Warum wurde bei John Lehmann eingebrochen? Als Justus dem älteren Nachbarn zur Hilfe eilt, wird er selbst überrumpelt. Wer ist die dunkle Gestalt? Justus konnte nur eine Person in einem Umhang, mit einer Schiebermütze und einer Sonnenbrille erkennen. Und was wollte dieser Jemand bei Herrn Lehmann? Bald steht fest: Die kleine Bibliothek wurde verwüstet. Die wertvolle Ausgabe eines Romans von Thomas Mann fehlt! Die Ermittlungen führen Justus, Peter und Bob nach Pacific Palisades zum Haus, das Thomas Mann erbauen ließ. Im Haus „Seven Palms“ lebte der deutsche Literatur-Nobelpreisträger bis 1952. Was finden die drei ??? dort heraus? (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Das ist auch mal eine interessante Kooperation. Die drei ??? treffen auf Thomas Mann. Na ja, nicht wirklich, aber der bekannte Schriftsteller ist vor 150 Jahren geboren worden und lebte auch in Kalifornien und so gab es für einen der ???-Autoren den Auftrag, einen interessanten Fall für die Junior-Detektive zu entwerfen, der auch Bezug zu Thomas Mann hat. „Krimi trifft auf Literaturgeschichte“, so wirds angekündigt.
Fun fact: Das Thomas-Mann-Haus in Pacific Palisades, Kalifornien (das auch vorn als Illustration auf dem Cover dieses Romans zu sehen ist) ist eines der wenigen, die bei den schlimmen Bränden der letzten Wochen rund um Los Angeles wenig bis gar nichts abbekommen haben!
Ein Aufkleber vorn auf dem Buch spoilert schon mal, dass es um ein verschollenes Manuskript geht … aber, das wird sicher jeder Leser auch schon erwartet haben. Wer ein wenig recherchiert, erfährt allerdings, dass es tatsächlich zwei verschollene Manuskripte von Thomas Mann (und seinem Bruder) gibt: Das „Bilderbuch für artige Kinder“ und das im Zweiten Weltkrieg verloren gegangene Nobelpreiswerk „Buddenbrooks“.
Nicht zu erwarten war, dass der neue Fall für die drei Detektive direkt auf der anderen Seite des Zaunes lauert, der den Schrottplatzwertstoffhof von Justus‘ Onkel Titus umgibt. Beim Nachbarn wurde eingebrochen und der Erste ist mitten in der Nacht live dabei. Das geht allerdings schmerzhaft für ihn aus. Wieso Mr Lehmann als direkter Nachbar allerdings nicht weiß, dass Justus seit gefühlten 100 Jahren ein Detektivbüro betreibt, ist schon merkwürdig.
Wie dem auch sei … Eis auf die Beule und los gehts mit den Ermittlungen! Der Dieb hat also nur ein Buch geklaut (und ein paar alte Briefe), obwohl er die Auswahl unter mehreren Hundert hatte. Von denen sind einige laut Besitzer auch mehr wert als „Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann, was er hat mitgehen lassen. Seltsam, interessant und auf jeden Fall ein wichtiges Detail.
Bemerkenswert ist, dass beim Bruder des Bestohlenen auch eingebrochen wurde. Auch hier wurden Bücher von Mann gestapelt, aber nicht gestohlen. Aber, auf alte Briefe hatte der Dieb es auch hier abgesehen und die hat er oder sie dann mitgenommen. Was da wohl Interessantes drinstehen könnte?
Die Jungs hangeln sich entlang des Stammbaums der bestohlenen Brüder und wieder stehen alte Briefe im Mittelpunkt. Die haben definitiv irgendeinen wichtigen Inhalt zu bieten.
Eher per Zufall, aber vom Autor nachvollziehbar konstruiert, bekommen wir dann endlich mal ein paar von diesen Briefen zu lesen. Und die enthalten zum Teil tatsächlich Rätselhaftes. Weiterbringen tut uns das aber (noch) nicht.
Bei den Ermittlungen in Seven Palms, dem ehemaligen Grundstück von Thomas Mann, das so heißt … weil auf dem Grundstück eben sieben Palmen standen … gibts die nächsten Zwischenfälle. Aber, auch die helfen uns nicht weiter. Was eventuell daran liegen könnte, dass wieder niemand erwischt werden konnte, obwohl jemand erwischt werden könnte.
Dann aber gibts erste Früchte zu ernten. Zusammenhänge werden gezogen, Verdächtige sortiert und Mutmaßungen angestellt. Lagen die Drei ??? wohl richtig? Finden sie womöglich eines der verschollenen Manuskripte? Oder gehen am Ende alle leer aus?
Das finale Rätsel allerdings ist so einfach, dass selbst ich sofort auf die Lösung gekommen bin. Warum es aber weder Peter, Bob und auch nicht Justus direkt ins Auge gesprungen ist, hab‘ ich nicht verstanden.
Und … „… einen Kosmos an Büchern“? Wirklich? Kosmos? 😉
Dass es ein Nachwort gibt, finde ich durchaus interessant und wer nicht schon längst während des Lesens seine eigenen Recherchen zu Thomas Mann angestellt hat (ich liebe so was) und allein schon bei wikipedia sehr fündig geworden ist, bekommt hhier noch mal ein paar echte Infos, die in diesen Roman mit eingeflossen sind.
Der Autor und der Illustrator:
Marco Sonnleitner war bereits in seiner Kindheit großer Fan der drei Detektive und ist seit dem Frühjahr 2003 im Autorenteam. Als Deutschlehrer an einem Gymnasium kennt er die Zielgruppe bestens. Gekonnt setzt er seine vielen Ideen in Texte mit starken, witzigen Dialogen um.
Andreas Ruch ist Art Director in einer großen Werbeagentur, seit 2018 seinem „Die drei ???“-Fanprojekt verschrieben und ist nun auch als Autor für die Reihe. Seine innige Beziehung zu den Detektiven aus Rocky Beach begründet er mit drei Worten: Nostalgie. Erinnerungen. Fantasie. (Verlagsinfo)
Mein Fazit:
Bei verstorbenen Autoren, gerade bei den berühmten, kann man bei einem Roman eigentlich immer davon ausgehen, dass es sich irgendwie in der Geschichte um etwas Verschollenes handelt. Ist hier zwar wie erwartet auch so, aber von Thomas Mann gibts tatsächlich verschwundene Manuskripte. Die musste sich der Autor dieses Falles gar nicht ausdenken.
Und da sie bis heute verschwunden sind, sind na klar der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die hat Marco Sonnleitner dann eine gut durchdachte Story zusammenbasteln lassen, in die auch immer wieder echte Fakten über das Leben und Schaffen von Thomas Mann eingeflossen sind.
Bis auf das erstaunlich einfache Schlussrätsel blieb es dabei durchgängig interessant, abwechslungsreich und komplexer, als man das hätte erwarten können.
Hardcover: 160 Seiten
Vom Verlag empfohlen ab 10 Jahren
1. Auflage, Februar 2025
www.kosmos.de
Der Autor vergibt: