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Trussoni, Danielle – Angelus

Die junge Franziskanerin Evangeline vom Orden der ewigen Anbetung lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr im Kloster der heiligen Rosa in Milton, New York. Ihre Kindheit verbrachte sie in Paris. Als ihre Mutter entführt und ermordet wurde, ging ihr Vater mit ihr nach Amerika, wo er sich erhoffte, dass sie dort in Sicherheit wären. Evangeline erhielt nach dem Tod ihrer Mutter von der Großmutter eine goldene Halskette mit einer Leier als Anhänger, die noch eine bedeutende Rolle spielen soll.

Am 23.12.1999: Evangeline beantwortet gerade die tägliche Post, die an das Kloster gerichtet ist, und stößt dabei auf einen Brief, der ohne Umschweife auf das Anliegen seines Verfassers zu sprechen kommt. V. A. Verlaine erbittet für einen privaten Klienten, die Archive des Klosters aufsuchen zu dürfen. Er könne darauf schließen, dass ein zumindest kurzer Briefwechsel zwischen Abigale A. Rockefeller und der damaligen Äbtissin Innocenta stattgefunden hat, da er bei Recherchen auf die Briefe von Schwester Innocenta gestoßen ist. Diese sind 1943-44 geschrieben worden. Da ihr die Jahreszahlen im Bezug auf das Kloster bekannt erscheinen, schaut Evangeline selbst im Archiv nach den gesuchten Briefen, kann jedoch nur einen finden. Kurz darauf stößt sie auf einen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1944: Im Januar jenes Jahres verwüstete ein Feuer das Kloster und die Familie Rockefeller finanzierte mit einer großen Spende den Wiederaufbau.

Zur gleichen Zeit trifft sich Verlaine mit seinem Auftraggeber Percival Grigori, der darauf drängt, dass Verlaine sich umgehend auf den Weg zum Kloster macht, um an die fehlenden Briefe zu kommen. Durch einen Zufall erhält dieser Zugang zur Bibliothek und trifft dort auf Evangeline. Er kann sie davon überzeugen, ihm das gefundene Schriftstück zu zeigen.

Percival, der sehr krank erscheint, geht nach Hause. Dort befreit er sich aus einem Korsett, welches es ihm ermöglicht, sich überhaupt noch aufrecht zu halten. Vor zehn Jahren erkrankte er an einer geheimnisvollen Krankheit, die zuerst seine Flügel befiel – denn er ist ein Nephilim, der Nachfahre eines Engels, der sich mit einer menschlichen Frau vereinigte. Diese Nachfahren sind ebenso kraftvoll wie bösartig, und sie wollen die Menschheit vernichten, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Um seine alte Kraft wiederzuerlangen, benötigt er die Leier des Orpheus, der große Kräfte nachgesagt werden. Unter anderem soll das Spiel dieser Leier Percival heilen können. Seit Jahren schon suchen die Nephilim diese Leier, die allerdings von Angelologen verborgen wurde …

Evangeline gerät in den Kampf zwischen den Angelologen und den Nephilim, denn seit vielen Jahren, trägt sie eine fein bearbeitete Halskette, deren Anhänger eine Leier ist …

_Kritik_

Danielle Trussoni hat mit „Angelus“ einen spannenden Mystery-Thriller geschrieben, der sich in vier Teile gliedert. Im ersten Teil werden Evangeline, einige der Schwestern vom Kloster der heiligen Rosa, Verlaine und auch die Nephilim vorgestellt. Die Figuren werden aufgebaut und erste Beziehungen und Verknüpfungen bilden sich.

Der zweite Teil ist ein Rückblick auf Ereignisse, welche die Nonne Celestine in den Kriegswirren um 1944 erlebte. Die Aufgabe der Angelologen offenbart sich ebenso wie die Nephilim und ihre Geschichte. In den letzten Teilen kommt es dann zum Showdown.

Bis auf den zweiten Teil, der aus Sicht der Nonne und angehenden Angelologin Celestine geschildert wird, wird die Geschichte aus der Perspektive eines Beobachters erzählt. So kann man alle Handlungen der Protagonisten verfolgen und ein lebendiges Bild entsteht. Der Roman ist flüssig und nachvollziehbar geschrieben; die erst einzelnen Handlungsstränge verweben sich schließlich zu einem einleuchtenden Gesamtbild. Die Charaktere sind überzeugend konzipiert und die Beziehungen untereinander werden dem Leser nach und nach immer klarer.

Der Schreibstil der Autorin zieht den Leser schnell in den Bann, denn man möchte unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht, und kann das Buch kaum aus der Hand legen. Zahlreiche unerwartete Wendungen in der Geschichte lassen keine Langeweile aufkommen. Die Recherchearbeit der Autorin, unter anderem zum Buch Enoch, erklärt viel über Engel und ihre verschiedenen Arten.

Das Ende allerdings fand ich etwas abrupt, jedoch lässt ein Interview mit der Autorin auf noch mindestens einen weiteren Teil mit Evangeline und der Geschichte um die Engel hoffen. Genug Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.

_Fazit_

„Angelus“ von Danielle Trussoni ist ein spannender, fesselnder und überraschender Roman, den ich ohne schlechtes Gewissen jedem Leser von Mysterythrillern und mystisch angehauchter Belletristik weiterempfehlen kann. Ich hoffe sehr auf einen zweiten Teil, um noch mehr von Evangeline, den Angelologen und auch den Nephilim zu erfahren.

_Die Autorin_

Danielle Trussoni, geboren 1973, studierte an der University of Wisconsin-Madison Geschichte und Englische Literatur. Sie hat den [Iowa Writers‘ Workshop]http://www.uiowa.edu/~iww/ absolviert und lebt seither als freie Schriftstellerin in den USA und in Bulgarien. Sie schreibt unter anderem für |The New York Times Book Review|, |The New York Times Magazine| und |The Telegraph Magazine|. Ihr Buch „Falling Through the Earth: A Memoir“ stand auf der Liste der ’10 besten Bücher 2006′ der |New York Times|. Für diesen Titel erhielt sie mehrere Preise. „Angelus“ ist ihr erster Roman. (Verlagsinfo)

|Originaltitel: Angelology
Übersetzung von Rainer Schmidt
656 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3426198780|
[Buchtrailer]http://www.lesungen.tv/trailer/danielle-trussoni-angelus/
[Leseprobe]http://www.droemer-knaur.de/sixcms/media.php/201/LP__Angelus.pdf
http://www.danielletrussoni.org
http://www.droemer.de

Als Lesung von Regina Lemnitz (Kathy Bates, Roseanne Barr) erhältlich beim |Hörverlag| unter der ISBN 978-3867175722.

Ergänzend erscheint im Mai der Band “ Angelus entschlüsselt: Das Geheimnis der Nephilim von A bis Z“ von Christian Lukas bei |Knaur| unter der ISBN 978-3426783948.

_Nadine Warnke_

Pearlman, Ann – Christmas Cookie Club, Der

Jedes Jahr am ersten Montag im Dezember treffen sich Marnie und ihre elf Freundinnen, die Cookie-Hexen, zum Christmas Cookie Club in Marnies festlich geschmücktem Wohnzimmer. Dort werden die Cookies – jede backt 13 Dutzend – untereinander verteilt, und je ein Dutzend wird dem ansässigen Hospiz gespendet. Dabei plaudern die Frauen über die Ereignisse des vergangenen Jahres, es wird gelacht, geweint, sie streiten und versöhnen sich. Sie sind sich so nah wie sonst selten im Jahr.

Marnie wartet den ganzen Abend auf einen Anruf ihrer schwangeren Tochter Sky, die ein Testergebnis erwartet – ihr erstes Baby war eine Totgeburt. Auch ihre zweite Tochter Tara ist zum ersten Mal schwanger. Marnies Freundin Charlene muss mit einem großen Verlust klarkommen: Ihr Sohn Luke verstarb nach einem Unfall. Jetzt versucht sie, in ihrem Leben einen neuen Sinn zu finden.

Eine der Cookie-Hexen ist dieses Jahr ausgeschieden, dafür kommt Cookie-Jungfrau Sissy dazu. Sie ist Marnies „Mit-Großmutter“ und versucht, Marnie ihren Sohn und dessen Wesenszüge näherzubringen, einen schwarzen Rapper, der vor kurzem noch im Gefängnis war. Auch die anderen neun Freundinnen im Bunde haben alle einiges durchgestanden, Schönes wie auch Tragisches.

Jedes Kapitel in diesem Buch ist einer der Frauen gewidmet, beginnt mit dem Cookie-Rezept, das diese gebacken hat, und erzählt ein bisschen von der Vergangenheit sowie der jetzigen Situation. Am Ende jedes Kapitels kommt noch etwas Warenkunde hinzu.

_Kritik_

Ann Pearlman hat mit „Der Christmas Cookie Club“ ein weihnachtliches, warmherziges Buch geschrieben. Der Roman wird aus Marnies Sicht, der Cookie-Oberhexe, erzählt.

In jedem Kapitel wird eine der zwölf Protagonistinnen vorgestellt, man erhält einen kurzen Einblick in deren Vergangenheit, die Beziehungen untereinander werden erläutert, und bei der Cookie-Vergabe kommt das zentrale Thema, das sich durch das Jahr zog, noch mal auf den Tisch.

Die Cookie-Hexen sind sehr real konzipiert; sie wirken glaubwürdig und sehr sympathisch, jede auf ihre Weise. Man möchte fast dazugehören und fühlt sich bei ihnen recht wohl.

„Der Christmas Cookie Club“ ist sehr kurzweilig erzählt – ein angenehm leichtes Buch, besonders zu Festzeiten. Die zwölf Rezepte laden zum Nachbacken ein; statt der Warenkunde hätte ich mir allerdings vielleicht noch ein paar Worte mehr zu den zwölf Frauen gewünscht. Die Warenkunde war zwar zuweilen informativ, aber ein Fehlen derselben hätte dem Roman auch nicht geschadet.

_Fazit_

Ann Perlmans „Der Christmas Cookie Club“ kann ich wärmstens empfehlen. Die zwölf Freundinnen sind so warmherzig beschrieben, man würde gerne mit ihnen gemeinsam in Marnies Wohnzimmer sitzen und plaudern.

Ich werde diesen Roman auf jeden Fall verschenken. Mit einer der Cookie-Sorten dazu, wird dies sicherlich gut ankommen. Die Dr.-Oetker-Versuchsküche hat alle Rezepte dieses Buches nachgebacken und ein kleines Heftchen mit den Rezepten (in deutsche Einheiten umgerechnet) und Bildern der Cookies beilegen lassen.

_Die Autorin_

Ann Pearlmann wurde in Washington, D.C., geboren. Sie lebt als Schriftstellerin und Psychotherapeutin in Ann Arbor, Michigan. Sie gehört einem Christmas Cookie Club an, der Grundlage zu diesem Roman war.

|358 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3547711585|
http://www.ullsteinbuchverlage.de/mvs/

_Nadine Warnke_

Shirley, John – In der Hölle

_Handlung:_

H ist ein Wesen aus einer anderen Dimension und gehört einer Lebensform an, die keinen Körper besitzt, sondern nur aus mentaler Energie besteht. Daher erscheint die Menschheit mit all ihren körperlichen Bedürfnissen, Trieben und Abgründen als außerordentlich interessant und faszinierend.

Die menschliche Neigung, sich gegenseitig zu schaden und Schmerzen zuzufügen, rückt schließlich in den Fokus von Hs Aufmerksamkeit. Zu Versuchsobjekten in seinem perversen Spiel werden unter anderem der Filmproduzent Younger und die Maklerin Jane. Gemeinsam mit einigen anderen Menschen werden sie in einer Fabrikhalle eingesperrt, die sich als raffiniertes Gefängnis entpuppt, aus dem es keinerlei Entrinnen gibt. Bald kochen die Emotionen über und die Situation eskaliert. Das Entsetzen der Menschen ist übermächtig, als sie erkennen, dass sie nicht sterben können und immer wieder gesund und munter von den Toten auferstehen, egal, wie oft sie ermordet werden. Doch welche Grenzen kennt die menschliche Grausamkeit, wenn sie selbst den Tod nicht fürchten muss?

Die Gefährten Hs wenden sich voll Entsetzen von ihm ab, als sein Experiment aus den Fugen zu geraten droht …

_Eindrücke:_

John Shirleys Roman von einer Lebensform, die Menschen als Versuchskaninchen missbraucht, ist nicht nur ungewöhnlich schmal ausgefallen, sondern bildet auch eine interessante Mischung aus Horror, Fantasy und Sciencefiction, wobei die typischen Elemente, die mit den drei Genres verbunden werden, fehlen.

Auffallend ist der triste, hoffnungslose Stil, in dem die Geschichte erzählt wird. Laut Shirley besteht die Welt nur aus Bosheit, Neidertracht und Gewalt. Von den handelnden Personen sind die beiden Überwesen, die Hs Vorgehensweise verabscheuen und verurteilen, noch die sympathischsten Zeitgenossen. Das Buch gliedert sich in drei Kapitel. In den ersten beiden werden zwei Einzelschicksale detailliert und eindringlich geschildert und erwecken den Eindruck, Kurzgeschichten zu lesen, in deren Verlauf die Protagonisten von H beeinflusst werden. Erst im letzten und dritten Kapitel laufen die Fäden zusammen und finden sich die handelnden Personen in dem eigentlichen Versuchslabor der übermächtig erscheinenden Entität namens H wieder.

