Der Schrottplatz von Titus Jonas hat ungebetenen nächtlichen Besuch, der es ausgerechnet auch noch auf die Zentrale der drei Fragezeichen abgesehen hat. Der Eindringling kann, trotz vollem körperlichen Einsatz und Herbeirufen einer Polizeistreife, unerkannt entkommen. Gestohlen wurde nichts, doch Justus bemerkt eine Manipulation am Computer der Detektei. Jemand hat einen Trojaner aufgespielt, mit welchem der Unbekannte Kontakt zu den dreien aufnehmen kann. In verschlüsselter Gedichtform teilt er ihnen den Ort eines anstehenden Autodiebstahls mit, die sich in Rocky Beach in letzter Zeit häufen.
Immer geht es dabei um Luxuskarossen und die als Tiger maskierten Diebe gehen erstaunlich dreist wie zielstrebig vor. Der mysteriöse Klient verfügt über jede Menge Insiderwissen und stammt – ebenso wie die Täter – vermutlich aus Polizeikreisen. Als sie ihn um Hilfe bitten wollen, zeigt sich Inspector Cotta den drei ??? gegenüber nicht nur seltsam zugeknöpft, sondern regelrecht feindselig. Es verdichten sich im Laufe der Ermittlungen die Indizien, dass er selbst aktiv in die Fälle verstrickt ist. Die drei Juniorschnüffler sind entsetzt – nicht nur über die rüde Behandlung. Cotta unter einer Decke mit Autodieben?! Die Beweislast scheint jedoch erdrückend …
_Eindrücke_
Die Geschichte, die sich Marco Sonnleitner da ausgedacht hat, ist geprägt von eher klassischen Stilelementen der Serie. Wackere, handwerkliche Ermittlungsarbeit steht an – und: mal kein Fußball. Das alleine ist schon einmal die ersten Punkte wert. Nächtliche Beschattung, Verfolgung, Befragung und auch der exzessive Gebrauch von Peters Dietrich-Set stehen diesmal ganz oben auf dem detektivischen Programm. Ein Rätsel? Na klar. Zumindest chiffrierte Gedichte des geheimen Informanten müssen entschlüsselt werden. Irgendwie schon Ehrensache und eins der wohl am häufigsten verwendeten Serienklischees. Die wollen schließlich auch bedient werden. Vollkommen legitim. Dazu kommt noch eine moderne Komponente, die des Kollegen Computer als Kommunikationsmedium nämlich. OK, nicht wirklich plausibel ausgearbeitet, doch es handelt sich bei „Nacht der Tiger“ ja auch nicht um eine Dissertation zu Logik und Computersicherheit/-technik, sondern um einen Jugendkriminalroman. Mit ein wenig Fantasie haut das schon irgendwie hin.
Auch alte Bekannte kommen mal wieder zum Zuge. Inspector Cotta verschlägt es diesmal sogar auf die Fahndungsliste der drei ???. Sieh an, das hatten wir noch nicht und ist schon mal einer der beiden originelleren Einfälle in der Story. Der andere war eben das mit dem Trojaner auf dem PC, wo der Grundgedanke positiv zählt, die letztendlich präsentierten Begleitumstände aber eben nicht ganz überzeugen. Während Inspector Kershaw nur einen kleinen Cameo-Auftritt bekommt, kann Morton samt Rolls Royce mal wieder etwas ausführlicher seine Qualitäten beweisen. Wobei die Sache mit dem Rolls schon arg fragwürdig herbei gedengelt scheint. So richtig mag man diese – ausgerechnet auch noch für die Handlung elementar wichtige – Schlüsselsituation in der Autovermietung nicht schlucken. Der generelle Ablauf des Plots gestaltet sich, trotz aller sicherlich gut gemeinten Bemühungen einige Nebelkerzen zu werfen und den Fieslingen einen gefährlich-bösen Anstrich (Tigermasken und Pistolen) zu verleihen, ansonsten nahezu überraschungsfrei.
_Fazit_
Ein routiniert heruntergeschriebener und dementsprechend auch flüssig-flott gelesener, stabiler Mittelklassefall. Leidlich spannend inszeniert, mit viel detektivischer sowie actionreicher Fleißarbeit gewürzt aber leider mit nur wenigen guten Ideen garniert, sodass man nun nicht dazu angetan ist, spontan in Lobeshymnen zu schwelgen. Dafür sind einige Elemente dann doch zu abgedroschen und/oder nicht konsequent genug durchdacht bzw. wirken doch schon ziemlich arg konstruiert. Der – fast schon traditionell – gern selbst kombinierende Leser hat überdies keine Chance hat sich die Lösung dieses 159. Falles selbst zu erarbeiten. Daher zeigt der Daumen der tigermäßigen Rezensenten-Pranke alles in allem in die Waagerechte mit minimaler Tendenz nach oben.
|Hardcover, 128 Seiten
Erzählt von Marco Sonnleitner basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Redaktion: Martina Zierold, Martina Dold
Franckh-Kosmos, 2011
ISBN 978-3-440-12334-8|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de
Mehr als 100 weitere Rezensionen zu den „Drei ???“ findet ihr in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book .
Band 01 – _“Das verheißene Land“_
Band 02 – „Das vergessene Volk“
Band 03 – „Zurück in die Hölle“
Band 04 – „Es kann nur einen geben“
Band 05 – „Das Herz der Ozeane“
Dass man mit Piratengeschichten heutzutage durchaus erfolgreich sein kann, war spätestens mit der „Fluch der Karibik“-Reihe hinlänglich bewiesen. Zumindest filmisch. In der Literatur muss man doch schon etwas länger suchen, um fündig zu werden. Für entsprechende Jugendromane gilt das doppelt. Nach R. L. Stevensons „Schatzinsel“ kommt in dieser Ecke lange Zeit erst einmal Nichts. Das zu ändern hat sich Joachim Masannek, der sonst eher als Mastermind hinter „Die wilden Kerle“ bekannt wurde, vorgenommen und seine Serie „Honky Tonk Pirates“ aus der Taufe gehoben. Inzwischen ist sogar hier bereits die Verfilmung des Stoffes auf dem Weg.
_Nightshade:_
Band 1: [„Die Wächter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7959
Band 2: [„Dunkle Zeit“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7999
Band 3: _“Die Entscheidung“_
Die Wächterin Calla hat es geschafft, den Großteil ihres alten Rudels auf ihre Seite und die der Sucher zu ziehen. Doch jetzt fängt ihre Mission erst richtig an. Drei magische Artefakte benötigen sie noch, um den Hütern den Garaus zu machen und Andrea Cremers „Nightshade“-Trilogie in „Die Entscheidung“ zu beenden.
Der Kampf der Sucher und Wächter gegen die Hüter geht in die letzte Runde. Nachdem die Wächterin Calla fast ihr gesamtes Rudel auf ihre Seite ziehen konnte, bereiten sie den großen Schlag gegen die Sucher vor. Doch dafür benötigen sie die restlichen drei Teile, die die Waffe des Sprosses, Shay, vervollständigen. Das ist nicht einfach. Mithilfe der Weberin Ariadne, die Portale zu jedem Ort der Welt öffnen kann, sind sie zwar schnell am Ziel, aber kampflos geben die Hüter die Artefakte nicht auf.
Schließlich kommt es im Haus von Bosque Mar, dem Onkel von Shay und mächtigen Gegenspieler der Wächter, zum Showdown. Dessen Ausgang wird entscheiden, ob die Wächter von da an für immer frei sind von der Herrschaft der Hüter …
Nach dem doch etwas zähen zweiten Band der Serie inszeniert Autorin Andrea Cremer das Finale mit Pauken und Trompeten. Die über 300 Seiten sind randvoll mit Handlung. Neben der Suche nach den magischen Artefakten und dem Kampf am Ende gibt es allerlei Actionszenen, Spannungen zwischenmenschlicher Natur – und natürlich die Dreiecksgeschichte zwischen Calla, Shay und Ren, einem weiteren Wächter, der Calla schon lange versprochen war, bevor sie Shay kennenlernte. Diese löst Cremer auf angenehm entspannte Art und Weise anstatt den Roman mit Kitsch und Schmalz zu überziehen.
Auch sonst macht sie vieles richtig. Die Geschichte ist dieses Mal wesentlich flotter und hat deutlich herausgearbeitete Höhepunkte, die sauber in ein spannendes Finale münden – überraschende Wendungen inklusive. Hinzu kommt eine gut erdachte Hintergrundgeschichte über Wächter, Hüter und Sucher, die interessant gestaltet ist.
Auch Hauptfigur Calla überzeugt erneut. Das Mädchen, das sich als Wächterin in einen Wolf verwandeln kann, meistert sein kompliziertes Leben mit Bravour. Ihr Umgang mit der Dreiecksgeschichte ist, wie gesagt, sehr gelungen. Sie ist sympathisch und es ist einfach, mit ihr mitzufühlen. Die Autorin gibt ihre Emotionen gut wieder und schreibt in einer jugendgerechten, aber nicht flappsigen Sprache. Sowohl Dialoge als auch Beschreibungen sind auf den Punkt gebracht.
„Die Entscheidung“ ist ein guter, ereignisreicher Abschluss der „Nightshade“-Serie, die in der Summe interessant, aber nicht herausragend ist. Sie hat einige gute Ansätze wie die tolle Hauptfigur oder die interessante Hintergrundgeschichte, aber vor allem der zweite Band schwächelte bei der Spannung. Er stellt eine Art Übergang zum letzten Band dar, der wiederum handlungstechnisch überzeugt. Dafür sorgen zahlreiche Ereignisse, überraschende Wendungen und eine runde Hintergrundgeschichte.
|Broschiert: 339 Seiten
Originaltitel: Bloodrose
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802587870|
http://www.egmont-lyx.de
http://www.andreacremer.com
Band 1: [„Die Wächter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7959
Band 2: _“Dunkle Zeit“_
Band 3: „Die Entscheidung“
Mit [„Die Wächter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7959 hat Andrea Cremer ihre „Nightshade“-Trilogie erfolgreich gestartet. Band 2, „Dunkle Zeit“, kann dieses Niveau allerdings nicht halten …
_Calla ist eine Wächterin._ Sie kann sich jederzeit in eine Wölfin verwandeln. Sie hat eine besondere Position inne, weil sie eine Alphawölfin ist und eigentlich zusammen mit Ren, einem jungen Alphawolf des anderen Rudels aus ihrer Gegend, ein neues Rudel gründen soll. Am Abend ihrer Vereinigung mit Ren erfährt sie, dass sie als Teil eines Rituals Shay umbringen muss, den Neuen an ihrer Schule, in den sie sich verliebt hat.
Calla gehorcht den alten Traditionen nicht. Anstatt sich mit Ren zu vereinigen und Shay zu töten, flüchtet sie mit dem Neuen. Das wird nicht gerne gesehen von den Hütern, die die Wächter befehligen. Eine dritte Partei, die Sucher, mischt sich ein und rettet Calla und Shay. Bislang sind die beiden davon ausgegangen, dass die Sucher ihre Feinde sind, doch nun stellt sich heraus, dass die Hüter das eigentliche Problem sind. Um sich von deren Bevormundung zu befreien, gibt es nur eine Möglichkeit: Shay. Er ist der Spross und mithilfe einer magischen Waffen kann er die Hüter besiegen. Dafür müssen sie aber noch weitere Wächter auf ihre Seite ziehen …
_Das größte Problem_ von „Dunkle Zeit“ ist sein Status als Übergangsband zwischen Anfang und Ende der Geschichte. Andrea Cremer hätte sich einen großen Gefallen damit zu tun, die Handlung der Reihe anders aufzuteilen. Im zweiten Band von „Nightshade“ geschieht nichts wirklich Aufsehenerregendes, nichts, was den Leser auf die Folter spannt. Es gibt noch nicht mal einen anständigen Cliffhanger. Vielmehr wird langwierig geplant, das Geheimnis der Hüter gelüftet und verschiedene zwischenmenschliche Probleme geklärt. Vor allem Calla, die zwischen zwei Alphawölfen, Shay und Ren, wählen muss, hat mit Letzterem einiges zu tun.
Die romantische Nebenhandlung kommt definitiv nicht zu kurz – schon deshalb nicht, weil Calla nach wie vor die Ich-Erzählerin der Geschichte ist. Ihrer Rolle als Alphawölfin wird sie gerecht. Andrea Cremer begeht nicht den Fehler, ihre Hauptfigur nur als pseudoemanzipiert zu gestalten. Calla schafft es, sowohl in ihren starken als auch schwachen Momenten authentisch zu wirken. Zwischen zwei Männern zu stehen hat schon vielen weiblichen Hauptfiguren das Genick gebrochen, aber Cremer achtet sorgfältig darauf, dass Callas Persönlichkeit stimmig wirkt.
Bei wem im Übrigen die Lektüre des ersten Bands der Serie schon etwas länger zurückliegt, muss nicht besorgt sein. In Form von Rückblicken sorgt Cremer dafür, dass die Erinnerung zurückkommt, auch wenn sie diese vielleicht ein wenig häufig auf den ersten Seiten einsetzt. Ansonsten ist die Geschichte auf gehobenem, aber jugendgerechten Niveau geschrieben und lässt sich leicht lesen.
_“Dunkle Zeit“ lässt sich_ angenehm lesen, ist aber vom Aufbau her nicht sehr gelungen. Der Spannungsaufbau ist mager, auch wenn für die Serie wichtige Informationen vermittelt werden. Derartige Übergangsbücher sind zwar immer schwierig zu schreiben, aber etwas mehr Spannung hätte es schon sein dürfen.
|Broschiert: 322 Seiten
Originaltitel: Wolfsbane
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583827|
http://www.egmont-lyx.de
http://www.andreacremer.com
Band 1: [„Das Amulett von Samarkand“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=353
Band 2: [„Das Auge des Golem“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1613
Band 3: „Die Pforte des Magiers“
Band 4: [„Der Ring des Salomo“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7964
_Wir schreiben das Jahr 950 v. Chr._ Israel wird von König Salomo beherrscht, der durch einen geheimnisvollen Ring unzählige gewaltige (und gewalttätige) Dämonen zugleich beschwören kann, die ihm eine unvorstellbare und nahezu uneingeschränkte Macht verleihen. Der heimtückische und gewitzte Dschinn Bartimäus allerdings steht nicht im Dienste des Königs, sondern in dem Khabas, des Grausamen, einem Zauberer an Salomos Hof, dem es anvertraut ist, die schwierigen Fälle, die widerspenstigen und aufbegehrenden Dämonen unter Kontrolle zu halten. Doch Bartimäus wäre nicht Bartimäus, würde er sich nicht auch gegen diesen Zauberer zu behaupten zu versuchen, was ihm schnell einen besonders lästigen Auftrag einbringt: Er soll die Wüste nach Banditen durchsuchen, die immer wieder Händler überfallen.
Als einzige Überlebende eines solchen Überfalles lernt Bartimäus schließlich die schöne und geheimnisvolle Asmira kennen. Was er und sein Gebieter allerdings noch nicht wissen, ist, dass das Mädchen von der Königin Sabas ausgesandt wurde, um sich an den Hof Salomos zu schleichen, den König zu töten und seinen Ring an sich zu nehmen. Ohne Hilfe allerdings kann ihr dieses wahnwitzige Unterfangen unmöglich gelingen, also befreit sie kurzerhand Bartimäus. Schnell muss Asmira allerdings erkennen, dass sie sich damit nicht nur einen Gefallen getan hat, denn Bartimäus ergreift natürlich wie immer jede Gelegenheit, es seinem Gebieter schwer zu machen. Dazu kommt, dass nicht nur König Salomo, sein hochgesicherter Palast und seine unzähligen Handlanger noch die ein oder andere Überraschung für die beiden parat haben, sondern auch der ehrgeizige Khaba und sein scheinbar ein Eigenleben führender Schatten für ihre Ziele über Leichen gehen würden …
_Nachdem ich die ersten drei Bartimäus-Bände_ ausgelesen hatte und damit rechnete, dass es keinen weiteren Teil der Reihe geben würde, war ich wirklich bitter enttäuscht, denn schon lange hatte ich kein Buch mehr gelesen, das mich vergleichbar mit seiner spannenden Geschichte fesselte, zum Mitfiebern bewegte oder mit seinem schrägen Humor so zum Lachen brachte. Umso höher allerdings waren die Erwartungen an „Der Ring des Salomo“, als ich hörte, dass es noch einen vierten Band geben sollte. Und enttäuscht wurden diese Erwartungen alles in allem keineswegs, auch wenn ich leider sagen muss, dass ich „Das Amulett von Samarkand“, „Das Auge des Golem“ und „Die Pforte des Magiers“ als einen Hauch besser empfinde als das neue Werk.
