Wagner wurde 1972 in Langen bei Frankfurt geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte in Frankfurt. Für sein Debüt „Nachtfahrt“ erhielt Jan Costin Wagner den Marlowe-Preis 2002 für den besten Krimi. Sein zweiter Roman „Eismond“ brachte den internationalen Durchbruch. 2004 wurde er mit dem Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet.

_Die Geschichte_

Das Leben des Protagonisten, der die Erzählung hier hier aus der Ich-Perspektive wiedergibt, ändert sich über Nacht komplett. Er verliert alles: sein Haus, seine Familie, seine Firma – und sein Augenlicht. Doch am Tag des größten Unglücks trifft er im Krankenhaus seine Jugendliebe Mara wieder und beginnt mit ihr auf einer traumhaften Insel ein neues Leben. In einem roten Holzhaus, umgeben von Wasser und Himmel, startet er in der idyllischen Umgebung ein neues Leben, wird aber nach und nach vom Schatten seiner Vergangenheit eingeholt – und das von dem Moment an, an dem ein Mann auf mysteriöse Art und Weise bei einem Feurwerk von den Klippen gestoßen wurde.

In immer kürzeren Abständen bedrohen ihn die Bilder aus seinem alten Leben, jedoch gelingt es ihm nicht, die Momentaufnahmen und Erinnerungen zu einem Puzzle zusammenzubringen. Damit verbunden sind ebenfalls Ängste. Vor dem Scheitern; davor, dass Mara ihn verlässt, und vor dem seltsamen Kommissar vom Festland, der ihm nicht sagen will, wie sein Kinderbild in die Brieftasche des Mordopfers gelangt ist. Das Resultat der Verwirrung: Eine Tour de Force der Seele, an welcher der Protagonist zu zerbechen droht …

_Der Eindruck_

Gerade einmal 180 Seiten hat der Autor benötigt, um ein sehr beklemmendes Spannungsbild aufzubauen, das sich am Ende radikal auflöst und die ganze Handlung auf den Kopf stellt. Was uns in dieser Seitenspanne begegnet, fasziniert von Anfang bis Ende, und dafür ist einzig und allein der ungewöhnliche Erzählstil von Wagner verantwortlich. In stetig wiederkehrenden Rückblicken verarbeitet der Hauptdarsteller seine Vergangenheit, ist aber anfangs nicht in der Lage, sich einen genauen Überblick über sein ‚altes‘ Leben zu verschaffen. Doch die Anzahl der Erinnerungen steigt von Stunde zu Stunde, nur wollen sich keine Zusammenhänge erschließen lassen. Wagner wechselt so ständig zwischen der Gedankenwelt des Protagonisten und der Realität auf der paradiesischen Insel und treibt solcherart auch mit den Lesern ein Spielchen, das zunächst noch für Verwirrung sorgt, aber stetig an Farbe hinzugewinnt und auf ein merkwürdiges Ende hinzusteuert. Stellenweise fühlt man sich dabei tatsächlich wie der zerstreute und gebeutelte Mann. Unsicherheit macht sich breit, und im Hinblick auf den Leser überträgt sich diese insofern, als dass man nach einiger Zeit Realität und Fiktion nur noch schwerlich auseinanderhalten kann.

Bei der Charakterisierung des seltsamen Mannes hat Wagner einen Volltreffer gelandet. Zerbrechlich, ängstlich und schließlich in einer surrealen Welt gefangen, fällt es ihm immer schwerer, die Ereignisse in seiner Umwelt passend einzuordnen. Der Aspekt der Kriminalgeschichte geht dabei bewusst oft verloren, macht „Schattentag“ aber letztendlich auch erst zu dem Ereignis, das der Roman nun mal ist. Ein Krimi, bei dem sich die Frage nach dem Grund für das Schicksal des Mannes erst einmal klären muss, bevor die Rahmenhandlung sich entwickeln kann. Doch erstaunlicherweise gelingt es Wagner sehr fließend, die beiden Plots nebeneinander laufen zu lassen, ohne dass man den Anschluss verliert. Und beide parallel erzählte Stränge haben es in sich und sorgen in der poetischen Variante, die Wagner für diesen Roman gewählt hat, des Öfteren für Gänsehaut.

In seinem Genre ist „Schattentag“ wahrhaftig einzigartig und daher auch dringend empfehlenswert. So tief wie dieser Autor sind nur wenige Schriftsteller je in das Seelenleben eines Menschen eingedrungen, und Wagner hat dies hier mit einer Überzeugungskraft gemeistert, vor der man nur den Hut ziehen kann. Ich wittere bereits die nächste Auszeichnung für diesen aufstrebenden Autor …

http://www.jan-costin-wagner.de/
http://www.eichborn.de/

Bussy, Pascal – Kraftwerk – Mensch, Maschine und Musik

KRAFTWERK. Alleine dieser Name löst bei vielen Musikliebhabern noch immer eine Gänsehaut aus. Die aus Düsseldorf stammende Gruppe gehört nach wie vor zu den mysteriösesten und faszinierendsten Erscheinungen in der gesamten Musikwelt, und diesen Status haben die Elektronik-Pioniere auch in den letzten 30 Jahren nie einbüßen müssen. Doch die beiden Köpfe Ralf Hütter und Florian Schneider waren auch stets bemüht, das Mysterium aufrecht zu erhalten und den Ruf der anonymen, undurchschaubaren Band ins neue Jahrtausend zu retten. Kein Wunder also, dass die beiden nicht allzu sehr davon begeistert waren, als Pascal Bussy ihnen bereits 1993 das Manuskript zu dieser Biographie vorlegte. Um die Authentizizät zu bewahren, wollte der Autor der Band die Chance geben, eventuelle Fehler auszubessern bzw. ungeklärte Fakten zu korrigieren. Diese Gelegenheit nahmen KRAFTWERK jedoch nicht in Anspruch, so dass das Buch kurze Zeit später auf den Markt gelangte. Erst jetzt meldete sich Schneider mit dem lapidaren Kommentar „Das Buch ist scheiße“ zu Wort und führte eine hitzige Diskussion mit dem Herausgeber. Der größte Kritikpunkt: Die meisten Sachen seien frei erfunden. Nun, bei einer Band, deren Geschichte zu einem ziemlich großen Prozentsatz aus Gerüchten und Vermutungen besteht, war so etwas vorauszusehen. Dementsprechend zwiegespalten waren die Reaktionen auf die ursprüngliche Fassung. Die eine Hälfte war sehr begeistert von Bussys Werk, die andere Hälfte, so vermutet Bussy, war nur deswegen so kritisch, weil man die Musiker nicht verstoßen wollte.

Wie auch immer, seitdem ist sehr viel Wasser die Seine heruntergeflossen, und zwölf Jahre später präsentiert der Autor eine neue und vor allem aktualisierte Fassung. Wobei ‚aktualisiert‘ ein relativer Wert ist, denn auch weiterhin haben sich Schneider und Hütter geweigert, viel mehr Fakten herauszurücken. Immer noch basieren viele Informationan auf reiner Spekulation, was Bussy auch anfangs sehr ehrlich erklärt. Doch seiner Ansicht nach haben die Fans eine Biographie und damit auch die Wahrheit über die Band verdient, und mit dieser Intention hat er das 1993 erstveröffentlichte Buch nun ein weiteres Mal aufgelegt.

Bussys ausgiebiges Wissen über KRAFTWERK basiert in erster Linie auf unzähligen selbst geführten Interviews mit den Mitgliedern der Band, die allesamt vor dem Erscheinungstermin der Ursprungsversion getätigt wurden. Außerdem entnimmt der Autor auch noch viele Informationan aus Interviews von Kollegen. Der Löwenanteil der Recherche geht auf den Anfang der Neunziger zurück, wo Bussy im dauerhaften Kontakt zur Band stand.

In mehreren Kapitel wird in „Kraftwerk – Mensch, Maschine und Musik“ die komplette Geschichte der Band erzählt, und natürlich lässt Bussy es sich in diesen einzelnen Abschnitten nicht nehmen, immer wieder den Versuch eines Blickes hinter die direkten Kulissen des Mysteriums zu wagen. Für den Leser bleibt lediglich das Problem bestehen, dass man stellenweise immer noch nicht genau weiß, ob sich dies oder jenes genau so wie hier berichtet abgespielt hat. Selbst wenn die meisten Quellen als sicher gelten – Schneider und Hütter werden schon ihre Gründe haben, warum ihnen die Ausführungen des Autoren größtenteils widersagen.

Vielleicht sollte man diesen Gedanken aber mal in den Hintergrund drängen, denn schließlich ist hier ein sehr ausführliches und unheimlich interessantes Portrait einer total eigenwilligen Musikervereinigung entstanden, deren Einfluss auf die gesamte Musikwelt immens groß war bzw. immer noch ist. Bussy erläutert den Kult um die Meister der sterilen Töne und wirft einen sehr detaillierten Blick auf die visuelle Performance des Projekts. Dazu geht er immer wieder auf die Köpfe und Visionäre hinter dem Unternehmen KRAFTWERK und natürlich auf das legendäre Klingklang-Studio, das irgendwo an einem unscheinbaren Platz in Düsseldorf eingerichtet wurde, ein. Hauptsächlich versucht der Autor allerdings, die Fragen zu beantworten, die hinter der von der Band selber erbauten Mauer des Schweigens bisher verhüllt blieben. In diesem Zusammenhang finde ich die folgende Beschreibung im Hinblick auf den kompletten Rückzug aus der Öffentlichkeit auch sehr treffend: „…zurückgezogene Genies, die in der selbsterrichteten Exklusivität ihres Studios emsig vor sich dahinwerkelten …“. Könnte man die Legende KRAFTWERK und ihre Verschwiegenheit noch besser beschreiben?

Als Letztes möchte Bussy aber auch unterhalten, und das gelingt ihm wirklich vorzüglich. Der Mann wühlt sich tief durch die Materie und lässt nicht eine einzige Andeutung im Raume stehen. Fragen werden aufgeworfen, dann aber auch beantwortet; und es gibt keinen Moment im Buch, bei dem man den Eindruck bekommt, der Autor wolle den Inhalt nur herunterrasseln. Es wird sehr deutlich, dass Bussy sich diesem Stoff jahrelang gewidmet und teilweise auch für die Liebe zu dieser Band gelebt hat. Aufgrund der kritischen Betrachtung der einzelnen Bandmitglieder bewahrt er aber eine angenehm neutrale Haltung, die dem Buch schließlich die nötige Glaubwürdigkeit verleiht. Träumen darf Bussy dennoch; so zum Beispiel in den verschiedenen Zukunftsvisionen, die zwischendurch eingeworfen werden. So beschreibt Bussy beispielsweise ein Szenario, bei dem die Band auf der ganzen Welt parallel Konzerte gibt, die allesamt von einem Ort gesteuert werden. Durch solche netten Ergänzungen bekommt die Darstellung der kalt wirkenden Band letztendlich noch ein Fünkchen Leben eingehaucht, und die Intention der nahezu perfekt erscheinenden Biographie rückt auch ein wenig näher ins Visier.

KRAFTWERK haben mit ihrer Musik Pionierarbeit geleistet, und das gilt für so viele verschiedene Genres. Daher ist dieses Buch auch für jeden einzelnen Musikfreund interessant, denn egal wie die individuellen Vorlieben geartet sind, ein bisschen KRAFTWERK steckt immer drin. Aber es ist nun mal so, dass die Geschichte dieser Band eine ganze Menge zu bieten hat, das zu lesen sich lohnt, und weil Bussy dies alles wunderbar in seinem Buch eingefangen hat, kann man „Kraftwerk – Mensch, Maschine und Musik“ als semi-offizielle Biographie akzeptieren und das Buch nur wärmstens empfehlen.

Chrono, Nanae – Peace Maker Kurogane 01

In „Peace Maker Kurogane“ wird die Geschichte der beiden Brüder Tetsunosuke und Tatsunosuke Ichimura erzählt, die nach dem Mord an ihrem Vater auf sich selbst gestellt sind und auf diese Situation völlig unterschiedlich reagieren. Die Handlung dieses neuen Mangas von Nanae Chrono spielt im Japan der Edo-Periode 1860 und bezieht sich vornehmlich auf die politischen Intrigen sowie den Machtkampf im alten Japan. Mitten in einer brutalen Fehde zwischen den Anhängern des Kaisers und den Gefolgsleuten der Shogun, während der sich die Bevölkerung quasi schutzlos zwischen diesen beiden Lagern ausgeliefert fühlt, bildet sich dort eine Samurai-Schutztruppe namens Shinsengumi, deren Aufgabe es ist, die Straßen von Kyoto vor Unheil zu beschützen und die gefürchteten Rebellen von Choshu zu bekämpfen. Nur die besten Samurai-Kämpfer können bei den Shinsengumi einsteigen und müssen sich hierzu einem strengen Ehrenkodex unterwerfen. Auch die Hauptfigur Tetsunosuke und sein älterer Bruder streben danach, beim Clan der Shinsengumi mitzumischen, jedoch aus unterschiedlichen Motiven heraus.

_Inhalt Band 1:_

Tetsunosuke erhofft sich durch den Beitritt zur Samurai-Schutztruppe ‚Shinsengumi‘ Informationen zum Mord an seinen Vater zu bekommen und schließt sich gemeinsam mit seinem Bruder der Truppe an. Der Hass auf die Choshu-Rebellen, die für den Tod seins Vaters verantwortlich sind, ist so groß, dass Tetsu sich schwört, blutige Rache an ihnen zu nehmen. Sein Bruder hingegen will Tetsu zur Vernunft bringen. Er ist nicht so stark von diesen Rachegelüsten befallen und möchte lieber ein ruhiges Leben als Buchhalter der Samurai-Organisation führen. Dieselbe Ruhe wünscht er sich von Tetsu, aber der lässt sich nicht mehr umstimmen. Als er dann eines Tages den ebenfalls von Rachedurst getriebenen Suzu kennen lernt, ist sich Tetsu seiner Sache noch sicherer. Schnell werden die beiden beste Freunde und kämpfen gemeinsam für ihr individuelles Ziel. Tetsu weiß jedoch nicht, dass Suzus Lehrmeister der von ihm gesuchte Mörder ist.

Derweil macht ein mysteriöser Mann mit Rasta-Zöpfen das Lager der Samurai-Kämpfer unsicher. Beim Anblick von Tetsusonuke bemerkt er sofort, dass dies der Sohn seines ehemaligen Weggefährten „Peacemaker“ sein muss. Daher beschließt er, den angehenden Samurai abzuwerben, was die „Shinsengumi“ natürlich nicht so gerne sehen – zumal der mysteriösen Fremde ein landesweit gesuchter Verbrecher ist.

Während Tetsu in der Zwischenzeit bei den Burschen von „Shinsengumi“-Vize-Kommandeur Toshizo Hijikata heranwächst, startet Suzu gemeinsam mit seinem Meister einen blutigen Rachefeldzug und entblößt sein wahres Ich.

_Bewertung_

Ich bin heilfroh, dass Nanae Chrono zu Beginn des Buches die einzelnen Charaktere und ihre jeweilige Rolle kurz vorstellt. Ansonsten hätte ich beim Lesen von „Peace Maker Kurogane“ wohl sehr schnell den Überblick verloren, weil in kürzester Zeit eine Vielzahl von neuen Personen ins Geschehen eintritt. Aber auch so wird es dem Leser nicht gerade einfach gemacht, einen Einstieg in diesen ersten Band zu bekommen. Es dauert gut die halbe Seitenzahl des Buches, bis man die individuelle Motivation der Hauptcharaktere begriffen hat und ihr Handeln verstehen kann. Das dauert deswegen so lange, weil die einzelnen Subplots teilweise nicht richtig zu Ende geführt werden und zu viele Tatsachen im Raume stehen bleiben. Der Fakt, dass die Zeichnungen darüber hinaus manchmal ziemlich hektisch und überladen wirken, erschwert die Sache schließlich noch zusätzlich.

Hat man sich daran gewöhnt bzw. hat man sich in diesem verwirrenden Strang endlich mal zurechtgefunden, entwickelt sich langsam aber sicher eine weiterhin komplexe, aber sehr spannende Story, die einmal mehr von den verschiedenartigen Charakteren lebt, deren Beziehungen zueinander in diesem Buch nur teilweise angerissen werden. Aber man ahnt bereits, dass hier noch einiges im Busch ist und noch mehrere Intrigen während der Folgebücher gesponnen werden. Alleine die Wandlung des Suzu und die rein spekulativ erfassbare Rolle des stets coolen Rasta-Mannes namens Ryoma Sakamoto sprechen schon für eine solche Vermutung. Aber die meisten Personen sind auch noch nicht richtig zum Zuge gekommen, sondern wie gesagt, nur kurz ins Geschehen eingetreten, weil sich der erste Band vorrangig damit beschäftigt, die Freundschaft von Tetsu und Suzu zu beschreiben und die sich darin befindliche Dramatik ans Licht zu bringen. Und genau dies ist Nanae Chrono auch sehr gut gelungen, sieht man mal von den genannten Kritikpunkten sowie dem manchmal unpassenden zeichnerischen und verbalen Witz ab, der irgendwie nicht mit dem ernsten Hintergrund der Handlung vereinbar scheint.

Aber da sich das Buch nach und nach fortentwickelt und zum Ende hin sogar richtig klasse ist, sieht man von den ganzen kleinen Schönheitsfehlern gerne ab und behält lieber die Faszination, die von den Hauptdarstellern ausgeht, im Gedächtnis fest. Mit Freude erwarte ich jetzt bereits die Fortsetzung im bereits erhältlichen nächsten Band. Samurai-Fans sollten sowieso einmal mit „Peace Maker Kurogane“ beschäftigen, das ist trotz mancher Hektik ziemlich starker Stoff!

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Hillenburg, Steven / u. a. – SpongeBob Schwammkopf – Der Film

Neben den drei Cine-Mangas mit einzelnen Seriennachbildungen zum Thema SpongeBob Schwammkopf haben |Tokyopop| nun auch den Kinofilm um den gelben Schwamm mit einem Comic geehrt. In diesem Comic findet man folgerichtig eine etwas kürzere Fassung des bunten Lachmuskel-Trainers, der aber wegen der wirklich schönen Zeichnungen und aufgrund des glücklicherweise nur selten verloren gegangenen Wortwitzes sehr gut geworden ist.

_Story_

Mr. Krabs eröffnet eine weitere Filiale der „Krossen Krabbe“ und benötigt eigens hierfür einen Manager. Für SpongeBob steht bereits im voraus fest, dass er wegen seiner jahrelangen Treue und diverser betriebsinterner Auszeichnungen diesen Posten verdient hat und auch bekommen wird. Als sich sein Boss jedoch dann für Thaddäus entscheidet, beginnt für den kindlichen Schwamm eine längere Frust-Periode.

Zur gleichen Zeit stiehlt der fiese Plankton die Krone des Meereskönigs Neptun und schiebt die Schuld auf Mr. Krabs. Neptuns Zorn lässt nicht lange auf sich warten, und bevor sich Krabs herausreden kann, verwandelt er den Besitzer der „Krossen Krabbe“ in eine Eisstatue. Nur wenn SpongeBob und Patrick es schaffen, in fünf Tagen die Krone aus dem gefürchteten Shell City zurückzuholen, wird die rote Krabbe begnadigt.

Plankton nutzt diese Zeit, um das geheime Rezept für die berühmten Krabbenburger zu stehlen und selber Karriere als Fast-Food-Verkäufer zu machen. Seine neue Beliebtheit nutzt das kleine grüne Monster jedoch aus, um ganz Bikini Bottom zu unterwerfen. Nur wenn SpongeBob und Patrick auf dem beschwerlichen Weg nach Shell City Erfolg haben, besteht die Chance, dass sich die Lage in der friedlichen Unterwasserwelt wieder entspannt.

_Bewertung_

Anders als bei den Büchern zur Serie hatte ich bei diesem Cine-Manga befürchtet, dass die Geschichte in einem relativ kurzen Comic nicht adäquat nacherzählt werden kann. Und in gewissem Sinne habe ich auch Recht behalten, denn gegen das Kinoereignis kann das Büchlein von |Tokyopop| nunmal nicht ankommen.

Betrachtet man das Werk allerdings als das, was es ist, nämlich einen unterhaltsamen Comic, dann wird man an „SpongeBob Schwammkopf – Der Film“ in Buchform sehr schnell seine Freude haben; immerhin haben sich die Macher alle Mühe gegeben, die Handlung in dem begrenzten Rahmen lustig, kurzweilig und trotzdem vollständig nachzuzeichnen. Dass dabei so manche Szene aus dem Film nur kurz oder auch gar nicht angerissen werden kann, liegt in der Natur der hier vorherrschenden Idee und ist nur allzu verständlich. Schade ist halt nur, dass Gags wie der penetrante „Taube Nüsschen“-Song sich nicht entfalten können oder die peinliche Aktion mit den Seifenblasen in einer Rockerkneipe ganz wegfällt. Das sind meiner Meinung nach Schlüsselszenen, die dem Film erst die notwendige (alberne) Würze geben, und abseits von diesen beiden Beispielen gibt es noch eine ganze Hand voll solcher Momente, die man sich für die Kurzfassung hier geschenkt hat.

Das ist für Fans sicher nicht akzeptabel und verdient auch berechtigte Kritik, zumal man die Sache etwas ungünstig aufgeteilt hat. Die eigentliche Action auf dem Weg nach Shell City bekommt nämlich nur einen geringen Teil des vorhandenen Raumes geschenkt, während zum Beispiel die Stelle, in der Neptun Mr. Krabs verwandelt deutlich zu viel Platz eingeräumt bekommt.

Dies muss man schon alles beachten, weshalb ich auch ganz deutlich sagen muss, dass der Comic nur als Ergänzung empfehlenswert ist, wohingegen der Film definitiv Pflichtstoff ist. Als nette Unterhaltung mit albernen Witzen und sehr schönen und ziemlich bunten Illustrationen ist „SpongeBob Schwammkopf – Der Film“ aber ebenso stark wie die themenbezogenen Begleitbücher zur Serie – er ist eben nur nicht vollständig!

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Klönne, Gisa – Wald ist Schweigen, Der

_Die Autorin_

Gisa Könne wurde 1964 geboren. Sie studierte Anglistik und arbeitet als Journalistin sowie als Dozentin für kreatives und journalistisches Schreiben. Sie veröffentlichte Kurzkrimis und ist Herausgeberin der Weihnachtskrimi-Anthologie „Leise rieselt der Schnee“. Gisa Könne lebt in Köln und schreibt an ihrem nächsten Roman.

_Story_

Inmitten einer idyliischen Forstlandschaft im Bergischen Land findet die junge Försterin Diana Westermann eine grausam entstellte Leiche, die bereits mehrere Tage tot sein muss und seither von Krähen zerfressen wurde. Westermann ist starr vor Schock und weiß nicht, was sie tun soll. Da wird ihr die Entscheidung von einem vorbeispazierenden älteren Ehepaar abgenommen, das den Fund schließlich der Polizei meldet. Der Fall wird der Kölner Kommissarin Judith Krieger übertragen, einer arg gebeutelten Beamtin, die nach dem Tod ihres Kollegen, den sie selber nicht mehr vereiteln konnte, in einer sehr schweren privaten und beruflichen Krise steckt. Der Mord an dem nackten Mann auf dem Hochsitz stellt für sie so etwas wie die letzte Chance zur Rehabilitation dar, doch nach wie vor fällt es ihr schwer, die schreckliche Erinnerung zu verdrängen.

Mit einer chronischen Müdigkeit und der Hilfe von massenhaft Zigaretten begibt sich die Kettenraucherin trotzdem an die Arbeit und ist überzeugt davon, dass die Lösung des Falles mit dem Aussteiger-Yoga-Aschram „Sonnenhof“ zusammenhängt. Dort treiben sich mehrere seltsame Gestalten herum, die allesamt ein Geheimnis mit sich herumzutragen scheinen. Doch Judith unterlaufen bei den Ermittlungen einige Fehler – ganz im Gegensatz zu ihrem ungeliebten neuen Kollegen Manfred Korzilius, der schließlich erste Erfolge vorweisen kann und als unerfahrener Beamter die langjährige Kommissarin in den Schatten stellt. Für Judith hat dies ernsthafte Folgen: Sie wird für einige Zeit vom Dienst suspendiert. Erst jetzt findet sie wieder zu ihrem alten Biss zurück und beginnt, den Fall auf eigene Faust zu ergründen. Doch bevor sie damit so recht voranschreiten kann, wird im Wald eine weitere Leiche entdeckt …

_Meine Meinung_

Ein ganz normaler Krimi, das scheint „Der Wald ist Schweigen“ auf den ersten Blick zu sein. Es gibt eine Leiche inmitten einer spektakulären Kulisse, einige merkwürdige und schweigsame Verdächtige und Polizisten, die weit und breit keine Spur sehen. Alles wie gehabt. Doch dieser Roman ist weitaus komplexer, als die Inhaltsangabe es vermuten lässt. Gisa Klönne setzt sich nämlich nicht nur mit den kriminellen Aspekten auseinander, sondern verleiht der Geschichte erst so richtig Leben, indem sie die einzelnen Menschenschicksale der beteiligten Akteure sehr genau beleuchtet. Vor allem das Portrait der Hauptfigur Judith Krieger ist ihr dabei sehr gut gelungen. Klönne beschreibt das Bild einer Frau, die auf dem besten Wege zum psychischen Wrack ist und in den normalsten Lebenssituationen oft nicht weiß, wie genau sie handeln soll. Im Bezug auf ihre Arbeit ist sie aufgrund der grausamen Geschehnisse in ihrer beruflichen Vergangenheit stark gehemmt und kaum in der Lage, im Außendienst zu arbeiten. Und durch den neuen Fall und die damit verbundenen Fehlgriffe wird sie in ihrem Selbstbewusstsein noch stärker eingeschränkt, was beinahe zum totalen Kollaps führt. Doch Judith fängt sich und zeigt sich kampfeslustig, bereit, ihrem seelischen Empfinden zu trotzen und ihren Frust zu bekämpfen – so lange, bis der nächste Rückschlag folgt.

Im Wechselspiel mit dem eigentlichen Mordfall entwickelt sich so ein menschliches Drama mit ungewissem Ende, weil die Autorin sich überhaupt nicht in die Karten schauen lässt. Die Frage, ob die Hauptperson an ihrem Schicksal und dessen Folgen zerbrechen wird, ist somit ein weiterer zentraler Punkt in diesem Roman, dem eine gleichrangige Wichtigkeit wie der Mordserie beigemessen wird.

Doch die Kommissarin ist nicht die einzige Dame, der das Leben übel mitgespielt hat. Auch Diana Westermann lebt sehr unglücklich, wird in ihrer beruflichen Rolle nicht akzeptiert, kann ein zerrüttetes Liebesleben vorweisen und wird in ihrem Befinden durch die jüngsten Ereignisse zurückgeworfen. Zu dieser Liste gesellt sich schließlich auch noch die junge Laura, die im Yoga-Aschram glaubt, ihr zeitweiliges Heil gefunden zu haben. Doch das naive Mädchen leidet weiterhin unter seiner Vergangenheit und der verkorksten Kindheit und kommt auch nicht so recht zur Ruhe. Das sind alleine schon drei (und gleichzeitig die wichtigsten) Personen, auf deren Psyche im Verlauf des Buches immer wieder genauer eingegangen wird, doch es ist nur eine Auswahl der vielen Charaktere, mit denen die Autorin ihr Buch ausschmückt.

Der Mordfall an sich soll natürlich nicht außen vor bleiben. Aber auch hier wirkt Gisa Klönne hinsichtlich des Spannungsaufbaus und der mehrfachen Wendungen als Krimi-Autorin sehr souverän. Durch die Verknüpfung der beiden Hauptelemente – Tragik und Spannung – gelingt es der Autorin problemlos, den Leser an das Buch zu fesseln, zumal der Schreibstil sehr frisch und umgangssprachlich gewählt wurde. Kurze Sätze und die Betonung bestimmter prägnanter Begriffe helfen, den stellenweise komplexen Inhalt leichter zu verdauen. So entspricht „Der Wald ist Schweigen“ ganz klar auch dem modernen Zeitgeist – schließlich spielt das Buch auch in der Jetztzeit – und ist für sämtliche Altersgruppen geeignet. Ein wichtiger Aspekt heutzutage!

Und „geeignet“ heißt in diesem Falle auch „sehr empfehlenswert“, denn solch intelligent inszenierte und genreübergreifende Geschichten bekommt man im Bereich von Thriller und Krimi nur selten geboten. Für Liebhaber der Materie sollte „Der Wald ist Schweigen“ daher ganz klar auf der Liste für die Vorweihnachtszeit stehen!

http://www.ullsteinbuchverlage.de/
|Siehe auch: [„Unter dem Eis“ 3047 |

Kovalic, John – Dork Tower Sammelband VI: The Dork Side of the Goon

„Dork Tower“ ist für all diejenigen gedacht, die schon seit Monaten nicht mehr aus ihrer Rollenspiel-Scheinwelt entfliehen können und nichts anderes mehr im Sinn haben, als mit Magiern, Schwertkämpfern und anderen Helden durch verschlüsselte Dungeons und ausgeklügelte Fantasy-Welten zu reisen. John Kovalic schreibt Geschichten für den Teil unserer Bevölkerung, der die gesamte Lebensrealität aufgegeben hat und sich in der Wirklichkeit nur noch schwerlich zurecht findet. Und schließlich schreibt der Autor der „Dork Tower“-Reihe Geschichten für jene Menschen, die sich selber in ihrer Begeisterung fürs Rollenspiel nicht zu ernst nehmen und über ihre übertriebene Faszination dennoch lachen können.

In seinem neuesten Werk mit dem Untertitel „The Dork Side of the Goon“ (netter Seitenhieb Richtung PINK FLOYD) gehen die Comicstrips auf ihre nächste Reise durch fremde Welten – oder aber durch die ganz normale Welt, die man nicht mit den Regeln des Rollenspiels beherrschen kann. Die Hauptfiguren Carson, Igor, Ken und Matt sind ebensolche Rollenspieler, die ihre Probleme mit den üblichen Methoden ihrer Hobbywelt lösen möchten, dabei aber immer wieder feststellen, dass die Geliebte nicht so sehr ihr Faible für Fantasy teilt oder aber, dass sich selbst die geliebten Spiele nicht immer derart bewältigen lassen, wie die Charaktere dies am liebsten tun würden. Insgesamt dreht sich nunmal alles um dieses Thema und die überspitzte Darstellung von Fanatismus auf diesem Gebiet.

„The Dork Side of the Goon“ ist dabei der sechste Sammelband und enthält die regulären Werke 25-29. Darin befinden sich zahlreiche Strips, in denen Kovalic keinen Hehl aus seiner Vorliebe für die klassischen „Peanuts“-Zeichnungen macht. Jim Brown und Snoopy haben es dem Zeichner wegen ihrer schlichten Darstellung besonders angetan und die Ähnlichkeiten sind kaum zu übersehen. Dementsprechend simpel sind daher auch die Illustrationen ausgefallen und dienen als weiterer Kontrastpunkt zu den komplexen Gedankengängen der vier Hauptakteure.

Der einzige Kritikpunkt besteht darin, dass es zum Ende hin ein wenig zu viel des Guten ist. Kovalic spricht immer wieder dieselben Themenbereiche an und wiederholt sich schließlich auch mehrfach. Was anfänglich so noch ziemlich komisch und auf satirisch höchstem Niveau angesiedelt ist, entpuppt sich letztlich zu einem Herumreiten auf Klischees und total übertriebener Selbstironie. Deswegen ist es nach der Vielzahl von diversen kurzen Bildergeschichten auch sehr erfrischend, wenn der Autor sich im Abschlussteil „Clanbuch: Trübsal“ über die Vampirwelt und all ihre depressiven Persönlichkeiten auslässt und ihre Ausstrahlung auf die Schippe nimmt. Hier kommt der anfänglich noch begeisternde Humor wieder vollends durch und bietet nach ständig gleichen Inhaltskreisen endlich mal wieder Abwechslung. Dies gilt übrigens auch für das selbst erstellte Rollenspiel „Im Dunkeln ist’s gut zu munkeln“, einem weiteren ironischen Tribut an die Szene, welches hier als gelungene Vorlage zu entnehmen ist.

Die Zielgruppe dieses Buches ist ganz klar formuliert, doch genau diese wird es sein, die das Buch entweder lieben oder hassen wird. Denn konträre Meinungen erlaubt Kovalic nicht. Hier werden sich sicher ganz viele Leute auf den Schlips getreten fühlen, weil ihre phantastische Welt angegriffen wurde; andere hingegen werden sich garantiert schlapplachen und mit großer Begeisterung über die ironische Darstellung und Schilderung ihrer zweiten Heimat hermachen. Rollenspieler, jetzt seid ihr wieder an der Reihe!

Wolfgang Ecke – Perry Clifton Box

Der Dortmunder Maritim Verlag hat die bisherigen vier Hörspiele seiner Perry-Clifton-Reihe nun in Form einer vierteiligen CD-Box neu aufgelegt und diese um ein neues Hörspiel mit dem Titel „Der Mann in Schwarz“ ergänzt. 205 Minuten voller spannender britischer Krimikunst, inszeniert von Wolfgang Ecke, kann man auf dieser Box nachhören, und bis auf das neue Stück, bei dem die Spannung wirklich nur sehr oberflächlich auftaucht, sind sämtliche Erzählungen in dieser Krimibox auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt – der |Maritim|-Verlag steht eben für Qualität!

Inhalt

CD1
„Der silberne Buddha“
Ein berüchtigtes Verbrechertrio plant einen großen Coup. Die drei Komplizen haben es auf den goldenen Buddha abgesehen, das wertvollste Ausstellungssstück des Hartford-Hauses. Am Morgen nach dem Einbruch ist jedoch der silberne Buddha verschwunden. Meisterdetektiv Perry Clifton hat gleich zwei Rätsel auf einmal zu lösen: Warum haben die Diebe nicht den goldenen Buddha gestohlen? Und wieso sind sie zweimal in das Gebäude eingedrungen?

„Der Mann in schwarz“
Ein groß angelegter Diebstahl in einem französischen Hotel. Irgendjemand muss an der Fassade des Gebäudes herumgeklettert sein und dabei in verschiedenen Zimmern wertvolle Schätze gestohlen haben. Perry Clifton kann seinen Frankreich-Trip nur für kurze Zeit genießen und macht sich zusammen mit den heimischen Kollegen auf die Suche nach dem Täter.

CD 2
„Spionagering Rosa Nelke“
Heimtückische Spione treiben ihr Unwesen in England. Wer ist der Kopf der Bande? Könnte es sein, dass Perry schon einmal mit diesem gefährlichen Verbrecher zu tun hatte? Perry Clifton weiß: In dieser geheimen Mission darf ihm nicht der kleinste Fehler unterlaufen …

CD 3
„Das Geheimnis der weißen Raben“
Rätselhafte Dinge ereignen sich auf Schloss Catmoor in Schottland: Ein Brand bricht aus, Gegenstände verschwinden auf unerklärliche Weise, und nachts ertönt in den Räumen des Schlosses markerschütterndes Rabengeschrei … Perry Clifton wird beauftragt, das Geheimnis der weißen Raben zu lüften.

CD 4
„Das unheimliche Haus von Hackston“
Als Tom Harder, ein Freund Perry Cliftons, die Zeitungsmeldung über den Unfall liest, erinnert er sich: Den Wagen, von dem hier die Rede ist und neben dem man zertrümmerte bunte Geigen fand, hat er schon gesehen. Und zwar in jenem geheimnisvollen Hof in Hackston, wohin sich Tom kürzlich im Nebel verirrt hatte … Alles ist sehr mysteriös. Der Privatdetektiv Perry Clifton greift den Fall auf und steht bald vor nahezu unlösbaren Fragen. Was hat es – zu Beispiel – mit den bunten Geigen auf sich, die in dem unheimlichen Haus in Hackston hergestellt werden? Der Fall ist schwieriger und gefährlicher als erwartet – und seine Lösung verblüfft alle!

Die Geschichten des berüchtigten Meisterdetektives Perry Clifton sind in etwa vergleichbar mit „Die drei ???“, zumindest was Aufbau, Dramatik, Spannungsbogen und die kompakte Vertonung anbelangt. In kürzester Zeit gelingt es Wolfgang Ecke, die einzelnen Themen vorzustellen, den Detektiv in die Handlung einzugliedern und den jeweiligen Fall zu einem Mysterium zu machen. Dabei stechen die beiden Stücke „Der silberne Buddha“ und „Spionagering Rosa Nelke“ besonders hervor, weil Ecke hier ein Szenario kreiert hat, dessen dichte Atmosphäre sich dem Hörer quasi aufdrängt, und dessen individuelle Gestaltung dazu führt, dass der Hörer bis zuletzt kaum Motiv und Täter erahnen kann.

Im Gegensatz dazu fällt das neue Stück „Der Mann in schwarz“ erheblich ab. Zum einen ist die Geschichte und das Erzähltempo viel schneller, und zum anderen werden hier die einzelnen Fakten zu zügig aufgedeckt. Spannung ist jedenfalls nur ganz kurz (wenn überhaupt) aufzufinden. Wer also schon die vier regulären Hörspiele erworben hat, braucht eigens wegen des neuen Stücks nicht über eine eventuelle Anschaffung der Krimibox nachzudenken. Alle anderen täten aber gut daran, sich mit diesem opulenten Werk auseinanderzusetzen, zumal es hier eine Reihe exzellent arrangierter und mit wirklich sehr guten Darstellern ausstaffierter Hörspiele zu bewundern gibt, die in der Gesamtheit ihrer Spielzeit sehr kurzweilige und exzellente Unterhaltung bieten.

Als Letztes sei noch darauf hingewiesen, dass die Geschichten um Perry Clifton und seinen kleinen Hilfsdetektiv Dick für sämtliche Altersklassen geeignet sind. Weder brutale Inhalte noch anstößige Kommentare gibt es in den fünf kurzen Erzählungen zu hören, und das obwohl die Sprecher des Öfteren eine sehr lockere Zunge haben und redlich darum bemüht sind, die Kriminalgeschichten nicht mit altbackenen Redewendungen zu füllen. Das hält die Sache frisch und sollte schließlich auch eines der wichtigsten Argumente sein, die für ein Hereinschnuppern in diese 4-CD-Sammlung sprechen.

www.maritim-studioproduktionen.de

von Grote, Alexandra – Tod an der Place de la Bastille – Maurice LaBréas zweiter Fall

Relativ kurz nach dem Debüt ihres neuen Serienhelden Maurice LaBréa meldet sich Alexandra von Grote auch schon mit einem zweiten Band des Pariser Kriminalkommissars zurück. In „Tod an der Place de la Bastille“ setzt die Autorin die Lebensgeschichte des verwitweten Polizeibeamten und seiner Tochter Jenny fort und steigt einige Monate nach dem letzten wichtigen Mordfall von LaBréa wieder mit einem neuen Fall ins Geschehen ein. Dieses Mal hat von Grote sich allerdings für ein noch heftigeres Thema entschieden und setzt damit die Tendenz des letzten mit brutalen Morden gespickten Romans [„Mord in der Rue St. Lazare“ 1834 fort. In „Tod an der Place de las Bastille“ wird die Geschichte eines skrupellosen Sexualmörders erzählt, der vor keiner noch so perversen und abscheulichen Tat zurückschreckt.

_Story:_

Maurice LaBréa und seine Tochter Jenny haben sich mittlerweile ganz gut in Paris eingelebt, und von den anfänglichen Reibereien des Umzugs in die Weltstadt ist kaum noch etwas zu spüren. Besonders der Vater des jungen Mädchens fühlt sich pudelwohl und ist nach den Schrecken des zurückliegenden Mordes an einer Frau wieder so weit auf dem Damm, dass er sich auf eine Beziehung mit seiner Nachbarin Celine einlassen kann.

Der neue Frieden wird aber abrupt gestört, als die Abteilung des Kommissars auf einen Mann angesetzt wird, der eine unscheinbare Putzfrau übel zugerichtet, vergewaltigt und schließlich ermodet hat. Der Mörder hat lediglich ein Blatt mit der Abbildung eines ägyptischen Fußes sowie Spuren seines Spermas als Beweismaterial hinterlassen und den Haustürschlüssel vor die Türschwelle gelegt, damit das Opfer möglichst bald gefunden wird. LaBréa glaubt daran, dass der Mörder aus dem Umfeld der Dame stammt; als dann jedoch wenige Häuser weiter eine Studentin auf genau dieselbe Art und Weise umgebracht wird, wird dem Kommissar schnell klar, dass man es hier mit einem Serienkiller zu tun hat. Schon jetzt zieht die Polizei Parallelen zu Guy Georges, einem Sexualmörder, der vor einigen Jahren die Stadt in Atem gehalten hat. Damals waren die Ermittlungen seitens der Polizei vor allem deswegen erfolglos gewesen, weil die Bevölkerung infolge einer Pressesperre zu spät gewarnt wurde und der Mörder unbeobachtet weiter morden konnte. Doch dieses Mal will man geschickter vorgehen, alarmiert die Presse zunächst dennoch nicht, weil man sich sicher ist, dass der Aufruhr den Mörder nur noch weiter motivieren würde.

Als dann aber eine weitere Frau getötet wird, die Beamten jedoch weiterhin nicht den Hauch einer Spur haben, schmiedet LaBréa einen gefährlichen Plan: Seine Kollegin Claudine soll den Lockvogel des Mörders spielen und sich abends mit ausreichend Polizei in der Nähe und Funkkontakt zu ihren Kollegen an der Place de la Bastille herumtreiben. Da Claudine in Sachen Kampfsport Expertin ist, erhofft sich LaBréa, dass sie im Notfall den Mörder selber zur Strecke bringen kann. Der Plan geht aber nicht auf, eine weitere Frau stirbt und Claudine ist in höchster Gefahr – vom Mörder ist dennoch weit und breit keine Spur zu finden …

Wer den Vorgängerband gelesen hat, ist mit den Hauptcharakteren der Geschichte bereits vertraut – dem konservativen Kollegen Franck, der aufgeweckten Tochter Jenny, der liebevollen Celine, dem muffigen Polizeipräsidenten, der jede Aktion mit einem Zitat eines berühmten Dichters kommentiert, dem schrillen und stets bunt gekleideten Jean-Claude und natürlich dem arbeitswütigen Kommissar Maurice LaBréa. Diese Vorkenntnis wird dem Leser grundsätzlich hilfreich sein, ganz besonders aber zu Beginn des Buches, wo immer mal wieder Rückblicke in vergangene Szenarien vorgenommen werden, die man dementsprechend auch besser deuten und verstehen kann.

Andererseits steht „Tod in der Place de la Bastille“ als Geschichte ganz klar für sich. Heftig, erschreckend und ohne Blende erzählt die Autorin eine Geschichte, bei der man zwischendurch schon mal öfter tief Luft holen muss. Die Beschreibungen der einzelne Morde sind nämlich recht eklig und gehen sehr tief ins Detail. Messerstiche in Brustwarze, Vagina und Hals, dazu Blut- und Spermaspuren überall – von Grote weiß, wie man den Leser schockiert, benutzt dies jedoch glücklicherweise nicht als effektheischendes Mittel, um von einer eventuell belanglosen Geschichte abzulenken. Dieser Roman ist nämlich das genaue Gegenteil des Begriffes ‚langweilig‘ und bleibt bis zur (tatsächlich) letzten Seite spannend. Von Grote schildert die Morde dabei sowohl aus der Sicht des Täters als auch aus dem Blickwinkel der Ermittler und fügt diese beiden Seiten schließlich wunderbar zusammen. Bis zum letzten Kapitel wird nie zu viel verraten und genau so lange tappt der Leser auch im Dunkeln, was Motiv und Person der mordenden Bestie anbelangt.

In dem Moment, wo die Polizei endlich eine Spur zu haben glaubt und eine Kollegin an den Platz der Bastille schickt, legt von Grote allerdings erst so richtig los. Ich habe die letzten 250 Seiten bis tief in die Nacht hinein gelesen, und aufgrund der fesselnden Atmosphäre der Pariser Nacht wurde mir manchmal – ich gebe es zu – vor Schaudern ganz anders. Die Jagd auf den Mörder bzw. deren Darstellung ist der Autorin bis ins letzte Detail wirklich super gelungen, und wie sie schließlich die verschiedenen Charaktere in die Erzählung mit einbezieht, ist schon ganz große Klasse und in diesem Sinne noch einmal weitaus gelungen besser als im ersten Roman um Kommissar LaBréa.

Lediglich eine Schwachstelle hat „Tod an der Place de la Bastille“, und das ist das Hinzufügen einer Profilerin, die plötzlich in der Geschichte auftaucht und versucht, die Psyche des Mörders zu analysieren. Dabei ist leider nur ein ziemlich klischeehaftes, wenig tief greifendes Bild entstanden, das sich der Leser auch selber hätte machen können. Es bleibt lediglich bei einem unnötigen und letztendlich gescheiterten Versuch, das Phänomen hinter einer solchen Person zu beschreiben, und insgesamt bringt das die Handlung ganz und gar nicht voran.

Davon ist aber dann bei der Endbewertung wieder abzusehen. Als Krimi ist „Tod an der Place de la Bastille“ wirklich sehr empfehlenswert, besonders wenn man schon mit den einzelnen Charakteren schon vertraut ist. Die in Südfrankreich ansässige Autorin hat das Flair ihrer Wahlheimat erneut prima eingefangen und sich in Sachen Spannung noch einmal enorm steigern können. Meinetwegen darf es schon sehr bald wieder einen neuen Roman aus dem Umfeld von Kommissar LaBréa geben!

Lewis, Clive Staples – Wunder von Narnia, Das (Die Chroniken von Narnia, Band 1)

Jede Geschichte hat einen Anfang, und im Falle der als Fantasy-Edition neu aufgelegten „Chroniken von Narnia“ beim |Brendow|-Verlag lautet dieser Anfang „Das Wunder von Narnia“. Das im Original 1955/56 erschienene Buch gehört als Teil der Gesamtausgabe zu den beliebtesten Kinder/Fantasy-Romanen aller Zeiten und erfreut sich ja zum Weihnachtsgeschäft zum ersten Mal überhaupt der Ehre, als filmische Disney-Adaption im Kino gespielt zu werden. Ein optimaler Zeitpunkt also, um diese Buchreihe noch einmal neu anzuschieben, und die fein aufgemachte Taschenbuchversion dieses Verlags ist da sicherlich eine der schönsten Ausgaben, die es von dieser Geschichte auf dem deutschen Büchermarkt bislang gibt.

_Story:_

Während eines verregneten Sommers begegnen sich die beiden Kinder Polly und Digory und freunden sich prompt miteinander an. Der sehr selbstbewusste Digory, dessen Mutter mit einer schweren Krankheit im Sterben liegt, erzählt seiner neuen Weggefährtin von seiner neuen Heimat, dem Haus seines Onkels Andrew, der allgemein als skrupelloser Sonderling bekannt ist. Polly kennt die Gegend, in der dieser Andrew wohnt, und weiß auch von einem benachbarten, leer stehenden Haus. Als die beiden sich über die Dächer der Stadt auf den Weg dorhin machen, landen sie versehentlich im Arbeitszimmer des mysteriösen Wissenschaftlers Andrew. Der nutzt wiederum die Gunst der Stunde und schenkt der verwirrten Polly einen gelben Ring, bei dessen Berührung diese vor Digorys verblüfften Augen plötzlich verschwindet. Widerwillig folgt der Junge seiner neuen Freundin, und gemeinsam entdecken sie dabei ein zerstörtes Königreich, in dem einzig und allein die grausame Herrscherin zurückgeblieben ist. Jene wünscht, mit den beiden zurück in deren Welt zu reisen, und obwohl sich die Kinder heftigst zur Wehr setzen, gelingt es Königin Jadis, mit Hilfe eines grünen Ringes zur Erde zu gelangen.

Dort richtet die furchtbare Herrscherin alsbald ein riesiges Chaos an und versucht ihren Ansprüchen als Tyrannin erneut gerecht zu werden. Digory kann mit Müh und Not das Schlimmste verhindern, und mit einem erneuten Sprung zwischen den verschiedenen Dimensionen gelangt sie zusammen mit Jadis, Onkel Andrew und einem Pferdekutscher irgendwo ins Nichts. Mittendrin in einer noch leeren Welt wird diese Gruppe Zeuge davon, wie der geheimnisvolle Löwe Aslan mit seinem Gesang das Leben in diese neue Welt ruft. Binnen weniger Stunden ist aus der dunklen und menschenleeren Welt ein paradiesischer Garten entstanden, in dem Menschen und Tiere in Frieden miteinander leben. Doch da ist auch noch die Hexe, die auf der Suche nach der ewigen Jugend erneut Unheil anrichtet …

Clive Staples Lewis‘ Geschichte wird nicht selten mit dem Alten Testament verglichen, weil es in „Das Wunder von Narnia“ sehr viele Parallelen zur biblischen Entstehungsgeschichte unserer Erde gibt – nur dass der 1898 in Belfast geborene Schriftsteller eben mit sehr viel Symbolik arbeitet. In seinem Roman sind Kinder und Tiere die Helden, und natürlich weicht die Geschichte insofern ab, als dass der hier vom gottähnlichen Löwen Aslan geprüfte Digory im Gegensatz zum irdischen Adam der Verlockung, einen Apfel von einem geheimnisvollen Baum zu pflücken, widersteht, nachdem er durch das Betätigen des Glockenschlags einige Zeit vorher schon die grausame Königin zu neuem Leben erweckt und so nach seinem ersten Fehler dazugelernt hat. An anderer Stelle kann der gierige Andrew gar nicht verstehen, was sich in der Welt Narnia in kürzester Zeit abspielt. Für ihn wirkt alles wie ein schlechter Traum, und weil ihm die Dinge, die er sieht, nicht geheuer sind und er nicht an sprechende Tiere glaubt, gibt Aslan ihm auch nicht die Möglichkeit, mit den anderen Wesen zu kommunizieren und sie zu verstehen. Und solche Beispiele und Anspielungen auf das Alte Testament gibt es in diesem Buch noch weitaus häufiger. Man kann daher schon sagen, dass Lewis in dieser Erzählung mit dem Mittel der Moral arbeitet, was aber nie besserwisserisch wirkt.

Auf der anderen Seite ist „Das Wunder von Narnia“ aber natürlich auch ein spannender Roman mit ganz normalen Helden, bösen Charakteren und vielen verschiedenen Szenenwechseln, die letztendlich auch des Öfteren mit einer gesunden Prise Humor gesegnet sind. Darüber hinaus hat Mr. Lewis einen sehr lebensnahen und oft sehr umgangssprachlichen Schreibstil, der erstmal mit gar nichts anderem in diesem Bereich zu vergleichen ist. Der Autor schreibt sich die Sachen ganz locker von der Hand, quasi vom Gedanken direkt aufs Papier, ohne allzu viele Überlegungen zu möglichst stilsicheren Formulierungen und dergleichen. Das erleichtert zum einen den Einstieg in die Geschichte, weil dieser Stil irgendwie sympathisch wirkt, und zum anderen ist die Handlung so auch für jedermann einfach verständlich.

Auf den bereits erwähnten Humor möchte ich aber noch einmal besonders eingehen: Egal, ob es nun der wachsende Karamelbonbonbaum, der eingepflanzte Onkel Andrew, eine Laterne, die wie ein Baum wächst (und im nächsten Buch noch an Bedeutung gewinnen soll), oder so mancher Spruch des jungen Digory ist – Clive Staples Lewis‘ Humor hat auch ein halbes Jahrhundert nach der Erstveröffentlichung dieses Romans nichts von seinem Charme eingebüßt und ist in der Tat zeitlos. Auf jeden Fall gelingt ihm der Balanceakt, diese Erzählung wachsen zu lassen, ohne dabei befürchten zu müssen, dass der eine oder andere überzeugte Christ sich auf den Schlips getreten fühlt.

Reichhaltige positive Erfahrungen während meiner Lektüre dieses Buches führen schließlich zu einem ganz klaren Gesamtergebnis: „Das Wunder von Narnia“ ist nicht umsonst ein Klassiker und eines der besten und wertvollsten Werke der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenliteratur; will heißen: ein Buch für jedermann, nicht nur für den Nachwuchs.

Die Reihe in der chronologischen Erzählfolge:
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1950 [Der König von Narnia 1758 (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Veröffentlichungsreihenfolge:
* 1950 Der König von Narnia (engl. The Lion, the Witch and the Wardrobe)
* 1951 Prinz Kaspian von Narnia (engl. Prince Caspian)
* 1952 Die Reise auf der Morgenröte (engl. The Voyage of the Dawn Treader)
* 1953 Der silberne Sessel (engl. The Silver Chair)
* 1954 Der Ritt nach Narnia (engl. The Horse and His Boy)
* 1956 Das Wunder von Narnia (engl. The Magician’s Nephew)
* 1956 Der letzte Kampf (engl. The Last Battle)

Website des Verlags zur Narnia-Welt: http://www.narnia-welt.de/

Narnia-Filmseite: http://www.narnia.de

McDevitt, Jack – Omega

Die Protagonistin dieses Buches, Priscilla ‚Hutch‘ Hutchins, ist auch schon in drei anderen Romanen von Jack McDevitt aufgetaucht. „Gottes Maschinen“ (1996), „Die Sanduhr Gottes“ und „Chindi“ (beide 2004) lauten die Titel, in denen die weibliche Heldin bereits in Erscheinung getreten ist. Beim erstgenannten Buch erinnere ich mich sogar noch daran, das Teil recht begeistert zur Zeit meines Abiturs gelesen zu haben, über die anderen beiden Bücher kann ich indes keine Aussage machen. Wie auch immer, „Omega“ ist nun der vierte Band über die feminine Abenteurerin, jedoch bin ich von Euphorie oder etwas Vergleichbarem meilenweit entfernt.

_Story:_

Schon sehr lange weiß die Menscheit von den gefährlichen Omega-Wolken, die in ungefähr 900 Jahren zur ernsthaften Bedrohung für die Menschheit werden sollen. Hierbei handelt es sich um riesige Wellen tödlicher Energie, die beim Eintreten in die Atmosphäre wohl den gesamten Globus zerstören würden. Die Bevölkerung von heute interessiert diese Bedrohung jedoch noch herzlich wenig, schließlich ist man ja selber nicht mehr von den gefährlichen Wolken betroffen. Dann jedoch meldet ein Raumschiff, dass eine der Wolken vom Kurs abgekommen ist und eine prä-industrielle Zivilisation komplett zu zerstören droht. Erst jetzt ist die Menschheit dazu gezwungen, sich dem fernen Problem zu stellen und die Gefahr der Omega-Wolken zu bannen. Das Problem: Wegen mangelnder Vorbereitung scheint es fast unmöglich, die bereits sehr nahe Wolke noch vom Kurs abzubringen …

Nun, ich weiß gar nicht, wo ich mit meiner Kritik zuerst ansetzen soll; auf jeden Fall bietet dieses Buch eine Menge Angriffsfläche. Fangen wir also mal bei den Charakteren an: Wo sind hier die echten Superhelden? Was ist mit Priscilla Hutchins? Die Dame taucht zwar in dem Roman als eine der prägnantesten Figuren auf, aber die Heldenrolle – sofern man überhaupt davon reden darf – übernehmen in „Omega“ andere. Überhaupt sind die in diesem Roman beschriebenen Personen eher langweilige Zeitgenossen, die auch kaum Freiraum haben, um sich im Laufe der Story weiterzuentwickeln. In diesem Punkt hat Jack McDevitt also schon mal ganz klar versagt.

Dann kommen wir zur eigentlichen Handlung. Originell ist das Ganze sicher nicht; eine Bedrohung von außerhalb steuert auf die Erde zu und droht sie zu zerstören. Gut, dieses Mal sind es statt Kometen oder fremden Völkern so genannte Omega-Wolken. Aber sonst? Kennt man alles schon zur Genüge, und das dann zumeist auch noch deutlich besser erzählt und interessanter beschrieben. Dass die Geschichte darüber hinaus immer durchschaubar bleibt und viel zu wenig Platz für Überraschungen oder plötzliche Wendungen birgt, ist eine Folge des ideenlosen Konzeptes von McDevitt.

Und sonst? Alles sehr nüchtern. Menschen, die in Ehre sterben, deren Tod aber total unwichtig zu sein scheint, nicht mal eine geringe Spur von Pathos, ziemlich oberflächliche und in diversen Szenarien vollkommen unpassende Dialoge und ein Ende Marke Hollywood. Das soll die Science-Fiction der Zukunft sein? Tut mir Leid, aber nach 700 Seiten, die mehr und mehr zur Qual wurden, weil der weitere Verlauf ohnehin jederzeit absehbar war, bin ich mir ziemlich sicher, dass dem nicht so ist. „Omega“ ist ein bestenfalls durchschnittlicher Roman, der aufgrund seines großen Seitenumfangs nicht einmal als Happen für zwischendurch taugt.