
Archiv der Kategorie: Thriller & Krimis
Disher, Garry – Hinterhalt
20.000 Dollar hat Wyatt eingesackt, viel weniger als die erhofften dreihunderttausend Dollar, die das Lohnbüro gebunkert haben sollte. Und die läppische Beute wird ihm gleich im Motel von zwei Typen aus den Händen gerissen: Einen von ihnen, Mostyn, kann er kaltstellen, aber Whitney, der zweite Detektiv, macht sich mit dem Geld auf und davon. Wyatt bleiben „zweihundert Dollar, ein paar Dietriche und an Kleidung nur das, was er am Leibe trug“. Reichlich wenig für jemanden, der immer auf der Suche ist nach „dem großen Ding“. Jetzt hängt er fast mittellos in der Nähe Melbournes herum und ist so weit, jede seiner lächerlichen Ausgaben auf den Cent genau nachzuhalten.
Wyatt hätte sich aber nicht sein Leben lang halbwegs erfolgreich durchs Leben geschlagen – immerhin hat er sich ein schnuckeliges Farmhaus mit nettem Gelände auf einer abgelegenen Halbinsel zulegen können -, wenn ihn ein Rückschlag wie dieser in seinem Elan gestoppt hätte. Freunde hat er, zumindest ein paar, denen er vertrauen kann. Okay, sein Verbindungsmann Rossiter fällt aus, und die Ehefrau reagiert allergisch auf Wyatts Anruf: „Deinetwegen haben sie meinen Alten fast erwürgt!“ Und Loman – na ja, am Apparat meldet sich eindeutig ein Polizist: „Er ist buchstäblich verkohlt.“
Bleibt Harbutt, die dritte Wahl. Und der kreuzt nicht alleine am Treffpunkt auf, sondern mit Dern, der eine Latte an möglichen Aufträgen mit sich herumschleppt, die von Wyatt gleich einmal der Reihe nach aussortiert werden. Außerdem schließt sich Thea dem Trio an: „Damals hatte sie sich Maxine genannt“. Dieses „damals“ hängt Wyatt noch nach, jedenfalls taucht Thea-Maxine später alleine auf, um einen früheren eiligen Abschied nachzuholen. Dern hat sein Mädchen aber nicht aus den Augen verloren. Nach einer einseitigen Prügelei macht sich Wyatt wieder einmal aus dem Staub.
An einem anderen Ort braut sich bereits neue Unbill zusammen: Mark Stolle, Chef des Detektiv-Duos, will selbst den Auftrag erledigen und Wyatt aufspüren; seine Auftraggeberin lässt auch nach dem ersten Fehlschlag nicht locker.
Wyatt macht sich in der Zwischenzeit zu seiner Farm auf, um sich das dort deponierte Geld und eine Waffe vor dem Zugriff anderer zu sichern: Seine Farm steht längst zum Verkauf, nachdem er landesweit gesucht wird. Auf der Farm schließt sich auch der Kreis, denn Finn, der Bruder eines Ermordeten, passt ihn dort ab. Vor drei Monaten hatte er eine Kanzlei ausgeraubt, Anna Reid hatte den Job ins Rollen gebracht. Und eben diese Anna Reid kommt plötzlich mit ins Spiel, als Stolle auf der Suche nach Wyatt erst einmal dessen Farm anläuft. Finn wird erschossen, Wyatt kann entkommen – aber Stolle lässt nicht locker. Und die Auftraggeberin wird auch zufrieden gestellt …
258 Seiten Umfang hat „Hinterhalt“, nicht unbedingt viel für den Preis, der verlangt wird. Für ein paar Euro mehr kann ich schon Bücher mit dem doppelten Umfang einbringen – habe ich da für teuer Geld ein schlechtes Geschäft gemacht? Keineswegs und ganz im Gegenteil: Ich bin ja schon dankbar, wenn sich Autoren auf das Wesentliche zurücknehmen können und da von Zeilenschinderei absehen, wo es insbesondere dem Lesegenuss zugute kommt. „Hinterhalt“ legt ein rasantes Tempo vor, es bleibt für den Leser kaum Zeit zum Verschnaufen, und das hängt auch damit zusammen, dass Garry Disher den Inhalt auf das für ihn Wichtige kondensiert, also auf Reflektionen, Innenansichten, gute Gespräche verzichtet: Pure Action ist angesagt.
Das ist nicht jedermanns Sache, und auch der Rezensent würde sich mit argem Bauchgrimmen nach dem zu häufigen und einseitigen Genuss der Disher-Romane nach einem Highsmith-Krimi sehnen. Aber Wyatt, Held und Anti-Held in einer Person, strahlt eine magische Anziehungskraft aus, die vielleicht mit unserer dunklen Saite zu tun hat, die manchmal in uns anklingt, zumindest dann, wenn sie auf ungefährliche Weise angeschlagen wird: Er ist ein gewöhnlicher Verbrecher, dabei wenig ehrenhaft, schnell mit der Waffe und skrupellos, wenn es um den eigenen Vorteil geht. Und doch schimmert auch seine „gute“ Seite durch, wenn er am Ende des Romans die eben eingeheimste Barschaft mit vollen Händen von sich gibt, weil eine Frau – die er zuvor aus dem Gefängnis befreit hat – ihn darum bittet. „… aber er wusste, dass ab jetzt alles nur besser werden konnte“.
Natürlich wird nichts besser werden, weil dieses „besser werden“ auch immer den Klang nach Beständigkeit mit sich trägt, einen Dauerzustand, von dem man sich nicht mehr lösen kann, will man sich nicht wieder verschlechtern. Wyatt dagegen ist unstet, auf Veränderung aus, ein Nomade, den nichts dort hält, wo er gerade ist. Und so ist der Schluss von „Hinterhalt“, als die Frau befreit wird und er den Gedanken hat, mit ihr zusammenbleiben zu können, nur zwangsläufig. „Zwei- oder dreimal im Jahr verschwinde ich für eine Woche, für einen Monat, komme nach Hause …“ Das hätte niemals gut gehen können, doch sie nimmt ihm die Last ab, eine solche Beziehung scheitern zu lassen. Sie nimmt seine Geldofferte an und verschwindet aus seinem Leben …
Garry Disher erhielt zu Recht 2000 und 2002 den Deutschen Krimipreis. „Hinterhalt“ passt sich nahtlos an die beiden Vorgänger „Gier“ und „Drachenmann“ an: schnelle Kost für heiße Sommertage.
_Karl-Georg Müller_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de veröffentlicht.|
Johansen, Iris – Und dann der Tod
_Das geschieht (Teil 1: Einleitung)_
Nachdem sie im vom Bürgerkrieg geschüttelten Kroatien Zeugin furchtbarer Gräuel wurde, soll ein ausgedehnter Urlaub der jungen Fotojournalistin Elizabeth Grady die dringend benötigte Erholung bringen. Aus Schaden leider nicht klug geworden, bleibt sie nicht im Paradies auf Erden – den Vereinigten Staaten von Amerika -, sondern reist schon wieder ins Ausland, obwohl ihr wie jedem guten US-Bürger klar sein sollte, dass in der Fremde stets das Böse lauert. Darüber hinaus geht es auch noch nach Mexiko, das seit Pancho Villa selig bekanntlich eine Brutstätte des Chaos, der Korruption und der latinischen Ausschweifungen ist.
Elizabeth wird begleitet von ihrer älteren Schwester Emily, einer erfolgreichen Chirurgin, die selbst ein wenig Ruhe vertragen kann. Dass Tenajo, ein Dörflein tief und abgelegen im mexikanischen Hinterland, schwerlich die richtige Wahl als Ferienort war, wird den Schwestern klar, als sie bereits hinter dem Ortsschild die erste Leiche finden. Aber das ist nur der Anfang: Auf den Straßen, in den Häusern liegen die Bürger, wie sie ein unsichtbares Verhängnis dahingerafft hat. Elizabeth und Emily reagieren politisch korrekt: Geschockt aber pflichtbewusst suchen sie die Totenstadt nach Überlebenden ab und finden tatsächlich ein gesund gebliebenes Baby!
_Das geschieht (Teil 2: Die Jungfrau, der Drache & der Ritter)_
Da keine gute Tat auf dieser Welt unbestraft bleibt, naht nunmehr hakennasig das Böse in Gestalt des verbrecherischen Colonels Esteban. Tenajo und seine ahnungslosen Bewohner sind (bzw. waren) Schauplatz eines unmenschlichen Experiments, bei dem Terroristen (dieses Mal aus Libyen) eine neue Bio-Waffe testen wollten. Dumm gelaufen, dass sich ausgerechnet in diese Einöde zwei Gringas verirrten! Da diese außerdem aus den USA stammen, duckt sich Esteban (der gerade kalt lächelnd ein paar Dutzend Landsleute über die Klinge hat springen lassen), als Uncle Sams Schatten ihn trifft. Er ruft seinen psychopathischen Killer Kaldak und lässt Elizabeth gefangen nehmen, während Emily spurlos verschwindet.
Esteban wartet, bis Elizabeth durch Drogen und Drohungen außer Gefecht gesetzt ist. Dann taucht er an ihrem Krankenbett auf, wo er mit seinen Schandtaten prahlt und als Engel des Todes bewundert werden möchte. Haha, aber nicht mit den Girls aus Michigan! Elizabeth zieht Esteban eins mit der Bettpfanne über, nur der zufällig auftauchende Kaldak rettet seinen Chef. Dem steht ob der Demütigung der Schaum vorm Mund. Feigling, der er ist, fordert er Kaldak auf, seine Gefangene hübsch langsam und qualvoll zu Tode zu bringen und ihm anschließend davon zu erzählen; er selbst traut sich nicht einmal an die gefesselte Elizabeth mehr heran.
Die wird ausgerechnet vom finsteren Kaldak aus dem Gefängnis geschmuggelt (und kann dabei noch das Baby retten). Zwar muss sie beobachten, wie er dabei ein paar Hälse bricht, aber das ist unwichtig, als Kaldak verkündet: „‚Ich arbeite seit ein paar Jahren für die CIA.'“ Plötzlich ist Elizabeth fast schon wieder zu Hause: |“Sie fühlte sich erleichtert. ‚Das hätten sie mir doch gleich sagen können.'“|
_Das geschieht (Teil 3: Triumph der Gerechtigkeit)_
Nun flüchtet man gemeinsam durch den Tropenwald, verfolgt vom wütenden Esteban und seinen tumben Schergen, die dort nicht einmal einen Elefanten finden könnten, geschweige denn eine amerikanische Bürgerin, die gerade ihr Waldläuferblut wiederentdeckt hat. Also entkommen die Schöne und das Biest, um daheim Pläne zu schmieden, a) Emily zu retten, b) die Welt = die USA vor einem terroristischen Giftanschlag zu bewahren, und c) Emily zu retten. (Elizabeth ist da sehr hartnäckig). Wie es sich für eine echte Demokratie gehört, arbeitet der US-Geheimdienst dabei eng und offen mit Elizabeth, einer besorgten Bürgerin & Steuerzahlerin zusammen. Und da Kaldak jetzt als einer der Guten identifiziert ist, findet Elizabeth ihn plötzlich auf aufregend verbotene Weise attraktiv …
|Papier ist geduldig, der Leser hoffentlich nicht|
Mit „Und dann der Tod“ begründet Iris Johansen ein Subgenre des modernen Thrillers: die Action-Schmonzette. Mit diesem Schöpfungsakt ist die kreative Kraft der Autorin aber sichtlich verpufft; was folgt, ist eine inhaltlich wie formal plump zusammengebolzte Story ohne Sinn, Verstand und Profil. Man fühlt sich in eine dieser billigen ‚Weltpremieren‘ des deutschen Privatfernsehens versetzt („Rette Deine Schwester und die Welt! – Todesschreie aus dem Virencamp“). Die Liste der Dinge, die erst stören und dann ärgern, ist schier endlos und geht über die penetranten US-Hurra-Patriotismen weit hinaus.
Bereits die ‚Entwicklung‘ der an sich schon wenig innovativen Ausgangsidee ist eine starkes (bzw. schwaches) Stück. Im zweiten Drittel bricht die Handlung sogar völlig zusammen und irrt endlos im Leerlauf umher, weil sich der schändliche Esteban nicht über die Grenze in die USA traut – er würde sich wahrscheinlich wie ein Vampir in Staub auflösen -, seine Opfer mit albernem Telefonterror und Halloween-Scherzchen piesackt und ihnen den dämlichsten Killer der Welt auf den Hals schickt.
Zumindest Elizabeth und Kaldak benötigen diese Pause, denn sie sollen sich ja nach dem Willen der Autorin näher kommen, und das braucht seine Zeit. Schließlich ist Elizabeth eine moderne und selbstbewusste Frau, die nur einen echten Traumprinzen an sich heranlässt! Freilich gleicht das uralte menschliche Balzritual deshalb eher einem scharfen Kreuzverhör, was jegliche Romantik nachhaltig verfliegen lässt.
|Die Lady Gaga des Thriller-Genres|
Was uns zur Figurenzeichnung bringt, der eigentlichen Achillesferse der Autorin. Elizabeth Grady erreicht auf jeder Nervensägen-Skala dieser Welt absolute Spitzenwerte. Schon die hysterische Naivität, mit der sie auf das Drama reagiert, das sich um sie herum abspielt – |“Das dürfen Sie nicht! Lassen Sie das! Wo ist der amerikanische Botschafter?“| – reizt noch den nachsichtigsten Leser zur Weißglut.
Als Romanfigur ist Elizabeth Grady jedoch auch sonst eine Zumutung. Wo sie geht und steht, markiert sie das tapfere Cowgirl, das dem bösen Feind quasi reflexartig die Stirn bietet, ihm ständig empört flammende Reden ob seiner Sündhaftigkeit hält, um dann als Rambo & Ripley in Personalunion und mit einem heldenhaft geretteten Eingeborenenbaby auf dem Arm den Verfolgern und den Unbilden der Natur zu trotzen (und vermutlich unterwegs noch achtlos im Wald fortgeworfenes Bonbonpapier aufliest).
Unbarmherzig sitzt sie später den eigenen Jungs (Army/Navy/Air Force, Geheimdienst etc.) im Nacken und erinnert sie in jedem Satz mindestens zweimal an ihre patriotischen Pflichten – und zum Teufel mit den Hoheitsrechten irgendwelcher sowieso unterentwickelter Dritte-Welt-Operettenstaaten, wenn dort ein US-Bürger in Gefahr schwebt!
Ärgerliche Banalitäten dieser Art ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte. Kaldak, der als un- und übermenschliche Mordmaschine eingeführt wird, degeneriert bald zum netten Teddybären, der nur die Bösen killt (und auch die nicht gern), kleine Kinder liebt und nach dem Essen das Geschirr abspült. Kein Wunder, dass ihn die spießige Elizabeth prompt anhimmelt, sobald er sich als CIA-Agent und damit als einer der ‚Guten‘ entpuppt! Merke: Töten ist o. k., solange es nur terroristisches Gezücht aus dem Ausland trifft, denn dann ist es gerechte Strafe!
Schurken mit der Tendenz zum Todlachen
Über Esteban und seine Handlanger muss erst recht kein Wort verloren werden. Sie sind gnadenlos überzeichnet und als Bösewichte etwa so überzeugend und Furcht erregend wie der Räuber Hotzenplotz: Da hat die Große Terroristische Geißel im Hintergrund sieben Jahre (!) am Giftgas-Krieg gegen die USA getüftelt – und alles, was dabei herauskommt, sind ein paar Anschläge auf Hinterwäldler-Nester im Nirgendwo, durchgeführt von einer Bande Trottel, denen ein durchgeknallter Psychopath vorsteht, der für die Rache an einer neurotischen Weltverbesserin den ‚genialen‘ Plan aufs Spiel setzt. Wenn dies die Realität widerspiegeln sollte, wissen wir jetzt, wieso Saddam, Muammar, Fidel & Co nie ein Bein auf die Erde jenseits der Grenzen ihrer privaten Königreiche bekommen haben.
Im letzten Drittel wird’s einfach grotesk. Johansen schreckt nicht dafür zurück, Elizabeth Gradys traumatische Erlebnisse in Kroatien mit dem Tenajo/New Orleans-Handlungsstrang zu verknüpfen. Dies soll wohl die erschreckende Vision eines weltweiten Komplotts heraufbeschwören, wirkt aber einfach nur lächerlich, weil es so dilettantisch umgesetzt wird. Das eigentliche Grauen scheint für Elizabeth ohnehin darin zu liegen, dass sie ihr Prinz trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch aufs Kreuz gelegt hat. (Dies bitte ruhig zweideutig verstehen.) Heulend aber ungebrochen nimmt sie es nunmehr eben allein mit dem Reich des Bösen auf.
Zum großen Finale ist Kaldak rechtzeitig wieder da, um sich als Buße für sein chauvinistisches Tun eine Kugel einzufangen, die eigentlich für Elizabeth bestimmt war. Es dürfte ihm nicht schwer gefallen sein, sie und den schließlich doch in die USA geschlichenen Esteban zu finden, hat dieses Genie des Bösen sein Hauptquartier doch ausgerechnet in einer Windmühle aufgeschlagen …
Hiermit soll es genug sein. Was Iris Johansen und ihre Thriller immer wieder |“auf die obersten Plätze der Bestsellerlisten“| bringt, wie es im Klappentext vollmundig heißt, ist angesichts dieses Machwerks ein Rätsel – es sei denn, dass sich außer den sprichwörtlichen Fliegen auch ein paar Millionen Leser nicht irren können …
|Taschenbuch: 366 Seiten
Originaltitel: And Then You Die … (New York : Bantam Books 1998)
Übersetzung: Norbert Möllemann
ISBN-13: 978-3-548-25451-7|
[Autorenhomepage]http://www.irisjohansen.com
[Verlagshomepage]http://www.ullsteinbuchverlage.de
(Michael Drewniok)
Jeffery Deaver – Der faule Henker [Lincoln Rhyme/Amelia Sachs 5]

Jess Walter – Stummes Echo

Klewe, Sabine – Schattenriss
Die 38-jährige Sabine Klewe, selbstständige Literaturübersetzerin und Dozentin in Düsseldorf, gibt mit „Schattenriss“ ihr Romandebüt. Der Inhalt ihres 227 Seiten umfassenden Erstlingswerkes ist schnell erzählt. Die Landschaftsfotografin Katrin Sandmann fotografiert für einen Artikel über Sterbehilfe des Niederkassler Kuriers Gräber auf dem Düsseldorfer Südfriedhof. Am nächsten Morgen wird auf einem dieser Gräber eine Leiche gefunden. Alles sieht danach aus, als hätte die 15-jährige Schülerin Tamara Arnold Selbstmord begangen, doch Katrin entdeckt auf den Fernsehbildern, dass etwas auf dem Grab fehlt. Auf den von ihr aufgenommenen Bildern wird der Grabstein von der Figur eines kleinen steinernen Engels geziert. Sie zeigt ihre Fotos der Polizei und tatsächlich ist der steinerne Engel verschwunden. Zuerst glauben die Ermittler Komissar Klaus Halverstett und Rita Schmitt nicht an einen Zusammenhang, doch dann ergeben sich neue Hinweise.
Tamara war nicht allein auf dem Friedhof, laut Obduktionsbericht hatte sie kurz vor ihrem Tod noch Geschlechtsverkehr. Dabei ist beunruhigend, dass Tamaras Körper mit Schnittwunden und Striemen übersäht ist. Einige dieser Wunden sind fast schon vernarbt. Wurde Tamara über längere Zeit missbraucht?
Als Katrin nach einer weiteren Befragung vor dem Polizei-Präsidium Tamaras Eltern kennen lernt, fühlt sie sich verpflichtet, zur Aufklärung des Falles beizutragen, und fängt an auf eigene Faust zu ermitteln. Mehr zufällig als aufgrund detektivischer Fähigkeiten, gelingt es ihr auch den Fall zu lösen, dabei gerät sie in tödliche Gefahr.
Die Geschichte um den Mord an Tamara Arnold hätte sehr großes Potenzial geboten, einen „psychologisch-intelligenten“ (Klappentext) Krimi zu schreiben, Sabine Klewe schafft es jedoch nicht, aus einem zweitklassigem Krimi – den man innerhalb weniger Stunden gelesen und in genauso kurzer Zeit auch wieder vergessen hat – einen wirklich erstklassigen Psycho-Thriller zu machen. Möglichkeiten dazu hätte sie genug gehabt, denn „Schattenriss“ bietet einen äußerst interessanten Plot, der sich im Verlauf der Geschichte auch spannend entfaltet. Leider hat der Roman aber ein paar Ecken und Kanten, die dem Lesevergnügen eher abträglich sind.
Die Geschichte des Opfers Tamara Arnold, mit ihrem Hang zur Selbstverstümmelung und Masochismus, und die Motivation zu ihrem Mord bleibt zum größten Teil im Dunkeln. Was hat dieses Mädchen dazu getrieben, sich selbst zu verletzen? Warum erpresste die ehemals sehr gute Schülerin ihren Chef in der Videothek und versteckt dann das Geld in ihrem Zimmer? Sabine Klewe benutzt den Mord an Tamara nur als etwas, das aufgeklärt werden muss, unter der Prämisse: Wenn der Mörder gefunden wurde, wird schon wieder alles gut. Der Mörder in „Schattenriss“ ist aber kein Serienkiller, der sich ein x-beliebiges Opfer ausgesucht hat, Tamara wurde gerade wegen ihrer drastischen Veränderung vom netten Mädchen in eine selbstzerstörerische, erpresserische Masochistin umgebracht. Was hat Tamara Arnold so verändert, dass der Mörder sich gezwungen sah, sie umzubringen? Die Beantwortung dieser Fragen hätte dem Leser sicherlich einen emotionaleren Blick auf den Mord verschaffen können.
Profitiert hätte der Roman auch von einer sorgfältigeren Ausarbeitung der übrigen Figuren. Manche der aufgeführten Charaktere hätte man komplett streichen können, so nutzlos und uninteressant sind sie für den Verlauf der Geschichte (Rita Schmitt). Einige spielen nur Hinweisgeber für die Hauptfigur, bleiben für die Geschichte jedoch völlig bedeutungslos und austauschbar. Ein „Schuss Romantik“ sollte sich wohl aus der Beziehung von Katrin Sandmann mit Manfred Kabritzky ergeben, man erfährt jedoch so gut wie nichts über den Reporter. Eine Zeitlang gibt er Hinweise, dann ist er Katrins Hauptverdächtiger (aufgrund eines unglaubwürdigen Indizes), dann darf er die Heldin aus einer lebensbedrohlichen Situation retten, trotzdem ist während des ganzen Romans von Gefühlen zwischen den beiden nichts zu spüren.
So richtig schlecht ist dann aber die Aufklärung des Falles durch Katrin Sandmann. Das Indiz, das sie letztendlich zum Mörder führt, ist vollkommen lächerlich. Ohne einen richtigen Hinweis, nur einem Gefühl nach, besucht sie am Ende den Mörder, der, obwohl sie noch keine Frage gestellt hatte, sofort gesteht. Dann legt er Katrin Handschellen an, die dabei völlig passiv bleibt und holt erst danach einen Messer, mit dem er sie bedroht. Anschließend muss sie natürlich vom strahlenden Helden gerettet werden, den sie vorher zu Unrecht beschuldigt hat (s. o.).
