Bist du leidenschaftlicher Gamer und auf der Suche nach den besten Videospielen aller Zeiten? Dann ist das dritte Buch von Gregor Kartsios nach »Das ABC der Videospiele« und das »ABC der Videospiele Level 2« genau das richtige für dich! Auf 256 Seiten rezensiert der leidenschaftliche Gamer in seinem unverkennbaren Stil und mit vielen Bildern 100 Videospiele, die man seiner Meinung nach mindestens einmal im Leben gespielt haben muss. Von Klassikern, die die Gaming-Welt geprägt haben, bis hin zu modernen Meilensteinen: Dieses Buch ist ein absolutes Must-have und ein tolles Geschenk für alle Gamerinnen und Gamer. (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Listen von Spielen, die der jeweilige Ersteller dieser Liste als besonders spielenswert erachtet, gibts im Internet unzählige … und auch kostenlos. In verschiedenen Längen und Ausführungen, nach Genre unterteilt und mit schicken Videos dazu, damit der geneigte Leser sich das Spiel direkt anschauen kann. Um dann schon vorab zu entscheiden, ob er/sie es überhaupt mal antesten möchte.
Wozu also sollte man sich eine solche Liste als Printversion kaufen, in der man nicht mal mit STRG+F suchen kann? Wie? Inhaltsverzeichnis? Wie oldschool ist das denn?
Oder richtet sich dieses Bucket-List-Buch gar nicht an Gamer, sondern an die, die zum Geburtstag eines solchen eingeladen sind, aber nicht wissen, was sie schenken sollen?
Bücher stehen seit vielen Jahren nicht ohne Grund ganz oben auf der Liste der meistverschenkten Geschenke und genauso weit oben auf der Liste der am wenigsten gewünschten Geschenke.
Was also hat diese Hardcopy-Version zu bieten, das einen Kauf unumgänglich macht?
Der Inhalt:
Los gehts mit einem sympathischen Vorwort des Autors, in dem er erklärt wie er auf diese Liste gekommen ist und dass sie natürlich subjektiv ist. Dennoch hat er sich bei der Zusammenstellung der 100 Spiele Mühe gegeben, so objektiv wie möglich zu bleiben.
Eine Rangfolge gibts hier genauso wenig wie Geheimtipps, von daher ist die vom Autor gewählte alphabetische Reihenfolge prima. So findet sich jeder im vorweg gestellten Inhaltsverzeichnis schnell zurecht.
Und dann gehts auch schon los mit den 100 Perlen der Videospielgeschichte, die Gregor Kartsios sich herausgepickt hat. Von „Alien: Isolation“ bis „Yakuza 0“ reicht die Liste. Warum er „Zaxxon“ nicht als Spiel mit Z am Anfang des Namens eingebaut hat, obwohl es das erste isometrische Spiel mit räumlicher Tiefe war? Man weiß es nicht. Spoiler: Pong ist übrigens auch nicht dabei. Mutmaßlich, weils mittlerweile geistige Nachfolger gibt, die schicker aussehen. Außerdem ist es seine Liste und nicht meine.
In der gibts auch nur zwei IDs, die es doppelt in die Aufstellung geschafft haben. Mario (as in Super Mario) und Zelda (as in The Legend of Zelda). Auch wenn der Autor bei Serien eigentlich nur einen herauspicken wollte, hier gabs und gibts einfach zu viele tolle Spiele, dass er jeweils zwei Titel aufgenommen hat. Die „Final-Fantasy“-Reihe zum Beispiel hat nur einen Eintrag bekommen.
Der Zeichensatz der Titel ist unglücklich gewählt. Ein D sieht aus wie ein O und wie eine Null und bei Spielen wie DOOM sieht es dann aus, als würde ein verzweifelter Priester im Onlinerollenspiel die Gruppe wissen lassen wollen, dass er kein Mana mehr hat. Daher heißt auch das letzte Spiel in der Aufstellung „Yakuza 0“ und nicht „Yakuza D“, was man erst einwandfrei identifizierbar erkennen kann, wenn man die entsprechende Doppelseite zum Titel aufschlägt und die Beschreibung liest … die dann in einem anderen Zeichensatz gesetzt wurde, bei dem man die 0 dann auch als solche einfach erkennen kann.
Jedes Game bekommt mindestens eine Doppelseite mit Bildern und Infos als Vorstellung. Wobei natürlich mit dem Titel begonnen wird, worauf das Erscheinungsjahr folgt und die Systeme, für die das Spiel in der Zwischenzeit erschienen ist. Im Grunde so, wie wirs in der wikipedia bei solchen Einträgen auch findet.
An dieser Stelle hätte ich mir auch das Genre gewünscht, aus dem dieses Spiel stammt. Im Zweifel vielleicht sogar im Inhaltsverzeichnis, sodass man zum Beispiel bei Lust auf ein neues (altes) RPG auch direkt eins findet.
Ob man Teile davon auch im Inhaltsverzeichnis gebraucht hätte? Ist Geschmackssache. Mir gefällt es gut, dass der Autor dort wirklich nur die Titel aufgelistet hat und alles andere dann auf den entsprechenden Beschreibungsseiten nachzulesen ist. Das macht einen aufgeräumten Eindruck.
Nach welchen Kriterien der Autor die Box Arts ausgesucht hat, hat er nicht geschrieben, aber wir bekommen auch das Cover eines von ihm ausgewählten Systems zu sehen, für das das besprochene Spiel erschienen ist.
Dazu gibts dann wie erwartet unterschiedlich viele Screenshots aus dem Spiel … woraus wir dann schon in etwa absehen können, aus welchem Genre das Spiel stammen könnte … bevor wir den Text gelesen haben. Darunter steht auch, aus welcher Version des Spiels die Screenshots stammen.
Checkboxen habe ich an dieser Stelle vermisst. Eine Bucket List ist ja zum Abhaken gedacht, aber die Leser bekommen leider keine Kästchen, in die sie ihre Haken machen können. Wäre für mich eine witzige Sache gewesen … auch wieder fürs Inhaltsverzeichnis zum Beispiel.
Bei den jeweiligen Beschreibungen zu den Titeln erkennt man (auch als Laie), wie ambitioniert Gregor Kartsios an diese Zusammenstellung gegangen ist. Die Flut an Details und Hintergründen zu den Spielen und deren Entstehung geht weit über ein simples „Das ist Spiel X, da müsst ihr das oder das machen“ hinaus.
Schon nach den ersten Spielvorstellungen konnte ich mir kaum noch ausmalen, wie lange die ganze Recherche gedauert haben muss. Welche Quellen der Autor dafür bemüht hat, sieht man auch auf der Doppelseite mit Quellenangaben am Ende des Buches, die in mikroskopisch kleiner Schrift abgedruckt sind.
Der Autor:
Seit über 20 Jahren ist Gregor Kartsios im Dienste der Popkultur unterwegs – egal ob als Redaktionsleiter von TV-Sendungen wie MTV Game One, Betreiber des Rollenspiel-Portals rpgheaven.de, Gründer des Plauschangriff-Podcasts oder Host von Rocket Beans TV-Formaten wie Speedrundale, Retro Klub und Spiele mit Bart. Immer, wenn es um die Aufbereitung von Zeitgeschichte mit einem guten Schuss Nostalgie geht, ist er vorne mit dabei. Und da sein extensives Wissen weit über Fachgebiete wie Star Trek, Videospiele und Wrestling hinausgeht, darf er als Moderator des Nerd Quiz regelmäßig die wirklich wichtigen Fragen des Lebens stellen. (Verlagsinfo)
Mein Fazit:
Diese handgepickte Zusammenstellung von tollen Spielen ist nicht nur als Geschenk geeignet. Die vielen Infos zu den Spielen selbst und vor allem zu den Hintergründen, die der Autor zusammenrecherchiert hat, sind alle Ehren wert.
Gregor Katsios hat richtig viel Aufwand betrieben, eine unterhaltsame und gleichzeitig informative Bucket List zu präsentieren, bei der ich nicht nur Spaß beim Lesen der Beschreibungen hatte, sondern auch Titel gefunden habe, deren Namen mir gar nichts sagten.
Das Problem nach dem Lesen ist nun: Wie viel Geld müsste man in die Hand nehmen, um sich die originalen Spiele und die originale Hardware zu besorgen, um sie auch standesgemäß spielen zu können? Wer kein Hardcore-Purist ist, könnte sich da auch mit dem einen oder anderen Emulator behelfen und so auch in den Genuss der Spiele kommen.
Ich freue mich schon auf das nächste Nachschlagewerks des Autors. „Die kreativsten Indie-Games“ vielleicht? Oder „50 Spiele, von denen du noch nie gehört hast, sie aber unbedingt spielen solltest“? Möglichkeiten wären noch da.
Gebunden: 256 Seiten
1. Auflage, Juni 2024
https://www.carlsen.de/lappan
Der Autor vergibt: