Archiv der Kategorie: Horror & Unheimliches

Hohlbein, Wolfgang – Horus

_Handlung_

Die ägyptische Katzengöttin Bast(et) kommt im Jahre 1888 nach London, um ihre Schwester Isis zu suchen, die sich in der Hauptstadt des britischen Empires aufhalten soll. Doch kaum hat sie das Schiff verlassen, wird sie von einem Falken angegriffen, den sie gerade so abwehren kann. Sind Isis und sie nicht die einzigen ägyptischen Götter in London?

Auf der Suche nach ihrer Schwester gelangt Bast ins Londoner East End. Doch dort treiben nicht nur Gottheiten ihr Unwesen, sondern auch ein Serienkiller: Jack the Ripper. Schon bald findet sich die Katzengöttin in einem Wirbel aus alten Verbindungen, Gefühlen, Verdächtigungen und unbändigem Hunger wieder …
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Hohlbein, Wolfgang – Spur des Hexers, Die (Der Hexer von Salem 1)

„Eine historische Abenteuerserie mit ganz leichtem phantastischem Einschlag und vielleicht einer Spur von Horror. Dazu ein wenig Plüsch und Mantel-und Degel-Flair …“, schreibt Wolfgang Hohlbein im Vorwort von „Die Spur des Hexers“, dem ersten Teil der bei |Bastei Lübbe| neu aufgelegten |Der Hexer von Salem|-Reihe. Ein Genremix, ohne Frage, doch ein ganz besonderer. Hohlbeins [„Der Hexer von Salem“ 249 basiert nämlich auf den Werken von H. P. Lovecraft (1890-1937), jenem Autor, der heute als Schöpfer des Cthulhu-Mythos bekannt ist.

„Ein wenig Horror“ mag angesichts der Tatsache, dass Lovecraft verstörte und zweifelnde Menschen in den Mittelpunkt seiner Erzählungen gestellt hat, die einem meist außerirdischem Grauen gegenüberstehen, zunächst etwas untertrieben erscheinen. Doch Hohlbein hat es geschafft, Elemente des Horror-Autors mit seinem ureigenen Stil zu verbinden und ein actiongeladenes, pulpiges Abenteuer zu kreieren, das er zu Recht als seinen größten Serienerfolg bezeichnet. Mit „Die Spur des Hexers“ liegt nun der erste einer auf acht Bänden angelegten Reihe vor, die zum ersten Mal im Paperpack die vollständige Ausgabe des Hexers umfasst, inklusive aller Überarbeitungen und neu geschriebenen Vor- und Nachgeschichten. Ein Mammutwerk, das bereits mit dem 830 Seiten dicken ersten Teil deutlich macht, wohin die schwergewichtige Reise geht.

_Inhalt_

Den Anfang in dem Sammelband macht die titelgebende Geschichte „Die Spur des Hexers“. Sie ist zwar erst nach der eigentlichen Heftserie als Roman „Auf der Spur des Hexers“ erschienen, von Hohlbein aber als Auftakt der kompletten Reihe konzipiert worden. Daher erscheint es nur schlüssig und wird dem Anspruch der vollständigen Fassung gerecht, sie nach vorne zu stellen. In „Die Spur des Hexers“ wird der Blick auf Roderick Andara gerichtet, den Vater des eigentlichen Hexers Robert Craven, der während der Handlung jedoch erst ein dreijähriges, kleines Kind ist. Doch wie sein Sohn besitzt auch Roderick magische Fähigkeiten und Gaben, die er unter anderem zur geistigen Kontrolle einsetzen kann.

Seit zehn Jahren ist er bereits auf der Flucht vor namenlosen Häschern, die seinesgleichen vernichten wollen. Beinahe ist dies bereits geschehen, den Tod seiner Frau Jenny kurz nach der Geburt von Robert konnte er nicht mehr verhindern, er selbst nur knapp entfliehen. So trifft er die Entscheidung, Robert nach Walnut Falls zu bringen, wo er ihn in die Obhut einer gewissen Maude Craven gibt, um alle Spuren zu ihm und der auch auf seinen Sohn übertragenen magischen Kraft zu verwischen. Bei seiner Abreise gerät er jedoch in eine Falle und entgeht nur knapp dem Tod. Sogleich bereut er seine Tat und reist zurück, doch er findet das Haus von Maude Craven leer vor. Sein Sohn wie auch die Pflegemutter sind entführt worden.

In diesem Moment tritt H. P. (Ähnlichkeiten zu Howard Philip Lovecraft sind nicht rein zufällig) auf den Plan. Er hat den Hexer lange beobachtet und findet es nun an der Zeit, sich ihm vorzustellen und sich mit ihm zu verbünden. Er weiht Roderick Andara in den Cthulhu-Mythos ein, erzählt, wie er selbst in die Fänge der fanatischer Jünger geraten ist, und glaubt zu wissen, wohin Robert Craven gebracht wurde: nach R’lyeh. Roderick bleibt misstrauisch, doch will er der einzigen Spur zu seinem Sohn folgen. So reisen der Hexer und H. P. nach Arkham, von wo aus sie den Schlafplatz des großen Alten Cthulhu suchen wollen.

Die zweite Geschichte „Als der Meister starb“ spielt rund 20 Jahre nach den Ereignissen in Arkham und beginnt den eigentlichen Zyklus um Robert Craven. Dieser hat sich nach dem Tod seiner Tante Maude mehr schlecht als recht in den Gassen New Yorks mit Gelegenheitsjobs und kleinen Gaunereien über Wasser gehalten. Bis zu seinem 24. Geburtstag, als er auf einen mysteriösen Mann trifft, der ihn aus seinem Elend herausreißen möchte. Robert nimmt das Angebot an und findet sich weniger später an Bord der |Lady of the Mist| wieder, die sich Richtung London aufmacht. Ebenfalls an Bord ist sein Retter: Roderick Andara. Dieser will seinen Sohn nach England bringen, denn er fühlt sich in Amerika nicht mehr sicher und glaubt auch seinen Sohn in größter Gefahr. Allerdings hat er sich ihm noch nicht als Vater, geschweige denn als Hexer offenbart. Als das Schiff jedoch in eine Nebelbank gerät, ändert sich die Situation schlagartig.

Während der Kapitän dem Ereignis keine Bedeutung zuschreibt, ist sich Roderick sicher, es mit keinem gewöhnlichen Nebel zu tun zu haben. Und tatsächlich, wenig später wird das Schiff von einem tentakelbewehrten Wesen angegriffen. Nur Roderick, der sich nun als Hexer zu erkennen gibt, kann den Angriff noch vereiteln. Doch obwohl er die Bestie vertreibt, ist die Gefahr noch nicht gebannt. Das Schiff prallt auf ein Riff und Roderick ist zu schwach, als dass er das rettende Ufer noch erreichen könnte. So weiht er seinen Sohn endlich in seine Vergangenheit ein und überträgt ihm nach seinem Tod das Erbe des Hexers.

Robert gelingt es schließlich, mit einigen wenigen Überlebenden nach England zu entkommen. Dort sieht er sich nun gezwungen, die Aufgabe seines Vaters zu vollenden: den Kampf gegen unaussprechliche Wesen und düstere Kulte fortzuführen, um die Welt vor dem Unrat des Bösen zu säubern. Kein leichtes Erbe, doch Robert bleibt keine Wahl, denn er ist der neue Hexer von Salem.

_Bewertung_

Aller Revidierungen zum Trotz, „Der Hexer von Salem“ ist und bleibt auch in Form der überarbeiteten Neuauflage „Die Spur des Hexers“ eine Heftromanreihe. All zu hohe Ansprüche sollte man als Leser also nicht stellen. Die Charaktere bleiben weitgehend flach oder zumindest stereotypisch, die Handlung kann keinen Innovationspreis gewinnen, sondern will vor allem nur unterhalten. Und auch die Länge der einzelnen Episoden, obwohl zusammenhängend und nun in chronologisch richtiger Reihenfolge angeordnet, beschränkt sich stets auf weniger als 100 Seiten. Selbst Geschichten, die früher über mehrere Hefte gelaufen sind und nun zusammengeführt wurden, weisen die typischen Heftromanelemente auf: ein schneller Einstieg, ein die Spannung steigernder Mittelteil und ein deftiges Finale bzw. ein nicht minder deftiger Cliffhanger.

Dennoch, es hat seinen Grund, dass Hohlbeins „Der Hexer von Salem“ immer wieder neu überarbeitet worden und nun in einer finalen Fassung auf den Markt gekommen ist: Es macht einfach Spaß, den Hexer zu lesen. Die Mischung aus Horror, Pulp und Action, die zahlreichen Anspielungen auf reale Personen (vorneweg natürlich Lovecraft selbst, aber auch Autoren wie Jules Verne) und literarische Figuren (Nemo, Fu Manchu) sowie die rasante Erzählweise machen den Hexer zu einem großen Vergnügen. Natürlich fällt jede Episode unterschiedlich aus und schwankt in ihrer Qualität, doch die Reihe bietet insgesamt einen guten Spannungsbogen auf überdurchschnittlichem Niveau. Wer viel Zeit investiert und die Reihe von vorne bis hinten liest, wird mit wiederkehrenden Figuren und Orten und Überschneidungen in verschiedenen Zeitepochen belohnt, die spätestens mit den Abenteuern von Robert Craven ein komplexes Muster entstehen lassen.

Zudem hat Wolfgang Hohlbein für jeden zusammenhängenden Abschnitt (also meist zwischen ein bis drei Heftroman-Folgen) ein Vorwort geschrieben, in dem er über Hintergründe der Entstehungsgeschichte berichtet und Einblicke bzw. Rückblicke in die gute alte Zeit der Heftromanreihe gibt. Er schreibt, warum die ersten Folgen in der „Gespensterkrimi“-Reihe erschienen, wie die Fans versuchten, sein Pseudonym zu entschlüsseln und wie er die Verleger von der ungewöhnlichen, inhaltlichen Thematik zu überzeugen versuchte.

Das alles liest sich, ebenso wie die Geschichten selbst, leicht und locker und regt das ein oder andere Mal zum Schmunzeln an. Wer Horror und insbesondere Lovecraft mag, sich aber nicht daran stört, wie Hohlbein die Thematik mit seinem Stil koppelt und vor allem um Actionelemente erweitert, wird mit „Die Spur des Hexers“ glücklich werden. Kurzweiligen Lesestoff bietet der dicke Paperback-Band alle mal. Und wer auf den Geschmack gekommen ist: Weitere sieben Bände folgen ja noch.

http://www.bastei-luebbe.de

|Siehe ergänzend auch unsere Rezensionen zu den Hörbuchfassungen der Hexer-Reihe:|

[„Auf der Spur des Hexers“ 511
[„Als der Meister starb“ 917
[„Als der Meister starb (Gespenster-Krimi 02)“ 1214
[„Das Haus am Ende der Zeit“ 1116
[„Tage des Wahnsinns“ 2103
[„Der Seelenfresser“ 2886
[„Die Chrono-Vampire“ 3095

Wiesler, André – Hexenmacher (Die Chroniken des Hagen von Stein, Buch 1)

_Handlung_

Spätmittelalter: Hagen von Stein wächst als Waisenkind auf Burg Aichelberg auf. Dort hat er die uneingeschränkte Liebe seiner Ziehmutter, der Gräfin von Neuenburg. Die hat er auch nötig, denn Hagen ist ein Wariwulf (Werwolf), ein von Gott als Beschützer der Christenheit geschaffenes Wesen. Sein Ziehbruder Albrecht sieht das allerdings ganz anders, denn dieser hasst Hagen, wegen dessen Perfektion und der Liebe, die seine Mutter dem Wariwulf und nicht ihm entgegenbringt. Dieser Zwist zwischen den beiden wird immer größer, und mit zunehmendem Alter schließen sich die beiden Kontrahenten verschiedenen Königen an, die beide nach der Krone des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen streben. Nun bekämpfen sich die beiden auf einer völlig anderen, großen und epischen Ebene.

Gegenwart: Georg von Vitzthum kämpft gegen Werwölfe und Hexen. Er ist ein moderner Inquisitor, der für die Kirche gegen die verderbten übernatürlichen Wesen kämpft. Dafür sucht er die Chroniken des Hagen von Stein, da er sich daraus neue Erkenntnisse erhofft.

_Der Autor_

André Wiesler wurde am 25.9.1974 in Wuppertal geboren, wo er bis heute mit seiner Frau Janina lebt. Nach einem Studium der Germanistik und einigen Jahren der Autorenschaft fürs Fernsehen ist er heute als freiberuflicher Übersetzer und Schriftsteller tätig. Bekannt wurde er hauptsächlich durch seine zahlreichen „Shadowrun“-Romane, als Chefredakteur des Rollenspiels „LodlanD“ sowie des monatlichen Rollenspiel Magazins „Envoyer“ und der Spielreihe „Zeit der Helden“ beim |Pegasus|-Verlag.

„Hexenmacher“ ist der Auftakt der „Chroniken des Hagen von Stein“, die mit „Teufelshatz“ im Frühjahr 2008 fortgesetzt werden.

_Mein Eindruck_

„Hexenmacher“ ist ein, wie man im neudeutschen so unschön sagt, „Urban-Fantasy“-Roman, der fiktive Fantasy- und Horror-Elemente mit historischen Fakten und Gegebenheiten kombiniert. Hierbei verschlägt es den Leser in zwei parallelen Handlungen in die Gegenwart und ins Spätmittelalter. Dabei überzeugt Wiesler gerade bei seiner Schilderung des Spätmittelalters. Besonders gelungen sind hier zum einen die Wahl der Zeit sowie deren sprachliche Besonderheiten. Als Handlungszeitraum für den Roman hat sich Wiesler die Zeit der Hussitenkriege und des ersten Prager Fenstersturzes geschickt gewählt. Zum einen eignet sich diese Epoche perfekt, um die Werwölfe (Wariwulf) als christliche Geheimgesellschaft glaubhaft darzustellen, etwa im Kampf gegen die Husiten, und zum anderen bieten die beiden streitenden Könige Wenzel von Böhmen und Sigismund von Luxemburg, die übrigens auch Brüder sind, die perfekte Möglichkeit, den „Bruderzwist“ zwischen Hagen und Albrecht auf eine ganz andere politische Ebene zu heben.

Das Motiv des Bruderkrieges ist ja in der Literatur weitreichend bekannt, wird aber von Wiesler gleich dreifach bedient: einmal der Kampf der beiden Ziehbrüder Hagen und Albrecht, dann jener der beiden Könige Wenzel und Sigismund um die Krone sowie der Kampf der „normalen“ Christen gegen die ketzerischen Hussiten. So weitet sich das Ganze zu einem umfassenden Kampf aus, in dem die Seiten von Hagen (Sigismund und Christen) gegen Albrecht (Wenzel und Hussiten) klar abgesteckt sind.