Fazit: „Schattenriss“ ist ein durchaus spannender Krimi, bei dem der Mörder nicht schon auf den ersten Seiten klar ist. Dabei bleibt er allerdings meilenweit unter seinem Potenzial, die Figuren bleiben leblos und die Aufklärung des Falles ist nicht wirklich nachvollziehbar.
Zu erwähnen wäre noch ein merkwürdiger Druckfehler, der sich durch das gesamte Buch zieht, anstelle der Buchstabenkombination vera wurde rita gedruckt also z. B. „ritabreden“ für „verabreden“. Das stört den Lesefluss an manchen Stellen dann doch erheblich.
Rankin, Ian – Ein eisiger Tod
Der neue Fall beginnt spektakulär aber trügerisch: Detective Inspector John Rebus von der Kriminalpolizei Edinburgh und sein Chef Frank Lauderdale verfolgen zwei junge Männer, die angeblich die Tochter von Lord Provost gekidnappt haben. Die Jagd endet im Desaster; Rebus und Lauderdale verunglücken mit dem Wagen, die in die Enge getriebenen „Entführer“ – die keineswegs taten, wessen man sie verdächtigt – stürzen sich lieber in den Tod als ins Gefängnis zu wandern.
Rebus kann diesen Vorfall nicht verwinden. Er stellt Nachforschungen an, die wie üblich seine Vorgesetzten missmutig stimmen, sobald die Spur in höchste politische und wirtschaftliche Kreise weist. Offenbar arbeiten Beamte wie besagter Lord Provost – aber nicht nur er – mit großen Konzernen zusammen. Gewaltige Fördergeldsummen und Privilegien werden zweckentfremdet, um Schottland in eine Hard- und Softwareschmiede zu verwandeln.
Schleunigst wird Rebus auf einen anderen, weniger brisanten Fall angesetzt. Vor den Augen des Stadtrats Tom Gillespie hat sich der Ex-Sträfling Hugh McAnally mit einer Schrotflinte den Schädel vom Hals gesprengt. Im zunächst verärgerter Rebus erwacht Eifer, als er entdeckt, dass auch Gillespie zur Gruppe der Verschwörer gehört. Anscheinend sollte er eindringlich gewarnt werden, denn der Stadtrat beginnt offenbar die Nerven zu verlieren.
Für Rebus kommt es knüppeldick. Er ist den inneren Kreis der Verschwörer inzwischen zu nahe gekommen. Der Polizeichef selbst tanzt nach deren Pfeife. Rebus wird „beurlaubt“, was ihn jedoch nicht abhält, auf eigene Faust seine Nachforschungen fortzusetzen. Er öffnet den Deckel zur Büchse der Pandora. Dort lauern keine Monster, sondern die eiskalten Großspekulanten einer globalisierten Oberschicht, die sich an die Gesetze und Regeln der „normalsterblichen“ Bürger nicht gebunden fühlen. Sie schicken Rebus keine Schläger auf den Hals, sie haben ganz andere, erschreckende Möglichkeiten, um ihren Gegner „legal“ auszuschalten.
Freilich kennen sie John Rebus nicht. Dessen Privatleben ist wieder einmal ein Chaos, und die Angst, seinen Job und damit seine einzige Stütze zu verlieren, lässt ihn erst recht die Flucht nach vorn antreten. Mit dem Mut der Verzweiflung foppt er seine Feinde, tritt sie in die Kniekehlen, schreckt selbst vor nächtlichen Einbrüchen nicht zurück, um ihnen begreiflich zu machen, dass die Welt nicht ihr persönliches Eigentum ist …
Kein irrer Serienmörder, kein Rätsel schmiedender Kidnapper, kein „richtiger“ Verbrecher treibt dieses Mal sein Unwesen. Nicht zum letzten Mal trifft John Rebus auf eine viel gefährlichere Kategorie von Schurken. Es sind die Herrscher der Gegenwart, denen ihre Macht zu Kopf gestiegen ist. Längst haben auf dieser Welt nicht mehr Könige das Sagen. Auch ihre demokratisierten Nachfolger mussten das Feld längst räumen. Heute tanzen sie wie die Mehrheit ihrer Bürger nach der Melodie, die gesichtslose Großkonzerne anstimmen.
Mit perfider „Logik“ verwischen diese die Grenze zwischen „Falsch“ und „Richtig“. Simple Gesetze kümmern sie nicht, die das „Ganze“ im Auge behalten. Naiv ist, wer glaubt, man könne eine Industrie ansiedeln, indem man sie einlädt zu kommen. Im Rahmen des Gesetzes sind gewisse Investitionsanreize möglich. Sie reichen längst nicht mehr aus. „Interessenten“ müssen mit Fördergeldern, Steuernachlässen und anderen Sonderrechten massiv umworben werden.
Wenn das Gesetz keinen ausreichenden Spielraum bietet, solche Firmen zu locken, dann muss man dieses Gesetz halt biegen oder auch brechen: Arbeitsplätze winken als „Preis“ für solche Mauscheleien, welche die Unbeweglichkeit der Justiz in einer schnellen, globalisierten und letztlich eigenen Regeln gehorchenden Geschäftswelt ausgleichen.
So reden sich jedenfalls jene ihr Handeln schön, die in dieses „Spiel“ verwickelt sind. Nicht einmal die Tatsache, dass sie selbst finanziell von ihren Manipulationen profitieren, bringt ihre Selbstgerechtigkeit ins Wanken: Dies ist die Belohnung, die wagemutigen Kämpfern gegen die Rezession zusteht; wir kennen diese Argumentation aus diversen realen Prozessen gegen gestrauchelte, aber niemals einsichtige Finanzgenies.
Wie Ian Rankin seinen John Rebus herausfinden lässt, ist es auch zu einfach: Besonders im angeblich vereinten Europa ist die Subventionspraxis so verwickelt, dass eigentlich niemand ihr Funktionieren wirklich begreift. Das öffnet dem Betrug Türen und Tore. Manche Kapitel lesen sich etwas zäh, wenn Rankin aufdröselt, wie dies in Schottland funktionieren könnte. Tatsächlich erfasst den Leser Verzweiflung, wenn er (oder sie) begreift, dass der Kontinent Europa wohl niemals eine echte Gemeinschaft bilden wird. Jedes Land blickt auf eine viele Jahrhunderte währende individuelle Geschichte zurück. Einheit lässt sich nicht erzwingen. Kompromisse sollen sie gedeihen lassen. Diese sind unendlich kompliziert in ihren Details. Wer sich in diesem Gestrüpp auskennt, kann sein Wissen kriminell in blanke Münze verwandeln.
Schottland ist ein ideales Beispiel. Einst war dies ein eigenes Königreich und erbitterter Feind des Herrschers von England. Die „Vereinigung“ erfolgte durch Gewalt, und die britische Insel ist längst noch nicht zusammengewachsen. So existiert Schottland um des lieben Friedens willen heute als „quasi-selbstständiges“ Land im Norden Großbritanniens. Die politischen Konsequenzen sind unendlich kompliziert – und teuer für die Bürger, die mit ihren Steuern die daraus resultierenden Streitigkeiten und Absurditäten brav finanzieren.
Auch John Rebus ist keineswegs ein unbeirrbarer Idealist, der den gordischen Knoten der Korruption durchschlagen will. Er macht sich seine Gedanken darüber, dass sein Handeln die Schiebereien auffliegen lässt und das Aufblühen einer Industrie verhindern wird, deren Arbeiter sich einen Dreck um die Unrechtmäßigkeit ihrer Entstehung kümmern würden. Rankin hat die wichtigste Währung der Gegenwart und Zukunft bereits erkannt: Es sind Arbeitsplätze, die heute als politisches Druckmittel eingesetzt werden. Rankin gönnt sich die literarische Freiheit, noch einmal „das Recht“ obsiegen zu lassen. Freilich ist er nicht so naiv zu glauben, dass die Entlarvung einzelner Konzernkrimineller das System noch aus dem Gleichgewicht bringen könnte.
Man glaubt es kaum, aber Ian Rankin gelingt es noch jedes Mal, die Welt für seinen John Rebus ein wenig düsterer zu gestalten, ohne damit aufdringlich oder unglaubhaft zu wirken (d. h. die sog. „Wallander“-Verdrießlichkeit heraufzubeschwören). Dieses Mal ist es vor allem die echte und gut nachvollziehbare Furcht unseres „Helden“ vor Gegnern, die sakrosankt erscheinen und sich mit normalen kriminalistischen Methoden – die Rebus so perfekt beherrscht – nicht aus der Reserve locken lassen.
Darüber hinaus ist Rebus‘ Privatleben sogar noch bemitleidenswerter als sonst. Seine geliebte Dr. Patience Aitken hat ihn vor die Tür gesetzt. An Versöhnung ist nicht zu denken, nachdem Rebus nach einer für ihn üblichen Unbedachtsamkeit auch noch ihre geliebte Katze gekillt hat (eine der für Rankin typischen, von knochentrockenem Humor geprägten Episoden, an denen „Ein eiskalter Tod“ wieder einmal so reich ist).
Im Büro setzt man ihm als neue Vorgesetzte ausgerechnet Gill Templer, eine andere Ex-Gefährtin, vor die Nase, die durch forcierte Unfreundlichkeit deutlich zu machen gedenkt, dass Rebus keine Sonderrechte genießt. Da ist dessen Kampf mit dem schleimigen Kollegen Flower fast eine Erleichterung, weil dieser dem ebenso boshaften wie einfallsreichen Inspektor nicht wirklich gewachsen ist.
In und um das Revier St. Leonard’s tummeln sich wie immer Rebus‘ geplagte, verärgerte, schockierte, sarkastische, abgebrühte Kolleginnen und Kollegen. Ihr Auftritt bietet jeweils ein willkommene Ablenkung von den deprimierenden Heimlichkeiten der „Ehrenmänner“, mit denen es Rebus in diversen Ministerien, Konsulaten oder Firmenpalästen zu tun bekommt. Die Polizisten Siobhan Clarke und Brian Holmes, die es noch am besten mit Rebus aushalten, müssen sich freilich dieses Mal mit Nebenrollen begnügen.
Ian Rankin wird 1960 in Cardenden (Verwaltungsbezirk Fife), einer Arbeitersiedlung im Kohlerevier der schottischen Lowlands, geboren. In Edinburgh studiert er ab 1983 Englisch, zunächst mit dem Schwerpunkt Amerikanische, später Schottische Literatur.
Schon früh hat Rankin zu schreiben begonnen. Zunächst ein hoffnungsvoller Poet, wechselt er als Student zur Prosa. Nach zahlreichen Kurzgeschichten versucht er sich an einem Roman, findet aber keinen Verleger. Erst der Bildungsroman „The Flood“ erscheint 1986 in einem studentischen Kleinverlag.
Nachdem sein Stipendium ausgelaufen ist, verlässt Rankin 1986 die Universität. Gemeinsam mit seiner frisch angetrauten Gattin geht er nach London, wo er u. a. als Redakteur für ein Musik-Magazin arbeitet. Nebenher veröffentlicht er den Kolportage-Thriller „Westwind“ (1988) sowie den Spionageroman „Watchman“ (1990).
Allmählich beginnt sich der Erfolg einzustellen. Unter dem Pseudonym „Jack Harvey“ verfasst Rankin in rascher Folge drei actionlastigen Thriller. 1991 greift Rankin eine Figur auf, die er vier Jahre zuvor im Thriller „Knots & Crosses“ (1987; dt. „Verborgene Muster“) zum ersten Mal hat auftreten lassen: Detective Sergeant (später Inspector) John Rebus von der Kriminalpolizei der schottischen Metropole Edinburgh. „Knots & Crosses“ war 1987 weniger als Kriminalroman, sondern eher als intellektueller Spaß im Stil Umberto Ecos gedacht, den sich der literaturkundige Autor mit seinem Publikum machen wollte. Schon die Wahl des Namens, den Rankin seinem Helden gab, verrät das Spielerische: Um Bilderrätsel – Rebusse – dreht sich die Handlung.
Mit John Rebus gelingt Rankin eine Figur, die im Gedächtnis seiner Leser haftet. Als man ihn immer wieder auf das weitere Schicksal des Sergeanten anspricht, wird er sich dessen Potenzials bewusst. Die Rebus-Romane ab „Hide & Seek“ (1991; dt. „Das zweite Zeichen“) spiegeln das moderne Leben (in) der schottischen Hauptstadt Edinburgh wider. Rankin spürt seither den dunklen Seiten nach, die den Bürgern, vor allem aber den (zahlenden) Touristen von der traulich versippten Führungsspitze aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kirche gern vorenthalten, aber nicht selten von ihr, deren Angehörige sich über die ‚Normalsterblichen‘ und ihre Regeln und Gesetze erhaben fühlen, mit verursacht werden. Daneben lotet Rankin die Abgründe der menschlichen Psyche aus. Simple Schurken, deren möglichst malerisches, weil „gerechtes“ Ende bejubelt werden kann, gibt es bei ihm nicht.
Ian Rankins Rebus-Romane kommen nach 1990 in Großbritannien, aber auch in den USA stets auf die Bestsellerlisten. Die renommierte „Crime Writers‘ Association of Great Britain“ zeichnete ihn zwei Mal mit dem „Short Story Dagger“ (1994 und 1996) sowie 1997 mit dem „Macallan Gold Dagger Award“ aus. 1992 ehrt man ihn in den USA mit dem „Chandler-Fulbright Award“ als „vielversprechendsten Nachwuchsautoren des Jahres“. Rankin gewann im Jahre 2000 weiter an Popularität, als die britische BBC begann, die Rebus-Romane zu verfilmen.
Ian Rankins Website (http://www.ianrankin.net ) ist höchst empfehlenswert; über die bloße Auflistung seiner Werke verwöhnt sie u. a. mit einem virtuellen Gang durch das Edinburgh des John Rebus.
Die John-Rebus-Romane erscheinen in Deutschland im |Wilhelm Goldmann Verlag| (Stand: Herbst 2004):
01. Verborgene Muster (1987, Knots & Crosses) – TB-Nr. 44607
02. Das zweite Zeichen (1991, Hide & Seek) – TB-Nr. 44608
03. Wolfsmale (1992, Wolfman/Tooth and Nail) – TB-Nr. 44609
04. Ehrensache (1992, Strip Jack) TB-Nr. 45014
05. Verschlüsselte Wahrheit (1993, The Black Book) – TB Nr. 45015
06. Blutschuld (1994, Mortal Causes) – TB Nr. 45016
07. Ein eisiger Tod (1995, Let it Bleed) – TB Nr. 45428
08. Black & Blue (1997)
09. The Hanging Garden (1998)
10. Dead Souls (1999)
11. Der kalte Hauch der Nacht (Set in Darkness, 2000) – TB Nr. 45387
12. Puppenspiel (The Falls, 2001) – TB Nr. 45636
13. Die Tore der Finsternis (Resurrection Man, 2002)
14. Die Kinder des Todes (A Question of Blood, 2003)
15. Fleshmarket Close (2004; noch kein dt. Titel)
Darüber hinaus gibt es zwei Sammlungen mit Rebus-Kurzgeschichten: „A Good Hanging & Other Stories“ sowie „Beggars Banquet“.
Morag Joss – Des Hauses Hüterin

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S. S. Van Dine – Der Mordfall Terrier

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Bruce Alexander – Wer die Wahrheit kennt
London 1772: Die Reichen & Mächtigen zittern, denn eine Rotte ruchloser Räuber erdreistet sich, sie in ihren feudalen Stadtsitzen zu überfallen und auszurauben. Die Bande ist gut organisiert, geht professionell und schwer bewaffnet zu Werke und schreckt vor Gewalt nicht zurück. Wütende VIPs, verängstigte Bedienstete und leere Schmuckschatullen bleiben zurück, wenn die Schurken das Feld räumen – und dieses Mal eine Leiche: Im Haus von Lord Lilley of Perth haben die Schurken einen Hausdiener erschossen, der ihnen in die Quere kam.
Der Fall geht an Sir John Fielding, Richter am Gericht in der Bow Street und Chef der Bow Street Runners, der ersten regulären Polizeitruppe der Stadt. Obwohl er sein Augenlicht verloren hat, ist Fielding ein begnadeter Kriminalist, der sich höchst fortschrittlicher Methoden bedient. An den Tatorten führt er gern selbst die ersten Verhöre und lässt sich bei der Indiziensicherung von Jeremy Proctor, seinem jungen Assistenten und Leibwächter, zur Hand gehen.
Viel hat das Personal in Lord Lilleys Haus nicht zur Lösung des Falls beizutragen. Allen ist allerdings aufgefallen, dass die Räuber von schwarzer Hautfarbe waren – eine bemerkenswerte Tatsache in einer Zeit, da den Farbigen in der englischen Gesellschaft höchstens die Rolle unterwürfiger und exotischer Diener vorbehalten ist. Hier gehen offensichtlich nicht vom britischen Herrenvolk beeindruckte und deshalb doppelt gefährliche Männer ihrem verbrecherischen Metier nach.
Schwarze Männer attackieren weiße Herren! Das sorgt für Aufregung in London, was vielen unglückseligen Dienern aus Afrika oder aus den amerikanischen Kolonien unerfreuliche Aufmerksamkeit beschert. Aber ist etwa genau das die Absicht der Räuber? Sind die Verbrecher wirklich farbig, oder geben sie dies der Ablenkung wegen nur vor? Diese Fragen stellt sich Richter Fielding, nachdem ein Attentat auf ihn verübt wurde, das ihn allerdings nicht von weiteren Ermittlungen abhält. Dies missfällt seinen Kontrahenten – mit den zu erwartenden lebensbedrohlichen Folgen …
Die Angst des Herrn vor seinem Sklaven
Dass sich pöbelhaftes Diebespack am Eigentum der von GOTT dem HERRN begünstigten Oberschicht vergreift, ist schon ein starkes Stück, das allein in diesem Jahr 1772 die Schuldigen unverzüglich an den Galgen bringen würde. Aber dass hinter den Überfällen womöglich farbige Menschen zweiter Klasse stehen, gibt den Ereignissen eine ganz andere Dimension: Schwarze Männer sind zum Gehorchen und Arbeiten unter der weisen Führung weißer Herren auf dieser Welt! Ein Verstoß gegen diese Regel ist geradezu eine Todsünde. Vor allem rüttelt es an politischen und gesellschaftlichen Grundfesten und kann daher keinesfalls geduldet werden.
Ohnehin wirft die Anwesenheit schwarzen Mitbürger in England ein diffiziles juristisches Problem auf: Kluge und der Gerechtigkeit verpflichtete Männer stellen die Frage, wieso es möglich sein kann, dass die Sklaverei auf der Insel selbst verboten ist, während in den Kolonien, die denselben Gesetzen unterstehen wie das Mutterland, Menschen ge- und verkauft werden können. Jene, die davon profitieren, sind selbstverständlich nicht an einer Änderung des status quo interessiert und gern bereit, gegen gefühlsduselige = geschäftsschädliche Philanthropen vorzugehen.
So kämpft Sir John Fielding in seinem aktuellen Abenteuer gleich gegen zwei Feinde. Die Entlarvung der Räuber verursacht ihm dabei nicht halb so viel Kopfweh wie die „Hängt-sie-vorsichtshalber-alle-auf!”-Stimmung, die sich in London breitzumachen beginnt. Viele unschuldige schwarze Menschen geraten in Gefahr. Auf Fürsprecher können sie kaum hoffen, auf Schutz noch weniger.
Die Angst des Bürgers vor seiner Polizei
Denn wir befinden uns hier in einer Zeit, und einer Stadt, in der es geradezu eine Beleidigung ist, „Polizist“ genannt zu werden. Der typische „Bow Street Runner“ klärt ein Verbrechen höchstens, wenn es unter seinen Augen geschieht, und selbst dann in der Regel unter Einsatz seines Knüppels. „Deduktion“ ist ein Fremdwort, eine Ermittlung anhand von Indizien gilt beinahe als Zauberei. Das Mittelalter ist dem London von 1772 immer noch näher als die Moderne. Seit dem Großen Brand von 1666 ist schon wieder ein Jahrhundert verstrichen, das nicht dem Fortschritt der desolaten Gesellschaftsordnung gewidmet wurde. Es gibt kein soziales Netz, das Gesetz basiert eher auf Rache als auf Gerechtigkeit und ist ganz sicher auf jenem Auge blind, das sich auf die Unterprivilegierten richtet.
Sind dem Leser solche Fakten bewusst, gewinnt die an sich wenig originelle Handlung eigenen Qualitäten. Andere Zeiten, andere Sitten: Bruce Alexander führt es uns plastisch vor Augen, weil er es selbstverständlich in seine Geschichte eingehen lässt. Ein bisschen didaktisch geht er dabei manchmal vor, aber anschließend hat man begriffen, was London in ein Pulverfass verwandelt.
Sehr erfreulich ist Alexanders Verzicht auf jene offensive Entrüstung – „Nein, wie ungerecht!“ -, wie sie z. B. Anne Perry zum Stilmittel erhebt bzw. missbraucht. Man kann und darf die Menschen einer vergangenen Epoche nur bedingt nach den moralischen Standards der Gegenwart beurteilen; sie wussten es bis zu einem gewissen Grad tatsächlich nicht besser.
Geschichte ohne genaue Zielrichtung
Schade nur, dass die vielversprechenden Elemente dieses Romans sich nur mühsam zu einer schlüssigen Handlung fügen wollen. Über mehr als vierhundert Seiten erstreckt sie sich, doch der Leser fragt sich bald nach dem Grund, denn die meiste Zeit beschreibt der Verfasser, wie Jung Jeremy von Ort zu Ort läuft, um des Richters kryptischen Anweisungen Folge zu leisten.
Es geht kaum voran mit der Kriminalgeschichte, die durch historische Anekdoten und behagliche Beschreibungen des städtischen Alltags keinesfalls ersetzt werden kann. Die Kriminalistik ist ein mühsames Geschäft voller Sackgassen und Irrtümer. Fatal ist nur, dass man Autor Alexander nicht abnimmt, dass er genau diese Mühsal darstellen wollte.
Stattdessen scheint er selbst nicht recht zu wissen, was er eigentlich erzählen möchte. So schindet er Zeit und füllt viele Seiten mit unnötigem und nicht einmal interessantem Geplänkel. Statisch mäandert die Handlung bis zum angestrengt wirkenden Finale umher. Man liest manchmal gespannt, aber man fiebert niemals mit. Ohnehin legt Alexander keine Indizien, sondern eher Fußangeln aus, sodass man schon allzu früh weiß, wohin der Hase laufen wird. Überraschungen bleiben erwartungsgemäß aus.
Der Mann vor Sherlock Holmes
John Fielding ist eine historische Gestalt. Ob er im Winter des Jahres 1721 schon blind geboren wurde oder sein Augenlicht erst später verlor, weiß man nicht. Fest steht, dass Fielding in der historischen Kriminologie eine prominente Stellung einnimmt, auch wenn er heute meist im Schatten seines als Schriftsteller berühmter gewordenen Halbbruders Henry – sein „Tom Jones“ ist ein unsterblicher Klassiker des Schelmen- und Gesellschaftsromans – steht.
