Sommerode ist ein ganz gewöhnliches, supermodernes Einfamilienhausviertel am Stadtrand. Die Straßen sind schön gerade und sauber, die Häuser identisch und außer einem Supermarkt gibt es noch nicht viel. Das soll sich ändern, denn Bürgermeister Drache hätte gern einen wettbewerbsfähigen, ungefährlichen und genormten Spielplatz, den die Eltern gut einsehen können, um ihre Sprösslinge jeder Zeit im Auge zu behalten.
Rieke und ihre Freunde hingegen lieben ihren Sommerwood-Wald, wo sie von Erwachsenenblicken verschont, Baumhäuser und Hängebrücken bauen können, denn hier wollen sie ungestört ihrem großen Vorbild Robin Hood nacheifern. Blöd nur, dass eine zweite Bande namens „Ritter auf Rädern“ in unmittelbarer Nachbarschaft eine Fahrradrampe aufgeschüttet hat und damit den Frieden im Forst stört. Die Situation schreit nach einem handfesten Bandenkrieg, der für beide Seiten ziemlich schnell ziemlich unangenehm wird.
Als nun die Nachricht vom neuen Spielplatz die Runde macht, der gerade dort gebaut werden soll, wo beide Banden ihre Geheimverstecke haben, müssen sich die Kinder zusammenraufen und gemeinsam gegen den Bürgermeister und seinen Plan vorgehen. Dazu, dass dieses Unterfangen beinahe unmöglich ist und mehrere kreative Ideen gleichzeitig verlangt, kommt noch das Gerangel von Rieke und Cosmo darum, wer der Kopf der kooperierenden Banden sein soll.
Nina Weger hat mit Sommerrode und seinen Bewohnern ein witziges Sammelsurium zeitgenössischer Typen geschaffen. Die Kinder sind trotz ihrer Begeisterung für Robin Hood mit ihren Interessen nicht von gestern. Sie kennen sich mit moderner Technik aus, recherchieren im Internet, wenn sie Informationen brauchen, und finden natürlich am Ende eine Lösung für ihr Problem. Im Gegensatz zur Regenbogen-Einhorn-Fraktion der Schulklasse ist das wichtigste Utensil von Rieke, der Anführerin der Robins, eine coole Werkzeugtasche. Und das ängstlichste Mitglied der Bande ist nicht etwa Riekes kleine Schwester Minna, sondern der spindeldürre Nachbarsjunge Bretti. Ihre Eltern rangieren zwischen Homeoffice und Nachtschichten, haben Doppelnachnamen und kaufen im Bio-Supermarkt ein. Väter kochen hier auch mal oder decken ganz selbstverständlich den Mittagstisch. Natürlich darf eine spionierende Nervensäge im Viertel auch nicht fehlen.
Das bunte Cover mit den fröhlich dreinblickenden Robins auf einem Baum ist ebenso ansprechend wie die Schwarz-Weiß-Illustrationen der wichtigsten Szenen von Iris Hardt im Inneren des Buches. Der Schreibstil ist dem jungen Lesepublikum mit nicht zu langen Sätzen, angemessen. Auch die Kapitel sind nicht zu lang. Daher haben Kinder ab 7 Jahren Spaß an den witzigen Abenteuern der Robins mit Klettenschlacht, Kackehäufchen und Rotbauchunken. Doch auch vorlesende Erwachsene können gar nicht anders, als sich auf die Seite der abenteuerlichen Kinderbanden zu schlagen, um dann, wenn die Sprösslinge endlich schlafen, mal wieder die alte Robin Hood-DVD einzulegen.
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
ISBN-13: 978-3505151989
Schneiderbuch
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