Das hat verschiedene Gründe; dazu gehört allerdings nicht, dass „Der Ring des Salomo“ in einer ganz anderen Zeit an einem ganz anderen Ort als die ersten Bände spielt. Zwar ist es etwas schade, nicht mehr vom jungen Zauberer Nathaniel zu erfahren, doch auch eine solche Vorgeschichte hat ihren Reiz, insbesondere, da viele neue Charaktere und Orte auftauchen, die Stroud gewohnt kreativ und farbenfroh mit Leben gefüllt hat. Negativ fällt allerdings ins Gewicht, dass die grundlegende Story dieses Buches schlichtweg etwas schwächer ist als die der Vorgänger. Zwar hat sich Stroud alle Mühe gegeben, die Geschichte mit spannenden Details auszuschmücken, doch jede Dekoration kann nur begrenzt punkten, wenn das darunter liegende Gerüst etwas blass ist. Die Story ist in ihren Grundzügen einfach zu vorhersehbar und wartet mit zu wenigen wirklich unerwarteten Wendungen auf, wodurch der Spannungsbogen alles in allem nicht so zum Zerreißen gespannt ist wie bei den ersten Bänden.
Glücklicherweise tut dies allerdings dem Unterhaltungswert des Buches insgesamt kaum Abbruch, denn allein schon der unglaublich hochmütige und zugleich makabere und fiese Humor des Dschinns, seine sarkastischen Sprüche in der Geschichte und Hintergrund-Erklärungen in den Fußnoten lassen den Leser das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Man kann von Bartimäus einfach nicht genug kriegen! Aus diesem Grund kann ich auch nur zum Kauf dieses Werks raten, auch wenn es sich hierbei nicht um die Weiterführung der Story, sondern den relativ typischen Vorgeschichten-Band der Reihe handelt, der in anderen Serien zumeist auf mangelnden Einfallsreichtum seitens des Autors schließen lässt. In diesem Fall allerdings würde ich mich sogar über weitere Vorgeschichten freuen, und da Bartimäus bereits über 5000 Jahre alt ist, bietet sich da doch bestimmt das ein oder andere Erlebnis an …
|Taschenbuch, 478 Seiten
Originaltitel: Bartimaeus – The Ring Of Salomo
Ins Deutsche übersetzt von Katharina Orgaß und Gerald Jung
ISBN-13: 978-3570223048|
http://www.bartimaeus.de
http://www.facebook.com/Bartimaeus.Dschinn
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/
_Jonathan Stroud bei |Buchwurm.info|:_
[„Bartimäus – Das Amulett von Samarkand“ (Hörspiel)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7020
[„Bartimäus – Das Amulett von Samarkand“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=711
[„Bartimäus – Das Auge des Golem“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1861
[„Drachenglut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3381
[„Die Eisfestung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3513
[„Die Spur ins Schattenland“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4635
[„Die Spur ins Schattenland (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4795
[„Valley – Tal der Wächter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5596
Der Raub eines nicht einmal besonders alten Pergamentbuches führt die drei Detektive in die Dienste von Professor Mathewson – einem Gelehrten für das Mittelalter. Unterstützt werden die drei Fragezeichen dabei von dessen Tochter Barbara, die sie zuvor zufällig am Marktstand eines Pergamentmachers kennenlernten. Der eigentliche Diebstahl des Folianten ist recht schnell aufgeklärt und auch die Wiederbeschaffung gelingt. Was bleibt, ist die Frage nach dem eigentlichen Motiv. Was wollte der Täter mit dem augenscheinlich ziemlich wertlosen Wälzer. Selbst mit den ausgebufftesten Tricks ihres Labors und vollem Einsatz ihres Verstandes können Justus, Peter und Bob keinerlei erkennbare Botschaft darin erkennen – sei sie im Text verschlüsselt oder per Geheimtinte eingebracht. Dennoch birgt das Buch tatsächlich ein für das bloße Auge unsichtbares Rätsel, welches die drei (vier) Jung-Schnüffler in die Vergangenheit Rocky Beachs führt – und darüber hinaus in nicht unerhebliche Gefahr!
_Eindrücke_
Erfreulicherweise bekommt die ???-Autorenriege in letzter Zeit offenbar immer wieder mal Zuwachs. Christoph Dittert legt mit diesem Buch sein Debüt für die drei Fragezeichen vor und man kann vorwegnehmen, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat. Sowohl das Spiel mit den – von Kennern der Serie übrigens auch goutierten – Klischees gelingt ebenso wie das Setzen eigener Impulse. Ein „Palimpsest“ hatten wir beispielsweise noch nicht. Klar, dass man bei inzwischen über 160 Bänden nicht immer alles revolutionär neu gestalten kann, sodass es beinahe zwangsläufig die eine oder andere Anleihe bei früheren Fällen und Figuren auftauchen kann. Das Thema: seltsames, altes Buch wie bei „Botschaft von Geisterhand“ etwa. Diesbezüglich fällt zudem die Ähnlichkeit beim Titel und dem Coverbild ins Auge. Mit Barbara gibt es eine weitere bemerkenswerte Parallele, auch vom Typ her, mit Jelena Charkowa. Allerdings hat Barbara auch noch genügend Potenzial und (schräges) Eigenprofil, um eventuell sogar noch einmal als Figur (wieder)verwendet zu werden.
Und sonst alles Takko? Jepp, eigentlich schon. Obwohl: Taekwando ist bekanntlich eine koreanische Kampfsportart. Bei einer – wenn auch amerikanisierten Chinesin – wäre demnach Kung-Fu als Mittel der Wahl vielleicht doch eine Spur authentischer gewesen. Egal. Ein kleiner (Denk-)Fehler hat sich übrigens doch frech in das Rätsel geschlichen, denn im anglo-amerikanischen Sprachraum gibt es bekanntlich gar keine Umlaute – hier verschlägt es jedoch ein „Ü“ in den Rätseltext. Mit ersatzweise verwendetem „UE“ wäre aber das schöne Gartenzaun-Chiffre blöderweise zum Teufel. Es ist halt schwer, mit einem in Deutsch codierten Hinweis ein amerikanisches Geheimnis zu beschreiben. Schwamm drüber. Wäre wohl mal wieder niemandem außer dem pedantischen Rezensenten ins Auge gesprungen und fällt somit in die Kategorie „Erbsenzählerei für Fortgeschrittene“. Abgesehen von solchen wirklich minimalen Lappalien kann man der Geschichte in Sachen Stimmigkeit nichts wirklich anlasten.
_Fazit_
Klar, alles schon mal irgendwie da gewesen und beileibe nichts Neues. Insbesondere die rätselgetriebene Hatz nach der Lösung, als actionreiches Kopf-an-Kopf-Duell mit der Gegenseite, ist eine sehr alte Bekannte wie Konstante. Dennoch ist Christoph Ditterts Erstling eine ausgewogene Kombination aus solch bewährten Elementen der Serie, die er gradlinig, sowie bis zum Schluss temporeich und spannend, über die Ziellinie bringt. Um, trotz einer Reihe von unbestreitbaren Gemeinsamkeiten, Plagiatsvorwürfen gegenüber „Botschaft von Geisterhand“ schon allein äußerlich vorzubeugen, wäre seitens des Verlages allerdings eine andere Titel- wie Covergestaltung unter Umständen geschickter gewesen. Das hätte dem Newcomer seinen gelungenen Start in die Serie bestimmt etwas leichter gestaltet. Aber so sind sie, die Leutchen aus der Marketingabteilung. Hoffen wir, dass er sich davon nicht abschrecken lässt und bald einen neuen Fall nachlegt. Der solide Grundstein dafür ist gelegt.
Richelle Meads „Vampire Academy“-Serie mag zu Ende sein, aber Egmont-Lyx hat mit der „Nightshade“-Serie von Andrea Cremer eine Reihe begonnen, die Fans von Rose Hathaway ebenfalls begeistern dürfte. Die Hauptfigur in „Die Wächter“ jedenfalls ist ähnlich sympathisch.
Calla Tor ist eine Wächterin. Sie kann sich jederzeit in einen Wolf verwandeln und ihre Passion ist das Kämpfen. Die Wächter sind den Hütern unterstellt, die weitreichende Befugnisse haben. So können sie beispielsweise beschließen, wann sich ein neuer Clan gründet und wer wen heiratet.
Auch Calla ist bereits versprochen. Sie soll Ren Laroche ehelichen, den Sohn des Alphawolfs des verfeindeten Bane-Rudels. Sie stellt ihre Zukunft nicht in Frage, obwohl Ren ein ziemlicher Macho ist. Doch als sie den gut aussehenden Shay vor einem Bärenangriff rettet, gerät ihr Weltbild ins Wanken. Auf einmal ist sie sich nicht mehr so sicher, ob sie Ren überhaupt heiraten möchte, denn auch von Shay, der wenig später neu auf ihre Schule kommt, fühlt sie sich angezogen.
Zudem hat der neue Mitschüler einen wachen Geist und hinterfragt die Dinge, die Calla nie anrühren würde. Er recherchiert über das Verhältnis zwischen Wächtern, Hütern und deren gemeinsamen Feinden, den Suchern. Dabei kommt er einem Geheimnis auf die Spur, dass nicht nur Calla in Gefahr bringt …
„Die Wächter“ hat all das, was ein gutes Jugendbuch ausmacht: eine starke Hauptfigur, eine Handlung voller Rätsel und Geheimnisse und einen mitreißenden Schreibstil. Mit Calla hat Andrea Cremer eine interessante Frauenfigur geschaffen, die zwischen zwei Jungen und alten Konventionen gefangen ist. Calla ist eine starke Frau, die mit der Zeit allerdings Unsicherheiten zeigt, vor allem in Bezug auf Shay und Ren. Die Autorin stellt Callas Liebeskonflikt zwar sehr ausführlich und anschaulich dar, driftet aber nie zu sehr ins Kitschige ab. Zudem vermeidet sie es, in die „Twilight“-Falle zu tappen und Calla als willenlosen Spielball zweier potenzieller Liebhaber zu zeichnen. Das Mädchen behält ihre Eigenständigkeit bis zum Ende der Geschichte und ist auch deshalb jemand, mit dem sich junge Leserinnen leicht identifizieren dürften.
Die Handlung ist geradlinig und löst und bildet Rätsel immer an den richtigen Stellen. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis zwischen Wächtern und Hütern. Am Anfang erklärt Cremer nur wenig dazu. Vieles reimt man sich selbst zusammen, das Übrige erläutert sie zu einem strategisch geschickten Zeitpunkt. Diese offenen Fragen tragen zu der Spannung bei, die bis zur letzten Seite anhält. Großartige Wendungen und Überraschungen darf man zwar nicht erwarten, die Autorin baut ihre Geschichte aber geschickt auf und lässt sie in einem Cliffhanger enden, der Lust auf die Folgebände der Serie macht.
Geschrieben ist „Die Wächter“ aus der Ich-Perspektive. Das erleichtert es, sich in die Geschichte hineinzufinden. Andrea Cremer wählt einen leicht verständlichen, aber nicht umgangssprachlichen Wortschatz, der sich leicht lesen lässt. Sie schreibt flott und nüchtern, verzichtet auf unnötigen Ballast und auch auf den Humor, der in diesem Genre häufig eingesetzt wird. Das ist aber kein Nachteil. Die Ernsthaftigkeit steht dem Buch sehr gut.
Mit „Die Wächter“ startet Cremers „Nightshade“-Serie vielversprechend. Der Roman ist handwerklich sehr gut gemacht, lässt sich gut lesen und ist spannend. Sicherlich weist das Buch nicht unbedingt viel Tiefgang auf, aber wer ähnlich gut unterhalten werden möchte wie von „Vampire Academy“ ist hiermit gut beraten.
Broschiert: 375 Seiten
Originaltitel: Nightshade
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3802583810
http://www.egmont-lyx.de
http://www.andreacremer.com
Der Autor Milne schrieb die Geschichten für seinen kleinen Sohn Christopher Robin Milne, dessen Stofftiere als Vorbilder für die Figuren des Buches dienten. Im Mittelpunkt steht Winnie der Pu alias Pu der Bär. Pu ist ein gutmütiger, etwas langsamer und vergesslicher Zeitgenosse, der in seiner Freizeit vor allem gefällige Lyrik verfasst und Honig nascht:
Singt Ho! Der Bär soll leben! / Es ist mir egal, ob Schnee oder Regen, / Meine Nase riecht Honig auf allen Wegen! […] Singt Ho! Leben soll Pu! / Er braucht einen kleinen Mundvoll ab und zu! (Pu der Bär, Hamburg 1989, S. 111)
Pus bester Freund ist „Ferkel“ (engl. Piglet), ein ängstliches, niedliches Schweinchen. In und um den Hundertsechzig-Morgen-Wald leben außerdem:
• die altkluge Eule „Oile“ oder „Eule“ (engl. Owl),
• der depressive und schnell gelangweilte Esel „I-Aah“ (engl. Eeyore),
• Kaninchen (engl. Rabbit), ein Kaninchen mit harter Schale, aber ausgesprochen weichem Kern,
• die Kängurumutter „Känga“ (engl. Kanga) und ihr Junges Klein-Ruh (engl. Roo),
• sowie der kleine Junge Christopher Robin als ursprünglicher Adressat der Geschichten.
http://en.wikipedia.org/wiki/Winnie-the-Pooh
_Der Autor_
Alan Alexander Milne, 1882 in London geboren und 1956 gestorben, war 1906 bis 1914 Journalist beim Satiremagazin „Punch“, Autor mehrerer Lustspiele und bedeutender englischer Kinderlyriker. Inspiriert zu den Pu-der-Bär-Geschichten wurde er von seinem Sohn Christopher Robin.
„Die Originalausgabe erschien am 14. Oktober 1926 im Londoner Verlag Methuen & Co. unter dem Titel Winnie-the-Pooh. Der zweite Band The House at Pooh Corner folgte 1928. Vom selben Autor erschienen die Kindergedichtbände „When We Were Very Young“ (1924) und „Now We Are Six“ (1927), die zum Teil auf demselben Figurenkosmos aufbauen. Alle vier Bände wurden von Ernest Shepard illustriert.
Die Geschichten um Pu wurden mit großem Erfolg in zahlreiche Sprachen übersetzt; auf Deutsch erschien Band 1 als „Pu der Bär“ bereits 1928, Band 2 als Pu baut ein Haus erstmals 1954. 1996 erschien eine Gesamt-Neuübersetzung von Harry Rowohlt. Die beiden Gedichtbände wurden 1999 in einem gemeinsamen Band unter dem Titel „Ich und Du, der Bär heißt Pu“ übersetzt.“ (Wikipedia)
_Die Geschichten_
Es ist nun mal so, dass Christopher Robin seinen Dad bittet, Winnie-der-Pu Geschichten zu erzählen. Und da Christopher Robin ein ganz lieber Junge ist und weil Pu-der-Bär am liebsten Geschichten über sich selbst hört, erzählt Dad Geschichten über Pu – der aber eigentlich Eduard Bär heißt und ein Teddy ist, der Christopher Robin gehört.
|1) Pu und die Bienen|
Es gibt nichts, was ein Bär lieber mag als Honig. Als Pu nun ein Gesumm hört und feststellt, dass sich das Gesumm hoch oben in einem Baum befindet und von Bienen stammt, schließt er daraus messerscharf, dass wo Bienen hoch oben sind, dort auch Honig sein muss – und er folglich hinaufklettern muss.
Bären sind wirklich große Denker, wie jedes Kind weiß. Aber nicht so gute Kletterer. Und deshalb bricht der Ast, auf den Pu klettert, und er fällt und fällt und fällt noch tiefer, bis er auf den Boden plumpst. Er denkt nach und hat eine Idee. Er bittet seinen lieben Freund Christopher Robin, ihm einen Luftballon zu leihen. Christopher Robin hat sogar zwei von einer Party übrig. Damit schwebt Pu auf die Höhe des Bienennestes – aber weiter kommt er nicht, denn es weht kein Wind. Was jetzt? Christopher Robin hat eine treffsichere Lösung …
|2) Pu und der Kaninchenbau|
Pu besucht seinen Freund, das Kaninchen, in seinem Bau. Kaninchen ist sehr vorsichtig, wie sich das für Tiere, die im Hundertsechzig-Morgen-Wald leben, gehört. Aber schließlich steckt Pu seinen Kopf durch den Vordereingang, so dass es sehen kann, wer es ist. Pu zwängt sich durch das Loch und isst. Weil das Essen bei Kaninchen so hervorragend ist, kommt er aber nicht wieder hinaus, sondern bleibt stecken. Was jetzt?
Der herbeigerufene Christopher Robin sagt ihm, dass er eine Woche warten müsse, bis er wieder so dünn sei, dass er durchpasse. Zum Glück hat jeder Kaninchenbau einen Hinterausgang, sonst wären für Kaninchen magere Zeiten angebrochen!
|3) Pu und Ferkel jagen ein Wuschel |
Pu besucht seinen Freund Ferkel im Wald. Es lebt in einer großen Buche und vor seiner Wohnung steht das Schild BETRETEN V. So habe sein Großvater geheißen, beteuert Ferkel. Soso. Und wie wärs mit einer Jagd auf Wuschel? Ferkel ist sofort dabei, und zusammen ziehen sie los, um Wuschelspuren zu suchen.
Tatsächlich stoßen sie fast sofort auf eine vielversprechende Spur in der Nähe der Buche. Als sie ihr neugierig, kommen erst eine Spur, dann noch eine und noch eine hinzu, bis sie vier Spuren folgen. Das sind aber eine Menge Wuschel hier! Bloß ist kein Einziges zu sehen. Das schon etwas müde Ferkel verabschiedet sich, um eine „Morgensache“ zu erledigen. Kaum ist es fort, als Pu von oben einen Pfiff hört. Es ist Christopher Robin, der auf einem Ast der Buche sitzt. Christopher Robin erklärt ihm, wie die vier Spuren der unsichtbaren Wuschels zustande gekommen sind. Pu nennt sich „verblendet“. Christopher Robin nennt ihn den besten Bär der ganzen Welt. Und wer könnte Christopher Robin widersprechen?
|4) I-Ah verliert einen Schwanz und Pu findet einen|
Pus Freund I-Aah, der alte graue Esel, weiß nicht, wie er sich fühlen soll: Er kann seinen Schwanz nicht finden. Pu ist ein feiner Kerl und verspricht, den verlorenen Schweif wiederzubeschaffen. Als Erstes geht er zu Eule, denn Eule weiß alles, was irgendjemand im Hundertsechzig-Morgen-Wald über irgendwas wissen kann.
Pu ist verblüfft von den zwei Schildern an Eules Tür im Baum. Wer klopft, signalisiert, dass er „KAINE NTWORT“ erwartet, und wer den Klingelzug betätigt, will, dass ihm NTWORT zuteilwird. Also tut Pu beides, nur um sicherzugehen. Eule erzählt, Christopher Robin habe die Schilder beschriftet. Das erklärt die Rechtschreibung. Eule meint, man müsse eine Belohnung auf den verlorenen Schwanz aussetzen, dann, wieso er sowohl eine Klingel als auch einen Türklopfer habe. Daraufhin schaut sich Pu den Klingelzug noch einmal GANZ GENAU an …
|5) Ferkel trifft ein Heffalump|
Christopher Robin bemerkt beim Picknick mit seinen Freunden Pu und Ferkel, er habe ein Heffalump gesehen. Die Freunde gehen nach Hause, rätseln aber, wie so ein Wesen aussehen mag. Um es herauszufinden, beschließt Pu, eines zu fangen. Aber wie, wenn man nicht weiß, was es mag, wo es lebt und wie groß es ist? Deshalb erbittet er Hilfe von Ferkel, der stolz darauf ist, dass Pu ihn fragt.
Sie beschließen, eine tiefe Grube zu graben und darin einen Köder aufzustellen. Da Pu Honig mag, dürfte das mysteriöse Heffalump auch nichts gegen Honig haben, und so holt er aus seinem Regal im Speisezimmer einen ganzen Topf voll Honig. Leider überlebt der Honig die Reise zur Grube nicht, denn Pu will sicher sein, dass nicht etwa ein Stück Käse am Boden des Topfes verborgen ist. Nur ein kleiner Rest am Boden des Topfes ist übrig.
In der Nacht findet Pu keinen Schlaf. Er träumt von riesigen Heffalumps, die sich über den Honigtopf hermachen. Er springt aus dem Bett, um die Grube zu kontrollieren. Am Morgen findet Ferkel tatsächlich ein schreckliches Wesen in der Grube, das schreckliche Laute ausstößt. Entsetzt eilt er zu Christopher Robin. Als der das „Heffalump“ erblickt, fängt er an zu lachen …
|6) I-Aah hat Geburtstag und bekommt zwei Geschenke|
I-Aah, der alte graue Esel, bläst Trübsinn am Bach. Als Pu das sieht und nach dem Grund fragt, erzählt I-Aah, dass er heute Geburtstag hat. Aber sieht Pu vielleicht Frohsinn und Tanz? Nein, denn es ist niemand da, um mit ihm diesen Anlass zu feiern. Da beschließt Pu, I-Aah mit einem Geschenk aufzumuntern, geht nach Hause und findet dort Ferkel vor der Tür. Dem erzählt er von I-Ads Trübsinn.
Während Pu einen Honigtopf besorgt – an dem sich Ferkel nicht beteiligen kann, danke – , überlegt Ferkel, was es dem alten Grauohr schenken kann, um ihn aufzumuntern. Einen Ballon vielleicht? Ja, einen schönen roten Ballon!
Doch als es bei I-Aah eintrifft, ist der Ballon nur noch einen geplatzter Fetzen und Pu bringt keinen vollen, sondern einen leeren Honigtopf. Dennoch freut sich I-Aah, dass sich so viele Leute an seinen Geburtstag erinnert haben. Und der leere Topf erweist sich in der Tat als nützlich: Der leere Ballon passt exakt hinein …
|7) Känga und Klein Ruh kommen in den Wald und Ferkel nimmt ein Bad|
Als Känga und ihr Kind Klein Ruh im Hundertsechzig-Morgen-Wald auftauchen, fragen sich die Tiere, woher sie kommen und was sie hier wollen. Sie beschließen, dass die beiden wieder verschwinden sollen. Kaninchen als der Schlaueste heckt einen genialen Plan aus, um dies zu erreichen. Sobald sie Klein Ruh entführt haben, wollen sie Känga dazu erpressen, wieder zu verschwinden, dann könne sie Ruhs Aufenthaltsort erfahren.
Für die Ausführung des Plans sind der Einsatz von Pu-Bär als Ablenkung und Ferkel als Ruh-Ersatz vorgesehen. Alles klappt wie am Schnürchen, doch als Ferkel in Kängas Wohnung eintrifft, während Ruh bei Kaninchen weilt, dreht Känga den Spieß um …
|8) Christopher Robin leitet eine Expotition zum Nordpohl|
Eines Tages beschließt Christopher Robin, mit allen seinen Freunden eine Expedition zu unternehmen, um den Nordpohl zu entdecken. „Was ist eine Expotition?“ will Pu wissen. Christopher Robin versucht es ihm zu erklären: „Alle gehen hintereinander, um etwas zu entdecken. Hol Proviant!“ „Proviant?“ „Sachen zum Essen.“ Das lässt sich Pu nicht zweimal sagen, und er sagt seinen Freunden, was abgeht und dass sie mitkommen sollen.
Nur einmal fragt Christopher Robin seinen Freund Kaninchen an einer Stelle des Weges heimlich: Wie sieht er aus, der Nordpohl?“ Kaninchen wusste es mal, beteuert er, aber er hat es vergessen. Pu singt ein Lied über die Expotition, das sehr schön ist, aber das Ferkel nicht versteht.
O-Ton: „Nach kurzer Zeit waren alle oben im Wald versammelt, und die Expotition fing an. Zuerst kamen Christopher Robin und Kaninchen, dann Ferkel und Pu; dann Känga mit Ruh in ihrem Beutel und Eule; dann I-Ah; dann, zum Schluss, Kaninchens sämtliche Bekannten-und-Verwandten.“
Als sie sich am Bach ausruhen, geht Klein Ruh, der Sohn von Känga, ins Wasser, um sich zu waschen. Und kaum hat man sich’s versehen, schwimmt er auch schon davon! Känga schreit auf, er werde ertrinken, und alle beeilen sich, den Kleinen zu retten. Bis es Pu gelingt, einen Stock über den Bach zu halten, an den sich Klein Ruh klammern und an dem er herausklettern kann.
Während Klein Ruh jubelt, dass er erstmals geschwommen sei, schaut Christopher Robin Pu genau an und fragt ihn, woher den Stock genommen hat. Pu weiß es nicht. Christopher Robin erklärt, dass Pu den Nordpohl gefunden hat und stellt ein Schild auf, um dies zu dokumentieren. Ein historischer Augenblick im Hundertsechzig-Morgen-Wald.
|9) Ferkel ist völlig von Wasser umgeben|
Es regnet und regnet und regnet, tagelang. So lang, bis Ferkel in seiner Baumwohnung völlig von Wasser umschlossen ist. Es fühlt sich einsam. Was jetzt wohl seine Freunde machen? Mit einem Freund wäre es viel angenehmer. Da fällt ihm ein, was Christopher Robin machen würde: eine Botschaft in einer Flasche verschicken! Diese Flaschenpost verschickt Ferkel als Hilferuf. Wird sie ankommen?
Jedenfalls nicht so bald. Denn Pu, der glorreiche Entdecker des Nord-Pohls, schläft den Schlaf der Gerechten, dann wartet er auf einem Ast, auf dem ihm zahlreiche Honigtöpfe Gesellschaft leisten. Es regnet weiter, bis sich der Fluss auch zu Christopher Robin ausgebreitet hat, der plötzlich auf einer Insel lebt!
Pu entdeckt Ferkels Flaschenpost, und weil er nur den Buchstaben P in „PFERKEL“ lesen kann (er ist ja von kleinem Verstand), denkt er, sie sei für ihn. Was völlig zutreffend ist. Mit einem kleinen Schiff namens „Der Schwimmende Bär“, das aus einem leeren Honigtopf besteht, segelt er zu seinem besten Freund. Christopher Robin liest sie ihm vor. Ferkel ruft sie zu Hilfe! Doch wie sollen sie zu Ferkel gelangen?
Da hat Pu erneut einen umwerfenden Gedankenblitz. Und Christopher Robins Regenschirm spielt dabei eine wichtige Rolle …
|10) Christopher Robin lädt zu einer Pu-Party ein|
Weil es Pu gelungen ist, sowohl den Nord-Pohl zu entdecken als auch Ferkel zu retten, will Christopher Robin Pu zu Ehren eine Party feiern. Eule soll alle Freunde einladen. Was der weise Freund auch tut, auch wenn sich der griesgrämige alte I-Aah sehr darüber wundert. Alle, alle kommen. Christopher Robin hat für Pu ein tolles Geschenk. Das kann er ihm aber erst überreichen, nachdem sich I-Aah, der ein wenig verwirrt ist, für diese Feier zu SEINEN Ehren bedankt hat …
_Mein Eindruck_
Die Tiere in diesem kleinen Arkadien des Hundertsechzig-Morgen-Waldes (auf der gleichen Farm übrigens, auf deren Anwesen Rolling-Stones-Gitarrist Brian Jones den Tod fand) erinnern an kleine Erwachsene. Sie haben ihre Eigenarten und werden durch sie charakterisiert. Der kindliche Leser kann sie leicht als verkappte Erwachsene durchschauen: I-Aah ist der einsame Griesgram, Eule verbirgt sein Nichtwissen hinter langen, komplizierten Wörtern und Kaninchen ist praktisch die Schlange im Paradies. Es ist das einzige Wesen, das kein Vertrauen für Fremde und Zugezogene aufbringt (in der Känga-Episode).
Känga und Ruh sind eine alleinstehende Mutter und ihr Kind – etwas sehr Ungehöriges in postviktorianischen Zeiten. Vielleicht dachten sich die erwachsenen (Vor-) Leser, sie sei eine Soldatenwitwe, deren Mann im 1. Weltkrieg fiel. Und dann sind da noch das kleine Ferkel und natürlich die Titelfigur Pu. Ferkel ist so klein und schutzbedürftig, dass er praktisch zu Pus kleinem Neffen oder Patenkind wird.
Pu ist „ein Bär von sehr wenig Verstand“, wie er behauptet, aber eine um die andere Episode belegt, dass dies ganz und gar nicht der Fall ist. Er hat zwar ein sehr kurzes Gedächtnis, aber dafür ein großes Gemüt und einige geniale Geistesblitze, so etwa die Sache mit dem Regenschirm, der als Boot dienen kann. Pu ist auch ein feiner Dichter. Seine Verse sind zwar sehr schlicht, aber für jedes Kind nachvollziehbar.
Und er sorgt dafür, dass die Komödie nicht zu kurz kommt. Durch seine Gier nach dem letzten Rest Honig, der sich in dem als Köder aufgestellten Honigtopf befinden muss, fällt er in die selbstgegrabene Grube, stülpt sich den Topf übern Kopf – und torkelt unversehens als schröckliches „Heffalump“ herum. Das kindliche Ferkel ist zu jung, um Bär und Heffalump zu unterscheiden, Christopher Robin ist jedoch alt und klug genug, den Bär im Heffalump zu erkennen.
Für seine Tiere spielt der etwa vier Jahre alte Christopher Robin den Vater, aber auch Freund und Partner. Er kann zwar keine Rechtschreibung – statt „Nord-Pohl“ schreibt er „Not-Pohl“ – , aber dafür leitet er Partys und „Expotitionen“. Wie viele Kinder fallen ihm fiktive Dinge ein, so etwa Heffalumps und Wuschel, denn die Welt ist noch ein magischer Ort.
|Das Rätsel|
Der eigentliche Knackpunkt des Buches ist jedoch die Erzählsituation. Sie ist ebenso merkwürdig, wie die Geschichten erzählt sind. Christopher Robins Vater hat früher schon Geschichten von Pu erzählt (in „When We Were Very Young“ und „When We Were Six“), denn Pu ist bekanntlich Christopher Robins Teddybär. Aber diesmal bittet ihn sein Sohn, Geschichten FÜR Pu zu erzählen.
Bisher dachte Vater, dass Pu „Eduard Bär“ geheißen habe, aber jetzt erfährt er von Christopher Robin, dass Pu jetzt „Winnie DER Pu“ heiße und sich „J. Sanders“ nenne, weil dieser Name an seiner Wohnung stehe. Hm, was für ein Durcheinander, denkt Vater vielleicht insgeheim, aber er will seinem lieben Sohn keinen Wunsch abschlagen und beginnt, ihm Geschichten ÜBER und MIT Pu zu erzählen.
Der Schluss ist ebenso seltsam. Ohne jeden Übergang springt der Erzähler, also Vater, zusammen mit Christopher Robin aus der letzten Geschichte heraus und wieder zurück in die Erzählsituation. 18 Zeilen sind diesem Epilog, der eigentlich keiner ist, reserviert. Christopher Robin geht zurück zur Tür, den Teddybär Pu hinter sich herziehend. Jetzt heißt es genau aufpassen! Und dann geht erst Christopher Robin die Treppe hoch, eine Sekunde später jedoch auch Pu hinter ihm her, rumpeldipumpel. Ist Pu nun lebendig oder nicht? Diese Frage muss der kleine Leser selbst entscheiden.
|Abenteuer|
Nur scheinbar leben Pu und seine Freunde abgeschieden am Waldrand. Es ist ein idealisiertes Britannien, wie man es nur südlich und westlich von London findet, in den sogenannten „Home Counties“, also Gründer-Grafschaften Sussex, Essex, Surrey, Berkshire (und früher gab es auch Middlesex). Die Endsilbe -sex weist auf die Sachsen hin, die das Gebiet eroberten und besiedelten. Das Königreich Wessex hat nur in der Literatur existiert, etwa bei Thomas Hardy.
Diese Gegend scheint so sicher zu sein, sicherer geht’s gar nicht. Und doch gibt es Gefahren. Da ziehen Fremde wie Känga und ihr Klein Ruh zu, werden gleich verdächtigt und Opfer einer Kindesentführung. Eine riesige Überschwemmung macht alle zu vereinsamten Opfern – was den ewigen Pessimisten I-Aah überhaupt nicht aus der Fassung bringt. Nur gute Einfälle wie die Flaschenpost Ferkels und die zwei „Schiffe“ Pus helfen den Bewohnern.
Auch Expeditionen bringen nicht immer nur Freude. Klein Ruh nutzt sie beispielsweise, um schwimmen zu lernen. Schon wieder spielt Wasser eine unheilvolle Rolle: Es nimmt ihn mit auf eine Reise, die ihn das Leben kosten könnte. Ein Glück, dass ihn die solidarische Hilfe der Freunde aus dem Fluss klettern lässt – an jenem Pfahl, der wenig später zu solchem Ruhm als der „Nord-Pohl“ kommen soll. Und Pu ist sein Entdecker! (Mehr zum „Pohl“ unter „Übersetzung“.)
Gegenseitige Hilfe aus Freundschaft und Solidarität ist die positive Kraft in dieser kleinen Gemeinschaft. Aber es gibt auch entgegengesetzte Kräfte. Pus unersättlicher Appetit auf Honig entfremdet ihn sich selbst und lässt ihn als „Heffalump“ erscheinen. Die Angst vor Fremden führt zur Kindesentführung, unter der Känga zu leiden hat. Und die alten Gestalten Eule und I-Aah sind nicht wirklich eine Hilfe, sondern verwirren lediglich den Verstand.
