Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Smith, Tom Rob – Kind 44

Gerade in einem so überstrapazierten Genre wie der Kriminalliteratur stechen Autoren hervor, die mit einem ungewöhnlichen Handlungsort oder der Verlagerung des Plots in eine literarisch eher weniger beachtete Epoche einen zusätzlichen Anreiz zur Lektüre schaffen. Zu diesen Autoren gesellt sich auch der Brite Tom Rob Smith mit seinem Erstlingswerk „Kind 44“.

„Kind 44“ spielt im Russland der Stalin- bzw. Nach-Stalin-Zeit. 1953 wird in Moskau auf den Bahngleisen die grausam zugerichtete Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Doch in der Sowjetunion der damaligen Zeit gibt es offiziell keine Verbrechen, denn die würden schließlich belegen, dass das idealisierte Gesellschaftsbild des Kommunismus doch nicht so perfekt ist, wie alle glauben sollen. Warum sollte ein Mensch einen anderen töten, wo es doch allen prächtig geht und alle gleichwertig sind?

Der Mord wird also kurzerhand zum Unfall erklärt. Das Opfer war der Sohn eines MGB-Kollegen von Leo Demidow, dem nun die Aufgabe zufällt, der Familie klarzumachen, dass ihr Sohn beim einem tragischen Unfall starb und sie ihre Mordanschuldigungen dringend fallenlassen sollten, wenn ihnen Leib und Leben wichtig sind. Für den Geheimdienstoffizier Leo Demidow ist diese Angelegenheit eine eher lästige Unterbrechung seiner Jagd nach einem flüchtigen Verräter.

Doch im Laufe der Jagd nach dem flüchtigen Verräter gerät auch Leo plötzlich ins Fadenkreuz seiner MGB-Kollegen, und so wird ihm die unangenehme Aufgabe aufgedrückt, seine eigene Ehefrau zu denunzieren. Leo steckt in der Zwickmühle, steht aber zu seiner Frau Raisa und bekommt postwendend die Quittung: Versetzung und Degradierung.

Fortan hockt Leo also in der Provinz als kleiner Milizposten, und als dort eine ähnlich zugerichtete Leiche gefunden wird wie seinerzeit in Moskau, beschleichen Leo Zweifel an der Unfalltheorie, an die er früher noch so gerne geglaubt hat. Auf eigene Faust fängt er an zu ermitteln und bringt damit nicht nur sich selbst, sondern auch seine Frau in höchste Gefahr …

„Kind 44“ ist ein Krimi, der über die Grenzen des Genres hinausgeht. Nicht der eigentliche Krimiplot macht dabei den Reiz aus, sondern das Drumherum. Tom Rob Smith liefert mit „Kind 44“ eben keinen reinen Krimi ab, sondern darüber hinaus eine Bestandsaufnahme Russlands zur Zeit Stalins und kurz nach dessen Tod.

Anhand der Figur des Leo Demidow lässt Smith den Leser auf beide Seiten des Systems blicken. Anfangs ist Leo noch der systemtreue MGB-Offizier, der seine Pflichten nicht hinterfragt und stets in dem guten Glauben handelt, das Richtige zu tun. Als er aber durch den zweiten Leichenfund an seinem neuen Arbeitsplatz in Wualsk zu dem Schluss kommen muss, dass er (und nicht nur er, sondern auch das MGB; |Ministerstvo Gosudarstvennoi Bezopasnosti|, Ministerium für Staatssicherheit 1946 – 1953) sich geirrt hat und schon der Todesfall des Sohns seines Kollegen ein Mord war, ist Leo gezwungen, sich gegen das System zu wenden.

Mordermittlungen sind nicht zugelassen, denn Morde gibt es im Kommunismus natürlich nicht. Dementsprechend kann Leo nur heimlich ermitteln, und das bedeutet für ihn und seine Frau Raisa, dass er sich auf ein äußerst gefährliches Unternehmen einlassen muss. Vor diesem Hintergrund entfaltet auch der Krimiplot eine großartige Spannung. Leo kann jederzeit auffliegen, und dann hätte nicht nur der Mörder gewonnen, sondern Leo wäre bestenfalls in den [GULag]http://de.wikipedia.org/wiki/GULag gewandert oder schlimmstenfalls direkt hingerichtet worden.

Der geschichtliche Hintergrund spielt somit eine tragende Rolle im Krimiplot. Smith verdeutlicht sehr plastisch, wie sich die Menschen damals in Russland gefühlt haben dürften. Ein falsches Wort oder eine falsche Geste konnte die Anklage als Verräter bedeuten, und die Mühlen der Justiz waren damals absolut gnadenlos. Was die Menschen durchmachten – Kriege, Säuberungen, Hunger -, ist für sich genommen schon unvorstellbar. Die Angst, als Vaterlandsverräter denunziert und angeklagt zu werden, selbst ohne sich irgendeiner derartigen Tat schuldig gemacht zu haben, muss stets präsent gewesen sein. In einem Staat, den die Wahrheit nicht interessiert, muss jeder um Position und Leben bangen. Smith beschwört dieses Klima der ständigen Angst und des Misstrauens mit seinem Roman sehr greifbar herauf.

Mit Leo Demidow hat er eine sehr ambivalente Hauptfigur geschaffen, die einerseits dem System treu folgt, aber im Laufe der Geschichte ihre Meinung ändert und gegen alle Widerstände an ihren heimlichen Ermittlungen festhält. Obwohl Leo anfangs noch alles andere als ein Engel ist und sich auch im Verhältnis zu seiner Frau Raisa noch so manches Detail offenbart, das Leo in ein ungünstiges Licht rückt, hat er die Sympathien des Lesers schnell auf seiner Seite. Er ist der Held der Geschichte, aber eben ein Held mit einer dunklen Seite, und das verleiht ihm Glaubwürdigkeit.

Smith bedient sich einer klaren und präzisen Sprache und strickt einen gut inszenierten Plot, der von Anfang bis Ende einem klaren, stetig aufwärts strebenden Spannungsbogen folgt. Obwohl der Plot nicht immer ganz gradlinig verläuft und zwischen dem ersten und zweiten Leichenfund viel Zeit verstreicht, bleibt die Geschichte durchweg spannend. Smith schlägt eben zwischendurch etwas persönlichere Bahnen ein, beleuchtet Leo und Raisa näher und baut dabei seine Figurenskizzierung aus.

Für die Hörbuchfassung hat man Schauspieler Bernd Michael Lade verpflichtet, der als Vorleser leider nicht die beste Figur abgibt. Zwar hat er eine angenehme, warme Stimme, liest aber mitunter etwas abgehackt und holt an unpassenden Stellen Luft, als würde ihm manchmal mitten im Satz die Puste ausgehen. Hier und da meine ich so etwas wie ein unterdrücktes Gähnen herausgehört zu haben, und noch nie habe ich in einem Hörbuch so bewusst das Umblättern der Seiten heraushören können. Mit einem anderen Erzähler hätte man also sicherlich noch einiges mehr aus der Geschichte herausholen können.

Bleibt unterm Strich aber dennoch ein positiver Eindruck zurück. Zwar hat das Hörbuch wegen der im Vergleich zu anderen Produktionen eher schwachen Sprecherleistung abgesehen von der Tatsache, dass man nicht selber lesen muss, keinen nennenswerten Vorteil gegenüber der Buchfassung, ist schon allein der Geschichte wegen überaus empfehlenswert. „Kind 44“ ist durchweg spannend erzählt und garniert den Plot mit einer interessanten zeitgeschichtlichen Komponente. Darum sei zum Kauf unbedingt geraten – wenngleich man nach Möglichkeit lieber zum Buch als zum Hörbuch greifen sollte.

http://www.luebbe-audio.de
422 Minuten auf 6 CDs

Arthur Schnitzler / Daniela Wakonigg – Die Weissagung (inszenierte Lesung)

Wenig unterhaltsam: psychologischer Realismus

Vor zehn Jahren hat ein Wahrsager Herrn von Umprecht einen Blick in die Zukunft gewährt: er selbst tot auf einer Bahre. Seitdem führt Umprecht ein Leben in Furcht und versucht, jenem Augenblick aus dem Weg zu gehen. Aber nichts, was er tut, scheint die Erfüllung der Weissagung abwenden zu können.

Da bekommt er das Angebot, in einem Theaterstück mitzuspielen, in welchem er am Ende tot auf einer Bahre liegen soll. Ist dies der Augenblick in seiner Zukunft, den ihm der Wahrsager geweissagt hat?

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Poe, Edgar Allan / Hala, Melchior / Sieper, Marc / Hank, Dickky / Weigelt, Thomas – Flaschenpost, Die (Poe #26)

Edgar Allan Poe weiß nun um seine wahre Identität. Er ist selbst der große Dichter, den alle Welt für tot hält. Und gerade das ist das Problem. Sollte er damit an die Öffentlichkeit gehen, würde man ihn wieder für verrückt erklären und einsperren. Poe beschließt, mit Leonie ein neues Leben zu beginnen und hält um ihre Hand an.

Gemeinsam suchen sie eine Überfahrt nach England, doch eine grauenhafte Seuche an Bord zwingt sie dazu, vom Schiff zurück an Land zu fliehen. Poe versucht sich indes an neuen Kurzgeschichten und Gedichten, doch das Schicksal holt ihn abermals ein, als ein Leser seines Werkes den gebeutelten Mann beschuldigt, billige Plagiate des großen Dichters Edgar Allan Poe zu fabrizieren. Gerade erst dem teuflischen Dr. Baker entronnen und sich seiner eigenen Identität bewusst, muss Poe erkennen, dass er trotz allem lebendig begraben ist in seinem neuen Leben …

_Meine Meinung:_

Ruhig und besonnen beginnt die neue Staffel der Erfolgsserie „Edgar Allan Poe“, die mit dieser Folge den zweiten großen Handlungsstrang beginnt. Damit, dass Poe in Episode 25 seine wahre Identität erfährt und die Gefahr durch Dr. Baker gebannt wurde, ist der erste große Handlungsbogen abgeschlossen, der stark komprimiert auch als |Bastei Lübbe|-Taschenbuch unter dem Titel „Lebendig begraben“ erhältlich ist. Daher bildet „Die Flaschenpost“ für Neueinsteiger die ideale Startfolge.

Die vorliegende Episode beginnt also sehr ruhig und verhalten; die neuen Abenteuer kommen erst langsam in Fahrt und düstere Andeutungen sprechen dafür, dass Poe auch in Zukunft keinen Frieden finden wird. Exzellent ist einmal mehr die schauspielerische Leistung von Ulrich Pleitgen und Iris Berben, die in ihren Rollen hörbar aufgehen. Sehr eindringlich gestaltet sich vor allem die Szene, in der Poe und Leonie vor dem missgestalteten Dr. Baker stehen. Darüber hinaus bietet das Hörspiel wenig Dramatik und beschäftigt sich zum größten Teil mit den Selbstzweifeln des Protagonisten.

Atmosphäre und Effekte sind von gewohnt hoher Qualität, nur in Sachen Musik gibt es leider nichts Neues zu vermelden – weiterhin werden die bekannten Stücke verwendet. Hier sollte man ein wenig Abwechslung walten lassen, um einem Gewöhnungseffekt vorzubeugen. Mit einer Spielzeit von 74 Minuten, unterteilt in 18 Tracks, werden die Möglichkeiten des Mediums ausreichend genutzt. Als Bonus gibt es den klangvollen Song „Elenore“, gesungen von Christopher Lee!

Booklet und Covergrafik bieten dem Hörer den gewohnten Anblick eines edlen Gothic-Dramas. Inhaltlich hat das Begleitheftchen immer noch wenig zu bieten, außer einer Vorstellung der Hauptdarsteller sowie der üblichen Besetzungsliste und einer Aufstellung der bislang erhältlichen Hörspiele.

_Fazit:_
„Die Flaschenpost“ ist ein verhaltener Beginn der siebten Staffel und des neuen Handlungsstranges um Edgar Allan Poe. Produktionstechnisch und sprachlich bewegt sich die Folge auf dem üblichen hohen Niveau. Lediglich die Musikstücke sind dem Kenner der Folgen bereits bekannt und bieten nichts Neues.

|74 Minuten auf 1 CD|
http://www.poe.phantastische-hoerspiele.de
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_Florian Hilleberg_

Saviano, Roberto – Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra

Neapel im südlichen Italien ist ein wunderschöner und malerischer Ort. Als drittgrößte Stadt ist sie neben Rom und Mailand ein wichtiges Zentrum, allerdings weniger unter dem wirtschaftlichen Gesichtspunkt. Vielmehr gibt es wichtige kulturelle Sehenswürdigkeiten wie Paläste, Burgen, Schlösser, Klöster und Kirchen, Kunstausstellungen und Galerien. zu bestaunen.

Die Arbeitslosenquote von 20 bis 30 Prozent ist für die Größe von einer Million Einwohnern und den kulturellen Reichtum der Gegend eher verwunderlich. Exakte wirtschaftliche Zahlen sind aber schwer zu bestimmen, da die Camorra mit einer Art von Schattenwirtschaft über die ganze Region herrscht.

Die Camorra ist eine Verbrecherorganisation, die ähnlich wie die Cosa Nostra und die sizilianische Mafia strukturiert ist, ein Syndikat, das schon längst alles in der Stadt und der Region steuert. Die Wirtschaft befindet sich fest in der Hand des organisierten Verbrechens, still geduldet von Politikern, Stadträten und Bürgermeistern, die aus Angst und Abhängigkeit nicht reagieren können oder wollen, die Polizei und die Staatsanwaltschaft tragen einen fast aussichtslosen Kampf aus. Erpressung und Einschüchterung tun ihr Übrigens dazu, und immer wieder geraten auch unschuldige Zivilisten in den Bandenkriegen zwischen den Clans und Familien und bezahlen nicht selten mit ihren Leben.

Im Jahre 2006 wurden beispielsweise bis Oktober rund 700 (bekannt gewordene) Morde verübt, und die Politiker erwogen in dieser Extremlage bereits, das Militär in der Stadt einzusetzen. Neapel ist zu einem Schauplatz der Gewalt geworden: Drogenhandel, Prostitution, Produktpiraterie von Luxusgütern, durch Korruption und Erpressung organisierte Großaufträge im Baugewerbe, hinzu kommen der Waffenhandel und auch die illegale Müllentsorgung, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die Camorra hat bei alldem keine Angst vor der Staatsanwaltschaft oder dem Innenministerium, natürliche Feind gibt es keine, und wenn sich jemand gegen die Interessen der Clans und Familien stellt, so ist dies gleichbedeutend mit Selbstmord.

Der 28-jährige Roberto Saviano, ein Journalist aus Casal die Principe, hat die Geschäftspraktiken der Camorra in seinem Erstlingswerk „Gomorrha“ beschrieben. Dabei geht er deutlich ins Detail, schildert die Machenschaften und Verflechtungen der organisierten Kriminalität, und hat dennoch keine Furcht davor, die Namen der Oberhäupter der Clans und Familien zu nennen. Gewagt hat so etwas noch niemand ,und Roberto Saviano ist sich durchaus bewusst, dass sein Mut ihn das Leben kosten könnte.

„Gomorrha“ ist ein erschütternder Bericht, kein Roman, aber auch nicht als Sachbuch einzuordnen. Es ist ein gut recherchierter und aufwühlender Tatsachenbericht, der uns Mitteleuropäer beschämen sollte, zumindest aber jeden Menschen, der vielleicht von der organisierten Kriminalität profitiert oder bewusst darüber hinwegsieht. Was müssen die Journalisten der Region über den jungen Mann denken, der einen solchen Mut aufbringt? Schütteln sie den Kopf über seinen Übermut oder zollen sie Roberto Saviano Respekt, wenn auch nur still und anonym?

_Inhalt_

„Gomorrha“ ist ein Buch voller düsterer und erschreckender Tatsachen. Roberto Saviano fesselt seine Leserschaft dabei dermaßen, wie es sonst nur ein atmosphärisch dichter Roman schaffen kann. In Italien erschien „Gomorrha“ tatsächlich als Belletristik; hier liegt die Vermutung nahe, dass das Verlagshaus |Mondadori|, das sich im Besitz des früheren Ministerpräsidenten Berlusconi befindet, von dem Gewicht der Wahrheit um die Camorra distanzieren wollte. Aber dieses Tatsachenwerk gehört definitiv nicht das Genre fiktiver Literatur.

Der Macht der Camorra und dem Strudel aus illegaler Gewalt, Blutrache und globalen Geschäften kann man sich in Neapel nicht entziehen, geschweige denn wegschauen oder ignorieren. Das Buch ist diesbezüglich gründlich recherchiert und atemlos anklagend geschrieben. Alle Fälle sind aktenkundig und zumindest durch Beweise und Indizien in einer Ehrlichkeit beschrieben, die beispiellos ist. Robert Saviano malt ein Schreckensbild und verbindet dies mit eigenen Erinnerungen und Emotionen. Anklagend, wütend und empört beschreibt er Fehden und kriegerische Auseinandersetzungen der Clans. Er beschreibt Drogensupermärkte und erzählt von Schulkindern, die mit kugelsicheren Westen bekleidet Schmiere stehen. Er beschreibt ‚Unfälle‘ ,auf Baustellen deren Opfer vor Übermüdung und Überbeanspruchung von Notärzten nicht behandelt werden, aus Angst davor, sich damit Feinde zu machen. Angeschossene Opfer werden blutend auf der Straße liegen gelassen, aus Angst davor, die Killer könnten zurückkommen.

Seine Reisen durch die neapolitanische Unterwelt unternimmt der junge Autor zu Fuß oder mit seiner Vespa. Manchmal ist er nur Zuschauer, manchmal auch Beteiligter. Als Hafenarbeiter getarnt, schuftet er bei Morgengrauen und löscht Schmuggelware für die Camorra. Wenig später lernt er den Schneider Pasquale kennen, der wie viele seiner Kollegen für einen Hungerlohn Kleider näht, die unter einem berühmten Modelabel weiterverkauft werden, was Unsummen an Profit für die Bosse bedeutet.

Eines Abends beim Fernsehen mit seiner Familie sieht Pasquale im Fernsehen, wie die Schauspielerin Angelina Jolie bei der Oscar-Gala über den roten Teppich flaniert. Sie trägt einen weißen Hosenanzug, den er persönlich entworfen und genäht hat. Für einen Hungerlohn hat er sein Talent eingesetzt und Designs kreiert, die von den Oberen Zehntausend geschätzt werden, aber beweisen kann er es nicht, um Kapital daraus zu schlagen, ansonsten wäre dies sein Tod und vielleicht der seiner ganzen Familie. Pasquales Gehalt beträgt 600 €uro im Monat.

Dies ist nur eine kleine Szene aus „Gomorrha“, doch sie beschreibt die Hoffnungslosigkeit und tiefe Frustration jener Menschen, die mit ehrlicher Arbeit in ihrer Heimatregion nichts erreichen können. Saviano sieht Monate später den Schneider Pasquale wieder; inzwischen arbeitet dieser als Fahrer für die Camorra und wird besser bezahlt, und in seiner Brieftasche trägt er einen Zeitungsausschnitt: Angelina Jolie im weißen Hosenanzug.

Roberto Saviano beschreibt weitere Einzelschicksale, wie z. B. auch das eines 32-jährigen Priesters, der anklagend gegen die Camorra auftritt und gegen die Verbrecherorganisation predigt. Auch er wird das Opfer von Killern und nach seiner Ermordung auch noch in Tageszeitungen verhöhnt und angeklagt.

Diese persönlichen Eindrücke bleiben den Lesern und Hörern am stärksten im Gedächtnis haften. Saviano verzichtet dabei nicht immer auf Effekthascherei. Die Emotionalität der Berichterstattung entspricht seiner Wut, seiner Empörung, seiner Klage gegen diese Organisation, für die Menschen nur austauschbare und minderwertige Figuren auf der kriminellen Bühne sind.

Man fühlt die Wut des Autors förmlich, und seine apokalyptischen Szenen hinterlassen auch beim Leser eine ganze eigene Form von Entrüstung und Entsetzen, z. B. dann, wenn der Autor beschreibt, wie die Clans den Giftmüll aus Norditalien nach Süden verfrachten. Diesen vergraben sie unter kampanischem Ackerland und es entstehen ganze Landstriche und Hügel, in denen Giftmüll lagert. Diese Ländereien werden verseucht an Bauern verkauft, die dies stillschweigend akzeptieren, denn was bleibt ihnen auch sonst anderes übrig? Die Clans verdienen an diesen Geschäftsabläufen doppelt und dreifach und kennen keine Skrupel, denn Moral, Recht und Ethik sind in ihrer Sprache nicht vorhanden. Nach Schätzungen der Justiz entsorgte diese Müllmafia im vergangenen Jahr 26 Millionen Tonnen illegaler Abfälle, einen Großteil davon in den Provinzen Caserta und Neapel.

_Kritik_

Roberto Saviano Erstling ist ein einziges Schreckensgemälde über die vielleicht blutigste und brutalste Region im Süden von Europa. Die Camorra ermordete allein in diesem Jahr 72 Menschen. In und um Neapel terrorisieren 15 Clans die Bewohner und machen Milliardengeschäfte, die in legale Unternehmen reinvestiert werden. Die Camorra ist der wichtigste Arbeitgeber der Region, und mit Hilfe von korrupten Politikern blüht diese immer mehr auf. Über 70 Bürgermeister hat das Justizministerium wegen Amtsmissbrauch abgesetzt – vielenorts finden sich keine Lokalpolitiker mehr, die für die Ämter kandieren wollen.

Saviano beschreibt diese seine Welt für die Tagszeitung |La Repubblica| und das Wochenmagazin |L’Espresso|. „Gomorrha“ hat sich in Italien bestens verkauft und eine gesellschaftliche Debatte ausgelöst, wie man es noch nicht erlebt hat. In vielen Medien und Radiosendungen, auf Websites und auch in Leserbriefen wird immer wieder die Frage gestellt: Wie konnte dies alles geschehen?

Roberto Saviano musste seine Wohnung in Neapel räumen und nach erhaltenen Morddrohungen steht er nun unter Polizeischutz. Ein Schriftsteller, der mit seinem Buch zwar weltberühmt, aber auch zum Vogelfreien erklärt wurde. Saviano schreibt: |“Ich bin geboren im Land Camorra, wo mehr Menschen ermordet werden als irgendwo sonst in Europa, wo Geschäftemacherei und brutale Gewalt unauflöslich miteinander verbunden sind und nur das einen Wert besitzt, was Macht verspricht.“| Denn im Grunde geht es allen Überhöhungen der organisierten Kriminalität, allen Legenden um „Scarface“, allen geheimen Ritualen und mystischen Bünden zum Trotz nur um eines: um Geld. So einfach ist das.

Die Camorra oder auch „il sistema“, das System, ist ein gigantisches Wirtschaftsimperium, und Saviano beschreibt es anklagend mit scharfen Worten. Aber sein Buch ist auch eine Mahnung, eine Aufforderung, die Augen zu öffnen, Stellung zu beziehen und gegen „das System“ anzukämpfen.

_Fazit_

„Gomorrha“ ist ein düsteres Buch. Die Reise in das Reich der Camorra wird aufwühlend und wütend erzählt. Heikko Deutschmann, 1962 in Innsbruck geboren, liest „Gomorrha“ für |Hörbuch Hamburg|, und man merkt ihm sehr gut an, dass das Buch ihn bewegt und nicht kaltlässt. Alleine schon im Vorwort des Chefredakteurs Giovanni di Lorenzo – |Die Zeit| – spürt der Hörer, wie sehr die Erzählung eine Emotionalität aufbaut und unter die Haut geht.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Es ist kein Thriller, der unserer Fantasie entspringt. Roberto Saviano beschreibt eindringlich seine Heimat und deren kriminelle Realität. Er klagt an und legt Beweise vor. Er schildert das Morden und Sterben in all seiner Erbärmlichkeit und Jämmerlichkeit. Es gibt keine fiktionalen Charaktere, keine schattenhaften, anonymen Schauspieler. Saviano nennt Namen, Strukturen und Details, welche die ganze Organisation mehr bedrohen, als es die italienische Justiz jemals für möglich gehalten hat und sich erhoffen konnte. Saviano hält sich dabei an Fakten, die so atemberaubend sind, dass man sie kaum glauben will. Er glaubt aber auch an die Kraft seiner Worte, die er gezielt als Waffe einzusetzen weiß.

|“Wenn wir die Mafia wirksam bekämpfen wollen, dürfen wir sie weder in ein Monster verwandeln noch denken, sie sei ein Blutsauger oder Krebs. Wir müssen akzeptieren, dass sie uns ähnlich ist“|, schrieb der bekannte sizilianische Richter Giovanni Falcone. 1992 wurde er von der Mafia ermordet. Roberto Saviano führt vor, wie untrennbar Legalität und Illegalität im globalisierten Kapitalismus miteinander verstrickt sind. Wie funktioniert eine kriminelle Organisation? Wer „Gomorrha“ liest bzw. hört, wird dies in Ansätzen verstehen können. Er wird begreifen, wie Drogen verkauft und Gelder gewaschen werden, wie Modeartikel hergestellt und verkauft werden, wie ganze Müllberge verschoben werden und wie Menschen ohne Skrupel getötet werden, weil dies zum Alltag der Camorra gehört. Und es wird transparent, wie eng die Politik, die Wirtschaft und das Verbrechen in Kampanien/Neapel miteinander im Einklag stehen. Im Grunde geht es nur um das Geld für einige Wenige, niemals um das Schicksal und das Leben der dort lebenden Menschen.

Für den Autor Roberto Saviano geht es aber auch ganz unmittelbar um das Überleben. Die Camorra ist nachtragend und wartet nur darauf, dass sich die Wellen der Entrüstung legen, um dann zum tödlichen Schlag auszuholen. Fakt ist es auch, dass Saviano bedroht wird. Er schläft in Kasernen, bewacht wird er ständig von zwei Polizisten, und niemals verbleibt Saviano länger am gleichen Ort. Robert Saviano lebt wie ein Verbrecher – auf der Flucht, im Untergrund, immer in Gefahr.

Seinen Häschern widmete der Untergetauchte jedoch den letzten Satz in seinem Buch: |“Ihr verfluchten Dreckskerle, ich lebe noch!“|

_Details_

Aus dem Italienischen von Friederike Hausmann und Rita Seuß
Gekürzte Lesung von Heikko Deutschmann
4 CDs, 297 Minuten mit 69 Tracks

Die italienische Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel „Gomorrha“
2007 Carl Hanser Verlag München
Vorwort: Giovanni di Lorenzo, Hamburg Januar 2008 (Chefredakteur |Die Zeit|)
Hörbuch Hamburg: HHV GmbH, Hamburg 2008
http://www.hoerbuch-hamburg.de
ISBN-10: 3899034864
ISBN-13: 978-3899034868

_Der Sprecher_

Heikko Deutschmann war nach dem Schauspielstudium Ensemlemitglied an der Berliner Schaubühne und am Hamburger Thalia-Theater, im Schauspiel Köln und im Schauspielhaus Zürich. Außerdem spielte er in zahlreichen Filmen mit und ist ein begehrter Hörbuchsprecher. Für |Hörbuch Hamburg| hat er u. a. „Der Erlöser“ und „Das fünfte Zeichen“ von Jo Nesboe, „Die dunkle Seite des Mondes“ von Martin Suter, Stendhals „Rot und Schwarz“ sowie von Thomas Glavinic „Die Arbeit der Nacht“ gelesen.

Wilson, Paul F. – Handyman Jack – Schmutzige Tricks (Folge 1)

_Taffer Handwerker: Zorro trifft Bruce Willis_

Wenn der Abfluss mal verstopft ist, sollte man Handyman Jack lieber nicht rufen. Jack repariert nämlich andere Sachen: Probleme, mit denen sonst niemand fertig wird. Er kümmert sich für gutes Geld darum, dass Unrecht bestraft wird. Dabei verlässt er sich auf eine Kombination aus Können und Dreistigkeit. Handyman Jack ist ein Held – aber auch ein Rätsel. Er lebt im Untergrund. Niemand kennt seine Identität. Jack verkörpert eine tödliche Mischung aus „Zorro“ und Bruce Willis.

Folgende Geschichten von F. Paul Wilson finden sich auf diesem Thriller-Hörbuch:

1) Zwischenspiel im Drugstore
2) Ein ganz normaler Tag
3) Familiennotdienst

_Der Autor_

F. (Francis) Paul Wilson (geboren 1946) ist ein US-amerikanischer Besteller-Autor von Mystery-, Thriller- und Horror-Romanen. Wilson studierte Medizin am Kirksville College of Osteopathic Medicine und ist heute immer noch praktizierender Arzt. Wilsons bekannteste Romanfigur ist der Anti-Held Handyman-Jack (engl. Repairman-Jack). Neben Mystery-, Science-Fiction- und Horror-Romanen schreibt Wilson auch Medizin-Thriller. Außerdem ist er ein großer Fan von H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos und hat auch selbst ein paar Storys in Anlehnung an diesen Mythos geschrieben. F. Paul Wilson lebt mit seiner Frau, zwei Töchtern und drei Katzen an der Küste von New Jersey.

Stephen King ist laut Verlag der Präsident des Handyman-Jack-Fanclubs.

„Schmutzige Tricks“ ist das erste Hörbuch über Handyman Jack. Das nächste trägt den Titel „Der letzte Ausweg“.

F. Paul Wilson auf |Buchwurm.info|:

[„Das Kastell“ 795
[„Tollwütig“ 2375
[„Die Gruft“ 4563

_Der Sprecher_

Detlef Bierstedt ist Schauspieler und Synchronsprecher. Als deutsche Stimme von George Clooney verleiht er diesem Lässigkeit und Charme. Seit 1984 hat er über 600 Synchron-Rollen gesprochen und war als Schauspieler in der TV-Serie „Tatort“ zu sehen. Als Spezialist für spannende Thriller hat er auch „Diabolus“ von Dan Brown vorgetragen. Nun haucht er Handyman Jack Leben ein. (Verlagsinfo)

_Die Macher_

Für Regie, Produktion & Dramaturgie zeichnet Lars Peter Lueg verantwortlich, für Schnitt, Musik & Tontechnik Andy Matern.

Lars Peter Lueg ist der exzentrische Verlagsleiter von |LPL records|. Der finstere Hörbuchverleger hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Grauen aus kalten Kellern und feuchten Grüften hinaus in die Welt der Lebenden zu tragen. LPL produziert alle Hörbücher & Hörspiele selbst und führt auch Regie. Er erhielt als Produzent einen Preis für „Das beste Hörbuch/Hörspiel des Jahres 2003“. Eine seiner Regiearbeiten wurde vom renommierten |hörBücher|-Magazin mit dem Prädikat „Grandios“ ausgezeichnet. Außerdem erhielt er beim Hörspielpreis 2007 eine Auszeichnung für die „Beste Serienfolge“. (Verlagsinfo)

Andy Matern ist seit 1996 als freiberuflicher Keyboarder, Producer, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann mehr als 150 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen. Andy Matern wurde als „Bester Hörspielmusiker des Jahres 2005“ ausgezeichnet. Sein neuestes Edelmetall wurde ihm für die Musik zu den Dan Brown-Hörbüchern „Illuminati“ (Doppel-Platin) und „Sakrileg“ (Platin) verliehen. (Verlagsinfo)

_Die Erzählungen_

_1) Zwischenspiel im Drugstore_

Jack feiert am 19. April immer den King-Kong-Tag. Er besteigt das Empire State Building und legt für die noble Bestie einen Kranz nieder. Leider muss er an diesem Feiertag alle seine Waffen zu Hause lassen, und dieser Umstand erweist sich als verhängnisvoll.

Seine alte Bekannte Loretta, ein recht stämmiges Frauenzimmer mit ständig schlechter Laune, zieht es in einen Drugstore in der New Yorker Innenstadt. Sie ist hungrig. In dem verwinkelten Regalaufbau des Gemischtwarenladens verlieren sie sich aus den Augen. Plötzlich bedroht ein großer Schwarzer Jack mit einem Revolver und befiehlt ihm, sich zu den anderen Gefangenen zu legen. Jack braucht nicht lange, um zu kombinieren, dass hier gerade ein Raubüberfall stattfindet.

Der Schwarze hat noch drei Komplizen, und ihr Anführer scheint der Mann aus Ecuador zu sein, der Loretta so anzüglich angesprochen hat. Mister Ecuador lässt den Stellvertreter des Geschäftsführers holen, damit dieser den Geldsafe öffnet. Doch Mr. Patel ringt verzweifelt die Hände, denn er beteuert, dass er die Safekombination nicht kenne. Da schnappt sich Mister Ecuador ausgerechnet Loretta, um ihr eine Pistole an den Kopf zu halten. Glücklicherweise ist Loretta so geistesgegenwärtig, nicht Jack um Hilfe anzuflehen, denn wäre er erpressbar geworden.

Immerhin lenkt Jack das Augenmerk des Anführers auf die allgegenwärtigen Überwachungskameras an der Decke. Als sein Helfer die ersten davon zerschießt, ergreift Jack die Gelegenheit beim Schopf und verdrückt sich in die Gänge. Verzweifelt sucht sein Blick in den Regalen nach Dingen, die sich als Waffen gegen vier schwer bewaffnete Räuber einsetzen lassen. Auch das Sprinklersystem will nicht anspringen, somit fällt das Anrücken der Feuerwehr flach.

Da fällt Jacks Blick auf Campingausrüstung. Damit kann selbst ein unbewaffneter Mann, sofern er kluge Einfällen hat, schon einiges anfangen, findet er. Eine lange Schlacht im Supermarkt beginnt …

|Mein Eindruck|

In diesem turbulenten Auftakt zu dieser Storyauswahl betätigt sich Handyman Jack als eine Art New Yorker Innenstadt-Rambo. Über den Ausgang soll hier nichts verraten werden, aber man kann davon ausgehen, der er in der Lage ist, noch weitere Abenteuer zu erleben.

Dies ist die erste Story, die ihn charakterisiert, daher seien ein paar Worte über ihn verloren. Das Wichtigste, das man über ihn wissen muss: Er sieht völlig durchschnittlich aus. Tatsächlich ist ihm seine Durchschnittlichkeit so wichtig, dass er sich stets der Menge, der Mode, der Stadt und dem Stadtviertel anpasst, als wäre er ein Chamäleon. Unauffälligkeit und Verstellung sind seine zwei wichtigsten Helfer, um seinen Job tun zu können.

Sein Job besteht darin, außerhalb des Polizeiapparates und der Verbrecherorganisationen bedrängten Bürger in Not zu helfen. Nicht unentgeltlich, versteht sich. Er ist halb Bürgermiliz, halb Privatdetektiv, doch die Zusammenarbeit mit den Bullen scheint er strikt abzulehnen, warum auch immer. Sein bevorzugtes Arbeitsgebiet scheint die Lower Westside zu sein, eine frühere Arbeiterwohngegend, in der sich zunehmend schnöselige Yuppies breitmachen, sehr zu Jacks Missfallen.

In der nächsten Episode legt er sich mit Schutzgelderpressern und der Drogenmafia an. Eine knifflige Aufgabe, so zwischen allen Fronten …

_2) Ein ganz normaler Tag_

Vor lauter Langeweile lungert Jack müßig in seinem schäbigen Hotelzimmer, in dem nichts auf seine Identität hinweist, und erschlägt mit japanischen Wurfsternen eine Kakerlake nach der anderen. Da schlägt plötzlich ein Schuss durch sein Fenster, verfehlt ihn jedoch. Er eilt in Deckung, sieht den Scharfschützen mit seinem Gewehr davoneilen. Das findet Jack schon mal bemerkenswert. Ein Scharfschütze sollte doch stets in der Lage sein, sein Ziel zu treffen, oder? Es sei denn …

Sein Pieper geht los: George Kouropolis, der Besitzer des „Highwater Diner“, ruft ihn zu Hilfe, wie ausgemacht. Er braucht zwei Minuten, um in den Keller zu rasen und über die Gasse in Georges Lagerraum und anschließend die Küche zu treten. Da merkt er schon, dass die Kacke heftig am Dampfen ist. Zwei fiese Typen sind gerade dabei, die rechte Hand des guten George in seinen eigenen Fleischwolf zu stecken, um – was wohl? – zu machen.

Jack zeigt ihnen erstmal, wo der Hammer hängt, und begibt sich ins das Zentrum der Gewalt, den Gastraum. Hier beherrschen Matt Rileys Männer die Lage. Jacks Blick fällt auf eine hübsche junge Dame, deren Bluse zerfetzt ist. Sie starrt ihn ebenso erstaunt an wie die anderen. Doch Jacks Gesicht ist maskiert, und auf der Skimaske ist ein Kürbiskopf aufgemalt. Er gibt sich als Jack O’Lantern aus, den guten Geist von Halloween. Dann beginnt er unter dem Sauhaufen der Schutzgelderpresser aufzuräumen.

In Abes Waffenladen „Ischer“ besorgt sich Jack neue Waffen und Munition. Besonders an Wurfsternen braucht er Nachschub: zwei Dutzend. Draußen auf der Straße erwischt ihn um ein Haar ein schwerer Zementsack. Jemand hat es definitiv auf ihn abgesehen, kombiniert er. Aber wer? Julio, Besitzer einer weiteren Kneipe, verklickert ihm, ein Typ namens Ed Surlett habe nach ihm gefragt. Jack erinnert sich an den Passfälscher Tom Levinson, dem er gegen Surlett half, und wie Surlett schließlich hinter Gittern landete. Nun stellt sich heraus, dass Levinson Jack verraten hat. Surlett, wieder in Freiheit, will sich an Jack rächen. Aber warum hat er ihn vorgewarnt? Und woher weiß Surlett so genau, wo sich Jack, der Meister der Tarnung, zu finden ist?

Als ihn ein alter vietnamesischer Wäschereibesitzer namens Tranh um Hilfe gegen die Drogenmafia bittet, kommt eine weitere Sache ins Rollen. Tranhs Ex-Boss Tony Capisi hat den Löffel abgegeben und ist von Aldo D’Amico abgelöst worden. Doch Tranh ist Aldo zu nichts verpflichtet und will aussteigen. Schon am nächsten Tag will Aldo wieder mit einer Rauschgiftladung bei Tranh vorbeischauen.

Hm, Jack kombiniert lange, wie er gleich drei Angreifer – denn auch Riley will sich rächen – auf einen Schlag loswerden kann. Als er endlich den rettenden Einfall hat, bereitet er sich auf eine lange, bleihaltige Nacht vor …

|Mein Eindruck|

Diese Erzählung ist der längste und komplexeste Beitrag auf diesem Hörbuch. Schließlich hat es Jack diesmal mit gleich drei Gegnern zu tun, wovon einer unsichtbar bleibt. Jedem gegenüber muss er sich anders verhalten. Rileys Schlägern gegenüber markiert er den starken Mann und trickst sie durch Täuschung aus. Auch bei Aldo d’Amico spielt er Theater, allerdings ist er diesmal der durchgeknallte Spinner, mit dem man sich besser nicht anlegt. Und um alle drei Gegner gegeneinander auszuspielen, muss er sich nur richtig blöd stellen. Anschließend erschlägt er dann wohl wieder Kakerlaken mit Wurfsternen.

_3) Familiennotdienst_

Eigentlich hatte sich Jack geschworen, nie einen Fall anzunehmen, in dem es um enge menschliche Beziehungen geht. Doch beim lukrativen und verlockenden Angebot des New Yorker Baulöwen Oscar Schaffer, Mitte 50, macht er eine Ausnahme. Er hätte es ablehnen sollen.

Shaffers Firma hat eine geschäftliche Beziehung zu der Firma, in der sein Schwager Gus arbeitet. Doch Gus verprügelt Shaffers Schwester Celia regelmäßig. Sie erträgt diese Misshandlung seit zehn Jahren, weiß Gott warum. Einmal wollte Oscar Gus eine Lektion erteilen, wurde aber leicht abgewehrt. Seitdem kann Oscar nicht mehr selbst einschreiten, denn er wäre sofort der Hauptverdächtige, sollte Gus etwas zustoßen. Also bleibt nur, sich an einen externen Helfer zu wenden. Und hier kommt Jack ins Bild. Jack hält sich bedeckt, sagt aber zu, einer Dame in Not zu helfen. Gegen einen saftigen Vorschuss.

Als Gus und seine Frau Celia eines Abends heimkehren, sieht der schon seit Tagen auf der Lauer liegende Jack sofort, dass etwas in der Luft liegt: dicke Luft. Wenig später linst er durchs Fenster in das Haus der beiden Turteltäubchen. Gus hat seine Hände umwickelt und boxt seine Frau in die Nieren. Nur damit man keine blauen Flecken sieht. Jack weiß, was Nierenschläge anrichten. Celia würde Blut pissen und tagelang Schmerzen haben. Er beschließt, in Aktion zu treten.

Als Gus den Lärm in seinem Wohnzimmer hört, lässt er von seiner Folter ab und stürzt zur Quelle des Lärms. Da steht ein Mann mit Baseballkappe in seinem Haus. In seinem Haus! Offenbar ein Einbrecher. Der Typ entschuldigt sich auch und will sogar wieder abhauen, aber da hat Gus noch ein Wörtchen mitzureden. Er greift an …

Als Jack seinen Auftraggeber anderntags wiedertrifft, benimmt Shaffer sich verächtlich. Er knallt ihm das restliche Honorar vor die Füße und will verduften. Aber das lässt Jack nicht zu, denn schließlich steht sein Ruf auf dem Spiel. Er zwingt Shaffer auszuspucken, was los ist. „Was los ist!“ schreit ihn Shaffer an – und knallt ihm den Bericht des Gerichtsmediziners vor den Latz.

Gus Kesselman ist tot?! Jack fasst es nicht. Als er Kesselmans Haus verließ, lag Kesselman lediglich mit gebrochenen Beinen am Boden, aber völlig lebendig. Und er ließ den Schrank, in den er Celia gesperrt hatte, offen stehen. Wie also kann das sein? Dann geht ihm ein Licht auf. Celia hatte im Verlauf der Auseinandersetzung erfahren, dass ihr Mann, dessen Schläge sie ertrug, sie nie geliebt, sondern vielmehr ihren Tod herbeigesehnt hatte …

|Mein Eindruck|

Diese Erzählung unterscheidet sich radikal von den beiden anderen. War in der ersten Story nur Action gefragt, in der zweiten aber auch schon psychologisches Gespür und raffinierte Taktik, so ist hier vor allem Psychologie gefragt. Natürlich geht es im Laufe der Auseinandersetzung auch handfest zur Sache, aber die entscheidenden Wendungen erfolgen doch im Innern der Figuren. Es ist ein Psychodrama nach allen Regeln der Kunst, mit einer fiesen Pointe. Diesmal stößt Jack an seine Grenzen und gelobt, künftig die Finger von Ehestreitereien zu lassen.

