Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Yann / Berthet – Poison Ivy 2: Flying Tigers

Band 1: [„Sumpfblüte“ 4019

_Story_

Poison Ivy und die Mitglieder der |Women On War| sitzen zutiefst in der Patsche; gerade eben wurde ihr Kampfjet von einem japanischen Zero-Bomber versenkt und befindet sich im Sturzflug in den Tod. Doch die Damen haben Glück im Unglück: An Bord ihrer Maschine befindet sich tatsächlich ein Pilot, der den Flieger trotz seines alkoholisierten Zustandes heil zu Boden bringt.

Gemeinsam mit dem Whiskey trinkenden Nervenbündel ziehen die militanten Nonnen durch den Dschungel zur Spezialeinheit der |Flying Tigers|, bei denen Swampy ihren Bruder Tinkleberry wähnt. Doch kurz vor ihrer Ankunft hat sich dieser mit seinem Kumpel Achab in die letzten beiden Maschinen des Geschwaders gesetzt, um einen weiteren japanischen Luftangriff abzuwehren. Von beiden Piloten fehlt anschließend jede Spur, sodass es Poison Ivy schwerfällt, sich weiter ausschließlich auf die gemeinsame Mission zu konzentrieren. Beobachtet von den Spionen, die Swampy bereits in Louisiana beinahe umgebracht hätten, geht die feminine Einsatztruppe kompromisslos und selbstbewusst ihren Weg, um dem korrupten Präsidenten Roosevelt einen Anlass für den Krieg gegen die Japaner zu beschaffen. Doch den naiven Superheldinnen scheint nicht bewusst, was sie mit ihrem radikalen Verhalten im Endeffekt bewirken werden.

_Persönlicher Eindruck_

Dem äußerst sympathischen Auftakt der neuen Reihe beim |Schreiber & Leser|-Verlag folgt im zweiten Teil bereits eine ziemlich skurrile, teils auch recht durchgeknallte Fortsetzung, bei der die Handlung weitestgehend vom makaberen Humor des Autors geprägt wird und beinahe die gesamte Ausrichtung der Story auf den außergewöhnlichen Situationen, die infolge dessen entstehen, fußen lässt.

Alles beginnt damit, dass ein Vollblut-Alkoholiker die verkleideten Nonnen der W.O.W. ein wenig ziellos vor dem Tod bewahrt. So entsteht einerseits ein wenig 007-Atmosphäre, weil die Action wirklich brisant und spektakulär inszeniert wird. Doch kontrastierend dazu entwickelt Yann eine eindeutige Persiflage des klischeebesetzten Agententypus und zieht diverse Größen des verdeckt ermittelnden Genres mächtig durch den Kakao. Diese Qualität verbirgt sich des Weiteren auch hinter den improvisierten historischen Aufnahmen, die verschiedene Eckpunkte des Comics zieren. Wie es sich für einen politisch unkorrekten Comic gehört, wird natürlich in erster Linie wieder gegen die Staaten gewettert. Genau dort sitzt der machthungrige Präsident, genau dort ist der Schmelztiegel der Korruption, personifiziert in einem gierigen Machthaber, der gerne bereit ist, menschliche Opfer vor der Küste Japans dafür zu nutzen, die Kriegstreiberei vor der asiatischen Halbinsel zu forcieren, und genau dort sind auch die sechs komischen Nonnen beheimatet, deren Fähigkeiten von einer theatralischen Darbietung als religiös beeinflusste Nazis bis hin zu den unkonventionellen Tötungsmethoden mit einem stets enorm makaberen Beigeschmack aufgeführt werden. Letzterer sollte vor allem diejenigen ansprechen, die sich mit der drastischen Alberei von Mega-Hits wie „South Park“ und den gezielten Seitenhieben, wie sie von einer berühmten gelben Familie kürzlich sogar im Leinwand-Format dargebracht wurden, arrangieren können, wobei man demzufolge nicht auf inhaltliche Parallelen, sondern einzig auf den Charakter des bewusst überspitzten Humors schließen sollte.

Neben den Scharfschüssen, Skurrilitäten und Albereien soll die Handlung allerdings nicht ausgeblendet werden; die Reise der Sondereinheit setzt sich mit steigendem Tempo fort und steht ausnahmslos im zentralen Fokus. Zwar wird sie schon deutlich von den verrückten Darstellungen sowie dem gekonnten Wortwitz überlagert, aber sie bildet stets den Ausgangspunkt und verschwindet unterdessen nicht hinter den Auswüchsen, mit denen sich die Schmunzelmünder und Lachmuskeln auseinandersetzen müssen. Schlussendlich entwickelt sich hier eine eindrucksvolle Fortsetzung der Abenteuergeschichte, die mittlerweile zu einer geschickten Verbindung aus Action-Komödie, Thriller-Parodie und unterschwellig kritischer Historienverarbeitung herangewachsen ist und somit sogar noch ein größeres Publikum anspricht als kürzlich das Debüt.

Daher darf man sich zu guter Letzt auch gerne zum Resümee hinreißen lassen, dass diejenigen, die „Sumpfblüte“ jüngst in ihrem Favoritenkreis Einlass gewährt haben, „Flying Tigers“ höchstwahrscheinlich gar nicht mehr entkommen lassen wollen. Ein ganz spezieller Humor mag zwar gewissermaßen als Voraussetzung für die innige Beziehung zum zweiten Teil von „Poison Ivy“ gelten, doch da ein solcher unter Comic-Fanatikern definitiv zum Handgepäck gehört, ist dieser Hinweis fast schon wieder hinfällig. Nun denn, Freunde des intelligenten Humors, hier erwartet euch eine neue Herausforderung!

http://www.schreiberundleser.de/

Willingham, Bill / Buckingham, Mark – Fables 3 – Märchenhafte Liebschaften

Band 1: [„Legenden im Exil“ 3175
Band 2: [„Farm der Tiere“ 3506

Dass sich Rezensenten in ihrem Urteil zurücknehmen, kommt eigentlich nicht vor. Entweder bleiben sie trotz besseren Wissens und Gewissens bei dem Gesagten oder sie haben sowieso nur banales, unanfechtbares Zeug geschrieben, das niemand Lust hat zu bestreiten. Oder es hat niemand ihren Text gelesen – kommt schließlich auch vor. Für die amerikanische Serie „Fables“ hatte der Rezensent im November 2006 nur wohlwollende Worte übrig. Solide, ja, aber keineswegs revolutionär sei die Serie, die in den Staaten mit Eisner-Awards überhäuft worden war. Kein Must-have also, sondern eher eine Enttäuschung angesichts des Wirbels, der im Vorfeld von den Machern und Verlegern provoziert worden war. Dieses Urteil muss ein wenig korrigiert werden.

In „Fables“ geht es um eine kleine Gemeinschaft von Märchenfiguren, die vor vielen hundert Jahren aus Europa fliehen musste und nun im Exil lebt. Unerkannt leben die Fables unter den Menschen – so genannten Normalos – und versuchen angestrengt, ihre Tarnung sowie die Ordnung in ihrer Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Die kleine Gemeinde von Märchenfiguren versteckt sich mitten in New York. Außerdem lebt ein Teil der Fables auf einer abgelegenen Farm fern der Großstadt, weil sich nicht jede Märchenfigur gut in einer Großstadt verstecken kann. Dazu gehören zum Beispiel Riesen, sprechende Schweine und Drachen. Im Großen und Ganzen geht es also um eine Verschmelzung von Realität und Märchen, eine Idee, die man guten Gewissens unter dem Schlagwort Urban Fantasy einordnen kann. Vergleiche mit anderen erfolgreichen Serien wie Gaimans [„The Sandman“ 3852 oder Naifehs „Courtney Crumrin“ lägen nahe.

Dennoch hinken solche Vergleiche und verzerren das Bild. Fables fühlt sich merkwürdig bodenständig an. Die Erzeugung eines traumähnlichen Gefühls beim Lesen, vielleicht sogar eines Schwebezustandes, ist im Gegensatz zu Naifeh und Gaiman überhaupt nicht das Anliegen des Autors Bill Willingham. Während Gaiman während seiner Arbeit wahrscheinlich Shakespeare und mythologische Lexika rezipiert hat, warf Willingham eher einen Blick in Tageszeitungen, um Anregungen für sein Werk zu sammeln. Die ersten beiden Fables-Bände enthielten eine Kriminalgeschichte ohne viel Zauberei und eine Revolutionsgeschichte, die durchdrungen war von den persönlichen Beziehungen einiger Figuren zueinander.

Die vier Episoden, die im dritten Band „Märchenhafte Liebschaften“ zu finden sind, führen diesen Anfang recht konsequent weiter. In den beiden längsten Episoden geht es um einen Journalisten, der die geheime Märchen-Enklave an die Öffentlichkeit verraten will, und um Bluebeard, der Bürgermeister an Stelle des Bürgermeisters werden will. Es bleibt also bodenständig. Und knallhart. Die Seiten, auf denen Bigby Wolf und Snow White auf der Flucht vor Goldilocks sind, erinnern ein wenig an die Filme „Auf der Flucht“ oder „The Contract“. Natürlich mit einem märchenhaften Anstrich, aber der Leser darf sich sicher sein, dass es zur Sache geht und kein |Deus ex Machina| auftaucht und die Szene komplett umkrempelt.

Trotz dieser erzählerischen Sicherheit, in der sich der Leser befindet, bleibt es spannend. Man fiebert mit, ohne nur einen Augenblick lang zu vergessen, dass man lediglich Figuren in einem Comic beobachtet, noch dazu Märchengestalten, die ohnehin nicht richtig sterben können, solange sich die Menschen an sie erinnern. Es ist ernst, es geht um Leben und Tod, aber es darf gelacht werden. Garniert wird die Geschichte mit witzigen Details, die erahnen lassen, welche Feinarbeit bei Fables geleistet wurde. Da sind zum Beispiel die Comic-Hefte von Flycatcher und seinen Freunden, deren Cover Märchen-Reminiszenzen an populäre Comic-Titel sind (The Uncanny Oz-Men, Fairytale Four etc.). Oder die Diskussion einiger Liliputaner, dass sie ihre Stadt lieber Smalltown statt Smallville nennen wollen – eine Anspielung auf die aktuelle Superman-TV-Serie.

Natürlich sind einige Episoden von „Fables“ schwächer als andere. Aber es ist doch erstaunlich, wie gut die Mixtur funktioniert, die Willingham den Lesern da vorsetzt. Nach und nach verdichtet sich das Fables-Universum, formt hier mal einen Krimi und da mal einen Thriller aus, ohne dem Leser vorgaukeln zu wollen: „Hey, Magie gibt es wirklich!“ Mit der Zeit werden die Figuren vertrauter und die Welt von Fables erscheint wie ein unendlich großes Puppenhaus, das zwar mit Gebrüder-Grimm-Tapeten geschmückt ist, aber weitgehend irdisch-physikalischen Gesetzen folgt. Willingham hält von Traumtänzerei wahrscheinlich nicht viel. Als möchte er sagen: „Weißt du eigentlich, was mit einer Märchenfigur passiert, die von einem Sattelschlepper gerammt wird? Sie ist Matsch, ganz einfach.“

http://www.paninicomics.de

Ange & Philippe Xavier- verlorene Paradies, Das – Band 4: Erde

Band 1: „Hölle“
Band 2: „Fegefeuer“
Band 3: „Paradies“

Story

Während der Krieg zwischen den Engeln und den Heerscharen des Höllenfürsten in vollem Gange ist, wird der als Retter propagierte kleine Julien zurück auf die Erde gesandt, wo er dem Chaos des Krieges zwischen den beiden Welten nicht mehr ausweichen kann. Doch es ist nicht die offenkundige Bedrohung durch die Gewalt der Schlacht, die ihn zutiefst beängstigt, sondern sein Aufeinandertreffen mit Gott, bei dem ihm offenbart wird, dass die Zeit angehalten wurde, damit Julien in der Funktion des Retters in die Hölle fahren kann, um den anschwelenden Konflikt zu lösen.

Ange & Philippe Xavier- verlorene Paradies, Das – Band 4: Erde weiterlesen

Busiek, Kurt / Mignola, Mike / Truman, Timothy (Autoren) / Nord, Cary (Zeichner) – Conan 4: Die Halle der Toten und andere Geschichten

[„Conan 1 – Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten“ 2840
[„Conan 2 – Der Gott in der Kugel und andere Geschichten“ 3156
[„Conan 3: Der Elefantenturm und andere Geschichten“ 4028

_Story_

Nachdem es Conan gelungen ist, den finsteren Zauberer Yara im Elefantenturm zu besiegen und seine Reichtümer zu stehlen, begibt er sich wieder unter das Volk der Diebe und prahlt in Zamoras anrüchigsten Kneipen mit seinen jüngsten Heldentaten. Dabei verrät er auch, dass er in den Turm des mächtigen Surna eingedrungen ist und dessen junge Geliebte beim ersten Aufeinandertreffen beglückt hat. Seine derzeitige Wegbegleiterin Jiara fürchtet derweil um die Treue ihres fleischgewordenen Helden und taucht ebenfalls in anderen Betten unter, deren Besitzer jedoch nichts Gutes verheißen.

Unterdessen hat Surna von Conans Verbrechen erfahren und hetzt seine Söldner auf den Barbaren. Allerdings gelingt es der bewaffneten Überzahl lediglich, den Gundermann Nestor abzuführen, der sich beim Auftauchen der Söldner zu einem Gefecht mit Conan aufgestellt hatte. Nestor lässt sich bei seiner Ergreifung auf einen teuflischen Deal ein; er möchte seinen Kopf gegen den Conans tauschen und Surna den Barbaren ausliefern. Unermüdlich jagt der Gundermann den Cimmerier durch die Lande, doch immer wieder erntet er Ärger und Prügel. Aber auch Conan muss deftige Prügel einstecken; Jiara hat ihn in seiner Abwesenheit ebenfalls betrogen, und die Folgen muss der Barbar nun ausbaden – bis ihm ein unerwarteter Verbündeter zur Hilfe eilt …

_Persönlicher Eindruck_

Der vierte Sammelband der neuen „Conan“-Comics markiert einen gravierenden Einschnitt in die illustrierten Adaptionen der Helden-Reihe. Kurt Busiek, Wegbereiter und Comic-Autor von Weltformat, trennte sich nach zwei Dutzend erfolgreicher Heftausgaben von der Serie um den berühmten Cimemrier und übergab das Zepter kurzfristig an Mike Mignola („Hellboy“), der als Interimslösung bereitstand, bis schließlich mit Timothy Truman jemand den Stift übernahm und den Comic-Großevent fortwährend weiterleitete.

Diese Veränderung ist rein oberflächlich kaum zu spüren, denn in erster Linie lebt die Story um den kraftvollen Barbaren weiterhin von den gewaltigen Illustrationen des viel gepriesenen Cary Nord, dessen raue Skizzen sich erneut prächtig mit dem ruppigen Weg der Titelfigur arrangieren und definitiv die Basis des Erfolgs darstellen. Indes spürt man einem genauen Blick hinter die Kulissen, dass Truman im direkten Vergleich zu Busiek größeren Wert auf die Verwendung längerer Dialoge legt. Gab sich Conan bislang häufig bestimmt und wortkarg, wachsen seine Sprechblase im zweiten Teil der aus mehreren Teilepisoden zusammengefügten Geschichte schon recht deutlich. Darüber hinaus ist auch die Wortwahl des Barbaren etwas zivilisierter geworden; klar, seine ruppigen Aktivitäten werden von Prahlereien, Protzereien und einer gewissen klischeebesetzten Männlichkeit innerhalb der Dialoge begleitet, aber man stellt schon fest, dass ein marginaler Wandel vollzogen wurde, der auch ohne das diesbezügliche Vorwissen aufgefallen wäre.

Darüber hinaus feiern die beiden neuen Autor einen sehr guten Einstieg; vor allem der kurze Beitrag von Mignola ist ein echtes Highlight und bietet als Interludium einen richtig starken Übergang zwischen die von Busiek forcierte, harte Action-Story und die brutale Schlacht, die sich infolge Jiaras Verrat entwickelt. Überhaupt hat man sich seit der Geschichte um den Elefentanturm noch einmal gehörig steigern können, was sich zum einen an der sehr stark dargestellten Action als auch am feinen Spannungsaufbau während des Plots festmachen lässt. Nicht jede Entwicklung ist in ihrer letztendlichen Form auch tatsächlich vorhersehbar, und gerade im Schlussteil gibt es noch einige Überraschungen, deren Anteil in den letzten Comics ja eigentlich recht rar gesät war. Auch die Einbeziehung der neuen Charaktere ist dem Autorenteam sehr schön gelungen; besonders der unstete Nestor verhilft der Story zu weiteren Spannungspunkte und bleibt durch seine Unberechenbarkeit bis zuletzt die entscheidende Figur der gesamten Handlung.

Trotz vieler kleiner Einschnitte ist es in „Die Halle der Toten“ aber wieder wunderbar gelungen, den Geist des legendären Robert E. Howard und seines weltberühmten Fantasy-Mythos‘ „Conan“ in allen Belangen perfekt einzufangen. Zum vollendeten Glück fehlt lediglich noch die heroische Untermalung von Basil Poledouris, mit der sich die Schlachtenatmosphäre der neuen Geschichte prima zu Gehör bringen ließe – soviel nur als Tipp. Doch andererseits spricht das Werk des Dreamteams Busiek/Mignola/Truman auch abseits des Soundtrack-Klassiker Bände und weist bezogen auf die Darstellung der Erzählung eine Kraft auf, wie sie in diesem Bereich nur ganz selten zu bestaunen ist. Keine Frage, „Die Halle der Toten“ sollte man zu Lebzeiten besucht haben!

http://www.paninicomics.de/

Wood, Brian / Burchielli, Riccardo – DMZ 1: Abgestürzt

Die ersten Seiten von „DMZ – Abgestürzt“ wecken große Erwartungen. Amerika befindet sich im Bürgerkrieg, das Land ist geteilt. Den Vereinigten Staaten stehen die so genannten Freien Staaten gegenüber. Zentrum des Konflikts ist die Insel Manhattan. Hier liefern sich die beiden Kriegsparteien seit Jahren einen erbitterten Kampf, ohne dass eine Seite den definitiven Sieg davontragen würde. Die Fronten sind verhärtet, im Moment herrscht ein brüchiger Waffenstillstand.

Manhattan ist die DMZ, die Demilitarisierte Zone, in der keine Streitkräfte stationiert sind, sondern in die nur nach Bedarf ein- und wieder ausgerückt wird. Noch immer leben Zivilisten in Manhattan, die versuchen, im Kriegsgebiet möglichst gut über die Runden zu kommen. Mitten in dieses Treiben stürzt der Praktikant Matthew Roth. Er sitzt in einem Hubschrauber, der über der DMZ abstürzt. Als einziger Überlebender bahnt er sich einen Weg durch die von paramilitärischen Einheiten besetzten Hochhäuser, findet schneller Freunde, als der Leser glauben mag, und berichtet hier und da via Internet an die Außenwelt. So begegnet er Zee, einer Medizinstudentin, die als Ärztin unterwegs ist, The King, einem ehemaligen Marine, der mit einem überdimensionierten Sniper-Gewehr Aussicht hält, und Soames, dem Anführer einer Öko-Guerilla-Truppe.

Leider halten die ersten Seiten von „DMZ – Abgestürzt“ nicht, was sie versprechen. Die Grundidee umwölkt eine beinahe beißende Aktualität, nämlich ein inneramerikanischer Konflikt, der nicht nur eine politische, sondern auch eine soziale Dimension hat. Leider findet sich davon in „DMZ“ wenig wieder. Der intellektuelle Anspruch, welcher der Grundidee eines amerikanischen Bürgerkriegs anhaftet, löst sich nach wenigen Seiten in Wohlgefallen auf. Was bleibt, ist ein mittelmäßiger Kriegs-Comic, actionreich und nur selten spannend. Die große Vision bleibt aus.

http://www.paninicomics.de/

Collins, Max Allan / Rodriguez, Gabriel / Wood, Ashley – CSI 5: Das Dämonenhaus

Band 2: [„Dominos“ 2775
Band 3: [„Geheimidentität“ 3224
Band 4: [„Blutiger Mond“ 3569

_Story_

Das CSI-Department in Las Vegas ermittelt gleich in zwei brisanten Fällen: Zunächst sind sie auf der Spur eines Kleinganovenduos, welches in den letzten Wochen gleich mehrfach dreistellige Beträge aus unauffälligen Läden gestohlen hat. Seltsamerweise hat das Paar aber noch nie freitags zugeschlagen, sodass der neueste Überfall scheinbar von Trittbrettfahrern unternommen wurde.

Das Dämonenhaus, eine Einrichtung der Organisation TARPAS, die sich mit Jugendschutz und Verantwortung unter den Heranwachsenden beschäftigt, wurde um einen Betrag von ungefähr 40.000 $ beraubt und ruft die Einsatztruppe von Gil Grissom auf den Plan. Doch noch während die Ermittler der CSI vor Ort die Spuren untersuchen, ereignet sich bei einer Veranstaltung im Dämonenhaus ein furchtbarer Unfall. Ein Theaterstück endet mit einem tödlichen Schuss, obwohl die scheinbare Tatwaffe nur mit Platzpatronen gefüllt war.

Tragisch dabei: Das Opfer war die Verlobte des Schützen Karl Newton, der völlig verstört zusammenbricht und sein Unglück kaum fassen kann. Grissom und seine Kollegen ermitteln an beiden Schauplätzen weiter und stoßen auf eine bereits befürchtete Erkenntnis. Newtons Verlobte starb nicht infolge eines Unfalls, sondern wurde mit Vorsatz umgebracht. Allerdings passt auf keinen der vermutlichen Täter ein entsprechendes Motiv. Das Team der CSI steht vor einem schwierigen Rätsel …

_Persönlicher Eindruck_

Nach längerer Abstinenz der „CSI“-Comics hat mich die neueste, insgesamt bereits fünfte Ausgabe der illustrierten Adaption des TV-Megaerfolgs mal wieder völlig aus den Socken geschossen. Was Atmosphäre, Spannungsaufbau, Erzähltempo und nicht zuletzt diese fabelhaften Wendungen innerhalb des Plots betrifft, bewegt sich das Team um die Starzeichner Gabriel Rodriguez und Ashley Wood auf einem gleichwertigen Niveau wie der zuverlässige Quotenlieferant und übertrifft sich in „Das Dämonenhaus“ einmal mehr selbst.

Dabei lässt sich mittlerweile schon ein übergeordnetes Schema erkennen, nach dem bislang alle Romane zum Serienhit konzipiert wurden, welches aber in seinem verzwickten Aufbau jedes Mal wieder ein Garant für absolute Hochspannung ist. Dementsprechend beginnt auch die aktuelle Story zunächst einmal ganz unspektakulär; die Ermittler werden an den Ort eines merkwürdigen Raubüberfalls gebeten, erschließen schnell Verbindungen zu einer derzeit anhalten Serie solcher Kleingaunereien und erzielen auch bei der Spurensicherung konstante Erfolge.

Alles läuft wie geschmiert, bis dann eine Art Urknall die Szenerie erschüttert und die ganze Handlung postwendend auf den Kopf stellt. Plötzlich erschüttert ein Mordfall die überdimensionale Spielhölle Las Vegas und hinterlässt dabei einen riesigen Scherbenhaufen, den es für die CSI nun aufzuarbeiten gilt. Aber die Ursachenforschung ergibt kaum Brauchbares; einzig und allein der Verlobte des Opfers hätte äußerlich betrachtet die Möglichkeit gehabt, die ermordete Joanna gezielt zu ermorden, doch der gebrochene Mann ist in einem Maße verstört, dass er als Tatverdächtiger sofort ausscheidet – vorerst jedenfalls. Jedoch ergibt sich im näheren Umfeld des Hauptschauplatzes, dem Dämonenhaus, keine einzige schlüssige Erklärung für den Vorfall. Alle liebten das Opfer, und auch wenn das Verhalten einiger weniger Mitarbeiter der Organisation, für die sowohl Joanna als auch Karl arbeiteten, recht auffällig ist, finden sich doch keine Zusammenhänge zur Tragödie im Theatersaal.

Derweil stehen die Beamten auch bei der Erkundung der Raubserie und einer offensichtlichen Nachahmertat vor einem schier unlösbaren Rätsel. Warum sind es immer bloß Kleinstbeträge, mit denen sich die Diebe bereichert haben? Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem größer angesetzten Überfall auf das Dämonenhaus und dem mysteriösen Mordfall?