_Die Übersetzung_
Harry Rowohlt hat das Buch kongenial erzählt, mit viel Lautmalerei wie „rumpeldipumpel“ oder „holterdiepolter“. Auch Pus Gedichte fand ich sehr gelungen. Aber nicht immer erschließt sich einem der Wortwitz des englischen Originals. Das beste Beispiel ist die Sache mit dem Nord-Pohl.
Im Englischen bezeichnet das Wort „pole“ sowohl einen Pfahl als auch einen Pol. Der Autor machte daraus ein Wortspiel, das im Deutschen nur dann nachzuvollziehen ist, wenn man ein Norddeutscher ist. Denn dort bezeichnet „Pohl“ einen Pfahl, wie es der Übersetzer auch an einer Stelle gleichsetzt. Wenn also Christopher Robin den Nordpohl mit einem Pfahl (Pohl) bezeichnet und das zugehörige Schild daran mit „Notpohl“ beschriftet, so ist das nichts als die reine Wahrheit.
_Schilder_
Überhaupt Schilder. Es gibt in diesem Kinderbuch jede Menge davon, viel mehr als in jedem anderen Kinderbuch, das ich kenne. (Man erinnert sich vielleicht an Bilbo Beutlins Schild am Garteneingang „Betreten verboten. Außer für Verwandte.“) Aber von diesen Schildern ist kein Einziges ernstzunehmen, was auf die satirische Absicht des Autors schließen lässt.
Alle Aufschriften sind nämlich entweder bruchstückhaft und erhalten darum eine andere, erdichtete Bedeutung. Oder sie sind so unkorrekt geschrieben, dass sie jeden Sinn verlieren (wie „Notpohl“). Hier führt der Autor erwachsenes Streben nach Ordnung ad absurdum. Der Gipfel in dieser Hinsicht bildet das Schild „J. Sanders“ an der Tür von Pus Wohnung: Es hat rein gar nichts mit dem Bewohner zu tun.
Semiotiker hätten ihre helle Freude daran: Das Bezeichnete (Pu) stimmt mit dem Bezeichnenden (Schild) nicht überein und überführt so den Bezeichner (Urheber) als Narren – oder als spielenden Schalk.
_Die Zeichnungen_
Dieses Buch war von Anfang ohne die Zeichnungen von Ernest H. Shepard undenkbar. Die meist niedlichen kleinen Figuren sind zur Inkarnation der erzählten Figuren geworden, ähnlich wie die Figurenzeichnungen Tenniels zu den beiden ALICE-Büchern. Aber es gibt auch große Zeichnungen, so etwa ganze Bäume, die so hoch wie die Seite sind. Das wird etwa nötig, wenn Pu zu den Bienen hinaufkraxelt oder wenn Christopher Robin Eule besucht.
Manchmal sind auch ganze Handlungsabläufe zu bewundern, die fast an ein Daumenkino erinnern. Das wird besonders deutlich, wenn man sich anschaut, wie Pu versucht, auf einem Honigtopf Boot zu fahren. Die beiden können sich nicht entscheiden, wer oben sein und steuern soll. Dinge entfalten unversehens eine geheime Tücke des Objekts. Das passt bestens zur Erzählung.
Die einzige Figur, die nie in Erscheinung tritt, ist der Erzähler selbst: Christopher Robins Vater. Vielleicht war das der Grund, warum der Autor eifersüchtig auf den Zeichner wurde, wie Peter Hunt in „An Introduction to Children’s Literature“ (siehe meinen Bericht) auf Seite 114 (Anmerkung 18) berichtet. Und da Christopher Robin eine echte Person war, hat er zeit seines Lebens unter den Pu-Geschichten zu leiden, das Opfer des Kults, den sein Vater ausgelöst hatte (ebenda, Anmerkung 19).
_Unterm Strich_
Ich bespreche die Ausgabe der Süddeutschen Zeitung von 2005. Sie folgt der Ausgabe des Züricher Atrium-Verlags von 1987 sowie des Dressler-Verlags von 1999 und umfasst sowohl die Gedichte und Kapitelüberschriften als auch sämtliche klassischen Zeichnungen von Ernest H. Shepard. Es handelt also um eine Fassung, die dem Original und dessen Bestandteilen so nahe wie möglich entspricht.
Man findet Versionen, die viel modernere Zeichnungen aufweisen. Aber kaum eine kommt mit dem lebhaften Sprachduktus daher, den Harry Rowohlt seinem Text verliehen hat. Bei der „verrückten Teeparty“ im letzten Kapitel etwa „knallt“ Christopher Robin seinen Löffel auf den Tisch, statt dezent damit zu klopfen. Sofort herrscht Schweigen in der seltsamen Tier-Runde.
Es gäbe noch zahlreiche weitere Beispiele. Aber es zeigt, dass der Text zum VORLESEN gedacht und auch entsprechend übersetzt worden ist. Bei seinen Lesungen hat Rowohlt wohl auch die Tierstimmen entsprechend nachgemacht: das Brummen von Pu, das griesgrämige Wiehern von I-ah, das Quieken von Ferkel, die Stottern und Zischen von Eule, das schnelle Mümmeln von Kaninchen usw. Er hat mehrere Hörbücher aufgenommen, die bestimmt sehr lustig sind.
Die Eigenarten dieser Figuren ergeben ein kleinen Mikrokosmos, in dem zunächst alles harmlos idyllisch zu sein scheint, Doch die Idylle trügt: Hier finden Kindesentführungen, Expeditionen, Rettungsaktionen, ein Honigraub sowie Überschwemmungen statt. Fallgruben werden ebenso gebaut wie riskante Flugexpeditionen unternommen.
Der einzige Souverän in diesem Land ist ein Mensch, nämlich das Kind Christopher Robin. Erwachsene haben hier nichts zu melden, wie ihre absurden Schilder beweisen. Deshalb tritt der Erzähler auch nie selbst auf, allenfalls in der Einleitung und am Schluss. Hier gibt es für das kleine Kind viel zu lernen, es wird dargeboten auf fantasievolle, schalkhafte Art und Weise. Es ist so viel zu lernen, dass ich jedes Mal nur ein oder zwei Kapitel zu lesen wagte, um ordentlich darüber nachdenken zu können. So hat die Lektüre mehrere Tage gedauert. Aber sie war den Ausflug in den sonderbaren Hundertsechzig-Morgen-Wald wert.
Hinweis: Es gibt zwei Fortsetzungen, nämlich „Pu baut ein Haus“ und „Warum Tieger nicht auf Bäume klettern“.
|Gebunden: 135 Seiten
Originaltitel: Winnie the Pooh, 1926
Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Harry Rowohlt
ISBN-13: 978-3866151024|
_|A. A. Milne bei |Buchwurm.info|:_
[„Das Geheimnis des roten Hauses“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5617
Band 1: _“Frostkuss“_
Band 2: „Kiss of Frost“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Dark Frost“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Crimson Frost“ (2013)
Band 5-6: geplant
Mein Name ist Gwen Frost und ich verfüge über die seltene »Gypsy-Gabe« …
Sie sind die Nachkommen sagenhafter Kämpfer wie Spartaner, Amazonen oder Walküren und verfügen über magische Kräfte. Auf der Mythos Academy lernen sie, mit ihren Fähigkeiten umzugehen und sie richtig einzusetzen.
Band 1: _“Gefährliche Lügen“_
Band 2: Spark (noch ohne dt. Titel)
Band 3: geplant
Die 15-jährige Waverly gehört zu den ersten Kindern, die an Bord des Sternenschiffes Empyrean geboren wurden. Jedermann erwartet, dass sie bald ihren Freund Kieran heiraten wird, um eine Familie zu gründen und das Überleben der Menschheit auf der langen Reise zu einem fernen Planeten zu sichern. Waverly liebt Kieran sehr – aber ist sie trotzdem schon bereit, so früh diesen entscheidenden Schritt zu gehen? Das friedliche Leben endet dramatisch, als wie aus dem Nichts das lange verschollen geglaubte Schwesterschiff angreift, die Erwachsenen tötet und alle Mädchen entführt. Während Kieran auf der schwer beschädigten Emphyrean um sein Überleben kämpft, muss Waverly viele Lichtjahre entfernt alles daransetzen, zu ihm zurückkehren zu können … (Verlagsinfo)
_Kritik_
Mit dem Auftakt ihrer „Sky Chasers“-Trilogie „Sternenfeuer – Gefährliche Lügen“ ist der Autorin Amy Kathleen Ryan ein überzeugender Genremix aus Dystopie und Science-Fiction gelungen.
In ein spannendes Science-Fiction-Setting bettet die Autorin eine gut verpackte Gesellschafts- und Religionskritik, die zum Nachdenken anregt. Menschenverachtende Taten, entschuldigt durch politische und religiöse Ansichten, lassen die Leser so manches Mal schlucken. Während auf der Empyrean Verbrechen und Manipulation aus purer Arroganz begangen werden, werden diese auf dem Schwesternschiff New Horizon mit dem angeblichen Willen Gottes gerechtfertigt. Obwohl der Klappentext unter anderem auf eine gefühlvolle Romanze schließen lässt, tritt diese stark in den Hintergrund. Getragen wird „Sternenfeuer – Gefährliche Lügen“ von den gesellschaftskritischen und dramatischen Entwicklungen, die den Verlauf des Plots ausmachen. Auch der Kampf um das Überleben und das Erreichen der so unterschiedlichen Ziele bekommen Raum in dem futuristischen Plot.
Der Schreibstil der Autorin ist eher schlicht und recht schnörkellos. So liest sich die Geschichte einfach und die Leser bekommen kaum Stolpersteine in den Weg gelegt. Allerdings werden so teilweise auch die Beschreibungen der Raumschiffe recht einfallslos und wenig detailliert dargestellt. Besonders Fans der Science-Fiction dürften hier enttäuscht sein. Leser, die sich allerdings das erste Mal auf dieses Gebiet trauen, werden einen spielend leichten Einstieg finden.
Abwechselnd aus der Perspektive von den beiden Protagonisten Waverly und Kieran werden die Abenteuer der interstellaren Reise erzählt. Anfangs wechseln sich die Kapitel noch ab, aber im Verlauf der Geschichte werden diese Abstände immer größer, und nicht immer gelingt es so, sich direkt wieder auf die jeweiligen Darsteller einzustellen. Dennoch ist dieser Perspektivenwechsel nötig, schließlich spielen die Ereignisse sich auf verschiedenen Schiffen ab, und nur so ist es möglich, Einblicke in die Vorkommnisse des jeweils anderen Schiffes zu bekommen.
Nach einem kurzen Einstieg in die Geschichte zieht die Autorin den Spannungsbogen rasant an und hält dieses Tempo durchgehend. Auch die Härte nimmt zu. Folter, psychische und physische Gewalt, Manipulation und Rücksichtslosigkeit sind Themen, die ausführlich behandelt werden. Die Autorin versteht es, den Lesern eine Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen. Da lässt den Leser die empfohlene Altersempfehlung schlucken – ab zwölf Jahren ist hier definitiv zu früh angesetzt.
Ihre jugendlichen Protagonisten hat Amy Kathleen Ryan sehr gewissenhaft konzipiert. Nicht so ihre erwachsenen Figuren, denn diese bleiben nur durch extreme Grausamkeit in Erinnerung oder zeigen sich trivial und entsetzlich naiv. Mehr als Statisten sind sie meist nicht. Waverly und Kieran sind starke Charaktere, die Schwächen kaum zeigen und rasch an den ihnen zugedachten Aufgaben wachsen.
Dem |Pan|-Verlag ist einmal wieder ein Cover gelungen, welches direkt ins Auge fällt, schlicht und doch – oder gerade deswegen – eindrucksvoll.
_Die Autorin_
Amy Kathleen Ryan wuchs in Jackson im amerikanischen Bundesstaat Wyoming auf. Sie studierte Anthropologie und Englische Literatur in Wyoming und Vermont, bevor sie sich ganz dem Schreiben zuwandte.
_Fazit_
Der Auftakt der Sternenfeuer-Trilogie „Gefährliche Lügen“ besticht durch zeitgemäße sozial- und gesellschaftskritische Themen, welche in ein interessantes Science-Fiction Szenario verpackt wurden.
Ich kann „Sternenfeuer“ auf jeden Fall an Leser weiterempfehlen, die sich gerne am Genre Science-Fiction versuchen möchten oder an gesellschafts- und religionskritischen Themen interessiert sind.
Interessierten Lesern sei aber in jedem Fall empfohlen, die [Leseprobe]http://www.pan-verlag.de//buch/Sternenfeuer/978-3-426-28361-5 vorab anzusteuern.
Band 1: [„Das Elfenportal“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=313
Band 2: [„Der Purpurkaiser“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1249
Band 3: [„Der Elfenpakt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2959
Band 4: [„Der Elfenlord“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4588
Band 5: _“Der Elfenthron“_
_Culmella Chrysotenchia_, kurz Mella genannt, ist eindeutig die Tochter ihrer Mutter! Sie hat sich einfach in die Gegenwelt davongemacht, um ihre Großmutter Atherton kennenzulernen. Blue und Henry machen sich auf, ihre unternehmungslustige Tochter wieder zurückzuholen, aber wie das nun mal so ist … auf dem harmlosen kurzen Ausflug ist so ziemlich alles schiefgegangen und Mella ist längst nicht mehr dort, wo sie ursprünglich hin wollte!
_Die Riege der Personen_ ist nahezu identisch zu den Vorgängerbänden. Selbst Mr. Fogarty taucht noch einmal auf. Lediglich zwei Figuren sind neu und quasi unverbraucht:
Die eine ist natürlich Mella. Mella hat durchaus einiges mit ihrer Mutter gemeinsam: Sie ist lebhaft, unternehmungslustig und neigt zu Alleingängen. Außerdem reagiert sie ziemlich geistesgegenwärtig. Allerdings ist sie leichtsinniger als Blue und nimmt ihre Rolle als zukünftige Kaiserin nicht ganz so ernst, wie sie sollte.
Und dann wäre da noch Aisling. Aus der zwar etwas lästigen, aber sonst nicht besonders auffälligen kleinen Schwester ist eine unerträgliche Nervensäge geworden. Sie ist dumm, selbstsüchtig, neidisch, hochnäsig, eitel und rechthaberisch. Sie hört nie zu, weiß alles besser und ist selbstredend niemals an etwas schuld.
Mag sein, dass eine solche Ansammlung schlechter Eigenschaften übertrieben wirkt, dennoch läuft Aisling Mella ziemlich den Rang ab. Denn so unausstehlich die Frau sich auch benimmt, die Wirkung, die der Autor damit erzielt, ist einfach nur schräg! Aisling war ein echter Gewinn für die Geschichte, vor allem, weil Chalkhill und Brimstone in diesem Band ein wenig blass daherkommen. Brimstones Paranoia ist ja recht nett, auch die Art und Weise, wie die beiden immer noch versuchen, sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Mit dem sprühenden Witz aus den vorigen Bänden können sie aber nicht mehr mithalten.
Ähnliches lässt sich von der Handlung sagen. Der Plot ist so einfallsreich, wie man es von Herbie Brennan gewohnt ist. Allein die Umsetzung hat diesmal nicht so recht geklappt. Ist es dem Autor im ursprünglichen Zyklus noch gelungen, die genauen Zusammenhänge bis fast zur letzten Seite vor dem Leser zu verbergen, ist diesmal recht schnell klar, woher der Wind weht. Das allein hätte womöglich nicht einmal gestört. Spätestens nach dem Zusammentreffen von Mella und Lord Hairstreaks Ziehkind löst sich die ganze Sache jedoch so einfach und problemlos auf, dass ich doch ziemlich enttäuscht war. Ein wenig mehr Anstrengung hätte die Lösung der Situation ruhig kosten dürfen.
Was die Magie angeht, so wurde dieser Aspekt lediglich durch die Mantikore ausgebaut, Mischwesen, die hier von Zauberern entworfen und geschaffen wurden. Der Zweck dieses Schöpfungsaktes hätte ein gutes Spannungsinstrument abgegeben, nur leider verpufft dieser im selben Moment, in dem die Mantikore in Form eines Einzelwesens in den Vordergrund rücken.
Wenn die Geschichte insgesamt schon etwas schwächelt, fallen logische Knicke umso mehr ins Gewicht. Wie kommt es, dass Mella bis zum Haus ihrer Großmutter drei Tage braucht? Eigentlich kann man das locker in ein paar Stunden schaffen, wie Blue und Henry gleich darauf beweisen. Und wie kommt es, dass Blue sich im Epilog nicht an den Namen von Hairstreaks Braut erinnern kann, wo Mella ihr doch alles erzählt hat? Das sieht Blue gar nicht ähnlich.
