Band 1: „Terra Incognita“
Band 2: „Die falsche Ophyde“
Band 3: „Seufzer der Sterne“
Band 4: „Khengis Schatten“
Band 5: „Das letzte Geheimnis“
Band 6: „Aufstand der Spielfiguren“
Band 7: „Das Zeichen der Ythen“
Band 8: „Der Spiegel der Lügen“
Band 1: [„Die vergessene Insel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3795
Band 2: [„Die Gärten der Sangali“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4090
Band 3: [„Die weiße Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4457
Band 4: _“Die Blutbögen“_
_Story:_
Der Krieg in der von Gewalt dominierten Welt von Link Arkhoide steht kurz vor der absoluten Eskalation – und selbst diejenigen, die von den Göttern vorgesehen wurden, den Frieden zu bereiten, scheinen bei ihrem Kampf für Ordnung überfordert. Vor allem Slohka tut sich zunehmend schwerer, die vom Purpurnen manipulierte Gesandte Leidjill zu kontrollieren und mit ihrer Liebe eine Vereinigung zu schaffen, die Link Arkhoide vor der endgültigen Vernichtung bewahren könnte. Als die beiden nach einer heftigen Auseinandersetzung erfahren, dass Slhokas Heimatstadt Chadry-Bakan bereits vom Despoten vernichtet wurde, scheint die Zeit immer knapper, um die ultimative Waffe noch aufzuhalten. Während Leidjill sich immer weiter ihrem bitteren Schicksal hinzugeben scheint, verbündet sich Slhoka einmal mehr mit den Wilden vom Volk der Goldköpfe, um den Palast des Purpurnen zu zerstören und die vernichtenden Angriffspläne ein für allemal zu durchkreuzen. Doch das Opfer, dass der Gottgesandte hierfür erbringen muss, ist immens groß…
_Persönlicher Eindruck:_
Rascher als erwartet endet mit „Die Blutbrüder“ der erste Zyklus zu Godderidges Fantasy-Reihe „Slhoka“ mit dem nunmehr vierten band. Rascher deshalb, weil die Handlung im letzten Band sehr drastische Entwicklungen vorgenommen hat, die ein breiteres Finale sicherlich rechtfertigt hätten, aber eben nicht zwangsläufig zur Folge haben mussten. Denn, so beweist der Autor in „Die Blutbrüder: Es geeht auch anders – und rascher!
Die vierte Episode ist derweil in erster Linie von (teils blutiger) Action gezeichnet. Slhoka und seine Gefährten ziehen in ein finales Gefecht, dessen Blutzoll unheimlich groß ist, und welches von Zerstörungsarien und dramatischen, kleinen Wendungen gezeichnet wird, die den Plot nicht nur sehr lebendig halten, sondern auch das Tempo kurz vor Schluss noch ein gewaltig anstacheln. Dabei sind die Charakterzeichnungen souverän wie immer, allerdings auch noch mit einem Entwicklungsspielraum gemarkert, den Godderidge zu gegebenem Anlass auch sehr konsequent ausspielt. Vor allem der Werdegang des Hauptakteurs und Titelgebers nimmt noch einmal spektakuläre Formen an, bsi sich schließlich im Schlussszenario das angesprochene Spektakel regelrecht überschlägt.
Doch auch die Beziehungen unter den Charakteren werden weitergeformt, sei es nun Slhokas Liebe zu Leidjill odder am ende auch die verzweifelte Hatz nach Zuneigung, die Svendai betreibt, um doch noch Slhokas Gunst zu erhaschen – und dazu ist ihr jedes Mittel recht, welches den Plot auch spannungstechnisch ankurbeln könnte – und auch tut. Dass Godderidge dabei auch diverse tragende Figuren opfert, scheint in diesem Zusammenhang weniger überraschend, denn die Fronten waren bereits vorab abgestimmt, und auch wenn diverse überraschende Momente die Szenerie überlagern, geeht der Autor sehr linear vor, nicht jedoch ohne dabei die Individualität der Persönlichkeiten noch einmal zu schärfen.
Am Ende bleibt schließlich ein runder Abschluss und ein dezent eingeleiteter Cliffhanger, der als Vermittler zwischen dem nunmehr abgeschlossenen und dem hoffentlich schon bald folgenden Zyklus dient. Bedenklich ist einzig und alleine die angestiegene Brutalität, mit der „Die Blutbrüder“ gekennzeichnet ist. Ansonsten ist der abschließende vierte Band eine weitere Bereicherung für die Serie und das Genre als solches!
|Graphic Novel: 64 Seiten
Originaltitel: Slhoka: Les arches de sang
ISBN-13: 978-3939823483|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
Band 1: [„Blinde Passagiere“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6679
Band 2: [„Das Gefangenenschiff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6680
Band 3: [„Handel mit schwarzer Ware“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6700
Band 4: _“Die Stunde der Schlange“_
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2
_Story:_
Der Kampf gegen Hoels Vergiftung wird für Isa zum immer schwierigeren Unterfangen. Einerseits muss sie den Verführungen des Buchhalters Etienne des Viaroux widerstehen, andererseits plagen sie die Umstände des brutalen Sklavenhandels, in dessen Umfeld sie mit dem Sklavenschiff geraten ist. Als schließlich eine Einladung von König Kpengla folgt, darf sich Isa geerht fühlen, als erste weiße Frau in Abomey willkommen geheißen zu werden. Doch obschon sie dessen Respekt sofort erlangt, bekommt sie auch hier keine Ruhe: Die französischen Lustmolche hängen an ihrem Rockzipfel und wissen von ihrer Abhängigkeit von einem Gegengift. Während Hoel um sein Überleben bangt, bleibt Isa jedoch standhaft – ganz im Gegensatz zu Mary, die sich von John zunehmend gelangweilt fühlt und ihren Rock plötzlich für ganz neue Offerten lüftet …
_Persönlicher Eindruck:_
Im Gegensatz zu den vorherigen drei Episoden aus „Reisende im Wind“ ist der Story-Fortschritt in „Die Stunde der Schlange“ nicht so rasant. Der Plot beschränkt sich auf das Zentrum des Sklavenhandels und nimmt sich das Recht heraus, einzelne, noch neue Figuren etwas besser in die Handlung einzufügen – um sie kurz darauf wieder auszuradieren. Hauptdarstellerin Isa macht im vierten Band des Klassikers einige neue Bekanntschaften in der Heimat der ‚Wilden‘ und setzt ihre schier endlose Odyssee fort, in diesem Fall jedoch ohne hierbei wirklich weiterzukommen. Die Story stagniert zwar nicht, aber wenn man sich die Entwicklungsschritte der ersten drei Ausgaben der Serie vor Augen führt, geht es in diesem Fall weitaus langsamer vorwärts – dafür aber auch wesentlich brutaler.
Francois Bourgeon zeichnet sicher nicht ohne Hintergedanken ein sehr radikales Bild von der ‚Zucht‘ der Sklaven, macht gelegentlich sogar nachdenklich und ruft das Gewissen auf, den Wert eines Menschenlebens zu reflektieren. Andererseits entpuppt sich der Autor auch diesmal nicht als zügelloser Moralapostel, was sich einerseits in der sehr freizügigen Gestaltung seiner weiblichen Charaktere zeigt, aber eben auch in diesem relativ heftigen Ausbruch von Gewalt innerhalb „Reisende im Wind“.
Davon abgesehen wird auch die Sprache härter und gelegentlich aggressiver; die Charaktere, vor allem die beiden Damen im Vordergrund, behalten zwar ihren mittlerweile bekannten Charme, doch der Sprachgebrauch erreicht unbestritten ein neues Level – und daran muss man sich erst einmal gewöhnen.
Auf der anderen Seite verfolgt Bourgeon seinen Kurs strikt weiter und weicht nur vereinzelt von der klar definierten und auch vorgegebenen Storyline ab. Letztgenannte macht zwar nicht ganz so große Fortschritte wie zuvor, scheint indes aber auch langsam aber sicher auf die Ziellinie einzubiegen, selbst wenn im Anschluss noch insgesamt drei Episoden folgen werden. Aber die Handlung wird zum Ende hin wieder ganz klar eingekesselt und nimmt sich ein wenig vom Spielraum, den man kurz zuvor noch aufgebaut hatte – wahrscheinlich zugunsten eines ebenfalls recht fokussiert geplanten Finales. Doch dies ist vorerst noch Zukunftsmusik; „Die Stunde der Schlange“ ist bis dorthin zunächst noch ein Interludium mit gewohnter Klasse, aber mit nicht ganz so vielen überraschenden Wendungen wie vorab. Fans der Serie werden sich aber sicher dennoch nicht beschweren; denn unterm Strich bleibt der Unterhaltungswert auch in Folge 4 sehr hoch!
Band 1: [„Blinde Passagiere“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6679
Band 2: [„Das Gefangenenschiff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6680
Band 3: _“Handel mit schwarzer Ware“_
Band 4: „Die Stunde der Schlange“
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2
_Story:_
An Bord des Sklavenschiffes ‚Marie Caroline‘ steuern Hoel, Isabeau, Mary, ihr Gatte John und das frisch geborene Kind den afrikanischen Kontinent an, um dort vorläufig Frieden zu finden. Doch die Schiffspassage entpuppt sich als grausames Schicksal, da die Reisenden zunächst nicht wissen, welchen Zweck der große Segler tatsächlich verfolgt. Als das Schiff schließlich in Quidah an Land geht, wird vor allem Isabeau das schreckliche Ausmaß des Sklavenhandels bewusst. Im Saint-Louis de Grégoy macht die Gesellschaft Bekanntschaft mit Oliver de Montaguére, der bereits von den desertierten Damen und ihren Anhängen gehört hat. Doch es ist in erster Linie sein Buchhalter Estienne de Viaroux, der ein Auge auf die beiden Frauen geworfen hat und sogar eine folgenschwere Wette eingeht, sie eines Tages zum Opfer seiner fleischlichen Gelüste machen zu können. Von diesem Wunsch und der Furcht vor dem Verlust des finanzträchtigen Wetteinsatzes getrieben, lässt er kein Mittel aus, endlich einen Vorteil herauszuschlagen. Und als John immer weiter dem Alkohol verfällt und Hoel von einer unbekannten Krasnkheit befallen wird, scheint er alle Zügel fest in seinen Händen zu halten. Doch die verzweifelte Mary und die unverwüstliche Isabeau lassen sich nicht erpressen …
_Persönlicher Eindruck:_
Mit jedem weiteren Handlungsabschnitt offeriert Francois Bourgeon wieder neue Facetten seiner Story und insbesondere ihrer führenden Charaktere. Bereits in der letzten Episode nahm die Geschichte ein unglaublich hohes Tempo an und raste von Handlungsebene zu Handlungsebene, während die Charaktere teilweise einen sehr krassen Wandel durchliefen, der jedoch jederzeit glaubwürdig und für die gesamte Story sehr förderlich war. Und diesen Weg führt der Autor von „Reisende im Wind“ nun auch im dritten Kapitel seines Epos‘ fort, vielleicht sogar noch eine Spur beeindruckender als in den ersten beiden Bänden.
