Mit dem Namen Isaac Asimov (1920-1992) verbindet man in der Science-Fiction vor allem eines: Seine drei Robotergesetze sind mittlerweile legendär und auch heute noch aktuell und heiß diskutiert, wie der auf frühen Kurzgeschichten Asimovs beruhende Film I, Robot zeigt.
Ein wenig untergegangen in dem Rummel um die Robotergesetze und seine Foundation-Trilogie ist eines seiner frühesten Werke überhaupt:
Anthologien deutscher (oder überhaupt) Science-Fiction sind mittlerweile äußerst seltene Publikationen. Kurzgeschichten scheinen der heutigen Leserschaft immer weniger zu bedeuten. Im Wurdack-Verlag erschien Anfang 2004 die erste SF-Anthologie („Deus ex machina“) des Verlags, der damit schwieriges Terrain betritt. Es ist ein erfreuliches Ereignis, dass mit „Walfred Goreng“ bereits der zweite Band erschienen ist – Kurzgeschichtenanthologien dienen als wichtige Plattform für aufstrebende Autoren und bieten in unterhaltsamer Form einen Querschnitt durch die deutsche Science-Fiction-Landschaft. Vielleicht spielte auch die von Andreas Eschbach jüngst herausgegebene Sammlung von Geschichten bekannter europäischer Schriftsteller eine unterstützende Rolle, um das Interesse an derartigen Publikationen zu erhöhen.
Den Juli des Jahres 1939 wird Kriminalschriftsteller und Privatdetektiv Ellery Queen sicherlich nicht vergessen. Da ist der geplatzte Blinddarm, der ihn ins Krankenhaus und fast auf den Friedhof bringt. Mit der Verfolgung von Übeltätern ist erst einmal Schluss. Das ist ärgerlich, denn just hat sich Ellery eines ausgesprochen interessanten Falls angenommen. Der schwerreiche, arg verschrobene Cadmus Cole wurde auf einer seiner ausgedehnten Schiffsreisen angeblich vom Schlag getroffen. Kurz zuvor hatte er Queen engagiert, um sein sehr seltsames Testament vollstrecken zu lassen, und ließ dabei durchblicken, dass man ihm womöglich nach dem Leben trachte, wollte Queen aber keine Details verraten. Ellery Queen – Drachenzähne weiterlesen →
Amis haben für gewöhnlich ein ziemlich seltsames Bild von uns Europäern und wehe sie ziehen dauerhaft hierher, dann kann es eigentlich nur Komplikationen und Verwicklungen geben. Sogar solche, die bis ins 16 Jh. zurückreichen. So ergeht es Tracy Chevaliers Protagonistin, als sie mit ihrem Mann berufsbedingt nach Frankreich übersiedelt. Dem Text auf dem Buchrücken nach bietet es sich an, die Geschichte spontan als einen der derzeit höchst beliebten klerikalen Thriller einzustufen. Ein Irrtum. So viel zur Erwartungshaltung. Ob und inwieweit der Eindruck des Teasers beabsichtigt ist, um auf der Welle mitzuschwimmen, soll einmal dahingestellt sein. Doch worum handelt es sich bei dem Roman „Das dunkelste Blau“ nun eigentlich wirklich?
_Die Autorin_
Tracy Chevalier ist gebürtige Amerikanerin des Jahrgangs 1962, wuchs in Washington D.C. auf und lebt heute in London. Vor ihrem Creative-Writing-Studium an der East Anglia University, das sie 1994 abschloss, arbeitete die Quereinsteigerin als Lektorin für Nachschlagewerke. Weitere von ihr erschienene Romane: „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (List, TB 06/2001), „Wenn Engel fallen“ (List, TB 10/2003) und „Der Kuss des Einhorns“ (List, HC 02/2004). [Quellen: Verlagsinfo und amazon.de]
_Zur Story_
Ella Turner und ihren Mann Rick zieht es nach Frankreich. Er ist ein gefragter Architekt und arbeitet an einem Projekt in Toulouse, das sicher mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Somit ist der Umzug nach Frankreich in ein verschlafenes Nest in den französischen Chevennen ein recht dauerhaftes Unterfangen. Ausgesucht hat das neue, abseitige Domizil jedoch Ella, deren Familie vor Generationen aus Frankreich nach Amerika übersiedelte und ihren Namen von Tournier in Turner änderte. Seit ihrer Ankunft in Land des Weichkäses und ihrer Ahnen wird sie von immer wieder dem gleichen Albtraum heimgesucht, in welchem die Farbe Blau eine immens wichtige und traurige Rolle spielt. Zugleich üben die beiden, Nachwuchs zu bekommen, doch gerade der Sex macht die Albträume nur noch schlimmer und intensiver. Ihrem Mann offenbart sie sich jedoch nicht.
Da sie als Hebamme im Gastland nicht praktizieren darf, weil ihr dafür die Zulassung fehlt, und Rick sehr mit seinem Job beschäftigt ist, sucht sie sich Ablenkung. Sie fühlt sich als Fremdkörper im Dorf – man schneidet sie gepflegt in der Nachbarschaft, obwohl sie sich redlich Mühe gibt, ihr verschüttetes Französisch stetig aufzubessern und sich anzupassen. Sie fühlt sich hier auch irgendwie „zuhause“. Es hilft nichts. Kurzum, sie hat niemanden, mit dem sie sich austauschen könnte. Keine Freunde, keine Verwandten. Lediglich ein Cousin in der relativ nahen Schweiz, den sie bislang noch nicht persönlich kennen gelernt hat. Getrieben von innerer Unruhe – vorerst als selbst auferlegte Beschäftigungstherapie – fängt sie enthusiastisch an, ihre Familiengeschichte zu recherchieren und herauszufinden, warum sie im Traum in blitzsauberem Französisch Bibelzitate von sich geben kann.
Ella spürt, dass die Geschichte ihrer Ahnen mit dem stets wiederkehrenden Traum in direktem Zusammenhang steht. Ihre Intuition gibt ihr Recht, doch stellen sich Erfolge beim Wühlen nach alten Dokumenten nur schleppend ein. Dafür findet sie im hiesigen Bibliothekaren Jean-Paul einen zunächst widerwilligen und abweisenden Mitstreiter, der ihr dann aber immer tatkräftiger unter die Arme (und später auch unter den Rock) greift. Das Auffinden einer alten Familienbibel aus dem Besitz der Tourniers bringt sie endgültig auf die Spur eines schrecklichen Verbrechens, das Jahrhunderte zurückliegt. Genauer gesagt aus der Zeit, als die Protestanten Frankreichs – die Hugenotten – unter dem immer mehr um sich greifenden Katholizismus zu leiden hatten und vertrieben wurden. Mitten in dieser Welt des (Aber-)Glaubens spielte sich eine Tragödie in der Familie ab, die Ella in der Jetztzeit so viel Kopfzerbrechen bereitet …
_Meinung_
Schon zu Beginn des Romans erhält der Leser einen Einblick in die Vergangenheit. Genauer gesagt in die Familiengeschichte derer von Tournier, von denen Ella abstammt. Zunächst kann man sich auf die recht wirren und in schneller Zeitrafferfolge präsentierten Fetzen aus der Familienhistorie allerdings keinen klaren Reim machen. Das legt den Grundstein für später immer deutlicher zu Tage tretende Analogien und Parallelen zwischen Ella und ihrem Pendant aus dem 16. Jahrhundert: Isabelle de Moulin. Anfänglich sind diese Flashbacks noch sauber durch Kapitel von der Geschichte in der Gegenwart getrennt, später überschneiden sich die Stränge in schnellerer Abfolge und mogeln sich gegen Ende sogar absatzweise in den Plot. Als weitere Unterscheidung erzählt Chevalier Ellas Geschichte in der Ich-Form, Isabelles Part hingegen beobachtend in der dritten Person.