_Bleibt zu sagen_, dass |Fearie-Wars – Die nächste Generation| es nicht geschafft hat, mit dem Original mitzuhalten. Zwar gibt es auch hier ein paar amüsante Szenen, jedoch vermisste ich die Energie, die dem Humor der ersten vier Bände innewohnte. Auch die Spannung, wie sie vor allem der unmittelbare Vorgänger erzeugt hat, fehlt hier völlig. So ist diese Neuauflage zwar ganz nett, aber bei Weitem nicht mehr die mitreißende, spritzige Lektüre, wie es die Geschichten um Henry, Blue und Pyrgus waren. Vielleicht kehrt ja ein Teil des ursprünglichen Esprits in Band sechs noch einmal zurück. Denn wie der Epilog vermuten lässt, wird es den wohl geben, und sollte Aisling darin vorkommen besteht durchaus Hoffnung.
_Herbie Brennan_ lebt und arbeitet in Irland, und das sehr fleißig. Er hat Unmengen von Büchern geschrieben, von Historik über Psychologie und Esoterik bis Fantasy, von Romanen über Kurzgeschichten bis zu Software, für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Außerdem arbeitet er für’s Radio. Außer den Fairy Wars sind auf Deutsch zwei Kinderbücher von ihm erschienen, „Elfenquatsch“ und „Zartok aus dem All“.
|Taschenbuch 330 Seiten
Originaltitel: The Faeman Quest
Deutsch von Martin Ruben Becker
ISBN-13: 978-3-423-21359-2|
http://www.herbiebrennan.com
http://www.faeriewars.com
Als Cat einen alten Halsreif findet, legt sie ihn sich neugierig um. Dumm nur, dass das Schmuckstück mit einem Fluch belegt ist und sie geradewegs in die Vergangenheit befördert. Zu allem Überfluss lässt sich der Kupferreif auch nicht mehr von ihrem Hals entfernen. Wären da nicht die kräuterkundige Dorothea und deren Bruder Jakob, der Cats Herz schneller schlagen lässt, würde sie wohl verzweifeln, vor allem, da der Halsreif sich immer enger zusammenzieht … (Verlagsinfo)
_Kritik_
Mit „Purpurmond“ hat die deutsche Autorin Heike Eva Schmidt einen Zeitreiseroman geschrieben, in dem sie ihre Protagonisten auf ein gefahrvolles Abenteuer im 17. Jahrhundert schickt.
Wechselnd zwischen der heutigen Zeit und der des 17. Jahrhunderts, wird die spannende Geschichte um Caitlin und dem Fluch, der auf ihr liegt, erzählt. Die Autorin präsentiert ihre Geschichte dabei äußerst glaubwürdig und unterhaltsam. In ihrem Plot verbindet sie die authentischen historischen Ereignisse mit einer guten Portion Humor, einer zarten Romanze und einem packenden Abenteuer. Obwohl hier die ersten Gefühle der Verliebtheit eine Rolle spielen, stehen diese jedoch nicht im Vordergrund. Der Fokus der Autorin liegt bei der Hexenverfolgung und der daraus entstehenden Problematik. Schnell wird klar, dass es hier vor allem um politische und persönliche Ziele geht, die Menschen zu dieser Zeit auf den Scheiterhaufen bringen konnten.
Bemerkenswert ist auch, dass die Autorin die Zeitreise und die daraus entstehenden Probleme, wie beispielsweise die Sprache und die Kleidung, interessant löst. Ihre Protagonistin hat folglich durchaus Probleme sich anzupassen. Nicht nur die Kleidung, die zwar durch den Zeitstrudel arg in Mitleidenschaft gezogen ist, fällt im Jahre 1632 durchaus auf. Auch die heutige Sprache und ihr für die damalige Zeit bizarres Auftreten kann Cat nur schwer ablegen und bringt die Leser so des Öfteren zum Schmunzeln. Nebenhandlungen gibt es kaum, da sich die Autorin immer dicht an den Plot hält. Trotzdem ist eine komplexe und gut durchdachte Geschichte entstanden, die am Ende zufriedenstellend aufgelöst wird.
„Purpurmond“ wird fast durchgehend aus der Perspektive Cats erzählt. Durch die gewählte Ich-Form werden die Gedankengänge und Handlungen der sympathischen Protagonistin nachvollziehbar. In kurzen Abschnitten wird für die Leser zusätzlich aus der Perspektive einer dritten Person erzählt, was sich zu Zeiten Cats Abwesenheit im Mittelalter tut. So entsteht ein abwechslungsreiches Gesamtbild.
Der Schreibstil der Autorin ist passend zum Genre Young Adult leicht zu lesen und verständlich. Gut gelungen sind zudem die Dialoge. Während die heutigen Darsteller sich zeitgemäß ausdrücken, legt Heike Eva Schmidt auch in der Vergangenheit viel Wert auf eine für diese Zeit passende Ausdrucksweise. Lustig wird es dann auch schon mal, wenn die Protagonisten Cat im 17. Jahrhundert anfängt zu fluchen oder ihrem Erstaunen Ausdruck gibt. Getragen wird „Purpurmond“ durch die spannende Handlung und die sympathischen Darsteller, weniger von detaillierten Beschreibungen der Schauplätze, aber trotzdem gelingt es der Autorin, ein greifbares Bild der Schauplätze zu schaffen.
Schnell baut Heike Eva Schmidt Spannung in ihrem Jugendroman auf. Nach einem beunruhigenden Prolog bekommt der Leser zwar kurz Zeit, die Schauplätze und die Darsteller kennenzulernen, mit der ersten Zeitreise zieht der Spannungsbogen aber schon deutlich an. Als klar wird, dass auch Cats Leben auf dem Spiel steht, wird zusätzliche Spannung aufgebaut. Nach einem ungemein packenden Höhepunkt endet Purpurmond dann komplett in sich abgeschlossen.
Sympathisch und glaubhaft wurden die Darsteller konzipiert. Allen voran Cat, die durch ihren Mut und ihr loses Mundwerk Schwung in die Geschichte bringt. Gut gelungen sind auch die weiteren Figuren. Die wichtigsten Personen wie Dorothea, Jakob und Daniel sind facettenreich dargestellt. Die Autorin hat es geschafft, ihren Charakteren eine Menge Leben einzuhauchen und diese wirklich authentisch wirken zu lassen.
_Autorin_
Heike Eva Schmidt wurde in Bamberg geboren und lebt heute im Süden Münchens. Nach einem Studium der Schulpsychologie wechselte sie direkt nach ihrem Abschluss zum Journalismus. Nach Stationen bei Radio, Fernsehen und Zeitschriften erhielt sie im Jahr 2000 ein Stipendium an der Drehbuchwerkstatt München. Seit mehreren Jahren arbeitet sie als freie Drehbuchautorin, aktuell für eine Serie des Bayerischen Fernsehens. 2010 verwirklichte sie schließlich ihren Kindheitstraum: Romane zu schreiben. Seitdem arbeitet sie vorzugsweise im bayerischen Voralpenland. Dort entstehen in ihrer kleinen „Schreibstube“ viele Ideen. „Purpurmond“ ist Heike Eva Schmidts erster Fantasyroman.
_Fazit_
Heike Eva Schmidt ist mit „Purpurmond“ ein wundervoller Zeitreiseroman gelungen. Die Autorin lässt ein finsteres Kapitel der deutschen Geschichte lebendig werden. Sympathische Charaktere, greifbare Spannung, ein gut durchdachter Plot, Humor und Gefühl werden zu einer wundervollen Geschichte vereint.
Mir hat „Purpurmond“ außergewöhnlich gut gefallen. Nicht nur die taffe Heldin Cat zieht in den Bann, auch der historische Hintergrund und die gesamte Umsetzung sind außergewöhnlich gut gelungen.
Völlig unerwartet wird die fünfzehnjährige Marie von Gabriel, dem Schwarm ihrer Mitschülerinnen, angesprochen. Gabriel vermag die Wesen zu sehen, die sich im Schatten der Menschen verbergen, und in Maries Schatten bemerkt er etwas Beunruhigendes: einen Schwarm gefährlich anmutender schwarzer Feen. Gabriels Angebot, ihr zu helfen, lehnt Marie zunächst ab, doch als es den Feen gelingt, in die Realität einzubrechen, geht sie erneut auf ihn zu. Gemeinsam versuchen sie, das Wesen der schwarzen Feen zu ergründen. Dabei stoßen sie auf eine düstere Stadt aus Obsidian, die Marie einst in ihrer Phantasie erschuf, die jetzt aber von den schwarzen Feen beherrscht wird. Mit Gabriels Hilfe will Marie es wagen, die Obsidianstadt zu betreten, um sich den Feen zu stellen … (Verlagsinfo)
_Kritik_
„Als die schwarzen Feen kamen“ ist der erste Jugendroman aus der Feder von Anika Beer. Die Autorin verwebt hier gekonnt einzigartige Fantasy-Elemente mit einer zeitgemäßen Geschichte über zwei Jugendliche, die trotz oder gerade wegen ihrer Besonderheiten zusammenfinden.
Schon durch die Überlegung der Autorin, wie die schwarzen Feen entstehen, nämlich aus Tränen, birgt Potenzial. Gekonnt vermischt mit der Idee, was mit einer zu Kinderzeiten erdachten Fantasywelt geschieht, wenn diese mit zunehmendem Alter vergessen wird, ergibt sich eine Fülle an Möglichkeiten, die Anika Beer interessant umsetzt. Der Plot zeigt sich spürbar düster und wird von Melancholie durchtränkt. Diese bedrohliche und schwermütige Atmosphäre passt ausgezeichnet zu den Ideen der Autorin, wirkt dabei allerdings sehr bedrückend. Authentisch wurde in die Geschichte eine Romanze eingebettet, die sich langsam und glaubwürdig entwickelt. Passend zu den beteiligten Charakteren, braucht es Zeit, Vertrauen zu entwickeln und zarte Bande zu knüpfen.
Der fesselnde Erzählstil der Autorin lässt sich leicht lesen und passt zu der empfohlenen Zielgruppe. Dem Geschehen können die jungen Leser so spielend folgen. Auch fehlt es nicht an detaillierten Beschreibungen und Erklärungen, welche aber keinen zu großen Raum bekommen. Getragen von der Handlung, den Emotionen und düsteren Begebenheiten, kommen so keine quälenden Längen auf.
Aus der Perspektive einer beobachtenden dritten Person wird die Geschichte wechselnd aus der Sicht der Protagonisten Marie und Gabriel erzählt. So bekommt der Leser einen Einblick in die Gefühlswelten der beiden jungen Darsteller und kann so deren Handlungsweisen nachvollziehen. Dazu kommen Passagen, in denen von einer geheimnisvollen Stadt erzählt wird, welche in einem zähen Nebel unterzugehen scheint.
Bereits im Prolog erzeugt Anika Beer bei ihren Lesern Neugierde und bindet sie an die Geschichte. Nach einer folgenden kurzen Kennlernzeit nimmt der Roman an Spannung auf. Stetig steigt dabei der Spannungsbogen, und zum Ende hin nimmt die Geschichte nochmals deutlich an Tempo auf. Teils überraschend, aber auch etwas vorhersehbar endet die Geschichte letztendlich in sich abgeschlossen.
Mit nur wenigen Worten zeichnet Anika Beer ihre Darsteller. Ausgestattet mit authentischen Charaktereigenschaften, fällt es den Lesern leicht, sich ein Bild von den unterschiedlichen Figuren zu machen. Besonders bei Marie und Gabriel ist dies der Autorin gut gelungen. Marie ist eher eine Außenseiterin, die es geradezu bravourös versteht, sich unsichtbar zu machen. Durch den frühen Tod ihres geliebten Vaters haftet ihr eine Melancholie an, die kaum überwindbar scheint. Merkwürdige Anfälle und Albträume, die Marie seit dem Verlust begleiten, machen regelmäßige Besuche bei ihrem Psychologen Dr. Roth unverzichtbar. Auch Gabriel ist ein anziehender und geheimnisvoller Charakter. Unter seiner Gabe, die Schattenkreaturen seiner Mitmenschen zu sehen, hat er schon in frühester Kindheit gelitten. Erst seit Gabriel diese Gabe verheimlicht, hat er Anerkennung und Beliebtheit erlangt.
_Autorin_
Anika Beer ist ein Herbstkind des Jahres 1983 und wuchs in der Bergstadt Oerlinghausen am Teutoburger Wald auf. Die Welt der fantastischen Geschichten begleitet sie seit frühester Kindheit: Sie lernte mit drei Jahren lesen, im Alter von acht bekam sie eine Schreibmaschine und fing an, erste Geschichten zu schreiben. Anika Beer begeistert sich für Kampfkunst und fremde Kulturen und lebte nach dem Abitur einige Zeit in Spanien, bevor sie in Bielefeld eine Stelle an der Universität annahm. „Als die schwarzen Feen kamen“ ist ihr erster Jugendroman.
_Fazit_
Mit ihrem Roman „Als die schwarzen Feen kamen“ überzeugt die Autorin Anika Beer durch innovative Ideen. Der düstere und bedrohliche Plot, der lebendige und mitreißende Schreibstil und die authentischen Darsteller laden zum Schmökern ein und lassen so schnell nicht wieder los. Bereits durch ihre Fülle an Ideen und deren gekonnte Umsetzung konnte mich Anika Beer überzeugen. Ich hoffe, in dieser Form noch viel von dieser Autorin lesen zu können.
|Stell dir vor, du musst täglich ums Überleben kämpfen.
Stell dir vor, dein Gegner ist unbesiegbar.
Stell dir vor, du kommst ihm zu nah.
Stell dir vor, du verliebst dich in ihn.|
Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen. Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die Hände und muss feststellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr … (Klappentext)
_Kritik_
Bei „Dark Canopy“ handelt es sich um den ersten Teil eines geplanten Zweiteilers aus der Feder von Jennifer Benkau.
Die Autorin entwickelt einen düsteren und brutalen Plot für ihre Dystopie. Die Welt, in der die Protagonisten leben, ist finster. Nicht nur, dass die Sonne bis auf zwei Stunden am Tag durch „Dark Canopy“ hinter einem undurchdringlichen schwarzen Schleier verborgen wird, auch die Lebensumstände ist alles andere als freundlich. Tiefer Hass und Verachtung herrschen unter den verfeindeten Gruppen der Menschen und der Percents. Während die Menschen als Sklaven in der Stadt oder als Rebellen in kompletter Armut leben, herrschen die Percents. Dennoch sind die Menschen keinesfalls unschuldig an der Situation. Letzten Endes waren sie es, die diese emotionslosen Monster geschaffen haben, um diese für einen Krieg zu benutzen.
Besonders im ersten Drittel bekommt der Leser die volle Bandbreite an menschenverachtenden und brutalen Taten zu lesen. Zarte Gemüter werden hier einige Male heftig zu schlucken haben. Gefangenschaft, Missbrauch, Folter und andere erbarmungslose Vergehen an den Menschen beherrschen diesen Romanabschnitt. Im Mittelteil des Romans flaut die Spannung dann etwas ab, langweilig wird er allerdings nicht. Zu sehr ist der Leser von der finsteren Zukunftsversion gefesselt. Obwohl die Autorin eine Welt geschaffen hat, in der die Rassen eigentlich nur Verachtung und Hass füreinander hegen, gelingt es Jennifer Benkau, eine glaubwürdige Liebesgeschichte in ihren Plot einzuweben. Logisch ist, dass dies Zeit braucht. Besonders die weibliche Hauptdarstellerin Joy, bei den Rebellen aufgewachsen, kennt nichts anderes als Hass und Angst vor den Percents. Doch Joy muss feststellen, dass nicht alle Percents über einen Kamm zu scheren sind. Sicher gibt es diese grausamen und kalten Geschöpfe, aber einige wenige sind anders, menschlich.
Mit ihrem kreativen und atmosphärisch dichten Schreibstil lässt die Autorin eine Welt vor den Augen ihrer Leser entstehen, die durchaus glaubwürdig ist. Leicht verständlich und erstaunlich anschaulich entsteht eine spannende Zukunftsversion, die zwar brutal ist, aber auch durch ehrliche Emotionen punktet. Jennifer Benkau hat ihre Geschichte geschickt entworfen und baut überraschende Wendungen ein. Geschickt wirft die Autorin immer wieder Nebenhandlungen ein, wobei sie aber nie den roten Faden verliert. Nicht alles ist zum Ende hin erklärt und in sich abgeschossen, und ein wirklich intelligent gesetzter Cliffhanger macht das Warten auf den zweiten und letzten Teil wirklich zur Qual.
Erzählt in der Ich-Form aus der Perspektive Joys, erleben die Leser die vielfältigen Emotionen der Protagonisten hautnah mit. Verzweiflung, Freundschaft, Hass, Liebe, Angst sind nur einige der Gefühle, mit denen Joy umgehen muss.
