Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Bendis, Brian / Coipel, Olivier – House Of M 1 (von 4)

Nach längerer Zeit hat man sich Hause Marvel wieder an eine Crossover-Serie herangewagt, und dabei – so versprechen die Macher von „House Of M“ – eines der gewaltigsten Unterfangen der Comic-Geschichte kreiert. Die Story knüpft jedoch nahtlos an die aktuellen Geschehnisse im Marvel-Universum an, genauer gesagt an die „Heldenfall“-Saga, in der Scarlet Witch, die Tochter von Magneto, bereits einmal die Kontrolle über ihre die Realität verändernden Kräfte verloren hat. Und genau dies passiert der eigentlich unter scharfer Bewachung von Charles Xavier, dem mysteriösen Dr. Strange und Magneto stehenden Dame nun ein weiteres Mal. Nur dass das Ausmaß der Katastrophe diesmal weitaus verheerender ist …

_Story_

Wanda erwacht im Krankenhaus und hält ihren Neugeborenen in den Händen. Dabei ist ihr die Zeugung von Nachwuchs strengstens untersagt, schließlich hat sie durch den Missbrauch ihrer Mutantenkräfte schon zu viel Unheil angerichtet. Magneto und Charles Xavier gelingt es ein weiteres Mal, sie durch den Gebrauch von Drogen zu beruhigen, jedoch ist beiden bewusst, dass dies keine dauerhafte Lösung sein kann. Um der drohenden Gefahr vorzubeugen, beruft Xavier eine große Versammlung ein, an der die bekanntesten Helden und Mutanten zusammentreffen und beratschlagen, wie sie Wanda alias Scarlet Witch das Handwerk legen können. Man diskutiert, ob der fehlgeleitete Mutant besser sterben oder mit neuen, bisher noch unbekannten Methoden geheilt werden soll, und die Diskussionen verschärfen sich. Doch das Meeting in Genosha bleibt ohne Ergebnis. Ein gleißender Lichtblitz überdeckt die Welt und verändert mit einem Schlag die gesamte Realität. Wanda hat wieder zugeschlagen …

_Meine Meinung_

Es erfordert schon eine gewisse Vorkenntnis, wenn man die weit reichenden Hintergründe dieser ziemlich umfassenden Story auf Anhieb verstehen möchte, und so fiel es mir anfangs auch schwer, tiefer in die Materie einzudringen. Allerdings haben sich die Macher dieses Comics alle Mühe gegeben, selbst Neulingen den nötigen Input durch eine ziemlich lange Einleitung zu verschaffen, so dass man auch als Laie sofort in der Welt von „House Of M“ zu Hause ist. Und da die Action hier ebenfalls sehr zügig voranschreitet, bekommt man sowieso nicht sonderlich viel Raum, um mal Luft zu schnappen, denn die Bedrohung für das Universum beginnt bereits mit der ersten Seite.

In der ersten Ausgabe wird der Crossover der verschiedenen Serien allerdings noch nicht so deutlich offenbar. Bis auf die Einberufung der vielen Helden in Genosha handelt es sich beim ersten Teil lediglich um eine größere Einleitung, bei der die drohende Katastrophe in ihrem gesamten Ausmaß geschildert wird, aber auch noch sehr, sehr viele Fragen offen bleiben. In der zweiten Hälfte (es handelt sich bei der deutschen Version um Sammelbände, die jeweils zwei Episoden der achtteiligen Originalreihe enthalten) zeigen sich dann die Folgen, die der erneute Energieschub von Scarlet Witch ausgelöst hat.

In allen Teilen der Welt hat sich Grundlegendes geändert, und auch die Helden aus der Vergangenheit sind in dieser zukünftigen Welt nicht mehr von Belang – sofern sie überhaupt noch existieren. Denn dies wird hier auch noch nicht so ganz deutlich. Lediglich einer ist noch geblieben und erinnert sich zum ersten Mal überhaupt an seine Vergangenheit zurück: Wolverine. Anscheinend ist er auch die einzige Figur, die nicht von den unkontrollierbaren Kräften Wandas betroffen ist. Und so liegt es an ihm, die alten Helden aufzusuchen, sie zu retten und mit ihnen gemeinsam wieder das verloren gegangene Gleichgewicht herzustellen.

Teil 1 (von 4) ist auf jeden Fall ein sehr gelungener Einstieg in die Serie und bietet Comic-Action auf höchstem Niveau. Leichte Kost ist „House Of M“ allerdings nicht, denn die Handlung findet an sehr vielen Schauplätzen zur gleichen Zeit statt, und es dauert eigentlich bis zum Ende, bis man all das, was sich hier prinzipiell in wenigen Momenten abgespielt hat, durchblickt. Dabei ergeben sich recht viele Mysterien und Unklarheiten. So ist die Rolle von Magneto ebenso unsicher wie die von Wolverine. Und auch die Frage nach den Auswirkungen auf Spiderman, die X-Men und all die übrigen Neuen Rächer bleibt weiter offen und wird erst in den nächsten Ausgaben bzw. in den verschiedenen Tie-ins in den folgenden „X-Men“- und „Spiderman“-Comics geklärt. Doch das macht die Sache auch so spannend; sie spielt sich auf mehreren Ebenen gleichzeitig ab, bringt einem dabei alle Lieblinge aus dem Marvel-Universums nahe und ist doch so verzwickt, dass man schon genau hinschauen muss, um die vielen Details aufzufassen. Oder mit anderen Worten: Marvel-Action wie Fans sie sofort lieben werden. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung!

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Chrono, Nanae – Peace Maker Kurogane 05

Leider hat die Freude über den fünften Band der „Peace Maker Kurogane“-Serie auch einen negativen Beigeschmack, der sich auf die Zukunftspläne von Nanae Chrono bezieht. Die Autorin möchte nämlich zunächst mal eine längere Pause einlegen und die Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen – und dies ausgerechnet an einem Punkt, an dem die Spannung nicht größer sein könte. Aaaarrrgghhh …!
Nun, freuen wir uns aber jetzt erst einmal über diesen fünften Band, denn der hat es, was die Action anbelangt, wirklich in sich!

_Story_

Die politischen Zustände haben sich in letzter Zeit deutlich zugespitzt, besonders nach dem Tod von Ryoma Sakamoto, für den verfeindete Gruppen Tetsu verantwortlich machen. Weiterhin scheint die Organisation des verräterischen Ito, die „Kaiserliche Grabwache“, nach dem Einstieg der beiden geheimnisvollen Shinsengumi-Persönlichkeiten Heisuke Todo und Hajime Saito immer mehr an Macht zu gewinnen und ihren alten Auftraggeber langsam zu untergraben. Der Kampf scheint vorprogrammiert, und nach einem weiteren Aufeinandertreffen zwischen Ito und den Shinsengumi kommt es zu einem Überfall, bei dem der stark angetrunkene Führer der „Kaiserlichen Grabwache“ hinterhältig ermordet wird.

Dessen Handlanger, darunter eine beträchtliche Zahl Ronin-Söldner, lassen sich nicht lange bitten, rücken in voller Kampfmontur und Heerstärke gegen die Shinsengumi vor und umzingelt die zahlenmäßig unterlegene Organisation. Es kommt zu einer brutalen, blutigen Schlacht, in deren Mittelpunkt einmal mehr Tetsu steckt, der aufgrund des Mordverdachts zum Tode verurteilt wurde. Der wahre Mörder Sakamotos hingegen spinnt eine Intrige nach der anderen und freut sich über jeden weiteren Shinsengumi, der ohne besondere Anzeichen Hochverrat begeht.

In einem Rückblick wird die Geschichte von Soji Okita erzählt, der wegen seines mädchenhaften Äußeren in seiner Kindheit eines Samuraikämpfers für nicht würdig befunden wurde. Katsuta Kondo und Toshiza Hijikata, gerade mal 18 bzw. 17 Jahre alt, finden jedoch schnell heraus, dass sich hinter dem kleinen unscheinbaren Jungen ein furchtbares Geheimnis verbirgt, das unmittelbar mit einem verschollenen Schwert in Verbindung steht …

_Meine Meinung_

Der fünfte Teil der Serie ist auf jeden Fall der gradlinigste bislang. Es ist zwar weiterhin nicht gerade einfach, die vielen gemeinen Intrigen zu durchschauen, doch da sich die Verräter dieses Mal nicht mehr so sehr im Verborgenen aufhalten und durch die Vorgeschichte langsam Licht ins Dunkel gekommen ist, bekommt man hier relativ schnell den Durchblick.

Und sobald man sich hier (in meinem Fall nach längerer PMK-Abstinenz) wieder zurecht gefunden hat, steckt man auch schon mitten drin in der Action. Band 5 ist gefüllt von weiteren hinterhältigen Mordplänen, vielen Schwertkämpfen, verräterischen Hinterlisten und Ungerechtigkeiten, in deren Mittelpunkt wiederum Tetsunosuke Ichimara steht, der diesmal das Opfer eines feigen Komplotts werden soll. Hintergründige Gefühle und Emotionen spielen kaum noch eine Rolle, und auch die politischen Schachzüge finden hier in den rasanten Kampfhandlungen ein jähes Ende.

Leider aber gilt dieser Schlussstrich fürs Erste auch für die gesamte Handlung; etwa zur Mitte des Buches – der Kampf zwischen den Ronin und der Shinsengumi ist gerade beendet, die Spätfolgen sind aber noch nicht geklärt – stoppt Nanae Chrono den Hauptplot und führt den Leser über einen größer angelegten Flashback zurück in die Kindheit des zart wirkenden Sojimoro Okita, hinter dem sich insgeheim aber ein brutaler Kämpfer und offenkundiger Mörder verbirgt. Mehr dazu möchte ich an dieser Stelle nicht sagen, aber mit dem Beginn der so genannten Hino-Kapitel startet die Autorin eine weitere sehr interessante Facette, die den gesamten Storyverlauf sicherlich noch ein weiteres Mal umkrempeln wird und das Hintergrundwissen um einen weiteren wichtigen Charakter aufwertet. Hinter dem heutigen Shinsengumi Soji steckt viel mehr als das, was die kindliche Seele nach außen hin ausstrahlt, und diesen Kontrast hat Chono auch wieder sehr gut in die Zeichnungen mit aufgenommen.

Zu Letztgenannten möchte ich abschließend auch noch ein paar Worte loswerden; was mir nämlich sehr positiv aufgefallen ist, sind die weniger hektischen Bildfolgen in den Action-Szenen. Die Kampfhandlungen verschwimmen nicht im Wust an überladenen Skizzen, sondern sind in ihren Details sehr gut zu differenzieren. Selbst die Passagen, in denen die Ronin mit ihrer geballten Masse gegen die Shinsengumi vorgehen, entbehren der vorher schon mal öfter aufgetreten, illustrierten Hektik und zeugen von einer optimalen Weiterentwicklung seitens der Zeichnerin. Kompliment an Nanae Chrono, die sich jetzt leider erst einmal für unbestimmte Zeit zu Ruhe setzen möchte. Angesichts des prima Spannungsaufbaus und der toll inszenierten Action wäre es jedoch wünschenswert, wenn die Dame auf schnellstem Weg mit einem weiteren „Peace Maker Kurogane“-Band aus dem Handgelenk käme – auch wenn man landläufiger Meinung nach eigentlich auf dem Höhepunkt aufhören sollte! Band 5 ist ein – man verzeihe mir die ungezügelte Ausdrucksweise – endgeiles Manga-Erlebnis!

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Moore, Alan / Lloyd, David – V wie Vendetta

|Eigentlich schreibt Alan Moore gar keine Comic-Szenarios. Seine in den Achtzigerjahren entstandene Geschichte »V wie Vendetta« ist vielmehr eine Studie über den Faschismus. Sie gilt bis heute als ein Meilenstein der Comic-Literatur. Darin ist es einer kleinen Gruppe machthungriger Männer gelungen, die Kontrolle über England zu erringen.|

»V wie Vendetta« spielt in einem fiktiven England Ende der Neunzigerjahre. Ein begrenzter Atomkrieg hat dazu geführt, dass das Land im Chaos versank. Im Zuge der allgemeinen Misere wurde der Ruf nach einer starken Hand laut, um die Probleme in den Griff zu bekommen und die englische Nation zurück zu alter Größe zu führen. So gerieten die Faschisten auf den Plan.

Das alles ist inzwischen Vergangenheit. Die Gegenwart, in die Moore den Leser versetzt, spielt diverse Jahre nach der Krise und der Zeit der Neuordnung. Die Verhältnisse haben sich beruhigt. Viele Details der Handlung lassen vermuten, dass sich Moore beim Schreiben am Nationalsozialismus und dem Dritten Reich orientiert hat. Er möchte zeigen, dass Faschismus und Totalitarismus auch in anderen Ländern als in Deutschland entstehen können, sie also ein allgemeines Problem sind.

Dabei sieht zunächst alles nach einem gewohnten Superhelden-Szenario aus. Ein ominöser Mann mit Maske tritt auf und tötet Männer der Geheimpolizei, als diese sich an einem Mädchen vergreifen wollen. Wenige Minuten später explodiert das Parlamentsgebäude. Die Machthaber und das Volk erfahren: »V« war hier und hat dem Regime den Krieg angekündigt.

Der Held, dessen Identität lange im Dunkeln bleibt, hat politische Absichten. Diese Motivation ist ungewöhnlich, wenn man im Schema üblicher Superhelden-Szenarios bleibt. Ungewöhnlich ist ebenfalls, dass der Held nicht gegen einen Schurken kämpft, sondern gegen ein System. Er möchte England die Freiheit zurückgeben und steht anarchistischen Staatsvorstellungen nahe. In diesem Zusammenhang gehört Vs Selbstgespräch mit der Statue der Justitia zu den eindrucksvollsten Szenen der Geschichte. Er kündigt ihr seine Liebe, kritisiert ihre Blindheit und Sprunghaftigkeit, um schließlich zu gestehen: Es gibt eine andere Frau in meinem Leben – und ihr Name lautet »Anarchie«.

Die Atmosphäre der Zeichnungen wird ihrem Inhalt gerecht. David Lloyd zeigt uns keine überstilisierte Welt der »Guten und Bösen«, in der physikalische Gesetze bloß ungefähre Richtwerte sind, sondern er wählt eine realistische Darstellung in ruhigen Panels. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Figuren. Bei der Umwelt operiert er mutig mit Schatten und schwarzen Flächen.

Alan Moores Hauptaugenmerk liegt auf den einzelnen Figuren, ihren persönlichen Absichten und Abgründen. Er fragt nach der Verantwortung jedes Einzelnen. Obwohl der Leser hin und wieder wittert, dass er es mit einer konstruierten Kopfgeburt zu tun hat, gelingt es Moore jedoch immer wieder, diesen Eindruck zu zerstreuen. Er traut seinen Figuren etwas zu und lässt sie die Handlung tragen. Was eine besondere Qualität von »V wie Vendetta« ausmacht, ist der Umstand, dass Moore nicht in Kategorien von »Gut und Böse« denkt, sondern stets durchaus beide Seiten der Medaille im Blick hat. Sicherlich keine leichte Unterhaltung, aber ein außergewöhnlich anspruchsvoller Comic.

Seit dem 16. März läuft die Verfilmung der Wachowski-Brüder (»Matrix«) mit Natalie Portman und Hugo Weaving in den deutschen Kinos.

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Knaak, Richard A. – Legende von Huma, Die (DragonLance 1)

_Der Autor_

Richard A. Knaak wurde in den USA in Chicago geboren. Dort verbringt er noch immer einen großen Teil seines Lebens und Schaffens, ist aber inzwischen auch in Arkansas zu Hause.
Ursprünglich galt sein Interesse weniger der Schriftstellerei als der Chemie, und so beschäftigte er sich an der Universität von Illinois ausgiebig mit den Elementen. Dann erkannte er jedoch seine Liebe zur Sprache und zum Schreiben und wechselte zur Rhetorik, worin er auch seinen Abschluss machte, bevor er seine Autoren-Karriere startete. Seine Liebe als Schriftsteller gehört dem Fantasy-Genre. Bestens bekannt und ein weltweiter Topseller ist seine „DragonLance“-Saga, auf der auch der hier vorliegende Band basiert. Seine Affinität zum Comic-Genre hat Knaak auch noch als Autor der inzwischen sehr angesagten Manga-Serie „Ragnarok“ unter Beweis gestellt, die jüngst auch in Amerika erfolgreich publiziert wurde. Zudem machte er sich einen Namen mit Adaptionen zu weltberühmten PC- und Konsolen-Games wie „Warcraft“ oder „Diablo“ (auch diese Romane sind auf Deutsch bei Panini erschienen), die mehrfach ausgezeichnet und in vielen Ländern zu absoluten Verkaufsschlagern wurden. Werke von Richard A. Knaak werden seit 1987 veröffentlicht und die meisten davon wurden inzwischen auf Deutsch, Italienisch, Tschechisch, Polnisch, Finnisch, Ungarisch, Japanisch, Chinesisch, Türkisch, Russisch und viele weitere Sprachen übersetzt. Seine Bücher werden auf der ganzen Welt gelesen.

_Story_

Schlimme Zeiten herrschen auf Krynn: Die hinterhältige Königin Takhisis möchte das gesamte Land unterjochen und schickt hierzu die große Schar ihrer fiesen Handlanger ins Geschehen. Ihnen gegenüber stehen die Anhänger des ehrenwerten Gottes Paladin, zu denen auch die Ritter von Solamnia gehören. Einer von ihnen ist Huma, ein recht unauffälliger Zeitgenosse, dem erst vor kurzem die Ritterehre zuteil geworden ist. Bei einer ganz normalen Routine-Patrouille schlägt seine Stunde, als er die feindlichen Goblins besiegt und den gefangenen Minotaurus Kaz befreit. Dieser ist ihm unheimlich dankbar und verbrüdert sich mit dem tapferen Ritter, als dieser ihn ein weiteres Mal vor dem Tod durch einen Drachen bewahrt. Doch Kaz kann sich auch nur schwerlich durch das Land bewegen, denn die Minotauren zählen als Verbündete der Oger ebenfalls zu den Untergebenen von Takhisis.

Obwohl es um die Ritter von Solamnia gar nicht gut bestellt ist und der Krieg schon entschieden scheint, kämpfen Huma und Kaz erfolgreich gegen ihre Feinde; so gelingt es ihnen unter anderem, die Abgesandten der Schwarzen Garde unter der Führung von Galan Dracos in die Flucht zu schlagen, als sie mit diesen in einen Kampf verwickelt werden. Huma wird jedoch selbst verwundet, woraufhin sich der Minotaurus zum ersten Mal revanchieren kann und ihn vor dem sicheren Tod bewahrt. Wieder genesen, wird Huma als Wachtposten eingesetzt, verfolgt während seiner ersten Schicht einen weiteren Anhänger Dracos‘ und stößt dabei auf seinen alten Kumpel Magus, mit dem er einen großen Teil seiner Jugend verbracht hat.

Allerdings erkennt er in ihm nicht mehr den vertrauten Freund von einst wieder. Magus hat sich über die Jahre durch verschiedene Magierschulen ausbilden lassen, bleib aber weiterhin unabhängig. Daher sind seine Motive auch nicht klar. Weil Huma aber weiterhin an die Ehre seines alten Freundes appelliert, schenkt er ihm Glauben und schließt sich ihm an – ganz zum Widerwillen von Kaz, der mit Magus überhaupt nicht gut zurecht kommt. Magus versteckt den Vertreter Solamnias und den Minotaurus in seinem Turm, angeblich, um ihn vor Dracos und dem rachedürstigen Crynus zu beschützen. Doch ist der Magier tatsächlich so ehrenwert, wie er fortwährend vorgibt?

_Meine Meinung_

|Panini| haben die Zeichen der Zeit erkannt und mit dieser Graphic Novel eine gänzlich neue Reihe begonnen, die sich in mehreren bereits gesicherten Nachfolgewerken ausschließlich mit dem Thema Fantasy beschäftigen soll. Unter anderem wird im Mai der erste Teil der Fantasy-Reihe „Die Saga vom Dunkelelf“ auf den Markt gebracht werden. Allerdings sind die hier im Comic-Format herausgebrachten Geschichten alte Bekannte; so basiert „Die Legende von Huma“ beispielsweise auf dem bekannten Rollenspiel „Dungeons & Dragons“ und wurde später in „Die Chroniken der Drachenlanze“ auch in Romanform bearbeitet. Und auf Letztere bezieht sich auch die hier vorliegende Graphic Novel.

Bereits die ersten Eindrücke der 144 prall gefüllten Seiten haben mich förmlich umgehauen; schnell wird klar, dass es den verschiedenen Zeichnern wunderbar gelungen ist, den breit gefächerten, mitunter komplexen Inhalt der zugrunde liegenden „Drachenlanze“-Bände „Das Ehrenwort“ und „Verrat unter Rittern“ adäquat wiederzugeben. „Die Legende von Huma“ ist kein bloßer Bilderband, über den man mal eben so drüberfliegt, dafür sind unter anderem die Sprech- und Gedankenblasen viel zu umfangreich. Man hat stattdessen eine ganze Menge von Richard A. Knaaks Romanvorlage übernommen, um so viel Story wie möglich in den Comic zu packen.

Dass die Erzählung aber dennoch nicht überladen wirkt, spricht für die äußerst gelungene Umsetzung von des Teams. Es gibt sowohl lyrisch als auch hinsichtlich der Zeichnungen so viele Eindrücke zu verarbeiten, dass man bei normalem Lesetempo locker mal zwei Stunden mit „Die Legende von Huma“ verbringen kann, ohne dabei jedoch die vielen versteckten Details erkannt zu haben. Damit hebt sich der erste Teil der Serie insofern von vergleichbarem Material ab, als man manchmal glaubt, einen umfangreich bebilderten Roman, jedoch keinen Comic zu lesen. Und das sollten Comic-Freunde jetzt nicht in den falschen Hals bekommen, es sollte nämlich vielmehr ein Lob wegen der wunderbaren Symbiose aus komplexer Erzählung und facettenreichen Zeichnungen sein.

Die Geschichte selber ist ebenfalls super; selten zuvor habe ich in einem Comic einen derart tollen Spannungsaufbau erlebt! Von der Darstellung der Charaktere über die sehr unterschiedlichen Stimmungen an den verschiedenen Handlungsschauplätzen bis hin zu den vielen Richtungsänderungen des Plots ist hier alles in bester Ordnung und wird von den teils düsteren, teils aber auch sehr farbenfrohen Illustrationen noch einmal prima unterstützt. Und noch einmal: Vergleichbar Tolles ist mir selten untergekommen.

Woran die Investition jetzt noch scheitern könnte, ist der Preis. Immerhin 16,95 € muss man für das aufwendig gestaltete Paperback berappen, und da muss selbst der Fanatiker erst einmal schlucken. Doch ist dies eine Summe, die sich im Nachhinein in vielerlei Hinsicht lohnt, denn „Die Legende von Huma“ ist absolute Referenzklasse und bietet im Gesamtüberblick nicht eine einzige Schwäche auf. Und außerdem: Warum nicht mal eine CD im Regal stehen lassen und sich dafür etwas phantasiereicher unterhalten (lassen)? Ich blicke jetzt schon mit großer Vorfreude auf die weiteren, bereits angekündigten Bände aus diesem Bereich voraus und lege sowohl Comic- als auch Fantasy-Fans dieses fabelhafte Buch wärmstens ans Herz – auch (oder gerade?) wenn man die Welt der Drachenlanze schon aus dem Effeff kennt.

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Rob-Vel / Jijé / Franquin u.a. – Fantasio und das Phantom

|Spirou und Fantasio sind papiergewordene Geschichte. Nach der Neuauflage der Gesamtausgabe präsentiert Carlsen nun das Sonderalbum „Fantasio und das Fantom“. Legendäre Kleinode und Wendepunkte aus knapp siebzig Jahren wurden hier zusammengefasst. Dabei erlebt der Leser weitaus mehr als eine Sammlung heiterer Detektiv- und Abenteuergeschichten. Diverse Zeichnergenerationen haben versucht, den französischen Comic-Helden ihren Stempel aufzudrücken.|

In Frankreich sind Spirou und Fantasio eine Institution. Sie sind älter als Asterix und Lucky Luke. Sie begründeten die Ecole Marcinelle (benannt nach dem Sitz des Verlages Dupuis) und prägten maßgeblich den europäischen Comic. Obwohl sich frankobelgische Comicalben seit einiger Zeit auf dem Rückzug befinden, hält der Hamburger Carlsen Verlag dem cleveren Pagen Spirou und seinem zerstreuten Kompagnon Fantasio die Treue. In den letzten Jahren legte man die 44-bändige Gesamtausgabe neu auf, so dass heute wieder alle Abenteuer in deutscher Sprache erhältlich sind. Zum Abschluss erschien das Sonderalbum Spirou und das Fantom, das eine Reihe amüsanter Kurzgeschichten enthält.

Der Leser erlebt auf der ersten Seite die „Geburt von Spirou“, in welcher der Direktor des Hotels Mücke einen Pagen sucht. Jung soll er sein, pfiffig und agil. Wegen Ermangelung eines geeigneten Bewerbers wendet sich der Direktor an einen Maler. Dieser zeichnet den gewünschten Pagen kurzerhand auf eine Leinwand und haucht ihm Leben ein. Spirou war geboren.