_Der Sprecher_

Das Hörbuch wird von Detlef Bierstedt kompetent und deutlich artikuliert vorgetragen, so dass man dem Text mühelos folgen kann. Er muss sich nicht besonders anstrengen, denn die amerikanischen und italienischen Namen auszusprechen, ist eigentlich kein großes Kunststück für einen Mann mit Allgemeinbildung. Mehrmals war ich dennoch von seiner Kenntnis der Aussprache bestimmter Begriffe und Namen beeindruckt.

Da sich die Anzahl der Figuren sich in Grenzen hält, gerät man nie in Gefahr, die Übersicht zu verlieren. Bierstedt versucht sein Möglichstes, die Figuren zu charakterisieren. Die wichtigste Figur ist natürlich Handyman Jack selbst, der Ich-Erzähler. Er klingt zwar nicht wie Bierstedts Synchronfigur George Clooney, aber doch einigermaßen cool und abgebrüht, wie ein Nachfahre von Philip Marlowe.

Der Vietnamese Tranh erhält von Bierstedt eine hohe Stimmlage zugewiesen, als wäre eine Art Mandarin aus China. Seine Ausdrucksweise ist leise und kultiviert. Die New Yorker Schurken hingegen sind das genaue Gegenteil: hart und rau, mit einer tiefen Stimmlage. Ganz besonders Aldo D’Amico gehört zu dieser Kategorie. Frauenfiguren sind dünn gesät, doch auch sie weiß Bierstedt mit sanfter Sprechweise und höherer Stimmlage darzustellen. Einmal spricht sogar die junge Tochter Vicky von Jacks Freundin Gia, und hier geht Bierstedts Stimme ganz hoch. Die Kleine klingt erst dann auch wirklich wie ein Kind.

Bei so wenig Abwechslung in den Stimmlagen kommt es darauf an, die stimmliche Expressivität der jeweiligen Szene anzupassen und so den Ausdruck emotionaler und abwechslungsreicher zu gestalten. Dies gelingt dem Sprecher wesentlicher erfolgreicher, und so kann sich der Hörer über Jammern, Verzweiflung, Hysterie, Schniefen, Stammeln, Verlegenheit, Angst, Spott, Arroganz, Sarkasmus, Nervosität, Erleichterung, Erschütterung, Aufregung, Besorgnis, Freude und viele andere Gefühlsausdrücke freuen. Ganz eindeutig ist dies Bierstedts eigentliche Stärke. Hörbar macht ihm dieser Aspekt seiner Arbeit am meisten Spaß.

_Musik_

Das Intro stimmt den Hörer bereits auf eine spannende, dynamische Handlung ein und erinnert von fern an Film-noir-Musiken. Das Outro entspricht dem Intro. Dazwischen hören wir immer wieder Musik, um die Pausen zu füllen, beispielsweise um einen Szenenwechsel anzudeuten. So etwas wie Hintergrundmusik ist nur in inszenierten Lesungen und Hörspielen üblich, wird daher hier nicht praktiziert.

_Unterm Strich_

Die erste Story stellt den Helden und Ich-Erzähler als eine Art Ein-Mann-Bürgerwehr vor, die zwar stets auf der „richtigen Seite“ kämpft, aber dabei vor allen Arten von Gewaltanwendung nicht zurückschreckt. Seine Opferzahl – wenn auch nicht immer Leichen – ist beachtlich. Vielleicht muss man Amerikaner oder zumindest New Yorker sein, um das besonders toll zu finden.

Die zweite Geschichte, die längste dieser Auswahl, ist recht komplex aufgebaut und verlangt vom Hörer ein gutes Gedächtnis. Nicht immer ist angesichts vieler Akteure in einer Szene, wie etwa im „Highwater Diner“, sichergestellt, dass man sich alle Namen merken kann. Dann muss man sich die Szene eben nochmals anhören. Der Schluss ist clever und fies eingefädelt, die Behandlung seiner Gegner fällt bei Jack gewohnt ruppig aus – siehe oben. Aber am besten ist es natürlich, wenn sie sich wie hier gegenseitig erledigen.

In Story Nummer drei findet Jack quasi seinen Meister, aber nicht etwa hinsichtlich der Action oder moralischer Niedertracht, sondern lediglich hinsichtlich der Brutalität. Diese ereignet sich quasi off-screen und wird nicht dargestellt, doch allein schon die Andeutungen können einem sensiblen Hörer auf den Magen schlagen. Zu diesem Zeitpunkt dürfte man aber schon durch die vorangegangenen Erzählungen entsprechend vorgewarnt und abgebrüht sein.

Handyman Jack hat durchaus das Zeug, um Freunde hartgesottener Geschichten zu erfreuen. Seine Moral lässt ihn immer wieder auf der Seite der Guten stehen. Und sein Humor ist nicht durchgehend schwarz, sondern auch ein wenig schräg, so etwa, wenn Jack seinem Freund Julio nachfühlen kann, dass die Yuppies in der Gegend überhand nehmen und Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind. Insgesamt ist er also ein Bursche, dessen Aktionen zwar an Superhelden wie Spider-Man erinnern, der aber im Gegensatz dazu immer schön auf dem Teppich bleibt. Das fand ich relativ sympathisch.

|Das Hörbuch|

Das Hörbuch wird von Detlef Bierstedt in gewohnter Weise kompetent gestaltet, bietet aber ansonsten keine Zutaten wie etwa Musikuntermalung oder gar eine Geräuschkulisse. Musik füllt lediglich die Pausen für die Szenenwechsel.

Fortsetzung folgt: „Handyman Jack – Der letzte Ausweg“.

|3:30 Stunden auf 3 CDs
Übersetzung vom Festa-Verlag
ISBN 978-3-7857-3552-7|
http://www.lpl.de
http://www-luebbe-audio.de
http://www.festa-verlag.de

Merlau, Günter – Akasha (Die Schwarze Sonne V)

Folge 1: [„Das Schloss der Schlange“ 2317
Folge 2: [„Böses Erwachen“ 4022
Folge 3: [„Weißes Gold“ 4023
Folge 4: [„Vril“ 4308

_Story_

BND-Agent Berger kehrt nach einem verheerenden Flugzeugabsturz auf seltsame Art und Weise ins Leben zurück. Lebendig begraben, wird er im Jahre 1838 von einigen Farmern geortet, die Schreie aus einem Sarkophag vernehmen. Berger muss sich damit abfinden, plötzlich die Rolle des Arthur Salton einnehmen zu müssen, dessen Körper sich in diesem Grab befand – und der von seiner wunderschönen Frau Lucille, längst tot geglaubt, warmherzig wieder in Empfang genommen wird.

Während der auferstandene Arthur sich mit der ländlichen Idylle anfreundet, den Entwicklungen in einer Gemeinde aber dennoch skeptisch gegenübertritt, wird Nathaniel de Dalis nach einem zweimonatigen komatösen Wahn wieder aus seinem Schlummer erlöst. De Salis nutzt jedoch die Gunst der Stunde, um Adam Salton auf den Pfad seiner Bestimmung zu entsenden. Adam soll den Weltenberg Kailash dreizehnfach umrunden und dort das Buch Akasha aufstöbern, welches die Geheimnisse um seine Person und Herkunft offenlegen soll. Doch in Tibet angekommen, wird auch der junge Salton von einigen Nachtmahren heimgesucht. Wer und was steckt nun hinter den Mysterien, von denen Nathaniel scheinbar mehr weiß, als er zugeben will?

_Persönlicher Eindruck_

Der Genuss einer weiteren Episode der |Schwarzen Sonne| bringt den aufmerksamen Hörer zunächst einmal dazu, mehrfach kräftig durchzuatmen und die komplexen, vielschichtig strukturierten Ereignisse sacken zu lassen. Gerade nach der letzten Doppelfolge verstrickte sich das Autorenteam in einem Wust an vorerst wirren Zusammenhängen, die im Sumpf umfassender Charakter- und Zeitsprünge eine enorme Disharmonie in die bisherige Übersichtlichkeit der Serie brachten. Diesbezüglich ist nun fürs Erste Entwarnung angesagt; im nunmehr fünften Kapitel der okkulten Fantasy-Saga schreitet die Story wieder wesentlich linearer fort und spezialisiert sich auf einige Teilstränge, ohne dabei erneut das gesamte Handlungsgefüge aufzugreifen. Es sind vornehmlich Berger alias Arthur Salton und sein späterer Enkel Adam, die über den Zeitraum mehrerer Monate in ihrem Handeln begleitet und deren düstere persönliche Geheimnisse Stück für Stück wenigstens andeutungsweise aufgedeckt werden.

Nichtsdestotrotz werden auch in „Akasha“ wieder zahlreiche Sprünge vollzogen, die im Rahmen des sehr hohen Erzähltempos höchste Konzentration erfordern. So erfährt der Zuhörer von einem verzweifelten Jules Verne, der vergeblich versucht, Nathaniel und Adam telegrafisch zu erreichen, man spürt die innere Zerrissenheit eines Arthur Salton, der sich in seinem neuen Körper zunächst gar nicht wohlfühlt, schließlich aber dazu verdammt ist, die Lage zu akzeptieren und sich auf die Umstände einzulassen. Und natürlich richtet sich der Fokus auch wieder auf Adam, diesmal jedoch etwas distanzierter, wenngleich der junge Salton nach wie vor das Bindeglied zwischen allen Strängen bleibt. Allerdings ist seine Bestimmung nach wie vor nicht transparent, was den mystischen Inhalten der Geschichte natürlich weiteres Futter liefert. Offensichtlichkeit ist jedenfalls kein Markenzeichen der Story, was letzten Endes aber auch wünschenswert ist, denn so bleiben stets Freiräume, um den Plot auf weitere Ebenen zu verteilen – was in „Akasha“ auch weiterhin geschieht, wenn auch nicht mehr ganz so verworren.

Somit gelingt Hörspiel-Initiator Günter Merlau auch gewissermaßen die Rehabilitation von seinen leicht kritisierten vorherigen Werken, die inhaltlich stellenweise im Zeichen des Nationalsozialismus standen, welcher hier als bittere Nuance der Erzählung hinzugefügt wurde. Auch wenn diese Verknüpfung sicherlich interessant erscheint und der Story auch weiteres Potenzial verschaffte, so wurde sie mancherorts überhaupt nicht gerne gesehen, soll jedoch künftig wieder in die Handlung zurückkehren. Schließlich gilt es immer noch, reichlich Rätsel aufzudecken und Spuren zielgerichtet weiterzuverfolgen. Ein Vorausblick auf die nächste Episode zeigt, dass dieser Aspekt der Geschichte noch lange nicht abgeschlossen ist. Doch ist das an dieser Stelle noch irrelevant.

Wichtig hingegen ist, dass mit „Akasha“ die vermisste Übersichtlichkeit in das Grundgerüst der Erzählung zurückgekehrt ist und somit auch eine deutlicher fokussierte Herangehensweise gewährleistet werden konnte. Die fünfte Folge aus „Die Schwarze Sonne“ sollte gerade denjenigen, die sich mit den letzten beiden Kapiteln ein wenig überfordert fühlten, wieder richtig gut bekommen, wobei der Unterhaltungsfaktor unabhängig davon nach wie vor unheimlich groß ist. Einmal mehr zeigt Merlau nämlich in dieser Inszenierung, wie lebendig und stimmungsvoll das moderne Hörspiel sein kann – und setzt mit „Akasha“ ergo auch zum wiederholten Male Maßstäbe!

http://www.die-schwarze-sonne.de
http://www.merlausch.de

Åsa Larsson – Der schwarze Steg

Mit ihren bisherigen beiden Krimis hat die Schwedin Åsa Larsson ein wirklich gutes Händchen bewiesen. Für ihr Debüt „Sonnensturm“ gab es 2003 den Preis als bestes schwedisches Krimidebüt. Für den Nachfolger „Weiße Nacht“  bekam sie den Schwedischen Krimipreis 2004. Dass man von ihrem dritten Roman „Der schwarze Steg“ folgerichtig einiges erwarten darf, liegt somit auf der Hand.

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Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Zwei Horizonte (Folge 29)

Die Fäden zusammenlaufender Handlungsstränge sind ausgelegt, die bevorstehende Apokalypse, die Vancouver und damit den Stützpunkt von Bakermans Team in Gabriel Burns zu Fall bringen könnte, mehrfach angekündigt. Nun erwarten die Hörer eine Zuspitzung der Ereignisse. Bekommen sie diese mit Folge 29 „Zwei Horizonte“ geboten?

_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 28_

Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.

Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dorthin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.

Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu vernichten.

Bukarest, der erste fahle Ort, ist gefallen. Der zweite könnte bald folgen. Während Bakerman und Joyce, fürs Erste untergetaucht, ihre Rückkehr planen und sich Larry Newman in den Händen Victor Zeysen befindet, ist Steven Burns in einer Welt zwischen Leben und Tod gefangen und steht endlich dem Wesen gegenüber, das ihn zu dem gemacht hat, was er ist: der Erste der Grauen Engel.

_Inhalt_

In bewährter Tradition laufen auch in Folge 29 mehrere Handlungsstränge nebeneinander, die zunächst keinen Verknüpfungspunkt aufweisen, dann aber am Ende in ein großes Finale münden. Sowohl die in Folge 28 „Im Kreis des Vertrauens“ begonnenen Geschehnisse um die entführten Kinder, denen Larry Newman in Bukarest auf die Spur gekommen ist, als auch die Rückkehr von Bakerman und Joyce stehen im Zentrum der Episode. Eingerahmt wird die Folge 29 von kurzen Szenen um Steven Burns, der sich, gefangen in einer Zwischenwelt, einer Entscheidung stellen muss, die weitreichende Konsequenzen nach sich zieht.

Bukarest: Larry Newman und seine Begleiterin Anahita können sich aus ihrer Gefangenschaft befreien und heften sich an die Fährte Victor Zeysens, der nicht nur eine Schlüsselrolle im Fall der entführten Kinder zu spielen scheint, sondern möglicherweise auch um den Verbleib Steven Burns Bescheid weiß. Immerhin stößt Larry auf Stevens Armbanduhr, die bei seiner Flucht aus einem verwinkelten Gebäude auf dem Boden entdeckt. Für eine genauere Suche bleibt jedoch keine Zeit, denn Larry und Anahita beobachten Zeysen und sein Team beim Einladen mehrere Kisten in einen Zug mit unbekanntem Zielort. Im letzten Moment klettern sie auf und machen eine furchtbare Entdeckung. Obgleich mit der Aufschrift ‚Chloroform‘ versehen, werden Kinder in den Kisten verfrachtet. Mit unterschiedlichen Nummern markiert, kann Larry schnell eins und eins zusammenzählen: Die Kisten sind für die fahlen Orte bestimmt, um dort ihren Fall herbeizuführen. Als der Zug schließlich hält und die Kiste Nummer acht in ein Flugzeug nach Kanada verladen wird, verabschiedet sich Larry von Anahita und begleitet als blinder Passagier die Fracht nach Vancouver – in der Hoffnung, die nahende Katastrophe in der Stadt noch zu verhindern.