Die Fakten sind alles in allem sehr gut recherchiert, so dass sie sich hinter keinem historischen Roman verstecken zu brauchen. Durch das Einstreuen von mittelhochdeutschen Wörtern wie „Bletzer“ oder „Wariwulf“ und das Belassen lateinischer Litaneien in ihrem Originalwortlaut wird eine erstaunliche Stimmung erzeugt, die den Leser sofort fesselt. Wer dabei der lateinischen Sprache nicht mächtig ist, braucht sich nicht abschrecken zu lassen, denn in einem Glossar am Ende des Buches liegen diese Wendungen als Übersetzung vor.

Die zwei parallel laufenden Handlungsstränge finden also im Spätmittelalter und in der Gegenwart ihren Platz, wobei das Hauptaugenmerk eindeutig auf dem Mittelalter liegt. Die Passagen in der Gegenwart sind immer wieder eingeschobene Interludien. Diese lockern das Ganze erfreulich auf und geben schon einen Ausblick auf das, was in der Zukunft geschehen wird. Die Handlung im Mittelalter ist nicht fortlaufend beschrieben, sondern in Jahre unterteilt, wobei Sprünge von teilweise mehreren Jahren gemacht werden, was dem Ganzen wirklich die Gestalt einer Chronik gibt. Dies beschleunigt den Lesefluss ungemein und macht den Roman ausgesprochen kurzweilig. Allerdings erzählt Wiesler so gekonnt und anschaulich, dass „Hexenmacher“ ruhig noch deutlich länger hätte sein dürfen …

Viel möchte ich vom Ende nicht verraten. Nur so viel: Ein tragischeres Ende habe ich selten gelesen und unterstelle dem Autor hiermit eine leicht sadistische Ader.

Die Charaktere im Roman sind ihm ebenfalls sehr gut gelungen, wobei die Motivation der Personen – selbst die des Bösewichts Albrecht – komplett nachvollziehbar sind. Beim Aussehen der beiden bricht Wiesler aber mit den gängigen Konventionen, indem der „gute“ Hagen schwarze Haare hat und der „böse“ Albrecht blond ist. Hier zeigt er dem Leser klar auf, wie gefangen man häufig in der Stereotypenbildung ist.

Sehr positiv aufgefallen ist mir die von Wiesler selbst ausgedachte Mythologie, welche die Werwölfe in der christlichen Glaubensgemeinschaft verankert. Das Zusammenfügen von Fakten und Fiktion ist allgemein eine große Stärke dieses Romans, denn ich konnte zu keiner Zeit irgendwelche Ungereimtheiten erkennen, was von guter Recherchearbeit und Kreativität des Autors zeugt. Auch muss ich dem |Heyne|-Verlag ein Kompliment aussprechen, denn die Aufmachung des Covers und das Layout sind ebenfalls ausgesprochen gut gelungen.

_Fazit_

„Hexenmacher“ überzeugt mit seiner Mischung aus Historienroman und fiktiven Horror- und Fantasyelementen voll. André Wiesler erzählt hier eine sehr actionreiche, aber auch tragische Geschichte, die definitiv Hunger auf den nächsten Teil „Teufelshatz“ macht. Für Freunde von Werwolf- und/oder Vampirromanen ist „Hexenmacher“ ein absoluter Pflichtkauf.

http://www.heyne.de
http://www.andrewiesler.de/

|Siehe ergänzend dazu auch das parallel veröffentlichte [Interview]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=79 mit André Wiesler.|

Bionda, Alisha / Kleudgen, Jörg – Vampir von Düsseldorf, Der (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 9)

Band 1: „Der ewig dunkle Traum“
Band 2: „Kuss der Verdammnis“
Band 3: „Die Kinder der fünften Sonne“
Band 4: „Blutopfer“
Band 5: „Der Schattenkelch“

Das Covermotiv (von Mark Freier) des neunten Bandes der „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“ zeigt zwei Gesichter: ein attraktives kantiges ‚männliches‘ Gesicht, dem man Willenskraft und Ausstrahlung buchstäblich ansieht und ein anderes etwas verschwommen im Hintergrund eingeblendet: breiter, leicht depressiv wirkend, schattenhafter. Es handelt sich bei einem von beiden mit einiger Sicherheit um Peter Kürten, Vampir von Düsseldorf.

Ganz deutlich wird: Auch die Namen haben Aussagekraft. Peter Kürten klingt nach Durchschnitt, Unauffälligkeit, Mick Bondye deutet auf eine starke exzentrische Persönlichkeit. Und genau dies bestätigt sich im Verlauf der Handlung. Peter Kürten ist der unscheinbare, hilfsbereite Nachbar im mausgrauen Anzug, also ein Herr Jedermann. Das wäre an und für sich nicht unbedingt von Nachteil – wenn dieser Peter Kürten mit einem Dasein als Kleinbürger einverstanden gewesen wäre. Aber das ist er nicht. Er kann sich nicht sehen, und zwar im wörtlichen Sinn: Wenn gesagt wird, er vermeide es, in den Spiegel zu sehen: „Er drehte sich weg.“ (S. 49), so ist dies eine charakteristische Geste. Er will sein Gesicht nicht sehen. Er leidet an der Bedeutungslosigkeit, an der muffigen Enge, an der Dominanz seiner Frau, die er nicht begehrt, von der er es aber kaum erträgt, als Versager bezeichnet zu werden. Da war bereits in der Kindheit niemand, der ihn ‚aufgebaut‘ hätte, Armut und ein gewalttätiger Vater haben Spuren hinterlassen.

Leitmotivisch wiederholt sich das Gefühl der Demütigung. Verletzung, Demütigung, Aggressivität, ein Teufelskreis, aus dem schwer herauszukommen ist. Verletzung, Demütigung erfährt Peter Kürten vor allem immer dann, wenn er sich einer schönen Frau nähert, die ihn nicht beachtet oder allenfalls von oben herab ansieht. Eine letzte Steigerung von Demütigung dieser Art ergibt sich, als er 1929 – noch als Mensch – den grünen Augen Dilaras begegnet. Sie bezeichnet ihn im Vorbeigehen als komischen kleinen Mann. Die Stigmatisierung ist nun endgültig: Er hasst sich, er hasst die ganze Menschheit. Und er wird zum berüchtigten Mörder Düsseldorfs Ende der zwanziger Jahre. Am 2. Juli 1931 wird er hingerichtet. Aber er erfährt den ‚Kuss der Verdammnis‘ und existiert als Vampir weiter.

Der Autorin Alisha Bionda, der man den Erzählteil um Peter Kürten wohl zuordnen muss, ist es gelungen, das Profil eines Psychopathen zu entwickeln, dem man innerhalb der Schattenchronik eine Sonderstellung zugestehen muss. Peter Kürten mordet nicht nur, weil er die vampirübliche Nahrung und den vampirüblichen Genuss sucht. Er mordet aus Selbsthass und aus ungerichtetem irrationalem Rachegefühl. Diese Rache wird auffälligerweise nicht an denen verübt, die Ursache der Verletzungen sind. Ziele seiner irrationalen Exzesse sind ‚Unschuldige‘, Frauen, Kinder …

Anders als bei den bisher bekannten Vampiren der Schattenchronik liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung der Erlebniswelt Kürtens während seines Menschseins. Als Vampir setzt er lediglich fort, was er vorher angefangen hatte: Nach wie vor ist das Mordmotiv Hass. Die zweite Begegnung mit Dilara, nun als Vampir, im Jahr 2007, ist letztendlich eine Wiederholung der ersten. Wieder bezeichnet sie ihn als komischen, kleinen Mann. Wieder ist er hilflos der Demütigung ausgesetzt, wieder erfährt eine Frau – nicht Dilara selbst – die Auswirkungen seines Hasses.

Überraschend gut gelingt die Einbindung der Kürten-Handlung in die allgemeine Dilara-Handlung. Peter Kürten wird zum wesentlichen Baustein des Chinesen Lee Khan, der als Todfeind der westlichen Clans insbesondere Dilara und ihre Anhänger verfolgt. Er glaubt, den Hass Peter Kürtens nutzen zu können, um ihn zum Mörder an Dilara werden zu lassen. Aber dieser Plan gelingt ebenso wenig wie der Versuch, Dilara und ihren Partner Calvin mittels des ‚Seelentors‘ unschädlich zu machen. Peter Kürten reagiert völlig anders, als vom Leser und von Lee Khan erwartet …

Die Kürten-Handlung endet mit dem 9. Band. Nicht so die Kämpfe um die Vorherrschaft unter den Vampiren nach dem Tod von Antediluvian, dem Fürsten der Nosferati. Sie werden sich auch im folgenden Band fortsetzen. Die Freilassung des Blutsaugers Demiurgos lässt Unheil erwarten. Auch die unmotivierte Verstimmung zwischen Dilara und Calvin, nachdem sie gemeinsam einer gefährliche Situation ausgesetzt waren, weist auf eine Fortsetzung hin. Eine Macht ist – vielleicht – im Spiel, die in der Lage ist, Gefühle zu beeinflussen. So ist die Handlung um den Vampir von Düsseldorf eingebunden in die ‚Chronik‘ der Vampirgruppe Nosferati.

Fazit: Besonders beeindruckend ist für mich das Psychogramm der Titelgestalt. Mögen die Szenen um die ‚Alten‘, der Aufenthalt Dilaras und Calvins im „Seelentor“ spannend- anschauliche Abschnitte enthalten, sie bleiben für mich neben der Handlung um Peter Kürten Randerscheinung. Eine derart ausführliche Berücksichtigung psychosozialer Momente bringt eine neue Tonart in die Serie, der man auf jeden Fall eine Fortsetzung wünschen würde.

http://www.BLITZ-Verlag.de

[Marlies Eifert]http://home.rhein-zeitung.de/~meifert/index.html

Schröter, Andreas (Hrsg.) – Futter für die Bestie

Nicht weniger als 24 deutsche Autoren haben sich für diese Anthologie an die Schreibmaschine respektive an den Computer gesetzt, um den Leser das Gruseln zu lehren. Die Aufmachung der Anthologie kommt zunächst einmal sehr gediegen daher. Ein dezentes Blau, welches einen Wald darstellt, mit der Silhouette einer jungen Frau davor und einem tiefschwarzen Nachthimmel samt Vollmond darüber lassen den Leser bereits erahnen, welcherart die Geschichten sind, die in diesem Buch gesammelt wurden.

Für alle Zweifler prangt der Begriff „Bestie“ aus dem Titel in einem hellen, blutigen Rot auf dem Umschlag. Keine billige Effekthascherei und schreiend-bunten Motive, sondern düstere Formen und Schatten vermitteln dem Leser, was die Storys letztendlich bieten. Echtes Gruselgefühl mit nervenzerrender Spannung, fernab übertriebener Gewalt und ekliger Monster.

Der Klappentext hat es schon verraten: Es müssen nicht immer Vampire aus den Särgen steigen und Schreie über das Moor gellen. Hier jagen keine Werwölfe ihre Beute und es knarren auch keine alten Türen in vermoderten Schlössern. Hier bricht der Horror oftmals in ganz alltäglichen Situationen über ganz normale Menschen herein.

Von der satirisch-humoristischen Seite aus betrachten Birgit Erwin und Leona Iscara die Thematik in ihren Kurzgeschichten „Ketchup“ und „Acht Augen“. Skurril umschreibt wohl am ehesten in einem Wort die Idee von Philipp Bobrowski, die er in „Saubere Wäsche“ zu Papier brachte. Alisha Bionda, Barbara Büchner und Barbara Jung schrieben historische Gruselgeschichten mit unheimlich viel Atmosphäre. Die beiden Erstgenannten legten ihren Storys sogar wahre Begebenheiten zu Grunde.

Jede einzelne Geschichte ist ein literarischer Hochgenuss und lässt keine Langeweile aufkommen, denn auch für Abwechslung ist gesorgt. Keine Pointe, keine Thematik gleicht der anderen. Eine derart ausgewogene Mischung qualitativ hochwertiger Erzählungen in einem Band findet man selten auf dem Buchmarkt. Umso schmerzlicher vermisst man als verwöhnter Leser die Innenillustrationen, wie sie Pat Hachfeld beispielsweise für die Anthologie [„Wellensang“ 279 zeichnete, die ebenfalls im |Schreiblust|-Verlag erschienen ist.

Dass sich im Inhaltsverzeichnis ausnahmslos deutsche Autoren wiederfinden, kommt dem Buch mit Sicherheit nur zugute, findet man unter den amerikanischen Schreibern doch allzu häufig Autoren, welche Spannung und Horror durch geschmacklose und überzogene Brutalität oder aufgesetzt wirkenden Sex erzeugen wollen. Die Ideen der 24 Geschichten sind durchgängig originell und wohl einzigartig. Autorenporträts der Schriftsteller vervollständigen das Werk.

Fazit: Gruselige Achterbahnfahrt, in der jede Story ein Volltreffer ist.

http://www.schreib-lust.de

_Florian Hilleberg_

UndPunkt (Hrsg.) – Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten. Geschichten für den kleinen Horror zwischendurch

Die sechs Frauen der Dortmunder Autorengruppe „UndPunkt“ haben mit diesem kleinen, perfekt aufgemachten Bändchen eine Sammlung bitterböser Kurzgeschichten zusammengestellt, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann zieht.

Angereichert mit einer ordentlichen Portion schwarzen Humors erzählt Isolde Schröder in ihrer Erzählung „Stadthaus“ zum Beispiel von einer Sanktion ganz perfider Art, Susanne Posse von einer „Kaffeefahrt“ in ein Krematorium und Silvana Richter unter anderem von einem neuen Mitbewohner, der Opfer eines makabren Missverständnisses wird. Die Titelstory „Dingerchen“ stammt von Ursula Posse-Kleinmann und berichtet von einem Menschen, der eine Vorliebe für ganz besondere Cocktails hegt. Monstermäßig gut ist Eva Enckes Geschichte „Haustiere“, in der es um eine geradezu gigantische Schneckenplage geht, und Heike Wulf erzählt in „Memento Mori“ von einer mörderischen Trennung.

Dies beschreibt aber nur eine geringe Auswahl der zahlreichen Texte, die in diesem Buch zusammengekommen sind und von denen jede einzelne einen Volltreffer darstellt. Teils skurril, teils makaber, aber auch humorvoll oder schonungslos offen präsentieren die Autorinnen ihre Kurzgeschichten vom ganz alltäglichen Horror.

Die Kürze der Texte machte dieses Buch auch für Lesemuffel interessant und ist ideal für die Fünf-Minuten-Pause. Eine echte Alternative zum Rauchen und ein Gewinn für das Raucher-Entwöhnungsprogramm! Allzu Zartbesaitete sollten das Büchlein allerdings nicht vor dem Schlafengehen zur Hand nehmen.

Papierqualität und Verarbeitung des Taschenbuchs sind von sehr hoher Qualität, so dass das Buch auch häufiges Lesen unbeschadet übersteht – eine Anforderung, die der Band auch unbedingt erfüllen muss. Die Umschlaggestaltung von Frank Hoese ist schlichtweg genial gibt dieser faszinierenden Story-Sammlung ein passendes Gesicht.