John begann seine Laufbahn als Assistent des Bruders Henry begann ab 1748 als Friedensrichter und später als Ratsherr damit, der kaum strukturierten Ordnungsmacht seiner Heimatstadt eine solide Basis und Durchsetzungskraft zu verschaffen. Ab 1750 schufen die Brüder gemeinsam die erste echte Polizeiorganisation: die Bow Street Runners. Während es bisher nur Stadtwächter gegeben hatte, schickten die Fieldings die Runners auf die Straße – daher der Name. Sie ‚erfanden‘ den Steckbrief, führten – für die damalige Kopf-ab-Mentalität sensationell – eine Kronzeugenregelung für überführte Verbrecher ein und machten sich für eine Liberalisierung der Gesetze für jugendliche Straftäter stark. Als Henry Fielding 1754 starb, rückte John an seine Stelle und setzte das begonnene Werk trotz seiner Behinderung mit Erfolg fort. 1761 wurde er geadelt; zwanzig Jahre später starb er. Unter seinem Spitznamen „The Blind Beak“ war er längst zu einer legendären Gestalt geworden.
Bruce Alexander macht aus ihm eine Art Sherlock Holmes, setzt seiner ansonsten möglicherweise gar zu offensichtlichen Genialität aber eine Grenze, indem er ihn mit einem Gebrechen schlägt. Das ermöglicht ihm die Einführung einer zweiten Hauptfigur. Jeremy Proctor ist Fieldings Watson, der in Vertretung des Lesers die dummen Fragen stellt, um seinen Herrn in besseres Licht zu setzen. Zudem ist Jeremy jung, neugierig und beweglich, was es Alexander ermöglicht, ihn wie eine Schachfigur durch London springen zu lassen.
Dünnblütige Figuren vor saftiger Kulisse
Jeremy ist ein Kind seiner wenig mitleidvollen Zeit – eine Waise, die das Glück hatte, Sir Johns Aufmerksamkeit zu erregen. Der ist nun Vaterfigur und Lehrer in Personalunion. Die Fielding-Romane schildern auch Jeremys Weg zum erwachsenen, gut ausgebildeten Ermittler.
Dem heutigen Leser dürfte Jeremy als Person flach erscheinen. Er ist stets ein wenig zu eifrig und zu ‚vernünftig‘, um für sich einzunehmen. Damit reiht er sich in das Feld der übrigen Figuren ein. Bruce Alexander ist sicher kein begnadeter Schriftsteller. Er erzählt Geschichten ‚aus zweiter Hand‘. Diese wimmeln von beschränkten & dünkelhaften Adligen, dümmlichen & kichernden Zofen, steifen & hochnäsigen Butlern und was der wandelnden Klischees mehr ist.
Niemand wirkt lebensecht, alle scheinen sie Rollen zu spielen – oftmals im Halbschlaf. Als Leser nimmt man an ihrem Schicksal keinen echten Anteil. Auch der an sich interessante Konflikt um die Menschenrechte der ‚schwarzen‘ Engländer kommt nie über das Niveau politisch korrekter Zustimmungsbekundungen hinaus. Die Vergangenheit ist für Alexander nur exotische Folie für eine Story, die ohne diesen Bonus reichlich mager daherkäme.
Autor
Bruce Alexander Cook wurde am 7. April 1932 in Chicago, US-Staat Illinois, geboren. Sein Interesse an der Schriftstellerei blieb zunächst akademisch: Bruce studierte Literatur. Seinen Wehrdienst leistete Cook als Übersetzer ab; er wurde u. a. in Deutschland eingesetzt.
Nach der Rückkehr ins Zivilleben und inzwischen verheiratet, begann Cook Anfang der 1960er frei- und hauptberuflich für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. 1971 veröffentlichte er das Sachbuch „The Beat Generation“. Es folgten weitere Sachbücher und Biografien und 1978 „Sex Life“, ein erster Roman. Unter dem Pseudonym Bruce Cook erschienen vier Romane um den südkalifornischen Privatdetektiv Antonio „Chico“ Cervantes.
Erst die örtlich und zeitlich denkbar weit von seiner Heimatstadt Los Angeles entfernt angesiedelten Historienkrimis um den (realen) Richter und frühen Kriminologen Sir John Fielding brachten Alexander 1994 den endgültigen Durchbruch. Er setzte die Reihe bis zu seinem Tod am 9. November 2003 in Hollywood fort. Sie umfasste zehn Bände; ein elfter wurde postum von seiner Witwe und dem Autor John Shannon beendet.
Taschenbuch: 412 Seiten
Originaltitel: The Color of Death (New York : G. P. Putnams Sons 2000)
Übersetzung: Andreas Jäger
http://www.randomhouse.de/btb
Der Autor vergibt: 



Pete Sansom – Cortex
Das „Cortex-Projekt“ ist das wissenschaftliche Flaggschiff der mächtigen Datenfabriken Mid-west Technologies (USA) und Tsunami (Japan). Sie entwickeln ein künstliches neurales Netzwerk. Es soll nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns arbeiten und in der Lage sein, gigantische Datenmengen in winzigen Zeitspannen zu verarbeiten.
Das digitalisierte Abbild eines ‚Musterhirns‘ wird in zweihundert über den ganzen Erdball verstreuten Labors studiert und entschlüsselt. Unter denen, die diese komplizierte Arbeit leisten, ist im englischen Oxford der junge Neurophysiologe Ben Blumenthal. Er entdeckt eines Tages einen versteckten Sektor des Hirnscans mit Manipulationen, die er nicht erklären kann. Pete Sansom – Cortex weiterlesen
Schwarz, Maren – Grabeskälte
Die Göltzschtalbrücke im Vogtland erlangte in den letzten Jahren traurige Berühmtheit, da sie Schauplatz vieler Suizide war. Eines Tages wird dort auch die Leiche der erfolglosen Krimiautorin Cora Birkner gefunden. Auf ihrem Computer findet sich ein Abschiedsbrief – somit ist die Sache für die Polizei klar: Selbstmord. Der Fall wird zu den Akten gelegt. Doch der ermittelnde Kommissar Henning Lüders und der Ehemann der Verstorbenen haben ihre berechtigten Zweifel. Nach seiner Pensionierung ermittelt Lüders auf eigene Faust weiter und entdeckt unheimliche Details in Coras Vergangenheit. Vor über zwanzig Jahren wurde ihre Klassenkameradin auf bestialische Art ermordet. Der Mordfall gilt als aufgeklärt, doch offensichtlich handelte es sich bei dem Täter damals um den falschen Mann. Cora kannte die Identität des wahren Mörders und hatte dieses Geheimnis ihr Leben lang gehütet. Doch von Albträumen und Schuldgefühlen geplagt, entschloss sie sich, mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehen – in Form eines Kriminalromans. Nachdem sie das Manuskript an einige Verlage geschickt hatte, starb sie. Lüders begibt sich auf die fieberhafte Suche nach dem Werk, als sich die Ereignisse überschlagen.
Maren Schwarz, Jahrgang 1964, lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland und legt mit „Grabeskälte“ ihren zweiten Roman vor. Im Frühjahr 2005 wird ihr dritter Kriminalroman mit dem voraussichtlichen Titel „Dämonenspiel“ erscheinen.
„Grabeskälte“ wird auf dem schön gestalteten Buchumschlag des |Gmeiner|-Verlags als „Roman mit Psychothriller-Qualitäten“ angekündigt. Es handelt sich dabei um eine klassische Whodunnit-Geschichte, bei der der Leser den Kommissar bei seinen Ermittlungen begleitet und ihm hin und wieder einen Blick über die Schulter wirft. Die Grundidee des Romans, auch die Einbindung der Göltzschtalbrücke, ist sehr originell und hat sicherlich Spannungs-Potenzial. Dennoch weist das Werk einige Schwächen auf. Der Prolog ist sehr klischeebeladen und die Sprache mutet eher schwülstig an – weniger wäre sicher mehr gewesen. Danach geht es etwas besser weiter, doch die Sätze und Formulierungen kommen teilweise etwas holprig daher. Gewisse Abläufe und Situationen werden sehr naiv dargestellt und die handelnden Personen bedienen viele Klischees, so zum Beispiel der pensionierte, verwitwete Kommissar, der alle eigenen Interessen hinten anstellt, um den Fall aufzuklären. Dadurch erscheinen die Personen und ihre Handlungsweisen als leicht unglaubwürdig. Die vertrauten Menschen in Coras Umgebung, wie ihre Mutter oder ihr Ehemann Ralph, haben nie eines ihrer Manuskripte gelesen, obwohl Cora seit Jahren schrieb und sehr viel Wert auf die Meinung ihrer Familienmitglieder legte. Diese Tatsache wirkt daher sehr unglaubhaft und zu konstruiert. Trotzdem nimmt die Handlung während der zweiten Hälfte des Buches an Fahrt auf und es wird tatsächlich noch sehr spannend. Die Auflösung der Geschehnisse ist dabei mittelmäßig. Doch ungeachtet dieser Schwächen ist das Buch unterhaltend und stellenweise sehr reizvoll. Es ist sicherlich kein Meisterwerk des Kriminalromans und auch kein richtiger Psychothriller, aber für eine kleine Abwechslung im Wartezimmer oder am Strand durchaus geeignet. Dazu muss gesagt werden, dass aufgrund des geringen Umfangs (ca. 220 Seiten bei großer Schrift) nicht genügend Platz eingeräumt wurde, um die Hauptpersonen in einer adäquaten Art zu entwickeln und hinreichend glaubwürdig darzustellen.
Robert Crais – Feuerengel

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Klugmann, Norbert – Schlüsselgewalt
|Mord an einem 17-Jährigen. Dazu ein Keller voll wertvoller Weine. Doch leider kein Raubmord, wie Kommissar Waldmeister feststellt. Und leider kein gewöhnlicher Fall, denn der Junge ist Sohn eines einflussreichen Reeders. Außerdem ist da noch der alte Schlüssel in der Flasche … Wo ist das Motiv?|
_Der Autor_
Norbert Klugmann, Jahrgang 1951, ist Autor zahlreicher Kriminalromane, von denen „Beule oder wie man einen Tresor knackt“ und „Vorübergehend verstorben“ verfilmt wurden. Mit „Rebenblut“ hat der Hamburger seine Reihe „weinhaltiger“ Marchese-Krimis im |Gmeiner|-Verlag gestartet, „Schlüsselgewalt“ soll nicht der letzte sein …
_Inhalt_
Im Weinkeller des Weinliebhabers Grünfeldt wird die Leiche des jungen Felix von Oldenburg, Sohn eines bekannten Lübecker Reeders, gefunden. Zufällig wohnt der Marchese, ein sehr guter Freund von Grünfeldt und legendärer Weinkenner, derzeit bei seinem Freund in Lübeck. Als er morgens erwacht, findet er auf seinem Tisch eine Flasche Wein, in der sich ein alter Schlüssel befindet.
Auf der einen Seite die Polizei um Kommissar Waldmeister, der das öffentliche Interesse an Felix‘ Mord fürchtet, auf der anderen Seite der Marchese, der sich auf eigene Faust an die Ermittlungen macht und der Konkurrenz die Sache mit dem Schlüssel vorenthält. So scheint der Marchese schnell Oberwasser zu gewinnen und kommt auf die Spur eines uralten Hanse-Geheimnisses, zu dem vier gleich alte Schlüssel führen. Waldmeister verkriecht sich schnell in einer Affäre mit der Freundin von Phillip, der seit dem Mord an seinem Freund Felix verschwunden ist. Und irgendwo lauert ein Popstar, auf der Suche nach außergewöhnlichen Weinen.