Weitere acht Kurzgeschichten folgen. Sie veranschaulichen die Entwicklung der Serie. Bald ist Spirou nicht mehr allein unterwegs. In der Detektivgeschichte „Fantasio und das Fantom“ ist das bekannte Team bereits ein Herz und eine Seele. Außerdem taucht erstmals das Eichhörnchen Pips auf, das heutzutage aus der Serie nicht mehr wegzudenken ist. Schließlich kommen der Bürgermeister und der Graf von Rummelsdorf hinzu.

Jenseits der Figuren erlebt die Serie auch eine inhaltliche Entwicklung. Die Boxergeschichte „Spirou und Floh“ ist angelehnt an die amerikanischen Vorbilder der Tramp-Storys. Bei „Fantasio und das Fantom“ handelt es sich um eine Detektivgeschichte, die hinführt zu den späteren Abenteuergeschichten. Der Leser kann beobachten, wie sich der charakteristische Charme und der Humor der Reihe entfalten.

Wer noch niemals etwas von Spirou und Fantasio gelesen hat, kann guten Gewissens mit dem Sonderband anfangen. Die neun Episoden veranschaulichen den Facettenreichtum der Serie und machen Lust auf mehr. Auch treue Fans der beiden französischen Abenteurer finden hier einen Leckerbissen. Die Sammlung halbvergessener Kleinode sorgt vor, denn Lesehungrige müssen sich fortan gedulden. Neue Bände werden nicht mehr im Zwei-Wochen-Takt erscheinen, sondern länger auf sich warten lassen. Mit „Flut über Paris“ (Band 45) ergreift eine neue Zeichnergeneration die Feder. Ob die Zeichner Jean David Morvan und José-Luis Manuera ihren berühmten Vorgängern Franquin und Fournier das Wasser reichen können, wird sich zeigen.

„Fantasio und das Phantom“ enthält:
Die Geburt von Spirou (Rob-Vel, 1938)
Spirou und Floh (Rob-Vel, 1942-43)
Fantasio und das Fantom (Jijé, 1946)
Weihnacht im Urwald (Franquin, 1949)
Fantasio und der Siphon (Franquin, 1957)
Fantasio und die ferngesteuerten Rollschuhe (Franquin, 1957)
Ferien in Broceliande (Fournier, 1973)
Der Solar-Fanta-Schrauber (Nic Broca, 1980)
Stählerne Herzen (Chaland, 1982)

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Bilal, Enki – Bilal – 32. Dezember

|Enki Bilal gehört seit Jahren zu den Großen der französischen Comic-Szene. Sein Zyklus »Legenden der Gegenwart« und die Geschichten um Alexander Nikopol und Jill Bioskop haben ihn zu einem der tonangebenden Zeichner der achtziger und neunziger Jahre gemacht. Nach einem kurzen Blick auf Bilals Biographie werden an dieser Stelle zwei seiner Comic-Alben vorgestellt, die vor einiger Zeit auf Deutsch im |Ehapa|-Verlag erschienen sind: »Exterminator 17« und »32. Dezember«.|

Enki Bilal wurde am 7. Oktober 1951 in Belgrad geboren. Als er zehn Jahre alt war, beschlossen seine Eltern, nach Frankreich auszuwandern. Die Familie fand in Paris ein neues Zuhause. Schon früh entdeckte Bilal seine Faszination für das Zeichnen. Mit einer seiner Arbeiten gewann er 1971 einen Talentwettbewerb für Nachwuchszeichner, den die Jugendzeitschrift »Pilote« veranstaltet hatte. Es folgte eine erste Veröffentlichung in Heft 645 von »Pilote«. Nach diesem ersten Erfolg blieb Bilal dem Magazin viele Jahre lang treu verbunden. In den siebziger Jahren schrieb und zeichnete er für »Pilote« viele kleine Szenarios. Er entwickelte dabei seine so genannte Runzeltechnik und übte sich in Direktkolorierung, was damals noch eine eher ungewöhnliche Methode war.

Ebenso wichtig wie die Ausbildung seines Zeichentalents in jenen Tagen war wohl Enki Bilals Bekanntschaft mit Pierre Christin. Der langjährige Szenarist wollte politische Themen aufgreifen und konnte Bilals Hang zu Monstren und phantastischen Halbwesen nicht so recht teilen. Doch aus der gemeinsamen Arbeit dieses ungleichen Paares erwuchs der fünfteilige Zyklus »Legendes d’Aujourd’hui« (dt.: Legenden der Gegenwart), der in der Zeit von 1975 bis 1983 entstand. Bilal und Christin widmeten sich hier gesellschaftlichen Themen. Die Geschichten waren geprägt von einem stets skeptischen Blick auf die Machtstrukturen der Politik. Später kamen phantastische Einflüsse hinzu, die auf Bilals Konto gingen. Der grob als »Polit-Fiction« zu umschreibende Zyklus stellt Bilals erstes großes Werk dar und brachte ihn (trotz gewisser inhaltlicher Schwächen) voran in die erste Liga der französischen Comickünstler.

Wem Enki Bilal seitdem noch kein Begriff war, lernte ihn spätestens durch seinen zweiten Zyklus kennen. Der dreiteilige Nikopol-Zyklus, begonnen 1980, entstand allein unter Bilals Federführung. Sowohl als Autor als auch als Zeichner setzte er mit dem ersten Band »La foire aux Immortels« neue Maßstäbe. Die Geschichte teilt Seitenhiebe in Richtung von Politik, Kirche und Gesellschaft aus. Nicht zuletzt ist es ein phantastisches Science-Fiction-Abenteuer. Zeichnerisch ist Bilals Freude an offenen Formen, an großen Panels und an grafischer Ganzheitlichkeit kaum zu übersehen. Jede Seite ein Kunstwerk, könnte man seinen Anspruch formulieren.

_Exterminator 17_

Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt. Bei |Ehapa| erschien vor kurzer Zeit das Album »Exterminator 17« (frz.: Exterminateur 17), das Bilal 1976/77 mit dem Szenaristen Jean-Pierre Dionnet schuf. Das SF-Szenario stellt eine Präambel zu der späteren gleichnamigen Reihe dar und beleuchtet die Vorgeschichte der Hauptfigur, des Androiden Nummer 17. Es geht dabei um einen Kriegsandroiden der Generation 17, ein altes Modell, das zerstört werden soll. Sein Erfinder und Konstrukteur richtet es jedoch so ein, dass seine Seele bei seinem Tod auf die menschliche Maschine überwechselt. Fortan ist Exterminator 17 ein Android mit der Seele seines Erfinders, mit einem Bewusstsein seiner Selbst und mit Lebenswillen. Ein Rebell unter den Maschinen. Aus Angst vor einer Revolution machen die Menschen Jagd auf ihn.

Veröffentlicht wurde die Geschichte zum ersten Mal in dem ambitionierten SF-Comic-Magazin »Metal Hurlant« (Heft 13). Wer andere Arbeiten von Enki Bilal kennt, muss sich über »Exterminator 17« wundern. Gleichförmig angeordnete Panel, zusammenhanglose Bildsprünge, langweilige Hintergründe – weder Form noch Inhalt von »Exterminator 17« können überzeugen. »Exterminator 17« ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein schlechtes Szenario negativ auf die Zeichenqualität auswirkt. Was Enki Bilal später zu »Exterminator 17« zu sagen hatte, unterstützt diesen Eindruck: „Die ersten zehn Seiten hatten mich noch interessiert, aber plötzlich hakte ich die Sache komplett ab. Ich habe die Geschichte dann ohne Enthusiasmus zu Ende gezeichnet. Rein automatisch.“

_32. Dezember_

Ganz anders sieht es bei dem Album »32. Dezember« aus. Hier ist alles wieder da, was man als Leser des Nikopol-Zyklus geschätzt hat. Mutige, offene Bildformen, Direktkolorierung, unter der die einzelnen Linien zu verschwinden drohen, ein abwechslungsreicher Gesamteindruck. Durch unzählige grafische Gegensätze entsteht ein spannendes Werk: Kleine Panels stehen gegen große, farbige Doppelseiten gegen nahezu farblose, haargenau Details gegen unklare Eindrücke. Und nicht nur optisch ist Bilals »32. Dezember« ein außerordentlich empfehlenswertes Comic-Album. »32. Dezember« ist der zweite Teil einer Trilogie, die 1998 mit dem Band »Der Schlaf des Monsters« (frz.: Le Sommeil du Monstre) begann. Bilal wendet sich mit dieser dritten großen Arbeit wieder dem Medium Comic zu, nachdem er eine ganze Weile im Filmgeschäft aktiv war.

In »32. Dezember« erzählt Enki Bilal die Geschichte von Nike, Amir und Leyla, die in den neunziger Jahren als elternlose Säuglinge in den Ruinen von Sarajewo gefunden wurden. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, über dreißig Jahre. Sie haben noch gelegentlich Kontakt miteinander. Auf unterschiedlichen Wegen schlagen sie sich durch die Welt des Jahres 2026. Es treffen also wieder Science-Fiction und persönliche Abgründe aufeinander. »32. Dezember« ist jedoch weitaus mehr. Themenschwerpunkte des Bandes sind Kunst und Religion. Optus Warhole, ein weltweit legendärer Künstler, kennt kein Maß und keine Form mehr. Er ist radikal bis zum Äußersten, schreckt vor inszenierten Massenmorden nicht zurück. Die Menschheit ist seine Leinwand, formbar. Bilal selbst sagt: „Manipulation ist das zentrale Thema meiner Bücher, was auch immer andere dazu sagen.“ Von diesem Standpunkt aus wird auch der Bogen zur Religion ersichtlich. Die kürzlich irgendwo in der Wüste entdeckte Adler-Stätte stellt die Führer aller Religionen vor neue Fragen über den Ursprung der Menschheit. Sind die phantastischen Relikte echt oder nur ein weiterer Spielstein in dem allumfassenden Werk von Optus Warhole? Die bezaubernde Melancholie, die Bilals Werke auszeichnet, ist in »32. Dezember« voll da. Eine schwer greifbare Seelenzerrüttung der Hauptfiguren, Grausamkeit und phantastische Höhenflüge treffen sich hier und formen ein facettenreiches Ganzes. »32. Dezember« bleibt nicht unpersönlich, und der Leser kommt nicht umhin, zu deuten und selber Überlegungen anzustellen. Ein herrlicher Comic, einhundert Prozent Enki Bilal, ein Album zum Immer-wieder-Lesen.

Wann der dritte Teil der Trilogie erscheint, ist noch nicht bekannt.

Oprisko, Kris / Wood, Ashley – Metal Gear Solid (Band 2)

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_Story_

Solid Snake trifft im Labyrinth den gefangenen Baker und erhofft sich von ihm mehr Informationen über die Pläne zum Abschuss von Metal Gear, doch während des Gespräches stirbt der Wissenschaftler in den Armen des Einzelkämpfers – gerade als er dabei war, ihm ein wichtiges Geheimnis über seine Auftraggeber aus dem Pentagon anzuvertrauen. Diese wiederum verlangen von Solid Snake eine engere Zusammenarbeit mit der Söldnerin Meryl, auf die sich Solid Snake jedoch nur bedingt einlässt. Von ihr erfährt er, wo der Erfinder des Projektes, Dr. Emmerich, stationiert ist und wie man Metal Gear aufhalten kann. Meryl, zugleich Tochter von Colonel Campbell, hält die Stellung, während sich Snake noch tiefer in das Labyrinth hineinbegibt und schließlich Emmerich aufspürt. Doch auch hier scheint er zu spät zu kommen, denn ein brutaler Cyborg hat sich bereits einen Weg zum Metal-Gear-Urheber gebahnt und droht, ihn zu vernichten. Es kommt zum Kampf, in dem sich das wahre Gesicht des Kampfroboters offenbart, und in dem Snake von oberster Stelle erfährt, um wen es sich bei seinem neuen, übermächtig erscheinenden Gegner zu handeln scheint …

_Meine Meinung_

Der zweite Comic-Band zur vierteiligen Serie steckt voller Überraschungen für den Helden Solid Snake. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, und es macht den Eindruck, als würden seine Auftraggeber ihm wichtige Informationen vorenthalten oder aber eingreifen, wenn Snake droht, zu viel zu erfahren. Es liegt eine Verschwörung in der Luft, die durch das Auftauchen eines alten Bekannten in der zweiten Hälfte noch mysteriöser wird, den Leser aber gleichzeitig auch ein bisschen (im positiven Sinne) verwirrt. Genaue Motivationen der Verbrecher sind zwar rein äußerlich erkennbar, aber wie die einzelnen Verstrickungen tatsächlich aussehen, bleibt weiterhin ein Rätsel, das es für den legendären Söldner aufzudecken gilt.