Man hat den Eindruck, dass besonders Isabelle rudimentäre übersinnliche Fähigkeiten besitzt – zumindest was ihre Connection zu Ella angeht, stimmt das auch irgendwo. Chevalier deutet vermeintlich vorhandene Hexenkünste in diesem Zusammenhang allenfalls nur an. Zum Teil auch recht deutlich, wie beim Bild des immer wieder auftauchenden Wolfes, den Isabelle ganz selbstverständlich als Reinkarnation und Sinnbild ihrer toten Mutter versteht, die helfend in ihr Leben eingreifen will. Leider werden einige dieser vielversprechenden Ansätze in letzter Konsequenz nicht genügend genutzt, um dem Plot mehr Substanz zu verleihen. Solche Festlegungen, ob hier nun tatsächlich paranormale Mächte am Werk sind, oder doch alles nur Aberglaube ist, bleiben dem Leser überlassen. Der kleine Schuss Mystery verpufft ziemlich wirkungslos.
Die wichtige (wie ich finde) Frage, warum die beiden Frauen auf irgendeine Weise miteinander verbunden sind, bleibt auch am Ende der Geschichte nur vage angedeutet. Wie so vieles. Das gilt auch und speziell für die Personenzeichnung. Die Figuren sind bis auf Ella sehr zweidimensional beschrieben und vegetieren als gesichtslos und vorhersehbar agierende Schablonen vor sich hin. Selten lässt sich Chevalier mal zu detaillierteren Beschreibungen ihrer Charaktere und deren Motive hinreißen. Überraschungen in deren Handeln braucht man demzufolge auch nicht zu erwarten, auch von der Protagonistin nicht. Vollkommen linear entwickelt sich die Geschichte genau in die Richtung fort, wie man es sich beim Lesen gedacht hat. Mit Ausnahme der vielen „toten Links“, d. h. Nebenhandlungen, die aus unerfindlichen Gründen einfach nicht weiterverfolgt werden und frei schwebend irgendwo in der Luft enden.
Man ist versucht, „Das dunkelste Blau“ ziemlich schnell als „Frauenroman“ abzustempeln, und tatsächlich bedient der Roman einige der beliebten Klischees, die diesem häufig zu Unrecht negativ konnotierten Begriff andichtet werden. Eine Dreiecksbeziehung gefällig? Geht klar! Die alte In-der-Fremde-doch-noch-ne-beste-Freundin-gefunden-Leier? Biddeschön, kommt sofort! Sex? Verkauft sich immer gut und ist im Doppelpack auch billiger. Okay, wollen wir mal nicht so ungerecht sein und einräumen, dass sich der Schnulzfaktor in erträglichem Rahmen bewegt. Natürlich landet die von ihrem Mann unverstandene und vernachlässigte (Die Klischees bitte nacheinander eintreten – Danke!) Ella mit dem Nebenbuhler – nebst einem ganzen Sack voller Gewissensbisse – in der Kiste. Beinahe zufällig. Vollkommen ungewollt und unerwartet. Hust. Die Beschreibungen der horizontalen Vergnüglichkeiten fallen harmlos aus, da gibt’s Deftigeres – erotisch sind sie aber auch nicht.
Den Leser dürstet es natürlich, das Kuddelmuddel am Ende aufgelöst zu wissen. Wer mit wem und wie und warum überhaupt. Nach den ganzen Sackgassen in der Handlung wähnt man sich im Recht, die Auflösung des Rätsels zu erfahren. Das gelingt Chevalier aber nur zum Teil, die Geschichte und der damit verbundene tragische Mordfall in der Familie Tournier während der Hugenotten-Vertreibung im Jahre Fuffzehnhundertpiependeckel bleibt ungesühnt. Die Schuldigen werden nicht bestraft, de facto erfährt man eigentlich gar nichts weiter. All die kleinen eingearbeiteten Hinweise sind für die Katz bzw. für den Wolf. Den Reißwolf. Dass das letzte Drittel ganz besonders mit der heißen Nadel geklöppelt wurde, bemerkt man an einigen Inkonsistenzen, stellvertretend etwa das plötzliche Auftauchen der Figur Lucien, den Chevalier schlichtweg vergessen hat, zuvor in irgendeiner Form vorzustellen.
Die mühselig aufgebaute und konstruierte Handlung in der Vergangenheit ist historisch ganz gut recherchiert, doch vergeudet Chevalier hier um des lauen Finales in der Gegenwart Willen jede Menge Potenzial, mehr in die Tiefe zu gehen. Die böse Schwiegermutter, der patriarchische Ehemann (Volle Deckung – schon wieder tief fliegende Klischees!), ja, selbst Isabelle, der man so arg und übel mitgespielt hat – immerhin eine wichtige Schlüsselfigur – verschwinden in bester Cliffhanger-Manier schlussendlich im Vakuum der Story. Absolut unbefriedigend. Stattdessen gibt’s ein versöhnliches (aber wenig überraschendes) Schlag-auf-Schlag-Ende für Ellas Albträume, den Beziehungsstress und die Akklimatisierungsprobleme in der neuen Heimat. Und verständnisvolle Verwandte hat sie auf einmal auch gefunden, zusätzlich zur neuen besten Freundin – versteht sich.
_Fazit_
Würde man die ganzen Platitüden streichen, die in losen Enden münden, wär’s eine schöne und übersinnlich angehauchte Novelle geworden. Alternativ dazu wäre eine detailliertere Ausarbeitung der vorhandenen guten Ansätze dazu angetan gewesen, aus dem Roman viel mehr heraus zu kitzeln. So jedoch überwiegt das recht uninteressante Füllwerk, um als recht plattes Transportmedium für die sich anbahnende Romanze zu dienen. Wischiwaschi. Wer aufgrund des Covertextes mit einem sakralen Thriller vom Schlage eines Eco oder Brown rechnet, sei gewarnt.
„Das dunkelste Blau“ ist eine – im wahrsten Sinne des Wortes – triviale Criminal-Love-Story mit einem kleinen Touch von Mystery, den Tracy Chevalier aber leider nur oberflächlich streift. Dank der unscharfen Figurenzeichnung und der vorhersehbaren Handlung sicherlich keine schwere Kost und zwischen Suppe und Kartoffeln schnell durchgelesen. Empfehlenswert höchstens als seichte Bettlektüre für schlaflose Genre-Liebhaber. Wer Gehaltvolleres mag, macht einen Bogen um diese künstlich aufgepumpte und dadurch recht unausgegoren wirkende Kurzgeschichte.
_Die Buchdaten auf einen Blick:_
Originaltitel: „The Virgin Blue“
Penguin, London 1996
Deutsche Erstveröffentlichung: dtv München 1999
Übersetzung: Agnes C. Müller
ISBN: 3-423-20702-7 (2. ungekürzte TB Neuauflage 05/2004)
Einen Namen im Frauenbuchgenre hat sich die Stern-Journalistin Ildiko von Kürthy durch ihr Erstlingswerk „Mondscheintarif“ gemacht, welches bereits wenig schmeichelhaft verfilmt wurde. Mit „Freizeichen“ hat sie ihren dritten Roman veröffentlicht, der ebenfalls im |Wunderlich|-Verlag erschienen ist und nun als Taschenbuch bei |rororo| vorliegt.
Der Leser befindet sich gleich zu Beginn mitten in einem Gedankenmonolog der Hauptperson Annabel wieder, die sogleich berichtet, dass sie nun endlich vor dem Problem steht, sich zwischen zwei Männern entscheiden zu müssen. Eigentlich ist sie bereits seit viereinhalb Jahren mit Ben zusammen, doch im Alltag ist die Leidenschaft flöten gegangen und Annabel fragt sich nun, ob diese Beziehung so noch Sinn ergibt. Kurzentschlossen – eine Fettanalysewaage und Max Frisch haben ihren Teil dazu beigetragen – fährt sie für ein paar Tage zu ihrer reichen Tante nach Mallorca, um dort über ihre Beziehung und ihre Frisur nachzudenken. Auf Mallorca angekommen, muss sie feststellen, dass ihr Koffer nicht mitgeflogen ist und ihre überschüssigen dreieinhalb Kilo sich vielleicht doch nicht so günstig verteilen, wie ihre Freundin Mona ihr das immer wieder versichert.