Obwohl der Marchese schnell an den zweiten Schlüssel gerät, scheint es keine logische Verbindung zu dem brutalen Mord zu geben. Trotzdem gräbt er sich weiter in die Vergangenheit mit seinem untrüglichen Instinkt, dort die entscheidenden Hinweise zu finden. Und tatsächlich fördert er eine Geschichte zutage, die aus den letzten Tagen der Hanse nach der Gegenwart greift:
|»Kennt ihr diese blöden Krimis, wo sie bis zur letzten Seite nach einem Motiv suchen …?«|
Und das Motiv ist wirklich überzeugend …
_Kritik_
|»Heute stieß er sich nicht den Kopf. Daran erkannte er, dass er im Begriff war, sich im Keller wie zu Hause zu fühlen …«|
Ein guter Anfang ist schon die halbe Miete, hört man manchen sagen, der sich auskennt. Klugmann hat einen sehr fesselnden Anfang zustande gebracht – nicht unbedingt von Inhalt und Spannung her, sondern stilistisch. Und so geht es weiter, ständig reißt er den Leser mit seinen plötzlichen Orts-, Zeit- und Personenwechseln … nicht aus dem Lesefluss. Wenn man könnte, würde man lesen, bis die Geschichte endet. Leider machen hier andere Bedürfnisse manchmal ihre eigenen Gesetze. Nein, er reißt uns mit, tiefer in die Geschehnisse hinein, beleuchtet den roten Faden aus verschiedenen Blickwinkeln, mit Hilfe verschiedener Charaktere, die jeder für sich einzigartig und völlig glaubwürdig sind.
Manchmal, vor allem bei Absätzen und Szenenwechseln, die durch ihr perfektes Zusammentreffen mit dem Seitenwechsel gestalterisch unbemerkt kommen, ist es im ersten Moment verwirrend und erfordert höhere Konzentration: Wenn ähnliche Stimmungen gezeichnet werden oder aber gänzlich andersartige Ereignisse in den Vordergrund treten.
Schön ist die Darstellung von Charakterzügen und geschichtlichen Hintergründen zur Hanse, deren Hinterlassenschaften – ob von alten Familien verwaltet oder zeitweise verschollen – gerade in der heutigen Kommerzgesellschaft wieder Einfluss gewinnen könnten. Jahrhundertelange Pflege der Traditionen steht vor dem Ende, wenn die menschliche Gier geweckt wird.
Bei dieser sehr guten Leistung kommt es ein leider klischeehaft daher, wie Kommissar Waldmeister als Junggeselle erstens sich seiner Kollegin gegenüber wie ein Macho verhält und zweitens während der Ermittlungen mit der Freundin von Phillip anbandelt. Man erfährt in einigen Szenen aus Waldmeisters Gedanken, wo seine wahren Interessen liegen:
|»Da irrst du dich, Mädchen! Ich bin dazu da, dass du wach bleibst – die ganze Nacht!«|
So bleibt es auch nicht aus, dass Waldmeister über seine erotischen Fantasien die Ermittlungen aus den Augen verliert – bis sich herausstellt, dass Beheshta, seine kleine Gespielin, nicht ganz so harmlos ist, wie sie aussieht.
Die beiden alten Männer (Grünfeldt und der Marchese) haben nichts gegen den Tod einzuwenden. Nur ist es ihnen zuwider, dass ein Jugendlicher, der sein ganzes Leben vor sich hat, ermordet wurde. Vielleicht kann man so erklären, dass es in den letzten Kapiteln des Buches zu blutrünstigen Szenen kommt, dass es sogar brutale Folterungen – gerade auch im Zeichen des Guten – gibt. Eine Frage stellt sich mir in diesem Kontext: Der millionenschwere Popstar, von einem Profikiller attackiert und misshandelt, zieht mit einer Horde von Amateuren los – warum engagiert er keine Profis?
_Fazit_
Trotz mancher verwirrender Eingriffe ein hervorragend unterhaltender Roman mit nachvollziehbarer Handlung und realistischen Charakteren; der Autor bindet jeden wie hingeworfen erscheinenden Gedanken gekonnt in den Kontext ein, so dass sich alle handlungsrelevanten Fragen wie von selbst beantworten. Die oben erwähnten Mängel schmälern das Lesevergnügen nur marginal und sollten nicht als Kaufkriterien angesehen werden. Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Roman, sowohl für hansegeschichtlich Interessierte und Krimifans als auch einfach zur Unterhaltung.
|Weitere Informationen unter http://www.gmeiner-verlag.de/ |
Taylor, Andrew – verriegelte Fenster, Das
Thomas Penmarsh (Spitzname Rumpy), ein Junge von elf Jahren, ist ein unansehnliches Kind und im Umgang mit Menschen hilflos. Zu seinem Glück steht dem sozial Gehemmten sein Cousin Esmond zur Seite, der das genaue Gegenteil von ihm ist: charmant, gut aussehend, eloquent. Die beiden wachsen gemeinsam in Finisterre auf, nachdem zuerst Esmonds kleine Schwester und wenig später auch seine Mutter versterben. Finisterre – das Ende des Landes – ist der Name des Gutes in Nord-Cornwall, in dem die Penmarshs in der Nähe der Küste residieren. Rumpys verwitwete Mutter hat einen Narren an Esmond gefressen und nimmt ihn quasi als zweiten Sohn an, doch das ist kein Grund für Thomas, eifersüchtig zu werden, denn auch er verehrt Esmond und sieht in ihm einen großen Bruder, für den er alles tun würde. Das neue Familienmitglied, das aus ärmlichen Verhältnissen stammt, profitiert wiederum von der besseren finanziellen Situation der Penmarshs.
Die beiden Jungen gehen gemeinsam durch Dick und Dünn, doch als junger Erwachsener will der lebenshungrige und ehrgeizige Esmond der provinziellen Langeweile und Perspektivenlosigkeit entfliehen und zieht nach London, wo er dubiose Geschäftsideen verfolgt. Der Kontakt zu Finisterre bleibt dennoch aufrecht, und Esmonds Machenschaften in der fernen Großstadt zeitigen letztlich auch hier Auswirkungen.
Mehr als zwei Jahrzehnte später hat der mittellose Esmond mit seiner Freundin in Rumpys Haus Quartier genommen und fühlt sich als eigentlicher Hausherr. Nun, als Alice – die bei entfernten Verwandten aufgewachsene Tochter von Thomas – ihren Besuch ankündigt, sieht er seine Machtposition bedroht. Rumpy sitzt zwischen den Stühlen und hat außerdem Angst vor seinem Kind, das ihm fremd ist. Und Esmond ist kein Mensch, der tatenlos zusieht, wie sich die Dinge zu seinem Nachteil entwickeln …
Mit Sicherheit ist „Das verriegelte Fenster“ kein Roman für jene, die ein Faible für rasante Entwicklungen und plakative Spannungsmomente haben. Deshalb mutet es etwas merkwürdig an, dass das Buch im Klappentext als Psychothriller bezeichnet wird und von Taylor als einem Spannungsautor die Rede ist – so richtig „thrillt“ es hier nicht. Über lange Strecken scheint die Geschichte kaum mehr als eine in gemächlichem Tempo erzählte Biographie zu sein, die sich durch ihre Begeisterung für die Figuren und eine genaue Beobachtungsgabe auszeichnet. Erst kurz vor dem Ende kommt dann das Krimi-Element zum Vorschein. Dennoch wird es wegen der guten Schilderung der Charaktere und des Geschehens nie wirklich langweilig. Auch der Wechsel zwischen vergangener und gegenwärtiger Erzählebene sowie die gekonnt subtile Vermittlung des Eindrucks, dass da etwas unter dem oberflächlichen Schein lauert, entschädigen für die fehlende Geschwindigkeit.
Fazit: Empfehlenswert für alle, die sich für das Ausloten psychologischer Untiefen begeistern können.
_MW_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Unterstützung und Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|
Jane Stanton Hitchcock – Hexenhammer
John O‘Connell, passionierter Sammler alter Bücher und Handschriften, wird in seinem vornehmen New Yorker Stadthaus ermordet. Tochter Beatrice ordnet die verwüstete Bibliothek und stellt dabei fest, dass ein bestimmtes Buch gestohlen wurde: jener Grimoire – eine Sammlung von Zaubersprüchen – aus dem Jahre 1670, den der Vater ihr erst am Vorabend seines Todes stolz gezeigt hatte. Ebenfalls anwesend war der italienische Antiquar Giovanni Antonelli, ein alter Freund der Familie, der sein eindringliches Interesse an dem Grimoire gezeigt und O‘Connell auf einen Verkauf angesprochen hatte, den dieser allerdings ablehnte. Doch Antonelli ist nicht der Mörder, wie die von Beatrice informierte Polizei herausfindet.
Der joviale Pater Morton möchte die Bibliothek ihres Vaters für das Duarte-Institut erwerben. Am dieser privaten Einrichtung werden angeblich philosophische Studien getrieben. Beatrice ist vorsichtig und gewarnt; Simon Lovelock, ein Antiquar aus New York, hält Morton für einen Lügner und das Duarte-Institut für einen gefährlichen Geheimbund. Dass beides zutrifft, bestätigt Stephen Carson, Beatrices Ex-Gatte, der sich als Journalist in Südamerika aufgehalten hat. Dort ist er auf die Spur einer ultrarechten kirchlichen Geheimtruppe gestoßen, die sich „Defensores Fidei“ nennt und von Inigo Duarte, einem fundamentalistischen Ex-Priester aus dem Kreis um Papst Pius XII., gegründet wurde.
Die selbst ernannten „Verteidiger des (wahren) Glaubens“ haben ihr Hauptquartier in Duartes ‚Institut‘ aufgeschlagen. Von dort planen sie, die Welt von der Sünde zu befreien – mit allen Mitteln, was Mord keineswegs ausschließt! Besonders gefährdet sind Frauen, denn die „Defensores“ haben zu ihrer ‚Bibel‘ den „Hexenhammer“ – ein 1487 verfasstes Handbuch für Hexenjäger – erkoren. Sie blasen zur modernen Hexenjagd und jagen Frauen, die sich politisch und kulturell betätigen und dabei liberale Ziele verfolgen. Noch reichen die finanziellen Mittel nicht, um den ‚Kreuzzug‘ auszuweiten. Deshalb ist der Grimoire für die „Defensores“ wichtig: Es stellt den Schlüssel zu einem gewaltigen Vermögen dar, das einst Nazi-Marschall Hermann Göring heimlich auf ein Schweizer Bankkonto schaffen ließ, wo es noch heute liegt!
Als Beatrice den Grimoire in einem geheimen Versteck findet, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und gerät in eine ungeheuerliche Verschwörung, die die durch die verbotenen Archive des Vatikans direkt in die Fänge der „Defensores“ führen soll …
Sie brauchen die Dunkelheit (oder Dummheit)
Uralte Geheimbünde und ihre Verschwörungen haben seit jeher Konjunktur. Templer, Rosenkreuzer, Freimaurer und Illuminaten stellen nur die Spitze dieses schlüpfrigen Eisbergs dar. Selbstverständlich bedient sich auch die moderne Populärkultur der einschlägigen Vorbilder und vor allem Vorurteile. Wie Pilze, die nur im Verborgenen richtig gedeihen, schießen solche Sekten oder Kulte förmlich aus dem Boden. Heute gehören sie meist der katholischen Kirche an und werden aus dem Vatikan ferngesteuert. Das wirkt ‚realistisch‘ und ist außerdem werbetauglich skandalträchtig.