Grissom und Co. Rennen von einer Sackgasse in die nächste, ohne dabei nennenswerte Erfolge zu erzielen. Im Gegenteil, man fiebert zwar regelrecht mit den Gesetzeshütern und lässt sich selbst von deren Frustration über die mangelnden Fortschritte mitreißen. Dann jedoch kommen die Dinge ins Rollen – und erneut ist man überwältigt von den Qualitäten der Spezialtruppe, vor allem aber von jenen des Autors, der seine Adaption nicht nur geschickt konstruiert hat, sondern auch problemlos diese fieberhafte Begeisterung auslöst, die ein Millionenpublikum wöchentlich vor die Mattscheibe lockt.

Zwei Kritikpunkte zur neuen Comic-Ausgabe sind aber dennoch anzubringen; zum einen stört die etwas zu schnelle Auflösung der Fälle auf den letzten Seiten. Collins hat sich wirklich allergrößte Mühe gegeben, die Szenerie aufzubauen und den Inhalt reifen zu lassen, und so wird man in den Schlussszenen schon ein wenig überrumpelt, als der Autor plötzlich in unbegründete Eile ausbricht und das Finale meines Erachtens zu abrupt gestaltet. Eine weitere etwas lästige Eigenschaft, die in Band 5 besonders aufgefallen ist, wäre dann noch die ständige Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse zu Beginn eines jeden Kapitels. Im Original wird CSI als Heftserie aufgelegt und nicht wie beim verwöhnten deutschen Publikum als Sammelband, so dass man in den einzelnen Episoden spürbar darum bemüht ist, zum besseren Verständnis der aufeinander folgenden Originalhefte die Eckpunkte der Handlung kurz Revue passieren zu lassen. Anstrengend wird es aber ab dem Moment, in dem man das Ganze in einem Rutsch durchliest und die Story ständig von Wiederholungen längst abgeschlossener Handlungspunkte überlagert wird. Zwar verknüpft Collins diese Passagen immer noch mit einem gezielten Stimmungsaufbau, doch wenn man bedenkt, dass das Finale von „Das Dämonenhaus“ vergleichsweise knapp geraten ist, wäre eine Verschiebung der Prioritäten in diesem Zusammenhang durchaus wünschenswert gewesen.

Nichtsdestotrotz ist die neue Ausgabe der „CSI“-Sonderbände wieder ein echtes Schmankerl im rar gesäten Bereich der illustrierten Kriminalliteratur geworden. Der Fall ist unheimlich interessant, die Zeichnungen grandios und die Spannungskurve begeisternd. Alles andere als die bereits vorab zu erwartende, betont deutliche Empfehlung des neuen Kriminalabenteuers wäre demnach auch eine Beleidigung für diesen tollen Comic.

http://www.paninicomics.de/csi-s10279.html

|Siehe ergänzend dazu auch unsere Rezensionen zu den Buchausgaben:|

[„Tod im Eis“ 342
[„Doppeltes Spiel“ 964
[„In der Hitze der Nacht“ 1377
[„Das Versprechen“ 2034
[„Tödlicher Irrtum“ 2252
[„Killing Game“ 3275

Groening, Matt – Simpsons, Die – Galerie der Meisterwerke: Das erste Posterbuch

Auch wenige Wochen nach dem Kinostart des ersten Leinwandabenteuers der gelben Familie ist die Simpsons-Manie nicht abgerissen. Allerorts sieht man Schnipsel, Berichte und Werbeaktionen zum wohl am heißesten ersehnten Kinostreifen seit langer, langer Zeit, und auch bei |Panini|, wo seit geraumer Zeit die Comics um Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie vertrieben werden, sitzt man längst nicht mehr still und ist richtig intensiv in die Werbemaschinerie eingestiegen. Neben den herkömmlichen Comics sind daher auch eine ganze Reihe ganz spezieller Veröffentlichungen auf den Markt geschossen, so zum Beispiel ganz spezielle Steckbriefbücher zu einigen Charakteren aus Springfield, oder aber nun auch das erste Posterbuch, welches unter dem verheißungsvollen Titel „Galerie der Meisterwerke“ erschienen ist.

Inhalt des Ganzen sind immerhin 25 Poster um die berüchtigte Familie, darunter allerhand bislang unveröffentlichtes Material wie beispielsweise eine „Planet der Affen“-Parodie namens „Planet der Apus“, eine Hommage an die Schlagerwelt mit einer etwas eigenartigen zusammengesetzten Boygroup namens „Die Überspitzten“ und eine Collage aus Moes Taverne, die den lachenden Bart nach einem seiner beliebten Scherzanrufe in Homers Stammkneipe zeigt. Darüber hinaus gibt es auch diverse Familienporträts zu sehen, welche die Simpsons auf ganz unterschiedliche Weise darstellen. Aber auch gänzlich Ungwöhnliches ist enthalten, wie etwa ein außergewöhnlicher Querschnitt von Ralphs Gehirn, ein mit schillernden Farben belegtes Röntgenbild von Marge sowie Homer in der Rolle des Radioactive Man, sprich Bilder, die alleine schon aufgrund ihrer vollkommenen Exklusivität einen gewissen Reiz ausüben.

All das hat man ins konsumentenfreundliche 20×30-Format gepackt und in einen Hochglanzbildband eingegliedert, dessen einzelne Poster man jeweils ganz leicht an den Seiten heraustrennen kann. Dies mag zwar denjenigen ein wenig stören, der auf ein makelloses Posterformat schwört, da sich die Bilder jedoch sowieso am besten eingerahmt präsentieren und die prinzipielle Qualität der eines herkömmlichen Posters in keinerlei Hinsicht in etwas nachsteht, sollte man diesbezüglich keine Bedenken haben. Darüber hinaus ist auch die Auswahl der Motive sehr gelungen. Man bekommt die Simpsons in allen erdenklichen Lebenslagen zu sehen und erhält sowohl vergleichsweise simple Porträts als auch skurrile Offenbarungen, die den verrückteren Geist der unendlichen TV-Serie auffangen. Das Ganze gibt’s schließlich für den erdenklich niedrigen Preis von gerade einmal 9,95 €uro, was gerade im Vergleich zu einzeln käuflichen Postern fast schon geschenkt ist. Man mag über die überdimensionale Vermarktung des Produktes ‚Simpsons‘ denken, was man mag – aber in diesem speziellen Fall lohnt die Investition auf jeden Fall. Wer also schon länger mal überlegt hat, seine Wohnung mit einigen Gemälden seiner Lieblinge zu dekorieren, oder aber einfach dem anhaltenden Wahn verfallen ist, ist mit dieser „Galerie der Meisterwerke“ allerbestens bedient und bekommt für sein Geld einen tollen Gegenwert.

http://www.paninicomics.de

Wood, Brian / Burchielli, Riccardo – DMZ 1: Abgestürzt

_Story_

Während die amerikanischen Truppen ständig Missionen in Übersee starten, verkommt das eigene Land langsam aber sicher zum Schlachtfeld. In New York herrschen katastrophale Zustände; ein Bürgerkrieg erschüttert die Stadt und trennt das Herz, Manhattan, von den umliegenden Gebieten. Doch nach Monaten verheerender Gefechte scheint der Waffenstillstand nur noch eine Frage der Zeit, was die Journalisten erstmals ermutigt, die Krisengebiete aufzusuchen und ein Bild des dortigen Grauens zu zeichnen.

Matthew Roth traut weder Augen noch Ohren, als er kurzfristig die Gelegenheit bekommt, mit dem berühmten Reporter Ferguson nach Manhattan zu fliegen, um einen Bericht über die Zustände der demilitarisierten Zone für die lokalen Nachrichten zu drehen. Doch die Landung mit dem Helikopter wird zum Fiasko; alle Insassen sterben durch Heckenschützen, und nur der völlig hilflose Roth überlebt das Scharmützel. Verzweifelt sucht er nach einem Ausweg und nimmt mithilfe seiner zurückgebliebenen Ausrüstung Kontakt zum Militär auf.

Doch auch sein Rettungsversuch endet blutig, führt ihm aber erstmals vor Augen, wie erniedrigend die Menschen in Manhattan mittlerweile leben und was ein Menschenleben hier überhaupt noch wert ist. Hin- und hergerissen zwischen den Gedanken, sichere Zuflucht zu finden oder eine überwältigende Story zu schreiben und somit auf der Karriereleiter steil emporzusteigen, kämpft er in den Ruinen der einst so prächtigen Stadt ums nackte Überleben und macht sich alsbald einen Namen. In einer Zeit nämlich, in der alle Hoffnung begraben scheint, sind Menschen wie er ein echter Lichtblick.

_Persönlicher Eindruck_

Eine sehr mutige Story ist es, die Brian Wood mit „DMZ“ entworfen hat; gleichzeitig ein apokalyptisches Endzeitszenario und eine äußerst gesellschaftskritische Sichtweise der Entwicklungen innerhalb der Vereinigten Staaten, bei der die Arroganz und Brutalität des Militärs insgeheim an den Pranger gestellt werden. Davon abgesehen sind auch die Charakterzeichnungen, die Wood im ersten Band entworfen hat, wahrlich fantastisch. Dies beginnt mit dem hochnäsigen Reporter Ferguson, der sich für unfehlbar hält und in seiner Überheblichkeit gar nicht zu begreifen vermag, was es heißt, im Bürgerkrieg zu leben. Die Medienberichte schienen für ihn nur Bilder einer fremden Welt zu sein, doch ereignen sich die schlimmsten Szenarien in diesem Fall vor der eigenen Haustür, was er in seinem naiven Leichtsinn nicht wahrhaben will.

Auf der anderen Seite steht mit Matthew Roth ein absolutes Greenhorn, das allzu leichtfertig als Kanonenfutter den Gehilfen spielen soll, nicht wissend, worauf er sich da überhaupt einlässt. Seine Berufung kommt völlig überraschend, und da er überhaupt keine Informationen über seinen Einsatz hat, ist er gänzlich verloren, als er das Attentat der Miliz überlebt. Doch in einer derartigen Extremsituation übermannt ihn sein Überlebensinstinkt; die erste Flucht gelingt und nach und nach gestatten ihm neue Gefährten, einen genaueren Blick in das schäbige Leben in Manhattan zu werfen.

Als dann aber eine Rettungsmission zur Befreiung des Praktikanten ziellos auf Zivilisten schießt, verliert Matt seine Glaubwürdigkeit und muss sich fortan alleine durch das Zentrum der Zerstörung kämpfen. Und erst dabei wird er der erschütternden Wahrheit gewahr; schwer verletzte Kinder, hungernde Familien, brutale Plünderer, Prostitution als Lebensgrundlage, ein völlig außer Gefecht gesetztes Gesundheitssystem, all das macht Manhattan in diesen Zeiten aus. Bilder, die Matt nur aus dem Fernsehen kannte und ihm beweisen, dass nichts schlimmer ist als die Realität, wenn sie einen derart bedrängt. Und ausgerechnet jetzt soll er sich als Nobody durchschlagen, ohne zu wissen, wo er von nun an hingehört und wem er vertrauen kann – und ohne zu begreifen, was eigentlich wirklich los ist.

Erschreckend und fesselnd sind sie, die postapokalyptischen Szenarien, die Wood hier entworfen hat; New York in Trümmern ist ein Bild, das seit dem 11. September kein Unbekanntes mehr ist. Doch wie eine Stelle in „DMZ“ treffend beschreibt, so herrscht in diesem Comic jeder Tag der 11. September. Zu sehen, wie bedeutende Protagonisten ihre Menschlichkeit gegen Waffen getauscht haben, zu sehen, wie das Militär skrupellos auf Landsleute schießt und die Schreckenstaten sowie den Mord von unbeteiligten Zivilisten, darunter auch Kinder, vertuschen möchte, aber auch zu sehen, wie sich der Hauptakteur inmitten einer solch aussichtslosen Situation, getrieben vom Willen zum Überleben, zurechtfinden muss, ist ein absolutes Novum, weil die komplette Story so realistisch und nahbar wirkt. Der Schauplatz der Gefechte ist real, und nicht erst seit den Flugzeugattentaten auf New York im Jahre 2001 scheinen Bilder, wie man sie hier zu sehen bekommt, nicht mehr unwahrscheinlich.

