Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Nicholson, William – Jango (Der Orden der edlen Krieger II)

Der Orden der edlen Krieger I: [„Sucher“ 3817

Sucher, Morgenstern und der Wildling haben den ersten Teil ihrer Ausbildung zum Edlen Krieger beendet. Eigentlich sollten sie stolz sein. Doch sowohl Morgenstern als auch der Wildling haben mit Problemen zu kämpfen. Der Einzige, der in seinem Element zu sein scheint, ist Sucher. Als er eine besonders schwere Prüfung besteht, werden ihm Kräfte verliehen, die selbst die geballte Macht aller Nomana zusammengenommen weit übersteigen.

Während der Wildling von den Zinnen des Nom springt, um der Strafe für eine Regelverletzung zu entgehen, und der Rat darum ringt, was er mit Sucher und seiner unermesslichen Macht anfangen soll, schickt einer der Noma Sucher insgeheim auf eine gefährliche Reise: Sucher soll die Savanter finden, den geheimnisvollen Feind, der das Verlorene Kind bedroht. Zusammen mit Morgenstern, die den Wildling wiederfinden will, verlässt Sucher den Nom …

Unterdessen muss sich Sören Similin, der frühere Sekretär des Königs von Radiosa, der nach dem Umsturz die Macht über die Stadt an sich gerissen hat, mit einem riesigen Heer berittener Krieger herumschlagen, deren selbstherrlicher und rücksichtsloser Feldherr Amrot Jahan fest entschlossen ist, die ganze Welt zu unterwerfen. Mit List und Tücke kann Similin Jahan zu einem Heerzug gegen die Nomana überreden und hofft dabei, dass bei einer Schlacht zwischen Jahans Truppen und den Nomana beide vernichtet werden und er als lachender Dritter übrig bleibt. Doch er hat seine Rechnung ohne den verrückten, kleinen Wissenschaftler Evor Ortus und sein geladenes Wasser gemacht …

_Die gelungene Charakterzeichnung_, die William Nicholson im ersten Band des Zyklus aufgebaut hat, hat auch in der Fortsetzung nichts von ihrer Kraft verloren.

Die Entwicklung der drei Protagonisten, selbst Morgensterns plötzlich erwachende Liebe zum Wildling, sind auf eine Weise beschrieben, dass sie zu keiner Zeit unglaubwürdig oder gekünstelt wirken, und keiner der drei trägt durch die Entwicklung seines Charakters Brüche davon. Zudem wirken die Gedanken und Gefühle der drei sehr lebendig und nachvollziehbar und bieten eine Menge Identifikationspotential.

Aber nicht nur die Darstellung der drei jugendlichen Helden, auch die Ausarbeitung ihrer Gegner hat mir gut gefallen:

Sören Similin ist noch immer der eitle und hochmütige Mann, der sich für etwas Besseres hält. Und tatsächlich ist er ja auch durchaus gewitzt, was sich in seinem Empfang für den Jahan deutlich zeigt. Und wie jeder hochmütige und mächtige Mann beginnt er, sich gegen die Stimme in seinem Kopf, der er bisher gedient hat, aufzulehnen, seine eigenen Pläne zu schmieden, denen er aber offenbar nicht ganz traut, denn als die Situation sich zuspitzt, wird er zunehmend nervöser, ängstlicher, hibbeliger. Und empfänglich für die Rache derer, die er in seinem Hochmut abfällig behandelt hat.

Der Jahan ist schlicht und einfach ein grober Klotz, stur, stolz und ein wenig bauernschlau. Was er denn mit der Welt anfangen sollte, wenn er sie vollständig erobert hat, daran hat er offenbar noch keinen einzigen Gedanken verschwendet. Im Grunde geht es ihm nur darum, dass alle ihm gehorchen und ihm ihre Ehrerbietung erweisen müssen. Wer es wagt, ihm Widerstand zu leisten, wird einfach in den Boden gestampft.

So treffend die Darstellung der einzelnen Figuren bis hin zum kleinen, aber gerissenen Professor und seiner genial boshaften Rache auch ist, der eigentliche Feind ist immer noch ein vager Schemen. Im Laufe der Geschichte wird angedeutet, dass es sich um ehemalige Nomana handelt. Aber selbst als Sucher einigen von ihnen gegenübersteht, werden sie lediglich als sehr alte Männer und Frauen beschrieben, die tatsächlich über Fähigkeiten der Nomana verfügen. Noch hat keiner von ihnen eine Vergangenheit, nur ein einziger Name fällt, und warum die Suche der Savanter nach ewiger Jugend so gefährlich für das Verlorene Kind sein sollte, ist ebenfalls noch nicht klar.

Das zeigt deutlich, dass das Auftauchen von Jahans Kriegerhorden, sein intrigantes Gerangel mit Similin und die Schlacht gegen die Nomana lediglich den Rahmen für die eigentliche Geschichte bilden. Das ist keineswegs abwertend gemeint. Die mehr oder weniger tumben Versuche von Jahans Söhnen, das Waldmädchen Echo für sich zu gewinnen, brachten eine Spur Humor in die Handlung, und es war sehr interessant, Jahans Reaktionen auf den fortwährenden Trotz des Waldmädchens Echo zu beobachten sowie die ständigen Versuche Jahans und Similins, den jeweils anderen zu benutzen und dann übers Ohr zu hauen.

_Mit anderen Worten_: Während der Autor vordergründig eine unterhaltsame und gegen Ende auch spannende Geschichte über Intrigen und Krieg erzählt, läuft der eigentliche rote Faden fast unbewegt nebenher. Tatsächlich zeigt der Handlungsstrang um Sucher weit weniger äußere Bewegung als der um Jahan und Similin, dafür weit mehr innere Unsicherheit. Suchers Gedanken spiegeln all die Geheimnisse und Fragen wider, welche der Autor bisher unbeantwortet gelassen hat und welche die Neugier des Lesers und damit auch die Grundspannung des Buches in den nächsten Band transportieren. Wer also wissen will, wer dieser freundliche alte Mann mit den guten Ratschlägen und dem Namen Jango wirklich ist, oder was genau es mit den Renegaten in der Landwolke auf sich hat, der wird wohl den dritten Band lesen müssen. Das dürfte aber nach dem, was die ersten beiden Bände geboten haben, kaum Überwindung kosten. Bisher war die Trilogie zwar keine allzu anspruchsvolle, aber durchaus eine angenehme Lektüre.

_William Nicholson_ ist Brite und arbeitete nach seinem Anglistikstudium zunächst für die BBC. Inzwischen ist er Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Aus seiner Feder stammen „Die Gesellschaft der Anderen“ sowie im Jugendbuchbereich die |Aramanth|-Trilogie. Er schrieb die Drehbücher für „Nell“ und „Der Marsch“ sowie für „Gladiator“, mit dem er für den Oscar nominiert wurde. Der dritte Teil der Trilogie |Der Orden der edlen Krieger| soll unter dem Titel „Noman“ im Oktober dieses Jahres auf Deutsch erscheinen.

[Verlagsspezial über William Nicholson 3817
http://www.dtvjunior.de
http://www.williamnicholson.co.uk

Brennan, Herbie – Elfenlord, Der (Faerie Wars 4)

Band 1: [„Das Elfenportal“ 313
Band 2: [„Der Purpurkaiser“ 1249
Band 3: [„Der Elfenpakt“ 2959

Henry hat die Entscheidung, in seine Welt zurückzukehren, inzwischen mehrfach bereut. Umso erfreuter ist er, als bei einem seiner Besuche in Mr. Fogartys Haus plötzlich Pyrgus und Nymph vor der Tür stehen. Allerdings nur, bis er erfährt, was die beiden in seine Welt geführt hat: Im Elfenreich ist eine gefährliche Krankheit ausgebrochen, die den Bewohnern sozusagen ihre Lebenszeit stielt. Sie bekommen Fieberschübe und sind danach um Jahre gealtert. Die Seuche breitet sich immer mehr aus und hat bereits die ersten Todesopfer gefordert. Auch Mr. Fogarty ist erkrankt, und er will Henry sehen.

Sofort bricht Henry ins Elfenreich auf. Doch Mr. Fogartys Worte tragen eher zu Henrys Verwirrung bei als irgendetwas zu erklären. Und das wird noch schlimmer, als Henry sich plötzlich in irgendeiner gottverlassenen Wüste wiederfindet …

_Stand im dritten Band der |Fairy Wars|_ eher Pyrgus im Vordergrund der Handlung, ist es diesmal wieder Henry, der sich mit den unmöglichsten Situationen herumschlagen muss. Nicht nur, dass er keine Ahnung hat, wie und warum er auf einmal in einer Wüste gelandet ist. Die Ereignisse überrollen ihn wieder mal völlig, und Antworten erhält er natürlich auch nicht. Immerhin aber sorgt all das dafür, dass er sich seinen Gefühlen für Holly Blue stellt.

Natürlich hätte Henry zu nichts davon Gelegenheit gehabt ohne den kleinen blauen Nomadenjungen Lorquin. Zum einen ist der zumindest zum Teil dafür verantwortlich, dass Henry kaum weiß, wo ihm der Kopf steht, andererseits aber hat er Henrys Leben gerettet, und das in mehr als einer Hinsicht. Der Kleine ist in mancher Hinsicht erwachsener als Henry, auf der anderen Seite aber immer noch unschuldig wie ein Kind, von unkompliziertem Wesen und treu bis zur Anhänglichkeit.

Außer Lorquin gibt es noch ein paar weitere neue Figuren, die aber keine allzu große Rolle spielen. Im Übrigen hat der Leser es mehr oder weniger mit altbekannten Charakteren zu tun, von denen diesmal vor allem die bemalte Dame im Vordergrund steht sowie Brimstone und Chulkhill, die beiden Nachtelfen, die bereits im ersten Band die Handlung aufgemischt haben. Chulkhill ist noch immer genauso schräg und schrill wie früher, und Brimstone genauso hinterhältig und berechnend. Das Geplänkel der beiden trug auch diesmal nicht unerheblich zum allgemeinen Lesevergnügen des Buches bei.

_Zusätzlich zum hohen Erzähltempo und dem turbulenten Handlungsverlauf_, dem Henry unterworfen ist, entwickelte der kunterbunte Hintergrund ein ganz eigenes Flair. Herbie Brennan hat sich ungeniert so ziemlich überall bedient. Ein wenig germanische Mythologie, ein bisschen christliche Mythologie, dazu eine Prise Naturreligionsgemisch aus Afrika und Australien, gewürzt mit einem Hauch Atlantis und etwas Einsiedlermönchsmystik … Das ergab eine höchst kuriose Mischung, die sich erstaunlicherweise nahtlos zu einer stimmigen und runden Geschichte hat zusammenfügen lassen und die Wirkung eines bunten Feuerwerks entfaltet.

Natürlich kann man sich fragen, ob es tatsächlich notwendig war, die ganze Sache auf so umständliche und verworrene Weise anzugehen. Spätestens bei dem Gespräch zwischen Mr. Fogarty und Henry in der Nomadenstadt – beziehungsweise im Gespräch Holly Blues mit den Wüstenmönchen – hätte man den beiden einfach sagen können, worum es geht, und sie hätten die Sache wohl zielstrebig erledigt. Aber das hätte den alten Göttern und natürlich auch dem Leser weit weniger Spaß gemacht, der auf diese Weise das gesamte Buch über herumknobeln konnte, was das Ganze eigentlich sollte. Und wo hätte man sonst auch die vielen kleinen Nettigkeiten und trockenen Sprüche unterbringen sollen, die all die chaotischen Wendungen mit sich brachten?

_Kurz und gut_, „Der Elfenlord“ ist ein würdiger Abschluss der |Fairy Wars|. Und diesmal kann man wohl davon ausgehen, dass es tatsächlich der letzte Band des Zyklus ist. Nicht nur, weil die Entwicklung des Inhalts darauf hindeutet, auch der Schluss ist diesmal weit eher als Ende für einen Zyklus geeignet, als es das Ende des dritten Bandes war. Vor allem aber findet sich eine entsprechende Information auf der Homepage des Autors.

Und wer jetzt dem Charme und dem Esprit dieses witzigen und spannenden Zyklus hinterhertrauert, der kann sich trösten mit der Aussicht auf ein neues Buch von Herbie Brennan mit dem Titel „The Shadow Project“.

_Herbie Brennan_ lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er fürs Radio. Außer den |Fairy Wars| sind auf Deutsch drei Kinderbücher von ihm erschienen: „Elfenquatsch“, „Zartok aus dem All“ und „Die Wirklich Wahren Fantastische-Geschichten“.

http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com
http://www.dtv.de

Trudi Canavan – Magier (Das Zeitalter der Fünf 2)

Das Zeitalter der Fünf

Band 1: GezeitenZauber – Die Bestimmung“
Band : „Magier“
Band 4: „Götter“ (März)

Die Weißen haben die Pentadrianer und deren schwarz gekleidete Priester vorerst zurückgeschlagen, doch der Preis war hoch. Der vorsichtige Juran ist überhaupt nicht erbaut von der Idee, Auraya erneut nach Si zu schicken, er fürchtet einen erneuten Angriff.

Bald zeigt sich jedoch, dass die Pentadrianer ihre Taktik geändert haben. Anstatt Nordithania mit einem Heer anzugreifen, tauchen überall in den nördlichen Ländern des Kontinents Gesandtschaften der schwarzen Priester mit Friedensangeboten und Handelsersuchen auf. Der neue Anführer der Pentadrianer will Nordithania bekehren, anstatt es zu erobern. Ein erster Schritt ist der Kontakt zu den Elai, den Prinzessin Imi hergestellt hat, allerdings zunächst eher unfreiwillig …

Auraya ist derweil doch nach Si gereist, denn auch dort wurden Pentadrianer gesichtet. Ein weit größeres Problem als die schwarzen Priester stellt allerdings eine schwere Seuche dar. Ein Glück für die Siyee, dass sich ein Traumweber in ihrem Land aufhält: Leiard …

Tatsächlich hat sich dieser zweite Band des Zyklus im Vergleich zum ersten ein gutes Stück aufgerafft.

Auraya ist zwar noch immer mitfühlend, klug und überaus tüchtig. In dieser Folge zeigt sich aber auch zum ersten Mal, dass sie Charakter hat. Sie benutzt ihren Kopf nicht nur, um den Göttern zu dienen, sondern auch den Geschöpfen um sie herum. Sie hat den Mut, die Ungereimtheiten, auf die sie stößt, ihren Göttern unter die Nase zu reiben und aus ihrem inneren Konflikt als Sieger hervorzugehen.

Leiards Geheimnis hat sich inzwischen auf interessante Weise geklärt, und ich muss sagen, das, was dabei herausgekommen ist, ist mir letzten Endes wesentlich sympathischer als die seltsame Mischung zwischen Leiard und Mirar. Leiards Gequäle ist ebenso weggefallen wie Mirars arrogante Kaltschnäutzigkeit, was beides ein Gewinn ist. Wilar hat sich zur Identifikationsfigur gemausert.

Neben den Siyee wurde diesmal auch den Elai wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuteil. Diese Aufmerksamkeit konzentriert sich zunächst natürlich auf Imi. Die neugierige, leichtsinnige und sture kleine Prinzessin ist ausgerissen, um ihrem Vater ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Was natürlich unweigerlich schiefgehen musste. Imi ist klug genug einzusehen, dass sie einen schweren Fehler gemacht hat. Aber sie ist auch in der Lage, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Natürlich mit einer nicht unerheblichen Portion Glück.

Wobei das mit dem Glück relativ ist. Denn Trudi Canavan hat in diesem Band eine Kurve genommen, die im ersten Band bereits angedeutet war: Die Pentadrianer sind keineswegs nur grausame Ungeheuer mit machthungrigen Welteroberungsplänen, ihre Herrschaft ist kein System grausamer Unterdrückung und Ausbeutung. Tatsächlich wird mit jedem Fortschritt im Handlungsstrang der schwarzen Priester deutlicher, wie ähnlich sie ihren weißen Gegenstücken sind.

Imenja ist die Zweite Stimme, was Dyaras Stellung bei den Weißen entspricht. Sie ist letztlich für Imis Rettung verantwortlich, und ihre Bemühungen um ein Bündnis mit den Elai sind vergleichbar mit Aurayas Bemühungen bei den Siyee. Dabei ist es durchaus nicht so, dass Imenja sich nur deshalb so um Imi bemüht, weil sie eine Prinzessin ist, denn das wusste sie zum Zeitpunkt von Imis Rettung noch gar nicht. Und sie versucht auch zu keiner Zeit, die Elai übers Ohr zu hauen. Imenja vertritt die Interessen ihrer Götter und ihres Volkes, aber sie ist fair dabei. Und sie hat Humor.

Auch in vielen Äußerlichkeiten zeigt sich die Ähnlichkeit zwischen den rivalisierenden Gruppen. Nicht nur, dass beide Seiten jeweils fünf Göttern huldigen. Beide begrüßen ihresgleichen durch eine Geste, die das Zeichen ihrer Götter nachahmt, die Zirkler durch einen Kreis, und die Pentadrianer – wer hätte es gedacht – durch einen fünfzackigen Stern. Die Weißen können in Gedanken miteinander Kontakt aufnehmen, weil sie magische Ringe tragen, die aus dem Holz besonderer Bäume gefertigt werden. Diese Bäume werden zuvor entsprechend magisch beeinflusst. Dasselbe gibt es bei den Pentadrianern, allerdings handelt es sich da um den Anhänger in Form eines Sterns, der ein Stück magisch beeinflusste, schwarze Koralle enthält.
Es ist, als hätte jemand die eine Seite auf die andere hinübergespiegelt, wobei nicht klar ist, welche Seite zuerst da war.

Dieser Aspekt führt zum dritten Handlungsstrang. Emerahl, die sich nach der Schlacht um Leiard gekümmert hat, hat sich nach dessen Erholung wieder auf den Weg gemacht. Sie will herausfinden, wer von Unsterblichen aus der Vergangenheit die Verfolgung durch die Zirkler überlebt hat. Dabei stößt sie auf einen Mann, der eine ungewöhnliche Lehre verkündet: Es gebe einen Schöpfer, der die gesamte Welt geschaffen hat, selbst die Götter, und damit über ihnen stünde. Und zwei der Unsterblichen, die sie schließlich findet, erzählen ihr von einer geheimnisvollen Schriftrolle, die vom Krieg der Götter berichten soll. Emerahl beschließt, diese Schriftrolle zu suchen. Denn vielleicht enthüllt sie das Geheimnis, wie man sich auch noch der verbliebenen Götter entledigen kann …?

Kurz gesagt: Obwohl sich vordergründig nicht viel tut – keine Schlachten, keine gefährlichen Abenteuer oder magischen Bedrohungen -, ist die Geschichte in diesem Band um einiges komplexer und auch komplizierter geworden. Auraya steht durch ihre jüngste Entscheidung zwischen den Göttern und den Traumwebern, ohne die jeweiligen Bindungen ganz zu kappen. Die Elai sind zwar mit den Siyee gut befreundet, nun aber gleichzeitig die Verbündeten der Pentadrianer, die in der Schlacht um Nordithania viele Siyee getötet haben und dort deshalb kaum willkommen sind. Und der Konflikt zwischen Zirklern und Pentadrianern scheint unüberwindbar, obwohl beide Kulte nahezu identisch sind, sodass man sich fragen könnte, warum sie nicht einfach alle gemeinsam allen zehn Göttern huldigen.

Der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen dürfte die Geschichte des Krieges der Götter sein und letztlich nicht nur eine Menge Antworten, sondern durchaus auch einige Überraschungen bereit halten. Ich gebe ehrlich zu, dass ich auf den dritten und letzten Band wirklich gespannt bin.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier. „Götter“, der dritte Band des Zyklus Das Zeitalter der Fünf, erscheint im März dieses Jahres. Die Autorin arbeitet derweil an „The Magician’s Apprentice“, einem Prequel zur Magiertrilogie. Auch ein dreibändiges Sequel ist in Arbeit.

Broschiert 800 Seiten
Originaltitel: Last of the Wilds
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-570-30433-4

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/cbt/

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (3 Stimmen, Durchschnitt: 2,00 von 5)

Hines, Jim C. – Goblins, Die

_Handlung_

Der Goblin Jig hat kein wirklich spannendes Leben. Da er kein guter Kämpfer ist, muss er immer den Schnodderdienst verrichten, bei dem er die Lampen der Goblinhöhle mit einer merkwürdigen Masse füllt. Das ändert sich aber, als er als Einziger den Angriff einer Heldengruppe überlebt. Diese sucht ein mächtiges magisches Artefakt, nimmt Jig gefangen und zwingt ihn, sie durch das Höhlenlabyrinth zu führen. Dort lauern neben Hobgoblins auch noch schlimmere Dinge, wie etwa ein Nekromant und ein Drache.
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Jennifer Roberson – Dämonenkind (Cheysuli 1)

„Dämonenkind“ ist der erste Band einer Neuveröffentlichung des Cheysuli-Zyklus von Jennifer Roberson. Er enthält die ersten beiden Bände, die ursprünglich unter den Titeln „Wolfsmagie“ und „Das Lied von Homana“ veröffentlicht wurden. Die jeweiligen Bände wurden in dieser Fassung mit Teil 1 und Teil 2 bezeichnet.

Teil 1 erzählt vorwiegend von Alix: Alix ist frisch verliebt. Aber das hat sie ihrem Schwarm natürlich nicht verraten. Immerhin ist sie nur die Tochter eines Kleinpächters, und er ist ein Prinz und Thronerbe von Homana. Und bevor sich die unschuldige Schwärmerei zu etwas Ernsthaftem entwickeln kann, überstürzen sich die Ereignisse: Alix wird mitsamt ihrem Schwarm gekidnappt. Von Kriegern der Cheysuli. Und Alix muss nur zu bald erkennen, dass sie selbst nicht das ist, wofür sie sich immer hielt! Plötzlich ist sie ein wichtiges Glied in einer uralten Prophezeiung. Und sie muss sich entscheiden, zwischen zwei Welten … und zwischen zwei Männern.

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Haubold, Frank W. (Hrsg.) – Mirakel, Das (Jahresanthologie 2007)

Wie im Jubiläumsjahr 2006 präsentiert sich auch die Jahresanthologie von 2007 als Doppelband mit mehr als zwei Dutzend Geschichten. Bekannte und weniger bekannte Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz geben ein phantastisches Stelldichein. Zusammengestellt wurde die Anthologie von Frank W. Haubold und mit Schwarzweiß-Illustrationen von Thomas Homann versehen.

_“Bubble Boy“_ (Malte S. Sembten): Der neunjährige Jakob erzählt seinen Eltern von seinem neuen Freund, einem Jungen in einem Weltraumanzug mit vogelartigem Gesicht, der angeblich Kaulquappen isst. Anfangs halten seine Eltern es nur für ein Märchen, bis sie schwebende Gesteinsbrocken bei Jakob entdecken, ein Geschenk des seltsamen „Bubble Boys“ …

_“Absolutum“_ (Wolfgang Fienek): In einem Café geraten zwei Männer ins Gespräch. Einer der beiden behauptet, das absolute Gedächtnis zu besitzen. Er erinnert sich nicht nur an eine flüchtige Begegnung der beiden Jahre zuvor, sondern auch an das kleinste Detail ihrer ersten Unterhaltung …

_“Slomo“_ (Heidrun Jänchen): Eigentlich heißt er Eyk, aber weil er sich so viel langsamer bewegt als die Menschen der neuen Generation, wird er schon als Kind hämisch „Slomo“ gerufen. Eyk gehört nicht zu den geboosteten Kindern, die später in wichtigen Berufen begehrt sein werden. Doch Booster zu sein, hat nicht nur Vorteile …

_“Madame Delvaux“_ (Hans-Dieter Furrer): Ein Brüsselreisender besucht eine Kunstausstellung und findet Gefallen an den Bildern des Malers Delvaux. Kurz darauf macht er in einem Lokal eine merkwürdige Begegnung …

_“So was wie Joghurt_“ (Friederike Stein): Auf dem Planetoiden C-4 wird eine sonderbare Lebensform entdeckt …

_“Inspektor Pyrrhon und der Killerfön“_ (Frank Schweizer): Nachdem 2948 der letzte große Krieg wegen verschiedener Staatsphilosophien entbrannte, führten die überlebenden Völker den Skeptizismus als Staatsreligion ein. Jeder Satz, den ein Bürger von sich gibt, muss einen Zweifel beinhalten, um keine Angriffsfläche mehr zu bieten. In diesen schwierigen Zeiten wird Inspektor Pyrrhon mit seinem Gehilfen zu einem potenziellen Mordfall gerufen …

_“Der Klomann“_ (Anke Laufer): Montageteile für den Körper sind der letzte Renner. Wer es sich leisten kann, lässt sich damit aufrüsten …

_“Terminal“_ (Michael Iwoleit): Gabriel trifft sich in Riga mit der hübschen Madara. Aus guten Gründen erinnert sie ihn an seine geliebte Anjelica …

_“Meine liebe Stella“_ (Stephan Peters): Nachdem Frank und seine Frau Stella beschlossen haben, sich eine Auszeit voneinander zu nehmen, zieht er sich in ein abgelegenes Ferienhaus zurück. Hier will er in Ruhe das düstere Bild restaurieren, das er vor einiger Zeit auf dem Dachboden gefunden hat …

_“Die List in der Ehre“_ (Christel Scheja): Fürstin Auna von Tylandis ist voller Hass auf die junge Königin Reiya, da sie ihr den Verrat des Reiches ankreidet. Im Kerker unter der Arena erwartet Auna, von den Dienern der Königin hingerichtet zu werden – doch stattdessen fordert die Königin sie zum Zweikampf heraus …

_“Invasive Techniken“_ (Nicklas Peinecke): Drei Forscher entwickeln die Möglichkeit, per bakteriengroßem Exkursionskörper in andere Körper einzudringen. Während Dr. Shankar die Technik nur für medizinische Projekte einsetzen will, hofft van Gerken auf den großen Reichtum …

_“Das Mirakel“_ (Lothar Nietsch): Ein Junge beobachtet von seinem Dachfenster aus eine Krähe, die zu ihrem Schlafplatz im Maurwerk fliegt. Seit jeher fühlt er sich von diesem Ort angezogen. Wie in Trance gibt er schließlich dem Drang nach und klettert aufs Dach …

_“Doppelte Hochzeit“_ (Bertram Kuzzath): Ein Affe scheint in einen Baum geflohen zu sein. Ein Mann hört eine lockende Stimme aus dem Geäst und wird kurz darauf von der Polizei als mutmaßliches „Plamplam“ festgenommen …

_“Nur ein wenig Grün“_ (Andrea Tillmanns): Frank und seine Verlobte Marie mieten sich ein Haus in Italien. Während Frank von dem Anwesen begeistert ist, findet Marie es zu düster. Vor allem das Moos an den Wänden bereitet ihr von Anfang an Unbehagen …

_“Gerolsteiner Fit“_ (Hartmut Kasper): Beim Getränkekauf testet Bergengruen die neue Sorte für sportlich-fitte Kunden. Zu seiner Überraschung entsteigt der Flasche eine Dschinni, die ihm drei Wünsche freigibt …

_“Der mikrokosmische Maler_ (Volker Groß): Der opiumabhängige Maler Borkat träumt von einem vollendeten Meisterwerk. Kurz vor der Fertigstellung fehlt ihm jedoch eine wichtige Zutat für die perfekte Farbe …

_“Pleissetal-Blues“_ (Uwe Schimunek): Endlich hat Schorsch einen festen Job als Lektor in einem Verlag und ein hübsches Haus auf dem Land. Sein aktuelles Projekt ist eine Lindwurmgeschichte, deren Autor sich als komischer Kauz erweist …

_“Andromeda“_ (Matthias Falke): Pete ist fasziniert von seiner Kommilitonin Andy, über die alle möglichen Gerüchte umgehen. Das unnahbare Mädchen wohnt abgeschieden am See und scheint ein Geheimnis zu verbergen …

_“Thors Hammer“_ (Frank W. Haubold): Deutschland steht am Ende des Zweiten Weltkrieges kurz vor der Einnahme der Alliierten. Standartenführer Roehner plant, das Dritte Reich mit Hilfe des Projektes „Thors Hammer“ unsterblich zu machen. Währenddessen plagen Oberleutnant düstere Träume von riesigen Vögeln und dunklen Reitern …

_“Feuerpause“_ (Hahnrei Wolf Käfer): Vier grundverschiedenen Brüder, unterdrückte Spannungen und Zwergenschießen als Sport …

_“Haft“_ (Achim Stößer): Ein Gefangener schreibt in der Fremde sein bedrückendes Tagebuch …

_“Gothic Tours Inc.“_ (Alexander Amberg): Tess sorgt sich um ihren überarbeiteten Ehemann Hagen, der sich, wenn überhaupt, nur noch von Horrorbüchern ablenken lässt. Zur Erholung bucht sie eine gemeinsame Woche Aufenthalt in einem schottischen Spukschloss …

_“Ölkollaps“_ (Horst Geßler): Bert und Otto grübeln über eine zündende Idee für ihr gemeinsames Drehbuchprojekt. Otto schlägt vor, in der Geschichte Benzin in Wasser verwandeln zu lassen. Aus den Folgen lässt sich eine originelle Handlung schmieden …

_“Der Puppenspieler von Mex-III-Ko“_ (Frank Neugebauer): Im Sommer des Jahres 2207 hält ein kleiner Zirkus von einer Erdkolonie Einzug. Der Postbeamte schlägt einem der Zirkusleute einen Kredit aus, besucht aber als Wiedergutmachung eine Vorstellung …

_“Franks Spruch“_ (Wilko Müller jr.): Karls Freund Frank hat eine Vorliebe für witzige Ansagen auf seinem Anrufbeantworter. Während Karl an die vergangenen Sprüche denkt, braut sich ein Unwetter zusammen …

_“Die Angst und die Stadt“_ (Michael Siefener): Auf der Suche nach einem Restaurant streift David abends durch die verregnete Stadt. Zufällig landet er dabei in einem Geschäft und wird durch eine Tür geschickt, hinter der eigenartige Dinge auf ihn warten …

Sowohl Fantasy, Horror, Science-Fiction als auch Mischformen werden geboten, wobei diesmal vor allem SF-Freunde auf ihre Kosten kommen.