Zu geheimen Organisationen gehören geheimen Machenschaften = Histörchen über finsteres Treiben hinter den Kulissen der ‚offiziellen‘ Weltgeschichte, wo solche Munkel-Orden angeblich seit ewigen Zeiten die Fäden ziehen. Meist startet diese ‚alternative‘ Geschichtsschreibung mit der Suche nach dem Heiligen Gral, bezieht die Merowinger, später die Tempelritter und ganz sicher die dumpf mythentümelnden Nazis ein. Da über viele frühe Kapitel der Menschheitsgeschichte praktischerweise nicht viel bekannt ist, kann man die Fragmente so zusammensetzen, wie man es gern hätte, und die Lücken mit allerlei selbst gebrautem ‚Wissen‘ füllen. ‚Sachbuch‘-Autoren wie Michael Baigent und Richard Leigh sind durch solche Märchen berühmt geworden
Der König der pseudo-historischen Schaumschlägerei heißt heute Dan Brown. Ihm sollte man keinen Vorwurf machen, denn er will sein Publikum als Romanautor unterhalten. Dass ihm manche/r glaubt, was er sich zu diesem Zweck ausgesponnen hat, ist nicht Browns Schuld. Seinen Job erledigt er jedenfalls ordentlich, was sich von Jane Stanton Brown ganz sicher nicht behaupten lässt.
Böse Männer – weise Frauen
Adolf Hitler bekommt seinen obligatorischen Gastauftritt im „Hexenhammer“, mit dem Hitchcock ihre Version der Schauermär von den Schattenmännern präsentiert. Sie hat sich sichtlich Mühe gegeben, ist tief in einen Sumpf unbewiesener Mythen, Halbwahrheiten und Lügen hinabgestiegen und hat aus dem, was sie dort fand, ein wüstes aber zunächst packendes Garn gestrickt, dem die kurze Inhaltsangabe nicht annähernd gerecht werden kann.
Leider mochte sich die Autorin nicht auf den Unterhaltungswert ihrer Komplott-Story verlassen: Eine ‚Botschaft‘ musste her, um das Werk aus den Untiefen schnöder Kolportage hinauf in die lichten Gefilde ‚richtiger‘ Literatur zu ziehen. Hitchcock fand sie nach einem Salto rückwärts in die feministische Steinzeit, indem sie die Hexenverfolgungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit als patriarchalischen Vernichtungskrieg der Männer gegen die Frauen umdeutet, der diese von den Schalthebeln der Macht fernhalten sollte. Den „Hexenhammer“ erhebt sie zum Manifest dieses Hexen-Holocaustes.
Nun hat die „Vernichtung der weisen Frauen“ – so der Titel eines in den frühen 1980er Jahren zum Bestseller avancierten Sachmärchenbuches – als monokausale ‚Erklärung‘ der Hexenjagden längst ausgedient. Doch ein harter Kern verblendeter Brachial-Historiker, die Geschichte nicht deuten, sondern mit subjektiv ausgewählten und interpretierten Fakten nach eigenen Vorstellungen inszenieren, wollen von der lieb gewonnenen Chauvinisten-Verschwörung nicht lassen – und genau diesen ist Hitchcock auf den Leim gekrochen. Sie geht sogar noch weiter und sieht „die Männer“ – aus ihrer Sicht offensichtlich ein isomorpher Haufen, der bei konspirativen Treffen – wohl auf verschwiegenen Fußballplätzen oder vielleicht im Internet – regelmäßig seine Ränken schmiedet und auch heute noch im erbitterten ‚Kampf‘ (sie meint dies buchstäblich!) gegen die Frauen steht.
Triumph des Willens (und der Lächerlichkeit)
Aber Hitchcock weiß Rat, wie frau sich behaupten kann: Sie muss dem Vorbild der Hexen folgen und die urzeitliche Kraft des ewig Weiblichen neu entfachen! Beatrice, die graue Maus, entdeckt denn auch bald „die Wölfin“ in sich – und siehe! Nun ist sie frei – frei, sich einen feurigen Latin Lover von der Straße fürs Bett zu fangen oder einem degenerierten italienischen Adligen mit der Rute den welken Arsch zu gerben: Rollen also, über die sich die „starke Frau“ der Gegenwart nach Hitchcock definiert.
Ein erster Gipfel der Peinlichkeiten wird erklommen, als Beatrice in einem Sado-Maso-Laden ein Lack-und-Leder-Kostüm erwirbt, um so als „Hexe“ (sic!) verkleidet ihrem Ex- und bald-wieder-Ehemann im Schlafzimmer entgegenzutreten. Der Schreck über diesen Anblick fährt Stephen tüchtig ins Gemächt, was sich ungünstig auf die geplante Liebesnacht auswirkt. Beatrice findet Trost in der Vorstellung, dass wohl der Schock, statt des ‚Weibchens‘ plötzlich einer ebenbürtigen oder sogar überlegenen ‚Frau‘ gegenüberzustehen, Stephens Lenden lähmte, ohne dass ihr bzw. ihrer geistigen Mutter auch nur der Gedanke kommt, sie habe sich durch den halloweenesken Auftritt, bzw. die bonsaipsychologische Deutung der Situation doppelt lächerlich gemacht.
Der „Hexenhammer“ fällt im letzten Drittel endgültig vom Stiel. Das große Finale Nr. 1 in den Gewölben der modernen Inquisition – nun in den Vereinigten Staaten beheimatet – ist derartig lächerlich misslungen, dass man sich für die Autorin fremdschämen muss. Schäumende Irre im Taumel sadistischer Frauenmartern, dazwischen die Heldin, die ihren Peinigern zwischen Streckbank und Scheiterhaufen hoch erhobenes Hauptes die Leviten liest, während praktisch jede Person, die bisher im Roman Erwähnung fand, plötzlich unter einer Kapuze (männlich) oder vor dem Tribunal (weiblich) der „Defensores“ zum Vorschein kommt.
Letzte Bausteine zur Vollendung des perfekten Machwerks
Finale 2 – der Schurke wird gestellt – mutet in seiner konsequenten Meidung von Logik und Spannung wie eine Parodie auf die alten James Bond-Film an. Aber Hitchcock meint es offensichtlich durchaus ernst; sie ist ohnehin außerstande, der schon lange in Demenz dahintaumelnden Story noch einmal Leben einzuhauchen.
Die drastischen Schwächen der Handlung werden durch Hitchcocks kümmerliches schriftstellerisches Talent und – in verhängnisvoll logischer Konsequenz – die Figurenzeichnung unterstrichen. Wo die betuliche Umständlichkeit zunächst sehr gut zum Kosmos etwas weltfremder Buchsammler und Antiquare passt, versagt die Autorin sogleich, wo sich der Handlungsbogen über die ganze Welt zu spannen beginnt. Die angeblich so furchtbaren „Defensores“ erheben sich nie über Butzemann-Niveau. Pater Morton gibt schmierenkomödiantisch den feisten, bigotten, hinterlistigen Pfaffen, Graf Borzamo den italienischen (oder besser felliniesken) geilen Grafen, Antiquar Lovelock den tragischen Helden als – sic! – „Ritter“, der jeglichem Sex und sonstigen Schweinereien abhold ist und daher überleben darf. Und die Spinne im Zentrum des Netzes … Nun, so einen dämlichen Bösewicht hat nicht einmal Colin Forbes in seiner unsäglichen „Tweed“-Reihe jemals verbrochen!
In welchem Maße die Unerfreulichkeiten auf das Konto der steifen und unbeholfenen Übersetzung gehen, muss offenbleiben. Wie der „Hexenhammer“ in die noble btb-Reihe geraten ist, bleibt unklar. Die inhaltlichen wie formalen Unzulänglichkeiten dieses Machwerks dürften dort eigentlich nicht unbemerkt geblieben sein. Der offensichtliche Erfolg auch in Deutschland lässt indes noch mehr Unbehagen aufkommen: Es gibt einen Markt für solchen Bockmist!
Autorin
Jane Stanton Hitchcock wurde am 24. November 1946 als Jane Crowley in New York City geboren. Als sie 1992 einen ersten Roman veröffentlichte, hatte sie bereits mehrere Drehbücher und Theaterstücke verfasst. Ein erstes Stück („New Listings“) wurde bereits 1968 aufgeführt; Crowley hatte gerade das College abgeschlossen. Ihr erster Thriller („Trick of the Eye“) wurde für einen Edgar Allan Poe Award und einen Hammett Prize nominiert.
Mit ihren zweiten Ehemann, dem Journalisten Jim Hoagland, lebt Hitchcock heute in Washington, D. C.
Taschenbuch: 544 Seiten
Originaltitel: The Witches Hammer (New York : Dutton 1994)
Übersetzung: Christa Seibicke
http://www.randomhouse.de/btb
Der Autor vergibt: 




Speer Morgan – Das Erbe von Spiro Mound
Fort Smith, ein kleiner Ort im US-Staat Oklahoma, gleicht in diesem heißen Sommer des Jahres 1934 einem Pulverfass. Die Wirtschaftskrise hält das Land im Würgegriff. Weil es kein soziales Netz gibt, droht den zahlreichen Arbeitslosen eine Hungersnot. Niemand fühlt sich für sie verantwortlich, jeder meidet die Unglücklichen, um nicht daran erinnert zu werden, wie nah das Elend ist. Aufruhr liegt in der Luft. Sündenböcke werden gesucht. Der Ku-Klux-Klan tritt offen auf. Rassismus ist geduldete Alltäglichkeit. Die Gesetzeshüter sind korrupt, sie werden von prominenten ‚Geschäftsleuten‘ wie Will Mackey oder Bill J. Goback geschmiert.
Der Vertreter der Staatsanwaltschaft hat es doppelt schwer: Tom Freshour ist ein „Halbblut“, wie man in diesen Tagen sogar in der Zeitung schreiben darf – ein halber Indianer, der dem Establishment zudem übel aufgefallen ist, weil er gegen diverse Missstände vorgegangen ist. Speer Morgan – Das Erbe von Spiro Mound weiterlesen
Philip Kerr – Newtons Schatten
Um die Jahreswende 1696/97 herrscht nicht nur in London, sondern in ganz England Unruhe. Nicht der Krieg gegen Frankreich erregt die Gemüter: Die Regierung hat den Einzug der alten Silber- und Goldmünzen befohlen, deren Edelmetallgehalt inzwischen ihren Nominalwert überschreitet. Sie sollen neu geprägt werden: ein normaler Vorgang, der hier jedoch völlig planlos umgesetzt ist, denn während ein Großteil des ‚alten‘ Geldes bereits einkassiert wurde, kommt die königliche Münzanstalt im Tower zu London mit dem Prägen der neuen Geldstücke einfach nicht nach. Es sind zu wenige Münzen im Umlauf, was der Wirtschaft stark schadet. In der Münze selbst herrschen Unfähigkeit und Korruption. Diebe und Falschmünzer stehlen Prägestöcke und füllen sich die Taschen.
Die Regierung hat deshalb einen neuen Aufseher über die Münzanstalt gesetzt: Der Physiker und Astronom Dr. Isaac Newton musste den Posten übernehmen. Mit dem ihm eigenen Elan hat er sich auf die Aufgabe gestürzt und entpuppt sich wider Erwarten als richtiger Mann am rechten Ort. Aber Newton macht sich viele Feinde. Rigoros räumt er mit Schlendrian und Schurkerei in der Münze auf und verdirbt vielen Strolchen das Geschäft. Auch die „Ordnance“, die eigentliche Festungsbesatzung, hasst die Münzbeamten, die man ihr im Tower vor die Nase gesetzt hat. Newton heuert deshalb einen Gehilfen an, der ihm gleichzeitig als Leibwächter dient. Als solcher bekommt der junge Christopher Ellis, ein verkrachter Jurastudent, bald viel zu tun. Sein unlängst verschwundener Amtsvorgänger wird ertränkt im Wassergraben des Towers entdeckt. Philip Kerr – Newtons Schatten weiterlesen
Brown, Dan – Illuminati
Robert Langdon, Professor an der Universität von Harvard, wollte es sich gerade mit einem Glas Wein und einem guten Buch gemütlich machen, als das Telefon klingelt und ein wenig später eintreffendes Fax ankündigt, auf dem ein verstümmeltes Mordopfer zu sehen ist. Langdon wird aufmerksam, weil das Mordopfer ein Brandzeichen trägt, dessen okkulte Bedeutung ihm als Symbolologen überaus bekannt ist: ILLUMINATI.
Der Direktor der Schweizer Forschungseinrichtung CERN, Maximilian Kohler, lässt ihn zum Ort des Geschehens einfliegen. Als die Tochter des Ermordeten, Vittoria Vettra, eintrifft, weiht sie Kohler und Langdon in ein unglaubliches Geheimnis ein: Ohne irgendjemandes Wissen hatte sie zusammen mit ihrem Vater an der Erforschung der Urknall-Theorie gearbeitet und es war ihnen gelungen, sie zu beweisen und dabei neben der eigentlichen Materie auch „Antimaterie“ zu erschaffen. Diese ist höchst instabil und hochexplosiv – und eine Probe mit der Sprengkraft mehrerer Atombomben wurde aus dem Labor gestohlen.
Ein Anruf aus dem Vatikan bringt die drei auf die richtige Spur: Die Illuminati, als wissenschaftlicher Geheimbund traditionell auf Kriegsfuß mit dem Vatikan, scheinen sowohl den Wissenschaftler Vettra ermordet als auch die Antimaterie gestohlen und irgendwo im Vatikan platziert zu haben, um diesen in die Luft zu sprengen. Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können, denn zwei Wochen vorher ist der alte Papst verstorben und 165 Kardinale befinden sich an diesem Tag zur Wahl eines neuen Papstes, einem „Konklave“ genannten Ritual, im Vatikan.
Vittoria Vettra und Robert Langdon machen sich sofort auf in die Vatikanstadt und müssen dort erfahren, dass die vier |prefereti|, die vier aussichtsreichsten Kandidaten für die Papstnachfolge, entführt wurden und bis Mitternacht ermordet werden sollen. Gemeinsam versuchen sie, den alten „Pfad der Wissenschaft“ der Illuminati durch Rom zu verfolgen, denn an den vier „Altären der Wissenschaft“, die als Wegweiser zur „Kirche der Wissenschaft“ dienen sollen, sollen die vier Kardinäle ermordet werden.
Brown hat offensichtlich einige Zeit darauf verwendet, für das Buch zu recherchieren, denn sowohl Schauplätze als auch Sehenswürdigkeiten sind detailliert genau beschrieben. Bei der Verfolgungsjagd durch Rom fühlt man sich beinahe wie auf einer Städtetour und bekommt richtig Lust, sich an die entsprechenden Örtlichkeiten zu begeben.
Dank der beiden „Reiseführer“ Langdon und Vettra ist es zudem nicht einmal notwendig, selbst mit der Materie oder den Örtlichkeiten vertraut zu sein. Durch Dialoge zwischen den beiden oder gedankliche Monologe wird der Leser mit allem vertraut gemacht.
Die Darstellung der Charaktere ist sehr gelungen. Mit Robert Langdon hat Brown eine Beinahe-Entsprechung zu Indiana Jones geschaffen, einen offensichtlich durchaus „realitätstauglichen“, überaus gebildeten Wissenschaftler, der sich nicht nur auf dem Feld der Wissenschaft sondern auch körperlich durchsetzen kann. Gleichzeitig gelingt es dem Autoren, einige erst auf den zweiten Blick handlungsrelevante Charaktere so undurchsichtig wirken zu lassen, dass bis zum Schluss unklar bleibt, wer auf welche Art an der Verschwörung beteiligt ist.
Der Schluss der Nacht und damit beinahe auch des Buches schließlich toppt alles vorher Dagewesene noch einmal. Innerhalb von etwa 100 Seiten werden fast alle vorher quasi als bestätigt geltenden Eindrücke über den Haufen geworfen und das Ganze erhält kurzzeitig sogar einen interessanten Touch Spiritualität.
Ich konnte dieses Buch wirklich kaum mehr aus der Hand legen. Bereits auf den ersten 100 Seiten erzeugt Dan Brown eine Atmosphäre, die einen förmlich an das Buch fesselt. Die Idee selbst ist schon überaus reizvoll, die Geschichte perfekt konstruiert und packend erzählt und die Charaktere liebevoll detalliert gezeichnet. Mit „Illuminati“ hat Dan Brown einen neuen Maßstab im Thriller-Bereich gesetzt, der selbst Kollegen wie Tom Clancy oder John Grisham auf die Plätze verweist.
Dringende Empfehlung für alle Thrillerfans.
Elrod, Patricia N. – Vampirdetektiv Jack Fleming
Obwohl in diesem Jahr 1936 der große Al Capone hinter Gittern sitzt, ist Chicago weiterhin eine Stadt fest im Griff des organisierten Verbrechens. Die Frank-Paco-Bande treibt ihr besonderes Unwesen. Für die Presse ein gefundenes Fressen, das dem Reporter Jack Fleming aus seiner derzeitigen Verlegenheit helfen könnte. In New York hat ihn die Wirtschaftskrise der Arbeit beraubt. Daher versucht er in Chicago einen Neuanfang. Ein echter Knüller würde ihm den Weg ebnen.
Tatsächlich kommt er Paco auf die Schliche und entdeckt sogar eine Liste hochrangiger Persönlichkeiten aus Politik und Justiz, die von den Gangstern geschmiert werden. Dann verlässt Fleming das Glück, er wird von Pacos Schergen gefasst und grausam gefoltert. Als er sich weigert, die Liste herauszugeben, bringt man ihn um.
Doch Fleming hütet ein Geheimnis: Vor Jahren hat er eine Vampirfrau kennengelernt. Das mit ihr getauschte Blut beschert ihm nun eine Wiederaufstehung. Fleming erwacht am Ufer des Michigan-Sees ohne Gedächtnis an seinen Tod, aber mit mächtigem Blutdurst. Die neue Existenz stellt ihn vor große Anfangsschwierigkeiten, die jedoch mit beachtlichen neuen Fähigkeiten und übermenschlichen Kräften einhergehen.
Fleming beschließt seinen eigenen Mord aufzuklären. Unverhofft bekommt er Schützenhilfe: Der exzentrische Privatermittler und ehemalige Schauspieler Charles Escott, der ebenfalls gegen die Paco-Bande kämpft, schließt sich ihm an. Aus dem Hintergrund hilft der schwarze Nachtclub-Besitzer „Shoe“ Coldfield.
Gemeinsam machen Vampir und Mensch nun Frank Paco das Leben zur Hölle. Dieser hat freilich mächtige Hintermänner, so dass sich auch ein untoter Gast aus dem Jenseits Gedanken um sein „Überleben“ machen muss …
(Endlich) wieder einmal etwas Neues: Mit einer Mischung aus (historischem) Krimi und Horror, dargeboten im Gewand der zeitgenössischen „Pulp“-Magazine, versucht Patricia N. Elrod erfolgreich den Start einer neuen Reihe. Eigentlich geschah dies bereits 1990, aber erst jetzt haben die „Vampire Files“ ihren Weg über den Großen Teich in dieses unser Land gefunden.
Endlich, denn hier findet der Freund des Phantastischen lesenswerte Unterhaltung. Elrods Rechnung geht auf: In der stimmungsvollen Kulisse des Jahres 1936 spielt sich eine turbulente und spannungsreiche Handlung ab.
Dabei füllt die Autorin im Grunde nur alten Wein in neue Schläuche. Der Mann ohne Gedächtnis, der von denen gejagt wird, die ihn fürchten, und nun gleichzeitig versuchen muss zu flüchten und sich zu erinnern, ist ein uraltes Klischee, das freilich noch immer seinen Zweck erfüllt.
Hier ersetzt es weitgehend den Plot, denn seien wir ehrlich: Eine verschwundene und wieder auftauchende Liste ist ein bisschen wenig Anlass für das blutige Geschehen. Eigentlich geht es – auch das wieder ganz klassisch – um Gerechtigkeit und Rache, wobei die Grenzen nach US-Ansicht wie immer fließend sind.
Auch Chicago als Gangsterstadt ist uns aus Literatur und Film längst bekannt. Sie muss für Elrods Zwecke daher nicht bis ins Detail rekonstruiert werden oder gar mit der historischen Realität übereinstimmen, wie z. B. Max Allan Collins es mit seiner Nathan-Heller-Reihe versucht hat.
„Vampirdetektiv Jack Fleming“ – der deutsche Titel ist ausgesprochen dümmlich und lässt das Werk wie einen billigen Heftroman wirken – profitiert von seinem sympathischen Helden, der – so gehört es sich – eigentlich gar keiner ist, sondern ein ganz normaler Mann, der in der Krise über sich hinauswächst und das Böse in seine Schranken weist.
Mindestens ebenso interessant wie Jacks Auseinandersetzungen mit diversen Gangstern sind seine „Lehr- und Wanderjahre“ als Vampir. Zwar ist er theoretisch mit den Bedürfnissen und Fähigkeiten dieser Spezies vertraut („Dracula“, der berühmte Film mit Bela Lugosi, wurde 1930 uraufgeführt, und Jack hat ihn gesehen), aber die Realität sieht doch anders aus.
Geschickt modifiziert Elrod den Vampir-Mythos, um ihn für ihre Geschichte tauglicher zu machen. Als „guter“ Blutsauger darf Jack Fleming natürlich keine Menschen überfallen, sondern begnügt sich mit Ochsenblut. Schwierigkeiten erwachsen ihm aus der Notwendigkeit, sich für den Tag eine lichtdichte Bleibe zu verschaffen. In einer Großstadt sollte das kein Sarg sein. Aus Gründen der Unauffälligkeit entscheidet sich Jack für einen Schrankkoffer.
Mit trockenem Humor werden diese und viele andere Besonderheiten und Misslichkeiten eines modernen Vampirlebens geschildert. Notgedrungen müssen die übrigen Figuren demgegenüber abfallen. Charles Escott vertritt die „menschliche“ Komponente, die Fleming freundlicher wirken lässt. Bobbie Smythe existiert hauptsächlich deshalb, weil ein Nosferatu nur ein halber Vampir ist, wenn er seinen Liebeszauber nicht einsetzen kann.
Elrods Gangster sind tumb und hässlich; man wundert sich, wie sie eine ganze Stadt unter ihre Knute zwingen konnten. Übertrieben politisch korrekt ist der schwarze Engel Coldfield, der offenbar nur deshalb einen Nachtclub leitet, um mit dem Erlös guten Freunden und armen Straßenkindern zu helfen.
Patricia N. Elrod (die um ihr Geburtsdatum ein großes Geheimnis macht) vervollständigt neben Anne Rice und Chelsea Quinn Yabro das Trio der erfolgreichsten Repräsentantinnen des „historischen“ Vampirromans. Die in Texas lebende Autorin legt nicht nur regelmäßig weitere „Vampire Files“ um Jack Fleming (s. u.) vor, sondern setzt auch die Reihe um den „Gentleman-Vampir“ Jonathan Barrett aus dem späten 18. Jahrhundert fort.
Weitere Informationen vermittelt die „offizielle“ Website http://www.vampwriter.com , die zwar ein wenig lobhudlerisch ausfällt, aber immerhin stets auf dem aktuellen Stand ist.
Die Jack Fleming-Reihe („The Vampire Files“) von J. P. Elrod:
01. Bloodlist (1990, dt. „Vampirdetektiv Jack Fleming“)
02. Lifeblood (1990, dt. „Blutjagd“) – Festa Verlag Nr. 1406/Nosferatu Bd. 2
03. Bloodcircle (1990)
04. Art In The Blood (1991)
05. Fire In The Blood (1991)
06. Blood On The Water (1992)
07. A Chill In The Blood (1998)
08. The Dark Sleep (1999)
09. Lady Crymsyn (2000)
10. Cold Streets (2003)
11. Song in the Dark (2004)
