John und Miriam Blaylock töten Menschen, saugen ihnen das Blut aus und leben ewig, denn sie sind Vampire. Miriam weilt bereits einige Jahrtausende auf diesem Planeten und hat sich zur echten Überlebenskünstlerin entwickelt. John, der als englischer Lord mit Miriams bissiger Hilfe sein Schattendasein begann, ist gerade einmal zwei Jahrhunderte alt. Trotzdem fühlt er sich seit einiger Zeit müde und abgeschlagen, was einem Vampir eigentlich nicht passieren dürfte.
Miriam weiß mehr darüber, als sie John eingestehen mag. Ihr Blut verlängert das Leben ihrer Partner, aber irgendwann verliert es seine Kraft. Inzwischen sollte die Wissenschaft endlich in der Lage sein, ein Mittel gegen Johns ‚Krankheit‘ zu entwickeln, findet Miriam und nimmt Kontakt zur Medizinerin Sarah Roberts auf, die sich in ihren Forschungen auf das Phänomen des Alters spezialisiert hat. Whitley Strieber – Der Kuss des Todes weiterlesen →
Als die Menschen vor mehr als eintausend Jahren aus ihrem künstlichen Schlaf erwachten, um den Planeten Arna zu kolonisieren, ahnten sie nicht, wie gefährlich der Planet ist. Einer der Kolonisten vollführte ein Ritual, um Arna gnädig zu stimmen, um die Dämonen und Geister zu bändigen, die dem Unterbewusstsein der Kolonisten entsprangen.
Heute befindet sich Arna auf dem Stand des irdischen Mittelalters. Der Planet ist von einer Kraft umgeben, die sich Fae nennt und manipuliert werden kann. Doch das Fae ist gefährlich. So versagen alle Dinge, die zu viel Technik benötigen. Unter anderem schon simple Dampfkraft oder Schwarzpulverwaffen.
In dieser Welt lebt Pater Damien Kilcannon Vryce, der dem einzig wahren Gott dient. Er ist unterwegs nach Osten, um dort – auf einem unbekannten Kontinent – einen verborgenen Feind zu bekämpfen, der vielleicht die ganze Welt bedroht. Damien steht Gerald Tarrant zur Seite, ehemaliger Neograf von Merentha. Einst war er Begründer von Damiens Glauben – nun ist er der Teufel persönlich. Die beiden Männer werden von der Rakh Hesseth begleitet, die durch Geralds dunkle Macht menschliches Aussehen erhält.
Tatsächlich stoßen sie auf Zivilisation. Die Überlebenden einer vor Jahrhunderten verschollenen Expedition haben ein neues Reich gegründet und leben dort nach den Lehren, die einst vom Neograf von Merentha niedergeschrieben wurden. In diesem Gottesstaat gibt es funktionierende Technik, niemand ängstigt sich vor Dämonen und Monster, alle verehren den einen wahren Gott. Damien glaubt sich im Garten Eden, denn in seiner Heimat versagten die Menschen im Bemühen darin, dem rechten Glauben zu folgen. Doch Gerald Tarrant öffnet Damien rasch die Augen und reißt dem Feind die Maske herunter, hinter der er sich versteckt. Gerald, Damien und Hesseth fliehen …
Die Abenteuer von Damien und Gerald sind einfach faszinierend. Beide Männer sind scheinbar unterschiedlich, doch ihre Seelen weisen tiefe Abgründe auf. So ist Gerald ein skrupelloser Mörder, ein Vampir, der sich an der Angst seiner Opfer weidet. Und obwohl Damien ihn vernichten müsste, vertraut er diesem Mann, nährt ihn und lässt ihn jagen. Ganz nach dem Motto: Der Zweck heiligt die Mittel. Doch Damien ist sich bewusst, dass er auf einem schmalen Grat wandelt und jederzeit abstürzen kann. Hier arbeiten Licht und Schatten zusammen, kämpfen stets gegeneinander an und ergießen sich in Gegensätzen. Die Spannung bleibt am kochen, denn es ist fraglich, ob Gut oder Böse obsiegt – falls eine Seite überhaupt triumphieren wird.
Die emotionale Spannung baut sich also zwischen diesen beiden Männern auf. Die Figur der Hesseth wirkt noch blass, besitzt aber eine exotische Anziehungskraft. Bleibt abzuwarten, ob ihr Part in den nächsten zwei Bänden des Zyklus‘ stärker wird. Immerhin wurde der Originalroman „When True Night Falls“ (DAW Books Inc., New York) in drei Teile gespalten („Kathedrale der Dämonen“, „Tal der Nebel“, „Burg der Illusionen“). Dies geschieht zwar mit dem Einverständnis der Autorin, ist trotzdem unglücklich gemacht, da der Kaltfeuer-Zyklus vor allem im Ganzen besticht und die deutschsprachigen Bände künstlich gebrochene Spannungsbögen besitzen. Vom Preis ganz zu schweigen. Dafür hat sich der Verlag um anständige, zusammenpassende Titelbilder bemüht, die im Manga-Stil daherkommen und zu gefallen wissen.
Nun, trotz der Teilung ist „Kathedrale der Dämonen“ ein guter Roman, der sich flüssig lesen lässt. Friedman besitzt einen packenden Stil, der vom Übersetzer entsprechend eingefangen wurde. Bereits die ersten Seiten fesseln die Aufmerksamkeit, da C. S. Friedman erst einmal in die Vergangenheit reist und eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Arnas beleuchtet. Dann wechselt die Autorin in eine real wirkende Traumsequenz, um anschließend mit ihrer Geschichte zu beginnen. Ein kontroverses Stilmittel, das gefällt.
Neben den ausgeklügelten Helden buhlen auch die Antagonisten um die Gunst der Leser. Auch sie haben ihre dunklen Geheimnisse, die nicht gelüftet werden. Ausgefeilt, mit Ecken und Kanten, herausfordernd und gefährdet – auch die Gegenseite besitzt eine große Anziehungskraft.
Obwohl Celia S. Friedman viel Wert auf Charakterentwicklung und Emotionen legt, weiß sie auch blutige und harte Szenen zu beschreiben. So liest man plötzlich von verwesenden Kreaturen, ausgeweideten Menschen und Kindern, die als Dämonenköder dienen. Das ist nichts für zart besaitete Menschen.
„Kathedrale der Dämonen“ ist ein packendes Buch. Bleibt abzuwarten, wie dem Roman die Dreiteilung bekommt. Der Auftakt ist jedenfalls sehr gelungen.
|Originaltitel: When True Night Falls (1993)
Übersetzung: Ronald M. Hahn|
Vor 1200 Jahren versuchten die Menschen, den Planeten Arna zu kolonisieren. Doch sie scheiterten, da es auf dem Planeten eine Energieform namens Fae gibt. Das Fae lässt Zauberei zu und manifestiert die Ängste und Albträume der Menschen. Die Kolonie war sich selbst überlassen und fiel in der Entwicklung zurück. Die Menschen leben nun in einer mittelalterlichen Welt voller Magie und Monster.
In dieser Welt lebt die Fae-Adeptin Ciani. Sie wurde von mysteriösen Wesen überfallen und ihrer Erinnerungen und ihrer Macht beraubt. Die Wesen konnten vertrieben werden, doch um Ciani zu heilen, muss der Angreifer vernichtet werden. Aber das Dämonenwesen lebt hinter einer magischen Barriere, dem Baldachin. Er schützt die Ureinwohner – die Rakh – vor den Menschen.
