Rita Falk – Leberkäsjunkie. Der siebte Fall für den Eberhofer. Ein Provinzkrimi

Unorthodoxe Methoden eines Provinz-Cops

Schluss mit Fleischpflanzerln von der Oma oder mit »Warmen« vom Simmerl – die Cholesterinwerte vom Eberhofer sind so hoch wie die Laune im Keller. Dazu macht die Susi ihm Stress mit dem Sprössling Paul: knallhart durchorganisierte Besuchszeiten, da kennt sie kein Pardon.

Und dann dieser grausame Mord an einem Fremden in der Pension von der Mooshammer Liesl, der mit Brandpaste beschmiert und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wurde. Warum hatte sich dieser Gast nach Niederkaltenkirchen verirrt? Und warum wollte man ihn so brutal aus dem Weg schaffen? Als ausgerechnet der angolanische Fußballspieler Buengo vom FC Rot-Weiß Niederkaltenkirchen unter Mordverdacht gerät, nimmt der Eberhofer die Ermittlungen auf. (Verlagsinfo)…

Die Autorin

Rita Falk wurde am 30.5.1964 in Oberammergau geboren – so steht’s in ihrer eigenen Vita im Buch.

„Sie lebte bis zu ihrem achten Lebensjahr in ihrem Geburtsort und zog dann mit ihren Eltern zunächst für ein Jahr nach München, danach nach Landshut, wo sie für einige Zeit das humanistische Gymnasium besuchte. Die Autorin lebte mit ihrem zweiten Mann, dem früheren Polizisten Robert Falk, in München. Robert Falk verstarb am 2. Juli 2020 im Alter von 60 Jahren. Sie hat drei erwachsene Kinder. Bis zu ihrem Durchbruch als Bestsellerautorin war sie als Bürokauffrau tätig.

Rita Falk wurde durch ihre in dem fiktiven Ort Niederkaltenkirchen spielenden „Provinzkrimis“ um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer bekannt. In ihren Augen kommt der Drehort, die Marktgemeinde Frontenhausen, dem fiktiven Ort am nächsten. Nach drei von der Erzählweise her stark dialektal und umgangssprachlich geprägten Provinzkrimi-Bänden legte sie 2012 mit „Hannes“ ihren ersten Familienroman vor.“ (Quelle: Wikipedia.de)

Welche Bände bereits verfilmt worden sind, lässt sich im Wikipedia-Artikel leicht nachlesen. Jeder Krimi enthält eine Reihe von „Rezepten von der Oma aus dem Jahr 1937“. Sie trugen möglicherweise ebenfalls zu dem Erfolg der Krimis bei. Ab Band 5 hat jeder Krimi die vordersten Ränge der SPIEGEL-Bestsellerliste „Belletristik“ erreicht.

Die Eberhofer-Krimis

1. Winterkartoffelknödel. Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, dtv premium, 2010, ISBN 978-3-423-24810-5.
2. Dampfnudelblues. Roman. dtv premium, 2011, ISBN 978-3-423-24850-1.
3. Schweinskopf al dente. Roman. dtv premium, 2011, ISBN 978-3-423-24892-1.
4. Grießnockerlaffäre. Roman. dtv premium, 2012, ISBN 978-3-423-24942-3.
5. Sauerkrautkoma. Roman. dtv premium, 2013, ISBN 978-3-423-24987-4.
6. Zwetschgendatschikomplott. Roman, dtv premium, München 2015, ISBN 978-3-423-26044-2.
7. Leberkäsjunkie. Roman. dtv premium, München 2016, ISBN 978-3-423-26085-5.
8. Weißwurstconnection. Roman. dtv premium, München 2016, ISBN 978-3-423-26127-2.
9. Kaiserschmarrndrama. Roman. dtv premium, München 2018, ISBN 978-3-423-26192-0.
10. Guglhupfgeschwader. Roman. dtv premium, München 2019, ISBN 978-3-423-26231-6.
11. Rehragout-Rendezvous. Roman. dtv premium, München 2021, ISBN 978-3-423-26273-6.
12. Steckerlfischfiasko. Roman. dtv premium, München 2023, ISBN 978-3-423-26377-1.
13. Apfelstrudel-Alibi. Roman. dtv premium, München 2025, ISBN 978-3-423-26445-7.