Doch noch erschreckender ist, dass man erst wachgerüttelt wird, als man sich vergegenwärtigt, dass die Handlung in den Vereinigten Staaten spielt. Weltweit sind derartige Niederträchtigkeiten Alltag; man toleriert sie schon fast, weil man selber nicht beteiligt oder betroffen ist und nimmt sie als gegeben hin. Doch jetzt ist es New York, eine so sicher geglaubte Stadt, vielleicht sogar die bekannteste Stadt der Welt, und schon verfinstern sich die Eindrücke im Verlauf der Story. An dieser Stelle soll jetzt keine Moralpredigt folgen, aber ist es nicht traurig, dass es eines Werkes wie „DMZ“ bedarf, um den Leuten die Bedeutung von Bürgerkrieg so authentisch wie möglich zu vermitteln? Meiner Meinung auf jeden Fall. Aber es spricht zweifelsohne für den Autor und seinen Kollegen Richard Burchielli, dass einem solche Gedanken überhaupt erst kommen. „DMZ“ regt zum Nachdenken an, offenbart eine schonungslose Realität und bietet darüber hinaus auch noch einen eiskalten, teils sehr actionreichen Plot, der einen von der ersten bis zur letzten Seite vor Begeisterung und Erschütterung gleichsam lähmt. Oder mit anderen Worten: ein Meisterwerk, das hier seinen Anfang nimmt und dessen Fortsetzung mit großer Spannung erwartet wird.

http://www.paninicomics.de/

Hartley, Welles / Harrison, Mick / Williams, Rob – Star Wars 63: Dark Times 2 (von 5) – Der Weg ins Nichts

[Band 1 3853

_Inhalt_

|“Der Weg ins Nichts“|

Dass Jennir und der Nosaurier Bomo sind nur knapp der Invasion des Imperiums und somit auch der Sklaverei entkommen. Dennoch lasten die persönlichen Verluste schwer auf Bomos Schultern, dessen Familie auf dem Fluchtweg gekidnappt und auf den Sklavenplaneten Orvax 4 verschleppt wurde. Gemeinsam reist das Duo inkognito zur Sklavenbasis der imperialen Streitkräfte und geht an Bord ihres Schiffes wegen ihrer Verschwiegenheit ein erhöhtes Risiko ein. Doch die Wegbegleiter erweisen sich schnell als treue Verbündete und kämpfen sich mit dem Jedi und dem Nosaurier durch das Gefängnis von Orvax 4. Aber Bomo kommt zu spät.

|“Rebellion“|

Wyl Tarson gehört zu den geheimsten Schützlingen der Rebellion und hat der Allianz in den letzte Jahren immer wieder treue Dienste durch die Übermittlung von geheimen Informationen erwiesen. Nun gerät der mutige Jüngling jedoch in den Einfluss des Verbrecherkönigs Raze, der Wyl nach einer Explosion aufgabelt und ihm eine Bombe in den Körper pflanzt. Wyl ist jedoch nicht bereit, sich dem Willen des Fieslings zu unterwerfen, und widersetzt sich zunächst seinen unglaublichen Forderungen. Als ihm dann aber bewusst wird, dass er damit blindlings in den Tod stürzen wird, überdenkt er seine Entscheidung und unterstützt Raze bei seinen teuflischen Plänen.

_Meine Meinung_

Nach dem eher schwachbrüstigen letzten Heft der „Star Wars“-Comics beinhaltet die neue Ausgabe nun endlich den heiß ersehnten zweiten Teil der aktuellen Reihe „Dark Times“, einem der vielversprechendsten Plots des Star-Wars-Universums der letzten Monate. Strikt führt das Autorenteam Hartley und Harrison die Story fort und versetzt die beiden Protagonisten von einer Notlage in die nächste. Mit Heimtücke und gutem Willen gelingt es Bomo und Dass Jennir, sich an Bord eines Schiffes Zuflucht zu verschaffen und geradewegs auf den Sklavenplaneten zuzusteuern, auf dem der Nosaurier seine verschollene Frau und die gemeinsame Tochter wähnt. Unerbittlich kämpft sich das eingespielte Zweigespann durch die Gefahren dieser Welt und schummelt sich teils auch mit Gewalt bis in die Gefängnisstation des Planeten durch. Für Bomo Greenbark leuchtet für einen kurzen Zeitpunkt wieder der Stern der Zuversicht – nur um nach einer schrecklichen Nachricht seiner alten, ebenfalls versklavten Verbündeten wieder zu verlöschen.

Hartley und Harrison lassen im zweiten Teil der deutschsprachigen Ausgabe definitiv die Action sprechen. Vor allem Dass Jennis muss auf Orvax gleich mehrfach seinen Mann stehen und dabei zusehen, dass weder die imperialen Truppen noch die seltsamen Biester, die den Planeten bevölkern, auf ihn aufmerksam werden. Des Weiteren wird die Story in rasendem Tempo fortgeführt und wird trotz der relativ kurzen Spanne von einigen inhaltlichen wie emotionalen Hochs und Tiefs gesäumt. Einzig die Zweifel Vaders, der sich insgeheim im letzten Teil gegen die Pläne des Imperators gestellt hat, hätte man nicht so weit im Dunkeln stehen lassen müssen, schließlich begründete sich ein Teil des inhaltlichen Potenzials auf dessen Skepsis. Aber möglicherweise folgt diesbezüglich im Abschluss der Story noch mehr, worauf man nach den Ereignissen im mittleren Part mehr als gespannt sein darf. Insgesamt also eine löblich strukturierte, spannende und vor allem kurzweilige Fortsetzung der „Dark Times“.

Parallel hierzu eröffnet man auch gleich schon eine neue Mini-Serie innerhalb der Sternencomics. Neben dem Hauptakteur Wyl Tarson trifft man hier auf alte Bekannte wie den zwielichtigen Raze, der sich hier als unnachgiebiger Fiesling und kompromissloser Sklaventreiber offenbart und somit das Böse in einer Story von Verrat, Intrigen, Hinterlisten und Gemeinheiten verkörpert. Lediglich der etwas verwirrende Aufbau der Handlung trübt den eigentlich positiven Gesamteindruck der neuesten „Rebellion“-Saga ein wenig und führt gerade in der Mitte zu einigen Ungereimtheiten, die zu einem späteren Zeitpunkt auch nicht ganz ausgeräumt werden. Aber auch hier hofft man für Klarheit in der Fortsetzung, die wahrscheinlich in Heft Nr. 64 enthalten sein wird.

Alles in allem ergibt sich nach dem kurzen Einbruch der letzten Ausgabe wieder ein überaus zufriedenes Gesamtfazit: Die alte Serie bekommt eine würdige Fortsetzung und zugleich auch noch einen gleichwertigen, wenn auch zwischenzeitlich konfusen Nachfolger zur Seite gestellt. In den „Star Wars“-Comics bleibt es spannend und vor allem vielseitig – dank Volltreffern wie „Dark Times“ und „Rebellion“.

http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10314

Stackpole, Michael A. / Strnad, Jan / Erskine, Gary – Star Wars Sonderband 38: X-Wing Rogue Squadron – Requiem für einen Rogue

[X-Wing Rogue Squadron – Die Thronerbin 3338

_Story_

Acht Monate nach der Schlacht um Endor: Captain Wedge Antilles und seine Staffel unternehmen eine Routinemission zum Planeten Malrev 4, auf dem kürzlich ein Schiff der Allianz verschollen war. Doch der Suchtrupp gerät alsbald in Gefahr, als eine Überzahl imperialer Jäger auftaucht und die Rogue Squadron angreift. Während der Großteil der Truppe entkommt und auch tatsächlich das vermisste Schiff mit den Bothanern auffindet, stürzt Antilles während des Luftkampfes ab. Doch seine Verbündeten geben die Hoffnung um ihn nicht auf, verharren in ihrer neuen Situation allerdings skeptisch, weil die Besatzung des entdeckten Raumers ihnen nicht allzu freundlich gesonnen ist.

Als schließlich auch noch eine Horde der beheimateten Irrukiine den Frieden auf Malrev 4 stört und die Rebellen angreift, wachsen die Sorgen der Rogue Squadron. Die Merkwürdigkeiten nehmen stündlich zu, und als Wedge schließlich mit ungeheuren Nachrichten zu seiner Mannschaft zurückkehrt, wird allen klar, welche verheerende Bedrohung sowohl von den Bothanern als auch von der versteckten Kraft, die sich im Tempel von Malrev 4 verbirgt, ausgeht. Der Planet ist nämlich nichts Geringeres als ein ehemaliger Außenposten von Imperator Palpatine – und ein Erbe der Sith-Magie treibt dort nach wie vor sein Unwesen.

_Persönlicher Eindruck_

Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet die Geschichten um die Rogue Squadron immer einen recht biederen Eindruck hinterlassen; doch auch in diesem Fall ist das aktuelle Abenteuer um Wedge Antilles lediglich eine Durchschnittsausgabe unter den Sonderbänden der „Star Wars“-Comics, einerseits viel zu vorhersehbar, andererseits auch noch ziemlich schwach gezeichnet. Dies ist noch umso schwerwiegender, wenn man bedenkt, dass niemand anderer als Michael A. Stackpole der Urheber dieser bereits damals über |Carlsen Comics| aufgelegten Story ist, verspricht der bekannte Autor doch ansonsten immer Qualität im oberen Bereich.

Das Problem an „Requiem für einen Rogue“ ist definitiv die allzu steife, wenn auch nicht actionarme Entwicklung der Story. Es mangelt dem Plot zwar sicher nicht an Tempo, und auch die Charaktere sind eindeutig und einprägsam, aber im Grunde genommen lahmt das Ganze zunehmend, weil man zu jedem Punkt genau absehen kann, in welche Richtungen der Comic sich inhaltlich bewegen wird. Dass man den Bothanern nicht trauen kann, scheint ebenso offensichtlich wie die Tatsache, dass Wedge Antilles den Absturz überlebt hat, und auch die Kampfhandlungen sind in ihrem Verlauf absehbar und unflexibel, was den Spannungsverlauf ebenfalls eher hemmt als vorwärts bringt.

Und so häufen sich nach und nach die allzu gewöhnlichen Eckpunkte und somit Facetten, die man im Universum von „Star Wars“ schon etliche Male erlebt hat, deren man jedoch langsam aber sicher auch überdrüssig ist. Der Versuch, kurz vor Schluss noch Emotionen in die Geschichte einzubringen, erscheint in diesem Sinne löblich, kommt aber viel zu spät und wirkt zum entsprechenden Zeitpunkt auch nicht mehr glaubwürdig – geradezu als würde die Extraportion Pathos die inhaltlichen Defizite rückwirkend auslöschen können. Doch zum Ende bleibt lediglich der Eindruck haften, dass hier weitestgehend Bekanntes neu aufgewärmt wurde, ohne der Handlung eine markante, eigene Note zu verpassen.

Möglicherweise mag dieses Fazit auch eng damit verbunden sein, dass der Fan in dieser Hinsicht mittlerweile ziemlich verwöhnt ist und gerade die aktuellen Mehrteiler in den „Star Wars“-Comics richtig guten Stoff bieten, aber gewissermaßen ist der 38. Sonderband einfach zu uninspiriert und unmotiviert, als dass man hier unkritisch von einer guten Standard-Story sprechen könnte. Standard bedeutet in diesem Zusammenhang nämlich Durchschnitt, und selbst diesen Status muss man hier ziemlich enttäuscht noch in Frage stellen.

http://www.paninicomics.de/

Holguin, Brian (Autor) / Medina, Angel (Zeichner) – Spawn 75

_Inhalt_

|“Das Heulen“|

Al Simmons wird inmitten einer Schneelandschaft beinahe leblos von einem kleinen Jungen geborgen und in dessen Elternhaus gepflegt. Bei seinem Erwachen jedoch beginnt die alte Misere; der als Spawn wiedergekehrte Simmons sucht nach seinem inneren Ich, das er schließlich findet, als er in ein Gefecht zwischen einer Gruppe Wilderer und mehreren Höllenhunden einen wahren Blutrausch miterlebt – und seiner eigentlichen Bestimmung gewahr wird.

|“Zufällige Muster“|

Simmons schlägt sich durch die Straßen von Chicago und ist nach wie vor mit der persönlichen Selbstfindung beschäftigt. Er sucht nach Ursachen für seine Existenz und sein jämmerliches Dasein und macht Gott und Satan gleichzeitig für sein grausames Schicksal verantwortlich. Über einen Akt der Zerstörung wird ihm schließlich erst bewusst, was aus ihm, Spawn, geworden ist. Doch in diesem Moment, sieht Simmons gleich auf mehreren Ebenen klar; ihm leuchtet ein, dass er lediglich ein Spielball von Mammon geworden ist und in diesem Abhängigkeitsverhältnis der schieren Verzweiflung hilflos ausgesetzt ist. Doch selbst für einen auf ewig Verdammten wie ihn stirbt die Hoffnung zuletzt.