Die Geschichte nimmt bereits im Anschluss an den Cliffhanger von „Das Gefangenenschiff“ eine weitere Wendung und steuert analog zur eigentlichen Reise in einige parallel stattfindende Abenteuer. Dieses Mal sind es jedoch nicht nur die äußeren Umstände, denen ein besonderes Gewicht beigemessen wird. Erstmals kommt es auch zu internen Konflikten, ausgelöst zunächst durch diverse Eifersüchteleien, dann aber auch durch den Werdegang der beiden Männer an Bord bedingt, die sich immer weiter von ihren Geliebten zu distanzieren scheinen. Ständig steht die unmoralische Offerte von Monsieur Viaroux über den Geschehnissen, und auch wenn die Damen es problemlos schaffen, standhaft zu bleiben, drängen sich die Ereignisse um dessen Ungeduld und Fleischeslust. Dies hat zunächst einen raschen Anstieg des intriganten Teils der Handlung als Folge, dadurch auch einer weitere Tempoforcierung und schließlich auch als Konsequenz ein sehr kontrastreiches Programm aus schwarzem Humor, Action und sehr schön ausstaffierter Dramaturgie – oder zusammengefasst: Erneut spitzt sich die Szenerie in einem sehr weitläufigen Plot zu.
Unterdessen nehmen die Charaktere immer individuellere Eigenschaften an, sind gleichsam aber auch nicht mehr ganz durchschaubar. Einer lebenslustigen, nun aber verzweifelten Persönlichkeit wie Mary ist für die nächsten Episoden wirklich alles zuzutrauen. Hoel hingegen verändert sich nicht nur im Rahmen seiner plötzlichen Krankheit, und die eigentliche Protagonistin Isabeau springt ständig zwischen allen erdenklichen Charakterzügen, was der Erzählung ganz nebenbei die entsprechende Würze verleiht – mal ganz davon abgesehen, dass die eigentliche Inszenierung trotz ihrer vergleichsweise schlichten Züge noch viel intensiver wird.
Zum Schluss bleibt daher mal wieder eine Menge Begeisterung und ein Höchstmaß an Spannung ob des nächsten, fiesen Cliffhangers. „Reisende im Wind“ bestätigt einmal mehr seinen Anspruch, ein echter Comic-Klassiker zu sein, und entwirft mit „Handel mit schwarzer Ware“ eine weitere, absolut lesenswerte Episode!
|Graphic Novel: 56 Seiten
Originaltitel: Les passagers due vent – Le comptoir de Juda (1981)
ISBN-13: 978-3-86869-076-7|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
Band 1: _“Blinde Passagiere“_
Band 2: „Das Gefangenenschiff“
Band 3: „Handel mit schwarzer Ware“
Band 4: „Die Stunde der Schlange“
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2
Die Aufbereitung von Klassikern der franko-belgischen Comic-Historie gehört inzwischen zu den Spezialitäten des Splitter-Verlags. Insofern muss wohl nicht mehr besonders hervorgehoben werden, dass die themenspezifisch auf diesen Bereich spezialisierte Firma immerzu ein feines Händchen bei der Auswahl wirklich lohnenswerter Comics beweist. Dennoch kommt man nicht umher, ein besonderes Lob für die Neuauflage der bereits 1981 erstveröffentlichten, fünfteiligen Serie „Reisende im Wind“ auszusprechen. Anlässlich der gerade erst aufgelegten Fortsetzung, die unter den Ziffern 6.1 respektive 6.2 ebenfalls ins Verlagsprogramm gefunden haben, wird nun das Original in einer sehr schicken Aufmachung erneut zugänglich gemacht – und damit ein wirklich brillantes Kultwerk! Den Auftakt macht nun „Blinde Passagiere“, das ruhmreiche Debüt dieser Serie.
_Story:_
Ihre ganze Jugend hat die junge Adelige Isabeau de Marnaye damit zugebracht, die Folgen eines widerlichen Verrats auszubaden. Eher im Scherz hat sie damals mit ihrer besten Freundin Agnes aufgrund ihrer verheerenden Ähnlichkeit die Rollen getauscht, wurde infolgedessen jedoch alsbald in ein Kloster gebracht, wo Isabeau, die nun als Agnes aufwachsen musste, unter strengster Aufsicht gezüchtigt und erzogen wurde. Jahre später kommt es auf dem Schiff des leiblichen Bruders Benoit zu einem Wiedersehen der beiden vermeintlichen Freundinnen. Agnes ist inzwischen voll und ganz auf Isabeau angewiesen, die ihrerseits immer noch nach Rache sinnt und ihre verlorene Jugend nicht ungesühnt lassen möchte. Als der bretonische Matrose Hoel jedoch in ihr Leben tritt, ändern sich für Isabeau die Prioritäten. Sie rettet das Leben des zu Tode verurteilten Schiffsjungen und schließt mit ihm einen Pakt, von Bord der Fregatte zu fliehen. Doch als die Franzosen auf hoher See in ein Gefecht mit den englischen Feinden geraten, gerät der Plan Isabeaus durch mehrere grausame Zwischenfälle aus den Fugen …
_Persönlicher Eindruck:_
Keine Frage, das Alter des Originals ist in der Neufassung von „Reisende im Wind“ nicht zu verleugnen, strahlt aber auch einen ganz besonderen Charme aus, von dem die Reihe schon mit Beginn der Handlung zu profitieren weiß. Die liebevollen Details in den Zeichnungen sind hier zunächst ausschlaggebend, die relativ direkten Dialoge das nächste Element, welches aus einer anderen Comic-Generation stammt, hier jedoch unter Beweis stellt, wie zeitlos es bei der entsprechenden Qualität ist – und diesbezüglich muss man sich bei Bourgeons Klassiker keine Sorgen machen!
Die Story entwickelt sich derweil sehr temporeich und offeriert relativ bald ihre zunächst noch unvorhersehbare Tiefe. Es geht um weitaus mehr als um das Treiben an Bord eines französischen Nobelschiffes, was der Autor bei der Individualisierung seiner Charaktere ebenfalls zu einem sehr frühen Zeitpunkt herausstellt. Dabei ist es nicht nur Isabeau, die hier zu ihrem Recht kommt und ausführlich in die Geschichte eingeflochten wird, sondern auch ihre Kontrahenten wie etwa der naive, aber selten gutgesinnte Benoit, der noch gar nicht ahnt, welchen Hintergrund das freche Luder mit sich bringt, welches das Schiff inkognito unterwandert hat. Und dies ist nur einer von vielen Konflikten, auf denen die Story basiert, und von denen sie nachhaltig zehrt.
Unterdessen blüht „Blinde Passagiere“ von Seite zu Seite mehr auf; die Handlung kreiert mehrere kooperierende Stränge, während die Figuren mit Leidenschaft und sehr individuellen Ideen geformt werden. Vor allem die offenkundige Anti-Heldin Isabeau entwickelt hierbei eine ganz besondere Ausstrahlung, die man als unkonventionell bezeichnen könnte, die vor allem aber in ihrer weiteren Geschichte undurchdringlich wirkt – und somit einer Serie einen dezent mysteriösen Touch verpasst, die eigentlich gar nicht in diese Richtung zielen mag.
Diese Vielschichtigkeit auf Ebene der Persönlichkeiten und Story ist das große Plus dieser Serie, zwischenzeitlich abgelöst vom geschickten Spannungsaufbau, der sich hier ganz flink von Höhepunkt zu Höhepunkt hangelt und schlussendlich in einen fiesen Cliffhanger mündet. Auffällig ist zudem, dass relativ viel Content in die 48 Seiten eingebaut wurde. Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht, haben kurzzeitig auch mal einen Hang zur Hektik, bleiben aber dennoch im angenehmen Maße kompakt und nachvollziehbar.
Dennoch: Die Art und Weise, wie Vergangenheit und Gegenwart kombiniert und in Zusammenhang gebracht werden, ist bemerkenswert und schließlich das letzte größere Bonbon, das ausschließlich auf diesen Auftaktband gemünzt ist. Ob die weiteren Episoden dieses Niveau werden halten können, ist indes noch nicht erwiesen. Aber bei einer so straighten Arbeitsweise bzw. der erwähnten Zeitlosigkeit von Inhalt und Aufmachung braucht man sich darum eigentlich keine Sorgen machen. So ein überragender Blender kann „Blinde Passagiere“ nämlich nicht sein – geschweige denn ein Einzelfall!
|Graphic Novel: 47 Seiten
Originaltitel: Les passagers du vent – La fille sous la dunette
ISBN-13: 978-3868690743|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
Band 1: „Blinde Passagiere“
Band 2: _“Das Gefangenenschiff“_
Band 3: „Handel mit schwarzer Ware“
Band 4: „Die Stunde der Schlange“
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2
_Story:_
Die listige Befreiung von der französischen Flotte hat für Isa und ihre beiden Begleiter ganz unterschiedliche Folgen. Während die sprachgewandte Adlige die Freiheit genießen darf, müssen Major Michel de Saint-Quentin und Hoel ihrem Schicksal auf einem Gefangenenschiff entgegensehen, welches einige Meilen vor der britischen Küste lagert. Isabeau gelingt es derweil, ihre neue Vorgesetzte Mary, die bald ein Kind empfängt, auf ihre Seite zu schlagen und ihre Briefe über diesen Weg an Hoel zu richten. Tatsächlich geraten die Schriftstücke in die richtigen Hände, und im Zuge eines Leichentransports gelangen Michel und Hoel über einige Umwege wieder auf freien Fuß.
Doch der Aufenthalt in England bleibt unsicher, und da auch Marys einflussreicher Vater nichts von deren Schwangerschaft ahnt, beschließt man die gemeinsame Flucht. Am Heiligabend reist das Ensemble in der kalten Nacht zur Küste, wo mithilfe einer kleinen Gaunerin eine Passage erkauft wurde. Doch die Reisenden im Wind sehen sich nicht nur einem unaufhörlichen Unwetter ausgesetzt, sondern auch der Geburt von Marys Nachwuchs. Und selbst das beschwerdevolle Erreichen der französischen Küste ist für Isa und ihre Begleiter alles andere als der erhoffte Rettungsanker …
_Persönlicher Eindruck:_
Es ist einfach schön zu anzusehen, wie ein turbulentes Debüt größte Erwartungen schürt und man dementsprechend mit einer gewissen Skepsis ob der großen Dinge, die man sich erhofft, in das nächste Exemplar startet. Schließlich aber wird man mit einem kleinen Meilenstein im Comic-Genre entlohnt, der alle Befürchtungen, das riesige Niveau von „Blinde Passagiere“ können nicht aufrechterhalten werden, sprichwörtlich in alle Winde verweht. Francois Bourgeon hatte seinerzeit mit einem großartigen Erstling vorgelegt und einen der vielleicht wichtigsten Comics in der gesamten illustrierten frankobelgischen Szene entworfen, was unwiderruflich einen immensen Druck nach sich zog. Diesem zeigt der Autor von „Reisende im Wind“ sich jedoch absolut gewachsen und steigerte seine fantastischen Ansätze in „Das Gefangenenschiff“ gleich noch einmal zu einer reißerischen, aber auch sehr spannenden Fortsetzung, die der Gesamthandlung weitere Tore öffnen sollte – und ihr bereits zu diesem Zeitpunkt die vorläufige Krone aufsetzen konnte.