Doch Ciani steht nicht alleine dar. Der Krieger-Priester Damien Vryce liebt die Adeptin und ist bereit für sie zu sterben, um ihre Erinnerungen zurückzuholen. Ein weiterer Freund der beiden ist Senzei, ein Gelehrter, der gerne ein Adept wäre. Doch dieser Weg ist ihm verwehrt. Das Quartett wird von dem Dämonen Gerald Tarrant komplettiert. Er ist ein mächtiges Wesen und wird „der Jäger“ genannt. Doch einst war er der Neograf und Begründer des Glaubens, dem Damien folgt. Doch der Neograf gab sich einst dem Bösen hin und ist nun der Feind von Damiens Glauben.
Die vier durchschreiten den Baldachin. Doch schnell werden sie von Jägern zur Beute. Nur durch die Hilfe der Rakhs, die mehr als ungastlich sind, vermögen sie zu überleben. Die Rakhs schließen mit den Fremden ein Zweckbündnis. Immerhin werden sie ebenfalls von den erinnerungsfressenden Dämonen bedroht, die von einer fremden Macht gesteuert werden. Einer Macht, die sich im Haus der Stürme verschanzt. Zusammen mit einer Rakh macht sich die kleine Gemeinschaft auf, um sich dieser fremden Macht zu stellen. Doch sie unterschätzen den Gegner …
Der Klappentext stellt eine Verbindung zu Stephen King und Dean Koontz her. Allerdings hat „Zitadelle der Stürme“ kaum etwas mit den Büchern der beiden Horror-Autoren gemein. Auch der Buchtitel ist etwas irreführend, ist im Roman doch vom Haus der Stürme die Rede. Dass der Originalroman „Black Sun Rising“ von Knaur geteilt wurde ([„Festung der Nacht“, 800 Knaur TB 70281 und „Zitadelle der Stürme“, Knaur TB 70282), ist ein weiterer Minuspunkt. Trotz der Verlagstorpedos hält sich der Roman jedoch glänzend über Wasser.
Der Umschlag wurde im Stil japanischer Mangas gestaltet und wartet mit gelungenen Motiven auf. Ein kurzer Überblick am Anfang des Buchs vermittelt das nötige Vorwissen aus dem ersten Band des Kaltfeuer-Zyklus.
Obwohl die Magie und die Landschaften im Roman faszinierend sind, machen vor allem die Figuren den Reiz aus. Sie sind wunderbar ausgearbeitet, und ihre Beziehung zueinander sorgt für viel Konfliktpotenzial. An erster Stelle steht hier Gerald Tarrant, der Täter und Opfer zugleich ist. Er ist eine bösartige Kreatur, abstoßend und anziehend zugleich. Sein Wiederpart ist Damien Vryce, dessen Macht jedoch begrenzt ist und der des Öfteren unter Eifersucht leidet. Auch Senzei ist eine packende Figur, der ihre eigene Gier zum Verhängnis wird. Nur Ciani verblasst ein wenig, was aber an der Teilung des Originalromans liegt. Immerhin wurden die Charaktere in „Festung der Nacht“ eingebracht und skizziert. In „Zitadelle der Stürme“ fehlt entsprechend eine Charaktereinführung. Das wird jedoch durch die hervorragende Charakterentwicklung ausgeglichen.
Celia S. Friedman weiß zu schreiben und besitzt einen bildhaften Stil. Ihre Geschichte ist spannend und wartet mit überraschenden Wendungen auf, die Friedmans Leser in Atem halten. Dazu gibt es eine ordentliche Portion Blut, Gewalt und Action. Hier verbindet sich feinsinnige Unterhaltung mit rasanter Dramaturgie. Eine gelungene Sache, die auf der ganzen Linie überzeugt.
„Zitadelle der Stürme“ ist ein gelungener Roman, der flüssig geschrieben und zügig zu lesen ist. Helden mit Ecken und Kanten, faszinierende Kreaturen, lebensfeindliche Landschaften und eine spannende Geschichte – Fantasy vom Feinsten und eine gute Empfehlung.
|Originaltitel: Black Sun Rising (1991)
Übersetzung: Ronald M. Hahn|
Von den derzeit so erfolgreichen russischen Krimiautoren schreibt Polina Daschkowa wohl am überzeugendsten und spannendsten über das „real existierende“ Verbrechen im postsowjetischen Russland. Mit ihrem neuesten Roman „Für Nikita“ beweist sie zudem, wie sehr man sich in Menschen täuschen kann und wie schnell man von ihnen getäuscht wird. Der ganze Roman besteht schließlich aus mehr oder minder geschickt geplanten und ausgeführten Täuschungsmanövern, in deren Mittelpunkt der berühmte Kriminalautor Viktor Godunow alias Nikita Rakitin steht.
Dessen ehemaliger Freund, der zukünftige Gouverneur eines sibirischen Bezirks, Grigori Russow, beauftragt ihn mit der Abfassung seiner Biographie. Doch die beiden verbindet nicht nur eine Freund-, sondern auch eine Nebenbuhlerschaft. Russows Frau Nika war nämlich Nikitas erste und einzige große Liebe, die lange Zeit auf Gegenseitigkeit beruhte. Eine belastete Vergangenheit also, unter der jeder der beiden noch immer leidet. Russow, weil seine Ehefrau den Schriftsteller nie ganz vergessen konnte, und Nikita, weil er Nikas Verlust durch sein egomanisches Verhalten verschuldet hatte und dies noch immer bereut.
Das bis aufs Äußerste gespannte Verhältnis reißt in dem Moment, als Nikita bei seinen Recherchen nicht nur auf die Ruhmestaten, sondern auch auf die Schandtaten seines Auftraggebers stößt. Der sibirische Gouverneur ist skrupellos genug, um Nikita dafür „von finsteren Gesichtern“ töten zu lassen. Nikita soll bei einem inszenierten Wohnungsbrand ums Leben kommen und sein Geheimnis mit ins Grab nehmen. So identifiziert schließlich eine sehr gute Freundin die total verbrannte Leiche Nikitas an einer Halskette. Nun erst treten aus den unterschiedlichsten Winkeln und Gründen die eigentlichen Totengräber aus dem Schatten der Vergangenheit. Doch dieses Mal sind es die Totengräber des Provinzpolitikers, der sich einen ehemaligen Schulkameraden, die organisierte Kriminalität und am Schluss sogar seine Frau zum Feind macht. Und der Schleier über seine menschenverachtenden Geschäfte beginnt sich dank Daschkowas genialer Dramaturgie nur langsam zu lüften.
Fast keiner ihrer Figuren, egal ob Täter oder Opfer, gewinnt sie nur positive oder nur negative Seiten ab. Und genau das macht ihre Figuren so lebensnah und glaubwürdig in ihrem Handeln und Denken, das auf gesellschaftlich desaströsen Verhältnissen beruht. Diese sozialen und psychologischen Mechanismen weiß Polina Daschkowa ebenso eindringlich zu schildern wie Einzelheiten über den Einfluss krimineller Sektenführer auf die Politik und den perfekt ausgeführten Auftragsmord.
Wollen wir hoffen, dass Frau Daschkowa als Journalistin und Kriminalschriftstellerin nicht ähnlich realen Verbrechen auf der Spur ist wie ihr alter ego Viktor Godunow alias Nikita Rakitin. Denn wie eng erzählerische Phantasie und brutale Wirklichkeit miteinander zusammenhängen, hat sie uns mit diesem Roman abermals eindrücklich gezeigt.
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|
Ein größenwahnsinniger Kardinal will einen katholischen Gottesstaat errichten. Er setzt Terror und Mord ein, doch es gibt eine undichte Stelle: Ein idealistischer Geistlicher weiß von der Intrige. Er taucht unter und ruft seinen fernen Bruder zur Hilfe. Gemeinsam flüchtet man vor den Schergen des Kirchenfürsten und sammelt Beweise, um dessen Komplott auffliegen zu lassen … – Um jeglichen Realitätsbezug bereinigtes, im Dan-Brown-Kielwasser mitschwimmendes mit Mord und Todschlag nie geizendes Thriller-Garn hart an der Grenze zum Trash.Allan Folsom – Des Teufels Kardinal weiterlesen →
Als die Menschen im Weltraum eine neue Heimat fanden, ahnten sie nichts von den Schrecken, die dort lauerten. Allein durch Gedanken konnte man seine Umwelt verändern. Durch die im Unterbewusstsein verankerten Ängste schufen die Menschen jedoch Dämonen und Monster, führten ihren eigenen Untergang herbei. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Die einstige Kolonie wurde sich selbst überlassen und fiel auf einen pseudomittelalterlichen Stand zurück. Die Menschen haben gelernt, mit der Macht umzugehen, die sie umgibt. Dämonen und Adepten sind real. Der magieverdammende Klerus einer Erweckerkirche, ein uralter Dämon, Inquisitoren und Gelehrte, sie alle bevölkern diese magische Welt, die so gefährlich ist.
Der hochrangige Priester Damien reist durchs Land, um seiner Kirche neue Wege zu eröffnen. Er selbst vermag das |Fae|, die alles umgebende magische Kraft, zu manipulieren. Obwohl er darin einiges Talent besitzt, übertrifft ihn die hübsche Ciani bei weitem. Ciani mag wohl jung aussehen, doch tatsächlich ist sie viel älter als Damien, der sich in die Adeptin verliebt. Ciani besitzt viel Wissen und arbeitet mit Senzei zusammen, einem alten Gelehrten. Als Cianis Magie von schrecklichen Kreaturen ausgelöscht wird, schließt sich das Trio zusammen, um Cianis Leben zu retten. Denn als man ihr das Fae nahm, nahm der Feind auch ihren Lebenswillen.
Gemeinsam wollen Damien, Ciani und Senzei den Schleier durchdringen. Dabei handelt es sich um eine magische Barriere, die ein Urvolk vor den Menschen schützt. Die Reise ist gefährlich und der Vampir Gerald schließt sich den Freunden an. Der Dämon ist von einem schrecklichen Geheimnis umgeben, das Damien, Ciani und Senzei langsam lüften …
Obwohl das Buch mit 406 Seiten ein wenig schmal wirkt, steckt es voller fantastischer Inhalte, die dem Leser den Atem rauben. Wo andere Autoren leicht das doppelte Volumen mit nichts sagenden Trivialitäten füllen, benötigt Celia S. Friedman weniger Platz für mehr sinnvolle Handlung. Jede Seite überzeugt durch einen angenehmen und flüssigen Stil, der ohne Lückenfüller oder Belanglosigkeiten auskommt. Die Autorin schreibt pointiert und steuert gezielt auf den Höhepunkt des Romans zu.
Eine der Stärken des Romans, der den Fantasy-Zyklus |Kaltfeuer| einläutet, ist die fantastische Welt, in der die Handlung spielt. Detailliert und dennoch verspielt erweckt Friedman Flora und Fauna zum Leben. Zugegeben, die ersten Seiten sind etwas verwirrend. Doch mit jedem Satz enthüllen sich die Feinheiten der Umwelt, begreift der Leser mehr von den Zusammenhängen. Celia S. Friedman setzt auf Subtilität, vermeidet Beschreibungen, die mit dem Holzhammer rausgeprügelt werden. Hier macht das Lesen und Entdecken großen Spaß.
Gleiches gilt für die tiefgründigen Figuren, die sehr authentisch wirken und griffig rüberkommen. Damien ist ein Wegbereiter, der das Fae zu manipulieren vermag und dadurch eigentlich gegen die Anordnungen seiner Kirche verstößt. Doch die Kirche muss neue Wege gehen, will sie den Kampf gegen die Dämonen gewinnen. Große Säuberungen und Kreuzzüge in der Vergangenheit haben dem Klerus mehr geschadet als genutzt. Dadurch wirkt Damien wie die letzte Hoffnung der Menschheit.
Ciani ist ein wenig anders gestrickt. Sie besitzt eine große Lebenserfahrung, kennt die Höhen und Tiefen ihrer Vergangenheit. Sie ist frei und unbeschwert, vermag das Fae mit Leichtigkeit zu manipulieren. Das alles ändert sich erst, als sie überfallen wird. Nur Senzeis Eingreifen retten Cianis Leben. Hier wird deutlich, dass die Figuren untereinander feste Freundschaften pflegen, die selbst über den Tod hinausreichen. Sie alle riskieren ihr Leben, um dem anderen zu helfen. Dieser Zusammenhalt des Trios ist ergreifend und berührt den Leser. Die Sehnsucht nach fester Freundschaft wird hier gestillt und bindet Emotionen.
Doch wo Licht, da auch Schatten. Die Düsternis des Romans beruht zum Teil auf der Welt selbst, doch auch auf dem Vampir Gerald, den ein düsteres Geheimnis umgibt. Damien traut dem Dämonen nicht, doch sie alle sind auf den Mann angewiesen. Im Verlauf der Handlung wird seine wahre Identität immer weiter aufgedeckt. Hier fordert Friedman auch die grauen Zellen ihrer Leserschaft, bedingt durch die gelungene Einleitung des Romans. Der Prolog zeigt bereits die Klarheit, mit der die Autorin vorgeht. Da richten sich schon die Nackenhärchen auf und rieselt uns ein kalter Schauer über den Rücken. Hier werden Erwartungen geschürt, die tatsächlich erfüllt werden.
Der Roman beginnt stark, steigert sich bis zum Höhepunkt und macht dann Lust auf mehr. „Festung der Nacht“ ist ein gelungener Einstieg in den Kaltfeuer-Zyklus und – auch für sich allein gelesen – ein tolles Stück Fantasy.
|Originaltitel: Black Sun Rising (1991)
Übersetzung: Ronald M. Hahn|
Ex-Militärpolizist Reacher wandert durch die USA. In Texas versucht ihn die verzweifelte Carmen Greer anzuheuern: Er soll ihren verhassten Gatten umbringen. Reacher will helfen, aber nicht morden und begleitet Carmen nach Echo, dem Privat-Städtchen des skrupellosen Greer-Clans, der hier das Sagen hat … – Der fünfte Hochgeschwindigkeits-Thriller aus der Reacher-Serie; lakonisch im Ton, hervorragend im Spannungsaufbau, ohne modische Metzel-Mätzchen, wenn auch ausschließlich zusammengesetzt aus bekannten Genre-Elementen und Western-Klischees sowie im Finale auf Feuerkraft statt Auflösung plus Kind-in-Gefahr-Szenario setzend.Lee Child – In letzter Sekunde [Jack Reacher 5] weiterlesen →
Es sind Schulferien. Für den Internatsschüler Anders Beron ist das die schönste Zeit des Jahres. Denn nun kann er endlich seinen Vater sehen, den ebenso reichen wie mächtigen Ottmar Beron, Besitzer eines riesigen Vermögens an Firmen, Land und Geld. Er wird von seinem Freund und Leibwächter Jannek abgeholt, der zwar freundlich lächelt, aber sehr nervös zu sein scheint. Dafür hat er auch alle Gründe, denn am Privatflugzeug kommt es zur Katastrophe. Jannek und Anders geraten in die Fänge zweier skrupelloser Entführer. Diese zwingen Jannek, das Flugzeug zu starten und die Berge anzusteuern. Schnell nimmt die Polizei in Hubschraubern die Verfolgung auf und die Entführer zwingen Jannek, in ein militärisches Schutzgebiet zu fliegen. Dort werden sie von futuristischen Kampfhubschraubern abgeschossen und müssen notlanden. Die Entführer überleben den Absturz nicht, doch wie durch ein Wunder bleiben Anders und Jannek am Leben. Doch dann tauchen Männer in Schutzanzügen auf und nehmen sie unter Beschuss, ebenso wie die Kampfhubschrauber. Eine abenteuerliche Flucht beginnt, bei der Jannek tödlich verletzt von einem Dach stürzt und Anders von einem unbekannten Mädchen gerettet wird.