Das Schreckensszenario, in dem sich Jane, Younger und all die anderen wiederfinden und dessen Ausmaß sie erst viel später in seiner Ganzheit begreifen, ist von beklemmender Intensität und beschreibt die Sinnlosigkeit einer Gesellschaft, die unfähig ist zu sterben. Leider beschränkt sich der Autor die meiste Zeit darauf zu schildern, in welcher Art und Weise sich die Menschen gegenseitig das Leben nehmen oder ihrer sexuellen Enthemmtheit frönen. Hinzu kommt die geradezu skizzenhafte Charakterisierung der Personen, die alle mit ihren hervorstechendsten Wesenszügen vorgestellt werden, aber nur wenig Tiefe erreichen und kaum Nähe zum Leser aufbauen. Der Plot des Romans birgt ein nahezu unerschöpfliches Potenzial, das leider nur begrenzt genutzt wurde. „In der Hölle“ ist brutal, minimalistisch, schonungslos und – zumindest für Genrefans – unterhaltsam. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Das Umschlagbild von Frank Fiedler ist, neben seiner Kunstfertigkeit, die treffendste optische Darstellung des Titels. Mit dem Inhalt direkt hat es allerdings nur wenig zu tun. Da es jedoch schwierig ist, die Situation der Menschen im perfiden Spiel des Überwesens oder H selbst angemessen zu zeichnen, ist die Lösung der |Edition Phantasia| die beste.

_Fazit:_

Wahrhaft höllisch! John Shirleys Schreckensvision von einem übermächtigen, außerirdischen Wesen, das die menschlichen Abgründe studiert, ist beklemmend und eindringlich, in ihrer Hoffnungslosigkeit aber auch recht einseitig.

|Originaltitel: The View from Hell; Akron, Ohio 2001
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Titelillustration von Frank Fiedler
151 Seiten Paperback
ISBN-13: 9783937897226|
http://www.edition-phantasia.de
http://www.darkecho.com/JohnShirley/

_Außerdem von John Shirley auf |Buchwurm.info|:_

[„Stadt geht los“ 1786

_Florian Hilleberg_

Máni, Stefán – Schiff, Das

_Handlung:_

Neun Männer machen sich mit dem Schiff |Per se| auf die lange Reise nach Südamerika, wo sie Aluminiumoxid laden sollen. Doch einige der Männer hüten ein dunkles Geheimnis. Saeli wird von einem Unbekannten mit dem Leben seiner Familie erpresst und soll Rauschgift von Südamerika nach Island schmuggeln. Mehrere Besatzungsmitglieder planen eine bewaffnete Meuterei, nachdem Gerüchte die Runde machen, nach denen die Reederei ihre Verträge kündigen will.

Jónas hat seine Frau ermordet und will deren Bruder als Matrosen an Bord bringen. Doch der liegt tot im Straßengraben, und an seiner Stelle betritt Jón „Satan“ Karl das Schiff. Karl ist in der isländischen Unterwelt kein Unbekannter, und als seine Identität an Bord bekannt wird, sind die restlichen Besatzungsmitglieder alles andere als erfreut. Doch nachdem die Funkanlage des Schiffes und der Motor sabotiert wurden und Piraten die |Per se| entern, ist Jón Karl die letzte Hoffnung der Männer …

_Meinung:_

Für seinen Thriller „Das Schiff“ erhielt Stefán Máni den isländischen Krimipreis 2007, und das nicht zu Unrecht. Allein der ausgeklügelte, raffinierte Handlungsablauf ist bemerkenswert und hebt sich erfrischend von dem üblichen Thriller-Mainstream ab, der sich gerade bei amerikanischen Schriftstellern aus Serienkillern zusammensetzt, die sich in ihrer Perfidie gegenseitig zu übertreffen versuchen. Máni erstellt zielsicher neun eindrucksvolle Psychogramme von Männern, die das Schicksal auf engstem Raum zusammengeschweißt hat.

Die unbekannte Größe ist selbstverständlich Jón Karl, der in der isländischen Unterwelt nur „Satan“ genannt wird. Natürlich spielt der Zufall in Mánis Roman eine große Rolle, doch sind es gerade diese kleinen Fügungen des Schicksals, die auch im Leben immer wieder für Überraschungen sorgen. Gespräche und Handlungen der einzelnen Personen wirken absolut glaubwürdig und der Spannungsbogen wird vom Autor langsam, aber stetig aufgebaut, fällt dabei nie ab und gipfelt im Überfall moderner Piraten, wie sie tatsächlich auch heute noch die Weltmeere unsicher machen. Allein auf hoher See, der Willkür der Naturgewalten ausgesetzt, entwickelt sich wie von selbst eine beklemmende Atmosphäre, die es allein schon wert ist, das Buch zu lesen.

„Das Schiff“ wird nach dem Ablegen der |Per se| schnell zum Schauplatz eines düsteren Kammerspiels, bei dem der Leser nie weiß, von wem eigentlich die größte Gefahr ausgeht. Jón Karl ist sicherlich der skrupelloseste Mitreisende, aber zugleich auch der besonnenste, während Jónas und seine meuternden Kollegen von Angst und Unsicherheit getrieben sind. Und dann ist da noch der Heizer, der den dunklen Gottheiten aus Lovecrafts Cthulhu-Mythos huldigt und darüber den Verstand verloren zu haben scheint. Stil und Handlungsaufbau merkt man häufig an, dass H. P. Lovecraft zu den Idolen von Máni gehört und sein Roman dem Meister des Schreckens Tribut zollt.

|“Was ewig schläft, ist nicht tot …“| ist ein bedeutungsschwangerer Satz, der an den tentakelbewehrten Gott Cthulhu in der unterirdischen Stadt R’lyeh gemahnt. Das Schiff selbst wird zum alles verschlingenden Moloch, der den Verstand der Männer gierig aufsaugt, und der Überlebenskampf der restlichen Männer in der feindlichen Umwelt der Antarktis erinnert an Lovecrafts großartige Novelle [„Berge des Wahnsinns“. 4779

Die Übersetzung von Tina Flecken ist sehr sorgfältig und gekonnt durchgeführt worden und erklärt darüber hinaus, weshalb sich alle Personen im Roman duzen. Das Hardcover wurde auf hochwertigem Papier gedruckt. Den Schutzumschlag ziert ein Foto, dessen Motiv nicht nur die stürmische See zeigt, mit der die Männer zu kämpfen haben, sondern auch die aufgewühlte Psyche der Charaktere symbolisiert.

_Fazit:_

„Das Schiff“ ist ein durch und durch packendes Lesevergnügen, das den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält. Die Stärken des Autors liegen in der Ausarbeitung der Charaktere und der beklemmenden Atmosphäre an Bord des Schiffes.

_Der Autor:_

Stefán Máni wurde 1970 in Reykjavík geboren. Aufgewachsen ist er in Ólafsvík in West Island. Bevor er mit dem Schreiben begann, arbeitete er als Gärtner, Tischler und Buchbinder, in der Fischindustrie und auch als Sozialarbeiter mit Jugendlichen und in psychiatrischen Kliniken. „Das Schiff“ ist sein siebter Roman.

|Originaltitel: Skipid; Island 2006
Aus dem Isländischen von Tina Flecken
414 Seiten, gebunden
ISBN-13: 9783550087400|
http://www.ullstein.de

_Florian Hilleberg_

Butcher, Jim – Feenzorn (Die dunklen Fälle des Harry Dresden, Band 4)

_|Die dunklen Fälle des Harry Dresden| auf |Buchwurm.info|:_

Band 1: [„Sturmnacht“ 3168
Band 3: [„Grabesruhe“ 4315

_Handlung:_

Harry Dresden muss sich vor dem Weißen Rat dafür verantworten, dass er einen Krieg mit dem Roten Hof der Vampire angezettelt hat, die seine Auslieferung fordern. Doch dank einiger Fürsprecher kann Dresden ein Ultimatum herausschinden. Er soll die Unterstützung der Feen erwirken, damit diese dem Weißen Rat freies Geleit durch ihr Refugium gewähren.

Dieses Abkommen kommt gerade zur rechten Zeit, denn Mab, die Königin des Winterhofes, beauftragt Harry mit der Ermittlung eines bizarren Mordfalls. Der Ritter des Sommerhofes wurde ermordet und sein magischer Umhang entwendet. Dadurch ist das Machtgefüge zwischen den Feen des Sommers und des Winters erheblich gestört worden. Die Mitsommernacht steht kurz bevor, und nach diesem magischen Datum fällt dem Winterhof automatisch mehr Macht zu. Daher sieht sich die Königin des Sommerhofes gezwungen, einen Krieg gegen die Feen des Winters zu initiieren, einen Krieg, der unabsehbare Folgen für die Menschheit haben könnte.

Harry Dresden muss alles daransetzen, um den Mörder zu entlarven und den Status quo zwischen den Feenreichen wieder herzustellen. Ein Unterfangen, das durch die Attacken von Ghuls, Ogern und Pflanzenmonstern nicht gerade vereinfacht wird.

_Eindrücke: _

In seinem vierten Fall wird der Magier Harry Dresden erneut an den Rand der Belastbarkeit getrieben und kämpft mit Zaubersprüchen, Köpfchen und Herz gegen Ungerechtigkeit und böse Mächte. Bewegten sich zumindest die ersten beiden Romane noch auf einem verhältnismäßig bodenständigen Level, so ist zumindest „Feenzorn“ ein höchst fantastischer Beitrag, und das in mehrerlei Hinsicht. Nicht nur, dass der Autor den Leser auch in diesem Roman mit vielen kreativen Ideen überrascht, auch sein Schreibstil ist so locker und angenehm wie gewohnt und macht die Geschichte zu einem vergnüglichen, unterhaltsamen Lesespaß für Zwischendurch.

Das Niemalsland, das im dritten Roman bereits Erwähnung fand, wird hier ebenso zum Schauplatz wie das Reich der Feen. Die Charaktere sind liebenswert, furchterregend, skurril oder einfach bizarr – je nachdem, und die Erzählweise aus der Perspektive des Serienhelden sorgt für eine natürliche Vertrautheit mit der Figur des Harry Dresden. Der hat mittlerweile sein leicht vertrottelt wirkendes Image komplett abgelegt und ist ein ernstzunehmender Gegner für jeden, der sich ihm in den Weg stellt. Dass er meistens in Schwierigkeiten steckt, kein Geld hat und unter immensem Zeitdruck steht, hat er dabei nicht seinem Unvermögen zu verdanken, sondern schlicht und ergreifend der Tatsache, dass er ein grundguter Kerl ist, der einem festen Ehrenkodex folgt und Ungerechtigkeiten verabscheut. Als Gentleman der alten Schule lässt er keine Frau im Stich, was dazu führt, dass er bisweilen Aufträge von Damen annimmt, die ihn häufig in prekäre Situationen führen, aus denen er oft nur mit Hilfe seiner Freunde herausfindet.

Der Bekanntenkreis von Harry Dresden ist mittlerweile zu einem ansehnlichen Haufen gewachsen, und bei der Lektüre trifft man auf viele Vertraute, wie beispielsweise den Werwolf Billy und seine Clique, die Alphas, oder Bob, den Hauself, der in einem Totenschädel haust. Auch Karrin Murphy, Leiterin der Sonderabteilung der Chicagoer Polizei, ist wieder mit von der Partie und liefert sich mit dem Magier witzige und schlagfertige Wortduelle.

Neben all der Spannung und Dramatik, die Butcher in seine actiongeladenen Fantasy-Romane einfließen lässt, ist der Humor ein besonderes Markenzeichen der Serie und verhindert, dass sich die Geschichten selbst zu ernst nehmen. Auch in „Feenzorn“ hat der Leser einiges zu lachen. Trotzdem bleibt die Story immer packend und unheimlich, insbesondere das Finale gipfelt dieses Mal in einem dramatischen Showdown.

Erstmals ist es dem |Knaur|-Verlag geglückt, an eines der Original-Titelbilder heranzukommen. So ziert auch die deutsche Ausgabe von „Summer Knight“ dasselbe Cover wie auf der amerikanischen Version und zeigt den Magier Harry Dresden mit seinem Sprengstock. Leider wirkt das Bild ein wenig körnig und unscharf, doch immerhin gibt es endlich einen direkten Bezug zum Inhalt.

_Fazit:_

Harry Dresden ist Kult! Auch der vierte Fall des praktizierenden Magiers aus Chicago hat alles, was das Herz des Phantastik-Lesers begehrt. Action, Humor, Spannung und die ganze Palette übernatürlicher Kreaturen, wie Ghuls, Oger, Werwölfe, Feen, Vampire und Trolle.

_Der Autor:_

Jim Butcher wurde am 26. Oktober 1971 in Missouri geboren, wo er bis heute mit seiner Familie lebt. Schon in jungen Jahren begann er mit dem Schreiben. Neben dieser Leidenschaft ist er auch ein großer Comic-Fan, begeisterter Kampfsportler und begabter Reiter, was er gelegentlich auch auf dem Rücken eines Pferdes in der Öffentlichkeit demonstriert. Seine Roman-Veröffentlichungen machten ihn zum Liebling eines treuen Millionen-Publikums auf der ganzen Welt und brachten ihn regelmäßig in die Bestseller-Listen. (Verlagsinfo)

|Originaltitel: Summer Knight; New York, USA 2002
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski
Titelillustration von Chris McGrath
448 Seiten
ISBN-13: 9783426501740|
http://www.knaur.de
http://www.jim-butcher.com
http://www.wizardsharry.com

_Außerdem von Jim Butcher auf |Buchwurm.info|:_

[„Codex Alera 1 – Die Elementare von Calderon“ 5774

Ketchum, Jack – Beutegier

_Handlung:_

Elf Jahre sind vergangen, seitdem Sheriff George Peters und seine Kollegen eine Sippe zurückgebliebener Kannibalen töteten und dabei auch Unschuldige in Verkennung der Situation erschossen. Viel ist in der Zwischenzeit geschehen. Peters ist im Ruhestand, seine Frau ist gestorben und der ehemalige Sheriff kann die traumatischen Bilder nur durch Alkohol ertragen.

Da bittet ihn der neue Sheriff, Vic Manetti, in einem grausigen Doppelmord um Hilfe. Peters wähnt sich in einem Alptraum, als er die verstümmelten, angefressenen Leichen zweier Frauen sieht. Die Kannibalen sind zurückgekehrt und haben grausam zugeschlagen. Eine Babysitterin und die gerade heimgekehrte Mutter wurden Opfer der blutgierigen Menschenfresser, von dem Säugling fehlt jede Spur. Was Peters und Manetti nicht wissen, ist, dass damals eine der Töchter der Kannibalensippe schwer verwundet überlebt hat und eine neue Familie gründen konnte. Gemeinsam begeben sie sich wieder auf die Jagd. Die Beute sollen dieses Mal ein junges Ehepaar und ihre neugeborene Tochter werden, die gerade Besuch von einer gemeinsamen Freundin und ihrem achtjährigen Sohn haben. Die Gier der Kannibalen kennt keine Grenzen …

_Eindrücke:_

Elf Jahre mussten zumindest die deutschen Leser nicht warten, bis sie in den Genuss der Fortsetzung von [„Beutezeit“ 4272 kamen, neben „Evil“ mit Sicherheit die deftigste Kost, die Autor Jack Ketchum zurzeit auf dem deutschsprachigen Buchmarkt zu bieten hat. Mit seinen Werken über eine degenerierte, kannibalisch lebende Sippe an der Ostküste der Vereinigten Staaten hat Ketchum die Gefilde des plakativen Unterhaltungsromans verlassen und Horror in seiner reinen Form geschaffen. Der Anspruch offenbart sich dabei erst auf den zweiten Blick, wenn man den Schleier aus Ekel und Entsetzen gelüftet hat und auf die atavistischen Triebe blickt, die in jedem von uns schlummern und in unserer zivilisierten Welt nur in Extremsituationen oder unter psychischen Belastungen zutage treten.

Obwohl es in der Beschreibung der Grausamkeiten nicht ganz so deftig zugeht wie in dem Vorgänger „Beutezeit“, so muss der sensible Leser sich dennoch auf einige leidvolle Lesestunden gefasst machen, denn dieses Mal geraten auch ein Säugling und ein achtjähriger Junge in das Visier der Menschenfresser. Auch in diesem Roman wird der Leser emotional nicht geschont, und in erschreckender Intensität beschwört Ketchum ein Szenario herauf, das durchaus glaubhaft ist, von dem wir in unserem Innersten fasziniert sind, und das wir doch um keinen Preis der Welt jemals am eigenen Leib erfahren wollen.

Der Erzählstil des Autors ist schonungslos offen und fängt dort an, wo andere Autoren aufhören oder abblenden. Die rasante, flüssige Schreibe macht diesen Roman ebenso wie die anderen Titel von Jack Ketchum zu einem Pageturner, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die Wortwahl ist angemessen und hebt sich von der üblichen Fäkalsprache, die bedauerlicherweise in diesem Genre nur allzu oft bemüht wird, deutlich ab. Ketchums Charaktere sind glaubwürdig und machen es dem Leser leicht, sich in sie hineinzuversetzen. In diesem Fall ist es sogar so, dass eigentlich alle Personen sehr sympathisch und liebenswert erscheinen und man insgeheim hofft, dass es die Menschen schaffen zu entkommen. Doch wer Ketchum kennt, der weiß, dass es Opfer geben wird.

Auch dieses Mal legt der Autor viel Wert auf die Beschreibung der Emotionen und Motive der Menschen, die in Extremsituationen über sich selbst hinauswachsen. Im Gegensatz zu „Beutezeit“ hat Jack Ketchum das Szenario um einen interessanten Aspekt erweitert. Denn der psychopathische Ehemann der Mutter des achtjährigen Jungen will seine Familie um jeden Preis wiederhaben. Hier trifft die perverse Brutalität zivilisierter Monster im Anzug auf die primitive Gewalt grobschlächtiger Kannibalen.

„Beutegier“ ist ein Buch, das bis zur letzten Zeile packend und blutig ist. Ein kleines Manko mag sein, dass der Autor gerade zum Ende hin ein wenig in die vorhersehbaren Abläufe eines amerikanischen Hollywood-Filmes hineingerät. Dadurch verliert das Finale an Glaubwürdigkeit. Dafür kann der Leser ruhiger schlafen, was den Preis wert sein könnte.

Die Aufmachung von „Beutegier“ ähnelt dem ersten Kannibalen-Roman von Jack Ketchum und sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert. Papier, Umschlag und Satz sind von allererster Güte.

_Fazit:_

„Beutegier“ ist ein würdiger Nachfolger von „Beutezeit“, der mit interessanten neuen Szenarien aufwartet. Jack Ketchum bewegt sich bei der Charakterisierung von Menschen in extremen psychischen Belastungssituationen wie ein Fisch im Wasser. Die Kannibalen sind nicht weniger zimperlich als zuvor und bringen den Leser an die Belastungsgrenze. Mahlzeit!

|Originaltitel: Offspring; Georgia, USA, 1989
Aus dem Amerikanischen von Joannis Stefanidis
288 Seiten
ISBN-13: 978-3453675629|

Home Author


http://www.heyne-hardcore.de
http://www.heyne.de

_Mehr von Jack Ketchum auf |Buchwurm.info|:_

[„Evil“ 2151
[„Beutezeit“ 4272
[„Amokjagd“ 5019
[„Blutrot“ 5488

_Florian Hilleberg_

Melneczuk, Stefan – Geisterstunden vor Halloween

Nach dem Achtungserfolg seines Romans [„Marterpfahl“, 4719 der vor zwei Jahren im rührigen |VirPriV|-Verlag erschien, präsentiert Stefan Melneczuk nunmehr 31 düstere „Oktobergeschichten“ in einer auch äußerlich sehr ansehnlichen limitierten Hardcoverausgabe (Cover: Mark Freier) des |BLITZ|-Verlages.

Ich gebe zu, dass ich nicht nur positive Erfahrungen mit deutschsprachigen Horrorgeschichten gemacht habe. Der Markt – sofern man überhaupt von einem Markt im wirtschaftlichen Sinne sprechen kann – wird hierzulande nach wie vor von Heftromanen dominiert, und die wenigen ambitionierten Anthologien und Sammlungen, die in Kleinverlagen erscheinen, erreichen oft nur wenige Leser. Dazu kommt die fatale Neigung einiger Autoren, Horror mit Splatter gleichzusetzen, was den Lesegenuss nicht selten arg beeinträchtigt.

Erfreulicherweise sind die Geschichten in der vorliegenden Sammlung aus völlig anderem Holz. Es beginnt verhalten mit einer kurzen Episode über eine Hungersnot im Irland des 19. Jahrhunderts, während derer der so genannte „Hungry Hill“ traurige Berühmtheit erlangt. Ohne vordergründige Schockeffekte kommt auch der „Schacht der Toten“ aus, der einem Rettungstrupp aus Freiwilligen zum Verhängnis wird. Wie in den klassischen englischen Gruselgeschichten z. B. eines Algernon Blackwood wird der in der Dunkelheit lauernde Schrecken nur angedeutet oder anhand seiner Wirkung auf die Protagonisten beschrieben. So erfährt der Leser mehr über die Ängste und Vorstellungen der handelnden Personen als über die Schreckgestalten und Geister, die gerade durch ihre Unfassbarkeit nachhaltig im Gedächtnis bleiben. So bleibt auch das Schicksal des kleinen Frederic buchstäblich im Dunkeln, nachdem in der „Geisternacht“ das Licht im Halloween-Kürbis erloschen ist, und die beiden Taucher, die im sagenumwobenen „Loch Ness“ ihrem Schicksal begegnen, schweigen danach ebenfalls für immer. Der Leser trifft auf verlassene Städte, die |so| verlassen nicht sind, auf Pferdefuhrwerke mit gespenstischer Fracht und auf Webseiten, deren Betrachtung den Tod bringt. Neben vertrauten Szenarien insbesondere der klassischen, stets ein wenig spleenig anmutenden englischen Grusel- und Kriminal-Literatur finden sich jedoch auch zahlreiche innovative Geschichten wie „Der Kongress“, in denen sich Erscheinungen der Moderne (hier eine Flugzeugentführung durch Terroristen) mit dem Unheimlichen konfrontiert sehen, was zu überraschenden Wendungen führt. Häufig bindet der Autor auch geschichtliche Ereignisse in die Handlung ein, zum Beispiel in „Langemark“, einer eindrucksvollen Anti-Kriegsgeschichte in der Tradition Remarques und Arnold Zweigs.

Dreißig Geschichten, so düster und unvorhersehbar wie das Wetter im Oktober, erwarten den geneigten Leser in diesem wirklich lesenswerten Band und als Zugabe mit „Elaine“ noch eine Novelle und Hommage an den Altmeister Edgar Allan Poe, in der ein unveröffentlichtes Manuskript des Meisters nicht nur die Sammlerleidenschaft entflammt.

Fazit: Uneingeschränkte Leseempfehlung und Respekt vor der Beharrlichkeit des Autors, der sich auch durch die im heutigen Literaturbetrieb im Grunde zwangsläufigen Enttäuschungen nicht von seinem Weg abbringen lässt.

|350 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN-13: 978-3-89840-284-2|
http://www.BLITZ-Verlag.de

_[Frank W. Haubold]http://www.frank-haubold.de/ _

Gruber, Andreas – Engelsmühle, Die

_Handlung:_

Versicherungsdetektiv Peter Hogart wird von seinem Bruder Kurt, einem Chiropraktiker, darum gebeten, Nachforschungen bei einem berühmten Rückenmarksspezialisten anzustellen. Kurt Hogart hat bei Abel Ostrovsky studiert und am vergangenen Abend einen Anruf erhalten, bei dem ihn der Professor um Hilfe ersuchte. Als sie an der Villa des Arztes eintreffen, befindet sich bereits die Polizei vor Ort, denn Abel Ostrovsky wurde brutal gefoltert und ermordet.

Die Ermittlungen werden von guten Bekannten Hogarts geleitet, Eichinger und Garek. Trotzdem schafft es der Versicherungsdetektiv, in die Villa einzudringen und ein Videoband sicherzustellen, wegen dem der Rückenmarksspezialist Hogarts Bruder kontaktierte, der von der Polizei verhört wird. Auf dem Video ist lediglich eine zehnminütige Schwarzweiß-Sequenz zu sehen, in welcher ein Arzt und eine Frau im Rollstuhl zu sehen sind. Die Frau hört auf den Namen Linda Bohmann und lehrt Kunst an der hiesigen Fakultät. Den Arzt identifiziert Hogart nach langer Suche als Dr. Dornauer, doch auch hier kommt der Detektiv zu spät, denn Dornauer wurde ebenfalls zum Opfer des gnadenlosen Killers.

Während Kurt Hogart zum Hauptverdächtigen wird, macht sein Bruder die Bekanntschaft mit der exzentrischen Zwillingsschwester von Linda Bohmann, die in der sogenannten Engelsmühle wohnt. Ein düsterer Ort, der irgendwie mit den Verbrechen in Zusammenhang zu stehen scheint. Doch zunächst hat Peter Hogart andere Sorgen, denn durch den Besitz des Videobandes gerät er selbst ins Visier des Mörders …

_Meine Meinung:_

Der zweite Roman mit dem Versicherungsdetektiv Peter Hogart als Hauptfigur steht dem ersten in puncto Dichte und Intensität in Nichts nach. Abermals entwickelt Andreas Gruber auf knapp 250 Seiten eine ausgefeilte Krimi-Handlung, die bereits nach wenigen Seiten den Leser in ihren Bann schlägt.

In seinem zweiten Fall darf Peter Hogart zu Hause bleiben und in seiner Heimatstadt Wien ermitteln, in der sich der Autor bestens auskennt, was man der Geschichte deutlich anmerkt. Auch wenn die Story nicht die düstere Atmosphäre in Sachen Örtlichkeit ausstrahlt wie der Prag-Roman, so bietet die titelgebende Engelsmühle doch eine schaurige Umgebung, um den Lesern die eine oder andere Gänsehaut zu bescheren.

Abermals muss Gruber für die differenzierte Charakterdarstellung ein großes Lob ausgesprochen werden. Die Personen, allen voran Peter Hogart, wirken so wunderbar echt und authentisch, dass man dem Glauben erliegen kann, die im Roman mitspielenden Leute würden wirklich existieren. Selbst die Handlungsweise der Figuren bleibt immer nachvollziehbar, und trotz der Tatsache, dass Hogart häufig als sympathischer Loser dargestellt wird, merkt man schnell, dass der Detektiv einiges auf der Pfanne hat. Lediglich der Zufall spielt bisweilen eine sehr große Rolle und sorgt dafür, dass die Handlung nicht ins Stocken gerät.

Wie bereits „Schwarze Dame“, so bietet auch dieser Roman ein düsteres, trostloses Setting, in dem ein Mensch wie Peter Hogart mit all seinen Schwächen und Fehlern sehr sympathisch wirkt. Andreas Gruber gelingt es, den Alltag eines Versicherungsdetektivs realistisch zu schildern, auch wenn ein Fall wie dieser natürlich ins Reich der Fiktion gehört. Die Handlung ist eine packende Mischung aus Thriller und Horror, und gerade die Szene in dem Video erinnert in ihrer Dichte eindringlich an „The Ring“.