Im zweiten Band beschäftigt sich Bourgeon allerdings nicht mehr so sehr mit der Charakterformung als vielmehr mit der rasanten Weiterentwicklung der Story. Und erneut beobachtet man, wie der gute Mann enorm viel Input in die 48 Seiten hineinbringt, erstaunlich viele Wendungen in den Plot integriert, aber den Fokus nie abwendet, um die Story komplett auf den Kopf zu stellen. Obschon sich derartige Angebote gerade im mittleren Teil von „Das Gespensterschiff“ förmlich aufdrängen. Doch der Autor bleibt hartnäckig, arbeitet mal wieder auf mehreren Ebenen gleichzeitig, fügt Puzzlestücke zusammen, um sie kurz danach wieder auseinanderzureißen, und eröffnet auf nahezu jeder Seite einen neuen kleinen Komplex, der den Umfang der Serie kontinuierlich ausweitet.
All dies geschieht schließlich auch immer unter Berücksichtigung der vielsagenden Überschrift „Reisende im Wind“, die in der aktuellen Ausgabe kaum besser gewählt sein könnte. Erneut geraten die Figuren auf die stürmische See und erleben auch abseits orkanartige Situationen, insbesondere was das Erzähltempo betrifft. Ein waghalsiges Finale leitet schließlich in einen neuen gemeinen Cliffhanger über, der die ganze Klasse dieser Reihe zusammenfasst – und dabei dennoch einen überraschend entspannten Eindruck vermittelt. Dem Humor des Autors sei Dank. Bis hierhin hat man jedoch wieder reichlich Action, starke, fokussierte Dialoge, einen Spritzer Erotik und auch ein wenig Blutvergießen (allerdings im Rahmen) begutachtet und sich gleichsam an einer fantastischen Story gelabt. Wenn also eines bereits jetzt sicher ist, dann die Tatsache, dass dieser Re-Release zu den wertvollsten seiner Art und dieser Zeit gehört. „Das Gepensterschiff“ ist einmal mehr Comic-Entertainment auf allerhöchstem, zeitlosen Niveau!
|Graphic Novel: 47 Seiten
Originaltitel: Les passagers due vent – Le ponton
ISBN-13: 978-3868690750|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
1 [„Unter dem Mondlicht“ 5823
2 [„Das Tor des Vergessens“ 5824
3 _“Das Blutopfer“_
4 „Sobald die Nacht anbricht“
5 „Die Ankunft des Teufels“
6 „In alle Ewigkeit“
_Story:_
Mit letzter Kraft ist es der stolzen Anthea, dem alternden Ritter Arnulf und ihrem jungen Gefährten Arvid gelungen, dem Verlies von Aymon de Montgarac zu entfliehen und dessen rechter Hand, dem grausamen Galart, den Rücken zu kehren. Alsbald begeben sich die Gefährten, weiterhin gejagt von Montgaracs Häschern, auf die Suche nach dem entschwundenen Colbus, den Anthea bereits in den Ruinen von Malemort wittert. Doch die Reiese verläuft alles andere als friedlich: Galarts Männer lauern allerorts, und das Trio ist gezwungen, sich fortan zu trennen. Erst in der akuten Not gelingt es Anthea, ihren heimlichen Geliebten aufzuspüren und somit auch Arvids Leben zu retten. Doch wiederum zieht es Colbus zu Montgarac, dessen Neffe seinen Freunden kurz zuvor nach dem Leben trachtete – und wieder kommt es zum Duell der einstigen verbündeten, in dem sich Colbus und Galart einen blutigen Showdown liefern.
_Persönlicher Eindruck:_
Was Tempo, Struktur und inhaltliche Arrangements betrifft, hat „Die Legende von Malemort“ spätestens mit dem hier vorliegenden dritten Band ein absolut gesundes Maß gefunden. Die Story lebt weiterhin von ihrer Action und der drückenden Geschwindigkeit, ist ähnlich fokussiert wie der direkte Vorgänger „Das Tor des Vergessens“, kann hingegen auf atmosphärischer Ebene noch einmal zulegen. Gerade die Schlusssequenzen, die das erneute Aufeinandertreffen der beiden Widersacher Colbus und Montgarac beschreiben, zehren von einer grandiosen Inszenierung, die allen Pathos und Heldenmut, den eine derartige Story ebenso braucht wie einen galanten Spannungsaufbau, mit Hingabe auskostet, dass man als Leser schnell geneigt ist, einmal spontan zu applaudieren.
Derweil sind die Entwicklungen innerhalb der Handlung ebenfalls rasant: Während der Flucht aus Montgaracs Verlies, erfährt man interessante Hintergründe aus der erzählerischen Vergangenheit, begreift die Fehde zwischen den beiden Protagonisten schlagartig besser und kann auch den Handlungskomplex, der nun nicht allzu kompliziert ausgeweitet wird, auf Anhieb besser fassen und einordnen. Die Rollen der Figuren waren bereits im letzten Band näher erläutert worden, doch auch hier legt Autor Eric Stalner noch einmal nach und konzentriert sich vor allem auf die hübsche Anthea und ihre leidenschaftliche Aufopferungsgabe. Ferner wird ihr Verhältnis zu Colbus in dieser Ausgabe plöttzlich von einigen bedeutsamen Ereignissen verschärft – wobei es fatal wäre, diese Andeutungen noch näher auszuführen. Fest steht: Auch der zweite elementare Handlungsstrang, der sich nun einmal mit der ungleichen Liebe zwischen dem Nachtwandler und der Menschenfrau beschäftigt, kommt mit der dritten Episode endlich in Schwung und verändert die Ausgangsposition für die drei noch folgenden Bände noch einmal erheblich, selbst wenn dies zu erwarten war.
Von daher ist „Das Blutopfer“ der nächste Schritt in die richtige Richtung und in der Entwicklung der anfangs noch schwerfälligen Serie gerade wegen des rasch wachsenden Tempos ein Äquivalent zur zweiten Ausgabe von „Die Legende von Malemort“. Sieht man mal davon ab, dass sich der Autor weitestgehend konventioneller Muster bei der Themenwahl seines Fantasy-Plots bedient, ist sein Sechsteiler zur Halbzeit bereits eine echte Pflichtlektüre!
|Graphic Novel: 48 Seiten
Originaltitel: Le Roman de Malemort – Le don du sang
ISBN-13: 978-3-86869-023-1|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
1 [„Unter dem Mondlicht“ 5823
2 [„Das Tor des Vergessens“ 5824
3 „Das Blutopfer“
4 _“Sobald die Nacht anbricht“_
5 „Die Ankunft des Teufels“
6 „In alle Ewigkeit“
_Story:_
Der Kampf gegen die Inquisition ist vorerst beendet, und nach dem Tod von Galart und Montgarac fehlen der Bewegung auch jegliche Mittel, um Colbus, dem Grafen von Malemort, nachzustellen. Dieser wiederum verbündet sich nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Anthea erneut mit der Dame, die kürzlich ihr Blut für ihn hingegeben hat und begibt sich auf die Suche nach Joachim de Peyrac, der womöglich einen Weg kennt, Colbus endlich auch wieder das Tageslicht zu zeigen.
Unterdessen reisen die Gefährten zunächst alleine durch die Wälder und treffen dort mehrfach auf unliebsame Kumpanen, die nach ihrem Besitz und ihrem Leben trachten. Doch der Fährmann ist noch nicht bereit, den Kopf der beiden Ritter und ihrer schönen Begleiterin zu holen, bringt sie aber gleich wieder in neue Gefahren. Und während Colbus dessen Spur verfolgt und schließlich an Payracs Anwesen strandet, wartet bereits die nächste Intrige auf den gebeutelten Grafen …
_Persönlicher Eindruck:_
Es ist schon ziemlich eigenartig, dass Eric Stalner im vierten Band seiner sechsteiligen Fantasy-Reihe „Die Legende von Malemort“ plötzlich wieder ganz neue Wege einschlägt und das bestehende Konstrukt völlig aus den Fugen hebt. Dass nach den Ereignissen auf dem Hochsitz von Montgarac eine erhebliche Wendung durch den Plot schleichen würde, konnte man erwarten. Dass dabei aber direkt ein komplett neues Fass aufgemacht wird und Elemente in die Story einziehen, von denen bis dato nicht einmal der Ansatz einer Spur vorhanden war, bringt einige unverhoffte Zweifel an der Entwicklung der kompletten Serie zutage.
Der Autor wagt jedenfalls eine ganze Menge, schafft es in diesem Zusammenhang aber auch nicht ganz so elegant, den Cliffhanger des vorherigen Bandes aufzufangen und konsequent zu verwerten. Lediglich in den ersten Skizzen erfährt man noch ein bisschen über die Verbindung von Anthea und Colbus, doch welche Bedeutung der ‚blutige‘ Übergriff nach der Folterung durch Galart für die weitere Handlung hat, wird ausschließlich in der dritten Person des Erzählers angedeutet, aber eben nicht weiter verfolgt – noch nicht, soviel steht schließlich auch fest.
Nichtsdestotrotz scheint die Ausflucht in jenes seltsame Dorf, die Anthea und ihre beiden älteren Gefährten wagen, nicht ganz auf den Fokus der Story zugeschnitten, sondern eher schmückendes Beiwerk, um die Figuren bei Laune zu halten. Die Action rückt hierbei stellenweise zu stark in den Vordergrund und untergräbt zum Teil die eigentliche Story. Figuren wie den Fährmann einzufügen, sind in diesen Phasen aber gekonnte Schachzüge, die das Mysterium, ddss diese Serie umgibt, weiter zu füttern und die dichte Atmosphäre auch außerhalb der Tätigkeiten des Grafen von Malemort zu wahren. Dies ist letztendlich auch eine von Stalners großen Stärken: Er gestaltet jeden Charakter mit Hingabe und weckt daraufhin eine anhaltende Faszination, die auch die größtenteils konventionellen Gedankenzüge der vielen Figuren nicht mehr abschütteln können.
Somit gelingt es auch, die eigentlich nicht ganz so relevanten Parts zu umschiffen und im Finale von Episode 4 wieder jenen Spannungsbogen aufzugreifen, der in den letzten beiden Ausgaben eine immer steilere Kurve nehmen konnte. „Sobald die Nacht anbricht“ ist insofern sicherlich ein ungewöhnlicher Einschnitt in das Gesamtkonstrukt, aber definitiv eine gelungene Fortsetzung einer peu à peu stärker werdenden Comic-Reihe!
|Graphic Novel: 48 Seiten
Originaltitel: Le Roman de Malemort – Lorsque vient la nuit
ISBN-13: 978-3-86869-024-8|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
1 [„Unter dem Mondlicht“ 5823
2 [„Das Tor des Vergessens“ 5824
3 „Das Blutopfer“
4 „Sobald die Nacht anbricht“
5 _“Die Ankunft des Teufels“_
6 „In alle Ewigkeit“
_Story:_
Colbus von Malemort scheint endlich am Ziel seiner Reise angekommen: Joachim de Peyrac empfängt ihn mit offenen Armen und stellt ihm auch Anthea zur Seite, die ihm nun endgültig verfallen zu sein scheint. Doch kurze Zeit später taucht eine weitere junge Frau auf, die ebenfalls behauptet, Anthea zu sein – und erst jetzt begreift der Graf, dass er das Opfer eines weiteren intriganten Spiels geworden ist. Die falsche und die echte Anthea kämpfen um ihr Recht und zahlen dabei einen hohen Preis: Das Ende ihres menschlichen Daseins.
Unterdessen haben Malpethuis und Arnulf alle Hände voll zu tun, die Fährmänner in Schach zu halten und ihre fehlenden Emotionen für ihre Zwecke zu nutzen. Dennoch scheinen die grobschlächtigen Riesen überlegen. Bis es zu einer überraschenden Wende kommt …
_Persönlicher Eindruck:_
Mit „Die Ankunft des Teufels“ könnte sich der Kreis innerhalb der „Legende von Malemort“ grundsätzlich schließen. Die Geschichte steuert nach dem etwas verhaltenen Intermezzo, welches im letzten Band geboten war, schnurstracks auf die Ziellinie zu, bindet die zuletzt noch vermissten Querverweise auf die Beziehung zwischen Colbus und Anthea wieder ein und reißt auf den letzten Seiten ein Fass auf, welches als Open End ein kleiner Geniestreich für Herrn Stalner hätte werden können. Doch die Gewissheit, dass es noch ein sechstes Kapitel geben wird, nimmt ihm diesen stillen Triumph.
„Die Ankunft des Teufels“ ist indes der überzeugende Konter, der nach dem kleinen Einbruch in der vorherigen Ausgabe dringend nötig war, um „Die Legende von Malemort“ ein zweites Mal zu rehabilitieren. Die Spannungskurve nimmt mit einem Mal wieder einen steileren Verlauf an, obschon die Geschichte in ihrer Inszenierung immer schlichtere Züge annimmt und in ihrer Entwicklung immer besser durchschaubar wird. Dass der Graf von Malemort einem Ränkespiel zum Opfer fällt, ist die wohl offensichtlichste Methode, die Spannung anzukurbeln und die Dramaturgie, von der die Beziehung zu Anthea gezeichnet ist, noch ein wenig zu vertiefen. Und auch die kleinen Opfer, die die Handlung bringt, konnte man vorhersehen, da diverse Persönlichkeitsentwicklungen gar nichts anderes zuließen als das, was nun in der Nr. 5 geschieht.
Insofern ist die Berechenbarkeit des Inhalts nicht die Geheimwaffe, mit der der Autor hier zum Erfolg kommt. Stattdessen kann er auf seine Kompromisslosigkeit, die er während der einzelnen Tempoverschärfungen an den Tag legt, zählen und diese auch effizient einsetzen. Die Story wird immer strikter und straighter, die Nebenspielwiesen werden einem sehr fokussierten Strang geopfert, und da der Komplex nun auch im Hinblick auf die seinerzeit noch ungeklärten Hintergründe vollends nachvollziehbar ist, kann Stalner sich in seiner letzten, noch kommenden Geschichte jetzt voll und ganz darauf konzentrieren, dass hier wieder angeschnittene Verhältnis zwischen dem Blutsauger Colbus und der womöglich ebenfalls zum Vampir mutierenden Athena in einem würdigen Schlussakkord auszukosten.
Trotzdem hat man auf den letzten Seiten irgendwie das Gefühl, dass die Story eigentlich schon am Ende ist, weil sowohl Peyrac geschlagen scheint, als auch die unvermeidliche Transformation von Anthea ihren Vollzug erlebt. Es kann daher auch fast gar nicht anders weitergeführt werden, ohne noch einmal einen weiteren Strang einzuführen und das Ganze kurz vor Schluss noch einmal auf den Kopf zu stellen. Aber dieser Umstand beschreibt insgeheim das Potenzial dieses vorletzten Bandes. Die Spekulationen werden angeheizt, die Spannung wächst und damit auch die wiederhergestellte Begeisterung für eine sehr stimmungsvolle, nach wie vor atmosphärisch dichte, abwechslungsreiche Fantasy-Reihe. Wir freuen uns daher auch riesig auf das Finale!
In einer tiefen unterirdischen Kammer treffen drei Drachenritter aufeinander, ohne zu wissen, wer sie in diesen Raum geführt hat, welche Ursache dieser Aufenthalt hat und welchen Part sie derzeit einnehmen. Doch Mathilda, Loys und Oris wissen sich zu helfen, entkommen ihrer Behausung und kämpfen sich durch ein Heer von Mutanten, das ihnen den Weg an die Oberfläche verspertt. Aber was soll das alles?
Zur gleichen Zeit entfaltet das Übel in den Palästen der Obrigkeiten neue Kräfte. Gebündelt in den geheimen Laboren von Bruder Hassan, der über Jahre die Schriften der Gelehrten beherbergt, erforscht und insgeheim verblendet hat, breitet sich eine üble Macht aus, die durch zahlreiche Intrigen entlarvt und von einem bestialischen Verrat ans Licht gebracht wird. Doch nicht nur Hassan fällt dem Ränkespiel der noch lebenden Drachenritter zum Opfer; auch der Kaiser, der vor Jahren bereits einen Immunitätspakt mit den jungfräulichen Kämpferinnen besiegelt hatte, gerät ins Kreuzfeuer der Verdächtigungen und wird für das verschwinden so vieler Ritter verantwortlich gemacht. Gegen all ihre damaligen Überzeugungen schmieden die verbliebenen Damen einen Racheplan – und setzen damit das Vermächtnis des gesamten Ordens aufs Spiel …
_Persönlicher Eindruck:_
„Die Legende der Drachenritter“ kommt mit dem neunten Band langsam aber sicher an ihre kreativen Grenzen. Zwar steht auch „Die Verblendeten“ als unabhängige, nur sehr vage mit den übrigen Episoden zusammenhängende Story für sich alleine und arbeitet die Eigenständigkeit vor allem im intriganten Spiel der höheren Mächte heraus, jedoch schöpft die Handlung ihre Kraft inzwischen nicht mehr aus dem reichen Pool neuer Ideen, der noch zur Mitte der bis dato publizierten Einzelfolgen für die eine oder andere absolut überzeugende Ausgabe garantierte. „Die Verblendeten“ steht stattdessen eher im Schatten der besseren Momente aus dem „Drachenreiter“-Kosmos – und entpuppt sich schließlich als starrer Stereotyp, dem man lediglich im Bereich der Action lobenswerte Qualitäten nachsagen kann – und auch fairerweise muss.
Inhaltlich ist die Nr. 9 unterdessen eine echte Enttäuschung. Das Autorenduo Ange schafft es in letzter Instanz nicht, die beiden Hauptstränge zusammenzuführen und die angedeuteten Verbindungen zu älteren Bänden auch zu konkretisieren. Von älteren Pakten und unterschiedlichen Orden ist hier die Rede, von Bündnissen und Schriften aus der Vergangenheit, deren Wert allerdings nie wirklich herausgearbeitet wird. Stattdessen entwickelt man ein Mysterium um die Forschungen von Pater Hassan und hofft auf dessen Wirkung, die aber mit den nicht sonderlich überraschenden Schlusssequenzen wieder regelrecht verpufft.
Also müssen es wieder die ritterlichen Amazonen richten, deren pathetisches Auftreten mittlerweile auch niemanden mehr vom Hocker reißt, und deren aktuellen Ambitionen auch nicht viel mehr hergeben als den Grundstock für ein wenig Gemetzel, aber eben nicht für eine tiefgründige Story.
So kommt es zum Schluss, wie es leider kommen musste. Der Inhalt macht einen verbrauchten Eindruck, die latente Ideenlosigkeit wird zum Standard und die wenigen Hoffnungsschimmer, die man zumindest in einige der Figuren gesetzt hat, zerplatzen wie eine Seifenblase vor der fehlenden Anmut der relativ bieder in Szene gesetzten Emanzen. Wenn diese Serie auch ihre genialen Passagen hatte, so steht im Anschluss an „Die Verblendeten“ an erster Stelle der Wunsch, die Sache zu beenden, bevor man irgendwann im Zuge weiterer Rezitierungen die Würde des Gesamtplots aufs Spiel setzt. Andererseits: „Die Legende der Drachenritteer“ hat ein besseres Finale verdient, als es „Die Verblendeten“ je sein kann!
|Graphic Novel: 47 Seiten
Originaltitel: La geste des chevaliers dragons: aveugles
ISBN-13: 978-3-86869-122-1|
1 _“Die Hand der Fatima“_
2 „Die Höhle des Zerberus“
3 – nur angekündigt –
_Story:_
Jerusalem im Jahr 1174: Alamarich I., der geschwächte König, stirbt und hinterlässt sein Königreich dem jungen Balduin. Doch der Knabe scheint noch zu jung, um die Thronfolge anzunehmen und übergibt das Zepter zumindest inoffiziell an den verwandten Milon von Plancy. Allerdings ist die unsichere Stellung des Königs Nährboden für mehrere Komplotte. Raimund III. von Tripolis verlangt ebenfalls nach dem Thron, und als Milon ermordet und verstümmelt wird, liegt die Vermutung nahe, dass der leprakranke Balduin ebenfalls Opfer einer gewaltigen Intrige werden könnte.
Gemeinsam mit seinem Förderer, Wilhelm von Tyrus, reist er durch das Abendland und sucht nach den Gründen für den Tod des Gemeuchelten. Hierbei stoßen sie auf ein weiteres Mysterium: Zahlreiche Kinder verschwinden in Jerusalem, und jedes von ihnen trägt eine tätowierte Fatima auf dem Unterarm und ist Vollwaise. Balduin und Wilhelm untersuchen diesen Fall parallel und geraten dabei in einen gefährlichen Hinterhalt. Doch nicht nur im Dunstkreis de Mächtigen sind Mord und Gewalt ständige Begleiter. Auch der Orden der Templer, der zeitgleich eine neue Epoche einzuläuten gedenkt, startet zu einem Marsch, an dessen Ende die Lade mit dem fünften Evangelium stehen soll – jenes Schriftstück, welches das Christentum für alle Zeiten erschüttern soll!