Zur selben Zeit erholen sich Joyce Kramer und Mr. Bakerman auf Douglas Island, einer verlassenen Insel im Süden Vancouvers. Ihre Rückkehr in die Welt der Lebenden – noch immer halten sie viele für tot – will gut vorbereitet sein. Untätig sind sie jedoch nicht, und während vor allem Bakerman alle bisherigen Hinweise auf verschwundene oder getötete Personen und eigenartige Verstrickungen noch einmal überprüft, stößt er schließlich auf eine heiße Spur: Bernard Cardieux. Dieser ist zwar schon tot, sein Haus aber noch nicht verkauft, so dass Bakerman und Joyce wenig später zu dem Anwesen aufbrechen. Tatsächlich entdecken sie im Keller noch einen funktionstüchtigen Laptop, der eine wichtige Aufzeichnung enthält. Könnte des Rätsels Lösung, wie ihre Gegner noch aufgehalten werden können, im Wolfram liegen? Bevor sie der Spur nachgehen können, bekommen sie einen wichtigen Anruf von Larry Newman, der ihnen eine Warnung schickt und sie zu einer verlassenen, weißen Villa lotst, in der eine Versammlung von Zauberern stattfinden soll. Doch der Anruf kommt zu spät, denn bevor Joyce und Bakerman die Villa erreichen, beobachten sie aus der Ferne, wie nach und nach sämtliche Stadtteile Vancouvers in völlige Dunkelheit getaucht werden. Der Fall eines weiteren fahlen Ortes hat begonnen.

Losgelöst von diesen Ereignissen betritt Steven bzw. Gabriel Burns eine neue Welt und steht dem Flüsterer gegenüber. Er will keine Marionette größerer Mächte mehr sein und seinen eigenen Weg wählen, und dazu zählt auch, endlich seinen Bruder Daniel wiederzufinden, der als kleines Kind verschwunden ist. Nun ist Daniel plötzlich in greifbarer Nähe und Gabriel gewillt, ihn aus dieser Zwischenwelt zurückzuholen. Doch das könnte das Gleichgewicht gefährden – und dies in einer Situation, die keinen Aufschub duldet.

_Bewertung_

Der |Gabriel Burns|-Hörer bekommt mit Folge 29 „Zwei Horizonte“ das geboten, was er von der Serie gewohnt ist: eine spannende, komplex durch mehrere Handlungsstränge verbundene Erzählung, die rasant auf einen neuen Wendepunkt innerhalb der Geschichte zusteuert. Um die Bedeutsamkeit der Ereignisse zu unterstreichen, fährt Produzent Volker Sassenberg in „Zwei Horizonte“ ein Klanggewand auf, das sämtliche Register zieht und sich selbst vor großen Kinoproduktionen nicht verstecken muss. Vor allem die Eingangs- und die Abschlussszene um Steven Burns sind von einem epischen Soundtrack mit imposantem Chorgesang unterlegt, der im Hörspielsektor seinesgleichen sucht. Die eigentliche Handlung wird dabei fast zur Nebensache, weiß aber in dieser Folge mehr denn je zu gefallen und zieht dankenswerterweise wieder etwas an Tempo an.

Die prominenten Sprecher leisten wie gewohnt gute Arbeit. Viele bereits bekannte Nebenfiguren, mitunter einige aus dem ersten Teil, kehren für kurze Gastauftritte zurück und machen deutlich, dass der Fortlauf der Handlung gut durchdacht ist und nichts dem Zufall überlassen wird. Eine genaue Kenntnis der bisherigen Ereignisse ist zwingend notwendig. Aus dem Kontext gerissen ist Gabriel Burns nicht zu verstehen. Wer sich jedoch die Zeit nimmt und |Gabriel Burns| intensiv verfolgt, der wird mit einem umso intensiveren Hörgenuss belohnt, der auch für die Zukunft noch viele Höhepunkte verspricht.

http://www.gabrielburns.de/

Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen

[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Das Böse im Menschen (Season 1 – Episode 10)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826
Episode 5: [„Dämonische Leidenschaft“ 4833
Episode 6: [„Ravens Geheimnis“ 4850

Faith hat immer noch mit der Tatsache zu kämpfen, ein menschliches Wesen getötet zu haben. Als sie ihre Freunde Shania und Vin besucht, kommt sie in Kontakt mit der Feen-Magie ihrer Freundin. Eigentlich wollte Shania einen Weg finden, das Böse im Menschen zu bannen. Doch durch Luzifers Amulette, die Faith um den Hals trägt, wird die Magie umgekehrt, und all das Böse, das auch in der Jägerin existiert, kommt zum Ausbruch. Faith wird zu einem unkalkulierbaren Risiko und zu einer Bedrohung für alle, die sich ihr in den Weg stellen …

_Meine Meinung:_

Die Handlung knüpft nahtlos an den Vorgänger an und stellt wieder einmal entscheidende Weichen für die Zukunft. Dadurch ist diese Folge alles anderes als geeignet für Einsteiger, denn selbige würden die Zusammenhänge nur schwer verstehen und könnten nur wenig mit Faiths Wesensveränderung anfangen. Nana Spier legt bei der Interpretation ihrer Rolle ein wahres Meisterstück der Schauspielkunst ab. Wie sie die Gefühle der jungen Frau wiedergibt und auslebt, ist schlichtweg atemberaubend.

Weniger gelungen ist dagegen Heiner Heusingers Darstellung des Gangsterbosses Rick Mitchum. Als dieser sein Schäferstündchen mit Rufina und Valeria abhalten will, schießt Heusinger weit übers Ziel hinaus und wirkt einfach unglaubwürdig. Später, als Untoter, spielt er seinen Part viel authentischer. Die restlichen Hauptdarsteller, allen voran David Nathan, erledigen ihre Arbeit gewohnt professionell, und abermals ist Torsten Michaelis in der Rolle des undurchsichtigen Mister X zu hören, der in dieser Folge eine richtige Identität erhält, nämlich Alex Christ. Die Handlung ist sehr düster und macht eine Altersfreigabe ab 16 unumgänglich. Die vom Bösen durchdrungene Faith demütigt ihren Freund Raven in einer perfiden Weise, und die Szene, in der sie sich mit Alex Christ ‚vergnügt‘, ist schon starker Tobak.

Im Finale des Hörspiels erwartet den gespannten Hörer eine wirkliche Überraschung, denn eine der Hauptfiguren muss ihr Leben lassen. Darüber hinaus wird auch in dieser Episode nicht mit Action gegeizt und sowohl Effekte, als auch die Musik sind mehr als passend.

_Zur Aufmachung:_

Das Cover von Timo Würz vermittelt einen treffenden ersten Eindruck von dem, was den Hörer in den kommenden 60 Minuten erwartet: nämlich eine düstere Mischung aus Sex und Gewalt.

_Fazit:_

„Das Böse im Menschen“ ist eine kurzweilige, aber auch sehr düstere Folge von Faith, die sich erstmalig richtig gehen lässt. Nana Spier beweist, welch großartige Schauspielerin sie ist. Technisch ist die Folge einfach brillant, nur Einsteiger sollten sich eher eine der ersten Episoden zulegen, denn Vorwissen ist unbedingt notwendig.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Melvin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Valeria Claudia: Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Jennifer Connelly)
Rufina: Uschi Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Christopher Lane: Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Erzählerin: Barbara Stoll
Alex Christ: Torsten Michaelis (Wesley Snipes, Sean Bean)
Rick Mitchum: Heiner Heusinger
Bedienung: Carola Ewert (Selma Blair, Eliza ‚Faith‘ Dushku)
Arzt: Lutz Riedel (Timothy Dalton, Richard Gere, Udo Kier, Sam ‚Holland Manners‘ Anderson)
Bruno: Jörg Ade
Tony: Santiago Ziesmer (Steve Buscemi, Tony Cox, Seth ‚Oz‘ Green)

|60 Minuten auf 1 CD|
http://www.rb-company.de
http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

_Florian Hilleberg_

Thomas, Jeffrey / Merlau, Günter – Punktown (inszenierte Lesung)

„Punktown“ ist das gleichnamige Hörbuch zu drei Dark-Fiction-Storys des Schriftstellers Jeffrey Thomas:

|Die Bibliothek der Leiden|

Der Polizeiermittler Mac Diaz besitzt einen implantierten Chip, der es ihm ermöglicht, die Details einzelner Verbrechen und Tatorte auf unbestimmte Zeit zu speichern und sich jederzeit an sie zu erinnern. Nebenwirkungen sind die Flashbacks und Albträume, die den Mann seither verfolgen.

|Alles aus Liebe|

Ein junger Performance-Künstler macht seine Gefährtin Nimbus zu seinem prunkvollsten Kunststück. Als die beiden in arge finanzielle Nöte geraten, verkauft sich Nimbus an den reichen außerirdischen Geschäftsmann Darik Stuul.

|Völlig vertiert|

Ein Einsatzkommando der Polizei jagt einen außerirdischen Tierhändler in einem alten, verwinkelten Gebäude. Doch keiner weiß, wie dieser Verbrecher aussieht, und dies ist für die Männer ein Wagnis, denn sie wissen nicht, wem sie letztlich gegenüberstehen: dem Tierhändler oder einer seiner Kreaturen.

_Meine Meinung:_

Günter Merlau vertonte das surreale Werk des Dark-Fiction-Autors Jeffrey Thomas, dessen Bücher im |Festa|-Verlag in ansprechender Aufmachung erscheinen, als Mischung aus Hörspiel und Hörbuch. Der Erzähler fungiert zumeist auch als Hauptfigur, geleitet den Hörer durch die Handlung und liest dabei den Text ausführlich vor. Lediglich die Dialogpartner haben andere Sprecher erhalten, so dass der Erzähler nicht die Stimme variieren muss, um beispielsweise wie eine Frau zu klingen. Natürlich wird hier dem Sprecher die Möglichkeit genommen, Text und Charakter selbst zu interpretieren. Nach langen Monologen und sich anschließenden kurzen Gesprächsfetzen wirkt die fremde Stimme im Kontext oft als störend.

Gelungen ist dagegen das zweigleisige Hörstück „Alles aus Liebe“, welches zum Großteil von Simone Pahl alias Nimbus und Martin Schleiß als Künstler Teal gesprochen wird. Der außerirdische Geschäftsmann Stuul wird eindrucksvoll von Michael Prelle dargestellt, dessen Name immer für Qualität bürgt. Dieses Hörstück ist das zweite und zugleich längste in der 3-CD-Box und besitzt zum Teil sehr intensive Erotik-Szenen, die an ein akustisches Werk von H. R. Giger erinnern.

In der ersten Story „Die Bibliothek der Leiden“ spricht Bernd Hölscher den Protagonisten Diaz. Dem Schauspieler gelingt es hervorragend, die Resignation und Verzweiflung, welche diese Figur empfindet, in seiner Stimme zu transportieren. Als Mutter des Polizisten brilliert Elga Schütz, deren schauspielerische Leistung als Malice Do’Urden in der Serie |Drizzt| unvergessen bleibt. Das Highlight des Hörbuches bildet aber die Darstellung des SEK-Mannes Yu durch den Sprecher Jan Spitzer, der mit seiner markanten Stimme für ein unvergessenes Hörerlebnis sorgt. Unterlegt werden die düsteren Geschichten alle von einer surrealen Musik und realistischen Effekten.

Die Geschichten von Thomas wirken wie eine groteske Mischung aus „Sin City“ und den Erzählungen von Edgar Allan Poe. Die Storys sind atmosphärisch sehr dicht und spielen in einer dunklen Zukunft, die alles andere als erstrebenswert ist.

Äußerlich macht die aufklappbare CD-Box einen sehr kunstvollen Eindruck. Die Illustrationen von Marc Robitzky passen perfekt zu den unheimlichen, düsteren Kurzgeschichten von Thomas und vermitteln einen treffenden ersten Eindruck, der dazu animiert, in das Werk hineinzuhören.

_Fazit:_ „Punktown“ ist eine gekonnt inszenierte Story-Sammlung des Autors Jeffrey Thomas mit professionellen, namhaften Sprechern und einem der düsteren Atmosphäre angepassten Musicscore.

|150 Minuten auf 3 CDs|
http://www.merlausch.de
http://www.festa-verlag.de

_Jeffrey Thomas auf |Buchwurm.info|:_
[„MonstroCity“ 2175

_Florian Hilleberg_

Vlcek, Ernst / Gülzow, Susa – Dämonenkiller: Im Zeichen des Bösen (Hörspiel-Edition 21)

Der Reporter Dorian Hunter reist mit seiner Frau Lilian und acht fremden Männern nach Österreich in das Dorf Asmoda, in dessen Nähe sich das schaurige Schloss derer von Lethian erhebt. Warum er diese Tour auf sich genommen hat, weiß Dorian selbst nicht so genau, und die Merkwürdigkeiten nehmen noch zu, als er erfährt, dass seine Mitreisenden am selben Tag geboren wurden wie er.

Auf dem unheimlichen Schloss Lethian machen die Reisenden die Bekanntschaft der Gräfin, einer dämonischen Frau, die während eines teuflischen Gelages ihren Gästen eröffnet, dass sie alle ihre Söhne seien und damit Kinder des leibhaftigen Satans. Gezeugt und geboren, um Angst und Schrecken unter den Menschen zu säen …

_Meine Meinung:_

Nach der kleinen |Dämonenkiller|-Serie aus dem Hause |Europa| ist dies nun der erste Versuch einer neuen Vertonung der Romane um Dorian Hunter. Zunächst als Serie im Verbund mit dem |Zaubermond|-Verlag geplant, muss dieses Hörspiel wegen Unstimmigkeiten zwischen den Vertragspartnern nun erst einmal als Einzelhörspiel herhalten. Schade eigentlich, denn was dem Hörer hier an Sprechern, Effekten und Musik geboten wird, ist schon enorm, zumal das Ganze auch noch in einer sehr ansprechenden Aufmachung daherkommt. Aber dazu später mehr.