Im Finale zieht Gruber noch einmal alle Register der Spannung, und auch wenn der gewiefte Thrillerkenner die Lösung bereits lange zuvor erraten hat, so bleibt das Ende dennoch dramatisch. „Die Engelsmühle“ ist ein Roman, der von der ersten Seite an fesselt und mitreißt, keine Langeweile aufkommen lässt und den Leser erst loslässt, wenn er das Buch zu Ende gelesen hat. Für Fans des Autors Andreas Gruber und für Freunde gut durchdachter Thriller ist dieser Roman Pflicht.

Das Format des Taschenbuchs ist auf den ersten Blick ein wenig sperrig, liegt aber unheimlich gut in der Hand. Die Klebebindung ist stabil, das Papier hochwertig und der Satz gefällig. Das Cover ist einfach, morbide und passt perfekt zur düsteren Stimmung des Romans.

_Fazit:_

„Die Engelsmühle“ ist ein weiteres Highlight aus der Feder von Andreas Gruber. Die Geschichte ist schockierend, spannend und intelligent, obwohl die Lösung des Falles nicht schwer zu erraten ist.

|272 Seiten Paperback
ISBN-13: 9783865520807|
http://www.agruber.com
http://www.festa-verlag.de

_Mehr von Andreas Gruber auf |Buchwurm.info|:_

[Interview, Teil 1]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=87
[Interview, Teil 2]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=89
[„Schwarze Dame“ 4584
[„Der Judas-Schrein“ 2113
[„Der fünfte Erzengel“ 1907

_Florian Hilleberg_

Lansdale, Joe R. – Gott der Klinge, Der

_Inhalt:_

Das Buch enthält neben dem Roman „Nightrunners“ sechs weitere Erzählungen, die alle mehr oder weniger eng mit der mysteriösen Gestalt des Gottes der Klinge zu tun haben und auf dem Roman „Nightrunners“ basieren.

Becky und ihr Ehemann Montgomery versuchen in einem abgelegenen Ferienhaus, über ihre traumatische Vergewaltigung hinwegzukommen. Beide ahnen nicht, dass in einem schwarzen Chevy eine Bande gewalttätiger Jugendlicher auf dem Weg zu ihnen ist, um endlich zu Ende zu bringen, was sie nicht geschafft haben, nämlich Becky und ihren Mann grausam zu töten, um dem Gott der Klinge einen blutigen Tribut zu zollen. Auf dem Weg dahin ermorden sie jeden, der sich ihnen entgegenstellt.

_Meine Meinung:_

Joe R. Lansdale gehört zu den großen amerikanischen Schriftstellern der harten Horrorliteratur und reiht sich damit nahtlos neben Jack Ketchum und Richard Laymon ein. Dean Koontz selbst verfasste das Vorwort zu „Nightrunners“ und bestätigt, was auch das amerikanische Buchbranchenmagazin |Publishers Weekly| unter dem Klappentext urteilt: „Neben ‚Psycho‘ und ‚Das Schweigen der Lämmer‘ vielleicht der beste Roman der harten Thrillerliteratur“.

Tatsächlich ist „Der Gott der Klinge“ gewiss kein Buch, das zu Unrecht unter dem Label |Heyne Hardcore| erscheint. Der Text von Joe R. Lansdale ist schnörkellos, präzise und unerbittlich. Kompromisslos hält Lansdale auf das Geschehen drauf, wenn andere Autoren ausblenden. Dabei gelingt ihm der sensationelle Spagat zwischen Psychothriller und Horrorroman, denn obwohl eine übernatürliche Komponente vorhanden ist, kann der Leser nie sicher sein, ob es sich nicht doch um die Auswüchse eines kranken Geistes handelt.

Die Story spielt fast ausschließlich in der Nacht und präsentiert so die ohnehin düstere Szenerie noch beklemmender. Einen Großteil seiner Intensität bezieht der Text sicherlich aus dem Realismus der beschriebenen Gräueltaten und der Möglichkeit für den Leser, dergestalt jederzeit selbst zum Opfer zu werden, obwohl sich der menschliche Geist jede Sekunde dagegen sträubt. Stellenweise erinnert der Roman stark an John Carpenters „Assault – Anschlag bei Nacht“, nicht nur, was die Brutalität der Gang angeht, sondern vor allem am Ende, wo sich Becky und Monty gegen die Belagerung ihres Ferienhauses zur Wehr setzen müssen. „Nightrunners“ ist mehr als ein bloßer Unterhaltungsroman, in dem es etwas brutaler zur Sache geht. Es ist das schonungslose Spiegelbild einer Gesellschaft, die immer weiter abstumpft, die nach Blut giert und in der viele Mitläufer wenigen Egomanen folgen.

In den anderen Erzählungen führt Lansdale den Mythos vom Gott der Klinge fort, ergänzt und verfeinert ihn und schmückt einzelne Szenen des Basisromans „Nightrunners“ gekonnt aus. Jeder einzelnen Story geht dabei ein ausführliches Vorwort des Autors voran, in dem er seine Motivation dem Leser offen darlegt. Durch den bizarren schwarzen Humor, der vor allem in den Geschichten „Nicht aus Detroit“ und „Das zottelige Haus“ skurrile Blüten trägt, wird die Lektüre noch interessanter und wertvoller. Für Liebhaber härterer Thrillerkost insgesamt eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Einfach aber wirkungsvoll präsentiert sich der Roman dem Auge des Betrachters – passender kann ein Cover kaum sein. Papierqualität, Satzspiegel und Lektorat lassen zudem keine Wünsche offen.

_Fazit:_

„Der Gott der Klinge“ ist eines der eindringlichsten Bücher, die bei |Heyne Hardcore| bislang erschienen sind – gnadenlos brutal und erschreckend realistisch. Kein Buch für zarte Gemüter und ein Muss für alle Fans der harten Gangart.

|Originaltitel: The God of the Razor, Burton 2007
Aus dem Amerikanischen von Walter Hartmann und Frank Dabrock
Titelillustration von Yellow Farm GmbH
400 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 9783453675575|
http://www.heyne-hardcore.de

_Mehr von Joe R. Lansdale auf |Buchwurm.info|:_

[„Sturmwarnung“ 2107
[„Wilder Winter“ 4135

_Florian Hilleberg_

Plischke, Thomas / Christiansen, Ole / Portland, A. D. – Sacred 2: Fallen Angel – Der Schattenkrieger. Folge 4: Das verbotene Wissen

Folge 1: [„Die Auferstehung“ 5212
Folge 2: [„Das trügerische Paradies“ 5370
Folge 3: [„Im Bann der Bestie“ 5600

_Handlung:_

Garlan, der Schattenkrieger, fordert den Werwolf zum mörderischen Duell heraus und entlarvt mit Hilfe der Halbelfe Leandra die Bestie. Der Schock sitzt tief, und ein enger Verwandter des Werwolfs fordert Vergeltung und stürzt das Dorf ins Chaos, als er die rächenden Schatten beschwört.

Derweil rüstet sich der Großinquisitor zu einer Expedition, in deren Verlauf er hofft, die große Maschine zu finden. Garlan und Leandra wissen, dass sie den Chronisten finden müssen, um ebenfalls den Weg zu der geheimnisvollen Maschine beschreiten zu können. Doch auf Garlan wartet ein alter Feind, den er längst bezwungen glaubte, und einmal mehr wird dem Schattenkrieger bewusst, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint …

_Meine Meinung:_

„Das verbotene Wissen“ ist der vierte und vorletzte Teil der qualitativ hochwertig produzierten Fantasy-Pentalogie aus dem Hause |Weirdoz|. Die Veröffentlichungen des Labels sind überschaubar und man merkt den Hörspielen deutlich an, dass nicht auf Masse, sondern auf Qualität gesetzt wird – und das in jeder Hinsicht.

Das Skript von Thomas Plischke und Ole Christiansen nach den Romanen von A. D. Portland ist temporeich, voller Action und fantasievollen Einfällen. Obwohl sich die Geschichte an ein Computerspiel anlehnt, ist sie keineswegs anspruchslos. Garlan, Leandra und all die anderen Charaktere werden äußerst glaubhaft und realistisch dargestellt und ebenso authentisch gespielt. Insbesondere der Zwiespalt des Schattenkriegers, kongenial gesprochen von Thomas Fritsch, kommt einmal mehr einfühlsam zur Geltung. |Sacred| vermischt Elemente der klassischen Fantasy mit Horror und ein wenig Science-Fiction, was die Story nicht nur interessant, sondern auch einzigartig macht. Der Erzähler Helmut Krauss, erhält darüber hinaus in dieser Folge eine größere Rolle, an die man vorher nie gedacht hätte – ein weiterer Beweis dafür, wie originell und wandlungsfähig die Handlung ist.

Annabelle Krieg als Leandra verleiht ihrer Rolle durch ihre zarte Stimme Anmut und Kraft, so wie es Michael Pan hervorragend gelingt, die Perfidität des Großinquisitors zu spielen. In weiteren Rollen sind Hörspiel- und Synchrongrößen wie Heinz Ostermann, Sandra Schwittau, Nana Spier, Martin Sabel und Raimund Krone zu hören. Zirka dreißig Sprecher haben an diesem opulenten Hörspiel mitgewirkt, das sich durch die stimmige, fetzige Musikuntermalung noch packender anhört. Allein der Titelsong von |Blind Guardian| ist ein echter Ohrwurm. Das realistische Sounddesign von Udo Baumhögger ist das Tüpfelchen auf dem i, das auch diese Folge von |Sacred| zu einem Hörerlebnis allererster Güte macht.

Das Booklet erfüllt alle Wünsche, die der Hörer für ein Begleitheft haben kann, und wird sämtlichen Ansprüchen gerecht. Ausführliche Charakter- und Begriffserklärungen, aufgelockert durch kunstvolle Illustrationen, eine nach Handlungsorten sortierte Sprecherliste sowie eine zweiseitige Inhaltsangabe der Folgen eins bis drei vervollständigen die tolle Aufmachung des Hörspiels.

_Fazit:_

Super! Auch „Das verbotene Wissen“ vermag auf ganzer Linie zu überzeugen. Ein Hörspiel in Kinoqualität, bei dem die Bilder automatisch im Kopf entstehen. Absolut empfehlenswert.

|73 Minuten auf 1 CD
Titelillustration/Titelgestaltung von Sandra Tempus
Innenillustrationen von Ascaron Entertainment GmbH|
http://www.weirdoz.de
http://www.sacred2.com

Mehr „Sacred“ auf |Buchwurm.info|:

[„Engelsblut““ 2523 (Sacred: Die Chroniken von Ancaria 1)
[„Sternental“ 2606 (Sacred: Die Chroniken von Ancaria 2)

_Florian Hilleberg_

Rümmelein, Bernd – phantastische Hörbibliothek, Die. Vol. 1: Des Kriegers Herz / Die eiserne Jungfrau

_Inhalt:_

|Des Kriegers Herz|

Rorgue, genannt „Sense“, ist ein furchtloser Krieger, den nichts mehr erschüttern kann. Ohne Furcht stellt er sich den grausamsten Feinden. Vor einer großen Schlacht gegen schreckliche Schwarzmagier sinnt der Krieger über sein Leben nach und bemerkt, dass sein Herz kalt gegenüber den Schönheiten des Lebens geworden ist. Schwermütig rüstet sich Rorgue zum letzten großen Kampf …

|Die eiserne Jungfrau|

Vaykrad und Damyo sind unzertrennliche Freunde, die bereits in frühester Jugend Blutsbruderschaft geschlossen haben. Gemeinsam wurden sie zu furchtlosen Kriegern, die dem Gottkaiser in der Schlacht beistehen. Eines Tages befreien sie eine wunderschöne Frau aus den Klauen finsterer Dämonen. Beide schwören sich, diese Frau zur „eisernen Jungfrau“ zu erklären und sie niemals zu begehren, um ihre Freundschaft nicht zu gefährden. Doch die Reize einer Frau können auch den standhaftesten Mann in Versuchung führen …

_Meine Meinung:_

Bereits mit dem ersten Teil der phantastischen Hörbibliothek legte der |Griot|-Hörbuchverlag eine qualitativ hochwertige Produktion vor, bei der einfach alles stimmt. Für die atmosphärischen und fantasievollen Geschichten zeigt sich Bernd Rümmelein verantwortlich, dessen erste Erzählung „Des Kriegers Herz“ bereits in der Anthologie „Flammende Seelen“ aus dem |Arcanum|-Fantasy-Verlag erschienen ist. Rümmelein schreibt kurzweilige, klassische Fantasy-Geschichten mit düsteren Komponenten und macht häufig Außenseiter und Antihelden zu den Protagonisten seiner Werke. Diese erste Geschichte über den desillusionierten Krieger Rorgue ist eine beeindruckende Erzählung vom Werk eines gefeierten Kämpfers, der alles andere als stolz auf seine Bluttaten ist. Die zweite Geschichte beschreibt, wie eine feste Freundschaft durch Verrat zerstört werden kann. Der einleitende Satz „Verrat ist der Treue ärgster Feind“ birgt dabei mehr Wahrheit und Weisheit in sich als so manches Mammutwerk.

