Jason Dark – Dämonen im Raketencamp ( John Sinclair Folge 53)

Geister des Bösen in der Raumfähre

„Geisterjäger“ John Sinclair ist Oberinspektor in einer Sonderabteilung von Scotland Yard, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Sinclair wird von einem Kreuz beschützt und gewarnt, das vom Propheten Hesekiel selbst stammt. Zur doppelten Sicherheit trägt er auch eine Beretta-Pistole mit sich, die mit Silberkugeln geladen ist. Werwölfe und ähnliches Gelichter mögen so etwas gar nicht. Heißt es.

Nun machen sich seltsame Phänomene in der amerikanischen Raumfahrt bemerkbar. Als sich der neue Shuttle nicht meldet, sondern unverhofft an der englischen Ostküste auftaucht, schickt Sir Powell John Sinclair und den frisch zum Inspektor beförderten Suko hin, um die Lage zu peilen. Eine „Begegnung der dritten Art“?

Textbeispiel: „Harris: Kontrollcenter an Spaceshuttle! MELDEN SIE SICH!

Style: Was zum Henker geht da oben vor sich!

Simon: Kontakt abgebrochen. Sir? Wir haben ihr Signal verloren!

Style: Sind sie etwa …

Harris: Richten Sie den Scan-Radius sämtlicher Satelliten aus! Finden Sie sie! Egal was es kostet! FINDEN SIE SIE!“+++

Folge Nr. 53 entspricht dem Band 189 der Bastei-Romanserie. Die Hörspiele dieser Reihe sind Vertonungen der gleichnamigen Bastei-Heftserie. Mit der Folge 50 feierte die Hörspielreihe ein Jubiläum. Zudem hat der Erzähler gewechselt: Statt Joachim Kerzel ist nun Wolfgang Pampel dran, Harrison Fords deutsche Synchronstimme.

Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren.

Der Autor

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 – also vor 32 Jahren – eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Wolfgang Pampel, die deutsche Stimme von Harrison Ford, spricht den Erzähler.
Suko: Martin May
Jane Collins: Franziska Pigulla (Gillian Anderson)
Bill Conolly: Detlef Bierstedt
Sheila Conolly: Daniela Hofmann (Julia Roberts)
Shao, Sukos Freundin: Silke Haupt
Sir James Powell: Karlheinz Tafel
Asmodina: Martina Treger
Jason Style: Reiner Schöne
Maggie Style: Regina Lemnitz
Rick Harris: Jan Spitzer
Samurai: Tobias Kluckert
Dämon: Kaspar Eichel
Mike: Markus Pfeiffer
Thomas: Peter Flechtner
Dora Jennings: Sandra Schwittau
Jake McClure: Björn Schalla
Und viele weitere.

Der Produzent

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Realisation: Patrick Simon
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

Mehr Infos: www.john-sinclair.de

Handlung

Am Montag startet die Raumfähre „Resolution“ von Cape Canaveral aus in den Weltraum. „We have a lift-off!“, meldet der Mission Controller, und schon bald werden die Booster abgeworfen. Zwölf Stunden vergehen, bis der Alarm ertönt. Weil diesmal auch das Militär an der Mission beteiligt ist, ist die Missionsleitung besonders besorgt – noch. Aus dem Shuttle ist eine verzerrte Stimme zu hören: „…nicht mehr allein…“ Ein Schrei ertönt: „Wer bist du?!“ Mission Control meldet, die Raumfähre befinde sich auf dem Weg zurück zur Erdoberfläche. Unglaublich! Doch die Teleskope suchen das Shuttle vergeblich über den USA… Haben Terroristen im All zugeschlagen?

Sir James Powell vereidigt Suko als neuen Inspektor, neuen britischen Staatsbürger und Staatsdiener – wow, so viele Ehren und Pflichten auf einmal! Suko bricht fast zusammen. Doch Sinclair meint, das müsse erst einmal gefeiert werden. Doch mitten im schönsten Schampusgelage ruft Sir James die beiden Inspektoren zu einem Fall und schickt sie an die Küste von Suffolk. Dort sei ein verloren geglaubtes US-Shuttle aufgetaucht. Powells Männer sollen es untersuchen, bevor die US-Kavallerie, pardon: die Army aufkreuzt.

Die Raumfähre sieht irgendwie unheimlich aus, wie sie da so am Strand der englischen Ostküste steht, total eingesaut und verwittert, als stünde sie schon 20 Jahre hier. Finden jedenfalls die beiden Dorfpolizisten Thomas und Mike. Da öffnet sich eine Luke, ein Astronaut steigt aus und plumpst zu Boden. Thomas, der noch an Gott und die Nächstenliebe glaubt, eilt hinzu, um dem Mann zu helfen. Als er dessen goldene Haut erblickt, schreit er auf…

Sinclair und Suko treffen nur 40 Minuten später ein. Mike Freeman berichtet, was vorgefallen ist. „Thomas’ Haut wurde ebenfalls golden, als der Astronaut ihn berührte.“ Höchst sonderbar, findet John. Goldene Männer, die von den Sternen kommen? Suko meldet, dass in der Fähre alle Crewmitglieder tot seien, wenn auch mit goldener Haut. Einer fehlt: Jake McClure.

Suko fährt! Er rast mit Höchstgeschwindigkeit durch die ostenglische Pampa und massakriert um ein Haar eine Schafherde. Aber wo ist deren Schäfer, fragt sich John, als er auch schon von einem Hirtenhund mit goldener Haut angefallen wird. Ein rechter Schwinger, und das Vieh ist K.O. Aus einer Hütte des Schäfers stapft der Astronaut mit goldener Haut. Schüsse aus Johns Beretta richten nichts aus, doch Sukos Dämonenpeitsche erzielt eine Wirkung. Endlich redet die Kreatur mit ihnen: „Mein Gegner ist Tokata und ich suche ihn!“ Wenig später ist er tot.

Sir Powell schickt John und Suko nach Cape Canaveral um dort die zwei Missionsleiter zu treffen. Ein guter untoter Samurai, der in Florida sein Unwesen treibt – das müssen Spezialisten untersuchen, Leute wie John und Suko also. Kommen sie noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern?

Mein Eindruck

Die Schauerliteratur wimmelt von Wiedergängern, Zombies und Vampiren, die allesamt ein untotes Leben führen. Kein Wunder, dass sie alle eine Rechnung offen haben, die sie mit ihrem Auftauchen bei den Lebenden zu begleichen gedenken. Dass es um eine alte Sünde geht, die Colonel Jason Style, der militärische Leiter der „Resolution“-Mission, begangen hat, verwundert den Genrekenner also in keinster Weise. Für diese Sünde muss er sich nun verantworten. Die von einer Journalistin aufgeworfene Frage, ob die „Resolution“ Spionagesatelliten aussetzen sollte, tritt in den Hintergrund.

In den Everglades kommt es zu einem Showdown, bei dem im Grunde das Seelenheil Styles auf dem Spiel steht. Um seine Sünde zu büßen, sollte er ein Versprechen einlösen, doch das ging schief. Nuns chickt sich der Feind Tokatas, ein namenloser gut Zombie-Samurai an, ihn zu töten. Doch da mischt sich Asmodina ein, die Tochter des Teufels, und bietet dem Samurai einen pakt an. Als dieser den Handel ablehnt, schickt sie ihre Todesengel. Eine veritable Schlacht entbrennt, in deren Verlauf Jason Style in die Schusslinie gerät.

John Sinclair und Suko, von Styles Kollegen Rick Harris’ geführt, sind zunächst nur Zaungäste bei diesem übernatürlichen Ragnarök, doch sie erhalten auch Gelegenheit, sich diesen guten Zombie-Samurai mal näher anzusehen. Leider verschwindet er, ohne sich zu verabschieden.

Eine Alien-Invasion?

Zunächst dachte ich, es gehe schon wieder um eine Alien-Invasion der hinterlistigen Art, wie sie in einem britischen SF-Horrorfilm, dessen Titel mir nicht einfällt (Hinweis erbeten!), vorexerziert wurde. Man kann auch „Die Frau des Astronauten“, verfilmt mit Johnny Depp, als Beispiel anführen. Zum Glück entfernt sich Jason Darks Geschichte schon bald wieder von solche Assoziationen und taucht schnell wieder in den eigenen Privatkosmos ein. Das Schlüsselwort dafür lautet „Tokata“.

Dass dieser Zombie-Samurai nun einen gutartigen Gegenspieler erhalten soll, ist eine interessante Weiterentwicklung. Sie führt eine Art Balance ein, wenn es um das Gegengewicht zur Liga des Bösen geht. Diese zeigt auch gleich wieder die Zähne, als Asmodina ihre Todesengel losschickt. Die Erde ist eben von jeher die Bühne für den Kampf zwischen Gut und Böse gewesen, so scheint es. Und in der Schauerliteratur sowieso.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück machen Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen. Ganz besonders gefiel mir Reiner Schöne, der Col. Jason Style mit seiner tiefen Stimme einen markanten Auftritt verschafft.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch, von den professionell eingespielten Geräuschen unterstützt. Da hat Wolfgang Pampel als Erzähler nicht viel zu tun.

Geräusche

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Diesmal herrschen die Geräusche vor, die man im Umfeld des Kontrolzentrums Cape Canaveral zu hören erwartet, sei es drinnen oder draußen: Raketen, Möwen, Funkstimmen. Die Geräuschkulisse ist erstaunlich realistisch, wirkt aber nie überladen, sondern stets erscheinen die Geräusche als notwendig. Ein Markenzeichen der Serie sind Schüsse und Funkdurchsagen. Von beidem gibt es stets jede Menge.

Musik

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören.

Stets gibt die Musik genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und ist mit einem klassischem Instrumentarium produziert. Mit einer einzigen Ausnahme: Die Titelmelodie der Serie erschallt in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen. Sehr sympathisch.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Das Booklet

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher und die Macher. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren. Ausdrücklich steht „Hörspiel für Erwachsene“ auf dem Cover.

Unterm Strich

Der Auftakt zu diesem Hörspiel hat mir als SF-Fan ganz besonders gut gefallen. Auch das Rätselspiel um das Shuttle an der englische Ostküste ist skurril – da werden Erinnerungen an gewissen Erzählungen von J.G. Ballard wach, etwa „Terminal Beach“ und „Der ertrunkene Riese“. Aber die Raumfahrt hat ihre Unschuld verloren, wie Colonel Jason Style schon bald am eigenen leib erfahren muss.

Es dauert nicht allzu lange, bis sich die infernalischen Ebenen zu Wort melden und eine veritable Schlacht um Style entbrennt. Man stelle sich die fliegenden Vampirinnen aus „Van Helsing“ mit Pfeilen statt Reißzähnen bewaffnet vor und die Verteidiger in Samurairüstungen – eine perfekte Breitwand-Szene für einen abgefahrenen Horrorstreifen, der nicht unbedingt aus Hollywood kommen muss.

Das Hörspiel

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

CD: 53:40 Minuten,
ISBN 9783785737958

http://www.john-sinclair.de/

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