_“Bubble Boy“_ bildet einen ruhigen Auftakt, in dem sich nach nach die Spannung immer weiter zuspitzt. Die Geschichte um den mysteriösen Fremden streift die Science-Fiction nur so leicht, dass man kein Leser dieses Genres sein muss, um Gefallen daran zu finden. Auch wenn die Geschichte gerne noch etwas unheimlicher und schockierender hätte ausfallen können, ist sie ein guter Einstieg in den Band, der zum Weiterlesen einlädt.

_“Absolutum“_ ist eine sehr dialoglastige Geschichte über eine ungewöhnliche Begegnung und eine noch ungewöhnlichere Begabung, Segen und Fluch zugleich. Die Stimmung schwankt zwischen leicht humorvoll, skurril und nachdenklich, der Abschluss überzeugt auch ohne spektakuläre Pointe.

In _“Slomo“_ entwirft Heidrun Jänchen eine erschreckende Zukunftsvision mit düsterer Atmosphäre. Trotz weniger Seiten entwickelt sich beim Leser ein Gespür für die futuristische Welt, in der die alte Generation als überholt und unnütz gilt und die Schwächen der auf Leistung gepolten Menschen übersehen werden. Eine kleine, feine Geschichte, die sich auch für nicht Nicht-SFler eignet.

_“Madame Delvaux“_ ist leider eine sehr vorhersehbar geratene Gruselgeschichte, die eine der meistgewählten Pointen bietet, auch wenn sich der ruhige, flüssige Stil angenehm lesen lässt.

Bei _“So was wie Joghurt“_ deutet schon der Titel den saloppen Tonfall der Geschichte an, der sich durch die ganze Handlung zieht. Der Leser wird auf amüsant-schnodderige Weise mit dem Fund einer außerirdischen Lebensform konfrontiert. Der Verlauf ist nicht wirklich überraschend, aber unterhaltsam aufbereitet.

_“Inspektor Pyrrhon und der Killerfön“_ ist das erste große Highlight des Bandes. Der staatlich verordnete Zweifel, der bei Nichtbeachtung drakonische Strafen nach sich zieht, ist eine originell-absurde Idee, welche die Geschichte zu einem vergnüglichen Genuss mit geistreichen Witzen macht. Der Clou am Ende wird zwar unnötig ausführlich erklärt, anstatt dem Leser etwas Denkarbeit zu lassen, trübt aber nicht den sehr guten Gesamteindruck.

_“Der Klomann“_ ist eine flotte SF-Geschichte, in der sich die reichen Leute ihre defekten Körperteile aufrüsten lassen können. Der Ich-Erzähler verfolgt misstrauisch den mysteriösen Klomann, der ein Geheimnis zu verbergen scheint, und der Leser gewinnt dabei einen Einblick in eine veränderte Welt. Das Ende kommt recht plötzlich, und was bleibt, ist eine solide, unterhaltsame Geschichte, die allerdings nicht länger im Gedächtnis haftet.

Die SF-Story _“Terminal“_ besticht vor allem durch eine gute Pointe, die der technikgespickten Handlung sensible Töne verleiht und erfreulicherweise nicht aus dem Hut gezaubert, sondern, im Nachhinein erkenntlich, bereits zuvor in der Handlung unauffällig angedeutet wird. Ermüdend sind allerdings die zu ausführlichen Schilderungen, insbesondere der Umgebung, die den Einstieg erschweren.

_“Meine liebe Stella“_ besteht aus einer Reihe von Briefen, aus denen sich eine unheimliche und geheimnisvolle Geschichte mit düsterer Atmosphäre entwickelt. Leser des Vorgängerbandes „Die Jenseitsapotheke“ werden einige Begebenheiten wiedererkennen, da es sich um eine (eigenständige) Fortsetzung der Geschichte „Mein lieber René“ handelt. Gelungener als der Vorgänger und schön gruselig, allerdings ist unrealistisch, wie chronologisch und ausführlich Frank seine schockierenden Erlebnisse an seine Freundin schreibt.

_“Die List in der Ehre“_ ist die einzige klassische Fantasygeschichte des Bandes. Sie verbindet eine interessante Geschichte mit einer guten Pointe, allerdings braucht es eine Weile, bis man den Überblick über das Geschehen gefunden und sich in den etwas gestelzten Stil eingelesen hat.

Die Titelgeschichte _“Das Mirakel“_ stellt einen wunderlichen Jungen in den Mittelpunkt, der auf ungewöhnliche Weise zu seiner wahren Berufung findet. Ein leicht melancholischer Text mit Fantasyeinschlag, nicht spektakulär, aber doch nett zu lesen.

_“Doppelte Hochzeit“_ ist eindeutig die komplizierteste Geschichte des Bandes, ein Füllhorn von Absurditäten, die sich in bissig-ironischer Weise aneinanderreihen. Definitiv keine leichte Kost, dafür eine Herausforderung für anspruchsvolle Leser.

_“Nur ein wenig Grün“_ ist eine auf sanfte Weise unheimliche Geschichte, die ohne blutigen Horror auskommt. Sie wird souverän erzählt, entwickelt jedoch nur mäßige Spannung, da Titel und Verlauf zu vorhersehbar sind.

_“Gerolsteiner Fit“_ ist eine kurze, sehr amüsante Geschichte mit Fantasy-Anleihen. Geschichten mit Flaschengeistern und fatalen Wünschen sind nichts Neues, die Idee wird hier aber auf witzige, moderne Weise umgesetzt und auch die Pointe überzeugt. Definitiv ein Highlight des Bandes.

_“Der mikrokosmische Maler“_ ist eine futuristische Variante zum alten Thema des wahnsinnigen Genies und seiner grenzenlosen Leidenschaft für die Kunst. Trotz des bekannten Plots kann die Geschichte am Ende überraschen und überzeugt vor allem durch ihre wohldosierten Horrormomente, die ohne platte Ekeleffekte auskommen.

_“Pleissetal-Blues“_ beginnt harmlos und harmonisch im Lektorenalltag, bis zur originellen Wendung. Eine sehr angenehm erzählte Geschichte, die eine amüsant-fantastische Entwicklung nimmt und gut unterhält.

_“Andromeda“_, wie die seltsame Andy von Pete genannt werden will, ist eine düstere Liebesgeschichte mit einer gelungenen Wendung. Lediglich der etwas umständliche Stil beeinträchtigt den Lesegenuss.

_“Invasive Techniken“_ ist eine gelungene SF-Geschichte, bei der man als Leser eine Exkursion in den Kopf eines EU-Angestellten verfolgen darf. Allein die originelle Ausgangslage weckt bereits Interesse, das durch den eingefügten Rückblick verstärkt wird.

_“Thors Hammer“_ verbindet eine Alternativwelt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs mit phantastischen Einschlägen. Eindrücklich wird das Grauen des Krieges demonstriert und trotz der Kürze treffsicher eingefangen, die Pointe setzt dem ohnehin schon düsteren Szenario die Krone auf. Ungewöhnlicher, aber wirkungsvoller Horror.

_“Feuerpause“_ ist wiederum skurrile Science-Fiction mit einer Geschichte, die zunächst vor allem Verwirrung stiftet, bis man sich in die Verhältnisse eingelesen hat. Interessant ist vor allem der lakonische Stil, in dem beiläufig die Absonderlichkeiten und Spannungen geschildert werden.

_“Haft“_ ist die wohl kürzeste Geschichte des Bandes, die zudem nur aus knappen Tagebucheinträgen besteht, in denen sich die deprimierende Stimmung der Gefangenschaft eines Häftlings entfaltet, der ungewöhnliche Folterqualen erleidet. Daher nicht nur eine SF-Geschichte, sondern zugleich auch ein Plädoyer für Veganismus.

Bei _“Gothic Tours Inc.“_ handelt es sich um eine klassische Geistergeschichte, die sich langsam entwickelt und in einer netten Pointe endet. Die Geschehnisse auf dem schottischen Schloss sind zwar nicht unbedingt originell, hinterlassen aber einen soliden Eindruck.

_“Ölkollaps“_ ist eine unkonventionelle, ironische Geschichte, die trotz des vorschnell erahnten Endes auf launige Weise gut unterhält.

_“Der Puppenspieler von Mex-III-Ko“_ bietet unterhaltsam-amüsante Science-Fiction, die mit einer skurrilen Idee aufwarten kann. Während man allerdings recht wenig über die Hintergründe der terranischen Kolonien erfährt, fallen zur Pointe wiederum unnötig detaillierte Erklärungen.

_“Franks Spruch“_ umfasst nur knapp drei Seiten, braucht aber auch tatsächlich keine Zeile mehr, um seine Wirkung zu entfalten. Eine humorvolle und dennoch dramatische Geschichte mit sehr guter Pointe, die vielleicht nicht lange im Gedächtnis bleibt, aber sehr positiv auffällt.

_“Die Angst und die Stadt“_ bildet den kompakten, düsteren Abschluss des Bandes. Die Ausgangslage ist zwar recht alltäglich angesiedelt, doch die Handlung wird schon bald mit traumartigen Sequenzen angereichert. Über der ganzen Geschichte liegt eine beklemmende Stimmung, die sich zum konsequenten Ende hin immer weiter steigert.

_Als Fazit_ bleibt eine empfehlenswerte Sammlung von Kurzgeschichten, die sich vor allem für SF-Freunde, grundsätzlich aber für jeden Leser phantastischer Literatur eignet. Obwohl nicht alle Geschichten gleich stark gelungen sind, lohnt sich der Kauf alleine schon wegen der Highlights, zumal kein Beitrag wirklich schwach zu nennen ist.

_Der Herausgeber_ Frank W. Haubold, Jahrgang 1955, studierte Informatik und Biophysik. Seit 1989 veröffentlicht er in unterschiedlichen Genres. 1997 erschien sein Episodenroman „Am Ufer der Nacht“. Weitere Werke sind u. a. die Geschichtensammlungen „Der Tag des silbernen Tieres“ (mit Eddie M. Angerhuber), „Das Tor der Träume“, „Das Geschenk der Nacht“ und aktuell „Die Schatten des Mars“. Parallel dazu gab er mehrere Anthologien heraus.

http://www.edfc.de/

David, Peter – Battlestar Galactica: Sagittarius is bleeding (Band 3)

Band 1: [„Das Geheimnis der Zylonen“ 3383

_Story_

Nach ihrer tödlichen Krankheit und der wundersamen Heilung durch das Blut eines ungeborenen Zylonen-Babys wird Laura Roslin schon wieder von neuen Sorgen geplagt. Seit geraumer Zeit wird sie von fürchterlichen Visionen heimgesucht, in denen sie immer wieder auf Sharon Valerii, die inhaftierte Zylonin, stößt, deren Ungeborenes sie einst vor dem Tod bewahrt hat. Jedes Mal wieder enden ihre Tagräume mit dem stillen Hinweis, Sagittarius würde bluten. Während die Präsidentin vor ihren finsteren Gedankenspielen kaum mehr sicher ist, gerät die Flotte beinahe in einen tödlichen Hinterhalt. Ein Sprung der |Galactica| endet in direkter Umgebung zylonischer Jäger und bringt die Überlebenden des Anschlags auf Caprica in arge Bedrängnis. Doch woher konnten die Zylonen von den Navigationsplänen der |Galactica| wissen?

Adama und Colonel Tigh gehen der Sache auf den Grund, installieren Wanzen in den Lagern der Crew und erfahren auf diesem Weg von Roslins derzeitiger Misere. Immer deutlich manifestiert sich schließlich der Gedanke, ein Agent der Kampfroboter sei an Bord des Schiffes und habe die Flotte verraten. Der Verdacht fällt auf den jungen Boxey, der sich regelmäßig mit der inhaftierten Sharon Valerii trifft und Sympathie für die hochschwangere Zylonin empfindet. Da er wegen eines Vergehens vorzeitig auf die |Bifrost| versetzt wurde, reisen Helo und Starbuck ihm nach, um ihn erneut einem Test bei Dr. Baltar zu unterziehen und das Geheimnis seiner Herkunft endgültig zu lüften. Dabei geraten die beiden Viper-Piloten jedoch mitten in ein folgenschweres Komplott der Midguardians, einer religiös-fanatischen Gruppierung, welche die Prophezeiung ihrer Götter endgültig wahr machen möchte.