Fazit: Unterhaltsam, kurzweilig und abwechslungsreich. Ein exzellent gestaltetes Lesebuch für den „kleinen Horror zwischendurch“.

http://www.schreib-lust.de

_Florian Hilleberg_

Wallon, Alfred – Methusalem-Projekt, Das (Larry Brent, Band 110)

_Kurzbeschreibung:_

In Marburg verschwinden immer mehr Menschen. Auch der Student Jens Bauer wird vermisst und taucht unerwartet als Leiche wieder auf. Doch der Tote scheint stark gealtert zu sein. Ob sein Chef, der Chemiker Dr. Hoffmann, damit zu tun hat, den Jens Bauer erpressen wollte?

Jens‘ Mutter und seine Freundin Tina setzen einen Privatdetektiv auf den Wissenschaftler an. Und tatsächlich findet Frank Gerber heraus, dass Dr. Hoffmann etwas zu verbergen hat und nicht ganz der honorige Wissenschaftler ist, als den man ihn kennt. Scheinbar arbeitet Hoffmann für eine geheimnisvolle Organisation, die sich |Graue Instanz| nennt und auch Profikiller beschäftigt. Frank Gerber gerät selber ins Kreuzfeuer der Gangster.

Weil auch das BKA nicht weiterkommt, schaltet sich die PSA ein und schickt ihren besten Mann: Spezial-Agent Larry Brent. Der bekommt es bald nicht nur mit einem wahnsinnigen Wissenschaftlern und eiskalten Mördern zu tun, sondern auch mit einem Heer von Ratten, die von einer perversen Mutation gelenkt werden. Denn eines der fehlgeschlagenen Experimente Hoffmans ist außer Kontrolle geraten und droht Marburg ins Chaos zu stürzen …

_Beurteilung:_

Auf diesen Roman habe ich mich richtig gefreut. Zum einen ist Marburg nicht allzu weit von meinem derzeitigen Wohnort entfernt und andererseits versprach der Klappentext einen spannenden Tierhorrorroman, wie auch das Cover eindrucksvoll suggerierte. Für Ortskundige ist dieser Roman auch sicherlich ein Highlight, und wenn man keinen Roman der Serie Larry Brent in Händen halten würde, gäbe es auch nicht so viel daran auszusetzen. Aber auf dem Cover steht eben eindeutig LARRY BRENT, und so erwartet man auch einen Roman, in dem der PSA-Agent eine der Hauptrollen spielt.

Doch während David Gallun seinen ersten Auftritt auf Seite 43 hat, darf Larry erst auf Seite 93 leibhaftig und namentlich in Erscheinung treten, während er davor nur zweimal andeutungsweise auftauchte. Für ein Buch, das es auf 167 Seiten bringt, ist das mehr als dürftig. Die Protagonisten sind hierbei eindeutig Frank Gerber und Dr. Hoffmann, und so wäre der Romane eher etwas für die |Magic Edition| gewesen. Den Auftritt von Iwan Kunaritschew hätte sich der Autor vollends sparen können. Dafür sind die Passagen mit den Ratten extrem spannend ausgefallen, da kann es einem zartbesaiteten Gemüt schon mal kalt den Rücken herunterlaufen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass Al Wallon etwas mehr auf die Mutation des Rattenkönigs eingegangen wäre. Zuerst mutierte ja das Bündel mit den Schwänzen verknoteter Ratten, später wird aber nur von |einer| riesigen Ratte berichtet.

Was mir noch aufgefallen ist, ist die Vorliebe des Autors für Klammern, in denen er seine Nebensätze verpackt und die bisweilen den Lesefluss doch sehr stören. Wenn auf jeder zweiten Seite ein Satz in Klammern gesetzt wird, ist das eindeutig zu viel. Außerdem hat sich mir der Eindruck aufgedrängt, als ob dieser Roman schon sehr viel eher erscheinen sollte, aber aus irgendwelchen Gründen zurückgehalten wurde, denn Larry erinnert sich an frühere Fälle, was ich persönlich sehr begrüße, allerdings hieß es dort, dass der Fall „Das Kind der Toten“ erst ein Jahr her ist, obwohl der Roman bereits vor sieben oder acht Jahren erschien. Die letzte Begegnung mit Iwan Kunaritschew war angeblich in dem Buch „Der Blutengel von Tschernobyl“. Bis jetzt gab es aber schon drei weitere Bücher, in denen Larry und Iwan gemeinsam ermittelten. Ein wenig mehr Chronologie wäre hier wünschenswert gewesen. Zudem sollte man die Angabe von Datum und Uhrzeit konsequent durchführen und nicht nur die ersten zwei oder drei Kapitel damit versehen. Später kommt man schnell durcheinander, wenn man nur mit Uhrzeiten bombardiert und noch nicht mal informiert wird, welcher Wochentag gerade ist; da hätte man sich den Rest auch sparen können. Insgesamt ein kurzweiliger, spannender Tierhorrorroman, er wäre aber um einiges besser, wenn es kein Larry-Brent-Roman geworden wäre.

Die Innen-Illustrationen von Pat Hachfeld geben die Atmosphäre des Romans gut wieder, auch wenn mir das zweite Bild nicht ganz so gut gefällt, da es zu sehr nach Comic aussieht. Zum Titelbild: Ein super Cover; dadurch, dass die ganze Szenerie in einem blutigen Rot gehalten wird, bekommt die Ratte, die allein schon durch ihre Größe bedrohlich wirkt, noch nachhaltig etwas Angsteinflößendes.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

O’Connor, Maran – Kloster des Grauens (Larry Brent, Band 108)

_Kurzbeschreibung:_

In der Nähe von Kassel verschwinden plötzlich drei Menschen, und ein weiterer wird von Wölfen angefallen und getötet. Die Spur führt in den Klosterwald. Der Bischof, ein Freund von David Gallun, bittet die PSA um Hilfe und die schickt ihren besten Mann: Spezialagent X-Ray-3 alias Larry Brent.

Um möglichst im Geheimen ermitteln zu können, wird Larry selber zum Mönch und kommt einem unheimlichen Ritual auf die Spur, mit dessen Hilfe sich der Abt, ein Schwarzmagier, der bereits über 400 Jahre alt ist, weiterhin Jugend und Unsterblichkeit sichern will. Doch auch eine Hexe namens Lilith will sich an der Zeremonie beteiligen, verfolgt dabei aber ganz eigene Absichten. Larry droht zwischen die Fronten zu geraten …

_Meinung:_

Der achte neue Fall führt Larry Brent ein weiteres Mal nach Deutschland und sogar in ein Kloster. Doch seine neue Identität als Mönch bereitet dem Agenten mehr Schwierigkeiten als erwartet, und nicht alle Mitbrüder sind dem „Neuen“ wohlgesonnen. Mit „Kloster des Grauens“ ist dem Autoren-Team Maran O’Connor sein bislang überzeugendster und bester Larry-Brent-Auftritt gelungen, der mich wirklich bis zur letzten Seite gut unterhalten hat. Die Kloster-Atmosphäre wird perfekt wiedergegeben und auch die Passagen in der Vergangenheit sind hervorragend zu lesen. Dass alles wieder einmal auf ein großes Ritual hinausläuft, ist man von den Autorinnen ja schon gewohnt, allerdings spielt dieser Roman ja chronologisch gesehen vor „Luzifers Gitarre“ und „Insel des Verderbens“, womit ich diesen Punkt dem Buch nicht anlasten möchte.

Das Eingreifen der Hexe Lilith führt einen weiteren Unsicherheitsfaktor ein und erhöht die Spannung noch einmal. Larry und Iwan tragen dieses Mal nicht wirklich viel zur Lösung bei, dafür ihre junge Kollegin Josiane. Und auch ein junger sympathischer Nachrichtenagent der PSA hat einen Auftritt und darf an der Seite des besten PSA-Agenten ermitteln. Die Charaktere sind alle sehr überzeugend gelungen, so dass dieser Roman jedem Larry-Brent-Fan wärmstens empfohlen sei. Abgerundet wird der Mystery-Genuss durch die gelungenen Illustrationen von Pat Hachfeld. Die kleinen Kunstwerke machen die Bücher zu echten Sammlerstücken.

Zum Titelbild: Leider ist das Cover des Buches eher langweilig und wirkt wieder wie einem Computerspiel entliehen. Ein Rudel zähnefletschender Wölfe vor dem Kloster hätte die Gruselatmosphäre bestimmt treffender wiedergegeben.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Leichenvögel (Larry Brent, Band 37)

In diesem Buch sind die Heftromane „Leichenvögel“ und „Kastell des Dämons“ enthalten, die erstmals als |Silber-Grusel-Krimis| Band 77 und 79 erschienen sind.

_Leichenvögel_

|“Wer einmal den Vogel sieht, der ist verloren.“|

So erzählen es sich die Leute in Tonklin, einem verschlafenen Nest in England. Der Antiquitätenhändler David Gander schlägt die Warnungen in den Wind und stattet der alten Frau, die etwas außerhalb wohnt, einen Besuch ab. Kurz darauf sieht er den Leichenvogel und wird von Ensebeth Mallory ebenfalls in eine solche Kreatur verwandelt.

Die PSA wird auf das Treiben der Leichenvögel aufmerksam und schickt Larry Brent und Morna Ulbrandson vor Ort. Die Computer in der New Yorker Zentrale geben Alarm, denn es scheint, dass die Dämonengöttin Rha-Ta-N’My hinter den Vorfällen steckt. Doch die beiden PSA-Agenten sind nicht vorsichtig genug und werden von der Hexe und ihren dämonischen Helfern ausgeschaltet. In der Dimension des Grauens sollen sie ebenfalls zu Leichenvögeln werden. Kann Iwan Kunaritschew, alias X-RAY-7, seine Freunde noch retten?

_Kastell des Dämons_

Nahe einem spanischen Kastell mitten in England wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, die durch mehrere Messerstiche ums Leben gekommen ist. Der Mann ist in dem düsteren Gemäuer verschwunden. Der Reporter Douglas Learmy will dem Geheimnis des verlassenen Gemäuers, von dem man berichtet, dass es dort spukt, auf den Grund gehen.

Die Computer der PSA haben ebenfalls Alarm geschlagen, und so schickt David Gallun seine beiden besten Agenten vor Ort: Larry Brent und Morna Ulbrandson.
Larry soll den Reporter überwachen und gegebenenfalls schützen. Morna hingegen erhält eine Anstellung als Zimmermädchen bei den Nachbarn. Diese haben vor drei Jahren ihre dreizehnjährige Tochter verloren und dennoch sieht man das Mädchen immer noch an den Rosenträuchern, die sie so sehr liebte. Auch Learmy hat bereits mit dem hübschen Mädchen gesprochen. Doch nicht nur die Geister Verstorbener gehen um. Der Urheber ist ein grausamer Dämon namens Asunta …

_Beurteilung_

Auch dieses Buch hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl. Der erste Roman ist ein kleines Highlight und hat neben dem Auftreten des Dreiergespanns Brent/Ulbrandson/Kunaritschew auch eine erneute Interaktion der sagenumwobenen Dämonengöttin Rha-Ta-N’My zu bieten, die eigentlich die Erzfeindin von Macabros ist, Dan Shockers zweitem geistigen Kinde, welches ebenfalls im |BLITZ|-Verlag zu neuen Ehren kommt.
Darüber hinaus lebt die Geschichte von der unheimlichen Atmosphäre eines alten, englischen Dorfes inmitten klirrender Winterkälte. Die Attacken der Leichenvögel sind brutal und schonungslos und die Agenten müssen all ihr Können unter Beweis stellen, um dem Grauen Herr zu werden. Stilistisch bleibt Dan Shocker sich treu und fabrizierte einen zeitlosen Klassiker der anspruchslosen Horror-Unterhaltungsliteratur.

Das gilt übrigens auch für die zweite Story, welche nicht unheimlicher beginnen könnte. Ein Auto bleibt vor einem gespenstischen Haus stehen, die Frau wird das Opfer eines unheimlichen Mörders und der Mann verschwindet spurlos. Wieder einmal spielt Dan Shocker perfekt auf der Klaviatur menschlicher Ängste, und obgleich das mit beinahe altbacken wirkenden Methoden geschieht, verfehlt es seine Wirkung keineswegs. Auch das messerschwingende Mädchen, welches tagsüber Rosen pflückt und bereits drei Jahre tot ist, passt hervorragend in diese unterschwelligen Gruselstimmung.

Leider gleitet der Roman in der zweiten Hälfte zu sehr ins Kuriose ab. Die düstere Atmosphäre wird von unmotivierten Aktionen und übertriebenen Actionszenen abgelöst. Mit dem Auftreten des Dämons verliert der Roman einen großen Teil seines Reizes. Auch die Seance, welche Larry mit Hilfe eines Mediums abhält, wirkt konstruiert und unglaubhaft. Das Ende plätschert langweilig vor sich hin und ist darüber hinaus alles andere als originell. Dadurch, dass die Mutter des toten Mädchens an der Beschwörung teilnimmt und ebenfalls bereits unter dem Bann Asuntas steht, was ihre Begleiter allerdings nicht ahnen, bringt der Autor ein dramatisches Element mit ins Geschehen. Doch leider werden die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft und die psychologische Spannung durch die Actionszenen zerstört. Die Darstellung des Dämons als wolkenartiges Wesen mit Rüssel wirkt eher lächerlich als bedrohlich.

Damit bleibt bei diesem Roman ein sehr zwiespältiges Gefühl zurück. Die erste Hälfte ist super, die zweite eher unterdurchschnittlich. Dennoch liest sich der Roman sehr flüssig und schlägt nicht allzu große Kapriolen, die bei Dan Shocker oft schwer nachvollziehbar sind.

Die Illustrationen von Pat Hachfeld sind der ideale Beweis für die künstlerischen Fähigkeiten des Zeichners. Insbesondere das Bild zu „Leichenvögel“ gehört zu den besten Werken des Wolfsburgers und vermittelt einen perfekten Eindruck des Romans. Das vielfarbige Cover zeigt das überaus stimmungsvolle Originaltitelbild des Silber-Grusel-Krimis 77.

Fazit: Durchwachsener Grusel im Doppelpack. Der erste Roman bietet die altbekannte gruselige Unterhaltung, wie man sie vom Autor gewohnt ist, während der zweite Roman nur in der ersten Hälfte zu überzeugen vermag und sich zum Ende hin in Belanglosigkeiten und einem unoriginellen Finale verliert.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Atoll, Das (Larry Brent, Band 36)

Das Buch enthält die beiden Heftromane „Ruine der Kopflosen“ und „Atoll des Schreckens“, welche erstmals als in der Reihe |Silber-Grusel-Krimi| als Heftromane erschienen sind.