_Persönlicher Eindruck:_
Bereits mit „Die Druiden“ hat Jean-Luc Istin ein finsteres Mittelalter-Drama geschaffen, welches zwar ganz klar aus dem Schatten eines Klassikers wie „Der Name der Rose“ heraus geboren wurde, mitsamt seiner finsteren Handlung, den starken Illustrationen und dem zum Ende hin wirklich überzeugenden Wendungen die Eigenständigkeit erlangte, die ein guter Fantasy-Comic benötigt, um seinen eigenen Charakter in der breiten Szene zu etablieren. Mit der neuen Trilogie „Das fünfte Evangelium“ will Istin jetzt genau dort anknüpfen und unterstreicht diese Ambitionen auch direkt im zeichnerischen Gesamtbild des Auftaktalbums „Die Hand der Fatima“. Finster, bösartig, manchmal auch beängstigend malen die Skizzen hier ein allzu beklemmendes Szenario, das in sehr lebendiger Wechselwirkung mit dem schwankenden Ausdruck der Story steht, für sich betrachtet aber mindestens eine genau so elementare Bedeutung für die Wirkung der Geschichte hat wie die Dialoge und das bis dato noch sehr komplexe Story-Konstrukt.
Letzteres ist zumindest in „Die Hand der Fatima“ ziemlich verworren; der Plot kommt nicht so richtig in Fahrt, weil die Rolle der beteiligten Figuren nur sehr unklar definiert wird und sich auch noch nicht herauskristallisiert, welche Passagen der Erzählung nun von besonderer Relevanz sind und inwiefern Istin hier nur schmückendes Beiwerk zur sphärischen Untermalung angehangen hat. Dies hat besonders in der ersten Hälfte des Auftakts klare Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung von „Das fünfte Evangelium“. Getreu dem Motto, Masse statt Klasse kommen viele Personen zum Zuge, es gibt Zeitsprünge und hektische Szenenwechsel, und bevor man sich versieht, ist bereits eine Menge geschehen, davon aber kaum etwas, was man auch schon adäquat einordnen könnte. Der Kern ist sehr vage beschrieben, und auch wenn man auf der Zielgerade in Erfahrung bringt, dass Balduin die tragende Figur der Story werden könnte und das versteckte Evangelium schließlich doch noch im Zentrum steht, kann man das Konzept von „Das fünfte Evangelium“ nur schwer greifen. Und hier entstehen dann auch erste klare Parallelen zu „Die Druiden“, eine Serie, die auch verhalten und ohne wirkliche Stringenz gestartet war, sich dann aber stetig weiterentwickelte und dann doch die genannten Fragen Schritt für Schritt beantworten konnte. Fragt sich allerdings nur, ob sich dieses Phänomen in diesem Fall wiederholen wird …
Bis zur noch ausbleibenden Erkenntnis muss man jedoch konstatieren, dass „Das fünfte Evangelium“ noch nicht die erforderliche Überzeugungskraft mit sich führt. Das Potenzial ist da, die Ideen auch, und selbst an den Charakterzeichnungen und Illustrationen gibt es rein gar nichts auszusetzen. Aber es ist noch nicht genug, vielleicht auch für eine Wertung zu wenig, in der Summe eben noch mit einer zu geringen Anzahl tatsächlich mitreißender Szenen. Und daran wird Istin – Potenzial hin oder her – in den nächsten Ausgaben noch zu knabbern haben. Denn mit der gerade anfangs sehr inkonsequenten Struktur hat er sich eine Hürde aufgestellt, die nur mit vielen schlüssigen Einwürfen und einer Masse an runden Szenen wieder zu kompensieren sein wird!
|Graphic Novel: 48 Seiten
Originaltitel: Le Cinquième Évangile – La Main de Fatima
ISBN-13: 978-3-86869-043-9|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu
_Jean-Luc Istin bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Geheimnis der Oghams“ (Die Druiden 1)“ 5607
[„Die weiße Stadt“ (Die Druiden 2)“ 5972
[„Die Lanze des Lug (Die Druiden 3)“ 5973
1 „Die Hand der Fatima“
2 _“Die Höhle des Zerberus“_
3 – nur angekündigt –
_Story:_
Vor Jahren war es Milon von Plancy eher zufällig gelungen, den Text des fünften Evangeliums in seine Hände zu bringen und die verheißungsvollen Worte mit Hilfe eines jungen Mädchens namens Akila zu übersetzen. Doch von Plancy wurde ermordet, und das Mädchen gilt seit längerer Zeit als verschollen – selbst der Orden der Tempelritter, der seit längerem eine konkrete Spur verfolgt, muss sich eingestehen, dass er machtlos gegen Milons Taktiken ist und dieser selbst nach seinem Tod noch ein bitteres Spiel mit denjenigen treibt, die das Evangelium des Judas, Jesus‘ Sohn, in ihren Besitz bringen wollen.
Seither nimmt das Gerangel um die verschollene Schrift immer brutalere Züge an: Odon von Saint-Armand, Leiter der Tempelritter, versucht die christliche Lehre zu verteidigen und erpresst jegliche Information mit grausamen Foltermethoden, die er selbst vor Christus als nötig betrachtet, um dessen Glaubenslehre zu wahren. Er lässt zahlreiche sarazenische Mädchen ermorden, die ebenso wie Akila das Zeichen der Fatima auf ihrem Arm tragen, in der Hoffnung, eines Tages das richtige Mädchen zu treffen. Saladin hingegen erkennt im fünften Evangelium den Schlüssel zur Unterwerfung des Christentums und zum Sieg über Balduin, den jungen König von Jerusalem. Dieser wiederum ersucht eine Audienz in Damaskus, um sich für die jüngsten Gräuel zu entschuldigen und einen Pakt mit Saladin zu schließen. Doch bevor das vermeintliche Zweckbündnisse Formen annehmen kann, taucht urplötzlich Akila wieder auf …
_Persönlicher Eindruck:_
Mit dem Abschluss des ersten von insgesamt nur drei Bänden durfte man schon erste Zweifel haben, inwiefern Jean-Luc Istin in der Geschichte um „Das fünfte Evangelium“ die Kurve bekommen und die Story in klarer strukturierte Bahnen lenken würde. „Die Druiden“, die vorangegangene, historische Serie des französischen Experten, schien hier ein geeignetes Vorbild, schließlich benötigte Istin auch hier eine gewisse Anlaufzeit, um den Plot unter Kontrolle zu bekommen und die verworrenen Arrangements linearer zu gestalten.
Infolgedessen ist man auch weitaus weniger überrascht, dass „Die Höhle des Zerberus“ deutlich kompakter aufgebaut ist und Istin die einzelnen Stränge viel konsequenter verfolgt. Der Autor färbt vor allem die wichtigen Charaktere transparenter und lässt sich beim Aufbau der gesamten Erzählung etwas mehr in die Karte schauen, so dass man dieses mal auch den Kern exakter erfassen kann. Der Bezug zum Titel wird plötzlich von der ersten Seite an hergestellt, dazu gesellen sich dann aber auch in kleinen Flashbacks Aufklärungen über den Background mancher treibender Kräfte aus „Das fünfte Evangelium“. Die Geheimnisse der inhaltlichen Vergangenheit werden dabei ebenfalls beleuchtet und vor allem das Undurchdringliche, das die erste Ausgabe noch so anstrengend unzugänglich machte, konkretisiert. Das verleiht der Story ein gesundes Fundament und auch den entsprechenden Nährboden, um die Entwicklung auch mit logischen Zügen voranzutreiben, ohne befürchten zu müssen, den Komplex noch unnötiger zu verkomplizieren – dies war in „Die Hand der Fatima“ schließlich schon grenzwertig in der dort gebotenen Ausprägung!
Davon abgesehen entpuppt sich „Das fünfte Evangelium“ mit den klareren Linien als reifer Fantasy-Comic mit historischem Hintergrund, hier und dort gewagt und zwischenzeitlich auch brutal in Wort und Bild, allerdings sehr authentisch adaptiert, aber eben auch nicht aufdringlich mit dem Tempelritter-Thema nervend. Dies war sicherlich auch eine der größeren Herausforderungen für die Gesamtkonzeption, nämlich einfach nicht wieder Ausgelutschtes neu zuzubereiten, sondern die Sache als Randthema anzunehmen und diese Basis zu nutzen, damit um sie herum eine eigenständige Handlung existieren und entstehen kann. Genau das ist in „Die Höhle des Zerberus“ nahezu perfekt gelungen. Die Geschichte ist lebendig, actionreich und dennoch zu einem gewissen Maße komplex, mehr oder weniger anspruchsvoll und zum Ende auch wesentlicher spannender als all das, was im zerstückelten Erstling noch in den Kinderbeinen zu stecken schien. Mit diesem Unterbau hat „Das fünfte Evangelium“ daher auch schlagartig noch das Zeug zum kleinen Genre-Klassiker bekommen, ungeachtet des unbestrittenen Fehlstarts dieser Splitter-Serie. Wer also von Band 1 enttäuscht war, sollte sich noch nicht einschüchtern lassen. Der Nachfolger hat durchaus das Potenzial, was man vermutete, aber letztlich nicht aufgetischt bekam!
Band 1: „Atlantis“
Band 2: _“Blue Beam Project“_
Band 3: „Exogenesis“
Band 4: „Prophezeiung“
Band 5: – nur angekündigt –
Band 6: – nur angekündigt –
_Story:_
Mehr als zwei Millionen Opfer haben die weltweiten Flugzeugkatastrophen gefordert, und dennoch scheint das Ende der gefühlten Apokalypse noch lange nicht in Sicht. Inzwischen wenden sich die wissenschaftlichen Fragen immer deutlicher gegen die US-Regierung, die im Verbund mit der NASA anscheinend bedrohliche Informationen zurückgehalten hat, die seinerzeit bei der ersten Mondlandung schon zur Diskussion standen. Der Mond sei infolgedessen nicht die Kraterlandschaft, die auf den retuschierten Aufnahmen zu sehen ist, und weitere Bilder zeigen, dass offenbar eine weitere Population dort ansässig ist, die das Geschehen auf der Erde seit einer undefinierten Zeit beobachtet.
Doch die Bevölkerung kommt nur vage mit diesen Informationen in Verbindung und ahnt noch nichts vom „Blue Beam Project“, einem ebenfalls von der NASA getragenen Projekt, welches sich mit der Etablierung einer neuen Religion beschäftigt und womöglich ebenfalls mit den nunmehr täglichen Ereignissen zur Mittagszeit in Verbindung steht.
Und während die Menschheit die Katastrophen am Bildschirm aufsaugt und in einen regelrechten Wahn verfällt, ist einer der beiden Überlebenden, der Stargolfer Tim Scott, wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel gestrandet und macht die Entdeckung seines Lebens …
_Persönlicher Eindruck:_
Es fühlt sich schon seltsam an, just in dem Moment, in dem man die Ereignisse des ersten Bandes verdaut hat, schon direkt die Konfrontation mit „Blue Beam Project“ zu suchen. Zu krass die Ideen, zu bildgewaltig die Inszenierung, zu unglaublich die versteckten Thesen und Theorien, mit denen Christophe Bec sein Konstrukt zusammenhält. Dennoch: Nach „Atlantis“ war der Wunsch, noch tiefer in „Prometheus“ einzudringen, kaum zu bändigen. Doch liefert die Fortsetzung wirklich halbwegs plausible Erklärungen für das Geschehene, geschweige denn eine wenigstens minimale Auflösung dessen, was der Leser zuvor erleben musste?
Nun, Bec lässt sich auf einen Kuhhandel ein und untermauert zumindest manche Aspekte der Handlung mit halbwegs handfesten Begründungen – die aber wiederum auf unzähligen weiteren Theorien basieren, die partiell sogar noch weiter hergeholt scheinen als all das, was man inhaltlich überhaupt schon greifen konnte. Der Autor hat ein Gespür dafür, Unfassbares noch unfassbarer zu gestalten und die Story realistisch und befremdlich zugleich zu inszenieren. Erst mit der Rechtfertigung einer fremden Rasse kommen konventionellen Züge ins Science-Fiction-Komplott und etwas Bodenständigkeit in den Plot. Oder mit anderen Worten: Man bekommt mit einem Mal Zugang!
Mit dem Vorwissen des Debütbandes ist „Project Blue Beam“ allerdings sowieso eine ganze Spur fokussierter ausgerichtet. Das Tempo bleibt hoch, jedoch sind die Wechsel zwischen den unterschiedlichen Strängen nicht mehr ganz so hektisch, was dem Leser erlaubt, in einigen Passagen die Tiefe auszukosten und nicht gleich wieder in den nächsten Strudel voller Zerwürfnisse und Verschwörungen geschleudert zu werden.
Außerdem bekommt man einen besseren Zugang zu den Protagonisten, deren Stellenwert in „Atlantis“ noch relativ gering schien, die jedoch mit und mit weiter in den Komplex hineingezogen werden und ebenso aufs Schachbrett gehören wie das tägliche Desaster. Und schon eröffnen sich für Bec neue Möglichkeiten, tiefer reichende Optionen und schließlich auch ständig genügend Räume, um weitere Lücken aufzureißen und mit erschreckenden Fakten zu füllen. Die plötzliche Entdeckung der unzerstörten |Titanic| gehört hier ebenso zum breiten Feld wie besagtes, im Titel erwähntes, aber eben nur vage beschriebenes Projekt.
Was bleibt, sind einige Monate Wartezeit bis zum großen, bereits in Band 3 bevorstehenden Finale, zahlreiche Frage und ein Riesencontainer voller Spekulationen. Damit ist dem Autor und seinem kongenialen Zeichner genau das gelungen, was man sich von „Blue Beam Project“ erhofft hat: ein wenig mehr Zielstrebigkeit, ein paar aufhellende Momente mit relevanten Erklärungen, aber auch eine Vertiefung der Mysterien, die „Prometheus“ begründen. Daher kann man schon zu diesem Zeitpunkt von einer der stärksten Serien aus dem französischen Raum überhaupt sprechen – ganz gleich, was in „Exogenesis“ noch alles geschehen mag!
Band 1: _“Atlantis“_
Band 2: „Blue Beam Project“
Band 3: „Exogenesis“ (erscheint am 15.11.2010)
Band 4: – nur angekündigt –
Band 5: – nur angekündigt –
Band 6: – nur angekündigt –
_Story:_
Es scheint der nächste Riesenerfolg der amerikanischen Raumfahrt zu werden: Die Atlantis startet am 21. September 2019 pünktlich zu ihrem Jungfernflug und hinterlässt im Kennedy Space Center begeisterte Gesichter. Doch um exakt 13:13 Uhr bricht der Kontakt ab – der Anfang eines gewaltigen Infernos.
Just zu dieser Uhrzeit ereignen sich rund um den Globus unvorstellbare Dinge; wie durch ein Wunder bleiben sämtliche Uhren stehen. Die Wissenschaft sucht händeringend nach der Ursache und ist selber verblüfft, als die Uhren exakt drei Stunden später wieder unbedarft ihren Betrieb aufnehmen. Zwei Tage später, 13:13 Uhr: Das verschollene, längst aufgegebene Schiff taucht wieder auf und landet in Cape Canaveral.
Allerdings sind die Zustände an Bord beängstigend; lediglich ein Kosmonaut hat das mysteriöse Unglück überlebt und sitzt in einer riesigen Blutlache. Einen Tag später zur gleichen Zeit tauchen in den Ozeanen plötzlich Schiffe auf, die seit Jahren und Jahrzehnten verschwunden sind. Und als am 25. September just um 13:13 Uhr sämtliche Flugzeuge abstürzen, wird der Menschheit gewahr, dass hier Kräfte walten, die weit über das hinausragen, was der Verstand erfassen kann …
_Persönlicher Eindruck:_
Der Auftaktband von „Prometheus“ hinterlässt eine große Summe ganz unterschiedlicher Fragen, von denen eine unter vielen anderen ganz klar hervorsticht: Wo hat Christophe Bec, Autor dieser frischen |Splitter|-Serie, die unglaublichen Ideen für diesen gewaltigen Komplex nur hergeholt? Die Story ist bereits nach 48 Seiten derart monströs, dass es kaum möglich ist, die vielen Details zu greifen und überhaupt zu verstehen, wie die Wechselwirkung all dieser erschreckenden Ereignisse noch in Worte zu fassen sind. Bec hat hier ein apokalyptisches Szenario entworfen, das fast schon zu groß für einen Comic scheint, wäre die eindringliche Kraft der Bilder, die sein Zeichner Sébastien Gérard geschaffen hat, nicht so beeindruckend.
Doch alleine die inhaltliche Basis ist ein Quell an innovativen Ideen, ein Science-Fiction-Epos mit völlig authentischer Wirkung, ein Hin und Her aus Emotionen, schwer verdaulichen Illustrationen und absolut unberechenbaren Wendungen und schließlich eine Geschichte, wie sie bereits hier kaum komplexer sein könnte, und die man keinesfalls dann in Angriff nehmen sollte, wenn man die bedenklichen Entwicklungen der jüngeren Weltpolitik und darin befindliche Erfahrungen wie 9/11 nicht sinngemäß verarbeiten kann.
Der Anspruch ist massiv, gerade wegen der sehr originellen Verstrickungen und der so unheimlich realistisch anmutenden Szenen, in die der Autor seine Leser entführt. Es ist faszinierend, wie sich die Dinge entwickeln, wie urplötzlich völlig neue Phänomene das bereits für kaum mehr steigerbar gehaltene, bestehende Szenario überlagern und den Komplex mit großen Schritten erweitern – und dabei sind die Geschehnisse im Jahre 2019 nur Teil einer bis dato kaum durchschaubaren, weil in ihrer immensen Aussage kaum fassbaren Verschwörung, die Bec als Autor auf Anhieb in die Elite des Splitter-Teams hineinführen sollte – und konsequenterweise auch muss.
Der Mann geht aber noch einen Schritt weiter, erstellt Querverweise zur griechischen Mythologie – der Titel der Reihe kommt also nicht von ungefähr -, startet mit einem gewaltigen Zeitsprung ins Peru des Mittelalters, für den er noch keine Erklärung hinterlässt, zieht Figuren wie etwa einen Stargolfer heran, mit denen man zum Abschluss der Story noch nichts anfangen kann, und wechselt die Stränge fast schon von Panel zu Panel. Als auf der letzten Seite das gesamte Konstrukt noch einmal über den Leser hereinbricht und ein kleiner Aha-Effekt den Cliffhanger besiegelt, weiß man alles und nichts – aber zumindest weiß man, dass der ausgeworfene Köder keine andere Option offenlässt als sofort anzubeißen und „Prometheus“ respektive „Atlantis“ zu verschlingen.
Nur Obacht: Es ist fatal, den ersten Band gelesen und den zweiten nicht griffbereit zu haben. So sehr, wie man sich hier selber in die Handlung vertieft, duldet die Fortsetzung absolut keinen Aufschub. Brillanter Auftakt einer brillanten Comic-Serie!
1 [„Ante Genesem“
2 _“Infernum in Terra“_
3 [„Pater Tenebrarum“
4 – nur angekündigt –
_Story:_
Auf der Suche nach Antworten begibt sich Jack Stanton durch die seltsame Landschaft, die einst die Erde gewesen sein soll. Alsbald findet er heraus, dass seine Rückkehr in die vermeintliche Heimat eine Illusion ist, denn in seiner kurzen Abwesenheit sind dort 30 Jahre vergangen, in denen die Landschaft nahezu gänzlich verwüstet wurde. Alles was geblieben ist, ist eine mutierte Rasse weniger auserlesener Menschen, die ihn sofort aufgreift und in ihm den gesuchten Propheten wähnt.
Jack landet auf einem Luftschiff und wird dort mit der jüngsten Menschheitsgeschichte konfrontiert, die für ihn absolut unwirklich und unglaubwürdig erscheint. Der Kapitän vermutet den Kalayeni in ihm, den Menschen, der laut der Prophezeiung die Erde retten wird und die diabolischen Kräfte vertreiben kann. Allerdings wehrt sich Stanton händeringend gegen diese Verantwortung – bis er mitsamt dem Luftschiff an jene Stelle gelangt, an der einst das religiöse Artefakt entdeckt wurde. Stanton stellt sich seiner vermeintlichen Berufung und plant die Rückkehr nach New York – denn dort erwartet ihn seit drei Dekaden ein Videoband des Mormonenpriesters Isaiah Inglemann …
_Persönlicher Eindruck:_
In der zweiten Episode seiner Gewaltsaga „Prophet“ lenkt Autor Xavier Dorison bereits ein wenig ein und öffnet von Beginn an mehrere Hintergründe zum kniffligen Komplex um den Wissenschaftler Jack Stanton und seine Odyssee durch die vermeintlich unwirkliche Welt. Die Gründe hierfür liegen natürlich auf der Hand: Die Serie, so viel weiß man nun, ist als Vierteiler konzipiert, und nachdem man in der ersten Episode bereits so weit ausgeholt hatte und es schwierig gewesen ist, noch ein größeres Fass zu öffnen, sind gewisse Fakten erst einmal notwendig, um die Handlung auf den nächsten Level zu bringen.
Hierbei geht das kreative Duo Dorison/Lauffray ähnlich elegant vor wie kürzlich beim Debüt, wagt derweil aber einen ziemlich heftigen Schritt in den Fantasybereich. In „Infernum In Terra“ wird ein recht umfassender, phantastischer Mythos erschaffen, der sich unmittelbar auf die Suggestionen im Serientitel bezieht, aber dennoch in seiner Ausstaffierung riskant und gewagt scheint. Inhalte wie angedeuteter religiöser Fanatismus schlummern ebenso im Background wie okkulte Themen und ein eigenwilliges Selbstportrait der Apokalypse, und all dies füttert einen Komplex, der eigenartig, manchmal schwer zugänglich, in seiner Ausarbeitung aber absolut genial ist.
Dabei ist es gar nicht so leicht, den Kern der Geschichte in der Gesamtbetrachtung zu fixieren. Natürlich ist es Stantons übertriebener Ehrgeiz, der hier als Ursache für die seltsamen Entwicklungen im modernen New York verantwortlich gemacht werden kann. Doch insgeheim steckt so viel mehr dahinter, sei es nun die Verbindung zu biblischen Themen, das Judgement-Day-Flair, die bedrückte Atmosphäre oder aber auch die rasante Action, die sich auch im zweiten Band dem sehr schnellen Erzähltempo anpasst – nur dass eben diesmal alles ein bisschen übersichtlicher gestaltet ist und die vormalige Hektik nahezu komplett verschwunden ist. Ein Lob gebührt in diesem Zusammenhang auch den perfekten, erneut ziemlich düster gehaltenen Illustrationen, die das Stimmungsbild beeindruckend wiederspiegeln und den Punkt auf das I setzen.
„Infernum In Terra“ bestätigt daher auch erwartungsgemäß die fabelhaften, wenn auch damals noch polarisierenden Eindrücke des Debüts und setzt einen Serienkomplex fort, den Fantasy-Comic-Liebhaber auf keinen Fall verpassen sollten!
1 [„Ante Genesem“ 6411
2 [„Infernum in Terra“ 6412
3 _“Pater Tenebrarum“_
4 – nur angekündigt –
_Story:_
Die Zeit drängt, und das Chaos droht, Überhand zu nehmen. Als sich Jack Stanton mit seinen neuen Gefährten Jahir und Athenais durch die Ruinen von New York schlägt, wird ihm schmerzlich bewusst, welche Verantwortung auf ihm, dem scheinbar auserwählten Propheten, dem Kalayeni, lastet. Doch Stanton stellt sich dem Kampf und überlebt nur mit viel Glück die Begegnung mit dem Heuler, dem stärksten Widersacher, der das Chaos verteidigt und die Welt an den Boden bringt. Aber dem einstigen Professor, der durch seine schriftlichen Offenbarungen erst den Sturz herbeiführte, bleibt keine andere Wahl, denn Stanton hat in der schweigsamen Athenais etwas entdeckt, das ihm neuen Lebensmut gibt, und das ihn antreibt, nicht aufzugeben. Athenais steht kurz vor der Mutation, und nur der Fund der sagenumwobenen Stele, die die Gottheit Mahata benannt hat, kann sie noch retten. Doch just in dem Moment, in dem Jack allen Mut zusammennehmen möchte, um sich dem Heuler ein weiteres Mal zu stellen, wird er vor Jahir als der Urheber des Unglücks entlarvt – und steht plötzlich allein in dieser befremdlichen neuen Welt!
_Persönlicher Eindruck:_
Die Situation spitzt sich zu, und die Brisanz wächst: Im dritten von insgesamt vier Bändern der Fantasy-Reihe „Prophet“, wird das Tempo noch einmal angezogen und die Dramaturgie der Handlung verschärft. Gleichermaßen kommt es zu einem raschen Wachstum der Action-Anteile, da Stanton und Co. sich ständig irgendwelchen Rangeleien und beinahe tödlichen Kämpfen in der Umgebung gegenüber sehen, die seinerzeit das moderne New York darstellte. Diese Entwicklung wiederum nimmt deutlichen Einfluss auf das äußere Erscheinungsbild des Comics. Die Illustrationen werden Schritt für Schritt abstrakter, die Stimmung dadurch immer düsterer, und nach und nach verschwimmen Realität, Fiktion und die Scheinrealität der Handlung immer deutlicher miteinander, bis man schließlich nur noch sehr schwer erfassen kann, welchen Weg der Plot nun final einzuschlagen gedenkt. Bis dann auf den letzten Seiten eine sehr unangenehme Klarheit den inhaltlichen Teil übermannt …
Die Geschichte nimmt in „Pater Tenebrarum“ eine ziemlich klare Linie an, auch wenn der eigentliche Komplex noch um viele weitere Nuancen angereichert wird. Und dennoch steht man vor dem letzten Abschnitt der gesamten Reihe und kann sich noch so viele Optionen ausmalen, welchen Weg der vermeintliche Prophet einschlagen wird, wie das Ganze endet, inwiefern überhaupt Hoffnung berechtigt ist, was zwischen Athenais und Jack geschehen wird, wie das Ganze mit den bisherigen Ereignissen (und den klug integrierten Flashbacks) verwurzelt ist, und welche Rolle Stantons Begleiter und die noch hinzugestoßenen Charaktere (rückwirkend auch seine einstige Lebensgefährtin Loreen, von der wir hier noch ein ganz besonderes Geheimnis erfahren) einnehmen werden. Die dritte Ausgabe reißt viele Themenabschnitte an, sorgt aber letzten Endes doch für eine inhaltliche Homogenität, die zuletzt aber von einer steten Unberechenbarkeit gezeichnet ist, mit der die Spannung kurz vor dem großen Finale an den Siedepunkt herangeführt wird. Analog zum Serientitel kann man für das noch folgende „De Profundis“ Großes prophezeit werden. So wie in „Pater Tenebrarum“ machen komplex verwinkelte, mystisch-phantastische Comic-Stories nämlich richtig Spaß!
Band 1: [„Red Dust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6410]
Band 2: [„Krieg ohne Hoffnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7189
Band 3: [„Die Wölfe von Wyoming“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7190
Band 4: [„Roter Himmel über Laramie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7191
Band 5: [„Das Tal ohne Licht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7193
Band 6: [„Rote Rebellen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7196
Band 7: [„Der Mann mit dem Teufelsfinger“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7197
Band 8: [„Die Sheriffs“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7198
Band 9: [„Die Feuerteufel von Wyoming“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7199
Band 10: [„Das Geheimnis um Algernon Brown“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7200
Band 11: [„Die Wilden“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7201
_Zeit für Legendäres_: Neben franko-belgischen Fantasy-Panels und philosphisch-komplexer Science-Fiction hat der Splitter Verlag jüngst mit „Juan Solo“ bereits einen kurzen Ausflug ins Western-Genre gewagt – jedoch im modernen Stil. Doch das Genre bzw. das Interesse für die Wildwest-Thematik sind haften geblieben, und es schien in der tat nur eine Frage der Zeit, bis die Sparte mit weiteren Beiträgen bedient wurde. Mit „Comanche“ folgt nun allerdings eine Serie, die regelrecht geschichtsträchtig ist und die Szene vor allem in den Siebzigern revolutionierte. Abgesehen von „Blueberry“ gilt die von Greg und Hermann erschaffene Reihe als die bis dato einflussreichste Western-Comic-Serie überhaupt. Kein Wunder also, dass die Vorankündigung bereits große Wellen schlug und die Veröffentlichung gerade von Fans der schwer erhältlichen Originale sehnlichst erwartet wurde!
_Story:_
Als der irische Cowboy Red Dust sich in das verschlagene Wildwest-Städtchen Greenstone Falls durchschlägt, staunt er nicht schlecht über die korrupten Machenschaften, die sich im Büro des Sheriffs und seiner Gefährten abspielen. Der stets betrunkene Sternträger und der hinterlistige Mr. Cathrell dulden absolut keinen Widerstand bei ihren intriganten Geschäften, und mit dem Kauf der Triple-Six-Ranch stehen sie schon vor dem nächsten Coup. Red Dust erfährt von den widerwärtigen Methoden und legt sich bereits bei seiner Ankunft mit Cathrell und seinen Leuten an. Kurz darauf heuert er bei Comanche, der Besitzerin der Ranch, an und bringt das Gut wieder auf Vordermann, muss aber auch mit ansehen, wie die korrupten Mühlen ihm nun endgültig Gegenwind ins Gesicht blasen. Doch Red Dust und sein schneller Revolver bleiben standhaft. Und während die Ranch stetig erweitert wird, plant Cathrell bereits den finalen Showdown, mit dem er Red Dust ins Grab und Comanche von der Ranch zu jagen gedenkt …
_Persönlicher Eindruck:_
Es braucht nicht sonderlich viel Zeit, bis man realisiert, dass diese erste Collector’s Edition etwas ganz, ganz Großes darstellt und einen weiteren historischen Punkt in der Laufbahn des Splitter Verlags markiert. „Comanche“ ist nicht nur inhaltlich einer der interessantesten und realitätsnächsten Western-Comics, sondern auch einer der wenigen Beiträge, bei denen die Klischees, die hier sicherlich zuhauf aufgefahren werden, nicht dauerhaft nerven. Im Gegenteil: Revolverhelden und Cowboys wie Red Dust, dem auch gleich der erste Titel gebührt, braucht das (Comic-)Land – zumal es solch starke Identifikationsfiguren und absolute Rundum-Helden bereits seit einiger Zeit nicht mehr gibt. Zumnindest außerhalb des Superhelden-Sektors …
Episode Nr. 1 bietet schließlich all das, was man von einer gesunden Western-Story erwartet: Der Kampf zwischen Nobodys gegen korrupte Obrigkeiten, Schmierereien, das klassische Ranchleben, Revolverduelle, flotte Sprüche, eine ordentliche Coolness auf Seiten der Hauptcharaktere und natürlich diese ganz bestimmten Happy Endings, wie man sie ebenfalls auch nur aus dieser Sparte kennt.
Mit Red Dust hat Chefdenker Greg unterdessen die Blaupause eines westlichen Action-Helden geschaffen. Eiskalt, gerechtigkeitsfanatisch, ideenreich und souverän in der Ausübung seines Jobs. Ihm gegenüber steht mit Comanche eine ebenso bestimmende Persönlichkeit und somit auch eine Figur, welche die feminine Seite im Western auf geradezu revolutionäre Art und Weise prägt, da sie letzten Endes den Part übernimmt, der sonst fast ausschließlich maskulin besetzt ist – und auch diese Darstellung ist dem Autor wirklich prima gelungen.
Bleibt noch die inhaltliche Ebene, und die ist nicht weniger souverän ausgeschmückt. Die einzelnen Kapitel bieten eine spannungsgeladene, actionreiche Gesamtstory, die schrittweise aufeinander aufbaut und im letzten Abschnitt auch einen würdigen Abschluss findet. Zusätzlich gibt es als Bonus noch die Kurzgeschichte ‚Erinnerst du dich, Kentucky?‘, die eine Art Prolog zu bestimmten Ereignissen in „Red Dust“ präsentiert und die Anfänge dokumentiert. Hiervon wird es in der Folge weitere Episoden geben, die an die Collector’s Edition als Extra-Schmankerl angehängt werden.
Quantität und Qualität sind also summa summarum mehr als befriedigend. Und gerade weil die Serie, deren Kern zwischen 1969 und 1982 geschrieben wurde, so lange abstinent war, aber doch so entscheidend für das gesamte Genre war, darf man auf „Comanche“ in der nun aufgebotenen Neuauflage nicht verzichten. Zumindest nicht, wenn man auf rauchende Colts und galante Cowboy-Action steht!