Während Roslin, Adama und der Rat der Zwölf noch im Dunkeln tappen, bereiten Teile der Flotte scheinbar das vorzeitige Ende der Menschheit vor. Zu spät scheint Roslin klar zu sehen, was ihr die Botschaft ihrer Träume wirklich sagen möchte …

_Persönlicher Eindruck_

Ähnlich wie auch die überraschend zwiespältig aufgenommene TV-Serie zum berüchtigten Kampfstern, so stand auch die parallel veröffentlichte Roman-Reihe aus dem Hause |Panini| bislang unter starkem Beschuss. Die beiden bisherigen Publikationen über den ewigen Kampf zwischen den Überlebenden der Menschheit und den unerbittlichen Zylonen waren inhaltlich bestenfalls Schonkost, voller Widersprüche und sphärisch nicht einmal ansatzweise auf dem Level angesiedelt, welches sowohl die Klassiker aus den späten Siebzigern als auch das stark modernisierte, mitunter finsterere Remake aufweisen.

Mit dem nunmehr dritten Teil dieser Serie gelobt der Verlag nun Besserung; mit Peter David wurde ein erfahrener Science-Fiction-Schreiber herangezogen, um die langatmigen Geschichten deutlich zu entzerren und sie mit Ideen zu füllen, die eines |Galactica|-Romans würdig sind. Und siehe da: Der Mann hat in der Tat ganze Arbeit geleistet!

„Sagittarius is bleeding“ ist alles andere als eine typische Kampfstern-Story. Der Konflikt der beiden Parteien wird vorwiegend auf der mentalen Ebene ausgetragen und über ethische und moralische Fragestellungen recht unkonventionell heraufbeschworen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht dringend der sonstige Protagonist Adama, sondern zumeist die geplagte Präsidentin Roslin, die einmal mehr stark unter Beschuss gerät. Ihre Visionen rütteln an der Fähigkeit zur Regentschaft über die Flotte, so dass ihre Position infolge einiger Zwischenfälle bei öffentlichen Veranstaltungen wieder in Zweifel gerät. Außerdem trägt sie immer noch ihren eigenen inneren Konflikt mit sich, der sich mit der Rechtmäßigkeit der Inhaftierung Valeriis auseinandersetzt. Roslin verdankt dem Zylonen-Mutanten ihr Leben, gewährt ihr aber dennoch keine Freiheiten, obwohl auch hier der Druck wächst. Sobald nämlich Außenstehende erfahren, welche Brut die |Galactica |in ihren Zellen birgt, droht Sharon ein unschönes Ende, ebenso wie ihrem Baby, welches zwischenzeitlich auch für die Missstimmungen der Präsidentin verantwortlich gemacht werden kann.

Derweil werden hinter den Rücken der militärischen Führung weitere Intrigen gesponnen. Es gilt als sicher, dass die Zylonen auch auf der |Galactica| vertreten sind und auf die passende Gelegenheit warten, die gesamte Flotte in den Tod zu stürzen. Zu diesem Zweck wurde Baltar beauftragt, jeglichen Verdächtigen sofort zu prüfen und festzustellen, ob es sich um einen Zylonen handelt. Doch ausgerechnet der gemeine Vizepräsident steckt mit der Roboter-Rasse unter einer Decke und ist auf dem besten Wege, selber Verrat an seinem Volk zu begehen. Eine Agentin der Zylonen setzt ihn unter Druck und spielt mit ihm, hat seine moralischen Prinzipien aber noch nicht gänzlich gebrochen. Doch wie lange wird Baltar noch standhaft bleiben?

Im letzten Strang werden schließlich die Midguardians aufgegriffen, eine unscheinbare religiöse Vereinigung, der es tatsächlich gelungen ist, den Angriff auf Caprica unbeschadet zu überstehen. Ihr Anführer Wolf Gunnerson strebt derweil nach einem Platz im Rat, um seinen Einfluss in der Flotte geltend zu machen. Zur gleichen Zeit kämpft seine Tochter Freya an Bord der |Galactica| für die Rechte Valeriis und pocht darauf, dass ihre Gefangenschaft nicht mit dem Gesetz vereinbar ist. Sowohl Roslin als auch Adama lassen die Midguardians zunächst gewähren, um das Gleichheitsprinzip innerhalb der Flotte nach außen hin zu wahren. Niemand vermutet, dass hinter der Besatzung der |Bifrost| eine enorm fanatische Gruppe steckt, die scheinbar alles dafür tun wird, um die Prophezeiung der Edda zu realisieren.

Die drei Stränge fügen sich schließlich wunderbar zusammen und haben allesamt ein gehöriges Spannungspotenzial. Durch geschickte und schnelle Wechsel gelingt es dem Autor jedoch auch spielerisch, den Leser hin und her zu reißen und die emotionale Zerrissenheit aller Personen nicht nur sinnbildlich in Szene zu setzen. Seine Charakterzeichnungen sind teilweise sogar phänomenal. David beschreibt die Gefühllosigkeit der eingesperrten Zylonin wirklich beeindruckend; ebenso toll gelingt ihm das Profil der völlig verwirrten Laura Roslin, der zentralen Figur dieses Romans, welche diesen Part aber durchaus überzeugend ausübt. Der einzige Kritikpunkt besteht in der fehlenden Detailfülle auf den letzten Seiten. Das Tempo ist bis hierhin sehr angenehm, wenn auch nicht übertrieben schnell, wird dann aber plötzlich angezogen und lässt somit einen Eindruck entstehen, als müsse nun rasch alles vorbeigehen. Auch wenn das Ende inhaltlich befriedigend ist und der Cliffhanger gar fantastisch herüberkommt, hätte man sich hier doch noch einige zusätzliche Nuancen gewünscht.

Dennoch: Peter David führt den eigentlich schon längst gekenterten literarischen Kampfstern wieder zurück auf den richtigen Kurs und präsentiert die mit Abstand beste Mission dieser neuen Reihe. Trotz oder gerade wegen der Reduzierung der Action ist „Sagittarius is bleeding“ ein Feinschmeckerwerk für Science-Fiction-Liebhaber und endlich das Highlight, welches man sich unter diesem Titel von Beginn an versprochen hatte. Danke, Mr. David!

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McGough, Scott / Sanders, Timothy – Magic: The Gathering – Zeitspirale-Zyklus Band 2 (Weltenchaos)

[Band 1 3720

_Story_

Teferi ist es mit letzter Kraft gelungen, den bereits verloren geglaubten Kontinent Shiv wieder in das Weltengefüge einzugliedern und den beträchtlichen Zeitriss wieder ins Lot zu bringen. Und dennoch bleibt Dominaria nicht vor weiteren derartigen Erscheinungen sicher. An zahlreichen weiteren Stellen öffnen sich Portale in andere Zeiten, aus denen scharenweise Phyrexianer stürmen, um Dominaria zu unterwerfen und das ganze Multiversum ins Chaos zu stürzen.

Da Teferi beim erfolgreichen Versuch, Shiv zu retten, seine Mächte als Weltenwanderer schmerzlich einbüßen musste, ist es nun an seinen Gefährten Jhoira und Venser, die Invasion der Phyrexianer zu stoppen und die wachsenden Risse zu schließen. Doch alsbald erfahren sie, dass solche Fähigkeiten lediglich einem Weltenwanderer wie Teferi zustehen, so dass ihnen nichts anderes übrig bleibt, als den Fürsten Windgrace und die starrsinnige Freyalise um Hilfe zu bitten und von ihren Motiven zu überzeugen. Doch die Bedingungen sind tödlich, und die Suche nach einflussreichen Verbündeten gerät sehr bald zum schier hoffnungslosen Unterfangen. Als dann auch noch ein Seelenvampir seine Ansprüche geltend machen will, scheint Dominaria endgültig dem Untergang geweiht …

_Persönlicher Eindruck_

Immerhin, die Geschichte gewinnt im zweiten Band der „Zeitspirale“-Trilogie merklich an Tiefe und Farbe, insbesondere was die zunächst noch sehr blassen Charaktere betrifft. Dies ist in gewisser Weise auch dem recht deutlichen Wandel in der Handlung zuzuschreiben, welcher den eher merkwürdigen Helden Teferi in die zweite Reihe drängt und seine bislang kaum bemerkenswerten Kollegen mehr in den Vordergrund stellt. Die tragische Misere, die ganz Dominaria befallen hat und sich wie ein brutales Virus ständig weiter ausbreitet, wirkt innerhalb der temporeicheren Erzählung von „Weltenchaos“ glaubwürdiger, die Spannung ist bisweilen sogar wirklich greifbar, und durch die Loslösung von recht farblosen Schemen zugunsten einer individuellen Darstellung der beteiligten Figuren gewinnt die Story zunehmend an Eigenständigkeit.

Jenseits dieser überraschend positiven Entwicklung bleibt aber dennoch anzumerken, dass auch der zweite Band des Zyklus‘ noch einige Schwachstellen aufweist, speziell im Hinblick auf den bisweilen hektischen Aufbau der Geschichte. Die Hauptdarsteller verschlägt es permanent zu anderen Orten, und statt etwas fokussierter an der Problembehandlung naheliegender Konflikte zu arbeiten, verschiebt Autor Scott McGough die Prioritäten immer wieder weiter, ohne dabei klare Standpunkte zu setzen. Auch wenn Figuren wie Jhoira und Venser in ihrem Profil gefestigter wirken und in diesem Sinne so etwas wie die Konstanten der Erzählung sind, wird der intrigenreiche Roman zum Schluss noch mit allerhand divergierenden Versatzstücken aufgefüllt, die den stringent beginnenden Plot ein wenig aus den Fugen reißen. Auch hier knüpft man schließlich wieder an einige Schönheitsfehler des vorangegangenen Buches an, indem man schlichtweg kurzzeitig den Blick fürs Wesentliche verliert und versucht, die prinzipiell schon recht umfassende Story noch ein wenig künstlich aufzubauschen.

Im Vergleich zu „Zeitspirale – Band 1“ halten sich derartige Unzulänglichkeiten allerdings angenehm in Grenzen und vermögen es nicht, den überraschend vielschichtigen, insgesamt auch recht spannenden Plot wesentlich zu verwässern. Die Geschichte um die Zeitrisse wird durchaus lebendiger und weniger festgefahren fortgeführt, erscheint bei weitem nicht mehr so kopflastig und präsentiert einige mit Abstand reifere Helden als noch kurze Zeit zuvor. Und genau dies ist definitiv mehr, als man nach dem schwächlichen Auftakt erwarten bzw. erhoffen durfte! Wer sich also mit Müh und Not durch den einleitenden Band des Zyklus‘ gekämpft hat, wird in „Weltenchaos“ über weite Strecken mit einem richtig anständigen Fantasy-Roman für seine Anstrengungen belohnt.

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Marzi, Christoph – Fabula

Christoph Marzi macht es einem nicht leicht. Nachdem er mit seiner „Lycidas“-Reihe so grandios gestartet ist, entpuppte sich schon die Fortsetzung seines Jugendbuchromans [„Malfuria“ 3398 als Enttäuschung. Mit seinem neuesten Werk „Fabula“ knüpft er schon rein äußerlich an die „Lycidas“-Zeiten an und so hofft man als Leser zu Recht darauf, dass „Malfuria“ nur ein Ausrutscher war und Marzi sich mit „Fabula“ zurück auf sein anfängliches hohes Qualitätsniveau begibt.

„Fabula“ ist eine Art fantastisches Märchen, das in Schottland spielt. Colin Darcy lebt schon seit Jahren in London, lehrt an der London Business School und ist heilfroh darüber, Ravenscraig, seinem Elternhaus in den Rhinns of Galloway, entronnen zu sein. Vor allem an seine Mutter Helen Darcy hegt Colin keine allzu positiven Erinnerungen. Seinem jüngeren Bruder Danny geht es nicht anders. Ihn zog es sogar bis in die USA, wo er Karriere als Musiker macht.

Eigentlich ist Colin mit seinem Leben ganz zufrieden, als ihn eines Tages eine Reihe unvorhergesehener Ereignisse aus seinen so geregelten Bahnen wirft. Zunächst stirbt sein Freund und Kollege Arthur Sedgwick unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall und dann erreicht ihn ein Anruf aus der alten Heimat: Seine Mutter ist verschwunden – und zwar kurz bevor sein Bruder Danny ebenfalls verschwand, der sich, aus Gründen, die Colin schleierhaft sind, in Ravenscraig aufhielt.

Colin bleibt nichts anderes übrig, als in seine alte Heimat zu reisen und herauszufinden, was den beiden zugestoßen ist. Und so ist er nach jahrelangem Verdrängen jetzt auch dazu gezwungen, sich seiner Vergangenheit zu stellen – und damit den Geschichten, die Helen Darcy ihren Kindern zu erzählen pflegte und die auf magische Weise immer wahr wurden …

Den Zutaten nach ist auch „Fabula“ eigentlich wieder ein typischer Marzi. Er sucht sich Elementen aus unterschiedlichsten Einflüsse, nimmt eine Prise keltische Mythologie, einen guten Schuss „1001 Nacht“, garniert das Ganze mit ein wenig klassischer Western-Atmosphäre und schmeckt es am Ende mit ein paar Rockmusik-Anleihen ab. Die Mischung ist in gewohnter Manier höchst eigenwillig und unterhaltsam. Dennoch muss auch „Fabula“ wieder ein wenig hinter dem Glanzstück [„Lycidas“ 1081 zurückstecken.

Da wäre zum einen die Figur des Colin Darcy. Kurz gesagt ist Colin Darcy ein Langweiler. Ein trockener Wirtschaftswissenschaftler, der nun wirklich nicht die Ausstrahlung eines Helden hat. Zwar mausert er sich im Laufe der Handlung und wächst in seine Rolle hinein, je mehr er sich darauf einlässt, sich an seine Vergangenheit zu erinnern, doch so ganz kann er halt nicht raus aus seiner Haut. Und so braucht das Buch, das am Anfang ja erst einmal nur Colin näher beleuchtet, seine Zeit, um in Fahrt zu kommen.

So wirklich interessant wird es also erst in dem Moment, als Colin in Schottland eintrifft und dort auch ganz unverhofft seine große Liebe von damals wiedersieht. Die wiederum ist als Figur wesentlich interessanter und geheimnisvoller. Liviana Lassandri ist ein Friedhofsmädchen, die Tochter eines Bestattungsunternehmers. Sie ist sympathisch und eigenwillig und verleiht der Handlung mit ihrem Auftauchen den nötigen Schwung, der bis dahin fehlt.