Handlung

„Bei der Mooshammerin brennt’s, Franz!“, schreit die Oma, dass ich bald vom Kanapee flieg- „Und? Soll ich drüber pieseln? Herrschaftszeiten, ich bin bei der Polizei und nicht bei der Feuerwehr!“ So beginnt das neueste Lebens- und Kriminaldrama des Eberhofers. Der Dorfsheriff wird schließlich vom Bürgermeister und von Richter Moratschek persönlich vom Kanapee gerissen.

Der Landgasthof der Mooshammer Liesl sieht in der Tat wüst aus. Die Feuerwehr hat ganze Arbeit geleistet: Das Gebäude ist unbewohnbar. Der Eberhofer wird gebraucht, weil beim Löschen eine verkohlte Leiche gefunden wurde. Die nimmt er in Augenschein: Die Person muss furchtbar heiß gebrannt haben, denn sie hat sich in die Fechterhaltung verkrümmt. Ein klarer Fall für die Obduktion in Landshut. Derweil trampeln alle auf den Spuren herum, was die Spusi aus Landshut gar nicht freut.

Der Fußballgott

Und weil in der Pension von Mooshammer Liesl die neue Fußballperle vom FC Rot-Weiss Niederkaltenkirchen logiert hat, sorgt sich der Bürgermeister und Vereinsvorsitzende um eben diese Perle: Der Angolaner Buengo soll den FC in die Bundesliga führen. Ja, und was passiert? Richter Moratschek vergattert den Eberhofer dazu, den Buengo festzunehmen und die JVA Landshut zu sperren. Dort hat ein Spezi vom Eberhofer nur noch 71 Tage bis zu seiner Pensionierung „abzusitzen“. Der Sechzger-Schorsch ahnt noch nicht, was auf ihn zukommt, als der Buengo eingeliefert wird.

Ja, und die Mooshammerin? Die ist putzmunter und wundert sich über den ganzen Aufstand. Sie war im wohlverdienten Wellness-Urlaub und weiß von nix. Natürlich soll der Eberhofer jetzt ermitteln. Zumal von einem Hotelneubau am Ort gemunkelt wird. Der Flötzinger macht ihr pietätlos wie immer ein Angebot für die neue Heizungsanlage, das sie (fast) nicht ablehnen kann.

Dr. Brunnermeier ist auch da, um die Mooshammerin zu untersuchen. Bei ihr sei alles in Ordnung (wegen Wellness und so), aber der Eberhofer sehe ganz schlecht aus. Tatsächlich kriegt der Dorfsheriff von den vielen Leberkäs-Semmeln Herzkreislaufprobleme. Vorsichtshalber ruft er seinen früheren Kollegen Rudi Birkenberger an. Der hat gerade einen Heiratsschwindler aufliegen lassen und einen fetten Scheck eingesackt. Er braucht jetzt Action und wo gibt’s die, wenn nicht in Niederkaltenkirchen?

Das verdächtige Opfer

Die Mooshammerin kommt erst einmal bei den Eberhofers unter. Als waschechte Ratschn weiß sie auch, wer die Tote war: eine gewisse Saskia Grimm aus Frankfurt am Main. Die habe viel telefoniert mit einem, den sie „Schatz“ genannt hat. Und sie habe ihre erotische Unterwäsche öffentlich zum Trocknen aufgehängt. Öffentlich, Herrschaftszeiten! Was soll man davon halten?

Fast alle, bis auf Susischatz, lieben den Eberhofer und vertrauen ihm Beobachtungen und Gerüchte an. Demnach sei die Saskia Grimm beim Bürgermeister gewesen, um ein geeignetes Haus für ein kleines bis mittelgroßes Hotel zu suchen bzw. ein entsprechendes Grundstück. Aber wer braucht denn sowas, wirklich? Also, Niederkaltenkirchen nicht. Doch die grimm hat offenbar auch den oppositionellen Bruder vom Bürgermeister umworben – wer weiß, mit welchen weiblichen Argumenten.

Parallelermittlung

Der Birkenberger hat da weniger Hemmungen bei der Recherche. In Kaufbeuren entdeckt er ein Zimmer der Verstorbenen und dringt ohne zu fragen ein. In den gefundenen Unterlagen, die der Eberhofer nur sehr widerwillig annimmt, findet sich der Name einer Firma, die die Grimm offenbar entsandt hat. Aber was verbirgt sich hinter dieser „Venus-Bau GmbH“?

Weitere Verdachtsmomente

Die Saskia Grimm und hatte gerade eine Million geerbt. Na, sauber! Der Landrat hört auch gleich das Gras wachsen und steckt dem Eberhofer die brandheiße Nachricht: Wer, wenn nicht Saskias Mutter, hätte ein Motiv gehabt, ihre Tochter ins Jenseits zu befördern und diese Million selbst einzusacken?

Sackzement, und dabei ist die Frau Grimm senior doch so ein nettes Frauenzimmer. Das findet auch der Papa vom Eberhofer und macht sich Hoffnung, mit der Madame auf seine alten Tage noch einmal anzubandeln. Aber als sein Sohnemann seinen Verdacht äußert, brennt bei Eberhofers, ähm, die Hütte…

Mein Eindruck

In einen verschlungenen Plot hat die Autorin wie immer in dieser Reihe das mehr oder weniger groteske Privatleben der Hauptfigur gelochten. Nach den Abenteuern in den Vorgängerbänden hält das Chaos jedoch sehr in Grenzen, und das Aufregendste, das der Eberhofer erlebt, sind wohl seine Fressorgien.

Oja, er weiß reinzuhauen, und tut das bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Was meistens im trauten Heim, wo die Oma und die Mooshammer Liesl in der Küche walten, stattfindet. Hier macht der Eberhofer der Titelfigur alle Ehre – mit schlimmen Folgen. In unserer veganen Zeit kann der heutige Leser darüber nur noch müde lächeln, denn besagte Folgen sind mittlerweile hinlänglich bekannt. Eingefleischte Veganer können bloß noch die Augen verdrehen.

Auch das Klischee vom Muttersöhnchen wird noch bemüht. Der Eberhofer geht der Frage nach, wer das neue Hotel planen und bauen soll, wenn nicht ein Architekt. Er wird fündig, doch der besagte Architekt steht unter strenger Überwachung seiner Mama und hat deshalb eine Pornosammlung versteckt. In dieser findet der Eberhofer ein Foto de mittlerweile verblichenen Saskia Grimm…

Die Saskia hatte zu Lebzeiten einen großen Freundeskreis. Zudem gehörten die beiden Homosexuellen Conny, ihr alter Schulfreund, und dessen Lover Raphael, ein international tätiges Fotomodell. Wem von den beiden hat sie wohl das Herz gebrochen, fragt sich der Eberhofer. Mit tatkräftiger Hilfe seines Kumpels Birkenberger belauschen er die beiden Turteltäubchen mit sehr unorthodoxen Methoden – die unverhoffterweise zum Erfolg führen.

Unorthodox ist wohl das richtige Wort, um Eberhofer, seine Methoden und seine Funde zu beschreiben. Er tut fast alles, um die polizeiliche Bürokratie zu umgehen und schneller Ergebnisse zu erzielen. Ja, das ist fast sogar ein Pluspunkt für den Verdächtigen oder die Verdächtige, denn wer will schon seinen mehr oder weniger guten Ruf riskieren, wenn man durch den Dorfsheriff verhört oder sogar festgenommen wird?