Die Charakterzeichnung der Darsteller ist psychologisch vielfältig und gibt den Figuren Raum, sich zu entwickeln und zu lernen. In einer Welt, in der vorwiegend Verachtung und Hass regieren, ist es unmöglich, Figuren zu schaffen, die frei von Ecken und Kanten sind und sich als strahlender Held oder Heldin präsentieren. Menschen sind genauso verachtenswürdig wie die Percents, und im umgekehrten Fall gibt es Percents, die keine emotionslosen Monster sind, sondern dazu in der Lage, sogar freundschaftliche Bindungen zu Menschen einzugehen.
Die Gestaltung der Covers ist passend zum düsteren Plot gehalten. Schon beim ersten Blick darauf bekommt der Leser eine gewisse Ahnung war ihn erwartet, nämlich keine zarte und leichte Romanze, sondern etwas Finsteres, in dem aber dennoch ein funke Hoffnung existiert.
_Autorin_
Jennifer Benkau wurde 1980 in Solingen geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann, drei Kindern und zwei Katzen inmitten lauter Musik und vielen Büchern lebt. Nachdem sie in ihrer Kindheit Geschichten in eine Schreibmaschine gehämmert hatte, verfiel sie pünktlich zum Erwachsenwerden in einen literarischen Dornröschenschlaf, aus dem sie zehn Jahre später, an einem verregneten Dezembermorgen, von ihrer ersten Romanidee stürmisch wachgeküsst wurde. Von dem Moment an gab es kein Halten mehr. „Dark Canopy“ ist ihr erster Roman für junge Erwachsene.
_Fazit_
„Dark Canopy“ ist eine brutale und schonungslose Dystopie, die dieses Genre mit allen Konsequenzen repräsentiert. Jennifer Benkau hat hier ein erschreckendes Szenario konzipiert, das nicht mehr loslässt. Glaubwürdige Figuren, ehrliche Emotionen, der düstere Schreibstil und unerwartete Wendungen runden die Geschichte hervorragend ab.
Für mich ist „Dark Canopy“ eine der besten Dystopien, die es momentan auf dem Buchmarkt gibt.
|Hardcover mit Relieflack, Schutzumschlag und Leseband, 524 Seiten
ISBN-13: 978-3839001448|
http://www.script5.de
http://www.jbenkau.bplaced.de
Band 01: [„Liebe ist unheilbar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7184
Band 02: _Liebe ist stärker als der Tod_
Band 03: – angekündigt für 28.02.2013 – (noch ohne dt. Titel)
Wer den Tod besiegt, muss mit dem Teufel im Bunde sein …
Jessamine hat ihre Unschuld verloren und den Mann, den sie liebt. Sie weiß, wer die Schuld daran trägt, und sie wird ihn umbringen. Sie wird ihren eigenen Vater mit seinen giftigen Gewächsen töten, die ihm stets mehr wert gewesen sind als seine Tochter. Wird Jessamine ihre große Liebe Weed wiederfinden? Denn nur die Liebe vermag ein bitteres Herz zu heilen … Vergiss niemals: Was zu heilen vermag, das kann auch töten! (Verlagsinfo)
_Kritik_
Unter dem Titel „Liebe ist stärker als der Tod“ ist der zweite Teil der „Poison Diaries“ von Maryrose Wood erschienen. Die Autorin wandelt wie schon im ersten Band „Liebe ist unheilbar“ auf völlig neuen Pfaden. Nicht nur der Plot ist einzigartig, auch die Art zu erzählen bietet den Lesern etwas völlig Neues.
Den Plot hält die Autorin weiterhin düster und geheimnisvoll. Die Welt der Pflanzen wird nachhaltig beschrieben. Im Gegensatz zum ersten Teil passiert sehr viel, Mord und Manipulation spielen eine große Rolle, aber auch der Verlust und die Suche nach Menschlichkeit. Mystisch und oftmals finster ist die Welt von Jessamine und Weed.
Ihrem poetischen und gehobenen Erzählstil belebt die Autorin auch im zweiten Band treu. Prägnante Sätze machen es den Lesern dabei leicht, der Handlung zu folgen. Lebendig und greifbar beschreibt Maryrose Wood die Schauplätze ihrer Handlung. Dabei ist Jessamines Weg von Trauer und Finsternis geprägt, während Weed lichte Gärten der Heilung und der Hoffnung kennenlernen darf. Besonders prägnant wird den Lesern durch Weed Venedig und der wundervolle Garten Orto botanico gezeigt.
Anders als im ersten Band „Liebe ist unheilbar“, in dem vorwiegend Jessamine aus ihrer Perspektive erzählte, wechselt die Perspektive nun zwischen Jessamine und Weed. Der Leser bekommt so einen guten Einblick in die Erlebnisse der beiden Protagonisten.
In den „Poison Diaries“ sollte der Leser keine atemberaubende Spannung erwarten. Hier legt die Autorin mehr Wert auf eine Art der Spannung, die durch die düstere, gruselige und skrupellose Manipulation, die Jessamine erlebt, erzeugt wird. Obwohl „Liebe ist stärker als der Tod“ wieder ein zufriedenstellendes, wenn auch nicht glückliches Ende findet, merkt der Leser deutlich, dass es einen weiteren Teil geben wird.
Sehr glaubwürdig und in ihre Zeit passend werden die einzelnen Protagonisten gezeichnet. Dabei fällt besonders auf, wie Jessamine sich verändert und in die Fänge des Bösen gerät. Besessen von Oleander ist sie zu Taten fähig, welche die Leser ihr im ersten Teil niemals zugetraut hätten. Jessamine ist als Protagonistin gewachsen. Durch den Hass, den sie für ihren Vater mittlerweile empfindet, hat das alles vergiftende Böse allerdings leichtes Spiel bei ihr. Weed macht sich auf der Suche nach Jessamine seine Gabe zunutze, die Sprache der Pflanzen zu verstehen.
Die Gestaltung des Covers passt wieder perfekt zum Inhalt. In dunklen Blautönen gehalten, sind ein düster anmutender Wald sowie ein junges Mädchen zu sehen. Goldene Ranken sowie der in Gold gehaltene und durch Spotlack in Szene gesetzte Titel wirken dabei besonders edel.
_Autorin_
Maryrose Wood wuchs auf Long Island, USA, auf. Sie arbeitete viele Jahre am Theater, ehe sie ihren ersten Roman schrieb. „Die Poison Diaries“ ist das erste Werk, das auf Deutsch erscheint. Maryrose Wood lebt mit ihren zwei Kindern, zwei Katzen und einem kleinen Hund in New York, USA.
_Fazit_
Auch der zweite Teil der „Poison Diaries“ weiß seine Leser auf besondere Weise zu fesseln. Die düster schaurige Welt der Pflanzen und das historische Setting wissen zu überzeugen. Mit Spannung darf der abschließende Band um Jessamine, Oleander und Weed erwartet werden.
|Gebundene Ausgabe: 268 Seiten
ISBN-13: 978-3841421258
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre
Originaltitel: The Poison Diaries 2|
http://www.fischerverlage.de
_Kyria und Reb_
Band 1: „Bis ans Ende der Welt“
weitere Bände in Planung
Im Jahr 2125 hat sich Europa in eine Welt der kompletten Überwachung verwandelt. In diesem perfekt gesteuerten System – New Europe – wächst Kyria behütet auf. Bis sie an ihrem 17. Geburtstag erfährt, dass sie an einer tödlichen Krankheit leidet. Jetzt zählt nur noch ein Gedanke: Flucht. In der wenigen Zeit, die ihr bleibt, will sie endlich frei sein! An einem Ort, der dem Zugriff des Systems entzogen ist. Mit ihr auf den Weg macht sich Reb, der vor nichts und niemandem Angst hat. Doch schon bald sind den beiden die Verfolger auf der Spur. Und das ist nicht die einzige Gefahr: Alle, die sich der Macht von New Europe entziehen, drohen furchtbaren Seuchen zum Opfer zu fallen … (Verlagsinfo)
_Kritik_
Mit „Bis ans Ende der Welt“ eröffnet die bekannte Autorin Andrea Schacht ihre spannende Dystopie um Kyria und Reb. Hier wagt sich die für ihre historischen Romane bekannte Autorin an ein ganz anderes Genre. Andrea Schacht konzipiert eine Zukunft, in der Freiheit völlig ausgeschlossen ist und die totale Kontrolle herrscht.
Den Lesern wird eine völlig andere Welt gezeigt, Frauen haben die ausnahmslose Macht und Männer werden medikamentös unter Kontrolle gehalten. Typisch männliche Eigenschaften sind nicht mehr gewünscht und werden daher ausgeschaltet. Komplex und gut durchdacht, wird den Lesern hier eine fesselnde Geschichte erzählt, die durchaus in Erinnerung bleibt.
In dieser Welt wächst die Protagonistin Kyria in dem Glauben, sterbenskrank zu sein, auf. Als Tochter einer angesehenen Politikerin stehen Kyria alle Türen offen. Doch als sie erfährt, dass sie nur noch wenige Wochen zu leben hat, kann sie nur noch an Flucht denken. Sie will ihre Freundin Hazrel, die in einem der wenigen freien Reservate nahe der Küste lebt, besuchen.
Aufgeteilt in zwei Teile, den ersten Teil „Die Flucht der Rebellen“ und den zweiten Teil „Der lange Weg“, werden die Abenteuer der Protagonisten erzählt. Die Geschichte beginnt in New Europe, genannt NuYu, und der Leser wird in die zukünftige Welt eingeführt. Die herrschende Politik und die Lebensumstände in NuYu werden sehr gut dargestellt und den Lesern gelingt es schnell, in diese hineinzufinden. NuYu wirkt dabei sehr futuristisch. An NuYu grenzen die Reservate, in denen die Menschen leben, die sich der totalen Kontrolle entziehen wollen und so rückständiger leben. Die Unterschiede werden nicht nur bei der medizinischen Versorgung und der rückständigen Technik deutlich, auch die Rollenverteilung ist hier eine völlig andere.
Dem Erzählstil der Autorin kann nach kurzer Eingewöhnung spielend gefolgt werden. Andrea Schacht entwickelt für ihre Dystopie einen passenden Sprachstil, der zwar bei den Dialogen so manches Mal recht abgehackt wirkt, dadurch aber sehr gut zu ihren Darstellern passt. Ungewöhnlich und dadurch auffällig sind die Namensgebung und die Benennung der verschiedenen Orte. Dieses trägt zur Glaubwürdigkeit bei, schließlich haben sich in NuYu verschiedene Länder zusammengetan und so eine Sprache entwickelt, die aus Deutsch, Englisch, Italienisch und anderen Sprachen besteht.
Erfrischend ist der eingewobene Humor, der nicht nur in den Streitereien der Protagonisten deutlich wird. Auch verschiedene Redewendungen und Decknamen lassen die Leser so manches Mal schmunzeln, wenn nicht sogar laut lachen.
Erzählt wird der Roman aus der Perspektive von Kyria. Aus ihrer Sicht erlebt der Leser die Geschichte. Vieles, wie die totale Kontrolle und auch die Verteilung der Rollen der Geschlechter, werden so als selbstverständlich dargestellt. Durch Reb erfährt Kyria und somit auch der Leser dann viel von den Lebensumständen bei den Rebellen und den Menschen aus den Reservaten.
Die Darsteller sind sehr komplex und authentisch konzipiert. Auch wenn die Protagonisten Kyria und Reb zu Beginn nicht gerade vor Sympathie sprühen, nimmt der Leser doch Anteil an deren Leben. Häppchenweise werden die verschiedenen Hintergründe der Personen erklärt, geben aber dennoch bis zum Schluss so einige Rätsel auf. Nicht alle werden letztendlich geklärt, was noch viel Potenzial für Folgebände gibt.
Kyria, die sehr behütet aufwuchs, zeigt schnell dass sie ein sehr aufgeschlossener, mitfühlender und mutiger Charakter ist. Anfangs noch sehr naiv, wächst Kyria schnell über sich hinaus und findet sich in die fremden Umstände ein. Schlagfertig und keinesfalls auf den Mund gefallen, gewinnt Kyria so die Sympathie der Leser. Reb ist ein sehr verschlossener Darsteller, bei dem schnell klar wird, dass er bereits so einiges hat einstecken müssen. Ruhig, verschlossen aber dennoch auch hilfsbereit und so manches Mal auch sehr spitzbübisch wird Reb gezeigt.
Die weiteren Figuren werden zwar ausreichend vorgestellt, dennoch fehlt es oft an Tiefe. Da es sich hier allerdings um einen ersten Teil handelt, ist noch vieles möglich.
_Autorin_
Andrea Schacht hat lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin gearbeitet, bis sie sich entschloss, ihre wahre Leidenschaft, das Schreiben, zu ihrem Beruf zu machen. Vor allem mit ihren historischen Romanen um die Kölner Begine Almut Bossart erlangte sie große Bekanntheit. Ihre Bücher stehen regelmäßig auf den Bestsellerlisten.
_Fazit_
Mit „Bis zum Ende der Welt“ ist der Bestsellerautorin Andrea Schacht ein fesselnder Roman gelungen. Humor, eine zarte Romanze und eine Zukunftsversion, die so manches Mal erschreckend glaubwürdig scheint, machen den ersten Teil um Kyria und Reb aus. Hier hat Andrea Schacht wirklich alles richtig gemacht.
Mich konnte Andrea Schacht voll in den Bann ziehen und ich habe jede Seite ihrer Dystopie genossen. Ein gemeiner Cliffhanger am Ende der Geschichte lässt darauf hoffen, dass die Autorin schnell einen weiteren Band um Kyria und Reb veröffentlicht.
_Mehr von Andrea Schacht auf |Buchwurm.info|_
[„Der dunkle Spiegel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=369 (Begine 1)
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[Interview]http://buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=119
01 _“Delirium“_
02 „Pandemonium“ (noch ohne dt. Titel)
03 „Requiem“ (Februar 2013, noch ohne dt. Titel)
Die Liebe ist eine Krankheit, so hat es die Menschheit in einer schier unvorstellbaren Welt herausgefunden. Doch es gibt ein Heilmittel – einen Eingriff kurz nach dem 18. Geburtstag, der einen von der sog. Amor Deliria Nervosa befreit. Ein Eingriff, der einem jeglichen Liebeskummer erspart, der Menschen aber auch ihrer Gefühle beraubt.
Lena ist 17 und zählt die Tage bis zu ihrem lang ersehnten Eingriff. Sie ist ein durchschnittliches Mädchen, nicht besonders hübsch, aber mit der sehr attraktiven Hana eng befreundet. Beide gehen zusammen zur Schule und drehen regelmäßig zusammen ihre Laufrunden. Lena hat bis heute nicht verstanden, was Hana an ihr findet. Nicht nur ihr 18. Geburtstag und damit der Eingriff gegen die gefürchtete Krankheit Amor Deliria Nervosa rückt näher, sondern auch die Evaluierung in den Regierungslabors. Diese Prüfung vor einem Gutachtergremium ist ein entscheidender Wendepunkt im Leben jedes Jugendlichen. Dort werden sie auf Herz und Nieren geprüft und mit einer Note versehen – diese beeinflusst alles andere. Basierend auf den Ergebnissen bekommt jeder Jugendliche vier potenzielle Partner zugeteilt, für einen davon muss man sich entscheiden, denn diesen heiratet man nach dem Studium, setzt Kinder in die Welt (die Zahl legt selbstverständlich die Regierung fest, denn nach dem Eingriff ist der Wunsch nach eigenen Kindern meist gering) und lebt sein Leben, ohne die Gefahr einer Liebeskrankheit.
Doch Lena ist vorbelastet: Bei ihrer Mutter ist der Eingriff zweimal gescheitert. Als der Dritte bevorsteht, nimmt sie sich das Leben. Das ist ein Grund, warum Lena den Eingriff umso mehr herbeisehnt, denn sie fürchtet, dass sie ähnlich enden könne wie ihre Mutter. Aufgewachsen ist sie stattdessen bei ihrer Tante, die stets ein wachsames Auge auf Lena hat und sie für die Prüfung drillen möchte. Genau an diesem Tag geschieht etwas Merkwürdiges: Fremde Menschen dringen in das Regierungslabor ein und machen die Prüfungen von diesem Tag ungültig. Lena ist sehr froh darüber, hatte sie dem Gremium doch gerade verkündet, grau sei ihre Lieblingsfarbe, obwohl doch blau die richtige Antwort gewesen wäre. Ein unbekannter Junge steht plötzlich vor ihr – Alex, wie sie später herausfinden wird. Vom ersten Augenblick an fühlt sich Lena magisch von Alex angezogen, weil er so fremdartig und anders wirkt.