Dabei ist das Grundthema der Geschichte eigentlich ein ganz schönes, das Marzi sich bei „1001 Nacht“ ausgeliehen hat. Helen Darcy hat eine Begabung, mit der sie ihre Kinder immer wieder das Fürchten lehrt. Sie ist magisch begabt im Umgang mit Worten. Geschichten, die sie erzählt, werden auf magische Weise wahr. Die Geschichten erwachen zum Leben, und plötzlichen stecken ihre eigenen Kinder mittendrin in der Handlung einer Geschichte, die nicht selten einen schaurigen, furchtbaren Verlauf nimmt. Marzi gelingt es sehr gut dieses Element in die Geschichte einzufügen. Obwohl die Geschichte im Hier und Jetzt spielt, fügt sich die Fantasy-Komponente der Handlung stimmig in den Plot ein, und so kann die Romankomposition im Großen und Ganzen durchaus überzeugen.

Kommt die Geschichte erst einmal auf Touren, weiß Marzi den Leser ausgesprochen gut zu unterhalten. Nachdem sich die ersten gut 110 Seiten in wenig ziehen, kommt die Geschichte mit Colins Ortswechsel nach Schottland und den ersten aufkommenden Erinnerungen an die Geschichten seiner Mutter ganz gut in Fahrt. Zum Ende hin baut Marzi dann sogar noch richtig Spannung auf und strafft das Tempo der Erzählung. Und so kommt es dann, dass im Finale dann plötzlich alles sehr schnell geht. Die Auflösung ist zwar stimmig konstruiert, kommt aber eben auch sehr plötzlich. Die erzählerische Balance und das Gefühl für das Tempo und den Spannungsbogen hat Marzi in der wesentlich umfangreicheren „Lycidas“-Reihe einfach besser hinbekommen.

Dennoch ist „Fabula“ durchaus unterhaltsame Kost für Freunde der Urban Fantasy. Mag die Geschichte um die uralte Metropole auch um einiges besser sein – nachdem Marzi mit dem zweiten Teil von „Malfuria“ ein erschreckend schwaches Buch abgeliefert hat, ist hier doch schon wieder eine deutliche Steigerung der Qualität wahrzunehmen.

Bleibt als Fazit festzuhalten, dass „Lycidas“ zwar unerreicht bleibt, Marzi aber mit „Fabula“ dennoch einen durchaus unterhaltsamen Roman abgeliefert hat. Colin Darcy ist zwar nicht unbedingt ein Vorzeigeprotagonist, aber trotzdem weiß „Fabula“ den Leser zu unterhalten, nachdem der Plot erst einmal in Bewegung gekommen ist. Marzis Meisterwerk ist und bleibt aber die „Lycidas“-Reihe.

http://www.christophmarzi.de/
http://www.heyne.de

_Christoph Marzi auf |Buchwurm.info|:_

[„Lycidas“ 1081
[„Lilith“ 2070
[„Lumen“ 3036
[„Malfuria“ 3398
[„Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine“ 4167

Möbis, Carolina – Duo Infernale (Classic BattleTech 16)

|BattleTech|-Liebhaber haben es seit geraumer Zeit richtig schwierig. Das gleichnamige Spiel wird nur noch schleppend erweitert, und die zugehörige Romanreihe ist spätestens nach dem kurzzeitigen, erfolgreichen Interludium von Michael A. Stackpole wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet, zuletzt noch eher minder eindrucksvoll belegt vom schwachen „Bear“-Zyklus, dem völlig technisierten, spannungsarmen Tiefpunkt der noch gar nicht mal so alten Roman-Reihe. Seit der letzten Ausgabe „En passant“ vertraut man die Welt der tonnenschweren Mechs nun deutschstämmigen Autoren an, und dies mit wachsendem Erfolg. „Duo Infernale“ hat definitiv das Zeug dazu, die Misere zu beenden – und dies mit relativ unkonventionellen Methoden!

_Story_

Die treuherzige Söldnerin Mad Dog Maloy erwacht in einem völlig verwüsteten Umfeld. Ihre Basis in New Tuscon wurde zu großen Teilen zerstört, kollegiale Mech-Piloten während eines verheerenden Attentats getötet. Lediglich die Elementarin Shin erlebt an Maloys Seite noch die letzten Minuten ihres Kommandanten Craighton, der die beiden Verbliebenen auf die Spur einer systematischen Intrige bringt.

Alsbald macht sich unter den flüchtigen Pilotinnen die Gewissheit breit, dass ihr Standort nicht mehr sicher und New Tuscon sofort zu evakuieren ist. Eine uralte Waffe ist wieder aufgetaucht und droht, das riesige Erzabbaugebiet zu vernichten. In letzter Sekunde gelingt die Flucht nach Tharkid, wo man von einem anrüchigen Geschäftsmann und dessen Plänen erfährt, die Hauptstadt des Planeten bei einer feierlichen Zeremonie dem Erdboden gleichzumachen. Shin und Maloy vereinen sich mit dem Techniker-Ass Randy Parker und dem großspurigen Saladin, um die tickende Atombombe in der Kürze der Zeit vor der Detonation aufzuspüren und somit die endgültige Zerstörung der lyrianischen Allianz zu verhindern. Doch in der Euphorie des feierlichen Anlasses ist es für die vier vermeintlichen Helden nahezu unmöglich, inkognito eine Rettungsaktion einzuleiten …

_Persönlicher Eindruck_

Die Geschichte des nunmehr bereits 16. „Classic BattleTech“-Romans mag zwar nicht sonderlich innovativ sein, distanziert sich jedoch wohlwollend vom hochtechnisierten Kampfgemenge der vorangegangenen Episoden und gewährleistet zumindest schon einmal die Entwicklung einer nachvollziehbaren, bisweilen auch spannenden Handlung. „Duo Infernale“ erzählt keine Geschichten von endlosen Mech-Schlachten, leblosen Rangeleien und schwachbrüstigen Charakteren. Stattdessen wird nach etwas schwermütiger Einleitung ein äußerst vielseitiger, teils auch überraschend humorvoller Plot kreiert, in welchem den einzelnen Figuren reichlich Entwicklungsspielraum zur Verfügung gestellt wird, der aber in seiner eigenen Entwicklung die notwendigen Fortschritte erzielt. Zwar basieren einzelne, entscheidende Aspekte der Story auch auf einer gewissen Willkür, insbesondere die merkwürdige Verbindung der vier Protagonisten, doch darf man dies im Rahmen dieser temporeichen Geschichte nicht einmal wirklich kritisch betrachten, da eben jener Umstand die prägnanten Breaks in der Storyline erst ermöglicht.

Davon abgesehen darf man sich natürlich fragen, ob dieser futuristische Thriller thematisch überhaupt zu „Classic BattleTech“ passt. Die stählernen Kampfmaschinen werden nämlich nur am Rande erwähnt und tragen lediglich in den Action-Szenen ihren Teil zur Identifikation bei, so dass der Roman grundsätzlich auch außerhalb des bewährten Rasters funktioniert hätte. Während der ständigen aberwitzigen Wortgefechte der strikten Elementarin mit der mitunter verkorksten Maloy verschwendet man mitunter ebenso wenig Gedanken an den Background der Serie wie in den Szenen, in denen der ängstliche Randy die Bombe zu entschärfen versucht oder der vorlaute Saladin sich über die Nettigkeiten zwischen den beiden Damen amüsiert. Und dennoch: Eine lose Verbindung zu den bewährten Schauplätzen und Figuren bleibt und rechtfertigt schließlich auch die Unterbringung des Plots unter dem bekannten Banner.

Zur Story sei gesagt, dass sie überaus kurzweilig strukturiert und durch das verschärfte Tempo und den gewitzten Sprachgebrauch sehr leicht zugänglich und nachvollziehbar ist. „Duo Infernale“ ist inhaltlich leichte Kost mit nuancierten Sprüngen zwischen verschiedenen Genres, äußerst farbenfroh und sympathisch umgesetzt. Damit hat „BattleTech“-Neuling Carolina Möbis in kurzer Zeit genau das geschafft, was einigen ihrer Vorgänger nicht vergönnt blieb, nämlich den Plot auf recht lebendige Weise über die Demonstration des technischen Wissens um die Kampfmaschinen zu stellen. Der Lohn ist ein anständiges, wenn auch phasenweise noch ausbaufähiges Buch mit guter Story, feinen Charakteren und einer deutlichen Loslösung von mehrfach erfolglos erprobten Strukturen. Hoffentlich bleibt dieser Roman keine Ausnahmeerscheinung und ermutigt auch Möbis‘ Nachfolger zu eher untypischen Arbeiten!

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Troisi, Licia – Talisman der Macht, Der (Die Drachenkämpferin 3)

Band 1: [„Im Land des Windes“ 4130
Band 2: [„Auftrag des Magiers“ 4130

_Story_

Der Schatten des Tyrannen verbreitet sich immer weiter über die Aufgetauchte Welt; der rachsüchtige Magier entsendet die Heerscharen der Fammin in sämtliche Landstriche und streut dort Tod und Zerstörung. Lediglich Nihal, die letzte verbliebene Halbelfe und der Prophezeiung nach die lange erwartete Rettung des Friedens des Länderbunds, und ihr Begleiter, das einstige Ratsmitglied Sennar, sind noch imstande, die totalitäre Herrschaft des Tyrannen aufzuhalten, stehen jedoch unter enormem Zeitdruck, da ihr bösartiger Gegenspieler sein Machtgebiet von Tag zu Tag zügiger ausbreitet.

Nihals einzige Chance besteht in einem geheimnisvollen Amulett, das jedoch erst zum Leben erwacht, sobald die Steine aller acht Länder in ihm vereinigt sind. Wagemutig bricht die junge Kämpferin in eine schier aussichtslose Mission auf, bei der sie stetig schwerwiegendere Verluste hinnehmen muss. Als schließlich auch noch ihr einstiger Knappe Laio beim Versuch, Nihal hinterherzueilen, um an ihrer Seite zu kämpfen, von den Fammin getötet wird, wird sie sich der Wichtigkeit ihrer Aufgabe erst recht bewusst. Doch während sie unter gehörigem Zeitdruck die Steine erstreitet, steigt in ihr auch der Hass auf den dunklen Magier – Hass, der für den Tyrannen das einzig erdenkliche Lebenselixier ist …

_Persönlicher Eindruck_

Der Wandel, den die Saga der italienischen Nachwuchs-Schriftstellerin Licia Troisi in diesem Teil von „Die Drachenkämpferin“ durchlebt, ist wahrlich enorm. Die Geschichte, die bis dato prinzipiell eher ein jugendliches Fantasy-Publikum angesprochen hatte, wird mit einem Mal deutlich erwachsener, indes jedoch auch weitaus schwerer verdaulich. Dabei steht in den ersten Kapitel von „Der Talisman der Macht“ noch gehäufte Skepsis; man bekommt den Eindruck, als wolle die Autorin mit einem Mal noch jede Menge Details in ihrer Story unterbringen, um den inhaltlichen Umfang schlagartig zu potenzieren, was angesichts des bisherigen Fortschritts der Handlung und deren stringenten Verlauf zunächst widersinnig anmutet. Besonders die Suche nach den acht Steinen des Amuletts, die zu Beginn noch äußerst spannungsarm konstruiert wird, will nicht so recht mit dem eher emotionalen Verlauf des Plots harmonieren und dient vornehmlich als Aufhänger, um den Action-Anteil der Erzählung urplötzlich in den Vordergrund zu stellen.

Derlei Irritationen werden von Troisi aber gottlob relativ schnell wieder ausgebügelt, nämlich ab dem Moment, in dem die zwischenmenschlichen Ereignisse bzw. die wirklich starken Charakterzeichnungen wieder im Fokus der Story stehen. Mit ungewohnter Härte bestimmt die Autorin über das Schicksal manch vertrauter und lieb gewonnener Figur der Serie, so zum Beispiel über den stets unglücklichen Laio sowie im späteren Verlauf auch über eine ganze Reihe tragischer Personen, die ganz unverhofft ein kostbares Opfer für die Schlacht gegen den Tyrannen bringen. Dadurch verschafft sich die Urheberin der Geschichte jedoch nicht nur ungeahnte Freiräume sondern auch ein gehöriges Maß an Unberechenbarkeit, welches sich bis zum eher philosophischen, in mancherlei Hinsicht sicher auch überraschenden Ende hinzieht. Die gesamte Story erhält mitunter einen völlig neuen Charakter, im Zuge dessen auch ein reiferes, bisweilen sehr dunkles Erscheinungsbild, welches sie mit Abschluss der Serie endgültig in den Bereich der anspruchsvolleren, erwachsenen Fantasy-Literatur hievt.

Dennoch ist „Der Talisman der Macht“ noch von kleineren Schwächen durchzogen, gerade was das stetig wechselnde Erzähltempo anbetrifft. Troisi bereitet ihre Leser auf einige spektakuläre Final-Szenarien vor, lenkt alle aus dem Verborgenen zurückgekehrten Puzzlestücke auf einen homogenen, intelligenten Abschluss (so kehrt zum Beispiel manch einer auf, den man schon fast wieder vergessen hatte), will dann jedoch auch noch in den Bereich der Philosophie hinabtauchen, was ihr im eher dialoglastigen Schluss samt Epilog nur partiell gelingt. Gerade hier erweist sich wieder das altbekannte Sprichwort ‚weniger ist manchmal mehr‘ als bezeichnend, denn ebenso wie schon am Anfang des letzten Romans, so beschleicht den Leser auch hier das Gefühl, Troisi wolle mit aller Gewalt noch in die verschiedensten Sub-Genres dieser speziellen Literaturform hineinschnuppern, verliert dabei aber den Blick fürs Wesentliche.