Das Hörspiel an sich wäre die Investition so oder so wert. Eine derartige Produktion steht und fällt mit ihren Sprechern, allen voran dem Protagonisten und eventuell noch dem Erzähler der Geschichte. Hier brillieren vor allem Sascha Rotermund als Dorian Hunter und Stephan Schwartz als Erzähler. Beide sind erstklassige Mimen, die vor der Kamera und hinter dem Mikrofon bereits ausreichend Erfahrungen sammeln konnten. Umso schöner ist es, dass sie zu dieser Produktion ihre Zusage gaben.

Inhaltlich hält sich die Story sehr dicht an die Vorlage und vermittelt gleich von Anfang an das typische |Dämonenkiller|-Flair. Zu Beginn stellt Stephan Schwartz den Protagonisten vor, der sich zunächst einmal nicht sonderlich vom herkömmlichen Heftchenhelden unterscheidet. Nur was seine Herkunft und seine Vergangenheit anbetrifft, weist der gute Dorian einige eklatante Unterschiede zu den übrigen Herren mit der weißen Weste auf. Der einzige Störfaktor in der Sprecherriege ist Konstantin Graudus als Vukujev, der den Wahnsinn dieses Charakters zu überzogen und banal darstellt, ansonsten macht aber auch er seine Sache hervorragend. Tina Eschmann alias Lilian Hunter ist ebenfalls ein echter Glücksgriff, und es gelingt ihr, den Wahnsinn glaubhaft in Szene zu setzen.

Die Effekte sind sehr authentisch geraten, und insbesondere das bösartige Knurren des Werwolfs kommt perfekt rüber. Einen ganz großen Pluspunkt gibt es schließlich noch für die Musik, die einfach ideal zur Handlung passt. Besonders hörenswert ist hier der Titelsong „Dorian“, der von Ava Winter gesungen wird.

Äußerlich macht der Silberling eine mehr als gute Figur. Das Coverartwork von Mark Freier sucht seinesgleichen und die Illustrationen auf dem Booklet sowie auf der Rückseite der Hülle sowie der CD selber sind schlichtweg genial. Darüber hinaus präsentiert sich das Booklet nicht als Heftchen, sondern als großformatiges Klappbild, auf dem alle wichtigen Daten zum Hörspiel auf einen Blick zu sehen sind.

_Fazit:_ Was Regisseurin Susa Gülzow aus dem ersten |Dämonenkiller|-Roman gemacht hat, ist enorm. Profibesetzung, herausragende Musik und der nötige Humor machen „Im Zeichen des Bösen“ zu einem unvergessenen Hörerlebnis.

|73 Minuten auf 1 CD
empfohlen ab 12 Jahren|
http://www.nocturna-audio.de

_Florian Hilleberg_

Hardwick, Michael – Fluch von Baskerville, Der (Lesung)

|England, London 1902:|

Dr. Watson wandelt erneut auf Freiersfüßen, was Sherlock Holmes mit dem Gedanken an den Ruhestand spielen lässt. Doch die Schatten eines neuen Falles lenken das Detektiv-Duo einstweilen von seinen privaten Belangen ab. In Hampstead wurde ein Landstreicher von einem großen Hund angefallen. Die Anwohner sprechen von einer riesigen Bestie, und bald geht die Kunde um, der Hund der Baskervilles sei zurückgekehrt. Was aber hat das Auftauchen des Tieres mit dem Diebstahl der Gebeine von Oliver Cromwell zu tun, die jüngst entdeckt wurden? Cromwell war verantwortlich für die Hinrichtung König Karls I. und machte England damit zu einer Republik. Als der Sohn Karls I. die Verantwortlichen zur Rechenschaft zog und die Monarchie wieder einführte, ließ er Cromwell aufhängen.

Darüber hinaus wird Holmes vom angehenden König Edward VII. beauftragt, einer Dame einen Brief zu entwenden, der den Monarchen unter Druck setzen könnte. Zwischendurch müssen Watson und Holmes einen Fall in Frankreich klären und werden auf der Überfahrt vom Festland nach Großbritannien in einen mysteriösen Mordfall verwickelt. Holmes befürchtet, dass all diese Begebenheiten in einem engen Zusammenhang stehen. Der Meisterdetektiv muss sein ganzes Können unter Beweis stellen, um die einzelnen Mosaiksteine zusammenzufügen.

_Meine Meinung:_

Nun gibt es den [ersten Band 1082 der |Sherlock Holmes Criminal Bibliothek| aus dem |BLITZ|-Verlag als hochwertiges Hörbuch. Im Gegensatz zu anderen Labels entschied sich |Nocturna Audio| dazu, das Hörbuch nicht auf zehn CDs zu pressen und damit die Kosten in die Höhe zu schrauben, sondern packte das komplette Werk im mp3-Format auf einen einzigen Silberling. Das macht für den Hörer nicht nur den Transport angenehmer, sondern erspart auch das lästige Wechseln der einzelnen CDs. Zudem erspart es eine Menge Zeit, kann man doch mit wenigen Mausklicks die komplette zehnstündige Lesung auf seinen Mp3-Player überspielen.

Gelesen wird der Roman von Martin Heckmann, der vor allem im Werbe- und Rundfunk-Bereich tätig ist. Die charismatische Stimme des Mimen ist hervorragend dazu geeignet, die neuen Geschichten um Sherlock Holmes zum Leben zu erwecken. Gekonnt schlüpft Heckmann in die unterschiedlichen Rollen, verleiht jedem Charakter eine persönliche Note und liest den Text in einem angemessenen Tempo.

Der Roman selbst beschreibt eine sehr anspruchsvolle und undurchsichtige Geschichte, geschrieben vom Holmes-Experten Michael Hardwick. „Der Fluch von Baskerville“ stellt einen der umfangreichsten Fälle des Meisterdetektivs dar, und viele der von Doyle erdachten Figuren geben sich hier ein Stelldichein. Neben Holmes‘ Hauswirtin Mrs. Hudson haben auch Inspektor Lestrade und Sherlock Holmes‘ Bruder Mycroft überzeugende Auftritte. Hardwick schafft es auf erstaunliche Art und Weise, die Protagonisten im Sinne von Arthur Conan Doyle zu charakterisieren. Die verzwickte Handlung macht es indes nicht immer einfach, dem Text zu folgen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Trackeinteilung strickt der Kapitel-Unterteilung im Buch entspricht, was bedeutet, dass einige Tracks über eine halbe Stunde andauern, was eine direkte Anwahl bestimmter Szenen nicht gerade einfach macht.

Dieser Umstand wird durch die hervorragende Lesung Heckmanns wettgemacht, dessen stimmgewaltige Inszenierung ideal dazu geeignet ist, sich dem Vorleser anzuvertrauen und allein auf die Handlung zu konzentrieren. Der Ton des Hörbuches ist ebenfalls von sehr guter Qualität und rundet das Hörerlebnis gekonnt ab.

Die Aufmachung entspricht im Groben genau derjenigen des entsprechenden Buches aus dem |BLITZ|-Verlag. Mark Freier schuf ein schlichtweg geniales Titelbild, welches perfekt die Atmosphäre des Romans widerspiegelt und für sich allein schon die Lust am Zuhören weckt.

_Fazit:_

„Der Fluch von Baskerville“ ist die exorbitante Lesung eines [Spitzenromans, 1082 der lediglich durch seine vielen Handlungsstränge zum Teil etwas verwirrend ist. Martin Heckmann spricht den Text mit viel Hingabe und Engagement – eine vorzügliche Wahl des Regisseurs Sven Schreivogel, der die wunderbaren Geschichten dieser Reihe auch einem Publikum zugänglich macht, das selbst nicht die Zeit zum Lesen findet.

|ungekürzte Lesung, 600 Minuten|
http://www.nocturna-audio.de
http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Ravens Geheimnis (Season 1 – Episode 6)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826
Episode 5: [„Dämonische Leidenschaft“ 4833

Während sich Shania und Melvin ihre Liebe eingestehen, müssen Faith und Raven vor einem mächtigen Dämon namens Sin-Eater fliehen. Dieser Dämon ernährt sich von den Hirnen anderer Kreaturen – sowohl Menschen als auch Vampire -, und er hat noch eine Rechnung mit Raven offen.

Der Vatikan hat ebenfalls Wind davon bekommen, dass der Sin-Eater zurückgekommen ist, und setzt einen besonderen Geisterjäger auf die Kreatur an, den Dämonen-Vernichter Brandon Welf. Zur gleichen Zeit treffen Faith und Raven auf ihrer Flucht vor dem Dämon auf ihre Gegner Hunter und die beiden Dämonen-Frauen Rulfina und Valeria, die für den Tod von Faiths Eltern verantwortlich sind …

_Meine Meinung:_

In dieser Folge werden einige Weichen für die Zukunft gestellt. Zum einen erfährt Faith endlich, wer Raven wirklich ist, zum anderen betritt mit Brandon Welf ein neuer Charakter die Bühne, der in späteren Folgen noch eine tragende Rolle spielen wird. Schließlich gestehen sich Shania und Melvin ihre Liebe zueinander ein, und auch die wiederkehrenden Hauptgegner Hunter, Rulfina und Valeria sind mit von der Partie. Eine wahrlich bedeutsame Folge, und Simeon Hrissomallis lässt noch die beiden Untoten aus der ersten Folge auftreten, auch wenn sie nur recht kleine Rollen bekommen haben.

Neu zum Sprecher-Ensemble ist Thomas Danneberg gestoßen, der die Figur des Brandon Welf spricht. Ansonsten synchronisiert er hauptsächlich Schauspielergrößen wie John Travolta und Arnold Schwarzenegger. Faiths Anspielung auf den Terminator ist daher doppelt genial. Wohltuend kommt dem Hörspiel auch zugute, dass Faith dieses Mal nicht so exzessiv mit dummen Sprüchen um sich wirft. Dafür muss der Hörer die pubertären Frauengespräche zwischen Faith und Shania aushalten. Ist dies jedoch erst einmal ausgestanden, kommt die Story so richtig in Fahrt. Der Sin-Eater kommt mit seinem verzerrten Organ grausig-gut zur Geltung, und die Hirnfresserei sorgt für die obligatorische Portion Splatter, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass die Hörspiele ab 16 Jahren empfohlen werden.

Timo Würz hat auf dem Booklet-Cover den Sin-Eater dargestellt, wie er sich gerade an Faith vergreifen will. Hervorragende Grafik, die als Blickfang bestens funktioniert. Die Faith-Hörspiele stechen im Kaufhaus-Regal jedenfalls sofort ins Auge.

_Fazit:_

„Ravens Geheimnis“ ist eine bedeutsame Episode, in der entscheidende Weichen für die Serie gestellt werden. Das Eins-a-Sprecherensemble wird von Thomas Danneberg verstärkt und die Story entwickelt sich mehr und mehr zu einem spannenden Zyklus.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Christopher Lane: Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Valeria: Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Jennifer Connelly)
Rufina: Ursula Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Petra Wolf: Erzählerin
Brandolf Welf: Thomas Danneberg (John Travolta, Arnold Schwarzenegger, Dennis Quaid)
Kardinal Savellieri: Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer)
Michelle Colby: Joseline Gassen (Linda Hamilton, Bette Midler, Ellen Barkin, Mira ‚Delenn‘ Furlan)
Freier: Nicolas Böll (Emilio Estevez, Joaquin Phoenix)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, Samuel L. Jackson)
Bud Nevis: Wolfgang Strauss
Felipe Rodriguez: David Russel

|69 Minuten auf 1 CD|
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_Florian Hilleberg_

Peter James – Nicht tot genug

Solide Krimikost, spannend vorgetragen

Drei ermordete Frauen in nur einer Woche – und alle wurden sie in den letzten Stunden ihres Lebens schwer gedemütigt und misshandelt. Und damit nicht genug. Auf den Rücken des zweiten Opfers hat der Täter einen Satz tätowiert: „Weil du sie liebst“! Und was hat die Gasmaske auf ihrem Gesicht zu bedeuten?

Der Hauptverdächtige, ein Geschäftsmann aus Brighton, scheint ein lückenloses Alibi zu haben, und doch finden sich an den Tatorten nur seine DNA-Spuren. Für Detective Superintendent Roy Grace von der Brightoner Kripo wird die Jagd nach dem Killer viel gefährlicher, als er das je erwartet hätte. Denn seine Freundin Cleo ist ins Visier des Täters geraten.

Peter James – Nicht tot genug weiterlesen

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Dämonische Leidenschaft (Season 1 – Episode 5)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811
Episode 2: [„Verwandlungen“ 4826

Kaum ist Faith aus Irland zurückgekommen, erfährt sie, dass Melvin eine Freundin hat. Sonderbar ist allerdings der Umstand, dass sämtliche Liebhaber dieser Frau bestialisch ermordet wurden. Angeblich gehört Delia zu einer altmodischen Familie, die das Kind bereits seit Jahren mit einem Angehörigen einer anderen Sippe verlobt hat. Dieser Verlobte sei derart eifersüchtig, dass er die Geliebten einen nach dem anderen abschlachtet.

Noch wissen Faith und Shania nicht, dass sie es mit einem gefährlichen Dämon zu tun bekommen, der Melvin als nächsten auf seiner Liste zu stehen hat …

_Eindrücke_

„Dämonische Leidenschaft“ ist eine sehr rasante und gelungene Episode, in der Simeon Hrissomallis wieder einmal mythologische Kreaturen zum Leben erweckt. Dieses Mal sind es die Dämonen der Leidenschaft: Der weibliche Succubus und der männliche Incubus. Vor allem der gute Vin Masters muss in dieser Folge gehörig einstecken, in der die drei Freunde Faith, Shania und Melvin völlig auf sich allein gestellt sind. Die Ereignisse laufen derart zügig ab, dass keine Zeit bleibt, um Christopher Lane oder Raven zu informieren.

Für die nötige Portion Horror sorgt die Szene mit dem Zuhälter und seiner Geliebten, und die Splatter-Einlagen bestätigen die Altersempfehlung ab 16 Jahren. Die Folge verfügt über einen soliden Spannungsbogen und ein schon recht emotionales Finale, in dem man mit Delia, wunderbar dargestellt von Daniela Hoffmann, regelrecht Mitleid bekommen kann. Störend sind wieder einmal nur die eingebildeten und höchst unpassenden Kommentare von Faith, wenn sie mit den Dämonen im Clinch liegt. In dieser Folge hört sie sich an, als würde die Stadt ihr gehören. Das ist alles sehr pathetisch, aber auch derart überzogen, dass es schon wieder zum Schmunzeln anregt. Musik und Effekte sind dafür erneut erstklassig, insbesondere die Morde kommen äußerst eklig rüber.

Das Cover zeigt im Vordergrund vermutlich Faith und stellt die Protagonistin wirklich treffend und sehr hübsch dar. Der Stil von Timo Würz passt wirklich bestens zur Serie.

_Fazit:_ „Dämonische Leidenschaft“ ist eine spannende und blutige Folge, die mit wenigen, dafür aber umso besseren Sprechern auskommt. Wenn Faith weniger abgedroschene Phrasen zum Besten gäbe, wäre das Hörerlebnis fast perfekt.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Delia Richards: Daniela Hoffmann (Julia Roberts, Calista ‚Ally McBeal‘ Flockhart)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Erzählerin: Petra Wolf
Amy: Anna Carlsson (Piper Perabo, Eliza ‚Faith‘ Dushku)
Levi: Nicolas Böll (Emilio Estevez, Joaquin Phoenix, Owen Wilson)
Johny Nielsen: Thomas Kästner (William ‚Raucher/Krebskandidat‘ Davis)
Larry: Wolfgang Strauss
Tim: Erminio Juliano

|48 Minuten auf 1 CD|
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_Florian Hilleberg_

Shocker, Dan / Merlau, Günter / Sunjic, Janet – Fluch der blutenden Augen, Der (Larry Brent: Hörbuch 4)

Hörbuch 3: [„Nachts, wenn die Toten kommen“ 4810

Eigentlich wollte Larry Brent, seines Zeichens Spitzenagent der PSA, in London nur Urlaub machen. Doch gerade als er mit einer hübschen Inderin eine Geisterbahnfahrt unternimmt, holt ihn das Grauen ein: Seine aparte Begleiterin wird brutal ermordet, von dem Täter indes gibt es keine Spur.

Larry ahnt, dass mehr hinter diesem feigen Mord steckt, und er soll Recht behalten. Das Taxi, welches ihn ins Hotel bringen soll, ist eine Falle. Nur mit Mühe und unter Einsatz seiner |Smith & Wesson|-Laser kann er entkommen. Der Fahrer stirbt und bei der Bergung des Fahrzeuges, welches in der Themse landete, wird eine weitere Leiche gefunden. Der echte Taxifahrer wurde zuvor erschlagen und in den Kofferraum gelegt. Der Fahrer, der Larry chauffierte, war ein Mitglied der unheimlichen Sekte, die Larry Brent auf den Fersen ist.

Noch tappt der Agent im Dunkeln, doch schon im Hotel wartet die nächste Überraschung auf ihn: Auf dem Balkon seines Zimmers wird er von einem Inder angegriffen, den er ebenfalls zurückschlagen kann. Nur der Name „Robertson“ entweicht noch den Lippen des Meuchelmörders. Larry Brent ahnt, dass er das Opfer einer Verwechslung wurde, einer tödlichen Verwechslung, denn seine Gegner sind erbarmungslos. Von Scotland Yard erfährt Brent den Namen seiner indischen Begleiterin aus der Geisterbahn. Er stattet ihrem Vater, dem indischen Geschäftsmann Rasmandah, einen Besuch ab, nicht ahnend, dass er damit in die Höhle des Löwen gerät, denn der Inder huldigt einem grausamen Kult um die Blutgöttin Kali …

_Meine Meinung:_

Dan Shocker erzählt eine sehr rasante und spannende Geschichte um einen blutigen Götzenkult. Die Story ist natürlich reiner Trash, das merkt man deutlich an den unglaublichen Zufällen, durch die Larry erst in den Fall hineinstolpert. Der PSA-Agent macht just zu dem Zeitpunkt Urlaub in London, als sich Rasmandah auf die Suche nach dem verschollenen Forscher Robertson macht. Dass der Abenteurer dem sympathischen Brent zum Verwechseln ähnelt, trägt nicht gerade zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei. Wenn man sich jedoch auf die Handlung einlässt und für die abgedrehten Ideen des Autors etwas übrig hat, wird der Hörer bestens unterhalten.

Die Szenen in dem Anwesen des fanatischen Inders und Larrys Transport nach Indien sind hochspannend und nichts für Leute mit schwachen Nerven. An Dynamik, Witz und Tempo gewinnt der Roman zudem aufgrund der Inszenierung durch Rainer Schmitt, der die Story flott und sicher erzählt und dabei sein ganzes schauspielerisches Talent unter Beweis stellt. Wie er seine Stimme den unterschiedlichen Charakteren anzupassen vermag, ist schlicht phänomenal, insbesondere dann, wenn Schmitt plötzlich lauthals den Kummer einer verzweifelten Mutter über das Verschwinden ihres Kindes ins Mikrofon ruft oder als Marktschreier Kunden für die Geisterbahn anlocken will. Ein Lob gebührt auch dem Produzenten Günter Merlau von |Lausch| und der Regisseurin Janet Sunjic (ebenfalls |Lausch|), die zur rechten Zeit und an der richtigen Stelle stimmungsvolle Musik einspielen oder die Stimme Schmitts bei Telefonaten oder der oben erwähnten Ansage technisch so überarbeiten lassen, dass es sich tatsächlich so anhört, als ob Schmitt gerade durch einen Lautsprecher redete.

Zur Aufmachung dieser nostalgischen und grandios produzierten Hörbuch-Reihe braucht man nicht mehr viel zu schreiben. Wieder ist die CD-Box ein echter Blickfang, und das Zusammenspiel zwischen Original-Cover und typischer |Larry Brent|-Knochenklaue könnte idealer nicht sein.

_Fazit:_

“ Der Fluch der blutenden Augen“ ist die Spitzeninszenierung eines eher durchschnittlichen Romans durch das Team von |Lausch| und dem ehemaligen |Larry Brent|-Mimen Rainer Schmitt. Lässt man die Tatsache außer Acht, dass Schmitt in den Achtzigerjahren den PSA-Agenten in der gleichnamigen Hörspielserie spielte, ist er trotzdem die ideale Besetzung und spricht seinen Text mit viel Engagement und Humor in der Stimme.

|210 Minuten auf 3 CDs
Empfohlen ab 16 Jahren
Die Vorlage erschien erstmalig 1969 in der Silber-Krimi-Reihe.|
http://www.europa-klassiker.de
http://www.merlausch.de
http://www.blitz-verlag.de

_Larry Brent auf |Buchwurm.info|:_

Band 1: [„Das Grauen“ 2164
Band 2: [„Dämonenaugen“ 2198
Band 3: [„Die Todestreppe“ 2587
Band 4: [„Die Höllenbrut“ 2588
Band 5: [„Bluthände“ 2589
Band 7: [„Der Vampir“ 4392
Band 8: [„Im Leichenhaus“ 4356
Band 23: [„Die Mordleiche“ 3896
Band 24: [„Dartmoor“ 3897
Band 25: [„Hexensabbat“ 2281
Band 26: [„Alpträume“ 2284
Band 27: [„Dämonen“ 2423
Band 28: [„Das Höllentor“ 2465
Band 31: [„Die Gruft“ 3898
Band 32: [„Deborah“ 2684
Band 33: [„Die Vampirklinik“ 2685
Band 34: [„Der Unheimliche“ 3899
Band 35: [„Borro“ 4009
Band 36: [„Das Atoll“ 4010
Band 37: [„Leichenvögel“ 4011
Band 40: [„Die Nebelhexe“ 4755
Band 108: [„Kloster des Grauens“ 4012
Band 110: [„Das Methusalem-Projekt“ 4013
Band 113: [„Der Dämonensohn“ 3042
Band 114: [„Der Schädelgürtel“ 3043
Band 115: [„Finale“ 3077

_Florian Hilleberg_

Sabottka, Thomas – Backstage 1967-2007

Geschichten zwischen Wahrheit und Fiktion. „Backstage 1967-2007“ ist die Hörbuchumsetzung des gleichnamigen Buches, in welchem der Autor Thomas Sabottka Anekdoten aus seinem Leben mit erdachten und auf wahren Ereignissen beruhenden Kurzgeschichten vermischt hat.

Insgesamt 16 Storys wurden vertont und mit der jeweiligen Jahreszahl ihres Geschehens betitelt, wobei natürlich nicht jedes Jahr berücksichtigt werden konnte. Die Geschichten decken so ziemlich alle Genres ab und sind mitreißend, emotional, einfühlsam und zugleich spannend und witzig geschrieben worden. Der Autor beschreibt dabei vor allem seine eigenen Jugendjahre und legt dort viel Wert auf eine gute Freundin, die er später aus den Augen verliert, die aber immer wieder in den Geschichten eine Rolle spielt. Das zentrale Thema sind verpasste Gelegenheiten und die Gefühle, die dabei entstehen und die jeder Mensch kennt.

Nur selten sind die Geschichten ein wenig zu detailliert und abstrakt ausgefallen, um den Leser wirklich zu fesseln. Die meiste Zeit aber lauscht man gebannt den abwechslungsreichen Erzählungen, gelesen von sehr professionellen Sprechern. Die beiden CDs wurden hervorragend in Szene gesetzt, und ein Großteil der Geschichten wird vom Verfasser selbst vorgetragen, der dies auch mit wahrer Leidenschaft und Hingabe tut. Da sitzt jede Betonung, und das Sprechtempo wird jeder Szene entsprechend angepasst, ohne dass das Resultat abgelesen wirkt. Ebenso professionell gestaltet sich der Part von Christian von Aster, der schon einige Hörbucherfahrung besitzt und sich auch als Autor einen Namen gemacht hat. Sehr bedächtig wird „1973“ von Barbara Volpert gelesen, die ein wenig zu nah am Mikro gestanden zu haben scheint, denn es sind häufig Geräusche des Mikrofons zu hören.

Bei der zweiten Scheibe wurde Sabottka von Alexander F. Spreng (|ASP|), Sonja Kraushofer (|Persephone|, |L’Âme Immortelle|), Dirk Bernemann („Ich habe die Unschuld kotzen sehen“) und Rebekka Brandt unterstützt. Dirk Bernemann liest seinen Text sehr rasant, verliert sich aber schnell in seiner Rolle und zieht die Vokale in der Geschichte von „1993“ am Ende der Worte extrem in die Länge. Die Einschübe von Rebekka Brandt in den Tracks vier und sechs auf der zweiten CD stören mehr, als dass sie Abwechslung in die Lesung von Sabottka bringen. Dafür ist der Text von Sonja Kraushofer einfach genial gesprochen worden. Sehr emotional und leidenschaftlich trägt sie den Text vor und passt ihr Tempo der jeweiligen Situation perfekt an.

Den Einleitungstext auf der ersten CD und die Nachrichtenmeldungen werden sehr souverän von Pit Hammann („Starfucker“, „Die Kleine Ballade vom Schwarzen Schmetterling“) gesprochen.

Die Aufmachung des Hörbuchs ist äußerst gut gelungen und die Titelillustration vermittelt einen erstklassigen Eindruck des Inhalts. Im Booklet findet der Hörer nicht nur Fotos des Autors in den unterschiedlichsten Lebensphasen sondern auch eine sehr lebendige Kurzgeschichte, in der Sabottka über seine Eltern, speziell seinen Vater berichtet.

_Fazit:_ Ein absolut empfehlenswertes Hörbuch mit ganz und gar nicht alltäglichen Themen und Texten, die wunderbar vorgetragen wurden und nur an wenigen Stellen kleine Mängel offenbaren. Den Mix aus Fakten und Fiktion, angelehnt an das eigene Leben, haben Thomas Sabottka und seine Sprecher wirklich kongenial in Szene gesetzt.

|118 Minuten auf 2 CDs|
http://www.teamofdestruction.de
http://www.trisol-download.de

_Florian Hilleberg_

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Verwandlungen (Season 1 – Episode 2)

Episode 1: [„Die Zusammenkunft“ 4811

Faith und ihre Freunde erfahren von Christopher Lane, dass sie übernatürliche Kräfte besitzen. Während es bei Vin und Shania unklar ist, wie sich diese Kräfte äußern, muss Faith die Tatsache verarbeiten, dass ihre Mutter ein zum Mensch gewordener Engel war, dessen Fähigkeiten nun auch in ihrer Tochter erwacht sind. Darüber hinaus macht sie die Bekanntschaft mit dem geheimnisumwitterten Raven, einem Freund Christophers, der helfen will, die drei Teenager im Kampf gegen das Böse auszubilden. Zunächst aber müssen sich Raven und Faith allein auf die Jagd nach einem mörderischen Werwolf machen …

_Meine Meinung:_

Die zweite Episode der ersten Staffel setzt die Ereignisse aus Folge eins konsequent fort. Die Parallelen zu „Buffy“ werden immer offensichtlicher, denn auch Faith ist mit übermenschlichen Kräften gesegnet. Die Sprecher, allen voran Nana Spier, sind voll bei der Sache. Da klingt nichts gekünstelt oder abgelesen. Nur einige Dialoge sind eher lächerlich und hören sich an wie aus einer Teenie-Sendung im Nachmittagsfernsehprogramm. Gerade die dümmlichen Kommentare von Vin nerven eher, als dass sie komisch wirken. In den Dialogen zwischen ihm und Shania hört man deutlich, dass Tessmann und Hugo ihre Rollen als pubertierende Teenager gezielt übertreiben.

Sehr schön war der Gastauftritt von Helmut Krauss als Schuldirektor; der Sprecher arbeitet ansonsten als Synchronsprecher oder steht selbst vor der Kamera. Christians Rodes Part als Professor Ryan war schlicht grandios – mit dieser Stimme konnte das Label einen der ganz Großen in der Hörspielbranche gewinnen. Petra Wolf als Sprecherin überzeugt immer mehr und vermittelt mit ihrer dunklen Stimme das richtige Flair.

Die Story mit den Werwölfen ist sehr originell, und die Darstellung des indianischen Rituals zeigt, dass Simeon Hrissomallis beim Verfassen der Skripte Wert auf eine genaue Recherche legt. Der Epilog der Geschichte treibt zudem den roten Faden voran, der die komplette erste Staffel verbinden soll.

All dies ist unterlegt mit filmreifen Effekten und einer klangvollen, unaufdringlichen Musik.

_Zur Aufmachung:_

Das Cover von Timo Würz zeigt Faith mit ihrer Armbrust. Der Werwolf sieht zwar ein wenig wie eine Riesenratte aus, doch davon abgesehen ist die Illustration gelungen. Im Innenteil des Booklets sind sogar Fotos von den Sprechern Nana Spier, Petra Wolf, Helmut Krauss und Thomas-Nero Wolff abgebildet.