Dieses Mädchen führt ihn durch eine zerstörte Stadt, in der eine schreckliche Katastrophe gewütet haben muss. Noch immer wird er von den Männern in den schwarzen Schutzanzügen verfolgt. Und noch andere Schrecken lauern in den Ruinen. Ein Schwarm von spinnenähnlichen Tieren frisst alles, was den Insekten begegnet. Nur knapp können die beiden den geheimnisvollen Männern mit ihren todbringenden Waffen und den Insektenmonstern entkommen. Das Mädchen bringt ihn zu ihrer Zuflucht, wo auch andere Überlebende der Katastrophe eine Notgemeinschaft bilden. Diese nach strengen Regeln lebende Sippe besteht aus merkwürdigen Geschöpfen. Teilweise sind sie menschlich, teilweise sehen sie aus wie Tiere. In welch einer Welt ist Anders gelandet und wie kann er ihr wieder entkommen?
Das vorliegende Buch ist der Beginn der vierteiligen Romanfolge von Heike und Wolfgang Hohlbein, die damit wieder mal ihrem Lieblingsthema folgen, das sie beispielsweise in „Druidentor“ und vielen anderen Romanen pflegen und hegen. Sie bringen ein Stück Fantasie (Legenden und Fantasy bunt gemischt) in unsere Welt. Dazu bemühen sie moderne Technik und Wissenschaft, die durch Legenden und Märchen angereichert werden. In diesem Fall haben Wissenschaftler in ihrem Labor etwas freigesetzt, das zusammen oder allein mit der nuklearen Vernichtung der Stadt in den Bergen (so ganz deutlich wird das nicht) Mutationen unter den Lebenden hervorruft. Jeder, der das Gebiet betritt und/oder mit den dort Lebenden konfrontiert wird, leidet unter einer schrecklichen Krankheit, die fast immer zum Tod führt. Die Mutationen sind nun eine praktische Angelegenheit für die Autoren, beliebige Fabel- und Fantasywesen auf die Bühne zu holen. So treffen wir hier Tiermenschen, Insektenvölker, Trolle, Zwerge, Gnome, Orks, Elfen und was die einschlägige Literatur noch so hergibt (wenn auch eventuell unter einem anderen Namen).
Die Geschichte beginnt schnell und furios und bleibt bis zum Ende des Buches sehr spannend. Fasziniert folgen wir Anders in sein persönliches Endzeitszenario, aus dem er von Anfang an verzweifelt zu entkommen versucht. Die Schrecken und Gefahren, die ihm dabei begegnen, sind bedrohlich und glaubhaft vermittelt.
Der Einstieg in das vierbändige Werk ist dem Autorenpaar am besten gelungen. Während die späteren Romanteile ein paar Längen, Wiederholungen, Brüche und Schleifen aufweisen, ist der erste Band eine spannende und interessante Angelegenheit.
Autorenhomepage des Verlages: http://www.hohlbein.at/
_Jens Peter Kleinau_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|
Mit „Butlers Djihad“ beginnt eine zweiteilige Reihe, in der die Ursprünge des legendären Wüstenplanet-Zyklus beschrieben werden, die Anfänge von „Dune“, der erfolgreichsten Science-Fiction-Serie aller Zeiten. Brian Herbert, Sohn des 1986 verstorbenen „Dune“-Schriftstellers Frank Herbert, und Kevin J. Anderson haben sich bereits vor einiger Zeit mit der Vergangenheit des Hauses Atreides beschäftigt und die Chroniken in Form einer Trilogie abgearbeitet, die von Kritikern als das legetime Erbe des Original-Autors gelobt wurde, doch nun gehen sie noch weiter zurück und berichten von einer Zeit, die circa 10.000 Jahre vor der Herrschaft über den Planeten Arrakis spielt.
Die Welt wird in dieser Zeit vom mächtigen Allgeist Omnius beherrscht, der mit Hilfe seiner Denkmaschinen einzelne Planeten eroberte, die dort lebenden Menschen entweder brutal abschlachten ließ oder sie in die Sklaverei der Maschinen führte und schließlich die Vorherrschaft über das gesamte Universum übernahm. Dabei ist Omnius indirekt nur eine Erfindung einer unzufriedenen Schar Menschen gewesen, die seinerzeit das alte Imperium als Titanen stürzen konnte und sich schließlich selbst in Maschinen verwandeln ließ, so genannte Cymeks, die jedoch weiterhin über ein organisches Gehirn verfügten. Ein Fehler in ihrer Programmierung ließ schließlich den allmächtigen Omnius entstehen, der ihnen selber überlegen war und nun von überall her das Geschehen kontrollierte.
Nur ein geringer Teil der menschlichen Rasse wagt es noch, dem Allgeist Widerstand zu leisten. Gemeinsam bilden sie die Liga der Edlen, die sich zum Ziel macht, die bevorstehende Ausrottung ihrer Rasse durch die Roboter zu verhindern. Unter der Führung ihres Präsidenten Manion Butler, seiner wagemutigen Tochter Serena und ihres Verlobten Xavier Harkonnen stellen sie ein neues Heer auf, um sich gegen die Roboter zur Wehr zu setzen, jedoch bleiben sie stets in einer Verteidigerrolle. Erst in dem Moment, als sich Serena Butler dazu entschließt, den an die Denkmaschinen verlorenen Planeten Giedi Primus zurückzuerobern, erkennen die Menschen ihre Chancen, jedoch fällt Serena diesem Angriff selbst zum Opfer und landet als Gefangene auf der Erde, wo sie als Haussklavin des intelligenten Roboters Erasmus gehalten wird.
In ihrer Heimatwelt ist man indes von Serenas Tod überzeugt und bemerkt somit gar nicht, dass sie auch auf der Erde weiterhin für die Rechte der versklavten Menschen kämpft, dabei teilweise auch Erfolge erzielt und schlussendlich den Mord an ihrem unter Erasmus‘ Aufsicht geborenen Sohn zum Anlass nimmt, um mit einem Arbeiterfüher eine Revolte gegen die Maschinen anzuzetteln. Ihr erneuter Erfolg und das Wissen, das sie vom übergelaufenen Titanensohn Vorian Atreides übermittelt bekommen hat, lässt sie schließlich bei ihrer Rückkehr in die Liga der Edlen den Djihad gegen die von Omnius gesteuerten Maschinen ausrufen, der von ihrem ehemaligen Verlobten Xavier Harkonnen angeführt werden soll.
An vielen anderen Stellen wird dieser erneute Vorgänger harsch kritisiert, was mir persönlich überhaupt nicht verständlich ist, denn schließlich ist es dem eingespielten Team Herbert/Anderson eindrucksvoll gelungen, eine weitere atemberaubende Science-Fcition-Geschichte zu erzählen, die sich vor allem durch ihre ironische Brutalität von anderen Vertretern ihres Genres abhebt. Hiermit meine ich in erster Linie die Gleichgültigkeit, mit der die Roboter ganze Stämme ausrotten und die fast schon beiläufige Ironie, mit der das Autorenteam Stellung dazu bezieht. Diese zieht sich auch durch das ganze Buch und löst immer wieder Entsetzen aus, da sich hinter der Frage, wie viel ein Menschenleben eigentlich wert ist, ein unterschwelliges Stück Gesellschaftskritik verbirgt.