_Ruine der Kopflosen_

Zwei Fahrradtouristen auf einer Tour durch Schottland werden in der Nacht Zeugen eines unheimlichen Geschehens. Wo eben noch die Ruine einer Burg stand, erhebt sich plötzlich ein intaktes, düsteres Gemäuer, und zwei Degenfechter duellieren sich im Mondschein. Geisterspuk!

Kurz darauf wird einer der beiden Touristen enthauptet, sein Begleiter als Hauptverdächtiger verhaftet. Doch es wurden bereits mehrere kopflose Torsi in der Umgebung gefunden, und so schickt die PSA ihren besten Agenten vor Ort: Larry Brent.

Auch X-RAY-3 wird Zeuge des grauenhaften Geisterduells. Der besiegte, enthauptete Burgherr tötet als lebender Toter seinen Kontrahenten und geht anschließend auf den PSA-Agenten los. Auch der Torso des geköpften Touristen greift Larry an. Doch wie soll man sich gegen lebende Tote wehren, die selbst den Strahlen aus Larrys Laserwaffe widerstehen?

_Atoll des Schreckens_

Auf einer kleinen Insel auf Tahiti sind acht junge, blonde Frauen spurlos verschwunden. Larry Brent und seine attraktive Kollegin Morna Ulbrandson sollen den Fall aufklären. Die blonde Schwedin ist der ideale Köder. Doch gegen die Gegner, die wirklich hinter den Entführungen stecken, sind die Agenten nicht gewappnet. Die Produkte eines zwanzig Jahre zurückliegenden Atomtestes sind wahre Monster …

_Beurteilung_

Zwei Geschichten, welche die Vielfalt und Ambivalenz der Larry-Brent-Geschichten einmal mehr eindrucksvoll beweisen.

Die „Ruine der Kopflosen“ spielt im klassischen Gruselland Schottland und bedient sich darüber hinaus auch der Elemente der Gothic-Novel. Eine gespenstische Burg, kopflose Geister und ein alter Fluch. Dan Shocker vermengt diese Zutaten darüber hinaus mit kriminalistischen Anteilen, und zu guter Letzt kommt auch noch ein dämonisches Ritual ins Spiel. Die Beschreibung des unterirdischen Gewölbes und des Irrsinns, der den Professor befallen hat, gelingt dem Autor wieder bestens; plastisch kann man als Leser den gruseligen Schädel des Druiden-Priesters in dem Geflecht der Baumwurzel vor Augen sehen. Das Motiv hätte ich mir viel eher als Illustration für die Story gewünscht; der abgeschlagene Schädel auf dem Pflock gelang dem Künstler Pat Hachfeld dieses Mal nämlich nicht so gut. Das Grauen, welches die Menschen durchmachen müssen, wenn sie der kopflosen Leichen ihrer Mitmenschen gewahr werden, ist fast greifbar. Ein echter, schnörkelloser Grusel-Krimi.

Im Gegensatz dazu verschlägt es den braungebrannten Sonnyboy Larry in der zweiten Geschichte in die tropischen Gefilde Tahitis. Hier nimmt sich der Schriftsteller die Folgen einer Atomexplosion als Urheber des Grauens vor. Natürlich auf einem Niveau, welches zeigt, dass die Geschichte lediglich dem Unterhaltungswert dient. Aber dann doch nicht wieder so abgedroschen, dass Riesenechsen über die Lande stampfen. Vielmehr geht es um die Züchtung einer neuen Rasse und um Menschenversuche, außerdem um ein Eifersuchtsdrama mit (fast) tödlichem Ausgang.

Der Roman gestaltet sich sehr kurzweilig, auch wenn einige der Ideen alles andere als neu sind und Morna in der klassischen Opferrolle die Errettung durch Larry herbesehnen darf. Die Dialoge sind sehr realistisch und sprühen vor Wortwitz. Das Lektorat wetzt die eine oder andere Scharte hervorragend aus.

Die Illustration zu der zweiten Geschichte zeigt wieder uneingeschränkt das Talent des Zeichners und vermittelt mit einem vergleichsweise einfachen Motiv einen Eindruck von den Geschehnissen. Das Cover zeigt das Original-Titelbild von Lonati, wie es vor dreißig Jahren einen Heftroman zierte. Das Bild zeigt puren Trash und ist in seiner übertriebenen Darstellung schon fast wieder kunstvoll zu nennen. Die Frau mit den kleinen, spitzen Brüsten und dem knappen Bikini ist das typische Frauenbild, des mittlerweile verstorbenen Malers, wie es oft auf seinen Werken zu sehen ist.

Fazit: Leichte und dennoch spannende Gruselkost mit typischem Shocker-Plot.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Borro (Larry Brent, Band 35)

Das Buch beinhaltet die Larry-Brent-Romane „Borro, der Zombie“ und „Dr. Satanas – Herr der Skelette“, die erstmals in der Reihe |Silber-Grusel-Krimi| erschienen sind.

_Borro, der Zombie_

Larry Brent macht Urlaub in Afrika, doch bald wird er wieder in einen Strudel rätselhafter und grauenhafter Vorgänge verwickelt.

Eine grausam entstellte Frauenleiche wird entdeckt, die aussieht, als sei die betreffende Person eine Greisin, obwohl die Frau eigentlich erst 27 Jahre alt ist. Larry informiert seinen Chef David Gallun, der den Agenten offiziell für Ermittlungen einsetzt und ihm die Unterstützung der örtlichen Behörden zusichert. Gemeinsam mit einem Polizei-Captain besucht Brent, alias X-RAY-3, einen Medizinmann, der eventuell mehr über den unheimlichen Mord zu berichten weiß. Doch der Schamane ist vor allem Larry Brent gegenüber eher feindselig eingestellt und überwältigt die beiden Ermittler mit einem Gift, um sie mit einem Voodoo-Zauber anschließend zu töten und wieder ins Leben zurückzuholen. Jetzt weiß Larry auch, mit wem er es zu tun hat: Zombies – die ihren Opfern die Lebenskraft entziehen …

_Dr. Satanas – Herr der Skelette_

Dr. Satanas hat ein Präparat entwickelt, mit dem er ungeborene Kinder im Mutterleib in Skelette verwandeln kann, die anschließend zum Leben erwachen, um als kleine Killer mit übermenschlichen Kräften dem teuflischen Verbrecher zu dienen. Dr. Satanas hat zu diesem Zweck die Identität des Gynäkologen Dr. Roche angenommen.

Die PSA schickt ihre besten Agenten, Larry Brent und Iwan Kunaritschew, nach Paris, wo Kommissar Marcel Tolbiac die Ermittlungen bereits aufgenommen hat. Larry Brent schleust sich mit einer werdenden Mutter in die Klinik ein, wo Satanas sein Unwesen treibt. Doch der Teufel in Menschengestalt ist der PSA bereits auf der Spur …

_Beurteilung_

Der Beginn der ersten Story ist bereits geprägt von klassischen Elementen der Grusel- und Horror-Literatur. Ein altes Schiff, nachts in einem mörderischen Sturm, mit einem Untoten an Bord, der von dem letzten Überlebenden mit einer Ankerkette gefesselt und in die tobende See geworfen wird. Die Szene lebt von einer unheimlichen Spannung, die mit den Ereignissen in Afrika fortgesetzt wird, als ein zum Zombie mutierter Mann sich aus der Erde wühlt.

Der Auftritt Larry Brents wirkt da zunächst wie ein Einschnitt und beehrt den Leser mit dem typischen Humor Dan Shockers. Die Kulisse Afrikas ist nur bedingt dazu geeignet, Spannung zu erzeugen, obwohl der Autor dieser Aufgabe ziemlich gut gerecht wird. Getrübt wird der Lesegenuss im Prinzip nur durch einen haarsträubenden Zufall. Denn ausgerechnet als Borro, der Zombie, am Strand gefunden wird und wieder auf Beutezug geht, macht eine junge Frau in Afrika Urlaub, die ihrer Großmutter zum Verwechseln ähnlich sieht, welche vor mehr als 60 Jahren dem Menschen, der einst Borro war, ihre Liebe verweigerte. Borror schwor finstere Rache und will diese natürlich an der jungen Urlauberin vollenden. Diese hanebüchene Story ist umso ärgerlicher, da die Geschichte auch hervorragend ohne diesen Einschub funktioniert hätte. Auch wenn Larry Brent dann nicht als strahlender Retter hätte fungieren können.

Der zweite Roman ist wieder einmal ein Fall, in dem der berüchtigte Erzfeind der PSA, Dr. Satanas, die Fäden zieht. Bereits zu Beginn darf der Menschenfeind zeigen, wozu er fähig ist und mit welcher Teufelei er dieses Mal vorhat, die Menschheit zu vernichten. Leider wird der zweite Auftritt des wahnsinnigen Wissenschaftlers mit keiner Silbe erwähnt, nur die erste Begegnung von Larry und Iwan mit Dr. Satanas (nachzulesen in Band 30 „Wahnsinnsbrut“) findet Erwähnung. Darüber hinaus wird berichtet, dass der letzte gemeinsame Fall mit Kommissar Marcel Tolbiac die Geschichte mit dem Nachtmahr sei, welche im Roman „Im Würgegriff des Nachtmahrs“ erzählt wird und erst im Buch Nummer 61 erscheint. Allerdings haben Larry Brent und Tolbiac erst im letzten Buch (Band 34 „Der Unheimliche”) einen Fall zusammen bearbeitet, nämlich im Roman „Der Unheimliche aus dem Sarkophag“.

Ansonsten ist dieser Roman aber äußerst spannend geschrieben worden. Das teuflische Doppelspiel des Dr. Satanas ist dazu angetan, einen Schauder des Gruselns zu erzeugen. Hier kann der Leser wieder das Misstrauen des Autors gegenüber Ärzten deutlich spüren. Die Angriffe der kleinen Skelett-Killer haben etwas Beklemmendes, da es für einen Unbewaffneten unmöglich erscheint, sich gegen die Wesen mit den übermenschlichen Kräften zu wehren. Sprachlich und stilistisch bewegt sich Dan Shocker auf einem einfachen Niveau, was der Lesbarkeit des Textes sehr zuträglich ist.

Der neue Satzspiegel sorgt für eine deutliche Reduzierung des Seitenumfangs der Bücher, was sich aber nicht auf die Textmenge niederschlägt. Der alte Satzspiegel mit der größeren Schrift ließ sich allerdings viel besser lesen und die Bücher waren irgendwie handlicher und griffiger.

Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld fangen die Atmosphäre der Romane perfekt ein. Insbesondere die Interpretation Borros gelingt dem Wolfsburger besser als Lonati, dessen Bild als Cover auf der Vorderseite des Buches zu sehen ist und bereits den Original-Heftroman zierte.

Fazit: Abwechslungsreiche Horror-Trips aus der Feder Dan Shockers, mit kleinen Schwächen in der Handlung.

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_Florian Hilleberg_

Festa, Frank (Hrsg.) – Pflanzen des Dr. Cinderella, Die

25 meist kurze Geschichten geben einen Überblick, der angelsächsische und europäische Phantastik von 1830 bis 1930 umfasst. Mit großer Sachkenntnis und viel Liebe zum Genre hat Herausgeber Festa vor allem selten oder sogar noch nie in deutscher Sprache erschienene, thematisch und stilistisch breit gefächerte Storys ausgewählt und macht den Freunden des ‚historischen‘ und durchaus anspruchsvollen Grusels ein gern entgegengenommenes Geschenk:

_Ralph Adams Cram (1863-1942): Das Haus in der Rue M. le Prince_ („No. 252, Rue M. le Prince“, 1895) – Die böse Tante vermacht dem erfreuten Neffen ihr Haus, doch leider ist es verflucht und beschert dem ahnungslosen Erben und seinen Freunden eine unvergessliche Nacht …

_Robert E. Howard (1906-1936): Das Ding auf dem Dach_ („The Thing on the Roof“, 1932) – Wer sich im mittelamerikanischen Dschungel auf Schatzsuche begibt, sollte sich zuvor sorgfältig informieren, was genau in der Schatzkammer auf ihn wartet …

_Gustav Meyrink (1868-1932) – Die Pflanzen des Dr. Cinderella_ (1913) – Ein ehrgeiziger Wissenschaftler forscht ein wenig zu abseits naturgesetzlicher Pfade, was seiner geistigen Gesundheit abträglich ist …

_Oskar Panizza (1853-1921): Die Kirche von Zinsblech_ (1893) – Ein müder Wanderer sucht ein Nachtquartier in besagtem Gotteshaus, wo er in einen turbulenten Hexensabbat gerät …

_Leslie Poles Hartley (1895-1972): Der australische Gast_ („A Visitor from Down Under“, 1926) – Mr. Rumbold ist im fernen Australien auf eine Weise zu Reichtum gekommen, die eine Rückkehr ins heimische England ratsam scheinen lässt: Allerdings hat er die Rachsucht seines Opfers definitiv unterschätzt …

_Ralph Adams Cram (1863-1942): Gefangen auf Schloss Kropfsberg_ („In Kropfsberg Keep“, 1895) – Zwei allzu selbstbewusste Wanderer besuchen des Nachts ein Spukschloss in Österreich …

_Edgar Allan Poe (1809-1849): William Wilson_ („William Wilson“, 1839) – Wer ist die mysteriöse Erscheinung, die dem Wüstling und Falschspieler Wilson immer dann in den Arm fällt, wenn der eine besonders ruchlose Tat plant …?