Durch die stimmliche Interpretation von Johannes Steck gewinnen die Storys noch an Eindringlichkeit und fesseln den Hörer von der ersten Minute an. Die markante, raue Stimme des Sprechers ist wie geschaffen dafür, harte, kompromisslose Charaktere zu verkörpern. Steck trifft immer den richtigen Ton und vergreift sich dabei auch nicht in der Darstellung verschiedener Figuren. Einen großen Bonus stellt die musikalische Untermalung durch die Stücke von |Corvus Corax| dar, die das Hörbuch erheblich aufwerten. Dadurch wird die Produktion einzigartig auf dem deutschen Hörbuchmarkt und rechtfertigt auch den recht hohen Preis von knapp 15 Euro für eine CD.

Die äußere Gestaltung sieht sehr gediegen aus, und zeigt ein kunstvolles Landschaftsgemälde, welches die Fantasie beflügelt. Im Innenteil findet der Hörer Informationen zu Bernd Rümmelein, Johannes Steck und Corvus Corax. Eben genau die Art von Hintergrundfakten, die man sich als Käufer wünscht.

_Fazit:_

„Die phantastische Hörbibliothek Vol. 1“ ist eine einzigartige Hörbuchproduktion mit fantasievollen, anrührenden Geschichten, erstklassig vorgetragen von Johannes Steck und unterlegt mit der wunderbaren mittelalterlichen Musik von |Corvus Corax|.

|75 Minuten auf 1 CD
Titelgestaltung von Diana Enoiu, Martin Lohr
Titelillustration von Davy, Agentur Schlück
ISBN-13: 978-3941234086|
http://www.griot-verlag.de
http://www.corvuscorax.de

_Florian Hilleberg_

Meyer, Kai – Wunschkrieg (Die Sturmkönige 2)

Mit „Wunschkrieg“ führt Kai Meyer seine Trilogie um |Die Sturmkönige| fort. Den Leser erwartet kein mittelalterliches Fantasysetting, sondern eine Abenteuergeschichte im Stil von 1001 Nacht. Das würzt der Autor mit einer Prise Phantastik, die in Gestalt von Elfenbeinrossen, Dschinnen und Sturmreitern daherkommt.

_Handlungsverlauf_

Die Gruppe der beiden Brüder Tarik und Junis und ihrer Begleiterin Sabatea ist zerbrochen. In [„Dschinnland“, 5340 dem ersten Band der Trilogie, haben sich die drei Gefährten – mit einigen Komplikationen vor und während der Reise – von ihrer Heimatstadt Samarkand aus durch das wilde Dschinnland nach Bagdad aufgemacht. Erreicht haben es aber nur zwei von ihnen, und keiner auf die erhoffte Weise.

Tarik, der Einlass in den Palast des Kalifen Harun-al-Raschid begehrte, wird sogleich wieder vor die Tür gesetzt. Doch so leicht will er nicht aufgeben. Mit allen Mitteln versucht er, unbemerkt in den Palast zu huschen. Sabatea, die im Gegensatz zu Tarik hineingelangen konnte, wird wiederum nicht als Gast behandelt, sondern als Gefangene des Kalifen – ein Grund mehr für Tarik, in das schmucke Gebäude einzudringen, um auch seine Freundin zu befreien.

Früher, bevor die Dschinne die Wüste kontrollierten, war Tarik oft als Schmuggler in Bagdad unterwegs. So ist es für ihn ein Leichtes, alte Kontaktmänner aufzuspüren und einen fliegenden Teppich zu organisieren. Schwieriger gestaltet sich allerdings sein Unterfangen, von der Luft aus unbemerkt in den Palast einzudringen. Die Falkengardisten, die persönliche Leibwache Harun-al-Raschids, kontrollieren die Mauern mit Argusaugen. Ihnen entgeht nichts, das weiß auch Tarik.

Nach einem gescheiterten Versuch gibt er vorerst auf und holt stattdessen Informationen über den mysteriösen Dritten Wunsch ein, von dessen Existenz er im Dschinnland zum ersten Mal gehört hat und hinter dem der Dschinnfürst Amaryllis persönlich her war. Von dem Stummen Kaufmann erfährt Tarik endlich Einzelheiten. Bei dem Wunsch soll es sich um einen Ring handeln. Keinen aus Gold, sondern aus Menschen, die sich alle von einem Ifrit um ihren dritten Wunsch betrogen fühlten. Für gewöhnlich erfüllt ein Ifrit, hat er erst einmal eingewilligt, drei Wünsche. Doch zu einem Dritten sei in letzter Zeit keines der magischen Wesen mehr fähig gewesen. Tarik forscht weiter, und entdeckt schließlich, dass der Dritte Wunsch unweigerlich mit seinem Schicksal verbunden ist.

In der Zwischenzeit lernt Sabatea in einem zweiten Handlungsstrang den Kalifen persönlich kennen und sieht in ihm nach einem Gespräch nicht mehr den harten Herrscher (und sich nicht mehr als rechtlose Gefangene), sondern den freundlichen Harun-al-Raschid, der sein erstaunlich gutes Wissen über Sabateas Heimat Samarkand offenbart. Doch wie gut sie auch behandelt wird und wie viele Privilegien ihr im Palast gewährt werden, die Palastmauern bleiben für sie ein goldener Käfig. Ein Käfig, dem sie um jeden Preis entkommen will. Auf sich allein gestellt hat sie keine Chance zur Flucht. Doch plötzlich erfährt sie Hilfe von unerwarteter Seite und kann Tarik bei seiner neuen Queste unterstützen.

Über zu wenig Freiraum kann sich Junis hingegen nicht beklagen. Nach dem Untergang der Hängenden Städte findet er sich mitten zwischen Sanddünen in einem Rebellenlager wieder: dem Lager der Sturmkönige. Deren Anführerin entpuppt sich als Maryam, Tariks frühere Geliebte, die sein Bruder und er schon seit vielen Jahren vermisst haben. Doch sie hat sich stark verändert, ihre Züge wie auch ihr Aussehen sind härter, kantiger geworden und ganz dem rauen Leben in der Wüste angepasst. Die ihr untergeordneten Sturmreiter führen einen fast aussichtslosen Kampf gegen die Dschinne. Als Vagabunden ziehen sie von Düne zu Düne, immer auf der Hut vor Angriffen. Junis will sich ihnen in ihrem Kampf anschließen. Doch obwohl Maryam ablehnt, bekommt Junis bei einem überraschenden Dschinnüberfall die Chance, sich zu profilieren: Ausgerechnet einer Schwarmschrecke wirft er sich mutig – in den Augen der Sturmreiter beinahe lebensmüde – entgegen.

_Bewertung_

Kai Meyer versteht es, die Geschichten der im ersten Band eingeführten Charaktere in drei parallelen Handlungssträngen spannend weiterzuerzählen. Ihre Beziehungen zueinander werden vertieft und stringent weiter entwickelt. Das geschieht auf der einen Seite vor der Kulisse des magischen-zauberhaften, aber ebenso düster-dreckigen Bagdads, auf der anderen Seite vor der Kulisse der rauen Wüste, in welcher der tägliche Überlebenskampf gegen Dschinne und die flirrende Sonne an den Kräften zehren.

Angenehmerweise verliert sich Meyer nicht in einem Meer von Nebenfiguren, deren Namen man als Leser nach ein paar Seiten bereits vergessen hat. Dieses Mittel ist selten förderlich, wird aber gerne eingesetzt, um der Geschichte eine epische Breite zu verleihen bzw. diese vorzugaukeln. Meyer beschränkt sich stattdessen auf eine kleine Zahl von Nebencharakteren, die er mit der nötigen Tiefe in Erscheinung treten lässt und die Entwicklung der Hauptfiguren beeinflussen. Gerade durch diese Beschränkung auf das Wesentliche wirkt seine Welt lebendig und gewinnt im Kleinen an Konturen. Meyer lässt bewusst Lücken, die der Leser mit seiner Fantasie füllen kann. Er beschreibt Bagdad nicht in allen Einzelheiten, sondern wählt einen kurzen, aber prägnanten Ausschnitt und schafft gerade dadurch ein Verständnis für das Große. Allein auf der erzähltechnischen Ebene weiß dieses Stilmittel zu überzeugen. Dass er es am Ende des Romans auch noch harmonisch und mittels einer überraschenden Wendung auf die Handlungsebene projiziert, verstärkt den positiven Eindruck.

Als problematisch stellt sich für einen Mittelband einer Trilogie stets heraus, dass er weder ein richtiges Ende noch einen richtigen Anfang aufweist. Damit muss sich auch Meyer herumschlagen. Bot Teil eins eine klare Struktur und ein Ziel (das Erreichen von Bagdad), so verläuft die Handlung im zweiten Teil wesentlich freier. Bis zum Ende ist nicht ganz klar, wohin die Reise gehen wird. Aufgefangen wird diese Orientierungslosigkeit dadurch, dass Meyer die Figuren nach ihrer Trennung wieder zusammenführt und seinem Roman somit auf diesem Weg eine Struktur überstülpt. Vielleicht nicht der beste Weg, aber doch ein adäquates Mittel, um die Fäden auszulegen, die im abschließenden dritten Teil ein großes Finale ergeben sollen.

Eine zauberhafte, magische Welt, glaubwürdige Charaktere und ein stringentes Erzählkonzept: Meyers |Sturmkönige|-Trilogie weiß zu gefallen und erfährt mit „Wunschkrieg“ sogar noch eine Steigerung zum ersten Teil.

|428 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag und Karte
ISBN-13: 978-3-7857-2356-2|
http://www.sturmkoenige.de
http://www.kai-meyer.com
http://www.luebbe.de

Mehr von Kai Meyer auf |Buchwurm.info|:

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Dschinnland“ 5340 (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
[„Dschinnland“ 5635 (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
[„Wunschkrieg“ 5641 (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
|Die Alchimistin – Das Hörspiel:|
1) [„Der Stein der Weisen“ 5052
2) [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155
3) [„Die Katakomben von Wien“ 5220
4) [„Das Kloster im Kaukasus“ 5263
5) [„Die Unsterbliche“ 5379
6) [„Die Schwarze Isis“ 5406
7) [„Der Schatz der Templer“ 5427
8) [„Der Alte vom Berge“ 5448

Frankenberg, Mika – Käferfrau, Die

_Handlung:_

Die Diagnosen, die Dörte attestiert werden, sind beeindruckend: Somatisierungsstörung, autistische Züge, antisoziale Persönlichkeit, stark narzisstische und schizoide Züge. Nichtsdestotrotz ist Dörte hochintelligent und schafft es binnen kürzester Zeit, sich als Biologin mit Schwerpunkt Käfer einen Arbeitsplatz in einem renommierten Pharmakonzern zu sichern.

Ihr Leben beginnt allerdings aus den Fugen zu geraten, als ein Pathologe sie um Rat bezüglich einer seltenen Käferart bittet, die auf einer Leiche gefunden wurde. Der Tote gehörte zum Institut, an dem Dörte tätig ist, und die Käfer sind eine seltene madagassische Art, die in Deutschland ebenfalls nur in dem Pharmakonzern vorkommt. Ist Dörtes Arbeitgeber in finstere Machenschaften und obskure Geschäfte verwickelt? Und sucht der Russe, der Dörte augenscheinlich liebt, wirklich nur aus emotionalen Gründen die Nähe der hübschen, aber widerspenstigen Biologin? Dörte droht sich in einem Netz aus Verschwörung und Verfolgungswahn zu verstricken …

_Meine Meinung:_

„Die Käferfrau“ ist ein amüsanter und fesselnder Unterhaltungsroman der Schriftstellerin Mika Frankenberg und wurde mit einem Literaturstipendium des Landes Hessen gefördert. Der Roman lebt durch die originelle, freche Charakterisierung der Protagonistin, welche die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. Dabei schiebt die Autorin immer wieder Episoden aus Dörtes Vergangenheit ein, an die sich die Heldin erinnert und dadurch Authentizität hinzugewinnt. Besonders die Akten und der Schriftverkehr zwischen dem Jugendamt und Dörtes Pflegeeltern kündet von einer gewissenhaften Recherche der Verfasserin, die sich sehr viel Mühe bei der Ausformulierung des Plots gegeben hat. Schlussendlich geht es allerdings mehr um die dubiosen Geschäfte von Pharma-Firmen als um Insekten und Käfer. Daher könnten Titel und Klappentext leicht missverstanden werden.

Der Schreibstil von Mika Frankenberg ist leicht verständlich, flüssig und sehr unterhaltsam, ohne dabei anspruchslos zu wirken. Trotz ihrer humorvollen und teils satirischen Ausrichtung besitzt die Geschichte viel Gehalt und beschäftigt den Leser noch nachhaltig. Käferfans werden vermutlich enttäuscht sein, dass die kleinen Krabbler nur Staffage sind, doch wer Lust hat auf einen packenden und witzig geschriebenen Pharma-Thriller mit einer skurrilen Persönlichkeit als Protagonistin, der ist hier goldrichtig.

_Fazit:_ Ein wunderbar geschriebener Pharma-Thriller mit einer frechen, kantigen Heldin. Mal humorvoll, mal ernsthaft und dennoch anspruchsvoll, ist „Die Käferfrau“ eines der bemerkenswertesten Bücher des Frühjahrs 2009.

|334 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-423-24698-9|
http://www.dtv.de

_Florian Hilleberg_

Dark, Jason / Döring, Oliver – John Sinclair: Remastered-Box 1 (Folgen 1-3)

_Inhalt:_

In dieser Box sind die ersten drei |John Sinclair|-Hörspiele von |WortArt| enthalten. Die Aufnahmen wurden überarbeitet, neue Szenen eingefügt, teilweise mit neuer Musik gewürzt und mit aufwendigen Specials ausgestattet.

|Im Nachtclub der Vampire|

John Sinclair bekommt es mit drei Vampir-Schwestern zu tun, die einen Nachtclub betreiben und die junge deutsche Touristin Marina Held einem mächtigen Dämon opfern wollen. Klar, dass Geisterjäger John Sinclair da einige Einwände hat …

|Die Totenkopf-Insel|

Der Milliardär Basil Proctor hat sich mit finsteren Mächten eingelassen, um Gesundheit und ewige Jugend zu erlangen. Ein Schiff voller untoter Piraten soll den Pakt erfüllen und fordert dafür die Seelen von Menschen ein. Der Secret Service kommt Proctor auf die Schliche und bittet John Sinclair um Amtshilfe, als ein Agent des Geheimdienstes spurlos verschwindet …

|Achterbahn ins Jenseits|

Auf dem Gelände eines verfluchten Friedhofes gastiert ein Jahrmarkt mit einer gewinnbringenden Attraktion: eine gigantische Achterbahn, wie es sie weltweit nur äußerst selten gibt. John Sinclair und sein Freund Suko sollen die Gäste vor dem teuflischen Totengräber Lionel Hampton schützen, doch der Dämonendiener ist mächtiger als erwartet …

_Meine Meinung:_

Die Hörspielserie |John Sinclair| erfreut sich wachsender Beliebtheit und erreicht im Frühjahr diesen Jahres die magische Zahl der 50. Folge. Im Bereich des Erwachsenenhörspiels gibt es keine andere Serie, die mit einer derart stattlichen Summe an Hörspielfolgen aufwarten kann, sieht man einmal von der Vorgängerserie aus dem |Tonstudio Braun| ab. Längst ist auch die Serie aus dem Hause |WortArt|, produziert von Oliver Döring, Kult.

Der charmante Titelheld mit den coolen Sprüchen à la James Bond wird kongenial verkörpert von Frank Glaubrecht, der bereits in den hier neu aufgelegten Anfängen der Serie eine unglaubliche Souveränität an den Tag legte. Joachim Kerzel, sowieso ein Routinier, ist ein ebenso versierter Erzähler, der sich gut in die Dialoge einfügt und die Ereignisse mitreißend zu schildern versteht.

Ob eine Remastered-Version der Hörspiele Anklang finden wird, wird sich zeigen, doch die Idee an sich ist erst mal gar nicht schlecht, zumal der Preis von 14,95 € für drei Hörspiele äußerst günstig ist. Für den eifrigen Sammler und Besitzer aller Original-Hörspiele stellt sich allerdings schnell die Ernüchterung ein, denn die Musik unterscheidet sich nur in Nuancen vom Original und erweiterte, neue Szenen gibt es merklich nur in Folge eins, wo die Vampirin Clara Sanders noch mit Lara telefoniert, bevor sie John an die Gurgel springt. Einzig die Specials machen die Box noch für Fans der ersten Stunde interessant, obwohl es das Making-of auch als Bonus-CD in einem Romanheft gab. Wirklich originell ist allerdings das Interview mit den Hauptdarstellern, dem Produzenten Oliver Döring und dem Autor Jason Dark auf der dritten CD.

In der Folge „Achterbahn ins Jenseits“ gibt es darüber hinaus eine wesentliche Neubesetzung. Wird Sheila Conolly im Original noch von Birgitta Weizenegger gesprochen, so wurde in der Remastered-Version der Dialog mit Daniela Hoffmann neu eingesprochen. Sheila hört sich mit der neuen Stimme weitaus taffer an, und Daniela Hoffmann hat die Ehefrau von Bill Conolly auch in der Sonderedition 2 gesprochen. In weiteren Hörspielen gab es bereits eine Neubesetzung mit Ulrike Lau, doch letztendlich wurde sich für Daniela Hoffmann entschieden und so ergibt es Sinn, in einer Neuauflage die neue Stimme konsequent zu besetzen.

Für Neueinsteiger ist die Remastered-Box sicherlich ein echtes Schnäppchen und mit Sicherheit die erste Wahl. Besitzer der Original-Hörspiele sollten sich die Anschaffung jedoch genau überlegen, denn sonderlich viel Neues bieten die drei CDs nicht. Die Storys bieten solide Genrekost im Stil der guten, alten Heftromane der 70er und 80er Jahre. Nichts Weltbewegendes, aber gute und spannende Unterhaltung, die das Fernsehprogramm noch um Längen schlägt.

Äußerlich ist die Remastered-Box, dank des atmosphärischen Covers von Vincente Ballestar, ein Blickfang. Auf den schwarzen Rahmen wurde verzichtet, so dass die Titelbilder besser zur Geltung kommen. Bedauerlicherweise wurde der Schriftzug mit dem Serientitel ungünstig gesetzt und verdeckt zumindest auf den Booklets von Folge zwei und drei wesentliche Bestandteile des Covermotivs. Auch inhaltlich bieten die Begleithefte nichts Neues. Informationen zur Serie, zu den Sprechern und zu den Romanen wären ein netter Gimmick gewesen.

_Fazit:_

Günstige Hörspielbox mit den ersten drei spannenden Abenteuern des Geisterjägers John Sinclair in exzellenter Tonqualität. Die Zahl der neuen Szenen hält sich in Grenzen und der Fan erhält nur wenig mehr für sein Geld, als er durch die Original-Hörspiele ohnehin schon besitzt. Für Neueinsteiger bietet diese Box allerdings den idealen Einstieg und beinhaltet mit diversen Specials das optimale Bonusmaterial.

|178 Minuten auf 3 CDs
ISBN-13: 9783785737569|
http://www.sinclairhoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.wortart.de

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

_Florian Hilleberg_

Walker, Hugh / Birker, Thomas / Hajek, Joschi / Daber, Christian – Lebendig begraben (Dreamland Grusel, Folge 3)

Dreamland-Grusel 5: [„Wolfsnächte“ 5080
Dreamland-Grusel 6: [„Der Zombie-Macher von Tahiti“ 5117
Dreamland-Grusel 8: [„Mörderische Weihnachten“ 5430

_Handlung:_

Gerhard Bermann wird beinahe bei lebendigem Leib begraben. Im letzten Augenblick wird er vor einem grausigen Schicksal bewahrt, denn scheinbar wollte jemand den Mann vergiften. Doch bedauerlicherweise hat Bermann sein Gedächtnis verloren. Viel erschreckender ist, dass er nach dem Vorfall gut zwanzig Jahre jünger erscheint. Langsam kristallisiert sich heraus, dass er einen heftigen Streit mit einem gewissen Albert Geisler hatte. Als er den Mann zur Rede stellen will, trifft er nur dessen Tochter Franziska an. Diese erklärt ihm, dass ihr Vater in ihm ein Geschöpf des Teufels sieht, das vor langer Zeit einen Pakt mit dem Satan geschlossen hat, um ewiges Leben zu erlangen. Dafür würde ihm nun der Zwang zum Bösen anhaften, der dafür sorgen würde, dass Bermann Böses tun muss, um die Menschen in seiner Umgebung ins Verderben zu stürzen.

Bermann beschließt, seinen Heimatort zu verlassen, doch Geisler beabsichtigt nicht, ihn so leicht gehen zu lassen. Er hetzt seinem Kontrahenten zwei Schläger auf den Hals, die den vermeintlichen Hexer beseitigen sollen. Doch wieder kommt Bermann knapp mit dem Leben davon – erneut um gut zehn Jahre jünger. In einem anderen Dorf hofft Bermann ein neues Leben beginnen zu können, doch dann beginnt der Zwang zum Bösen erneut zu wirken und die Vergangenheit holt den Mann mit zerstörerischer Wucht ein …

_Meine Meinung:_

Ein Hörspiel nach einem Roman des großartigen Schriftstellers Hugh Walker ist wohl der Traum eines jeden Heftroman-Liebhabers. Die Titel, die Walker alias Hubert Straßl zeit seines Lebens für den Horror-Heftroman verfasste, kann man locker an zwei Händen abzählen. Umso eindringlicher und dichter sind seine Erzählungen, die sich durch ihre Subtilität von herkömmlicher Genrekost innerhalb des Heftromangenres abheben. Im Mittelpunkt stehen häufig normale Männer, die unvermittelt in einen Strudel des Schreckens gerissen werden.

Auch „Lebendig begraben“ bedient sich dieses Musters. Der Protagonist Gerhard Bermann fungiert zugleich als Erzähler, was bedeutet, dass der Hörer nie mehr weiß als die Hauptfigur der Geschichte – ein Umstand, der die Spannung zeitweise unerträglich macht. In der Hauptrolle ist Christian Rode zu hören, der zwar nicht mehr als Zwanzigjähriger durchgeht, aber dank seiner stimmlichen Präsenz und Leidenschaft eine derart überzeugende Arbeit abliefert, dass man diese Diskrepanz leicht verschmerzen kann. Im Gegensatz zu den anderen Folgen dieser Reihe fällt dieses Hörspiel durch seinen hohen Anteil an reinen Erzählertexten auf, was stellenweise den Eindruck erweckt, ein Hörbuch im CD-Player zu haben. Verstärkt wird dieser Eindruck natürlich dadurch, dass es kaum Gelegenheit gibt, mit bombastischen Effekten zu glänzen, was bei einer derartigen Story sowieso unangebracht wäre. Kleines Manko hier ist die Szene, in der Bermann von den Schlägern misshandelt wird. Die Prügelei hört sich an, als ob jemand mit einem Fensterladen geklappert hätte. Sehr viel Spaß scheinen die Schauspieler dagegen in den Sterbeszenen gehabt zu haben, die sehr geräuschvoll ausgefallen sind.

Obwohl der Großteil des Hörspiels von Christian Rode bestritten wird, ist das restliche Ensemble wieder ein Who-is-Who der deutschen Hörspielszene. Allen voran der grandiose, leider bereits verstorbene Peter Joseph Schmitz, der mit der Rolle als Albert Geisler sein letztes Hörspiel eingesprochen hat. Den Hörspiel-Fans ist er wohl am ehesten als „Der Spuk“ aus den alten |John Sinclair|-Hörspielen von |Tonstudio Braun| bekannt. Gerade in den letzten Szenen, in denen er sich mit Bermann auseinandersetzt, stiehlt er Rode glatt die Show – ein wahrhaft begnadeter Sprachkünstler. Nicht zu unterschätzen sind auch die weiblichen Stars Kerstin Draeger als Franziska Geisler und Gisela Trowe als Andrea Bermann. Letztere hat leider nur eine sehr kleine Rolle. Ebenfalls dabei sind Konrad Halver, Fabian Harloff, H. G. Francis, Horst Kurth und Carsten Bohn. Für die sparsam, aber dafür umso effektvoller eingesetzte Musik zeichnet sich natürlich Tom Steinbrecher verantwortlich, der eine wirklich sehr breite Palette an Stücken zu bieten hat, in der für jeden Anlass das Passende dabei zu sein scheint.

Als Bonus gibt es dieses Mal einen gefühlvollen Nachruf auf Peter Joseph Schmitz, der maßgeblich zum Erfolg dieses Hörspiels beiträgt. Die Coverillustration ist sehr atmosphärisch und wirkt äußerst bizarr und surreal – einfach, aber sehr wirkungsvoll. Im Booklet selbst finden sich zwei Fotografien des großartigen Sprechers Peter Joseph Schmitz; der restliche Platz wurde für Eigenwerbung genutzt. Eine Auflistung der kommerziellen Hörspiele, in denen Schmitz mitwirkte, wäre wünschenswert gewesen.

_Fazit:_

„Lebendig begraben“ ist immer noch die bis dato beste und atmosphärischste Folge der Reihe. Ein kleines Meisterwerk, das vor allem durch die grandiosen Sprecher Christian Rode und Peter Joseph Schmitz lebt, deren Leistung über die eine oder andere Schwäche hinwegsehen lässt.

|75 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 9783939066521|
http://www.ts-dreamland.de

_Florian Hilleberg_

King, Stephen – Nachtschicht 2 (Hörbuch)

_Inhalt:_

Das zweite Hörbuch mit Kurzgeschichten aus der Sammlung „Nachtschicht“ wird gelesen von Uli Krohm und enthält folgende Storys:

|Spätschicht|

Im Keller einer alten Spinnerei hausen monströse Ratten und machen für eine Handvoll Männer die außerplanmäßige Spätschicht zum Alptraum.

|Der Mann, der Blumen liebt|

Ein junger, gutaussehender Mann ist auf dem Weg zu seiner Verlobten und wird von allen Menschen, denen er begegnet, bewundert. Und doch hütet er ein dunkles Geheimnis …

|Der Wäschemangler|

In einer Wäscherei wird eine Frau bei einem Arbeitsunfall auf schreckliche Art und Weise getötet. Doch war es tatsächlich ein Unglück, oder haust in dem alten Wäschemangler ein böser Geist?

|Schlachtfeld|

Ein Auftragsmörder erhält ein Paket mit Spielzeugsoldaten, die nicht so leblos sind, wie es den Anschein hat. Ein Rachefeldzug der besonderen Art nimmt seinen Lauf.

|Quitters INC.|

Ein Mann versucht das Rauchen aufzugeben und wendet sich an die Firma Quitters INC. Doch diese hat reichlich fragwürdige Methoden, um ihren Kunden zu helfen. Heiligt der Zweck wirklich die Mittel?

|Ich weiß, was du brauchst|

Nachdem Elisabeths Freund bei einem mysteriösen Autounfall stirbt, tritt plötzlich Ed in ihr Leben, den sie vor ein paar Monaten aus den Augen verlor. Der junge Mann scheint ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen, und Elisabeth verliebt sich in ihn. Doch irgendetwas scheint mit Ed nicht zu stimmen. Ein dunkles Geheimnis umgibt den jungen Mann …

_Meine Meinung:_

Mit dieser Hörbuchausgabe präsentiert |Lübbe Audio| eine gelungene Auswahl origineller Kurzgeschichten aus dem Buch „Nachtschicht“ als günstige Alternative zum Selberlesen. Der Großteil der Geschichten wurde bereits verfilmt und gehört mit Sicherheit zu den bekanntesten Werken des Autors. Wie so oft spielt Stephen King gekonnt mit den Ängsten seiner Leser und Hörer, indem er Alltagssituationen zum Auslöser des Grauens macht und normale Menschen zu den Leidtragenden.