_Meine Meinung_

Emotionale Momente sind es, die uns in der 75.Ausgabe der „Spawn“-Comics begegnen, und das nicht nur bezogen auf die überraschend nachdenkliche Handlung. Mit „Zufällige Muster“ wird zugleich der Abschied des erfolgreichen Duos Brian Holguin und Angel Medina eingeläutet, die nach 80 bzw. 49 Heften der US-Reihe im Anschluss an diese bewegende Story ihren Abschied feiern werden. Allerdings haben sie kurz vor ihrem überraschenden Aus ganze Arbeit geleistet und gerade mit dieser Story noch einmal einen absoluten Leckerbissen hinterlassen.

„Zufällige Muster“ ist eine recht unkonventionelle Geschichte innerhalb dieser Reihe und zeigt den Titelhelden von einer bislang kaum bekannten Seite. Zwar erlebt man nicht zum ersten Mal, dass Simmons mit sich und seinem Schicksal ringt und hart mit sich und seiner Umwelt ins Gericht geht, doch so zerrissen und nachdenklich und darüber hinaus auch derart verzweifelt hat man den Titelhelden aus McFarlanes berüchtigter Kultreihe wirklich selten erlebt. Dies mag auch ein Hauptgrund dafür sein, dass der Inhalt überraschend sperrig ist und man erst im Laufe der Story Zugang zum thematischen Hintergrund findet. Die relative Komplexität spiegelt sich indes auch in den Zeichnungen wieder; Medina zeigt einen verschlossenen Spawn, eine Person, die plötzlich so undurchschaubar und fremd wirkt, die von Selbstzweifeln zerfressen ist und kaum noch in der Lage ist, mit sich ins Reine zu kommen. Doch gleichzeitig offenbart das Zeichentalent damit auch eine Seite, die von einer geradezu faszinierenden Aura umgeben ist, und die man nicht zuletzt aufgrund ihrer Seltenheit immer wieder gerne neu kennen lernt.

Dennoch: Es ist keine einfache Handlung, mit der Holguin und Medina sich vorläufig(?) zurückziehen, doch man muss ihnen gerade deswegen auch applaudierend bescheinigen, dass sie mit Würde abtreten und den Mythos zum Schluss noch einmal so richtig haben aufleben lassen. In der kommenden Ausgabe wird es dementsprechend hoffentlich auch ein packendes Finale geben, was bei der Ankündigung, dass der amerikanische Jubiläumscomic Nr. 150 enthalten sein wird, fast schon selbstverständlich ist. „Zufällige Muster“ ist meines Erachtens jedenfalls eine der besten Storys innerhalb dieser mittlerweile 75 Hefte umfassenden, deutschsprachigen Serie und zeigt eindrucksvoll, dass sich der Titelheld auch von einigen inhaltlichen Niederschlägen schnell wieder erholen kann.

Aus diesem Grund kann man die eher fragwürdige Einstiegsgeschichte auch schnell wieder vergessen; zwar hat das Zweigespann auch hier ein paar interessante Ideen verewigt, doch insgesamt fehlt es „Das Heulen“ – wahrscheinlich auch bedingt durch den geringen Umfang – an echter Tiefe. Als Einleitung zum Hauptakt geht das Ganze aber dennoch in Ordnung.

Nach dem enttäuschenden One-Shot [„Spawn: Godslayer“ 3776 dürfen Fans also wieder aufatmen; Holguin und Medina lenken das Schlachtschiff „Spawn“ zu ihrem letzten Angriff und gehen siegreich aus diesem Kampf hervor. Danke an dieses Team für viele faszinierende Geschichten wie die hier rezensierte!

http://www.paninicomics.de/?s=spawn
http://www.paninicomics.de/spawn-s10442.html

Meltzer, Brad (Autor) / Benes, Ed (Zeichner) – Justice League Of America 1: Aus der Asche

_Story_

Die „Infinite Crisis“ hat die alte |Justice League| gänzlich dahingerafft und die Vertrauensbasis zwischen den führenden Mitgliedern völlig zerstört. Doch nach all den schwierigen Zeiten beschließen Wonder Woman, Batman und Superman dennoch, ein weiteres Treffen anzuberaumen und über den Fortbestand der Liga nachzudenken. Allerdings sind die Pfeiler des Teams sich nicht mehr ganz grün; auf Wonder Woman lastet der Schatten eines tödlichen Attentats, Batman hat sich durch seine Spionageakte in letzter Zeit auch nicht mit Ruhm bekleckert, und Superman hilft der neuen Formation mit seiner Skepsis ebenfalls nicht weiter. Aber alle wissen sie, dass die Gründung einer neuen Justice League of America unabdinglich ist, und können sich so langsam wieder herantasten. Allerdings wird die Suche nach neuen Mitgliedern keine leichte Aufgabe. Jeder von ihnen hat nämlich ganz konkrete Vorstellungen, wie das neue Team ausschauen soll.

_Persönlicher Eindruck_

Brad Meltzer, ein großer Fan und Kenner des |DC|-Universums, vollzieht mit der Neugründung der „Justice League öf America“ sicherlich keinen revolutionären Schritt. Schon unzählige Male wurde die Superheldenvereinigung von Neuem ins Leben gerufen, und zumeist gingen diesem Einschnitt aus besondere Ereignisse wie beispielsweise der „Identity Crisis“ oder eben zuletzt der „Infinite Crisis“ hervor. Dennoch sind die Fans natürlich immer recht heiß, wenn ihre Helden gemeinsame Sache machen, gerade dann, wenn große Namen wie eben Batman, Superman und Wonder Woman beteiligt sind. Und dennoch tut sich Meltzer unheimlich schwer, seine neue Geschichte richtig in Gang zu bringen; zu kopflastig wirkt sein Comic über weite Strecken, zu gering die Action, zu schwerfällig die Diskussionen zwischen den Hauptakteuren.

Bisweilen werden die Verhandlungen der großen drei nämlich wirklich überstrapaziert, denn auch wenn es für die Serie sicherlich von immenser Wichtigkeit ist, dass die Köpfe der neuen Justice League ihr Ego vertreten und es nach außen hin auch wirken lassen, so bereitet einem das Kopfzerbrechen der Protagonisten eben jenes bei zu genauer Betrachtung. Unterdessen versucht Meltzer, die Story durch den zweiten Hauptstrang um den erneut gestorbenen Red Tornado ein wenig aufzulockern, was ihm auch zusehends gelingt. Der Androide ist schon mehrere Tode gestorben und bangt nun um die Rückkehr seiner Seele; bislang hat sie immer noch ihren Weg in seinen Körper gefunden und somit auch das Familienglück des Superhelden nie gefährdet. Dieses Mal schaut es jedoch anders aus; und während die Führungspersönlichkeiten der neuen Justice League noch über die potenziellen Neuaufnahmen streiten, macht der rote Tornado einige grausamen Entdeckungen.

Der erste Sonderband zu „Justice League of America“ ist sicherlich eine harte Nuss; einerseits fühlt man sich der Serie und vor allem den dort auftretenden Helden sofort verbunden, andererseits packt einen der neue Plot aber noch nicht so richtig. Wirklich überzeugend ist lediglich der Prolog, in dem die wichtigsten Ereignisse der Vergangenheit in Wechselwirkung mit möglichen Zukunftsvisionen gebracht werden. Zwar ist das Ganze etwas verwirrend aufgebaut, aber dennoch führt es einem das gesamte Potenzial der JLA vor Augen. Aus diesem Grund besteht natürlich noch große Hoffnung, dass der Autor und sein bereits bestens eingearbeiteter Zeichner – Ed Benes offenbart bereits in diesem ersten Band seine überdurchschnittlichen Qualitäten – in Bälde an die großen Momente der Geschichte dieser Superheldenriege werden anknüpfen können. Das Debüt stellt zwar für die weitere Entwicklung einiges in Aussicht, bleibt aber dennoch hinter den berechtigt großen Erwartungen zurück.

http://www.paninicomics.de/justice-league-of-america.html

Yoshida, Sunao / Kyujo, Kiyo – Trinity Blood 4

[Band 1 2888
[Band 2 3060
[Band 3 3400

_Story_

Die Verhandlungen zwischen den Menschen und dem Reich der Vampire scheitern urplötzlich, als sich der unberechenbare Radu als Verräter entpuppt und selbst vor einem Attentat auf seinen einstigen Freund Ion Fortuna, den zweiten kaiserlichen Abgesandten, nicht zurückschreckt. Abel Nightroad und Esther Blanchett nehmen Ion vorerst in ihre Obhut, geraten jedoch alsbald in höchste Not, als der Vampirjäger Bruder Petros eingreift, um Nightroad zu vernichten.

Kardinal Catherine Sforza hat die Bedrohung jedoch vorzeitig erkannt und die Herzogin mit Hilfe von Tres umstimmen können, sich in den anbahnenden Konflikt zwischen Menschen und Vampiren einzumischen und den bevorstehenden Krieg zu verhindern. Doch der verwegene Radu verfolgt seine finsteren Pläne unbeirrt weiter und zwingt Pater Nightroad durch sein erneutes Eingreifen in den Schlagabtausch zwischen Abel und Petros zu einer erschreckenden Notmaßnahme: Kresnik, sein vampirisches Alter Ego, muss zur letzten Verteidigung entfesselt werden.

_Meine Meinung_

Die vierte Episode von Sunao Yoshidas Manhwa steht ganz im Zeichen von Verrat und Intrigen – und knüpft damit nahtlos an die bisherigen Entwicklungen in „Trinity Blood“ an. Dieses Mal wird es jedoch richtig ernst, und zum ersten Mal im Laufe der Story befinden sich sowohl Pater Nightroad als auch seine Verbündeten von Seiten des Vatikans in größter Lebensgefahr. Unterdessen greifen die neueren Charaktere noch stärker in die Handlung ein; Radu entblößt sein wahres Ich, Lady Catherine unterstreicht ihre Herzlichkeit und der unbarmherzige Pedros, der personifizierte Inquisitor, lässt keine Zweifel an seiner Skrupellosigkeit aufkommen und verdeutlicht den Ernst der Situation. Doch scheinbar ist niemandem bewusst, dass der Krieg zwischen Menschen und Vampiren unmittelbar bevorsteht. Still und heimlich darf Radu seine Intrigen spinnen und mit seinen hinterlistigen Anschlägen für vollkommene Verwirrung sorgen. Und erst als es fast schon zu spät ist und die Gemüte derart aufgeheizt sind, dass eine Eskalation nur noch eine Frage der Zeit ist, sehen die Protagonisten klar. Doch selbst dann scheint es für manche schon zu spät zu sein.

Band 4 führt einige bislang unabhängig verlaufende Handlungsebenen zusammen, bleibt aber nach wie vor einige Antworten schuldig. Nach wie vor bewegt sich der Plot weitestgehend an der Oberfläche, gibt dem Leser jedoch nur selten Gelegenheit, etwas tiefer in die Details einzutauchen. Die Verhältnisse der beteiligten Darsteler untereinander werden schnell geklärt, und was die vier kurzen Teilepisoden betrifft, herrscht zumindest über deren Inhalt zum Ende hin Klarheit, doch gewissermaßen wird die Hauptgeschichte mit dem neusten Buch noch mehr aus dem Zusammenhang gerissen, weil es insgesamt an einer halbwegs linearen Handlung fehlt.