Aufgrund der generell starken Ideen und einer sprachlich wie inhaltlich trotz allem fabelhaften Umsetzung sind derlei Schwächen aber keinesfalls als eklatant einzustufen, nur eben bei der Erstellung einer dynamischen, spannungsreichen Story ein wenig hinderlich. Das Fazit bleibt jedoch auch unter Berücksichtigung dessen sehr positiv. Troisi bewirbt sich mit dem dritten Band dieser erfrischenden Saga für größere Aufgaben und hat den Sprung in die oberste Liga der europäischen Fantasy-Schriftsteler weitestgehend fehlerfrei gemeistert. Bleibt zu hoffen, dass „Die Drachenkämpferin“ kein Einzelkind bleibt und die Dame schon bald mit weiteren Werken auf sich aufmerksam macht. Lust auf mehr besteht definitiv! Ein vierter Band, „Das Erbe der Drachen“, erscheint im Februar 2008 bei |Heyne| und als Hörbuch bei |Random House Audio| und eröffnet die Nachfolgetrilogie „Die Schattenkämpferin“.

http://www.drachenkaempferin.de/
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Alan Campbell – Scar Night (Kettenwelt-Chroniken 1)

In Deepgate, der Stadt, die an Ketten über einem tiefen Abgrund schwebt, sorgen Intrigen und Mordanschläge für Unruhen und Aufruhr. Als ein Wahnsinniger einen Privatkrieg gegen die Obrigkeit anzettelt, wird sogar der Höllenschlund unter der Stadt aufgerührt … – „Dark Fantasy“ vom Feinsten: Die an sich bekannte Story wird vor einer grandiosen, ebenso düsteren wie plastisch geschilderten Kulisse entwickelt. Lebendige Figuren fesseln das Interesse zusätzlich.
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Wes Craven – Identity

Ein für die US-Regierung wertvoller aber todkranker Waffenexperte kommt in den Genuss eines Körpertausches, doch der Geist des ‚Vorgängers‘ ist noch sehr präsent und stürzt den wieder jungen Forscher in eine Krise, die ihn erst seine Identität und dann sein Leben zu kosten droht … – Wissenschaftsthriller mit SF-Elementen, dessen nicht unbedingt originelle Story temporeich und dicht erzählt wird. Längen im Mittelteil werden durch den gefälligen Stil und politisch hübsch unkorrekte Spitzen nur teilweise ausgeglichen: leichte Unterhaltung der zunehmend misslungenen Art.
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Buchholz, Michael H. – Atlan – Acht Tage Ewigkeit (Rudyn-Trilogie 3)

Band 1: [„Die Psi-Kämpferin“ 4061
Band 2: [„Das Sphärenrad“ 4093

_Story_

Atlan, Trilith und der verfolgten Neife Varidis ist es mit letzter Kraft gelungen, sich an Bord eines Müllfrachters zu begeben und vom Sphärenrad ZUIM zu fliehen. Jedoch verläuft die weitere Reise alles andere als planmäßig; die Politikerin kommt mit einer giftigen Substanz in Verbindung und erleidet schwere Verletzungen. Atlan sieht sich gezwungen, die verborgene Stellung aufzugeben und Hilfe einzuholen, allerdings muss er hierzu zunächst das Vertrauen von Patty Ochomsova, der Pilotin des Frachters, gewinnen. Diese lässt sich auf einen Deal ein und bringt die Flüchtigen ins Holoi-Gebirge, einen seltsamen Ort, an dem der Arkonide und seine Gefolgsleute jedoch erst einmal sicher sein werden.

Unterdessen treibt der herrschsüchtige Kalfaktor Ponter Nastase seine gewaltigen Pläne für Rudyn und die gesamte Galaxis fort. Acht Tage noch muss er sich gedulden, bis der Zellaktivator und sein Organismus eins werden und sein Leben in die relative Unsterblichkeit übergeht. Mit rücksichtslosen Mitteln räumt er die verbliebenen politischen Gegner und Zweifler aus dem Weg und sichert sich damit eine Vormachtstellung, die ihm nur noch seine schärfste, mittlerweile totgeglaubte Konkurrentin Varidis streitig machen kann. Diese wiederum steht gemeinsam mit Atlan einen ganz anderen Konflikt beim Gebirgsvolk aus und erarbeitet gemeinsam mit dem Arkoniden und der unberechenbaren Trilith einen Plan zum Sturz bzw. zur endgültigen Vernichtung Nastases. Doch die Zeit verrinnt, ohne dass zählbare Ideen das Team voranbringen könnten. Nur noch ein Wunder kann jetzt verhindern, dass Nastase seine teuflischen Pläne in die Tat umsetzen wird.

_Persönlicher Eindruck_

Die „Rudyn“-Trilogie entwickelte sich bereits in den ersten beiden Romanen zu einem würdigen Vertreter der langen Geschichte Atlans und steigerte das Niveau der neuen Serie bei |FanPro| nach der eher mittelmäßigen „Lepso“-Trilogie wieder bis in die Spitzenklasse. Die Story war bislang vielseitig, die Charaktere sehr individuell ausgemalt und die Handlung von zahlreichen Überraschungen und sprunghaften Wendungen gezeichnet. Im Prinzip hatte Michael H. Buchholz, der Autor des letzten Bandes, also lediglich die Aufgabe, die Ernte einzuholen und die guten Voraussetzungen zu einem grandiosen Finale aufzuarbeiten. Nichts leichter als das – oder?

Nun, Buchholz hat bei der Fortentwicklung der Geschichte mitnichten den leichtesten Weg gewählt, wenngleich die Story in ihrem Verlauf keine größeren Überraschungen mehr birgt. Dafür jedoch gelingt es dem Autor über weite Strecken vorzüglich, den Rahmen des Plots weiter auszuschmücken und die Story mit einer ganzen Reihe neuer Personen und Szenarien auszustatten, von denen „Acht Tage Ewigkeit“ besonders zu Beginn mächtig profitiert. So liegt der Fokus im letzten Teil der Trilogie kaum noch auf den eigentlichen Protagonisten Trilith und Atlan, sondern vermehrt auf den Vertretern der feindlichen Parteien. Gerade Ponter Nastase bekommt noch einmal einige neue Helfer zur Seite gestellt, deren Existenz die Geschichte noch abwechslungsreicher macht, deren Handeln darüber hinaus auch noch das Potenzial für einen intensiveren Spannungsaufbau liefert. Dies nutzt Buchholz wiederum, um die Erzählung aus allerlei Perspektiven darzustellen und durch prägnante Cliffhanger an deren Tempo zu arbeiten. In immer kürzeren Abständen wird die Sicht der Dinge speziell auf die wachsende Teilnehmerzahl aufgeteilt und mit gezielten Sprüngen weiter verschärft, bis der Autor schließlich ein ziemlich umfassendes, neues Szenario gestaltet hat, auf Basis dessen schließlich ein spektakuläres, am Ende jedoch leider etwas rasch vorübergehendes Finale gewährleistet ist und wie erwartet auch vollzogen wird.

Lediglich die Beschreibungen und Analysen der ganz unterschiedlichen Charaktere ist in „Acht Tage Ewigkeit“ vergleichsweise weniger intensiv, wobei man hier berücksichtigen muss, dass gerade im ersten Band mit der regelrechten Demonstration der Wesenszüge Triliths Maßstäbe gesetzt wurden, an denen man später angesichts des bereits vorhandenen Wissens um die aggressive Kämpferin zwangsweise scheitern musste. Dennoch: Eine echte Schwäche kann man Buchholz diesbezüglich auch nicht attestieren, weil er Figuren und Story stets in Harmonie bringt und den Fortschritt beider äußerst professionell inszeniert.

Alles in allem ist der letzte Part der „Rudyn“-Trilogie ein weiteres Highlight dieses faszinierenden, sehr überzeugenden Dreiteilers und schlussendlich auch der Beweis dafür, dass die neue Romanserie um den berühmten Arkoniden durchaus in der Lage ist, mit dem Gottvater der Science-Fiction, Perry Rhodan, in den besten Momenten Schritt zu halten. Das perfekte Zusammenspiel von Emotionalität, unterkühlter Härte, Technik und Atmosphäre grenzt jedenfalls in dieser Mini-Serie schon an die Referenz der internationalen Science-Fiction und sollte daher auch in keiner gut sortierten Genre-Sammlung als Lücke klaffen.

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Scalzi, John – Geisterbrigaden

In einer fernen Zukunft verteidigen alte und kranke Rentner die Kolonien der Menschheit gegen unzählige außerirdische Rassen, die mit der Kolonialen Union (KU) im ständigen, blutigen Konflikt um die wenigen bewohnbaren Welten liegen, in einer Galaxis in der Grenzen genauso flexibel sind wie die Moralvorstellungen ihrer Bewohner. Die lebenserfahrenen, aber körperlich alten und kranken Rekruten der Kolonialen Verteidigungsarmee (KVA) hoffen auf eine Verjüngung, wie sie in den Rekrutierungsbüros der KVA auf der Erde versprochen wird. Doch ihr Bewusstsein wird in geklonte Alien-Mensch-Hybridkörper ihrer Selbst mit grüner Haut – stärker, schneller und robuster – transferiert. Bis zum Ende ihres Dienstes, an dem sie wählen können, ob sie auf einer der Kolonien der Menschheit in einem nicht-aufgerüsteten Normalkörper leben wollen. Bis dahin müssen sie sich den Feinden der Menschheit zum Gefecht stellen.

Einige Freiwillige sterben, bevor der Bewusstseinstransfer in den neuen Körper vollzogen werden kann. Ihre Körper dienen der KU als Basis für genetische Experimente, aus denen die |Geisterbrigaden| genannten Spezialeinheiten hervorgehen. Ihre Körper werden aus der DNA der Toten hergestellt, tiefgreifender modifiziert, leistungsfähiger gemacht. Einige wenige sind so spezialisiert, dass ihr Körper keine menschliche Form mehr besitzt. Die Spezialeinheiten haben keinen Bewusstseinsspender. Wenn sie zum Leben erweckt werden, sind sie Kinder, die unheimlich schnell lernen, dank des wie bei allen KVA-Angehörigen im Gehirn implantierten |BrainPals|, eines Minicomputers. Doch die Vernetzung ist weit fortgeschrittener und umfassender als bei normalen Soldaten. Er formt, entwickelt und indoktriniert das junge Bewusstsein. Zu einem Zweck: um mit ihren überlegenen Fähigkeiten Dinge zu tun, die kein |normaler| Mensch könnte. Um Dinge zu tun, die kein |Mensch| mit einem Gewissen tun würde …

Doch die stärksten Krieger der Menschheit erleiden in letzter Zeit verheerende Niederlagen, Raumschiffe der Spezialeinheit verschwinden spurlos. Bis Jane Sagan im Verhör von einer Allianz gegen die Menschheit erfährt. Drei außerirdische Spezies haben sich verbündet – mit einem Menschen: Dr. Charles Boutin. Niemand weiß, was Boutin zum Verräter an der Menschheit gemacht hat. Der Spezialist für Bewusstseinstransfer und BrainPal-Software hat an seiner Stelle einen Boutin-Klon sterben lassen, um seine Desertation zu tarnen. Doch man findet noch etwas, das man bislang für unmöglich gehalten hat: ein gespeichertes Bewusstsein – vermutlich das von Charles Boutin. Da Boutin offiziell für tot erklärt wurde, überstellt man seine Gene der Spezialeinheit, die daraus einen Klon Boutins erschafft, in dem das gespeicherte Bewusstsein transferiert wird.

Doch aus dem geplanten Verhör wird nichts. Zwar gelingt der Transfer, doch das erwachende Bewusstsein ist nicht perfekt. Jared Dirac besitzt Züge der Persönlichkeit Boutins und Erinnerungsfragmente, was den Generälen Mattson und Szilard jedoch nicht weiterhilft. Ähnlich wie ein Amnesiepatient wird er auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt, starke Reize wie Kampfeinsätze oder Erinnerungsgegenstände von Boutins toter Tochter Zoë sollen ihn dazu anregen. Jared Dirac erinnert sich, kommt dem Verräter an der Menschheit und seinen Motiven allmählich auf die Spur – und wird ihm immer ähnlicher …

_Der Autor_

John Scalzi (* 10.05.1969, Kalifornien) begann seine Karriere in der Blogger-Szene. [„Krieg der Klone“ 3677 (im Original: „Old Man’s War“) erschien bereits 2002 in Fortsetzungen im Blog seiner Website, bis Patrick Nielsen Hayden, Senior Editor von |Tor Books|, auf ihn aufmerksam wurde. Womit dieser ein ausgezeichnetes Gespür bewiesen hat: Scalzis Debüt war gleichzeitig auch sein Durchbruch, das Buch verkaufte sich in den USA ausgezeichnet und kam bei den Lesern gut an.

Als Sahnehäubchen wurde es 2006 mit dem |John W. Campbell Award| ausgezeichnet und für den |Hugo Award| nominiert. Scalzis „Krieg der Klone“ musste gegen Werke etablierter Autoren wie George R. R. Martin, Charles Stross und Ken MacLeod antreten, und sich nur dem überragenden [„Spin“ 2703 von Robert Charles Wilson geschlagen geben.

_Ein Plädoyer für Entscheidungsfreiheit_

Mittlerweile ist Scalzis Universum rund um die Koloniale Union auf drei Romane („Krieg der Klone“, „Geisterbrigaden“ und „Die letzte Kolonie“ (erscheint im Juni 2008)) und eine Novelle („The Sagan Diary“) angewachsen, gleichzeitig hat er sich weiterentwickelt, weg von den Sternenkriegern à la Altmeister Heinlein. Ein vierter Roman, „Zoe’s Tale“, wird gegen Ende 2008 erscheinen. Die im ersten Band nur sehr leise angedeutete Kritik an der Politik und den Methoden der Kolonialen Union wird insbesondere in „Die letzte Kolonie“ erneut aufgegriffen und Heinleins imperialistische Ideologie durch postmoderne Ideen ersetzt.

Ursprünglich erwartete ich mehr über Jane Sagan zu lesen, doch der Boutin-Klon Jared Dirac ist die Hauptfigur von „Geisterbrigaden“. Zwar geizt Scalzi nicht mit actionreichen Einsätzen der Spezialeinheit, doch der Fokus liegt ganz klar auf dem Verhältnis zwischen den geklonten Frankenstein-Kindersoldaten der Spezialeinheit und dem Rest der Menschheit. Zusätzlich ist der Roman auch eine Detektivgeschichte; neben Jareds Persönlichkeitsproblemen (Bin ich Jared Dirac oder Charles Boutin?) führt Scalzi den Leser zurück in Boutins Vergangenheit, beginnend bei einer Lakritzschnecke, die Erinnerungen und Trauer um Zoë in Jared weckt, eine Tochter, die er nie gehabt hat. So kommt man nach und nach den Motiven Boutins auf die Spur, kann seinen Hass auf die Koloniale Union nachvollziehen. Diese bevormundet die Menschheit, behält ihr wichtige Informationen vor und ist keineswegs nur der Beschützer vor den brutalen Aliens, sondern auch selbst Aggressor und hat einen Großteil ihrer Probleme selbst verschuldet.

Besonders gut gelungen ist Scalzi der Konflikt in Jared Dirac. Als eine |Tabula Rasa| wird er mit einem Minimalbewusstsein in die Welt geworfen und dazu gezwungen, jemand zu werden, der er nicht ist. Eingeweihte, die um seine Geschichte wissen, wie Jane Sagan, begegnen ihm als potenziellen Verräter mit Misstrauen. Unterstützung erfährt er ausgerechnet von Boutins ehemaligem Assistenten und einem gefangenen Alien, die ihm zum ersten Mal in seinem Leben vor die Wahl stellen: Willst du weiter Boutins Spur folgen, mit allen möglichen Konsequenzen, oder nicht? Sie sind die Ersten, die Jared als eigenständige Person respektieren. Im Vergleich zu seinen Gefährten von der Spezialeinheit besitzt Jared einen ausgeprägten Eigensinn, ebenso einen gewissen Sinn für Humor. Dieser ist bei den bereits vor dem Erwachen des Bewusstseins konditionierten Spezialsoldaten sonst eher gering ausgeprägt. Dennoch schildert Scalzi auch die von den Normalgeborenen oft misstrauisch beäugten Klonsoldaten als eigenständige Persönlichkeiten. So besitzt Jareds bevorzugte Geliebte Sarah Pauling einen Sinn für Humor, während Steve Seaborg ein humorloser, eher eifersüchtiger und hinterhältiger Typ ist, der schließlich doch noch mit dem in den Augen der Spezialeinheiten spürbar „anderen“ Jared zurecht kommt. Insbesondere die Textpassagen mit Lieutenant Cloud und Jared Dirac über das etwas andere Humorverständnis der Spezialeinheit und dessen Hintergründe sind in Scalzi-Manier humorvoll, leicht und zugleich tiefsinnig.

_Fazit:_

„Geisterbrigaden“ ist ein gelungener Mix aus actionreicher Science-Fiction, Detektivgeschichte/Krimi, abgemischt mit viel Humor und dennoch tiefsinniger und abwechslungsreicher als „Krieg der Klone“. Die Hauptfigur Jared Dirac ist ein tragischer Held, der Humors Scalzis ist noch genauso trocken, ironisch und erfrischend wie in „Krieg der Klone“, aber auch hier hat er sich gesteigert: Allzu platte, klischeehafte Schenkelklopfer kommen nicht mehr vor. Zudem geht er mehr in die Tiefe, bei komplexeren und düsteren Themen, die er zuvor nur angerissen hat, wie der Ausbeutung der Spezialeinheiten, aber auch der zwielichtigen Rolle der Kolonialen Union. Interessant ist es auch, ab und an über Aktionen der Spezialeinheit aus Sicht der Aliens zu lesen, was dem Buch eine faszinierende neue Perspektive gibt, gerade weil Scalzi den Leser überrumpelt und man die Aliens anfangs oft für Menschen hält, was überrascht und zudem zur Reflexion anregt. Als Schwächen fielen mir nur einige Brüche in der Logik auf: Dass Boutin einen Groll auf die KU hegt, ist nachvollziehbar, der Verrat an der ganzen Menschheit jedoch nicht. Ebenso wenig, warum er eine Bewusstseinskopie zurückgelassen hat. Dieser Zusammenhang, den ich hier nicht vorwegnehmen möchte, wirkte ziemlich konstruiert auf mich. Ebenso unbefriedigend war die Begründung, warum der Boutin-Klon Dirac das Bewusstsein Boutins nicht vollständig angenommen hat – bei den KVA-Klontransfers geschieht prinzipiell nichts anderes.

Das hält mich jedoch nicht von einer uneingeschränkten Kaufempfehlung ab. Humor, Action und trotzdem gehaltvoll – John Scalzi weiß, wie man den Leser unterhält. Das scheint sein Markenzeichen zu werden, denn ohne zu viel verraten zu wollen: Auch der erst 2008 in Übersetzung erscheinende Band „Die letzte Kolonie“ hat mich im Original überzeugen können. Die Übersetzung von Bernhard Kempen verdient ebenfalls ein Lob; er hat den Humor und Stil Scalzis hervorragend ins Deutsche übertragen.

|Originaltitel: The Ghost Brigades
Übersetzt von Bernhard Kempen
Taschenbuch, 432 Seiten|
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Tess Gerritsen – In der Schwebe

Als in einer um die Erde kreisenden Raumstation versehentlich Mikroorganismen freikommen, erweisen sie sich als mutiert und lebensgefährlich. Während an Bord fieberhaft nach einem Gegenmittel gesucht wird, werden ‚unten‘ schon Raketen in Stellung gebracht … – Schwammige Mischung aus (Medizin-) Thriller und Science Fiction, wobei ersterer unter zu vielen zwischenmenschlichen Problemchen und letzte unter sichtlicher Genre-Unsicherheiten leidet: wohl eher ein Werk für die Leser/innen von „Lady-Thrillern“.
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Trudi Canavan – Magier (Das Zeitalter der Fünf 2)

Band 1: „Priester“

Trudi Canavan hat sich mit ihrer ersten Trilogie „Die Gilde der Schwarzen Magier“ ihren Platz in den Bestsellerlisten erobert – und das vollkommen zu Recht. Wie wenige andere Autoren schafft sie es, sympathische Charaktere und faszinierende Völker zu zeichnen und die Spannung zum nächsten Buch immer weiter zu steigern. So auch bei ihrer zweiten Fantasy-Trilogie „Das Zeitalter der Fünf“, zu der inzwischen der zweite Band vorliegt. Dass die Kritiken des Einstiegsbandes nicht durchweg positiv waren, finde ich zwar schade, denke aber, dass es an den zu hohen Erwartungen liegt und daran, dass Canavan diesen ersten Band als Vorstellung und Einstieg in eine komplexe Reihe braucht, die im Laufe der Zeit noch mehr Faszination und Spannung entwickelt. So habe ich mit Spannung zum zweiten Teil „Magier“ gegriffen und wurde nicht enttäuscht …

Wiedersehen mit alten Freunden

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Schröder, Tanja – Hirudo – Dunkles Erbe

Hirudo – das klingt irgendwie exotisch und fremd. Tatsächlich ist Hirudo die lateinische Bezeichnung für den medizinischen Blutegel, und wenn das dem Titel von Tanja Schröders Roman auch ein wenig den Glanz nimmt, so ist die Anspielung doch zumindest treffend. Schließlich hat Tanja Schröder mit „Hirudo – Dunkles Erbe“ einen Roman über Blutsauger geschrieben.

Karen Grant ist auf der Suche nach ihrem Vater Lucas Vale. Zwar hat sie ihn nie kennengelernt, doch weiß sie aus den Geschichten ihrer Mutter sehr viel über Lucas. Dieser ist ein Vampir und hat Karen offenbar ein paar Extragene vererbt. So ist sie in der Lage, die Gedanken anderer Menschen zu lesen oder die Stimmung eines Gegenstandes zu erfühlen. Das ist eine durchaus praktische Gabe, hilft sie ihr doch bei ihrer Suche nach Lucas. Nacht für Nacht durchstreift sie die Stadt, in der Hoffnung, in den Gedanken eines Passanten den Namen ihres Vaters aufzuschnappen.

Die Ausweglosigkeit ihrer Suche ist Karen durchaus bewusst, allerdings bekommt sie unerwartet Hilfe. Jarout, ein junger Hirudo – also ein Vampir -, kennt Lucas und ist willens, Karen zu ihm zu bringen. Was die junge Frau zunächst nicht ahnt, ist die Tatsache, dass Jarout nicht aus Nächstenliebe handelt, sondern seine eigene Agenda verfolgt.

Jarout nimmt Karen mit in Lucas‘ Haus in der Nähe von Genf, doch der Hausherr ist nicht da. Stattdessen sieht sich Karen einer ganzen Familie von Vampiren gegenüber, die mal freundlich und mal hungrig gestimmt sind. Nachts schließt sie also Freundschaft mit Teilen von Lucas‘ Familie und versucht, nicht vom Rest verspeist zu werden. Und tagsüber, wenn die Hirudo schlafen, durchstreift sie das riesige Haus auf der Suche nach Hinweisen auf ihren Vater.

Tanja Schröders erster Roman ist ein seltsamer Hybrid. „Hirudo“ ist weit davon entfernt, ein schlechter Roman zu sein, aber gleichzeitig vermag er auch nicht durchgehend zu fesseln. Dazu kommen einige Kinderkrankeiten, die verhindern, dass der Roman sein volles Potenzial ausschöpft. Da wäre zum einen der hauchdünne Plot: Frau sucht ihren Vater. Daraus ließe sich selbstverständlich einiges machen: Durchwachte Nächte in staubigen Bibliotheken, das Durchwühlen alter Kirchenregister, das Streuen von Informationen und das Finden von überraschenden Helfern. Wie man eine derartige Geschichte genüsslich ausschmückt, hat Elisabeth Kostova in [„Der Historiker“ 2000 gezeigt. Tanja Schröder entscheidet sich für das Gegenprogramm. Karens Suche ist nicht mehr als die Exposition des Romans – bevor sie richtig losgegangen ist, übernimmt Jarout die Bühne und präsentiert Karen ihren Vater quasi auf dem Silbertablett. Über die Hälfte des Buches besteht dann aus Warten, nämlich dem Warten darauf, dass Karens Vater endlich von seiner Geschäftsreise heimkehrt. Schröder nutzt diese Zeit ausgiebig, um Karen das Haus durchstöbern zu lassen (da sie kaum etwas Nennenswertes findet, hält sich der Mehrwert in Grenzen) und die Mitglieder von Lucas‘ Familie vorzustellen. „Vorstellen“ ist dabei das zentrale Wort. Mehr passiert nicht, es gibt keinen Konflikt und über lange Strecken keine Bewegung in diesem Roman. Nachdem der Leser dann über hundert Seiten auf die Begegnung zwischen Karen und ihrem Vater gewartet hat, wirkt das groß erwartete Ereignis in seiner tatsächlichen Schlichtheit wie ein Antiklimax.

Dazu kommt, dass die Charaktere nicht völlig ausgearbeitet sind. Einzig Denis bleibt dem Leser in Erinnerung: Der geistig zurückgebliebene Hirudo ist offensichtlich Schröders Lieblingsfigur. Sie verwendet viel Zeit auf die erste Begegnung von Karen und Denis, der ein talentierter Maler ist und Karen in sein kleines Refugium entführt. Schröder schildert dies in einem wirklich schönen Kapitel, das letztendlich aber ins Leere läuft, da es nichts zur eigentlichen Romanhandlung beiträgt. Ähnliches wiederholt sich mit allen Bewohnern des Hauses. Sie werden dem Leser vorgestellt, ohne dass sie dann im Gesamtzusammenhang etwas zu tun bekämen. Einzige Ausnahme ist hier wohl Jarout, der seine eigenen Pläne verfolgt. Aber auch seine Motivation bleibt im Dunkeln. Schröder ist selten in der Lage, ihre Figuren für den Leser zu erhellen.

Viele dieser Kritikpunkte dürften der Tatsache geschuldet sein, dass „Dunkles Erbe“ nur der erste Teil eines Romanduos um die Hirudo ist. Vieles wird nur angedeutet – so z. B. der Ursprung der Hirudo und wie sie in unsere Welt kamen. Es ist davon auszugehen, dass all diese kleinen Appetithäppchen im Folgeroman „Blut der Finsternis“ wieder aufgegriffen werden, doch führt diese Taktik dazu, dass sich „Dunkles Erbe“ über weite Strecken wie ein Prolog liest. Wer nur den ersten Teil in der Hand hält, wird das Buch unbefriedigt zuklappen, da nichts gelöst und eigentlich auch noch kein Problem in den Raum gestellt wurde. Der Roman plätschert dahin, mehr nicht.

Einem wirklichen Lesevergnügen steht leider auch der technisch schlechte Text gegenüber, wobei unklar bleibt, ob die Schnitzer hier von der Autorin selbst oder vom Lektorat kommen. Tanja Schröder gelingen durchaus stilistisch schöne Passagen und überzeugende Bilder. Leider stehen diese in ständigem Kontrast zu so unausgewogenen Formulierungen wie „die übliche Schwelle war nicht vorhanden und leicht zu überwinden“ (Karen versucht hier gerade, in Denis‘ Geist einzudringen). Hinzu kommt, dass Tanja Schröder ein Problem mit richtigen Fallendungen hat und die Genitiv-s-Regel einfach ignoriert. Bei einem Roman mit drei Charakteren, die auf -s enden (nämlich Lucas, Denis und Seamus) ist das ein Fallstrick, den ein Lektor hätte ausbügeln müssen.

Die Hirudo sind faszinierende Geschöpfe. Schröder lehnt ihre Vampire weniger am klassischen Dracula als am modernen Lestat an. Lucas, das Familienoberhaupt, lehnt es beispielsweise ab, zu töten. Er ist empfindsam, von Schuldgefühlen geplagt und erpicht darauf, sich in die Welt der Menschen zu integrieren, auch wenn er nicht wirklich dazugehören kann. Darüber hinaus erlaubt Schröder dem Leser flüchtige Blicke auf den Ursprung der Hirudo. Ein anderer Planet? Eine andere Wirklichkeit? Eine andere Zeit? Das wird man wohl nur erfahren, wenn man sich den zweiten Band, „Blut der Finsternis“, zu Gemüte führt.

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Sandemo, Margit – Hexenjagd (Die Saga vom Eisvolk 2)

Band 1: [„Der Zauberbund“ 4365

_Story_

Obwohl sie ihr Familienglück in den Gebirgen des Eisvolks gefunden haben und von der Hatz des Vogts zunächst verschont bleiben, sind Silje, Tengel und ihre drei Sprösslinge in argen Problemen. Siljes zweite Schwangerschaft, die sie vorerst vor ihrem Gatten verheimlicht, macht das junge Mädchen unsicher, und während sie sich noch Gedanken macht, wie sie Tengel beibringen soll, dass möglicherweise ein neuer Dämon in ihr heranreift, wird ihre Familie auch schon in die Flucht geschlagen, nachdem der hinterlistige Heming seine ehemalige Sippe verraten hat.

Als letzte Überlebende fliehen sie aus ihrem neuen Heimatdorf und retten sich in die Berge. Als der Hunger jedoch immer größer wird und die neue Situation zur echten Bedrohung reift, fasst Silje einen folgenschweren Entschluss. Sie begibt sich auf den Sitz der Baronsfamilie von Meiden und konfrontiert Dags leibliche Mutter mit der bitteren Wahrheit, dass ihr ausgesetzter Sohn nach wie vor lebt. Charlotte von Meiden, die unglückliche Tochter des Barons, schenkt ihr im Gegenzug für den unermüdlichen Einsatz Sicherheit und sorgt dafür, dass Tengel und Co. auf einem neuen, noblen Landstrich ein neues Leben beginnen können – mit Charlotte und deren Mutter als beste Freunde.

Die neue Etappe im Leben der Nachfahren des Eisvolks beginnt sehr friedlich und gefahrlos; Tengel reift zum angesehenen Heilpraktiker und steigert das Ansehen seiner Familie enorm. Dennoch ahnt das Hexengericht von den verborgenen Geheimnissen des Oberhaupts und entsendet einen Späher, um Tengel hinters Licht zu führen. Viel schlimmer trifft Silje und ihre Liebsten jedoch Sols Entwicklung. Das nunmehr 14-jährige Mädchen ist von der Hexe Hanna intensiv in die magischen Künste eingewiesen worden – und scheint bisweilen nicht mehr kontrollierbar …

_Persönlicher Eindruck_

Der zweite Band der „Saga vom Eisvolk“ beinhaltet einige unverhoffte Wendungen, aber auch eine recht rasche inhaltliche Entwicklung. In diesem Zusammenhang ist vor allem erstaunlich, welches Zeitfenster Margit Sandemo hier eingeplant hat. Fast eine ganze Dekade vergeht auf den 300 Seiten von „Hexenjagd“, und berücksichtigt man den quantitativen Output, den die Autorin zur Serie im Original beigesteuert hat, hätte man schon erwartet, dass die Geschichte um Silje und Co. etwas gediegener voranschreitet. Dem ist aber sichtlich nicht so!

Dementsprechend sind die Fortschritte der Handlung enorm. Der Nachfolger zu „Der Zauberbund“ beschreibt gleich mehrere abgeschlossene, aber dennoch zusammengehörige Stränge, begonnen mit Siljes heimlicher Schwangerschaft über die Flucht aus dem Gebirge bis hin zur Verzweiflungstat, der Audienz bei Charlotte von Meiden, Dags leiblicher Mutter. Doch auch das ’neue‘ Leben der Familie Tengelssohn wird in aller Ausführlichkeit beschrieben; die unerkannt verurteilte Ketzerei, die Entwicklung von Sols zunehmenden Begabungen, aber auch das stete Familienglück, das vor allem durch die Geburt des ersten gemeinsamen Sohnes Are noch einmal bestärkt wird. All diese Geschehnisse verteilen sich über einen recht langen Zeitraum, werden von Sandemo sehr detailliert ausgeschmückt, bleiben aber dennoch spannend und kurzweilig – und das ist die wahre Kunst hinter diesem Roman.

Gerade die Tatsache, dass hier komplette, abgeschlossene Episoden aus dem Leben der Protagonisten quasi aneinandergereiht werden, ohne dabei die wesentliche Dynamik, also den Fluss der Story, zu beeinträchtigen, macht „Hexenjagd“ auf Anhieb zu einem kleinen Meisterwerk, begünstigt außerdem durch die märchenhaften Beschreibungen der Figuren und Szenarien. Es sind eben vor allem die kleinen Helden der Geschichte, diese einprägsamen, ungewöhnlichen Gestalten, die einem sofort ans Herz wachsen. Stand zuletzt noch Silje ganz deutlich im Mittelpunkt einer durchaus emotionalen Entwicklung, wird die Familie, die Verbliebenen des Eisvolks, nun etwas differenzierter betrachtet, so dass vor allem der liebevolle Tengel und die unberechenbare Sol mehr zur Geltung kommen. Sie sind die weniger transparenten Komponenten des Buchs, auf ihren unsteten Handlungen beruht schließlich auch die Spannung und generell die tolle Atmosphäre.

Hinzu kommt weiterhin diese liebevolle Stimmung, diese Harmonie, die von der Story und ihren tragenden Charakteren ausgestrahlt wird. Daher lässt sich „Hexenjagd“ auch noch weniger als „Der Zauberbund“ einem spezifischen Genre zuordnen, da die Elemente der Liebesgeschichte und auch des klassischen Dramas in den entscheidenden Passagen deutlich zugenommen haben. In dieser besonderen Mischung liegt aber auch der Reiz der bisher veröffentlichten Bände der Serie. „Hexenjagd“ ist weder klassische Fantasy noch purer Historienroman, geschweige denn eine typische Lovestory in einem opulenten Setting. Stattdessen hat Sandemo die schönsten Versatzstücke der einzelnen Genres zu einem modernen Märchen zusammengetragen, dieses in Teil zwei noch einmal in eine ganz andere Richtung gelenkt und sich insgesamt sogar durch die homogene Vielschichtigkeit der Story noch einmal steigern können. Ergo: Wer den ersten Band schon toll fand, wird den zweiten lieben!

|Originaltitel: Sagan om Ísfolket 2: Häxjakten
Originalverlag: Boknöje ab 1982
Aus dem Norwegischen von Dagmar Lendt
Taschenbuch, 304 Seiten|
http://www.blanvalet.de
http://www.margitsandemo.se/

Carey, Diane / Golden, Christie – Star Trek Voyager: Endspiel

Zum zehnten Mal jährt sich der Tag, an dem das Föderations-Raumschiff „Voyager“ unter dem Kommando von Captain Kathryn Janeway nach einer Irrfahrt, die 26 Jahre währte, aus dem Delta-Quadranten zur Erde zurückkehrte. Längst ist scheinbar der Alltag eingekehrt. Janeway ist zur Admiralin der Sternenflotte aufgestiegen. Harry Kim führt inzwischen ein eigenes Schiff. Der Holo-Doktor konnte seinen Status als ‚echte‘ Lebensform wahren und ist inzwischen sogar Ehemann geworden. Tom Paris hat seinen Abschied genommen und sich als Schriftsteller einen Namen gemacht. B’Elanna Torres, seine Gattin, ist ebenfalls aus dem aktiven Flottendienst ausgeschieden, während beider Tochter Miral in die Fußstapfen der Eltern trat.

Die junge Pilotin wird zur Schlüsselfigur in Janeways geheimen Privatkrieg gegen die Zeit und das Schicksal. Die Heimkehr der „Voyager“ musste bitter erkämpft werden; viele Mitglieder der Besatzung, darunter Commander Chakotay und Seven of Nine, verloren ihr Leben. Wissenschaftsoffizier Tuvok konnte von einer Nervenkrankheit nicht rechtzeitig geheilt werden und dämmert in einer Anstalt dem Tod entgegen.

Janeway beschließt, allen Direktiven der Föderation zum Trotz die Geschichte nach ihrem Willen umzuschreiben: Sie will eine Zeitreise unternehmen und ihrem jüngeren Ich mit Hilfe der inzwischen weit vorangeschrittenen Technik die Chance bieten, eine ‚Abkürzung‘ nach Hause zu finden und so der Zukunft ein neues und erfreulicheres Gesicht zu geben. Nach großen Anlaufschwierigkeiten glückt der Sprung zurück. Captain Janeway ist zwar entsetzt über ihr desillusioniertes und zynisches Alter Ego, erklärt sich aber doch bereit, die „Voyager“ umrüsten zu lassen für die Reise durch ein Wurmloch, das just im All entdeckt wurde.

Aber die Admiralin hat dem Captain verschwiegen, dass am Eingang des Wurmlochs alte, ungern gesehene Bekannte lauern: die Borg, die hier an einem Portal arbeiten, das endlich die Invasion des Alpha-Quadranten ermöglichen soll. Dies ist das größte Geheimnis der Borg, und so ist es kein Wunder, dass die prominenteste Vertreterin der assimilierfreudigen Gesellen die Arbeiten leitet: die Königin der Borg, Einzige ihrer Art, die sich ihre Individualität erhalten hat, was sie unberechenbar und damit doppelt gefährlich werden lässt. Die „Voyager“ könnte sich trotzdem durch das Wurmloch mogeln, doch Captain Janeway fragt sich, ob man die Chance verstreichen lassen darf, das Borg-Portal zu sabotieren. Die Admiralin ist strikt gegen diesen Plan und versucht, die Besatzung der „Voyager“ gegen den Captain aufzuwiegeln. Dieser Konflikt verschafft der Königin die Zeit, Gegenmaßnahmen einzuleiten, die sich borgtypisch als sehr wirkungsvoll erweisen …

Es ist so weit: Nach sieben Jahren in den Weiten des TV-Äthers kehrt die „Voyager“ heim. Die große Odyssee endet roddenberrysch, d. h. von Bord gehen durch Erfahrung geläuterte, klüger, sogar weise gewordene oder doch wenigstens miteinander verbandelte Männer und Frauen, die zuvor noch des dramaturgisches Verzögerungseffektes wegen ein zwar ziemlich unglaubwürdiges, aber leidlich spannendes Abenteuer erleben mussten.

Diane Carey ist keine von echtem Unterhaltungsgeschick beseelte Schriftstellerin, wie schreckliche „Star Trek“-Abenteuer belegen, die sie sich selbst aus dem Hirn gewrungen hat. Lässt man sie jedoch nach Drehbuch schreiben, drechselt sie termingerecht und wahrscheinlich nach Tariflohn leidlich lesbare „Romane zum Film“, die es dem „Star Trek“-Franchise ermöglichen, einen nicht exorbitanten, aber doch respektablen und vor allem schon vorab kalkulierbaren Gewinn einzustreichen. Die Summe könnte höher sein, wenn man z. B. einen wirklich talentierten Autoren beschäftigte, aber dieses Risiko ist in der Kosten-Nutzen-Planung nicht vorgesehen, und daher reicht es, Diane Carey anzuheuern.

Das Ergebnis entspricht solchem nüchternen Geschäftsdenken. „Endspiel“ ist formal wie inhaltlich jederzeit Mittelmaß; ohne Überraschung, ohne Feuer, lebendig höchstens durch die Vorgeschichte der hier nun zum vorerst letzten Mal agierenden Figuren und die (sich freilich auch in Grenzen haltende) Spannung durch die Frage, wie diese denn nun ins (TV-)Nirwana entlassen werden.

Nicht verantwortlich zu machen ist Carey indes für die gewaltigen Löcher, die durch das lieblos zusammengeschluderte Drehbuch in die Handlung geschlagen werden. Nun sind logische Bocksprünge seit jeher typisch für „Star Trek“, was einer Science-Fiction-Serie auch gut zu Gesichte steht. Das enthebt jene, die sich über die TV-Apokalypse der Woche den Kopf zermartern, jedoch nicht der Verantwortung, für eine gewisse Stimmigkeit der erfundenen Welten Sorge zu tragen. „Endspiel“ verkauft sein Publikum schlicht für dumm; was dem Zuschauer vor einem Wirbel eindrucksvoller Spezialeffekte im Fernsehen womöglich nicht so bewusst wird, bleibt dem (des Denkens zumindest in Ansätzen fähigen) Leser nicht lange verborgen. Hier nur eine Auswahl offener Fragen:

Was treibt eigentlich die „Abteilung für Temporale Ermittlungen“ der Sternenflotte, deren gestrenge Repräsentanten wir in früheren „Star Trek“-Episoden kennengelernt haben, während Admiralin Janeway offenbar nach Belieben im Zeitstrahl herummurkst?

Was würden wohl jene Besatzungsmitglieder zu Janeways ‚Korrektur‘ der Vergangenheit sagen, die nicht nur die Reise der „Voyager“ überlebt, sondern sich in den vergangenen zehn Jahren ein neues und offensichtlich glückliches Leben aufgebaut haben? Wohl weil sie die Antwort kennt, fragt die Admiralin lieber erst gar nicht …

In den alten „Frankenstein“-Filmen der 1930er Jahre gab es im Labor des guten Doktors stets einen Hebel, der, einmal umgelegt, das Labor samt Monster in Rauch und Flammen aufgehen ließ. Realistisch ist ein solcher Mechanismus nicht, aber im Film lässt er sich weiterhin prima einsetzen, um wie hier nach 90 Minuten ein spektakuläres Ende heraufzubeschwören. Drehbuch-Autoren spart besagter Hebel eine Menge Hirnschmalz. Das haben sie sich gut gemerkt und lassen ihn seither immer wieder auftauchen. In unserem Fall treffen wir also auf der einen Seite die Borg in ihrer ganzen Pracht und Übermacht, seit Jahr und Tag emsig damit beschäftigt, eine planetengroße Bosheit zusammenzuschrauben. Dann kommt von der anderen Seite die „Voyager“ mit den Janeways im Doppelpack, halst den Borg einen ‚Virus‘ auf, und siehe da: Die Wurmloch-Wundermaschine löst sich samt böser Königin binnen weniger Augenblicke (und gerade noch rechtzeitig vor dem großen Finale) in ihre Einzelteile auf.

Keine Kritik, sondern eher eine ketzerische Frage: Welches notorisch harmoniesüchtige Franchise-Seelchen hat sich bloß die Last-Minute-Romanze zwischen Chakotay und Seven of Nine einfallen lassen? Sie wirkt nicht nur an den Haaren herbeigezogen, sondern einfach lächerlich in ihrem Bemühen, auf Biegen und Brechen ein Happy-End aus dem Hut zu zaubern.

Fazit: Ein Kann, aber kein Muss, dieses nach Schema F weniger verfasste als konstruierte „Star Trek“-Abenteuer; für das Ende einer Ära ein schwacher Abgesang, aber für den Fan natürlich Pflichtlektüre, die immerhin eher langweilt als offen ärgert.