Während „Spätschicht“ und „Der Wäschemangler“ einen greifbaren, plakativen Schrecken bereithalten, bleibt der Horror in den anderen Storys stets subtil und hintergründig. „Schlachtfeld“ besitzt dabei noch stark ausgeprägte satirische Züge und wartet mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors auf.

Gelesen und interpretiert werden die Erzählungen von Uli Krohm, einem bekannten deutschen Schauspieler und Synchronsprecher, der mit seiner markanten Stimme einen erfrischenden Gegenpol zu Joachim Kerzel darstellt, der für die meisten Stephen-King-Hörbücher von |Lübbe Audio| engagiert wurde. Krohm ist ein begnadeter Sprecher, der jede Geschichte zu einem kleinen Erlebnis macht. Modulation, Aussprache und Sprechtempo harmonieren perfekt miteinander, ohne dass Krohm überzogen und unglaubwürdig klänge.

In der stabilen Klappbox aus Pappe findet der Hörer zudem umfassende Informationen und Porträtfotos von Sprecher und Autor.

_Fazit:_ Eine erstklassige Auswahl von Kurzgeschichten aus Stephen Kings Storysammlung „Nachtschicht“. Gelesen von Uli Krohm, steht der zweite Teil der Hörbuchumsetzung dem ersten in nichts nach – ein Muss für alle Fans von Stephen King.

|247 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Amerikanischen von Harro Christensen, Ingrid Herrmann, Bernd Seligmann u. a.
Titelgestaltung von Christin Wilhelm
ISBN-13: 978-3-7857-3766-8|
http://www.stephenking.com
http://www.luebbe-audio.de

_Mehr von Stephen King auf |Buchwurm.info|:_

[„Wahn“ 4952
[„Qual“ 4056
[„Sunset“ 5631
[„Brennen muss Salem – Illustrierte Fassung“ 3027
[„Brennen muss Salem“ 3831 (Hörbuch)
[„Briefe aus Jerusalem“ 3714 (Hörbuch)
[„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 (Hörbuch)
[„Puls“ 2383
[„Trucks“ 2327 (Hörbuch)
[„Colorado Kid“ 2090
[„The Green Mile“ 1857 (Hörbuch)
[„Das Leben und das Schreiben“ 1655
[„Atemtechnik“ 1618 (Hörbuch)
[„Todesmarsch“ 908
[„Der Turm“ 822 (Der Dunkle Turm VII)
[„Der Sturm des Jahrhunderts“ 535
[„Tommyknockers – Das Monstrum“ 461
[„Achterbahn“ 460
[„Danse Macabre – Die Welt des Horrors“ 454
[„Christine“ 453
[„Der Buick“ 438
[„Atlantis“ 322
[„Das Mädchen“ 115
[„Im Kabinett des Todes“ 85
[„Duddits – Dreamcatcher“ 45
[„Kinder des Zorns / Der Werwolf von Tarker Mills“ 5440 (Hörbuch)

_Florian Hilleberg_

Bionda, Alisha (Hg.) / Clauß / Ludwigs / Markert / Büchner / Bomann / Weissen / Hardebusch / Zietsch – Dark Ladies 1

_Inhalt:_

Der erste Band der zweiteiligen Anthologie „Dark Ladies“ vereint 13 Kurzgeschichten talentierter, meist namhafter deutscher Autoren.

Nach einem Vorwort der Herausgeberin Alisha Bionda entführt Martin Clauß den Leser bis an das Ende der Zeit, wo „Luzifers Schöpfung“ ihren Anfang nimmt. Sabine Ludwigs entlässt Gottes männermordende Dämonin „Machlath“. Günter Suda beschreibt in „Der letzte Pendelschlag“, wie stark der Einfluss einer Frau auf einen Mann sein kann. „Eiskalt“ geht es in Eva Markerts gleichnamiger Geschichte zu, in der eine dämonische Eisdrachin auf Beutezug geht. Barbara Büchner offenbart „Das Geheimnis“, und Martin Kay spekuliert in „Der Kuss Walhallas“ auf ein anregendes Leben nach dem Tod.

„Der Fluch der Hexengräfin“ von Corina Bomann ist eine fast schon klassische Gruselgeschichte, in der ein jahrhundertealter Fluch eine hochschwangere Frau trifft. Harald A. Weissen belauscht in „Stadttiere“ ein Kneipengespräch zwischen zwei Männern, in dessen Verlauf eine unglaubliche Geschichte von Mischwesen erzählt wird. Der Fantasyautor Christoph Hardebusch berichtet in „Tag & Nacht“, wie der Sohn sein gepeinigtes Volk gegen die Armee seiner bildschönen Mutter in die Schlacht schickt. Die Verlegerin und Autorin Uschi Zietsch erzählt das berühmte Märchen von „Dornröschen“ auf eine neue und düstere Art und Weise. Damian Wolfes „Hexenspiele“ nehmen für zwei Teenager ein böses Ende, während „Thanatos Muse“ von Lothar Nietsch den Protagonisten der Geschichte auf ewig straft. „Die, die tote Herzen bricht“ stammt direkt aus der Hölle und bereitet Peter, dank Boris Koch, den Himmel auf Erden.

_Meine Meinung:_

Die „Dark Ladies“ von Alisha Bionda bilden in dem ersten Band der zweiteiligen Anthologie einen abwechslungsreichen Reigen. Mal düster-melancholisch, mal unheimlich und schaurig sind die Geschichten, welche die oben genannten dreizehn Autoren zu Papier gebracht haben. Martin Clauß schrieb eine abenteuerliche Story mit einem interessanten Plot, der den Schöpfungsmythos ad absurdum führt. Blutig und unheimlich geht es dagegen bei Sabine Ludwigs zu, deren morbide Story „Machlath“ zeigt, wie weit eine Frau zu gehen bereit ist, wenn sie ein bestimmtes Ziel verfolgt.

Bestsellerautorin Barbara Büchner schrieb die kürzeste Geschichte dieser Sammlung und zugleich eine der einfühlsamsten: ein eindrucksvolles Zeugnis davon, dass man auch mit wenigen Worten sehr viel auszudrücken vermag. Die längste Story, von Corina Bomann, kommt da schon viel geradliniger daher und bietet dem Leser eine fast schon klassische Gruselgeschichte nach dem Schema düsterer Romantik-Thriller. Wer sich innerhalb des Genres ein wenig auskennt, weiß recht schnell, welche Richtung die Geschichte einschlägt. Mit einer Länge von über 50 Seiten ist „Der Fluch der Hexengräfin“ eigentlich schon eine Novelle, die handwerklich solide und stimmig ist, aber keine Überraschungen für den Leser parat hält.

Poetisch und leidenschaftlich zeigt sich Christoph Hardebusch mit seiner Mär von Tag und Nacht, die er literarisch sehr kunstvoll zum Besten gibt. Uschi Zietsch schrieb für die Anthologie eine schauerliche Dornröschen-Variante, und macht aus der lieblichen, aber langweiligen Prinzessin einen lasziven Vamp, der sich Riesenspinnen als Schoßtiere hält. Ebenfalls herausragend ist Boris Kochs Beitrag, der Humor und Erotik auf einzigartige Art und Weise verbindet und damit den krönenden Abschluss des ersten Bandes der „Dark Ladies“ bildet. Im Anhang erfährt der Leser mehr darüber, wer hinter den Geschichten steht.

Äußerlich gehören die „Dark Ladies“ zu den edelsten Anthologien auf dem deutschen Buchmarkt. Eine erstklassige Papierqualität bringt die wunderbaren Grafiken von Gaby Hylla auch in Schwarzweiß perfekt zur Geltung. Einige Bilder wirken aufgrund der 3D-Technik zwar etwas hölzern, doch der Großteil ist sehr kunstvoll ausgefallen und passt immer hervorragend zum Inhalt der Geschichten. Bei den Verschnörkelungen vor und nach den Storys sowie bei den Szenentrennern hat man sich ebenfalls sehr viel Mühe gegeben. Um dem guten Eindruck die Krone aufzusetzen, erwartet den Käufer ein einklappbarer Umschlag, auf dessen Innenseiten zusätzliche Grafiken aus Band zwei in Farbe zu betrachten sind.

_Fazit:_

„Dark Ladies“ ist eine wunderschön aufgemachte Anthologie mit dreizehn düsteren Geschichten über wahrhaft dunkle Damen. Abwechslungsreich und äußerst unterhaltsam präsentiert sich dem Leser fast die komplette Bandbreite der düsteren Phantastik.

|237 Seiten, kartoniert
Illustration von Gaby Hylla
ISBN-13: 9783927071254|
http://www.fabylon-verlag.de
http://www.alisha-bionda.net

_Florian Hilleberg_

Plischke, Thomas / Christiansen, Ole / Nigiani, Patricia / Portland, A. D. – Sacred 2: Fallen Angel – Der Schattenkrieger. Folge 3: Im Bann der Bestie

Folge 1: „Die Auferstehung“
Folge 2: „Das trügerische Paradies“

_Handlung:_

Garlan und Leandra befinden sich auf dem Weg nach Norden, auf der Suche nach der großen Maschine, als Leandra, die Halbelfe, eines Nachts von einem Werwolf angegriffen und schwer verletzt wird. Garlan kann die Bestie zwar vertreiben, aber nicht töten, und bringt Leandra ins nächstgelegene Dorf, dessen Bewohner zwar von der Bedrohung durch den Werwolf wissen, der Bestie aber hilflos gegenüberstehen.

Während Leandra bei einer alten Heilerin ihrer Genesung entgegenfiebert, bietet Garlan seine Hilfe an und bereitet sich auf den entscheidenden Kampf gegen die Bestie vor …

_Meine Meinung:_

In der dritten Folge schlägt die Serie nach dem gleichnamigen Computerspiel „Sacred 2: Der Schattenkrieger“ völlig neue Wege ein und setzt gekonnt Horror-Elemente ein, die der Fantasy-Kulisse frische Akzente verleihen. Die bedrückende Atmosphäre des Dorfes, das unter dem Bann der Bestie leidet, wurde dank realistischer Hintergrundgeräusche perfekt getroffen, und auch das Knurren und Brüllen des Werwolfs wirkt sehr beeindruckend. Die düstere Musik belebt die Szenerie mit unheilvollen, mittelalterlichen Klängen, während das Intro der Metal-Band |Blind Guardian| auch nach mehrmaligem Hören nichts von seinem Reiz einbüßt. Wieder einmal zeigt sich das Label |Weirdoz| als überaus vielseitig und versiert, was die technische Umsetzung ihrer Hörspiele betrifft.

Hinzu kommt eine sorgfältige Sprecherauswahl. Helmut Krauss als Erzähler, Thomas Fritsch als Garlan und Annabelle Krieg als Leandra sind erstklassig und werden von einer Riege professioneller Sprecher unterstützt, welche die Nebenrollen beleben. Nana Spier spricht die Tochter des Schmieds, Martin Sabel den Landadeligen Gernot. Ebenfalls mit dabei sind Heinz Ostermann, Klaus Dittmann, Eva Holdorf und viele andere mehr. Nicht weniger als 25 Sprecher (!) haben an dem fast 80-minütigen Hörspaß mitgewirkt, darunter auch die Macher von „Sacred 2“: Patricia Nigiani, Udo Baumhögger sowie die Skriptautoren Thomas Plischke und Ole Christiansen.

Doch ganz ohne Kritik kommt das insgesamt vierte Hörspiel des Labels |Weirdoz| dann doch nicht davon. Manchmal kränkeln die Sprechertexte zu sehr an der Anpassung an das Medium Hörspiel. Das wird vor allem deutlich, als Leandra im dunklen Wald von der Bestie umkreist wird und im gehetzten Selbstgespräch nach einer geeigneten Waffe sucht. Obwohl eine derartige Reaktion nicht unrealistisch ist, klingt sie in diesem Fall unpassend. Leider wird die Storyline um den Werwolf nicht abgeschlossen und endet mit einem recht unspektakulären Cliffhanger. Das hebt zwar die Spannung in Bezug auf den vierten Teil, lässt den Hörer in dieser Folge allerdings ein wenig in der Luft hängen.

Das Hörspiel sieht im Digi-Pack einfach großartig aus, und die Grafik vom Werwolf ist exorbitant gelungen. In Sachen Bookletgestaltung setzt |Weirdoz| genau das um, was bei vielen Hörspielserien mit komplexer Handlung schmerzlich vermisst wird: ein Glossar, ausführliche Personenbeschreibungen sowie ein ausführlicher Rückblick auf die ersten beiden Episoden.

_Fazit:_

„Im Bann der Bestie“ ist eine grandiose Fortsetzung mit einer originellen Handlung, die den typischen Werwolf-Horror mit Elementen der Fantasy kombiniert. 25 Sprecher geben vor einer beeindruckenden Klangkulisse ihr Bestes. Nur das Ende kommt ein wenig abrupt und spannungsarm daher.

|80 Minuten auf 1 CD
Titelillustration /Titelgestaltung von Sandra Tempus
Innenillustrationen von Ascaron Entertainment GmbH|
http://www.weirdoz.de
http://www.sacred2.com

Mehr „Sacred“ auf |Buchwurm.info|:

„Engelsblut“
„Sternental“
_Florian Hilleberg_

Dark, Jason / Tippner, Thomas – Bei Vollmond holt dich der Vampir (Geister-Schocker, Folge 1)

_Handlung:_

Jeff Spencer, Vertreter für Damenunterwäsche, bleibt mitten in der Nacht bei strömenden Regen mit dem Auto stehen. Die einzige Behausung weit und breit ist die prächtige, aber unheimlich anmutende Villa von Linus Mortimer. Der strenge, herrische Mann nimmt Spencer bei sich auf, der sofort von Mortimers Tochter Ellen gefangen ist. Ellen ist allerdings sehr bedrückt, und erzählt von seltsamen Dingen, die im Haus vor sich gehen.

Mitten in der Nacht erwacht Jeff Spencer und beobachtet, wie die beiden Söhne Mortimers, Paul und George, eine Leiche auf dem alten Friedhof verscharren, der hinter dem Haus liegt. Als Jeff den beiden Männern folgt, wird er von einer gespenstischen Frau angegriffen, die augenscheinlich ein Vampir ist. George und Paul vertreiben die Vampirin und schlagen Jeff besinnungslos. Am nächsten Tag behaupten sie, Jeff sei schlafgewandelt und die Treppe hinabgestürzt.

Der Vertreter für Damenunterwäsche ist sich sicher, dass hier etwas nicht stimmt. Er stellt Linus Mortimer zur Rede, der allerdings alle Vorwürfe gegen ihn und seine Familie abwiegelt. Auch der Sheriff schenkt Jeff Spencer keinen Glauben. Jeff beschließt auf eigene Faust, dem Spuk ein Ende zu bereiten, um Ellen aus den Fängen ihres machtbesessenen Vaters zu befreien – nicht ahnend, dass das nackte Grauen auf ihn wartet …

_Meine Meinung:_

Nun hat sich auch die |Romantruhe| an die Eroberung des Hörspielmarktes begeben und startet sein Programm mit einer klassischen Grusel-Reihe, in der Vertonungen von Heftromanen erscheinen. Die als „Geister-Schocker“ betitelte Reihe ist nach der gleichnamigen Roman-Edition benannt, die sich aber inhaltlich von den Hörspielen stark unterscheidet. Als Folge eins wurde ein Roman von Jason Dark ausgewählt, dem fleißigen Autor, der die Leser Woche für Woche mit seiner Erfolgsserie |John Sinclair| unterhält. Aus marktwirtschaftlicher Sicht sicherlich die richtige Entscheidung, denn der Name Jason Dark ist häufig auch den Nichtlesern der Heftromane ein Begriff und Hörspielfreunden durch die vielen John-Sinclair-Vertonungen geläufig. Für die Fans des Schriftstellers geht mit diesem Hörspiel mit Sicherheit ein Traum in Erfüllung, denn „Bei Vollmond holt dich der Vampir“ ist der zweite Gruselroman, den Jason Dark schrieb, und einer der wenigen Titel, in denen John Sinclair nicht mitspielt.

Für das Skript konnte Thomas Tippner gewonnen werden, der mit seiner Serie |Der Orden| bereits für viel Wirbel sorgte und auch die Spielbücher für die Serie |Gordon Black| geschrieben hat, die im Sommer 2009 erscheinen wird. Tippner hat den durchschnittlichen, anspruchslosen Gruselstoff in ein kurzweiliges Hörspiel umgewandelt, das genug Eigenständigkeit besitzt, um auch aus heutiger Sicht gut zu unterhalten. Dennoch ist die inhaltliche Nähe zum Roman vorhanden, und wenn man das Heft gelesen hat, wird man die Handlung im Hörspiel schnell wiedererkennen, die an vielen Stellen durch eine notwendige Portion Humor aufgelockert wird, der dem Hörspiel hörbar gut tut.

Sprachlich nicht unbedingt ausgefeilt, aber in seiner Machart durchaus an die Gruselserie von H. G. Francis erinnernd, überzeugt das Hörspiel vor allem durch die exorbitante Sprecherauswahl. Mit Helmut Krauss wurde ein grandioser Schauspieler angeworben, der als Erzähler einfach genial ist. Den Part von Jeff Spencer hat Reent Reins übernommen, der den harten Kerl der alten Schule ideal verkörpert und hier in einer seiner seltenen Hörspiel-Hauptrollen zu hören ist. Eine gute Wahl, denn einen der unzähligen Synchronsprecher bekannter Hollywoodstars zu nehmen, ist mittlerweile kein Novum mehr und lockt auch keinen Käufer hinter dem Ofen hervor. Die Macher haben sich auf die Anfänge besinnt und den Stars der Hörspielbranche zu neuen Ehren verholfen. Rainer ‚Larry Brent‘ Schmitt ist als bärbeißiger Sheriff zu hören, während seine einstige Partnerin Heidi ‚Morna Ulbrandson‘ Schaffrath als Gloria Mortimer brilliert. In der Rolle des Obdachlosen Alfie ist Eckard Dux zu hören, und Claus Fuchs darf dieses Mal einen Arzt und Leichenbeschauer spielen. Die Glanzlichter der Produktion sind allerdings Katja Brügger und Lutz Mackensy. Erstere spielt in einer der beklemmendsten und besten Szenen des Hörspiels eine Vampirin, die ihr Opfer zunächst in Sicherheit wiegt, um dann in einem wahren Blutrausch anzugreifen – eine Szene, die in ihrer Eindringlichkeit an das |Larry Brent|-Hörspiel „Marotsch, der Vampir-Killer“ erinnert. Lutz Mackensy spielt Linus Mortimer und hat damit die negative Hauptrolle inne. Mackensy gelingt es mühelos, die überheblich arrogante Art des Meistervampirs die gesamte Spielzeit über glaubhaft aufrechtzuerhalten – wieder ein eindrucksvoller Beweis für die Wandlungsfähigkeit des Schauspielers, der allein in seiner Stimme eine bemerkenswerte Ausdruckskraft besitzt.

Doch das beste Hörspiel ist nur die Hälfte wert, wenn die Hintergrundgeräusche und die Musik nicht stimmen. Da braucht man bei dem vorliegenden Hörspiel indes keine Sorgen zu haben. Die Effekte sind sehr realistisch und wurden perfekt abgemischt, so dass alles wie aus einem Guss wirkt. Für die Musik ist Tom Steinbrecher verantwortlich, der sich mit diesem Hörspielsoundtrack selbst übertroffen hat. Hier stimmt wahrlich jede einzelne Note, und der düstere Klang unterstützt die klassische Gruselatmosphäre auf eine hervorragende Art und Weise. Die Produzenten haben sich sehr viel Mühe gegeben und ein Gruselhörspiel geschaffen, das eine wunderbare Hommage an die alten |Europa|-Hörspiele und die Gruselheftromane gleichermaßen darstellt.

Bereits an der Titelgestaltung sieht der Käufer, dass er ein echtes Gruselhörspiel in Händen hält. Der Vampir im Dracula-Outfit wirkt zwar als Computergrafik ein wenig steril und kitschig, passt in seiner Gesamtheit aber perfekt zu Titel und Inhalt. Das Innenleben des Booklets wurde nicht nur für Eigenwerbung verwendet, sondern auch für eine Kurzvorstellung der wichtigsten Personen, ganz im Stil der Charakterbeschreibungen in den Heftromanen des |Pabel|-Verlags.

_Fazit:_

Mit viel Engagement wurde ein klassisches Gruselhörspiel mit erstklassigen Sprechern und einer düsteren Musikkulisse geschaffen, an dem die Fans ihre helle Freude haben werden. Man darf nur nicht den Fehler begehen, die Handlung logisch zu hinterfragen. Beherzigt man diesen Rat, wird man knapp 70 Minuten lang aufs Angenehmste unterhalten.

|Mit den Stimmen von: Heidi Schaffrath, Gabriele Wienand, Katja Brügger, Helmut Krauss, Lutz Mackensy, Helgo Liebig, Mario Hassert, Reent Reins, Rainer Schmitt, Claus Fuchs u. v. a.

70 Minuten auf 1 CD
Titelillustration von Del Nido
ISBN-13: 978-3-940812-20-9|
http://www.romantruhe.de

_Florian Hilleberg_

Vlcek, Ernst / Davenport, Neal / Göllner, Marco – Puppenmacher, Der (Dorian Hunter 3) (Hörspiel)

Folge 1: [„Im Zeichen des Bösen“ 5432
Folge 2: [„Das Henkersschwert“ 5477

_Handlung:_

Dorian Hunter wird vom Secret Service festgenommen und durch den Agenten Donald Chapman, einen zynischen Skeptiker, befragt. Schließlich bekommt Chapman die Anweisung von seinen Vorgesetzten, Hunter freizulassen und ihn bei einer Ermittlung zu Rate zu ziehen.

Der ehemalige Diplomat Lord Hayward ist der Ansicht, sein Sohn Phillip sei von Dämonen besessen. Coco soll den jungen Mann überwachen, verschwindet allerdings spurlos, während Dorian ein Päckchen vom ominösen Puppenmacher erhält. Darin befindet sich eine kleine, menschliche Puppe, die Dorian sogleich attackiert. Der Dämonenkiller ahnt, dass hinter dem vermeintlichen Besessenheitsfall mehr stecken muss. Und er liegt mit seiner Annahme richtig: Sein angeblicher Bruder, Roberto Copello, steckt hinter den Ereignissen und hat nun auch Coco Zamis in seiner Gewalt. Für Dorian beginnt ein Wettlauf mit der Zeit …

_Meine Meinung:_

Ein böse Geschichte, die hier vertont wurde, und immens wichtig für die Serienchronologie. Was Marco Göllner aus der Geschichte gemacht hat, ist wahrlich nichts für schwache Gemüter. Gerade die Szene zu Beginn, in welcher der Puppenmacher seine neueste Kreation quält und vergewaltigt, gerät stark an die Grenze zur Pietätlosigkeit. Derartiges in einem Unterhaltungshörspiel darzustellen, auch wenn es unter dem Prädikat „Horror“ läuft, ist immer bedenklich. Jeder Mensch weiß, wie schlimm solche Dinge sind und kann sich das auch anhand einer Andeutung vorstellen, ohne dass man solche Vorgänge derart ausführlich in Szene setzen muss.

Unabhängig davon ist diese Folge aber einfach grandios geworden und besticht durch eine düstere Handlung. Sehr anschaulich und authentisch ist vor allem Dorians Verhör durch Donald Chapman. Der zynische Agent wird hervorragend gespielt von Frank Felicetti, dem man die Rolle des Skeptikers sofort abnimmt. Auch Claudia Urbschat-Mingues beweist wieder mal, dass sie die Rolle der Coco Zamis zu Recht erhalten hat. Den Bösewicht Roberto Copello spricht Udo Schenk, der den perfiden Charakter des Dämons einfach genial zu vermitteln versteht. In der |Europa|-Version wird der Puppenmacher von Jürgen Thormann gespielt, der als Hommage an dieses Hörspiel in der vorliegenden Produktion den Part von Lord Hayward erhalten hat. Als Lady Hurst ist Gisela Trowe zu hören. Es ist jedes Mal ein Erlebnis, diese Schauspielerin zu hören, die auch nach all den Jahren nicht nachgelassen hat und immer noch mit sehr viel Kraft und Engagement ihre Rollen zu sprechen versteht.

Natürlich vergessen die Macher auch nicht, die Handlungsstränge späterer Folgen bereits anzureißen; in dieser Episode durch ein Telefongespräch zwischen dem Antiquitätenhändler Helnwein und einem gewissen Olivaro, der in Dorians späterem Leben eine wichtige Rolle spielen wird. Die Musik ist wieder ein Ohrenschmaus, der auch nicht ganz so aufdringlich wirkt wie in den ersten beiden Folgen.

Das Cover von Mark Freier ist erneut genial und zeigt den Puppenmacher in all seiner dämonischen Präsenz – ein Spitzencover, das jedem Hörspielfan sofort ins Auge fallen dürfte. Als kleinen Bonus erfährt man dieses Mal im Booklet ein wenig über den Skript-Autor und Regisseur Marco Göllner.

_Fazit:_

„Der Puppenmacher“ ist eine hervorragende Hörspielumsetzung des dritten Abenteuers von Dorian Hunter. Einige Szenen sind allerdings nichts für zarte Gemüter und die Altersempfehlung sollte unbedingt ernst genommen werden. Sprachlich und technisch ist die Folge jedoch perfekt.

|75 Minuten auf 1 CD
Skript und Regie: Marco Göllner
Sprecher: Thomas Schmuckert, Martin Semmelrogge, Jürgen Thormann, Gisela Trowe, Udo Schenk, David Nathan, Claudia Urbschat-Mingues u. v. m.
Musik: MoorlandMusic, Gene Hunt, Marcel Schweder
Titelmusik: Joachim Witt
Titelillustration/Titelfoto/Titelgestaltung von Mark Freier
Empfohlen ab 16 Jahren
ISBN-13: 978-3-936558-63-0|
http://www.zaubermond.de
http://www.marcogoellner.de

_Florian Hilleberg_