Zusammengehalten wird das Ganze dieses Mal lediglich von der merkwürdigen Beziehung zwischen dem abgeklärten Abel Nightroad und der deutlich erstarkten Esther Blanchett, die sich mittlerweile eine ganze Menge aus ihrem Gefährten macht, dann jedoch erschreckt von dessen anderen Seite Kenntnis nimmt. Diese Begebenheit liefert anschließend auch Stoff für die nächsten Veröffentlichungen und bleibt neben der angespannten Lage zwischen Menschen und Vampiren auch der Kern der Story, doch irgendwie will die Erzählung dennoch nicht so recht voranschreiten und verirrt sich verstärkt in leeren verbalen Anfeindungen und einem Höchstmaß an deftigster Action. Letztere kommt nämlich im vierten Teil definitiv nicht zu kurz, verhindert jedoch durch ihre überstrapazierte Darstellung die erforderlichen Fortschritte auf der inhaltlichen Ebene. Es fehlt ergo auch partiell an Spannung und darüber hinaus an diesem fesselnden Element, welches sich noch ganz elegant durch die ersten beiden Ausgaben zog, in der vergangenen Veröffentlichung schon ein wenig abebbte und nun den vorläufigen Tiefpunkt erreicht.

Allerdings bleibt nach dem überraschend spektakulären Finale wieder die Hoffnung, dass die dort präsentierte Dynamik sowie die plötzliche Wendung im Plot aufgegriffen werden kann, um die Serie wieder in die Bahnen zu lenken. Bis dorthin ist „Trinity Blood 4“ jedoch nur eine Zwischenepisode, die nach wie vor das erforderliche Mindestniveau hält, aber zumindest im Vergleich mit dem bisher Geschehenen leicht enttäuscht. Bleibt zu hoffen, dass die hier gebotenen Ereignisse die Story dennoch maßgeblich beeinflussen werden und man die Tragweite des Inhalts unterschätzt. Die grundlegende Story von „Trinity Blood“ ist eigentlich nämlich viel zu stark, als dass sie kleine Zwischenfälle dulden könnte.

http://www.paninicomics.de/trinity-blood-s10425.html

Busiek, Kurt (Autor) / Nord, Cary (Zeichner) – Conan 3: Der Elefantenturm und andere Geschichten

[„Conan 1 – Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten“ 2840
[„Conan 2 – Der Gott in der Kugel und andere Geschichten“ 3156

_Story_

Gerade erst hat Conan eine verheerende List seines Erzfeinds Tothamon lebendig überstanden, da droht auch schon das nächste Ärgernis: Sein gesamtes Hab und Gut wurde ihm im Schlaf gestohlen, was den Barbaren veranlasst, erst einmal mächtig Dampf abzulassen. Er übernachtet auf seiner Weiterreise, geprägt durch sein Misstrauen den Menschen gegenüber, auf dem Dämonenberg Uskuth und überlebt auch das Gefecht mit den finsteren Schergen, die ihn dort alsbald angreifen. Seine Angriffslust entlädt Conan schließlich in mehreren Raubzügen in der Stadt der Diebe, im Lande Zamora, wo er sich durch den Raub mächtiger Artefakte schnell einen Namen macht.

Dort trifft er auch auf seine alte Gefährtin Jiara, die ihn scheinbar erst kürzlich bestohlen hat. Er schenkt ihr sein erneutes Vertrauen, um einen bedeutenden Raubzug zu starten, endet dabei aber im absoluten Chaos, als eine fürchterliche Bestie durch die Straßen Zamoras zieht. Unbeeindruckt geht der Barbar jedoch seinen Weg zum Elefantenturm, in dem der niederträchtige Zauberer Yara ein mysteriöses Herz verborgen hält, welches schon seit Jahren Ziel erfolgloser Gaunereien war. Conan verbündet sich bei der Ankunft am Elfenbeinturm mit Taurus, dem Prinzen der Diebe, der über alle Tücken des Turms informiert ist. Als Taurus dann aber unter seltsamen Umständen trotzdem fällt, ist Conan plötzlich ganz auf sich alleine gestellt – ohne dabei zu wissen, welche Gefahren tatsächlich im Elefantenturm lauern.

_Persönlicher Eindruck_

Mit dem dritten Band seiner neu aufgelegten „Conan“-Serie belebt Kurz Busiek einen der ältesten und meistgelobten Mythen um den geschichtsträchtigen Barbaren von Neuem und führt die Comic-Saga um den Cimmerier eindrucksvoll fort. Zwar ist der Einstieg in die neue Geschichte nach den rasanten Geschehnissen aus dem vorangegangenen Sammelwerk etwas träger, weil neben einigen brutalen Actionszenen die Handlung noch nicht so richtig in Gang kommen möchte, doch spätestens mit Conans Ankunft in Zamora und seinen ersten Streifzügen durch die dortige Unterwelt erreicht der Autor nebst Zeichner Cary Nord wieder das überdurchschnittliche Niveau, welches schon die ersten Sammelbände zu Perlen des Genres machte.

In „Der Elefantenturm und andere Geschichten“ erlebt man den Titelhelden von einer gänzlich ungezügelten Seite; er plündert, mordet, raubt und ist immer mitten im Tumult, wenn sich eine körperliche Auseinandersetzung auch nur anbahnt. Des Weiteren hat seine Gnadenlosigkeit dem anderen Geschlecht gegenüber einen noch heftigeren Level erreicht; Conan verzeiht mittlerweile nicht mehr, hat seine Naivität bzw. sein Urvertrauen zur eigenen Rasse inzwischen komplett abgestreift und zögert bei seiner Meinungsbildung nicht mehr lange. Wer sich ihm in den Weg stellt oder seine Pläne anzweifelt, bekommt es mit seinen barbarischen Kräften zu tun, und die sind nicht erst seit gestern berühmt und legendär.

Allerdings sollte man Conans Begegnung mit dem Elefantenturm in dieser Ausgabe nicht aus der Perspektive des stumpfen Action-Geprügels sehen; rein inhaltlich bewegt sich Busiek, der die Vorlage des Kultautors Robert E. Howard hier fantastisch interpretiert und adaptiert, ebenfalls auf einem ansprechenden Niveau, wenngleich der Aufbau der Geschichten sich von jeglicher Komplexität distanziert. Diesbezüglich hält sich Busiek sehr nah am Original und beschränkt sich in der Fortschrittlichkeit seines Werkes in erster Linie auf die aussagekräftigen Zeichnungen seines Kollegen Nord. Der jedoch löst seine Aufgabe mit Bravour und haucht der eh schon gewaltigen Story einen enormen Streifen zusätzlicher Lebendigkeit ein, was sich besonders in den rauen Illustrationen der Kampfszenen niederschlägt. Hier fängt Nord nicht nur den Mythos Conan, sondern auch dessen unbändige Kraft immer wieder in Gemälden ein, die dem Betrachter schlichtweg den Atem rauben. Meines Erachtens hat er hier, sicherlich auch bedingt durch das recht brutale Setting, sein bisheriges Meisterstück abgeliefert.

Inhaltlich hingegen würde ich die Geschichte um den Elefantenturm eher an die bislang letzte Stelle der drei bereits erschienen Ausgaben der Neuauflage der „Conan“-Comics einordnen. Nicht etwa, dass die Geschichte irgendwelche qualitativen Defizite aufweisen würde, aber es braucht einfach seine Zeit, bis das gewohnte Tempo erreicht wird und man von den Ereignissen gefesselt ist, was wiederum bis dato nie der Fall war. Dennoch: „Der Elefantenturm und andere Geschichte“ ist ein toller Comic samt mitreißender Story und überwältigenden Zeichnungen. Wer bereits die Tochter des Frostriesen und den Gott in der Kugel kennen und lieben gelernt hat, sollte auch hier keinesfalls verzichten.

http://www.paninicomics.de

Yann / Berthet – Poison Ivy 1: Sumpfblüte

_Story_

Die verwaiste Swampy wächst gemeinsam mit ihrem Bruder Tinkleberry in einer Sumpflandschaft Louisianas auf und reift dort langsam aber sicher zur jungen Frau heran. Doch ihr Frieden wird an einem verhängnisvollen Abend gestört, als sie von einer Seherin erfährt, dass ihr der baldige Tod droht. Und auch ihr Bruder scheint sie kaum noch beschützen zu können, plant er doch, in Kürze der amerikanischen Flugstaffel beizutreten und an der Seite der Flying Tigers in China zu kämpfen.

Ihr Schicksal scheint besiegelt, als sie Tinkleberry eines Nachts nachspioniert und auf ihrer Flucht vor dem Zorn des Bruders auf zwei asiatische Spitzel trifft, die in den Gewässern des Sumpfes merkwürdige Dinge treiben. Als sie sich von Swampy ertappt fühlen, beschließen sie, das Mädchen umgehend zu töten. Doch die junge Dame hat auf Empfehlung der Seherin ein Gegenmittel gegen das ihr eingeflößte Gift bereit und rettet sich in letzter Sekunde – allerdings mit verheerenden Auswirkungen.

Als sie nämlich unfreiwillig zwei junge Herrschaften, die ihr an die Wäsche wollen, küsst, sind diese Auf der Stelle tot. Bereits kurze Zeit später – inzwischen ist eine weitere Person ihrem Kuss erlegen – flüchtet Swampy nach New Orleans. Aber mit der Ruhe ist es vorbei: Präsident Roosevelt hat von den außergewöhnlichen Fähigkeiten des Mädchens Kenntnis genommen und beruft Swampy unter dem Decknamen Poison Ivy in seine Organisation W.O.W. Der Beginn einer aufregenden Karriere für die Sumpfblüte …

_Persönlicher Eindruck_

Poison Ivy? Ist das nicht die Gegenspielerin der legendären Fledermaus? Richtig, doch die hier zitierte Titelheldin hat mit der Schurkin aus den Batman-Comics absolut nichts gemeinsam und steht auch in keinem Zusammenhang mit der mittlerweile nur noch selten bemühten DC-Figur. Alleine deswegen scheint es schon ziemlich mutig von Autor Yann, den Namen für seine neue Serie zu verwenden, denn Rechtsstreitigkeiten scheinen schon vorprogrammiert.

Darüber sollten sich Fans anspruchsvollerer Comics aber erst einmal keinen Kopf machen, sondern stattdessen diesen reizenden Auftaktband in vollen Zügen genießen. „Poison Ivy – Sumpfblüte“ ist nämlich ein allzu außergewöhnliches Comic-Vergnügen, gespickt mit Versatzstücken ganz verschiedener Genres und dabei dramatisch, witzig und sehenswert zugleich. Dabei besticht vor allem der unkonventionelle Aufbau der Story, die sich nach dem behäbigen Auftakt blitzschnell in ein rasend fortschreitendes Spektakel verwandelt, dessen Charaktere nicht nur eigenartig und seltsam, sondern gleichsam auch völlig faszinierend sind.

Nichtsdestotrotz erfüllt Swampy alias Poison Ivy aber nicht wirklich die Bedingungen einer echten Comic-Heldin; sie ist bescheiden, teils auch sehr launisch und generell voller harmonierender Gegensätze. Dabei ist sie überdies nicht mehr als ein typisches Landei, welches sich voll und ganz den Traditionen und Riten ihres Herkunftsorts verschrieben hat und alleine schon durch ihr barbusiges, naives Auftreten überhaupt nicht dazu taugt, die schwere Bürde einer Heldin auf ihren Schultern zu tragen. Doch nach und nach gesteht ihr der Autor eine gehörige Entwicklung zu, lässt sie zur Frau reifen und macht aus dem sympathischen, teils auch tollpatschigen Mädel eine selbstbewusste Figur, deren Identifikationswert von Seite zu Seite steigt – und damit ist Yann schließlich in kürzester Zeit das gelungen, woran viele Kollegen selbst über eine größere Spanne sang- und klanglos scheitern, nämlich ein Charakterprofil zu erstellen und weiterzuformen, ohne dass die Entwicklung die Story überholt.

Des Weiteren ist auch das Setting eher ungewöhnlich, deswegen aber gerade auch wieder so interessant. Die Handlung spielt in den frühen 30ern und ist insgesamt auch recht politisch motiviert. Da ist die Rede vom flüchtigen Tinkleberry, der dem Ruf der Army gefolgt ist, oder aber von einem Präsidenten, dessen Sondertruppe derart zynisch entworfen wurde, dass die unterschwellige Gesellschaftskritik, die darin verborgen liegt, selbst für kritische Leser stets mit einem Schmunzeln bedacht werden muss. Die W.O.W. ist nämlich ein Verbund von Frauen, deren übermenschliche Fähigkeiten tödlich sind, was ja erst mal noch gar nicht ungewöhnlich ist. Als sie dann aber eine kleine Kostprobe an einigen amerikanischen Nazi-Sympathisanten geben und zum Vergnügen des jungen Roosevelt abgesegnete Morde begehen, zeigt sich zum ersten Mal ganz deutlich, wie Yann mit überspitzten Darstellungen zu provozieren, gleichzeitig aber auch auf höchstem Niveau zu unterhalten vermag. Es ist zwar unbestritten, dass derartige Szenarien nicht jedermanns Geschmack sein werden, da jedoch hier ganz bewusst und vor allem sehr intelligent ein fesselnder Rahmen mit derartigen ‚Hilfsmitteln‘ aufgebaut wird, offenbart „Sumpfblüte“ selbst in diesen brisanten Passagen keinerlei Angriffsfläche.