Die Autos

Nicht nur das Essen bzw. Futtern ist dem Eberhofer eine Quelle der Lust, sondern auch schnelle Autos. Der Tiefpunkt ist definitiv, als sein Einsatzwagen demoliert wird, der Frust ist quasi maximal. Er braucht einen Ersatz, mindestens. Der alte Opel Admiral vom Papa tut’s gerade noch so, aber ein Mietauto ist auch nicht zu verachten. Als der Birkenberger mit einem Porsche aufkreuzt, weil „mal kurz“ nach Frankfurt am Main düsen musste, um eine weitere Bekanntschaft der Saskia zu befragen, setzt sich der Eberhofer gern mal in diese Nobelkarosse. In fünf Sekunden auf 100 km/h! Aber holla! Das lässt er sich gefallen. Sein Aufstieg lässt sich also eindeutig an der PS-Zahl seiner Karrossen ablesen.

Zutaten

Zu den unverzichtbaren Zutaten der Eberhofer-Krimis (s.o.) gehören die Kochrezepte. Hier sind es zwar nur fünf, aber sie haben es in sich. Damit auch Leser jenseits des Weißwurstäquators sie verstehen, ist ein GLOSSAR beigefügt, in dem der Leser diesmal über „Nudelsalat“ und „Rhabarber-Erdbeer-Marmelade“ von anno 1937 aufgeklärt wird.

Als besonderen Bonus wendet sich der Eberhofer Franz, stellvertretend für seine Schöpferin, direkt seine Leserschaft. Er bekundet seine ewige Dankbarkeit und diverse andere Dinge.

Unterm Strich

Der Eberhofer, in den Hörbüchern kongenial von Christian Tramitz („Huber & Staller“) gesprochen, war 2010 ein neuer Typ Held im deutschen Krimi. Nach 16 Jahren hat er natürlich so viele Nachfolger und -ahmer, dass ein Provinzkrimi ohne den schrägen und eigensinnigen Dorfsheriff bzw. -detektiv*in nachgerade unmöglich ist. Sie heißen „Klufti“ alias Kluftinger und Frau Maier. Der Regionalkrimi hat nicht nur Konjunktur, er ist auch aus der Krimi-Landschaft gar nicht mehr wegzudenken.

In diesem siebten Band hält sich die Spannung sehr in Grenzen. Der Ermittler und sein Spezi haken die Reihe der Verdächtigen ab – und halten die Liste der unerwünscht Verdächtigen sehr kurz. So wird mehr der Gerechtigkeit als dem Recht Genüge getan, sehr zum Vergnügen der geneigten Leserschaft. Dass beispielsweise ein Fußballgott in den Knast wandern soll, widerspricht jeder Art von Gerechtigkeit – da muss nachgeholfen werden. Und dass bei falschen Verdächtigungen leicht mal der Haussegen schief hängen kann, leuchtet ebenfalls ein.

Dass auch Krimis und Humor ihrer jeweiligen zeit verhaftet sind, zeigt sich, wenn man solche Regionalkrimis zehn Jahre zu spät liest. So blieb ich etwa auf Seite 196 stecken und kam aus diesem Loch fünf Jahre lang nicht mehr heraus. Das letzte Drittel bewältigte ich dann in zwei Tagen. Denn dann geht die Ermittlung richtig gut voran, wenn auch immer wieder das Schlaglicht auf die Famiie Eberhofer und die gemeinde Niederkaltenkirchen fällt.

Die Liebe kommt diesmal zu kurz, sieht mal man von der Liste der Lover der Saskia Grimm ab. Dass dort ausgerechnet zwei Homosexuelle auftauchen, dürfte seinerzeit in der bayerischen Provinz für Aufregung gesorgt haben. Heute kräht kein Hahn mehr danach – es sei denn, man(n) ist bei der Bundeswehr.

Hinweis

Der lohnenswerte Wikipedia-Artikel zur Autorin zeigt das Foto eines Verkehrskreisels in Frontenhausen, der bereits jetzt durch die Benennung nach dem Eberhofer geadelt worden ist. Der Dorfsheriff und sein Kollege mit der Videokamera zieren die Mitte des Kreisels – denn auf einem solchen Kreisel verliert der Sheriff des öfteren mal einen Verdächtigen aus den Augen.

Taschenbuch: 317 Seiten (mit Kochrezepten)
ISBN 9783868006841

www.dtv.de

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