Wie auch schon im ersten Teil lebt die Geschichte vorrangig von ihrer Action. Solid Snake hat mehrere Gefechte zu überstehen, verfolgt aber eine sehr klare Linie, die sich aber generell auch durch die gesamte Geschichte zieht. Der Hauptcharakter und sein zielstrebiges Auftreten sind sinnbildlich für den sehr gradlinigen Verlauf der Handlung, die aber dank der verzwickten Rollenaufteilung – man weiß nach wie vor nicht mit Gewissheit, welche Person jetzt welchen Zweck erfüllt – niemals an Spannung verliert. Schade ist nur, dass das Ganze wieder so schnell vorbei geht. Rein quantitativ passiert in Band 2 jedenfalls nicht allzu viel, und auch wenn die Handlung sich weiterentwickelt hat, ist die Geschichte nur geringfügig vorangekommen. Kris Oprisko kommt schnell auf den Punkt, das ist auch gut so, aber ein bisschen mehr Inhalt hätte dem zweiten Teil letztendlich trotzdem sehr gut getan. Es fällt mir jedenfalls schwer, mir vorzustellen, dass die Sache nach ganzen vier Bänden bereits komplett rund sein soll. Es wäre zu einfach, wenn Solid Snake jetzt auf direktem Wege die Nuklearwaffen aufspürt und sie vernichtet. Wo bringt der Autor dann die Lösung der hier aufkeimenden Ungereimtheiten bezüglich der ‚bösen‘ Charaktere noch unter?

Aber gut, ich lasse mich überraschen und darf mich auch eigentlich nicht beschweren, schließlich war Band 2 am Ende auch wieder sehr unterhaltsam und konnte mit seiner düsteren Atmosphäre erneut echt begeistern. Mittlerweile habe ich mich auch an den Stil von Ashley Woods Skizzen gewöhnt, der mir von Bild zu Bild besser gefällt, gerade wenn der Mann mal etwas mehr Farbe ins Spiel bringt. Wer sich den ersten Teil bereits angeschafft und damit seine Freude gehabt hat, darf die aktuelle Ausgabe natürlich auch nicht verpassen und sich schon jetzt auf die im Mai folgende Fortsetzung freuen. Dann sollte aber neben der gewohnt rasanten Action auch die Rahmenhandlung ein wenig mehr vorankommen, denn wenn es von meiner Seite etwas zu kritisieren gibt, dann die meines Erachtens zu deutliche Fokussierung auf Dialoge und Kampfhandlungen, deren Inhalte nicht immer den gewünschten Fortschritt bringen – und dies war eigentlich einer der Punkte, die mir im Vorgängerband noch so positiv aufgefallen sind, sprich ein konsequenter Strang und kaum Nebenhandlung. Ein bisschen mehr Rahmen hätte es aber in der Fortsetzung schon sein können, und ich wäre rundum zufrieden gewesen. Ja, ja, wüsste ich nur manchmal selber, was ich genau will … Aber wie gesagt, alles in allem bin ich auch von Teil zwei überzeugt!

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Kirkman, Robert / Moore, Tony – Gute alte Zeit (The Walking Dead 1)

Mit Zombies hat der Szenarist Robert Kirkman Erfahrung. Derzeit läuft in den USA seine Miniserie |Marvel Zombies|, in der Spiderman & Co zu blutrünstigen Untoten mutieren. In Deutschland startete Anfang 2006 seine Serie |The Walking Dead|, ein lupenreines Zombie-Szenario. Abseits der soliden Story brilliert hier Zeichner Tony Moore und enthebt das Zombie-Genre der schmuddeligen B-Klasse.

Als Rick Grimes aus dem Koma erwacht, ist er allein. Er liegt in einem sterilen Krankenzimmer, in einem dünnen Kittel, eine Infusion am Arm. Wie lange er schon hier ist, weiß er nicht. Das Letzte, woran sich der junge Polizist erinnern kann, ist ein Schusswechsel auf einer Landstraße. Ein geflohener Häftling hat ihn angeschossen, danach wurde die Welt um ihn herum schwarz. Rick ruft nach einer Schwester, doch es regt sich nichts. Totenstille, wie auf einem Friedhof. Verunsichert verlässt er sein Krankenbett. Sein Gefühl sagt ihm, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Die Flure des Krankenhauses sind wie leergefegt. Als er die Tür zur Cafeteria aufstößt, beginnt ihm zu dämmern, dass sich Furchtbares während seines Komaschlafs ereignet hat. Die Welt ist nicht mehr, wie sie war: In der Cafeteria geben sich verfaulte Leichen ein Stelldichein. Hungrig stürzen sie sich auf den Eintretenden.

Autor Robert Kirkman wirft den Leser in ein lupenreines Zombie-Szenario à la |Night of the Living Dead|. Der Familienvater und Polizist Rick Grimes erwacht inmitten der Apokalypse. Nach einem längeren Einstieg, in dem sich unser Held mit den Umständen arrangiert und sich ausrüstet, bricht Rick nach Atlanta auf, weil er dort seine Frau Lori und seinen Sohn Carl vermutet. Nach kurzen Abenteuern in der von wandelnden Leichen bevölkerten Großstadt trifft er auf Glenn, einen ehemaligen Pizzaboten, der mit anderen Überlebenden in einer kleinen Enklave am Rand der Stadt lebt. Hier findet er seine Familie wieder. Der wirklich spannende Teil der Geschichte beginnt eigentlich erst jetzt. Die Überlebenden sehen sich dem übermächtigen Heer der Zombies gegenüber und müssen in dieser Situation Entscheidungen treffen, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

Kirkman liegt richtig, wenn er das Augenmerk nicht auf die Zombies, sondern auf den Polizisten Rick und die anderen Überlebenden lenkt. Ungefähr fünfzehn Menschen leben in der kleinen Enklave aus Zelten, Autos und einem Wohnmobil. Alle kommen aus durchschnittlichen Verhältnissen, sind Mechaniker, Anwaltsgehilfin oder Schuhverkäufer. Eine Gruppe von Jedermännern, die jetzt tagtäglich um ihr Leben fürchten müssen. Zank und Auseinandersetungen sind da vorprogrammiert. Die eigentliche Bedrohung sind nicht die Zombies, auch wenn es zunächst den Anschein haben mag. Auch nicht die Sorge um Lebensmittel hält die Handlung auf Trab. In Wirklichkeit ist es das Beziehungsgeflecht in der Enklave, in dem die Überlebenden bestehen müssen.

Kirkman vermischt in |The Walking Dead| geschickt Elemente von Seifenopern mit dem Horror- und Action-Genre. Hinzu kommt das hervorragende Artwork von Tony Moore. Wie bei der Geschichte liegt auch bei den Zeichnungen der Schwerpunkt auf den Figuren. Sehr detailliert, mit feinen Linien und klarer Bild- und Panelanordnung setzt Moore das Zombie-Abenteuer in Szene. Unschwer lässt sich erkennen, was für eine unglaubliche Arbeit in diesem Band steckt. Insbesondere der Realismus bei der Gestaltung der Zombies verdient Beachtung. Für die lebenden Toten studierte der Zeichner eigens die Bilder von Leichen unterschiedlichen Verwesungsgrades.

|The Walking Dead| ist vielschichtig und funktioniert auf mehreren Ebenen, ohne allzu sehr ins Phantastische abzudriften. Solide Unterhaltung mit gesellschaftkritischem Unterton, grafisch hervorragend in Szene gesetzt von Tony Moore. Der zweite Band der Serie, „Ein langer Weg“, erscheint voraussichtlich zum Comic-Salon Erlangen im Juni 2006.

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Kirkman, Robert / Moore, Tony – Gute alte Zeit (The Walking Dead 1)

Robert Kirkman ist von Kindheitstagen an ein großer Zombie-Fan und liebt vor allem diejenigen Genre-Streifen, in denen neben der handelsüblichen Action auch noch ein wenig versteckte Gesellschaftskritik enthalten ist. Zu seinen Favoriten zählt Kirkman vor allem die Klassiker von George A. Romero und Sachen wie „Dawn Of The Dead“ und den noch ganz jungen Beitrag „28 Days Later“.

Diese Vorliebe ist seiner neuen Comic-Reihe auch deutlich anzumerken. Im ersten Band von „The Walking Dead“ findet man haufenweise Zitate aus diesen Streifen und somit auch keine Handlung, die jetzt sonderlich originell wäre. Dennoch: Der Start ist voll und ganz gelungen, weil die Geschichte trotz allem kein billiger Abklatsch ist. Kein Wunder, dass der Autor in den Staaten großen Erfolg mit dieser Reihe hatte, deren erste Episoden nun auch bei uns als Sammelband erscheinen.

_Story_

Eigentlich arbeitet Rick Grimes in einem Kleinstädtchen in Kentucky als Police-Officer und führt jenseits des Großstadt-Trubels ein sehr glückliches Leben mit seiner Frau und seinem Sohn. Eines Tages hat sich die Lage jedoch drastisch geändert. Rick wacht nach wochenlangem Koma in einem verlassenen Krankenhaus um und entdeckt dort keine Menschenseele mehr. Stattdessen lauern ihm in den Straßen des damals noch friedlichen Orts plötzlich Zombies auf, die nach seinem Leben trachten. Er kann sich gerade noch so zu seinen Nachbarn retten, die ihm erzählen, dass die gesamten Staaten von Untoten heimgesucht werden. Nur wenige Überlebende sind in ein Camp in Atlanta geflüchtet, darunter auch Ricks Familie und sein ehemaliger Kollege und bester Freund Shane.

Ausgerüstet mit Waffen aus dem Präsidium macht sich Rick ebenfalls auf den Weg nach Atlanta und trifft dort tatsächlich seine Familie. Doch die erste Vorfreude bleibt nicht lange bestehen, denn sein Verhältnis zu Shane wird immer schlechter, und außerdem sind die Bewohner des Camps nicht mehr lange sicher. Die eigenwillige Gruppe Überlebender zerstreitet sich immer mehr aus Uneinigkeit über das weitere Handeln, und bevor man sich versieht, haben die Zombies das abgeschirmte Lager entdeckt und greifen an …

_Meine Meinung:_

Mich wundert es eigentlich kaum, dass Kirkman mit diesem Comic in Amerika auf regen Zupruch gestoßen ist, schließlich enthält „The Walking Dead“ neben den bekannten Genre-Klischees auch eine sehr gute Story mit vielen Sub-Plots und diversen Beziehungskisten, die eine überraschend gute Rahmenhandlung abgeben. Vorwerfen lassen muss sich der Autor lediglich, dass nicht alle verwendeten Ideen tatsächlich auch seinem Kopf entsprungen sind. So weist die Anfangssequenz einfach zu starke Parallelen zu „28 Days Later“ auf – ein Mann wacht im Krankenhaus auf und findet sich in einer völlig verlassenen, von Zombies umsäumten Stadt wieder. Hallo?

An anderer Stelle, sprich bei den Szenen in der überfüllten Zombie-Stadt Atlanta, offenbaren sich gravierende Ähnlichkeiten zu „Dawn Of The Dead“, die Kirkman auch nicht von der Hand weisen kann.

Nun, es ist sicherlich nicht einfach, in diesem Genre frische Elemente zu etablieren, und es ist nunmal Fakt, dass sich sehr viele Zombiefilme stark ähneln. Insofern kann man Kirkman hier auch keinen Vorwurf machen. Und anscheinend hat es den Macher dieser Serie auch nicht wirklich interessiert. Davon profitiert die Handlung schließlich auch, denn sie wirkt im Gegensatz zu manchen cineastischen Vorlagen absolut nicht verkrampft und enthält auch mehrere, wenn auch vorauszuahnende Wendungen, die schließlich in ein tolles (vorläufiges) Finale münden.

Rein auf die Geschichte bezogen, ist „The Walking Dead“ definitiv eine Bereicherung für das Genre, denn die Umsetzung samt den sehr starken, Marvel-typischen S/w-Zeichnungen ist fantastisch, anders darf man das gar nicht sagen. Vor allem die Zeichnungen, in denen die Untoten in großen Massen dargestellt werden, sind echte Augenweiden, an denen man sich als Fan dieses Themas gar nicht satt sehen kann. Aus diesem Grunde kann ich das Ganze auch nur wärmstens empfehlen, denn die Kombination aus Erzählung und zugehörigen Illustration ist durchweg überzeugend – trotz sehr vieler bekannter Inhalte!

Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die wunderschöne Aufmachung des Buches. „The Walking Dead 1 – Gute alte Zeit“ kommt als Hardcover-Ausgabe auf den Markt und enthält neben dem eigentlichen Comic noch jede Menge Hintergrundinformationen. So schreibt der Autor selber ein kurzes Vorwort und erläutert seine Inspirationsquellen, wird aber auch anschließend in einem Interview noch mal zur Rede gestellt. Auch Zeichner Tony Moore darf sich im nachfolgenden Zwiegespräch kurz zu seiner Zusammenarbeit mit Kirkman äußern und gibt einige Tipps und Empfehlungen hinsichtlich anderer Reihen. Als Letztes folgt noch ein kurzer Überblick über einige wichtige Filme aus dem Zombie-Genre, der aber im Vergleich zum Rest ein wenig oberflächlich daherkommt. Außerdem weiß ich jetzt nicht, ob man sich damit einen Gefallen tut, die zitierten Streifen hier noch ein weiteres Mal zu beleuchten, schließlich werden die sehr deutlichen Parallelen hierdurch nur noch verstärkt. Aber gut, trotzdem ist dies ein nettes Gimmick, das Neulingen vielleicht weiterhelfen wird.