_Ralph Adams Cram (1863-1942): Die weiße Villa_ („The White Villa“, 1895) – In Italien geraten zwei Reisende in ein nächtliches Spukdrama, das sich seit vielen Jahren unbarmherzig wiederholt …

_Leonhard Stein: Der Flötenbläser_ (1918) – Eine junge Frau verfällt dem Zauber Ägyptens – und einem stattlichen Mann aus dem Volke, der indes nicht ganz von dieser Welt ist …

_Bram Stoker (1847-1912): Im Haus des Richters_ („The Judge’s House“, 1891) – Der alte Richter ließ für sein Leben gern hängen; nach seinem Tod übernimmt er den Job selbst …

_Willy Seidel (1887-1934): Lemuren_ (1929) – Ein seelisch aus der Bahn geworfener Mann gerät bei seiner Flucht vor den Menschen an eine Stätte, an der merkwürdige Kreaturen auf ihn schon gewartet zu haben scheinen …

_Ralph Adams Cram (1863-1942): Notre Dame des Eaux_ („Notre Dame des Eaux“, 1895) – In einer uralten Kirche in einem abgelegenen Winkel Frankreichs findet sich eine junge Frau nächtens allein mit einem mörderischen Wahnsinnigen wieder …

_Max Brod (1884-1968): Wenn man des Nachts sein Spiegelbild anspricht_ (1907) – Ausgerechnet das eigene Spiegelbild hilft seinem ‚Eigentümer‘ aus einer moralischen Zwickmühle …

_Ralph Adams Cram (1863-1942): Das Tote Tal_ („The Dead Valley“, 1895) – In Schweden gibt es einen verfluchten Ort, der grausam tötet, wer in seinen Bann gerät …

_Orest M. Somow: Eine eigenartige Abendgesellschaft_ („Videnie na javu“, 1831) – Auf offener Straße wird der junge Mann zu einem Fest eingeladen; seinen Gastfreunden entkommt er nur knapp …

_Ignaz Franz Castelli (1781-1862): Tobias Guarnerius_ (1839) – Zum perfekten Klang einer Geige bedarf es des ‚Einbaus‘ einer Seele, was den genialen Instrumentenbauer jedoch schon bald reut …

_Alexander von Ungern Sternberg (1806-1860): Das gespenstische Gasthaus_ (1842) – Ein mörderischer Gastwirt muss feststellen, dass seine Opfer nicht ruhen oder ihn gar die Früchte seiner bösen Tat genießen lassen wollen …

_Jean-Marie Villiers de l’Isle-Adam (1838-1889): Das zweite Gesicht_ („L’Intersigne“, 1867) – Der Blick in die Zukunft fällt meist schrecklich unklar aus, so dass sich das Gesehene selten verhindern lässt …

_Guy de Maupassant (1850-1893): Eine Erscheinung_ („Apparition“, 1883) – Ein gar nicht guter Freund, der genau weiß, was dort umgeht, bittet den naiven Jüngling, ihm aus dem Zimmer, in dem seine Gattin tragisch starb, einige Briefe zu holen …

_Paul Leppin (1878-1945): Severins Gang in die Finsternis_ (1914) – Schritt für Schritt verfällt Severin dem Laster, doch keine Erlösung erwartet ihn, als er das Ende seines Weges erreicht …

_John Charles Dent (1841-1888): Das Geheimnis in der Gerald Street_ („The Gerrard Street Mystery“, 1886) – Der gute Onkel will vor einem smarten Betrüger warnen; leider ist sein Neffe ziemlich schwer von Begriff und begreift viel zu spät …

_Vernon Lee (1856-1935): Die verruchte Stimme_ („A Wicked Voice“, 1890) – Die Vision eines boshaften Gesangskünstlers der Vergangenheit raubt einem in Italien reisenden Komponisten erst den Seelenfrieden und dann den Verstand …

_William Hope Hodgson (1877-1918): Der Spuk auf der Jarvee_ („The Haunted Jarvee“, 1948) – Dieses Schiff ist verflucht, und ‚Geisterdetektiv‘ Carnacki reizt die Mächte von ‚drüben‘ erst richtig, sich auf Deck zu offenbaren …

_Eric Count Stenbock (1860-1895): Die andere Seite_ („The Other Side“, 1893) – Zu süß ist die Verlockung des Landes, in dem Wolfsmenschen und Menschenwölfe umgehen …

_Karl Hans Strobl (1877-1946): Der Skelett-Tänzer_ (1926) – Der Tod macht sich ein Späßchen und tritt auf die Bühne; als ihn sein Partner versetzt, reagiert er nachtragend …

|“Zum Wesen der Phantastik gehört die Erscheinung: was nicht eintreten kann und trotzdem eintritt, zu einer ganz bestimmten Zeit, an einem ganz bestimmten Ort, im Herzen einer bis ins kleinste Detail festgelegten Welt, aus der man das Geheimnisvolle für immer verbannt hatte.“| (Roger Caillois)

|Einige Anmerkungen zu dieser Sammlung|

|I.|

Sammlungen von Kurzgeschichten werden gern unter ein bestimmtes Motto gestellt, das in der Regel in einem Vor- oder Nachwort erläutert wird. Dieses vermisst man hier schmerzlich und wundert sich, da nachweislich viel Hintergrundrecherche für diesen Band betrieben wurde: Jede Story wird mit einer Biografie ihres Verfassers eingeleitet, die knapp aber informativ ausfällt und Hilfestellung bei der Einordnung der jeweiligen Geschichte ins Genreumfeld leistet.

Vielleicht gibt es gar kein Motto? Womöglich sollen nur 25 selten oder noch nie in deutscher Sprache erschienene Storys einem möglichst breitem Lesepublikum vorgestellt werden? Angesichts der Qualität des Angebots könnte man damit prima leben. Ein wenig spekulieren lässt sich dennoch. Zumindest einen ‚historischen Faden‘ findet man im Gewebe dieser Kollektion. „Die Pflanzen des Dr. Cinderella“ wurzeln in dem Jahrhundert zwischen 1831 und 1932. (Zwar wird für W. H. Hodgsons „Der Spuk auf der Jarvee“ 1918 als Entstehungsdatum angegeben, doch muss diese Story vor 1918 entstanden sein; übrigens wurde sie 1929 zum ersten Mal veröffentlicht. Das Datum „1931“ für O. M. Somows „Eine eigenartige Abendgesellschaft“ im Copyright ist ein Druckfehler.) Damit wird der Bogen zwischen dem ‚modernen‘ oder ‚psychologischen‘ Horror über die klassische, traditionell erzählte Gespenstergeschichte bis zur vom „fin-de-siecle“ und Expressionismus geprägten Phantastik geschlagen.

In diesem zugegeben etwas roh gezimmerten Rahmen machen die 25 präsentierten Storys mit typischen aber erfreulich unbekannten Vertretern ihrer unheimlichen Zunft bekannt. Wem außer dem absoluten Genrekenner sind Namen wie Ralph Adams Cram, Leslie Poles Hartley oder John Charles Dent ein Begriff? Wie wir sehen, liefern sie mindestens so guten ‚Stoff‘ wie Bram „Dracula“ Stoker (hier leider vertreten mit einer zu Tode edierten Geschichte) oder Arthur Conan Doyle; zwei Autoren aus alter Zeit, die man auch im 21. Jahrhundert noch kennt.

Es fällt auf, dass die dem angelsächsischen Sprachraum entstammenden Verfasser in Sachen Spuk wesentlich ‚handfester‘ zu Werke gehen als ihre europäischen Kollegen. Zumindest die für diese Sammlung ausgewählten Geschichten wirken quasi dokumentarisch. Der Ort des unguten Geschehens wird präzise beschrieben, und wenn das Gespenst (oder eine andere Erscheinung) auftritt, gerät es ebenfalls unter die Feder des Schriftstellers. Breit stellt Herausgeber Festa daneben eine Phantasik vor, die mit der ‚Logik‘ der Handlung bricht, stattdessen mit Symbolen arbeitet, dabei auf die zeitgenössische Realität reflektiert und auf die Erzeugung von Stimmungen zielt. Das zu goutieren, erfordert vom Leser deutlich mehr Aufmerksamkeit bzw. die Bereitschaft, sich mit der Story treiben zu lassen.

Selbstverständlich schätzt die Literaturkritik solche ‚anspruchsvolle‘ Phantastik höher als die ’naturalistischen‘ Gruselhandwerker. Das trifft einerseits keineswegs in jedem Fall zu und ist andererseits kontraproduktiv, denn solcher Hochmut schreckt womöglich diejenigen Horrorleser, die zunächst mit den fieberhaften, übersteigerten, vieldeutigen, eindrucksvollen Visionen eines Gustav Meyrinck, eines Leonard Stein oder Willy Seidel wenig anfangen können, generell davon ab, sich beispielsweise mit der faszinierenden deutschen bzw. deutschsprachigen Phantastik vor den Nazis zu beschäftigen, die einem kontinuierlich gewachsenen, reichen und vor allem eigenständigen Genre den Garaus machten. Diese Literatur mag sich ’schwierig‘ lesen, ist jedoch wert, kennengelernt zu werden. (Übrigens belegt Eric Count Stenbock mit „Die andere Seite“, dass symbolistisch überhöhte Phantastik nicht den kontinentalen Europäern vorbehalten war.)

‚Schwierig‘ ist die Annäherung nicht nur wegen der Vielschichtigkeit. Auch der Stil ist gewöhnungsbedürftig. Hier sind die ‚ausländischen‘ Autoren im Vorteil, denn ihre Werke werden oft viele Jahrzehnte nach ihrer Entstehung ins Deutsche übertragen. Auch wenn sich die Übersetzer bemühen, den Tonfall des Originals zu treffen, erfährt der Text eine gewisse Anpassung an den Tonfall der Gegenwart. Eine Geschichte wie „Im Haus des Richters“ liest sich deshalb – obwohl ziemlich zeitgleich entstanden – wesentlich ‚moderner‘ als „Die Kirche von Zinsblech“.

Ausgerechnet die Schriftsteller unserer eigenen Vergangenheit müssen den Preis dafür zahlen, dass deutsche Leser fremdsprachige Literatur paradoxerweise lieber aus zweiter Hand, d. h. übersetzt zur Kenntnis nehmen! Dabei spannen die deutschen Literaten vor 1850 ihr Garn ohne die stilistischen Experimente ihrer Nachfahren, wie „Tobias Guarnerius“ und „Das gespenstische Rasthaus“, die beiden ältesten deutschsprachigen Geschichten dieser Sammlung, belegen.

Außerdem gleicht die (es mag pompös klingen) unerhörte Virtuosität, mit der z. B. ein Leonhard Stein („Der Flötenbläser“) die deutsche Sprache einsetzt, manche inhaltliche Unzugänglichkeit aus. Ob dies den Horrorfreund überzeugt, der eher auf den actionbetonten Pulpgrusel eines Robert E. Howard („Das Ding auf dem Dach“) steht, ist freilich fraglich. In „Die Pflanzen des Dr. Cinderella“ werden jedenfalls alle Erwartungen bedient und Alternativen angeboten.

|II.|

Aufgrund der Vielzahl von Erzählungen kann an dieser Stelle nicht auf jede Story eingegangen werden. Die persönlichen Vorlieben Ihres Rezensenten bestimmen die folgende Auswahl.

Gleich fünf Geschichten des vergessenen US-amerikanischen Verfassers Ralph Adams Cram finden wir in diesem Band. Waren die Rechte billig zu bekommen? Egal, denn dies sind sauber gearbeitete, wenn auch simple Gespenstergeschichten, die durch Crams Ortskenntnisse profitieren; er reiste oft und gern durch Europa, und was er sah und erlebte, ließ er gern in seine Storys einfließen. Wunderschönen klassischen Horror mit einem rachsüchtigen Geist verbreitet auch Leslie Poles Hartley („Der australische Gast“), während sich William Hope Hodgson („Der Spuk auf der Jarvee“) in einer seiner atmosphärischen Seespuk-Geschichten letztlich ein wenig zu intensiv um eine logische Aufhellung des eigentlich keiner Erklärung bedürfenden Geschehens bemüht.

Wenn weiter oben von einer Geburt der modernen Phantastik gesprochen wurde, so muss diese natürlich eine Vorgeschichte besitzen. Zwischen Romantik und Realismus schreibt Alexander von Ungern Sternberg („Das gespenstische Gasthaus“). Selten wird man so rüde wie durch ihn aus der schön gestrickten Gruselmär vom verfluchten Haus geworfen: „Ich habe in manchem [Gasthaus] gewohnt, in dem ich Geister fand, die für mich weit widriger und schrecklicher sind …; es waren die Geister der Unreinlichkeit, der Prellerei und einer schlechten Küche.“ (S. 251) Dabei leugnet der betont rationale Erzähler (und damit der Verfasser) nicht, dass die Gewissheit einer geordneten Welt brüchig ist: „Wenn man den Naturgewalten völlig überlassen ist, so wird man gläubig. Das albernste Märchen verwandelt sich in eine Tatsache, wenn wir im Rauschen eines uralten Waldes allein sind oder allein auf dem endlosen Meere oder allein … auf dem Weg, wo wir eben sind.“ (S. 243) Das ändert jedoch nichts an der Haltlosigkeit solcher Ängste, denn sie existieren – so der Verfasser – nur im Gehirn des Menschen. Der ernüchternde Schlusssatz ist deshalb durchaus als Provokation an die Adresse romantischer, schwärmerischer oder abergläubischer Zeitgenossen gedacht, die an Geister glauben oder glauben möchten.

Edgar Allan Poe ging 1839 schon einen Schritt weiter: ‚Seine‘ Furcht ist auch oder sogar vor allem im Alltag beheimatet. William Wilson verirrt sich nicht im finsteren Wald oder gerät in eine unheimliche Ruine. Sein eigener Spiegel wird zur Quelle der Heimsuchung, wobei Poe sehr gut um die Ambivalenz dieses Motivs weiß und seine Leser ratlos mit der Frage zurücklässt, ob sich Wilsons Spiegelbild wirklich selbstständig gemacht hat oder Wilson dem Irrsinn verfallen ist. Mit vergleichbarer Meisterschaft bedient sich Vernon Lee (d. i. Violet Paget) in „Die verruchte Stimme“ eines ähnlichen Plots. Ihr gelingt zudem das Kunststück, den Schauplatz Italien nicht als pittoreske Kulisse zu missbrauchen, sondern die Story kongenial mit dem geografischen, gesellschaftlichen und historischen Hintergrund zu verschmelzen.

Auf diese Weise hat jede der hier präsentierten Geschichten ihre Position in der Literaturgeschichte der Phantastik. Noch erfreulicher ist indes die Tatsache, dass darunter der Lesespaß weder leidet noch die historischen Aspekte überhaupt Berücksichtigung finden müssen, um 25-fachen Genuss zu ermöglichen!

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Gloge, Andreas / Sassenberg, Volker – Gabriel Burns: Verehrung

Band 1: [„Die Grauen Engel“ 3892

Menschengenerationen sterben aus, ganze Bevölkerungen gehen zugrunde und einstige Hochkulturen werden Geschichte. Neue Zivilisationen entstehen, größer und mächtiger, und müssen eines Tages auch wieder zerbrechen. Nur etwas überdauert die Zeiten, überlebt die Epochen in anderer Gestalt zwar, doch ist stets allgegenwärtig: das Grauen, das die Menschen anzieht, sie das Fürchten lehrt und schließlich vernichtet.

1135 vor der aktuellen Zeitrechnung: Ein junger Priester opfert seine Schwester am Platz der Tränen, tief im Dschungel Südamerikas. Die Lehren der Priester der Schlange verlangen es so. Doch als der Mann in sein Dorf zurückkehrt, um seine Tat zu verkünden, wirkt es wie ausgestorben. Dort, wo vor wenigen Stunden noch emsiges Treiben herrschte, hat sich die Stille des Todes über den Ort gelegt. Hat er seine Schwester umsonst im Auftrag jener getötet, denen das Schicksal seines Dorfes gleichgültig ist?

Nach Antworten suchend, findet er einen kleinen Jungen, der am Fuße der nahen Tempelpyramide steht. In sein hart gezeichnetes Gesicht hat sich ein wissendes Lächeln geschlichen. Und er berichtet dem jungen Mann, dass er nun Letzter seines Volkes sei. Und nach seinem Tod würde sich die Prophezeiung endlich erfüllen.