_Fazit:_

„Verwandlungen“ ist eine eher durchschnittliche Fortsetzung der Abenteuer von Faith Van Helsing. Während die eigentliche Story sehr spannend und originell erzählt wird, ist die Hintergrundgeschichte um Faith und ihre übernatürlichen Kräfte ziemlich haarsträubend. Hinzu kommen die albernen Dialoge zwischen Vin und Shania, die den Hörspaß etwas trüben.

_Besetzung:_

Faith Miles: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Christopher Lane: Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Melvin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, Samuel L. Jackson)
Professor Ryan: Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Jill: Daniela Hoffmann (Julia Roberts, Calista ‚Ally McBeal‘ Flockhart)
Harry: Erminio Juliano
Erzählerin: Petra Wolf
Joe Hagett: Thomas Kästner (William ‚Raucher/Krebskandidat‘ Davis)
Alex Elwood: Wolfgang Strauss
Unbekannter: David Russel

|51 Minuten auf 1 CD|
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http://85.25.136.73/shop2/index.php?user=rbcompany

Edwards, Blake / Rohrbeck, Oliver – Richard Diamond, Privatdetektiv: Fall 5 & 6

_Inhalt_

|Fall 5: Der Mord am Barbier|

Ein Friseurbesuch bei seinem Stammschneider Tony endet für Rick in einem mittelschweren Desaster. Noch während des Schnitts flüchtet sein Barbier Barney unter dem merkwürdigen Vorwand, er müsse nun sofort jemanden treffen, aus dem Laden. Unschlüssig eilt Diamond ihm hinterher und entdeckt Barney in einer angrenzenden Telefonzelle. Mit letzter Kraft stammelt er den Namen ‚Faschetti‘ und erliegt den Folgen des Messerstichs, welcher ihm gerade zugefügt wurde.
Rick verfolgt das Telefonat zurück und landet bei Walt Levinson im Police Department.

Kurze Zeit später ermitteln die beiden bereits gemeinsam in der Mordsache am Barbier und verfolgen die Spur Faschettis. Dieser jedoch wurde seinerzeit des Landes verwiesen und muss sich nun regelmäßig bei den italienischen Behörden melden. Ein Aufenthalt in den Staaten ist dementsprechend unwahrscheinlich, glaubt zumindest Diamond. In einem Nachtclub trifft er dann jedoch überraschenderweise Faschettis langjährige Geliebte Lillian Barnett, die er eigentlich ebenfalls in Genua wähnte. Ist Faschetti also doch zugegen und in den Mord involviert?

|Fall 6: Der Gibson-Fall|

Virginia und Harvey haben es eilig: Vor wenigen Stunden ist ihr Betrug an dem gutgläubigen Mr. Gibson aufgeflogen, und nun droht dieser damit, die beiden bei den Behörden anzuschwärzen. So weit kommt es jedoch nicht mehr. Gibson will die Sache persönlich klären und kommt bei einem Gerangel mit Harvey ums Leben.

Kurze Zeit später meldet sich eine verzweifelte, ältere Dame namens Esther Blodgett in Diamonds Büro und berichtet von einer Leiche, die in ihrem Zimmer abgelegt wurde. Merkwürdig daran: In der gesamten Wohnung finden sich keine Einbruchsspuren. Gerührt von der plötzlichen Hingabe zu ihm, nimmt Diamond Blodgetts Auftrag an und begibt sich auf Spurensuche.

Dabei trifft er zunächst auf Gibsons Tochter, die bereits böse Vorahnungen wegen der jüngsten Bekanntschaften ihres Vaters hatte. Der alte Mann hatte sich in einem Hotel einquartiert, weil er sich in eine der Bediensteten verliebt hatte. Schnell erkennt Rick, dass die junge Dame, mit der Gibson sich offenkundig auch mehrfach getroffen hatte, in den Komplott involviert ist. Doch wer ist diese Virginia Palgrim, die dem Mann den Kopf verdrehte?

_Persönlicher Eindruck_

Ungewöhnliche Szenarien üben eine wahre Anziehungskraft auf unseren stillen Helden Richard Diamond aus. So scheint es jedenfalls, als der wortgewandte Privatschnüffler plötzlich selber Teil eines Falles wird. Mit halbfertigem Haarschnitt muss er tatenlos mit ansehen, wie sein Barbier ins Unglück stürzt, ohne dass sich Derartiges zu Beginn seines Friseurbesuches in irgendeiner Form angekündigt hätte.

Mit dem letzten Anhaltspunkt, den das Opfer noch selber zur Aufklärung beitragen konnte, stürzt sich Diamond in die Ermittlungen und somit auch ins städtische Nachtleben, wo Leute wie er natürlich weniger erwünscht sind. Doch nachdem hier alte Bekanntschaften gepflegt sind und die Zunge des Hauptakteurs sich wieder gelockert hat, nimmt der Fall sehr schnell konkrete Konturen an – nur leider auch wieder mit einer kleinen Unlogik. Woher zum Teufel kennt Diamond denn plötzlich Faschetti, wenn er doch bei den Stöberarbeiten im Polizeiarchiv keinen blassen Schimmer hatte, wer der Typ ist? Nun denn, derartige Ungereimtheiten seien bei der rasanten Spannungskurve dieser Episode erlaubt, sollten aber unter den professionellen Bedingungen, in die der Retro-Krimi ansonsten eingebettet ist, nicht zwingend an der Tagesordnung sein.

Mit dem zweiten Fall widmet sich das Regieteam dann einmal mehr der Gattung merkwürdiger Fälle. Dabei ist es viel weniger die Mordgeschichte, die hier frischen Wind ins Genre einbringt, als vielmehr die seltsame, hochinteressante Inszenierung. Einmal mehr nämlich kommt der Humor der Reihe deutlich zum Tragen, sei es nun bei den witzigen Verwechslungen einiger Namen, einem Running Gag, der sich auf die Bezeichnung eines Stuhls bezieht, oder doch den innigen Emotionen, die Mrs. Blodgett sofort offenbart, als sie die Stimme ihres neuen Lieblings Rick zum ersten Mal hört. Geradezu aufdringlich schmeißt sie sich an den Detektiv heran, himmelt ihn regelrecht an, was einerseits zu leichten Spannungen zwischen Diamond und Levinson führt, den Hauptdarsteller andererseits aber auch in Rechtfertigungsschwierigkeiten bringt, als Helen später von der Zuneigung durch Esther erfährt. Hier verschiebt sich die Spannung ergo einmal mehr auf unterschiedliche Ebenen, verharrt aber natürlich in erster Linie auf dem interessanten Kriminalfall. So soll’s schließlich auch sein!

Alles in allem also sind auch die Kapitel fünf und sechs absolut hörenswerte Beiträge zum zuletzt deutlich aufkeimenden Genre des nostalgischen Krimis. Und nicht zuletzt deswegen, da Mr. Diamond höchstpersönlich den besten Hörspiel-Gag seit einer halben Ewigkeit landet, gehört die dritte Doppelfolge daher auch in jede gut sortierte Sammlung. O-Ton: „Diamond, sind Sie das?“, „Nein, hier spricht Black Beauty. Ich bin soeben die Meile in 1,20 gelaufen und wollte melden, dass ich gedopt war.“ Bedarf es noch weiter Erklärungen zu den außergewöhnlichen Qualitäten dieser Serie? Sicherlich nicht. Wenn irgendwo superbe Sprecher, lässiger Humor und dennoch spannungsvoll inszenierte Kriminalfälle aufeinandertreffen, dann unter der Überschrift „Richard Diamond“!

lauscher news


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|1. Staffel (Dezember 2007):|

Fall 1: Die schwarze Puppe
Fall 2: Der braune Umschlag
Fall 3: Der Fall Ed Lloyd
Fall 4: Der Mordauftrag
Fall 5: Der Mord am Barbier
Fall 6: Der Gibson-Fall

|2. Staffel (Juli 2008):|

Fall 7: Die rote Rose
Fall 8: Der Karussell-Fall
Fall 9: Der graue Mann
Fall 10: Gute Nacht, Nocturen
Fall 11: Der Nachtclub-Fall
Fall 12: Mr. Walkers Problem

Hrissomallis, Simeon – Faith – The Van Helsing Chronicles: Die Zusammenkunft (Season 1 – Episode 1)

Als Faith van Helsing eines Abends nach Hause kommt, ahnt sie noch nicht, dass sich ihr Leben kurz darauf gravierend verändern wird. Ihre Eltern sind grausam getötet worden, umgebracht von einer Vampirin und einer Hexe. Auch Faith und ihre beiden Freunde Shania Francis und Melvin Masters sollen den Dämonen zum Opfer fallen. Da taucht der geheimnisvolle Kämpfer Christopher Lane auf und rettet die drei jungen Menschen.

Doch die Flucht endet abrupt, als der teuflische Hunter erscheint, um Christopher, Shania und Melvin zu vernichten. Nur Faith will er lebend, denn sie ist die letzte lebende Van Helsing. Die Van Helsings haben seit Jahrhunderten die Mächte der Finsternis bekämpft, bis die Hölle zurückschlug und alle Mitglieder der Familie nach und nach tötete. Nun soll Faith auf die Seite der Finsternis gezogen werden. Doch im Zweikampf erwacht das Erbe der Engel in Faith Van Helsing, und sie wird zur Kämpferin gegen die Hölle …

_Meine Meinung:_

„Die Zusammenkunft“ ist die erste Folge einer vielversprechenden Hörspielserie. Wie es sich für eine gute Pilotfolge gehört, wird erst einmal die Vorgeschichte ausführlich erzählt und die Hauptcharaktere werden vorgestellt. Faith Van Helsing wird souverän und leidenschaftlich von Nana Spier gesprochen, der Synchronstimme von Sarah Michelle Gellar/Prinze alias ‚Buffy‘.

Und an „Buffy“ erinnert auch das Konzept dieser professionell produzierten Hörspielserie: Eine junge Frau, noch eine Teenagerin, ist dazu ausersehen, mit übernatürlichen Fähigkeiten gegen Dämonen, Monster und Vampire zu kämpfen. Unterstützt wird sie dabei, ebenso wie ihr Vorbild aus dem Fernsehen, von zwei guten Freunden gleichen Alters, einem etwas älteren Lehrer und Mentor namens Christopher Lane und einem geheimnisvollen Kämpfer mit Namen Raven. Letzterer erinnert stark an Figuren wie ‚Angel‘ oder ‚Spike‘, und es würde mich nicht wundern, wenn er sich als verkappter Vampir entpuppen sollte. Hinzu kommt, dass Raven, ebenso wie ‚Spike‘, von David Nathan verkörpert wird.

Aber in diesem Hörspiel ist die Besetzungsliste von oben bis unten gefüllt mit bekannten Namen aus der Hörspiel- und Synchronbranche. Thomas-Nero Wolff, deutsche Stimme von Hugh Jackman, spricht Christopher Lane und geht in seiner Rolle sichtlich auf. Als Shania Francis brilliert Dorette Hugo. Melvin Masters wird von Boris Tessmann gemimt, und hinter dem Bösewicht Hunter steckt niemand anderer als Udo Schenk. Der Sprecher ist wie geschaffen, um den Fiesling glaubhaft dazustellen. Im Kino und im Fernsehen hört man ihn häufig als Stimme von Ray Liotta oder auch Keanu Reeves („Bram Stoker’s Dracula“). Auch das Hörspiel-Urgestein Christian Rode ist mit einem kleineren Part zu Beginn der Geschichte vertreten. Als Erzählerin fungiert Petra Wolf, die mit ihrer recht tiefen Stimme ein wenig an die Erzählerin der alten |John Sinclair|-Hörspiele aus dem Tonstudio Braun erinnert. Aber irgendwie passt die Stimme hervorragend zu den Texten. Lediglich die Dialoge sind manchmal ein wenig zu flappsig, was aber von den exzellenten Sprechern kaschiert wird.

Die Musik von Jase Brandon ist schlicht genial und passt ideal zu dem Geschehen. Länge und Trackeinteilung lassen keine Wünsche offen. Mit zirka 61 Minuten unterteilt in 19 Kapitel gehört das Hörspiel vom Umfang her zum guten Durchschnitt. Dabei wird es auch nicht langweilig, und wer auf einfache und gruselige Unterhaltung steht, wird mit |Faith| sicherlich glücklich werden. Nur die Altersempfehlung ab zwölf ist teilweise etwas zu großzügig ausgelegt worden, denn die Beinahe-Vergewaltigung ist nicht unbedingt etwas für zarte Gemüter und geht schon unter die Haut, auch wenn die Täter alsbald zu Opfern werden.

_Zur Aufmachung:_

Für die Cover-Illustrationen zeigt sich Timo Würz verantwortlich, dessen Stil wunderbar zu den Geschichten um Faith Van Helsing passt. Schrill, bunt und erotisch angehaucht, stechen die Booklets jedem Hörspielfan schnell ins Auge.

_Fazit:_

„Die Zusammenkunft“ ist der vielversprechende Beginn einer neuen Hörspielserie, die sich eng an die Fernsehserie „Buffy“ anlehnt, aber durchaus eigene Wege beschreitet und zum Teil viel ernsthafter rüberkommt.

_Besetzung:_

Faith Miles – Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Christopher Lane – Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Shania Francis – Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Melvin Masters – Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven – David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Valeria – Claudia Urbschat-Mingues (Angelina Jolie, Jennifer Connelly)
Rufina – Ursula Hugo (Brittany Murphy, Tara Reid, Julie ‚Darla‘ Benz)
Hunter – Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Erzählerin – Petra Wolf
Helen – Daniela Hoffmann (Julia Roberts, Calista ‚Ally McBeal‘ Flockhart)
Michael – Martin Keßler (Nicolas Cage, Vin Diesel)
John – Nicolas Böll (Emilio Estevez, Joaquin Phoenix)
Monique – Anna Carlsson (Piper Perabo, Eliza ‚Faith‘ Dushku)
Samuel – Detlef Bierstedt (George Clooney, Robert ‚Freddy Krueger‘ Englund …)
Dimitri – Thomas Kästner (William ‚Raucher/Krebskandidat‘ Davis)
Ellen Miles – Joseline Gassen (Linda Hamilton, Bette Midler, Ellen Barkin, Mira ‚Delenn‘ Furlan)
Dave Miles – Charles Rettinghaus (Robert Downey jr., Jean-Claude van Damme, LeVar ‚Geordi LaForge‘ Burton)
Der Seher – Christian Rode (Michael Caine, Christopher Plummer)
Melissa – Nana Spier
Bud Nevis – Wolfgang Strauss
Felipe Rodriguez – David Russel

|61 Minuten auf 1 CD|
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_Florian Hilleberg_