Alles in allem ist der Gesamteindruck vom ersten Sammelband durchweg positiv; „The Walking Dead“ hat alles, was ein guter Zombie-Comic braucht und ist für einen solchen auch noch ziemlich spannend aufgebaut. Ich freue mich jetzt schon auf die für August angekündigte Fortsetzung und rate euch, mal einen Blick auf die Website von [Cross Cult]http://www.cross-cult.de zu werfen, wo noch weitere interessante Titel und Reihen angepriesen werden.

Oprisko, Kris / Wood, Ashley – Metal Gear Solid (Band 1)

Mit fast 15 Millionen verkauften Einheiten gehört das Videospiel „Metal Gear Solid“ zu den erfolgreichsten Games aller Zeiten, und dies unter anderem auch, weil der Hersteller |Konami| eine recht interessante Story um das Spiel gestrickt hat. Meines Wissens war sogar mal geplant, um diese Geschichte herum einen Kinofilm zu drehen, jedoch scheint sich diese Idee wieder irgendwo verlaufen zu haben. Dafür kommt aber dieser Tage eine schon länger angekündigte, von |Konami| lizensierte Comic-Serie zu „Metal Gear Solid“ auf den Markt, die sich den Helden des Spiels widmet. Der legendäre „Spawn“-Zeichner Ashley Wood hat sich mit mit dem nicht minder bekannten Kris Oprisko, der unter anderem schon für die Comics zu „Resident Evil“, „Underworld“ und die zeichnerische Erzählung einiger Clive-Barker-Novellen verantwortlich zeichnete, zusammengetan und hier eine recht düster illustrierte Geschichte zusammengestrickt, die nicht nur für Fans des gleichnamigen Spiels interessant sein sollte.

_Story_

Im Jahr 2010 nimmt eine Gruppe von Terroristen eine Militäreinrichtung mitten auf einer Insel in Alaska ein. Ihre Forderung: die sterblichen Überreste ihres Anführers Big Boss. Die gesamte Terrorbande setzt sich aus abtrünnigen Agenten der Spezieleinheit „Foxhound“ zusammen, zu der auch Solid Snake einst gehörte. Schnell wird klar, dass die Verbrecher sehr kompromisslos zu Werke gehen. Daher duldet ihr Ultimatum auch keinen Aufschub. Die Regierung will sich aber dennoch nicht auf die Forderungen einlassen, denn schließlich ist die Herausgabe des Gangsterbosses auf lange Sicht das größere Übel. Um dennoch ein Massaker zu vermeiden, wird Spezialagent Solid Snake beordert, die Militärbasis zu infiltrieren, die Geiseln zu befreien und einen Atomschlag zu verhindern …

_Meine Meinung_

Der erste Band dieser vierteiligen Story startet schon sehr vielversprechend, allerdings auch ziemlich brutal. Oprisko und Wood steigen ohne lange Umwege in die Action ein und vergeuden keine Zeit mit eventuellen Einleitungen. Der Überfall auf Shadow Island ist bereits vollzogen und der Auftrag, die Insel zu befreien, ist quasi auch der Startschuss zu einem spannenden Auftaktband, der von einer Actionszene zur nächsten springt. Bisweilen geht es sogar ein wenig zu schnell, denn ab dem Moment, in dem Solid Snake in die Militärbasis eindringt, verliert die Story aufgrund der mehrfachen Kampfhandlungen kurzzeitig den Faden, nimmt ihn aber glücklicherweise rechtzeitig vor dem vorläufigen Ende (sprich dem Abschluss dieses ersten Bands) wieder auf.

Ansonsten sind dieses hohe Tempo und vor allem die rasante Action äußerst begrüßenswert, weil sie so die Atmosphäre der Originalvorgabe sehr authentisch widerspiegeln. Außerdem ist durch diese Geradlinigkeit auch sofort dafür gesorgt, dass erst gar kein Anlass besteht, sich an belanglosen Nebensträngen zu versuchen, die ohnehin nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Mit den vielen Comic-Reihen, die später nur noch der Quantität halber weitergeführt werden, scheint „Metal Gear Solid“ auch rein gar nichts gemeinsam zu haben.

Hinsichtlich der Illustrationen ist der Comic allerdings Geschmackssache. Ich habe mich erst später mit den recht düsteren Zeichnungen anfreunden können, muss aber trotzdem gestehen, dass viele Bilder für meinen Geschmack einfach zu verschwommen geraten sind. Scharfe Konturen und viele Details verkneift sich Ashley Wood in dieser Reihe; stattdessen gibt es viele simple Skizzen, grobe Schraffierungen und leider auch weniger Details. Man kann sich damit arrangieren, doch insgeheim wünscht man sich dann doch recht häufig die kantigen Illustrationen der „Spawn“-Reihe.

Die Aufmachung des Comics ist dann aber wieder erste Sahne: Neben der Geschichte gibt es nämlich zum Ende hin noch ausführliche Charakterprofile der beteiligten Figuren, dazu ein tolles Layout und ein sehr angenehmes Format. Mit 10 € ist der Preis letztendlich zwar etwas happig, doch sowohl bezüglich der Handlung als auch im Hinblick auf die äußere Erscheinung ist „Metal Gear Solid“ diesen vergleichsweise hohen Betrag auch wert.

Mittlerweile ist auch schon der zweite Teil mit der Fortsetzung erschienen. Mehr dazu erfahrt ihr mit Sicherheit bald hier bei uns!

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Uderzo, Albert – Gallien in Gefahr (Asterix 33)

|Wer kennt das Paar nicht? Der Kleine und der Dicke, alias Asterix und Obelix. In ihrem neuen Abenteuer „Gallien in Gefahr“ teilt Albert Uderzo Seitenhiebe in Richtung des Superhelden-Genres aus. Die charakteristische Eigenständigkeit seiner beiden Helden scheint ihn schon lange nicht mehr zu interessieren.|

Hat man einmal einen gewissen Status an Popularität erreicht, gibt es kein Zurück mehr. Asterix und Obelix bilden da keine Ausnahme. Sie sind Ikonen unserer Zeit. Im ewigen Kampf mit den Römern stehen sie für Herzlichkeit und Lebensfreude, für Eigenständigkeit und Individualität.

Inzwischen schert sich Albert Uderzo nicht mehr um den Charme und die Liebenswürdigkeit seiner beiden gallischen Helden. Seit Szenarist und Miterfinder René Goscinny 1977 gestorben ist, hat der Zeichner auch die inhaltliche Federführung übernommen. Die einst so unterhaltsame und avantgardistische Serie befindet sich auf dem Rückzug und hat dabei im letzten Sommer einen weiteren Tiefpunkt angesteuert.

Während die frankobelgischen Kollegen Spirou und Fantasio immer wieder versuchen, den Spagat zwischen Tradition und Modernisierung zu meistern, haben die Verlagsherren von Asterix und Obelix jeglichen Anspruch aufgegeben. Die traurige Lesewirklichkeit des neuen Bandes sieht so aus: Das berühmte gallische Dorf wird von Außerirdischen heimgesucht. Fliegende Klone im Superhelden-Kostüm schweben über dem so lieb gewonnenen gallischen Dorf. Angeführt wird die Truppe von Tuun, einer außerirdischen Mischung aus Schlumpf und Pumuckl. Er ist auf der Suche nach dem Zaubertrank, um sich gegen eine andere, bösartige Alienspezies zur Wehr zu setzen. Kurzum: Die Ideen sind aus – es lebe die Trotzdem-Veröffentlichung.

Aber nicht so voreiligt. Nehmen wir einmal an, Uderzo hätte wirklich ein Interesse daran, den knubbeligen Lila-Alien Tuun vom Stern Tadsyweni ins Asterix-Universum einzuführen. Was abseits dieser Extravaganz bleibt, ist eine über alle Maßen geistlose Handlung. Eigentlich geht es nur um die Frage, wer wem kräftig auf die Schnauze haut. Nebenbei werden alle signifikanten Markenzeichen der Serie hintereinander abgefrühstückt. Asterix, sonst ein Freund raffinierter Winkelzüge und Tricksereien, benimmt sich wie ein cholerischer Hamster im Laufrad. Denn trotz des Zaubertranks waren Asterix und Obelix niemals Berserker. Schlagdraufundschlus war nicht ohne Grund der Name eines römischen Legionärs.

Das neue Asterix-Abenteuer ist eigentlich gar kein Asterix-Abenteuer. Es hat sich seine Seele nicht verdient und straft seine Titelfiguren hart ab. Ebenso wie den Leser, der einfach nicht vergessen kann, wie die beiden frechen Gallier einst Cäsar die Lorbeeren vom Kopf stahlen.

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Oidium, Jan / Winter, Norman / Kornmann, Gerd – Teiser

„Teiser“ ist der Name des neuen Comic-Projekts von Jan Oidium. Dieses Mal hat der Autor der „Fire & Steel“-Reihe, die nach dem vierten Band eingestellt wurde, jedoch nicht selber die Zeichnungen angelegt. Oidium ist ausschließlich für das Storyboard verantwortlich und hat in Norman Winter einen neuen Partner gefunden, der die etwas skurillen Ideen schließlich graphisch umgesetzt hat. Dabei ist zu sagen, dass Winter sich stilistisch sehr nahe an der Vorlage des Berliner Verlegers orientiert, weshalb man sich als Oidium-Fan auch sofort zurechtfinden wird.

Die Geschichte von „Teiser“ setzt ungefähr dort an, wo die „Fire & Steel“-Story geendet hat. Dementsprechend findet man innerhalb des Comics auch bekannte Charaktere wie die beiden finsteren Schergen Heimdall und Loki, die hier ebenfalls kurze Gastauftritte haben. Quasi als Verbindung zwischen den beiden Serien dient das beiligende Hörspiel, das erste Audio-Comic, bei dem Jan Hilfe von Gerd Kornmann, dem Sänger der Metalband THE OCEAN, bekommen hat. Kornmann hatte die schwierige Aufgabe, die verschiedenen Sounds und Effekte auszuwählen und sie in die Erzählung zu integrieren, was ihm übrigens fabelhaft gelungen ist. So findet sich hier eine Leierkasten(?)-Version von IRON MAIDENs ‚Blood Brothers‘ oder eine Ode an den Comic-Charakter „Hans der Vogel“. Außerdem gibt es am Ende noch einen Song der Band PLANET KING zu hören, die Vertraute bereits aus dem zweiten „Fire & Steel“-Comic kennen sollten. Und den zugehörigen Song hat niemand Minderer als „StarSearch“-Gewinner Martin Kesici eingesungen.

Bei diesen Voraussetzungen sind die Erwartungen an „Teiser“ natürlich enorm hoch, und auch wenn Jan Oidium und sein Team jetzt keinen Meilenstein in die Landschaft der Comic-Geschichte gesetzt haben, muss man den Mitwirkenden dennoch attestieren, gute Arbeit geleistet zu haben. Doch jetzt zur eigentlichen Handlung …

_Story:_

Teiser ist Künstler. Nachdem er diesen Beschluss gefasst hat, verfügt er weiterhin, dass der Funke der neuen Gesinnung auch auf seinen Freunde Beppo Thunderforce, den Igel, den Wurm und natürlich Hans den Vogel überzuspringen hat. Neben alten Bekannten gesellt sich auch Oggi der Hühner-Schamane zum bunten Treiben auf Schloss Teis und macht die Gruppe von Freunden komplett.

Abenteuer 1, KUBA:
Teiser beschließt als Erstes, mit seinen über Nacht entstandenen Kunstwerken um die Welt zu touren. Hans dem Vogel wird dabei eine „tragende“ Rolle zuteil. Während Beppo das Schloss Teis in der Wüste aus Sand originalgetreu nachbauen muss, versuchen sich Wurm, Igel und Hans der Vogel als Jiffel-Kombo. Oggi reitet derweil auf einer Mumie in die Stadt, um zahlende Ausstellungsbesucher zur Veranstaltung zu locken. Während der Teiser im organisatorischen Chaos versinkt, taucht noch eine Armee der Verteidiger des Weltkulturerbes auf und erklärt Teiser den Krieg.

Abenteuer 2, KAUF BEI TEISERS:
Teiser eröffnet einen Supermarkt, den er ins Zeichen der Kunst stellt, und lockt so mit ungewöhnlichen Methoden Kundschaft in den Laden. Dabei treibt es die Belegschaft in den Wahnsinn. Beppo fliegt derweil mit einer Horde hypnotisierter Hühner zum Markt, während Teiser eine Performance mit Schlager Wollfried vorbereitet, um kaufsüchtige Rentner besser mit Mokka und Griebenschmalz abzufüllen.

Abenteuer 3, POESIE:
Teiser wurde von der Muse verlassen und sucht nach neuer Inspiration für seine Werke. Er begibt sich mit Hans dem Vogel auf die Reise. Schloss Teis ist zu alledem auch noch von einer Zwangsversteigerung bedroht. Beppo ist nun allein im Schloss und bemüht sich, eine Vorstellung mit Oggi vorzubereiten, um das nötige Geld aufzutreiben. Doch Teisers organisatorische Fähigkeiten werden dringend benötigt. Dieser befindet sich fernab in einem See und versucht den Fischen das Singen beizubringen. Beppo setzt in seiner Verzweiflung den Wurm an das Klavier und lässt ihn das Vorprogramm spielen. Alle hoffen auf die rechtzeitige Rückkehr von Teiser, um dieses Debakel zu beenden.

Teiser-Hörspiel:
Abenteuer 4, PLANET KING LIVE AT CASTLE OITIONTISE:
Der mächtige, vor allem true Oitiontiser und sein Scherge Beppo Thunderforce bereiten ein Konzert der Gruppe PLANET KING vor und erwarten, dass ihr ärgster Widersacher, der dunkle Black-Metal-Fürst Dark Even McBaron die Veranstaltung mit seiner Horde Maulwurfsmenschen zu verhindern versucht. Zunächst zu deprimiert, um weiter böse zu sein, entwickelt Dark Even McBaron mit seinem Gehilfen Neroon doch noch eine finstere Strategie. Beide Seiten versuchen sich nun zu rüsten, um beim großen 28-Stunden-PLANET-KING-Konzert vor drei Millionen Zuschauern alle Register zu ziehen.

_Meine Meinung:_

Jan Oidium hat einen recht schrägen Humor, und genau diesen bekommt man in den drei Episoden des Comics respektive im Hörspiel dann auch permanent zu spüren. Abgeschlachtete, unschuldige Hühner, ein durchgeknallter Indianer und düstere Gestalten wie Heimdall und Loki bestimmen die Szenerie und sorgen recht schnell dafür, dass die Eigenwilligkeit des Comic-Autors wieder omnipräsent ist.

Die drei Geschichten in diesem 88-seitigen Sammelband hingegen schwanken in ihrer Qualität. Zeichnerisch astrein sind sie zwar alle, doch der Inhalt schwankt dann doch verdächtig zwischen ziemlich genial („Kuba“), recht einfallslos („Kauf bei Teisers“) und seltsam eigenartig („Poesie“). Doch der Reihe nach:

Mit dem ersten Stück „Kuba“ lernt man die beiden Hauptfiguren Teiser und Beppo kennen und freundet sich auch auf Anhieb mit den beiden an. Der stets verwirrte Beppo und der sich als Künstler maßlos überschätzende Teiser geben ein schlagfertiges Team ab, das mit seinen wahnwitzigen Ideen besonders hier die Lachmuskeln in Bewegung bringt. Die Idee, in den Pyramiden (!) des fernen Kuba eine total bekloppte Kunstaustellung loszutreten und eigens hierzu die beiden Düsterheimer Heimdall und Loki mitzunehmen, erweist sich als wirklich originell und die Umsetzung ist nahezu perfekt. Dass dabei am Ende auch noch die UNESCO eingreift und Beppo Thunderforce zum ersten Mal von seinen magischen Kräften Gebrauch machen muss, setzt dem Ganzen schließlich die Krone auf.

Die darauf folgende Erzählung ist jedoch leider ziemlich flach. In „Kauf bei Teisers“ will Teiser im Sinne der Kunst sein eigenes Kaufhaus etablieren. Seine Gefährten sollen in der Stadt mit einigen zweifelhaften Methoden die Besucher anlocken, was auch funktioniert, doch als dann der große Run auf das Kaufhaus einsetzt, ist die Geschichte auch wieder zu Ende; der Höhepunkt indes ist ausgeblieben. Es gibt zwar hier auch einige witzige Szenen (in erster Linie bedingt durch die Zeichnungen), doch im Vergleich zur vorherigen Story bleibt das Ganze hier recht flach.

Im letzten Strip betreten Oidium und Winter dann Neuland. „Poesie“ basiert einzig und allein auf der Dichtkunst, was die Dialoge zum einen ein wenig abgehobener wirken lässt, im Zuge dessen aber leider auch den Humor aus der Erzählung nimmt. Die Geschichte liest sich bei weitem nicht mehr so locker, wie man dies gewohnt ist, was den Einstieg deutlich erschwert. Andererseits verarbeiten die beiden Verantwortlichen hier einige sehr gute Ideen, und die Reise von Hans dem Vogel und Teiser ist schließlich auch ziemlich lustig geworden. Man braucht im Endeffekt also eine kleine Anlaufzeit, kann sich dann aber mit dem neuen Ansatz trotz einzelner Schwierigkeiten gut anfreunden.

Das Hörspiel ist schließlich das Bonus-Schmankerl dieses Comics, erzählt die Vorgeschichte zu „Teiser“ und ist den Machern außerordentlich gut gelungen. Sieht man mal von der etwas drögen Erzählerstimme ab, kommt die Sache ziemlich flott richtig gut in Fahrt, wobei vor allem die Effekte und der Soundtrack richtig stark geworden sind. Auch die Stimmen der verschiedenen Sprecher fügen sich hier prima in den sehr positiven Gesamteindruck ein und machen das Hörspiel trotz der relativ kurzen Spielzeit von gerade mal einer halben Stunde zu einem echten Vergnügen.

Das Vorhaben, in Form von „Teiser“ einen neuen Comichelden zu etablieren, sollte dem Team um Jan Oidium mit diesem (trotz dezenter Mängel im mittleren Strip) gelungenen Debüt eigentlich keine Schwierigkeiten bereiten. Die Figuren sind richtig gut gezeichnet und haben definitiv Witz, womit sie die wohl wichtigste Voraussetzung schon mitbringen. Außerdem ist der Humor des Texters eigenwilliger und irgendwie auch besser als bei den „Fire & Steel“-Heften. Und als Letztes weiß Oidium mit ausgefallenen Ideen und herrlich abgedrehten Rahmenhandlungen zu begeistern, die zwar nicht immer auf höchstem Niveau angesiedelt sind, alles in allem aber definitiv eine Menge Freude machen.
„Teiser“ gibt es für einen Unkostenbeitrag von 9,90 € auf der [Homepage des Verlags]http://www.oidium-verlag.de zu erwerben, wobei dies der Einführungspreis für die Serie sein wird. Doch mit 88 Seiten und einem zusätzlichen Hörspiel ist „Teiser“ zu diesem Preis auch eine sehr lohnenswerte Investition und auch mehr als fair berechnet. Viel Vergnügen!

Kazumi, Yuana – Skydream Song

|Mana blickt aus dem Fenster. Vor ihr zieht sich eine Schlucht aus Hochhäusern dahin. Autos drängen sich auf den Straßen, eine Polizeisirene ertönt – Alltag in einer Großstadt. Nur der Himmel ist ungewöhnlich. Graue Rechtecke breiten sich bis zum Horizont aus. Eine gigantische Deckenplatte hängt über allem. Kein Wunder, denn die namenlose Stadt in Yuana Kazumis „Skydream Song“ liegt unter der Erde.|

Das neue Leben hier unten unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem alten oben. Die Menschheit hat es einmal wieder geschafft, sich selbst an den Abgrund der Zerstörung zu treiben. Ein Krieg hat den Planeten verseucht. Den Überlebenden blieb nur eine Wahl, der Rückzug unter die Erde. Mana ist hier aufgewachsen. Obwohl es ihr gut geht und sie eigentlich alles hat, sehnt sie sich nach etwas Höherem. Sie hat noch nie in ihrem Leben Sonnenlicht oder den Himmel gesehen.

Nicht jeder hängt solchen Träumen nach. Wer sich realistisch gibt, hat die Hoffnung auf eine Rückkehr an die Erdoberfläche längst aufgegeben. So auch ihr Vater Kunio. Er hält solche Gedanken für sinnlos und töricht. Allerdings gibt es auch andere in Manas Umfeld, die die Sehnsucht nach dem Himmel teilen. Da ist zum Beispiel ihr Großvater, ein Wissenschaftler, der nach einem Weg hinauf ans Tageslicht forscht. Und nicht zuletzt der engelsgleiche Android Ciel. In ihm soll die Erinnerung an alte Zeiten schlummern. Sein wunderschöner Gesang lässt darauf schließen.

Als Ciel beschuldigt wird, Manas Großvater und ihre Eltern getötet zu haben, kommt die Geschichte ins Rollen. Das Mädchen selbst glaubt an die Unschuld ihres Androiden, sogar noch, als sich herausstellt, dass er ein gefährlicher Killerroboter aus dem Krieg ist. Ciel flüchtet. Er versteckt sich in dunklen Seitenstraßen, wo ihn das Mädchen Iku aufgreift. Sie und ihre Freunde sehnen sich ebenfalls nach dem Himmel. Gemeinsam versuchen sie, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Der neue One-Shot von |Carlsen| enthält zwei Geschichten der jungen Mangaka Yuana Kazumi: „Skydream Song“ und „Planet der blühenden Sterne“. Im ersten und längeren Teil dreht sich alles um den Androiden Ciel und seine Freunde, die den Himmel suchen. Im zweiten Teil ist die Hauptfigur sein Widersacher R, ein Android gleichen Typs. Beide Storys hängen eng zusammen. Sie ergänzen sich und bilden quasi Vorder- und Rückseite derselben Medaille. Kazumis Erzählstruktur zeichnet sich durch Tempo und Sprunghaftigkeit aus.

Das Aussehen der Figuren ist ausgesprochen konform. Große Augen, schmale Gesichter, wirres Haar. Schön anzusehen, aber eben nicht besonders innovativ oder einprägsam. Hinzu kommt eine innerliche Leere der Figuren, denn aufgrund der schnellen Erzählweise bleibt kaum Zeit für eine eingehende Charakterisierung. Mitfiebern lässt es sich da schwer.

Die Suche nach dem Himmel ist in Wahrheit eine Metapher für die Suche nach dem Glück. Die Jungen wollen etwas, was die Alten nicht mehr verstehen. Der Wunsch nach Freiheit spielt die tragende Rolle. Allerdings gestaltet Yuana Kazumi dieses Begehren ausgesprochen zaghaft. Von Revolution ist wenig zu spüren. Eine gute Abenteuergeschichte ist „Skydream Song“ nicht, dafür ist sie nicht spannend und lebhaft genug. Ein facettenreiches Sinnbild ist sie auch nicht, dafür fehlen Variationen des Themas. Die Suche nach dem Himmel wird so lange hin und her gewendet, bis sie niemanden mehr richtig interessiert. Zurück bleibt Verwirrung. Und der Rat, lieber etwas anderes zu lesen.

You Higuri – Gorgeous Carat – Der Reiz der Finsternis (1)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist in Paris nichts mehr so, wie es einmal war. Der Glanz der vergangenen Tage ist längst verschwunden, und vor allem die Adelshäuser müssen naturgemäß unter dem Fall der Aristokratie leiden. Von diesem Schicksal ist auch die ehemals wohlhabende und einflussreiche Familie Rochefort geplagt. Die Madame besteht aber dennoch darauf, den bekannten Lebensstatus und den damit verbundenen Luxus beizubehalten und ist nicht bereit, das wohlbehütete Familienjuwel herauszugeben, um durch den Verkauf wieder an Geld zu kommen. Ebenso verneint sie den Wunsch ihres Sohnes, der wie ein Mann aus der bürgerlichen Gesellschaft arbeiten möchte.

Auf einem Fest im eigenen Hause des Adelsgeschlechts taucht eines Tages der berüchtigte Pfandleiher Ray Balzac Courlande auf und bietet Madame Rochefort einen recht zweifelhaften Tausch an: einen Kredit gegen ihren Sohn Floréan. Und obwohl sie sich gegen diesen Gedanken wehrt, hat sie am Ende doch keine Chance, denn als Alternative zu Floréan akzeptiert er nur noch den Familienschatz, „Die Flamme von Mougale“, ein 120-Karat-Juwel, das die Dame auf keinen Fall herausgeben möchte.

Der Graf Courlande nimmt Floréan schließlich mit und versucht aus ihm den Aufeinthaltsort des Diamanten herauszupressen. Kurze Zeit später wird Floréans Mutter nach einem Anschlag auf ihr Haus tot aufgefunden; weil auch das Schmuckstück verschwunden ist, gibt man dem abwesenden Sohn die Schuld. Maurice, sein Onkel, versteckt ihn in seinem Haus, doch schon bald wird klar, dass er ganz andere Absichten verfolgt. Aber auch sein neuer Herr gibt ihm zunehmend Rätsel auf; der stolze Ray verbirgt einige mysteriöse Geheimnisse, treibt sich mit seltsamen Leuten herum und hat nur eines im Sinn: den jungen Floréan ganz und gar zu besitzen.

Mein Eindruck

You Higuri genießt in Insiderkreisen einen sehr guten Ruf, den sie auch mit dem Beginn ihrer aktuellen Reihe „Gorgeous Carat“ bestätigen kann. Die Geschichte aus dem Frankreich des späten 19. Jahrhunderts ist zwar im Prinzip sehr simpel aufgebaut, besticht aber durch eine kluge Inszenierung, die auch an Wendepunkten nicht geizt. Faszinierend dargestellt ist dabei die Figur das Grafen Courlande. Der Mann ist ein einziges Mysterium, dessen Motive zwar ansatzweise erkennbar, aber dennoch nicht ganz klar sind.

Hugori lässt den Leser noch im Dunkeln, ob Ray nun die gute oder doch die böse Seite charakterisiert – für beide Seiten gibt es Anhaltspunkte, aber keine klaren Indizien. Eindeutig ist letztlich nur sein Interesse an Floréan, desen Beziehung zu Courlande nach der anfänglichen Folterung durch seinen neuen Herren stetig besser wird, weshalb er sich nach einiger Zeit auch ein wenig heimisch fühlt.

Floréan entwickelt sich hingegen im Laufe der Geschichte immer mehr aus der Opferrolle heraus und gewinnt auch zunehmend an Selbstbewusstsein. Er hat eine Ahnung vom speziellen Interesse Courlandes, und dies spielt er dann auch im Auftreten gegenüber seinem Besitzer aus. Andererseits steht Floréan aber auch für Ray ein und entwickelt eine innere Verbundenheit, deren Ausmaße sich zum Ende des Buches zeigen.

Eine zunächst noch unscheinbare Rolle spielt die dunkelhäutige Laila, die sehr großes Interesse an Ray hat und in Floréan einen Widersacher sieht, der ihr auch die letzte noch vorhandene Aufmerksamkeit des mysteriösen Grafen nimmt. Bei Floréans Abwesenheit erkennt sie schließlich ihre Chance, um Ray ihre Zuneigung zu zeigen.

Der vierteilige Band ist in einzelne Sub-Plots unterteilt, die jedoch allesamt aufeinander aufbauen und jedes Mal ein wenig mehr über die Hauptfiguren preisgeben.

Die düstere Atmosphäre, die sich dabei durch die Geschichte zaubert, ist allerdings auch ziemlich atemberaubend. Angefangen bei der erhabenen Erscheinung von Ray Balzac Courlande über die verschiedenen Verschwörungen und Verstrickungen, zu denen die Autorin hier noch nicht allzu viel verrät, bis hin zu den insgesamt auch sehr dunklen Zeichnungen ergibt sich bei „Gorgeous Carat“ ein fast schon beklemmendes Bild, das durch die kühle Art der Hauptfigur Courlande noch einmal verstärkt wird.

Und obwohl der Plot jetzt nicht sonderlich komplex erscheint, so verbirgt sich doch ein gewisser Anspruch hinter diesem ersten Band, dessen Tiefgang sich jedoch erst mit dem Ende so richtig zeigt und der in uns schließlich auch das Verlangen auslöst, mehr über den mysteriösen Dieb Noir, Floréan, Laila und natürlich den Grafen Courlande in Erfahrung zu bringen.

Bis dahin bleibt eigentlich nur zu sagen, dass die Autorin ihrem fabelhaften Ruf wieder einmal gerecht geworden ist und „Gorgeous Carat“ eine weitere vielversprechende Serie zu werden scheint.

Chrono, Nanae – Peace Maker Kurogane 03

[Buch 1 1888
[Buch 2 1940
[DVD]http://www.powermetal.de/video/review-584.html

_Story:_

Nach dem Yamanami aufgrund seines Verrats an der Shinsengumi Seppuku begehen musste, trauern einzelne Mitglieder der Samurai-Schutztruppe um den verstorbenen weisen Mann. Außerdem sind die genauen Umstände seines Todes nicht bekannt, doch noch weiß man nicht, was in der Vergangenheit mit Yamanami geschehen ist. Als seine heimliche Geliebte Akesato von seinem Tod erfährt, beschließt sie, ebenfalls in das Reich der Finsternis einzutauchen und Yamanami dort wiederzutreffen.

Derweil bezieht die Shinsengumi ein neues Hauptquartier, wobei der Umzug allerdings mit großen Sorgen verbunden ist. Der Krankenstand innerhalb der Schutztruppe ist bedenklich hoch; ungefähr ein Drittel ist davon betroffen. Das ruft den berühmten Arzt Dr. Matsumoto auf den Plan, der sich vor Ort ein Bild macht und die Kranken untersucht. Während er bei einem Mitglied eine tödliche Diagnose stellt, interessiert sich sein junger Kollege für das plötzliche Dahinscheiden von Yamanami …

Tetsu hingegen wird wieder von seiner Vergangenheit eingeholt. Während einer überraschenden Begegnung mit einem scheinbaren Riesen, der sich später als sein alter Freund Suzu entpuppt, spürt er, mit welchem Hass dieser geladen ist. Tetsu stellt ihn zur Rede und erfährt dabei, was sein neuer Kontrahent in der letzten Zeit getrieben hat und dass Suzu vor nichts mehr zurückzuschrecken scheint. Tetsus Bruder Tatsu hingegen stößt überraschenderweise wieder auf den geheimnisvollen Ryoma Sakamoto. Dieser zeigt ihm seine Pistole, auf die Tatsu im Folgenden ganz versessen ist. Der coole Sakamoto will ihm seine Waffe jedoch nicht überlassen – unter anderem, weil er befürchtet, dass sich der Lauf der Pistole eines Tages auf die eigenen Leute richtet, und damit auf Tatsus kleinen Bruder.

Und am Ende ist da noch Kashitaro Ito, der hinterrücks eine Intrige spinnt, um seinen Einfluss innerhalb der Shinsengumi zu steigern und schließlich selber an die Macht zu kommen …

_Meine Meinung_

Das Abenteuer geht weiter und wird im dritten Band wieder um einiges düsterer. Nach dem etwas leichter verständlichen zweiten Band wird die Handlung im dritten Manga nun wieder ziemlich komplex, weil hier erneut sehr viele Sub-Plots abgehandelt werden. Parallel zu den neuen Geheimnissen um Suzu, Sakamoto und den seltsamen Arzt bleiben die alten Mysterien jedoch bestehen. Warum musste Yamanami sterben? Welche Geheimnisse barg seine Vergangenheit, so dass er sich gezwungen sah, aus der Shinsengumi auszutreten? Und was ist mit Akesato geschehen, die nach ihrem Todesschwur nicht mehr gesehen wurde? Wie entwickelt sich die Geschichte von Tetsunosuke zu seinem Bruder bzw. zu Suzu? Wer genau verbirgt sich hinter der Person des Ryamo Sakamoto? Und was wird aus der tödlich erkrankten Soji Okita?

Nanae Chrono hat mal wieder einige Rätsel aufgeworfen und spannt den Bogen dieses Mal sehr weit – manchmal vielleicht sogar ein wenig zu weit. Bislang ist nämlich noch keine Handlungseinheit so richtig abgeschlossen worden, und es fällt immer schwerer, dem umfangreichen Plot noch zu folgen. Es geschehen in kürzester Zeit enorm viele Dinge, und manchmal ist es auch erforderlich, bestimmte Passagen ein zweites Mal durchzublättern, um ein besseres Verständnis der jeweiligen Situation zu erreichen. Es erfordert also schon eine gewisse Übung, diese Reihe zu bewältigen und die durchaus vorhandene Logik zu durchschauen. Aber – und da bleibe ich bei meinem bestehenden Fazit zum letzten Buch – sobald man sich einmal in die Geschichte der Shinsengumi hineingearbeitet hat, lohnt sich diese Reihe voll und ganz, zumal die Zeichnungen dieses Mal auch wieder sehr gut geworden sind.

Wer sich für „Peace Maker Kurogane“ interessiert, sollte übrigens auch mal die Verlagsseite von [Tokyopop]http://www.tokyopop.de ansurfen; hier findet man alle weiteren Infos.

Higuri, You – Mondkönig, Der (Ludwig II., Band 1)

Ludwig II. von Bayern – Über den Wolken kreisend wie ein Adler, der abgewandt von prosaischer Realität majestätisch seine Schwingen erhebt, und mit seinem Anmut dem Ideal der Freiheit in jeder Bewegung huldigt. Es ist die Bürde seines Schicksals und die Last seiner Geburt, dem bayerischen Volk gerecht zu werden und um ihres Wohles willen das Land zu regieren. So ruht alle Entscheidungsgewalt auf seinen Schultern. Doch Ludwig II. ist ein Gefangener im goldenen Käfig seiner politischen Macht und der Wirklichkeit des Krieges. Der „Märchenkönig“ lebt für die Oper Wagners und sehnt sich nach der Gesellschaft seiner älteren Cousine Elizabeth, Kaiserin von Österreich. Sie ist es, die einen Weg in die Traumwelt des Königs findet und sein Leid teilt. Allerdings kann auch sie ihn nicht vor der Gefahr wahren, die außerhalb der Grenzen seines Landes und innerhalb der Wände seines Schlosses auf ihn lauern. Bismarcks preußische Vorgehensweise mit „Eisen und Blut“ strebt die Institutionalisierung eines deutschen Großreiches an. Aus Loyalität zu seiner geschätzten österreichischen Verwandten und als Protest gegen den Militärstaat muss sich Ludwig dieser Konfrontation stellen. Gleichzeitig wächst der Unmut inmitten der verarmten Bevölkerung über die kostspieligen Eskapaden und Skurrilitäten des Königs. Ein enormes Vermögen investiert der Liebhaber des Schönen und Herrlichen in die Errichtung von architektonischen Meisterwerken und die Förderung der musikalischen Künste Wagners. So unvergleichlich die Oper eines der größten Komponisten sein mag, wie sehr das Schloss Neuschwanstein als imposantes Manifest monarchischer Herrschaft anrührt – ein Volk, das dem Tod näher als dem Leben ist und dessen Oberhaupt geringes Interesse an ihrem Grund und Boden zeigt, sieht in solchen Werken lediglich die vergebene Möglichkeit, den Hunger Vieler zu stillen. Doch nicht nur das scheinbar machtlose Volk äußert Missfallen an dem königlichen Verhalten, auch die elitäre, konservative Beamtenschaft formuliert Kritik an der Regierungsweise und kann auf Dauer einen solchen König nicht hinnehmen.

Dies alles liegt fernab der Wahrnehmung des Königs. Zwar beweist Ludwig entgegen seiner Natur durchaus strategisches Geschick und scharfsinnigen Verstand, doch seine Seele erblüht lediglich in Gegenwart seines Begleiters Hornig. Als Ludwig den gutherzigen Jungen beim Diebstahl erwischt, nutzt er diese Situation kaltblütig aus. Ohne Rücksicht auf Recht und Gefühle stillt Ludwig sein Verlangen an dem außerordentlich attraktiven Mann und befriedigt seine unbändige Leidenschaft. Entgegen jeder Erwartung erduldet Hornig zunächst nur aus Schuld- und Pflichtgefühl gegenüber seinem Herrscher dieses Verhalten Ludwigs. Mit verführerischer Laszivität und emotionaler Hingabe gewinnt der bayrische Herrscher schließlich das Herz des jungen Mannes. Weder die Öffentlichkeit noch Hornigs proletarischer Zwillingsbruder könnten eine solche Verbindung akzeptieren. Folglich überwindet sich Ludwig zu einer Heirat mit der Herzogin Sophie Charlotte, ihres Zeichens eine Verwandte Elizabeths von Österreich. Diese hat ihr Herz schon seit einer Ewigkeit an den glamourösen Herrscher Bayerns verloren und akzeptiert blind vor Glück diese Verbindung. Das kühle und reservierte Verhalten Ludwigs rufen in ihr mehr und mehr Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle hervor und dieses Misstrauen findet Bestätigung, als sie ihren Geliebten in der Gegenwart seines Begleiters beobachtet. Glühender Hass weicht im Herzen der Herzogin schon bald aufrichtigem Mitleid für das unglückselige Schicksal Ludwigs, der nie Erfüllung in seinem Schicksal erfahren wird. Nachdem die Verlobung aufgekündigt ist, scheinen sich die Ereignisse zunächst dem Guten zuzuwenden. Elisabeth besucht ihren „kleinen“ Cousin und gemeinsam hängen sie ihrem Traum von Freiheit nach. Doch die idyllische Ruhe wird von mehreren Attentaten auf die Kaiserin beeinträchtigt und empfindlich gestört. Als die Ereignisse vor ihrer Aufklärung stehen, werden düstere Geheimnisse enthüllt und provozieren Konflikte.

Dieser historische Manga ist geprägt von geschichtlicher Genauigkeit in Kombination mit einer fesselnden emotionalen Komponente. In erster Linie steht die private Person Ludwig II. im Vordergrund und weniger der politische Akteur. Die Mischung von Fakt und Fantasie entfernt den Staub von den Geschichtsbüchern und weckt das Interesse, diese Epoche genauer zu beleuchten. Abschließend muss ausdrücklich erwähnt werden, dass es auch zur expliziten Darstellung der Shonen-Ai-Beziehung zwischen Ludwig und seinem Begleiter kommt, an dem sich weniger liberale Geister stoßen könnten. Ansonsten lässt sich abschließend nur ausdrücklich eine Empfehlung für dieses Werk aussprechen. Wer Angst hat, wegen Suchtgefahr sein Vermögen in eine endlose Serie zu investieren, dem sei gesagt, dass bereits nach dem dritten Band der Vorhang für Ludwig II. fällt.

© _Stefanie Borgmann_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.X-Zine.de/ veröffentlicht.|

François Marcela Froideval & Cyril Pontet – Von Winden, Jade und Kohle (Die Chroniken des schwarzen Mondes, Band 7)

Band 1: Das Zeichen der Schatten
Band 2: Der Flug des Drachen
Band 3: Das Zeichen der Dämonen
Band 4: Die Stunde der Schlange
Band 5: Scharlachroter Tanz
Band 6: Die Krone des Schattens

Als Baron von Moork und Horkher ist Wismerhill endgültig an der Spitze der Macht angekommen, möchte seinen Status allerdings noch weiter ausbauen. Sein Bestreben nach mehr Macht und Reichtum erfüllt er sich schließlich, nachdem er im Palast des Methraton eine Audienz hatte, in der er sich einen neuen mächtigen Verbündeten hat machen können. Nach einigen Zweifeln nimmt er auch die Prüfung zum Priester des schwarzen Mondes an und darf sich nach harter Ausbildung mit diesem Titel schmücken.

François Marcela Froideval & Cyril Pontet – Von Winden, Jade und Kohle (Die Chroniken des schwarzen Mondes, Band 7) weiterlesen

Nullinger, Josef / Stock, Birgit & Rainer – Biercomic, Der (auf boarisch)

Josef Nullinger ist ein echtes bayrisches Original und auf regionaler Ebene ein bekannter und geliebter Entertainer. Manche mögen den Herren sicher schon von seiner Arbeit als „Studiotechniker“ beim Radiosender Antenne Bayern her kennen, sollte dies nicht der Fall sein, gibt es weitere Infos zum Gaudi-Garanten und Pseudonym von Mike Hager unter http://www.nullinger.de.

Mike Hager ist Jahrgang 1974 und in Passau geboren. Er lebt und arbeitet seit zehn Jahren in München, wo er seit seiner Studienzeit als freier Autor, Comedian und Moderator für verschiedene Radio- und Fernsehsender tätig ist. Seit über sechs Jahren arbeitet er im Radiobereich hauptsächlich für Antenne Bayern, wo man ihn in erster Linie in der Rolle des von ihm erdachten „Studiotechnikers Josef Nullinger“ hören kann.

Eines von Hagers bzw. Nullingers letzten Projekten war die Übersetzung des „Biercomics“. Unter seinem Künstlernamen hat der Radiomoderator die Geschichte, die im Original von Birgit und Rainer Stock stammt, ins Bayrische übersetzt und dabei wirklich ganze Arbeit geleistet. Im direkten Vergleich zur Original-Variante (die Rezension gibt es [hier]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=1848&letter=B nachzulesen) habe ich ungefähr doppelt so lange gebraucht, um die Mundart-Geschichte zu verstehen, und das, obwohl ich den Inhalt ja schon kannte. Es ist halt nun mal so, dass man die bayrische Sprache reichlich schwer verstehen kann, dies aber mit ein wenig Konzentzration und Mühe zu bewältigen ist. Das Ganze dann aber auch noch zu lesen, ist wirklich eine Sisyphosarbeit, bei der der gewöhnliche Hochdeutsche nicht umsonst eine Menge Probleme hat – und genau das war in diesem (meinem) Falle auch die große Schwierigkeit. Nullinger greift ganz tief in die Slang-Kiste der Weißwurst-Republik und verleiht der Geschichte damit schließlich auch das letzte bisschen Authentizität. Und genau aus diesem Grund würde ich die ‚boarische‘ Version im Endeffekt auch vorziehen, denn wenn man mal ganz ehrlich ist, macht es trotz der großen Anstrengung viel mehr Spaß, den Mönch und den Gaukler in dieser ‚Fremdsprache‘ fluchen zu hören – denn das und nichts anderes ist das Original!

Nullingers Humor setzt dem Ganzen schließlich die Krone auf. Auch das ist typisch bayrisch, furztrocken und eine Garantie für ordentliches Lachmuskeltraining. Und selbst, wenn man es nicht vollständig versteht, reicht es schon fast aus, die Illustrationen anzuschauen oder einfach nur einen Blick auf die schwer zu entziffernden Sprechblasen zu werfen, auch das macht Spaß.

Ja, dieser „Biercomic“ ist eine echte Wonne, und selbst wenn man die normal-deutsche Version schon besitzt, so ist es dennoch die Gaudi wert, auch das übersetzte Heft in der Originalsprache zu erwerben. Viel Spaß und Prost!

Miller, Frank – Sin City 3: Das große Sterben

|Shelley versucht, cool zu bleiben. Draußen steht ihr Ex-Freund Jack. Er ist betrunken und hämmert gegen die Tür. Hoffentlich verschwindet er wieder. Reinlassen kann sie ihn nicht. Schließlich ist ihr neuer Lover Dwight hier, das gäbe eine Katastrophe. Man ahnt: Mit „Das große Sterben“ erwartet uns eine rasante Achterbahnfahrt durch die Abgründe von Sin City. Frank Millers dunkler Traum geht weiter.|

Shelley stehen Schweißperlen auf der Stirn. Die Barfrau weiß nicht so recht, was sie tun soll. Sich auf Jack einzulassen, war ein Fehler. Plötzlich steht er in ihrer Küche, begleitet von vier Kumpanen, die den Kühlschrank durchstöbern. Die Situation wird brenzlig. Jack fackelt normalerweise nicht lange, wenn er etwas will. Als Jackie-Boy zum Pinkeln geht, reißt Dwight der Geduldsfaden. Shelleys neuer Lover ist ein durchtrainierter Detektiv und nimmt die Dinge gerne selbst in die Hand.

Kaum hat Jack seine Hose geöffnet, packt Dwight den Macho, bedroht ihn mit einem Rasiermesser und macht ihm klar, dass er Shelley in Ruhe lassen soll. Er drückt Jack auf Tauchstation in die Kloschüssel. Bevor der jähzornige Ex untertaucht, stößt er eine Warnung aus: „Du machst einen Fehler, Mann, einen großen Fehler!“ Dwight wird eine ganze Weile brauchen, um dahinter zu kommen, was Jack gemeint hat. Da ist es allerdings bereits zu spät. Die Karre muss erst gründlich gegen die Wand gefahren werden, damit die Geschichte richtig losgeht. Oder gehören das Vorspiel und der harte Aufprall schon dazu?

Die Luxus-Ausgabe von Frank Millers Meisterwerk „Sin City“ ist ihr Geld wert. Hardcover, dickes Papier, guter Druck – da schlägt das Herz des Comicfreundes höher. Lediglich am Textlektorat könnte noch gefeilt werden, denn hin und wieder schleichen sich Fehler im Lettering ein. Wie schon in den vorherigen Bänden würzt der Herausgeber |Cross Cult| die Lektüre mit einigen Extras. So finden sich bei der dritten Ausgabe eine Bildergalerie am Anfang und am Ende des Bandes.

Frank Miller peitscht die Handlung voran wie ein irrsinniger Fuhrknecht. Wie Filmstreifen ziehen die schwarzweißen Bilderfolgen am Auge des Lesers vorbei. Vulgär und blutrünstig geht es zur Sache. Millers Visionen einer überzeichneten Großstadt, durchsetzt von übersteigerter Gewalt, machen „Das große Sterben“ zu einem wahrhaften Adrenalinschub. Da ist es zu verzeihen, dass die Charaktere manchmal etwas zweidimensional und stereotyp wirken. Noch hat die Freiwillige Selbstkontrolle die deutsche Comicindustrie nicht in hohem Maße erfasst. Wenn es einmal so weit kommt, müsste der Verlag für das Cover von Sin City ein Etikett entwerfen. For adults only oder Explicit comic kämen in Frage.

http://www.cross-cult.de/

Chrono, Nanae – Peace Maker Kurogane 02

Die Geschichte von Tetsunosuke, dem Burschen der Shinsengumi-Spezialeinheit, geht im zweiten Band von „Peace Maker Kurogane“ weiter und gewinnt in diesem merklich an Erzähltempo. Nachdem [Buch 1 1888 der Nachfolgereihe zu „Peace Maker“ noch sehr komplex aufgebaut war und sich hauptsächlich mit der Einführung der verschiedenen Charaktere auseinandersetzte, wird Autorin Nanae Chrono hier schon konkreter und widmet sich hauptsächlich einem Teil des Handlungsstrangs – nämlich der Geschichte des besonnenen Vize-Kommandeurs der Shinsengumi, Keisuke Yamanami.

_Story_

Im Lager der Shinsengumi herrscht Aufruhr; neue Mitglieder sind der Samurai-Schutztruppe beigetreten, und nicht jeder ist frei von Skepsis, als die frischen Leute sich vorstellen. Ganz besonders diejenige Person, die sich unter dem Namen Kashitaro Ito vorstellt, ist Teilen der Truppe nicht ganz geheuer.

Währenddessen erinnert sich Yamanami an seine finstere Vergangenheit und beschließt, endlich „raus“ zu kommen, sich von der Dienerschaft bei der Shinsengumi zu befreien und ein normales, friedliches Leben zu führen – nach Möglichkeit mit seiner heimlichen Liebe, der jungen Akesato. Doch natürlich kann der Vize-Kommandeur sich nicht so einfach aus dem Staub machen. Sofort nach seinem Verschwinden lässt die Shinsengumi nach ihm suchen und legt für den Deserteur auch den Seppuku als Strafe fest, einen rituellen Selbstmord, bei dem sich das Opfer selber die Bauchhöhle öffnen muss. Yamanami ist sich der Tatsache bewusst, dass er so oder so sterben muss – entweder wegen seiner Vergangenheit oder aber wegen seiner Flucht. Als er schließlich aufgespürt wird, stellt er sich seinem Schicksal …

Nanae Chrono weicht in diesem Band ein wenig von der eigentlichen Hauptfigur des Tetsunosuke ab und konzentriert sich hauptsächlich auf die Entwicklungen in der Schutztruppe der Shinsengumi, was dem Leser aber auch dabei hilft, sich noch mehr mit den einzelnen bedeutsamen Figuren innerhalb der Shinsengumi vertraut zu machen – genau das war ja beim ersten Band noch deutlich erschwert worden. Natürlich lässt sie aber die Nebenschauplätze (so zum Beispiel die Intrige von Suzu) nicht außer Acht, schneidet sie allerdings nur kurz an, um sich später ganz und gar auf das Leben des Vize-Kommandeurs Yamanami und dessen merkwürdige Vergangenheit zu beschränken. Das alleine reicht aber schon, um die Geschichte enorm weit nach vorne zu bringen, schließlich steht die Zeit an anderen Orten nicht still. So schwenkt Chrono zwischendurch auch ins Lager der Shinsengumi zurück, wirft zwischendurch auch mal einen Blick auf Tetsu und erörtert auch ständig die Zusammenhänge im Bezug auf Yamanami.

So hat der Wandel hinsichtlich der Entwicklung des Vize-Kommandeurs auch weit reichenden Einfluss auf das übrige Geschehen, jedoch kann man sich dessen Tragweite erst mit dem Folgeband bewusst machen, weil mit dem Tod von Yamanami Buch numero zwo abrupt endet. Allerdings hat man bis dahin wieder so viele Denkanstöße sammeln können, um sich selber die verschiedensten Visionen über den fortschreitenden Plot ausmalen zu können, dass man erst einmal eine Weile damit beschäftigt ist, die Dinge zu ordnen. Und trotzdem: Der Drang, unbedingt wissen zu wollen, wie das Ganze jetzt weitergeht, ist unheimlich groß. Ergo hat Nanae Chrono spätestens jetzt ihr Ziel erreicht und den Leser endgültig an „Peace Maker Kurogane“ gefesselt. Für mich ist die Serie bereits eine der vielversprechendsten ihrer Zunft, und ich kann jedem Manga-Fanatiker nur allerwärmstens empfehlen, hier neu einzusteigen. Und jetzt warte ich brennend auf den nächsten Band …

http://www.tokyopop.de/

|Siehe auch die [Rezension]http://www.powermetal.de/video/review-584.html zur ersten DVD der Serie.|