Davon einmal abgesehen, ist der Handlungsstrang ausgesprochen spannend arrangiert worden. Sehr viele Nebenschauplätze werden in kurzen Kapiteln eingeblendet, zahlreiche Charaktere vorgestellt, das Leben auf den verschiedensten voneinander unabhängigen Planeten wird beschrieben und trotzdem lässt sich der Wust an Informationen Stück füt Stück zusammenfügen und ergibt schließlich auch die erhofften Zusammenhänge. Dabei lesen sich die ersten 150 Seiten gar nicht mal so einfach, weil der eben beschriebene Prozess, sprich das Sammeln von Informationen, schon eine gewisse Zeit verschlingt, die sich jedoch im Endeffekt als wertvoll investiert erweist, denn je tiefer man in die Welt von Omnius, Xavier Harkonnen, Vorian Atreides, den Titanen und natürlich Serena Butler eingedrungen ist, desto wissbegieriger wird der Leser schließlich.
Schlussendlich lässt sich daher auch sagen, dass die beiden Autoren den sehr guten Ruf der Wüstenplanet-Saga nicht nur weiter aufrechterhalten, sondern ihn mit „Butlers Djihad“ sogar auf ein neues Level angehoben haben. Für diejenigen, die mit der „Dune“-Geschichte bisher noch nicht in Kontakt getreten sind, ergbit sich hier sogar die einmalige Möglichkeit, von ganz vorne zu beginnen, was die Sache neutral betrachtet sogar noch weitaus interessanter macht als die stetigen Rückblenden, die sich für den eingeschworenen Leser bieten.
Mehr Informationen zur Wüstenplanet-Saga gibt es u. a. bei [wikipedia.]http://de.wikipedia.org/wiki/Dune
Ozzy, Sharon, Jack, Kelly – mit anderen Worten: die Osbourne-Familie. Wie kaum eine andere Familie haben sie in den letzten Jahren die modernen Unterhaltungsmedien bevölkert und die Zuschauer in mehrere Gruppen gespalten. Die einen waren entsetzt davon, dass sich eine Legende wie Ozzy Osbourne dazu hinreißen lassen konnte, seinen Körper und seinen Geist für eine Serie herzugeben, in der er im Endeffekt nur als lachhafte Witzfigur dastehen konnte. Die anderen fanden die unendliche Raffgier seiner Frau Sharon unmöglich, in deren Augen sich selbst bei ihrer Krebsoperation nur die Dollarzeichen zu spiegeln schienen. Dann war da noch die Gruppe, denen die verzogenen Kinder der beiden Osbournes gehörig auf die Nerven gingen und die besonders der recht untalentierten Tochter Kelly jeden möglichen Stein beim Anlaufen ihrer Karriere als Sängerin in den Weg räumen wollten.
Ja, es gab und gibt viele Neider, viele Leute, für die „The Osbournes“ alles andere als eine Kultserie ist und eine Menge Menschen, die einfach nicht verstehen können, warum um diese Familie ein so großer Hype veranstaltet wird. Doch es gibt eben auch die dem entgegenstehende Fraktion, die vor Lachen auf dem Boden liegt, wenn der tolpatschige Ozzy über den Bildschirm huscht, wenn Jack und Kelly sich hitzige Wortgefechte liefern und wenn die Nachbarn der TV-Familie ein weiteres Mal mit fiesen Scherzen auf die Probe gestellt werden.
Egal, auf welcher der beiden Seiten man nun steht, das hier vorliegende Buch wird die jeweiligen Meinungen nur noch weiter verschärfen. „The Osbournes Talking“ ist nämlich eine Art Rückblick auf das Leben der Familienmitglieder, der sich ausschließlich aus vergangenen Statements zusammensetzt. So nehmen die vier Protagonisten Stellung zu allen erdenklichen Themen; Drogen, Sex, Lifestyle, Karriere, Krankheiten, Vorurteile usw. Dass hier manches Mal weit übers Ziel hinausgeschossen wird, war zu erwarten, und wenn Jack über seine Erfahrungen mit Drogen oder die beiden Geschwister über ihre Kindheit reden, dann weiß man als Leser, dass man nicht jedes Wort für bare Münze nehmen darf.
Langweilig ist das Buch daher aber sicherlich nicht, sondern eher sehr unterhaltsam, oft auch sehr komisch, besonders wenn man die Kommentare von Ozzy Osbourne, dem Füsten der Finsternis himself, liest, dessen verwirrtes Gedächtnis hier weitaus mehr Charme ausstrahlt als in der völlig konstruierten und auf Erfolg kalkulierten Serie.
Leider wiederholen sich die Kommentare nach einiger Zeit oder erscheinen nach einer Weile in abgeänderter Form wieder, so dass dem Buch zum Ende hin der Unterhaltungswert abhanden kommt. Zudem erscheinen manche Aussagen als äußerst widersprüchlich und widerlegen so manche vorher aufgestellte These, weshalb man an der Ernsthaftigkeit der Antworten schon mal zweifeln darf.
An der Aufmachung des Buches gibt es indes nichts zu mäkeln, und auch die Idee dahinter wurde recht gut umgesetzt, mit Bildern unterlegt und durch leichte Verständlichkeit auch dem jüngeren Publikum, Ozzys aktueller Zielgruppe, zugänglich gemacht. Nur frage ich mich rückblickend, ob die Osbournes tatsächlich die richtigen Adressanten für eine derartige Statement-Sammlung gewesen sind oder aber, ob ein wesentlich geringerer Umfang diesem Unterfangen dienlicher gewesen wäre, denn irgendwie hat man nach zwei Dritteln den Eindruck, dass alles Wichtige gesagt wurde und jede Zusatzinformation nicht mehr wichtig gewesen wäre.
Wenn man sich also nicht näher mit dem Phänomen „The Osbournes“ beschäftigt hat, ist dieses Buch auch nichts weiter als unnötiger Zeitvertreib, während Fans der Serie hier sicher ihren Spaßfaktor finden werden. Fazit: Gute Idee, gute Umsetzung, aber zum Ende hin etwas überstrapaziert.
Sieben Jahre „Star Trek – Voyager“, präzise bis penibel nacherzählt von Paul Ruditis, dem „offiziellen“ Chronisten dieser vierten ST-Serie. Ausführliche Inhaltsangaben werden begleitet von Beschreibungen der „Voyager“, ihrer Crew, diverser Aliens und fremder Orte, an denen man sich tummelte. Fast völlig fehlen Hintergrundberichte, von Kritik ist an keiner Stelle die Rede. Das Bildmaterial beschränkt sich auf Bildausschnitte aus den TV-Folgen sowie sorgfältig arrangierte Standaufnahmen; es gibt keine Fotos davon, was hinter den Voyager-Kulissen geschah. Es bleibt die ordentlich layoutete und sauber gedruckte, aber von Nebensächlichkeiten wimmelnde Faktensammlung eines besessen anmutenden ST-Fans, die in dieser Ausführlichkeit kaum interessiert und über weite Strecken langweilt. Paul Ruditis – Star Trek Voyager: Das offizielle Logbuch weiterlesen →
In dem Dorf Großholzingen lebte einst ein Schmied, der – sei es durch Glück oder die Vorsehung – in den Besitz eines magischen Elbensterns gelangte.
Als Kind nahm er an einem ganz besonderen Fest teil, das nur alle paar Jahre stattfindet. Der Meisterkoch des kleinen Örtchens liefert zu dieser Gelegenheit stets sein Meisterwerk ab: Eine Torte, die ihn in den kulinarischen Annalen von Großholzingen unsterblich machen soll. In jenem besonderen Jahr, zu dem das Fest wieder einmal stattfand, war jedoch gerade ein besonders schlechter und fauler Mann Meisterkoch und nur mit Hilfe seines Lehrlings gelang es ihm überhaupt, eine Torte zu diesem Anlass zu präsentieren.