Bald findet Lena heraus, was anders ist: Obwohl Alex die charakteristische Narbe über dem Ohr trägt, die auf seinen Eingriff hindeutet, zählt er noch nicht zu den Geheilten. Er täuscht den Eingriff nur vor! Fast zur gleichen Zeit erfährt Lena, dass ihre Freundin Hana auf illegale Partys geht – nach der allabendlichen Ausgangssperre für die Ungeheilten. Beides rüttelt an Lenas Grundfesten und irritiert sie zutiefst. Um aber nicht als Feigling dazustehen, schleicht sie sich auf eine illegale Party und trifft Alex wieder – der Beginn einer zarten und sich allmählich anbahnenden Liebesgeschichte. Aber die Zeit rennt den beiden davon, denn Lenas Eingriff rückt näher und näher, als dann auch noch ihr späterer Ehemann ausgewählt ist, wird Lena und Alex klar, dass ihre gemeinsame Zeit bald zu Ende geht. Unvorstellbar, doch wie können sie in dieser Welt zusammen glücklich werden?
_Liebeskrank_
Die Geschichte in „Delirium“ erzählt von einer Welt, in der die Liebe als Krankheit gilt, so zeigt es auch schon das Cover, das übersät ist mit dem Schriftzug „Liebe“, der sich kreuz und quer über das gesamte Cover rankt (der aufmerksame Leser wird im Laufe des Buches verstehen, woran sich die sehr gelungene Covergestaltung orientiert). Die 17-jährige Lena ist die Ich-Erzählerin, die uns von ihrer Welt, ihrem Leben und ihren (noch) Gefühlen erzählt. Natürlich ist auch diese glücklicherweise fiktive Welt nicht frei von Liebe(skrankheit), denn der Eingriff ist noch nicht ausgefeilt, sodass er erst ausgeführt werden kann, wenn das Gehirn vermeintlich ausgewachsen ist, also nach dem 18. Geburtstag. Zeigt ein jüngerer Jugendlicher Anzeichen der Krankheit, wird er auch früher „geheilt“, doch dann ist der Eingriff mit hohem Risiko verbunden und geht oft schief. Die Regierung wacht strikt über die Einhaltung zahlreicher Regeln. Für Ungeheilte gilt abends eine Ausgangssperre, zudem dürfen sie keinen Kontakt zum anderen Geschlecht haben. Mädchen und Jungen gehen auf getrennte Schulen und haben auch sonst nichts miteinander zu tun, damit bloß keine überflüssigen Krankheitsfälle auftreten.
Und so lebt Lena ihr Leben, immer ihrem Eingriff entgegen fiebernd, denn sie weiß von ihrer Mutter, wie es enden kann, wenn man nicht rechtzeitig geheilt wird bzw. wenn der Eingriff misslingt. Lenas Mutter hat sich das Leben genommen, aus Liebe. Davor hat Lena Angst und daher glaubt sie den Grundsätzen der Regierung, sie glaubt an den Eingriff und sie glaubt daran, dass es nicht rechtens ist, sich gegen die Regeln aufzulehnen, wie ihre beste Freundin Hana es tut.
Als sie Alex begegnet, beginnt der Zweifel in ihr zu keimen. Alex ist nicht geheilt und wirkt doch alles andere als krank auf Lena. Er lebt sein Leben in Freiheit, denn niemand ahnt, dass er den Eingriff nicht hat vornehmen lassen. Als Leser beginnt man allerdings sich zu fragen, wieso der Regierung nicht aufgefallen ist, dass er keine Partnerin zugeteilt bekommen hat, denn davon ist im ganzen Buch keine Rede. Hätte die Regierung ihm nicht auch seine spätere Ehefrau zuweisen müssen?
Wie dem auch sei: Langsam aber unweigerlich entwickelt sich zwischen Lena und Alex eine Liebesbeziehung. Sie kommen sich näher und näher und küssen sich schließlich. Lena merkt, dass Liebe gar keine Krankheit ist, sondern etwas sehr Schönes, das sich zu bewahren lohnt. Sie will für ihre Liebe kämpfen und steht doch auf verlorenem Posten dar. Der Brief mit den Ergebnissen ihrer Evaluation trifft ein, sie hat sehr gut abgeschnitten und kann sich doch nicht darüber freuen. Denn auch vier Namen stehen in dem Brief, die ihr im Grunde nichts sagen. Kurzerhand wählt sie einen davon aus – den Namen ihres zukünftigen Ehemannes. Wohl wissend dass sie diesen Jungen nie heiraten und stattdessen mit Alex in Freiheit leben möchte. Doch im Gegensatz zu ihm gäbe es für Lena keine Freiheit, sie müsste ständig auf der Flucht leben und sich von ihrer Familie trennen und ihrer Freundin Hana Lebewohl sagen. Schafft sie das? Für Alex?
_Gesunde Gedanken_
Lauren Oliver zeichnet eine Welt, in der Liebe auszumerzen ist – eine Krankheit, die letztendlich unweigerlich zum Tod führt. So steht es im Buch „Psst“ geschrieben, das die Regierung herausgibt. Es ist eine Welt, die gezeichnet ist von einer allumfassenden Gehirnwäsche. Jeder Mensch soll daran glauben, dass Liebe eine gefährliche Krankheit ist. Jeder Mensch MUSS daran glauben, denn sonst bräche das komplizierte Konstrukt in sich zusammen. Und doch sieht man an der strengen Kontrolle durch die Regierung, wie wackelig dieses Konstrukt ist. Es gibt Wilde, die außerhalb aller Regeln leben und sich nicht heilen lassen. Sie werden gejagt. Alle Ungeheilten werden abends bei ihren Familien eingesperrt, rigide Kontrollen sorgen für Ordnung und überwachen die Ausgangssperre. Aber auch tagsüber muss jeder sich jederzeit ausweisen können. Jungen und Mädchen gehen strikt getrennt voneinander zur Schule und haben tunlichst jeden Kontakt zu vermeiden. Es sind strenge Regeln, die es nicht ohne Grund gibt, denn würden zu viele Jugendliche merken, wie schön sich Liebe anfühlt, wie glücklich sie einen machen kann, wäre die ganze Ordnung bedroht. Zu viele Menschen würden für ihre Liebe, ihr Glück kämpfen. Und das muss natürlich verhindert werden.
Eine Geschichte wie diese habe ich noch nicht gelesen, die Liebe als Krankheit anzusehen, war mir völlig neu, und so fand ich die erzählte Geschichte mit all ihren Konsequenzen sehr spannend. Die Konstruktion der fiktiven Welt ist ausgesprochen gelungen und überzeugt auf ganzer Linie. Lauren Oliver hat an alles gedacht, ihre Charaktere und ihre Grundidee sind vollkommen glaubwürdig und passen wunderbar zusammen. Allen voran ist natürlich Lena zu nennen, aus deren Sicht die Geschichte erzählt ist und die sich ganz allmählich entwickelt: Am Anfang treffen wir ein sehr unsicheres Mädchen, das richtig Angst vor der ominösen Amor Deliria Nervosa hat, weil ihre Mutter daran zugrunde gegangen ist. Lena glaubt alles, was die Regierung ihr glauben machen will, doch ganz allmählich wachsen die Zweifel, sie wird stärker, handelt auf eigene Faust, bekommt mehr Profil und entwickelt sich zu einer starken und selbstbewussteren Persönlichkeit. Seinen Anteil daran hat natürlich Alex, der Lena erstmals das Gefühl vermittelt, etwas Besonderes zu sein und nicht nur ein durchschnittlich hübsches Mädchen, das sich nicht aus der Masse abhebt.
Zu bemängeln habe ich eigentlich nur eins, und zwar die Vorhersehbarkeit der gesamten Geschichte. Nun gut, „Delirium“ richtet sich eher an jugendliches Publikum (laut Verlag ist das Buch für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht), da mag man das verzeihen. Als erwachsener Leser jedoch kann man praktisch von Seite 1 an die Geschichte vorausahnen. Natürlich ist klar, dass Lena, nachdem sie Alex kennen gelernt hat, eine Beziehung mit ihm eingeht und merkt, dass die Regierung doch nicht immer Recht hat mit ihren Ansichten und Regeln. Und klar kommen dadurch Konflikte zustande, die Geschichte nimmt an Tempo auf und sorgt für Spannung. Ich denke, jugendliche Leser dürften das Buch noch viel spannender finden und auch trefflich darüber diskutieren.
_Im Delirium_
„Delirium“ ist der erste Teil der „Amor“-Trilogie und erzählt die Geschichte der 17-jährigen Lena, die von der Krankheit der Liebe geheilt werden soll. Lauren Oliver zeichnet in dem Auftakt zu ihrer Trilogie eine schreckliche Welt, in der alle Menschen nach strengen Regeln zu leben haben – ohne Aussicht auf Liebesglück. Mit all seinen Konsequenzen konstruiert die Autorin diese Welt und passt ihre Charaktere daran an. Es sind faszinierende Gedanken, die im eigenen Kopf dabei entstehen, auch wenn das Buch sich eher an jugendliche Leser richtet und der erwachsene Leser sehr schnell erahnen kann, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt und wie sie wohl ausgehen wird. Dennoch darf man sehr gespannt sein, wie Lauren Oliver ihre Geschichte fortsetzt!
Jeremy Fink steht vor einem unglaublichen Rätsel: Eine verschlossene Holzkiste, die den Sinn des Lebens verspricht – das ist alles, was sein verstorbener Vater ihm zu seinem 13. Geburtstag hinterlassen hat. Doch die Schlüssel dazu sind spurlos verschwunden!
Neugierig machen sich Jeremy und seine beste Freundin Lizzy auf die Suche danach – und geraten in eine abenteuerliche Odyssee quer durch New York, voll skurriler Ereignisse, köstlicher Süßigkeiten, abgegriffener Spielkarten und wundersamer Begegnungen. Doch was sie am Ende ihrer Reise finden, übertrifft alles, was sie jemals zu hoffen gewagt hätten. (Verlagsinfo)
Der Verlag empfiehlt das Buch für das Alter zwischen 12 und 15 Jahren.
_Die Autorin_
Wendy Mass, geboren 1967, wuchs in Livingstone, New Jersey auf. Schon als Kind liebte sie Bücher, was sie – nach einigen Schreibkursen – zur Schriftstellerin machte. Heute lebt die mehrfach ausgezeichnete Jugendbuchautorin in New Jersey mit ihrem Mann, ihren Zwillingen und ihrer Katze. (Verlagsinfo)
_Handlung_
Jeremy Fink, der noch einen Monat bis zu seinem 13. Geburtstag Zeit hat, mag keine Veränderungen. Seit sein Vater vor knapp sechs Jahren bei einem Autounfall mit nur 39 Jahren starb, lebt er mit seiner Mutter in einem New Yorker Mietshaus, in dem auch seine Seelengefährtin Lizzie bei ihrem Vater wohnt. Ihre Kinderzimmer grenzen an die gleiche Wand, und durch ein Loch darin können sie auf Schulheftpapier geschriebene Botschaften austauschen. Keine SMS, keine E-Mails, nein, sondern altmodisches Papier. Während Jeremy nicht genug Wissen – insbesondere über Zeitmaschinen – in sich hineinstopfen kann, findet Lizzie, unnützes Wissen sei nur Ballast.
Heute kommt Postbote Nick mit einem größeren Pappkarton vorbei. Eigentlich sei das Paket an Jeremys Mutter adressiert und sie müsse auch den Empfang quittieren, doch Jeremy und Lizzie bequatschen ihn so lange, bis er Jeremy das Paket übergibt. Die Neugierde siegt über den Respekt vor der Mutter, und so öffnet Jeremy das Paket. Ein Brief von Onkel Harold, einem Freund seiner Eltern, der als Anwalt oder so arbeitet. Und dann diese Holzkassette, auf der eingeschnitzt draufsteht: „DER SINN DES LEBENS. FÜR JEREMY FINK. ZU ÖFFNEN AN SEINEM 13. GEBURTSTAG.“
Wow, der Sinn des Lebens, hübsch verpackt in einer Kassette! So etwas kann auch nur sein Vater fertigbringen, denkt Jeremy, bevor er den Brief weiterliest. Onkel Harold hat offenbar die vier Schlüssel verloren, die nötig sind, um den Deckel der Kassette zu öffnen. Und wie er später herausfinden soll, nützt es nichts, eine Axt oder Säge oder ein Brecheisen zu benutzen, um an den klappernden Inhalt heranzukommen: Diese Kassette ist durch einen inwendigen Metallkasten verstärkt. Bestimmt hat Vater sie auf einem der geliebten Flohmärkte oder Garagenverkäufe gefunden und aufgemöbelt.
Lizzie, stets gewitzt und zu allen Schadtaten bereit, macht eine Liste mit Plänen, um die Kassette aufzubekommen. Plan C bedeutet, den größten Flohmarkt der Stadt abzugrasen, um Ersatzschlüssel zu finden. Doch nach Chelsea kommt man nur mit der U-Bahn, die Jeremy bislang praktisch nie benutzt hat. Und da er keine Veränderungen mag, sträubt er sich erst einmal. Es ist wieder mal Lizzie, die ihn rumkriegt, nach Chelsea zu fahren. Komisch, dass alle denken, Lizzie sei entweder seine Schwester oder sein „Schatz“. Können die Leute sich nichts anderes vorstellen?
Auf dem Flohmarkt in Chelsea beginnt ein Abenteuer, das Jeremy und Lizzie verändern soll. Doch was tut man nicht alles, um herauszufinden, worin der „Sinn des Lebens“ besteht …
_Mein Eindruck_
So werden Lizzie und Jeremy beispielsweise zur gemeinnützigen Arbeit für den sympathischen Pfandleiher Mr. Oswald verdonnert, weil sie in das (schon längst verlassene) Büro des Anwalts Harold Forland – der die Kassette verwahrte und abschickte – eingebrochen sind, um dort Schlüssel zu suchen. Mr. Oswalds Aufträge bestehen darin, alte Dinge, die in den dreißiger Jahren von Jugendlichen versetzt wurden, zurückzuerstatten. Im Zuge dieser Zustellungen geht Jeremy auf, dass Leben lang sind, Erinnerungen ebenfalls, Schicksale niemals zu enden scheinen und es darauf ankommt, wie man sich entscheidet. Alle diese Beobachtungen, so verlangt es der Polizist, trägt er in ein Notizheft ein.
|Sucher und Sammler|
Aber das ist erst der Anfang von Jeremys Odyssee durch das moderne New York City. Zum Glück artet diese jedoch in eine bedrückende Vergangenheitsbewältigung aus, wie sie Jonathan Safran Foer in seinem 9/11-Roman [„Extrem laut und unglaublich nah“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2168 zelebrierte. Da sowohl Jeremy als auch Lizzy fanatische Sammler sind – in seiner Sammlung sind Fehlproduktionen von Süßigkeiten, in ihrer ein fast kompletter Satz von Spielkarten -, gibt es immer etwas zu finden. Und die Funde erweisen sich als sehr wichtig.
|Lebensweisheiten|
Die Figuren, welche die beiden Zwölfjährigen antreffen, sind nicht einfach nur Lieferanten von weisen Zitaten, sondern bringen jeweils ihre Lebensgeschichte mit ein. So musste sich etwa Mabel vor sechzig Jahren zwischen ihrer Freundin und einem potentiellen Mann entscheiden, denn sie heiraten konnte: Sie brauchte ein Abendkleid und versetzte dafür ihre signierte Erstausgabe von „Pu der Bär“, die heute ein Vermögen wert ist. Merke: Nicht jede Wahl ist eine leichte, aber manchmal erringt man etwas, das das ganze Leben verändert.
Ein anderer Junge versetzte ein wertvolles Fernrohr. Als Jeremy und Lizzy ihn besuchen, ist er der Direktor der Astronomieabteilung des Nationalen Wissenschaftsmuseums in New York City, eines der größten weltweit. Dr. Grady ist zwar zu Tränen gerührt, aber er hat auch etwas Wichtiges über den sogenannten „Sinn des Lebens“ zu sagen. Und da Jeremy sowieso Physikfan und Zeitmaschinensucher ist, fallen diese Weisheiten auf offene Ohren. Ich werde euch nicht langweilen, indem ich sie wiederhole, aber es läuft auf einen Satz hinaus: Wir sind hier, weil wir hier sind – denn wir haben in der Evolutionslotterie den Hauptpreis gezogen. Nun sollten wir das Beste draus machen. Aber worin besteht das?
|Humor|
Die Großmutter auf dem Lande hätte dazu einiges zu sagen, aber sie schickt die beiden Beinahe-Geschwister auf einen Jahrmarkt des Bundesstaates New Jersey, damit sie an einem Talentwettbewerb teilnehmen. Dieser erweist sich als komischer Höhepunkt des Buches, ein schönes Gegengewicht zu all den gewichtigen Worten, die zuvor gefallen sind. Das Talent von Lizzy? Hula-Hoop-Tanz. Wie sich herausstellt, ist jedoch Jeremy noch viel besser in dieser Disziplin. Er muss einspringen, weil ausgerechnet jetzt bei Lizzy ihre erste Periode einsetzt. Es wird unvergessliches Erlebnis – und er gewinnt 35 Dollar für den zweiten Platz! Es gibt noch etliche weitere solcher Szenen.
|Ente gut, alles gut?|
Mr. Oswalds Krimskramskoffer enthält drei der vier gesuchten Schlüssel, und Lizzy hat den vierten über eine Woche lang verborgen gehalten – ist es zu fassen?! Endlich gelangen wir zu jener Szene, die wir schon im Prolog geschildert bekommen: Jeremy kann endlich die Kassette aufschließen, die ihm sein Vater vor sechs Jahren vermacht hat. Es klappert etwas darin. Aber was sich als viel wichtiger erweist, sind ein langer Brief von Dad und eine kurze Notiz von einem alten Bekannten. Die ganze Schnitzeljagd nach den Schlüsseln erweist sich nun als etwas völlig anderes – und darauf wäre Jeremy nie im Leben gekommen (wir aber schon!).