1 _“Ante Genesem“_
2 [„Infernum in Terra“ 6412
3 [„Pater Tenebrarum“ 6413
4 – nur angekündigt –
_Story:_
Als Jack Stanton gemeinsam mit dem renommierten Kollegen Alexander Kandel in den Gipfelregionen des Himalayas auf ein außergewöhnliches Relikt stößt, wird dem ehrgeizigen Wissenschaftler schnell bewusst, dass es sich hierbei um einen Fund von enormer historischer Tragweite handelt. Kandel, der die Entdeckung des monströsen Reliefs nicht überlebt, bittet Stanton in seinem letzten Atemzug, diesen Fund niemals publik zu machen. Doch der wesentlich jüngere Kollege missachtet diesen letzten Willen in seiner Erfolgsgier und veröffentlicht ein Buch zu diesem brisanten, nach außen hin unglaubwürdigen Thema – und schon bricht die Hölle über ihn hinein.
Kurz nach dem ersten Radiointerview zu seinem neuen Buch verübt ein Mormonenpriester einen Mordanschlag auf ihn, den Stanton aber ebenso überlebt wie das gewaltige Erdbeben, welches New York infolge eines gestrandeten Öltankers heimsucht. Als er schließlich mit seinem Auto von der Brooklyn Bridge stürzt und sich plötzlich in einer neuen Welt wiederfindet, muss Jack jedoch endgültig den Preis für seinen kompromisslosen Wissensdurst zahlen. Plötzlich holen ihn seine Dämonen wieder ein und verändern die Welt für ihn offenbar für immer …
_Persönlicher Eindruck:_
„Prophet“ gehört, so viel darf man ruhig schon einmal vorwegnehmen, zu den komplexeren Serien französischer Herkunft und gleichermaßen zu den Comics, deren philosophische Tragweite nur sehr, sehr schwer greifbar ist. Ein sehr spezieller Themenkreis wird hier angeschnitten, abstrakt transferiert und mit Mitteln bedient, die selbst für ein solches Projekt kaum unkonventioneller sein könnten – und schon haben Xavier Dorison und Mathieu Lauffray als Urheber der Geschichte sich in die unliebsame Schublade derjenigen Outputs gesetzt, die definitiv einen polarisierenden Effekt haben.
Die Geschichte und ihre tragenden Charaktere wirken im ersten Band „Ante Genesem“ bereits sehr befremdlich und eigenartig abstrahiert. Stanton als offenkundiger Protagonist beispielsweise ist absolut unscheinbar, als Mensch aber auch kaum zugänglich.
Er ist weder abstoßend in seinem karriereverrückten Handeln, noch ein Sympathieträger, dem man wünscht, heil durch die verschiedenen Zonen zu navigieren, die dieses erste Kapitel schon für ihn bereithält. Die Personen und Persönlichkeiten in „Ante Genesem“ wirken bei Weitem noch nicht so wichtig wie die Handlung selber, nicht zuletzt weil das angeschlagene Tempo vergleichsweise sehr hoch ist. Dorison wechselt beinahe im Sekundentakt die Szenarien und Schauplätze und sorgt für sich ständig überschlagene Ereignisse und Landschaftsbilder. Die Herausforderung an den Leser, der seinen Antihelden auf wenigen Seiten vom Himalaya durch die schillernde Welt New Yorks in die seltsame Hölle begleitet, in die das Schicksal Stanton führt, ist entsprechend groß. Zumal manche Passagen in der ersten Ausgabe – die Story erfordert es einfach – einer gewissen Hektik unterliegen.
Man durchschaut den Background nur marginal, und selbst wenn der Autor in der angefügten Nachlese ein paar Fakten preisgibt, was genau hinter Stantons außergewöhnlichen Odyssee steckt, ist alles noch schwer fassbar und begreiflich.
Dem gegenüber steht jedoch ein sehr actionreicher, unheimlich spannender Plot, der nicht nur mit einer gewaltigen Tiefe aufwartet, sondern eine Unberechenbarkeit ausstrahlt, die selbst für den experimentellen Bereich im Splitter-Katalog sehr ungewöhnlich ist. Damit mausert sich „Ante Genesem“ einerseits zu den interessantesten Debüts im Verlagsprogramm, nimmt aber andererseits auch die Stellung eines Projektes ein, an dem man sich locker die Zähne ausbeißen kann. Doch das darf man, bei allen polarisierenden Inhalten, auch gerne als Qualitätsmerkmal auffassen! Empfehlenswert, keine Frage!
Neulich im Umkleideraum eines Fitnessstudios. Ein Fremder steckt mir eine Pressemitteilung zu, die offensichtlich nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangen sollte. Bevor ich mir ein Handtuch umschwingen und „Hast du kein Zuhause?“ rufen konnte, war der Fremde auch schon wieder verschwunden. Wer war das? Ein Saboteur? Ein Comic-Leser? Der Hausmeister meiner Mucki-Bude? Fragen über Fragen. Während ich verwirrt mein Handtuch festhalte, beginne ich zu lesen:
|“Betrifft: Frank Chos »Jungle Girl«.
Für Interessierte, zur Kenntnisnahme.
Leidenschaft, Erfolg und Spaß bestimmen die Arbeit von Frank Cho, Doug Murray und Adriano Batista. Nach dieser Philosophie unterstützen sie ihre Leser bei dem Wunsch, besser auszusehen und ein positives Selbstbild zu entwickeln. Das Erfolgsteam ist begeistert von Comics, und das sollen die Leser spüren.
Attraktivität ist das Kernstück ihrer Arbeit. Ihr Motto »Einfach geile Comics lesen.« bringt das kurz und präzise auf den Punkt. Ihre Leser möchten straffe Körper, Explosionen und Dinosaurier sehen. Wie bereits bei »Shanna – The She Devil« steht auch ihr neuester Comic »Jungle Girl« für einen ehrlichen und humorvollen Umgang mit diesen speziellen Wünschen der männlichen Leserschaft.
Frank Cho und sein Team sind erfolgreich, weil ihnen ihre Arbeit Spaß macht. Dieses Gefühl möchten sie an ihre Leser weitergeben. Die Verleger von »Jungle Girl« unterstützen sie dabei. Dynamite Entertainment bietet seinen Fans eine einzigartige Erlebnis- und Lifestyle-Welt. Regelmäßig veranstaltet die Redaktion aus New Jersey spezielle Aktionen, zum Beispiel Variant-Cover, Gewinnspiele oder Wet-T-Shirt-Contests. Und die Leser können immer hautnah dabei sein. Wie bei Jana, der Hauptfigur von »Jungle Girl«, kommt jedes gezeichnete Good-Girl frisch aus dem Design- und Layout-Studio von Dynamite Entertainment. Leseproben gibt es natürlich auch. Außerdem sind alle Cover lackiert und abwaschbar. Kurz: Die Macher von »Jungle Girl« tun alles, damit ihre Fans Freude am Lesen haben.
Frank Cho und sein Team sind Profis in Sachen Comics. Warum? Weil sie sich auf das konzentrieren, was sie am besten können: Geschichten ohne Tiefgang, mit Popos, prallen Brüsten und Dinosauriern. Gemeinsam mit Erotik-Experten, Schönheitschirurgen und Steinzeit-Machos haben sie ein weltweit einzigartiges Lese- und Betreuungskonzept entwickelt. Für ihre Fans heißt das: jederzeit maximale Unterstützung, die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der halbnackten Tatsachen und individuell zugeschnittene Titten-Storys.
»Jungle Girl« ist ein hochwertiges, individuelles Comicprodukt zu einem unschlagbaren Preis. Diese hohe Qualität in den Bereichen Lese- und Masturbationstraining können die Macher den Lesern bieten, weil sie bewusst auf teure Zusatzangebote wie Inhalt, Charaktertiefe und Hintergrund verzichten. »Jungle Girl« zu lesen bedeutet, die Nummer eins des Dschungels zu lesen, gemeinsam mit Hunderttausenden Gleichgesinnter.“|
Band 1: [Das Lied von Anoroer]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6264
Band 2: Drekkars
_Story:_
Während in den Reihen der Menschen das jüngste Attentat auf den Königssohn und dessen gerade erst vermählte Schwester betrauert wird, herrscht auch bei den Drekkars Disharmonie. Der Hegemon hat eine Schar Partisanen um sich geschart und plant eine Rebellion gegen den Herrscher, um endlich Unabhängigkeit von dessen puristischer Monarchie zu erlangen und jenseits des Passes eine neue Stadt erbauen zu können. Doch der Justicar durchschaut das windige Treiben und klagt den Hegemon für den Mord an ein Ratsmitglied an, welches als Lieferant für eine lebenswichtige Droge einer der wichtigsten Verbündeten des Herrschers war. Als sich die Fronten verhärten und die jeweilige Gegenseite von den Plänen der Kontrahenten erfährt, sehen sich die Revoluzzer gezwungen zu handeln. Und statt den Pass zu verteidigen und das Bündnis mit den Drachen zu stärken, beginnen die Drekkars, ihr Volk in den Bürgerkrieg zu schicken …
_Persönlicher Eindruck:_
Überraschende Wendung in der „Söldner“-Story: Statt das Attentat auf die Armee des Königs aufzugreifen und den Spannungsbogen direkt an seinem bisherigen Höhepunkt anzunehmen, wechselt Autor Fabrice David unverhofft die Fronten und stellt im zweiten Kapitel seiner neuen Reihe die Gegenseite von Kriel und seinen neuen Verbündeten vor. Die Drekkars stehen, der Titel verheißt es bereits, im Rampenlicht, und mit ihnen eine der interessantesten, intrigantesten Gemeinschaften der jüngeren Comic-Historie.
Wie so oft, so geht auch hier die Faszination der Sache von der Boshaftigkeit der Charaktere und ihren revolutionären Plänen aus, von denen es wiederum in „Drekkars“ so einige gibt. Bevor es jedoch in die Vollen geht, gewährt der Autor einen weiteren Einblick in die Vergangenheit, verfasst hierbei einen Brief an den ursprünglichen König aus Sicht seines verräterischen Bruders und zeigt auch die Entstehung der bösen Brut. Erst dann führt David sein Publikum an das faszinierende Volk der Drekkars heran, bringt dessen Protagonisten vor, analysiert das komplexere Herrschaftssystem, nennt Motive und die Beweggründe der einzelnen Sparten und schafft es hierbei prima, die Fehde bis auf die Spitze zu treiben und ihr einen absolut intelligenten Charakter zu verpassen – und dies wohlgemerkt vor einem Volk, dessen Charakterzüge im Grunde genommen von durchgängiger Primitivität gezeichnet sind!
Ähnlich wie das hinterlistige Treiben der Menschen sich in der ersten Ausgabe manifestiert hat, kommt es nun auch auf der verfeindeten Seite zu Ungereimtheiten, deren Ausschmückung offenkundig eines von Davids Steckenpferden ist. In kürzester Zeit kreiert er eine sehr intensive Atmosphäre, reizt die Spannung weitaus klarer aus als im Debüt, wird bei der Beschreibung seiner Figuren konkreter und spannt in den letzten Panels dann doch noch den Bogen zu den Ereignissen aus dem vorangegangenen Kapitel. Und spätestens hier wird einem wieder offenbar, dass „Söldner“ ganz klar zu den großen Namen im Splitter-Katalog gehört. Und das schon nach zwei Fünfteln Teilstrecke …