_Vom Hörspiel zum Roman_

Mit „Verehrung“ liegt der zweite Roman vor, der vor dem Hintergrund des Gabriel-Burns-Universums angesiedelt ist. Gabriel Burns, das ist ein Hörspiel im Stil eines Mystery-Thrillers, der von der Konzeption her nah an den Verschwörungsgehalt von Akte X angelehnt wirkt, wenngleich die thematische Ausrichtung eine völlig andere ist. Produzent Volker Sassenberg, der sich durch |Point Whitmark| bereits einen Namen gemacht hat, hat |Gabriel Burns| zum einen durch die stellenweise brutale und blutige Erzählweise, zum anderen aber auch durch eine äußerst komplexe Metahandlung, die den Hintergrund der Serie umspannt, auf ein erwachsenes Publikum hin ausgerichtet. Die Folgen sind zwar in sich abgeschlossen, verfolgen jedoch einen Hauptstrang, dessen erste Phase mit Folge 22 abgeschlossen wurde. Ein Ende ist jedoch noch lange nicht in Sicht.

Während der erste Roman „Die Grauen Engel“ die Vorgeschichte erzählte und das Leben von Protagonist Steven Burns als erfolglosem Schriftsteller und Taxifahrer schilderte, spielt der zweite Roman „Verehrung“ zur selben Zeit wie die Hörspielreihe. „Verehrung“ schließt also nicht an die Geschehnisse des Romandebüts an, sondern greift einen Nebenplot auf, der irgendwo in die ersten 20 Folgen integriert werden kann. Da die Verknüpfungen zur Haupthandlung nur lose sind, lässt sich dieses Buch problemlos ohne großartiges Vorwissen lesen und bietet zugleich eine abgeschlossene Handlung. Natürlich nicht, wie es die Gabriel-Burns-kundige Hörerschaft bereits kennt, ohne einige Fragen offen zu lassen, die Spekulationen und Fortsetzungen aller Art erlauben. Doch wenn alle Fragen geklärt wären, wäre es ja auch kein Mystery-Thriller mehr.

_Inhalt_

Das Team um Steven Burns, Bakerman, Joyce Kramer und Larry Newman trifft sich im Fairmont Hotel, direkt gegenüber dem Flughafen von Vancouver gelegen. Bakerman, der Kopf der kleinen Gruppe, die sich mysteriöser Erscheinungen auf der ganzen Welt angenommen hat, präsentiert auf wie immer verschwörerische Weise seinen neuesten Auftrag. Es geht um Calakmul, eine Maya-Sieldung tief im mexikanischen Urwald, die 1931 entdeckt worden ist. Zurzeit arbeitet Bakermans Bekannte, eine gewisse Dr. Yolanda Fuentes, in der Ausgrabungsstätte (wobei das Verhältnis zwischen Bakerman und Fuentes mehr ist als bloß ein rein freundschaftliches).

Dass der Maya-Tempel gut verborgen und nur selten von Touristen aufgesucht wird, liegt nicht nur an dessen versteckter Lage: Viele Mythen ranken sich um diesen Ort, von denen einige grausame Opferungen und blutige Rituale beinhalten. Kein Ort, der für Touristenführungen prädestiniert ist. Und ein Ende der Verschwörungstheorien ist dabei noch nicht abzusehen, zumal ein Großteil der heutigen Ruinenstadt noch verborgen liegt und etlicher weiterer Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte bedarf, um vollständig freigelegt und erforscht zu werden.

Der Grund, warum die Forschungsleiterin Bakerman um Hilfe gebeten hat, ist jedoch anderswo zu suchen. In der letzten Woche sind vier Mitarbeiter bei den Ausgrabungsarbeiten verschwunden. Aber die Polizei zu kontaktieren, wäre zu riskant. Schließlich weisen die Funde von Skulpturen und Figuren, die bisher gemacht worden sind, auf eine Epoche hin, in der die Maya-Kultur noch gar nicht existiert haben kann. Viele Abbildungen weisen nämlich erschreckende Ähnlichkeiten mit Dinosauriern auf. Doch wie konnten die Ureinwohner, die vor 2500 Jahren diese Figuren anfertigten, Dinosaurier darstellen, die vor Millionen von Jahren ausgestorben sind? Und noch erschreckender, einige Funde weisen sogar Ähnlichkeiten mit Grauen Engeln auf, jenen Gestalten, die Burns und sein Team schon mehrfach mit den zehn fahlen Orten in Verbindung bringen konnten – weltweiten Plätzen, an denen das Böse in unsere Welt dringt.

Die Zeit drängt, und so reisen Burns und Bakerman nach Mexiko, um sich die Ausgrabungsstätte genauer anzusehen. Kramer und Newman hingegen werden von Bakerman beauftragt, eine dieser Grauen-Engel-Figuren nach Toronto zu Jean-Paul Legrand, einem Experten für alte Kulturen, zu bringen, damit dieser ihnen neue Hinweise geben kann, die zu einer Erklärung der seltsamen Zufälle führen.

Doch sowohl in Mexiko als auch Toronto trifft das Team auf eine Mauer aus Schweigen. Niemand will mehr als nötig über die Figur und die Zwischenfälle in dem Expeditionscamp berichten. Als die wahren Hintergründe endlich ans Licht kommen, ist es für Burns und Co. schon fast zu spät. Denn sie werden längst von den Nachfahren der untergegangene Maya-Kultur beschattet. Und diese sind nicht gewillt, ihr Geheimnis zu offenbaren, bei dem Steven Burns eine entscheidende Rolle spielen soll.

_Bewertung_

„Verehrung“ kommt als kurzweilige Zwischenepisode daher, die den Gabriel-Burns-Hauptplot um eine exotisch angehauchte Geschichte um die Geheimnisse eines Maya-Tempels erweitert. Im Gegensatz zum Romandebüt „Die Grauen Engel“ sind Autor Andreas Gloge und Gabriel-Burns-Erfinder Volker Sassenberg als Co-Autor dieses Mal für diejenigen Leser, die die Hörspielreihe nicht kennen, behutsamer vorgegangen. Denn trotz vieler Anspielungen lässt sich der Roman auch ohne Hintergrundwissen verständlich nachvollziehen und bietet eine solide, in sich abgeschlossene Handlung. Als hätten sie einen neuen Weg beschreiten wollen, präsentiert sich auch der Buchumschlag in leicht verändertem Layout. Nur schade, dass |Ullstein| sogar das Buch um rund einen Zentimeter länger gemacht hat und der Sammler bereits nach nur zwei Romanbänden kein einheitliches Bild im heimischen Bücherschrank vorfindet.

Ungeachtet dieser Ungereimtheiten präsentiert sich „Verehrung“ aber wesentlich ausgereifter als sein Vorgänger. Der Plot ist, wenn auch aufgrund der Kürze von nur 190 großzügig bedruckten Seiten nicht sonderlich tiefgründig, klar strukturiert und schlüssig aufgebaut. Die Spannung muss nicht aus schnellen Perspektivwechseln und abgespeckten Dialogen aufgebaut werden, sondern entfaltet sich durch die Geschichte selbst. Die beiden Erzählstränge werden ab der Mitte der Handlung zusammengeführt und laufen auf ein Finale zu, das jeden Gabriel-Burns-Fan zufriedenstellen wird. So viel sei verraten: Die Möglichkeiten, die ein alter Maya-Tempel und eine untergegangene Kultur bieten, werden gut genutzt und zu einem spektakulären Finale gebracht.

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Fred Saberhagen – Die Geständnisse des Grafen Dracula

Das geschieht:

Er lebt zwar nicht mehr, aber das ist für ihn kein Grund, sich mit übler Nachrede abzufinden: Graf Dracula, stolzer Kriegerfürst aus Transsylvanien und im 15. Jahrhundert zum Vampir mutiert, ärgert sich hoch im 20. Jahrhundert noch immer über ein altes Buch, das als Titel seinen Namen trägt und schildert, wie er im Jahre 1891 angeblich sein düsteres Schloss verließ, um England zu terrorisieren und dort unschuldigen Bürgern meist weiblichen Geschlechts das Blut auszusaugen.

Was ein gewisser Bram Stoker einst an Aussagen von Zeitzeugen wie Abraham Van Helsing, Jonathan Harker, Mina Murray, Lucy Westenra oder John Seward zusammentrug, ist nach Draculas Ansicht eine Sammlung schamloser Verdrehungen, Missverständnisse und Fehlinterpretationen. Eines Nachts im Jahre 1975 entführt er Arthur Harker, einen Nachfahren Jonathans, und seine Gattin: Endlich will Dracula die wahre Geschichte erzählen. Fred Saberhagen – Die Geständnisse des Grafen Dracula weiterlesen

Shocker, Dan – Unheimliche, Der (Larry Brent, Band 34)

Das Buch enthält die beiden Larry-Brent-Romane „Die Lady mit den Totenaugen“ und „Der Unheimliche aus dem Sarkophag“, die erstmals in der Reihe Silber-Grusel-Krimi als Band 67 und 68 erschienen sind.

_Die Lady mit den Totenaugen_

Eigentlich sind Larry Brent und Iwan Kunaritschew, ihres Zeichens PSA-Agenten im Dienste der Menschheit, auf dem Weg in den Urlaub, als ihnen eine Frau über den Weg stolpert, der man die Augen entnommen hat. Als die Frau am nächsten Tag aus der Klinik verschwindet, wittern die Agenten einen neuen Fall und setzen ihren Chef, David Gallun, von den Geschehnissen in Schottland in Kenntnis. Die Spur führt zunächst zu einem nahegelegenen Sanatorium, welches Lord Billerbroke in seinem Schloss untergebracht hat. Larry gibt sich als Scotland-Yard-Beamter aus. Tatsächlich scheint der Lord ein grausiges Geheimnis zu hüten.

Was hat es beispielsweise mit dem seltsamen Meteor zu tun, der letzte Nacht unweit des Schlosses niederging? Gibt es Parallelen zu dem Himmelskörper, der vor fünfzig Jahren fast an der derselben Stelle herabstürzte?

Und wer ist der Wahnsinnige, der unschuldigen Menschen die Augen herausschält?

_Der Unheimliche aus dem Sarkophag_

In Paris wird die Mumie des verstoßenen Hohepriesters Ak-Hom wiedererweckt. Ak-Hom diente zu Lebzeiten dem Dämonengott Orus und hat mit seiner Hilfe den Tod überwunden. Nun ist er auf der Suche nach seiner Geliebten Nafri, deren Mumie ebenfalls in Paris aufbewahrt wird. Auf dem Weg zu seiner einstigen Liebe hinterlässt Ak-Hom eine Spur aus bestialisch zugerichteten Leichen. Mit jedem weiteren Opfer verwandelt sich der ehemalige Hohepriester mehr und mehr selbst in den Dämonengott.

Können Larry Brent und Morna Ulbrandson den Unheimlichen aufhalten?

Der erste Roman lebt von einer bedrückenden Atmosphäre, die zum großen Teil dadurch erzeugt wird, dass der Roman viel in der Nacht und dazu an sehr unheimlichen Orten spielt. Eine einsame Gegend mitten in Schottland und ein Schloss, welches zugleich als Sanatorium für psychisch Kranke gilt. Hier hat Dan Shocker einen dramaturgischen Geniestreich getan, als er zwei typische Schauplätze des Genres verknüpfte.

Die Tatsache, dass jungen Menschen, vorzugsweise Frauen, die Augen aus dem Kopf geschält werden, ist mit verantwortlich für den Gruseleffekt, denn fast ebenso gravierend wie die Angst vor dem Tod ist die Angst vor dem Verlust des Augenlichts. Allerdings wird nicht schlüssig erklärt, weshalb die Täter ihre Opfer laufen bzw. überhaupt am Leben lassen und damit die Gefahr der Entdeckung in Kauf nehmen. Auch die beiden Meteoritenabstürze, welche sich in 50-jährigem Abstand ereigneten, werden nur unzureichend erklärt. Davon abgesehen, zieht einen die Geschichte unweigerlich in ihren Bann und endet in einem dramatischen Finale, das noch einmal alle Register des Grauens zieht.

Der zweite Roman beginnt mit einer stimmungsvollen Szene aus dem alten Ägypten, bevor sich die Handlung, für den Leser unerwartet, in das Paris der Gegenwart verlagert. Lebende, mordende Mumien sind ein beliebter Stoff für klassische Gruselgeschichten. Dan Shocker fügt diesem Topoi eine gehörige Portion Brutalität hinzu und kreiert einen Grusel-Krimi, der auf magisch-dämonischen Ursachen basiert und keine pseudowissenschaftliche Erklärung heranzieht. Die Erschaffung eines Klons der Pharaonentocher Nafri ist eine Nebenhandlung, welche Leser und Ermittler in die Irre führen soll und daher den Faktor Zufall arg strapaziert.

Der Roman bietet dennoch sehr spannende und kurzweilige Unterhaltung, was vor allem an der lebendigen Sprache des Autors und der Überarbeitung durch das hervorragende Lektorat liegt, welches die bisweilen stark antiquierten Texte um so manche Stilblüte erleichtert. Sehr gut herausgearbeitet wurde auch die geistige Abhängigkeit einer Kunststudentin, welche die Mumie in einem geerbten Haus entdeckt und zum Leben erweckt. Während alle Menschen in ihrer Umgebung die Mumie als das wahrnehmen, was sie wirklich ist, nämlich ein ausgetrockneter Leichnam, sieht sie nur einen attraktiven Mann. Das verleiht der Szenerie etwas Morbides und Nekrophiles, ohne dabei die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten.

Abgerundet wird der Band durch die Illustrationen von Pat Hachfeld, der sein Können abermals eindrucksvoll unter Beweis stellt. Besonders die „Lady mit den Totenaugen“ stellt das Original-Cover von Lonati, auf welches der Verlag mit gutem Grund verzichtete, mühelos in den Schatten.

_Fazit:_ Klassische Grusel-Romane aus der Feder Dan Shockers, die – auch wenn es abgedroschen klingt – nichts für schwache Nerven sind.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Gruft, Die (Larry Brent, Band 31)

Der Band enthält die beiden Romane „Gruft der bleichenden Schädel“ und „In den Katakomben der Gräfin Redziwihl“, welche 1983 in der gleichnamigen Heftromanserie aus dem |Zauberkreis|-Verlag erschienen sind.