Dass nebenbei dann auch noch ein geschickt geformter Spannungsbogen konstruiert wird, spricht für das Talent des Autors und die Klasse des Debüts. Yann und sein fabelhaft aufgelegter Kollege Berthet, der ganz deutlich von der französischen Schule beeinflusst wurde, haben hier etwas geschaffen, das selbst im Bereich der Action-Comics ziemlich originell und andersartig erscheint, dabei absolut nicht klischeebesetzt und zu guter Letzt auch noch mit einem gesunden Humor ausgestattet ist. Dazu kommen Figuren, die einem auf ganz merkwürdige, unbeschreibliche Art und Weise ans Herz wachsen und sich wohlig von den ausgetretenen Standards in diesem Genre distanzieren. Solche Innovationen sind natürlich immer willkommen und werden nicht nur mit einem Lob, sondern vor allem auch mit einer ganz saftigen Empfehlung bedacht. „Poison Ivy“ verspricht bereits jetzt, eine echte Hammer-Serie zu werden, so dass man nur hoffen kann, dass |DC| sich zurückhalten und die Vergabe des Titels tolerieren. Gar nicht auszudenken, was der Leser sonst verpassen würde …

http://www.schreiberundleser.de/

Hans Steinbach – A Midnight Opera 2

Story

Inmitten des Trubels, der beim Aufeinandertreffen der Vertreter der Inquisition und der Armee der Untoten auf den Straßen von Paris entsteht, gelingt es Leroux, seinen Bruder Einblick (alias Ein) aus den Gefechten zu befreien und ihn vor der drohenden Vernichtung zu retten. Gemeinsam fliehen sie zum Bahnhof und von dort aus über Köln nach Osteuropa zu reisen, wo ihre Gefährten stärker vertreten sind. Die Reise erfordert jedoch für Ein einen hohen Preis; seine Geliebte Dahlia Whyte bleibt im Kampfgetümmel zurück und wird unverhofft von ihm getrennt.

Hans Steinbach – A Midnight Opera 2 weiterlesen

Kim, Sung-Jae / Kim, Byung-Jin – Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins 2

[Band 1 3996

_Story_

Ulpasso hat auf den Tod seines Bruders mittlerweile das doppelte Kopfgeld ausgesetzt, dessen Verlockung immer mehr Jäger folgen, um die Ausgeburt der Hölle umzubringen. Am Grab seines Ziehvaters wird Chonchu dabei von einer Truppe Kopfgeldjäger überrascht und schwer verletzt, so dass er für eine kurze Zeit blind für seine Umwelt ist. In seinem gebündelten Hass merkt er nicht, dass Kwangnijeong sich ihm nähert, und hält seine plötzliche Ankunft für den Angriff eines weiteren Feindes. Schließlich erhebt er das Schwert und tötet den Jüngling. Als ihm später bewusst wird, was er in seiner Rachsucht verbrochen hat, wird er immer stärker von Selbstzweifeln geplagt. Zu deutlich scheint ihm die Realität, dass er tatsächlich dass Monster ist, das den Mirmidon den Untergang bringen wird. Einst war das Kriegervolk stolz und prächtig, doch nun gehört Chonchu selber zur Gruppe der letzten Überlebenden. Doch während er sich den Kopf über die Vergangenheit zermartert, spinnt Ulpasso weitere Intrigen. Denn er kann nur dann in Frieden leben, wenn sein Zwillingsbruder endlich tot ist.

_Persönlicher Eindruck_

Im zweiten Band der Geschichte um den finsteren Teufelsstein vermengt der Autor einen weiteren aggressiven Blutrausch mit unerwarteten emotionalen Inhalten, die im Falle des Protagonisten fast hin zur Melancholie reichen. Chonchu hinterfragt sein gesamtes Vorgehen, entwickelt Zweifel an seiner Existenz und fühlt sich von der Niederträchtigkeit des Steins einmal mehr überrumpelt. Doch seit Jahren sucht er nach dem persönlichen Frieden und wird von einem unbändigen Kampfeswillen angetrieben, der ihn eines Tages von der Geißel des Dämons befreien soll. Aus diesem Grunde setzt er sich auch radikal zur Wehr, als ihm offenbar wird, dass Ulpassos Späher erneut nach seinem Leben trachten. Blind vor Wut verteidigt er sich gegen die Vielzahl der Häscher und richtet ein Blutbad an, das ihn in einem Maße beflügelt, dass er für kurze Zeit Freund und Feind nicht mehr voneinander trennen kann. Die Folgen dessen sind fatal; der kleine Kwangnijeong, der in Chonchu den Mörder seines Vaters vermutet, läuft ihm ins offene Messer und wird unbeabsichtigt ermordet.

Infolge dessen verfällt der gefürchtete Kämpfer in eine anhaltende Antriebslosigkeit; von allen Seiten muss er einstecken und selbst seine einstigen Verbündeten sind ihm nicht mehr freundlich gesonnen. Besonders Agon, der Anführer der Mirmidon, steigert seinen Hass ins Unermessliche, während seine Tochter Amir die Einzige zu sein scheint, die Chonchu die Treue hält. Doch die Ereignisse erlauben Chonchu nicht, sich mit seinem Seelenleben auseinanderzusetzen. Nach wie vor wimmelt es in der Umgebung von Kopfgeldjägern und Anhängern seines Bruders. Der nämlich besitzt mittlerweile die Voraussetzungen, um seinen Machtbereich kontinuierlich auszubauen, doch wird er dies nur durchführen können, wenn die letzte Hürde überwunden ist und niemand mehr die Wahrheit über den verdrehten Schicksalsverlauf der beiden Brüder in Erfahrung bringen kann – und um dies zu erreichen, sind ihm mittlerweile alle Mittel recht.

So schnell kann man seine Meinung ändern; glaubte man bereits nach dem ersten Band, dass der grobe Verlauf der Serie schon abzusehen wäre, bringt der Autor bereits in der Fortsetzung eine ganze Reihe neuer Komponenten in die Handlung ein, die den Verlauf mit Sicherheit entscheidend prägen und das Überraschungsmoment an gegebener Stelle wieder aufnehmen können. So eindeutig wie vermutet ist die Rollenverteilung nämlich letztendlich doch nicht, denn es kristallisieren sich immer mehr Unbekannten heraus, die noch nicht zu viel über sich preisgeben und die Spannung in diesem zweiten Teil mächtig anheizen. Davon abgesehen bleibt „Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins“ eine ziemlich brutale Serie, was sich gerade in einigen Szene offenbart, in denen diverse Körperteile im Kampf nicht gerade jugendfrei abgetrennt werden. Vor dem Hintergrund der Fantasy-Handlung mag das ja legitim sein, allerdings stellt sich mehrfach die Frage, ob der Inhalt für eine Freigabe ab 15 Jahren nicht zu blutig ist. Für meinen Geschmack sollte man hiermit jedenfalls etwas sensibler umgehen.

Die Handlung leidet darunter natürlich keinesfalls, da die betreffenden Szenen fließend in die Geschichte eingebaut wurden und auch problemlos mit dem überhaupt sehr tollen Zeichenstil harmonieren.
Insgesamt sind also ganz klare Fortschritte zu verzeichnen, einerseits was den weiteren Verlauf der Handlung betrifft, andererseits aber auch im Bezug auf die fortlaufende Verschärfung der einzelnen Charakterprofile, die dieses Mal sogar schon vorab in einem Special auf den ersten Seiten noch einmal sehr umfassend dargestellt werden. Ausgehend von den bisherigen Ereignissen kann man gespannt auf die künftigen Bände sein und sicher noch einiges von „Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins“ erwarten. Nach anfänglicher Skepsis bin ich nunmehr überzeugt, dass eine starke Fantasy-Serie ihren Weg gehen wird.

http://www.tokyopop.de/buecher/manga/chonchu__der__erbe__des__teufelssteins/index.php

Steinbach, Hans – A Midnight Opera 1

_Story_

Ein DeLaLune wollte schon immer ein ganz normales Leben führen und endlich das Leben mit seiner neuen Liebe genießen, doch seine Präsenz als Goth-Metal-Star im Pariser Underground ermöglicht ihm kein bisschen seiner erstrebten Ruhe. Doch andererseits genießt Ein auch sein Leben als Rockstar, zumal sein diabolisches Erscheinungsbild durch und durch authentisch ist. Der Musiker ist nämlich ein Untoter, der bereits vor mehr als 150 Jahren gegen die Inquisition gekämpft hat und erst seit wenigen Jahren endgültig mit dieser Tatsache abschließen konnte.

Nun jedoch werden die alten Wunden erneut aufgerissen, denn kurz nach einem gefeierten Gig wird Ein von seinem Bruder Leroux heimgesucht, der ihn bittet, die Armee der Untoten im neu entflammten Streit gegen die Inquisition zu unterstützen. Auf den Schultern des verwirrten Ein ruhen bereits die letzten Hoffnungen, doch der lehnt dankend ab, schließlich war Leroux einst für den Tod seiner einstigen Geliebten verantwortlich. Aber der große Bruder ist mittlerweile mächtiger als der zum irdischen Dasein bekehrte Rockstar – und so scheint eine Rückkehr in den Lebensstil der Vergangenheit unvermeidlich.

_Persönlicher Eindruck_

Eine recht ungewöhnliche, aber nicht nur deswegen auch sehr interessante Serie schickt dieser Tage der bislang noch unbekannte Autor Hans Steinbach ins Rennen. In „A Midnight Opera“ begibt sich der Newcomer zwar in das bekannte Reich der Untoten und verbindet es mit dem Spirit der Gothic-Szene, unterwirft seine Geschichte allerdings einer weitestgehend unkonventionellen Rahmenhandlung, deren Charaktere eine deutliche Distanz zu den üblichen Genre-Schemen aufweisen.

Mit dem eigentlichen Helden Ein DeLaLune hat Steinbach dabei sofort die außergewöhnlichste Figur entworfen; als Untoter zu einem unglücklichen Dasein verdammt, hat der Knabe sich Stück für Stück aus dem Sumpf von Vampirismus und dem Kampf gegen die Heilige Inquisition herausgezogen und es über die Jahre geschafft, seine Trauer um die verschiedene Liebe zu überwinden. Indes ist er zu einem national bekannten Star herangewachsen, einem Teenie-Idol, dessen teuflisches Äußeres ihn bis an die Spitze einer ganzen Bewegung gebracht hat. Doch insgeheim kann Ein den gewaltigen Schatten seines früheren Lebens nicht ablegen; in Gedanken verfolgen ihn die alten Szenarien ständig wieder, und ganz besonders beschäftigt ihn dabei die Frage, ob es Untoten tatsächlich gestattet ist, Gefühle wie Liebe zu empfinden und auszuleben.

Die Beschäftigung mit diesem heiklen Thema zieht sich schließlich gleich auf mehreren Ebenen durch die erste Ausgabe von „A Midnight Opera“ und ist auch ein Teil des Kerninhalts im Bezug auf das emotionale Befinden des Hauptdarstellers. Viel mehr als der Kampf gegen die Inquisition, der auf Geheiß von Elisabeth Bathory geführt werden soll, sind es die Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, die Ein veranlasst haben, die eigene Vergangenheit hinter sich zu lassen, zumal ausgerechnet sein Bruder das Schicksal nachhaltig beeinträchtigt hat. Aus diesem Grunde reagiert Ein auch mit Hass und rachlüsterner Vergeltung, als ausgerechnet Leroux eines Tages auftaucht und ihn für seine Zwecke gewinnen möchte. Der Anfang für eine spannende, mit drei Bänden allerdings überraschend kurz angesetzte Story ist gemacht …

Der Auftakt zu „A Midnight Opera“ mag neben dem vorschnellen(?) Lob sicher auch einige Zweifler auf den Plan rufen, schließlich arbeitet der Autor über das gesamte Buch verteilt mit reichlich Klischees, sei es nun das Rockstardasein Eins oder eben doch die Meinungsbildung die christliche Kirche betreffend. Man sollte dabei aber berücksichtigen, dass diese alten Stereotypen nicht einfach nur plump wiedergekäut werden, sondern in dieser Form im Rahmen der Handlung schlichtweg Sinn ergeben. Klar, wenn Gestalten wie Elisabeth Bathory eingreifen oder die eine oder andere finstere Namensbezeichnung in der Story auftaucht, darf man schon mal ob des zu starken Einflusses des Metal-Fans (und nicht des unabhängigen Autors) schmunzeln, doch insgesamt harmonieren selbst solche Übergriffe prächtig mit dem Verlauf der Erzählung und werden gerne mit einem Augenzwinkern begrüßt.