Da es üblich war, allerlei Tand, wie wertlose Münzen u. ä. in dem Backwerk zu verstecken, tat er auch den merkwürdigen Stern hinein, den er in der Gewürzkiste seines unter seltsamen Umständen hinfortgegangenen Vorgängers fand. So kam der Sohn des Schmiedes in den Besitz des Elbensterns, denn er verschluckte ihn versehentlich und war von nun an für alle, die es zu sehen vermochten, ein Besucher beider Welten: Der Stern der Elben leuchtete von Stund an auf seiner Stirn.
So begleitet der Zuhörer den Schmied durch ein ereignisreiches Leben. In dieser Welt ist er ein angesehenes Mitglied seiner dörflichen Gemeinschaft und ein Schmied ohnegleichen. Was er in seiner Schmiede aus Metallen macht, grenzt an Zauberei und erfreut das Auge ebenso, wie es sich im Alltag als nützlich erweist. Als Mann von Ehre und Gewissen nutzte er sein herausragendes Talent niemals, um eine Waffe herzustellen; obgleich ihm klar war, dass ein Schwert oder ein Speer aus seiner Schmiede den Stoff für Legenden geboten hätte, war ihm das Leben doch zu heilig, um seine Kunst einem so fürchterlichem und destruktiven Zweck zu unterstellen.
Im Land der Elben, das er dank seines wundersamen Sterns ebenfalls bereisen kann, ist er ein Wanderer, der die Wunder zu schätzen weiß und den sein Herz voller Liebe immer wieder in das geheimnisvolle Reich jener Wesen zieht – auch wenn er weiß, dass er dort nur Gast sein kann.
Was es jedoch mit dem geheimnisvollen Stern auf sich hat, wieso gerade er ihn bekommen hat und all die anderen Fragen, die sich im Laufe der Geschichte herauskristallisieren, das wird der freundliche Schmied erst am Ende eines langen und glücklichen Lebens erfahren.
Mit dem Namen Tolkien kann man dieser Tage eine Menge Geld machen, und da wäre es doch dumm, sich auf den „Herrn der Ringe“ zu beschränken. Schon munkelt man von einer Verfilmung des „Kleinen Hobbits“, Tand und Schrott aller Art – Hauptsache, es hat irgendetwas mit dem Kultautoren zu tun – erscheinen massenhaft und da bringt der Hörverlag also den „Elbenstern“ als Hörbuch heraus. Man mag sich seinen Teil dazu denken, doch kann man den Hype offensichtlich auch zu positiven Zwecken nutzen.
„Der Elbenstern“ ist ein wundervolles und poetisches Märchen – nicht mehr und nicht weniger. Wer also Fantasy erwartet, ist hier sicher falsch. Kein orkmordender Legolas und auch kein weiser Elrond, Tolkien präsentiert die Elben hier ganz in der Tradition der englischen Märchen und Sagen und schafft natürlich dennoch eine Synthese aus den überlieferten Volksmärchen und seiner eigenen Welt.
Tatsächlich ist es nicht uninteressant, festzustellen, wo Tolkien ihm wichtige Gedanken aus dem „Herrn der Ringe“ auch im „Elbenstern“ aufgreift, etwa seine berühmte Liebe zu den Bäumen oder auch das Sujet vom „kleinen Mann“, der es zu etwas ganz Besonderem bringt, ohne dabei seine Wurzeln zu vergessen.
Dass es sich beim „Elbenstern“ um ein Märchen handelt, bedeutet allerdings auch, dass sich die Geschichte in erster Linie an Kinder richtet. Ich höre jetzt natürlich schon den Aufschrei und lese vor meinen inneren Augen bereits die Anmerkungen sämtlicher Fans zu dieser Rezension, in denen sie versichern, dass sie den „Elbenstern“ auch als Erwachsene genießen und ihn allen wärmstens weiterempfehlen – meinetwegen. Fakt ist aber, dass sich die Figuren in typischer, märchenhafter Eindimensionalität bewegen, die Geschichte eigentlich keinen Höhepunkt hat, sondern stattdessen auf ihre moralische Botschaft hinsteuert und das alles in einem sehr gemächlichen Tempo.
Perfekt besetzt ist Joachim Höppner in der Rolle des Erzählers – dem Kinogänger dürfte er noch als Gandalf im Ohr sein. Seine ruhige und einfühlsame Art und Weise passt perfekt zum Stil der Kurzgeschichte, doch auch hier bedeutet dies zweierlei: Zwar ist Höppner ebenso poetisch und warmherzig wie der „Elbenstern“ selbst, doch klingt er auch ein bisschen zu sehr nach „Märchenonkel“, was sich insbesondere in den sehr pointiert vorgetragenen Dialogen zeigt.
Am Ende muss jeder selbst wissen, was er vom „Elbenstern“ hält. Im Gegensatz zum „Herrn der Ringe“ wird man vielleicht nicht automatisch verzaubert, sondern muss die Bereitschaft mitbringen, sich auf das Märchen einzulassen.
Kinder sind mit Sicherheit sehr gut bedient, Erwachsenen dürfte die recht simpel gestrickte Geschichte mit ihrem gemächlichen Tempo vielleicht doch ein wenig zu einfach geraten sein.
Die durch die Erzählung herausgestellte Moral, die immerhin nicht ganz so aufdringlich wie in klassischen Märchen daherkommt, ist aber in jedem Fall mehrheitsfähig: Ein Plädoyer für die Macht der Phantasie – wer könnte da schon nein sagen?
_Marcel Dykiert_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|
Schiffswracks interessieren mich nicht nur vom historischen / archäologischen Kontext her, sie umgibt als düstere Zeugen von Katastrophen und Tragödien etwas gespenstisch Düsteres & Geheimnisvolles, das mich seit jeher in seinen Bann schlug. Angefangen hat diese Manie, als ich zum ersten Mal vom Unglück der Titanic in meinen Kindertagen hörte, seither stapelt sich Buch um Buch in meinem erklecklichem Fundus. War meine Sammelwut zuerst nur auf dieses wohl berühmteste Schiffswrack der Geschichte fokussiert, habe ich mittlerweile ein zweites Steckenpferd entdeckt – meine Vorliebe für Seeschlachten – und dadurch eine ganze Menge anderer Titel meiner kleinen Bibliothek einverleibt.
„Der dunkle Turm“ wird von Stephen King selbst als sein Lebenswerk bezeichnet. Der erfolgreiche Autor erklärte den Ende 2004 erschienenen siebten Band „Der Turm“ zu seinem letzten großen Roman und Abschluss seines vor 22 Jahren begonnenen Turmzyklus, der als Metafiktion viele Bezüge zu anderen Werken Kings, zum Leben des Autors sowie der realen Welt herstellt.
Bereits vor dem Erscheinen des ersten Bandes, „Schwarz“ (1982), spukten die Gedanken zu der Gestalt des Roland von Gilead und die Grundlage zu seinem späteren Turmzyklus in Kings Kopf. Das 1855 von Roland Browning geschriebene Gedicht „Childe Roland to the Dark Tower came“ – man findet es auf Kings Dark-Tower-Homepage ]http://www.stephenking.com/DarkTower/ – setzte dabei einen kreativen Prozess in Gang, der sich nach und nach verselbstständigte, King wob immer mehr Bezüge zu seinen Romanen und der realen Welt in die Geschichte um den dunklen Turm ein.
Ein hochrangiger Offizier lebt im II. Weltkrieg seinen Drang als Serienkiller aus; dem für das Nazi-Regime peinlichen Treiben soll ein Ermittler unauffällig ein Ende bereiten, doch der Mörder ist geschickt, nutzt seine Privilegien und setzt seine grausigen Taten fort … – Dieser (deutsche!) Quasi-Vorläufer der seit Hannibal Lecter bestsellerabonnierten Killer-Thriller bedient sich bereits der bekannten Spannungselemente und hat seinen Unterhaltungswert nicht eingebüßt: lesenswert! Hans Hellmut Kirst – Die Nacht der Generale weiterlesen →
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