_“Gruft der bleichenden Schädel“_

Miriam Brent, die jüngere Schwester des Staragenten, möchte ihren Freund Harry van Loose auf eine Expedition nach Borneo begleiten. Dort soll vor zwei Jahren bereits eine Gruppe von Forschern verschollen sein. Als Miriam bei einem Fernsehinterview mit Harry van Loose einen riesigen Totenschädel sieht, informiert sie ihren Bruder Larry. Dieser hält Rücksprache mit seinem Chef David Gallun, welcher herausfindet, dass der Sohn des verschwundenen Expeditionsleiters erst kürzlich in London auf mysteriöse Art und Weise ums Leben kam. Er befürchtet Zusammenhänge zwischen den Ereignissen und genehmigt Larrys Teilnahme an der Reise in den Dschungel. Doch kaum ist die Gruppe in die grüne Hölle vorgedrungen, überschlagen sich die Ereignisse. Die Geister verstorbener Zauberpriester fordern ihre Opfer …

Der erste Roman des Buches beginnt zunächst sehr verhalten, gewinnt aber spätestens mit der Schilderung der Geschehnisse auf der Expedition gewaltig an Tempo. Dan Shocker gelingt es gut, die Atmosphäre des Dschungels dem Leser nahe zu bringen, ebenso wie die Bedrohlichkeit der Situation, sich in unbekanntem Terrain zu orientieren, nicht wissend, welche Gefahren einen erwarten. Die Morde der bleichenden Schädel sind nichts für schwache Nerven, ebenso wie die Ereignisse in London, wo die letzte Überlebende der ersten Expedition ihr Dasein fristet.

Leider kommt die Charakterisierung der anderen Expeditionsteilnehmer ein wenig zu kurz und auch der Part von Miriam Brent hätte weiter ausgebaut werden können. Insbesondere ihre Beziehung zum Expeditionsleiter wird nur kurz angerissen, wobei man noch nicht mal genau weiß, ob sie nun ein Paar bilden oder nicht.

Dafür bieten beide Handlungsstränge spannende und rasante Unterhaltung, wobei das Finale noch eine böse Überraschung für den Leser bereithält. Ein echter Gruselschocker.

_“In den Katakomben der Gräfin Redziwihl“_

Eine seit dreihundert Jahren tote Gräfin wird mit Hilfe eines Dämons zu neuem untotem Leben erweckt. Um ihre Jugend und Schönheit zurückzuerlangen, muss sie Menschenblut trinken. Die beiden Spitzenagenten der PSA Larry Brent und Morna Ulbrandson sollen die Vampir-Gräfin stoppen …

Mit diesem Beitrag zur Larry-Brent-Serie schuf Dan Shocker eine klassische Gruselgeschichte, die mit einer stimmungsvollen Episode aus der Vergangenheit beginnt, in der aufgebrachte Frauen das Schloss der Blutgräfin stürmen, um den Tod ihrer Männer zu rächen. Der Roman lebt von seinem unheimlichen Gruselflair, das vor allem durch die Kulisse einer alten Schlossruine erzeugt wird. Die Figur der Gräfin Redziwihl erinnert unweigerlich an die Blutgräfin Elisabeth Báthory, welche wirklich lebte und angeblich über sechshundert junge Mädchen ermorden ließ, um in ihrem Blut zu baden.

Die Handlung stagniert in der Mitte kurzfristig, als der Autor den Besuch Larrys mit seinem Freund Iwan Kunaritschew bei einer Wahrsagerin schildert. Zwar erfährt man als Leser ein wenig mehr über das Privatleben von X-Ray-7 alias Iwan, die Handlung selber wird aber nicht vorangetrieben. Auch das Erscheinen des Dämons Akba wirkt aufgesetzt und unmotiviert, wie eine Verlegenheitslösung, um unglaubwürdige Zufälle logisch erklären zu können. Doch das letzte Drittel entschädigt wieder reichlich für diverse Längen und Ungereimtheiten und bietet eine Menge Action und Dramatik. Ein Larry-Brent-Roman der alten Schule und damit ein echter Klassiker.

Beide Storys wurden mit brandneuen, unheimlichen Illustrationen versehen, welche exklusiv von Pat Hachfeld für „Larry Brent“ entworfen wurden. Die Vorlieben des Künstlers für das Morbide, Bizarre und Groteske sind ein echter Gewinn und passen perfekt zu der Atmosphäre der Dan-Shocker-Romane. Das vielfarbige Cover zeigt das Original-Titelbild von Lonati zum gleichnamigen Heftroman der zweiten Story.

Beide Romane sind Perlen der unterhaltsamen Gruselliteratur und als Neuauflage in Buchform ein echtes Liebhaberstück.

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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan – Höllentor, Das (Larry Brent, Band 28)

Dieses Buch enthält die beiden Silber-Grusel-Krimis 56 und 57 mit den Titeln „Das Tor zur Hölle“ und „Monster-Bestie Gorho“. Diese Romane bilden die Fortsetzung und den Abschluss einer Trilogie, die mit dem Roman „Corrida der Dämonen“ ihren Anfang nahm, welcher in Band 27 dieser Serie nachgedruckt wurde.

_Das Tor zur Hölle_

In London wird der Körper Larry Brents gesichtet, der kurz darauf spurlos verschwindet. Ist X-RAY-3 der unheimliche Phantommörder, der seit einiger Zeit die Stadt in Angst und Schrecken versetzt? Ist der beste Agent der PSA dem Wahnsinn verfallen? Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 fliegt nach London, um diese Fragen zu klären.

Lord und Lady Bramhill scheinen mehr über denn Sachverhalt zu wissen. Die beiden sind erst vor kurzem von einer viermonatigen Reise nach Machu Picchu zurückgekehrt. Dort waren sie am Tor zur Hölle, einer unterirdischen Grotte, in der sich ein schmaler Steg über einen tiefen Abgrund spannt und in einem schädelgleichen Felsen mündet. Dort wird die Rückkehr Rha-Ta-N’Mys vorbereitet. Ihr Begleiter Steven Arlidge stürzte ab und verschwand im Höllentor. Lady Bramhill kehrte als Dämonin zurück und der Lord verfällt immer mehr dem Wahnsinn.

Unterhalb des Anwesens des Lords, mitten in England befindet sich Gorhos Bett, ein Altar aus schwarzem Stein, welcher Menschen frisst. Die beiden Adligen wollten nämlich in Peru die Rückkehr der Monster-Bestie bewerkstelligen. Nun soll auch X-RAY-7 das Schicksal vieler Opfer teilen und von dem Altar gefressen werden – ein Schicksal, welches auch Larry Brent erlitt …?

|Beurteilung:|

Die Suche nach Larry Brent geht in die zweite Runde. Dieses Mal schlägt die Handlung einen weiten Bogen nach England. Und da kommt es unweigerlich zu einem Bruch in der Handlung und dem logischen Ablauf. Von der Opferung der sieben Frauen wird nichts mehr berichtet und von Gorho ist immer noch nichts zu lesen, abgesehen von seinem Bett, jenem menschenverschlingenden Altar. Weshalb dieser aber in England stehen soll, wird nicht ausreichend erklärt. Ebenso effektheischend ist das Erscheinen des Astralleibes von Larry Brent, was die Handlung nicht weiterbringt und den Leser nur zu verwirren versucht, aber nicht konsequent durchgeführt wurde, um glaubhaft zu wirken.

Dafür wurde die Ermittlung von Iwan Kunaritschew fesselnd beschrieben, der hier im Prinzip ebenfalls ein Solo absolviert, denn bis auf seinen Geistkörper spielt X-RAY-3 immer noch keine wichtige Rolle. Besonders einfallsreich sind der fressende Altar und die Dämonenwerdung von Lady Bramhill. In einer Nebenhandlung beschäftigt sich ein Wissenschaftler mit der Entschlüsselung einer alten Schriftrolle, die Morna im letzten Fall ergattern konnte. Auch hier erwartet den Leser eine böse Überraschung und zeigt ihm, wie schrecklich die Macht der Dämonengöttin wirklich ist.

Als kleines Schmankerl erhält zum Ende hin der PSA-Agent James Turnwood seinen ersten Auftritt innerhalb der Serie. Leider bleibt auch bei X-RAY-8 die Charakterisierung sehr oberflächlich und beschränkt sich lediglich auf die Beschreibung des Aussehens und der Vorlieben des Agenten. Im Gegensatz zum ersten Teil endet dieser aber mit einem echten Cliffhanger.

_Monster-Bestie Gorho_

Iwan Kunaritschew ist durch das Tor zur Hölle in den Abgrund gestürzt. Unten angelangt, trifft er auf seinen vermissten Kollegen Larry Brent sowie den Fotoreporter Steven Arlidge und die Journalistin Pascuala de la Bailar. Gemeinsam entdecken die Gefährten eine technische Anlage, die scheinbar von einer prähumanen Superrasse hinterlassen wurde, um die Herrschaft der Dämonengöttin im Ansatz zu vereiteln. Durch diese Anlage gelangen Iwan und Larry gemeinsam mit den stark geschwächten Journalisten ins Freie. Nicht ohne zuvor die Bekanntschaft eines veränderten Indios zu machen, der sich durch einen Schuss aus der Laserwaffe in ein Skelett verwandelt.

Währenddessen verfolgt die PSA-Agentin Morna Ulbrandson die Spur des Arabers Achmed Khaa-Shazaam. Mehrere Frauen sind nach einem Besuch in dessen Haus spurlos verschwunden. Ebenso wie zwei Einbrecher, von denen einer urplötzlich wieder auftaucht und die Figur eines Götzen mit sich trägt, die jedem, der sie berührt, den Wahnsinn bringt, woraufhin er Selbstmord begeht. Der PSA-Nachrichtenmann Franco de Calvados soll die Figur sicherstellen, bevor sie in falsche Hände gerät.

Derweil gelingt es Morna, das Vertrauen des Arabers zu gewinnen, der sie mit in sein Haus nimmt. Doch dort erwartet die Schwedin das personifizierte Grauen: die Monster-Bestie Gorho …

|Beurteilung:|

Mit diesem Roman beendet Dan Shocker seine erste Trilogie um die finstere Gottheit Rha-Ta-N’My und ihren schwarzen Sklaven Gorho. Unweigerlich streben die Ereignisse einem Höhepunkt zu. Leider wirken die Passagen von Larry Brent und Iwan Kunaritschew sehr stark konstruiert und die Idee einer prähumanen Superrasse, die sich im Clinch mit den Dämonen befand, ist zwar durchaus interessant, liest sich aber wie eine Abhandlung eines Erich von Däniken.

Die Handlung um Franco de Calvados und die Figur des Todesgötzen ist dagegen äußerst spannend geschildert worden und wirkt sehr bedrohlich. Bleibt die Frage, ob Dan Shocker nicht einen eigenständigen Roman daraus hätte machen können. Denn auch in diesem Roman wird die Figur des Agenten James Turnwood alias X-RAY-8 sehr stiefmütterlich behandelt und zunächst wird er nur in Nebensätzen erwähnt, bis er zum Schluss hin wieder auftaucht, so, als ob ihn der Autor im Laufe der Handlung vergessen hätte und sich erst kurz vor dem Ende erst wieder erinnerte.

Ein weiteres Problem ist die Darstellung von Nebencharakteren: Dan Shocker versucht hier, wie so oft, seinen Figuren Leben einzuhauchen, indem er ihren Alltag minutiös schildert statt ihnen durch Beschreibungen und Handlungen eine charakterliche Tiefe zu verleihen. In dem vorliegenden Roman äußert sich das, indem er beschreibt, was für eine Serie die Schauspielerin Britta Karguson produziert. Natürlich alles gepaart mit vielen Anzüglichkeiten. Ebenso verhält es sich mit dem Araber Achmed Khaa-Shazaam, dessen Bücher zwar ein wichtiger Hintergrund für die Handlung sind, aber dennoch nicht in so vielen Einzelheiten hätten geschildert werden müssen.

Bei der Figur des Arabers und vor allem bei der Beschreibung der Bestie wird wieder einmal die Anlehnung an Lovecrafts Werk offenkundig. So kann man diesen Roman auch durchaus als Hommage an den Cthulhu-Mythos sehen. Vor allem Gorho und dessen Art zu töten wurden von Dan Shocker äußerst anschaulich und unheimlich beschrieben, und das Finale verlangt der PSA-Agentin Morna alles ab – ein weiterer Pluspunkt des Romans und ein imposantes Zeugnis von der Innovation der Geschichten, denn es ist nicht der Titelheld, der hier letztendlich alles ins Lot bringt. Obwohl schon in den siebziger Jahren erschienen, scheute sich der Autor schon damals nicht, seine Frauen als gleichwertige Partnerinnen den Männern an die Seite zu stellen.

Sehr eindrucksvoll sind auch die Illustrationen des Wolfsburger Künstlers Pat Hachfeld gelungen, der sich auch nicht scheute, der Monster-Bestie Gorho ein schauderhaftes Antlitz zu verleihen. Das Titelbild hingegen zeigt Lord Bramhill vor dem dunklen Geist Gorhos und dem Astralleib von Larry. Das Cover ist nicht gerade unheimlich und hat einen starken Comiccharakter.

_Fazit:_ Düster-beklemmende Fortsetzung der Ereignisse aus Band 27. Die Handlung schlägt dabei einige mehr oder weniger spannende Kapriolen und überrascht den Leser immer wieder aufs Neue, bis es zum Showdown mit der Monster-Bestie kommt. Larry Brent und seine Kollegen von der PSA treten dieses Mal nicht gegen fehlgeleitete oder verbrecherische Wissenschaftler an, sondern müssen sich gegen finstere Dämonengötter behaupten. Hochspannung garantiert, wie es so schön auf dem Klappentext heißt.

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_Florian Hilleberg_

Gloge, Andreas / Sassenberg, Volker – Gabriel Burns: Die Grauen Engel

Drei Morde innerhalb einer Woche, und Augenzeugen wollen in der Nähe geflügelte, grauenvolle Wesen gesehen haben. Die Angst geht um in Vancouver, geschürt von den Medien, die nur noch von den „Fliegenden Schatten“ berichten. Zeitgleich beschäftigt das spurlose Verschwinden von Kindern die Öffentlichkeit. Direkt aus den Krankenhäusern geraubt, oder einfach nur entflohen? Niemand weiß Genaues, doch wer genau hinsieht, kann von zufälligen Ereignissen nicht mehr ausgehen. Vancouver, an der Westküste Kanadas gelegen, ist einer der zehn fahlen Orte, an denen das Grauen ausbrechen wird. Die Vorbereitungen laufen. Doch der Widerstand erwacht.

_Vom Hörspiel zum Roman_

|Gabriel Burns| hatte einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Wiederentdeckung eines Genres gehabt, das mit der Zurückdrängung der Audio-Kassette in einen Tiefschlaf verfallen war: das Hörspiel. Seit mehreren Jahren sind die Hörspiele, nunmehr auf CD, wieder auf dem Vormarsch und haben eine breite Fanbasis hinter sich versammelt. |Gabriel Burns| bedient hierbei den Sektor der Mystery-Thriller und ist von der Konzeption her nah an den Verschwörungsgehalt von „Akte X“ angelehnt, wenngleich die thematische Ausrichtung eine völlig andere ist.

Produzent Volker Sassenberg, der sich durch |Point Whitemark| bereits einen Namen gemacht hat, hat |Gabriel Burns| zum einen durch die stellenweise brutale und blutige Erzählweise, zum anderen aber auch durch eine äußerst komplexe Metahandlung, die den Hintergrund der Serie umspannt, auf ein erwachsenes Publikum hin ausgerichtet. Die Folgen sind zwar in sich abgeschlossen, verfolgen jedoch einen Hauptstrang, dessen erste Phase mit Folge 22 abgeschlossen wurde. Ein Ende ist jedoch noch lange nicht in sich.