_Die Übersetzung _
Der Sprachstil ist einfach, anschaulich und die Geschichte ist stets im Präsens erzählt, was alle Vorgänge unmittelbar wirken lässt. Kein reflektierender oder gar zensierender Erzähler weit und breit, so scheint es (die Autorin versteckt sich sehr clever).
Daher bot die Übersetzung wenig Schwierigkeiten, selbst bei Themen wie Astronomie und Astrophysik. Dennoch schaffte es die Übersetzerin, eine dicken Fehler zu produzieren – Glückwunsch! Er findet sich auf Seite 264: „Die Frau [eine Wahrsagerin in Atlantic City] versucht, uns nicht aufzuhalten.“ Das klingt schon reichlich merkwürdig – weil es nämlich nicht geht. Richtig wird der Satz, wenn man das Komma und ein Wörtchen versetzt: „Die Frau versucht nicht, uns aufzuhalten.“
_Unterm Strich_
Das Buch ist einigermaßen spannend, stets lustig, wartet mit zwei sonderbaren, aber sympathischen Hauptfiguren auf und liefert dem junger Leser, was er von Anfang an wissen will: Worin besteht der Sinn des Lebens? Angesichts des Umstands, dass Jeremys Vater mit erst 39 Jahren ums Leben kam und er sich seitdem selbst Vorwürfe macht, ist auch für Jeremy diese Frage von höchster Bedeutung: Wozu überhaupt leben, wenn es doch so kurz ist?
Dann doch lieber gleich den Nachtisch essen. Jeremy futtert nämlich Unmengen von Süßigkeiten das ganze Buch über und ist erst zufrieden, wenn er sich mit Zucker vollstopfen kann. Wir bekommen es zwar nie verraten, wie viel Jeremy wiegt, aber ich stelle ihn mir als zumindest moppeligen Proto-Diabetiker vor. Lizzy scheint hingegen mehr eine Bohnenstange zu sein, deshalb tritt sie als rothaariges Energiebündel auf. Was nicht verhindert, dass sie kleptomanisch agiert und wie eine Elster stiehlt. Auch ihr fehlt ein Elternteil, so dass die Diebstähle einen Ausgleich für fehlende Mutterliebe zu bieten scheinen.
Was den Plot angeht, der an ein Wunder grenzt, so hätten wir (und Jeremy) uns ja gleich denken können, dass irgendein Trick dabei ist. Wie sonst könnte es sein, dass Jeremy und Lizzy in kürzester Zeit alle vier Schlüssel finden UND noch die letzte Karte, die Lizzy in ihrem Spielkartensatz fehlt? Ich werde mich allerdings hüten zu verraten, wer dahintersteckt. Es ist auf jeden Fall ein guter Geist.
Und alle haben sich wieder lieb und wischen sich die Tränen aus den Augen. Das ist die unausweichlich sentimentale Seite, auf die man sich offenbar in jedem Jugendbuch, das von einer Amerikanerin geschrieben wird, gefasst machen muss. Nichts gegen ehrliche Gefühle, aber es gibt ja noch ein paar harte Realitäten am Rande des Geschehens. Dass Mr. Oswald eine Stretch-Limousine vorfahren lässt, um die zwei Kinder zu ihrer Strafarbeit abzuholen, kommt uns ebenfalls spanisch vor. Warum nicht gleich eine Kutsche, die von Mäusen gezogen wird? Aber auch dies gehört, wie so vieles, zum Komplott des guten Geistes.
Was der Leser mitnimmt, sind einige Einsichten, die durchaus wertvoll zu nennen sind. Da ist die Evolutionstheorie Dr. Gradys, da ist das völlig lächerliche Ouija-Brett, der sonderbare Mr. Rudolph, der von allem nur ein Exemplar hat, vor allem aber das beruhigende, ja, erhebende Gefühl, dass alles miteinander zusammenhängt. Es gibt Schlechteres, was man mitnehmen könnte. Aber vor allem bietet das Buch Heranwachsenden einige Stunden witziger Unterhaltung. Und das ohne eine einzige E-Mail oder SMS.
|Originaltitel: Jeremy Fink and the Meaning of Life, 2006
352 Seiten
Aus dem US-Englischen von Barbara Küper|
http://www.cbj-verlag.de
Courtney kann es nicht fassen: Ihre Eltern bestehen tatsächlich darauf, dass sie wie geplant zusammen mit ihrem Ex-Freund Jordan die dreitägige Autofahrt zum College unternimmt, obwohl er vor Kurzem mit ihr Schluss gemacht hat! Wie soll sie diesen Horrortrip nur überstehen – auf kleinstem Raum mit diesem Ekelpaket, diesem herzlosen Idioten, diesem … diesem immer noch verdammt
süßen Traumboy?
_Eindruck_
Manche Bücher fallen auf den ersten Blick nicht auf, andere sind solche Eyecatcher, dass man sie unbedingt sofort lesen möchte. Bei „Love Trip: Bitte nicht den Fahrer küssen“ trat bei mir eher der erste Fall ein. Als ich das Buch dann jedoch in die Hand genommen habe, war ich sehr schnell im Geschehen und wurde von der Autorin in den Bann gezogen. Da ich Road Trips durch die USA schon immer interessant fand und die Idee dahinter, dass sich zwei mehr oder weniger entfremdete Menschen plötzlich gezwungenermaßen auf kleinsten Raum ungewollt wieder annähern müssen, recht spannend klang, war dieses Buch genau das richtige für mich. Allerdings weist das Buch durch seinen Schreibstil und die Protagonistin Courtney ein paar kleine Schwächen auf.
Beim Schreibstil bin ich ein wenig unschlüssig. Auf der einen Seite hat er mir gefallen, auf der anderen Seite konnte ich mir so manches Mal das Kopfschütteln nicht verkneifen. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit war lückenlos und stimmig, allerdings ist mir Courtney dabei recht häufig negativ aufgefallen, denn dieses ständige „La la la“ am Ende eines Satzes hat mich extrem genervt. Oftmals konnte ich mir ein „Was soll das jetzt?!“ nur schwer verkneifen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Courtney und Jordan erzählt. Zum einen schildern beide ihre Gefühle und Eindrücke von der Fahrt, zum anderen wird die Vergangenheit thematisiert, in der die zwei Jugendlichen noch ein Paar waren und wie es letztlich zur Trennung kam. Während Courtney dabei hauptsächlich mit Oberflächlichkeiten auffällt, kam mir Jordan sehr reif vor. Trotz mancher nicht ganz nachvollziehbarer Erfahrungen, kam er mir sehr intelligent vor. Während der Fahrt entwickelt er sich sehr gut und wird immer mehr zu meinem Liebling. Er geht trotz all der Abweisung freundlich und fürsorglich mit Courtney um und passt auf sie auf. Courtney bleibt dagegen stur, oberflächlich und fällt hauptsächlich durch trotziges Schmollen auf. Ihre Gedanken sind weder tiefgründig, noch besonders spektakulär, vielmehr macht sie sich ständige Gedanken um ihre Flip Flops, ihre Kleidung und der neuen Freundin von Jordan. Obwohl sie immer wieder in ihren Gedanken betont, wie sehr sie noch an ihn hängt, verflucht sie ihn und behandelt ihn mehrfach wie den letzten Dreck. Sympathiepunkte konnte sie leider nicht bei mir sammeln.
Aber nicht nur die Beziehung zwischen Jordan und Courtney wird in diesem Buch verarbeitet, sondern auch Familiengeheimnisse gelüftet und über Freundschaften berichtet, die manchmal so ganz anders verlaufen, als man es sich zuvor erhofft hat. Während Jordans bester Freund immer wieder durch zu viel Alkohol auffällt, mutiert Courtneys beste Freundin zur Stalkerin und Egoistin. Aber auch ihr bester Freund ist ein etwas komplizierter Mensch, der mit unbedachten Aktionen auffällt, ohne dabei wirklich an Courtney zu denken. Das Cover ist ganz hübsch und drückt den Road Trip gut aus, aber was sollen denn bitte die roten, dicken Wollsocken, die so gar nicht zum Hochsommer passen?! Auf dieses Detail hätte man lieber verzichten und es durch lila Flip Flips ersetzen sollen, von denen Courtney während der Fahrt mehrfach geschwärmt hat.
_Fazit_
Obwohl „Love Trip: Bitte nicht den Fahrer küssen!“ so manche Schwäche aufweist, konnte mich Lauren Barnholdt dennoch unterhalten. Für Leser, die Road Trips und College-Geschichten mögen, ist dieses Buch besonders geeignet. Empfehlenswert!
|Taschenbuch: 292 Seiten
Originaltitel: Two Way Street
Ins Deutsche übertragen von Michaela Link
ISBN 978-3401502861|
[www.arena-verlag.de]http://www.arena-verlag.de
[www.laurenbarnholdt.com]http://www.laurenbarnholdt.com
Band 1: _“Und raus bist du“_
Band 2: „Never Have I Ever“ (noch ohne dt. Titel)
Band 3: „Two Truths and a Lie“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Hide and Seek“ (31.07.2012, noch ohne dt. Titel)
_Die Handlung:_
Kurz vor ihrem 18. Geburtstag macht Emma via Facebook eine überraschende Entdeckung: Sie hat eine eineiige Zwillingsschwester! Doch noch bevor sie Sutton treffen kann, erhält sie die mysteriöse Nachricht, dass ihre Schwester tot ist – und sie ihre Rolle übernehmen soll. Der Beginn eines gefährlichen Lügen-Spiels: Aus Emma wird Sutton, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist. Dabei übernimmt sie nicht nur Suttons Leben als makelloses Upperclass-Girl, die teuflischen Glamour-Freundinnen und Boyfriend Garret – sondern gerät auch in tödliche Gefahr. Denn nur der Mörder weiß, dass Emma nicht Sutton ist … (Verlagsinfo)
_Mein Eindruck:_
Mit Lügnerinnen hats die Autorin offenbar. Nach ihren Erfolgen mit den „Pretty Little Liars“ lässt sie nun die Zwillinge Emma und Sutton ein „Lying Game“ spielen. Und dass das extrem gefährlich (und für den mit dem Buch in der Hand auch manchmal recht verwirrend) sein kann, das lernen Emma und der Leser schnell. Denn, ohne es zu wollen, gerät Emma in eine Sache hinein, mit der sie nicht gerechnet hat und auch der Leser ist schockiert und gespannt darauf, wie sich die Dinge entwickeln.
An dieser Stelle zu verraten, dass ihre Zwillingsschwester Sutton tot ist, das ist kein Spoiler, das steht schon auf dem Buchrücken, aber auch im Prolog. Wir verfolgen nämlich zusammen mit Sutton, die als eine Art Geist über Emma schwebt, die Geschichte. Das ist schon eine seltsame, aber aufregende Erfahrung und sowohl der getötete Teenager als auch der Leser haben dabei schon ein ungutes und gruseliges Gefühl. Und wenn sich Sutton noch daran erinnern könnte, wer sie denn nun umgebracht hat, dann wäre das Buch wohl auch direkt mit dem Prolog schon zu Ende gewesen und es hätte keine Folgeromane gegeben.
So aber zieht die Autorin ihre Leser vom Vorspann an schon in ihr Storykonstrukt und wirft sie zusammen mit der armen Emma, die sich eigentlich auf die Begegnung mit ihrer unerwartet in ihr Leben getretenen Schwester freut, in eine völlig neue Umgebung, in der sich alle erstmal zurechtfinden müssen. Und als wäre es nicht genug, dass Sutton tot ist, muss Emma sie nun spielen … vor allen Freunden und auch vor Suttons Familie. Hier fiebert der Leser auf der einen Seite ständig mit, dass ihr „Lying Game“ von niemandem aufgedeckt und sie bloßgestellt und womöglich dann auch ermordet wird, auf der anderen Seite möchte man, dass sie sich doch jemandem anvertraut, um wenig ein bisschen weniger Last auf der Seele zu haben. Wie wäre es mit denn mit einer ihrer Freundinnen oder mit Garrett oder mit Ethan? Aber, wem kann sie wirklich trauen? Und, wer sagt denn, dass nicht einer ihrer Freunde der Mörder ist? Bei all den Lügenspielen wäre das kein Wunder.
Die 33 Kapitel (plus Prolog und Epilog), die auf die 320 Seiten des Romans verteilt sind, fliegen nicht nur so dahin, weil sie kurz und schnell geschnitten wie eine TV-Serie sind, sie sind auch wirklich fesselnd, weil sie so flüssig und lebendig geschrieben sind. Emma zu folgen ist eine Gefühlsachterbahn, die einfach nicht anhalten will und man möchte auch nicht, dass sie anhält, weil man Emma nicht allein lassen will. Und so wird auch der Story mehr Raum gegeben als der Charakterentwicklung oder -beschreibung. Mir aber gefällt das, ich mags, wenn etwas passiert und nicht ständig nur beschrieben, sondern die Spannung hochgehalten wird wird.
Die Unterschiede zwischen Emma und Sutton sind so groß wie der Unterschied ihrer Herkunft. Und so erleben wir zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen aus zwei unterschiedlichen Welten. Die eine kommt aus einer Folge von Pflegefamilien, die nicht die Nettesten waren, die andere hatte alles, was sie wollte und lebte den Stil einer reichen und verzogenen Göre … tja, ob ihr das den Tod brachte oder die kranken Spiele, die sie mit ihren Freundinnen gespielt hat? Das Ganze noch mit einer ordentlichen Prise Mystery und Paranoia zu würzen, ist der Autorin perfekt gelungen und unterhält unglaublich gut.
Der eine oder andere Leser könnte allerdings schnell mal die Übersicht über die ganzen Charaktere verlieren, weil die Autorin so einige davon ins Spiel bringt. Und immer mal wieder gibts Wendungen, die das Lesetempo und die Spannung hochhalten.
Und wer damit leben kann, dass eventuell nicht alle auftauchenden Fragen in diesem ersten Band der Serie beantwortet werden, sondern im Gegenteil eher noch Neue dazukommen, der bekommt ein paar fesselnde Stunden geboten, die Lust auf den nächsten Band machen.
Wer sich bis dahin auf die in den USA erfolgreich gelaufene erste Staffel der TV-Umsetzung des Romans stürzen möchte, der wird sich wundern. Hier sind nämlich beide Schwestern am Leben und suchen nach ihrer leiblichen Mutter! Eine unheimliche Bedrohung, jede Menge verdächtige Geheimnisse, Lügner und Lügenspiele gibts aber auch hier. Wer offen genug für die Unterschiede ist, der wird auch hierbei viel Spaß haben.
_Die Autorin_
Sara Shepard hat an der New York University studiert und am Brooklyn College ihren Magisterabschluss im Fach Kreatives Schreiben gemacht. Sie wuchs in einem Vorort von Philadelphia auf, wo sie auch heute lebt. Ihre Zeit dort hat die „Pretty Little Liars“-Serie inspiriert, die in 22 Länder verkauft wurde und die, ebenso wie ihre neue Reihe „The Lying Game“, zum New-York-Times-Bestseller wurde. Inzwischen werden „Pretty Little Liars“ und „The Lying Game“ mit großem Erfolg als TV-Serien bei ABC ausgestrahlt. (Verlagsinfo)
_Mein Fazit:_
Ein Lügenspiel größer als das Nächste, eine ermordete Zwillingsschwester, ein Haufen Verdächtiger und ständige Paranoia sind nur einige der Zutaten, die „Lying Game – Und raus bist du“ zu einem Pageturner nicht nur für Teenager machen.
Bleibt zu hoffen, dass der Verlag auch die Folgebände veröffentlicht, damit die Neugier des Lesers befriedigt wird.
|Broschiert: 320 Seiten
Originaltitel: The Lying Game 1
ISBN-13: 978-3570308004|
[www.randomhouse.de/cbt]http://www.randomhouse.de/cbt/index.jsp
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