Das junge Hörspiel-Label |Lausch| hat erst kürzlich mit der Erstveröffentlichung von [„Caine“ 2050 einen echten Volltreffer gelandet, da startet auch schon die nächste Serie mit dem Titel „Die schwarze Sonne“. Und wieder ist alles bestens: tolle Story (sehr frei interpretiert nach der Romanvorlage von Bram Stoker), exzellente Sprecher, herrliche Atmosphäre und eine wunderschöne Aufmachung mit tollen Zeichnungen und Illustrationen im Booklet. Kurzum – man darf es vorwegnehmen – ein Optimalfall von einem Hörspiel und ein weiteres wichtiges Standbein, mit dem sich das Label endgültig etabliert haben sollte.
_Story_
England 1885: Nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern kehrt der junge Adam Salton in seine Heimat zurück. Dort wird er schon von seinem Onkel Richard sowie dessen Gefährten Nathaniel de Salis erwartet. Besonderes Letzterer ist Adam von Anfang an sympathisch, hat er doch ein Faible für das Mystische, ähnlich wie Adam selber, der seit einiger Zeit von grausamen Visionen und erschreckenden Tagträumen heimgesucht wird.
Doch auch die Realität ist voller Entsetzen: Bereits bei seiner Ankunft stoßen die drei Männer auf eine brutal zugerichtete Leiche, deren zunächst prognostizierte, natürliche Todesursache heftig umstritten ist. Als es dann nicht bei dem einen Leichnam bleibt, entschließen sich Nathaniel und Adam, dem Spuk auf den Grund zu gehen. Beiden ist bewusst, dass die Bewohner von Derbyshire irgendetwas verheimlichen, doch noch kann sich niemand einen Reim darauf machen, wie es zu den plötzlichen Todesfällen gekommen ist. Dann jedoch machen die beiden eine furchtbare Entdeckung: In den Mooren von Derbyshire haust ein mythologisches Schlangenwesen, das von einem seltsamen Kult gedeckt wird. Langsam kommt Licht ins Dunkel, doch eine Frage steht weiterhin im Raum: In welchem Zusammenhang stehen die jüngsten Morde mit dem Tod von Adams Eltern?
_Meine Meinung_
Natürlich wird ein Hörspiel in erster Linie im Hinblick auf die Rahmenhandlung bzw. die eigentliche Geschichte bewertet. Ohne einen spannenden Plot läuft nunmal gar nichts. Und dennoch ist „Die schwarze Sonne“ in seiner genialen Umsetzung nicht nur auf die eigentliche Story zu beschränken. Es sind die fantastischen Bedingungen, unter denen dieses Hörspiel auftritt, die letztendlich für die hier entfachte Begeisterung sorgen. Alleine schon der Soundtrack dieser ersten Episode ist Gold wert. Mit vielseitiger Klassik hebt Hörspielautor Günter Merlau die verschiedenen Stimmungen perfekt hervor. Düstere Gruselstimmung, plötzliche Euphorie, gesteigerte Theatralik – alles zu seiner Zeit und alles unheimlich toll inszeniert. Lausch bieten nicht nur eine erzählte Geschichte, sondern Kino für die Ohren! Bärenstark, wie die Atmosphäre immer wieder ruckartig umschlägt. Ängste, Liebe, Harmonie, Schrecken, Freude, Grusel, Verwirrung, was will man mehr?
Dazu dann die Sprecher: Das Label kann wirklich auf eine erlesene Auswahl erstklassiger Akteure zurückgreifen. Besonders hervorzuheben sind hier die beiden Hauptdarsteller Christian Stark in der Rolle des Adam Salton und Harald Halgarth als der wissensdurstige Nathaniel de Salis. Stark kann dabei besonders an den Stellen, in denen die Handlung aus seiner Sicht erzählt wird, auftrumpfen. Die Beschreibung seiner schrecklichen Visionen sowie das Erleben der abenteuerlichen Ermittlungen rund um die Moore von Derbyshire sind darstellerische Extraklasse, oder, um beim Klischee zu bleiben, ganz großes Kino!
Die eigentliche Story soll bei all dem äußeren Glanz natürlich nicht unter den Tisch gekehrt werden. Günter Merlau nimmt sich alle Freiheiten, die ihm seine Arbeit bietet, hält sich aber inhaltlich komplett an die Vorlage. Der wesentliche Unterschied besteht in der frischen, lebhaften Präsentation. Der verstaubte Stoker wird neu belebt, das alte England durch die moderne Aufarbeitung ins neue Jahrtausend transferiert. Dennoch geht dies nicht auf Kosten der Spannung. Und, nicht unwichtig, das Ganze wirkt auch nicht wie die kitschige Auferweckung verschollener Klassiker. Denn gerade erst durch den tollen Soundtrack und die herrliche Grundstimmung bekommt das Hörspiel die zweifellos vorhandene Authentizität zugesprochen; erst hierdurch entsteht das teils gruselige, teils abenteuerliche Flair, in dem sich die Geschichte bewegt. Außerdem begeht man nicht den Fehler, die Story an sich zu modernisieren. Jugendliche Plattitüden sind den Machern fremd, Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts hingegen willkommen.
Was kann ich mehr sagen? Es passt einfach jedes einzelne Puzzlestück dieser Produktion wie die berüchtigte Faust aufs Auge. „Das Schloss der Schlange“ ist ein wunderbarer Auftakt einer neuen, viel versprechenden Reihe, mit der wir in Zukunft garantiert noch sehr viel Freude haben werden. Leider wird die Fortsetzung erst im Herbst erscheinen, doch bis dahin ist dann wenigstens genügend Zeit, um die Kunde von diesem neuen, fantastischen Label für phantastische Unterhaltung weiterzugeben! Mit einem Wort: Super!
http://www.die-schwarze-sonne.de/
http://www.merlausch.de



