Ganz im Gegenteil, denn mit „Die Grauen Engel“ liegt mittlerweile der erste Gabriel-Burns-Roman von den Herausgebern Volker Sassenberg und Andreas Gloge vor, der zeitlich kurz vor Beginn der Hörspielreihe angesiedelt ist und auf die kommenden Ereignisse einschwört. Kenntnisse der Hörspielserie sind zwar für die Lektüre nicht erforderlich, allerdings mehr als sinnvoll, um die zahlreichen Anspielungen und Verbindungen zu verstehen, auf die im Roman eingegangen wird.

_Inhalt_

Steven Burns, die Hauptfigur der Hörspielreihe, befindet sich in einer Midlife-Crisis. Obwohl erst um die 30 Jahre alt, hat er bereits das Gefühl, ziellos durchs Leben zu gehen und keine Erfolge zu erzielen – sowohl beruflich als auch privat. Er muss sich seinen Unterhalt als Taxifahrer verdienen, denn mit der Schriftstellerei, seiner eigentlichen Leidenschaft, hat er es bisher zu nichts gebracht. Seine Veröffentlichungen sind allesamt Ladenhüter gewesen, so dass er auf das Wohlwollen seines Verlegers Sunny Heseltine angewiesen ist, im Übrigen der Vater einer seiner früheren Liebschaften.

Als Heseltine Burns auf die Morde der letzten Woche anspricht und um eine Story über die „Fliegenden Schatten“ bittet, hinter der sein Verleger eine geschmacklose, aber gewinnbringende Fundgrube vermutet, ist Burns zunächst abgeschreckt. Missmutig willigt er schließlich aber doch ein, denn es könnte, so grotesk und abstoßend die Mordfälle auch sein mögen, seine Chance bedeuten, endlich wahrgenommen zu werden. Schlechte Presse ist immer noch besser als gar keine. So macht sich Steven Burns auf die Suche nach Hinweisen und recherchiert bei der Witwe des kürzlich getöteten Opfers Carl. Die Erkenntnis, in einen Sumpf des Verbrechens einzudringen, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt, kommt jedoch zu spät. Burns will das Geheimnis um die mysteriösen Geschöpfe aufdecken, doch viele mächtige Personen und Behörden sehen Burns Tatendrang gar nicht gern.

Zeitgleich wird in zwei weiteren Erzählsträngen die Trudeau-Kommission um Mr. Bakerman und Joyce Kramer eingeführt. Die Kommission, die aus einer Grauzone zwischen geheimer und öffentlicher Organisation heraus agiert, ist einst durch den kanadischen Premierminister Trudeau ins Leben gerufen und nach dessen Tod von dem geheimnisumwobenen, glatzköpfigen Bakerman fortgeführt worden. Auch Bakerman will die Morde, die im Zusammenhang mit den geflügelten Geschöpfen stehen, aufklären. Er hat dabei einen enormen Wissensvorsprung, war doch das letzte Opfer Carl einer seiner engsten Mitarbeiter und besaß die Gabe der Vorausdeutung. Dass es der Graue Engel nur zufällig auf genau diesen Mann abgesehen hat, will Bakerman erst glauben, wenn er die wahren Hintergründe zu diesen Morden kennt.

Nicht bloß aus reiner Vorsicht beauftragt er seine treue Untergebene Joyce Kramer, die anderen Mitglieder der Kommission im Auge zu behalten und herauszufinden, ob der Feind möglicherweise aus den eigenen Reihen agiert. Bakerman selbst macht sich derweil zu dem Bühnenmagier Charlie auf, der sich als Bauchredner mit seiner Puppe Chap verdingt. Da Charlie ihm noch einen Gefallen schuldet, weist er ihn an, einen gewissen Steven Burns im Auge zu behalten. Denn dieser besitzt ebenfalls eine Gabe, von der Burns selbst noch nichts weiß. Doch genau diese Gabe könnte ihm zum Verhängnis werden, sollten es die „Fliegenden Schatten“ tatsächlich auf einen gewissen Menschenschlag abgesehen haben.

_Bewertung_

„Die Grauen Engel“ liefert die Vorgeschichte zur Hörspielreihe und wirft den wissbegierigen Fans einige neue Informationsbrocken zu, die, ebenso wie der kurzweilige Roman, schnell verschlungen werden. Der Appetit ist angeregt, das Grummeln im Magen verstummt, aber satt ist man noch lange nicht. Auch wenn einige Antworten gegeben werden, wirft der Roman mindestens ebenso viele neue Fragen auf. Damit ist auch klar, was die Buchreihe und sein Auftakt bewirken sollen: die Erfolgsmaschine |Gabriel Burns| weiter antreiben und ein crossmediales Netz spannen, das über das reine Hörspielerlebnis hinausgeht.

Inhaltlich und stilistisch bietet „Die Grauen Engel“ gelungene Kost. Die drei Erzählstränge, sieht man von einigen Zwischenepisoden ab, in denen einige bereits aus den Hörspielen bekannte Nebenfiguren verfolgt werden, werden flott vorangetrieben. Man verliert sich nicht in ruhigen Passagen und stillen Momenten, sondern gibt von der ersten Seite an Vollgas und reiht die Ereignisse in schneller Abfolge aneinander. Szenenwechsel folgt auf Szenenwechsel, mehr als zehn Seiten bleiben kaum einem der Protagonisten zur Verfügung. So kommen Burns, Bakerman und Kramer kaum dazu, sich über die Situation Gedanken zu machen, sondern werden von einem Schauplatz zum nächsten gehetzt. Die Dialoge sind kurz und dienen nur des Informationsaustausches, alles andere ist nebensächlich und wird knallhart rausgekürzt. Der stellenweise elliptische Satzbau verstärkt den Eindruck auf der formalen Ebene und führt dazu, dass man als Leser sprichwörtlich durch den Roman peitscht. Auch wenn nicht ständig Action herrscht, steht der Leser wie die Hauptfiguren fast immer unter Strom.

So sind die 200 Seiten schnell durchgelesen. Ein gutes Zeichen, denn langweilig ist die Lektüre nie gewesen. Aber auch Fastfood ist schmackhaft, und kann dann doch nicht befriedigen. An dem Gabriel-Burns-Slogan – „Es ist der Trip und nicht die Ankunft“ – ist also durchaus etwas dran. Für eine kurzweilige Unterhaltung und zur Ergänzung der Hörspielreihe okay und durchaus sinnvoll. Für die folgenden, bereits angekündigten Romane sollte der Trend aber von der leichten Lese-Kost in „Die Grauen Engel“ zu etwas gehaltvollerer Lese-Nahrung führen, die auf Dauer einfach besser sättigt.

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Shocker, Dan – Dämonen (Larry Brent, Band 27)

Das Buch enthält neben dem Heftroman „Lady Frankenstein“, welcher erstmalig als Silber-Grusel-Krimi 53 erschienen ist, den ersten Teil eines Dreiteilers mit dem Titel „Corrida der Dämonen“. Dieser Roman erschien erstmals als Band 55 der Reihe Silber-Grusel-Krimi.

_Lady Frankenstein_

Larry Brent und Iwan Kunaritschew wollen bei ihrem Kollegen Alfonso Gomez alias X-RAY-12 Urlaub in den spanischen Pyrenäen machen. Als sie die einsame Berghütte erreichen, finden sie nur noch die Leiche ihres Freundes. Die Arme wurden ihm ausgerissen. David Gallun, der geheimnisvolle Chef der PSA, beauftragt seine Agenten damit, Licht in das Dunkel um die Ermordung von Gomez zu bringen.

Sie treffen auf den Farmer Paco Arimez-Prado. Seit geraumer Zeit wurde das Vieh von Paco getötet und nun wollte er mit seinem Knecht den unheimlichen Killer stellen. Dabei wurde der Knecht das Opfer eines Monsters. Paco verdächtigt den reichen Haziendero Alfredo Mojales und vor allem dessen Frau Carmen. Eher zufällig haben Larry und Iwan auch die Bekanntschaft mit Carmen Mojales und deren Tochter gemacht. Für die PSA-Agenten ist es ein glücklicher Umstand, dass sie zu einem Fest auf der großen Hazienda der Mojales eingeladen werden, nicht ahnend, dass Carmen Mojales niemand anders ist als – Lady Frankenstein …

|Beurteilung:|

In diesem Roman hat ein weiterer PSA-Agent einen Auftritt, der leider wieder einmal viel zu kurz ausfällt. Der Leser erfährt so gut wie gar nichts über Alfonso Gomez, bevor er ermordet wird. Der Autor täte gut daran, solche Charaktere in einem anderen Fall vorzustellen, bevor er sie sterben lässt. So berührt einen das Schicksal des Agenten nicht sonderlich.

Ansonsten ist der Roman äußerst kurzweilig und rasant geschrieben worden und weist lediglich kleine Längen bei Larrys Gespräch mit der Tochter von Carmen Mojales auf. Die Story über den echten Frankenstein, der Jagd auf seine ehemaligen Assistenten macht, wurde spannend erzählt und gipfelt in einem dramatischen Finale. Die Charaktere wirken alle sehr glaubhaft, insbesondere der ältere Farmer Paco Arimez-Prado wurde sehr sympathisch dargestellt. Das Highlight ist aber unbestritten der Auftritt des Barons von Frankenstein, der ebenso wie in dem Roman von Mary Shelley kein wahnsinniger oder gar bösartiger Wissenschaftler ist, sondern anfangs durchaus das Wohl der Menschheit im Blickpunkt hatte. Es ist immer wieder faszinierend zu lesen, wie Dan Shocker bekannte Begebenheiten mit seinen eigenen Ideen zu verknüpfen versteht.

_Corrida der Dämonen_

Larry Brent ist verschollen! Sein letztes Lebenszeichen stammt aus Mexico City, wo der Agent in einem Hotel wohnte und einer Sekte auf der Spur war, welche der finsteren Dämonengöttin Rha-Ta-N’My huldigt.

Morna Ulbrandson alias X-GIRL-C wird beauftragt, den Fall von X-RAY-3 zu übernehmen und das Schicksal ihres Kollegen zu klären. Ersten Aufschluss soll der Fund der Leiche eines gewissen Phil Hawkins geben, der entlang einer Bahnlinie durch den Dschungel gefunden wurde. Scheinbar wurde der Mann in einer Corrida, einem Stierkampf, als Pendant zu dem Tier zu Tode gehetzt.

Morna findet darüber hinaus heraus, dass Larry kurz vor seinem Verschwinden Kontakt zu der Sängerin Ondella Marichi hatte. Dadurch trifft sie auf Raymondo Camero, der den Kult anführt. Ehe Morna sich versieht, wird sie überwältigt und erwacht in einer verfallenen Arena mitten im mexikanischen Dschungel, wo sie bei der Corrida der Dämonen sterben soll …

|Beurteilung:|

Mit diesem Roman wagte sich Dan Shocker seinerzeit in mehrfacher Hinsicht auf Neuland.
Zum einen spielte sein Titelheld Larry Brent gar nicht aktiv mit, so dass der Leser hier einen Morna-Ulbrandson-Soloroman in Händen hält. Gleichzeitig ist dies auch der erste Teil der ersten Larry-Brent-Trilogie. Zwar erschien in der eigenständigen Serie bereits ein Dreiteiler, doch die Romane wurden von Shocker neu geschrieben, während der vorliegende Band bereits als Silber-Grusel-Krimi Nr. 55 veröffentlicht wurde.

Die Story an sich ist mehr als lesenswert und entführt den Leser in die Welt der dunklen Kulte und der finsteren Gottheiten. Die Bedrohung durch Rha-Ta-N’My wird auch in diesem Roman niemals konkret und schwebt wie ein Damoklesschwert unsichtbar über den Protagonisten. Allerdings wurde das Leben und Wirken von Bill Hathly zu minimalistisch und detailliert geschildert, was der übrigen Story nicht gerade zuträglich ist. Die Corrida wurde sehr realistisch beschrieben, und wenn man sich eine solche Marter plastisch vorstellt, kann einem schon die eine oder andere Gänsehaut befallen.

Sehr unheimlich schildert der Autor auch die Verwandlung der Frauen in schleimige Monstren, welche als Bräute der Dämonenpriester zu Opfergaben für die Monster-Bestie Gorho werden. In diesem Kontext ist es aber für den Leser schlecht nachvollziehbar, weshalb die Frauenmonster einfach verbrannt werden, obwohl sie mit den Priestern gar nicht in Kontakt kamen. Und nachdem sie geopfert wurden, liest man auch nichts weiter über den Schwarzen Sklaven Rha-Ta-N’Mys namens Gorho. Dennoch sind die Szenen alle durchzogen von einem Gefühl düsterer Beklemmung, und auch der Part von Morna Ulbrandson wurde packend geschildert, so dass man die Abwesenheit von Larry Brent auch gar nicht weiter vermisst.

Das Cover zeigt die teuflische Corrida der Dämonen in voller Aktion. Die Qual des Opfers wurde gut eingefangen, obwohl der Gesichtsausdruck auch ein wenig debil wirkt. Einen ärgerlichen Fehlgriff erlaubte sich der Verlag allerdings mit dem Rahmen, der in einem viel zu grellen Blau daherkommt und neben den anderen Büchern der Reihe unangenehm hervorsticht und deplaziert wirkt. Die Illustrationen von Pat Hachfeld hingegen sind echt schaurige Hingucker, die beide perfekt zur jeweiligen Handlung passen.

_Fazit:_ Auch in diesem Band präsentiert der |BLITZ|-Verlag zwei Klassiker des Gruselheftromans aus der Feder Dan Shockers. Leider wird in dem Buch nicht erwähnt, dass „Corrida der Dämonen“ der erste Teil eines Dreiteilers ist. Die Handlungen vermögen trotz kleinerer Längen gut zu unterhalten und machen Lust auf mehr.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

Dan Shocker – Alpträume (Larry Brent 26)

Das Buch enthält die beiden Heftromane „Im Labyrinth des Ghuls“ und „Die Alpträume des Mr. Clint“ welche als Silber-Grusel-Krimis Nr. 51 und 52 erschienen sind. Ihre Neuauflage erlebten sie als Larry-Brent-Romane in der eigenständigen Serie.

Im Labyrinth des Ghuls

In London scheint ein Ghul sein Unwesen zu treiben. Angefressene Leichen werden gefunden. Die PSA schickt ihren besten Mann Larry Brent nach England, damit dieser Chefinspektor Edward Higgins unterstützt. Zeitgleich soll Larrys Kollege Iwan Kunaritschew den Schriftsteller Janosz Bracziskowsky interviewen, der Bücher über düstere, bedrohliche Begebenheiten verfasst, die nicht gänzlich erfunden sein können.

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