Begrüßenswert ist summa summarum dann auch die Idee, basierend auf den gemischten Ideen diese außergewöhnliche, aber homogen strukturierte, einfach stimmige Geschichte zu erzählen, deren Beginn sowohl lyrisch als auch illustratorisch restlos überzeugt. Mit Hans Steinbach respektive „A Midnight Opera“ haben sich |Tokyopop| vielleicht sogar einen ganz dicken Fisch an Land gezogen, von dem man in Zukunft – sprich über diese Serie hinaus – garantiert noch einiges hören wird.

http://www.tokyopop.de/buecher/manga/a__midnight__opera/index.php

Ellis, Warren / Leach / Fabry / Dillon / Martinez / Muth / Lloyd – Global Frequency 1: Planet in Flammen

_Story_

Die |Global Frequency| ist eine internationale Organisation, die in Extremfällen ihre Agenten aussendet und genau dann eingreift, wenn die üblichen Staatskörper bereits erfolglos ihre Macht ausgespielt haben. Unter der Leitung der unbarmherzigen Miranda Zero hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren zur Eliteeinheit entwickelt und selbst staatliche Behörden wie das FBI überrundet. Als in San Francisco plötzlich die Gefahr der Entstehung eines schwarzen Loches gegeben ist, bekommt die Spezialtruppe Gelegenheit, sich zu beweisen. Und auch das Ebola-ähnliche Virus, das London heimgesucht hat, eine militante Gruppe, die in Melbourne ein Gebäude in die Luft sprengen möchte sowie ein außerirdisches Computervirus bereiten den insgesamt 1001 Mitgliedern der Global Frequency genügend Arbeit bei der Eindämmung bevorstehender Katastrophen – ganz gleich, welche Methoden hierzu vonnöten sind …

_Persönlicher Eindruck_

Mit seiner neuen Reihe „Global Frequency“ wagt der erfolgsverwöhnte Star-Autor Warren Ellis nun seinen nächsten Anlauf auf das Publikum der etwas anspruchsvolleren Kost und liefert sein komplexestes, gleichzeitig aber auch ambitioniertestes Werk ab. Bereits im ersten Sammelband, der die Original-Ausgaben 1-6 der Heftreihe enthält, geht der Autor in die Vollen und lädt seine Leserschaft ohne große Vorwarnung in die grausame Welt der „Global Frequency“ ein und bereitet derweil seinen finstersten Zukunftsvisionen ein Forum voller beklemmender Stimmung und bedrückter Ausstrahlung.

Allerdings äußert sich die hier geäußerte Düsternis gleich in ganz unterschiedlichen Facetten; natürlich sind es vorwiegend die außergewöhnlichen Szenarien und die offensichtlichen Gefahren, von denen die hauptsächliche Bedrohung ausgeht, doch auch die generelle Vorstellung des überwachten Staates und einer alles überschauenden Organisation, die mit sämtlichen Machtmitteln ausgestattet ist, um in entsprechenden Fällen einzugreifen, jagt einem gleich mehrfach einen eiskalten Schauer über den Rücken und unterstreicht die pessimistische Grundhaltung, die in den Tarantino-gleichen Episoden des ersten deutschen Bandes offenkundig dominiert.

Problematisch gestaltet sich in diesem Sinne jedoch die unkonventionelle Struktur, die noch jeder einzelnen Folge zugrunde liegt. Ellis hat nämlich zwischendurch einige Probleme, der rasanten Action auf der Handlungsebene zu folgen, so dass man teilweise den Eindruck bekommt, der Plot würde von der Vielzahl sowie der hohen Geschwindigkeit der Ereignisse zunächst überholt und erst später wieder eingefangen werden. Dies hat gleich in den ersten beiden Episoden zur Folge, dass das Verständnis für den leicht konfus gestalteten Inhalt erst mit dem Abschluss der Geschichte aufkeimt und man bis dorthin lediglich auf der Suche nach greifbaren, markanten Eckpunkten ist. Zusätzlich erschwert wird diese Entwicklung durch die undeutliche Abgrenzung der einzelnen Abschnitte. Jede der sechs Episoden erzählt eine völlig unabhängige Story und wird zudem auch noch von individuellen Zeichnern graphisch bearbeitet, doch gerade die Übergänge sind häufig schwierig, weil die Szenarien meistens nicht komplett aufgelöst werden und ein Ende erst mit der Überschrift des Folgeteils ersichtlich ist. Bedenkt man schließlich, dass man vorab mit wirklich null Informationen zur „Global Frequency“ ausgestattet wird und Ellis sich ohne Umwege in die Action stürzt, ist der Einstieg in das umfassende Netzwerk der Handlung mit einigen gar nicht mal so leicht zu meisternden Hürden besetzt und erfordert wirklich äußerste Konzentration, um die vielen versteckten Facetten aufzugreifen und in Zusammenhang zu bringen.

Andererseits gewinnt „Global Frequency“ im Laufe der verschiedenen Erzählungen wieder die Überzeugungskraft, die Ellis in bisher all seinen jüngsten Werken verankert hat. Stetig entdeckt man weitere, fein ausgearbeitete Details, bekommt ein Gespür für die tolle Ausprägung der einzigartigen Charaktere und verliebt sich schließlich in die eigensinnige, völlig außergewöhnliche Science-Fiction, die der Autor nach Meisterwerken wie „Ocean“ konsequent weiterentwickelt. Hier leben Action, Mystik und Poesie gleichberechtigt Seite an Seite und schmücken eines der gewagtesten, zeichnerisch vielseitigsten, definitiv aber auch fortschrittlichsten Comics der letzten Monate. Wer futuristisch geprägte Inszenierungen, Endzeitstimmung, kompromisslose Action, eine überdurchschnittliche große Erzähldymanik und gänzliche unabhängige Ideen gebündelt in seinen illustrierten Büchern sucht, kommt heuer eben nicht mehr an Warren Ellis vorbei – auch wenn es bei der steigenden Anzahl vom ihm verfasster Meisterwerke langsam aber sicher recht teuer ist, sein Fandasein auszuleben …

http://www.paninicomics.de/?s=Wildstorm

Kim, Sung-Jae / Kim, Byung-Jin – Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins 1

_Story_

Seit Jahr und Tag kämpft Chonchu bereits ums nackte Überleben in einer Welt, in der das Gesetz dem Chaos und der Gewalt gewichen ist. Dabei schien sein Schicksal bereits bei der Geburt besiegelt; als Zwilling zur Welt gekommen, vermuteten seine Eltern hinter ihm die prophezeite Ausgeburt der Hölle, einen Dämon, den es sofort zu töten galt. Doch sein Vater beugte sich dem Willen der Gattin und ermöglichte beiden Söhnen ein herkömmliches Leben und irgendwann in ferner Zukunft einen natürlichen Tod.

Allerdings ist Chonchu in Wahrheit derjenige Bruder mit der reinen Seele; erst ein Attentat seines Zwillings Ulpasso hat ihn in die missliche Lage gebracht, in der er sich nun befindet, seit Ulpasso ihm den Teufelsstein in die Brust gerammt hat. Vom Blutdurst beherrscht, zieht Chonchu nun durch die Lande und trotzt auf seinem Rachefeldzug mehrfach dem Tod. Als Dämon ist Chonchu nämlich unsterblich und verschafft sich an der Seite Mirmidons Respekt und Ehre. Als er schließlich auf Lady Fasa, das Oberhaupt des Volkes der Koma, trifft und ihr bei einem Angriff des Stammes der Yung zur Seite steht, scheint sich sein Schicksal zu wenden. Fasa wurde nämlich einst Ulpasso versprochen – und mit dem hat Chonchu seit frühester Kindheit noch eine Rechnung offen.

_Persönlicher Eindruck_

Mit „Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins“ erweitern |Tokyopop| dieser Tage ihren Fantasy-Katalog um ein relativ blutiges Spektakel. Bereits der Auftakt offeriert ein hohes Maß an derber Gewalt und lässt keinen Zweifel daran, dass die 15+-Einstufung ihre volle Berechtigung hat. Davon mal abgesehen, gestaltet sich der erste Band schon recht viel versprechend, wenngleich man den Verlauf der Handlung in groben Zügen schon im Voraus erahnen kann und der Weg der Serie – oder zumindest der ersten Episoden – schon grob vorgezeichnet scheint.

Zunächst einmal jedoch erzählt Autor Sung-Jae Kim in kurz eingeworfenen Flashbacks von den Ereignissen aus der Kindheit des Protagonisten. Nach und nach erfährt man vom Schicksal der Zwillinge, dem Verrat von Chonchus Bruder Ulpasso und schließlich den verdrehten Entwicklungen, die die beiden mittlerweile verhassten Brüder durchgemacht haben. Und darauf aufbauend steigt Kim schließlich in die eigentliche Story ein und bringt uns bereits die entscheidenden Charaktere nahe – nicht jedoch ohne zunächst einmal so richtig die Schwerter klirren zu lassen. „Chonchu – Der Erbe des Teufelssteins“ mangelt es nämlich zu keiner Zeit an Action, und immer wieder wird die Szenerie folglich durch gewaltsame Schlachten und blutige Kämpfe erschüttert. Dabei gelingt es dem Autor jedoch sehr gut, ein authentisches Profil des zum Dämonen manipulierten Titelhelden zu erstellen und unmissverständlich klarzumachen, dass die Geschichte von einer grundsätzlichen Härte dominiert wird, die sich vorerst nur in den dynamischeren Szenen widerspiegelt, sicher aber künftig noch auf die Dialoge übergehen wird. Und auch die Entwicklung der ersten Züge der Handlung sind durchaus ansprechend und offenbaren ein gesteigertes Potenzial, welches sich von der Erschaffung der Charaktere über den flotten Aufbau der Story bis hin zu der einen oder anderen plötzlichen Wendung durchzieht. So viel zu den überwiegend positiven Eindrücken der neuen Fantasy-Serie.

Ein wenig ungeschickt erweist sich indes die Tatsache, dass der Autor schon zum Auftakt der Reihe die Karten sehr offen auf den Tisch legt und erstmal nur wenig Raum für spontane Überraschungen oder gar revolutionäre Einschnitte lässt. Der Leser bekommt schnell ein Gespür für die meines Erachtens zu transparente Rollenverteilung und kann sich gewissermaßen denken, inwieweit sich die Handlung im Zuge dessen fortentwickelt. Zwar ist bekannt, dass derartige Reihen nicht immer ein klassisches Happy-End haben werden – und darauf zu diesem frühen Zeitpunkt überhaupt zu spekulieren, wäre ja eigentlich auch müßig – aber dass der derzeit noch blutrünstige Chonchu schon recht bald die Sympathien erobern wird, während der äußerliche Saubermann Ulpasso garantiert seinen bösartigen Gegenpart übernehmen wird, steht wohl außer Frage.

Aber man sollte der Serie Gelegenheit geben, diese Vorab-Vermutungen zu bestätigen oder zu widerlegen und sich erst einmal auf diesen ersten Band beschränken, der inhaltlich durchaus gelungen ist, sich eventuell dabei ein wenig zu brutal darstellt, insgesamt aber sicher Lust auf mehr macht – selbst wenn die vorliegende Idee alles andere als unkonventionell ist. Aber wie „Chonchu“ zumindest im ersten Teil unterstreicht, müssen sich Qualität und Originalität nicht zwangsläufig bedingen.

http://www.tokyopop.de/buecher/manga/chonchu__der__erbe__des__teufelssteins/index.php